Immobilienbeilage - vai...Bauen“, merkt Klaus Kessler an. Man kriegt Routine, das gute...

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Leben & Wohnen Immobilienbeilage Samstag/Sonntag, 7./8. September 2019 Chesa Valisa Pioniere eines nachhaltigen Tourismus: Die Familie Kessler entwickelt das Naturhotel im Kleinwalsertal stetig weiter. Heute: Avant- gardistisches Design

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  • Leben & WohnenImmobilienbeilageSamstag/Sonntag, 7./8. September 2019

    Chesa ValisaPioniere eines nachhaltigen Tourismus: Die Familie Kessler

    entwickelt das Naturhotel im Kleinwalsertal stetig weiter.

    Heute: Avant- gardistisches Design

  • Samstag/Sonntag, 7./8. September 2019Vorarlberger Nachrichten 5Samstag/Sonntag, 7./8. September 2019Vorarlberger Nachrichten4 Leben & Wohnen

    D as beginnt mit einer Selbstbestimmung. In-takte Natur, gesundes Wohnen, bewusste Er-nährung, gesunde Vitalität und kulturelles Engagement werden fünf Säulen ihrer Unternehmens-philosophie. Die Besinnung auf die Region kommt mit dem Na-men „Chesa Valisa“ zum Aus-druck, rätoromanisches Lehnwort für Walserhaus, das die hier an-sässigen Walser auf ihrer Wande-rung mitbrachten. Erste Maßnahmen waren Um-bauten an dem 500 Jahre alten Stammhaus. Ab der Jahrhundert-wende folgen Neubau, beginnend mit Empfang und Hotelhalle; dann Restaurantvergrößerung,

    Erweiterung Pension und Spa-Bereich, neuer Fitnessbereich, Überbauung Chalet, Privathaus. „Man kann schon sagen: fast im jährlichen Wechsel Planen und Bauen“, merkt Klaus Kessler an. Man kriegt Routine, das gute Ein-vernehmen mit dem Architekten Hermann Kaufmann wird ver-tieft.Bauen bedeutet unternehmeri-sche Prosperität, doch gekonntes Unternehmertum zeigt sich bei Weitergabe der Staffel. Nach mehr als 30 Jahren war es Zeit – so wird das Haus heute von Magdalena und David Kessler geführt. Und was machen die? Sie bauen weiter wie die Alten. Mit einem bemer-kenswerten Unterschied: „Mit 55

    Zimmern hat unser Betrieb eine Grenze erreicht; mehr würde be-deuten: anders. Unser Erbe tragen wir fort, indem wir es entwickeln – nach innen. Unser Ziel: nicht größer, sondern besser. Was wir dazugeben, muss passen“, führt Magdalena Kessler aus. Damit wird die Philosophie des Hauses neu interpretiert: Wachstum in wohlbedachten Grenzen.Nicht größer, sondern besser be-deutet, die Frage nach Qualität beantworten. Das haben die bei-den in internationalen Häusern und Beschäftigungen gelernt und sind überzeugt: Die Zukunft der Gastronomie liegt in der Klasse,

    Chesa ValisaWie lang ist das her! Grün wird amtstauglich und

    in Tschernobyl platzen Illusionen. In dieser Zeit Mitte der 1980er-Jahre übernehmen Klaus und Sieglinde Kessler ein Gasthaus im Kleinen Walsertal

    und werden Pioniere eines nachhaltigen Tourismus.

    FORTSETZUNG auf Seite 6

    Autor: Florian Aicher | Fotos: Nicolas Felder

    IM SCHON sechsten Erweiterungsschritt (nach Restaurant, Spa, Fitness-bereich) mit Hermann Kaufmann hat die Familie Kessler das Stammhaus um fast sechs Meter verlängert.

    HOLZLAMELLEN in Kombination mit raumhoher Verglasung steuern den Einblick, ermöglichen Durchblicke und eine gute Belichtung der neuen Küche.

    BIS ZUM bestehenden Trinkwasser-brunnen haben Hermann Kaufmann Architekten das Volumen in die Länge gezogen. Die Kapazität blieb gleich, doch wichtige Betriebsabläufe wurden verbessert.

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    FORTSETZUNG der Geschichte „Chesa Valisa“ von Seite 5

    nicht Masse. „Qualität ist nicht so vordergründig, wirkt oft unterbe-wusst, dafür langfristig. Man kann nicht immer den einfachen Weg gehen, nur weil‘s günstig ist,“ so die Hausherrin.Das zeigt der neue Bau. Hermann Kaufmann, der den Stil des Hau-ses geprägt hat, plante. Doch was entstand, zeigt sich vordergrün-dig kaum – die Verlängerung des Stammhauses um knapp sechs Meter ist wenig. Ein erheblicher Teil steckt unter der Erde oder ist unsichtbar im Altbau integriert – es geht um Verbesserungen der Betriebsabläufe des Restaurants im Erdgeschoß; in den Ober- geschoßen wurden acht Gast-zimmer erneuert.Ein neuer Keller optimiert nun Belieferung und Bevorratung für die Küche – mit ebenerdiger Anlieferung talseitig. Der Erdge-schoßboden wurde tiefer gelegt, damit Gasträume und Küche stufenlos verbunden; Boden und Fundament des Altbaus wurden abgesenkt, Bagger fuhrwerkten in Küche und Gaststube.Nach Betriebsabläufen optimiert wurde die Küche. Sie erhält nun großzügig Tageslicht und ist mit modernster Technologie ausge-stattet. Der neue Buffetbereich erweitert das Angebot. Die an-grenzenden Gasträume „Win-tergarten“ und „Gerberstube“ erhielten neue Ausstattung; die

    Verlängerung des Baus ergibt den zusätzlichen Gastraum „Walser-eck“ mit eigenem Zugang für Gäste; ein Angebot für ein neues Publikum ohne Hotelnutzung, da-runter Kinder der benachbarten Skischule.Die einzelnen Gasträume variie-ren Themen, die im Altbau und dem ersten Zubau angeschlagen wurden: Holzbau, kassettierte Vertäferung, Lehmbau. Trotz durchgehender Gestaltungs- elemente hat jeder Raum seine eigene Charakteristik und doch steht jeder in Beziehung zum an-dern; eins geht ins andere, innere Fenster bieten Blickkontakte und drei Stufen in der Mitte der locke-ren Raumfolge vermitteln zum bewegten Gelände.In den Obergeschoßen sind die Gästezimmer modern eingerich-tet, erhalten großzügige Loggien, neue Außenfassaden mit Fens-terläden, die in der gebänderten Fassade verschwinden. Dank Elementbauweise und Brettsta-peldecken fiel die Bauzeit mit dreieinhalb Monaten extrem kurz aus. Die klimatischen Vorzüge des raumseitigen Lehmputzes er-übrigen im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen eine Klima-anlage. Wachsen nach innen, Ent-faltung in Grenzen – eine Inter-pretation von Ökologie, die dem Gast zugutekommt.

    Eine Baukulturgeschichte von

    Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

    Daten und FaktenObjekt Naturhotel Chesa Valisa – Erweiterung

    Stammhaus, HirscheggBauherr Familie KesslerArchitektur Hermann Kaufmann + Partner ZT, Schwarzach, www.hkarchitekten.atStatik zte Leitner ZT, Schröcken, www.zte.atFachplanung Bauphysik: Thomas Schwarz, Frastanz;

    Küche: Edinger, Innsbruck; Bauaufsicht: Christian Zangerl, Hirschegg

    Planung 01/2018-04/2019Ausführung 09/2018-06/2019Grundstück 23.504 m² Nutzfläche 1055 m² (Zu- und Umbau)Bauweise Zubau ab Decke des Untergeschoßes aus

    vorgefertigten Holzelementen. Massivholzdecken, Holzfenster mit Dreifach-Verglasung; Keller mit Stahlbeton-Hohlwänden

    Besonderheiten Großteils ökologische BaumaterialienAusführung Baumeister: Wilhelm Geiger, Mittelberg; Zimmerer: Lipp, Oberstdorf; Fenster: Ebert, Riezlern; Innenausbau: Ritsch, Dornbirn; Böden Beschichtung: Wolfgang Gruber, Haldenwang, (D); Fliesen: Demmel, Oberstdorf; Teppich: Cornelius Dünßer,

    Oberstdorf; Parkett: Christian Greußing, Bezau; Elektro: Markus Leitgeb, Hirschegg; Installation: Berchtold, Riezlern; Maler: Horst Willam, Hirschegg

    Energiekennwert 25,9 kWh/m² im Jahr (HWB)Baukosten 3 Millionen Euro (2018 und 2019)

    Mit freundlicher Unterstützung durch

    1 Die Stube im Restaurant „Kesslers Walsereck“ mit Holzkassetten-decke ist das Herzstück des Hauses. Die neue und zum Gastraum nun ebenerdi-ge Küche kocht regional, bio und fair.

    2 In den 1980ern waren Klaus und Sieglinde Kessler Pioniere des nachhaltigen Tourismus. Hier stehen sie im hoteleigenen Kräutergarten, im Hintergrund links der letzte Erweite-rungsschritt 2016.

    3 Nach mehr als 30 Jahren haben Sieglinde und Klaus Kessler an David und Magdalena Kessler übergeben.

    4 Der raumseitige Lehmputz sorgt für gutes Raumklima und für eine angenehme Luftfeuchtigkeit zu allen Jahreszeiten.

    5 In den Obergeschoßen wurden acht Gastzimmer erneuert. Dank Elementbauweise und Brettstapel-decken fiel die Bauzeit mit dreieinhalb Monaten extrem kurz aus.

    6 Beim gesamten Bau, hier in den modern eingerichteten Zimmern, wurden weitgehend ökologische Materialien und Baustoffe verarbeitet.

    7 Der neue Gastraum „Walsereck“ orientiert sich mit Eckbänken und Holztäfer am Konzept der klassischen Stube und ist mit eigenem Zugang ein weiteres Angebot für „externe“ Gäste.

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