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Inhaltsangabe literarischer Prosatexte

Inhaltsangabe von Prosatexten

Zwischen Inhaltswiedergabe und Nacherzählung

unterscheiden

Kriterien für die gelingende Wiedergabe

von Inhalten

Eine Einleitung formulierenThema und Inhalt trennen

Merkmale der Einleitung kennen

Das Handlungsgerüst der Kurzgeschichte erstellenFragen zur Texterschließung

Wichtiges von Unwichtigem trennen

Gespräche zusammenfassenIndirekte Rede

Sprechakte beschreiben

Die Inhaltsangabe anhand eines Fragenkatalogs überarbeiten

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▶ Wenn Sie darüber diskutieren, welchen Sketch Sie bei der Abschlussfeier Ihrer schulischen oder betrieblichen Ausbildung spielen wollen, benötigen Sie für die Entscheidungsfindung eine knappe Inhaltsangabe.

▶ Der Film vom Vortag lässt Sie nicht los – all diese Eindrücke wollen einfach erzählt werden. Ihre Gesprächspartner sind dankbar, wenn Sie sie über den Inhalt knapp informieren.

▶ Ob „Twilight“, „Nosferas“ oder „Der Herr der Ringe“, ob Bestseller oder klassische Literatur: Jugendliche lesen Bücher und tauschen sich über ihre Lektüren aus. Gespräche über Literatur machen Inhaltsangaben erforderlich.

Literarische Inhalte nicht nachzuerzählen, sondern sachlich, knapp, präzise und auf den Punkt gebracht wiedergeben zu können, ist eine Kernkompetenz alltäglicher Kommunikation. Daher wird im Deutschunterricht diese Fähigkeit geprobt und eingeübt, aber auch abgeprüft: Inhaltsangaben sind Bestandteil von Deutschprüfungen bis hin zu Berufsschule und Abitur.

Sie sehen hier einen Comic abgedruckt. Vier weitere Comics finden Sie auf den Seiten 237, 256, 279, 320. Gehen Sie in der Reihenfolge der unten stehenden Aufgabenstellung vor.

1 Schritt1:

▶BildenSieVierergruppen.DerjüngstederGruppebestimmtblind,werwelchenComic(1,2,3oder4)zubearbeitenhat.

▶BewertenSieIhrenComic,dendieanderennichtsehensollen,spontanmitdemDaumen.BegründenSieIhreAnsicht.

▶BeschreibenSieschriftlichdenInhaltIhresComics,ohnediewörtlicheRedezuverwenden.ÜberarbeitenSiedannIhreersteBewertungundBegründung.SchreibenSiesieunterdieInhaltsangabe.

Wozu brauchen Sie eine Inhaltsangabe?

Kriterien für die gelingende Wiedergabe von Inhalten

I EINEN COMIC BEWERTEN UND SEINEN INHALT WIEDERGEBEN

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Inhaltsangabe literarischer Prosatexte

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2 Schritt2:GehenSienunmiteinemTeammitgliedzusammen.DerÄltereAliestseineInhaltsangabevor,ohnedenComiczuzeigen.Bhörtgenauzu.NachBeendigungdesVortragsvonAerhältBdieMöglichkeit,Verständnisfragenzustellen.WechselnSiedanndieRollen.

3 Schritt3:BetrachtenSienunjeweilsdenIhnenvorgestelltenComic.StimmenSieinIhrerBewertungmitIhremPartnerüberein?

4 Schritt4imThink-pair-share-Verfahren(▶▶▶S.292):

▶JedernotiertvierPunkte,diebeiderWiedergabeeinesInhaltszubeachtensind.▶ErarbeitenSienunzuvierteinenKatalogderMerkmale,dieeinegelungeneInhaltsangabe

ausmachen.WählenSieeinenSchriftführerunderstellenSieeinPlakat,dasSieinderMittedesGruppentischesauslegen.

▶ErarbeitenSiesichanschließendinderFormdesGruppentourismus(▶▶▶S.293)dieErgebnisseallerGruppenundarbeitenSiesieinIhreVisualisierungein.

Sie haben in Ihrer Schulzeit die beiden Aufsatzformen Nacherzählung und Inhaltsangabe im Unterricht kennengelernt. Beide Aufsatzarten sind durch ihre jeweiligen Kriterien genau unterscheidbar. Im Folgenden werden zwei Möglichkeiten vorgestellt, wie Sie sich die Unterschiede erarbeiten können. Sie arbeiten mit ▶▶▶Think – Pair – Share im Zweierteam.

1 SchreibenSiediefolgendeInhaltsangabeineineErzählungum:

2 TauschenSiemitIhremTeampartnerIhreErzählungenausundnotierenSiedieMethoden,mitdenensicheinespannendeGeschichte„herstellen“lässt.

3 WennSiefertigsind,stehenSieaufundsuchensicheinenPartner,mitdemSieIhrErgebnistauschenkönnen.NotierenSiesichdieneuenGedanken.

I NACHERZäHLEN ODER DEN INHALT WIEDERGEBEN: DEN UNTERSCHIED KENNEN

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Die Kalendergeschichte „Das Mittagessen im Hof“ von Johann Peter Hebel zeigt, dass auch Vorgesetzte von ihren Angestellten lernen können.

Ein wohlhabender Herr lässt seine Launen an seinem Angestellten, der als Diener im Hause tätig ist, aus. Eines Tages kommt er schlecht gelaunt zum Mittagessen nach Hause. Da ihm die Suppe nicht schmeckt, wirft er sie zum Fenster hinaus. Der Diener, der gerade mit den restlichen Speisen das Zimmer betritt, wirft kurzerhand Fleisch, Brot und Geschirr hinterher, bis der Tisch abgeräumt ist. Zur Rede gestellt, verteidigt er sich höflich mit der Feststellung, er habe angenommen, der Hausherr habe beschlossen im Hof zu essen. Es sei ja nun auch ein schöner Frühlingstag. Die intelligente Reaktion des Dieners amüsiert den Hausherrn. Er kann den Verweis seines Dieners akzeptieren.

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Text 1:Peter Stamm

Das schönste Mädchen

Nach fünf milden und sonnigen Tagen auf der Insel zogen Wolken auf. In der Nacht regnete es, und am nächsten Morgen war es zehn Grad kälter. Ich ging über den Rif, eine riesige Sandebene im Südwesten, die nicht mehr Land und noch nicht Meer ist. Ich konn­te nicht sehen, wo das Wasser begann, aber es war mir, als sähe ich die Krümmung der Erde. Manchmal kreuzte ich die Spur eines anderen Wanderers. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Nur hier und da lag ein Haufen Tang oder ragte ein schwarzer, vom Meerwasser zer­fressener Holzpfahl aus dem Boden. Irgend­

4 WiederholenSiedasVerfahrenmiteinemweiterenPartner.

5 LesenSiejetztdieOriginalgeschichte(▶▶▶S.XX).

Sie können sicherlich auch die Unterscheidung zwischen Inhaltsangabe und Nacherzählung richtig treffen. Korrigieren Sie mit Ihrem Partner die Angaben in der folgenden Tabelle:

Nacherzählung Inhaltsangabe

unterhaltenÜberblick in der Einleitung geben

anschaulich erzählenverknappt, gerafft wiedergeben

sachliche, informierende Sprachekann in der ersten Person Singular erzählt werden

im Präteritum (Vergangenheitsform) schreibenausführlich informieren

W-Fragen beantwortenaus der Ich-Form wird Er-Form

anschauliches Erzählenaufs Wesentliche konzentrieren

chronologisch aufbauenErzählton beibehalten

selbstständig formulierenschildern wie in der Vorlage

Gespräche werden dramatisiert – direkte Redeim Präsens (Gegenwartsform) schreiben

Spannung aufbauen genau wie in der Vorlagedirekte Rede verwenden

1 BildenSieeinDreierteam.EntscheidenSiesichfüreinederbeidenfolgendenKurzgeschichten.JedesTeammitgliedbearbeiteteineAufgabe:AträgtdenTextvor.BerzähltCdenTextnach.CfasstdenInhaltinhöchstensachtSätzenzusammen.

2 GebenSieeinandereineRückmeldung:IstdieKurzgeschichtegutvorgelesen?IstdieGeschichtegutnacherzählt?ErfasstdieInhaltsangabedieHandlung?

3 WieunterscheidetsichdieknappeZusammenfassungvonderNacherzählung?WelcheProblemetauchenauf?ArbeitenSiemitderTabelleoben.

4 VerfassenSienuneineschriftlicheInhaltsangabe.

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wo hatte jemand mit bloßen Füßen ein Wort in den feuchten Sand gestampft. Ich ging um die Schrift herum und las „ALIEN“. In der Fer­ne hörte ich das Fährschiff, das in einer halben Stunde anlegen würde. Es war mir, als hörte ich das monotone Vibrieren mit meinem ganzen Körper. Dann begann es zu regnen, leicht und unsichtbar, ein Sprühregen, der sich wie eine Wolke um mich legte. Ich kehrte um und ging zurück. Ich war der einzige Gast in der Pensi­on. Wyb Jan saß mit Anneke, seiner Freundin, in der Stube und trank Tee.

Der Raum war voller Schiffsmodelle, Wyb Jans Vater war Kapitän gewesen. Anneke fragte, ob ich eine Tasse Tee mit ihnen trinken wolle. Ich erzählte ihnen von der Schrift im Sand.

„Alien“, sagte ich, „genauso habe ich mich gefühlt auf dem Rif. Fremd, als habe die Erde mich abgestoßen.“

Wyb Jan lachte, und Anneke sagte: „Alien ist ein holländischer Frauenname. Alien Post ist das schönste Mädchen der Insel.“

„Du bist das schönste Mädchen der In­sel“, sagte Wyb Jan zu Anneke und küsste sie. Dann klopfte er mir auf die Schulter und sagte: „Bei diesem Wetter ist es besser, zu Hause zu bleiben. Draußen verliert man leicht den Ver­stand.“

Er ging in die Küche, um eine Tasse für mich zu holen. Als er zurückkam, machte er Licht und sagte: „Ich werde dir einen Elektro­ofen ins Zimmer stellen.“

„Ich möchte wissen, wer das geschrieben hat“, sagte Anneke. „Meinst du, Alien hat end­lich einen Freund gefunden?“

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Text 2:Franz Kafka

Der Schlag ans Hoftor

Es war im Sommer, ein heißer Tag. Ich kam auf dem Nachhauseweg mit meiner Schwester an einem Hoftor vorüber. Ich weiß nicht, schlug sie aus Mutwillen ans Tor oder in Zerstreutheit oder drohte sie nur mit der Faust und schlug gar nicht. Hundert Schritte weiter an der nach links sich wendenden Landstraße begann ein Dorf. Wir kannten es nicht, aber gleich aus dem ersten Haus kamen Leute hervor und winkten uns, freundschaftlich oder warnend, selbst erschrocken, gebückt vor Schrecken. Sie zeigten nach dem Hof, an dem wir vorü­bergekommen waren, und erinnerten uns an den Schlag ans Tor. Die Hofbesitzer werden uns verklagen, gleich werde die Untersuchung beginnen. Ich war sehr ruhig und beruhigte auch meine Schwester. Sie hatte den Schlag wahrscheinlich gar nicht getan und hätte sie ihn getan, so wird deswegen nirgends auf der Welt ein Prozess geführt. Ich suchte das auch den Leuten um uns begreiflich zu machen, sie hörten mich an, enthielten sich aber eines

Urteils. Später sagten sie, nicht nur meine Schwester, auch ich als Bruder werde ange­klagt werden. Ich nickte lächelnd. Alle blick­ten wir zum Hof zurück, wie man eine ferne Rauchwolke beobachtet und auf die Flamme

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wartet. Und wirklich, bald sahen wir Reiter ins weit offene Hoftor einreiten. Staub erhob sich, verhüllte alles, nur die Spitzen der hohen Lan­zen blitzten. Und kaum war die Truppe im Hof verschwunden, schien sie gleich die Pferde gewendet zu haben und war auf dem Weg zu uns. Ich drängte meine Schwester fort, ich wer­de alles allein ins Reine bringen, sie weigerte sich, mich allein zu lassen, ich sagte, sie solle sich also wenigstens umkleiden, um in einem besseren Kleid vor die Herren zu treten. End­lich folgte sie und machte sich auf den langen Weg nach Hause. Schon waren die Reiter bei uns, noch von den Pferden herab fragten sie nach meiner Schwester. Sie sei augenblicklich nicht hier, wurde ängstlich geantwortet, werde aber später kommen. Die Antwort wurde fast gleichgültig aufgenommen, wichtig schien vor allem, dass man mich gefunden hatte. Es waren hauptsächlich zwei Herren, der Richter, ein junger, lebhafter Mann, und sein stiller Ge­hilfe, der Assmann genannt wurde. Ich wurde

aufgefordert in die Bauernstube einzutreten. Langsam, den Kopf wiegend, an den Hosen­trägern rückend, setzte ich mich unter den scharfen Blicken der Herren in Gang. Noch glaubte ich fast, ein Wort werde genügen, um mich, den Städter, sogar noch unter Ehren aus diesem Bauernvolk zu befreien. Aber als ich die Schwelle der Stube überschritten hatte, sagte der Richter, der vorgesprungen war und mich schon erwartete: „Dieser Mann tut mir leid.“ Es war aber über allem Zweifel, dass er damit nicht meinen gegenwärtigen Zustand meinte, sondern das, was mit mir geschehen würde. Die Stube sah einer Gefängniszelle ähnlicher als einer Bauernstube. Große Steinfliesen, dunkel, ganz kahle Wand, irgendwo eingemau­ert ein eiserner Ring, in der Mitte etwas, das halb Pritsche, halb Operationstisch war.

Könnte ich noch andere Luft schmecken, als die des Gefängnisses? Das ist die große Frage oder vielmehr, sie wäre es, wenn ich noch Aussicht auf Entlassung hätte.

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Eine Inhaltsangabe als flüssigen Text verfassen

Konjunktionen und Relativpronomen helfen Ihnen dabei, mehrere Aussagen zueinander in Beziehung zu setzen und Satzgefüge – also Haupt- und Nebensatzkonstruktionen – zu bilden.

Wiedergabe der Handlung von Peter Stamms Erzählung „Das schönste Mädchen“

In einem Urlaubsort an der Nordsee macht der Erzähler der Kurzgeschichte Urlaub. Vermutlich besucht er die Insel außerhalb der Touristensaison, denn auf seinem ausgedehnten Strandspaziergang, den er allein unternimmt, trifft er auf keine Menschenseele. In der Weite der riesigen Sandebene, die das Meer sich langsam zurückholt, findet er außer einigen Spuren nur ein Wort im feuchten Sand: Alien. Als ein kühler Sprühregen einsetzt, kehrt er in die Pension zurück. Im Gespräch mit dem Pensionsbesitzer und dessen Freundin erfährt er, dass Alien der Name des attraktivsten Mädchens der Insel ist. Der Pensionsbesitzer gibt ihm den Rat, bei diesem Wetter doch besser zu Hause zu bleiben, um nicht einer trüben Stimmung zu verfallen, und verspricht, für ein warmes Zimmer zu sorgen. Währenddessen fragt sich seine Freundin, ob Alien wohl nicht mehr allein ist.

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1 SinddieW-Fragengeklärt?WelcheFrageistnichtbeantwortet?Woranliegtdas?NotierenSiesichdieAntworten.

Wer?

Wann?

Wo?

Was?

Wie?

Wozu?

2 WiewerdeninderInhaltsangabediefolgendenSätzeverbunden,sodasseinzusammenhän-genderTextentsteht?SchreibenSieausdemFließtextdendazugehörigenSatzherausundmarkierenSiemitRotdieSatzverbindungen.

Vermutlich besucht er die Insel außerhalb der Touristensaison.Er unternimmt einen ausgedehnten Strandspaziergang.Er geht allein spazieren.Er trifft auf keine Menschenseele.

Er führt ein Gespräch mit dem Pensionsbesitzer und dessen Freundin.Er erfährt, dass Alien der Name des attraktivsten Mädchens der Insel ist.

Die weite und riesige Sandebene wird vom Meer langsam zurückgeholt.Er findet außer einigen Spuren nur ein Wort im feuchten Sand: ALIEN.

Der Pensionsbesitzer gibt ihm einen Rat.Bei diesem Wetter solle er doch besser zu Hause bleiben.Er könne sonst einer trüben Stimmung verfallen.Er verspricht, für ein warmes Zimmer zu sorgen.

Ein kühler Sprühregen setzt ein.Er kehrt in die Pension zurück.

Seine Freundin fragt sich, ob Alien wohl nicht mehr allein ist.

3 KlärenSieimGespräch,wiesichderTextdurchdieHaupt-undNebensatzkonstruktionenverändert.WeitereKonjunktionenmitÜbungenfindenSieimGrammatikteilauf▶▶▶S.275.

4 ImFolgendenwerdendiewesentlichenInformationendesInhaltsausFranzKafkaskurzerErzählung„DerSchlagansHoftor“in15Hauptsätzegefasst.SchreibenSiedenTextneu,indemSieHaupt-undNebensatzkonstruktionengebrauchen.AufwievieleSätzekönnenSiedie15Sätze„kürzen“?

1. Der Erzähler kommt mit seiner Schwester auf dem Heimweg in die Stadt an einem Hof vorbei. 2. Die Schwester schlägt achtlos mit der Hand im Vorbeigehen an das Hoftor. 3. Einige Bewohner des nahen Dorfes sind Zeuge des Geschehens. 4. Sie warnen die Geschwister. 5. Der Hofbesitzer werde sie, Bruder wie Schwester, in Bälde verklagen. 6. Der Erzähler kann diese Warnung nicht ernst nehmen. 7. Seiner Meinung nach liegt kein Straftatbestand vor. 8. Bald sehen die Geschwister einen bewaffneten Trupp Reiter auf sich zukommen. 9. Der Erzähler überredet seine Schwester, nach Hause zu gehen. 10. Die Verfolger sollen sie nicht antreffen. 11. Der Trupp wird von einem Richter und seinem Gehilfen angeführt. 12. Der Erzähler wird aufgefordert, dem Richter in eine Bauernstube zu folgen. 13. Die Bauernstube ähnelt einer Folterzelle. 14. Der Richter bedauert als Erstes das künftige Schicksal des Verhafteten. 15. Der Erzähler ist überzeugt, nicht mehr aus dem Gefängnis entlassen zu werden.

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I THEMA UND INHALT UNTERSCHEIDEN

In der Welt geht es nicht immer gerecht zu. Immer wieder betrachten Schriftsteller es als ihre Aufgabe, ungerechte Zustände aufzuzeigen und anzuprangern – auch wenn sie deshalb verfolgt werden. Dabei zeigt sich das Thema Ungerechtigkeit in vielerlei Gestalt und wird literarisch auf verschiedene Weise dargestellt: Schriftsteller greifen das Thema am Beispiel des Rassismus auf. Sie veranschaulichen, wie ungerecht Eltern ihre Kinder behandeln – oder wie erwachsene Kinder ihre alten Eltern ausgrenzen. Schriftsteller beschäftigen sich mit Mobbing in seinen vielen Ausprägungen, mit der Unterdrückung von Mädchen und Frauen und nicht zuletzt werden die vielen Facetten des Machtmissbrauchs im literarischen Werk durchgespielt.

In der Einleitung einer Inhaltsangabe wird von Ihnen verlangt, dass Sie das Thema des Romans, der Kurzgeschichte, der Fabel, des Dramas oder des Gedichts benennen.

1 ZweiTexte–zweiTextgattungen–zweiInhalte–einThema:AufwelchenBegrifflassensichdiebeidenfolgendenTextevonMaxFrischundPhädrusbringen?

2 InformierenSiesichvorabüberdiebeidenSchriftsteller(▶▶▶S.xx).

3 ArbeitenSieimViererteam.LesenSiezunächstinEinzelarbeitbeideTexte.

4 KlärenSiedanndiejeweiligeHandlung(W-Fragen).AchtenSiebeiderFabeldarauf,vonwemwelcherRedebeitragstammt.KönnenSiedemLehrsatzdesPhädruszustimmen?FormulierenSiefürbeideTexteeineeigeneLehre.

5 EinigenSiesichinderLerngruppeaufeineLösungfürjedenText.SchreibenSieIhrebeidenLehrsätzeaufPapierstreifenundheftenSiesieandieentsprechendenMetaplanwände.

6 DiskutierenSiedieSätzeimPlenum.EinigenSiesichnunaufeinenBegriff,derdasgemeinsameThemabeiderTexteseinkönnte.

Max Frisch

Jemand berichtet aus Berlin: Ein Dutzend verwahrloste Gefangene, geführt von einem russischen Soldaten, gehen durch eine Straße; vermutlich kommen sie aus einem fernen La­ger, und der junge Russe muss sie irgendwo­hin zur Arbeit führen oder, wie man sagt, zum Einsatz. Irgendwohin; sie wissen nichts über ihre Zukunft; es sind Gespenster, wie man sie allenthalben sehen kann. Plötzlich geschieht es, dass eine Frau, die zufällig aus einer Rui­ne kommt, aufschreit und über die Straße he­ranläuft, einen der Gefangenen umarmt – das Trüpplein muss stehen bleiben, und auch der Soldat begreift natürlich, was sich ereignet hat; er tritt zu dem Gefangenen, der die Schluch­zende im Arm hält, und fragt:

„Deine Frau?“„Ja –.“Dann fragt er die Frau:„Dein Mann?“„Ja –.“Dann deutet er ihnen mit der Hand:„Weg – laufen, laufen – weg!“Sie können es nicht glauben, bleiben ste­

hen; der Russe marschiert weiter mit den elf andern, bis er, einige hundert Meter später, einem Passanten winkt und mit der Maschi­nenpistole zwingt, einzutreten: damit das Dut­zend, das der Staat von ihm verlangt, wieder voll ist.(Tagebucheintrag 1946. Aus: Max Frisch, Tagebücher

1946–1949)

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Inhaltsangabe literarischer Prosatexte

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Phädrus

Wolf und Lamm

Der Durst trieb einmal Wolf und Lamm zum selben Bach. Der Wolf stand höher und weit unterhalb das Lamm.

Da reizte gleich den Wolf des Rachens wil­de Gier, und darum brach der Räuber einen Streit vom Zaun.

„Du hast das Wasser, das ich trinken will, getrübt!“

Verschüchtert warf das wollig weiche Lämmchen ein: „Mein lieber Wolf, ich bitte dich, wie kann ich das? Das Wasser fließt doch erst von dir zu mir herab?“

Die Macht der Wahrheit war selbst für den Wolf zu stark.

„Du schmähtest1“, rief er, „mich vor einem halben Jahr!“

„Da war ich“, sprach das Lamm, „noch gar nicht auf der Welt!“

„Dann war’s dein Vater eben, ja, beim He­rakles!“ schrie jener und zerriss es wider Fug und Recht2.

Die Fabel geht auf den, der Menschen ohne Schuld durch falsche Unterstellung ins Verder­ben zieht.

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M. M. Prechtl, Das utopische Paar

1 jemanden schmähen: jemanden beleidigen 2 wider Fug und Recht: gegen jegliches Recht, widerrechtlich

I EINE EINLEITUNG VERFASSEN

Vergleichen Sie die nachfolgenden Einleitungen zu einer Inhaltsangabe der beiden Texte von Max Frisch und Phädrus und bewerten Sie sie. Erarbeiten Sie Kriterien für eine gute Einleitung.

A1Menschen, denen die absolute Macht über andere gegeben ist, können sehr willkürlich handeln. Dies veranschau-licht der Tagebucheintrag von 1946, den der Schweizer Autor Max Frisch unter dem Titel „Tagebücher 1946–1949“ veröffentlichte.

A2Dass man auch Mitleid erfahren kann von einem, der unkontrolliert Macht ausüben kann, davon handelt der Tagebucheintrag von 1946, den der Schweizer Schriftsteller Max Frisch in seinen Tagebüchern 1946–1949 veröffentlichte.

A3Gerade in Kriegswirren zeigt sich, wie Gleichgültigkeit, Selbstsucht, Grausam-keit und Empathie das Handeln von Menschen gleichermaßen bestimmen können. Dies zeigt Max Frisch am Bei-spiel einer Episode, die er in seinen Ta-gebüchern 1946–1949 veröffentlichte.

B1Ein ehemaliger Sklave des Altertums, Phädrus (1. Jh. n. Chr.), lehrt, wie wenig gute Argumente die Schwachen dieser Welt vor Machtmissbrauch schützen können.

B2Noch immer aktuell kommt die kleine Fabel „Wolf und Lamm“ des freige-lassenen römischen Sklaven Phädrus (1. Jh. n. Chr.) daher. Das Thema, dass Macht dazu verleitet, sie zu missbrau-chen, war auch im antiken Rom aktuell.

B3Wer möchte sich nicht zu den Wölfen zählen? Dass es sich nicht auszahlt, lebenslang Schaf zu bleiben, das lehrt bereits die Fabel des Sklaven Phädrus, die er im antiken Rom des 1. Jahrhun-derts nach Christus erzählte.

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Nadja Einzmann

Hochzeiten

Vermutlich war es, weil ich meine Schwes­ter immer bewundert habe: Einmal in ihrer Haut stecken, in dieser rosigweichen Haut, ich hätte alles dafür gegeben. Und ihr Lä­cheln lächeln: diese Grübchen und die Au­gen zu kleinen, glücklichen Schlitzen.

„Wir werden heiraten!“ hatte sie zu mir gesagt und ihrem Liebsten fest die Hand ge­drückt. „Freust du dich für mich?“ „Natür­lich“, habe ich gesagt, sie umarmt, ging auf mein Zimmer und weinte die ganze Nacht. Es würde eine Hochzeit werden aus Zuckerguss. Rote Herz­ballone würden in den Himmel fliegen, es würde vielstöckigen Erdbeerku­chen geben, zierlich sahneweiß umrankt.

Und als das Ave Maria von der Empore erklang, weinte ich mit allen, und als sie sich ihr Jawort gaben, wurden meine Schluchzer vom A und O der Menge überraunt.

1 VerfassenSienunentwederzuFranzKafka:„DerSchlagansHoftor“(▶▶▶S.151)oderzuPeterStamm:„DasschönsteMädchen“(▶▶▶S.150)eineEinleitung.

2 GehenSiezueinemViererteamineinerSchreibwerkstatt(▶▶▶S.295ff.)zusammen.AchtenSiedarauf,dassSieinIhrerGruppedenselbenTextbearbeiten.

▶GebenSieIhreEinleitungandenNachbarnzurLinkenweiter.KorrigierenSiedieFassung,dieSieerhaltenhaben,undhaltenSieIhreVerbesserungsvorschlägefest.

▶GebenSiedenbearbeitetenTextweiterundverfahrenSieebensomitdemkorrigiertenText,denSieerhalten.

▶GebenSienundenTextdemUrheberzurück.SchreibenSieIhreneigenenTextneuundberücksichtigenSiedabeidieVerbesserungsvorschläge.

3 JederliestseinenTextinderGruppevor.SieeinigensichaufdieIhrerAnsichtnachbesteVariante.TragenSiedieseimPlenumvor.ErläuternSie,warumSiediesenTextausgewählthaben.

4 ReflektierenSieIhreErfahrungmitdieserMethodegemeinsamenÜberarbeitens.

I WIE ERSCHLIESSE ICH MIR DAS HANDLUNGSGERÜST? EINEN STICHWORTKATALOG ERSTELLEN

Erzählungen zu verfassen erfordert großes schriftstellerisches Gespür und gute Schreibtechnik. Es finden sich der Blick ins Innere der Charaktere und Techniken der Vorausdeutung und Rück-blende. Kurzgeschichten sind in ihrer Handlungsstruktur für den ungeübten Leser nicht immer sofort durchsichtig. Um sich die Handlungsstruktur zu erarbeiten, kann es sinnvoll sein, nach dem ersten Lesen bestimmte Fragen zur Texterschließung zu beantworten.

Nadja Einzmann,

geb. 1974 in Malsch bei

Karlsruhe.

„Hochzeiten” erschien

2001 in ihrem Erzähl-

band „Da kann ich nicht

nein sagen. Geschichten

von der Liebe“.

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Inhaltsangabe literarischer Prosatexte

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Ich habe ihn nie gemocht, diese viel zu blauen Augen und Engelslöck­chen bis zum Kinn. Und sein Lächeln immer an mir vorbei ins Leere. Aber den Schleier hätte ich mir aus dem Gesicht streichen mögen vor dem Altar und ihm meinen Mund reichen. Ich hätte mich ihm entgegenrecken mögen zart und klein auf weißen Stöckelschuhen.

Es hätte ein schöner Abend werden können. Die Braut tanzte Samba im weißen Kleid, und jeder machte jedes Spielchen mit. Mir war nicht danach. Ich saß in einer Ecke, trank Pfefferminztee und gab acht, dass mir keiner zu nahe kam.

Ich weiß nicht mehr, wann ich zu Wein übergegangen bin, wann zu Schnaps. Nur noch, dass mir irgendwann einer in die rotgeweinten Augen sah, mir die Hand hielt. Neben ihm erwachte ich am nächsten Morgen, er brachte mir Kaffee ans Bett und strich mir Marmelade aufs Brötchen.

Hätte er nicht ja gesagt, es wäre nichts geschehen. Ich hätte weiter in meinem Kämmerchen unter dem Dach leben und nur mit Tauben und anderem Gefieder Umgang halten können. Ich hätte zurückgefunden zu meinem friedlichen Leben ohne Spiegel und in weiten Pyjamas. Aber er sagte ja und nahm meine Hand und drückte sie fest. Er strich mir das Haar aus dem Gesicht und küsste mich. Und da blieb mir nichts übrig. Und ob­wohl ich es nicht wollte. Ich sagte zu meiner Schwester: „Ich werde heiraten! Freust du dich für mich?“ Da fiel sie mir um den Hals und begann mit mir die Einzelheiten zu besprechen. Rote Herzballone sollten in den Himmel fliegen. Und eine Kutsche, ja, vielleicht eine Kutsche. Ich war müde, als ich von ihr ging. Und legte mich sofort schlafen. An die Hochzeit erinnere ich mich nicht. Ich erwachte und war verheiratet. Er ist nicht der Schlechteste. Er putzt mir die Schuhe und kocht. Es macht Spaß, mit ihm das Bett zu teilen. Aber die Hochzeit fehlt, mir ist, als wäre keine gewesen.

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Fragen zur Texterschließung von Erzählungen

▶Wann wurde die Erzählung bzw. Kurzgeschichte verfasst?▶In welcher Zeit spielt die Handlung?▶Welche Lebenssituation wird dargestellt?▶Werden die W-Fragen beantwortet? Welche Fragen bleiben unbeantwortet?▶Lässt sich das Geschehen in Phasen einteilen?▶Gibt es einen Erzählrahmen?▶Welchen Verlauf nimmt die Erzählung? Steuert sie auf einen Höhepunkt zu? Lässt sich ein Wendepunkt finden?▶Wird chronologisch, also nacheinander erzählt oder wird erinnert (Rückblende)? Gibt es Hinweise auf zukünftige Entwicklungen (Vorausdeutung)?▶Gibt es Dialoge, die die Handlung voranbringen?▶An welchen Stellen erlaubt uns der Erzähler einen Blick ins Innere der Charaktere?▶Wie endet die Erzählung? Gibt es einen offenen Schluss? Liegt ein klarer Ausgang der Ereignisse vor?