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Inhalt

Intro Lebenswelten – Raumproduktion

Ermöglichen

Verbinden

Erzählen

Erfinden

Hedonoeko Raphael Faeh

Book of UrbanismDaniel Kölliker

District CultureFlorian Erhardt

Resolute 2.0Sacha Roche

Inter-ViewMilan Büttner

JINN.TVFabian Damioli

Beggar TalesChristof Schäfer

rotweisskariertChristopher Scott

EcumesAndreas Koller

Hausnummer 10Annette Ebi

transitValeria Häberli

The People's Office Daniel Schmid

zwischenräume – human spaceFranziska Matter

NomatarkFabian Müller

pp* – permanent provisorischIyad El Qirinawi

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Das Projekt

Einführungen

Diplome zum Entwurf des Raums

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Die hier vorgestellten Bachelorarbeiten von HyperWerkerinnen und HyperWerker be-fassen sich in unterschiedlicher Weise mit Fragen des Raums und mit den Aspekten, die ihn schaffen und verändern. Die meisten die-ser Arbeiten beziehen sich dabei auf ein kon-kretes Gebiet im Norden Basels.

Im Blick auf die für dieses Gebiet anstehen-den tiefgreifenden Veränderungen zum Ag-glomerationszentrum im trinationalen Raum geht es hier jedoch nicht um planerische oder architektonische Fragen im herkömmlichen und eher fachspezifischen Sinn. Für die mit diesem Thema befasste Gruppe von Studie-renden am HyperWerk war dieses Gebiet Grundlage für die Auseinandersetzung mit prozessgestalterischen Handlungsmöglich-keiten und -perspektiven.

Die folgenden Bachelorarbeiten sowie eine Reihe thematisch orientierter Lehrveranstal-tungen befassten sich somit im Studienjahr 08/09 mit Problemen und Aspekten des Leb-ens in der Stadt im weiteren Sinn. Die dabei entstandenen Projekte setzen sich ebenso mit

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kommunikativen Aspekten auseinander wie mit technologischen, sozialen oder urbanis-tischen. Sie haben den Anspruch, sich in die anstehenden Entwicklungen einzumischen und tragen auf diesem Weg zu den im thema-tischen Einzugsbereich des Clusters space relevanten Fragen bei – sei es durch neue For-men mobilen Arbeitens und Lebens in der Stadt, sei es durch Konzepte und Aktionen zur Einbindung der ortsansässigen Bevölke-rung diesseits und jenseits der Grenzen in die Gestaltung städtischer Lebenswelten. Die Projekte verstehen sich damit zugleich als aspektive Beiträge zu veränderten Raum-konzepten wie auch als gestalterische Inter-ventionen in pragmatisch orientierten Hand-lungsvorschlägen.

Am HyperWerk werden keine Prüfungsthe-men vorgegeben. Vielmehr ist es die Aufgabe der Studierenden, selbst eine tragfähige Fra-gestellung zu erarbeiten, sei es für ein Studi-enprojekt oder auch für eine Abschlussarbeit. Der gemeinsame Bezug auf einen konkreten Ort brachte hierbei eine Fülle von Synergien hervor, die zum Ende des Studienjahres

08/09 in der Sommerakademie space09 zusammenwirken sollen. Die thematische Überschrift dieser Sommerakademie heisst Lebenswelten – Raumproduktion. Damit ist ein Spannungsbogen bezeichnet, der aus der Diskussion mit den Studierenden entstand. Er spielt auf das oft widersprüchliche Ver-hältnis zwischen den konkret an einem Ort beheimateten Lebenswelten und neu gebau-tem Stadtraum an. Die Sommerakademie dis-kutiert und bearbeitet die Fragen, die sich aus diesem Spannungsfeld ergeben.

Die auf den folgenden Seiten präsentierten Abschlussarbeiten haben wir nach bestimm-ten Charakteristika gebündelt. Es sind Les-arten, die eine Verbindung zwischen den je-weiligen Ansätzen ergeben können. Zugleich sind es aber auch nur Vorschläge, die das rei-che Spektrum der einzelnen Arbeiten nicht einengen wollen. – Ein Spektrum, für dessen Vielfalt wir den Absolventinnen und Absol-venten von HyperWerk und allen Studieren-den, die daran mitgebaut haben, danken.

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Vom 12. bis zum 22. August 2009 veran-staltet HyperWerk die Sommerakademie space09 Lebenswelten – Raumproduktion. Dabei beziehen wir uns auf einen konkreten Ort – den Grossraum Basel Nord, wo im Dreiländereck ein Patchwork aus Kleingär-ten, Müllverbrennungsanlage, Flughafen, Wohngebieten, Novartis Campus, Psychia-trie, Casino und Grenzübergängen zwischen Frankreich, der Schweiz und Deutschland das Weichbild der Stadt Basel bilden. Dieser Raum diente uns während des ganzen Studi-enjahres als Erfahrungsfeld – auch die Arbei-ten der Bachelorstudierenden beziehen sich, teilweise deutlich, teilweise eher in abstrak-ter Form, auf das von uns definierte topogra-fische Dreieck (siehe Seite 30f. ).

Mit der Entwicklung des Grossraums Basel Nord zum Agglomerationszentrum strebt Basel im Verhältnis zu den regionalen und in-frastrukturellen Gegebenheiten der angren-zenden Staaten Deutschland und Frankreich eine prominente Zentrumsfunktion an. Zu-gleich eröffnet sich damit ein breites Spek-trum an ökonomischen, gesellschaftlichen,

räumlichen, infrastrukturellen, ökologischen, politischen und kulturellen Fragen. Diese ge-stalterischen Herausforderungen, die durch einen transnationalen Diskurs angegangen werden sollen, sind der Ausgangspunkt der Sommerakademie space, die sich 2009 mit dem Thema Lebenswelten – Raumproduk-tion den lokalen Bedürfnissen diesseits und jenseits der Grenzen in einem Gebiet zuwen-det, das sich vor allem durch einen hohen Grad an kultureller und ökonomischer, an leb-ensweltlicher Heterogenität auszeichnet.

Welche Perspektiven eröffnen sich für die dort lebenden Bewohnerinnen und Bewoh-ner? Welche Wünsche und Hoffnungen, aber auch welche Ängste verbinden sich mit den anstehenden Veränderungen? Wie können die Bewohnerinnen und Bewohner in diese Veränderungen einbezogen werden?

Solche und weitere Fragen haben uns dazu bewogen, die Sommerakademie space09 nicht nur im Quartier selber durchzuführen, sondern auch die Betroffenen selbst zur Teil-nahme an unseren verschiedenen Aktivitäten

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Lebenswelten – Raumproduktion

Das Projekt

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urbanen Räume – und wohin? Wie verschrän-ken sich die regionalen Entwicklungen mit globalen Tendenzen? Wie kann kulturelle Diversität erhalten werden und neu entste-hen? Welche Prozesse sind gestaltbar, denk-bar, nötig, sinnvoll? Wie können Medien als Werkzeuge eingesetzt werden? Wie lassen sich die Bewohnerinnen und Bewohner in die anstehenden Entwicklungsprozesse einbin-den? Wo verlaufen die Grenzen – zu Land und zu Wasser oder im Kopf? Und wie ent-steht Gemeinschaft?

Die Sommerakademie space09 Lebenswel-ten – Raumproduktion ist interdisziplinär angelegt. Studierende, Fachleute, Theore-tiker, Akteure und interessierte Kreise einer breiten, auch lokal ansässigen Öffentlichkeit sind herzlich eingeladen, an den verschie-denen Veranstaltungen teilzunehmen. Die Workshopausschreibungen richten sich so-wohl an Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers Basel Nord als auch an Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen – aus Sozi-ologie, Geografie, Philosophie, aus Architek-tur und Städtebau ebenso wie aus verschie-denen künstlerischen und gestalterischen Disziplinen. Die Ausschreibung erfolgt vor allem im trinationalen Raum und in den Zentren des südlichen Oberrheins.

Alle Veranstaltungen finden in Basel Nord in-nerhalb des gewählten Perimeters statt. Dies ermöglicht das subjektive Erleben des Raums und ein Eintreten in die dort verorteten Le-benswelten. Zugleich können durch gemein-sam erarbeitete gestalterische Interventionen neue Räume konzipiert und als ein gestal-terisches Statement formuliert werden.

Projektleitung space09

Prof. Dr. Regine HalterAnka Semmig M.A.

Prof. Max Spielmann

einzuladen. Wichtig ist uns dabei, dass das Interesse an der Zukunft von Basel Nord bei den Bewohnerinnen und Bewohnern wächst und mit den Veranstaltungen erste Formen der Artikulation eigener Vorstellungen und Bedürfnisse geschaffen werden können.

In Workshops, Diskussionen, einer abschlies-senden Konferenz, in einzelnen Events und mit der Ausstellung einiger Abschlussarbei-ten von Studierenden am HyperWerk ent-wickelt und präsentiert die Sommerakademie space09 Prozesse und Modelle, wie sie aus soziologischen, kulturtheoretischen und phi-losophischen Fragestellungen entstehen.

Im Zentrum stehen partizipative, aus der In-teraktion mit den ansässigen Bewohnerinnen und Bewohnern entstehende gestalterische Interventionen, die sich im Spannungsfeld zwischen Lebenswelten und Raumproduk-tion bewegen. Im Blick auf die stadträumliche und infrastrukturelle Entwicklung des Ge-biets Basel Nord zum Agglomerationszen-trum stellen sich uns Fragen wie: Was macht eine Stadt lebendig? Wie entwickeln sich die

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Menschen beleben vorhandene Strukturen, passen sie ihren Bedürfnissen an, verändern sie und erfinden Neues. Gewisse Entwick-lungen sind vorhersehbar und erlauben ein planerisches Handeln. Wie wird ein Raum von den Benutzern angenommen und be-nutzt? Das Ziel lautet normalerweise, eine möglichst exakte Antwort auf diese und ähn-liche Fragen zu erhalten.

Einen anderen Ansatz verfolgt das Ermögli-chen. Ziel dieses Ansatzes ist es, möglichst viele Entwicklungen zu fördern. Es geht natürlich um Freiheit, aber nicht im Sinne der Beliebigkeit oder gar des reinen Individualis-mus. Ermöglichen setzt Zeichen und macht Vorgaben. Konkrete Potenziale werden auf-gezeigt und unterstützt.

Daniel Köllikers Arbeit Book of Urbanism zum Beispiel befasst sich mit künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum. Book of Urbanism schafft eine Plattform zum The-ma und ermöglicht die Diskussion über die künstlerische Bedeutung und Nutzung des öffentlichen Raums.

Sacha Roche geht mit resolute 2.0 in diesen öffentlichen Raum hinein. Auch hier finden wir den Plattformgedanken – ein Container-dorf als Ausstellungs- und Verkaufsort für regionale Modeschaffende.

Bei Florian Erhardt steht die Wahrnehmung des Raumes im Zentrum. Welchen Beitrag kann Street-Art oder allgemein Kunst im

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Ermöglichen

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öffentlichen Raum für die Qualität eines Quartiers leisten? Erkennen wir neue Poten-ziale in der gewohnten, jetzt aber frisch ge-malten Umgebung? District Culture sucht Antworten.

Raphael Faehs Arbeit Hedonoeko beschäftigt sich mit Ecotainment. Wie können wir ökolo-gischen Fragen lustvoll begegnen? Die Ver-haltensänderungen erfolgen nicht auf Appelle hin, sondern sind Erlebnis. Diese Kampagne ermöglicht solche Erfahrungen.

Ermöglichen lässt die Verantwortung für die Gestaltung der konkreten Lebenswelt dem Einzelnen und den Gruppen – die gestal-terische Rolle ist eine unterstützende, nicht eine bestimmende.

Max Spielmann

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Genug des schlechten Gewissens: Hedonoeko erarbeitet Ecotain-ment-Entwürfe für die Emotionalisierung von Umweltbewusstsein und will umweltschonende Freizeitaktivitäten in den urbanen Lebens- stil integrieren. Umweltschutz muss Spass machen und für jede und jeden attraktiv und erfahrbar sein. > Seite 32

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Damit Kunst im öffentlichen Raum in einer Stadt auf hohem

Niveau stattfinden kann, braucht es zwei Komponenten: eine Idee,

die meist aus der Kreativwirtschaft stammt, und Geldgeber, die an der Idee

und am Standort interessiert sind. Diesen Vermittlungsprozess möchte ich mit meinem

Projekt unterstützen. > Seite 35

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Fassadenkunst, ein Mittel zur Gestaltung einer Liegenschaft und im weiteren Sinne des öffentlichen Raums, ist fast in Vergessenheit geraten. Doch die meisten Häuser in urbanen Landschaften präsentieren sich in ödem Betongrau. Könnte eine moderne Fassadenkunst einen Beitrag zur Aufwertung eines Quartiers leisten? > Seite 38

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Resolute 2.0 ist ein Ver-such, kreative Kleinbetrie-

be mit bereits bekannten, aber innovativ angewendeten Struktu-

rierungsmethoden zu fördern. Das Ergebnis ist eine sozialpsychologische

These, eine davon ausgehende Dienstleis-tungsinnovation sowie ein exemplarisches

Geschäftsmodell. > Seite 41

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In Basel wohnen Menschen zusammen, die weit über hundert Nationalitäten und ethni-schen Gruppen angehören. Für eine Stadt dieser Grössenordnung ist das beachtlich, und es macht vor allem auch deutlich, dass die Auseinandersetzung mit den städtischen Zu-kunftsperspektiven nicht nur Schweizerin-nen und Schweizer allein betrifft. Kulturelle Vielfalt kennzeichnet jede Stadt, insofern Städte immer schon Anziehungspunkte für Migrationsbewegungen waren. Flächenwachs-tum und Prosperität sind damit verbunden.

Wer sich auf der Ebene städtischer Entwick-lungsprozesse mit diesem Phänomen ausein-andersetzt, tendiert in den meisten Fällen zu einer aufklärerischen Position, die von uni-versellen Eigenschaften des Menschen aus-geht. Daraus entsteht oft die Überzeugung, dass die kulturellen Unterschiede rein ratio-nal überwunden werden könnten. Wenn von ’interkultureller Verständigung‘ die Rede ist, dann schwingt so immer auch der Irrtum mit, im Eigenen bereits über ein Arsenal von Kri-terien zu verfügen, die das Andere, ist es erst einmal entdeckt, erschliessen könnten.

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Verbinden

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Abgesehen von der damit mehr oder weniger bewusst einhergehenden Geste machtvoller Vereinnahmung ist der Verlust an kultureller Differenz, wie ihn diese verständnisinnige Haltung anstrebt, mittlerweile offensichtlich. Damit wäre auch eine Verarmung städtischen Lebens verbunden, das sich gerade aus der Differenz der nicht uniformen Lebenswelten speist.

Die folgenden vier Arbeiten, die hier unter dem Aspekt des Verbindens zusammenge-stellt sind, suchen andere Formen des Um-gangs mit anderen Lebenswelten.

Der Titel der Bachelorthesis von Milan Bütt-ner, Inter-View, zeigt das in geradezu pro-grammatischer Offenheit an. Die im Rahmen eines Austauschprojekts der Pro Helvetia mit China realisierte Arbeit konzentriert sich in kurzen, für eine online-Plattform hergestell-ten Videos auf Fragen zu Kultur, Kommu-nikation und zum Identitätsverständnis von Chinesinnen und Chinesen in China wie auch in der Schweiz. Die Räume, die dabei entste-hen, sind Räume kultureller Differenz.

Auch Fabian Damioli mit JINN.TV und Christof Schäfer, der mit Beggar Tales ein grösseres Filmprojekt dokumentiert, haben sich mit der Kamera auf den Weg in fremde Kulturen gemacht. Sie setzen sich damit Er-fahrungen aus, die sonst allein Migrantinnen und Migranten vorbehalten sind: Gewohnte Muster, Wahrnehmungs- und Verhaltensfor-men werden unterbrochen; das Eigene und das Fremde kollidieren; jeder Schritt kann Ir-ritationen, wenn nicht gar handfeste Kon-flikte hervorrufen.

Christopher Scott dagegen leistet ’Verbin-dungsarbeit‘ anderer Art: rotweisskariert geht von einem persönlichen sozialen Netz-werk aus und führt Menschen in lokalen Events zusammen. Er verbindet dabei den realen Raum mit einer virtuellen Plattform. Wesentlich im Sinn der bereits genannten Arbeiten ist jedoch das Risiko, das mit dem Zusammentreffen von Menschen entsteht, die sich zuvor nicht kannten, sich dann über gemeinsame Interessen an einem realen Ort treffen und danach ihre Erfahrungen wie-derum digital kommunizieren. Es ergibt sich auf diesem Weg eine Aneinanderreihung im-mer neuer Konstellationen.

In allen vier Arbeiten geht es somit um Unter-brechung, Irritation, Reibung, Kollision – um das Aushandeln von kultureller und damit lebensweltlicher Differenz.

Regine Halter

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„Of course, we have a lot of cultural differences, but actually that’s the fun, that’s why we have so much to talk about.“Inter-View begleitet ein Austauschprojekt von schwei-zerischen und chinesischen Autoren in beiden Ländern. Was ist zwischen uns? > Seite 44

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JINN.TV dokumentiert verschiedene Aspekte des

Lebens zwischen Orient und Okzident. Ein besonderer Schwer-

punkt liegt auf den Entwicklungen an der gesellschaftlichen Basis. > Seite 47

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Wie lässt sich die Gattung des Dokumentarfilms mit prozessgestalterischen Methoden weiterentwickeln? Das Projekt Beggar Tales entwickelt anhand einer konkreten Recherchesituation in den Strassen von Bombay das Konzept für einen Dokumentarfilm, der weit über die reine Dokumentation von Gegebenheiten hinaus-geht. >Seite 50

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Meet new people to share your ideas and promote your

project. Whether you are an enter-prise, start-up, band, reading group,

or just yourself with your overflowing creativity: rotweisskariert lets you share,

collaborate and shout out to other people. At the same time, your productivity will be boosted

by a collection of tools. > Seite 53

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Lebenswelten – dieser Begriff im Titel un-serer Sommerakademie ist eine Anspielung auf die Lebensweltphilosophie nach Husserl, Schütz und Luckmann. Die Lebenswelt ist darin die Alltagswirklichkeit, die wir fraglos hinnehmen, weil sie uns schlicht gegeben ist. Sie ist intersubjektiv, umfasst also einen ge-meinsamen Sinn- und Deutungshorizont mehrerer Menschen. Lebenswelt entsteht durch Verständigung, über eine gemeinsame Sprache. Lebenswelten zeigen sich in ihren kulturellen Prägungen. Lebenswelten leben vom Erzählen und offenbaren sich in Ge-schichten. Welche Lebenswelten finden wir im Norden Basels? Wie lässt sich von ihnen erzählen? Was erzählen sie selbst?

Unzählige Grenzgänger pendeln über die Grenzen nach Basel. Täglich nutzen sie die-selben Wege durchs Grenzland und wollen immer möglichst schnell ans Ziel kommen. Die Peripherie Basels ist ihnen so vertraut, dass sie sie kaum mehr wahrnehmen. Stras-sen, Wege, Räume, deren Charakter davon geprägt ist, dass wir sie möglichst schnell hinter uns lassen wollen.

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Erzählen

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Von ebendiesen Transiträumen erzählt das Diplomprojekt von Valeria Häberli. Eine Vielzahl solcher Unorte im Norden Basels hat sie ausfindig gemacht und dokumentiert. Sie möchte deren eigenwillige Ästhetik ins kollektive Bewusstsein rücken und zur Aus-einandersetzung mit Transiträumen anregen: Was wäre, wenn wir uns ihrer Qualitäten be-wusst würden? Valeria nutzt gestalterische Interventionen, um dialogische Prozesse zu initiieren: In einer temporären Fotografieaus-stellung in öffentlichen Verkehrsmitteln im trinationalen Grenzgebiet Schweiz – Frank-reich – Deutschland zeigt sie Bilder, die im Dialog mit Passanten entstanden sind.

Wer durch Grossbasel Nord spaziert, wird die grosse Heterogenität des Raumes wahrneh-men, die Vielzahl der Lebenswelten neben-einander. Auch tiefgreifende Transforma-tionen sind hier zu besichtigen: Baustellen und Absperrbänder beherrschen das Bild; auf dem Novartis Campus und um den Bahnhof St. Johann sind zahlreiche neue Gebäude ent-standen, und weitere Veränderungen sind geplant. Wer aber sind die Menschen, die hier

wohnen? Wie ist ihr Leben mit diesem Ort verbunden? Welche Geschichten können sie erzählen, über sich und über diesen Raum? In welchen Räumen leben sie? Fasziniert von der geschichtswissenschaftlichen Methode der ”Oral History“ suchte Annette Ebi in ihrem Projekt einen Weg, Lebensgeschich-ten der Bewohnerinnen und Bewohner dieses Raums zu erfassen und für die Öffentlichkeit erfahrbar zu machen. Entstanden sind Fo-tografien, die einen Blick in individuelle Le-benswelten gewähren.

Wie schlagen sich Lebensentwürfe in Archi-tektur nieder? Andreas Koller beschäftigte sich mit Formen von Gemeinschaft und ihrer baulichen Rhetorik. Mit einem Fotografen reiste er zu einer esoterischen Kommune in Norditalien und in die ”Stadt des Zukunfts-menschen“, ins indische Auroville. Er berich-tete über seriellen Siedlungsbau in St. Louis und sammelte Beiträge weiterer Fotografen und Journalisten, die von utopischen Lebens-formen, von sich räumlich manifestierenden Weltanschauungen, von postmoderner Ar-chitektur erzählen. Dabei interessieren vor allem die metaphysisch aufgeladenen Ober-flächen der Gebäude und Räume.

Anka Semmig

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„The surface is an illusion, but so is depth.“ – David Hockney

Ecumes sind der weisse Schaum, der sich nach einem Kopfsprung an der Pooloberfläche kräuselt. Ähnlich verhält es sich mit unserer postmodernen Bildwelt, die aus aufeinanderfolgenden Simulationsmodulen besteht, die mit Ecumes beginnen und aufhören. Ecumes werden durch kleine Risse in dieser Oberfläche sichtbar. > Seite 56

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„Ich arbeitete gerade als Volontär in Bukit Lawang,

Indonesien, als eine Sturzflut im November 2003 ein Dorf

überflutete. Als meine Tante in der Schweiz in den Nachrichten von der

Flut hörte, hat sie sich hingesetzt und dieses Gesteck gebastelt. Wieso genau,

weiss sie auch nicht. Bei unserem Wieder-sehen hat sie es mir geschenkt. Seitdem ist es

ein Glücksbringer.“ > Seite 59

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Grauer Zement, trostlose Landschaft und abgestandene Luft: eine Grenze. Autobahn; Baustellen; Menschen hasten von A nach B. Unwirtliche Gegend, unbehagliche Atmosphäre, Du willst Dich nicht umschauen an diesem Unort.Warum sind Transiträume Unorte?> Seite 62

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„Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen“, schreibt Robert Musil in „Der Mann ohne Eigenschaften“. Was Städte kennzeichnet, sind also nicht ihre Bauwerke, ihre Immobilien – es ist im Gegenteil ihr mo-biler Charakter, ihre Dynamik, das Veränder-liche, es sind ihre Baustellen und es sind die vielfältigen sozialen Interaktionen, die in den unterschiedlichen Lebensbereichen stattfin-den können.

Auf diese Beweglichkeit städtischer Struk-turen geht Iyad El Qirinawi mit pp* – perma-nent provisorische Absichten ein. Eine mo-bile Kulturplattform für den städtischen Raum wurde entwickelt, die von Ort zu Ort zieht, immer wieder neue Gesichter zeigt und veränderten Bedürfnissen mit neuen Ange-boten entsprechen kann. Der Raum für so-ziale und kulturelle Interaktionen wird so immer wieder neu erfunden und in jeweils andere Kontexte gestellt.

Fabian Müller hat mit seinem Diplomprojekt Nomatark nicht nur ein mobiles, sondern auch ein sich selbst mit Energie versorgendes

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Erfinden

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Infrastruktursystem geschaffen. Somit haben beide Arbeiten sofort und vielfältig einsetz-bare Konstruktionen hervorgebracht, deren besondere Bedeutung sich vor allem im trina-tionalen Raum zeigen kann, wenn es darum geht, in der Kommunikation über die Landes-grenzen hinweg zur Entstehung gemeinsamer Produktionen und Aktionen beizutragen.

Die Bedürfnisse moderner Arbeitsnomaden stehen bei Daniel Schmid mit The People's Office im Vordergrund. Für die wachsende Zahl ortsungebunden arbeitender Menschen, die sich zudem vielleicht nur wenige Tage in einer Stadt aufhalten, hat er einen Arbeitsort entworfen, der die Vorzüge virtueller Netz-werke mit denen einer realen Arbeitsumge-bung verbindet. An die Stelle des isolierten Hotelzimmers tritt ein kreatives Milieu, das mit unterschiedlichen Angeboten nicht nur inspirierend wirkt, sondern ausserdem die Möglichkeit zur (analogen) Kommunikation mit Anderen bereitstellt.

Franziska Matter thematisiert mit ihrem Pro-jekt zwischenräume – human space den erfin-

derischen Eigensinn der im trinationalen Raum wohnenden Menschen. Die im Pla-nungsjargon so genannten ”Restflächen“ sol-len in einer im öffentlichen Raum stattfinden-den Aktion neu kartografiert werden. Ihre vorhandenen Potenziale und Geschichten sollen aufgedeckt und die an diesen verges-senen Orten verborgenen Schichten freigelegt werden. Neue Räume entstehen, die von den Bewohnerinnen diesseits und jenseits der Grenzen umgewidmet und für ihre eigenen Bedürfnisse genutzt werden können. So er-wächst ein Stück städtischen Freiraums auf diesen nicht vermassten, nicht verplanten, funktionslosen und vergessenen Flächen. Auch deshalb kann die Arbeit von Franziska Matter wie ein widerständiger Kommentar zu der von der Urbanistin M. Christine Boyer diagnostizierten ”topografischen Amnesie“ verstanden werden, wenn dem in den Zeiten von GPS und anderen ”pathfinders“ grassie-renden Wahrnehmungsverlust für konkrete örtliche Besonderheiten neue Bedeutungen und neue Orte entgegenstehen.

Regine Halter

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Wie sehen alternative Raumkonzepte und Infrastrukturen für eine hochmobile und unabhängig arbeitende Gesellschaft aus, was bieten sie für Möglichkeiten und Chancen, und wie verändern sie das Bild unserer nach-industriellen Städte? > Seite 65

Page 29: Inhalt€¦ · trie, Casino und Grenzübergängen zwischen Frankreich, der Schweiz und Deutschland das Weichbild der Stadt Basel bilden. Dieser Raum diente uns während des ganzen

Im ökotonen Randgebiet von Ba-sel Nord entstehen durch verein-

zelte Masterplanungen unwillkür-lich Zwischenräume im öffent-lichen

Raum. Ihr jeweils spezifisches Potenzial zu erkennen, die Wahrnehmung für sie zu

sensibilisieren und dann den Raum neu zu erfinden – daraus besteht ein dreiphasiger

Gestaltungsprozess. > Seite 68

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Unabhängigkeit in vier Veloanhängern. Ein mobiles Veranstaltungszelt, das alles beherbergt, um professionelle Workshops oder Kulturveranstaltungen durchzuführen – unabhängig von Stromnetz und Steckdose. Ein innovatives Tool von Pionieren, das mit vier elektrisch unterstützten E-Bikes in Fahrradanhängern transportierbar ist und sich autark über Sonnenstrahen und Fotovoltaik mit Strom versorgt. > Seite 71

Page 31: Inhalt€¦ · trie, Casino und Grenzübergängen zwischen Frankreich, der Schweiz und Deutschland das Weichbild der Stadt Basel bilden. Dieser Raum diente uns während des ganzen

”pp* – permanent provisorisch“ ist eine mobile Kulturplattform

für den urbanen Raum. Sie besteht aus zwei flexibel bespielbaren Bauwa-

gen, die zusammen als ”pp*-Mobil“ vor-fahren oder auch einzeln genutzt werden

können. Das Mobil passt sich den jeweiligen Standorten und den Bedürfnissen der Zielgrup-

pen an und ist daher permanent provisorisch. > Seite 74

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© G

rundbuch- und Verm

essungsamt B

asel-Stadt

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„Strom sparen!“ – „Verwenden Sie Recyclingpapier!“ – „Jede Aludose retour!“ – Die Mehrzahl der Botschaften im Umweltschutz-kontext kommt trocken, barsch oder verwissenschaftlicht daher und verliert dabei jegliche Attrak-tivität. Werbung für nur scheinbar umwelt-verträgliche Produkte, für deren Herstellung oder Betrieb immer noch fossile Ressourcen verbraucht werden (das sogenannte Green-washing), trägt zur Verwirrung der Konsu-menten bei. Lösungsansätze zur Bekämpfung des Umwelt- und Klimaproblems werden demnach oftmals nicht verstanden und auf-grund der moralinsauren Art, in der sie kom-muniziert werden, von vielen Menschen noch immer nicht angenommen.

Was tun, wenn die Notwendigkeit zu han-deln nicht zulässt, noch weitere Jahrzehnte passiv auf den technologischen Fortschritt zu warten? Wie kann in den Kommunikations-prozess eingegriffen werden, so dass wir den Schalter in unseren Köpfen etwas früher um-legen? Wie können wir die Umweltthematik

vom Kopf ins Herz bringen, von der Ernst-haftigkeit des Problems hin zu Motivation und Faszination durch Sinnlichkeit, Genuss und Leidenschaft? Wie kann eine kritische Nachfrage nach ”wahr-haft grünen“ Produkten und

Dienstleistungen gefördert werden? Wie kommt es, dass für offenbar nutzlose Produk-te wie Faltencremes riesige Werbebudgets aufgebracht werden, aber wenn es um den Schutz des Planeten geht, nur negative Stra-tegien gefahren werden, die uns unbehaglich und mit Schuldgefühlen sitzen lassen? Hedon-oeko versteht sich als Gegenpol dazu und ver-sucht, durch direktes Erlebnis und emotionale Beteiligung eine neues ”Ökogefühl“ für uns alle zu schaffen.

Hedonoeko erprobt unkonventionelle Wege in der Nachhal-tigkeitskommunikation jenseits von Produkt, Profitdenken und Ideologie. Das Projekt macht Energieeffizienz und ein umweltbewusstes Freizeitverhalten durch Erlebnis und po-sitive Emotion verständlich und erfahrbar. Ebenso zeigt es auf, dass der Stand der Technik bereits heute einen umwelt-schonenden Lebensstil zulässt und dass dieser Spass macht.

HedonoekoRaphael Faeh

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Bild oben: GymwashBild unten: Der Propellerhelm generiert Strom für tragbare elektronische Geräte.

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Team und DankDas Projekt dankt Robi Spielaktionen für den gemeinsamen Auftritt während der Um-welttage und Trude Buitehuis vom Sustain-able Dance Club in Rotterdam für ihre Inputs und ihr Interesse. Herzlichen Dank an Anka Semmig für das einmalige Coaching und an den Piloten Liran Haas für sein selbstbe-wusstes Lächeln auf dem Bildmaterial. He-donoeko dankt besonders herzlich Klaus Bernhard für seine Mithilfe bei der Realisie-rung des Propellerhelms.

[email protected]

Das Projekt verfolgt eine Strategie, die es erlaubt, sowohl im realen Raum als auch im Internet eine Diskussion über be-wussten Konsum, Energieeffizienz und Verbrauch von nicht-erneuerbaren Ressourcen anzuregen. Auf der Webseite fin-den sich laufend neue Konzepte und unterhaltsame Videoclips, die für das Thema sensibilisieren sollen. Die Verlinkung zu den bekannten Social Networks erlaubt es, diese Inhalte auf einfache Art und Weise mit unseren Freunden und Kontakten zu teilen und so die Thematik in die Welt zu tragen.

Darüber hinaus veröffentlicht Hedonoeko auf der Webseite auch die Aktionen, die im realen Raum stattfinden. So zum Beispiel den Einsatz unseres Propellerhelms, der die Energie-ausbeute unserer beim Fahrradfahren oder Inlineskaten auf-gebrachten Muskelkraft steigert, indem er den Fahrtwind ausnutzt und in Strom umwandelt. Bei verschiedenen Anläs-sen kann man dieses Miniwindkraftwerk selbst Probe fahren und Gadgets wie eine Handybatterie damit aufladen. Hedon-oeko zeigt so auf, dass umweltbewusstes Verhalten nicht gleichbedeutend sein muss mit einem Verzicht auf Gewohn-heiten. Neben diesem Windkraft-Erlebnis macht Hedonoeko auch Solarenergie ohne finanzielle Mittel und lediglich mit Abfall und Sonnenlicht eindrücklich erfahrbar.

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Durch meine Wahl des Clusters space09 habe ich mich dafür ent-schieden, mit meinem Bachelor-projekt mein Interesse am öffent-lichen Raum weiterzuverfolgen. Eine ausführliche und breit ab-gestützte Recherche der Bedürf-nisse, der Probleme und bereits realisierter Projekte auf diesem Gebiet stand am Anfang meiner Arbeiten. So konnte ich mein Auf-gabenfeld definieren, eine Forschungsfrage und eine Projektidee formulieren und in der Folge Thesen sowie Lösungsansätze entwi- ckeln. Für mich war früh klar, dass mein Pro-jekt nicht in den Räumen des Instituts blei-ben, sondern öffentlich stattfinden und mehr als eine blosse Vision darstellen soll – mein Projekt soll mit seinen Teilnehmern inter-agieren. Darum habe ich zu einem frühen Zeitpunkt angefangen, mich mit Experten aus unterschiedlichen Disziplinen auszu-tauschen, um die Relevanz meines Themas auszuloten; damit habe ich eine erste Mach-barkeitsstudie durchgeführt. Gleichzeitig konnte ich meine Projektansätze überprüfen und Partner für mein Netzwerk gewinnen.

Dass ich mich dann dazu ent-schlossen habe, eine webbasierte Plattform zu entwickeln, hat meh-rere Gründe: Es gibt viele Projekt-ideen für künstlerische Interven-tionen, die zum Beispiel für einen Wettbewerb entstanden, aber dann

nicht umgesetzt wurden. Um nun dieses Po-tenzial zu nutzen, habe ich mich dafür ent-schieden, nicht selbst ein Kunst-im-öffentli-chen-Raum-Projekt zu entwerfen, sondern eine Grundlage zu schaffen, auf der solche Projekte längerfristig unterstützt und in der Wirtschaft vernetzt werden können. Damit soll die Gestaltung und Differenzierung des öffentlichen Raumes in Basel weiter vorange-trieben werden.

Die Webplattform BOOK OF URBANISM soll eine Vermittlungs- und Vernetzungsfunktion zwischen Kreativen und möglichen Sponso-ren wahrnehmen.

BOOK OF URBANISM geht der Frage nach, wie der öf-fentliche Raum in Zukunft aussieht und wie Kunst als raum-gestaltendes Element eingesetzt werden kann. Das Angebot richtet sich an Künstler, Architekten, Städteplaner, Desig-ner und Visionäre. Diese haben die Möglichkeit, ihre Visio-nen von Raum in einem Netzwerk vorzustellen. Das Pro-dukt ist eine Internetplattform für Projekte zur Stadt- und Raumgestaltung.

Book of UrbanismDaniel Kölliker

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Bild oben: Parc de la Villette Foto: Jürgen ZellerBild unten: Kunstmuseum Lentos in Linz

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Wie fühlt sich der Mensch in der Stadt? Schon seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit Fragestellungen, die den öf-fentlichen Raum thematisieren. Meinem Anliegen, einen Bei-trag zur Stadtentwicklung von Basel zu leisten, bin ich ein gutes Stück nähergekommen. Ich konnte verschiedene Künst-ler gewinnen, die sich mit ihren Ideen an meinem Projekt be-teiligen. So konnte ich eine Sammlung mit Vorschlägen für eine differenzierte und attraktivere Stadtgestaltung anlegen und mit einer Web-to-Print-Plattform die dafür benötigte Infrastruktur realisieren. Neben der Weiterentwicklung des konzeptionellen Ansatzes brauche ich nun eine kuratorische Strategie zur Qualitätssicherung in der Sammlung.

Ich bin mit verschiedenen Firmen, Institutionen, Lokalpoli-tikern und Künstlern im Gespräch über die anstehenden Her- ausforderungen. Die von mir geleistete Arbeit ist eine Ant-wort auf anstehende Fragen der nachhaltigen Entwicklung einer Stadt und ihrer Agglomeration.

BOOK OF URBANISM möchte in den nächsten Jahren die Rahmenbedingungen für Kunst im öffentlichen Raum ver-bessern. Ich freue mich mit allen Beteiligten darauf, dass neue Perspektiven entstehen werden.

bookofurbanism.com 37

Team und DankIch danke meinen Coaches und meinem Team, ohne die BOOK OF URBANISM nicht zustande gekommen wäre: Prof. Max Spielmann, Dominik Stocker, Sabine Fi-scher, Marcel Bider, Oli Perruchoud, Chris-tian Peter, Annalena Kluge, Lukas Raeber, Prof. Franz Kluge, Ralf Neubauer, Philippe Cabane, Thomas Bruhin, Thomas Brunner, Martin Fuchs, Annina Witschi, Claudio Künzler, Florian Erhardt, André Grellinger und Martin Josephy.

Kontaktwww.bookofurbanism.com [email protected]

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Mit “Schwachstellen“ sind Quar-tiere mit durchschnittlich niedri-gen bis mittleren Einkommen und mit Problemzonen im öffentlichen Raum gemeint. An diesen Orten könnte durch eine gut durchdachte Raumgestaltung ein wertvoller Beitrag zur Aufwertung geleistet werden. Besonders hier setzt sich District Culture für Aktionen ein und ist je nach Situation auch bereit, Kosten für Material und Arbeitsstun-den zu übernehmen. Das Schwierigste bei diesem Projekt ist es, Freiflächen in der Stadt – oder, noch schwieriger, im Stadtzentrum – zu gewinnen. Gesetzliche Hürden (die ver-hindern sollen, dass billig Werbung gemacht wird) sind zu nehmen, und es ist auch nicht einfach, Liegenschaftsbesitzer und Anwoh-ner von einem Experiment mit Fassadenkunst zu überzeugen. Doch dank der Bemühungen und der Kontaktfreude des District Culture-Teams ist es uns gelungen, drei unterschiedli-che Objekte für die Gestaltung zu erhalten. Nun werden also Pilotprojekte mit einer Wohngenossenschaft im Klybeck, einer pri-vaten Liegenschaft in Münchenstein und mit

dem Jugendhaus St. Johann durch-geführt. Das Künstlerensemble hinter District Culture erarbeitet für jede Fläche, die neu gestaltet werden soll, ein Kunstkonzept und entwirft digitale Gestaltungs-vorschläge. Das bietet den Kun-

den und Auftraggebern den Vorteil, dass sie das Ergebnis abschätzen und mit eigenen Vor-stellungen und Ideen ergänzen können. Wir wollen verhinderen, dass das Kunstwerk als Fremdkörper im Erscheinungsbild des Quar-tiers wirkt. Wie bei der klassischen Fassaden-kunst sollen sich die Konzepte beispielsweise an der Geschichte des Gebäudes oder an sei-ner Funktion in der Örtlichkeit orientieren. Der situative Bezug ist ein bewährtes Merk-mal guter Fassadenkunst, das wir auch bei unseren Arbeiten mit einbeziehen wollen.

District Culture ist Fassadenkunst im 21. Jahrhundert. Mit einer Gruppe von jungen Künstlern, Grafikern und Malern werden Gestaltungsvorschläge für Objekte im öffentlichen Raum entworfen. Die gemeinsam erarbeitete künstlerische Strategie integriert Elemente von Street-Art über Compu-tergrafik bis hin zu klassischer Malerei. Unser Projekt po-sitioniert sich dabei vor allem an Schwachstellen in der Stadtstruktur, die attraktiver werden sollen.

38 districtculture.ch

District CultureFlorian Erhardt

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Bild oben: Auftragskunst in Münchenstein vom District-Culture-TeamBild unten: Digitaler Gestaltungsvorschlag von iHad für die Nordwand an der Klybeckstrasse 255

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Dank und TeamFlorian Erhardt/ ProjektleitungMax Spielmann/ HyperWerkDiplomcoach Sabine Fischer/ HyperWerkBeratungRoland Zaugg/ externer CoachRaphael Borer und Raphael Itten/ Kunst-konzepte und UmsetzungBeat Müller/ Spezialist WerkmaterialStefan Kempf/ Supporter HomepageSimon Siegenthaler/ CI und CDJoel Sames/ FotografieAndré Grellinger und Claudio Kuenzler/Feedback und Brainstorm

Ralf Neubauer/ Supporter TextKilian Dellers/ Kontakt WGK

Besonderer Dank geht an:Carolin Kolb/SponsoringDeborah Luethy/SponsoringIyad El Qirinawi/SponsoringRoman Hueber/ Kontakt Jugendhaus St. Johann

Kunstwerke im öffentlichen Raum können, wenn sie richtig und in genügender Anzahl platziert sind, längerfristig die Wohnqualität in einem Quartier steigern. Es ist offensicht-lich, dass Fassadenkunst einen solchen Prozess nicht allein auslösen kann, dazu ist mehr nötig; aber sie kann eine wichti-ge Rolle in einer entsprechenden Entwicklung spielen. Aus-serdem ist die Fassadenkunst im Vergleich zu anderen Werk-zeugen der Quartieraufwertung sicher das kostengünstigste.Mit öffentlichen Vernissagen in einem Quartier soll auch der Dialog und Austausch zwischen den Anwohnern gefördert werden. Dieses Potenzial zu verwirklichen, liegt nicht nur in den Händen der Künstler, sondern auch in denen der Auftrag-geber und Anwohner.

Wenn die oben genannten Pilotprojekte Erfolg haben und im Quartier angenommen werden, möchten wir noch einen Schritt weiter gehen: Eine mögliche Vision ist, ein Kunst-werk über ein ganzes Quartier zu verteilen. So könnte man ein Kunstwerk über seine verschiedenen Stationen ”erleben“ und den visuellen Eindruck auch mit einer Quartier-Erfah-rung verbinden. Man müsste es auch nicht bei der Bemalung einer Fassade belassen, sondern könnte beispielsweise auch im Treppenhaus zur Aussendekoration passende Motive an-bringen. – Wäre es nicht aufregend, sagen zu können, dass man in einem Kunstwerk wohnt?

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resoluting.net 41

Als Grundlage des Projektverlaufs entwickelten wir die Arbeitsthese für ein solidarisches Prinzip, das im bestehenden wirtschaftlichen Kontext verbesserte Chancen be-sitzt, stabil zu arbeiten, ohne sich substanziell wandeln zu müssen.Dazu fand eine erste Auseinandersetzung mit den geschichtlichen Hintergründen und Mo-tivationen unterschiedlicher Führungs- und Organisationsansätze statt. Die so und im Dialog mit einer Fachperson gesammelten Erkenntnisse wurden anschliessend in Form der These verarbeitet. Der erste Entwurf zur Anwendung der These bezog sich auf die strukturierende Instanz selbst. Es sollte eine Führungsstruktur geschaffen werden, die über exakt dieselben, sich im Kontext selbst regulierenden Motivationsmuster funktio-niert wie die Strukturen, die sie ihrerseits initiieren soll. Dies geschah unter anderem über die Trennung von Aufgabenbereichen aufgrund der in der These formulierten moti-vationstechnischen Zuordnung. So wurden als Basis beziehungsweise zur dynamischen Richtungsgebung zwei voneinander unab-

hängige juristische Personen in Form von zwei Vereinen ins Le-ben gerufen. Der zweite Entwurf, auf der These basiert, stellte den Ansatz für den Prozess der Dienst-leistungsinnovation dar. In Kol-laboration mit unterschiedlichen

Partnern aus der Kreativwirtschaft sowie mit kantonalen Institutionen wurde der Entwurf anschliessend über mehrere Monate hinweg zum exemplarischen Geschäftsmodell weiter-entwickelt und weiter verfeinert. Während der Akquisitionsphase wurde das Produkt dann der Zielgruppe wie auch einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die vielfältigen Rückmeldungen wurden im Projektfazit do-kumentiert und aufgearbeitet. Danach arbei-teten wir an den für eine praktische Umset-zung nötigen Nebenprodukten, wie zum Beispiel an einem umfassenden Marketing- und PR-Konzept sowie an einer Innovation im Bereich Raumkonstruktion.

Wie lassen sich in einem wirtschaftlich ausgerichteten Ge-schäftmodell kreative Kleinstbetriebe fördern? Oder: Wie lassen sich solidarische Prinzipien so strukturieren, dass sie in einem kommerziell ausgerichteten Geschäftsmodell zur Förderung von unabhängigen Kleinstbetrieben eingesetzt werden können? Das Projekt ist eine Gratwanderung zwi-schen ökonomisch und soziokulturell basierten Modellen.

Resolute 2.0Sacha Roche

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Das Modell am künfigen Standort Erlenmatt

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Team und DankMichael Schär (Assistenz Kommunikation), Regula Düggelin (Soziokulturelle Beurtei-lung), Michael Bertram (Wirtschaftliche Beurteilung), Claudia Peter (Kreativwirt-schaftliche Beurteilung), Jakub Samocho-wiec (Sozialpsychologische Assistenz und Beurteilung), Tanja Klein, Walter Reinhard, Claudia Güdel (Privatwirtschaftliche Beur-teilung), Hardy Müller (Assistenz Kon-struktion, Beurteilung Statik), Claudia Jeger (Baueingabe), Albi Bärtschi (Assistenz Me-tallbau), Daniela Mathis (Assistenz Innova-tion).Ich bedanke mich herzlich bei Euch allen.

KontaktSacha Roche [email protected] [email protected] 76 460 50 10

Aus dem Projekt hervorgegangen ist eine Theorie, die be-schreibt, wie Motivation in offenen solidarischen Strukturen zu stabilisieren ist, ohne die Struktur wirtschaftlich abgren-zen oder wesentlich transformieren zu müssen. Dabei wird grundsätzlich von zwei bekannten, einander ergänzenden Motivationsebenen ausgegangen.

Zusammengefasst besagt die These, dass durch eine bestimm-te systematische Trennung und Harmonisierung der intrinsi-schen und extrinsischen Motivationsebenen ein langfristig deutlich stabilisierter Verlauf des Motivationsgrades erreicht werden kann. Motivation wird gezielt in der Form gefördert, wie sie für den langfristig effizienten Betrieb von offenen so-lidarischen Strukturen unabdingbar erscheint. Die darauf basierende Dienstleistungsinnovation beinhaltet im Wesent-lichen die effektive Simulation genossenschaftlicher Prozesse. Dabei galt der Anspruch, genossenschaftliche Mehrwerte in Form einer klassischen Dienstleistung verfügbar zu machen, also auf liberaler Basis vertreiben zukönnen. Als exemplari-sches Geschäftsmodell entstand die Young Designers' Mall, eine kulturelle und kommerzielle Plattform für unabhängige Designer, Labels und Händler.

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Idee und Konzeption – interak-tive Einbettung, neue Distribu-tionschancen, verhältnismässig einfache Produktion: Mein Di-plomprojekt sollte sich im noch sehr jungen Feld Onlinevideo be-wegen, da dieses viel Spielraum für neue Formen bietet. Andererseits sollte ein externer Projektpartner von Anfang an klare Anforderungen stellen, damit Inter-View möglichst genaue Ziele verfolgen konnte. – Mit dem Projekt Foodscape, das Teil des Programms ”Swiss Chinese Cultural Explorations“ der Pro Helvetia ist, fand ich schon im September meinen Partner: ein in-terkulturelles Projekt, nicht zu gross, aber grösser als Inter-View selbst, offen für ein studentisches Satellitenprojekt, das die Ar-beit der Schrift-steller und Fotografen des Projekts mit Video erweitern würde. Darauf wollten sich, frisch in China gelandet, nicht alle Schweizer Schriftsteller einlassen. Die Skepsis war gross, zumal man sich selbst, in der internationalen Sprache Englisch weniger souverän navigierend, in einer undefinierten Projektsituation wiederfand. Lektion 1: Bei

dokumentarischem Filmen sollte der Konzeption persönliche Feld-forschung vorangehen. Lektion 2: Inter-View ist Beziehungsarbeit – ein eingespieltes Team ist von Vorteil. Lektion 3: Kommen Zeit und Engagement, kommt Ver-

trauen. Editing und Publikation – zurück in der Schweiz ging es im Prozess des Schnei-dens um Rekonstruktion beziehungsweise Konstruktion der Reiserealität und des Inter-View. Eine Recherche und Begriffsklärung sollte der Film werden – und eine emotionale Verdichtung. Mit langem Atem zu klaren Kurzfilmen fürs kurzatmige Web. Aber nicht nur – Lektion 4: Inter-View hat mehrere Auf-traggeber und Zielgruppen und sollte ihnen gemäss verstanden werden: erstens Hyper-Werk und das Projekt space09 (Inter-View steht für Prozessgestaltung, Verhandlung von Lebenswelt und Raumproduktion), zweitens die Foodscape-Projektleitung (Inter-View steht für mediale Multiplikation), drittens die Schriftsteller (Inter-View steht für Autoren-film), viertens das Fernsehen (Inter-View steht für Reportage zwischen Ost und West).

Inter-View beantwortet mit einer Videoarbeit die Frage, wie diese Dokumentations- beziehungsweise Kommunika-tionsform der Auseinandersetzung mit dem Kontext des Partnerprojekts Foodscape gerecht wird. Prozess und Re-sultat sind geprägt vom Grundgedanken des Projekts: das Interviewen als ein Geschehen zwischen den Sichten – die Reisen nach China und durch die Schweiz als Inter-View zwischen zwei Kulturen.

Inter-ViewMilan Büttner

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Schweiz – China: Zwei Kulturen im Inter-View

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Zwischen Foodscape und Inter-View entstand während der zwei Reisen ein intensiver Aus-tausch: Die Autoren des Foodscape-Projekts nahmen an der Diskussion um die ”Vision du Réel“ von Inter-View teil, und gleichzeitig war Inter-View Teil des Foodscape-Projektgesche-hens. Ein grosser Dank für die Auseinanderset-zung gilt den Autorinnen und Autoren Odile Cornu, Peter Weber, Arno Camenisch, Vanni Bianconi, Sou Vai Keng, Lo Kwai Cheung, Jiang Qian und der Projektleiterin Margrit Manz, so-wie Martin Zeller, der auch die Dreharbeiten von Inter-View dokumentierte. Janos Tedeschi und Dominik Grob waren während je einer Reise Partner beim Interviewen und beim ”Drehen“.

Tian Xia und Mary Ann O’Donnell übersetzten aus dem Chinesischen. Ralf Neubauer korrigier-te englische Untertitel und deutsche Texte. Kambiz Shafei trug mit der Gestaltung des Cor-porate Designs zur Identitätsfindung bei. Tobias Koch war verantwortlich für das Sounddesign. Verschiedene Bands stellten ihre Musik für die Videos zur Verfügung. Sabine Fischer beriet das Projekt in der Konzeptionsphase. Anka Semmig beriet es als interner Coach in allen Kommunika-tionsfragen. Franz Kasperski betreute als exter-ner Coach die Videoarbeit. Allen gilt ein herzlicher [email protected]

Was meinte der chinesische Autor, als er im Videointerview sagte, „If you speak with a person, use a person’s language. If you speak with a ghost, use a ghost’s language“? – Ohne das Wissen um den kulturellen Kontext dieses chinesischen Sprichworts hilft auch die beste Übersetzung aus dem Chine-sischen (ins Englische) nichts. Dies ist ein Beispiel dafür, dass ein (mehrsprachiges) Filmprojekt zur Übersetzungsarbeit zwischen Kulturen immer auch selbst Übersetzungsarbeit zwischen Sprachen und Kulturen ist. Prozess- und Produkt-gestaltung sind deshalb sowohl inhaltlich als auch methodisch untrennbar. In der Auseinandersetzung mit dem einen lernt man das andere verstehen.

Das Sprichwort meint, man solle immer dem Empfänger gemäss kommunizieren, wobei ”ghost“ im Chinesischen für einen Unmenschen (und im Kontext der Opiumkriege auch für einen Ausländer) stand und steht. – Auch die Aufgaben-stellung von Inter-View war ja, die dem Gegenüber jeweils entsprechende Sprache zu finden: Was ist nun also eine dem Partnerprojekt und dem Web angemessene audiovisuelle Re-präsentationsform?

Sowohl auf projektstrategischer als auch auf technisch-drama-turgischer Ebene ist Inter-View ein für die Entwicklungen der letzten Jahre vielleicht typisches Medienprodukt gewor-den. Die Inhalte wurden schliesslich nicht für ein einziges Medium aufbereitet, sondern in verschiedene Formen ge-bracht: Kurzsequenzen und Kurzfilme zur Einbettung ins Internet, eine DVD als Teil der Buchpublikation von Food-scape, die an der Frankfurter und an der Pekinger Buchmesse vorgestellt wird, und eine dreissigminütige Reportage für 3sat (Erstausstrahlung am 1. August 2009).

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jinn.TV 47

JINN.TV ist ein unabhängiges und nichtkommerzielles WebTV, das seine Aufmerksamkeit dem Balkan und dem Orient widmet. Als Crossmedia-Projekt platziert sich JINN.TV zwischen den klassischen Medien wie Zeitung und Fernsehen und ist ein Modell für Medien im Internet. Die von JINN.TV selbst erstellten Videobeiträge blicken über die Grenzen hinaus mit der Absicht, ein medial verbin-dendes Portal zwischen Okzident und Orient zu schaffen.

Nach sechs Monaten Entwick-lung verfügt JINN.TV über eine funktionierende Online-Platt-form, die noch weiter ausgebaut und entwickelt wird. Eine Aus-wahl von kurzen Filmen aus dem Kosovo, der Türkei, Tadschiki-stan und der Schweiz geben JINN.TV bereits ein Gesicht und lassen unsere zukünftige Ausrichtung erahnen. Dieses WebTV-Pilot-projekt mutiert fortlaufend, um im Experi-ment praxisnahe Erfahrungswerte zu sam-meln und Dokumentationsarbeit vor Ort zu betreiben. Die von JINN.TV produzierten Videos werden so rasch wie möglich auf die JINN.TV-Internetplattform hochgeladen und gewährleisten damit journalistische Ak-tualität. JINN.TV sucht auch den Kontakt zu Medienschaffenden im In- und Ausland mit der Absicht, die Idee eines offenen Orient-WebTV zu verbreiten und eine lebendige Vielfalt an verschiedenen Sichten und Berich-ten aus nah und fern zu erreichen. Damit ar-beitet JINN.TV bewusst offen und pluralis-tisch, um den Kulturen des Orients auch in Form, Methode und Charakter gerecht zu

werden. Das Corporate Manifest von JINN.TV, das die ethischen Grundsätze des WebTV definiert, lehnt sich an Karl Poppers Vor-stellung von einer offenen Gesell-schaft an. Gleichzeitig orientiert es sich an islamischen Prämissen

der guten Absicht. Wir treten ein für die un-zensierte Meinungsäusserung und den un-eingeschränkten Zugang zu Information. So verknüpft JINN.TV Elemente des Orients und des Ok-zidents, um als eigenständiges, auf den orientalischen Raum konzentriertes WebTV wahrgenommen zu werden. Das Wort Jinn – im Deutschen: Dschinn – kommt sowohl in der Bibel als auch im Koran vor; es entstammt der präislamischen Mythologie und bezeichnet ein übernatürliches Wesen, das gut oder böse sein kann. Jinn ist universal in allen Kulturen des Orients verständlich. Als mediale Wunderlampe entlässt JINN.TV die guten und bösen Geister des Orients und Okzidents in den Äther.

JINN.TVFabian Damioli

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Quelle: www.archive.org

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JINN.TV macht viele kleine Schritte auf einem langen Weg, ohne dabei auf ein fixes Endziel zuzusteuern. Jeden Tag aufs Neue bewältigt JINN.TV das Chaos und gelangt nach dem Multitasking-Prinzip ein Stück weiter in Richtung Orient. Seit ihrer Lancierung vor vier Monaten haben bereits 4'000 Leute die Webseite besucht; etwa 50% der Besucher surfen sie wiederholt an. Dabei zeichnet sich ab, dass JINN.TV aus allen Kontinenten besucht wird, ohne dass wir ausserhalb un-serer Arbeit Promotion betrieben hätten. JINN.TV arbeitet nicht nur im virtuellen Raum, sondern versucht auch, die Filme direkt zu den Menschen zu bringen: In improvisierten Kinovorführungen werden Videobeiträge öffentlich gezeigt.

JINN.TV manifestiert sich damit auch im realen Raum; auf diese Weise wird das Label gestärkt und der direkte Aus-tausch mit dem Publikum gesucht. JINN.TV praktiziert ein nomadisches Redaktionskonzept und berichtet live von nah und fern. Via Internet-Live-Broadcast versucht JINN.TV, sich auch einen Ruf als ’’richtiges“, in Echtzeit arbeitendes Fernsehen aufzubauen. Dies in der Hoffnung, dass JINN.TV in zehn Jahren über eigene Satelliten verfügt, um per Parabol-antenne global empfangbar zu sein. Eine Förderstiftung soll ins Leben gerufen werden, die dieses Vorhaben langfristig unterstützt. – Von den Satelliten zurück auf den Boden der Realität: Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist JINN.TV bereits wieder auf und davon für Sie, irgendwo zwischen Balkan und Hindukusch, auf der Suche nach weiteren spannenden Ge-schichten von Menschen und ihrer Sicht auf die Welt.

Inschallah, mögen die Geister JINN.TV gut gesinnt sein.

jinn.TV 49

Team und DankJINN.TV bedankt sich bei allen JINN.TV-Zuschauern und -Förderern. Im Speziellen möchte JINN.TV den folgen-den Personen danken: Dr. Basil Stotz für die stete, kompetente Be-ratung, Dr. Martin Zimper als sehr hilfsbe-reitem externem Mentor, Anka Semming für das HyperWerkCoaching, Stefane Laede-rich und Kristina Kruck von der Roma Foun-dation Zürich, Konrad Sigl als treuem Abi und Wordpress Developer, Hakan Caftar für den gelungenen Istanbul-Dreh 2009, der Stadtplanerin Evrim aus Istanbul für die freundliche Unterstützung, Eleni Petropolou

für den Film ”Roma Ruhu“ und für die moti-vierenden Zusprüche aus Griechenland, Sa-muel Franklin und Moritz Laass für ihren Beitrag aus Israel, Jakob & Ali für ihren Bei-trag aus Libanon, Zlocesta Maka für ihre Näharbeiten, Social Club FreePort 4057 Ad-rian Schmid & Franklin Aktaschli, Irina Schulthess für die Korrekturen, Ralf Neu-bauer für die Übersetzungen ins Englische, Annina Witschi, Joel Sames und Philipp Whitfield für die JINN.TV-Gadgets sowie Sinem Erdogan für ihre freundlichen Worte aus Istanbul. www.jinn.tv

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50 [email protected]

Die ersten Wochen in Bombay lassen sich am besten als Prozess der Eingrenzung beschreiben. Es stellte sich als äusserst schwierig heraus, aus dieser völlig chao-tischen Riesenstadt einen Mikro-kosmos herauszulösen, in dem sich eine Geschichte über das Leben der un-tersten sozialen Schichten erzählen lässt. Nach wochenlanger Suche in den Slums von Bombay merkten wir, dass die interessanteste Situation für unser Projekt die ganze Zeit vor unserer Hoteltüre lag – im Touristenviertel rund um das Gateway of India. Wir freunde-ten uns mit verschiedenen Bettlern und Stras-senverkäufern aus dieser Gegend an und lern-ten sie besser kennen – doch ohne zu wissen, dass wir es mit Pardhi zu tun hatten. Eines der grossen Probleme des Projektes begann sich jedoch bereits abzuzeichnen: Wie mit Geldforderungen potenzieller Protagonisten umgehen? Nach einigen schwierigen Situa-tionen beschlossen wir, professionelle Hilfe aufzusuchen und kontaktierten Dinaz Stafford; sie ist eine wichtige indische Filmproduzen-tin und leitet zugleich den Salaam Balak

Trust, eine Organisation, die sich für Strassenkinder einsetzt. Sie erst machte uns darauf aufmerk-sam, dass es sich bei unseren po-tenziellen Protagonisten um Par-dhi handelt, um ein ausgestossenes Volk, einen sogenannten ”Crimi-

nal Tribe“. – Endlich hatten wir unser Thema gefunden. In der Folge verbrachten wir viel Zeit mit einer Gruppe von jungen Pardhi, luden sie zum Essen ein, überliessen ihnen eine Fotokamera und begannen, Interviews zu machen. Eine Konstante im Leben der Par-dhi ist die geradezu ständige und auch begrün-dete Angst vor Übergriffen der Polizei, was das Filmen extrem erschwerte und auch uns einem ständigen Druck aussetzte. Wir began-nen zu fragen, warum die Polizei eigentlich so selbstverständlich hinter ihnen her sei, und die Antwort, die wir immer wieder zu hören bekamen, war so einfach wie rätselhaft: „Be-cause we are Pardhi.“ Dieser Satz führte mich zur Essenz dieses Projektes: Er beinhaltet neben dem offensichtlichen Rassismuspro-blem nämlich noch etwas anderes – das Un-wissen über die eigene Vergangenheit.

In Bombay, gleich beim Gateway of India, leben etwa zwan-zig Familien auf der Strasse. Sie alle sind Pardhi und gehö-ren damit zu einer Ethnie von „Trickstern“ – von Strassen-händlern und Kleinkriminellen. In einer Mischung aus Bet-teln und Handeln verkaufen sie Ramsch an die Touristen aus dem Westen. Mit den Pardhi zusammen zeichnen wir All-tagssituationen auf und destillieren diese zu einem Konzept für einen Dokumentarfilm über ein unterdrücktes Volk.

Beggar TalesChristof Schäfer

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Ich kaufte einen billigen analogen Fotoapparat, den ich verschiedenen Leuten in der Gruppe für jeweils ein paar Tage auslieh. Die Fotografen erhielten anschliessend Abzüge der Bilder.

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52 [email protected]

TeamAssistenz: Janos TedeschiGrafik: Lisa Bomsdorf

PartnerDinaz Stafford, Filmproduzentin und Trustee des Salaam Balak Trust, www.salaamstreetkids.org;Dakxin Bajrange Chhara, Filmemacher und Gründer des Budhan Theaters, www.budhantheater.org; Dilip D'Souza, Journalist und Buchautor,www.rediff.com/news/dsouza.html;Ajay Dandikar, Experte Denotified Tribes.

KontaktChristof SchäferKlybeckstrasse 250CH-4057 [email protected]

Die Briten hatten während ihrer Kolonialherrschaft in Indien ein monströses Gesetz erlassen, das die Pardhi und etwa 150 weitere Ethnien als notorisch kriminell brandmarkte. Der so-genannte ”Criminal Tribes Act“ wurde zwar 1950 offiziell abgeschafft, aber das Stigma der Kriminalität bestimmt das Leben der Pardhi bis heute, ohne dass sie wüssten warum. In den Beggar Tales werden wir deshalb in einer zweiten Pro-jektphase zusammen mit Dakxin Bajrange – Film- und Thea-termacher und selbst Mitglied eines sogenannten ”Criminal Tribe“ – und mit unserer Gruppe vom Gateway in einem par-tizipativen Prozess clipartige Szenen aus der Vergangenheit der Pardhi entwerfen und in einen Dokumentarfilm über heu-tige Realitäten einfliessen lassen. Als verbindendes Element dient dabei ein Making-of der historischen Szenen. Dieses Vorgehen ist äusserst interessant, weil es einerseits das Ver-erben von Verhaltensmustern in einer Gesellschaft über die Generationen hinweg aufzeigt und andererseits den Pardhi ihre Vergangenheit zurückgibt, ihnen einen Kontext gibt, aus dem heraus sie das Unrecht, das sie täglich erleben, verstehen und vielleicht auch dagegen ankämpfen können.

”Beggar Tales“ reiht sich damit in eine bestimmte Tradition von partizipativen Dokumentarfilmen ein – wie etwa ”37 Arten ein Schaf zu nutzen“ –, erreicht jedoch durch die Viel-falt und politische Brisanz der Fragestellungen eine weit hö-here Komplexität.

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rotweisskariert started out as an intercultural exchange between Japan and Switzerland. The main goal was to make each country at-tractive for the other one and show what the people are like on a vir-tual platform. Quickly, this idea grew larger, and this one exchange was just the starting point; more countries will get in-volved and go through that transposition pro-cess.This turned out to be a lot of work, and the specific need was not clear at all.That is why we stopped pursuing the goal of position-ing ourselves in an international context. Af-ter a lot of research on social networking and on collaborative online tools, we drastically changed our concept and aimed at local ex-change and collaboration. rotweisskariert became a label and consists now of two key elements which it uses to cultivate local groups of people: a virtual web platform and public events. The virtual web platform – also referred to as the picnic platform – is a place where people get together and exchange in a productive way. Each picnic will have the function of presenting information to the

public and also of collaborating with members of corresponding picnics. There will also be various tools to make this possible, rang-ing from simple document and file sharing all the way to real-time webcam conferencing. Ease of use

of this platform is a significant aspect; this is why we developed the picnic cloud, an entry page that will guide the user to the relevant information in a most convenient way.

The public events will be used to promote the label and incite people to join the picnic plat-form. Such events shall make use of already existing virtual picnics to create target-spe-cific happenings: examples would be an open-air of band picnics, or a collection of design picnics. During this development we have consulted many experts, from web develop-ers to investors. The experience we have made during the development of this project has taken us successfully to where we are now.

rotweisskariert is a label which encourages locality by bring- ing people together and having them collaborate. Events organized by rotweisskariert will promote virtual picnics on wepicnic – the virtual picnic platform – by gathering them and taking them to the real world. If you are a part of a picnic – a picnic member – you will have access to certain private sections. This gives the members ways to interact with other members without being exposed to the visitor.

rotweisskariert.com 53

rotweisskariertChristopher Scott

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rotweisskariert: reinventing your social network experience

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Thanks to my TeamThomas Keller – marketingKoh Ohori – public relationsRosemarie Jungheim – assistantStephan Kümin – event managerJohannes Willi – promoterMathias Stich, Carol Burri – photographersMax Spielmann – HyperWerkCoach

Many thanks to:Marc Champion, Manuel Bürkli, Guillaume Beauverd, Myrta Holinger, Yael Ellenbroek,Kathrin Zwahlen, Elia Bianchi, Marco Ca-tanzariti, Enrika Charles, Andrea Florence, Andreas Friedwagner, Stefan Keller, Andreas Künzi; Hinterhof GmbH, Lichterloh

And of course to everyone else who helped us on our way.

We have learned a lot while working on this project – mainly, that there always needs to be a good mix between planning and doing. Initially, we were excited and wanted to get as quickly as possible to what we thought was our goal. None of us really had a clear picture of what we were doing, and some-times our ideas about rotweisskariert differed quite a bit. So we put on our brakes, and that gave us enough time to develop a concept which then was followed by a business plan. This gave us an overview of what was needed for rotweisskariert to realize its full potential.

The size of this project forced us to focus on the conceptual planning. We are now ready to present our vision and supply the necessary information to get other people involved who are interested in investing into our project.

We are happy to have paved the way for the future of rotweiss-kariert. It is in our best interest to push the boundaries of cur-rent social experiences and make a difference by providing quality services.

For further information, visit www.rotweisskariert.com. Hopefully, we see each other on the next picnic!

rotweisskariert.com 55

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56 ecumes.net

Am Anfang gab es eine Reise von Basel nach Saint Louis. Ende 2007 berichtete ich schriftlich über eine ornamental um eine neuapostoli-sche Kirche herum gebaute Häu-sersiedlung hinter Basel. Luca Beeler fotografierte. Später, im Herbst 2008, besuchten wir die vermeintlich individuelle Lebenswelt einer abgeschottet lebenden esoterischen Kommune in Nord-italien. Die daraus entstandene Arbeit wurde im März 2009 im Kulturmagazin Saiten abgedruckt und bildete die Grundlage für die April-Ausgabe New Religions der Fabrik-zeitung in Zürich. Ende April 2009, im Rahmen einer spirituellen Reiseerfahrung, besuchten wir dann die ”Stadt des Zukunfts- menschen“ Auroville, die im Süden Indiens liegt. Währenddessen besuchte unser Korre-spondent Fabian Diem die einstige Muster-vorstadt der Firma Levitt im US-Bundesstaat Pennsylvania. Zwischen den Reisevorberei-tungen und Recherchen veranstalteten wir regelmässige Redaktionsessen in Zürich, zu denen wir weitere Beitragende einluden, um ein gemeinsames Grundgefühl und eine Hal-

tung für die entstehende Publika-tion zu entwickeln. Bei diesen Gelegenheiten wurden die entste-henden Beiträge, das Gestaltungs-konzept und Künstleranfragen be-sprochen. Zusammen mit Pascal Alexander bestritt ich die Heraus-

geberschaft. Es stellte sich heraus, dass der Redaktion im Projektverlauf die nötige Dis-tanz zur eigenen Arbeit stetig abhanden ge-kommen war. Deswegen wurde Marietta Eugster, eine Buch- und Magazingestalterin, für die Erarbeitung des Layouts gewonnen.

Im Juni und Juli 2009 trugen wir unser Mate-rial zusammen und erarbeiteten gemeinsam eine Auswahl aus den Beiträgen, eine konsis-tente Dramaturgie sowie die grafische Um-setzung des Buch-Prototyps. Dies geschah in angenehmer Zusammenarbeit mit dem Kura-tor, Publizist und Dozent Martin Jaeggi, der Rhetorikerin Anka Semmig und dem Lektor und Übersetzer Ralf Neubauer.

Wie manifestieren sich verschiedene Lebensformen und Weltanschauungen im Raum? Wir haben auratisch aufgela-dene Oberflächen schriftlich und bildlich ausgelotet. Ziel war es, einerseits als Reporter und Fotograf dokumenta-risch zu arbeiten und die Resultate fortlaufend zu publizie-ren, und andererseits als Herausgeber verschiedene Künst-ler und Journalisten, die sich in ähnlichen Themenfeldern bewegen, in einem eigenen Druckerzeugnis zu versammeln.

EcumesAndreas Koller

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Bild oben: Zwischen Basel und St. Louis, 2007 Foto: Luca BeelerBild unten: Auroville New Creation School, 2009 Foto: Luca Beeler

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Dank Danke schön, herzlichen Dank an alle Beteiligten.

TeamRedaktion: Andreas Koller, Luca Beeler, Pascal Alexander und Fabian Diem; Beitra-gende: Benni Bischoff, Luca Beeler, Hakim Bey, Georges Blunier, Michael, Bodenmann, Simon Boudvin, Daniel Brook, Fabian Diem, Heiko Holzberger, Jan Kempernaes, Andre-as Koller, Tom Kummer, Willem Jan Neute-lings, Peter Sutherland, Seth Price, Emanuel Rossetti, Andrew Rowat, Charlie White

PartnerFabrikzeitung Zürich, The Great Pyramid, GOOD Magazine, Motto Distribution, JRP Ringier

Interner Coach: Anka SemmigExterner Coach: Martin JaeggiLayout: Marietta EugsterLektorat: Ralf NeubauerAssistenz: Jonas Kernen

Kontakt www.ecumes.netwww.navigatingtheatmosphere.com

Die Publikation erschien im standardisierten Research-Pa-per- und Katalogformat Din-A4. Ziel war es, eine General-Interest-Publikation zu machen für ein Publikum ohne festes Weltbild, nirgendwo ganz beheimatet. Diese Generation – so ihr Erfinder Markus Peichl – kennt „keine Wahrheit“ und „kein Ideal“ und gleichzeitig „viel zu viele“ Wahrheiten und Ideale. Es fehlt an einer fixierbaren Identität. Vermutlich han-delt es sich bei dieser Bestimmung einer Zielgruppe einfach um die „Behauptung einer Generation“, auf der Grundlage einer selbsterstellten Zeitdiagnose.

Neben der Arbeit an der Publikation wurde Einzelnes schon vorab in Kulturmagazinen veröffentlicht; dies half, die Pro-krastination ein wenig einzudämmen und schon früh an kon-krete Resultate zu gelangen. Im Rahmen des Projekts suchten wir nach Wegen, im heutigen Bild- und Zitiertheater, inmit-ten der irren Flut optischer Eindrücke und zusammenhang-loser Informationen, noch Geschichten zu erzählen. Und zwar in Form von Reportagen und Künstlerbeiträgen, die sich mit postmodernen Benutzeroberflächen auseinandersetzen; beispielsweise mit der perfekten Freizeitikonografie ameri-kanischer Suburbs, mit der Gated-Community-Kopie eben-dieser Amerikakulisse in der Nähe Beijings, oder mit spiritu-ellen Gemeinschaften, die den Graben zwischen Ideal und gelebtem Alltag aufsimulieren – Bastelorte.

Im Verlauf der Arbeit am Projekt stellte sich heraus, dass die koloniale terra incognita nur noch bedingt existiert; das ver-meintlich Bekannte entpuppte sich als drastisch exotischer.

58 ecumes.net

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hausnummer10.ch 59

Wie lassen sich Lebensgeschich-ten von Menschen, die in einem bestimmten Gebiet leben, sam-meln und darstellen, um die Ge-schichte des Gebietes neu zu er-zählen? Mit dieser Frage bin ich im Oktober 2008 in mein Diplom-jahr gestartet. ”Sammeln“ und ”Darstellen“ sind die Kernbegriffe meiner Bachelorarbeit. ”Sammeln“ ist der kommunikative Aspekt: Wie bringe ich die Partizipanten dazu, sich mir zu öffnen und ihre Geschichten preiszu-geben? ”Darstellen“ ist der gestalterische As-pekt, in dem meine Kernkompetenzen als diplomierende Gestalterin liegen. Das Thema ”Geschichten“ stand frühzeitig fest. Mir geht es ausschliesslich um reale Geschichten, also darum, was Menschen in Grossbasel Nord tatsächlich erlebt haben und erleben. Ange-fangen habe wir mit einer breit angelegten Recherche und einem Ideenkatalog. Ich habe vor allem versucht, Projekte ausfindig zu ma-chen, die in eine ähnliche Richtung weisen wie mein Projekt. ”Oral History“ ist seit Be-ginn meiner Recherche ein Thema. Ich be-suchte immer wieder das Quartier, in dem

mein Projekt verortet ist, um die Umgebung fotografisch festzu-halten. Mit Hilfe einer Mindmap-Methode habe ich mir regelmässig einen Überblick über das Projekt als Ganzes verschafft. Damit klärte ich ab, wo ich stand, um von

da aus weiterzuarbeiten. So konnte ich das Thema eingrenzen und die Recherche gezielt weiterführen. Der Begriff des Spiels ist wich-tig: Wie kann ich bei potenziellen Teilneh-mern spielerisch Motivation wecken? – Auch wenn das Endprodukt kein Spiel ist, hat mich die Auseinandersetzung damit meinem Ziel nähergebracht. So kam ich an den Punkt, an dem ich mich entschied, Personen über per-sönliche Objekte erzählen zu lassen. Durch das Erzählen über Gegenstände ist es möglich, auf eine ungezwungene Art und Weise den Lebensgeschichten der Teilnehmer nahezu-kommen. Objekte erleichtern den Zugang zur Person und zur Vergangenheit; dennoch blei-ben die Geschichten persönlich und authen-tisch. Der Schwerpunkt meiner Diplomarbeit lag in der Konzeption, die zu einer reduzier-ten und schlüssigen Realisierung führte.

Hausnummer 10 ist ein Ausstellungskonzept, das Lebens-welten von Personen zeigt, die in Spannungsgebieten leben. Im urbanistischen Kontext sind Spannungsgebiete Stadtge-genden, die in einem Umbruch stehen und keine eindeutige Identität haben. Basel Nord ist ein solches Gebiet mit provi-sorischem Charakter. Zu sehen sind Fotografien von Wohn-situationen; zu lesen und zu hören gibt es die Geschichten der teilnehmenden Bewohner zu persönlichen Objekten.

Hausnummer 10Annette Ebi

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„Hier ist nichts zu vergleichen mit dem Ort, an dem ich früher gelebt habe. Das Einzige, was gleich geblieben ist, sind meine Sachen, und dass hier auch mein Zuhause ist.“

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hausnummer10.ch 61

Team und DankLisa Bomsdorf, Studentin am HyperWerk, hatte die Diplomassistenz übernommen; sie hat mich gut unterstützt und brachte immer wieder frische Ideen. Die konstruktiven Feedbackgespräche mit Anka Semmig, Hy-perWerk-Kommunikationsdozentin, waren mir immer eine gute Stütze. Meine externe Coachin war Linda Cassens Stoian; sie ist Künstlerin und Kunsttheoretikerin und hat mich bei meiner konzeptionellen Arbeit sehr unterstützt – ich konnte sehr viel von ihr ler-nen. Oliver Wyss war die Kontaktperson zum Stellwerk, das André Grellinger, Reto Zürcher und ich als Partner für unsere ge-

meinsame Ausstellung gewinnen konnten. Jonas Kernen, Jean-François Gächter und Tian Xia haben fleissig an meinem Brainstorming teilgenommen, ebenso wie Annina Witschi, die mir auch sonst immer wieder selbstlos ge-holfen hat. Marijan von Allmen war mir bei Korrekturarbeiten und Webfragen behilflich. Ohne Euch alle wäre mein Projekt nicht mög-lich gewesen – Danke. Natürlich geht auch ein sehr grosses Dankeschön an alle, die ihre Le-bensräume öffneten und für Hausnummer 10 zur Verfügung stellten.

[email protected] www.hausnummer10.ch

Die Erzählungen wie auch die Fotografien sind anonym und werden alle gleich behandelt. Es ist Aufgabe des Betrachters, die Geschichten den Bildern zuzuordnen. Ihm soll nicht alles offengelegt werden, sondern er ist eingeladen, Geschichten zu konstruieren, so dass für jeden Betrachter Interpretations-spielraum offenbleibt und er oder sie jeweils eigene Schlüsse ziehen kann. Die Verortung im Quartier soll in den Fotogra-fien durch jeweils ein Fenster verdeutlicht werden; die Fens-ter verbinden die privaten Innenräume mit dem öffentlichen Aussenraum. Die Bilder und Geschichten werden im Bahnhof St. Johann zusammen mit zwei weiteren Diplomprojekten ausgestellt. Die Ausstellung wird die erste Zwischennutzung des stillge-legten Bahnhofs sein. Ein zweites Mal werden die Ergebnisse während der Sommerakademie space09 zu sehen sein.

Das Spannendste an diesem Projekt war die Art des Vorge-hens. Ich habe lange an der Verdichtung von Ideen gearbeitet. Der schwierigste Moment war für mich der Übergang von der konzeptionellen Überlegung zur realen Umsetzung meiner Arbeit. Diese Phase entpuppte sich dann als einer der wich-tigsten Aspekte meiner Auseinandersetzung und ist für mich von hohem persönlichem Wert.

„Hier ist nichts zu vergleichen mit dem Ort, an dem ich früher gelebt habe. Das Einzige, was gleich geblieben ist, sind meine Sachen, und dass hier auch mein Zuhause ist.“

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62 transit-interventionen.ch

Zu Beginn lag der Fokus auf der Auseinandersetzung mit den Un-orten und dem Erleben des Tran-sits über die Grenzen hinaus. Ich recherchierte, dokumentierte diese Räume und bezog die Unorte in meine Arbeit mit ein. Dann legten wir die Strategie des Intervenierens im öffent-lichen Raum als Vorgehensweise fest. Inter-ventionen können subtil als Mittel zur Kom-munikation und für die Gestaltung kreativer Raumbespielungen eingesetzt werden. Das wichtigste Kriterium in den Entwürfen war, dass diese Interventionen einen freien Um-gang mit dem Raum ermöglichen – wobei die Anteilnahme und die Bedürfnisse der Pas-santen immer im Mittelpunkt stehen: ein Wunschbaum, um die Wünsche von Pas-santen und Kindern aufzuhängen; die Rah-men-Bildwahl, wobei der Passant einen Bild-ausschnitt wählt, der für ihn oder sie schön ist; die Buchstaben, die an einer Tramhalte-stelle befestigt werden, um Botschaften zu schreiben und zu hinterlassen. Schliesslich fiel die Entscheidung für eine dreiphasige In-tervention: In der Phase ’Aktion Motivwahl‘

sollen der Passant und die Passan-tin ihre Umgebung wahrnehmen und anschliessend einen Bild-ausschnitt wählen. Dieses Bild wird fotografiert und kann ein paar Tage später auf www.transit-interventionen.ch betrachtet wer-

den. In der Phase ’Aktion Rahmeninstallation‘ stehen dann vom 2.7.2009 bis zum 8.7.2009 leere Bilderrahmen an den Orten, von denen aus die gewählten Motive anvisiert wurden; die Bildausschnitte können so in ihrer Umge-bung betrachtet werden. Mit der Phase ’Ak-tion Fotografieausstellung‘ findet die Präsen-tation der Motive vom 9.7.2009 bis zum 30.7.2009 in einer dezentralen Ausstellung im öffentlichen Raum statt: entlang dreier Transitstrassen – Elsässerstrasse (CH) zu Avenue de Bâle (FR), Hiltalingerstrasse (CH) zur Zollstrasse (DE) und entlang der Fuss-gängerbrücke zwischen Deutschland und Frankreich – sowie in öffentlichen Verkehrs- mitteln der Linie 50 zwischen Basel SBB und Euro-Airport, der Linie 55 zwischen Basel und Weil am Rhein und der Linie 604 des Distribus zwischen Basel und St. Louis.

Transit- und Industriegebiete sind aus der Sicht der Stadt-bewohner oft Unorte – Orte, die nicht zum Verweilen ge-macht sind. Dennoch haben diese urbanen Räume ihre eige-ne Bedeutung und Ästhetik; die trinationalen Grenzgänger sind sich dessen im Alltag nur selten bewusst. transit möch-te mit spielerischen Interventionen dazu einladen, sich mit seiner Umgebung zu befassen und mit ihr zu interagieren.

transitValeria Häberli

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Bild oben: Transit über die GrenzeBild unten: Was es mitten in St. Louis zu entdecken gibt

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64 transit-interventionen.ch

Team und Dank Ich möchte mich herzlich bei Frau Dagmar Jenny und Herrn Hanspeter Hediger von den Basler Verkehrsbetrieben bedanken. Ebenso herzlich danke ich Monsieur Vaxelaire, dem Verantwortlichen für den öffentlichen Ver-kehr in St. Louis, sowie Monsieur Igersheim, Président de la Communauté de Communes des Trois Frontiéres, die mir grosszügiger-weise erlaubt haben, meine mobile Fotogra-fieausstellung in ihren Bussen umsetzen zu dürfen.Meinem Coach Anka Semmig, Dozentin für Kommunikation am HyperWerk, möchte ich für ihre unermüdliche fachliche Unterstützung

danken. Ebenso danke ich Lukas Hodel, Ar-chitekt, der mir kompetent in Fragen der Ge-staltung und Konzeption zur Seite stand.Grossen Dank auch an mein studentisches HyperWerkTeam: Brigitte Fässler war die Fotografin; Jean-François Gächter war ver-antwortlich für die Kommunikation und Ko-ordination in Frankreich; Annina Witschi und Patricia Jordanov waren verantwortlich für gestalterische und konzeptionelle Umset-zungen; Patricia Käufeler für kompetente Beratung im Bereich der Kommunikation. Ausserdem danke ich Cécile Karlen, Raphael Faeh und dem Auf- und Abbauteam.

Der trinationale Raum zwischen der Schweiz, Frankreich und Deutschland bietet grosse Möglichkeiten für Austausch und Verbindung. Diese Chance soll genutzt werden. Deshalb möchte transit das Bewusstsein der Menschen für diese Orte schärfen und sie auffordern, über die Grenzen hinauszuschau-en und die Wahrnehmung des trinationalen Raums zu stär-ken.

„Nicht-Ort: Der Unterschied zum traditionellen, insbesonde-re anthropologischen Ort besteht im Fehlen von Geschichte, Relation und Identität, sowie in einer kommunikativen Ver-wahrlosung.“ – Marc Augé: Orte und Nicht-Orte. Frankfurt: S. Fischer, 1994

An einem Unort können aber auch Erlebnisse, Erinnerungen, Kommunikation entstehen. Mit diversen medialen Umset-zungen wird der Transitraum erzählt. Es sind Tonaufnahmen von Gesprächen mit Menschen entstanden, sowie Fotografien, die Bildwelten aus dem Grenzraum aus der Sicht von Passan-ten zeigen. Diese Bilder werden in einer mobilen Ausstellung auf Reisen über die Grenzen geschickt. Insgesamt entsteht so eine Geschichte über den trinationalen Raum der aneinander-grenzenden Städte: Basel, Weil am Rhein und St. Louis.

Der Ort wird neu erzählt – die Identitäten der Lebenswelten werden durch die Aufnahmen aus der jeweiligen Ich-Perspek-tive in ihrer Vielfalt reflektiert.

Kreative Raum-InterventionenInterventions créatrices dans l’espace

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thepeoplesoffice.net 65

Die mit dem Projekt einherge-hende Auseinandersetzung mit der Thematik hat gezeigt, dass vorwiegend junge, gut ausgebil-dete Kreativschaffende ein unab-hängiges und kollaboratives Arbei- ten anderen Formen vorziehen. Gespräche mit Experten und gezielte Umfra-gen halfen uns, besser zu verstehen, was denn die Ansprüche sind, die diese Gruppe an ihre Arbeitsumgebung stellt. Daraus entwickelten wir ein Konzept und anschliessend den Pro-totypen für unsere Co-Working-Infrastruk-tur. Die Erfahrungen, die wir in den vergan-genen Jahren bei der Entwicklung von Kollaborationssoftware gemacht haben, zei-gen, dass es nicht die eine optimale Lösung gibt. Mit unserer Arbeitsumgebung verhält es sich ähnlich. Obwohl wir ein breites Spek-trum an Bedürfnissen abdecken wollen, kön-nen wir das im besten Falle nur für einen Teil unserer Zielgruppe tun. Das beste Angebot ist also auch hier ein möglichst differenzier- tes. Wir haben deshalb nach anderen Co-Working- beziehungsweise Arbeitsinfrastruk-turen gesucht, immer mit der Absicht, diese

sehr unterschiedlichen Angebote zusammenzufassen. Dabei unter-scheiden diese sich meist in der Art, wie dort gearbeitet wird. Es sind die sozialen Aspekte, die diese Angebote hauptsächlich prä-gen; viel weniger die technische

Infrastruktur des jeweiligen Ortes. Die Her-ausforderung bestand also darin, eine Form zu entwickeln, in der diese unterschiedlichen Infrastrukturen und Angebote miteinander vergleichbar werden – dies, ohne dabei zu starre Vorgaben zu machen. Anschliessend suchten wir nach einem Weg, diese Informa-tionen für den Benutzer abrufbar zu machen, und beschäftigten uns in der Folge mit City-Guides für mobile Geräte, woraus wir ein Konzept und den Prototypen für einen Co-Working-Guide entwickelten. Wir hoffen, damit einen Prozess zu initiieren, der dabei hilft, eigene Versionen von Arbeitsraumange-boten zu kommunizieren, beziehungsweise der dazu führt, dass durch die Möglichkeiten einer solchen Plattform neue Angebote für mobiles Arbeiten entstehen.

Mit dem weltweiten Zugriff auf Daten- und Informations-netzwerke steigt die Zahl derjenigen weiter an, die ihre Ar-beit ortsungebunden organisieren. The People’s Office un-terstützt mobil und unabhängig arbeitende Personen bei ihrer Suche nach geeigneten Infrastrukturen und versucht, alternative Raumkonzepte zu schaffen, die kollaboratives Arbeiten jenseits klassischer Bürostrukturen ermöglichen.

The People's Office

Daniel Schmid

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”Where Do You Work?“ Fotos: Viviane Andereggen und Brigitte Fässler

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Anders als die zahllosen ”virtual offices“ und die namenlosen ”virtual teams“ stellt The People›s Office Realraum bereit, an dem Personen temporär zusammenarbeiten können – sei es, weil sie sich für mehr als einen Tag an einem Ort aufhalten und Virtualität nicht mit der Anonymität eines Hotelzimmers oder der Beliebigkeit eines Webcafés verwechseln, sei es aber vor allem deshalb, weil sie an den immer wichtiger werdenden kollaborativen Arbeitsformen interessiert sind und deshalb nach Orten suchen, an denen komplementäre Kompetenzen zusammenkommen. Das so entstandene Konzept ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden und kann – dank seines hyb-riden Charakters – auch andernorts Anwendung finden.

The People’s Office ist aber nicht nur Realraum, sondern vor allem auch eine Plattform, die es ermöglicht, nach spezifi-schen Infrastrukturen für ”mobile workers“ innerhalb der Stadt zu suchen. Die Anwendung dieser Plattform ist für die Nutzung auf mobilen Endgeräten optimiert und erlaubt es dem Benutzer so, auch unterwegs die Stadt als Ort der Arbeit zu erfahren und zu nutzen. Der Unterschied zum klassischen City-Guide liegt im spezifischen Angebot. So ist es ebenso möglich, eine geeignete Infrastruktur für das nächste Kun-den-Meeting zu finden, wie Co-Working- oder Hot-Desking- Angebote. Denn trotz der Entwicklung von Kollaborations-software und sozialen Plattformen, die interdisziplinär arbeitende Projektteams ermöglichen, wird auch in Zukunft das Bedürfnis und die Notwendigkeit bestehen, gemeinsam in realen Räumen dem kreativen Prozess des Problemlösens nachzugehen.

thepeoplesoffice.net 67

DankVielen Dank an alle, die mitgearbeitet haben. Ganz besonders an meine beiden Coaches Regine Halter und Marc Pilloud.

Kontaktwww.thepeoplesoffice.net

Während der Arbeit an The People’s Office entstand ep7 – ein virtuelles Studio, das als Netzwerk funktioniert und neben der kon-kreten Arbeit an Projekten auch dazu dient, das eigene Tun innerhalb solcher vernetzter Strukturen zu reflektieren.

www.ep7.ch

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68 zwischenräume.ch

Das Projekt zwischenräume um-fasst einen Gestaltungsprozess des Raumes in drei Phasen:

1. Anhand der geografischen und statischen Eigenschaften eines Raumes sind Zwischenräume zu analysieren und in Kategorien einzuordnen, um dadurch eine präzise Potenzialerkennung zu ermöglichen.2. Durch einen Perspektivenwechsel, zum Beispiel durch die Aufstellung von Hoch-sitzen auf Kleinstfreiflächen, wird die Wahr-nehmung für den Raum sensibilisiert.3. Konzepte für den Gestaltungsprozess von Zwischenräumen entstehen in einer parti-zipativen Zusammenarbeit von Bewohnern, Passanten und Spezialisten (Urbanistinnen, Künstlerinnen, Gärtnerinnen). Durch den Einbezug ”des bereits Vorhandenen“ in Ge-staltungsvorgänge und durch die Beachtung der Anliegen der dort Lebenden kann eine solche Umwelt als sozial und kulturell eigen-ständiges, selbstorganisiertes System im ur-banen Gelände funktionieren.

Wie ist das Potentzial des Zwi-schenraums zu erkennen? Kann ein Raum recycelt, neu erfunden oder auch einfach direkt bespielt werden? Gibt es Regeln, nach denen Zwischenräume entstehen? Und gibt es eine Schablone, eine

Matrix für einen Gestaltungsprozess?

Die ökotonen Randregionen einer Stadt sind aus biologischer, soziologischer, historischer und kultureller Sicht oft ungeahnt vielseitig. Dies in der Gestaltung der Umgebung zu re-flektieren, ist ein Ziel des Projekts zwischen-räume. Auf diese Weise können sich die Partizipanten eines derartigen Gestaltungs-prozesses in ihrer Umwelt wiedererkennen.

Im urbanen trinationalen Randgebiet von Basel entstehen im Zuge von Baumassnahmen neue, ungeplante Zwischen-räume. Was könnte im urbanen Gelände mit solchen übrig-gelassen Räumen geschehen? Entsprechende Gestaltungs-prozesse können analog zur Stadtplanung als nachhaltiges ”Recycling von Raum“ durchgeführt, aber auch kurzfristig und spielerisch-partizipativ mit Beteiligten angeregt werden.

zwischenräume – human space

Franziska Matter

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CoachesProf. Max Spielmann, HyperWerkDr. Isidor Wallimann, Soziologe FHNWKarin Wichert, Dipl. Designerin FH

PartnerGundeldinger Feld AGKantensprung AGPlanerin: Barbara Ott, Dipl. ArchitektinDachdecker: Maeuri der Bucheli GmbHMaterial: Forstwirtschaft Liestal, R. SauterBetonfundament: Lutz AG

LinksGundeldinger Feld AG: www.gundeldingerfeld.chKantensprung AG:www.kantensprung.ch

Geopedia: www.geopedia.hyperwerk.ch (kategorisierte Fotos von Zwischenräumen)

www.zwischenräume.ch

Ab Mai 2009 steht im Gundeldinger Feld ein von Barbara Ott und mir geplanter Hochsitz. Er befindet sich auf privatem Grund, ist aber öffentlich zugänglich.

Perspektivenwechsel verändern die Wahrnehmung. Das ur-bane, postindustrielle Gelände im Gundeldinger Feld kann vom Hochsitz aus neu betrachtet werden. Zur Evaluation der Aktion werden Reaktionen darauf als Video aufgezeichnet. Werkzeuge wie Fragespiel-Karten lassen die Benutzer das Potenzial von Zwischenräumen spielerisch erkennen, und die analysierten Bedürfnisse der Beteiligten fliessen in den parti-zipativen Gestaltungsprozess ein. Anwohnerinnen, Gestalte-rinnen und Soziologinnen können in Workshops zum Beispiel eine Guerilla-Gestaltung lancieren oder einen Pocket-Park aus Zwischenräumen entwerfen.

zwischenräume wendet sich an:Umweltschutzvereine, Verkehrsvereine,Quartiervereine, Kunstakteure, die geplante Bauaustellung IBA im trinationa-len Raum Basel 2020, TEB.

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Ein 5/8-Dome, 165 Zeltstangen, 61 Verbindungen, einige Dutzend Quadratmeter Zeltplane, zwölf 54-Watt-Solarpaneele, vier 28 kg schwere Akkus, Möbel aus Kar-ton und diverses kleines Equip-ment. – Die Materiallast verteilt auf vier Anhänger, befördert mit dem Velo.

Im Januar 2009 gründete ich für die Träger-schaft des Projekts den Verein NOMA-TARK, dessen Ziel es ist, mit der beispiel-haften Nutzung der eigenen Infrastruktur Sensibilisierungsarbeit zu Nachhaltigkeit und zu bewusstem Umgang mit Ressourcen zu leisten.

Durch die jüngste Technologisierung und die neuen Errungenschaften der Informations-technologie wird auch der seit Jahrhunderten in sesshaften Gesellschaften lebende Mensch wieder mobiler. Schnelle und sichere Trans-portmittel, das Mobiltelefon und der Laptop ermöglichen uns völlig neue, flexible Lebens-formen. Die weltweit zugänglichen Server ersetzen statische und starre Organisations-

strukturen. Der Arbeitsplatz ist durch den Laptop beweglich ge-worden und kann überall und je-derzeit genutzt werden, wenn wir auf unsere dezentral abgelegten Daten zurückgreifen können. Erst die Kombination physischer Mo-

bilität mit den orts- und zeitunabhängigen Technologien der Drahtlosigkeit ermöglichen uns das mobile und flexible Leben, wie wir es heute kennen.

Das bevorzugte Fortbewegungsmittel der digitalen Nomaden im urbanen Dschungel ist natürlich das Velo: schnell, unkompliziert, günstig. Den Drahtesel als Zugkraft für un-sere Ausstattung einzusetzen, ist also nur konsequent. Dank des Einsatzes von E-Bikes ist es ein Leichtes, die 80 kg schweren Velo-anhänger über weite Strecken oder auch berg-auf zu transportieren.

Der SunDome ist die erste mobile Event-Lösung, deren Transport, Aufbau und Betrieb ausschliesslich mit erneuer-baren Energieträgern sowie unabhängig vom Stromnetz möglich ist. Der SunDome vereinfacht die Realisierung von Anlässen im Freien, gestaltet diese ökologisch, CO²-frei und ermöglicht Veranstaltungen dort, wo bis anhin noch nie welche stattgefunden haben.

NomatarkFabian Müller

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TeamAnnina Witschi, Dominik Ziliotis, Gabriel Roth, Klaus Bernhard, Konrad Sigl, Martin Fuchs, Mathias Stich, Mathis Rickli, Mattia Serena, Thomas Oppliger, Viviane Andereggen; Coaches: Tommy Fischer, Prof. Max Spielmann.

DankIch möchte allen ganz herzlich danken, die mich immer wieder motiviert haben, weil sie von Beginn weg an das Projekt geglaubt ha-ben: Andi Hanslin, Andreas Vogler, Anita Lachenmeier, Christof Seiler, Christophe Ni-decker, Dr. Beat von Scarpatetti, Dr. Martin Vosseler, Dr. Michael Wüthrich, Elsa Müller, Gabi Reber, Jörg Vitelli, Kathrin Schweizer, Kerim Chebbah, Markus Gander, Martin Birrer, Matthias Buergin, Matthias Vock, Max Furler, Petra Hirsig-Geiger, Philippe Cabane, Ralf Neubauer, Raphael Faeh, Reto

Schmid, Roman Straub, Siro De Carli, Ste-phan Lingenhel, Valentin Vollmer und allen BaZ-Lesern, die beim Faktor-4-Preis ihre Stimme unserem Projekt gaben.

Baslerstab, BioniX, CAS, Connect Café, eviva, GGG, Good-Feeling, Hedonoeko, Pro Velo, Robi Spielaktionen, Schweisszone, Stange Design, Sun21, Tritec, VCS, Vitelli

Ganz besonders bedanken möchte ich mich beim Domebauer Dominik Ziliotis von Liv-ingdome, der sein Wissen bereitwillig mit uns teilte und seine Erfahrungen mit der Struktur des Geodesic Dome in das Projekt einbringen konnte.

www.nomatark.ch; [email protected]

Der SunDome ist mehr als die Summe seiner Teile. Die Aus-strahlung des solarbetriebenen und mit Velos transportierba-ren Systems ist gross und einzigartig: Sinnvoller Ressourcen-umgang, Anschaulichkeit, Image sowie Beispielhaftigkeit begeistern die Teilnehmer eines Anlasses und geben diesem einen Mehrwert.

Der Verein NOMATARK nutzt den SunDome als mobilen Unterrichtsraum, als Solarwerkstatt und Kulturpavillion. Der SunDome kann aber auch als Promotionzelt, Marktstand oder Workshopinfrastruktur vermietet werden. Seine An-wendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Darin besteht auch die emergente Qualität des SunDomes: Die Teile, die den SunDome ausmachen, sind altbekannt, aber ihre geschickte Kombination lässt Neues entstehen. Der SunDome bietet bei-spielsweise eine völlig neue Form des Lehrens und Lernens an. Man kann in die Pampa fahren und doch arbeitsfähig als Klasse oder Gruppe sein: Du arbeitest vor Ort, aber mit der Welt. Unmittelbare lokale Erfahrung kannst Du mit globalen Informationen ergänzen. Die diversen Veranstaltungen von NOMATARK für Kinder und Jugendliche, aber auch Anlässe für Erwachsene beinhalten jeweils den mustergültigen Res-sourcenumgang mit Raum, Natur und Energie.

Dank des direkt erlebbaren Zusammenhangs zwischen dem Ursprung und der Nutzung der Energie entsteht bei den Ju-gendlichen, den Nutzern und den Besuchern ein Bewusstsein für den Umgang mit Energien, das keine theoretische Ab-handlung dieser Problematik erreichen könnte.

Wenn ich mit meinen Freunden in die Heide radle, fernab der Zivilisation und unabhängig von der Stromversorgung eine Party feiere – da kommt Freude auf und Begeisterung für die Sache, die auch über diesen einen Anlass hinaus nach Hause getragen wird: Nachhaltige Nachhaltigkeitssensibilisierung.

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74 ppstern.ch

Wir wollten ein alternatives Angebot zu vorhandenen In-frastrukturen und Geschäftsmodellen entwickeln. Unser Ziel ist, die Lebensqualität im urbanen Raum durch ein mo-biles Kreativkonzept aufzuwerten. Das prozessorientierte Konzept von pp* bietet die einzigartige Möglichkeit, sich mit der Stadt mitzuentwickeln. Je nachdem wie sich das Stadtbild und das Quartierleben ändern, wechselt pp* den Standort und gegebenenfalls das Angebot.

pp* – permanent provisorisch

Iyad El Qirinawi

Demografische und sozioökono-mische Veränderungen und das damit verbundene Bedürfnis nach Individualität sowie Mobilität schreien förmlich nach dyna-misch-adaptiven Konzepten im Kulturbereich. Um diese Bedürf-nisse zu befriedigen, hat das Projektteam, ausgehend von der Idee eines mobilen ”gue-rilla stores“ mit gastronomischer Einheit, zuerst nach einem geeigneten ”fahrbaren Raum“ gesucht. Neben Lkws, Linienbussen und sonstigen Gefährten boten zwei gestalt-bare Bauwagen den grösstmöglichen kreati-ven und baulichen Spielraum. Im kleineren der beiden Wagen wird eine Bar inklusive Strom- und Wasserversorgung fix eingebaut. Der größere besitzt keine festen Installatio-nen und kann somit beliebig bespielt werden. Beide Wagen können jedoch zusammen eine Einheit bilden: das ”pp*-Mobil“. Verbunden durch eine sechs Meter breite Bühnenkon-struktion – ein Metallgerüst und Wände bei-spielsweise aus Lastwagenplanen – ergeben die Wagen ein Ensemble, das als Bühne, Pa-villon, Informationsstand oder Buvette ein-

gesetzt werden kann. Das Kernge-schäft von pp* ist der Verkauf von Getränken und kleineren Speisen. Dazu kommen die Umsatzbeteili-gungen an den diversen projekt-spezifischen Verkäufen und aus den Vermietungen.Verschieden-

ste Einsatz- und Bespielungsmöglichkeiten wurden recherchiert und auf ihre Umsetz-barkeit hin überprüft. Mögliche Szenarien sind Nutzungen als „Pionierraum“ für die Raumpioniere des Vereins Neubasel, als Bu-vette bei der Black Cross Skatebowl (nt-Are-al), als Outdoor-Bühne beim Bahnhof St. Jo-hann, als Infostand oder Minibühne am Jugendkulturfestival, etc. Überall dort, wo Räume benötigt und Infrastrukturen nur in beschränktem Mass vorhanden sind, kommt pp* zum Einsatz und kann verschiedenste Aufgaben übernehmen. Die städtische Ent-wicklung braucht unserer Meinung nach eine mobile Komponente, die auf verschiedenste Weise anregen und das Stadtbild beleben kann. Zeitgenössisch, volksnah, authentisch!

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„Mein Kindergarten war ein Provisorium – und es steht immer noch.“ – Louis Moser

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76 ppstern.ch

ProjektleitungIyad El Qirinawi, *1975Turntablist, Prozessgestalter Verein Tren Revolucionario (www.abx-bar.ch) Verein beat on the street(www.beatonthestreet.org)Verein Neubasel (http://neubasel.ch/) Verein subWERK

Team und DankPatricia Jordanov, Louis Moser, Niculin Ba-randun, Dominik Kummler, Carolin Kolb, Deborah Luethy, Jonas Mettler, Simon Sie-genthaler, Fabian Gartmann

Coachingintern: Prof. Dr. Regine Halter extern: Zoë Geistert (Fashion und Marke-ting, Köln); Philippe Cabane (Urbanist und Soziologe, ETH Zürich);Sandro Bernasconi (Jurist und Kulturmana-ger MAS, Musikkaserne Basel).

Kontakt Iyad El Qirinawi+41 (0)76 370 48 [email protected]

Mit einem Gesamtkonzept wird es uns in einem nächsten Schritt möglich sein, die Finanzierung für pp* zu sichern. Für die vollständige Realisierung wird eine Partnerschaft mit ei-nem potenziellen Geldgeber angestrebt (Red Bull, Freitag, Appenzeller Bier, Em Basler sy Bier GmbH, etc.). Diverse Kontakte sind bereits vorhanden. Zur Veranschaulichung die-nen Skizzen, Illustrationen, diverse Einsatzszenarien, Bau-pläne, 3-D-Renderings, ein Webauftritt, eine Projektbro-schüre und ein Modell.

Anlässlich der für Basel projektierten Internationalen Bau-ausstellung (IBA) bewirbt sich pp* als Partnerprojekt. Wir wollen aktiv zur urbanen Entwicklung im trinationalen Grenzgebiet beitragen: Als mobile Bar und Kulturbetrieb könnte pp* das Netzwerk der IBA stärken und deren Visio-nen durch konkrete kulturelle Interventionen noch attrakti-ver machen.

pp* präsentiert sich an den folgenden Veranstaltungen einem breiteren Publikum und möglichen Projektpartnern: Stellwerk, Bahnhof St. Johann, 23. – 26. Juli 2009;Sommerakademie space09, 12. – 22. August 2009; HGK Diplomausstellung, Messe Basel, 4. September 2009.

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