Ibanez JSM10 John Scofield - musik- · PDF fileJohn Scofield und seine Ibanez AS200 aus dem...

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John Scofield und seine Ibanez AS200 aus dem Jahr 1981 bilden eine legendäre Einheit. Kein Wunder, dass seine Signature JSM100 diesem begehrten AS-Modell nachempfunden wurde. Die japanische Wunderwaffe hat natürlich ihren Preis. Daher schickt Ibanez nun die chinesische Alternative JS10 ins Rennen. Wird sie der Scofield-Doktrin des erhabenen Tons gerecht? IBANEZ JSM10 JOHN SCOFIELD FACTS Herkunft China Korpus Riegelahorn, laminiert Hals Sapele, geleimt Halsprofil D-Profil, medium Griffbrett Ebenholz Radius 12“ Halsbreite Sattel: 43 mm; 12. Bund: 53 mm Bünde 22 Medium-Jumbo: 2,6 x 1,0 mm Mensur 62,8 cm/24,75“ Pickups 2 x Ibanez Super 58 Humbucker Regler 2 x Volume, 2 x Tone Schalter Dreiweg-Toggle, Tri-Sound-Switch Hardware Ibanez Mechaniken, ART-1 Steg, Quick Change III Tailpiece Gewicht 3,8 kg Linkshänder nein Internet www.ibanez.de Empf. VK-Preis 1.285,- inklusive Koffer Preis-Leistung das Center; er verbindet Decke und Boden. Späht man durch die F-Löcher, zeigt sich, dass die Verarbeitungsqualität absolut stimmig ist. Diesbezüglich gibt es am ganzen Instru- ment nichts auszusetzen. Die Mehrfachbin- dings sowie die aufwändigen Inlays aus Acryl und Abalone zeugen von Präzision. Auch die Bundabrichtung ist gelungen. Dank des Art- star Fret Edge Treatment weisen die 22 Bünde besonders runde Kanten auf und hemmen den Spielfluss der Greifhand in keiner Weise. Die Halsmaße, die Scofield so sehr an seiner D ie AS200-Instrumente der frühen 80er Jahre gehören zweifellos zu den besten semiakustischen Gitarren, die je gebaut wurden. Sie weisen nicht von ungefähr die längste Laufzeithistorie im Ibanez- Produktkatalog auf. Johns Signature- Modell JSM100 kommt dem Original recht nahe. Nun stellt sich die Frage, ob beim chine- sischen Modell Abstriche zu verbuchen sind. Rein äußerlich fällt erst mal nichts auf, außer dass das Vintage-Yellow-Sunburst-Finish et- was heller anmutet als die Vintage-Sun- burst-Lackierung der japanischen Schwester. Obendrein weist die JSM10 zusätzlich einen Miniswitch zur erweiterten Klangformung auf. Prächtige Maserung Die Unterschiede beziehen sich le- diglich auf Sapele statt Mahagoni als Holzessenz für den Hals und die Be- stückung mit Hardware aus dem eige- nen Hause statt von Gotoh. Sapele, auch „afrikanisches Mahagoni“ genannt, bezeichnet eine eigene Holzart. Es ist in seinen Eigenschaften dem klassischen Mahagoni nicht un- ähnlich. Der Korpus der JSM10 besteht aus intensiv gema- sertem, laminiertem Riege- lahorn, das sowohl für die gewölbte Decke und den Boden als auch die Zar- gen verwendet wurde. Durch das makel- lose Transparent-Finish schimmert die prächtige Maserung. Im Prinzip präsentiert sich das Shaping auf ES- 335-Basis mit spitzeren Cut- aways und kantigerer Formfüh- rung. Ein Sustainblock durchläuft Ibanez JSM10 John Scofield Prachtstück mit Pfund C C Ragnar Singsaas/Redferns 120 GEAR e-gitarre 9/15 PPVMEDIEN 2015

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John Scofield und seine Ibanez AS200 aus dem Jahr 1981 bilden eine legendäre Einheit. Kein Wunder, dass seine Signature JSM100 diesem begehrten AS-Modell nachempfunden wurde. Die japanische Wunderwaffe hat natürlich ihren Preis. Daher schickt Ibanez nun die chinesische Alternative JS10 ins Rennen. Wird sie der Scofield-Doktrin des erhabenen Tons gerecht?

IBANEZ JSM10 JOHN SCOFIELD

FACTS

Herkunft China

Korpus Riegelahorn, laminiert

Hals Sapele, geleimt

Halsprofil D-Profil, medium

Griffbrett Ebenholz

Radius 12“

Halsbreite Sattel: 43 mm;12. Bund: 53 mm

Bünde 22 Medium-Jumbo:2,6 x 1,0 mm

Mensur 62,8 cm/24,75“

Pickups 2 x Ibanez Super 58Humbucker

Regler 2 x Volume, 2 x Tone

Schalter Dreiweg-Toggle, Tri-Sound-Switch

Hardware Ibanez Mechaniken, ART-1

Steg, Quick Change III Tailpiece

Gewicht 3,8 kg

Linkshänder nein

Internet www.ibanez.de

Empf. VK-Preis 1.285,- € inklusive Koffer

Preis-Leistung

das Center; er verbindet Decke und Boden. Späht man durch die F-Löcher, zeigt sich, dass die Verarbeitungsqualität absolut stimmig ist.

Diesbezüglich gibt es am ganzen Instru-ment nichts auszusetzen. Die Mehrfachbin-dings sowie die aufwändigen Inlays aus Acryl und Abalone zeugen von Präzision. Auch die Bundabrichtung ist gelungen. Dank des Art-star Fret Edge Treatment weisen die 22 Bünde besonders runde Kanten auf und hemmen den Spielfluss der Greifhand in keiner Weise. Die Halsmaße, die Scofield so sehr an seiner

Die AS200-Instrumente der frühen 80er Jahre gehören zweifellos zu den besten semiakustischen Gitarren, die je gebaut wurden. Sie weisen nicht von ungefähr die längste Laufzeithistorie im Ibanez-Produktkatalog auf. Johns Signature-Modell JSM100 kommt dem Original recht nahe.

Nun stellt sich die Frage, ob beim chine-sischen Modell Abstriche zu verbuchen sind. Rein äußerlich fällt erst mal nichts auf, außer dass das Vintage-Yellow-Sunburst-Finish et-

was heller anmutet als die Vintage-Sun-burst-Lackierung der japanischen Schwester. Obendrein weist die JSM10 zusätzlich einen Miniswitch zur erweiterten Klangformung auf.

Prächtige MaserungDie Unterschiede beziehen sich le-

diglich auf Sapele statt Mahagoni als Holzessenz für den Hals und die Be-

stückung mit Hardware aus dem eige-nen Hause statt von Gotoh. Sapele, auch

„afrikanisches Mahagoni“ genannt, bezeichnet eine eigene Holzart. Es

ist in seinen Eigenschaften dem klassischen Mahagoni nicht un-ähnlich. Der Korpus der JSM10 besteht aus intensiv gema-sertem, laminiertem Riege-lahorn, das sowohl für die gewölbte Decke und den Boden als auch die Zar-gen verwendet wurde. Durch das makel-lose Transparent-Finish schimmert die prächtige Maserung.

Im Prinzip präsentiert sich das Shaping auf ES-

335-Basis mit spitzeren Cut-aways und kantigerer Formfüh-

rung. Ein Sustainblock durchläuft

AS200 aus dem Jahr 1981 bilden eine legendäre Einheit. Kein Wunder, dass seine Signature JSM100 diesem begehrten AS-Modell nachempfunden wurde. Die

Ibanez JSM10 John Scofield

Prachtstückmit Pfund

C C

�Rag

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edfer

ns

120

GEAR e-gitarre

9/15

PPVMEDIEN 2015

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1981er Veteranin liebt, unterstützen die kom-fortable Bespielbarkeit. Der Hals fällt recht breit aus, so dass auch größere Hände genü-gend Platz zwischen den Bünden finden.

Dabei ist seine Stärke durchweg im mode-raten Bereich: 21 Millimeter im ersten Bund, 24 im zwölften Bund. In Verbindung mit dem 12-Zoll-Radius des Ebenholzgriffbretts, demsauber gefeilten Sattel sowie einer vorbild-lichen Werkseinstellung ist die Bespielbarkeittrotz D’Addarios .011-.052-Saiten erstaunlichangenehm. Scofield verwendet übrigens selbstD’Addario-Saiten, und zwar einen Custom-Satz der Stärke .013-.052.

Robuste KonstruktionDie gesamte Hardware der JSM10 ist, wie beim Klassiker auch, vergoldet. Zum Einsatz kommen Ibanez-Mechaniken mit Grover-ähnlichen Flügeln sowie eine ART-1-Tune-o-matic-style-Bridge und das äußerst solide Quick-Change-III-Tailpiece – insgesamt eine äußerst robuste Konstruktion. Während an-dere Semi-acoustics auch mal fragil wirken, trumpft die JSM10 mit ihrer kräftigen Statur und einem Gewicht von fast vier Kilo auf und bestätigt ihren Status zwischen Jazz und Rock. Aufgrund dieser Eigenschaft entpuppt sie sich als ideale Lebensgefährtin Scofields, der diese Musikstile gerne vermischt.

Auffällig ist ihre Neigung zu klar artiku-lierten Linien, die hart und unnachgiebig wir-ken, gespickt mit metallischer Schärfe. Inter-essant, dass eine Semisolid so drahtig und knackig klingen kann, bei gleichzeitig fetter, profunder Ansprache. Die Scofield präsentiert einen ausgewogenen Charakter mit leichter Tendenz zugunsten der Bässe. Denn diese Bäs-se knallen einem regelrecht um die Ohren, und man erahnt bereits das rockige Potenzial.

Wie die AS200 und die JSM100 ist die chi-nesische Lady mit zwei Ibanez-Super-58-Humbuckern mit moderater PAF-Ausrichtung ausgestattet. Diese bringen den trockenen Sound ohne große Färbung rüber. Das präzise

Attack mit straffen Bässen ist bei Clean-Einstellungen Standard, Akkorde er-klingen differenziert mit ausgeglichener Fre-quenzaufteilung.

Bauch & BässeJe nach Stellung des Tone-Reglers lassen sich warme, jazzige Passagen bis zu drahtig-fun-kigem Akkordspiel und perkussiven Single-Note-Linien zelebrieren. Bei Zugabe von Gain offeriert die JSM10 ihre rockigere Seite. Der Halsanwärter sorgt für glockige Riffs mit viel Bauch und klarer Artikulation, während uns der Kollege am Steg ein durchsetzungs-potentes und aggressives Klangbild mit reich-lich Sustain beschert. Dank der straffen Bäs-se und der präzisen Abbildung der einzelnen Töne kann man hier auch dreckigem Riffrock à la AC/DC frönen.

Der Tri-Sound-Schalter verhilft schnell und unkompliziert zu weiteren Klangwelten. Er wirkt dabei ausschließlich auf den Hals-pickup und aktiviert ihn wahlweise als norma-len Humbucker, als Splitcoil-Variante oder als Humbucker in paralleler Schaltung. Somit er-hält man drei zusätzliche Variationen in der Zwischenstellung, was die JSM10 als überaus flexibel auszeichnet. Besonders die Parallel-verdrahtung klingt richtig schmatzend und sahnig-fett – liefert dabei aber durch die Bank ein ordentliches Pfund ab.

Das bleibt hängenMan muss nicht unbedingt ein großer Scofield-Fan sein, um an diesem Signature-Modell Freude zu finden, denn die JSM10 entpuppt sich als erstaunlich flexible Zeitgenossin mit sehr guten Spieleigenschaften und reichhal-tigen Klangvariationen, bei denen stets die präzise Tonformung in Verbindung mit stram-men, straffen Bässen im Vordergrund steht. Mühelos meistert dieses Instrument den Spa-gat von Jazz zu Rock mit allen Spielarten wie Blues, Pop und Funk dazwischen.

Ira Stylidiotis

PPVMEDIEN 2015