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ScienceComm’17 Solothurn, 22.9.2017 Paul Hoyningen-Huene Wissenschaftskommunikation auf YouTube Version 11 October 2017 1 Wissenschaftskommunikation auf YouTube ein Praxisbericht Paul Hoyningen - Huene Leibniz Universität Hannover, Inst . f. Philosophie Universität Zürich, Department of Economics Fakten Prinzipien Sachebene Beziehungsebene Reaktionen Zusammenfassung Inhalt 2

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ScienceComm’17Solothurn, 22.9.2017

Paul Hoyningen-HueneWissenschaftskommunikation auf YouTube

Version 11 October 2017 1

Wissenschaftskommunikation auf YouTube – ein Praxisbericht

Paul Hoyningen-HueneLeibniz Universität Hannover, Inst. f. Philosophie

Universität Zürich, Department of Economics

• Fakten• Prinzipien

– Sachebene– Beziehungsebene

• Reaktionen• Zusammenfassung

Inhalt

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ScienceComm’17Solothurn, 22.9.2017

Paul Hoyningen-HueneWissenschaftskommunikation auf YouTube

Version 11 October 2017 2

Ursprung meines YouTube Kanals «PHoyningen»:Video-Aufzeichnungen von PowerPoint basierten

Vorlesungen an der Leibniz Universität Hannover, seit 2010

Zunächst für die Studierenden nur in das interne Universitäts-Netz gestellt, dann auch auf itunes U

Schliesslich ab April 2013 selbst auf YouTube gestellt, auch Vorträge, Interviews, Fernsehauftritte etc.

Fakten

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Momentaner Stand meines YouTube Kanals (09.2017):• 220+ Videos, deutsch und englisch, teilweise organisiert in

10 Playlists• 3'750+ Abonnenten• Insgesamt ca. 740'000 Aufrufe seit 04.2013, ca. 200'000

pro Jahr = ca. 550 pro Tag, im Mittel knapp 12 Min. pro Aufruf

• Meist abgerufenes Video: 76'000+ Aufrufe• Aufrufe aus 197 Ländern: Deutschland 67%, Österreich

7%, Schweiz 6%, USA 4%, …, Tadschikistan 2 Aufrufe zusammen 20 Sek., Kongo-Brazzaville: 1 Aufruf von 3 Sek.

Fakten (2)

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Beispiele:• „Einführung in die theoretische Philosophie“, 24 Videos à

45 min genau wie in Vorlesung• Das gleiche in thematische Einheiten zerschnitten, darunter

„Grundbegriffe der Erkenntnistheorie“ (3), „Wissenschaftsphilosophie: Überblick“ u.a.

• „Was ist Wissenschaft?“, 39 VideosDie Videos enthalten auch populärwissenschaftliche

Darstellungen u.a. der Kopernikanischen Revolution, Entwicklung von Teleskopen, Entwicklung von Beschleunigern, etc.

Fakten (3)

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Es gibt m.E. drei Grundprinzipien für gute Wissenschaftskommunikation:

1. Dezentrieren!2. Dezentrieren!3. Dezentrieren!

Prinzipien

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Version 11 October 2017 4

Das bedeutet zentral: • Betrachte Deinen Vortrag aus der Perspektive des jeweiligen

Publikums und nicht aus Deiner eigenen: das Publikum dort abholen, wo es tatsächlich steht und nicht dort, wo es in Deiner Fantasie steht oder wo es stehen sollte!

• Werde Dir eines zentralen Rollenkonflikts bewusst: zwischen Dir, der sich als superkompetenter Experte präsentieren will, und Deiner Erklärungsaufgabe, die Vereinfachung verlangt

• Lass die Erklärungsaufgabe gewinnen!• Wenn das gelingt, erhältst Du die Anerkennung als Experte

als supplément!

Prinzipien (2)

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Konkret, auf der Sachebene:• Beachte: ein neues Publikum ist in den ersten ca. 30

Sekunden Deines Vortrags nicht bereit für die Annahme von Sachinformation (à Beziehungsebene)

• Eine Gliederung, die am Anfang bekannt gegeben und im Verlauf ggf. wiederholt wird

• Einfache Sprache: Fremdwörter vermeiden und Fachtermini erklären (vgl. Rollenkonflikt)

• Gute, eingängige, illustrierende Vergleiche (aber Vorsicht wegen möglicher Irreführung)

Prinzipien: Sachebene

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• Wenn möglich, verschiedene Kommunikationskanäle gleichzeitig anbieten: Sprache, PowerPoint, ausgedruckte Folien (evtl. in verschiedenen Formaten), Videoaufzeichnung

• Folien sollen darstellen, nicht ablenken: • nicht zu viele Folien: Folien sollen Vortrag unterstützen• nüchtern: d.h.• höchstens zwei Farben für Fonts, keine Fontwechsel• Fontgrösse hinreichend (>20, besser 24 pt)• kein Firlefanz, insbes. beim Folienerscheinen

Prinzipien: Sachebene (2)

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Vernetzung mit anderen Medien herstellen, die das entsprechende Publikum sowieso benutzt oder benutzen kann (d.i. eine Form des Marketing):

• academia.edu: Folien herunterladbar; auf Abspann der Videos mitgeteilt

• Jeder Upload auf Twitter mitgeteilt• Vernetzung mit publizierten Büchern• Homepage (mit Lebenslauf), viele Publikationen als pdf

herunterladbar, alle Vortragstitel und -orte einsehbar• Pflege einschlägiger Wikipedia Seiten

Prinzipien: Sachebene (3)

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• Beschäftige Dich im Vortrag nicht mit Dir selbst – ausser es ist für das Thema wirklich relevant

• Mach Dir klar, dass Dein Publikum Deinem Thema gegenüber evtl. desinteressiert oder sogar ablehnend gegenüber steht

• Frage Dich: Mag ich mein Publikum? Will ich es wirklich gewinnen?

• Das Publikum positiv emotionalisieren: Humor, z.B. Vergleiche mit Beziehungen, etc. Aber vorsichtig!!

• Überziehe die Zeit nicht! (Pünktlichkeit ist Höflichkeit, signalisiert Respekt)

Prinzipien: Beziehungsebene

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• Direkt im Kanal, oft anscheinend ganz spontan• Per email an mich: grösserer Aufwand, Sender

müssen meine email Adresse herausfinden• Vor allem Artikulation von Dank und Nachfrage

nach den Folien• Reagiere insbes. auf sinnvolle Fragen und positive

Rückmeldungen (Zuschauerbindung!)Einige Reaktionen als Beispiele (habe «leider»

vorwiegend positive Rückmeldungen):

Reaktionen

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Version 11 October 2017 7

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hoyningen-Huene,da ich gerade die Semesterferien zur Vorbereitung für eine Ausstellung im Oktober diesen Jahres nutze (d.h. ziemlich viele Bilder malen "muss"), habe ich mir Ihre Vorlesungsreihe "Einführung in die theoretische Philosophie" aus iTunes_Uheruntergeladen (die ich nun schon zum 2. Mal beim Malen höre).

Ich bin begeistert: die beste Einführung in theoretische Philosophie, die ich bis jetzt kenne!! Klar, verständlich, anschaulich, mit Humor gewürzt und einem spürbar umfassenden Wissen im Hintergrund! Wahrscheinlich werde ich sie mir auch noch ein 3. Mal anhören (das mit dem Malen geht nicht so schnell, ich bin da eher der Handwerker als der Genius), da ich jetzt schon beim 2. Hören wieder auf neue Aspekte stoße. … U.F.

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Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hoyningen-Huene,nun bin ich kein Student an der Leibniz Universität Hannover, ich möchte Ihnen aber hiermit zum Ausdruck bringen, dass es Leute wie mich gibt, die sehr dankbar sind, dass sie Ihre Vorlesung "Einführung in die theoretische Philosophie" so frei zugänglich über iTunes U verfügbar gemacht haben.

Es würde mich sehr freuen, wenn dieses und ähnliche Angebote auch in Zukunft bestehen würden.

Für mich persönlich stellt dieses Angebot eine Bereicherung dar. Es macht Lust darauf sich auch mit Bereichen, die über das eigene Studienfach hinausgehen, auseinanderzusetzen. Danke dafür!

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Version 11 October 2017 8

Sehr geehrter Herr Prof. Hoyningen-Huene,Sie haben in den Jahren 2010-2011 diese fantastischen Vorlesungen über theoretische Philosophie gehalten. Seit einigen Tagen kann ich diese wertvollen Lesungen mir über mein iPad zugängig machen und habe bereits ein dickes Heft damit vollgeschrieben. Hin und wieder würde ich aber doch gerne die eine oder andere Folie, die Sie offenbar zum Download irgendwo gespeichert haben, ansehen und herunterladen. … Seit 40 Jahren habe ich mich mit Philosophie beschäftigt, erst durch Ihre Vorlesungen sind mir elementare Zusammenhänge klar geworden. Dafür einen großen Dank.Viele Grüße aus Kairo, G.W-M., Orgelbaumeister

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Sehr geehrte Prof. Dr. Hoyningen-Huene,mein Name ist M. S. und ich möchte mich auf diesem Wege einmal bei Ihnen bedanken. Ich interessiere mich für Mathematik und habe darum ihr Buch „Formale Logik“ erworben. Ich habe das Buch parallel zum Semester „Formale Logik“, das auf „YouTube“ eingestellt ist, durchgearbeitet. … Ich würde gern mehr solcher Semester Zuhause „durcharbeiten“ können, weil ich im eigentlichen Berufsleben Polizist bin, doch leider gibt es so etwas viel zu wenig (oder haben Sie ‘nen Tipp?).Ich hoffe, es war nicht zu unverschämt einfach mal so einen Professor anzuschreiben, sowas hab ich nämlich noch nie gemacht! Ich wünsche Ihnen alles Gute, Beste Grüße, M.S.

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Version 11 October 2017 9

• YouTube ist ein tolles Medium zurWissenschaftskommunikation

• Man kann sehr heterogene Teile der Bevölkerung erreichen

• Studierende nutzen YouTube• Insbesondere kann man auch Menschen

erreichen, die (noch) keine Matur haben, aber bildungshungrig sind

Zusammenfassung

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