Ilona Hupe Verlag 1 Faszination Sambia: Und wieder lockt ... · 2 Faszination Sambia: Und wieder...

13
Fischerhütte in den Sümpfen Nkondo Camp Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen

Transcript of Ilona Hupe Verlag 1 Faszination Sambia: Und wieder lockt ... · 2 Faszination Sambia: Und wieder...

1 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

1

Fischerhütte in den Sümpfen

Nkondo Camp

Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde WestenFaszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen

2 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

2

Ein Reisebericht mit Fotosvon Manfred Vachal und Ilona Hupe

Pukus am Kafue River in der Mushingashi Conservancy

Es ist September und wir sind acht Personen, die sich inunseren beiden VW-Syncros auf den Weg gen Westenmachen. Ein Trip wie dieser birgt Unwägbarkeiten. Diegrößten Unsicherheiten sind die Fähren und dieSpritversorgung. Eine nicht funktionierende Fähre würdeden Reiseplan gehörig durcheinander bringen. Sprit gabes zwar bisher immer genügend auf dem Schwarzmarkt,dennoch bleibt da eine gewisse Unsicherheit. Ilona undich kennen natürlich alle Etappen dieses Trips. Vier derMitreisenden waren bereits in der Liuwa Plain und schonmehrfach mit uns unterwegs. Die beiden anderen sindebenfalls keine Afrikaneulinge und ergänzen das Teamperfekt, wie sich zeigen wird.

Wie immer ist der erste Tag ein Fahrtag. Weg aus Lusaka,hinein in die Wildnis. Es wird ein harter Übergang,bereits am Nachmittag erreichen wir die MushingashiConservancy. Zufällig treffen wir auf der Zufahrt aufeinen der Wildhüter, der auf einem Ameisenhügelstehend mitten in der Landschaft versucht, mit seinemHandy ins Telefonnetz zu kommen. Er ist über unserKommen schon informiert worden, und so erspart unsdie Begegnung den Umweg zum Hauptquartier. Denn erweist uns gleich den Weg zu unserem Camp.

Auch die Tsetsefliegen sind in freudiger Erwartung:endlich mal wieder Fahrzeuge ohne Klimaanlage (unddaher mit offenen Fenstern!). Pukus, Buschböcke undeinige Elefanten zeigen uns, dass wir in der Wildnisangekommen sind.

Im Kapalauise Camp direkt am Kafue sind wir nicht dieeinzigen Besucher. Zwei Familien mit Kindern aus Lusakabevölkern die Küche und einen Teil der Chalets. Die ersteNacht ist etwas unruhig, denn unsere Nachbarn sind inalkoholseliger Feierlaune, die gegen Mitternacht inStreiten übergeht und erst gegen zwei Uhr nachts durcheine der energischen Ehefrauen beendet wird, dieschließlich lauthals die Streitenden ins Bett schickt.

Wegen der vielen Tsetsefliegen verzichten wir auf einenMorning Drive. Unsere Nachbarn reisen ab, Neu-ankömmlinge sind nicht zu erwarten, und so können wiruns im Schatten der riesigen Uferbäume direkt amSteilufer des Kafue ausbreiten. Wir vertrödeln einfachden Tag. Unsere Mitreisenden waren drei Tage zuvornoch alle in deutschen Büros gesessen und genießen jetzt

3 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

3

die Entspannung und die Geräusche der Wildnis. Ab undzu kommen Impalas, Buschböcke und Kudus zum Trinkenan den Fluss. Überall zwitschert es, Paviane turnendurchs Geäst.

Am Nachmittag kündigt verdächtiges Rascheln einengroßen grauen Besucher mit langem Rüssel an. Der hateinen ganz bestimmten Baum mitten im Camp alsFutterquelle im Visier und lässt sich von ein paarBesuchern definitiv nicht stören. Wir beobachten ihn,und er beobachtet uns während er genüsslich die reifenFrüchte vom Boden aufsammelt. So mögen wir es. Safariim Camp. Doch dies ist erst der Auftakt.

Es wird finster, und wir wollen gerade Abendessen, alsder Camp Manager ganz unaufgeregt zu uns kommt, umuns über Löwenbesuch zu informieren. Zwei Löwen seiengleich hinter den Staff Houses. Wenn wir wollten,könnten wir ja mal mitkommen. Mit Taschenlampenbewaffnet machen wir uns auf den Weg. Einigen unteruns wird etwas mulmig. Angeblich sieht man die Augenim Gestrüpp. Ich sehe nichts, und auch die anderenanscheinend nicht viel. Beim Abendessen legt sich dieAufregung wieder. Danach gehen die ersten zumDuschen in die Chalets.

Ich trockne mich gerade ab, als ich die Löwen brüllenhöre. Eigentlich nichts Ungewöhnliches in der Wildnis,wäre das Brüllen nicht unmittelbar neben meinemDusch-Chalet. Ich äuge aus der Tür und sehe tatsächlichim Schein der Taschenlampe zwei Löwen innerhalb derCampumzäunung. Ilona steht gleich - nur mit einemHandtuch umhüllt - neben mir, und auch Silke undStephan vom Dusch-Chalet nebenan kauern entsprechendleicht bekleidet auf der Veranda.

Eine groteske Situation. Die beiden riesigen männlichenLöwen marschieren jetzt ganz entspannt mitten durchdas Camp und brüllen dabei abwechselnd wie bei einem

Wettstreit. Wir vier machen uns Sorgen um die anderen,die im Freien am Tisch sitzen, da wir nicht wissen, wodie Löwen hin wollen. Und prompt marschieren diebeiden so was von gezielt auf unsere Freunde zu.Offensichtlich wollen sie erkunden, wer da so im Campist. Sie stolzieren weiterhin abwechselnd brüllend undso selbstverständlich wie es wohl nur Löwen können,zwischen uns und dem Rest der Mannschaft quer durchdie gesamte Anlage. Die anderen haben natürlich dieSituation ebenfalls mitbekommen, das Brüllen war nichtzu überhören. Die Situation ist irrwitzig. Sehen kann mandie beiden Raubkatzen in dieser stockdunklen Nacht nurim Schein unserer Taschenlampen, aber das Gebrüll isttierisch laut. Irgendwann entschwinden die Löwen aus

dem Taschenlampenschein und das Brüllen wird etwasleiser. Sie haben unser Camp verlassen. Wir wagen unsvon den Duschen wieder zurück und finden unsere vierVerbliebenen in einem der Autos sitzend. Sie haben sichdorthin in Sicherheit gebracht – stilvoll mit einem GlasRotwein in der Hand. Und dass sie bei ihrer überstürztenFlucht ganz übersehen hatten, die offene Heckklappe zuschließen, erzählen sie uns lachend und mit vorAufregung sich überschlagenden Stimmen.

4 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

4

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, um in derMorgenkühle mit geschlossenen Autofenstern denAttacken der Tsetsefliegen zu entgehen. Dies klappt auchgut bis zu dem Zeitpunkt, als wir unsere beiden Freundevon letzter Nacht fünf Kilometer vom Camp entferntneben der Piste entdecken. Offensichtlich sind die Löwenan Autos gewöhnt, sie bleiben wenige Meter neben unsliegen. Es sind wirklich coole Jungs mit reichlichKampfnarben in den zerfurchten Gesichtern.

Wir verlassen das private Wildschutzgebiet und sindwieder zurück auf der Strecke Mumbwa – Kasempa.Heute werden uns gerade noch zwei Autos begegnenund ein liegen gebliebener Lkw mit mehreren Familieninklusive deren komplettem Hausrat, weil sie nachSolwezi umsiedeln wollen. Die Fährleute am LubunguPonton haben einen guten Tag und lassen uns zumeinheimischen Tarif übersetzen. Auch die Piste meint esgut mit uns, sie wird jetzt deutlich besser und wirkommen zügig voran. Links von uns befindet sich derKafue Nationalpark, rechts die Lunga Luswishi GMA.Weite Teile der Wälder werden in Sambia in dieserJahreszeit leider abgebrannt. Wildtiere sehen wir keine,dafür sind wir zu weit vom Kafue entfernt. Die Nachtverbringen wir in einem verlassenen Jagdcamp ameinsamen Lungu River, den herrliche Uferwäldersäumen. Geduscht wird romantisch am Flussufer mitHilfe einer Schüssel.

Das verlassene Jagdcamp

Lubungu Ponton

5 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

5

Weiter geht es morgens mit der Fähre über den Lungu. Ab hier gibt eswieder Dörfer, und etwa 20 km vor Kasempa nimmt die Bevölkerungs-dichte zu. In Kasempa fahren wir zuerst zur neuen Tankstelle. Sie hatDiesel und Benzin, damit haben wir schon ein Problem weniger. DerBesuch auf dem Markt ist weniger ergiebig. In einem Laden erhaltenwir dafür frisches Weißbrot aus Solwezi, was nicht selbstverständlichist, da es nur gelegentlich geliefert wird.

Auf Höhe des West Lunga Nationalparks suchen wir nach einem gutenPlatz zum Übernachten. Leider ist uns noch nicht bekannt, dass hiereine neue Lodge mit Camping eröffnet. So landen wir etwas abseitsder Teestraße zwischen kleinen Dörfern. Der Besucherandrang istgewaltig: 86 Kinder und Erwachsene wollen uns beim Zeltaufbau undbeim Kochen zusehen. Wir lassen sie gewähren bis es ans Duschengeht, dann drängen wir sie doch zum Aufbruch, was etwas dauert, weilein paar Jungs nicht so schnell den Rückzug antreten wollen. ZurFrühstücksvorstellung kommen am nächsten Morgen deutlich wenigerZaungäste, da viele Kinder in die Schule müssen.

Shopping in Kasempa

6 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

6

Vormittags erreichen wir die Distrikthauptstadt Zambezi.Auch hier gibt es eine neue Tankstelle, eine zweite ist inBau. Wegen Pumpenproblemen gibt es hier allerdingskein Benzin. Also rein in den Ort. Von früheren Besuchenwissen wir in welcher Gegend die Benzinhändler sitzen.Der Preis ist fair, die Spritqualität stimmt auch.Schwieriger wird es mit dem Bier. Unsere bevorzugteMarke ist nur in geringen Stückzahlen erhältlich. Brotbekommen wir gar keines, nur die lokal hergestellten„Buns“ sind erhältlich. Dafür ergattern wir wunderbareAvocados aus dem Kongo!

Wegen der famosen Aussicht über die Sambesi-Flutebenen besuchen wir die ältere Zambezi Lodge aufeinen kalten Drink. Dann sind wir auch schon durch mitdem gemütlichen Städtchen und machen ein paarKilometer weiter unter einem schattigen BaumMittagspause. Wenig später erreichen wir unserheutiges Ziel, die „Chinyingi Swinging Bridge“. Dieseriesige, von Kapuzinermönchen erbaute Hängebrückeüber dem malerischen Sambesi und die entspannteBetriebsamkeit der dortigen Anwohner sind die weiteAnreise hierher allemal wert. Auf der Zufahrt springenplötzlich maskierte und verkleidete Mkishi-Tänzer ausdem Gebüsch und bitten mit Gesten um ein wenigKleingeld. Traditionell laufen diese vermummtenGestalten von Dorf zu Dorf und erschrecken die Frauenund Kinder. Heute sieht man sie nur noch sehr selten,wir können uns also glücklich schätzen.

Am Ufer des Sambesi bauen wir in Sichtweite derHängebrücke unser Camp auf, die Zelte werden derEinfachheit halber im Sandbett auf geschlagen. WoEinheimische baden, trauen auch wir uns ein Bad imSambesi zu nehmen. So gerne wir uns auch mit dersanften Strömung mit treiben lassen würden, bleiben wirdoch im flachen Randbereich. Noch nie haben wir dortein Krokodil gesehen, auch nachts nicht, wenn man mitder Taschenlampe die reflektierenden Augen erkennenwürde. Aber sicher ist sicher.

Mkishi-Tänzer

Wildnacht am Sambesi

7 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

7

Als Übernachtungsplatz ist die Stelle einfach traumhaft.Natürlich gehört ein nächtlicher Ausflug bei Mondscheinauf die schwankende Hängebrücke zum Pflicht-programm. Unter uns der träge Sambesi, über uns dieSterne. Und einfach nur Stille.

Frühmorgens wird eifrig fotografiert. Die Spiegelungenim Wasser mit der Hängebrücke im Hintergrund, ein paarKanufahrer, unsere Zelte im Sand, lustige Tierspuren undein völlig eingesandeter Frosch. Lauter perfekteFotomotive im Morgenlicht. Danach wird ausgiebiggefrühstückt, das Camp zusammengebaut. Inzwischenherrscht auf der Brücke wieder reger Betrieb. Dies ergibteine wunderbare Szenerie und die Gelegenheit, mit denMenschen in Kontakt zu treten. Mehrere fröhlicheFrauen quetschen sich mit riesigen Fischkörben auf derschmalen Hängebrücke an uns vorbei, im Schlepptau dieKinder und ein paar Hunde.

8 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

8

Irgendwann müssen wir dann doch wieder los. InZambezi ist die Tankstelle immer noch defekt. Alsowieder ein paar Kanister auf dem Schwarzmarktbesorgen. Da wir zeitlich gut dran sind, machen wir einenkleinen Abstecher nach Chitokoloki. Doch die einstmalerische Piste wurde verbreitert und ist in miserablemZustand. Zugleich ist die Besiedelung dichter und dieBewaldung „lichter“ geworden. Wir brechen ab, fahrenstattdessen auf der guten Teerstraße zur Watopafähre.Auch hier klappt alles reibungslos. Der schwer beladeneLandrover vor uns muss allerdings am gegenüberliegenden Ufer abladen, um den steilen Hanghinaufzukommen.

Zurück auf der lieblichen Piste kämpfen wir unsanderntags weiter in Richtung Lukulu. Auch hier ist dieAbholzung enorm. Für uns ist nicht verständlich, wie vielWald für den Anbau von Cassava weichen muss.

Doch nun befahren wir eine der schlimmsten PistenSambias. Wieder einmal zeigt sich, dass der breiteAusbau der alten schmalen Piste die Situation nurkurzzeitig verbessert hat. Mittlerweile haben sich an denRändern der Piste Nebenpisten gebildet, die wenigstensein klein wenig zügiger befahren werden können. Dieruhige Nacht verbringen wir am Ufer des Kabombo River,direkte an einer Kanu-Fährstelle.

Da wir auf der Suche nach einem Schmied sind,beobachten wir aufmerksam das Geschehen neben derPiste. Größere Menschenansammlungen wecken stetsmein Interesse. Meist sind es Beerdigungen, dochdiesmal steckt etwas anderes dahinter. Wir halten an undwerden freundlich begrüßt. Ein Initiationsritual ist imGange. Wir dürfen hinzukommen und sogar fotografieren.Eine junge Frau hockt umringt von den Dorffrauen mitgebeugtem Haupt demütig am Boden und macht allesandere als einen fröhlichen Eindruck. In einer kleinenSchale vor ihr liegen ein paar Geldscheine. Auch wirgeben etwas Geld dazu und zusätzlich noch ein paarGeschenke wie Nähzeug, Kleidung und einen Taschen-

spiegel. Die Männer erkennen mein Interesse an ihremXylofon und fangen sofort an, zu zweit darauf zu spielen.Fünf andere greifen zu ihren Trommeln, und schon isteine fröhliche Party am Gange. Noch sind die Frauen beider eigentlichen Initiationszeremonie, es dauert abernicht lange und sie beginnen um die musizierendenMänner herum zu tanzen. Wir spenden noch ein paarBüchsen Bier und machen uns dann wieder auf den Weg.

Watopafähre

Einbaum-Taxis

9 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

9

In Lukulu werden wir an der Fähre von einemImmigration Officer angesprochen, der wissen will,wohin wir wollen. Meinen Namen und dieAutokennzeichen notiert er auf einem Blatt Papier, bevorer uns eine gute Reise wünscht. Wehmütig registrierenwir, dass die alte Fähre mit dem Außenborder-Motornicht mehr im Einsatz ist. Auf die neue Fähre, dieeigentlich auch eine alte ist, passen jetzt auch zweiAutos gleichzeitig – zumindest theoretisch. Denn durchden niedrigen Wasserstand des Sambesi wird es derzeitselbst mit nur einem Auto an Bord eine Zitterpartie fürden Ponton.

Die Anlegestelle am Westufer ist diesmal gut präpariert.Und dann warten wir auf das zweite Fahrzeug. Undwarten. Per Funk erfahren wir schließlich den Grund derVerzögerung: Der Diesel ist ausgegangen, der „PontoonOperator“ ist zu Fuß unterwegs, um Nachschub zu holen.Wir sind ja glücklicherweise nicht in Eile. Und nicht zumersten Mal auf der Westbank. Mindestens siebenmalwählten wir schon diesen Weg zum Liuwa PlainNationalpark oder nach Kalabo. Aber die Strecke istimmer wieder mit Anspannung verbunden, denn manweiß nie, welche Spuren zu befahren sind, wo Wassersteht und wo der Sand am tiefsten ist.

Wäschewaschen in Lukulu Lukulu Ponton Endlich Sprit-Nachschub

10 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

10

An einer kleinen Bauminsel mit Blick auf einen Weiherschlagen wir unser Lager auf. Wie in früheren Jahrenziehen auch diesmal wieder Ochsenkarren an uns vorbei.Wie aus dem Nichts tauchen sie auf. Zügig und ohneanzuhalten passieren sie unseren Lagerplatz, aber sieblicken dabei etwas irritiert über die Anwesenheitweißer Touristen.

Am nächsten Tag liegen immer wieder umgestürzte bzw.gefällte Bäume auf der Fahrspur. Aussteigen,wegschieben, ausweichen. Auch die Säge kommt jetztzum Einsatz. Die vielen umgestürzten Bäume zwingenuns bereits nach wenigen Kilometern zu längerenUmfahrungen.

Wir hoffen, diesmal eine andere Furt durch denLuambimba zu finden, weil die normale Furt zu dieserJahreszeit statt Wasser eine eklige Sanddüne alsHerausforderung bereithält. Nach einigem Suchenfinden wir tatsächlich eine Alternative.

Die macht aber auch keine Freude, denn hier steht dochnoch tiefes Wasser, und der steile Gegenhang muss mitSchwung genommen werden. Resultat: Unser Zambullymag anschließend nicht mehr rund laufen. Irgendwas istnass geworden, was nicht nass sein sollte.

Westlich des Sambesi sollte man eigentlich lieber keineFahrzeugprobleme haben. Unser altes Auto besitzt nichtwirklich Elektronik, die versagen könnte, und so findenwir nach einiger Zeit den nassen Stecker, und wenigspäter läuft der Wagen auch wieder zuverlässig.

Jetzt heißt es, das Dorf Kuli anzupeilen. Ab dort ist mirder Weg wieder vertraut.

Am Rande des Liuwa Plain Nationalparks stoßen wir nochauf ein paar Frauen, die in einem fürchterlich stinkenden,schlammigen Tümpel auf traditionelle Weise mit einertrichterförmigen Falle Jagd auf die letzten verbliebenenFische machen. Es ist ein erbärmlicher Anblick, obwohldie Frauen im Moment sogar erfolgreich sind.

11 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

11

Zwei Nächte verbringen wir im Katoyana CommunityCamp des Liuwa Plain Nationalparks. Zu dieser Jahreszeitsind die großen Gnuherden noch nicht eingetroffen. Wirsind trotzdem zufrieden und freuen uns an Oribis,Hyänen, Gnus und Zebras in Campnähe. Und an derWeite der Landschaft.

Weniger lustig wird die Fahrt nach Lukulu. Speziell dieletzten Kilometer machen uns zu schaffen. Nichtumsonst bietet die Parkverwaltung von African Parkseinen Abschleppdienst für 200 US$ an!

Etwas angespannt erreichen wirschließlich doch den LuangingaPonton in Kalabo, entrichten unsereParkgebühren und müssen für dieImmigration unsere Passdatenaufschreiben. Ab jetzt geht eswieder auf Teerstraße bis zumSambesi, wo eine neue Brückegebaut wird.

Die Ankündigung, wir könnten dieBehelfsbrücke benützen, bewahr-heitet sich nicht. Stattdessen sollenwir durch den von Baufahrzeugenvöllig zerfurchten Tiefsand zur altenFähre fahren. Ich bleibe auch gleichnach wenigen Metern stecken. Diechinesischen Bauarbeiter lassennicht mit sich reden. Doch Barbaragelingt es, den Aufpasser zu erwei-

chen, damit wir nicht den Ponton nehmen müssen.Erleichtert nehmen wir jetzt doch die Behelfsbrücke.Drüben geht es auf staubiger Piste weiter, obwohl dieneue Teerstraße nach Mongu praktisch fertig ist. Abersie ist noch nicht freigegeben, und so rumpeln wirvorwärts. Die Zeit rennt uns davon, denn wir benötigenin Mongu dringend Sprit und Lebensmittel. EinePolizeikontrolle mitten im verstaubten Nichts, diemeinen Führerschein sehen will, finde ich gar nichtspaßig, verlieren wir doch noch mehr Zeit.

Als wir endlich in Mongu ankommen, versuchen wirsofort zu tanken. Aber Fehlanzeige: kein Sprit. Dienächste Tankstelle hat dann doch welches. Wir hetzenweiter zum Shoprite. Der ist brechend voll. Ganz Mongukauft offensichtlich heute hier ein. Am Brot stehenmassenhaft Menschen an. Es dauert ewig, bis auch wirein paar Laib Brot ergattern. So schnell wie möglichverstauen wir den Großeinkauf an Obst, Gemüse, Fleischund Getränken, und dann verlassen wir Mongu im

Oribi

Liuwa Plain

12 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

12

letzten Tageslicht. Nach etwa 10km durchqueren wir eineFlutebene, in die wir abbiegen. Ein Fußballplatz bietetsich für unser Camp an. Die Dörfer liegen versteckt amRande des Dambos. Natürlich bekommen wir abendsnoch freundlichen Besuch, der sich aber taktvollzurückzieht, als wir Anstalten zu machen, hinter demAuto zu duschen.

Morgens zieht wieder ein Ochsengespann vorbei,bepackt mit Strohbündeln zum Dachdecken.

Heute steht ein längerer Fahrtag auf wenig befahrenerTeerstraße an. Nach einer lang gezogenen Bodenwelle,bei der ich fast abhebe, ist allerdings erst mal eineReparaturpause angesagt. Ein vorderer Stoßdämpferhängt nur noch lose in der oberen Befestigung. Also istjetzt Autoreparatur angesagt, und da wir Schattenbrauchen, landen wir mitten in einer kleinenHüttenansammlung unter dem zentralen Mangobaum.Während die Frauen zunehmend Spaß haben mit denFrauen und Kindern unserer Gastwirte, wechselnStephan und ich den Stoßdämpfer aus, erkennen aber

das eigentliche Problem nicht, und so ist ein paarFahrkilometer weiter das gleiche Problem wieder da. Daes schon später Nachmittag ist, suchen wir uns ersteinmal einen Schlafplatz. Überall sind hier Felder undkleine Ansiedlungen. Wir stehen daher etwas beengt aufdem Gelände eines ehemaligen Dorfes. Die alten

Mangobäume stehen noch da. Ein freundlicher Bauerschlägt in Windeseile das hohe Gras für uns ab. Amnächsten Morgen machen wir uns erneut über denStoßdämpfer her. Es zeigt sich, dass das Problem derdarunterliegende Gummipuffer ist. Irreparabel. UnsereNotreparatur wird aber bis Lusaka halten.

Ochsenkarren am Fußballtor

13 Faszination Sambia: Und wieder lockt der wilde Westen Ilona Hupe Verlag

www.hupeverlag.de

13

Am nächsten Vormittag treffen wir dann im südlichenKafue Nationalpark im neuen Kasabushi Camp ein. BeimAnblick der Luxusduschen bekommen unsere FrauenFreudentränen.

Wir verzichten auf eine nachmittägliche Pirschfahrt,sondern genießen lieber den Rest des Tages unter denschattigen Uferbäumen mit Blick auf den Kafue.Eigentlich wollten wir noch weiter südlich fahren, aberin anbetracht des kaputten Stoßdämpfers beschließenwir, wieder zurück zur Teerstraße zu fahren undstattdessen in einem näheren Camp die nächste Nachtzu verbringen.

Zurück am Parkeingang warte ich auf das zweiteFahrzeug. Normalerweise ist Ilona nie weit hinter mir.Doch sie ist außerhalb der Funkreichweite. Nervös fahrenwir nach etwa 15 Minuten zurück, befürchten einAutoproblem. Und der Zambully wurde tatsächlichaufgehalten: Zuerst von einem Löwen und dann auchnoch von einem Leoparden auf Warzenschweinjagd. Wirim ersten Fahrzeug haben nichts davon gesehen.

Den letzten Tag in der Wildnis lassen wir mit einerBootssafari ausklingen. Und wie zu Beginn der Reisehaben wir auch in der letzten Nacht wiederElefantenbesuch im Camp.

Vieles bleibt in diesem Reisebericht unerwähnt, dennes würde den Rahmen sprengen. So bleibt dasorangefarbene Chamäleon unerwähnt, dieMondfinsternis hinter den Wolken, die Frauen beimBierbrauen, der Souvenirkauf angolanischenKunsthandwerks mitten auf einer abgelegenen Piste, derSchmied, die Erlebnisse an den Dorfbrunnen, die Jungsam Billardtisch in einem einsamen Dorf und vieles mehr.Ich finde, es war eine unserer schönsten Touren.

ENDE

Kasabushi Camp

An der Campzufahrt