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Fokus Hotels in Österreich DIENSTAG, 10. NOVEMBER 2015 FI Was Winterurlauber wirklich wollen Skifahren ist, nein, nicht out. Aber Winter- urlauber wollen noch mehr, vor allem genießen. VON SABINE MEZLER-ANDELBERG D er Winter in Österreich ist auch nicht mehr, was er einmal war: Galt einst der Skiurlaub als die einzig denkbare Variante der Winterfrische und war bei der Schulskiwoche der Name Programm, hat sich die Situation inzwischen grundlegend geändert. „Bei den Schulskiwochen fährt ein Drittel Ski, ein Drittel geht snow- boarden, und ein Drittel macht ein Alternativprogramm“, weiß Markus Gratzer, Generalsekretär der Öster- reichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). „Heute macht man nicht mehr klassischen Skiurlaub, sondern Fa- milienurlaub und Genuss. Für viele ältere Gäste tritt das Skifahren mehr und mehr in den Hinter- grund. Das ist dann ein Winterur- laub, bei dem man vielleicht vier Tage Ski fährt und den Rest der Zeit anders verbringt.“ Außerdem habe sich die Gästestruktur der Winter- urlauber verändert: Eine größere Anzahl lebt in Städten und möchte im Winterurlaub eine sehr roman- tische Vorstellung von verschnei- ten Landschaften verwirklichen, was unter den gegebenen klimati- schen Verhältnissen zunehmend schwieriger wird. Die Strategien, mit denen die Hoteliers diesen Pro- blemen begegnen: „Viele Betriebe versuchen, sich neu zu positionie- ren“, erklärt der Generalsekretär, „indem sie sich etwa auf die nordi- schen Sportarten konzentrieren oder hochwertige kulinarische An- gebote machen. Da heißt das Motto heute häufig „Gourmetrestaurant statt Almhütte und Wein statt Schnaps“. Andere Unternehmen wie das Arlberg1800 setzen auf Kunst, die Jufa-Hotelgruppe spricht die unterschiedlichsten Zielgrup- pen an, teilweise konzentrieren sich ganze Orte auf ein spezifisches Publikum, etwa Ischgl mit seiner Event- und Partypositionierung oder der Weissensee, der auch als Traumziel für Eisläufer funktio- niert. Einfach nur Skifahren Hotelier Christoph Brandstätter setzt mit seinem Seehotel Jägerwirt auf der Turracher Höhe auf Kinder- betreuung und einen Hauch Ro- mantik als Zusatzangebot zum Ski- fahren. „Meist sind es ja mehrere Personen, die gemeinsam kom- men, und nicht jeder fährt Ski“, er- klärt er, „da geht es einfach darum, für jeden das Richtige anzubieten.“ Die Alternativen zum klassischen Pistenvergnügen heißen Pferde- schlittenfahrten, Eislaufen, Schlit- tenfahren, Weinverkostungen – vor allem bietet er Eltern aber die Mög- lichkeit für ein wenig Zweisamkeit. „Bei uns sind Babyphones in jedem Zimmer eingebaut, die direkt mit dem Handy der Eltern verbunden werden. Außerdem gibt es Betreu- ungsangebote für die Älteren.“ Dazu gehören in dem Viersterne- haus ein 200 Quadratmeter großer Kidsklub mit Hüpfburg, Kletter- wand, Ballpool, einer Werkstatt und einer Riesenrutsche, im Teen- agerTreff können sich die etwas Äl- teren von ihren Eltern erholen. Eine andere Nische wollen Hermann Maier und Rainer Schön- felder besetzen. In ihren Adeo-Al- pin-Hotels in St. Johann und Ze- derhaus bieten die Skilegenden ab Jänner Zimmer in der Preiskatego- rie von 29 bis 59 Euro an. „Wir haben schon länger beob- achtet, dass das Einsteigersegment wegbricht“, erklärt Schönfelder, „das, was früher die Frühstücks- pensionen und die Familienhotels waren, gibt’s nicht mehr.“ Die Gründe seien vielfältig, zum einen habe die jüngere Hoteliers-Genera- tion oft kein Interesse mehr, die Häuser zu betreiben; zum anderen sei auch bei den Gästen der Wunsch nach mehr Anonymität vorhanden. „Viele wollen nicht mehr in einer Pension wohnen, wo sie zum Frühstück die Oma, den Opa, den Hund und die Katze be- grüßen müssen“, bringt Schönfel- der es auf den Punkt. Stattdessen werden die Gäste in den neuen Häusern an einer Rezeption be- grüßt, wo sie die Schlüssel zu den Zimmern bekommen, die über eine Tür verbunden und entspre- chend familientauglich sind. Auf andere kostspielige Fakto- ren wird aber bewusst verzichtet: „Wir haben die Gastronomie verge- ben und keinen aufwendigen Well- nessbereich“, so Schönfelder; auch Personal über die Rezeptions- und Reinigungskräfte hinaus wird nicht benötigt. Ein Aufenthalts- und ein Skiraum mit Spind, eine Sauna, eine Infrarotkabine sowie ein Semi- narraum sind die einzigen Extras zu den stylishen, aber einfachen Zimmern. Denn manche wollen auch heute noch einfach nur genau das: eine bezahlbare Unterkunft, um Ski fahren zu gehen. [ TV Gasteinertal ] Alpin-urbane Zweckmäßigkeit. Sie geben sich ganz jung und locker und versprechen erschwingliche Winterferien. Die neue alpine Hotellerie versucht den Spagat zwischen Spaß und Sparsamkeit. Wenn das Schlafen zur Nebensache wird VON GEORG WEINDL B ei Mama Thresl kommen sie schnell ins Schwitzen, die Manager aus der Großstadt. Beim Check-in kann das schon ein- mal heißen, dass sich die Füh- rungskraft vor den Mitarbeitern an der Kletterwand hocharbeiten muss, um ganz oben unter dem Dach die Zimmerkarten in Emp- fang zu nehmen. Äußerst unkonventionelle Be- gegnungen mit der Kundschaft ge- hören in dem neuen Hotel im Pinz- gauer Leogang zum Alltag. Das Haus direkt gegenüber der Talsta- tion der Asitzbahn mit bestem An- schluss ans Skigebiet der Dientner Berge und des Hochkönigs lockt seine Gäste mit dem Slogan „Ur- ban Soul meets the Alps“ – und dieser Anspruch ist dank der Klet- terwand über dem Eingang und in- nen, im Foyer, in der Bar und der Clubbing-Area, unübersehbar. Architektonisch verschmelzen hier scheinbar fremde Welten zu einem kreativen Mix von Hüttenro- mantik und dem urbanen Lifestyle sportlich ambitionierter House- und Hip-Hop-Fans. Eröffnet wurde das Mama Thresl mit seinen 50 Zimmern im November 2014. Die Idee dazu hatten die Besitzer des exklusiven Chalethotels im Berg- dorf Priesteregg, Renate und Huwi Oberlader. Den Namen liehen sie sich von Renates Mutter Theresa. Das Spiel mit dem Kontrast von Tradition und ultramodern zieht sich durch das ganze Haus, das sich damit an eine Kundschaft wendet, die sport- lich aktiv sein will und sich als ju- gendlich definiert. „Am Wochen- ende gastieren bei uns DJs aus ganz Europa, und wir haben mitt- lerweile sehr viele Unternehmen aus dem Sport- und Outdoorbe- reich, die hier Events vom Team- building bis zur Produktpräsentati- on durchführen“, erzählt die Hotel- managerin Lisa-Maria Roos. Dazu gibt es Shows von den hauseigenen Akrobatikkünstlerin- nen und Yogakurse auf der Dach- terrasse. Das Konzept geht ganz of- fensichtlich auf. Im Foyer sind nicht nur Nerds, Extremsportler und Twens mit Dreitagebart, Horn- brillen und Dutt unterwegs, son- dern überwiegend ganz normal wirkende Urlaubsgäste. Preislich geht es hier von Low Budget mit 65 Euro pro Person bis Premium mit eigenem Hot Tube und Sauna auf der Dachterrasse für maximal 245 Euro. Klein und zweckmäßig Mama Thresl steht für einen neuen Trend in der alpinen Hotellerie, der den klassischen Bergurlaub ju- gendlich und eben urban interpre- tiert. Keine Bauernstubenromantik mit Musikantenstadl-Beschallung, sondern designorientierte Funktio- nalität mit kreativen Farbtupfern und Extravaganzen. Das Leben in diesen neuen Ho- tels spielt sich vor allem draußen ab. Die Zimmer sind tendenziell klein und zweckmäßig, die Tarife eher ökonomisch. Nur wenige Ki- lometer von Leogang entfernt lau- fen in St. Johann in Tirol die Arbei- ten für neue Hotels, die preisgüns- tige Angebote mit alpinem Lifestyle kombinieren. Direkt beim Lift am Rueppenhang entsteht ein vierstö- ckiger Neubau der Explorer Hotels. Das Haus wird 100 Zimmer mit 200 Betten und eine Tiefgarage besit- zen und wie die vier anderen Ex- plorer Hotels in Bayern und Öster- reich ein zertifiziertes Passivhaus werden. Wie das werden kann, sieht man sehr anschaulich im Explorer Hotel in Schönau am bayerischen Königssee, das im Frühjahr eröff- net wurde. „Wir sind seit Mai prak- tisch ausgebucht“, freut sich Mana- ger Bastian Platten. Eine offene Lounge, ein Selbstbedienungsbe- reich für Frühstück und kleine Im- bisse, ein paar Meter entfernt dann verglaste Sportlocker und eine Werkbank. Aufs Wesentliche reduziert Die Zimmer sind standardisiert mit 21 Quadratmetern Fläche, bunten Nasszellen, vielen Ablagemöglich- keiten und einem Minibalkon. Im Dachgeschoß ist ein Meetingbe- reich eingerichtet. Der Service re- duziert sich auf das Wesentliche. Abends gibt es Imbisse. Wer mehr will, für den wird eine Dine- Around-Karte mit mehreren Part- ner-Restaurants in der Umgebung angeboten. Jürn-Jakob Reisigl, der Tiroler Gründer der Explorer Ho- tels, steuert ganz auf Expansions- kurs und will für seine Hotels mit der typischen Holzfassade weitere Standorte in den Alpen realisieren. Für dieses Konzept der „design- orientierten Funktionalität, Um- weltfreundlichkeit mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis“ gab es vor zwei Jahren den Deutschen Tourismuspreis des Deutschen Tourismusverbands DTV. Als Vorbild der neuen radika- len Zweckmäßigkeit, die in cooles Design verpackt ist, dienten den Hoteliers übrigens die Cube Ho- tels, die vom ehemaligen Verkehrs- büro-Vorstand Rudolf Tucek 2003 gegründet wurden. Eines steht auf dem Nassfeld , ein zweites in Savo- gnin in der Schweiz. www.mama-thresl.com www.explorer-hotels.com www.cube-hotels.com Funktionell, hell, viel Holz und Glas: die neuen „jun- gen“ Alpinhotels in urbanem Design. [ Explorer Hotel ]

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Fokus

Alpin-urbane Zweckmäßigkeit.Die neue alpine Hotellerie versuch

Wenn das SchVON GEORG WEINDL

B ei Mama Thresl kommen sieschnell ins Schwitzen, dieManager aus der Großstadt.

Beim Check-in kann das schon ein-mal heißen, dass sich die Füh-rungskraft vor den Mitarbeitern ander Kletterwand hocharbeitenmuss, um ganz oben unter demDach die Zimmerkarten in Emp-fang zu nehmen.

Äußerst unkonventionelle Be-gegnungen mit der Kundschaft ge-hören in dem neuen Hotel im Pinz-gauer Leogang zum Alltag. DasHaus direkt gegenüber der Talsta-tion der Asitzbahn mit bestem An-schluss ans Skigebiet der DientnerBerge und des Hochkönigs locktseine Gäste mit dem Slogan „Ur-ban Soul meets the Alps“ – unddieser Anspruch ist dank der Klet-terwand über dem Eingang und in-nen, im Foyer, in der Bar und derClubbing-Area, unübersehbar.

Architektonisch verschmelzenhier scheinbar fremde Welten zueinem kreativen Mix von Hüttenro-mantik und dem urbanen Lifestylesportlich ambitionierter House-und Hip-Hop-Fans. Eröffnet wurdedas Mama Thresl mit seinen 50Zimmern im November 2014. DieIdee dazu hatten die Besitzer desexklusiven Chalethotels im Berg-dorf Priesteregg, Renate und HuwiOberlader.

Den Namen liehen sie sich vonRenates Mutter Theresa. Das Spielmit dem Kontrast von Traditionund ultramodern zieht sich durchdas ganze Haus, das sich damit an

eine Kundschalich aktiv seingendlich definende gastiereganz Europa,lerweile sehraus dem Sporeich, die hierbuilding bis zuon durchführemanagerin Lis

Dazu gibthauseigenennen und Yogaterrasse. Das Kfensichtlich anicht nur Neund Twens mibrillen und Ddern überwiewirkende Url

Hotelsin Österreich

DIENSTAG, 10. NOVEMBER 2015 FI

Was Winterurlauberwirklich wollen

Skifahren ist, nein,nicht out. Aber Winter-urlauber wollen nochmehr, vor allemgenießen.

VON SABINE MEZLER-ANDELBERG

D er Winter in Österreich istauch nicht mehr, was ereinmal war: Galt einst der

Skiurlaub als die einzig denkbareVariante der Winterfrische und warbei der Schulskiwoche der NameProgramm, hat sich die Situationinzwischen grundlegend geändert.„Bei den Schulskiwochen fährt einDrittel Ski, ein Drittel geht snow-boarden, und ein Drittel macht einAlternativprogramm“, weiß MarkusGratzer, Generalsekretär der Öster-reichischen Hoteliervereinigung(ÖHV).

„Heute macht man nicht mehrklassischen Skiurlaub, sondern Fa-milienurlaub und Genuss. Für vieleältere Gäste tritt das Skifahrenmehr und mehr in den Hinter-grund. Das ist dann ein Winterur-laub, bei dem man vielleicht vierTage Ski fährt und den Rest der Zeitanders verbringt.“ Außerdem habesich die Gästestruktur der Winter-urlauber verändert: Eine größereAnzahl lebt in Städten und möchteim Winterurlaub eine sehr roman-tische Vorstellung von verschnei-ten Landschaften verwirklichen,was unter den gegebenen klimati-

schen Verhältnissen zunehmendschwieriger wird. Die Strategien,mit denen die Hoteliers diesen Pro-blemen begegnen: „Viele Betriebeversuchen, sich neu zu positionie-ren“, erklärt der Generalsekretär,„indem sie sich etwa auf die nordi-schen Sportarten konzentrierenoder hochwertige kulinarische An-gebote machen. Da heißt das Mottoheute häufig „Gourmetrestaurantstatt Almhütte und Wein stattSchnaps“. Andere Unternehmenwie das Arlberg1800 setzen aufKunst, die Jufa-Hotelgruppe sprichtdie unterschiedlichsten Zielgrup-pen an, teilweise konzentrierensich ganze Orte auf ein spezifischesPublikum, etwa Ischgl mit seiner

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n bei uns DJs ausund wir haben mitt-viele Unternehmen

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es Shows von denAkrobatikkünstlerin-kurse auf der Dach-onzept geht ganz of-uf. Im Foyer sindrds, Extremsportler

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Event- und Partypositionierungoder der Weissensee, der auch alsTraumziel für Eisläufer funktio-niert.

Einfach nur SkifahrenHotelier Christoph Brandstättersetzt mit seinem Seehotel Jägerwirtauf der Turracher Höhe auf Kinder-betreuung und einen Hauch Ro-mantik als Zusatzangebot zum Ski-fahren. „Meist sind es ja mehrerePersonen, die gemeinsam kom-men, und nicht jeder fährt Ski“, er-klärt er, „da geht es einfach darum,für jeden das Richtige anzubieten.“Die Alternativen zum klassischenPistenvergnügen heißen Pferde-schlittenfahrten, Eislaufen, Schlit-

h ganz jung und lockerischen Spaß und Sparsam

zur Nebe

geht es hier von Low Budget mit 65Euro pro Person bis Premium miteigenem Hot Tube und Sauna aufder Dachterrasse für maximal 245Euro.

Klein und zweckmäßigMama Thresl steht für einen neuenTrend in der alpinen Hotellerie,der den klassischen Bergurlaub ju-gendlich und eben urban interpre-tiert. Keine Bauernstubenromantikmit Musikantenstadl-Beschallung,sondern designorientierte Funktio-nalität mit kreativen Farbtupfernund Extravaganzen.

Das Leben in diesen neuen Ho-tels spielt sich vor allem draußenab. Die Zimmer sind tendenziellklein und zweckmäßig, die Tarifeeher ökonomisch. Nur wenige Ki-

tenfahren, Weinverkostungen – vorallem bietet er Eltern aber die Mög-lichkeit für ein wenig Zweisamkeit.„Bei uns sind Babyphones in jedemZimmer eingebaut, die direkt mitdem Handy der Eltern verbundenwerden. Außerdem gibt es Betreu-ungsangebote für die Älteren.“Dazu gehören in dem Viersterne-haus ein 200 Quadratmeter großerKidsklub mit Hüpfburg, Kletter-wand, Ballpool, einer Werkstattund einer Riesenrutsche, im Teen-agerTreff können sich die etwas Äl-teren von ihren Eltern erholen.

Eine andere Nische wollenHermann Maier und Rainer Schön-felder besetzen. In ihren Adeo-Al-pin-Hotels in St. Johann und Ze-

und versprechen erschkeit.

nsache wi

lometer von Leogang entfernt lau-fen in St. Johann in Tirol die Arbei-ten für neue Hotels, die preisgüns-tige Angebote mit alpinem Lifestylekombinieren. Direkt beim Lift amRueppenhang entsteht ein vierstö-ckiger Neubau der Explorer Hotels.Das Haus wird 100 Zimmer mit 200Betten und eine Tiefgarage besit-zen und wie die vier anderen Ex-plorer Hotels in Bayern und Öster-reich ein zertifiziertes Passivhauswerden.

Wie das werden kann, siehtman sehr anschaulich im ExplorerHotel in Schönau am bayerischenKönigssee, das im Frühjahr eröff-net wurde. „Wir sind seit Mai prak-tisch ausgebucht“, freut sich Mana-ger Bastian Platten. Eine offeneLounge, ein Selbstbedienungsbe-

Funktionell, hell,viel Holz und Glas:die neuen „jun-gen“ Alpinhotelsin urbanemDesign.[ Explorer Hotel ]

derhaus bieten die Skilegenden abJänner Zimmer in der Preiskatego-rie von 29 bis 59 Euro an.

„Wir haben schon länger beob-achtet, dass das Einsteigersegmentwegbricht“, erklärt Schönfelder,„das, was früher die Frühstücks-pensionen und die Familienhotelswaren, gibt’s nicht mehr.“ DieGründe seien vielfältig, zum einenhabe die jüngere Hoteliers-Genera-tion oft kein Interesse mehr, dieHäuser zu betreiben; zum anderensei auch bei den Gästen derWunsch nach mehr Anonymitätvorhanden. „Viele wollen nichtmehr in einer Pension wohnen, wosie zum Frühstück die Oma, denOpa, den Hund und die Katze be-grüßen müssen“, bringt Schönfel-der es auf den Punkt. Stattdessenwerden die Gäste in den neuenHäusern an einer Rezeption be-grüßt, wo sie die Schlüssel zu denZimmern bekommen, die übereine Tür verbunden und entspre-chend familientauglich sind.

Auf andere kostspielige Fakto-ren wird aber bewusst verzichtet:„Wir haben die Gastronomie verge-ben und keinen aufwendigen Well-nessbereich“, so Schönfelder; auchPersonal über die Rezeptions- undReinigungskräfte hinaus wird nichtbenötigt. Ein Aufenthalts- und einSkiraum mit Spind, eine Sauna,eine Infrarotkabine sowie ein Semi-narraum sind die einzigen Extraszu den stylishen, aber einfachenZimmern. Denn manche wollenauch heute noch einfach nur genaudas: eine bezahlbare Unterkunft,um Ski fahren zu gehen. [ TV Gasteinertal ]

wingliche Winterferien.

rdreich für Frühstück und kleine Im-bisse, ein paar Meter entfernt dannverglaste Sportlocker und eineWerkbank.

Aufs Wesentliche reduziertDie Zimmer sind standardisiert mit21 Quadratmetern Fläche, buntenNasszellen, vielen Ablagemöglich-keiten und einem Minibalkon. ImDachgeschoß ist ein Meetingbe-reich eingerichtet. Der Service re-duziert sich auf das Wesentliche.Abends gibt es Imbisse. Wer mehrwill, für den wird eine Dine-Around-Karte mit mehreren Part-ner-Restaurants in der Umgebungangeboten. Jürn-Jakob Reisigl, derTiroler Gründer der Explorer Ho-tels, steuert ganz auf Expansions-kurs und will für seine Hotels mitder typischen Holzfassade weitereStandorte in den Alpen realisieren.Für dieses Konzept der „design-orientierten Funktionalität, Um-weltfreundlichkeit mit einem gutenPreis-Leistungs-Verhältnis“ gab esvor zwei Jahren den DeutschenTourismuspreis des DeutschenTourismusverbands DTV.

Als Vorbild der neuen radika-len Zweckmäßigkeit, die in coolesDesign verpackt ist, dienten denHoteliers übrigens die Cube Ho-tels, die vom ehemaligen Verkehrs-büro-Vorstand Rudolf Tucek 2003gegründet wurden. Eines steht aufdem Nassfeld , ein zweites in Savo-gnin in der Schweiz.

www.mama-thresl.comwww.explorer-hotels.comwww.cube-hotels.com

Page 2: in Österreichmanager.kitzbuehel.com/media/presse-was-winterurla... · Skifahren ist, nein, nicht out. Aber Winter-urlauber wollen noch mehr, vor allem genießen. VON SABINE MEZLER-ANDELBERG

DIENSTAG, 10. NOVEMBER 2015 FOKUS: HOTELS IN ÖSTERREICH FIII

Sommerfrische imFremde Kulturen. Die heimische Vier- und Fünfsarabischen Raum, vor allem in „Selamsi“, sprich Ze

VON SABINE MEZLER-ANDELBERG

S ie sind viele und sie bringengroße Umsätze: Über 300.000Gäste aus Saudiarabien, den

Emiraten und anderen arabischenLändern machten 2014 in Öster-reich Sommerurlaub und generier-ten eine knappe Million Nächti-gungen, vorzugsweise im Vier- undFünfsternsegment. Und heuerzeichnen sich bereits Zuwachsra-ten von über 40 Prozent ab. „Wirhaben für die arabischen Gästeeinfach zwei populäre Urlaubser-lebnisse auf engstem Raum zu bie-ten“, sagt Klaus Ehrenbrandtner,der das Büro der Österreich Wer-bung (ÖW) in Dubai leitet.

„Das sind zum einen schnee-bedeckte Bergen und klares Was-ser, zum anderen historische Städ-te, die mit ihrem Kopfsteinpflasterund Pferdekutschen als sehr ro-mantisch und exotisch wahrge-nommen werden.“ Ganz oben aufder Beliebtheitsskala der arabi-schen Gäste steht Wien, gefolgt vonZell am See, Kaprun, Salzburg undBad Hofgastein. Ihr Hang zu denHäusern der gehobenen Hotelleriemacht sie im Tourismus zu begehr-ten Kunden. „Araber haben einesehr hohe Affinität zur Fünfstern-hotellerie und Familien-Apart-ments, da sie im Familienverbandreisen“, so Ehrenbrandtner, „undFamilie bedeutet schnell zehn bis15 Personen inklusive des Schwa-gers und seiner Familie sowie derNanny.“ Was aus Sicht der Touristi-ker umso erfreulicher ist, als dieseZielgruppe nicht nur bei den Näch-

tigungen, sondern auch bei densonstigen Urlaubsausgaben weitspendabler ist als der durchschnitt-liche Gast.

Werbung in der WüsteWeshalb es der Österreich Wer-bung auch etliches an Engagementwert ist, diesen Markt zu betreuen.„Österreich wächst auf diesemMarkt schneller als alle anderenDestinationen“, sagt Ehrenbrandt-ner stolz. „Wir haben den Ruf, einbisschen herzlicher und bessereGastgeber zu sein als etwa dieSchweizer oder Deutschen.“ Dafür

Fremd in Österreich, fremd für Österreicher

WENN DIE HOTELIERS TAGEN

ÖHV-Hotelierkongress 2016: Jetzt erstrecht – von den Besten lernen!Sonntag, 17. Jänner, bis Dienstag,19. Jänner, 2016 in Zell am See, FerryPorsche Congress Center.Infos und Anmeldung: www.hk16.atÖHV-Hotelguide kostenlos bestellenunter www.oehv.guide [email protected] als kostenlose App im Apple Storeund auf Google Play verfügbar.

Neu ist nicht immer wirklich besser

Modernste Techniksoll den Gast bei Launehalten. Aber mancheInnovationenkommen nicht gut an.

VON GEORG WEINDL

B eengte und orthopädischbedenkliche Stunden imFlugzeug, dann die Hektik

im Flughafen, überfüllte Züge,Staus in der Stadt, mürrische Taxi-fahrer, Zugreisende, die ihre Schu-he und qualmenden Socken aufden Polstern vor der Nase desNachbarn platzieren. Reisen hatzuweilen wenig angenehme Be-gleiterscheinungen.

Da ist es doch ein ganzmenschliches Bedürfnis, sich end-lich im Hotel etwas zu entspannenund die Ruhe zu genießen. Dazwi-schen liegen aber immer häufigerkleine, oft unscheinbare Raffines-sen, die Hoteliers üblicherweise fürpuren technischen Fortschritt hal-ten, dem Reisenden aber ziemlichauf die Nerven gehen können.

Das beginnt schon beim Ein-checken. Zimmerschlüssel sindheute rare Anachronismen. Statt-dessen gibt es die anonymen Plas-tikkarten, die mit diversen Neben-funktionen ausgestattet sind. Daschleppt sich nun der Gast, wenner nicht gerade im Fünfsterne-Eta-blissement abgestiegen ist, samtGepäck über den Lift zu seinemZimmer, hält die Karte vor dasSchloss, das dann brav grünesLicht gibt und/oder piepst und denZugang in die Gemächer freimacht.

Die Karte steckt er vorschriftsge-mäß in den Schlitz neben der Tür,worauf ein Lichterfeuerwerk überdie Zimmerbühne geht wiebeim Wiener Opernball undgeschätzte zwanzig bis dreißigLampen und Leuchten ihrenDienst aufnehmen.

Der gestresste Gast ist für dienächsten Minuten damit beschäf-tigt, die diversen weißen, mal ge-kennzeichneten und mal anony-men Lichtschalter zu suchen undden Lichtpegel auf ein erträglichesMaß zu reduzieren. Bei den Steh-lampen gibt es keine Schalter. Alsoraus mit dem Stecker.

Menüs und UntermenüsDann setzt sich der erschöpfte Rei-sende auf das Sofa und schaltetden Fernseher ein. Der begrüßtden neuen Zuschauer mit einemMenü, das aus mehreren Unter-menüs besteht, über die man wie-der in weiteren Untermenüs lan-

det, bevor dann endlich ein leib-haftiges Programm erreicht ist. Werdann einmal einen falschen Menü-punkt wählt, darf das Spiel wiedervon vorn beginnen. Diese Übungenwiederholen sich jedes Mal, wennder Gast das Zimmer betritt, undwerden rasch zum verhassten Ri-tual. Gut ist wiederum, dass beimRausziehen der Karte alle Strom-verbraucher wieder ausgeschaltetwerden, was aber das zwischen-

kühlsten Öternhotellerie ist das Liebll am See, in Kaprun ode

tun die Hoteliers von Wien bis Zellam See aber auch so einiges. „Wirbereiten uns jedes Jahr gut auf dieSommersaison mit den arabischenGästen vor“, sagt Jasmina Brahimi,Marketingleiterin des Wiener Mar-riott-Hotels. Die Maßnahmen rei-chen von arabischen Menükartenbis zu speziell trainierten und ara-bisch sprechenden Mitarbeitern.„In dieser Zeit bieten wir beispiels-weise alkoholfreie Cocktails undeine arabische Ecke beim Früh-stück, in der kein Schweinefleischzu finden ist“, erklärt Brahimi. Au-ßerdem gibt es unlimitiert warme

– aber Gäste aus dem arabischen Raum lasse

zeitliche Aufladen von Telefonenoder Notebooks verhindert. Dafürbraucht man eine zweite Karte, dieim Schlitz verbleibt. Am nächstenMorgen freut sich der Gast auf dasFrühstück, zieht die Karte aus demSchlitz und begibt sich auf die Su-che nach dem Restaurant, wo esschon verführerisch nach frischemKaffee duftet. Dass nun einefreundliche Bedienung den Cap-puccino oder den Verlängertenserviert, ist eine schöne Vorstel-lung, aber oft trügerisch.

Selbst ist der GastMan muss sich den Kaffee selbstzubereiten. Dafür steht eine Selbst-bedienungsmaschine mitten imRestaurant. Die Geräuschkulisseeines Espresso-Vollautomaten mitseinem Zischen und Fauchen, mitdem nervtötenden Geräusch desMilchschäumers ist nicht geradeein Quell kontemplativer Entspan-nung. Notorische Kaffeetrinker

sterreichlingsziel hunderttausend

r Gastein. Und sie stellt sic

Küche, um den arabischen Gästen,die abends gern länger auf sindund in ihrem Urlaub auch gernausschlafen, entgegenzukommen.Auch auf andere kulturelle Unter-schiede hat man sich im Marriottund den anderen Hotels einge-stellt. „Inzwischen hat man gelernt,dass ein Nettopreis eine Frechheitist“, lacht Harald Bruckner, Inhaberdes Hotels Neue Post in Zell amSee, „und zwar unabhängig von derHöhe. Der arabische Gast möchtesich seinen Nettopreis erhandeln,und darauf kann man sich ja ein-stellen.“ Eingestellt hat sich Bruck-

n viele Kassen klingeln. [ Barbara Gindl/APA]

und Morgenmuffel finden es auchalles andere als romantisch, wennsie frühmorgens mit der leerenTasse in der Hand in einer Schlan-ge stehen und warten müssen, bissie endlich an der Reihe sind undihren heiß herbeigesehnten Kaffeeabholen können.

Für das Hotelmanagement istdas eine schöne Errungenschaft,spart sie doch deutlich Personal-kosten. Für manchen Gast ist esnicht der entspannte Einstieg inden Arbeits- oder Urlaubstag, dener oder sie sich wünscht. Es ist wiezuhause, nur schlimmer, weil mansich die Kaffeemaschinen mit 50anderen teilen muss, was dann zurgruppendynamischen Herausfor-derung wird, wenn kurz vorhereine japanische Reisegruppe auf-marschiert ist und jeder für seinenKaffee eine Viertelstunde braucht,weil er die Tasten für Melange undkleiner Brauner nicht versteht.

Hoteliers suchen ständig nachInnovationen, mit denen sie dieKundschaft bei Laune halten. Dassdas manchmal ins Gegenteil kon-vertiert, das dokumentiert der mitt-lerweile etwas verblasste Trend deroffenen Nasszellen. Vor einigenJahren war es bei Innenarchitektenen vogue, Hotelzimmer vom Bettbis zur Dusche einsehbar zu gestal-ten und Badewannen mitten imWohnraum zu platzieren. Die Kör-perpflege in Gesellschaft der Mit-reisenden war freilich nicht jeder-manns Sache, vor allem nicht,wenn die Kloschüssel ebenfalls imBlickfeld stand. Die neue Freizü-gigkeit nervte viele Gäste, zahlrei-che Hotels begannen damit, die in-novativen Nassbereiche mit Jalou-sien und Raumteilern zurückzu-rüsten.

Über Geschmacklässt sich nichtstreiten, überLichtorgien inHotelzimmernsehr wohl.[ Tarzan9280/istock]

er Gäste aus demh darauf ein.

ner, dessen Haus im August zu80 Prozent mit arabischen Gästenbelegt ist, auch baulich auf ein paarDinge: So haben die Bäder inzwi-schen bei der Türe einen eigenenAbfluss, „weil arabische Kinder oftnicht so streng erzogen werdenund es schon mal vorkommt, dasssie das Bad in einen Pool verwan-deln“, sagt Bruckner.

Und auch das Buchungssystemist so gestaltet, dass es keine Miss-verständnisse geben kann, ob drei„Personen“ nur die männlichenGäste oder alle Mitglieder der Rei-segruppe bezeichnet, die in einemZimmer schlafen. Bei großen Fami-lienverbänden, die oft ein ganzesStockwerk oder mehrere Zimmermit Verbindungstüren gebucht ha-ben, kann man schon einmal denÜberblick verlieren. Dass das Auf-einandertreffen von Einheimi-schen und den arabischen Urlau-bern nicht immer völlig friktions-frei bleibt, weiß der Hotelier genau:„Natürlich haben diese Gäste eineandere Kultur und ein anderes, äu-ßerst selbstbewusstes Auftreten“,räumt er ein, „aber fast alle im Orthaben verstanden, dass die Araberein Geschenk Gottes sind und kei-ne Belastung, auch wenn esmanchmal ein Kulturschock ist –für beide Seiten.“

„Hotels in Österreich“ entsteht imRahmen einer Medienkooperationmit der Österreichischen Hotelier-vereinigung, die redaktionelle Ver-antwortung liegt bei der „Presse“.