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IMPFSCHUTZ FüR RISIKOPATIENTEN Informationsbroschüre für Patienten und Angehörige Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz – Info Gesundheit e.V.

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Impfschutzfür risikopatienten

Bundesverband für Gesundheitsinformation und

Verbraucherschutz – Info Gesundheit e.V.

Info

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Bundesverband für Gesundheitsinformation und

Verbraucherschutz – Info Gesundheit e.V.

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I n h a l t

Vorwort 3

1. Impfungen – WIrksamer schutz vor InfektIonserkrankungen 4

Das Prinzip der Impfung 4

Impfstoffe 6

Lebendimpfstoffe 6 totimpfstoffe 7

2. Impfempfehlungen 8

Impfempfehlungen für chronisch kranke und immungeschwächte Menschen 9

Asthma, chronische Atemwegserkrankungen 11 Diabetes mellitus und andere

Stoffwechselerkrankungen 12 Chronische Herz-, Leber- und Nierenkrankheiten 12 Chronische Nervenerkrankungen 13 Autoimmunerkrankungen 14 HIV-Infektion und AIDS 14 Krebserkrankungen 15

Für wen Impfungen sonst noch besonders wichtig sind 16

Menschen ab 60/Bewohner von Alten- und Pflegeheimen 16

Schwangere und Stillende 17 Patienten, die bestimmte Medikamente einnehmen 18 raucher 18

ANHANg:

Impfcheck 20

Impfkalender BasIsImpfschutz 22

dIe WIchtIgsten IndIkatIonsImpfungen 24

Internetadressen für weitere Informationen 26

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Gesundheit ist keine Selbstverständ-lichkeit. Gegen viele Erkrankungen ist man trotz medizinischer Vorsorge nicht gefeit. Es gibt aber Krankheiten, vor denen können wir uns schützen. Impfungen gehören zu den wirksamsten Maßnahmen, um Infektionskrankheiten vorzubeugen.

Für einige Personengruppen ist der Impfschutz besonders wichtig, da für sie Infektionen deutlich gefährlicher oder sogar lebensbedrohend sein können. Dazu zählen u. a. Menschen mit chronischen Erkrankungen, einem schwachen Immunsystem, schweren Organschädigungen, Nervener-krankungen oder Autoimmunerkrankungen, Patienten, bei denen gewisse Krebserkrankungen diagnostiziert wurden oder die bestimmte Medikamente einnehmen müssen. Aber auch älteren Menschen werden bestimmte Impfungen zur Vorsorge ausdrücklich empfohlen, da das Immunsystem mit zunehmendem Alter nicht mehr so leistungsfähig ist.

Mit der vorliegenden Broschüre möchten wir über die Bedeutung des Impfschutzes informieren und dabei den Fokus auf genau jene Menschen lenken, deren Gesund-heitszustand z. B. durch eine Erkrankung oder Medikamen-teneinnahme geschwächt ist. Denn viele sind verunsichert, möchten in ihrer Situation zusätzliche Belastungen vermei-den und fürchten ein erhöhtes Impfrisiko. Wir haben für Sie zusammengestellt, was, abhängig vom Krankheitsbild und akuten Befinden, bei einer Impfung zu beachten ist und welche Impfungen empfohlen werden. Wir hoffen, Ihnen damit eine gute Grundlage für Ihre Impfentscheidungen an die Hand zu geben.

Erhard Hackler, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz – Info Gesundheit e.V.

V o r w o r t

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Erhard Hackler

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I m p f u n g e n – w I r k s a m e r s c h u t z V o r I n f e k t I o n s e r k r a n k u n g e n

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Viele ansteckende Erkrankungen haben ihren Schrecken verloren. Dies ist zweifellos ein Verdienst moderner Behandlungsmethoden und Medikamente sowie besserer Hygienebedingungen – aber auch gezielte Vorbeugemaßnahmen haben einen ganz erheblichen Anteil daran. Impfungen gehören zu den effektivsten Vorkehrungen zum Schutz der gesundheit.

Eine erfolgreiche Impfung verhin-dert, dass eine bestimmte Infek-tionskrankheit bei der geimpften Person zum Ausbruch kommt. Doch nicht nur das: Impfungen

tragen entscheidend dazu bei, eine weitere Ausbreitung der Krankheit unter der Bevölkerung einzudämmen. So würde u. a. die alljährlich gefürchtete grippewelle deutlich schwä-cher ausfallen, wenn sich viele Menschen frühzeitig gegen die aktuellen grippeviren impfen ließen. Im Idealfall kann es sogar mit Hilfe von breit angelegten Impfprogrammen gelin-gen, Erkrankungen regelrecht auszurotten. In Deutschland war dies z. B. bei der Kinderlähmung erfolgreich.

das prInzIp der Impfung

Dringen Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze in unseren Körper ein, so ist es Aufgabe des Immunsystems, diese unschädlich zu machen. Direkt nach der Infektion werden verschiedene Immunzellen aktiv und setzen eine Ab-wehrreaktion in gang. Diese reaktion ist zum teil angeboren

Von einer hohen Impfbereit-schaft profitiert nicht nur die geimpfte Person, sondern die gesamte gemeinschaft.Impfungen bieten neben dem Individualschutz auch den sogenannten Herdenschutz.

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und richtet sich ganz unspezifisch gegen jede Art von Eindringling, zum teil beruht sie auf einer spezifischen, dem jeweiligen Erreger angepassten Immunantwort. Bei einer Impfung macht man sich den Mechanismus der spezifischen Immunreaktion zunutze, die auch als erworbene Immunantwort bezeichnet wird. Sie beruht darauf, dass unser Immun-system in der Lage ist zu lernen: Immunzellen können einen Erreger anhand seiner charakteristischen oberflächenstruktur erkennen. Beim ersten Kontakt werden ganz spezielle Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper, produziert, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip genau zur Struktur des Erregers passen. gleichzeitig bildet das Immunsystem gedächtniszellen, die sich die Erkennungszeichen des Eindringlings merken. wenn es später zu einem erneuten Kontakt mit diesem Erreger kommt, ist das Immunsystem bestens vorbereitet. Es kann blitzschnell die passenden An-tikörper produzieren und die Infektion abwehren. Man sagt, der Körper hat eine Immunität gegen den Erreger aufgebaut. genau das passiert auch im rahmen der Impfung.

Der Impfstoff enthält üblicherweise abgetötete oder abge-schwächte Erreger, die keine ernsthafte Erkrankung auslö-

In DeutschlanD gIbt es keIne ImpfpflIcht. Es ist eine ganz persönliche Entscheidung, gegen welche Infektionskrank-heiten man sich durch eine Impfung schützen möchte. Eltern entscheiden dies für ihre Kinder. Die Ständige Impfkommission (StIKo) am robert Koch-Institut, ein gremium aus Experten und Expertinnen, gibt regelmäßig den Impfkalender mit aktu-ellen Empfehlungen zu Impfungen und Impfterminen heraus. Die von der StIKo empfohlenen Standardimpfungen werden von den Krankenkassen bezahlt.

Impfschutz beginnt in den ersten Lebensmonaten. Einige Impfungen müssen später in regelmäßigen Ab ständen aufgefrischt werden.

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sen können. Dennoch sorgen sie dafür, dass Antikörper und gedächtniszellen produziert werden.

Bis der Körper nach einer Impfung ausreichend Antikör-per gebildet und damit den gewünschten Infektionsschutz aufgebaut hat, dauert es mehrere tage. Mitunter sind bis zur grund immunisierung mehrere teilimpfungen not-wendig. wie lange der Schutz anschließend anhält, hängt vom Erregertyp ab. Bei einigen Impfungen sind die Antikörper noch Jahre später oder sogar ein Leben lang nachweisbar

und wirksam, andere Impfungen müssen in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden.

Impfstoffe

Die Aufbereitung und Zusammensetzung der Impfstoffe richtet sich danach, gegen welchen Erreger geimpft wird. Ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen Lebend- und totimpfstoffen.

lebendimpfstoffeLebendimpfstoffe enthalten in geringen Mengen leben-de, abgeschwächte Erreger, die üblicherweise im Labor auf speziellen Nährboden oder in Zellkulturen gezüchtet werden. Eine Impfung mit Lebendimpfstoffen erfolgt z. B. gegen windpocken, röteln, Masern oder Mumps. Der Impfschutz ist in der regel sehr wirksam und hält nach

Der impfende Arzt muss jede Impfung mit Datum und genauer Bezeichnung des Impf-stoffes in das Impfbuch des Patienten eintragen. Die Daten

dokumentieren den ak-tuellen Impfschutz und geben Auf-

schluss über den Zeitpunkt einer

notwendigen Auffrischung.

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der grundimmunisierung meist ein Leben lang. Da die Erreger lebend und nach wie vor vermehrungsfähig sind, können sie bei der geimpften Person eine leichte Impf-krankheit, d. h. eine abgeschwächte Form der Erkrankung, gegen die geimpft wurde, auslösen. Dies ist jedoch sehr selten und betrifft hauptsächlich Patienten mit einem geschwächten Abwehrsystem. Patienten mit bestimmten grunderkrankungen und instabilem gesundheitszustand wird aus diesem grund möglicherweise von einer Impfung mit Lebendimpfstoffen abgeraten.

totimpfstoffe totimpfstoffe enthalten abgetötete Krankheitserreger oder teile davon, die sich nicht mehr vermehren können. Folglich besteht kein risiko für eine Impfkrankheit und Impfungen mit totimpfstoffen werden fast immer ohne Nebenwirkungen vertragen. Allerdings lässt der Impf-schutz nach einer gewissen Zeit nach, so dass eine Auffri-schung notwendig wird. totimpfstoffe werden z. B. gegen die Erreger von tetanus, Hepatitis A und B, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Keuchhusten sowie gegen Pneumokokken und Meningokokken eingesetzt.

passIVe ImmunIsIerung

Neben der aktiven Impfung, bei der das Immunsystem selbst aktiv Antikörper bildet, besteht bei manchen Krankheiten die Möglichkeit einer sogenannten passiven Impfung. Hierbei werden dem Patienten aufgereinig te Antikörper gegen den Erreger gespritzt. Diese Antikörper stammen von Menschen oder tieren, die geimpft wurden und entsprechend Antikörper gebildet haben, sie können auch gentechnisch hergestellt sein. während eine aktive Impfung einen langfristigen Schutz sicher-stellen kann, bietet eine solche passive Impfung kurzfristig, dafür aber einen sofortigen Schutz. Dies kann z. B. sinnvoll sein, wenn jemand bereits mit dem Krankheitserreger in Kon-takt gekommen ist und ein Ausbruch der Erkrankung verhindert werden soll.

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I m p f e m p f e h l u n g e n

offIzIelle Impfempfehlungen der ständIgen Impf-kommIssIon (stIko) am roBert koch-InstItut

Die StIKo überprüft regelmäßig ihre Impfempfehlungen. Ein-mal im Jahr werden die aktualisierten Empfehlungen zu Stan-dardimpfungen sowie zu Impfungen in speziellen Situationen oder für spezielle Personengruppen im Epidemischen Bulletin des robert Koch-Instituts veröffentlicht und können im Internet unter www.stiko.de abgerufen werden.

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Impfen statt Krankheit und therapie – so lautet die Emp-fehlung für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung. Die risiken durch die Impfung sind gering, das Auftreten von Nebenwirkungen und Kompli-kationen ist im Allgemeinen selten. Die Ständige Impfkom-mission (StIKo) am robert Koch-Institut empfiehlt daher einige Standard impfungen, damit möglichst jeder gegen bestimmte Infektionskrank-heiten geschützt ist (siehe Impfkalender Seite 22/23). Der grundstein für diesen Basis-

impfschutz wird meist bereits in der Kindheit gelegt und bedarf später eventuell der regelmäßigen Auffrischung.

wichtig ist jedoch, dass vor jeder Impfung ein ausführ-liches gespräch zwischen Arzt und der zu impfenden Person bzw. bei Kindern deren Eltern stattfindet. Dabei müssen etwaige grund erkrankungen, regelmäßige Me-dikamenteneinnahmen sowie der aktuelle gesundheits-

Ausreichender Impfschutz ist für ältere Menschen besonders wichtig. Da ihr Immunsys tem nicht mehr so leistungsfähig ist, können ihnen Krankheits-erreger sehr viel stärker zu schaffen machen.

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zustand erfasst werden, um abschätzen zu können, ob möglicherweise besondere risiken vorliegen. Im Falle einer akuten Erkrankung ist es angezeigt, den termin der Impfung zu verschieben, bei manchen langfristigen Behandlungen sollte die Impfung in eine therapiepause gelegt werden. Zu-dem dürfen einige Patienten bestimmte Impfstoffe auch gar nicht erhalten. In den meisten Fällen spricht die individuelle Nutzen-risiko-Abwägung jedoch für das Impfen.

Impfempfehlungen für chronIsch kranke und ImmungeschWächte menschen

Menschen mit angegriffenem gesundheitszustand oder chronischen Erkrankungen gehen häufig recht zaghaft mit dem Impfschutz um. Viele von ihnen fürchten, dass eine Impfung den geschwächten organismus überanstrengen könnte. Dabei sollten gerade sie sich sehr genau mit dem thema Impfen auseinandersetzen und die Impfempfeh-lungen ernst nehmen. Denn sie gehören zu einer risi-

Zur Impfleistung des Arztes gehört neben der Impfung:• Informationen über den Nutzen der Imp-

fung und die zu verhütende Krankheit• Hinweise auf mögliche unerwünschte

Arzneimittelwirkungen und Komplika-tionen

• Erheben der Anamnese und Impfanam-nese einschließlich der Befragung über das Vorliegen möglicher Kontraindika-tionen

• Feststellen der aktuellen Befindlichkeit zum Ausschluss akuter Erkrankungen

• Empfehlungen zu Verhaltensmaßnahmen im Anschluss an die Impfung

• Aufklärung über Beginn und Dauer der Schutzwirkung• Hinweise zu Auffrischimpfungen• Dokumentation der Impfung im Impfausweis bzw. Ausstellen

einer Impfbescheinigung

(Quelle: RKI)

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kogruppe, für die eine Infektion und der Ausbruch einer Krankheit eine erhebliche Belas tung darstellen kann und womöglich mit schwerwiegenden und dauerhaften Folgen für die gesundheit verbunden ist.

Für alle, die durch eine etwaige Infektion besonders ge-fährdet sind, gibt es deshalb ergänzend zu den Standard-impfungen, die den Basisimpfschutz sicherstellen, spe-zielle Impfempfehlungen der StIKo. Diese sogenannten

grIppeschutz

Die grippe oder Influenza wird durch Viren ausgelöst. Die Influenzaviren verbreiten sich durch tröpfcheninfektion, also durch Husten oder Niesen, und führen insbesondere in der kalten Jahreszeit zu hohen Erkrankungszahlen. Schwerwie-gende Folgen kann der Ausbruch einer grippeerkrankung bei Menschen mit schwachem Immunsystem haben. Ihre Abwehr-kräfte werden durch das Virus zusätzlich geschwächt. Dadurch steigt die Anfälligkeit für weitere Infektionen und die gefahr schwerwiegender Komplikationen wie Lungenentzündung oder Herzmuskelentzündung.

Bedeutung der pneumokokkenImpfung

Pneumokokken sind Bakterien, die verschiedene, zum teil folgenschwere Erkrankungen auslösen können. Dazu gehören u. a. Lungenentzündung (Pneumonie), Nasennebenhöhlenent-zündung (Sinusitis), Mittelohrentzündung (otitis media) und Hirnhautentzündung (Meningitis). Die Bakterien können durch tröpfcheninfektion weitergegeben werden. Viele Menschen tragen die Keime auf ihren Schleimhäuten, werden aber, so-lange ihr Immunsystem intakt ist, selbst nicht krank. Dennoch können sie andere anstecken. Menschen mit schwachem oder geschwächtem Immunsys tem, dazu gehören altersbedingt Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen sowie Personen mit chronischen Erkrankungen und Patienten, die bestimmte Medikamente einnehmen müssen, sind besonders gefährdet. Bei ihnen kann eine Infektion mit Pneumokokken zu einer bedrohlichen Erkrankung führen. Ein weiterer, viel zu oft unter-schätzter risikofaktor ist das rauchen.

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Indikationsimpfungen sind abhängig vom Krankheitsbild, dem gesundheitszustand und der Lebenssituation des Patienten. Von besonderer Bedeutung sind für die meisten dabei die jährliche grippeschutzimpfung sowie die Pneu-mokokkenimpfung. Die mögliche Durchführung dieser Impfungen sollte mit dem behandelnden Arzt in aller Aus-führlichkeit besprochen werden.

asthma, chronische atemwegserkrankungenPatienten mit chronischen Erkran-kungen der Atemwege wie z. B. Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis oder einer chro-nisch obstruktiven Atemwegs-erkrankung (CoPD) sollten sich vor allen zusätzlichen reizungen ihrer Atemwege schützen. Imp-fungen sind dabei eine ganz wich-tige vorbeugende Maßnahme. Alle Krankheitserreger, die die Atemwege befallen, dazu gehören an erster Stelle grippeviren oder Auslöser von Lungen- oder Nasen-nebenhöhlenentzündungen, kön-nen die bestehende chronische Entzündung anfachen und heftige Krankheitsschübe mit schwerer, lebensbedrohlicher Atemnot ver-ursachen. Außerdem kann durch eine Infektion die Funktion der bereits vorgeschädigten Lunge noch stärker beeinträchtigt werden.

Basisimpfschutz empfohlene Indikationsimpfungen:

• jährliche grippeimpfung im herbst gegen das saisonale grippevirus

• einmalige Impfung gegen pneumokokken

wer unter Asthma leidet, sollte sich unbedingt vor Pneumokokken schützen. Die Mehrzahl aller bakteri-ellen Lungenentzündungen wird durch Pneumokokken verursacht.

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diabetes mellitus und andere stoffwechselerkrankungenMit Diabetes mellitus ist – wie bei anderen Stoffwechsel-störungen auch – das risiko für eine Vielzahl von Begleit- und Folgeerkrankungen verbunden. Außerdem ist der Immunstatus der Patienten meist deutlich herabgesetzt. Das bedeutet, das Abwehrsystem funktioniert schlechter als bei gesunden Menschen. Folglich steigt nicht nur das risiko für Infektionen, sondern die Erkrankungen verlau-fen häufig schwerer, können zu einer Verschlechterung der grunderkrankung sowie weiteren Komplikationen führen. Im rahmen der therapie von Diabetes mellitus und anderen Stoffwechselerkrankungen kommt daher dem Infektionsschutz eine große Bedeutung zu.

Basisimpfschutz empfohlene Indikationsimpfungen:

• jährliche grippeimpfung im herbst gegen das saisonale grippevirus

• einmalige Impfung gegen pneumokokken

chronische herz-, leber- und nierenkrankheitenIn Folge einer chronischen Herzerkrankung ist der gesamte organismus durch die anhal-tenden Belas tungen des Herz-Kreislauf-Systems geschwächt. Krankheitserregern kann weniger entgegengesetzt werden und es besteht die gefahr, dass eine Infektion die Funktionsfähigkeit des Herzens weiter einschränkt. gefürchtet sind z. B. bedrohliche Komplikationen, verursacht durch eine Lungen- oder Herzmuskelent-zündung. Bei chronischen Leber- und Nierenkrankheiten, die in den

Vor der Impfung wird der Arzt den allgemeinen gesundheitszustand überprüfen. Akute behand-lungsbedürftige Erkran-kungen sprechen gegen eine Impfung, sie gelten als Kontraindikation.

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meisten Fällen durch Krankheitskeime oder Vergiftungen ausgelöst wurden oder auch Folge von Stoffwechselstö-rungen oder Autoimmunerkrankungen sein können, ist das Immunsystem durch die permanente Entzündung so beeinträchtigt, dass auch hier Infektionen meist deutlich schwerwiegendere Verläufe haben.

Basisimpfschutz empfohlene Indikationsimpfungen:

• jährliche grippeimpfung im herbst gegen das saisonale grippevirus

• einmalige Impfung gegen pneumokokken • zusätzlich Impfung gegen hepatitis B bei patienten

mit chronischer lebererkrankung sowie nieren-kranken dialysepatienten

chronische nervenerkrankungenBei Patienten mit neurologischen Erkrankungen, z. B. multipler Sklerose (MS) oder Epilepsie, können einige Infektionserkrankungen, insbesondere Virusinfektionen, einen schwereren Verlauf nehmen und darüber hinaus Krankheitsschübe bzw. Krampfanfälle auslösen oder verstärken. Allerdings ist in dieser Personengruppe auch mit einem erhöhten risiko für Impfreaktionen zu rech-nen, die ebenfalls Krankheitsschübe anfachen können. Deshalb wird der Arzt unter Berücksichtigung der indivi-duellen Krankheits- und Lebenssituation für jede Impfung sehr genau Nutzen und risiko abwägen. gibt es keine gegenanzeige, so empfiehlt die StIKo, bei Patienten mit neurologischen Störungen die Standardimpfungen durchzuführen und bei MS-Patienten außerdem die grip-peschutzimpfung.

Basisimpfschutz empfohlene Indikationsimpfungen für ms-patienten:

• jährliche grippeimpfung im herbst gegen das saisonale grippevirus

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autoimmunerkrankungenAutoimmunerkrankungen sind Erkrankungen, bei denen sich das Abwehrsystem gegen körpereigenes gewebe richtet. Das kann einzelne organe und gewebestrukturen betreffen oder auch nichtorganspezi-fische Krankheiten auslösen. Zu den Autoimmunerkrankungen gehören z. B. Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates wie die rheumatoide Arthritis, Erkrankungen des Verdauungs-traktes wie Morbus Crohn oder Erkrankungen des Nervensys-tems wie multiple Sklerose. Da

jede zusätzliche Konfrontation des Immunsystems die Er-krankung negativ beeinflussen kann, ist vor einer Impfung eine sehr sorgfältige individuelle Nutzen-risiko-Abwä-gung angezeigt. Dies ist besonders dann von Bedeutung, wenn die grunderkrankung mit Medikamenten behandelt wird, die das Immunsystem drosseln (siehe dazu Impf-empfehlungen für Patienten unter Immunsuppression, Seite 18).

Basisimpfschutz Bei Immunsuppression keine Impfungen

mit lebendimpfstoffen

hIv-Infektion und aIdsDas humane Immundefizienz-Virus, abgekürzt: HIV, greift bestimmte Immunzellen an und kann damit eine Immunschwäche auslösen. Ist das Immunsystem so stark geschwächt, dass es kaum noch Krankheitserreger abwehren kann, spricht man vom Acquired Immune De-ficiency Syndrome, kurz: AIDS. Da HIV-Infizierte beson-

Angehörige von risikopati-enten sollten sich ihre Ver-antwortung bewusst machen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Infektionsschutz des Erkrankten, wenn sie sich selbst impfen lassen.

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ders anfällig für Infektionen sind, sollten sie auf einen ausreichenden Impfschutz achten.

Basisimpfschutz empfohlene Indikationsimpfungen:

• jährliche grippeimpfung im herbst gegen das saisonale grippevirus

• einmalige Impfung gegen pneumokokken • hepatitis-B-Impfung

krebserkrankungenZunächst gelten für Krebspatienten dieselben Impfemp-fehlungen wie für gesunde Menschen. Abhängig von der Art des Krebses und der therapie gibt es weitere Impfempfehlungen bzw. Einschränkungen.

Basisimpfschutz Bei chemotherapie und Immunsuppression keine

Impfungen mit lebendimpfstoffen Impfungen mit totimpfstoffen möglichst erst drei

monate nach chemotherapie

empfohlene Indikationsimpfungen: • jährliche grippeimpfung im herbst gegen das

saisonale grippevirus • bei bestimmten Blutkrebsarten (leukämie,

m. hodgkin) Impfung gegen pneumokokken

Neben den hier aufgeführten chronischen Erkrankungen gibt es weitere seltenere Erkrankungen, für die spezielle und zum Teil sehr detaillierte Impfempfehlungen ausge-sprochen und Kontraindikationen genannt werden. Dazu zählen z. B. verschiedene angeborene oder erworbene Immundefekte oder eine Funktionsunfähigkeit der Milz. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an, ob Ihr Impfschutz ausreichend ist.

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für Wen Impfungen sonst noch Besonders WIchtIg sInd

Der rat, einen Blick in den Impfpass zu werfen und den Impfstatus zu überprüfen, richtet sich nicht nur an erkrank-te und geschwächte Menschen, sondern gilt ausnahmslos für alle. Manche Impfungen bedürfen der Auffrischung. Erwachsenen, die in ihrer Kindheit nicht geimpft wurden, wird zu Nachholimpfungen geraten (siehe Impfkalender Seite 22/23). Ist der Basisimpfschutz gewährleistet, werden darüber hinaus in einigen Lebenssituationen sowie ab einem bestimmten Alter zusätzliche Indikationsimpfungen empfohlen.

menschen ab 60 Ein allmähliches Nachlassen der Abwehrkräfte ist teil des normalen Alterungsprozesses. Dies führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für be-stimmte chronische Erkrankungen. Außerdem können Infektionen schwerwiegendere, wenn nicht sogar bedrohliche Auswirkungen haben und den gesundheitszustand lang anhaltend oder dauerhaft schwächen. Deshalb gelten bereits ab einem Alter von 60 Jahren zu-sätzliche Impfempfehlungen.

Besonders wichtig ist der ausreichende Impfschutz für alle Bewohner von alten- und pflegeheimen – sowohl, um sich selbst, als auch, um Mitbewohner vor einer Ansteckung zu schützen.

Basisimpfschutz auffrischungsimpfung: tetanus, diphtherie alle 10

Jahre, pertussis (keuchhusten) einmalig

Alte und geschwächte Personen sowie Men-schen in Pflegeheimen sind durch Pneumokok-keninfektionen stark gefährdet. Ihnen wird deshalb ausdrücklich eine Pneumokokkenimpfung empfohlen.

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empfohlene Indikationsimpfungen: • jährliche grippeimpfung im herbst gegen das

saisonale grippevirus • einmalige Impfung gegen pneumokokken

schwangere und stillende Frauen mit Kinderwunsch wird vor der Schwangerschaft empfohlen, ihren Impfschutz zu überprüfen und gegebe-nenfalls aufzufrischen. Die Antikörper, die während einer Erkrankung oder durch die Impfung gebildet wurden, gibt die Frau in der Schwangerschaft an das Kind weiter. Dadurch besitzt das Neugeborene in den ersten Lebens-monaten den sogenannten Nestschutz. Ist die Frau bereits schwanger, dürfen keine Impfungen mit Lebendimpf-stoffen erfolgen. Zu Impfungen mit totimpfstoffen wird erst ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel geraten.

Basisimpfschutz vor einer geplanten schwanger-schaft überprüfen

• Wichtig: Impfschutz gegen masern, mumps, röteln und pertussis (keuchhusten)

In der schwangerschaft keine Impfungen mit lebend-impfstoffen

Impfungen mit totimpfstoffen möglichst erst im zweiten drittel der schwangerschaft

empfohlene Indikations-impfungen:

• grippeimpfung • in den ersten tagen nach

der geburt gegen pertussis, sofern vor der schwanger-schaft kein ausreichender Impfschutz bestand

gegen Keuchhusten be-steht kein Nestschutz. In den ersten Lebensmona-ten ist jedoch das risiko, dass die Erkrankung zu schweren Komplikationen führt, besonders hoch. Deshalb sollten möglichst alle, die engen Kontakt zum Säugling haben, geimpft sein.

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patienten, die bestimmte medi-kamente einnehmenBei verschiedenen Erkrankungen kommen Medikamente zum Ein-satz, die die Aktivität des Immun-systems unterdrücken, um z. B. Entzündungsprozesse zu stoppen oder auch, um nach einer organ-transplantation die Abstoßung des fremden gewebes zu verhindern. Im rahmen einer solchen als Immunsuppression bezeichneten Behandlung kann das Immunsys-tem Krankheitserregern wenig entgegensetzen. Infektionsschutz durch Impfungen ist in dieser Situation daher besonders wichtig. Allerdings darf, wie bei allen stark

immungeschwächten Patienten, nicht mit Lebendimpfstoff geimpft werden.

überprüfung des Basisimpfschutzes, gegebenenfalls nachimpfung und auffrischung unter strenger kon-trolle der medikation

keine Impfungen mit lebendimpfstoffen Bei transplantierten Impfungen mit totimpfstoffen

möglichst erst sechs monate nach der transplantation

empfohlene Indikationsimpfungen: • jährliche grippeimpfung im herbst gegen

das saisonale grippevirus • Impfung gegen pneumokokken

raucherJeder raucher weiß, dass rauchen gesundheitsschäd-lich ist. Die Liste der Erkrankungsrisiken reicht von chronischen Atemwegs erkrankungen bis hin zu Lun-

wer regelmäßig Medika-mente einnimmt, muss den Impfarzt vor der Imp-fung unbedingt darüber informieren. Der Arzt wird im Einzelfall abwägen, welche Impfungen zu wel-chem Zeitpunkt angezeigt sind.

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genkrebs, Durchblutungsstörungen, Herzinfarkt und Schlaganfall. worüber sich viele raucher nicht im Klaren sind, ist die tatsache, dass die Aufnahme von Nikotin ihr Immunsys tem schwächt und demzufolge die Anfälligkeit für bakterielle und entzündliche Erkrankungen steigt. Zudem haben Studien gezeigt, dass raucher heftiger auf Infektionen reagieren und die Krankheit bei ihnen häufig schwerwiegender verläuft als bei Nichtrau-chern. Dies gilt u. a. bei grippe und Pneumokok-kenerkrankungen.

Selbst für Passivraucher ist das Infektionsrisiko erhöht. Besonders ge-fährdet sind Kinder, die in einem raucherumfeld aufwachsen.

Basisimpfschutz

hinweis: rücksprache mit dem arzt, ob grippe- und pneumokokkenimpfung sinnvoll sind

Es gibt ganz verschiedene weitere Situationen und Le-bensumstände, die ein erhöhtes Infektionsrisiko mit sich bringen, so dass ein besonderer Impfschutz empfohlen wird. Das gilt u. a. für bestimmte Berufsgruppen wie z. B. Krankenhaus- und Pflegepersonal oder auch Reisende in ferne Länder. Mitunter werden auch regionale Impf-empfehlungen ausgesprochen. So wird z. B. in Gebieten mit vielen Zecken die Empfehlung ausgesprochen, sich gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen zu lassen.

Neben vielen anderen gesundheit-lichen Schäden erhöht rauchen, aber auch Passivrauchen die Infekt-anfälligkeit.

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Impfcheck – prüfen sIe, oB sIe ausreIchend geschützt sInd

überprüfen sie Ihren ImpfstatusIn Ihrem Impfpass sind sämtliche Impfungen einschließlich der verwendeten Impfstoffe notiert. wenn Sie Ihren Impf-pass verloren haben oder nicht auffinden können, kann Ihnen Ihr Arzt, der die letzten Impfungen vorgenommen hat, darüber Auskunft geben, denn in der Krankenakte sind die Impfungen ebenfalls dokumentiert. Sollten Sie auch dazu keinen Zugang haben und Ihr Impfstatus unklar bleiben, werden Sie als ungeimpft eingestuft. In diesem Fall sollten die Standardimpfungen gemäß dem Impfkalender und ggf.

die empfohlenen Indikations-impfungen nachgeholt wer-den. Von einer zusätzlichen Impfdosis bei bereits beste-hendem Impfschutz geht nach Aussage des robert Koch-Instituts in der regel kein besonderes risiko aus.

prüfen sie, ob sie zu einer risikogruppe gehörengehören Sie zu einer der Personengruppen, die bei Infek-tionen besonders gefährdet sind?

• Ich leide an einer chronischen Erkrankung der Atemwege (Asthma, CoPD)

• Ich leide an einer chronischen Herz-Kreislauf- Erkrankung

• Ich leide an einer chronischen Nieren- oder Leber-erkrankung

• Ich leide an Diabetes mellitus oder einer anderen Stoffwechselerkrankung

• Ich leide an einer chronischen Nervenerkrankung (z. B. multiple Sklerose)

• Ich leide an einem angeborenen oder erworbenen Immundefekt

Holen Sie fehlende Impfungen zügig nach und vereinbaren Sie einen Impftermin mit Ihrem Arzt.

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• Ich leide an einer Blutkrebserkrankung • Ich bin mit HIV infiziert • Ich bin eine Frau und möchte schwanger werden • Ich bin schwanger • Ich bin älter als 60 Jahre • Ich lebe in einem Pflege- oder Altenheim • Ich nehme Medikamente ein, die mein Immunsystem

schwächen

Haben Sie eine der Aussagen mit JA beantwortet, sprechen Sie Ihren Arzt auf das thema Impfen an, insbesondere auf eine Impfung gegen Pneumokokken und das saisonale grippevirus.

Wählen sie einen günstigen Impfzeitpunkt • Lassen Sie sich gemäß dem Impfkalender zum frühest-

möglichen Zeitpunkt impfen. • Der beste Zeitpunkt für die saisonale grippeschutz-

impfung ist in den Monaten oktober oder November, da es etwa 10 bis 14 tage dauert, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist und erfahrungsgemäß die grippewelle in Deutschland um den Jahreswechsel startet.

• wenn Sie an einer akuten behandlungsbedürftigen oder fieberhaften Erkrankung leiden, sollte mit der Impfung bis etwa zwei wochen nach Ihrer genesung gewartet werden.

• Ist eine operation geplant, sollten zwischen dem Eingriff und einer Impfung mit einem totimpfstoff drei tage bzw. einer Impfung mit einem Lebendimpfstoff zwei wochen liegen.

• Beachten Sie bei Ihrer Planung auch, dass Sie direkt nach der Impfung größere körperliche Anstrengungen, z. B. kraftraubende sportliche Aktivitäten, vermeiden sollten.

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Impfkalender

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (StIKo)

Quelle: Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin Nr. 30, 30. Juli 2012

ImpfungSäuglinge und Kleinkinder (Alter in Monaten)

2 3 4 11–14 15–23

tetanus g1 g2 g3 g4 n

Diphtherie g1 g2 g3 g4 n

Keuchhusten (Pertussis)

g1 g2 g3 g4 n

Hib (Haemophilus influenzae typ b)

g1 g2 g3 g4 n

Kinderlähmung (Poliomyelitis)

g1 g2 g3 g4 n

Hepatitis B g1 g2 g3 g4 n

Pneumokokken g1 g2 g3 g4 n

Meningokokken (Serogruppe C)

g1 (ab 12 Monaten)

Masern, Mumps, röteln

g1 g2

windpocken (Varizellen)

g1 g2

grippe (Influenza)

HPV (Humanes Papillomvirus)

erklärungen:

g grundimmunisierung (in bis zu 4 teilimpfungen g1–g4)

s Standardimpfung

a Auffrischimpfung

n Nachholimpfung (zur grundimmunisierung aller noch nicht geimpften bzw. um eine unvollständige Impfserie zu vervoll-ständigen)

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Kinder, Jugendliche, Erwachsene (Alter in Jahren)

2–4 5–6 9–11 12–17 ab 18 ab 60

n a1 a2 a(alle 10 Jahre, ggf. N)

n a1 a2 a(alle 10 Jahre, ggf. N)

n a1 a2 a(ggf. N)

n

n a1 ggf. n

n

* * * * * s

n

n s

n

s(jährlich)

s

Bei Anwendung eines Einzelimpfstoffes kann diese Dosis entfallen.

Einmalige Impfung, Auffrischimpfung nur für bestimmte Indikationen empfohlen.

Einmalige Impfung gegen Masern für alle, die nach 1970 geboren wurden, älter als 18 Jahre sind und entweder einen unklaren Impfstatus haben, ungeimpft sind oder in der Kindheit nur eine Impfung erhalten haben. Vorzugsweise mit einem MMr-Impfstoff.

Standardimpfung für Mädchen und junge Frauen.

Einmalige Auffrischimpfung, möglichst mit der nächsten Impfung gegen tetanus/Diphtherie/ggf. Poliomyelitis.

* Bei bestimmten Indikationen (siehe Seite 25) wird eine Pneumokokken-impfung empfohlen

Die Impfungen sollten zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfolgen.

Fehlende Impfungen sollten sofort, entsprechend den Empfeh-lungen für das jeweilige Lebensalter, nachgeholt werden.

Die im Impfkalender empfohlenen Standardimpfungen sollten auch alle Personen mit chronischen Krankheiten erhalten, sofern keine spezifischen gegenanzeigen vorliegen.

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Impfung gegen Indikation, risikogruppe

fsme (Frühsom-mer-Meningoenze-phalitis)

• Personen, die sich in FSME-risikogebie-ten aufhalten und in Kontakt mit Zecken kommen können

hepatitis a • Personen mit einem Sexualverhalten mit hoher Infektionsgefährdung

• Personen mit häufiger Übertragung von Blutbestandteilen, z. B. Hämophile, oder mit Krankheiten der Leber/mit Leberbe-teiligung

• Bewohner von psychiatrischen Einrich-tungen oder vergleichbaren Fürsorgeein-richtungen

hepatitis B • Patienten mit chronischer Nieren- oder Leberkrankheit

• HIV-Positive • Drogenabhängige• Bewohner von psychiatrischen Einrich-

tungen oder vergleichbaren Fürsorgeein-richtungen

Influenza • Schwangere ab dem 2. Schwanger-schaftsdrittel

• Patienten mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane

• Patienten mit chronischen Herz-Kreis-lauf-, Leber- und Nierenkrankheiten

• Patienten mit Diabetes • Patienten mit neurologischen Krank-

heiten • Personen mit angeborenen und erwor-

benen Immundefekten • HIV-Infizierte • Bewohner von Alten- und Pflegeheimen

dIe WIchtIgsten IndIkatIonsImpfungen

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (StIKo)

Quelle: Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin Nr. 30, 30. Juli 2012

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pertussis (Keuchhusten)

Sofern in den letzten 10 Jahren keine Auf-frischimpfung stattgefunden hat, gilt die Empfehlung für:• Frauen im gebärfähigen Alter • enge Kontaktpersonen von Säuglingen

pneumokokken-krankheiten

• Personen mit angeborenen und erwor-benen Immundefekten, z. B. Krankheiten der blutbildenden organe, HIV-Infektion, funktionelle und anatomische Asplenie, Sichelzellenanämie, nach Knochen-marktransplantation, vor organtrans-plantation und vor Beginn einer immun-suppressiven therapie

• Patienten mit chronischen Herz-Kreis-lauf-Krankheiten

• Patienten mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane

• Patienten mit Diabetes mellitus oder anderen Stoffwechselkrankheiten

• Patienten mit chronischen Nierenkrank-heiten

• Patienten mit neurologischen Krank-heiten

• Patienten mit Liquorfistel

varizellen • Seronegative Frauen mit Kinderwunsch• Seronegative Patienten vor geplanter

immunsuppressiver therapie oder or-gantransplantation

• Empfängliche Patienten mit schwerer Neurodermitis

tritt plötzlich eine Infektions-erkrankung vermehrt auf, so wie dies kürzlich bei der Ma-sernwelle der Fall war, gibt es mitunter erweiterte Impfemp-fehlungen. Zum Eigenschutz, aber auch, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, sollten sich alle mit unklarem Impfstatus oder fehlendem Impfschutz gegen die Erkran-kung impfen lassen.

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InternetaDressen für weItere InformatIonen

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robert Koch-Institut www.rki.de/impfen www.stiko.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. http://www.impfen-info.de

Paul-Ehrlich-Institut

www.pei.de; Stichwort: Impfen

Bundesgesundheitsministerium www.bundesgesundheitsministerium.de; Stichwort: Impfen

Impfbrief des Instituts für medizinische Information Berlin www.impfbrief.de

BgV – Info gesundheit e.V. www.bgv-impfen.de

Diese Broschüre wurde mit freundlicher Unterstützung

der Firma Pfizer Deutschland gmbH realisiert.

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gesundheit ist unser kostbarstes gut. doch trotz des medizinischen fortschritts steigt die zahl chronischer und anderer erkrankungen. der Bundesverband für gesundheitsinformation und verbraucherschutz – Info gesundheit e.v. (Bgv) hat sich zum ziel gesetzt, dem Informationsbedürfnis von patienten, verbrauchern, ärzten, apothekern und anderen Beschäftigten aus dem medizinischen Bereich nachzukommen. dabei sind wir auf Ihre mithilfe angewiesen, da wir keine öffentlichen mittel beanspruchen.

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit. Mitgliedsbeiträ-ge und Spenden sind steuerlich absetzbar. Bis 200 Euro gilt die abgestempelte Quittung bzw. Kopie des Bankauszugs als Spendenbescheinigung. Für Spen-den über 200 Euro senden wir Ihnen die Spendenbe-scheinigung gerne auf Anfrage zu. Vielen Dank!

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&aufklärungdank Ihrer unterstützung!

Information

Bundesverband für Gesundheitsinformation und

Verbraucherschutz – Info Gesundheit e.V.

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Verbraucherschutz – Info Gesundheit e.V.

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Auflage 2013

© Bundes verband für gesund heitsinformation und Ver braucherschutz – Info ge-sundheit e.V., referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Heilsbachstraße 32, 53123 Bonntelefon: 0228/9379950telefax: 0228/3679390

Abdruck, auch auszugsweise, nur mit genehmigung des Herausgebers.

ISBN 978-3-931281-51-9