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GESCHICHTEN in UNSEine Literatur- und Schreibwerkstatt in JVA Neuburg02. 01. 2013 – 06. 01. 2013mit Anant Kumar & Insassen
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„Ich habe die literarischen Ergebnisse der Schreibwerkstatt mit Herrn Kumar heute gelesen. … Sehr
schöne inhaltliche Ergebnisse!“
Ernst Meier-Lämmermann
Regierungsdirektor, Justizvollzugsanstalt Neuburg-Herrenwörth
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GESCHICHTEN in UNSAnant Kumar & Insassen der JVA Neuburg
Storys
Aufsätze
Betrachtungen
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Den Teilnehmern der Werkstatt gewidmet:
Für ihr anhaltendes Engagement.
Für ihr aufmerksames Können.
Für ihr beachtenswertes Arbeitsergebnis.
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INHALT
0. VORWORT 7
1. DIE FAHRT NACH BREGENZ 8
2. DIE MILLIONÄRE 12
3. HERMANN HESSE 13
4. STEROIDE IN DER MUKKIBUDE 14
5. NEUES IN DER ZUKUNFT 17
6. ZURÜCK IN MEIN LEBEN 19
Hinweis auf das Copyright 22
Anhang: Bericht der Werkstattkoordinatorin Frau Martina Korn
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0. Vorwort
Im Januar 2013 arbeitete der Schriftsteller Anant Kumar mit den jungen Insassen der JVA Neuburg.
Die einwöchige Literatur- und Schreibwerkstatt wurde von der Lehrerschaft der Anstalt
liebenswürdig und aufmerksam begleitet.
Die sieben Teilnehmer diverser Nationalitäten und Herkunft brachten reges Interesse und
Engagement mit, das sich in ihrer Arbeitskonzentration durchgängig über die fünf Arbeitstage
wiederspiegelte. Die vorliegenden Texte der Teilnehmer sind äußerst unterschiedlich in ihrem
Genre: Manche sind poetisch eindringlich, es gibt informative, essayistische Abhandlungsversuche,
es wird humorvoll mit einer kritischen Entfernung über die peinlichen Ereignisse des Lebens
berichtet…
Es wurde äußerst geringe Korrektur (inhaltlich & sprachlich) vorgenommen.
Wir, der Werkstattleiter Anant Kumar und die JVA Neuburg, danken der Jungendkunstschule Köln
für die Förderung des Projekts.
Anant Kumar
Kassel, den 05. März 2013
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1. Fahrt nach Bregenz
Es war ein Tag wie alle anderen, auch heute wurden mehrere Stunden in der Spielothek verbracht
und die EC-Karte immer mehr ins Minus gebracht. Weder ich noch Patrick wollten nachhause
gehen, dort ist ja schließlich nichts zu tun.
Luca: Habe erfahren, dass es in Bregenz ein richtiges Casino gibt. Hast du Lust jetzt hinzufahren?
Patrick: Jetzt noch? Ist es nicht schon zu spät?
Luca: Jetzt komm, können ja beide etwas abheben und einfach spontan losfahren. Ich zähle da auf
dich.Versuchen wir dort unser Glück, wer weiß, vielleicht kommen wir als Millionäre zurück.
Gesagt, getan. Schon saßen wir umgezogen im Auto und fuhren los, um das Unbekannte und Neue
kennen zu lernen.
Während der Autofahrt herrschte eine sehr große Aufregung in uns. Die Aufregung der
Ungewissheit, wie es dort ablaufen wird. Es fühlt sich so an, als wäre man kurz davor eine
Abschlussprüfung zu schreiben. Nach einer guten Stunde sahen wir das Schild „Bregenz“ und
fuhren im Parkplatz des Casinos ein.
Viele Ampeln trennten dort den Verkehr und sorgten für Ruhe. Wir stiegen aus und waren
überwältigt. Wir konnten nicht glauben, was wir sahen, und bekamen kaum Worte mehr aus dem
Mund. Wir waren einfach nur fassungslos. Es hatte all unsere Erwartungen übertroffen. Die
Beleuchtung des Casinos sowie der große Wasserfall mit kristallblauem Wasser vor dem Eingang
luden ein in das Casino einzutreten.
Das Casino war mindestens fünfzig Mal größer als wir es uns vorgestellt haben. Man konnte es
schon mit einem Labyrinth vergleichen. Schon von der Eingangstür aus konnte man mehrere
Poker-, Black Jack- und Roulette-Tische sehen. Die Atmosphäre war einzigartig. Alle Leute waren
sehr nobel angezogen und man konnte erkennen, dass diese im Vergleich zu uns mit Geld um sich
warfen. Wer weiß, vielleicht wird das eines Tages auch bei und der Fall sein.
Luca: WOW! Schau es dir mal an. Hier ist es schon fast wie ein Traum.
Patrick: Kann es schon kaum mehr erwarten hinein zu gehen. Verspiel aber nicht wieder alles wie
immer, sonst wird es ein Alptraum, hehe!
Luca: Komm, verlieren wir keine Zeit, lass uns reinlaufen.
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Doch es hätte keiner von uns damit im Geringsten gerechnet, dass dieser Abend so enden würde.
Die Tür öffnete sich und man konnte gleich die Geräusche der belegten Automaten, begleitet von
einer schönen und ruhigen Hintergrundmusik, hören.
Mit jedem Schritt, den wir der wunderschönen blonden Frau beim Empfang näher kamen, stieg die
Aufregung. Wir waren voller Freude und konnten es kaum erwarten endlich drinnen zu sein um
unser Glück versuchen zu können. Die Freude war so groß, dass wir beide mit einem sehr großen
Grinsen im Gesicht rumliefen. Endlich beim Empfang angekommen
Frau (Empfang): Hallo und herzlich willkommen in unserem Casino. Ihre Ausweise bitte!
Patrick trat als erster vor und legte seinen Ausweis auf der Theke. Jeder konnte gleich bemerken,
dass er sehr ungeduldig war, da seine Hand vor Lauter Freude dabei zitterte. In seinen Augen
konnte lesen wie in einem Buch.
Die Frau beim Empfang begutachtete kurz seine Kleidung, ob sie auch den Vorschriften entsprach,
gab ein paar Daten in den PC ein, und schon durfte er problemlos eintreten.
Frau (Empfang): Wir wünschen Ihnen einen schönen und angenehmen Aufenthalt. Wenn Sie Fragen
haben, stehe ich Ihnen selbstverständlich jederzeit zur Verfügung.
Diese fünf Minuten kamen mir vor wie dreißig! Jetzt war ich an der Reihe. Ich griff langsam in
meine Hosentasche, holte meinen Geldbeutel raus und bemerkte etwas Schreckliches – mein neuer
Geldbeutel war zerkratzt. Aber in diesem Moment spielte das alles gar keine Rolle. Mir war alles
egal, da die Freude viel größer war. Die Freude, endlich eintreten und alles live sehen zu können.
Ich öffnete meinen Geldbeutel und wollte der hübschen Frau meinen Ausweis reichen. Doch mein
Ausweis war dort nicht zu sehen. Das Adrenalin in meinem Körper stieg auf einen Schlag von null
auf hundert und ich fing an alle meine Taschen abzutasten, um den Ausweis - halb hoffend - halb
verzweifelnd - doch noch zu finden. In den Hosentaschen … nichts! In den Jackentaschen …
nichts! Der Ausweis war nicht zu finden.
Patrick: Haha, jetzt komm, Luca, ich weiß sowieso, dass du wieder einen Scherz machen willst!
Gehen wir rein!
Luca: Es ist kein Spaß! Ich finde meinen Ausweis nicht! Vielleicht liegt er bei dir im Auto.
Patrick: Das kann nicht sein, du hast ihn ja gar nicht rausgeholt. Hast du ihn überhaupt
mitgenommen?9
BOOM! Auf einen Schlag wurde mir kalt, und der Schweiß floss gleichzeitig meinen Rücken
hinunter.
Luca: Fuck, habe den Ausweis wahrscheinlich daheim liegen gelassen. Habe gar nicht daran
gedacht, da wir ihn daheim in der Spielothek Memmingen nicht brauchen.
Die Frau war sichtlich berührt, konnte mich aber ohne Ausweis unmöglich rein lassen.
Anschließend bat sie uns das Casino unverzüglich zu verlassen.
Frau (Empfang): Ihr seid jederzeit wieder herzlich willkommen, aber Ausweis nicht vergessen! Auf
Wiedersehen!
Luca: Ciao!
Patrick: Auf Wiedersehen!
Die Nacht war noch lang und keiner von uns wollte schon heim gehen, dort war ja schließlich
immer noch nichts zu tun. Deshalb mussten wir uns schnell was einfallen lassen.
Patrick: Was jetzt?
Luca: Ich weiß es nicht. Sollen wir uns mal hier in Bregenz in einer Spielothek oder Disco
umsehen?
Patrick: Ohne Ausweis!?
Luca: Wer weiß, vielleicht klappt es ja.
An Patricks Stimme konnte man erkennen, dass er sehr traurig über das ganze Geschehen war.
Patrick: Ok, lass es uns versuchen.
Nach zahlreichen Fehlversuchen war die ganze Hoffnung, Freude, gute Stimmung und Aufregung
weg. Beide wollten einfach nur noch zurück fahren. Die Stimmung in unserem Auto war sehr
mager. Die Enttäuschung des Abends lag groß vor unseren Augen. Das machte die ganze Autofahrt
um einiges länger.
Luca: Komm, zieh nicht so ein Gesicht! Wenigstens haben wir gesehen, wie es dort war.
Patrick: Ja, ich finde es nur schade, dass wir es nicht von innen sehen konnten. Wir hätten bestimmt
unser Glück getroffen und wären jetzt schon reich.
Luca: Es kommen noch mehrere Tage, irgendwann wiederholen wir es, aber dann mit Ausweis,
haha! Lass uns bitte kurz zu unserer Spielothek fahren, da es mit Bregenz nicht geklappt hat.
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Die Nacht wurde langsam wieder zum Morgen. Es wurde wieder ein Tag wie alle anderen. Wieder
einmal wurden mehrere Stunden in der Spielothek verbracht, nur mit dem Unterschied, dass dieses
Mal mein Konto durch einen unerwarteten Gewinn erheblich ins Plus gebracht wurde.
Als die Bedienung mir das Geld übergab, wollte ich es in die Innentasche meiner Jacke stecken,
damit ich es auf dem Weg zur Bank nicht verliere. Dort würde ich es dann auf mein Konto
einzahlen.
Ich öffnete die Tasche und spürte etwas darin … MEIN AUSWEIS! Er hatte sich die ganze Zeit
darin befunden. Hatte vergessen, da rein zu schauen, sonst wären wir jetzt im Casino Bregenz
drinnen.
Luca: Das Schicksal wollte, dass ich hier gewinne.
(TN I)
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2. Die Millionäre
Die Millionäre können reisen wann, wie lange und wohin sie wollen. Sie können kaufen, was
immer sie wollen - ohne Begrenzung. Sie haben die teuersten Klamotten und die teuersten Autos.
Sie können Tag und Nacht Partys feiern - ohne Begrenzung. Die Reichen werden immer reicher und
die Armen immer ärmer. Die Reichen haben ein schönes und glückliches Leben.
Es gibt verschiedene Arten von Millionären: Die einen haben es mit Glück und andere mit harter
Arbeit zum Erfolg geschafft. Es gibt Vorurteile, dass es Millionären gut geht. Aber sie können nicht
alles haben, z.B. können sie mit Geld keine Menschen heilen. Außerdem können sie ehrliche und
falsche Freunde nicht unterscheiden, weil es immer mehr gibt, die hinter ihrem Geld her sind.
Es gibt Millionäre, z. B. Bill Gates, der im Jahr 2,2 Milliarden US Dollar verdient - mehr Geld als
er je ausgeben kann. Er ist nicht nur einer der reichsten, sondern auch einer der klügsten Menschen
der Welt. Er verdient, selbst wenn er schläft, 66,6 US Dollar pro Sekunde. Sein Haus ist 200
Millionen Euro wert und eine der hightechmäßig best ausgestattetsten Villen der Welt.
Man kann sich sehr viel kaufen und sich oder aber auch andere damit glücklich machen. Man kann
sich ein Auto kaufen, auch wenn man es nicht mehr braucht, oder ein neues Haus. Man kann, wenn
man will, mit dem Privatjet von Berlin nach Paris und von dort aus nach New York fliegen und
einen Urlaub machen. Man ist nicht mehr in Geldnot, sondern kann ein Geschäft öffnen und es
laufen lassen.
Man könnte aber auch für Gleichberechtigung sorgen, indem die Reichen mehr Steuern an den Staat
zahlen würden oder indem sie für jede Million 10% an Arme spenden. Dann würde es nicht soviel
Arme mehr geben und keine Hungersnöte mehr. Auf jeden Fall nicht mehr so viele. Oder wenn die
Reichen sich zusammen tun und Schulen bauen lassen würden, würde es nicht mehr so viele
Analphabeten geben. Die Armen wären bestimmt glücklich, dankbar und gebildeter denn je und
eine bessere Welt würde uns erwarten.
(TN II)
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3. Hermann Hesse
Der Schriftsteller Hermann Hesse ist der beeindruckendste Mensch, von dem ich je gehört habe.
Seinen Roman „Rosshalde“ habe ich in einer Nacht gelesen. Die Art, wie er Dinge beschreibt, ist
einmalig. Er zwingt den Leser regelrecht dazu die Geschichte bis zum Ende zu lesen. Er fängt den
Geist seiner Zeit so exakt ein, dass man sich in diese Zeit zurückversetzt fühlt.
Der Roman „Siddhartha“ war das erste Buch, das ich in meinem Leben gelesen hatte. Ich war völlig
überwältigt davon, was für einen Blick der junge „Siddhartha“ auf die Welt hatte. Jedes Wort in
diesem Buch ergab für mich einen Sinn, erschien mir logisch. All meine Fragen wurden beantwortet
und ein Schaudern lief mir über den Rücken, als mich die Erkenntnis packte und mir die Augen
öffnete.
In dem Roman „Demian“ hatte ich mich von der ersten Seite an vollkommen verloren. Es war mir
unheimlich, wie sehr der kleine „Sinclair“ mir ähnelte, wie er zwischen den zwei Welten lebte,
einmal in der „guten Welt“ bei Mutter und Vater und seinen zwei Schwestern. Diese Welt war frei
von Sünden, in dieser Welt war alles rein. Und dann diese andere Welt, die „schlechte Welt“ voll
von Leid und schlechtem Gewissen, Verbrechen und verlorenen Seelen. Angeführt von seinem
Peiniger gab es für „Sinclair“ keinen Ausweg, kein Entkommen aus dieser „schlechten Welt“. Ihn
plagte sein schlechtes Gewissen, dass er die „schlechte Welt“ mit in sein Zuhause die „gute Welt“
nahm. Hier wird einem klar gemacht, wie nah diese zwei Welten nebeneinander laufen.
In seinen Geschichten spiegeln sich die Probleme und Hürden wider, die die Menschen mit sich
tragen und halten sie dem Leser vor.
Hesse ermöglicht dem Leser durch seine Texte die Aufgaben des Lebens aus einem anderen
Blickwinkel zu betrachten.
Er regt den Lesenden dazu an, selbstkritisch über sich und sein Leben nachzudenken und seinen
geistigen Horizont zu erweitern.
(TN III)
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4. Steroide in der Mukkibude
Steroide werden immer bekannter in den Mukkibuden: Mc Fit, Jumpers usw.. Immer mehr
Jugendliche nehmen nicht mehr Kreatin und Eiweiß zu sich, sondern Steroid, da sie immer mehr
und immer schneller an Muskeln zunehmen wollen. Diese Substanzen sind z. B. in Tabletten wie
Dianabol Tabs enthalten. Sie beinhalten 5-10 mg Wirkstoff. Bis zu acht Tabletten am Tag fördern
die Maßezunahme sehr schnell, da es ein Steroid ist, das den Eiweißspiegel sehr schnell hoch setzt.
Damit fangen die meisten Leute an.
Es wird dosenweise verkauft, 1000 Stück pro Dose kosten ca. 250 Euro oder mehr auf dem
Straßenmarkt. Dazu kommen meistens noch Testosteron und Winstrol, um die aufgebaute Masse
schnell zu definieren, um die einzelnen Muskelfasern intensiver zum Vorschein zu bringen. Jedoch
bleibt es nicht bei der oralen Einnahme, sondern es wird intramuskulär gespritzt, meistens in den
Po-Muskel. Testosteron und Winstrol haben einen sehr viel höheren Anteil an Wirkstoffen, und
zwar 250-300mg. Es wird in Abständen von drei bis vier Tagen gespritzt. Der Preis einer Ampulle
ist so ca. sechs bis acht Euro auf den Straßenmarkt. Danach kommen die gefährlicheren Substanzen
wie Deca-Durubolin und Trenbolon zum Muskelhärten und Wasser-Entziehen, damit alles richtig
schöne Formen bekommt.
So eine Ampulle kostet ca. neun bis elf Euro auf der Straße. Der Muskelaufbau mit diesen
Substanzen braucht ca. fünf bis sechs Monate bei richtiger Ernährung, mit Trainingsplan, und
Spritzeinheiten. Die Substanzen werden meist auf dem Schwarzmarkt erworben. Es gibt
Herstellernamen wie British Dragon aus Britannien (doch dieser Hersteller ist pleite gegangen und
deswegen ist das billigste Zeug auf dem Markt und sehr viele Fälschungen gehen rum), Galenika
aus Serbien, Rotex und Eifelfango aus deutscher Herstellung.
Diese drei Hersteller sind am beliebtesten, weil es kaum Fälschungen gibt und weil es die beste
Qualität ist. Die meisten Leute sind sich meistens nicht bewusst, was sie kaufen. Sie hören meist
nur Testosteron und schlagen sofort zu, und wissen nicht, was in so einer Ampulle wirklich drin ist.
Es gibt viele Fälschungen, die Nussöl beinhalten. Wenn das der Fall ist, ist ein Leben in großer
Bedrohung. Wenn jemand das spritzt, bilden sich meist Tumore in den Organen! Natürlich ist
originales Zeug NICHT UNGEFÄHRLICH! Viele wissen nicht, was es alles für Spätfolgen und
Nebenwirkungen haben kann. Ich zähle mal ein paar von ihnen auf: Es kann zu einem Leber- und
Nierenversagen kommen, Bluthochdruck, Herzinfarkt beim Training, Akne, Haarwuchs, Hautrisse!
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Bei Dianabol kann es dazu führen, dass sich Östrogen aufbaut und die Brüste anschwellen und zu
Frauenbrüsten werden, was dann zu einer OP führt. Die Schwellung tut sehr weh. Aber es gibt auch
Östrogenblocker! Man sollte sich schon auskennen bei einem Kauf von solchen Substanzen. Auf
Ampullen sind auch sogenannte PIT-Nummern gedruckt, die auch Aufschluss darüber geben, ob sie
gefälscht sind oder nicht, was viele auch nicht wissen. Ich würde jedem Typen empfehlen, sich vor
einem Kauf gut zu informieren und sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Und wenn ihr kauft,
geht vorher zum Arzt, lasst das Zeug prüfen und es vom Arzt injizieren! Denn beim Falsch-Spritzen
können sich auch Abszesse bilden, und es kann dann sehr schmerzhaft werden, diesen Abszess zu
entfernen!
Der größte Untergrundbetrieb war Pharmaceuticals. Er bestand aus zwei Personen, einem Chemiker
und einem unehrenhaft entlassenen Polizisten. Sie haben sich zusammengetan in einem Dorf in der
Nähe von Sachsen. Sie haben alles billig in Indien herstellen lassen, alle Steroide von A-Z, auch
Potenzmittel (viagra) und Benzos wie Valium und vieles mehr! Sie haben dann alles nach
Deutschland importiert und verkauft in Hotels, Mukkibuden, Internetplattformen, jedoch hatten sie
ihre Untermänner, die das Zeug an den Mann brachten. Sie lagerten das Zeug palettenweise in einer
Garage auf einem Grundstück in Sachsen: ca. 100000 Ampullen, 50000 orale Steroide und vieles
mehr. Sie schrieben dann auch ein Buch mit Experten und Ärzten, sie nannten es: „Anabole
Steroide, Das Schwarze Buch 2010“, das unter dem Pseudonym D. Sinner verfasst wurde. Dort
steht über jedes Steroid alles, zudem enthält es Trainingspläne, verrät, wo man es bezieht und wie
man in kurzer Zeit schnelle Ergebnisse zusammenbringt
Diese zwei Männer hatten eine Gewinnspanne von über 400 Prozent und verdienten über zehn Jahre
lang Millionen von Euros. Das Grundstück kostete eine halbe Millionen, sie hatten zwei bis drei
Luxusschlitten in der Garage, feierten Partys ohne Ende! Irgendwann bekam die Polizei doch was
mit und durchsuchte die Wohnung dieser zwei Kerle. Sie suchten nach sowas wie einer
Buchführung, einer Liste, an wenn sie verkauften (darunter waren auch Profisportler wie z. B. Jan
Ullrich und viele mehr in der Bodybuilding Szene).
Doch die Polizei konnte zunächst nichts beweisen, bis sie einen neuen Hinweis auf diese Garage in
der Nähe von Sachsen erhielt. Und so machte sie den größten Fund an Steroiden in der Welt - in
Deutschland!
Locker dreißig Paletten mit Steroiden bedeckt wurden rausgefahren, und die Spur führte zu den
zwei Verdächtigen, sie kamen in Haft. Mittlerweile haben sie alles zugegeben, auch das anonyme
Buch, das sie mit Experten zusammen unter dem Pseudonym D. Sinner verfasst hatten. Nun wurde 15
alles wurde beschlagnahmt - die ganzen Millionen, die Häuser, die Autos, einfach alles!
Ihnen drohen sechs bis acht Jahre Haft oder mehr!
(TN IV)
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5. Neues in der Zukunft
Weniger Umweltverschmutzung durch neue Technologien.
Man erwartet viel von der Zukunft, denn es wird immer mehr davon gesprochen, dass die Welt
verbessert werden muss. Jedes Jahr wird darüber gesprochen, wie sehr die ganzen schädlichen
Abgase unsere Welt zerstören. Es ist nicht so leicht, wie man sich das vorstellt, die Welt zu
verändern.
Wenn man an den ganzen Kosten denkt, dann ist das schon eine heikle Sache. Man müsste sich
gemeinsam und intensiv darüber unterhalten, wie man zusammen die Zukunft verändern könnte und
daran arbeiten, dass die Natur noch mehr geschützt und gepflegt wird. Viele sprechen von neuen
Technologien und Computertechniken, aber ob dass wirklich so klappt wie sie sich das vorgestellt
haben?
Es ist ein Thema, worüber man sich wirklich ausführlich unterhalten sollte, denn die Welt geht,
wenn nichts verändert wird, immer mehr kaputt. Allein die ganzen Industrien verschmutzen die
Welt und führen zu Umweltkatastrophen. Es gibt schon einiges, das verbessert wurde wie z.B.
Windräder oder Solarenergie oder auch Elektroautos, aber das ist ja schon eine teure Angelegenheit
und nicht jeder kann sich das leisten. So viel Strom, den die Welt auch braucht, kann man nicht nur
aus Solarenergien oder Windrädern erzeugen.
Also braucht man etwas Effektiveres, das auch große Menge an Energie erzeugen kann. Hohe
Kosten kann man bei so einem Aufwand leider nicht vermeiden. Daran kann man feststellen, dass
das nichts für jedermann ist, denn nicht jeder auf der Welt besitzt so viel Geld. Es müsste etwas
geben, worauf sich alle Menschen, ob sie viel oder nicht so viel Geld haben, beschränken können.
Man könnte gezielt bestimmte Gewohnheiten des Energieverbrauchs verändern wie z.B. mehr
Biogasanlagen benutzen oder z.B. im Haushalt recyclingfähiges Papier gebrauchen. Das würde für
viele kostengünstiger und außerdem Umweltfreundlicher sein.
Es gibt viele Ideen zu alternativen Energien, aber letztendlich werden sie nur teilweise umgesetzt.
Viele sagen auch, dass es schwierig ist, alles um zusetzten und es nicht so leicht ist alles zu
ersetzen. Es wird noch viele Jahre dauern, bis das alles geregelt ist. Politiker reden und zerreden,
und unsere Welt geht immer mehr zugrunde. Irgendwann muss ja etwas passieren, ansonsten wird
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es zu spät sein. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Welt nicht noch mehr zerstört
wird. Es ist wichtig, dass wir mit den Energien und Ressourcen umweltbewusster umgehen, um uns
und die Welt zu schützen.
(TN V)
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6. Zurück in mein Leben
06:05 Uhr am Morgen, ich öffne die Augen und begrüße den Beamten der in meiner Tür steht. Mit
einem strahlenden Gesicht stehe ich auf und beginne mich ein letztes Mal frisch zu machen. Der
Gedanke, dass ich in wenigen Stunden wieder mein eigenes Leben zurück habe, ist so schön wie
Pommes mit Mayo. Es klopft an der Tür und daraufhin lasse ich den wartenden Kollegen in die
Zelle und wir trinken „Abschiedskaffee“. Mein restlichen Tabak und den Rest überlasse ich ihm
natürlich auch und er bedankt sich bei mir und wünscht mir viel Glück für meinen neuen Start.
Daraufhin verlässt er meine Zelle und ich werde durch die „Sprechanlage“ vom Beamten ins Büro
gerufen. Dass es mir super geht, wusste jeder, der mich auf dem Weg zum Büro sah, und ich bekam
auch von den meisten Glück wünsche für mein Leben draußen. Im Büro angekommen, gab der
Beamte mir noch die letzten Tipps, wie ich meine Haftraum hinterlassen soll. Daraufhin begebe ich
mich für die restliche Zeit in meinen Haftraum und schaffe Ordnung. Die Zeit vergeht wie im Flug
und der Gedanke an die Freiheit gibt mir die Kraft, die ich benötige. Dann schließlich ist es soweit
und der Beamte kommt zur „Haftraumabnahme“ und zur „Schlüsselabgabe“. In meinem Kopf spielt
die Melodie „ It’s the final countdown“ in einer Endlosschleife und sie war nicht zu stoppen. Ich
fühle mich wie unbesiegbar, obwohl ich noch nicht draußen war und somit lasse ich den Blick noch
ein letztes Mal durch mein letztes „Zuhause“ gleiten.
Auf meiner inneren Checkliste hakte ich wieder und wieder Dinge ab, die ich hinter mir hatte, und
somit hatte ich als nächstes die Bücherabgabe im Kopf. Während ich mein Hab und Gut auf den
Wagen stelle, schießen mir unendlich viele Sachen durch den Kopf … Wer wird wohl kommen?
Mama, Papa, Freundinnen/Freunde? Oder vielleicht haben sie einen Unfall und ich bin alleine?
Alleine! Dieses Wort hat mich in den letzten Jahren ständig begleitet, also schlage ich es mir aus
dem Kopf! Durch das Reifengequietsche vom rollenden Wagen werde ich aus meinem Tagtraum
gerissen und bemerke, dass der Beamte mir die Türe zur Schule aufhält. Die Bücher und meinen
Ausweis brauche ich nicht lange suchen, denn ich hab sie ganz oben auf den Stapel gelegt. Somit
begebe ich mich zum Beamten und er nimmt mir freundlich alles ab und scannt die Bücher ein.
Währenddessen schießen mir die Titel oder die Verfasser-Namen der Bücher, die ich gelesen habe,
durch den Kopf: Harry Potter 1-7, Twilight 1-4, Stephen King und noch viele mehr. Die Hand auf
meiner Schulter signalisiert mir, dass wir fertig sind, und der nächste Punkt auf meiner Checkliste
ist, die Haftkleidung für immer loszuwerden.
Der Weg zur „Kammer“ ist nicht wirklich weit – rechts, dann links und wieder rechts, und schon
bin ich eine Station weiter laut meiner inneren Liste. Der Kammer-Hausarbeiter, der schon so lange
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wie ich sitzt, holt meine aufbewahrte Kleidung aus einem Sack. Ich bin gespannt, ob mir meine
Sachen noch passen werden. Bei Socken und Boxershorts hatte ich keine Probleme, die Hose geht
auch noch einwandfrei zu, nur beim T-Shirt merkte ich, dass mir die Ärmel in meinen Bizeps
schnitten. Aber darauf bin ich stolz, denn es war so wie Papa immer sagt: „Harte Arbeit zahlt sich
aus!“. Dem Kollegen aus der Kammer reiche ich die Hand, und daraufhin begebe ich mich vor zur
Torwache, wo ich mein Geld ausgezahlt bekomme. Endlich wieder Kohle in der Hand, und auch
noch so viel auf einmal! Durch das Panzerglas redet der Beamte mit mir über tausend Sachen und
aus Höflichkeit will ich ihm nicht sagen, dass mich das alles momentan nicht im Geringsten
interessiert. Nach einer gefühlten halben Stunde und einem tauben Ohrenpaar schiebt mir der
Beamte das Geld auf die andere Seite des Panzerglases. Er wünscht mir viel Glück auf meinem
Weg und in mir drinnen beginnt ein rasantes Feuerwerk. Ich war FREI in genau drei Metern, zwei
Metern, einem Meter: FREIHEIT! Ich wollte losschreien! Ich war frei, hatte eine stolze Summe von
2.300 Euro in der Tasche und mein Leben zurück. Doch, was ich draußen sah, hatte ich wohl am
wenigsten erwartet.
Wenn ich etwas im Knast gelernt habe, dann ist es, immer mit etwas zu rechnen, mit dem man nicht
gerechnet hat. So war es auch, als ich meinen ersten Schritt ins neue Leben machte. Dort draußen
warteten nicht zehn bis fünfzehn Menschen oder vielleicht mehr, sondern gerade mal meine drei
besten Kumpels. Und auch wenn ich gedacht hatte, dass es mehr sein würden, war ich so froh
darüber, sie endlich wieder zurück zu haben. Mir war schon bei der Inhaftierung klar gewesen, dass
ich ein paar falsche Freunde hatte, aber ich hab mir so viel anhören müssen wie: „Wir schreiben
jeden Tag und holen dich auf jeden Fall ab. Bullshit! Na ja, und bei meinen Eltern hatte ich mir fast
gedacht, dass keiner kommt, da mein Vater montags auf Montage ist und meine Mutter nicht fahren
konnte. Egal war es mir nicht, aber – hallo! – ich war frei! Der glücklichste Mensch war ich und mit
einen strahlenden Gesicht sprintete ich auf meine Kumpels zu und umarmte sie gefühlte dreißig
Minuten. Zwar hatte ich nicht das Gefühl, dass sie mir jemand wegnehmen würde, aber ich wollte
die drei jetzt für mich alleine haben. Vor meinem geistigen Auge erschienen die letzten zwei Jahre
Knast und mir war klar, dass ich diese Zeit niemals vergessen würde. Egal wie hart es manchmal
war, ich habe es durchgestanden! Aber für mich zählte jetzt nur Eines: ich hab die Zeit im Knast
hinter mir, hab die besten drei Kumpels, die fast alles für mich tun würden, und das Beste: Ich war
wieder frei! Ich hatte im wahrsten Sinne des Wortes mein Leben zurück.
(TN VI)
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HINWEIS auf das Copyright:
bei Anant Kumar & JVA Neuburg. Kein Teil des vorliegenden
Werkes in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des
Werkstattleiters oder/und der Anstalt JVA Neuburg vervielfältigt oder
verarbeitet werden.
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„STORIES CAN CONQUER FEAR, YOU KNOW. THEY CAN MAKE THE HEART BIGGER.“
„Geschichten können die Ängste besiegen, … Sie können das Herz erweitern.“
BEN OKRI
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