Importierte Softdrinks – ein getrübter Genuss

7/27/2019 Importierte Softdrinks ein getrbter Genuss

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18.02.2014

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Abbildung 1: leuchtend bunte Frbung

der importierten Softdrinks

Importierte Softdrinksein getrbter Genuss

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Kennen Sie die in Nordamerika weit verbreiteten sen, bunt

gefrbten, aromatisierten Soft-

drinks? Eine Recherche hat erge-

ben, dass diese Getrnke auch in

Deutschland gut erhltlich sind.

Von dem einen oder anderen Ge-trnk gibt es aber auch eine euro-

pische Variante. Nicht zu Un-

recht, wie die Untersuchungen im

Jahr 2013 zeigten: 83 % der aus

Nordamerika nach Deutschland

importierten Getrnke waren auf-

grund der Verwendung unzulssiger Zusatzstoffe, darunter

bromiertes Pflanzenl, sowie aufgrund von Hchstmengen-berschreitungen in der EU nicht verkehrsfhig.

Schon beim Blick auf das Zutatenverzeichnis werden die Unter-

schiede zwischen den nordamerikanischen und den europischen

Getrnken deutlich. So enthielten importierte Getrnken knstliche

Azofarbstoffe wie Tartrazin und Allurarot AC. In den in der EU her-

gestellten Getrnken wird inzwischen hufig auf diese Farbstoffe

verzichtet, da sie im Verdacht stehen, die Aktivitt und Aufmerk-

samkeit von Kindern beeintrchtigen zu knnen. Des Weiteren wirdz. T. der Konservierungsstoff Benzoesure anstelle von Sorbinsu-

re und dann auch in hheren Mengen eingesetzt. So wurden bei

importierten Getrnken berschreitungen der in der EU geltenden

Hchstmenge fr Benzoesure festgestellt.

Doch in manchen Zutatenverzeichnissen der Original-Getrnke ist

noch eine weitere Zutat genannt: bromiertes Pflanzenl (englisch:

brominated vegetable oil).


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Was ist bromiertes Pflanzenl?

Bromiertes Pflanzenl ist ein Stoffgemisch, das als sogenanntes

Beschwerungsmittel in Getrnken zur Stabilisierung von aromawirk-

samen Substanzen, v. a. Zitrusl, verwendet werden kann. Ohneeinen solchen Stabilisator wrde sich nach einiger Zeit ein liger

Ring ber dem Flascheninhalt bilden.

Durch diesen Zusatz wird zudem die positive Nebenwirkung e r-

zielt, dass die Flssigkeit trb wird. Eine solche Trbung verbinden

Verbraucher oftmals mit positiven Eigenschaften, wie z. B. einem

gewissen Fruchtgehalt.

Bromiertes Pflanzenl wird durch Bromierung von herkmmlichem

Pflanzenl erhalten, d. h. an die ungesttigten Fettsuren des ls

wird das Element Brom geknpft. [1]

In der EU ist bromiertes Pflanzenl als Zusatzstoff fr Lebensmit-

tel nicht zugelassenund darf somit in Getrnken, die in der EU im

Verkehr sind, nicht enthalten sein. Auch andere Lnder, wie z. B.

Japan, haben in den letzten Jahren die Verwendung in Lebensmit-

teln verboten. Es gibt jedoch auch Staaten, in denen bromiertesPflanzenl als Zusatzstoff in Lebensmitteln eingesetzt werden darf.

In den USA besteht beispielsweise seit 1977 eine vorlufige

Hchstmenge von 15 mg/L [2].

Bromhaltige Pflanzenle sind aber auch als Flammschutzmittel be-

kannt [3]. Flammschutzmittel sollen die Ausbreitung von Brnden

einschrnken, verlangsamen oder verhindern. Dies wirft die Frage

auf, ob dieses Substanzgemisch in Lebensmitteln fr den Men-

schen berhaupt unbedenklich ist.

Wie sicher ist bromiertes Pflanzenl?

Tierexperimentelle Studien haben ergeben, dass sich bromiertes

Pflanzenl in verschiedenen Organen ablagert, wodurch es zu ent-

zndlichen, degenerativen und funktionellen Vernderungen der

Organe kommen kann. Es fehlen derzeit jedoch Daten darber, wie

sich die Substanzen im menschlichen Krper verhalten. [4]

Aus den bisherigen Publikationen lsst sich kein Risiko fr eine Ge-

sundheitsschdlichkeit bei einer normalen Verzehrsmenge der Ge-


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EU

67%Trkei

8%

Nordamerik

a

25%

Herkunft der untersuchtenGetrnke

trnke ableiten. Jedoch fehlen Langzeitstudien, um die maximale

Menge zu ermitteln, bei der keine nachteiligen Wirkungen beobach-

tet werden. [4]

Sicher ist jedoch, dass bormiertes Pflanzenl in der EU nicht zu-

lssig ist und es Alternativen zur Verwendung von bromiertem

Pflanzenl gibt.

Abbildung 2: links US-amerikanische und rechts europische Variante eines Softdrinks

Wie ist die Situation in Baden-Wrttemberg?

Wie sich bei der Recherche gezeigt hat, besteht in Baden-

Wrttemberg durchaus ein Markt fr die nordamerikanische Varian-

te dieser Getrnke.So waren in Tankstellen, Restaurants, Schnell-imbissen sowie spezialisierten Lebensmittelgeschften importierte

Getrnke erhltlich.

Diagramm 1: Herkunft der untersuchten Getrnke

Am CVUA Stuttgart wurden im Jahr 2013 49 aus der EU und ande-

ren Staaten stammende Erfrischungsgetrnke und Getrnkesirupe,bei denen ein Einsatz von bromiertem Pflanzenl denkbar wre,

auf diesen Zusatzstoff untersucht (siehe Diagramm 1). Keines der in


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der EU bzw. der Trkei hergestellten Getrnke enthielt bromiertes

Pflanzenl. Dafr konnten in einem Drittel der aus Nordamerika

stammenden Getrnke bromiertes Pflanzenl nachgewiesen wer-

den. Ein solcher Zusatz war auf der Verpackung deklariert, teilweisejedoch nur in englischer Sprache.

Insgesamt waren 10 von 12 aus Nordamerika stammende Getrnke

aufgrund einer nicht rechtskonformen Verwendung von Zusatzstof-

fen in der EU nicht verkehrsfhig. Kennzeichnungsmngel bestan-

den bei all diesen Proben (siehe Diagramm 2).

Aber wie kommen diese in der EU nicht verkehrsfhigen Getrnke

berhaupt nach Deutschland in den Handel?

Den Erhebungen einer zustndigen Lebensmittelberwachungsbe-

hrde zufolge wurden in einem Fall die Fertigpackungen von einem

Internethndler direkt aus Nordamerika nach Deutschland importiert

und weiter verkauft.

Die untersuchten Proben stammten allesamt aus konventionellen

Geschften. Es ist davon auszugehen, dass ber Onlineshops noch

eine weitaus grere Anzahl der importierten Getrnke erhltlich ist.

Diagramm 2: Beanstandungsgrnde bei den aus Nordamerika stammenden Getrnken

(Novel Food: Neuartige Lebensmittel (z. B. Elfenblume)).

Fazit

Der Zusatzstoff bromiertes Pflanzenl findet in Nordamerika im-

mer noch Verwendung, obwohl es dafr Alternativen gibt und Datenfr eine vollstndige toxikologische Bewertung fehlen. Die Untersu-

chung ausgewhlter Erfrischungsgetrnke im Jahr 2013 hat erge-


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ben, dass die aus der EU bzw. Trkei stammenden ohne einen sol-

chen Zusatz auskamen. Trotz der Tatsache, dass Getrnke mit

bromiertem Pflanzenl in der EU nicht verkehrsfhig sind, konnten

durch baden-wrttembergische Lebensmittelberwachungsbehr-den importierte Produkte mit einem solchen Zusatz in Geschften

erhoben werden. 10 von 12 aus Nordamerika stammende Getrnke

waren aufgrund nicht rechtskonformer Verwendung von Zusatzstof-

fen zu beanstanden.

Daher Augen auf: Es lohnt sich immer, einen etwas genaueren Blick

auf das Zutatenverzeichnis zu werfen.

Bildernachweis:

CVUA Stuttgart

Quellen:

[1] Bendig Maier, Vetter; Brominated vegetable oil in soft drinks an underrated source of human organobromine intake, Food

Chemistry 133 (2012) 678-682

[2] FDA, Code of Federal Regulations Title 21, Volume 3, Re-

vised as of April 1, 2013, 21CFR180.30

[3] Patent DE 10123584C2 11.09.2003: Flammschutzmittel und

Verfahren zu dessen Herstellung.

[4] Bundesinstitut fr Risikobewertung, Gesundheitliche Bewer-

tung von Erfrischungsgetrnken mit Zusatz an bromierten Pflanzen-

len, 07.11.2013

Autor(en): Kerstin Zietemann

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