Imagekampagne „Kopf an: Motor aus."

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Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken. Die Kampagne

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In neun Kommunen ist die Kampagne „Kopf an: Motor aus." als erfolgreiches Pilotprojekt des Bundesumweltministeriums in den Jahren 2009 und 2010 gelaufen. 2011 kann es weiter gehen.

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Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken.

Die Kampagne

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„Viele kleine Dinge wurden durch die richtige Artvon Werbung groß gemacht.“MARK TWAIN, AMERIKANISCHER SCHRIFTSTELLER (1835–1910)

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Die Kampagne „Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken“ holte mit ihren Botschaften die Autofahrer dort ab, wo

sie ihr Verhalten ändern sollten: auf dem Weg zum Einkaufen, zum Sport oder zur Arbeit. An Ausfallstraßen und vielbefahre-

nen Hauptstraßen wie hier in Berlin erreichten Riesen- und Mega-Light-Poster Millionen von Kurzstreckenautofahrern.

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INHALT

Editorial: Gehen Sie es richtig an! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

ROT

Das Transtheoretische Modell: Stufe für Stufe zu weniger Auto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8„Kopf an: Motor aus“: Gegen den inneren Schweinehund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10„Nicht ohne Kommunikation“: Interview mit dem Lebensstilforscher Konrad Götz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

GRÜN

Bamberg: Bambärch konnsd älaafn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Berlin: Millionenstadt der kurzen Wege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Braunschweig: Löwenherz fürs Klima beweisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Dortmund: Das Ruhrgebiet fördert wieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Freiburg: Flanieren in der Sonnenstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Halle: Lass doch mal de Karre stehn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Herzogenaurach: Kleine Stadt – große Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28Karlsruhe: Rundum von „Kopf an“ überzeugt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Kiel: Fischkopp sucht Fahrrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

BLAU

Evaluationsergebnisse: Die Kampagne wirkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36„Ein Mehrwert für die Städte“: Interview mit Oscar Reutter vom Wuppertal Institut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

Kontakt/Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

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EDITORIAL

Fast zwei Milliarden Euro hat die Auto-mobilbranche in Deutschland 2010 inWerbung investiert. „Kopf an: Motoraus”, die Imagekampagne für Fuß- undRadverkehr auf Kurzstrecken, hat mitrund zwei Millionen Euro dagegen-gehalten. Sie sehen in diesem Heft, waswir mit diesem deutlich kleinerenBudget auf die Beine und auf die Straßegebracht haben.„Kopf an“ hat Fußgänger und Radfah-rer erstmals in Deutschland auf diegroße öffentliche Bühne gehoben. DieResonanz war in hohem Maße positiv.Vier von fünf Bürgerinnen und Bürgernfanden die Kampagne wichtig und gut.Lediglich ein knappes Fünftel hielt siefür überflüssig. Fast alle finden die zen-trale Botschaft von „Kopf an“ richtig:Lassen Sie auf Kurzstrecken Ihr Autoöfter mal stehen und gehen Sie zu Fußoder fahren Sie Rad.In der aktuellen Studie des Bundesum-weltministeriums „Umweltbewusstsein2010“ gaben 76 Prozent der Bevölke-rung an, dass sie sich Städte wünschen,die weniger auf das Auto und mehr auföffentlichen Verkehr, Fuß- und Radver-kehr setzen. Die Bereitschaft zur Ver-haltensänderung ist da, die Politikmuss die Bürgerinnen und Bürger nurabholen.Wege und Fahrradgaragen zu bauen istdas eine, Menschen mit positiver Kom-munikation auf die Beine oder in denSattel zu helfen, birgt in Deutschlandbisher weit unterschätzte Umsteiger-potenziale. Es geht um einen Wechselin der Mobilitätskultur in unserenStädten und Dörfern. Viele Menschenhaben sich bereits auf den Weg

gemacht. Viele Entscheider verharrennoch in ihrem autozentrierten Mobili-tätsbild.Das kostet Kommunen doppelt Geld.Autoverkehr verstopft die Städte,belastet die Luft und macht Lärm.Infrastruktur für Autos ist teuer. Fahr-räder brauchen deutlich weniger Platzund stinken nicht. Wer sich bewegt, istfitter. Belebte Plätze und Straßen sindsicherer.Experten rechnen mit gut 20 Centreinen Betriebskosten pro KilometerAutofahren. Wer stattdessen mit demRad oder zu Fuß unterwegs ist, spartbares Geld. Geld, das er oder sie besserin die Ausbildung der Kinder, in die ört-liche Kulturlandschaft oder in die hei-mische Gastronomie fließen lässt als indie Taschen von Mineralölkonzernen.Also worauf warten Sie noch? „Kopf an:Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstre-cken”, für bessere Luft, für gesündereMenschen, für weniger Ausgaben imkommunalen Verkehrsetat, für lebens-wertere Städte.Steigen Sie auf!

MICHAEL ADLER

PS: Die Bundesförderung für „Kopf an“lief Ende 2010 aus. Das Bundesumwelt-ministerium hat die Kampagne zurNutzung freigegeben. Das Kampagnen-büro beantwortet gern Ihre Fragen:(0228) 9 85 85 45 und www.kopf-an.de

Michael Adler ist Geschäftsführer der Bonner

Kommunikationsagentur fairkehr, die die

Kampagne gemeinsam mit der Berliner Agentur

velokonzept ins Leben rief.

Gehen Sie es richtig an!

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RUBRIK

Ihre Stadtsoll

schönerwerden!

Die „Kopf an“-Kampagne

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der Deutschen denken, dass sie durch einumweltbewusstes Alltagsverhalten wesent-lich zum Klimaschutz beitragen können.

88%

Städte in Deutschland haben sich2009 und 2010 um die „Kopf an“-

Kampagne beworben.

110

wählten „Verbrennen Sie doch malKalorien statt Benzin“ als ihren„Kopf an: Motor aus“-Lieblingsspruch.

41%

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ROT

Ein paar bunte Plakate werden Auto-fahrer kaum dazu bringen, auf kurzenStrecken das Auto stehen zu lassen.Wer das glaubt, überschätzt die Mög-lichkeiten der Werbung. Wir sprechenhier nicht nur davon, mal ein anderesProdukt zu kaufen – wir wollen viel-mehr, dass die Menschen ihr Verhaltenändern. Und eine Kampagne, die Men-schen dazu bewegen soll, das eigeneVerhalten zu überdenken und im bes-ten Falle zu ändern, unterliegt anderenGesetzmäßigkeiten als herkömmlicheWerbekampagnen.

Stufe für Stufe zu weniger AutoDas Transtheoretische Modell aus der Verhaltensforschung diente den Kampagnen-

machern als Basis für ihre Kommunikationsstrategie. In der Suchtprävention soll es

Abhängige davor bewahren, rückfällig zu werden.

Gordon Schmid ist einer der Geschäftsführer

der Agentur Tinkerbelle, die das Kommunika-

tionskonzept der Kampagne „Kopf an: Motor

aus“ maßgeblich entwickelt hat.

Um die maximale Wirkung aus der Wer-bung ziehen zu können, haben wir dieKampagne auf Basis eines Modells ausder psychologischen Verhaltensfor-schung konzipiert. Das Transtheoreti-sche Modell (TTM) geht davon aus,dass Verhaltensänderungen ein lang-fristiger Prozess sind, der unterschied-liche Stufen durchläuft. Für die Kampa-gne „Kopf an: Motor aus“ haben wirdaraus drei Stufen abgeleitet und inzeitlich aufeinanderfolgende Kampa-gnenphasen übertragen:

Vorbereitungsphase:Hier kommunizieren wir sowohl ratio-nale als auch emotionale Argumente,die für den CO2-freien Stadtverkehrsprechen, und regen zum Nachdenkenan.

HandlungsphaseHier schaffen wir konkrete Anlässe, dieden Autofahrern die Chance geben, dasRadfahren oder Zufußgehen selbst aus-zuprobieren.

Bestätigungsphase:Hier motivieren wir all jene, die ihr Ver-halten bereits geändert haben, dranzu-bleiben und weiterzumachen. Denn dersogenannte Rückfall in die Zeit vor derVerhaltensänderung ist laut TTM eineder größten Gefahren, die sich mitBestätigung minimieren lässt.

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ROT

Starköchin Sarah Wiener geht am liebs-ten zu Fuß. Popsängerin Judith Holo-fernes ebenfalls. Und OlympiasiegerinBritta Steffen radelt gern durch Berlin.Weshalb die prominenten Damen aufFortbewegung mit Klimaschutzfaktorschwören, erzählten sie vor 150 Politi-kern, Wissenschaftlern, Journalistensowie Vertretern der Fahrradindustrieund der Umweltverbände am Branden-burger Tor. Gemeinsam mit dem Kam-pagnenteam feierten die GeladenenEnde März 2009 in Berlin die große„Kopf an“-Auftaktveranstaltung.Wichtige Anliegen brauchen bekannteVorbilder. Und wer möchte, dass Men-schen ihr Verhalten ändern, sollteihnen das nicht mit erhobenem Zeige-finger sagen. Sondern so, dass dieAdressaten denken: „Das klingt sinn-voll und nach Spaß, das probier ichaus!“ Wer Menschen aus dem Auto aufden Fahrradsattel und zum Zufußge-hen bringen will, muss ihnen zeigen,wie sehr Gesundheit, Geldbeutel undUmwelt davon profitieren, wenn sie dieRad- und Gehwege auch nutzen, dieihre Stadt für sie gebaut hat.Eine Imagekampagne für mehr Rad-und Fußverkehr war längst fällig, es gabbislang kein mit „Kopf an: Motor aus.Für null CO2 auf Kurzstrecken“ ver-gleichbares Projekt in Deutschland. DieKampagnenidee der Bonner Kommuni-kationsagentur fairkehr und der Berli-

ner Agentur velokonzept entstandbereits im Sommer 2007 und wurde imOktober 2008 bewilligt. Für 2009 und2010 stellte das Bundesumweltministe-rium insgesamt vier Millionen Euro ausMitteln der Nationalen Klimaschutzini-tiative – Gelder aus dem Emissionshan-del – für mehr intelligente Kurzstre-ckenmobilität zur Verfügung.

Tu dir etwas Gutes und lassdas Klima davon profitieren!Die Hälfte aller Autofahrten ist kürzerals sechs Kilometer. Auf solchen Stre-cken verbrennt der Pkw besonders vielSprit und bläst überproportional vieleTreibhausgase in die Luft, bis derMotor Betriebstemperatur erreicht hat.Würden die Deutschen doppelt so vieleKilometer Rad fahren und zu Fußgehen wie bisher, würden sie demKlima fünf bis sechs Millionen TonnenCO2 im Jahr ersparen – und, ganznebenbei, fit und gesund bleiben.„Besser Sie nehmen ab als die Eisberge.Fahren Sie Rad!“ Oder: „Wer gut zu Fußist, ist gut zum Klima.“: Mit provozie-renden, witzigen Textbotschaften aufknallfarbigem Hintergrund, entwickeltvon der Berliner Agentur Tinkerbelle,sprach die Kampagne Kurzstreckenau-tofahrer dort an, wo sie ihr Verhaltenändern sollten: auf Pendlerstrecken,vor Schulen, beim Einkaufen. Riesen-poster und Brückenbanner an Ausfall-

straßen, Plakate auf Supermarktpark-plätzen, Kino- und Hörfunkwerbung,Auftritte der Kampagne auf Messenund Veranstaltungen in den Städtenund Straßenaktionen wie das Ver-schenken von „Coaching Packs“, die mitkleinen Belohnungen das Umsteigenerleichtern sollten, appellierten vorallem an das „gute Gefühl“ der Kurz-streckenfahrer, nach dem Motto: Wenndu dir etwas Gutes tust, profitiertgleichzeitig das Klima – was willst dumehr?

Neun durften dabei sein,mehr als 100 wolltenIn einem bundesweiten Wettbewerb,entwickelt und koordiniert vom Wup-pertal Institut, wurden insgesamt neunStädte ausgewählt, die die Imagekam-pagne umsetzen durften. Beworbenhatten sich mehr als 100. Gute Chancenauf einen Sieg hatten Kommunen, diebereits gute Wege für Radfahrer undFußgänger gebaut hatten und planten,da noch mehr zu investieren. 2009waren Bamberg, Dortmund, Halle ander Saale und Karlsruhe die glücklichenGewinner – 2010 kam „Kopf an“ nachBerlin, Braunschweig, Freiburg, Herzo-genaurach und Kiel.Bei welcher Zielgruppe die Imagekam-pagne für mehr Klimaschutz amschnellsten den meisten Erfolg habenwürde, hatte im Vorfeld das Institut für

Gegen den inneren SchweinehundWachrütteln, Angebote machen und belohnen – in drei Phasen und in neun Städten

hat „Kopf an: Motor aus“ mit augenzwinkernden und teils provozierenden Sprüchen

und Aktionen Hunderttausende Menschen aufs Rad und die Füße gebracht.

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AndauerndeAufrechterhaltung

Absichtslosigkeit/Sorglosigkeit

Vorbereitung

Handlung

Aufrechterhaltung

Absichtsbildung/Bewusstwerdung

Das Transtheoretische Modell geht davon aus, dass Menschen nur langfristig ihr Verhalten ändern und dabei sechs Stufen beschreiten müssen.

Die „Kopf an“-Macher leiteten daraus drei Stufen ab und übertrugen sie auf zeitlich aufeinanderfolgende Kampagnenphasen: Vorbereitung, Handlung

und Bestätigung.

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sozial-ökologische Forschung ermittelt,das auf Mobilitäts- und Lebensstilfra-gen spezialisiert ist (siehe Seite 13). UmGewohnheitsautofahrer dazu zu brin-gen, ihre Routine dauerhaft zu ändern,folgten die Macher von „Kopf an:Motor aus“ dem TranstheoretischenModell TTM, das für die Suchttherapieentwickelt wurde. In drei Phasen – rot,grün und blau – sprach die Kampagneihre Zielgruppen an, analog zu densechs Stufen des TTM.

„Kopf an: Motor aus“ hattebewegenden ErfolgDie erste Phase sollte die Menschenwachrütteln und auf Botschaft undZiele aufmerksam machen. Die darauffolgende grüne Phase schlug ihnen kon-kret vor, was sie denn tun könnten fürmehr Mobilität mit Spaß-, Klima-schutz- und Gesundheitsfaktor. Diedritte Phase bestätigte Kurzstrecken-fußgängern und -radfahrern in Blau,dass sie auf dem richtigen Weg sind.Alles in allem mit bewegendem Erfolg –wie die Umfragen nach Abschluss derKampagne 2009 und 2010 ergaben(siehe Seite 36): HunderttausendeMenschen ließen während der zweiJahre öfter mal ihr Auto stehen undschwangen sich stattdessen auf denSattel oder gingen zu Fuß.

Riesenposter am Berliner Alexanderplatz riefen

Kurzstreckencabriofahrer zum Umsatteln auf.

Den Wind könnten sie sich dann erst recht um

die Nase und durch die Haare wehen lassen.

Profischwimmerin Britta Steffen, Popsängerin

Judith Holofernes und Starköchin Sarah Wiener

(von links) unterstützen „Kopf an: Motor aus“

aus ganz persönlichen Gründen: Sie sind über-

zeugte Fußgängerinnen und Radfahrerinnen.

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Umsteigen bewegt werden sollen, mussdie Infrastruktur gut sein, müssen dasRadfahren und Zufußgehen mindes-tens ebenso bequem und attraktiv wir-ken wie das Autofahren, das ist einezentrale Bedingung. Wenn die Gelegen-heitsstruktur stimmt, kann daraufauch die Kommunikation aufbauen,ohne unglaubwürdig zu werden.

Wie sollte diese Kommunikation ausse-hen?Von der Sozialpsychologie und vomMarketing kann man lernen, dass esnicht viel bringt, wenn man Autofah-rern sagt, wie vernünftig es wäre umzu-steigen. Es geht nicht allein um objekti-ven Nutzen, sondern auch um Affekt,Spaß, Emotion. Wer eine solche Kam-pagne macht, muss den Lebensstil, dieEinstellungen und die Normen der Ziel-gruppen ansprechen. Mit Witz und Ver-stand. Die Kommunikation muss farbigund ganzheitlich sein.

Sie und Ihr Team vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) haben die

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ROT

In der Theorie sind sich stets alle einig:Der Umstieg vom Auto aufs Radfahrenund Zufußgehen ist gut für Umwelt undGesundheit. Doch warum tuns die Leuteeinfach nicht?KONRAD GÖTZ: Das hat mit Routinen zutun. Was ich mir langfristig angewöhnthabe, ist ökonomisch einfach und redu-ziert Komplexität. Aber es wird auchzum Teil meiner Persönlichkeit, undPersönlichkeit lässt sich nur schwerändern. Zudem sind solche RoutinenBestandteil des Lebensstils. Das Autoist in diesem Fall Lebensstilsymbolik,und da brauche ich erst einmal ange-messenen Ersatz, wenn mich jemandauffordert, darauf zu verzichten.

Was ist das größte Hindernis für einen sol-chen Umstieg, ist es einfach nur Bequem-lichkeit?„Einfach nur?“ – unser Leben ist sehrkomplex, die Suche nach Bequemlich-keit ist ganz normal und bedeutet einNicht-nachdenken-Müssen. 80 Prozentdessen, was der Mensch tut, tut er,ohne bewusst darüber nachzudenken,das geht auch Fahrradfahrern und Fuß-gängern so. Die Frage ist: Wie kannman Menschen – in diesem Fall diejeni-gen, die auf kurzen Strecken gewohn-heitsmäßig ins Auto steigen – dazubringen, ihre Mobilitätsroutine zuändern? Ich muss die Routine durch-brechen, indem ich sie störe.

„Nicht ohne Kommunikation“Gute Fuß- und Radwege in Städten sind wichtig – doch sie müssen auch beworben

werden, damit Autofahrer umsteigen, sagt Lebensstilforscher Konrad Götz. Und

zwar am besten mit Witz, Spaß und Gefühl.

Wie lassen sich Routinen stören?Da gibt es zwei Methoden. Ich kannAutofahrern bewusst das Leben schwermachen, nach dem Motto: Viele roteAmpeln und viel Stau werden sie schonabschrecken. Ich kann sie in ihren Rou-tinen aber auch irritieren, indem ichbestimmte Seiten der Menschen positivanspreche. Das ist der Weg über Kom-

munikation, wie ihn „Kopf an: Motoraus“ gegangen ist. Aus der Art undWeise, wie beispielsweise die Gesund-heitsforschung – Stichwort Suchtprä-vention –, die Sozialforschung oder dasMarketing Gewohnheiten verändern,kann man lernen, dass ein Teil der Rou-tine-Durchbrechung immer auf Kom-munikation basiert.

Wie groß ist dieser Teil?Das lässt sich nicht genau sagen. Wich-tig aber ist: Es geht nicht ohne Kommu-nikation. Klar gehört auch immer eineobjektive Gelegenheitsstruktur dazu,das heißt im Fall dieser Kampagne:Wenn Kurzstreckenautofahrer zum

„Die Suche nach Bequemlichkeit ist ganz normal. 80 Prozentdessen, was der Mensch tut, tut er, ohne bewusst darübernachzudenken. Das muss ich durchbrechen, indem ich dieMenschen in ihrer Routine irritiere.“

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Zielgruppen ermittelt, die durch „Kopf an:Motor aus“ am schnellsten und bestenerreicht werden sollten. Wie sind Sie vor-gegangen?Wir haben uns zunächst alle wichtigenZielgruppen- und Lebensstilmodelleangeschaut, unsere vom ISOE und dieder anderen Institute. Zunächst habenwir von den Extremen her geschaut: Dastanden auf der einen Seite die über-zeugten Ökos. Wir hielten es nicht fürsinnvoll, sie anzusprechen, denn siesind ja bereits vom Nutzen des Radfah-rens und Zufußgehens überzeugt,außerdem wäre die Gruppe zu kleingewesen. Das andere Extrem, die völligAutofixierten, wären dagegen sehrschwer zu erreichen gewesen. Was dieLebensstile betrifft, so haben wir nochdas kleinbürgerlich-traditionelle Milieu

ausgeschlossen, denn eine Kommuni-kationskampagne wie „Kopf an“ sollteeine moderne, eine trendy Ansprachewählen.

Sie haben also die Ansprache von Ziel-gruppen zwischen diesen Extremen als amerfolgversprechendsten angesehen.Ja, als Ergebnis haben wir uns fürdrei Zielgruppen entschieden: Die an-spruchsvoll Kulturorientierten, das sindaufgeschlossene Genießer, keine Hard-core-Ökos. Die Natur- und Outdoor-Orientierten sind jung und dynamisch,haben oft schon Kinder. Sie sind spaß-orientiert und gleichzeitig ökologischaufgeschlossen. Dann noch die in derRegel männlichen Fun- und Perfor-mance-Orientierten, die sind fast anti-öko, doch gleichzeitig stehen sie neuen

Trends sehr aufgeschlossen gegenüber.Und Radfahren ist ein solcher Trend.

Ist „Kopf an: Motor aus“ die Ansprachespeziell dieser Zielgruppen gelungen?Kampagnen stehen oft in einem Ziel-konflikt: Sie dürfen eine Zielgruppenicht so spitz ansprechen, dass andereabspringen. Deshalb musste auch „Kopfan“ breiter arbeiten und einen kleinenSpagat über die Zielgruppen hinwegmachen. Das ist ihr gut gelungen.

INTERVIEW: KIRSTEN LANGE

Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken. 13

Dr. Konrad Götz ist Koordinator für Lebensstilanalysen, Zielgruppen-

konzepte und Strategische Beratung beim Institut für sozial-ökologische

Forschung ISOE in Frankfurt am Main. Gemeinsam mit seinem Team

hat er die erfolgversprechendsten Zielgruppen für die Imagekampagne

„Kopf an: Motor aus“ analysiert.

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So geht’s!Die

neunKampagnen-

Städte

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Quadratmeter Plakatfläche warben in denneun Kampagnenstädten um die Auf-merksamkeit der Kurzstreckenautofahrer.

32.000

weniger kann ein Brötchen kosten, wennman es zu Fuß oder mit dem Rad anstatt

mit dem Auto vom Bäcker abholt.

50 Cent

Einkaufswagen transportierten 2009 und2010 die Botschaft: Ich bin der einzigeWagen, den Sie zum Einkaufen brauchen.

12.800

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Bambärch konnsd älaafnDie mittelalterliche Universitätsstadt Bamberg ist wie gemacht dafür, auf kurzen Strecken

das Auto stehen zu lassen. Das Zentrum gehört zum UNESCO-Welterbe – und das lässt sich

am besten erlaufen. „Probieren Sie es aus!“ war die „Kopf an“-Botschaft.

In der blauen Dankeschön-Phase der Kampagne zierten auffällige „Floorgraphics“ die Gässchen der Bamberger Altstadt.

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GRÜN

Es regnete in Strömen am 29. April2009 in Bamberg. Dutzende Lokal-politiker traten dennoch tapfer indie Pedale: Der OberbürgermeisterAndreas Starke hatte gerufen – und dieStadtratsmitglieder folgten ihm zurRatssitzung, in Regenjacken, Regen-hose, Regencapes. Die „radelnden Räte“signalisierten ihre Unterstützung für„Kopf an: Motor aus“, das an dem küh-len, windigen Apriltag in der Haupt-stadt Oberfrankens startete. Und werdie sieben Treppenstufen zum Rathauserklomm, las zu seinen Füßen: „Wow,Sie haben schöne Beine. Sind Sie Rad-fahrer? Wenn nicht, in Ihnen steckteiner. Probieren Sie es aus!“ Die Stadtstellte die Rathaustreppe während derersten Kampagnenmonate für dieseBeklebung zur Verfügung.

Besser ohne Auto in dieAltstadtIn der Universitätsstadt Bamberg sinddie Voraussetzungen für einen Verzichtaufs Auto gut: Die Wege in der mittelal-terlichen Innenstadt, seit 1993UNESCO-Welterbe, sind kurz und ver-winkelt, das Fahrrad und die eigenenzwei Füße bieten sich an, um von A wieAltes Rathaus nach B wie BambergerDom zu gelangen. Um es im eigens fürBamberg kreierten „Kopf an“-Kampa-gnenspruch auszudrücken: „Bambärchkonnsd älaafn“.

Der lokale Hörfunksender Radio Bam-berg unterstützte als Medienkooperati-onspartner die Kampagne mit Berich-ten oder Gewinnspielen für Fahrrad-fahrer, in denen unter anderem einE-Bike im Wert von 2.000 Euro verlostwurde. Die Moderatoren kündigten dasRadel-und Zufußgeh-Wetter an, wiesenim Anschluss an Staumeldungen daraufhin, dass Fußgänger und Radfahrer imGegensatz zu Autofahrern nicht auf derStraße stecken bleiben und machtennach den Blitzermeldungen für Auto-fahrer auf die „Kopf an“-Blitzeraktionaufmerksam (siehe auch Seite 19).

„Kopf an“ in Bamberg

� An mehr als 100 Großflächenplakaten und neun Brückenbannern fuhrenKurzstreckenautofahrer zwischen April und August 2009 vorbei.

� In der Stadt der kurzen schönen Wege kam die Botschaft bestens an: Fast100 Prozent der befragten Bamberger stimmten dem Kampagnenziel zu.

� Die Stadtverwaltung trat für „Kopf an“ selbst in die Pedale und stellte dasRathaus und den zentralen Maxplatz zur Verfügung.

i

LINKS: Sie trotzten Wind und Wetter: Die „Radelnden Räte“ folgten Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (Mitte) am Tag des Kampagnen-

auftakts zur Ratssitzung. RECHTS: Auf verschiedenen Fahrrad- und Zufußgeh-Events konnten die Bamberger unter anderem Fahrräder auf einem

Testparcours Probe fahren. Modelle und Zubehör stellten lokale Fahrradhändler und deutsche Hersteller zu Verfügung.

Das Rathaus wird zumRadhausAuf der 1. Bamberger Fahrradmesse am30. Mai 2009 präsentierte sich dieoberfränkische Hauptstadt als Fahrrad-stadt. Der Einzelhandel stellte neueModelle und aktuelle Zubehörtrendsaus, die Bamberger konnten FahrräderProbe fahren und einen Hindernispar-cours bewältigen, auf der Bühne berich-tete Radio Bamberg live von der Messeund am Ende verloste „Kopf an: Motoraus“ ein edles Designer-Rad.Das Bamberger Rathaus wurde zum„Radhaus“, worauf ein großes Bannerüber dem Eingang alle Bürger hinwies.Im Foyer sahen Besucher die Kampa-gnenausstellung „Bein zeigen“ mitUnterhaltsamem und Informativemzum Zufußgehen und Radfahren.Auch hier: volle Unterstützung für„Kopf an“.

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18 Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken.

Millionenstadt der kurzen WegeIn der Hauptstadt spielt sich das Leben vor allem im überschaubaren Kiez ab. Im Osten

Berlins laden breite Bürgersteige zum Flanieren und Radeln ein, und viele Menschen nutzen

Bus, Tram, S- und U-Bahn. Kurzstreckenautofahrten? Eigentlich absurd.

Mit einem bunten Fest am Brandenbur-ger Tor startete im März 2009 die bun-desweite „Kopf an: Motor aus“-Kampa-gne: Das Bundesumweltministeriumstellte sie vor, die deutsche Fahrradin-dustrie präsentierte sich und Starkö-chin Sarah Wiener, Olympia-Siegerinim Schwimmen Britta Steffen sowieSängerin Judith Holofernes von derBand „Wir sind Helden“ bekannten sichdazu, überzeugte Radfahrerinnen undbegeisterte Fußgängerinnen zu sein.

Ein Jahr allerdings mussten die Berli-ner warten, bis „Kopf an“ wirklich zuihnen kam: 2010 gewann die Haupt-stadt mit den Bezirken Mitte und Trep-tow-Köpenick im bundesweiten Wett-

bewerb um die Kampagne, gemeinsammit Braunschweig, Freiburg, Herzogen-aurach und Kiel.

Bus, Bahn, Fuß und Fahrradgehören zusammenDrei Millionen Einwohner hat diegrößte Stadt Deutschlands – doch dasLeben spielt sich vor allem im über-schaubaren Kiez ab, dort sind die Wegekurz und die Bürgersteige breit, opti-mal fürs Radfahren oder Zufußgehen.

Wer ohne Auto unterwegs war, durfte in der

„Langen Nacht der Wissenschaften“ kostenlos´

mit einer „Kopf an“-Rikscha fahren.

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Berlins faulster AutofahrerläuftAuf der „Langen Nacht der Wissen-schaften“ Anfang Juni 2010 in Adlers-hof und Mitte präsentierte „Kopf an“zukunftsweisende Arten der Fortbewe-gung: Wer zu Fuß oder mit dem Radanreiste, durfte den „Kopf an“-Rikscha-Service kostenlos nutzen, sich von

einem professionellen Schuhputzer dieSchuhe polieren lassen oder sich miteinem Espresso aus dem CoffeeBike,einem zur Kaffeestation umgebauten

Lastenrad, für die nächste Station stär-ken. Die Besucher der Sonderschau„Bein zeigen“ testeten E-Bikes, Lasten-räder und Fahrradtaschen.Gemeinsam mit dem HörfunksenderRTL Berlin suchte „Kopf an“ die fauls-ten Autofahrer der Hauptstadt. ZweiBerliner, die sonst sogar mit dem Hundlieber Gassi fahren, anstatt zu gehen,traten mit einem Schrittzähler undeinem iPod nano ausgerüstet als Fuß-gänger gegeneinander an. Wer am wei-testen lief, erhielt zehn Cent proSchritt, der Zweitplatzierte bekamimmerhin noch einen Cent pro Fußbe-wegung.Es gewann ein junger Berliner, der andem Freitag im Juni die 20 Kilometerzu seiner Arbeit und zurück zu Fuß lief.Schrittzähler und iPod durfte er behal-ten – für weitere Wege ohne CO2.

Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken. 19

LINKS: Die Berliner Stadtreinigung warb auf vier Wagen für „Kopf an: Motor aus“. RECHTS: Wer sich auf dem Rad oder zu Fuß vom „Kopf an“-Team

fotografieren ließ, konnte von der Radbranche gestiftete Fahrräder, Taschen oder Schlösser gewinnen – und einen Platz in der Online-Blitzergalerie.

Etwa ein Fünftel der Haushalte besitztkein Auto, viele Berliner nutzen Bus, S-Bahn, U-Bahn und Tram. Dass öffentli-cher Verkehr und muskelkraftbetrie-bene Fortbewegung perfekt zusam-menpassen, haben die BerlinerVerkehrsbetriebe erkannt. S-Bahn undBVG unterstützten „Kopf an“ währenddes gesamten Kampagnenzeitraums. In

Schaukästen an 170 S-Bahnhöfen hin-gen Plakate, auf den Bahnhöfen verteil-ten S-Bahn-Promotionteams Kampag-nenpostkarten, Traubenzucker oder„Kurzstrecken-fahrschulen“ mit nützli-chen und humorvollen Umstiegstipps,an den Fahrradabstellplätzen winktenFahnen mit „Reserviert für Klimahel-den“. Die BVG ließ zwei Straßenbahnenmit „Kopf an“-Sprüchen bekleben undverteilte Kampagnenmaterial an Info-ständen.Auch die Berliner Stadtreinigung betei-ligte sich an der Klimakampagne: VierMüllwagen fuhren mit Kampagnen-sprüchen verziert durch die Bezirke.

„Kopf an“ in Berlin

� In der Hauptstadt startete die bundesweite Kampagne 2009 – ein Jahr späterkam „Kopf an: Motor aus“ nach Mitte und Treptow-Köpenick.

� S-Bahn, BVG und Berliner Stadtreinigung unterstützten die Kampagne fürmehr Rad- und Fußverkehr sehr engagiert – das Klima sagt Danke!

� Von April bis September 2010 präsentierte sich „Kopf an“ mindestens ein-mal im Monat auf einem Event vor Ort.

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GRÜN

„Ein Jahr ist für eine solche Kampagne zukurz. Wir würden es sehr begrüßen, wenn sieweiter finanziert würde – und sei es in Teilen.“BURKHARD HORN, REFERATSLEITER GRUNDSATZANGELEGENHEITEN,BERLINER SENAT

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Die Schlange reichte quer über denBraunschweiger Schlossplatz. Einigegeduldige Fahrradbesitzer standen fastzwei Stunden an – um ihr liebstes Stückin der „Kopf an“-Fahrradwaschanlagesäubern und auf Hochglanz polieren zulassen.„Profi-Boxenstopp für Ihr Fahrrad“ wardas Motto der „Kopf an: Motor aus“-Aktion am 24. Juli 2010 im Vorfeld desBraunschweiger Nachtrennens, eines

Löwenherz fürs Klima beweisenDie Autoindustrie ist in Braunschweig weiterhin einer der wichtigsten Industriezweige. Den-

noch hat die Stadt drei Millionen Euro für mehr Radverkehr investiert – und „Kopf an: Motor

aus“ machte aus Kurzstreckenautofahrern im Jahr 2010 Klimahelden.

Der Braunschweiger Kaufhof stellte seine

Fassade kostenlos für ein Dankeschön-

Riesenposter zur Verfügung.

Radrennens durch die Innenstadt. ImKampagnenzelt zeigte die Sonderschau„Bein zeigen“ alles, was das Radlerherzbegehrt: vom sportlichen Modell für

den schnellen Weg ins Büro bis zumkomfortablen Rad für Senioren, vomKinderrad bis zum Transportrad, vonder originellen Klingel bis zur geräumi-gen Packtasche. Ein kostenloser Ser-vicecheck stellte sicher, dass Bremsen,Ketten und Licht der BraunschweigerAlltagsräder den Geräten der Rennpro-fis in nichts nachstanden. Und wer amGewinnspiel teilnahm, hatte die Chan-ce auf einen Lastenanhänger, schickeFahrradtaschen oder schlaue Radcom-puter.

Weniger Auto – mehr GeldBraunschweig ist eine Stadt der kurzenWege mit einem historischen Kern undvielen Parks. Eigentlich ideale Bedin-gungen in der knapp 250.000-Einwoh-ner-Kommune, auf innerstädtischenStrecken das Auto stehen zu lassen undzu Fuß zu gehen oder aufs Rad zu stei-gen. Dennoch ist der Anteil des Auto-verkehrs weiterhin sehr hoch – und dieAutoindustrie einer der wichtigstenIndustriezweige der Stadt. 2008 und2009 investierte Braunschweig knappdrei Millionen Euro: in neue Fahrrad-straßen, spezielle Radwegweiser undmehr Abstellplätze. 2010 gewann dieLöwenstadt mit ihrem Konzept die„Kopf an“-Imagekampagne.„Beweisen Sie ein Löwenherz fürsKlima: Fahren Sie häufiger Rad“, for-derte die rote Phase der Kampagne die

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Braunschweiger denn unter anderemauf. Das Klinikum Braunschweig undder lokale Kaufhof unterstützten dasKampagnenziel. Das Klinikum hängtePlakate mit dem Spruch „VerbrennenSie doch mal Kalorien statt Benzin“ aufund bedruckte 30.000 Gehaltsum-schläge mit dem Kampagnenlogo unddem Hinweis „Ohne Auto zur Arbeit –mehr Geld am Monatsende“. Kaufhof

stellte in der blauen Phase seine Fas-sade kostenlos für ein großes Danke-schön an alle Braunschweiger Radfah-rer zur Verfügung.

Willst du mit mir gehen?Im April und Mai erhielten Autofahreran vielbefahrenen Ampelkreuzungenaugenzwinkernde Tipps und nützlicheHilfsmittel für den Umstieg aufs Fahr-

rad oder aufs Zufußgehen. Das „Kopfan“-Team verteilte Coaching Packsunter anderem mit Traubenzucker,„Willst du mit mir gehen?“-Postkartenund einer „Kurzstreckenfahrschule“,die veranschaulicht, wie der eigeneKörper und das Klima vom Umstiegprofitieren. Auch Stadtbaurat Wolf-gang Zwafelink reichte Coaching Packsdurchs Autofenster.Äußerst engagiert zeigte sich ein Mitar-beiter der BÄKO Mitte, eines Fachgroß-handels für Bäcker und Konditoren. Erließ 95.000 Brötchentüten an Bäcke-reien vor Ort liefern – bedruckt mitdem Hinweis darauf, dass mehr Geldfür Brötchen bleibt, wenn man dasAuto auf dem Weg zum Bäcker stehenlässt. Insgesamt hatte das „Kopf an“-Team 160.000 Tüten bedrucken lassen– der Großteil landete also auf Braun-schweiger Frühstückstischen.

Stadtbaurat Wolfgang Zwafelink motivierte

Braunschweiger Autofahrer mit Coaching Packs

zum Umstieg.

„Kopf an“ in Braunschweig

� Die vollautomatische „Kopf an“-Fahrradwaschanlage war bei den Braun-schweigern besonders beliebt: Sie nahmen lange Wartezeiten in Kauf.

� Das Klinikum, die Bäckereien, die Nibelungen Wohnbau GmbH, der Kaufhofund die Öffentliche Versicherung unterstützten die Kampagne vor Ort.

� In 40 Supermärkten packten die Braunschweiger ihre Waren in Einkaufswa-gen mit dem Motto: Der einzige Wagen, den Sie zum Einkaufen brauchen.

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Das Ruhrgebiet fördert wieder15 Prozent ihrer Alltagswege sollen die Dortmunder im Jahr 2015 mit dem Rad zurücklegen,

zurzeit sind es etwa zehn Prozent. „Kopf an: Motor aus“ rief ihnen im Jahr 2009 ins

Bewusstsein, dass die Wege in ihrem Stadtviertel gar nicht so weit sind.

Bevor die Mitarbeiter des Bauhofs Nordin Dortmund das Brückenbanner mitdem „Kopf an“-Motto aufhängen, stel-len sie sich noch einmal nebeneinanderauf und lächeln freundlich. Für einKampagnenfoto.Die Botschaft an die Dortmunder Auto-fahrer im Frühling und Sommer 2009war eindeutig: Wenn sie unter einerBrücke hindurchfuhren, lasen sie aufden großen Bannern: „Verbrennen Siedoch mal Kalorien statt Benzin.“ Oder:

„Liebe Kurzstrecken-Autofahrer, miteuren CO2-Ausstoß seid ihr bei mirunten durch.“ Oder einfach: „Kopf an:

Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstre-cken.“ 52 Brückenbanner der Klima-kampagne hingen in der Ruhrgebiets-metropole, so viele wie in keiner ande-ren Kampagnenstadt, hinzu kamen

555 Großplakate, City-Light-Poster inParkhäusern und Riesenposter an Aus-fallstraßen.

Auf 15 Prozent im Jahr 2015 will Dort-mund den Anteil des Radverkehrs anallen Alltagswegen steigern. Nicht ein-fach in einer Flächenstadt mit zwölfBezirken, neun davon am Stadtrandgelegen – mit Entfernungen von fünfbis neun Kilometern ins Zentrum.Dafür regen, heißt es von Seiten derStadt, attraktiv gestaltete Nebenzen-tren dazu an, im Nahbereich mehr zuFuß zu gehen und Rad zu fahren. „Kopfan: Motor aus“ sollte dazu beitragen,das stärker ins Bewusstsein der Dort-munderinnen und Dortmunder zurufen.

Gehaltsschecks für mehr Kli-maschutzBei ihren eigenen Mitarbeitern fing dieStadt an. Während der Kampagneerhielten die städtischen Angestelltenihre Gehaltsschecks in Briefumschlä-gen mit dem Motiv: „Ohne Auto zurArbeit – mehr Geld am Monatsende.Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf

„Aufgrund der Kampagne bin ich durch Türengegangen, an die ich früher nicht mal geklopfthätte.“ANETTE HERTER, STADTPLANUNGS- UND BAUORDNUNGSAMT DORTMUND

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Kurzstrecken.“ Politessen legten demKnöllchen eine Postkarte mit dem Hin-weis bei: „Sie würden gerne parken, woSie wollen? Fahren Sie Rad.“

Zu acht auf einem Rad denWestfalenpark erkundenAls Dortmund am letzten Juliwochen-ende 50 Jahre Westfalenpark feierte,feierte „Kopf an“ mit. Für alle, die mitdem Fahrrad zur Geburtstagsfeierkamen, gab es unter anderem bewachteFahrrad-Parkplätze inklusive Service-check sowie eine vollautomatischeWaschanlage, an der die Räder ge-waschen und auf Hochglanz poliertwurden. Im Park konnten sich dieDortmunder kostenlos mit einer Fahr-radrikscha zu den Veranstaltungenfahren lassen oder vom Konferenzradaus, auf dem bis zu acht Personen Platzhaben, den Park erkunden.

Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken. 23

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GANZ LINKS: Bevor die Mitarbeiter vom Bauhof

Nord das Brückenbanner aufhängen, stehen sie

für ein Foto zur Verfügung.

LINKS: Winfried Sagolla vom Stadtplanungs-

und Bauordnungsamt lässt sich vom „Kopf

an“-Blitzerteam erwischen. Wer als Fußgänger

oder Radfahrer geblitzt wurde, bekam einen

Platz in einer Online-Galerie und konnte unter

anderem ein Designer-Fahrrad oder Zubehör

gewinnen. Die Ertappten waren zum Teil hoch-

erfreut. „Mein Tag hat so schlecht angefangen

– und jetzt werde ich an einem solchen Regen-

tag offizieller Klimaheld. Das ist doch Wahn-

sinn“, jubelte eine junge Radfahrerin.

UNTEN: Riesenposter an vielbefahrenen

Straßen bedankten sich bei den Dortmunder

Umsteigern.

„Kopf an“ in Dortmund

� In der Flächenstadt Dortmund sind die Wege weit – doch in den Bezir-ken selbst lässt sich für Kurzstrecken aufs Auto verzichten.

� 555 Großplakate und mehr als 50 Brückenbanner riefen die Dortmun-der auf, ihre Füße nicht nur fürs Gaspedal zu nutzen.

� „Hier müssen Sie hin. Ohne Auto, versteht sich“: Mit diesen „Kopf an“-Plakaten bewarb der Einzelhandel Events in der Stadt.

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Die Stadt im Breisgau ist wahrhaft vor-bildlich: Solarhauptstadt, Fahrradstadt,Stadt des autofreien Wohnens – und zusauber für Bodenstempel. Als die40 Kampagnenmotive mit den Sprü-chen „Super. Sie schützen laufend dasKlima“ und „Danke fürs Radfahren“ mitHochdruckreiniger als Negativ aufden Asphalt der Rad- und Fußwegegesprüht werden sollten, war der Bodenzu blitzblank für diese Art der Stempel-kunst. Also musste die Firma dieMotive mit Kreide aufmalen.Eine Fahrradstadt war Freiburg bereits

vor der „Kopf an“-Kampagne, diedort Ende März 2010 startete und imOktober endete: Die Freiburger legentäglich innerhalb der Stadt 700.000Wege von weniger als fünf Kilometernzurück – davon knapp ein Drittel mitdem Rad. Bis 2030 will Freiburg 40 Pro-

zent weniger CO2 produzieren – auchmit Hilfe von „Kopf an: Motor aus“.

Man muss nicht übersWasser gehenIm Breisgau lag der Schwerpunkt derKampagne auf dem Fußverkehr. Dem-entsprechend warben die Sprüche, diedie Freiburger zu lesen bekamen, vorallem für mehr Fortbewegung auf zweiBeinen. Denn: „Sie müssen nicht übersWasser gehen, um die Welt zu verän-dern. Normales Gehen reicht schon.“Die Straßenbahn der Linie 3 fuhr von

Flanieren in der Sonnenstadt40 Prozent weniger CO2 bis 2030 – das ist Freiburgs Ziel. Beim Radfahren sind die Freibur-

ger schon ziemlich weit vorn. Mit Hilfe von „Kopf an: Motor aus“ hat die Stadt im Breisgau

im Jahr 2010 aus vielen Bürgern außerdem Fußgänger gemacht.

Auf dem Zelt-Musik-Festival konnten sich

Besucher des „Kopf an“-Kampagnenzelts die

Schuhe von Freiburgs bekanntestem Schuh-

putzer auf Hochglanz polieren lassen.

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Ende März bis Oktober mit dem Hin-weis: „Wer gut zu Fuß ist, ist gut zumKlima“ durch die Stadt.Natürlich wurde Kurzstreckenautofah-rern auch das Aufsatteln schmackhaftgemacht: Auf hunderten Parkschein-automaten klebte die Empfehlung:„Umsonst parken? Fahren Sie Rad!“Und in den Coaching Packs, die das„Kopf an“-Team im April und Mai anvielbefahrenen Ampelkreuzungen anAutofahrer verteilte, fanden sich nebennützlichen Umstiegshelfern wie Trau-benzucker und einer „Kurzstrecken-fahrschule“ auch Gutscheine für be-wachtes Fahrradparken am Haupt-bahnhof und für einen Rabatt auf denFahrradstadtplan von Freiburg.

Bein zeigen auf dem ältestenZeltfestival EuropasAuf dem Freiburger Zelt-Musik-Festivalim Juli konnten sich Besucher im Kam-pagnenzelt in der „Bein zeigen“-Aus-

„Kopf an“ in Freiburg

� Die Freiburger legen täglich innerhalb der Stadt über 700.000 Wege vonweniger als fünf Kilometern zurück, ein Drittel davon auf dem Fahrrad.

� Mit 40 Bodenstempeln bedankte sich „Kopf an“ bei Radfahrern und Fußgän-gern – dabei war der Asphalt eigentlich zu sauber für diese Kunst.

� Die Stadt frankierte ihre Ausgangspost mit dem Kampagnenstempel „Kopfan: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken.“

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stellung darüber informieren, wie sieim Alltag bestens mit dem Rad und zuFuß unterwegs sind und dabei fit,gesund und glücklich werden. Außer-dem lud das „Kopf an"-Team Besucherein, ein ganz neues Fahrgefühl zu erle-ben: bei Testfahrten mit dem E-Bike.Wer wollte, ließ sich die Schuhe vonFreiburgs bekanntem Schutzputzer ausder Markthalle auf Hochglanz bringen.Erstmals war ein Radweg zum Zelt-Musik-Festival ausgeschildert. Vor Ort

konnten Besucher ihre Räder unbe-sorgt abstellen, denn echte Bodyguardspassten darauf auf, und eine mobileWerkstatt checkte die Fahrräder durch.Wer mit der Straßenbahn anreiste,stieg an der Endhaltestelle aufs Konfe-renz-Fahrrad, auf dem acht PersonenPlatz finden, und radelte zum Veran-staltungsgelände.

Zu Fuß lässts sichs leichterins Bächle tretenDer Plan, den Schwerpunkt aufs Zufuß-gehen zu legen, scheint aufgegangen zusein. Die Evaluation der Kampagne2010 (siehe auch Seite 36) zeigte, dassdie Freiburger mehr als die Umsteigerin den anderen Städten auf die eigenenzwei Füße setzen: Knapp ein Drittelgab an, Wege nun häufiger per Pedesstatt mit dem Pkw zurückzulegen, imDurchschnitt der fünf Kampagnen-städte war es ein Viertel.Vielleicht haben sich die Freiburgervom regionalen „Kopf an“-Spruchüberzeugen lassen: „Es tritt sich vielleichter ins Bächle, wenn man nicht imAuto sitzt“ – so heißt es vor Ort, wennjemand einen Freiburger oder eineFreiburgerin heiratet.

OBEN: Die Kampagne bewarb in Freiburg vor

allen Dingen das Zufußgehen – auf Plakaten,

City-Light-Postern oder Straßenbahnen.

UNTEN: 30 Brückenbanner wiesen Kurzstre-

ckenautofahrer darauf hin, dass sie in der

Stadt besser umsteigen sollten.

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Lass doch mal de Karre stehnHalle an der Saale ist auf den ersten Blick keine konsequent fahrrad- und fußgängerfreund-

liche Stadt. Doch sie arbeitet an einem besseren Miteinander von Autofahrern, Fußgängern

und Radlern. „Kopf an: Motor aus“ trug 2009 zu mehr Verkehrsverständigung bei.

Die „Kopf an“-Auftaktveranstaltung ander Saale beendeten zwei Polizisten. Siewollten die „unerlaubte Demo“ auf demHalleschen Marktplatz auflösen.Neben dem „Kopf an“-Team hatten sichAnfang Mai 2009 prominente Vertreterder Stadt auf Rädern eingefunden, umden offiziellen Startschuss für dieImagekampagne des Bundesumweltmi-nisteriums zu geben. Erst nachdem derStadtsprecher der Polizei erklärt hatte,worum es sich bei der „unerlaubtenDemonstration“ eigentlich handelte,rückten die Beamten ab.Mit mehr als 230.000 Einwohnern istHalle die größte Stadt in Sachsen-Anhalt. Die Infrastruktur für Radlerund Flaneure ist noch nicht die beste,was, so die Stadt, „auf den enormenSanierungsstau aus DDR-Zeiten zurück-zuführen“ sei. Doch Halle arbeitet aneinem „verträglichen Miteinander“ vonAutofahrern, Fußgängern und Radfah-

„Kopf an“ in Halle

� 450 Großplakate hingen in der größten Stadt Sachsen-Anhalts, hinzu kamenBrückenbanner und Riesenposter an Ausfallstraßen.

� Fast 200 Mal berichtete Radio Brocken über die Imagekampagne des Bun-desumweltministeriums.

� Wie in Berlin, Karlsruhe und Freiburg forderte auch in Halle eine Straßen-bahn Kurzstreckenautofahrer auf, doch besser Fuß und Rad zu nutzen.

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rern – und sieht die erfolgreiche Bewer-bung um „Kopf an: Motor aus“ als eindeutliches Zeichen dafür.

Mit intelligenter Begleitungins Kino450 Großflächenplakate hingen in derStadt, hinzu kamen Brückenbannerund Riesenposter. Wie in allen ande-ren „Kopf an“-Städten liefen währenddes Kampagnenzeitraums zwei Kino-spots, die für mehr Mobilität mitweniger CO2 warben. Der erste Spotforderte die Hallenser auf, ihrerBegleitung beim nächsten Aufstehendoch bitte auf den Hintern zu schauen.

Sei der knackig, habe man es miteinem intelligenten Menschen zu tun,denn: Schlaue Menschen fahren Rad.Im Dankeschön-Spot zum Abschlussder Kampagne gab es in allen „Kopfan“-Städten Gratisumarmungen vonder sympathischen Kati – aber nur fürRadfahrer und Fußgänger.Zusammen mit der MitteldeutschenZeitung suchte „Kopf an: Motor aus“den besten Kampagnenspruch – unterallen Teilnehmern wurde in jeder„Kopf an“-Stadt ein schickes City-Bikeverlost. Die Hallenser entschieden sichmit den Dortmundern, Karlsruhernund Bambergern für „Verbrennen Siedoch mal Kalorien statt Benzin.“ AufPlatz 2 landete: „Besser Sie nehmen abals die Eisberge. Fahren Sie Rad.“

Komm ohne! Freitag istAutoFrei-TagAn 25 Fahrradständern in der Stadtbegrüßten 3,70 Meter hohe Fahnen dieRadler mit dem Spruch „Reserviert fürKlimahelden“. Diese Beach Flags warenbesonders beliebt – etliche von ihnenverschwanden spurlos und zieren nunmöglicherweise die Vorgärten wahrerKlimahelden.Der Umwelt- und Fahrradtag in HalleAnfang Juni 2009 stand unter demMotto „AutoFrei-Tag“, organisiert vom„Kopf an“-Team und vom Umweltamtder Stadt Halle. Die Besucher profitier-

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LINKS: Riesenposter an Zufahrtsstraßen in die Stadt warben für das Cabrio-Erlebnis auf zwei Rädern. RECHTS: Schick, schick: Bestens angezogen auf

Top-Rädern zu fahren, macht was her. Das zeigte die Modenschau am „AutoFrei-Tag“. UNTEN: Aus der BILD vom 6. Mai 2009: Aus einer Gruppe von fröh-

lichen Radfahrern mit bunten Plakaten kann in den Augen der Polizei schon mal schnell eine unangemeldete Demo werden.

ten unter anderem von einem kostenlo-sen Wasch- und Reparaturservice fürFahrräder, dem Fahrradcodierserviceder Polizei und dem „Kopf an“-Gewinn-spiel um Fahrräder, Fahrradanhänger

und Radcomputer. Dass sich auch inschicken Klamotten bestens radelnlässt – vor allen Dingen auf topmoder-nen Modellen – zeigte die Modenschau„Schöner Radfahren“.Auf dem Weg zur

Arbeit sollten das die Hallenser gleichselbst ausprobieren: „Musste heut zurKleeche jehn, lass doch mal de Karrestehn“, empfahl ihnen der regionale„Kopf an“-Spruch.

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Page 30: Imagekampagne „Kopf an: Motor aus."

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Eines Samstagmorgens um neun klin-gelte eine Nachbarin an der Tür vonHerzogenaurachs Erstem Bürgermeis-ter German Hacker, den Einkaufskorbin der Hand. Sie teilte ihm mit: „Schaumal, was ich mache! Ich gehe einkaufen!Das wollte ich nur mal sagen.“ Sienimmt sonst immer ihr großes Auto.Bürgermeister Hacker ist sich sicher,dass die Kampagne „Kopf an: Motoraus“ das i-Tüpfelchen gewesen sei, dasdie Herzogenauracher dazu gebrachthabe, das Auto wirklich mal stehen zulassen: „Das sagen mir jedenfalls viele

Bürger“, sagt German Hacker. Er selbstgeht seit Jahren mit bestem Beispielvoran: Seine Wege in der kleinsten„Kopf an“-Kampagnenstadt legt er aufdem Fahrradsattel oder zu Fuß zurück,auch bei Sturm, Regen oder Schnee.

Bewegung in der Stadtdes SportsDer 23.000-Einwohner-Ort in Mittel-franken gilt als die „Stadt des Sports“:Hier sitzen die großen Sportartikelher-steller Puma und Adidas. Auch dasMaschinenbauunternehmen Schaefflerhat sich in Herzogenaurach angesie-delt. Das bedeutet viel Werks- unddamit vor allem viel Autoverkehr.Mit Hilfe von „Kopf an: Motor aus“wollte die Stadt 2010 erreichen, dassdie Menschen es als schick empfinden,Rad zu fahren und zu Fuß zu gehen.

Kleine Stadt – große WirkungIn keiner Stadt kam „Kopf an: Motor aus“ 2010 so gut an wie in Herzogenaurach: Fast 80

Prozent nahmen die Kampagne wahr. Der Erste Bürgermeister ging mit bestem Beispiel

voran und der lokale Fernsehsender berichtete täglich.

Herzogenaurachs Umweltbeauftragter Alfons

Stadler fuhr zur Fußball-WM-Zeit mit dem Pro-

motionbike Werbung für „Kopf an: Motor aus“.

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Denn: „Nirgendwo lassen sich Bewe-gung, Sport und Image besser verbin-den als hier am Firmensitz von Adidasund Puma!“, sagt German Hacker.Die drei großen Unternehmen in Her-zogenaurach unterstützten die Klima-kampagne denn auch. Das „Kopf an“-

Team startete im Mai 2010 eine Kanti-nentour bei Adidas, Puma undSchaeffler. An einem zur Kaffee-Tank-stelle umgebauten Lastenfahrrad, demCoffee-Bike, bekamen die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter gratis Bio-Espresso ausgeschenkt. Das „Kopf an“-Team stellte die Kampagne vor, be-antwortete Fragen und verteilteInformatives und Nützliches für dieWege zu Fuß und mit dem Rad: Trau-benzucker, Schnappbänder für dieHosenbeine oder „Kurzstreckenfahr-schulen“, die mit einem Augenzwin-kern erklären, weshalb der Umstiegvom Auto auf die eigenen zwei Beinesinnvoll und gesund ist und Spaßmacht.

„Kopf an“ in Herzogenaurach

� Mit 23.000 Einwohnern ist Herzogenaurach die kleinste „Kopf an“-Stadt –die Kampagnenbotschaft erreichte die meisten Einwohner.

� Die internationalen Unternehmen Adidas, Puma und Schaeffler unterstütztendie Kampagne – ebenso Sportvereine, Schulen und die Verkehrswacht.

� „Fit wie ein Turnschuh wird man nicht durchs Autofahren“, verkündeten vierbeklebte HerzoBusse ab April 2010.

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Entscheidend ist auf demPlatz – und auf der StraßeZur Fußball-Weltmeisterschaft zeigteAdidas auf seinem Public-Viewing-Gelände vor den Spielen den „Kopfan“-Kinospot. Auf dem Weg dahinschritten und radelten Fußballfans an

grünen Kampagnenbannern vorbei:„Entscheidend ist nicht nur auf demPlatz, sondern auf der Straße“ oder:„Autokorso war gestern: Feiern SieDeutschlands Siege auf dem Rad.“ Werzur WM-Zeit als Fußgänger oder Fahr-

radfahrer im Fantrikot vom Kampa-gnenteam „geblitzt“ wurde, bekameine „Kopf an“-Fußballklingel ge-schenkt. Auch Herzo-TV hatte das„Kopf an“-Team auf seiner Seite: Täg-lich berichtete der lokale Fernsehsen-der über die Imagekampagne.

Tausche Auto gegenElektrofahrradIm Juli tauschten zehn Herzogenaura-cher ihr Auto gegen ein E-Bike ein. Umdas flotte Fahrrad testen zu dürfen,mussten sie ihr Auto zwei Wochen langin der Garage stehen lassen. In einFahrtenbuch sollten sie eintragen,wohin sie wie lange und wie weit mitdem E-Bike unterwegs waren. Am Endeberechnete Herzogenaurachs Umwelt-beauftragter, wie viel klimaschädlichesCO2 die Probanden eingespart hatten.

„Ich würde mir wünschen, dass ,Kopf an:Motor aus’ als Kampagne in Deutschland fort-geführt wird. Es gibt noch so viele große undkleine Städte mit einem Riesenpotenzial fürmehr Fuß- und Radverkehr. “GERMAN HACKER, ERSTER BÜRGERMEISTER HERZOGENAURACH

LINKS: Adidas zeigte beim Public Viewing während der Fußball-WM vor den Spielen den „Kopf an“-Kinospot. RECHTS: Früh übt sich: Herzogenaurachs

Erster Bürgermeister German Hacker spricht am „Kopf an“-Kampagnenstand mit den jüngsten Radfahrern der Stadt.

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GRÜN

Rundum von „Kopf an“ überzeugtKarlsruhe gewann die Imagekampagne des Bundesumweltministeriums 2009 – und führt sie

seitdem mit eigenen Geldern weiter. Denn: Die besten Rad- und Fußwege nutzen nichts,

wenn Kurzstreckenautofahrer nicht zum Umsteigen motiviert werden.

Der junge Cabriofahrer mit den zurück-gegelten Haaren, in die er seine Son-nenbrille geschoben hat, breitet dieArme aus. Kathi schüttelt den Kopf undhebt ihr Schild: „Gratis-Umarmung –nur für Radfahrer und Fußgänger“. DerCabriofahrer grinst und zuckt mit denSchultern, als wolle er sagen: Du weißtja nicht, was dir entgeht. Kathi hebtebenfalls die Schultern – der Ver-schmähte dreht den Zündschlüssel undfährt davon.Zu sehen ist dieses Drama in einemAkt im „Hugging“-Film von „Kopf an:

Motor aus“, der zum Abschluss derblauen Dankeschön-Phase in den vierKampagnenstädten von 2009 inKarlsruhe gedreht wurde. Bürgermeis-ter Michael Obert machte nach dieserBegegnung den Cabriofahrer eigensausfindig und holte dessen Einver-

ständnis ein, im Kampagnenspot ge-zeigt zu werden.

Kamapagne mit eigenenGeldern weitergeführtÜberhaupt unterstützten die dreiKarlsruher Bürgermeister die „Kopfan“-Kampagne äußerst engagiert: Bür-germeister Klaus Stapf verteiltegemeinsam mit dem „Kopf an“-TeamCoaching Packs an Autofahrer – mitkleinen Hilfsmitteln, die ihnen dasUmsteigen auf Rad und Füße erleich-tern sollen. Kulturbürgermeister Wolf-

Ab Ende März 2009 lud die Straßenbahn die

Karlsruher ein, aus dem Auto auszusteigen.

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In seiner Ehre gekränkterBannerdieb„Für den Klimaschutz müssen wir dasRad nicht neu erfinden. Nur häufigernutzen“ – mit dieser Botschaft fuhreine Straßenbahn der Linie S1/S11 abEnde März 2009 durch die Stadt. Fast

70 Fahnen und Banner wiesen an zahl-reichen Fahrradabstellplätzen daraufhin, dass die für Klimahelden reserviertseien, und die Multivisionswand amVerkehrsknotenpunkt Mendelssohn-platz verkündete: „In Karlsruhe regnet

ram Jäger ließ sich vom „Kopf an“-Team auf seinem Fahrrad „blitzen“ undin die Blitzergalerie auf www.kopf-an.de stellen, und Michael Obert wirkteaktiv am „Hugging“-Spot mit und ließsich von Kathi umarmen.Die Stadt, in der das Fahrrad erfunden

wurde – der Karlsruher Karl Drais ent-wickelte mit dem Laufrad Draisine denVorgänger des modernen Drahtesels –will bis zu ihrem 300. Geburtstag imJahr 2015 zur bedeutendsten Fahrrad-stadt in Süddeutschland werden. Dafürmarkiert sie neue Radstreifen auf denFahrbahnen, richtet Fahrradstraßenein, baut zahlreiche neue Radroutenund schildert sie aus. Und sie führt dieKampagne „Kopf an: Motor aus“ 2010und 2011 mit eigenen Geldern weiter.„Uns war schon im Kampagnenjahr2009 klar, dass wir auf etwas wenigeraufwändigem Niveau weitermachenwollen“, sagt Bürgermeister MichaelObert.

Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken. 31

„Kopf an“ in Karlsruhe

� Die drei Karlsruher Bürgermeister engagierten sich persönlich für „Kopf an“:Sie verteilten Coaching Packs, ließen sich blitzen und umarmen.

� 65 Banner, Fahnen und Schilder wiesen an Fahrradständern darauf hin:„Reserviert für Klimahelden.“

� Bis 2015 will die Stadt, in der das Rad erfunden wurde, zur FahrradhochburgSüddeutschlands werden.

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„Wenn die Menschen nicht erkennen, dasses sinnvoll ist, für Kurzstrecken aufs Auto zuverzichten, nützt auch die beste Hardwarenichts.“MICHAEL OBERT, BÜRGERMEISTER KARLSRUHE

es durchschnittlich 2 Stunden am Tag.Bleiben 22 Stunden zum Radfahren.“Auf Veranstaltungen zum Thema kli-mafreundliche Mobilität wie dem„Draistag“ oder dem Aktionstag „Mobi-lität konkret“ fanden 1.000 Riesentü-ten mit pfiffigen Kampagnensprüchenreißenden Absatz – zum Beispiel per-fekt geeignet zum Schuhkauf.Und auch ein Brückenbanner wurdemitgenommen. „Ts, ts, mit dem Autozum Sport“ – dieser Spruch fand entwe-der einen besonders großen Liebhaber,der ihn sich über sein Bett hängenwollte. Oder, wie es die Stadt Karlsruheauf ihrer Internetseite veröffentlichte,„ein Auto fahrender Freizeitsportlerwollte nicht länger daran erinnert wer-den, dass er den Umstieg auf die emissi-onsfreie Mobilität – noch – nicht ge-schafft hat.“

LINKS: Bei der „Kopf an“-Auftaktveranstaltung Anfang Mai 2009 gewann ein Ampelmann-Fan ein hochwertiges Stadtfahrrad. RECHTS: Da tritt sich's

gleich doppelt so leicht in die Pedale: Die Blaue Phase der Imagekampagne bestätigte Radfahrern und Fußgängern, auf dem richtigen Weg zu sein.

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Radfahren und Flanieren mit wunder-barer Aussicht, immer an der KielerFörde entlang – der Schauspieler undgebürtige Kieler Axel Milberg weiß,welche Wege in seiner ehemaligen Hei-matstadt die schönsten sind. Dem„Kopf an“-Team verriet der Kieler Tat-ort-Kommissar und Wahl-Münchener,dass er am liebsten vom Hotel Maritiman der Förde entlang bis zum Schloss-garten radelt oder schlendert, wenner sich für Dreharbeiten in seinerGeburtsstadt aufhält. Am Ufer legendie Fördeschiffe an, es geht vorbei anden Sportboothäfen, am Aquarium undan der Kunsthalle. Milbergs Lieblings-route endet am Schlossgarten, wo ervon Mai bis September die imposanten

Kreuzfahrtschiffe am Ostseekai beob-achten kann. Radfahren und Zufußge-hen in der nördlichsten aller „Kopf an“-Kampagnenstädte kann also ein Mini-urlaub sein.Kiel nutzte den Kampagnenstart 2010unter anderem dafür, mehr Pendlerzum Umstieg auf Fahrrad und Bahn zubewegen: Der „Umsteiger“ am Bahnhof,der Dienstleistungen wie Carsharing,bewachtes Radparken, Radverleih und

Reparaturservice vereint, wurde ver-stärkt beworben und als Veranstal-tungsort für Klimaschutz-Aktionengenutzt.

Bürgermeister als Vorbild„Ich selbst fahre bei Regen, Wind oderSchnee mit dem Rad zu Arbeit“, sagtBürgermeister Peter Todeskino. Damitwill er ein gutes Vorbild sein, sozusagenein radelnder Botschafter für klima-freundliche Mobilität. Mit Begeiste-rung unterstützte Todeskino das „Kopfan“-Team dabei, Coaching Packs fürmehr Mobilität mit Spaß- und Gesund-heitsfaktor an Autofahrer zu verteilen.Unterstützt wurde die Kampagne inKiel auch von Bäckereien, Grundschu-

Fischkopp sucht FahrradVon wegen kühle Norddeutsche: Die „Kopf an“-Sprüche haben genau den Nerv der Kielerin-

nen und Kieler getroffen. Sagt jedenfalls der Bürgermeister. Die Fördestadt nutzte die Kam-

pagne 2010 unter anderem dafür, ihren neuen „Umsteiger“ am Bahnhof zu bewerben.

Der Kieler Tatort-Kommissar Axel Milberg

radelt am liebsten an der Förde entlang.

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Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken. 33

GRÜN

len, den Howaldtswerken-DeutscheWerft GmbH (HDW) und dem Landes-umweltministerium, das „Kopf an“-Pla-kate aushängte. Die Bäckereien verteil-ten 25.000 Brötchentüten mit dem

Hinweis „Echte Sparbrötchen gibt’s nurzu Fuß oder mit dem Rad. Mit demAuto zahlen Sie pro Kilometer 50 Centdrauf“ und legten Traubenzucker, Post-karten und „Kurzstreckenfahrschulen“aus. Die Grundschulen schmücktensich unter anderem mit „Liebe Eltern,für Kurzstrecken mit dem Auto gibt’sne 6“-Bannern, HDW verteilte Kampa-gnenpostkarten, Traubenzucker und„Kurzstreckenfahrschulen“ an die Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter undhängte 15 Plakate mit der Empfehlungauf, doch mal Kalorien statt Benzin zuverbrennen.

„Kopf an“ ahoiAuch der Einzelhandel schloss sich derImagekampagne an. Gemeinsam mitdem „Kopf an“-Team organisierte die

„Kopf an“ in Kiel

� Die nördlichste aller „Kopf an“-Kampagnenstädte bewarb unter anderemihren Servicepunkt für klimafreundliche Mobilität, den „Umsteiger“.

� Die Kieler Kaufleute unterstützten „Kopf an“. Gemeinsam mit dem Kampa-gnenteam organisierten sie das Holtenauer Umweltfest im August 2010.

� Die Fördestadt führt „Kopf an: Motor aus“ 2011 mit 15.000 Euro aus eigenenMitteln als Reminder-Kampagne weiter.

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Interessensgemeinschaft „Die Holte-nauer“ das Holtenauer Straßenfest amverkaufsoffenen Sonntag im Augustunter dem Motto „Fahrradspaß undgut zu Fuß“. „Kopf an“ sorgte dafür,

dass Besucher ihre Räder sicher parkenund bei Bedarf reparieren und waschenlassen konnten, ließ sie E-Bikes Probefahren und rief sie dazu auf, ihrebesonderen – schrillen, großen, alten,künstlerischen – Fahrräder vorzustel-len und Radtaschen, Fahrradcomputeroder -anhänger zu gewinnen.

Auf der Kieler Woche Ende Juni übtedas Kampagnenteam mit Besuchernden „Kopf an“-Knoten im Taschentuch,der sie künftig daran erinnern sollte,auf kurzen Strecken das Auto stehen zulassen.Eine Fortbildung in Sachen Klima-schutz bekamen 30 Kielerinnen undKieler auf einer Tour mit Mojib Latifvom Leibniz-Institut für Meereswis-senschaften. Gemeinsam mit einemstellvertretenden Abteilungsleiter vomTiefbauamt radelte der internationalbekannte Klimaforscher drei Stundenlang mit der Gruppe am Meer underläuterte die Folgen des Klimawandelsfür die Stadt – getreu dem „Kopf an“-Motto: „Besser Sie nehmen ab als dieEisberge.“ Der Termin war begehrt: Alseine Frau von der Nachrückliste mor-gens eine telefonische Zusage bekam,sprang sie kurzerhand aus der Bade-wanne und radelte zum Treffpunkt.

„Es hat alles supergut geklappt. Deshalb bin ichunbedingt dafür, dass andere Städte auch inden Genuss dieser Kampagne kommen.“PETER TODESKINO, BÜRGERMEISTER KIEL

LINKS: Klimaforscher Mojib Latif erläuterte die Folgen des Klimawandels für Kiel, Deutschland und die Welt. RECHTS: Die Berliner Schauspielerin Alina

Manoukiam belohnte im Kampagnenjahr 2010 Fußgänger und Radfahrer mit einer herzlichen Umarmung. In Kiel fuhr ihr ein Orchester über den Weg.

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Das habenSie

davon!Die

Kampagnen-ergebnisse

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finden die Absicht der Kampagne richtig,Kurzstreckenautofahrer aufs Fahrrad undzum Zufußgehen zu bringen.

96%

Fußgänger und Radfahrer wurden vonKathi und Alina als Dankeschön mit Gratis-

Umarmungen glücklich gemacht.

700

Tonnen klimaschädliches Kohlendioxidhat „Kopf an: Motor aus. Für null CO2 aufKurzstrecken“ eingespart.

25.000

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BLAU

Hunderttausende Menschen habenaufgrund der Imagekampage mehrmalspro Woche das Auto stehen lassen undsind zu Fuß gegangen oder haben sichauf den Sattel geschwungen. Das habenMeinungsforschungsinstitute in denvier 2009er- und den fünf 2010er-„Kopf an“-Städten ermittelt.Nach Kampagnenabschluss 2009 be-fragte forsa 1.200 Menschen, das Wup-pertalinstitut wertete die Daten aus.2010 übernahm das Ecologic Institutdie Befragung und Auswertung.Was die Evaluationen ergaben: In bei-den Jahren stieg jeweils etwa ein Vier-tel derjenigen, die die Kampagne wahr-genommen hatten, aus dem Auto ausund aufs Fahrrad oder aufs Zufußgehenum – in erster Linie für Wege in derFreizeit: zu Freunden, zum Sport, zumEinkaufen. Die wenigsten ließen dasAuto für den Weg zur Arbeit stehen.

Kampagnenziel und -mottokamen bestens anDas Kampagnenziel, Kurzstrecken-Auto-fahrer auf die eigenen Beine zu bekom-men, fand jeweils eine große Mehrheitrichtig: 2009 waren es 96 Prozent, imFolgejahr 83 Prozent. Das Kampagnen-motto „Kopf an: Motor aus. Für null CO2auf Kurzstrecken“ kam ebenfalls in bei-den Jahren gut an: 2009 bewerteten es80 Prozent mit gut oder sehr gut, 2010waren es etwa zwei Drittel.

Im ersten Kampagnenjahr nahmen dreiViertel der von forsa Befragten „Kopfan: Motor aus“ wahr – ein sehr guterWert für eine Kommunikationskampa-gne (siehe auch Seite 38). 2010 konn-ten sich 44 Prozent an die Kampagneerinnern. Allerdings untersuchte Ecolo-gic lediglich die sogenannte aktiveWahrnehmung: Das Institut bezog aus-schließlich diejenigen ein, die sichdirekt an „Kopf an“ erinnerten. forsaermittelte 2009 zusätzlich zu den akti-ven die „passiven Wahrnehmer“, dasheißt diejenigen, denen die Kampagnewieder einfiel, als sie nach konkretenPlakaten und Sprüchen gefragt wurden.

Ob kleine oder große Stadt:„Kopf an“ blieb in den KöpfenIn kleineren Kampagnenstädten wieFreiburg oder Herzogenaurach kamdie Kampagne besonders gut an. In derSonnenstadt im Breisgau nahmen60 Prozent der Befragten „Kopf an:Motor aus“ aktiv wahr, davon ließ mehrals jeder Zweite aufgrund der Kampa-gne das Auto häufiger stehen und nahmstattdessen das Fahrrad oder ging zuFuß. Im 23.000-Einwohner-StädtchenHerzogenaurach erinnerten sich sogar80 Prozent der Befragten auf Anhieb andie Kurzstreckenkampagne – 43 Pro-zent von ihnen stiegen um.Doch auch in größeren Städten wieDortmund oder Halle blieb die Kampa-

Die Kampagne wirktMehr als 123 Millionen Kilometer, die zu Fuß und mit dem Rad anstatt mit dem Auto

zurückgelegt wurden, und 25.000 Tonnen CO2, die der Atmosphäre erspart blieben:

Das ist die Bilanz von zwei Jahren „Kopf an: Motor aus“.

Die Berliner Schauspielerin Alina Manoukiam

bedankte sich 2010 in Herzogenaurach, Kiel,

Freiburg, Berlin und Braunschweig bei Radfah-

rern und Fußgängern.

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Kopf an: Motor aus.Für Null CO2 auf Kurzstrecken

11,6 %

36,6 %

26 %

8,7%

17,1%

n Haben ihr Verhalten verändert

n Nahmen sich vor, ihr Verhalten zu verändern

n Fühlten sich in ihrem häuÞgen Radfahren und Zufußgehen bestärkt

n Wurden von der Kampagne zum Nachdenken gebracht

n Blieben unbeeinßusst Gra

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Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken. 37

gne in den Köpfen: Mehr als 41 Prozentder befragten Ruhrgebietler erinnertensich aktiv, der Anteil der zusätzlichenpassiven Erinnerer lag bei fast einemDrittel. In Halle wusste knapp dieHälfte sofort etwas mit „Kopf an“ anzu-

fangen, mehr als ein Drittel erinnertesich auf genauere Nachfrage.Unterschiede zwischen den größerenund kleinere Kampagnenstädten tratenzutage bei der Frage, was sich nochändern müsste, damit Kurzstreckenau-

tofahrer häufiger aufs Rad und auf dieFüße umsteigen würden. So nannten dieDortmunder vor allem die zu großenEntfernungen zur Schule, zur Arbeitoder zum Supermarkt als Hindernis fürmehr Mobilität ohne CO2. Auch müssedas Bus- und Bahnangebot besser wer-den und es fehlten Radparkplätze. DieHallenser wünschten sich vor allemmehr und sicherere Rad- und Fußwege.

Fünfundzwanzigtausend zunull für den KlimaschutzIn Bamberg oder Karlsruhe dagegensind die Wege für mehr Rad- und Fuß-verkehr offensichtlich gut: Seltener alsin anderen Städten gaben die Befragtenan, dass sich noch einiges in der Infra-struktur ändern müsse, bevor sie dasAuto stehen ließen. Hier fiel dieKommunikationskampagne „Kopf an:Motor aus“ also auf besten Boden.Umwelt und Klima haben von derImagekampagne für weniger CO2 aufKurzstrecken auf jeden Fall profitiert:Die Wissenschaftler berechneten, dassdie Umsteiger in den „Kopf an“-Städteninsgesamt mehr als 123 Millionen Kilo-meter zu Fuß oder mit dem Rad anstattmit dem Auto zurücklegten – damitblieben der Atmosphäre umgerechnet25.000 Tonnen CO2 erspart. Zum Ver-gleich: Jeder Deutsche verursachtdurchschnittlich zehn Tonnen Kohlen-dioxid im im Jahr.

Wirkung der Kampagne 2009 *

* bei denen, die sich an die Kampagne erinnerten

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Kommunikationskampagnen stehen imVerdacht, keine Wirkung zu haben.Stimmt das für „Kopf an: Motor aus“?OSCAR REUTTER: Der vom Wuppertal Insti-tut entwickelte Kommunalwettbewerbwar darauf ausgelegt, Städte zu finden,die bereits eine engagierte Rad- undFußverkehrsförderung betrieben undinfrastrukturelle Fördermaßnahmen fürdas Kampagnenjahr konkret planten.„Kopf an: Motor aus“ selbst hat danndiese aktive Infrastrukturpolitik derStädte unterstützt. Dieser Verbund ausaktiver Politik der Kommunen undKommunikationskampagne hat zu-sammen eine gute Wirkung gehabt.

Das zeigt Ihre Begleituntersuchung?Nur jeder Fünfte von denen, die dieKampagne wahrgenommen haben, gaban, dass er sie für überflüssig halte undsie nichts gebracht habe. Das heißt imUmkehrschluss: 80 Prozent fanden dasnicht. Natürlich ist es generell schwie-rig, eingefahrene Gewohnheiten zuändern, die wenigsten verändern vonheute auf morgen ihr Mobilitätsverhal-ten und gehen nur noch zu Fuß oderfahren Rad. Die Kampagne hat einenVeränderungsimpuls gesetzt. Ihr war jadas sogenannte TranstheoretischeModell zugrunde gelegt, nach dem dieMenschen ihr Verhalten über sechsStufen hinweg allmählich ändern.„Kopf an: Motor aus“ hat nach dieser

Logik dazu beigetragen, dass ein Groß-teil der Menschen, die die Kampagnewahrgenommen haben, sich auf dieserTreppe voranbewegt hat.

Was hat Sie an den Ergebnissen besondersüberrascht?Überraschend war für unser Team, dass„Kopf an: Motor aus“ während desKampagnenzeitraums sehr breit wahr-genommen wurde. Drei Viertel der vonforsa Befragten konnten sich an dieKampagne erinnern: ungefähr 46 Pro-zent aktiv, das heißt auf Anhieb. 30Prozent erinnerten sich, als sie direktnach speziellen Elementen – Plakaten,Sprüchen – befragt wurden, das sinddie passiven Erinnerer. Dieser Bekannt-

heitswert ist beachtlich hoch, zumal füreine reine Wortkampagne. Zum Ver-gleich: „Gib Aids keine Chance“ ist mitüber 90 Prozent eine der bekanntestenBild-Wort-Kampagnen in Deutschland– den „Rauchfrei“-Slogan der Bundes-zentrale für Gesundheitliche Aufklä-rung wiederum kennen rund 50 Pro-zent.

Welche Zahlen fallen außerdem auf?Die Zustimmung zum Anliegen und zurAnmutung von „Kopf an: Motor aus“ist sehr hoch. Fast alle Kampagnenerin-nerer, 96 Prozent, finden die Absichtrichtig, Autofahrer auf Kurzstreckenaufs Fahrrad und zum Zufußgehen zubringen, 87 Prozent denken, die Kam-pagne sei wichtig für den Klimaschutz.Drei Viertel der Befragten, die sich andie Kampagne erinnern konnten, fan-den den Slogan „Kopf an: Motor aus.Für null CO2 auf Kurzstrecken“ gutoder sehr gut, und mehr als zwei Drittelmeinten, die Kampagne sei witziggemacht.

Außerdem scheint „Kopf an: Motor aus“auch direkt gewirkt zu haben:Mehr als einViertel der Kampagnenerinnerer gab an,wegen „Kopf an“ das Auto nun häufigermal stehen zu lassen. Ein ungewöhnlicherErfolg?Was aus der Befragung nicht hervor-geht: Wie dauerhaft wirkt die Kampa-

„Ein Mehrwert für die Städte“Der Bekanntheitsgrad von „Kopf an: Motor aus“ ist beachtlich hoch. Oscar Reutter

vom Wuppertal Institut wertete 2009 die Ergebnisse einer forsa-Umfrage aus und

war selbst überrascht, welche Wirkung die Wortkampagne hatte.

Prof. Dr.-Ing. Oscar Reutter vom Wuppertal

Institut für Klima, Umwelt und Energie hat mit

seinem Team die Ergebnisse der forsa-Befra-

gung in den vier „Kopf an“-Kampagnenstädten

2009 ausgewertet.

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pagnen schönzureden. Die kommunaleVerkehrspolitik muss stimmen. Dazugehören auch organisatorische undbauliche Maßnahmen: engmaschigeFuß- und Radverkehrsnetze, gute undsichere Wege, Abstellplätze für Fahrrä-der oder Fußgängerüberwege – insge-samt eine Politik, die dem Autoverkehrauch Schranken aufzeigt. Wenn eineKommune diese kombinierte Strategieaus Anreizen für den Fuß- und Radver-kehr und Restriktionen für den Auto-verkehr verfolgt und eine Imagekampa-gne wie „Kopf an: Motor aus“ oben-drauf setzt, wird ein Schuh draus. Dannkommen die Synergien zum Tragen,und dann schafft die Kampagne einenwirklichen Mehrwert in den Städten.

INTERVIEW: KIRSTEN LANGE

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gne? Wie lang halten die guten Vor-sätze der Befragten an? Unsere Unter-suchung ist in dem Sinne eher ein Blitz-licht, eine Momentaufnahme im Som-mer 2009. Was sich aber schon sagenlässt: Es gibt einen echten Resonanzbo-

den bei den Menschen, die „Kopf an“angesprochen hat. Die Kampagne haterreicht, dass sich in den Köpfen undHerzen etwas bewegt hat. Jetzt gilt es,die Kampagne fortzuführen: zu verste-tigen und auszuweiten und kontinuier-lich wissenschaftlich zu begleiten, also

den Resonanzboden durch immer neueTöne am Schwingen zu halten. Dannkann man auch längerfristige Änderun-gen im Mobilitätsverhalten messenund besser einschätzen.

Sie als Wissenschaftler empfehlen derPolitik also mehr Investitionen in Kommu-nikationskampagnen?Was „Kopf an“ in den Städten gezeigthat: Es ist gut, Synergien zu nutzen. Eswürde nicht helfen, eine schlechte Fuß-und Radverkehrspolitik mit Imagekam-

„Es würde nicht helfen, eine schlechte Fuß- und Radverkehrs-politik mit Imagekampagnen schönzureden. Die kommunaleVerkehrspolitik muss stimmen. Wenn eine Kommune,Kopf an: Motor aus’ obendrauf setzt, wird ein Schuh draus.“

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ARGE ZEMc/o fairkehr GmbHNiebuhrstr. 16b53113 BonnTelefon: (02 28) 9 85 85 45Telefax: (02 28) 9 85 85 50E-Mail: [email protected]: www.fairkehr.de

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V.I.S.D.P.: Michael Adler

REDAKTION

fairkehr GmbH, Kirsten Lange, AnnaRühmann, Kathrin Voskuhl

TEXTE

fairkehr GmbH, Kirsten Lange

GESTALTUNG

MiKe Visuelle Kommunikation, Köln

DRUCK

Brühlsche UniversitätsdruckereiGmbH & Co. KG

Das Projekt wurde gefördert durch dasBundesministerium für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit (BMU)im Rahmen der Nationalen Klima-schutzinitiative.

Nachdruck nur mit Genehmigung desHerausgebersARGE ZEM, Bonn 2011

BILDNACHWEISE

2–3, 9, 11 (o.), 18, 19 (o. li.): Rolf Zöll-ner/Kopf an, 5, 11 (u.): Marcus Glo-ger/Kopf an, 9: Tinkerbelle, 13: ISOE,16, 17: Stadt Bamberg, 17 (li.): BärbelMeister, 19 (o. re.): Sven Lambert/Kopf an, 19, 29, 33 (Mi.): GregorAnthes/Kopf an, 20, 21: Stadt Braun-schweig, 22, 23 (o.): Stadt Dortmund,23 (u.): Plakatunion, 24, 25: Stadt Frei-burg, 27 (li.): Plakatunion, 27 (re.):Stadt Halle, 28, 29: Stadt Herzogen-aurach, 30, 31 (re.): Monika Müller-Gmelin/Stadt Karlsruhe, 31 (li.),33 (re.), 40: Kopf an, 31 (Mi.) StadtKarlsruhe, 32: Marion von der Mehden,33 (li.): Anna Rühmann, 38: WuppertalInstitut, 39: Rolf Zöllner/Kopf an

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