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INFORMATIONSDIENST HOLZ Wildbirne/Birnbaum 25 a Vorbemerkungen Die im vorliegenden Blatt 25a + b beschriebenen Baumarten Wild- birne und Wildapfel zählen zu den sogenannten Wildobst- hölzern. Unter diesem Sammel- begriff werden außerdem die Vogelkirsche (Blatt 20, Kirsch- baum) sowie die Sorbus-Arten Elsbeere (Blatt 22), Vogelbeere (Blatt 23), Speierling (Blatt 24) und Mehlbeere zusammen- gefaßt, die alle zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) ge- hören. Wegen seiner größeren Dimen- sionen und besseren Wuchs- eigenschaften hat der Birnbaum als Nutzholz immer eine un- gleich größere Rolle gespielt als der Apfelbaum. Sowohl die Wild- birne als auch der Wildapfel kommen aber nur sehr selten in unseren einheimischen Wäldern vor. Ursache hierfür ist zum einen die im letzten Jahrhundert eingeleitete Umwandlung der bis dahin üblichen Nieder- und Mittelwälder in die heutigen Hochwälder, in denen sich licht- bedürftige, langsamwüchsige und damit konkurrenzschwache Baumarten wie das Wildobst nicht behaupten können. Zum anderen wurde ihnen zu keiner Zeit von der Forstwirtschaft eine größere Bedeutung als Nutzholz zuerkannt, obgleich sie als Spe- zialhölzer für eine Reihe von Anwendungsbereichen hoch ge- schätzt wie auch als besonders dekorative Edelhölzer für Aus- stattungszwecke gesucht waren und sind. Wegen ihrer großen Seltenheit stehen die Wildbirne und der Wildapfel als besonders schüt- zenswerte Baumarten in ver- schiedenen Bundesländern auf der Roten Liste. Daher spie- len sie auch als Nutzholzliefe- ranten keine Rolle. Der vom Handel angebotene „Birnbaum“ stammt im wesentlichen aus Obstkulturen. Wenn tatsächlich Holz der Wildbirne vorliegt, so handelt es sich um Einfuhren aus dem europäischen Ausland, wie z. B. Frankreich oder Bel- gien. Während Birnbaum regelmäßig, wenn auch nur in kleineren Mengen gehandelt wird, besitzt der Apfelbaum wegen seines selbst aus Obstkulturen nur spärlichen Anfalls in erforder- lichen Dimensionen kaum mehr als lokale Bedeutung. Unabhän- gig von diesen Feststellungen liefern beide Arten ein hochklas- siges und äußerst dekoratives Holz, und die aus ihnen gefertig- ten Produkte sind von besonde- rer Schönheit. Handelsname: Birnbaum Kurzzeichen nach DIN 4076 Blatt 1: BB Botanische Namen: Pyrus py- raster (L.) Burgsd. für die Wild- birne und Pyrus communis L. für alle Kulturformen; Familie: Rosa- ceae Wegen der bislang nicht eindeu- tig geklärten genetischen Ver- hältnisse der ursprünglichen Wildform – die Übergänge zwi- schen Wildform, Hybriden, Kul- tursorten und deren wiederum verwilderten Formen sind sehr fließend – werden die Wildbirne und die Kulturbirnen in der Lite- ratur teilweise auch nur als Va- rietäten einer mit Pyrus commu- nis L. bezeichneten Art aufge- faßt und die Wildbirne mit Pyrus communis L. var. pyraster L. und die Kultursorten mit dem Sam- melnamen P. communis L. var. sativa DC. benannt. Andere Namen: Gemeiner Birn- baum, Wildbirne, Wildbirnbaum, Holzbirne, Holzbirnbaum. Anmerkungen: Mit der im Holz- handel anzutreffenden Her- kunftsbezeichnung „Schweizer Birnbaum“ wurde ursprünglich das aus der Schweiz stammen- de Holz der dort früher vor allem im Osten sehr häufigen Most- birnen bezeichnet. Diese zeich- nen sich durch besonders starke Abmessungen mit Mittendurch- messern bis zu 80 cm bei ast- freien, fehlerfreien Schaftlängen von ca. 3 m aus und liefern ein hochwertiges, farblich gleich- mäßig mildes Holz mit dezent- schlichter, oft leicht geflammter bis gewimmerter Zeichnung. Hinzuweisen ist darauf, daß im Holzhandel wie auch in der Holzverarbeitung des öfteren Birnbaum und Elsbeere wegen ihrer großen Ähnlichkeit nicht getrennt werden und die Els- beere wie auch Mischsortimente aus Birnbaum und Elsbeere unter der Bezeichnung „Birn- baum“ bzw. „Schweizer Birn- baum“ geführt werden. Ebenso wird das seltene Holz des Speierlings teilweise diesem Sortiment zugeschlagen (vgl. auch in Blättern 22 und 24 die diesbezüglichen Hinweise bei Elsbeere bzw. Speierling). Vorkommen Die Wildbirne besiedelt ein rela- tiv weites Areal, das sich über weite Teile Europas bis nach Kleinasien und zum Kaukasus erstreckt. Als wärmeliebende Art fehlt sie lediglich in Skandina- vien und dem nördlichen Ruß- 1 3 2

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INFORMATIONSDIENST HOLZWildbirne/Birnbaum 25a

Vorbemerkungen

Die im vorliegenden Blatt 25a + bbeschriebenen Baumarten Wild-birne und Wildapfel zählen zuden sogenannten Wildobst -hölzern. Unter diesem Sammel-begriff werden außerdem die Vogelkirsche (Blatt 20, Kirsch-baum) sowie die Sorbus-ArtenElsbeere (Blatt 22), Vogelbeere(Blatt 23), Speierling (Blatt 24)und Mehlbeere zusammen -gefaßt, die alle zur Familie derRosengewächse (Rosaceae) ge -hören.

Wegen seiner größeren Dimen-sionen und besseren Wuchs -eigenschaften hat der Birnbaumals Nutzholz immer eine un-gleich größere Rolle gespielt alsder Apfelbaum. Sowohl die Wild-birne als auch der Wildapfelkommen aber nur sehr selten inunseren einheimischen Wäldernvor. Ursache hierfür ist zum einen die im letzten Jahrhunderteingeleitete Umwandlung derbis dahin üblichen Nieder- undMittelwälder in die heutigenHochwälder, in denen sich licht-bedürftige, langsamwüchsigeund damit konkurrenzschwacheBaum arten wie das Wildobstnicht behaupten können. Zumanderen wurde ihnen zu keinerZeit von der Forstwirtschaft einegrößere Bedeutung als Nutzholzzuerkannt, obgleich sie als Spe-zialhölzer für eine Reihe von Anwendungsbereichen hoch ge-schätzt wie auch als besondersdekorative Edelhölzer für Aus-stattungszwecke gesucht warenund sind.

Wegen ihrer großen Seltenheitstehen die Wildbirne und derWildapfel als besonders schüt-zenswerte Baumarten in ver-schiedenen Bundesländern aufder Roten Liste. Daher spie-len sie auch als Nutzholzliefe-ranten keine Rolle. Der vomHandel angebotene „Birnbaum“stammt im wesentlichen ausObstkulturen. Wenn tatsächlichHolz der Wildbirne vorliegt, sohandelt es sich um Einfuhrenaus dem euro päischen Ausland,wie z. B. Frankreich oder Bel -gien.

Während Birnbaum regelmäßig,wenn auch nur in kleineren Mengen gehandelt wird, besitztder Apfelbaum wegen seinesselbst aus Obstkulturen nurspärlichen Anfalls in erforder -lichen Dimensionen kaum mehrals lokale Bedeutung. Unabhän-gig von diesen Feststellungenliefern beide Arten ein hochklas-siges und äußerst dekorativesHolz, und die aus ihnen gefertig-ten Produkte sind von besonde-rer Schönheit.

Handelsname:BirnbaumKurzzeichen nach DIN 4076Blatt 1: BB

Botanische Namen: Pyrus py-raster (L.) Burgsd. für die Wild-birne und Pyrus communis L. füralle Kulturformen; Familie: Rosa-ceae

Wegen der bislang nicht eindeu-tig geklärten genetischen Ver-hältnisse der ursprünglichenWildform – die Übergänge zwi-schen Wildform, Hybriden, Kul-tursorten und deren wiederumverwilderten Formen sind sehrfließend – werden die Wildbirneund die Kulturbirnen in der Lite-ratur teilweise auch nur als Va-rietäten einer mit Pyrus commu-nis L. bezeichneten Art aufge-faßt und die Wildbirne mit Pyruscommunis L. var. pyraster L. unddie Kultursorten mit dem Sam-melnamen P. communis L. var.sativa DC. benannt.

Andere Namen: Gemeiner Birn-baum, Wildbirne, Wildbirnbaum,Holzbirne, Holzbirnbaum.

Anmerkungen: Mit der im Holz-handel anzutreffenden Her-kunftsbezeichnung „SchweizerBirnbaum“ wurde ursprünglichdas aus der Schweiz stammen-de Holz der dort früher vor allemim Osten sehr häufigen Most -birnen bezeichnet. Diese zeich-nen sich durch besonders starkeAbmessungen mit Mittendurch-messern bis zu 80 cm bei ast-freien, fehlerfreien Schaftlängenvon ca. 3 m aus und liefern einhochwertiges, farblich gleich-mäßig mildes Holz mit dezent-schlichter, oft leicht geflammterbis gewimmerter Zeichnung.

Hinzuweisen ist darauf, daß imHolzhandel wie auch in derHolzverarbeitung des öfterenBirnbaum und Elsbeere wegenihrer großen Ähnlichkeit nichtgetrennt werden und die Els -beere wie auch Mischsortimenteaus Birnbaum und Elsbeere unter der Bezeichnung „Birn-baum“ bzw. „Schweizer Birn-baum“ geführt werden. Ebensowird das seltene Holz des Speierlings teilweise diesemSortiment zugeschlagen (vgl.auch in Blättern 22 und 24 diediesbezüglichen Hinweise beiElsbeere bzw. Speierling).

VorkommenDie Wildbirne besiedelt ein rela-tiv weites Areal, das sich überweite Teile Europas bis nachKleinasien und zum Kaukasuserstreckt. Als wärmeliebende Artfehlt sie lediglich in Skandina -vien und dem nördlichen Ruß-

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land. Ihr Optimum und Maximumbesitzt die Wildbirne im Wild-obstgürtel der kolchischen undkaukasischen Wälder.

Im einzelnen ist das Verbrei-tungsgebiet im Norden durch ei-ne Linie von Südengland überdie nördlichen Niederlande undSchleswig-Holstein entlang derOstsee begrenzt. Im Nordostenbzw. Osten verläuft die Areal-grenze von Lettland über Mittel-rußland und dem Kaukasus biszur Südspitze des KaspischenMeeres. Im Süden besiedelt derBaum ein Gebiet, das sich vomNorden des Irans entlang derSchwarzmeerküste über die Türkei und an der europäischenMittelmeerküste bis nach Por -tugal erstreckt. Außerdem gibtes gegenüber der IberischenHalbinsel ein kleineres Vorkom-men in Nordafrika.

Baum-und StammformMit Höhen zwischen 10 und 15 m,unter günstigen Wuchsbedin-gungen zwischen 15 und 20 m,gehört die Wildbirne zu den klei-nen bis mittelgroßen Bäumen.Daneben tritt sie auch als nurkleiner Strauch auf. Es werdengewöhnlich Stammdurchmesservon 40 bis 60 (70) cm, vereinzeltauch bis etwa 100 cm oder mehr

erreicht. Jedoch werden auch80- bis 120jährige Bäume mitStärken von nur 20 cm und we-niger beschrieben. Allgemein istanzumerken, daß stärkere Di-mensionen eher bei den Kultur-birnen, insbesondere den Most-birnen, und weniger bei derWildform vorkommen. Als ast-freie Schaftlängen werden 2 bis6 m angegeben. Die Stämmeweisen schlanke, zylindrischeFormen auf, sind jedoch relativhäufig mehr oder weniger dreh-wüchsig, teils auch spannrückigoder hohlkehlig, und das Holzzeigt sodann des öfteren ent -wertende Rindeneinschlüsse.Da bei ist der Drehwuchs glei-chermaßen für die Wildbirne alsauch für die Hausbirne typisch.

Die Bäume zeichnen sich durcheine relativ schlanke, kegelförmi-ge Krone mit vorwiegend auf-recht wachsenden Hauptästenaus. In der Wipfelregion biegensich die Äste jedoch unter derLast der Früchte nach unten, sodaß schließlich der obere Kro-nenbereich aus zahlreichenüber einanderstehenden, gebo-genen Ästen, den sogenannten„Früchtebögen“ besteht. Einmar kanter Unterschied zwischender Wildform der Birne und ihrenKultursorten, von denen es über1500 gibt, besteht darin, daß beider Wildbirne die Seitenzweigehäufig mit einem Dorn enden,

während die Gartenbirnen dorn-los sind.

Es wird zunächst eine glatte,hellgraue bis graubraune Rindegebildet, die aber rasch verborkt.Die im Alter schwarzgraue Borkeist durch tiefe, scharfe Längs-und Querrisse in typischer Wei-se nahezu würfelförmig gefel-dert. Der genannte Drehwuchsder Stämme wird hierdurch be-sonders deutlich erkennbar.

Die Wildbirne ist wie alle Wild-obstarten sehr lichtbedürftig undzudem relativ langsamwüchsig.Daher und weil sie forstlicher-seits kaum einmal beachtet wur-de, ist sie aus den Wirtschafts-wäldern fast gänzlich verdrängtworden. Als Höchstalter werdenallgemein 150 bis 200 Jahre an-gegeben.

HolzbeschreibungAls Reifholzbaum bzw. „Baummit hellem Kernholz“ bildet dieWildbirne keinen echten Farb-kern aus. Ihr Holz ist über dengesamten Stammquerschnittvon gleicher lichtbrauner bishellrötlichbrauner Färbung.Durch das bei dieser Holzartvielfach auch beim Schnittholzvorgenommene Dämpfen nimmtdas Holz ein gleichmäßig helle-res bis dunkleres warmes Rot

an, das unter Lichteinfluß zu ei-nem schönen braunroten Alters -ton nachdunkelt. Insbesonderebesteht gedämpft eine großeÄhnlichkeit mit der Elsbeere, sodaß sich die beiden Holzartenkaum voneinander unterschei-den lassen und sie, wie bereitserwähnt, teilweise auch alsMischsortiment gehandelt wer-den. In alten Bäumen tritt häufi-ger fakultativ ein unregelmäßiggeformter, dunkelrandiger rot-brauner bis braunvioletter Farb-kern (= Falschkern) auf.

Die sehr zahlreichen, einzeln an-gelegten Gefäße sind zerstreut-porig angeordnet. Sie sind aller-dings ausgesprochen fein undselbst auf sauber abgezogenenHirnflächen nur mit Hilfe einerLupe erkennbar. Entsprechendsind die Oberflächen sehr dichtund kaum nadelrissig. Auchdie zahlreichen, dichtgestelltenHolzstrahlen sind wenig auffällig.Auf den Radialflächen bilden siekleine Spiegelchen, ohne aberdas Holzbild zu beeinflussen.Die Jahrringe sind durch eineschmale, dunklere Spätholzzonemehr oder weniger deutlich er-kennbar voneinander abgesetzt.Dadurch sind die Längsflächenzart gefladert (Tangentialschnitt)bzw. fein gestreift (Radial-schnitt). Abweichend von diesermehr schlichten Zeichnung kanndas Holz auch stärker geflammtoder geriegelt sein (sog. „bunterBirnbaum“). Nicht selten kom-men Markflecken vor, die als röt-lichbraune fädige Linien oder un-regelmäßige flächige Felder inErscheinung treten und sich beigrößerer Anzahl störend auf dasHolzbild auswirken. GehobelteFlächen sind matt. Frisches Holzweist einen etwas süßlichen Ge-ruch auf, der sich mit der Aus-trocknung bald verliert.

Gesamtcharakter: Zerstreutpo-riges, feinfaseriges, sehr gleich-mäßig strukturiertes Laubholzmit hellrötlichbrauner, gedämpftmehr roter und unter Lichteinflußnachbräunender Farbe. BeiFalschkernbildung auch bisbraunviolett gefärbt. Mit dezen-ter, feiner, zuweilen „bunter“Zeichnung. Sehr dekorativ.

EigenschaftenZwischen dem Holz der Wild -birne und dem der Kulturbirnenbestehen keine signifikanten Ei-genschaftsunterschiede. Daherwerden sie in der Regel im Han-del und in der Holzverarbeitungauch nicht voneinander getrenntgehandelt bzw. genutzt.

Der Birnbaum liefert ein gleich-mäßig dichtes, feinfaseriges,hartes und schweres Holz. Diemittlere Rohdichte (rN) beträgt0,74 g/cm3 bezogen auf eineHolzfeuchte von 12 bis 15 %(vgl. Tab. 1). Das Holz ist ent-sprechend fest und zäh, jedochnur wenig elastisch. Im Vergleichzur ähnlich schweren Rotbuche(Blatt 7) liegen die Festigkeits-werte jedoch deutlich niedriger.Ferner ist Birnbaum schwerspaltbar und gedämpft nur be-friedigend biegsam. Er zählt zuden etwas stärker schwindendenHolzarten und neigt bei derTrocknung zum Reißen und

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4. Wegen seiner hervorragen-den Formbeständigkeit gehörteBirnbaum zu den bevorzugtenHolzarten für Zeichen- und Meß-geräte und konnte sich – wennauch in nur noch beschränktemUmfang – in diesem Verwen-dungsbereich als Spezialholzbehaupten.

5. Beispiel der Verwendung vonBirnbaum als Vollholz im Möbel-bau. Die Mitverwendung desFalschkerns läßt das Möbel be-sonders dekorativ erscheinen.

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Werfen, was verstärkt für dreh-wüchsiges Holz gilt. Nach derTrocknung weist das Holz je-doch ein ausgesprochen gutesStehvermögen bzw. eine hoheFormbeständigkeit auf.

Der Feuchte oder Witterung aus-gesetzt ist Birnbaum von nur ge-ringer Dauerhaftigkeit, da er ge-gen holzzerstörende Pilze wenigresistent ist. Dabei ist das Holzder Wildbirne nicht dauerhafterals das der Gartenbirnen, wiedies häufiger in der Literatur fälschlicherweise betont wird.Auch die des öfteren herausge-stellte gute Dauerhaftigkeit destrockenen Holzes ist keine be-sondere Eigenschaft des Birn-baumes, sondern eine allgemeingültige Eigenschaft für alle Holz-arten, da Pilze Holz nur bei aus-reichender Feuchte befallen undzerstören können.

Birnbaum trocknet nur langsam.Vor allem ist aber bei der Trock-nung zu berücksichtigen, daßdas Holz zum Reißen und Werfen neigt, und zwar um somehr, je stärker es drehwüchsigist. Zudem besteht, wie bei an-deren Wildobsthölzern auch, dieGefahr des Verstockens mitstark entwertenden Grauverfär-bungen. Daher ist sowohl vor alsauch nach dem Einschnitt einesorgfältige Pflege erforderlich.Birnbaum sollte frühzeitig imWinter eingeschlagen und dieStämme vor zu rascher Aus-trocknung geschützt werden.Der Einschnitt ist grundsätzlichin berindetem Zustand sowie sorasch als möglich noch vor denSommermonaten bis spätestensEnde Mai vorzunehmen. DasSchnitt holz ist sorgsam mitdünnen Stapellatten zu stapelnund durch Abdeckung oder bes-ser in luftigen, allseitig offenenSchuppen vor Sonne und Regenzu schützen (vgl. hierzu auch dieAusführungen bei Elsbeere,Blatt 22). Ein Dämpfen nachdem Einschnitt empfiehlt sichaus zwei Gründen: Erstens ge-winnt dadurch die Farbe an Tiefeund Intensität (s. o.), und zwei-tens werden dadurch die im Holzvorhandenen Wuchsspannun-gen teilweise abgebaut und da-mit die Gefahr des Reißens undVerwerfens zu einem gewissenGrad vermindert.

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6. Mikroquerschnitt im Maßstab~ 15 : 1

7. Gedämpftes Furnier einerWildbirne.

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Trotz seiner Härte ist Birnbaumsowohl manuell als auch ma-schinell mit allen Werkzeugenausgesprochen gut zu bearbei-ten. Er läßt sich in allen Richtun-gen problemlos schneiden, sau-ber hobeln, glätten und schlei-fen. Ferner ist er aufgrund seinerfeinfaserigen, homogenen Struk-tur besonders gut zu bohren, frä-sen, drechseln und schnitzen.Ebenso ist er gedämpft hervor-ragend messer- und schälbar.Verbindungen mit Nägeln undSchrauben wie auch das Verlei-men bereiten keine Schwierig-keiten, und die Verbindungensind von guter Haltbarkeit.

Die Oberflächen lassen sich mitallen üblichen Handelsproduktenund nach jeder Methode pro-blemlos behandeln. Um aber derschönen Farbe und zartenZeichnung des Holzes nicht sei-ne Wirkung zu nehmen, emp-fiehlt es sich, klare und mattglänzende Mittel wie farbloseLasuren, transparente Lacke,Mattierungen, Klarwachse odernaturbelassene Öle (z. B. Leinöl)zu verwenden. Birnbaum läßtsich außerdem hervorragendbeizen und polieren. Die guteBeizbarkeit sowie Durchfärbbar-keit auch von Massivholz nutztman unter anderem bei der Ver-wendung von Birnbaum als Imi-tation für Ebenholz.

Letztlich ist anzumerken, daß Eisenmetalle in Verbindung mitFeuchte eine schwache Grau-verfärbung bewirken, was aufdie im Holz enthaltenen Gerb-stoffe zurückzuführen ist. Anson-sten ist Birnbaum trotz seinesrelativ hohen Extraktstoffgehal-tes chemisch bemerkenswert in-aktiv.

VerwendungBirnbaum wird als Rundholz,Schnittholz und in Form vonMesserfurnieren gehandelt.

Gleich der in Farbe und Zeich-nung sehr ähnlichen und teilwei-se unter der Bezeichnung„Schweizer Birnbaum“ gehan-delten und verarbeiteten Elsbee-re wird Birnbaum vorrangig imAusstattungsbereich verwendetund dabei zumeist als Furnier,daneben aber auch massiv ver-arbeitet. Neben Kirschbaum undNußbaum gehörte Birnbaum im-mer zu den gesuchtesten einhei-mischen Edelhölzern in der Mö-beltischlerei. Wegen der be-grenzten Verfügbarkeit schließtsich die Fertigung von Serien-möbeln aus Birnbaum zwangs-läufig aus, und seine Verwen-dung bleibt auf den exklusivenMöbelbau beschränkt. Bei be-sonders wertvollen, handwerk-lich gefertigten Einzelmöbelnwird teilweise auch Massivholzeingesetzt, wobei die Mitverwen-dung dunkelkerniger Ware demMöbel eine besondere, individu-elle Note verleihen kann. Im an-spruchsvollen Innenausbau wirdBirnbaum als Deckfurnier vor allem für großflächige Wand-

und Deckenvertäfelungen sowiefür Einbauten von Geschäfts-und Repräsentationsräumen ein -gesetzt. Für diese Zwecke wer-den insbesondere schlichte bisleicht geriegelte oder geflammteQualitäten gesucht. Gelegentlichfindet Birnbaum auch Verwen-dung für Parkettböden, wobei allerdings seine Knappheit undder hohe Preis deutliche Gren-zen setzen.

Ein weiterer typischer Anwen-dungsbereich für das Birnbaum-holz sind Einlegearbeiten. Be-sonders geschätzt wird es we-gen seiner Schönheit bei gleich-zeitig hervorragender Bearbeit-barkeit auch von Holzschnitzern,Drechslern sowie im Kunsthand-werk. Unter anderem werdengerne aus Birnbaum hergestellt:Küchengeräte, insbesondereBackmodel, Bürstenrücken und-griffe, Teller, Schalen, Zierdo-sen, Lampen und Lampenfüße,Schmuckwaren und Holzspiele.Dem Künstler ist bekannt, daßes für die Druckstöcke seinerHolzschnitte kaum eine bessergeeignete Holzart als Birnbaumgibt. Auch läßt sich mit keineranderen Holzart das schwarzeEbenholz besser imitieren alsmit ihm, wovon in früheren Zei-ten vielfach Gebrauch gemachtwurde und auch heute noch ge-legentlich gemacht wird.

Einen festen Platz nimmt Birn-baum traditionell im Musikinstru-mentenbau ein. Vor allem gehörter neben Ahorn zu den Haupt -holzarten für die Herstellung vonBlockflöten. Neben akustischenund ästhetischen Gründen spielthierbei eine wesentliche Rolle,daß sich das Holz extrem gutbohren und fräsen läßt sowiekaum Feuchte aufnimmt. Auszuletzt genannten Gründen istBirnbaum auch eine gesuchteHolzart für die Kanzellenkörpervon Mundharmonikas. Fernerwerden gerne die kleineren Pfei-fen von Orgeln aus ihm gefertigt.Des weiteren findet er verschie-dentlich für Böden und Zargenvon Streich- und Zupfinstrumen-ten Anwendung. Eine besondereBedeutung besaß Birnbaumfrüher als Ebenholzimitation fürdie schwarzen Klaviertasten.Auch hinter den schwarzen, als„Hartholzmaterial“ ausgewiese-nen Griffbrettern von Gitarrenund Mandolinen verbirgt sich zu-weilen Birnbaumholz.

Zu den Spezialverwendungendes Birnbaumholzes gehört we-gen seiner hohen Formbestän-digkeit seit jeher die Anfertigungvon Zeichen- und Meßgerätenwie von Reißschienen, Winkeln,Maßstäben und Linealen oderauch von den im Forstbetriebgebräuchlichen Kluppen. Spezi-ell für Zeichengeräte wird nebenseiner Maßtreue die Fähigkeitgeschätzt, Graphitstaub aufzu-nehmen, so daß die Zeichnun-gen nicht verschmieren. Aller-dings ist Birnbaum aus diesenVerwendungsbereichen weitge-hend verdrängt worden, und so-

fern überhaupt noch Holz be -rücksichtigt wird, handelt es sichzumeist um die leichter be-schaffbare und billigere Rot -buche. Im Formen- und Modell-bau besitzt Birnbaum beste Eig-nung für kleinere Gußmodelle,von denen bei starker Beanspru-chung zugleich eine sehr hoheGenauigkeit gefordert wird. ImSportgerätebereich ist er nebenanderen Obsthölzern eine be-liebte Holzart für Eisstöcke.

In früheren Zeiten zählte Birn-baum zu den wichtigsten Holzar-ten für wissenschaftliche Instru-mente und Stethoskope. AuchWerkzeuge, insbesondere Ho-belkorpusse, Zollstöcke, Scha-blonen, Lehren und Werkzeug-griffe, wurden vielfach aus ihmhergestellt. Weitere frühere Ver-wendungsbereiche, bei denenman insbesondere die Härte,Zähigkeit und hohe Spaltfestig-keit nutzte, waren unter ande-rem Maschinenteile, Riemen-scheiben, Zähne und Stöcke vonkleinen Getrieberädern, Pressenund Spindeln von Obst- undWeinpressen, Webschützen,Mangelrollen, Spinnräder, Schlit-tenkufen, Druckformen, Druck-lettern für Plakatschriften, Druck-walzen für den Zeug- und Tape-tendruck, Kugeln, Kegel undHolzschrauben.

Tabelle 1:Eigenschaften. Die mittleren Kennwerte für den Elastizitäts-modul und die Bruchfestigkeiten gelten für fehlerfrei gewach-sene Holzproben und eine Holzfeuchtigkeit von u = 12 %(Gleichgewichtsfeuchtigkeitsgehalt im Normalklima DIN50014-20/65-1).

Rohdichte r0: 0,65…0,70…0,76 g/cm3

r15: 0,69…0,74…0,80 g/cm3

rfrisch: 960 …1070 kg/cm3

(rfrisch = Gewicht des waldfrischen Rundholzes)

Elastizitätsmodul1)

aus Biegeversuchen N/mm2 7 900…8 000(EII)

Druckfestigkeit1)

(s dBII)N/mm2 46…54

Zugfestigkeit2)

(s zBII)N/mm2 ;100

Biegefestigkeit1)

(s bBII)N/mm2 83…98

Bruchschlagarbeit1) a kJ/m2 31

Schwindmaß b (in %) Längs (bl) 0,4vom frischen bis zum gedarrten Zustand Radial (br) 4,6bezogen auf die Abmessungen im Tangential (bt) 9,1frischen Zustand Volumen (bv) 14,1

Prozentuales Quellmaßje 1% Holzfeuchtigkeitsänderung Radial 0,15…0,18

(= differentielle Quellung q) Tangential 0,30…0,36

pH-Wert 4,8 (schwach sauer)1) Die Elastizitäts- und Festigkeitswerte sind der Holzeigenschaftstafel „Birn-

baum“ der Zeitschrift Holz als Roh- und Werkstoff (1942) sowie KOLLMANN (1951) entnommen. 2) Nach SACHSSE (1984).

Einheimische Nutzhölzer (Loseblattsammlung). Autor: D. Grosser. ©: CMA, Bonn. ISSN-Nr. 0446-2114Herausgeber: – HOLZABSATZFONDS – Absatzförderungsfonds der deutschen Forstwirtschaft, Bonn 1998