Illustrierte Historische Hefte / Heft 12 / 1978

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    16.Juni 1976,vormittags.In demvon fast eineinhalb MillionenAfrikanernbewohnten Getto So-weto am Rande der sdafrikani-schen IndustriemetropoleJohan-nesburg formiert sich ein Demon-strationszug von Schlern undLehrern. Wofr - wogegenwollensie demonstrieren?AfrikaanssollobligatorischeUnterrichtssprachefr einige Fcher werden. Vieleafrikanische Lehrer und Schlersind dagegen, enn fr sie ist Af-

    rikaansein verhatesSymbol desHerrenmenschendenkenser Weien Sdafrikas,eine Sprache,dieauf den Polizeiwachen nd in denrassistischen Behrden benutztwird.Die friedliche Demonstration inSoweto am 16.Juni erlebte einedramatische

    Wende. Der afrikanische Fotograf Alf Khumalovonder Johannesburger eitung,,Sun-day Times" berichtet: ,,Ich kamgegenelf Uhr morgensn Sowetoan. Die Kinderstandenschon be-reit, mit ihren Transparentenos-zumarschieren.Mannschaftswagender Polizei kamenan; Aus ihnensprangen Mnner, die Trnengasin die Mengezu schieenbegan-nen. In diesemMoment liesichnoch nicht erahnen. was gleichdarauf geschehen ollte. DieKin-der lachten und scherztenmitein-ander. Die Polizistenkreisten sieein. .. Pltzlichsank ein kleinerJunge zu Boden. Da begriff ich,da es nicht Warnschssewaren,die die Polizisten abgaben. Sieschossen direkt in dieMenge. ,Es war wie ein Traum, ein Alp-traum,den ch nievergessenwerde."

    Binnen weniger Minuten hat diePolizeiviele Kinderund Erwach-senegettetoderverwundet.Wie ein Lauffeuer verbreitet sich ,die Nachricht vom Massaker inganz Soweto. Erbittert greifendieaufgebrachten Massen verhateInstitutionenrassistischerMacht

    an. Bros der Behrdenund auchdieHusereinigermit denRassistenpaktierender Afrikaner gehen inFlammen auf Die schwarzenRauchwolkenber Soweto sinddeutlichsichtbarauch in den Vil-lenvierteln Johannesburgs, dort,wo die Weien eben.Jedoch nicht nur in den Gettosder Afrikaner von Johannesburgsind die Einwohner voller Trauerum die Toten und voller Zorngegendas Rassistenregime.n denauf das Massaker n Sowetofol-genden Tagen kommt es zu Un-ruhen in fast allen Landesteilen.Besonders stark sind sie in denGettos der IndustriezentrenderProvinzTransvaal.Aber die Ras-sistenbelassen s nichtbeimMordan den Schlern und Lehrernam

    GepanlerteFahrzeuge n Soweto

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    16. uni. Uberall werden Teil-nehmer an Streiks afrikanischerArbeiter,an Schler-und Studen-tendemonstrationenund Gedenk-kundgebungen r die Opfer vonSowetovon der Polizeizusammen-geschlagen, usammengeschossen.Mehr als 500 Afrikaner sterbenim Kugelhagel der Polizei, mehrals 2000 werden verlelzt.So versucht die weie Minderheitihre Herrschaft ber diegewaltigeMehrheitder Afrikaner aufrechtzu-erhalten.

    Soweto South Western Town-ship - SdwestlichesStadtge-biet), das sind 100000Htten,die sich in endloserGleichfr-migkeit ber die baumlosenHnge des Hochveld-Plateaushinziehen.kilometerlang. ineReihe hinter der anderen,mitoft ungepflasterten Straen,Htten hufig ohneelektrischesLicht(1976waren es 83,6Pro-zent), oft ohne Wasser (ber30 Prozent). kleine. berfllteBacksteinhuser. in riesigesWohnlager auf 40 Quadratkilo-metern,dasgrte n Sdafrika.

    Afrikaans:EineTochtersprache

    des Niederlndischen, ie sichseit der zweiten Hlfte des17. ahrhunderts us der nieder-lndischen Muttersprachederersten Kolonisatorenin Sd-afrikaentwickelt hat. Seit1875ist sie Schriftsprache,eit 1926neben EnglischLandesspracheder RepublikSdafrika.

    Afrikaner: Bezeichnung frAngehrige der negriden Ras-sengruppe.Die frher beson-ders von den kolonialenErobe-rern eingefhrten BegriffeNe-ger bzw. in Sdafrika Bantuwerden von vielen Afrikanernheute als diskriminierend ab-gelehnt. Die BezeichnungSchwarze wenden sdafrika-nische Revolutionre anstelledes Begriffs Nichtweiean.

    Ein ermordetesKind wird aus demPo izeif uer' etrag n.

    SchwerverletztesOpfer des Polizei-massakers

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    Die Nachricht vom Blutbad in So-weto fliegt ber ganz Sdafrika,ber den afrikanischen Kontinent.um die Welt. Noch bevor sich derAbend ber das brodelnde Sowetogesenkt hat; sind die ersten Infor-mationen ber das Massaker andie Weltffentlichkeit gelangt. Eine

    Welle der Emprung erfat in we-nigen Tagen Millionen Menschen.Besonders in den sozialistischenStaaten und in Afrika istder Pro-test verbunden mit der neuerlichenAnklage des Imperialismus, derseit Jahrzehnten eine der Haupt-sttzen des Rassistenresimes inSdafrikg ist.

    Das rasche Reagieren der Welt-ffentlichkeit auf dieblutigen Er-eignisse n Sdafrika zwingt dieimperialistischenRegierungenzutaktischemScharchzug: ieweisenihre UNO-Botschafteran. sich aufder vom UNO-Sicherheitsratein-berufenen Dringlichkeitssitzung

    nichtgegeneine das Massaker onSoweto verurteilende Resolutionzu stellen. Unangenehm berhrtvon dem Blutbad nSoweto st manbesonders n Bonner Regierungs-kreisen, st doch ein einwchigerBesuch des sdafrikanischenMi-

    Demonstrationn London

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    owetobedeutetdas Massakeran Unschul-digen, sbedeutet gellosenfaschistischen error, esbedeutetsich austobenderRassismus, as BersteneinesDammes n einenblutigenStrom... Sowetoist alldies,und dochvielmehr. .. Sowetobedeutetden AufbrucheinesganzenVolkes,das SignalzumAufstand,der VorbotederMorgendmmerungacheiner langen,scheinbarendlosenNachtentsetz-licherQualendurch Apart-heid,UnterdrckungundKnechtschaft.

    Romesh Chandra,Generalsekretrdes Weltfriedensrates

    ie DDRkannnicht umhin,darauf hinzuwei-sen, da diejenigen,die ihreZusammenarbeitmit diesemRegim,e elbst angesichtsder jngstenEreignisse ort-setzen,zur weiterenAuf-rechterhaltunger Herr-schaft des Apartheid-regimes beitragenund denafrikanischenVlkerninihremgerechtenKampf inden Rcken allen.

    i.t :Aus der Erkftirungdes Auen-ministersder DDRim Namendes Ministerrates

    nisterprsidenten Balthasar JohnVorster in der BRD vorgesehen.Kanzler Helmut Schmidt befindetsich in Schwierigkeiten.Zum einenhlt er es mit Rcksicht auf dieMeinung der Weltffent l ichkei tfr geraten, Frostigkeit gegenberVorster zu demonstrieren,zum an-deren aber beruhigt er gleichzeitigdie deutschen Imperialisten unddie Machthaber in Sdafrika da-durch, da er den Regierungsspre-cher Blling betonen lt, Bonngehe es nicht darum, ,,jemandenauf die Anklagebank zu zerren undwirtschaftliche Sanktionen anzu-drohen." Ahnch verhalten sichfhrendePol i t ikerder Regierungenin Washington, Paris, London undTokio. Mangibt sichentrstet berdie Morde in Soweto. ist aber nicht

    bereit, die Politik der jahrelangenMiachtung z. B. der UNO-Reso-

    lutionen ber wirtschaftliche undpolitische Manahmen gegen Sd-afrika und ber ein konsequentesWaffenembargo aufzugeben. iDie jahrelange konomische. po-litische und militrischc Zusam-menarbeit der imperialistischenHauptmchte mit Sdafrika is theute enger denn je. Da hierdurchdas Apartheidregime entscheidendgesttzt wird, sind die Herr-schenden jener Lnder mitverant-wortlich fr die verbrecherischerassistische Politik in Sdafrika.Die Isolierungdes Rassistenregimesdurch alle Staaten der Erde haltendie Patrioten Sdafrikas fr einewichtige Hilfe im Befreiungskampfder Afrikaner gegen dieses Regime.Die Lnder der sozialistischenStaatengemeinschaft und die mei-sten Entwicklungslnder habenaus der verbrecherischen Rassen-

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    politik der Regierung Sdafrikasschon ange hre Konsequenzen e-zogen und unterhaltenkeinerleiBe-ziehungenzu diesem Staat.Die Versuche verantwortlicherPolitiker imperialistischer Regie-rungen, durch scheinheiligeKritikam Massakervon Sowetodie Mit-verantwortung des Weltimperia-

    lismuszu verschleiern, aben kei-nen Erfolg gehabt. Wohl noch niezuvor ist im Zusammenhangmitdem Kampf gegenden Rassismusin Sdafrika die internationaleProtestbewegung o breitgewesen,hat das internationale Monopol-kapital und das Apartheidregimederart am Pranger gestanden wienach Soweto. Dieses Blutbad isteine ,,Herausforderungdes Welt-gewissens",heit es im Beschlu

    der Ministerratstagungder Orga-

    nisation fr Afrikanische Einheit

    (OAU)vom 24.Juni bis 3.Juli 1976auf Mauritius. Nochvor zwei Jahr-zehntenhabendie Vlker derMehr-heit der heutigen Mitgliedsstaatender OAU selbstunter der mit derKolonialherrschaft verbundenenRassendiskriminierungelitten.DasMassakervon Soweto st daher rdas befreite Afrika Anla, die Be-

    freiungsbewegungSdafrikasnochentschlossener politisch, kono-misch und militrisch zu unter-sttzen. Anla. noch klarer dieallseitige solierungdes Rassisten-regimes zu fordern. Unmiver-stndlichverurteilt die Tagung aufMauritius ..die bewute Politikgewisser westlicher Mchte, diein flagranter Verletzung vonRe-solutionender Vereinten Nationendas Rassistenregime sttzen und

    ausrsten.."

    Apartheid: Begriff aus demAfrikaans - Absonderung bzw.getrennte Existenz.Die sdafri-kanischenRassisten bersetzenihn offiziellI mit getrennterEntwicklung.Apartheid ist dieauf Rassentrennung nd -dis-kriminierung beruhende Ideo-logieund Praxisbesonders e-ner Teile des sdafrikanischenMonopolkapitals,deren Ver-tretei sich gegenwrtigan denSchalthebeln der Regierungs-macht befinden. Apartheid istInbegriff der'brutalsten Formeines durch zahllose Gesetzeamtlich abgesichertenRassis-mus, ein auf Rassendiskrimi-nierungberuhendes Systemzurkonomischen Ausbeutungund politischenUnterdrckung

    schwarzerSdafrikaner. I

    Ende Juni atmen die Rassistenin Sdafrika auf: Mit Hilfe vonSchlagstcken und Kugeln,. vonVerhaftungen und Verbannungenschienen Ruhe und Ordnung wie-derhergestellt.Ein Trugschlu,wiesichsehr bald zeigensollte.Unruhehat die Afrikanen erfat undwe-nige Wochenrnaeh dem 16.Juni,am 4. August;. isf Soweto erneutAusgangspunkt heftiger Ausein-

    WeifreStudenten

    derUniversittKaapstad protestieren gegen den

    Terror in Soweto.t r .

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    Dart tot ts tut iot ti t t Soret t t t t t r r16. utti 1976

    andersetzungen wischen der Poli-zei und afrikanischenDemonstran-ten. 20000 Afrikaner ziehen nachJohannesburg. Sie fordern frSchwarzeund WeifJegleichen ohnfiir gleiche Arbeit, die Aufhebungder Rassendiskr iminierrrng,ie Ab-schaffung der rass is t ischen Ge-setze . die Frei lassungder inhaf-t ier ten Kmpfer gegen den Ras-s ismus. Und es werden auch For-

    derungennach einem reien.demo-krtischen Si.idafrikalaut.Auch diesmalkann die Polizei nurmit groer Miihe den Marsch indie City Johannesburgs toppen.Wieder schiefit sie, wieder gibtes Tote und Verwundete unterden Demonstranten.Auch in an-deren Gettos schlgtdie Emprungder Bevlkerung n Aktionenum.Ende August s t re iken in einigenIndustr iezentren Tausende von

    afrikanischen Werkttigen. Dieweifien Bosse warten vergeblichauf ihre schwarzen Arbeiter. ImGebiet von Johannesburg iegteingrol3er Teil der Industrie lahm.Mit te September kommt es zuStraenschlachten in Kapstadt,vor al lem zwischen Mischl ingenund der Pol i4ei ; nach off iz ie l lenAngabenwerdirdabei2gMenschengettet. Und zr selben Zeit sinderneut Unruhen in Soweto.Diese Erhebungen der Afrikanerklindendavon, dafi die rassistische,imperialistische Herrschaft am

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    Kap der Guten Hoffnung er-schiittert ist. Dieschwarzen Sd-afrikaner sind sich ihrer Kraftbewul3tergeworden. Die Antwortder Rassisten auf die Erhebungvon Soweto zeigt aber auch, da die herrschende Klasse in Si.id-zrfrika nicht bereit ist. die we-sentlichen Inhalte der Aoartheid

    aufzugeben.Sie antwortet mitbru-ta lerGewalt . mit Terror.Untersttzt werden die Macht-haber dieses Staates ilabei vonvielen Weien Sdafrikas. Nachwie vor ist dpr Platz eines Be-wohners Sdafrikas bestimmtdurch seineHautfarbe.durch seineamtliche Einstufung als Weier.

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    DieBevlkerungder RepublikSdafrika 1977a a a a a a a o a a a aa a a a a a l a a a a a oo a a a o a a a a a a o o a a a t a a o a

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    Sdafrikanerasiatischer erkunft

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    Der Zornausbruchdes leid-geprftenVolkes der Repu-blik Sdaftika(RSA),durchden heldenhaften Aufstandvon Soweto eingeleitet,kann als eine der ruhmreich-sten Seiten der Geschichtedes antikolonialistischen,antmperialistischen undantirassistischenampfes nAfrika eingeschtztwerden.Dadurch wurde die revolu.tiondre Bewegung in derRSA auf eine qualitativhhere Stufe gehoben.

    YusufDadoo,Vorsitzenderer Sdafrika-

    ;fi:i.Kommunistischen

    als Afrikaner, Mischling oderAsiat. Etwa 200 Gesetze sicherndie vielschichtigeRassendiskrimi-nierungder Schwarzenuristischab,bringen den Weien - ob sie nunzur herrschenden Klasse gehrenoder nicht viele Vorrechteund ermglichenihnen nicht zu-letzt einen hohen Lebensstandard.

    Viele Weie Sdafrikas sind seitSoweto nicht mehr so sicher, daihre Privilegien ewig seinwerden.Sie haben das Gefhl, auf einemPulverfa zu sitzen. Wie kannman verhindern, da es zur Ex-plosion kommt, fragen sie. Dieeinen llauben, die Rettung seieine weitere Verstrkung derApartheid, die anderen sehen siedarin, die Apartheid an der Ober-flche zu reformieren. Diejenigen

    unter den Weien,die die rassisti-sche Politik konsequent ablehnenund bekmpfen, werden genauwie die Schwarzenverfolgt, ver-haftet, verbannt.Nochist die ZahldieserWeienklein. Die Mehrheitsieht sich - nicht anders als ihreVorfahren- als Herr, alsBo, alsBaas ber die Schwarzen. SeitGenerationenhaben sie ein Ge-schichtsbild aufgebaut, in demdie Kolonialisierungdafrikas,ieUnterjochung,NiederhaltungundAusrottung afrikanischer Vlkergerechtfertigtwird.Als vor mehr als 300 Jahren, imApril 1652,Jan van Riebeeck rdie NiederlndischeOstindischeKompanieAm sterdamerKauf eutein der Tafelbucht am Kap derGuten Hoffnung ein Palisadenforterrichtete (als Versorgungsdepotund Ankerplatzauf halber Streckezwischen den Niederlandenundihren Kolonien in Sdostasien)

    nahm die Versklavungder Vlkerim Sden Afrikas ihren Anfang.berall in der Welt, wo Kolonienentstanden,' urden die Einwohnerder betroffenen Lnder unter-jocht, oft fast ausgerottet; stetswar dabei der Rassismus in wich-tiges Instrument in den Hndender Kolonialmchte.Doch nirgend-wo entstandein derartiges esetz-lich verankertes System der Ras-sendiskriminierungwie im sdli-

    chen Afrika. Die Weichenfr dieseEntwicklungwurden vor 100 Jah-ren gestellt.

    ia-manten

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    und GoldAuf der Weltausstellungin Paris1867 erregte ein groer Diamant,der denNamendesdamaligenGou-

    verneurs der britischen Kapkolo-nie, Woodhouse, rug, Aufsehen.Der,,Woodhouse"-Diamantaberwar, wie sich zeigen sollte, nurein Vorbote weiterer Funde. Alswenigspter inDiamantvon 86Ka-rat, der ,,Stern von Sdafrika",gefundenwurde, strmtenGlcks-ritter, Abenteurer und vom Dia-mantenfieber epackte,,ehrbare"Brger aus vieler Herren Lnderzu den Flssen Vaal und Oranje.Doch die Ausbeute an den Flu-ufern und den ausgetrocknetenBchenbliebgering.Da stelltenmJahre 1870/71 unde aufder Hoch-ebene zwischen den Flssen Vaalund Modder alle TheorienberFundorte in Frage. Einige Hgel,dort, wo heute das Diamanten-zentrum Kimberleyist, erwiesensich als ein Lager, das alle bis-herigen in den Schatten stellte.Besonders fndig war eine An-hhe auf der ehemaligenFarm der

    Brder de Beer. Die SuchenachDiamanten wurde hiernun syste-matisch.betrieben. ls man ent-deckte, da der ,,blaue Grund"ab etwa 20m Tiefe in diesenvul-kanischen Durchbfuchschloten,den,,pipes",diamantenhaltigar ,wurde die Frderting aufindustriel-ler Grundlage,lohnend.Zunchst jedoch buddelten sichTausende auf Parzellen, die oftnur 2 oder 3 m2 gro waren, in

    die Tiefe. Es war eine entsetzli-che und lebensgefhrlicheArbeit.Bald brachen mit den Wnden

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    Karat: Maeinheitder |vlassefr Edelsteine, erlenund Edel-metalle,abgeleitetvomGewichteines Samenkorns,wahrschein-lich des Johannisbrotbaumes(griech.keration).1k : 0,2g

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    zwischen den Lchern die Wegezusammen, und die Diamanten-suchermuten sich nun vom Randder Jahr um Jahr tiefer werdendenGrube zu ihrer Parzelle (claim)hinablassen. Mitte der achtzigerJahre strzten 300000 Wagenla-dungen des Umfassungsgesteinsder Grube mit den Gebuden,Handwinden und Maschinen indas nun schon 130m tiefe Lochund begruben viele der dort untenmit Spaten und SpitzhackeSchuf-tenden unter sich.Die im ,,Groen Lcich" gruben,waren aber nicht mehr die Be-sitzer der Parzellen.Wie denGold-grbern in Alaska oder Kalifor-nien so waren auch den Diaman-tensuchern die Finanzhaie undSpekulanten efolgt,die mit List,Betrug und Brutalitt die Claims

    aufkauften. Der Einflureichsteund Mchtigsteunter ihnen wurdeCecil Rhodes, ein durch Speku-lation mit ClaimsreichgewordenerPastorensohn aus England. Erwurde schlielich Hauptaktionrder,,DeBee?s onsolidated ines",die seit Ende der achtzigerJahredie sdafrikanische Diamanten-fQrderungzu monopolisierenbe-gann. Damals brachten die Minendes Cecil Rhodes 90 Prozent derWeltfrderungan Diamanten.Sd-afrikawar zumbedeutendstenFr-derland von Schmuckdiamantengeworden.Auch alsman auf dem Witwaters-rand, inmitten der BurenrepublikTransvaal, Goldfelder entdeckte,war Rhodes . sofort zrr Stelle.1888 gab'es dort 44 Goldberg-'werke,und wieder betrieb Rhodes:.den Zusammenschlu der mei-sten zu einern Trust, den ,,Con-solidated Gold Fields of SouthAfrica".Bis 1970wurden n diesenMinen amWitwatersrandGold imWert von rund 6 MilliardenPfuudSterling ewonnen. as st der bei

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    weitem grte Teil allen Goldes,das bis dahin in den kapitalisti-schen Lndern und den Koloniengefrdertwurde.

    Das Entstehen des Groen Lochsbei Kimberley

    GoldwscherDas GropeLoch ist heutezurHlftemit Wassergefilt.

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    urenund Briten

    Die Diamanten-und Goldfunde nSdafrika machten in den acht-zigerJahrendesvergangenen ahr-hunderts diesen Flecken der Erdenicht nur fr Abenteurer aus al-ler Welt interessant. ie beidenbri-tischen KolonienNatal und Kapin Sdafrika, bis dahin durchausnichtFavoritenunter den Koloniendes Empires, ckten daherstrkerin das Blicldeld Londons. Aber soviel I and sich England in Sd-afrika auch angeeignet atte, we-der das Diamflptenfeldvon Kim-berley noch :per Witwatersrandgehrten zu I seinem direktenEinflubereich. Auf das Gebiet

    bei Kimberley erhobdie Buren-republik OranjeVrystaatAnspruchund die Goldlager befanden sich

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    Goldpochwerk

    Paul Krger

    mitten in der SdafrikanischenRepublik (Transvaal). Doch diesenach dem ,,groen Treck" derBuren entstandenen Staaten warenbankrott und kaum entwickelt. Sowar es einer Abteilung der briti-schen Polizei der Kapkolonie 1871ein leichtes gewesen, Besitz vomDiamantenfeld bei Kimberley zuergreifen und den Union Jack berdem Lager am ,,Groen Loch" zuhissen; sechs Jahre spter fieldann Transvaal und damit auchder Witwatersrand ohne Wider-stand in die Hnde der Briteri. Zudieser Zeit wute man, wie gesagt,noch nichts vom Gold in diesemGebiet und so lieen sich britischeund burische Interessen noch un-ter einen Hut bringen. Da dieBriten nicht sonderlich viel dazutaten, Transvaal fest an sich zubinden, machte sich dieses Ge-biet drei Jahre spter wieder selb-stndig. Doch die Spannungenzwischen England und den Burenhuften sich nach der Entdeckungder Goldfelder auf dem Witwa-

    tersrand in dem Mae, wie dieSdafrikanische Republik unterPrsident Paul ,,Ohm" Krger die

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    Burenattacke

    CecilRhodes

    Franzsische eitgensische Gra-fik prangert die Greuel in denConcentrationCamPs un.

    Ausbeutung cr Goltlminenowiedas EindringenbritischenKapitalserschwerte und RckendeckungbeimDeutschen aiserreich uchte.

    Von der Haltung der Republikgegenberden britischenInteres-sen war zunchst besonders der

    Groaktionr Cecil Rhodes be-t roffen, nzwischen inerder e ich-sten Mnner der Welt. Dadurch

    aber, daf3 zu dieser Zeit in bentgauf Sdafrika seine persnlichenInteressen mit denen des britischen

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    Empires bereinstimmten, konnteRhodes fr e inigeJahre 'zu einerSchlsselfigur britischer Kolo-

    nialexpansion in diesem Gebietwerden. Durch den Beginn derdeutschen kolonialen Eroberune

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    in Sdwestafrika(dem heutigenNamibia)und in OstafrikawurdeCecil Rhodes 1884 zur Eile ge-drngt. Um eine die Interessendes Britischen Empires gefhr-dende Vereinigungder Burenre-publik Transvaal und Deutsch-Sdwestafrika u verhindern,ver-anlate Rhodes die AnnexionBetschuanalands (des heutigenBotswana),und wenige Jahre sp-ter, Anfang der neunziger JahresorgteRhodes,der inzwischenMi-nisterprsident der Kapkoloniegewordenwar, fr die Eroberungder nrdlichvon Transvaalgele-genen Gebiete(1895nach ihm be-nannt: Rhodesien).m selbenJahrnoch versuchte eine bewaffneteGruppemit seinerBilligung durcheinen Handstreichdie beidenBu-renrepubliken Oranje Vrystaatund Transvaal zu nehmen.DieserVersuchscheiterteedochklglich.Die britische Regierung hielt esfr angebracht, ichvon diesemUn-ternehmen offiziell zu distanzie-ren; Rhodes aber wurde fr dasMilingendesRaubzuges estraft -er verlor seinen Posten als Mi-nisterprsident. Der deutscheKaiser Wilhelm II. schickte Kr-ger am 3.Januar 1896- in Tele-

    gramm, die sogenannte Krger-Depesche, in dem er den Pr-sidenten der Burenrepublik zurAbwehr desvon Rhodesnszenier-ten berfallsbeglckwnschte.Der Telegrammtext wurde inGrobritannien als feindseligerAkt und als Einmischungewertet.Die Krger-Depesche trug dazubei, den deutsch-britischenGe-gensatzzu verstrken.Aber nochwar die Zeit f.ir eine offeneKon-frontation zwischen dem entste-henden britischen und deutschenImperialismusnicht reif. Zu dieserErkenntnis muten schlielichauch die Buren um Krger kom-men, als sie wenige Jahre spter,in der bewaffneten Auseinander-setzung mit Grobritannien imsogenannten Burenkrieg(1899bis1902). ichtdie erhoffteHilfe vondeutscher Seite erhielten.Dieserbritische imperialistischeKolo-nialkriegendete mit der AnnexionTransvaals und des Oranje Vry-staatesdurch die Briten.Im Frie-den zu Vereeniging erhielten die

    Buren die Zusicherungauf Selbst-verwaltung. DerKriegwar von denBriten mit auerordentlicherGrau-samkeit gefhrt worden. Unteranderem internierten sie etwa120000Buren in Konzentrations-lagern, in denen infolge der dortherrschenden Verhltnisse nichtweniger als 20000Menschen,zu-

    Louis Botha, ehemaligerBuren-general, erster Ministerprsidentder SdafrikanischenUnionmeistFrauenul,dKind.r, starben.Der grteTeil der 20000verhun-gerten.Wie hoch die Opfer unterden ebenfallsvon den Briten in-ternierten 50000 Afrikanernwar,

    ist aus keiner Statistikzu erfah-ren.Der Gegensatz zwischen Burenund Briten schier,rachdiesemKriegunberbrckbar,Doch hatten dieburischenFarmer und die meistbritischen Herrender Diamanten-und Goldgrubenein sieverbinden-des gemeinsames nteresse: dieFortsetzung der. schrankenlosenAusbeutung und Unterdrckungder Afrikaner. Die von Grobri-tannien Jahre zuvor scheinheiligangeprangerte sklavenhnlicheAusbeutung der Afrikaner durchdie Buren erwiessich nunals ntz-lich fr die Buren undfr dieEng-lnder. Die billigen,total rechtlo-sen afrikanischen Arbeitskrftewaren eine Profitquelle erstenRanges,die es gemeinsamzu er-haltengalt.Am 31.Mai 1910, auf den Taggenau acht Jahre nach dem Frie-den von Vereeniging, trat dieVerfassung der inzwischengebil-

    Buren: Nachkommen der nie-derlndischen, .T. auch deut-schenund franzsischenhuge-nottischen) Einwanderer ausdem 17. und l8.Jahrhundert.Sie unterwarfen die eingebo-rene Bevlkerungund fhrtendie Sklaverei ein. Ein Tell zogin den dreiiger Jahren desvergangenen Jahrhunderts ausden von Grobritannienannek-tierten Kapland und Natal indas Innere Sdafrikas(GroerTreck) undgrndetedort eigeneStaaten.Der Dominion-Status wurdezunchst nur ..weien" briti-schen Kolonien zugestandenund gestatteideine meist weit-gehende Selbstregierung.Nachdem Westminsterstatut1931)erhieltendie DominionsSelb-stndigkeitn Fragender Innen-und Auenpolitiksowie die for-male GleichberechtigungmitGrobritannien.

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    deten Sdafrikanischen Union(SAU) in Kraft. Die ehemaligenBurenstaaten Transvaal und OranjeVrystaat sowie die ehemaligenbritischen Kolonien Natal undKap wurden zu den vier Provin-zen der Union umgewandelt,Re-gierungssitzwurde Pretoria,Sitz desParlaments Kaapstad. Die Unionerhielt wie Australienund Kanadaden Status e ines Dominion imbritischen Empire. Laut Unions-verfassung konnten in das Parla-ment nur Weie gewhlt werden.Die Auseinandersetzungen zwi-schen Buren und Briten in den vor-ausgegangenen Jahrzehnten warenletztlich' Auseinandersetzunqen

    Fr"o.qn

    zwischen zwei kolonialen Erobe-rern, die beide die einheimischeBevlkerung teils ausrotteten, teilsversklavten. Die afrikanischenStmme und Vlkerschaften kmpf-ten heldenhaft gegen diese Feinde.Ein Beispiel dafr ist der Kampfder Sulu um ihre Freiheit.

    :.DieSchlachtbei sandhlaw na.B ri-tische Truppentn Bedrngnis

    Huptling Cetywayo auf dem Wggin die Gefangenschaft

    16

    l]

    Im Morgengrauen des ll.Januar1879 berquerte rund 150 kmnrdlich der heutigen Provinz-hauptstadt - Natals. Pietermaritz-burg, eine britische Invasions-truppe am Buffaloflu die Grenzedes Sulureiches. um die stolzenSulu unter der Fhrung ihres Ober-huptlings Cetywayo zu unterjo-chen und die vollstndige briti-sche Kontrolle iiber die gesamteOstkste Sdafrikas bis Mogam-bique zu erreichen. Die 1800Mann,ausgerstet mit modernen Martini-Henry-Gewehren, stieen elf Tagespter an den Hgeln von Isandhla-wana auf die mit Speeren und

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    schlugen seine Krieger, machtensein Hauptlager dem Erdbodengleichund fhrten ihnselbst n dieGefangenschaftach Kaapstad.Die Ereignissedieses Jahres sindsymptomatisch r die Geschichtedes jahrhundertelangen Wider-standes der Afrikanergegen ko-lonialeVersklavung.

    mmer wie-der stellten sich afrikanischeStmme und VlkerschaftendesSdens khn den vordrinsenden

    Xhosa-KriegerAnfangdes 19.h.

    Zulu-HuptlingDingane

    Zulu-HuptlingShaka'

    Buren und Briten entgegen.Na-men von Huptlingenwie Hintsaund Makanavon den Xhosa,Din-giswayo.

    Shakaund Dinganevonden Sulu,Mzilikazevon den Nde-bele, Moshweshwevon den Ba-sotho, Sekkukhunivon den Pedisind zu Symbolendieseshelden-haften Kampfes geworden,einesKampfes. er heutenoch n ber-lieferungenebendig st. Doch diekolonialenEroberer trugen in al-len Kmpfen.letztendlichen Siegber die Afrikaner davon. DieUrsachen agennichtnurdarin,dadie britischenKolonialtruppenunddie BurenmitFeuerwaffenund dieAfrikaner mit Speer und Schildausgerstet waren, sondern vor

    *'e,: #",e r;.*' . . :

    Schilden bewaffneten Suluver-bnde.Ein erbitterterKampfent-brannte.Als sich der Abendberdas Schlachtfeld senkte, hattendie Eindringlingeeine schwereNiederlage erlitten. Nur einSechstel der britischenSoldaten,350 Mann, konntensich in panik-artiger Flucht retten. Begeistertschrieb Friedrich Engels damalsber den Kampf der Sulu: ,,Nurmit Lanzenund Wurfspeerenbe-waffnet, ohne Feuergewehr,sindsie im Kugelregender Hinterladerder englischenInfanterie - deranerkanntersten der Welt fr dasgeschlossene efecht- bis an dieBajonette vorgerckt und habensie mehr als einmal n Unordnunggebrachtund selbstgeworfen,rotzder kolossalen UngleichheitderWaffen. ."WenigeMonatespter edoch fie-len mchtigebritischeStreitkrftein das Reich Cetywayosein.

    l 7

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    allem darin, da die afrikanischenStmme und Vlkerschaften ein-zeln und niCht vereint gegen dieEroberer kmpften. gegeneinan-der ausgespielt und einzelngeschla-gen werden konnten.Am Ende des 19.Jahrhundertshatten die Briten und die Burenalle Stmme und VlkerschaftenSdafrikas unterworfen und sichdas ganze Territorium angeeignet.

    ,,Gebtuns Afrika wieder",,Kommzurck Afrika", dieser Kampfrufder Afrikaner zeigte den Macht-habern in der SdafrikanischenUnion, da die afrikanische Be-vlkerung sich nicht mit ihrer

    Unterjochung abgefunden hatte.Der Ruf war vonjenen Afrikanernzu hren, die aus der Geschichteihrer Vlker gelernt hatten, dieerkannt hatten, da Zwiste undFeindseligkeitender Stmme un-tereinander berwunden werdenmuten, wenn sie ihren Unter-drckern erfolgreich begegnenwollten.,,Wirsind ein Volk", dieseWorte waren politisches Be-kenntnis einer Reihe von afrika-nischpn ntellektuellenund Hupt-lingen. Um den Kampf fr dieVereinigung aller afrikanischenStmme und gegen die weitereVersklavung und Entrechtungder Afrikaner mit Erfolg fhrenzu knnen. grndeten sie amS.Januar 1912 den AfrikanischenNationalkongreANC).Der vomANC unter de ;Losung,,Mayibuyei'Afrika" gefifrte Widerstands-kampfrichtetetich inden olgendenJahrzehntenvor allem gegen das,,Eingeborenen-Gesetz" (1913),das'..Gesetz ber die stdtischenWohngebiete der Eingeborenen"

    l8

    (1923) sowie gegen die Page-setze. Diese die Afrikaner dis-kriminierendenGesetze sindmehrmals abgewandelt nochheute Eckpfeiler der Apartheid.Nach dem,,Eingeborenen-Gesetz"standen en Afrikanern7,3Prozentdes Territoriumsder Union als

    ,,Reservate"zu. Auerhalbdieser

    ..Reservate" atten sie kein Rechtauf Grundund Boden.

    Rtrrnf,xcE Bool(.-BtllYsBof,x.W\IXG: h r n ,r.n.e lrr ar: Fner s k.,hnr lhe {cc dLi: adhorired r. rlqri.ed bt la6 10maki m, irr in ii* b.{l-

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    D, PetJ6nal parriculn-PBrsoorlb*rnderhde

    ti- ldnliry card.

    bestimmen mit den Eintragungenin den Pa unter anderem, wo derAfrikaner in Sdafrika zu lebenhat, ob er im Reservat bleibenmu, ob und welche Arbeit erausfhren darf. Kein Wunder also,wenn diese Dokumente des Zwan-ges und der Unterdrckung denAfrikanern verhat sind und dieihnen zugrundeliegenden Gesetzebesonders bekmpft werden. Hhe-

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    Identittskarte

    Erste Seite eines ,referencebook"Das Gesetzvon 1923 erfgte,dadie als Arbeitskrdfte auerhalbder Reservate ttigen Afrikanerin ,,locations" zu leben hatten.Der Zuztrg zu diesen Gettos wurdeber ein Registrierungssysteme-guliert,nach dem Prinzip,da ,derEingeborenenur dann stdtischeGebiete betreten darf. . ., wenner bereit ist, fr den weienMannzu arbeiten und fr dessen Be-drfnissezu sorgen, nd da er siewieder verlassenmu, wenn erdiese Dienste nicht mehr ver-sieht." Grundlage r diese schonseit dem lS.Jahrhundert rprobtenRegistrierungenwaren Kennkar-ten und seit 1952,der noch heutegltige Pa fr Afrikaner, das..reference book". Dieser Pawurdefr die Afrikaner zum sicht-barsten Zeichen ihrer Rechtlosig-keit. Warum? Stndigmachte erihnen deutlich, da sie der Machtder rassistischen Behrdenschutzlos ausgeliefert sind. Jene

    punktediesesKampfes warendie

    durch den AfrikanischenNational-kongre organisierteVerbrennungvon Pssen n den Jahren1930 nd1960 owiedie machtvollenDemon-strationen Mitte der fnf ziger Jahregegendie Zwangsausgabeon ,,re-ference books" auch fr afrika-nischeFrauen.Aber nicht nur die Afrikaner littenunter den weien Herren.Um dieJahrhundertwendebegannen sichdie ebenfalls der Rassendiskri-minierung ausgesetzten Nach-kommen indischer Plantagenar-beiter n Natal zu organisieren. nihrer Spitzestandder ungeRechts-anwalt Mohandas KaramchandGandhi, der die Inder inNatalundTransvaal zu aufsehenerregendenKampagnen des gewaltlosenWi-derstandes, um bewuten BruchdiskriminierenderVerbote fhrte.Auchdieknapp 500fiD Mischlingebegannen sich wie die Inder inOrganisationen"zusammenzuschlie-en,die sichden KampfgegendenRassismus ur Aufgabemachten.

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    schaft der Arbeiter.Wir mssenunser Volk im Geisteder Prinzi-pien der Oktoberrevolutioner-ziehenund die Arbeiterso vorbe-reiten,da sie eden Versuch,siezum Kampfgegen hre russischenGenossen u mobilisieren.urck-weisen."DieseWorte sprechen r sich und

    weisendie ISL als eine Organisa-tion von Revolutionren,on In-ternationalistenus.KeinWunder,wenn sie entscheidendan de rSammlung aller marxistisch-le-ninistischen Krfte des Landesbeteiligtwar. Im Sommerdes Jah-res 1921wurde die Kommunisti-sche Partei Sdafrikasgegrndet.Es war die erste kommunistischeParteiauf dem afrikanischenKon-tinent.Der siegreicheRote Oktober

    be-einfluteedochnichtnur unmittel-bar den revolutionrenKampfinSdafrika. Der Aufbau in derSowjetunion,esonders ie soziali-stische Nationalittenpolitik,andhier ein breites Echo. Die Tatsa-che,da m ehemaligenaristischenRulanderstmalign der Mensch-heitsgeschichte eine Ordnungentstand, in der nicht eine Aus-beuterklasse durch eine andereabgelst urde,sondern inevonAusbeutungund nationalerUnter-drckungfreie GemeinschaftvonVlkern entstand, beeindrucktenichtwenigeVertreterder sdafri-kanischen Befreiungsbewegungenauerordentlich. Einige vonihnentrater.r er KommunistischenPartei bei. lm Jahre 1928 kamenvon 1750 Mitgliedernber 1600aus den Reihen der Befreiungs-bewegungen.Wie war das Ver-hltnis zwischender Partei und

    dem AfrikanischenNationalkon-gre? In den zwanziger Jahrenvertiefte sich die vertrauensvolleZusammenarbeit wischenbeidenOrganisationen. er PrsidentdesANC, John Gumede,brachtedieHaltungzum Ausdruck,die wohlviele Mitglieder,des Kongressesbewegte:,,Ich biir froh,sagen zuknnen,da es irfrSdafrikaKom-munistengibt. Ich selbstbin keinKommunist, aber nach meinenErfahrungenist

    die Kommunisti-sche Partei die einzigePartei,diehinteruns steht. ."

    )(\

    Das Bndniszwischender Parteider Arbeiterklasse nd den Be-freiungsbewegungenwar allenReaktionrenein Dorn im Auge.Gleich,ob eingefleischteurischeRassisten, b als .,Arbeirerfh,rer"maskierte Opportunisten alle

    Die Hoffnung der ArbeiterkommtvomBolschewismus.Die freie Republik der Ar-beiter ist in Sowjetrulandheute Wirklichkeit gewor-den. . Der Weg zur Vor-bereitung st der Zusammen-schlu in den Betrieben.Schliet euch als Arbeiterzusarnmen, gleich welcherHautfarbeihrseid. .Solangeder schwarzeArbeiterunter-drcktwird,kann der weieArbeiternichtfrei sein.IvonJones,Mitbegrnderder Kommunistischen artei

    Sdafrikas n einem Flugblatt1918

    liefen Sturm gegen dieses Bnd-nis. Und sie hatten zunchst Er -folg. Anfang der dreiiger Jahregeriet zum Beispiel die Fhrungdes ANC in die Hnde von In-tellektuellen,die jede Aktionsein-heit mit Kommunisten ablehnten.

    Flagge der Russischen FderativenRepublik 1918

    Noch nie gab es ein Volkunter der Sonne.das so indie Ketten der Sklavereigeschlagenwar. .. Warumalso nicht erwachenund aufeigenenFenstehen?Mn-ner, Frauen und Mdchen,wir mssen die Organisa-tionenuntersttzen, ie frunsereFreiheitkmpfen.

    Johannes Nkosi.Organisator desBefreiungskampfes in Durban,ermordet bei der KampagneZur Verbrennung der Psseim Dezember 1930.

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    Die Haltung der ANC-Fhrungzur KommunistischenPartei n-derte sich erst in den vierzigerJahren wieder. Und die Kommu-nistische Partei selbst? Sie warin der ersten Hlfte der dreiigerJahre auerstande, erfolgreichsektiererische Auffassungen in

    den eigenenReihen zu beseitigen,die das Bndnisaus den zwanzi-ger Jahren miachtetenund diePartei erheblich schwchten.DerleidenschaftlicheAppell GeorgiDimitroffs, des groen bulgari-schen Revolutionrs, auf demVII.Weltkongreder Kommuni-

    stischen Internationaleim Jahre1935 zur Einheitsfrontgegen Fa-schismusund.Kriegtrug dazubei,diese sektierdrische hase n derKP Sdafrikaszu berwindenundden sdafrikanischen Kommu-nisten die Sicht auf ihre neuenAufgabenzu erhellen.

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    Anfang der dreiiger..Jahreurdedie sdafrikanischeOJfentlichkeitmit der f aschistischen Gefahr

    konfrontiert. Die Errichtungderfaschistischen iktaturin Deutsch-land und die vom italienischenFaschismusbetriebeneAnnexionAthiopiens1935 fhrten auch inSdafrika zu heftigen Auseinan-dersetzungen wischenAnhngernund Gegnern des Faschismus.Whrend eine Welle der Solidari-tt mit dem VerteidigungskampfAthiopiens die sdafrikanischeBevlkerung rfate soweigertensich zum BeispielafrikanischeHa-fenarbeiter Versorgungsgter ndWaffen f r die talienischenAggres-sionstruppen u verladen , identi-fizierten sich beispielsweiseeileder weien Bevlkerung mit derHerrenvolkideologiees deutschenFaschismus. hre Anhnger hrtendie Trommeln in Sdafrika: dieGrauhemden und die OssewaBrandwag,die Neue Ordnung-eine Gruppe unter Fhrung desVerteidigungsministers Oswald

    Pirow- und der ,,deutsche"pro-faschistischeFlgel der NasionaleParty um Malan. Die Mitglieder

    einer 1918 gegrndeten einflu-reichen Organisation burischerSdafrikaner, des Broederbond,zogen m Hintergrunddie Fden.Im Kampf aller demokratischenKrfte Sdafrikasgegen di fa-schistischeGefahr verstrkte sich

    in den vierzigerJahren der Ein-flu der KommunistischenPartei,des ANC und anderer Befreiungs-

    Fackelzug der. nationalistischenOssewa Bra,ndwagfr ihren Ge-neralkommandantenan Rensburg

    Der faschistischedeutscheAufien-minister von Ribbentrop geleitet

    den sdafrikanischenVerteidigungsminister Pirow zur Audienz beiHitler

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    organisationen. Die Kommunisti-sche Partei beispielsweise vervier-f achte ihre Mitgliederzahlzwischen1941und 1943,viele ihrer Mitglie-der wurden in fhrende Positionender Gewerkschaften und der Be-freiungsorganisationen gewhlt.Die whrend des zweiten Welt-krieges entstandene verhltnis-

    mig breite Bewegung gegen denFaschismus konnte jedoch nichtverhindern, da auf Grund derErgebnisse der Parlamentswahlen1948 die Regierungsgewalt in dieHnde der Anhnger des FaschistenMalan geriet. ,,Apartheid" hiedie neue Losung und sie verspracheine weiter verschrfte Politikder Rassendiskriminierung. Umsie leichter durchsetzen zu kn-nen, erlie die Regierung im Jahre

    1950 das ,,Gesetz zur Unterdrk-kung des Kommunismus". Es wargegen alle demokratischen Krftegerichtet. Wer fr soziale Vernde-rungen eintrat, konnte als ,,Kom-munist" verfolgtwerden.

    chwere

    Wir kmpften fr den christ-lichen Nationalismus, derein Verbndeter des Na-tionalsozialismus ist. Mankann das antidemokr-atischePrinzip Diktatur nennen,wenn man will. In ltalienheit es Faschismus, inDeutschland Nationalsozia-lismus und .in Sdafrikachristlicher Nationalismus.

    Aus einerRedeVorsters whrenddes zweitenWeltkrieges

    am 26.Juni 1955Schauplatz einesdenkwrdigenEreignisses einergewaltigen Kundgebung der Geg-ner der ' Rassendiskr iminierung.Aus allen Teilen SdafrikaswarenTausendevon Mnnernund Frauender verschiedensten Klassen undSchichten, Schwarze und Weie.auf dem groen und zentralenPlatz des Ortes zusammengekom-men, um ein Dokument zu verab-schieden,dessen Inhalt Mitgliederdes ANC und anderer Befreiungs-organisationennach zahllosenGe-sprchen mit Gegnern der Apart-heid im ganzen Land ausgearbeitethatten. Rund 3 000 Vertretern dersdafrikanischen Bevlkerunggelanges, einzeln oder in Gruppen,zu Fu oder mit dem AutobusdasStadtzentrum von Kliptown zL \erreichen. Viele aber muten wie-der umkehren und den oft langenWeg nach Hause unverrichteter-dinge antreten, weil die PolizeiStraensperren errichtet und sienicht in die Stadt hineingelassenhatte.Ringsum den Versammlungs-

    platz waren Polizisten mit Ma-schinengewehren postiert. Aberdie Kundgebungsteilnehmer lie-

    Was hat die vielpopulari-sierte Politik der Apartheidauf sich? . . . Es ist keineneue Politik.. . Alles, wassie ankndigt, zielt daraufab, den Nichteuropernochstrker zum Sklaven, zumRechtlosenund Brger drit-ter Klasse n dem Land sei-ner Geburt zu machen.

    AuseinemFlugblattderKommunistischenPafier1947

    en sich nicht provozieren undnahmen das erste und bis heutegltige gemeinsame Programm dergrten Befreiungsorganisationenan: die Freiheitscharta.Einleitendheit es dort: ..Wir. die Bewohnervon Sdafrika, erklren vor un-serem ganzen Land und vor derWelt, da Sdafrika allen gehrt,die es bewohnen, den Schwarzenund den Weien, und da keineRegierung sich als rechtmig imAmt betrachten kann, solange ihrMandat nicht auf dem Willen desgesamten Volkes beruht." Klarund einfach abgefat, enthlt dieFreiheitscharta sowohl brgerlich-demokratische Grundforderungenals auch Forderungen von Ma-nahmenzur Liquidierungdes Nhr-bodens fr den Rassismus.als dendie Verfasser vor allem das Mo-nopolkapital erkennen. Deshalbsollen laut FreiheitschartaBoden-schtze, Banken und Monopoiein das Eigentum des Volkes ber-geben und der Boden unter die-jenigen aufgeteilt werden, die ihn

    bearbeiten. ,,Kein Ereignis in derGeschichte der sdafrikanischenBefreiungsbewegudg.. hat so wie

    aufbau

    Schlgeund Wieder-

    EntschiedeneGegner der Apart-heidpolitikwaren nicht nur dieMitgliederder KommunistischenPartei,die ihren:Sampf gegendasRegimenun in cirllegalittort-setzten. Neben' und mit ihnenkmpften Hunderttausende im

    ganzen and.Der kleine Ort Kliptownin derNhe von Johannesburg wurde

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    Massendemonstrationn lohannes-burg

    dieses Freiheitsmanifestm VolkeWiderhallgefunden"stellte AlbertLuthuli fest, der bis zu seinemTode im Jahre 1968PrsidentdesAfrikanischenNationalkongresseswar. Die Freiheitschartaatte einemobilisierende Wirkung auf dengesamtenBefreiungskampfn Sd-

    afrika. Die Erkenntnis,da nurgemeinsamesHandeln eine An-derung der Lage bringen kann,setzte sich bei immermehr Afri-kanern durch. Das bekamen dieRassisten auf vielfltige Weisezu spren: Frauen demonstriertengegen die Pagesetze, rotz desStreikverbots und zu erwartenderharter Repressaliennahmen Tau-sende von afrikanischen Arbei-tern an den vielen Streiksin dengroen ndustriezentreneil; indenGettos kam es zu wirkungsvollenBoykottbewegungen. Als bei-spielsweise das Transportunter-nehmen PUCTO die Fahrpreiseerhhte, zeigtendie AfrikanerihreKampfbereitschaft:Oft lange vorSonnenaufgangmachten sich ausvielen Gettos auf dem Witwaters-rand die Werkttigenzu Fu auf denWeg zu ihrem Arbeitsplatz, dernicht selten 15 oder 20km weitentfernt ag.Und am Abendstrm-ten die Hunderttausende uf denStraenzurck n dieGettos dieBusse uhren leer. An den Halte-

    stellen warteten Polizistenauf Af-rikaner, die den Bus-Boykottmitihrer Hilfe brechensollten. Abersie warleten zumeist vergeblich.Aber nicht nur das, sie mutensogar erleben, wie weie Apart-heidgegner mit ihren Fahrzeugendie Afrikaner untersttzten. EinTriumphde.rSolidaritt AufdieseWeise wurde erreicht, da auchviele ltere und behinderte Afrika-

    ner amBoykott teilnehmen onnten.Der Kampf brachte einen vollenSieg: Das Transportunternehmenmute die Fahrscheinewieder zumalten Preis verkaufen.Jede dieser erfolgreichen Aktio-nen erfllte die Apartheidgegnermit Stolz und Genugtuung, r-derte ihr Zusammenwirken.Zweifellosstdrkte auch der Fort-schrittder nationalenBefreiungsbe-wegunganderer Lnder die Kmp-fer gegen die Apartheid.Das Ko-lonialsystem des Imperialismusbrach berall immer mehr ausein-ander. In Afrika zum Beispielwurden in den fnfziger Jahrensechs Staten unabhngig. Dannkam das Jahr 1960 - das Afrika-nischeJahr.17 ehemalige Kolonien in Afrikawurden selbstndige StaatenEreignisse,die SdafrikasPatrio-ten noch mehr anspornten. Mehrund mehr Apartheidgegner6etei-ligten sich am Befreiungskampf,der sich Ende der fnfziger/An-fang der sechziger Jahre wieder-

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    holt in Aktionengegen die Psseund die Pagesetze zeigte. Dazugehrte unteri anderem, da Af-rikaner in allerffentlichkeit ihrePsse verbrannten. Das warenTaten, die harte Strafen nach sichzogen,Taten, die aber vieleAfrika-ner aufrttelten. Die Rassistenerkannten sehr deutlich, da dieBefreiungsbewegungmehr undmehr Krfte gewann.Und es ge-

    brauchteseine Macht,sie zu un-terdrcken.So gingim Mrz 1960in Sharpeville,einem Ort sdlichder IndustriemetropoleJohannes-burg, gegen demonstrierendeApartheidgegnerPolizei mit Waf-fengewalt vor und erscho mehrals 50 Afrikaner. Als dasganzeLand daraufhinvon einer Protest-welle erfat wurde, schlug dasRegime zu, verbot unter anderemden Afrikanischen Nationalkon-gre und kerkerte viele seiner Mit-glieder ein. Der ANC aber setzteseine Arbeit fort. GemeinsammitKommunisten emhtenichvieleder nichtinhaftierten Mitgliederdes ANC, den Befreiungskampfnun unter den Bedingungen derIllegalitt zu organisieren.Fieber-haft suchte die.Polizei nachdenfhrenden Funktiondren des Af-rikanischen - Nationalkongressesund der KommunistischenPartei,die der Verhaftung entgangenwa-ren: Einige von ihnen, zum Bei-spiel Yusuf Dadoo, Oliver Tambo,John Marks und Moses Kotane.

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    nibot Luthuli1952

    waren ins Ausland entsandt wor-den, um dort fr die sdafrika-nische Befreiungsbewegungztwirken. Anderehieltensich mLan-de versteckt. Die Polizeisuchtejahrelangweiter. Im August 1962wurde mit Nelson Mandela einerder befhigsten Mnner des sd-afrikanischen Befreiungskampfesverhaftet.Am ll.Juli 1963hattenEinsatzgruppender politischenPo-lizei dann auf der Liliesleaf-Farmin Rivonia, einem abgelegenenGrundstckwenige Kilometer vonJohannesburg ntfernt,das llegaleHauptquartier der Widerstands-kmpfer Sdafrikas entdeckt. Zuden dort Verhafteten gehrtenWalter Sisulu,iiAfrmedKathradaund Govan Mbqki,die zwei Jahrespter am ll.Juni 1964 zusam-men mit Mandela msogenanntenRivonia-Proze zLt lebenslng-licher Haft verurteilt wurden.Auf der ZuchthausinselRobben-

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    eiland, der. ,,Zentrale der Htle",in Sichtweite des Tafelberges beiKaapstad, sind sie bis heute ein-gekerkert.Seit Ende der sechziger, Anfangder siebziger Jahre nimmt derKampf gegen die Apartheid einenneuen Aufschwung. Die Mitgliederder Kommunistischen Partei, desANC und anderer revolution.rerOrganisationen berwinden diedurch das Rassistenregime erlitte-nen schweren Schlge. Angesichtsder tiefen Illegalitt, in derder Afrikanische Nationalkongreund die Kommunistische Parteizuwirken gezwungen sind, ist ver-stndlich, da weder Angabenber den erreichten Stand desWiederaufbaus des ANC und derArbeiterpartei noch ber die Mit-gliederzahl oder ber den Einfluauf legale Organisationen gemachtwerden. Flugblattaktionen, eiliggepinselte Losungen an Huser-

    Albert Luthuli verbrenntam 31.3.1960seinen Pat)

    wnden und Brckenpfeilern, ille-gale Zeitungsausgaben und Tarn-broschren zeigen, da die revo-lutionre Arbeiterpartei und dief hrendeBefreiungsbewegungwei-terhin zielgerichtet unter der Be-vlkerung Sdafrikas arbeiten. Dieherrschenden Krfte Sdafrikasspren ein wachsendes Selbst-bewutsein besonders unter denMillionen Afrikanern des Landes,ihr zunehmendes Vertrauen in dieeigene Strke, ihre Bereitschaft,gegen die Rassendiskriminierungzu kmpfen.Die Morde von Soweto, der Polizei-terror berall im Lande habenGegner der Apartheid inSdafrikanicht eingeschchtert. Sie sindnoch mehr entschlossen. endlichdie Rassendiskriminierung zu be-seitigen.Die Praxis zeigt:DieMa-

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    1

    Es ist nicht wahr,da dieseGleichberechtigungllerhierlebendenMenschen ur Vor-herrschafteiner Rasse h-ren wird. Unterschiedliche,auf der Hautfarbe beruhen-de staatsbrgerliche Rechtesindvollkommenunnatrlichund,wennsieverschwinden,wird auch keineRassemehrdie andere beherrschen.. .Eine demokratische undfreie Gesellschaft.n deralle friedlichund mit glei-chen Mglichkeitenmitein-ander eben knnen,hat mirstetsals dealvorgeschwebt.

    Nelson Mandela..,Rivonia-Proze" 1964

    John B. Marks Oliver R.Tambo

    Moses Kotane Albert Luthuli

    Frauen vor dem Gebude des Ober-sten Gerichts in Pretoria, wo derRiv onia-Prozet| st attf and

    nahmen der Rassisten verhindernnicht, da immer mehr Menschenin Sdafrikabereit sind,der Apart-heid ein Ende zu setzen. Daranknnen auch die Repressalienge-

    gen eine Reihe bisher legal arbei-tender oppositioneller Organisa-tionen, Zeitungen und Persnlich-keiten Mitte Oktober 1977 nichtsndern. Vielen Rassisten wirdbewu[3r,dalJ s ie wie nie zuvorheute international am Prangerstehen. dalSdie Weltffentlichkeitder siebziger Jahre mehr denn jedie Aparthqid als Verbrechengegen die Nlenschlichkeit und Ge-fahr fr den'Fri'eden ablehnt. DieApartheid -

    so sagen die sozia-listischen Staaten. die meistender jungen Nationalstaaten und

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    ber die Gleise fhrt eineFu-gngerbrcke. in Zaun n der Mit-te teilt sie in ihrer ganzenLngein zwei Hlften, und Schilderwei-sen an: auf der einen Seite derBarriere haben die Nonewhites,die Nichtweien, zu gehen, dieandereSeitebenutzendie Whitesdie Weien. Diese Einteilungistvielerortszu finden.Fr den auslndischenBesucherist dasoft der Ausdruck derApart-heid schlechthin.Hlt er sich hu-figer inSdafrikaauf,wirder fest-

    stellen,da seit einiger Zeit ver-schiedene dieser Whites- bezie-hungsweise Nonewhites-Schilder

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    verschwunden sind und frischeFarbe das ,,Whites only" (,,nur

    fr Weie") auf manchen Park-bnken berdeckt, da der Afri-kaner im Fahrstuhl nicht unbe-dingt der' Liftboy seinmu undda in dem einen oder anderenRestaurant, in dem frher nurWeie verkehren durften, ietztauch einige Afrikaner sitzen.Also,knnte man denken, die Apartheidverschwindet langsam? Da daskeineswegs der Fall ist, wird beinherer Betrachtung der Verhlt-

    nisse in Sdafrika nur zu deut-lich.Die Manahmen des Rassisten-

    regimes haben Methode. Schritt-weise werden einige Zeichen dersofort ins Auge springenden tag-tglichen und stndigen Rassen-diskriminierung abgebaut, so dieBereitschaft des Regimes zu in-nerer Reform vorgetuscht undder Welt Vernderung vorgegau-kelt. Die tragenden Sulen derApartheid aber - die Diskriminie-rung der Schwarzen am Arbeits-platz und auf sozialem Gebiet,ihrepolitische Rechtlosigkeit, der un-gleichenBildungschancenzwischen

    Schwarzen und Weien sowie dasZwangssiedlungssystem - schtztdas Regime mit allen Mitteln.

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    icsindAuslnderrm ergenen

    Land

    Die Aufforderung an den afrika-nischen Fabrikarbeiter HarlemMsini war eindeutig: seine Frauund das vierjhrige Kind hattensofort an ihren Geburtsort zurck-zukehren. Frau Msini hatteetwasin den Augen der Rassisten Un-glaubliches getan: sie war ohneErlaubnis zu ihrem Mann gezogenund somit zu einem illegalen Ein-wanderer innerhalb der Grenzendes eigenen Landes geworden.Frau Msini ist kein Einzelfall.Im-mer wieder vers.uchenafrikanischeFamilien die urilirenschlichenGe-setze zt berwihden, die Millio-nen von ihnen das Zusammenlebennicht erlauben. n Gettos bestimmt

    das ,,Gesetz ber die Zusammeri-legung der Wohngebiete der Ein-geborenen" von 1945, wer dort

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    lngerals 72 Stunden bleibendarf:1. Der Mann oder die Frau mudort seit Geburt ohne Unterbre-chung gewohnt haben; 2, Er odersie mu im Ort. zu dem das Gettogehrt . ohne Unterbrechungfrein und denselben Arbeitgeber10 Jahre oder fr verschiedeneArbeitgeber 15 Jahre ohne Unter-brechung legal gearbeitet haben.3. Er oder sie mu die Frau. dieunverheiratete Tochter oder derhchstens siebzehnjhrige Sohneines Afrikaners sein. der unter l.oder 2. fllt.Die Praxis zeigt, da das Recht,im Getto zr-rwohnen, sihnell.ver-wirkt ist.Schon ein lngerer Auf-enthalt bei Verwandten in denReservaten,den sogenanntenBan-

    woerd, erklrt:,,Die Eingeborenenwerden nicht hier sein, weil siedas Recht dazu haben, sondernauf Befehl und durch die Gnadeder Weien. Bestenfalls werdensie Besucher im weien Gebietsein." Millionen von Afrikanernsind so stndig von der Auswei-sung aus den Gettos bedroht.Ein groer Teil der afrikanischenArbeitskrftejedoch gehrtzu denKontrakt- oder Wanderarbeitern.die nur dann eine Aufenthaltsge-nehmigung r die Gettos erhalten,wenn sie einen Arbeitsplatz ver-mittelt bekommen haben. Luftder Kontrakt ab, so erlischt ihrRecht, sich im ..weien" Gebietaufzuhalten,und siemssen zurckin die Reservate. So pendeln ge -

    tustans. schon ein Schulbesuchauerhalb des Gettos kann als Un-terhrechung des Aufenthalts imSinne des Gesetzes betrachtetwer-den. Wer sich nicht den diskrimi-nierenden Arbeitsbedingungen un-terwirft und gegen bestehendeGesetze vers tt . kann ausgewie-sen werden. Auch der Tod desMannes oder die Scheidung derEhe kann fr die meist nicht be-rufsttigen Frauen bedeuten, ent-weder in die Reservateoder in die,,Umsiedlungsdrfer"abgeschobenzu werden. Diejenigen,die in denGettos bleiben ,,drfen", haben da-mit aber noch lange nicht auch nurdie elementarstenBrgerrechte.Un-

    miverstndlich hatte schon de rVorgnger des frheren Minister-prsidentenVorster, Hendrik Ver-

    genwrtig etwa zwei MillionenafrikanischerMnner und Frauenhin und herzwischenden Industrie-zentren beziehungsweise den gro-en Farmen und den Reservaten.wo ihreFamil ien eben miisser i .Wohl auf kaum einemGebiet wirddas Verbrechen des Apartheid-regimes gegenber der Mehrheitder Bevlkerung Sdafrikas sodeutlich sichtbar. ist es verab-scheuungswrdiger.Millionen vonAfrikanern leben in der Zeit ihresKontrakts von ihren Familien ge-trennt innerhalb der Gettos inWohnheimen, die zumeist nochbesonders abgegrenzt sind, odersie leben, besonders beim Berg-bau, in Wohnlagern, in ,,Com-pounds". Diese Lager - allein aufdem Witwatersrand gibt es etwa

    Anteilder afrikanischenArbeiteran der unmittelbarenProduktion

    k?l;n"n2r3lo/oBergbau ggr02r/oBauwesen

    Mo76o/o

    Industr ie 7610lr/oIhr Anteil steigtstndig.In der ndustr iebetruser z . B.1960 rst 67,03Prozent

    Erwerbsttige974 9 201000 Prozenl

    Weie I 693000oooooo

    18,4

    Mischlinge 819 00ooo8,9

    Asiaten 211 00

    o2,3

    Afrikaner 6 478 00oooooooooooooooooooooooo70.4

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    Im Compound

    Eine Straue in Soweto

    Teilansicht von Soweto

    sechzig beherbergen eweils zwi-schen 1000 und 5000 Arbeiterunter menschenunwrdigen Be-dingungen. Ein Familienleben,Mitwirken an der Erziehung derKinder, gemeinsame Freizeit mitder Familie, das sindfr Millionenvon Afrikanern Fremdworte.Und welchen Lebensstandard ha-ben die Afrikaner in Sdafrika?Untersuchungen ergaben, da75 Prozent der Bevlkerung unter-

    halb der Armutsgrenze vegetieren.Die Grenze lag 1975 fr eine fnf-kpfige Familie bei etwa 120 Rand

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    im Monat(etwa 170 US-Dollar),eine Summe,die nur von einemkleinen Teil der Afrikaner ver-dientwird. Auch diesst eineEr-scheinungdes Rassismus dieFolge eines diskriminierendenLohngefges, der Berufsvorbe-halte fr Weieund der Qualifi-zierungsschrankenr die Afrika-ner. Diese rassistische olitik istunteranderem af verantwortlich,dadiemehrals200000Menschen,die tagtglichvon Sowetozur Ar-beit nach Johannesburg ahrenoder die Millionenaus den etwa240 anderen Gettos berall imLande meist ,,Ungelernte"oder,.Angelernte"ind.Siearbeitbn ls

    Hilfsarbeiterin der Industrie,alsBrodiener, Straenkehrer,Haus-angestellte,Hilfskrfteim Trans-

    port und im Handel.,Facharbeiter-pltze und Lehrstellen sind frAfrikaner in der Regel nicht er-reichbar, und von einer Reihe vonBerufen sind sie vllig ausge-schlossen. Wo der Mangel an wei-

    en Arbeitskrften in einigen Be-reichen dazu zwingt, auch Afrika-ner einzustellen, erhalten die Wei-en fr dieselbe Arbeit. diedie Af-rikaner leisten, meist wesentlichmehr Lohn als diese.Besonders ausgeprgt sind die dis-kriminierendqn. Lohnverhltnissesowie Arbeits- und Lebensbe-dingungen der frikanischen Land-arbeiter und der Bergleute im,,weien" Sdafrika. Auf den

    ..weien" Farmen leben mehr alszwei Millionen afrikanischer Ar-beitskrfte : teilweise mit ihren

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    Die Schulpflicht-besteht

    fr weie, aber nicht frafrikanische Kinder

    30 Prozent der afrikani-schen Kinder erhaltenkei-ne Schulbildung, sind An-alphabeten

    65 Prozent der afrikani-schen Kinder knnen nurbis zur vierten Klasse dieSchule besuchen

    Nur 6 Prozent der afrika-nischen Schler, aber fast40 Prozent der weien,besuchen eine Oberschule

    23 Prozent der Lehrer anafrikanischen Schulenkonnten selbst nur achtKlassen besuchen

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    Wenn ich fr die Erziehungder Eingeborenen verant-wortlich seinwerde, willichsie so reformieren,da denEingeborenenvon Kindheitan beigebrachtwird, dasieEuropern niemals gleich-berechtigtwerden knnen.

    Verwoerd953

    Fr die afrikanischenSchler stehen weder aus-reichend Klassenrumenoch Lehrer zur Verf-gung

    73 Prozent aller afrikanischen Schler der erstenbeiden Klassen mssendie Schule in zwei Schich-ten besuchen

    Fr Weie sind Unter-richt und Lehrmittel frei.fr Afrikaner nicht

    Der Lehrer-Schler-An-teil betrgt bei den Schu-len fr Weie 1 :20, beidenen der Afrikaner 1:60

    , ,Herztransplantationn Sdafrika".,,Professor Chris Barnard ver-pflanztmenschlichesHerz" - dieseund hnlicheSchlagzeilen or mehrals zehn Jahrenki indeten oneinermedizinischen Pioniertat. DasRassistenregime sah sofort denpropagandistischen Effekt undschickte Professor Barnard aufReisen. Die weltweite PopularittBarnards erwies sich jedoch nurzum Teil als erfreulich fr dasRegime von Vorster & Co. InsBlickfeld der Weltffentlichkeitgeriet nmlich nun nicht nur derProfessor, sondern auch das Ge-sundheitswesen .Sdafrikas. Wasda offenbar wurde, zeigt, da dieRassendiskriminierung auch hiernicht halt macht. In Sdafrikasind viele der Krankenhuser

    Teilansicht der Rand AfrikaansUniversittin Johannesburs

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    Misch inge t2Asiaten

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    nicht schlechthin r Kranke daDa gibt es fr jede der offiziellenRassengruppen also fr Weie,Mischlinge,Asiaten und Afrika-ner - gesonderteKrankenhuserbeziehungsweisestrikte Rassen-trennungnnerhalbeinesHospitals,da gibt es qualitativsehr unter-schiedliche Ausstattungen undVersorgung,e nach dem,fr wel-che Rassengruppe s gedacht st.Nach einerUntersuchungan zehnKrankenhusern fr Afrikanerin der ProvinzTransvaal m Jahre7974war fast ein Drittelder pa-tienten n Behelfsrumen der aufFluren untergebracht. Die Haut-farbe entscheidetwie berall indiesemStaat,wer mehr verdientdie weien oder die schwarzenArzte undSchwestern.

    Hospitaleingnger ,,Weige"undfr ,,NichtweilJe"

    Unterernhrung - TodesursacheNummer 1 r afrikanischeKinder

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    Medizinstudenten1974a a a a a a a a o a a a a a a a a a o a a a a a a a a a a a o a a a a

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    JOJOAfrikaner n0a a a a a a a a a a o a a a a o o a a a a a o o a a a a a a o a a aTuberkulosekranke974

    a a a o o a a a a o a a a a a a a a a a a a a a a a a a a a a a a a a

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    Afrikaner 49530

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    Die Unmenschlichkeiter rassisti.schenPraxis mGesundheitswesenSdafrikas hat viele Gesichter.Eines der abscheulichstenoffen-bart folgendes Beispiel. ImJahre 1976 enthllte ein weierArzt, da mancher seiner Kolle-gen auf seineWeise dazu beitrgt.die Geburtenrate der Afrikaner'zu verringern - ein Bestreben,:das viele Rassisten aben: ,Schonnach kurzer Zeit gaben mir weie

    Kollegenzu verstehen,dalSch -da mein FachgebietGynkologieund Chirurgiewar - so hufig wiemglich schwarze Patientinnen

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    sterilisieren sollte, denn das seieine Art Hilfe fr das Land. Ichlehnte dieses Ansinnen ab. Ichselbst habe aber hufig gesehen,wie solche SterilisierungenohneWissen der Patientinnenvorge-nommenwurden z. B. anschwar-zen Frauen, die nur am Blinddarmoperiert werden sollten."

    DieseUngeheuerlichkeitgeschieht, umzu verhindern,da die afrikani-sche Bevlkerungdieses Landeswesentlich ascher wchst als dieweie.Auch die hoheKindersterb-lichkeit unter den Afrikanern,hauptschlich eine Folge derfurchtbaren Lebensbedingungen,ist den Rassistendurchaus echt.Es wird geschtzt,da fast jedeszweite Kind in den Reservatennicht lterals zehnJahrewird.Wohin Rassismushrt, zeigteineUntersuchung n zwei Hospitlernim ReservatTranskei.Sie ergab,da fast 80 Prozent aller afrika-nischen Kinder unterernhrt wa-ren. Und eineArztinaus dem Re-servat Ciskei berichteteber dieunterden Kindern weitverbreiteteKrankheitMarasmus ndKwashio-kor: ,,Marasmusst eine Form derUnterernhrungder Kinder, diesich besondersbei Kleinstkindern

    im ersten Lebensjahrzeigt. DieseBabies", so erklrte sie, ,,sindwinzige, unruhige, runzlige Ge-schpfe, alt aussehend und zumSkelett abgemagert.Kwashiokortritt gewhnlichnach dem erstenLebensjahr auf, als Folge einerNahrung ohne Milch und andererProteine. Die kleinen Opfer sindaufgedunsen, ft sind ihre Augenso geschwollen,da sie nicht sehenknnen."Hauptverbreitungsgebiet dieserfurchtbarenKrankheiten sind dieReservate,wo lautDiktat der Ras-sisten ein groer Teil der ,,nicht-produktiven"Frauen und Kinderlebenmssen.

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    In den letzlen Jahren reten zuneh-mend besonders in imperialisti-schen Hauptlndern Afrikanerauf,die sich als Reprsentantenderafrikanischen Vlker Sdafrikasausgeben.Sie hren Gesprchemit

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    Regierungs-nd Kommunalpoliti-kern, treffen mit Monopolvertre-tern zusammen,halten Vortrge,geben Pressekonferenzen. Wersind diese Herren? Ihre Titelsindrespektheischend.Es sind Afri-kaner, die in den heute von dersdafrikanischen Regierung als,,Heimatlnder"oder BantustansbezeichnetenReservaten Positio-nen mit wohlklingendeniteln wieMinisterprsident, Oberhuptlingoder Chefminister haben. DieseStellungenverdankensie zumeistihrer Bereitschaft, die Apart-heidpolitik zu tolerieren oder so-gar offen zu untersttzen.n einerZeit, in der,die diplomatisch-poli-tische solierungSdafrikas trkerwird, die weltweite AblehnungderApartheid immer meht zunimmt undauch nnerhalbdes LandesdieRas-sendiskriminierungn wachsendemMaebekmpftwird,sind schwarzeHelfershelfer beim Regime sehr

    Bluffmder Unab

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    q, Kadettenkapelle der Iongilizwe-Schule fr Shne der Huptlingeder Transkei

    gefragt. Ohne solche Verrter an ,den Interessender Afrikanerfunk-tioniert die berlebensstrategieder Rassisten nicht. Sie brauchen

    diese Krfte, um mit ihnen einender Hauptbestandteileder Apart-heid durchzusetzen - die Bantu-stanpolitik.Nachoffizieller LesartdesRegimesin Pretoria sind Bantustans Hei-matlnder fr die afrikanischenVlker des Landes, in denen sieihre Sprache, Kultur undihre Tra-ditionpflegen,sich angeblichent-wickeln knnen, sich selbst ver-walten und, wie behauptet wird,schlielich.sogar nabhngigwer-den. Bantustanssind also angeb-lich Heimsttten fr jede afrika-nischeVlkerschaft.Mit einemrie-sigen Propagandaaufwand wirddiese verlogene These innerhalbund auerhalbSdafrikas verbrei-tet. Die Grnde dafr sind viel-schichtig.Das Regimestrebt nichtnur an, jeden Afrikaner auf ad-ministrativemWege zum Brger

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    Anteil der Reseryate am Bruttoinlandsproduktder RSA(in Prozent)o a o a a a a a a a a a a a a a a a a a a a

    Wirtschaftszweige

    Land- u. Forstwirtschaft. FischereiBergbauVerarbeitende ndustrieBauwesen,EnergiewirtschaftTransport-u. NachrichtenwesenHandelSonstiges

    Gesamtanteil

    r960

    1'00,5

    0'81,34,3

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