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Hannover, im Oktober 2015 Christiane Meyer, Andreas Eberth Innenstädte früher, heute und zukünftig Didaktische Betrachtungen im Kontext von Kulturbewusstsein und Bildung für nachhaltige Entwicklung Langfassung des gleichnamigen Beitrags in Geographie aktuell & Schule 37 (217), 14-21. Wie kann die Zukunft der Innenstädte im Geographieunterricht unter besonderer Berücksich- tigung der Ziele einer nachhaltigen Entwicklung sowie eines Kulturbewusstseins thematisiert werden? Der Beitrag stellt unterschiedliche Konzepte und Perspektiven heraus, bettet diese in einen fundierten Orientierungsrahmen ein und gibt Anregungen zu einer schüleraktivierenden Umsetzung der Thematik. 1. Einleitende Betrachtungen zur Bedeutung von Kultur „Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt.“ (Hegel 1970, 35; Hervorhebungen im Original) Die Innenstädte in der näheren Umgebung sind Lernenden im physisch-materiellen Sinne bekannt. Zu vermitteln, dass hinter dieser sichtbaren Welt vieles Unsichtbare entdeckt und er- kannt werden kann, ist hingegen eine Bildungsaufgabe, zu der insbesondere der Geographie- unterricht mit seinen verschiedenen Raumbegriffen (nach Wardenga 2002, Hoffmann 2011, Köck 2014) und geographischen Konzepten einen Beitrag leisten kann (siehe Abb. 1, vgl. Meyer 2014.1). Hierbei ist die Bedeutung von Kultur bewusst zu machen, denn „Kultur ‚macht‘ Stadt und Stadt ‚macht‘ Kultur“ (Bähr/Jürgens 2009, 14). So ist Kultur auch für die heutige Stadtentwicklungspolitik von immenser Bedeutung (Übersicht in Krajewski 2014, 415). Innenstädte können dabei unter Bezugnahme unterschiedlicher Kulturbegriffe betrachtet werden (vgl. Fuchs 2012, 65): Ein anthropologischer Kulturbegriff betont den Menschen als Gestalter der Welt und von sich selbst. Ein ethnologischer Kulturbegriff fokussiert Kultur als Lebensweise bzw. die Lebensweise bestimmter Gruppen. Ein soziologischer Kulturbegriff erfasst das Subsystem Kultur mit den Kulturmächten Kunst, Religion, Sprache und Wissenschaft; dieser hat die Aufgabe der Selbstbeobachtung und -deutung der Gesellschaft unter dem Aspekt des Sinns. Ein enger Kulturbegriff beschränkt Kultur auf die Künste. Ein normativer Kulturbegriff stellt die Entwicklung und „Veredelung“ des Menschen heraus. Diese Kulturbegriffe werden bei den Betrachtungen in diesem Beitrag berücksichtigt. Kultur ist nach Hofstede et al. (2010, 6ff.) als „Software of the mind“ das „Bindeglied“ zwischen der universellen menschlichen Natur und der individuellen Persönlichkeit (vgl. Meyer 2014.2, 2014.3). Kultur ist spezifisch für bestimmte Gruppen oder Kategorien und wird interaktiv vermittelt, wohingegen die menschliche Natur vererbt ist. Die spezifische Persönlichkeit eines Individuums wird im Zuge von kulturell vermittelten Bildungs- und Erkenntnisprozessen ent- faltet. Dabei gilt es zwei Seiten einer Medaille zu verbinden: Bildung als subjektive Seite von Kultur und Kultur als objektive Seite von Bildung (vgl. Fuchs 2008, 12ff.). Im Hinblick auf

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Hannover, im Oktober 2015 Christiane Meyer, Andreas Eberth

Innenstädte früher, heute und zukünftig Didaktische Betrachtungen im Kontext von Kulturbewusstsein

und Bildung für nachhaltige Entwicklung Langfassung des gleichnamigen Beitrags in Geographie aktuell & Schule 37 (217), 14-21. Wie kann die Zukunft der Innenstädte im Geographieunterricht unter besonderer Berücksich-tigung der Ziele einer nachhaltigen Entwicklung sowie eines Kulturbewusstseins thematisiert werden? Der Beitrag stellt unterschiedliche Konzepte und Perspektiven heraus, bettet diese in einen fundierten Orientierungsrahmen ein und gibt Anregungen zu einer schüleraktivierenden Umsetzung der Thematik. 1. Einleitende Betrachtungen zur Bedeutung von Kultur „Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt.“ (Hegel 1970, 35; Hervorhebungen im Original) Die Innenstädte in der näheren Umgebung sind Lernenden im physisch-materiellen Sinne bekannt. Zu vermitteln, dass hinter dieser sichtbaren Welt vieles Unsichtbare entdeckt und er-kannt werden kann, ist hingegen eine Bildungsaufgabe, zu der insbesondere der Geographie-unterricht mit seinen verschiedenen Raumbegriffen (nach Wardenga 2002, Hoffmann 2011, Köck 2014) und geographischen Konzepten einen Beitrag leisten kann (siehe Abb. 1, vgl. Meyer 2014.1). Hierbei ist die Bedeutung von Kultur bewusst zu machen, denn „Kultur ‚macht‘ Stadt und Stadt ‚macht‘ Kultur“ (Bähr/Jürgens 2009, 14). So ist Kultur auch für die heutige Stadtentwicklungspolitik von immenser Bedeutung (Übersicht in Krajewski 2014, 415). Innenstädte können dabei unter Bezugnahme unterschiedlicher Kulturbegriffe betrachtet werden (vgl. Fuchs 2012, 65): • Ein anthropologischer Kulturbegriff betont den Menschen als Gestalter der Welt und von

sich selbst. • Ein ethnologischer Kulturbegriff fokussiert Kultur als Lebensweise bzw. die Lebensweise

bestimmter Gruppen. • Ein soziologischer Kulturbegriff erfasst das Subsystem Kultur mit den Kulturmächten

Kunst, Religion, Sprache und Wissenschaft; dieser hat die Aufgabe der Selbstbeobachtung und -deutung der Gesellschaft unter dem Aspekt des Sinns.

• Ein enger Kulturbegriff beschränkt Kultur auf die Künste. • Ein normativer Kulturbegriff stellt die Entwicklung und „Veredelung“ des Menschen

heraus. Diese Kulturbegriffe werden bei den Betrachtungen in diesem Beitrag berücksichtigt. Kultur ist nach Hofstede et al. (2010, 6ff.) als „Software of the mind“ das „Bindeglied“ zwischen der universellen menschlichen Natur und der individuellen Persönlichkeit (vgl. Meyer 2014.2, 2014.3). Kultur ist spezifisch für bestimmte Gruppen oder Kategorien und wird interaktiv vermittelt, wohingegen die menschliche Natur vererbt ist. Die spezifische Persönlichkeit eines Individuums wird im Zuge von kulturell vermittelten Bildungs- und Erkenntnisprozessen ent-faltet. Dabei gilt es zwei Seiten einer Medaille zu verbinden: Bildung als subjektive Seite von Kultur und Kultur als objektive Seite von Bildung (vgl. Fuchs 2008, 12ff.). Im Hinblick auf

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die schulische Bildungsaufgabe der Persönlichkeitsentwicklung spielt somit der normative Kulturbegriff eine besondere Rolle, der im Folgenden mit dem Ziel einer Bewusstseinsbil-dung über kulturelle Aspekte in Innenstädten als Ausdruck von Selbst- und Weltgestaltung verbunden wird. „Während wir uns der Welt bewusst werden, werden wir uns unserer selbst bewusst; während wir uns unserer selbst bewusst werden, werden wir uns der Welt bewusst. Welt- und Selbstverständnis sind wie Ein- und Ausatmen; sie entfalten sich im kulturellen Entwicklungsprozess in gegenseitiger Durchdringung“ (Schlehuber/Molzahn 2007, 109). Aus der Perspektive der Geographiedidaktik sind Innenstädte somit nicht nur im Hinblick auf die Frage nach ihrer zukünftigen Entwicklung von Interesse, sondern vor allem im Hinblick auf die Erkenntnisgewinnung, die unmittelbar über eine Begehung vor Ort oder mittelbar über eine Thematisierung im Unterricht möglich ist – mit Orientierung an den Bildungszielen des Faches. 2. Stadtgeographische Aspekte und geographiedidaktische Orientierungen 2.1 Perspektiven auf Innenstädte didaktisch reflektiert „Kultur ist bewusstes Handeln. Kultur ist Selbst- und Weltgestaltung. Kultur verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“ (Fuchs 2008, 13 in Bezug auf Cicero) Diese genannten Aspekte gelten zum einen im Hinblick auf verantwortungsbewusstes Han-deln von Individuen als Ausdruck von (mehr oder weniger bewusster) personaler, sozialer und kultureller Identität. Zum anderen sind sie im Hinblick auf die Stadtgestalt insbesondere in den Innenstädten, die einer Stadt eine vom Menschen gemachte Identität verleihen, zu hinter-fragen. Diese basiert in ihren Strukturen vor allem auf stadtplanerischen Entscheidungen und Orientierungen, ist in ihrer Wahrnehmung und ihrer sozialen Konstruktion sowie ihren Ver-änderungen jedoch weiteren Einflussfaktoren ausgesetzt. Wenn Lernende ein Bewusstsein hinsichtlich der Bedeutung des kulturellen Erbes einer Stadt entwickeln, erhalten sie gleich-sam die Motivation, sich im Sinne eines Bottom-up-Engagements für eine zukunftsfähige Entwicklung der Stadt einzusetzen. Die Altstadt einer Innenstadt ist in der stadtgeschichtlichen Perspektive die Keimzelle einer Stadt. Aus dieser heraus hat sich die Stadt räumlich ins Umland hin ausgebreitet. Das histori-sche und kulturelle Erbe deutscher Städte aus unterschiedlichen stadtgeschichtlichen Phasen vor den Weltkriegen (Antike, Mittelalter, frühe Neuzeit und beginnende Industrialisierung) ist bis heute – z. T. auch ausgewiesen als UNESCO-Welterbe – in bedeutsamen Bauwerken, Plätzen oder Straßenzügen präsent (z. B. die Porta Nigra als Wahrzeichen von Trier, der Hildesheimer Dom, der Marienplatz in München, das Leibnizhaus als Renaissancebau in Hannover, die Frankfurter Judengasse, der Bahnhof in Leipzig). Die Gestaltung von zentralen und berühmten Plätzen kann in ihrer Symbolik hinterfragt werden, um dadurch ein tieferes Verständnis des bürgerlichen Selbst- und Weltbildes im Laufe der Stadtentwicklung zu ver-mitteln (vgl. Newig 2014). Somit bildet das „kulturelle Gedächtnis“ (Assmann A. 2004, Ass-mann, J. 2007) einen wichtigen Anknüpfungspunkt für eine Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt. Selbsterkenntnis und Werteorientierung, ggf. im Sinne einer Welt-erbe-Bildung, können hieran anknüpfend durch schulische und außerschulische Bildung ver-mittelt werden (vgl. Meyer 2014.1). Dies gilt aber auch analog für den anderen Teil der In-nenstadt, die durch Einzelhandel und Dienstleistungen geprägte City. Aus wirtschaftsräum-licher Perspektive verbindet die City vor allem in den Fußgängerzonen größerer Städte einen erlebnisorientierten Konsum mit hohen Aufenthaltsqualitäten, der dem „Wunsch nach ab-wechslungsreichen (...) Innenstädten mit Flair und Erlebniswert“ (Monheim 2000, 46) ent-spricht. Nicht nur das Bummeln und Flanieren wird ermöglicht, auch die Inszenierung von

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Stadtfesten erhöht die Attraktivität des Stadtzentrums sowohl für Anwohner als auch für Städtetouristen (Wiegandt 2015, 6). Im Hinblick auf diesen wirtschaftlich zentralen Bereich wird aus städtebaulicher Perspektive aber auch bedauert, dass die Einzelhandelsarchitektur im Zuge von Filialisierung und Kommerzialisierung „zu austauschbaren, banalen und ge-sichtslosen Konsumarenen verkommen“ ist (vgl. Brzenczek/Wiegandt 2009, 10 mit Bezug auf Jessen 2004) – dies gilt insbesondere für das Geschäftsangebot von Shopping-Centern bzw. Malls in den Innenstädten. Letztere können aber zumindest in ihrer äußerlichen Erscheinung individuellen Charakter erhalten, wie beispielsweise die Rekonstruktion der Schlossfassade in Braunschweig als Teil des neu gebauten Einkaufszentrums „Schloss-Arkaden“ zeigt. Eine zeitgemäße Nutzung des städtischen Raumes wird so verbunden mit einer Erinnerung an die historische Identität der Stadt. Kritisch kann dies aber auch als „Fassadismus“ charakterisiert werden. Demgegenüber können authentische Solitärbauten wie das so genannte Weltstadthaus des Stararchitekten Renzo Piano in der Kölner Innenstadt identitätsstiftend wirken und als „stadträumlicher Motor“ (Brzenczek/Wiegandt 2009, 17f.) Anstöße zu einer gestalterischen Aufwertung der Innenstädte geben. Solche Bauten wirken der zunehmenden Gleichförmigkeit in der Gestaltung entgegen (vgl. ebd.). Vor große Herausforderungen sehen sich schrumpfende Städte gestellt, in denen sich in den vergangenen Jahren größere Leerstände in den weniger attraktiven Innenstädten heraus-gebildet haben und die somit diese zentralen Stadträume durch gelingende Revitalisierungs-projekte wieder wettbewerbsfähig ausgestalten müssen (Wiegandt 2015, 5). Aus sozialräumlicher Perspektive wird gegenwärtig für die Stadtentwicklung in Deutsch-land eine zunehmende sozialräumliche Polarisierung innerhalb deutscher Städte konstatiert (Wiegandt 2012, 2015). Die damit einhergehende sozioökonomische und ethnische Segre-gation kann auch die Innenstadt betreffen, was in Kombination mit Schrumpfungsprozessen in Form von Verfall und Leerstand in extremer Weise in der Downtown von Detroit zum Ausdruck kommt (vgl. Abschnitt 2.2.1). Einhergehend mit diesen Problemen können auch in deutschen Innenstädten Armut und Obdachlosigkeit beobachtet werden. Zudem sind im Hinblick auf die Wahrnehmung von Räumen Unsicherheitsgefühle in bestimmten Bereichen der Innenstadt, die durch Erfahrungen oder Medienberichte über Kriminalität, Drogenhandel, Rechtsextremismus ausgelöst oder mit bedingt sein können, zu berücksichtigen. Im Zusam-menhang mit (Un-)Sicherheit, Risiko und Kriminalität können räumliche Konstruktionen und Semantiken hinterfragt werden (vgl. Rolfes 2008; 2015). Aus der Perspektive der Künste sind häufiger Kunstobjekte im öffentlichen Raum auf be-sonderen Plätzen temporär oder dauerhaft zu finden. Bezüge zur darstellenden Kunst, Litera-tur oder zu Musik können ggf. hergestellt werden, beispielsweise wenn Straßenkünstler ver-kleidet als berühmte Persönlichkeiten der Stadtgeschichte auf sich aufmerksam machen, narrative Texte oder Gedichte sich auf bestimmte Plätze der Innenstadt beziehen oder wenn in Songtexten von Musikstücken regional, national oder international bekannter Gruppen be-stimmte Orte besonders hervorgehoben werden (vgl. Eberth 2016.1; 2016.2). „Qualitätsvolle öffentliche Räume sind ein entscheidender Beitrag zur Zukunftssicherung der Innenstädte – allerdings nur, wenn sie mehr sind als Kosmetik“ (Monheim/Monheim 2008, 230). Die didaktische Herausforderung besteht darin, den Lernenden zu vermitteln, was „der geo-graphische Blick“ auf die Innenstadt mit ihrer Lebenswelt und mit ihnen selbst zu tun hat. Da eine curriculare Analyse den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde, wird der „geographie-didaktische Blick“ hier mit essenziellen geographischen Schlüsselkonzepten bzw. Bildungs-zielen verbunden (vgl. Abb. 1 in Meyer 2014.3, 137 in Anlehnung an Catling/Willy 2009, Lambert/Morgan 2010, Taylor 2011, Freytag 2014). Das Schulfach Erdkunde bzw. Geographie dient dazu, die Welt zu erschließen, d. h. Mensch-Umwelt- bzw. Mensch-Mitwelt-Beziehungen zu erkennen und in Beziehung zu sich selbst zu reflektieren. Dies wird im Folgenden anhand von Abb. 1 detaillierter ausgeführt.

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Die untere Ebene in Abb. 1 stellt räumliche Verbindungen und grundlegende geographische Betrachtungsweisen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen heraus. „Place steht (...) für ein ganzheitliches, phänomenologisch geprägtes Verständnis von Raum, das neben der materiel-len Dimension von Orten auch deren Wahrnehmung, die symbolischen Bedeutungen und die Aufenthaltsqualitäten beinhaltet“ (Freytag 2014, 16). In der schulischen Bildung „erforschen wir die ästhetischen, emotionalen, kulturellen und spirituellen Verbindungen von Menschen mit places; die Rolle von places in ihrem jeweiligen Identitäts-, Orts- und Zugehörigkeits-gefühl sowie die Art und Weise, wie sie places erleben und nutzen“ (Lambert 2013, 176). Space beschreibt die Verflechtungen zwischen places, z. B. in der Vorstellung von Globali-sierung, und wird in abstrakter Form in Verteilungsmustern und Raumstrukturen zum Aus-druck gebracht. Diese sind durch Raumprozesse einem Wandel unterworfen. Scale bezieht sich auf die unterschiedlichen Maßstabsebenen, die vernetzt sind und denen Bedeutungen zu-gewiesen werden (vgl. Uhlenwinkel 2013).

Abbildung 1: Bildungsziele bzw. Schlüsselkonzepte des Geographieunterrichts (Entwurf C. Meyer) In der mittleren Ebene werden zentrale geographische Erkenntnisse und Fachzusammenhänge fokussiert, die u. a. das Erläutern von raumprägenden Prozessen, das systemische bzw. ver-netzte Denken und die Orientierung am Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung betreffen. Environmental Interaction and Sustainable Development stellt die Wechselwirkungen zwi-schen Mensch und Umwelt heraus und reflektiert Folgen vor dem Hintergrund des globalen Wandels sowie einer nachhaltigen Entwicklung. Physical and Human Processes beschreibt die physisch-geographischen und humangeographischen Systeme. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung als übergeordnetes Bildungsziel des Geographie-unterrichts ist ein normatives Leitbild und verlangt die Reflexion und das Abwägen von unter-schiedlichen Wertmaßstäben, die kulturell vermittelt werden. Auf der oberen Ebene werden

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daher Beziehungen, Einstellungen, Werthaltungen, Überzeugungen auf Basis von Selbst-reflexion und Selbsterkenntnis platziert (vgl. Meyer 2014.1). Connectedness and Interdepen-dence betrifft Mensch-Umwelt-, Mensch-Mitwelt- und Mensch-Inwelt-Beziehungen auf ver-schiedenen Maßstabsebenen. Der Begriff „Inwelt“ wurde von Jochen Kirchhoff (2009) übernommen (vgl. Meyer 2014.3, 136). Er konstatiert: „Die ökologische Krise ist eine Krise des Bewusstseins“ (Kirchhoff 2009, 12f.) und damit eine „In-Weltkrise“ (ebd., 22). Diese Krise „wirklich verstehen hieße uns selbst verstehen“ (ebd., 24). Cultural Awareness and Diversity soll die Einsicht vermitteln, dass die Diversität von Gesellschaften, die Einzig-artigkeit jedes einzelnen Menschen, die Diversität von Kulturlandschaften und die Biodiversi-tät anerkannt und wertgeschätzt werden müssen (vgl. Meyer 2014.1, 19). 2.2 Probleme von Innenstädten und das Leitbild einer nachhaltigen Stadtentwicklung Downtown Detroit – Extrembeispiel einer schrumpfenden Stadt

„Detroit (…) goes to recount all the, by now, expectable oppositions: then versus now, industrial power versus postindustrial failure, white versus black, suburb versus city.“ (Herron 1993, 204; Hervorhebungen im Original) Die Downtown der Motor City Detroit ist als Paradebeispiel einer Shrinking City prädestiniert, einer genaueren Betrachtung unterzogen zu werden, da die Schrumpfung hier vor allem ein „Inner-City-Problem“ (Bernt 2014, 121) darstellt. „Detroit is the most represen-tative city in America. Detroit used to stand for success, and now it stands for failure“ (Herron 1993, 9). Die Downtown Detroits galt in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts noch als Sinnbild für Wohlstand, Aufschwung und eine kulturelle Blütezeit (vgl. Meyer 2006, 26). Ab Mitte des 20. Jh. setzte mit dem industriellen Strukturwandel der Umkehrprozess ein – demographische Schrumpfung im Zuge der Suburbanisierung und damit einhergehende Leerstände und Abrisse, die eindrucksvoll in den Schwarzplänen von Detroit zum Ausdruck kommen (vgl. Meyer 2006, 29; 2008, 15). Die Brachflächen wurden anschließend in der Stadt, die mit dem motorisierten Individualverkehr in besonderer Weise verbunden ist, vor allem als Parkplätze genutzt. Aus geographiedidaktischer Sicht sind die fachlichen Perspektiven auf Detroit insofern interessant, da die Demütigung Detroits im Laufe der Geschichte (vgl. Herron 1993) eine individualistische Betrachtung ermöglicht, die auch eine kritische Selbstreflexion evozieren kann: „We as a nation seem to be self-destructing – environmentally, economically and culturally. Detroit is just doing it more quickly and more willfully.“ (Marvin Krueger in einem Brief an die New York Times in Herron 1993, 13). Letztlich birgt jede Krise auch eine Chance – dies gilt sowohl für Städte wie in diesem Fall, aber auch für Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung. Schon in den 1970er-Jahren wurde für Detroit eine Wiedergeburt mit dem Bau des Renaissance Centers an der Riverfront propagiert, das dem weltweit größten Autokonzern General Motors (GM) seit 1996 als Hauptsitz dient. Da das Shopping-Center im Parterre mangels Kundschaft schließen musste, nutzt der Konzern diese Fläche zur Ausstel-lung von Autos (vgl. Stern 2004). Das „Leuchtturmprojekt“ hat jedoch keine Wiederbelebung der Downtown mit sich gebracht (weitere gescheiterte Projekte siehe Meyer/Muschwitz 2008). Im Jahr 2013 machte Detroit mit Schlagzeilen auf sich aufmerksam, die die Insolvenz der mit 18 Milliarden Dollar völlig überschuldeten Stadt ankündigten – die größte Pleite einer Kom-mune in der Geschichte der USA (vgl. Böll 2015, 60). Das „Desaster-Detroit wird so schnell nicht verschwinden“ (Böll 2015, 60), denn „(n)och immer vermitteln die Statistiken das Bild einer urbanen Ruine inmitten der größten Volkswirtschaft der Welt: Das Durchschnittsein-kommen beträgt nur etwas mehr als die Hälfte des US-Werts, die Armutsquote ist dagegen fast dreimal so hoch“ (ebd.). Mittlerweile gibt es durch Bottom-up-Projekte wieder Hoff-

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nungsschimmer, z. B. den apostrophierten Bike-Boom in Detroit (Grünweg 2015). „(D)er von Jason Hall, dem Gründer der Fahrradmesse ‚Detroit Bike City’ organisierte Slow Roll, ist mit bis zu 4000 kunterbunten Teilnehmern zur populärsten wöchentlichen Radtour in ganz Amerika geworden“ (ebd. ). „Detroit Bike City is dedicated to the growing bicycle culture in Detroit, for it benefits a cities health, environment, economy and community“ (http://www.-slowroll.bike/about/). Auch andere engagierte und kreative Unternehmerinnen und Unterneh-mer geben Hoffnung, dass Detroit aus Ruinen auferstehen wird. Es gibt somit „längst ein zweites Detroit, eines, das voller Vitalität, Kreativität und Unternehmertum steckt“ (Böll 2015, 60). Im Vergleich zu den gescheiterten Leuchtturmprojekten von früher gibt es bei die-ser Auferstehung „eine breite Bewegung von Bürgern, Künstlern, Politikern und vor allem Unternehmern“ (ebd.), die ihr Schicksal – und das Detroits – in die Hand nehmen und mit Start-up-Unternehmen, z. B. mit der Herstellung von Jacken für Obdachlose, Graffiti-Schmuck, gesundem Essen oder mit einem Onlineversand für Vitaminpräparate (vgl. Böll 2015), eine Veränderung bewirken. So besteht die Hoffnung, dass Subkultur und dynamische Nischenprojekte eine Trendwende in Detroit einzuleiten vermögen: „Auf einmal ist gerade das Abgefuckte ein Grund für Künstler und Lebenskünstler, wieder dorthin zu ziehen, wo es eben nicht so ist wie überall sonst“ (Denk 2015, 32). Jede Firma, die sich in Detroit ansiedelt, jede Akteurin und jeder Akteur, bringt den Fortschritt voran, weil dadurch Arbeitsplätze geschaffen werden, Menschen Steuern zahlen können und die Kaufkraft gestärkt wird.

Das Beispiel Detroit verdeutlicht somit prototypisch, dass in der geographischen Stadt-forschung individualistische Sichtweisen sinnstiftend wirken können: „Städte werden mit Individuen gleichgesetzt (...). Aus der Biographieforschung wird das Lebenslaufkonzept übernommen, d.h. analog zu Karrierepfaden und Karrierechancen werden Entwicklungspfade und Entwicklungschancen von Städten analysiert. In diesem Kontext ist auch das heuristische Prinzip von Aufstieg und Verfall (...) angesiedelt“ (Lichtenberger 1998, 20). Aus geographie-didaktischer Sicht ist dieses Vorgehen eine gute Möglichkeit, an die Vorstellungswelten der Lernenden anzuknüpfen. Innenstädte in Deutschland – Top-down- und Bottom-up-Prozesse „Eine nachhaltige Entwicklung der Innenstadt ist nur möglich, wenn alle Beteiligten koopera-tiv ihre Stärken weiter entwickeln und ihre Schwächen überwinden.“ (Monheim 2009, 202) Die Schrumpfungsprozesse und die damit einhergehenden Probleme betreffen – wenngleich in räumlich zu differenzierender Weise – auch deutsche Städte (vgl. Wiegandt 2015, vgl. auch den Beitrag von Wiegandt in diesem Heft). Häufig besteht die Herausforderung darin, dass „die Hardware einer Stadt nicht mehr zur vorhandenen Einwohnerzahl passt“ (Bernt 2014, 118; für das Beispiel Eisenhüttenstadt siehe Brake 2015). Daraus resultieren kann eine Leerstandsspirale (vgl. Abb. 2) mit zunächst negativen Folgen für den urbanen Raum (siehe auch Steinführer 2015, 7). Aus der Sicht eines nicht nur auf Wachstum fokussierten Entwick-lungsverständnisses mag, als „Luxus der Leere“ (Kil 2004) verstanden, aber gerade in der Entleerung Potenzial zur Realisierung stadtökologischer oder sozialer Projekte liegen, wodurch Ziele nachhaltiger Entwicklung sprichwörtlich mehr Raum erhalten können. Um auf diese Herausforderungen offensiv zu reagieren, „müssen (Städte) ihre traditionelle Rolle neu finden und definieren: als Orte der Kommunikation, des Austauschs, der Kultur, der Vielfalt und der Toleranz, vor allem aber auch als Orte, in denen man sich angstfrei bewegt und gerne aufhält und lebt“ (Junge-Reyer 2005, 5). Die Innenstadt muss also eine Qualität aufweisen bzw. wiederherstellen, die der Urbanität einer Stadt entspricht. Der dabei bedeutsame Gedanke der Diversität in der Stadt und des damit einhergehenden Perspektivwechsels kommt in der Skulptur „Kopf mit 12 Augen“ in Hannovers Innenstadt

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zum Ausdruck (siebe Abb. 3). Viele Perspektiven auf die Stadt – im Sinne des Raumes als Kategorie der Sinneswahrnehmung – werden mit zehn Augen auf der Skulptur deutlich. Ein Auge geht durch den Kopf hindurch und könnte für Durchblick stehen. Ein weiteres Auge wird von einer Hand verdeckt und hat keine Pupille – es könnte für das Sehen bzw. Wahrnehmen der Welt über das Berühren stehen, z. B. wenn jemand blind ist.

Abb. 2: Leerstandsspirale in der Innenstadt (Entwurf: C. Meyer, A. Eberth)

Abb. 3: Skulptur von Horst Antes auf dem Georgsplatz in Hannover – die Interpretation des kleinen (?) Unterschieds beider Ansichten sei hier der Leserin bzw. dem Leser überlassen (Fotos: C. Meyer) Die Entwicklung von Innenstädten betreffend, sind zwei Einflüsse entscheidend: Top-down- und Bottom-up-Prozesse (vgl. Abb. 4). Aufgrund zahlreicher Faktoren, ist das Engagement von Akteuren beider Bereiche erforderlich. „Die Innenstadt- und Einzelhandelsentwicklung wird von einer Vielzahl sich überlagernder Herausforderungen geprägt: der eng miteinander verflochtenen Klima-, Umwelt-, Flächen- und Energiepolitik, der Wirtschaftspolitik im Span-nungsfeld zwischen Konzentration/Globalisierung und der Rückbesinnung auf lokale Poten-ziale sowie der Gesellschaftspolitik“ (Monheim/Monheim 2008, 233).

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Abb. 4: Top-down- und Bottom-up-Prozesse in der Innenstadt (Entwurf: A. Eberth, C. Meyer) Das Beispiel Detroit hat gezeigt, dass Top-down-Prozesse nicht von Erfolg gekrönt bzw. im positiven Sinne raumwirksam sein müssen. Insbesondere der Bau von Shopping-Centern mit dem Ziel einer innerstädtischen Aufwertung prägt den Diskurs der Stadtplanung in Deutsch-land: „Die Ansiedlung von Shopping-Centern in Innenstädten löst meist deutlich heftigere Kontroversen aus als entsprechende Vorhaben am Stadtrand oder im Umland, obwohl letztere planungspolitisch problematischer sind. Die Kritik thematisiert einerseits die Folgen für den Einzelhandel in der übrigen Innenstadt, andererseits kulturelle Gesichtspunkte im weiteren Sinn, wie die (nach ihrer Auffassung) ungenügende städtebauliche Integration, die Dominanz von Kettenläden und damit die Austauschbarkeit des Angebots und Abkapselung gegenüber dem Umfeld. Sie ist häufig sehr emotional und kann Züge eines Kulturkampfes annehmen“ (Monheim 2009, 163). In der Debatte scheint zu kulminieren, was sich seit Jahren abzeichnet. So haben Erfahrungen seit der Nachkriegszeit gezeigt, dass zentral geplante Strukturen große Nachteile aufweisen. Monotone Betonstrukturen und Anlieferungsbereiche tragen objektiv betrachtet nicht zur Attraktivität der Innenstadt bei. Nach wie vor kommt es allerdings in top-down-gesteuerten Planungsprozessen zur Realisierung derartiger Baukörper, wie das 2012 eröffnete „Forum Mittelrhein“ auf dem Zentralplatz in Koblenz zeigt, das durch unbelebte Gebäuderückseiten die historisch gewachsene Casino- und Luisenstraße ignoriert und als vernachlässigte Straßenzüge zurücklässt. Lebendige Städte können jedoch durch ein hohes Maß an Engagement kreativer Bürger (als Bottom-up-Strategie) erreicht werden. Gerade weil die Attraktivität der Innenstadt subjektiv gesehen als individuelles Konstrukt zu verstehen ist, hängt die Zukunft der Innenstadt somit auch und vor allem vom bürgerlichen Engagement ab. So können Stadtdialoge (wie z. B. der Stadtdialog „Mein Hannover 2030“) oder Musikstücke (wie z. B. „Welcome Home“ von Hannoveraner Künstlern) dazu beitragen, dass sich die Bürger stärker für ihre Stadt einsetzen, was auch Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung der Innenstadt mit sich bringen kann. Hierbei „(...) hilft die Rückbesinnung auf das kulturelle Erbe, zu dem sowohl die gestal-tete Kulturlandschaft, als auch die gesellschaftlichen Traditionen gehören. Ihre im Prinzip schon lange anerkannte Bedeutung als ‚weiche Standortfaktoren’ wird endlich auch systema-tisch in Wert gesetzt. Dies bedeutet auch eine Umschichtung der Zukunftsinvestitionen, die in

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der Vergangenheit vorrangig für die ‚Hardware’ technischer und baulicher Infrastrukturen eingesetzt wurden (...) zu Gunsten der Unterstützung sozialer Initiativen“ (Monheim/ Monheim 2008, 235). Diese sanfte Form der Stadterneuerung kann den individuellen Charakter der Zentren nicht nur bewahren, sondern auch ausbauen: „Neue Baustrukturen sollten deshalb die Umgebung respektieren und ergänzen, statt sie zu zerstören. Es kommt auf die Einpassung an den Mikro-standort an. Das kleinteilige Gefüge öffentlicher Straßen und Plätze und deren Atmosphäre prägen das städtische Leben. Dieses ‚städtische Gewebe’ darf nicht gefährdet oder aufgerissen werden“ (Monheim/Monheim 2008, 205). Es muss also eine städtische Struktur ermöglicht werden „für kleinräumige Nutzungsmischung auf der Basis intensiver Nutzungsdichte, für öffentlich nutzbare Räume, für Zwischennutzungen und Nischen“ (Brake 2011, 83). Soll die Zukunft der Innenstadt eine erfolgreiche werden, bedarf es also einer Integration von Top-down- und Bottom-up-Initiativen. 2.3 Geographiedidaktischer Blick auf eine nachhaltige Entwicklung der Innenstadt

„Heute ist (...) das Auto kein Statussymbol mehr, (...) das ist ein weiterer kleiner Faktor, der verdeutlicht, dass sich diese potentielle Dynamik nutzen lässt, um den Verkehr zu verändern. Den Bürgerinnen und Bürgern muss dies klar werden. Dann bleibt der Klimawandel kein Thema, das jeder tagtäglich in den Medien hört und dessen man irgendwann überdrüssig wird. Das Thema muss greifbarer erläutert werden, damit wir nicht weiter das Auto statt der Bahn nehmen, weil uns das Thema Klimawandel nicht wirklich persönlich anspricht und wir nicht unsere eigene Verantwortung realisiert haben.“ (Beitrag einer Schülergruppe auf einem Blog zur Zukunftsstadt; siehe Ziemann et al. 2015) Schülerinnen und Schüler für stadtgeographische Themen zu begeistern kann gelingen, da unmittelbar an ihre Lebenswelt angeknüpft wird: „Der öffentliche Raum ist für Jugendliche eine wichtige Aktionsebene, da sie hier außerhalb der Aufsicht von Schule oder Elternhaus Freiräume finden, um sich zu treffen oder zu bewegen. Häufig dient der öffentliche Raum als ‚Bühne’ für die eigenen Aktivitäten“ (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwick-lung 2013, 24). Jugendliche eignen sich den öffentlichen Raum in individueller Weise an. Daher gilt es, auch ihre Vorstellungen ernst zu nehmen und sie im Sinne eines Bottom-up-Prozesses an der Gestaltung der Innenstadt zu beteiligen: „Der Aufbau einer Jugendbeteili-gungs- und Ermöglichungskultur unterstützt Städte und Gemeinden in ihrer zukünftigen Entwicklung“ (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2013, 13). Soll die Innenstadt ein attraktiver Lebensraum und Aufenthaltsort gerade auch für junge Menschen werden, bedarf es der Schaffung entsprechenden Gestaltungsfreiraumes. Im Manifest „Young Cities Now!“ (2009) haben Jugendliche dies zum Ausdruck gebracht und artikuliert, was sie für ihre Stadt als bedeutsam empfinden: Identifikation mit ihrer Stadt, eine aktive Vorstellung vom Leben in der Stadt, die Wahrnehmung der Stadt als gemeinschaftliches Werk Vieler (vgl. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2013, 4). Geographieunterricht kann sich dies zu Nutze machen: Während zunächst theoretisch die Bedeutung von öffent-lichen Räumen und Plätzen erarbeitet wird, können in der Folge projektartig Visionen der Zu-kunftsstadt entwickelt werden. Einen möglichen Einstieg zu einer solchen Erarbeitung bietet der Song „Stadt der Zukunft – Zukunft der Stadt?“ von Jan-Hendrik Otten unter folgendem Link: https://soundcloud.com/jan-hendrik-otten/stadt-der-zukunft-zukunft-der-stadt. In Abbildung 5 sind als Zusammenfassung und Orientierung die positiven Aspekte und Probleme von Innenstädten für die Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung unter Berück-sichtigung des kulturellen Blicks (vgl. Holz/Stoltenberg 2011) zusammengefasst. Die jeweils aufgeführten Bildungsziele (in Anlehnung an Abb. 1) werden im Folgenden anhand von Umsetzungsmöglichkeiten konkretisiert.

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Abb. 5: Geographiedidaktischer Blick auf eine nachhaltige Entwicklung der Innenstadt Die Frage nach der Zukunft der Innenstadt mit Schülerinnen und Schülern in kreativ-partizi-pativer Weise aufzugreifen offenbart sich insofern als bedeutsam, da trotz aller Schrum-pfungstendenzen, die in den letzten Jahrzehnten zu beobachten waren, insgesamt von einem klaren Trend zur Reurbanisierung in den nächsten Jahren ausgegangen werden kann – die Innenstadt also an Bedeutung gewinnt. „Reurbanisierung“ ist dabei als ein Sammelbegriff zu verstehen: „(...) ein Entwicklungsprozess (...), der mit dauerhafterer Wirkung zu einer neuerlichen materiellen Bedeutungszunahme und Inwertsetzung von Städten beiträgt; und zwar in seiner raumstrukturellen Ausprägung“ (Brake 2011, 71). Dass sich dieser Trend durchaus als ein länger anhaltender Prozess entwickeln wird, kann mittels dreier aktueller Tendenzen begründet werden: Die steigende Attraktivität städtischer Räume und zunehmend auch der Innenstädte als Wohnungsmarkt, durch Migration und Rückwanderungen begründet, die Beschäftigungszunahme in den Innenstädten, besonders zum tertiären und quartären Sektor sowie verschiedene Anstrengungen zur Revitalisierung der Innenstädte (vgl. Brake 2011, 69). Diese wiederkehrende Bedeutung des Lokalen in Zeiten der Globalisierung und ubiquitärer Unternehmensstandorte hängt zusammen mit einer Wiederentdeckung des öffent-lichen Raumes als Bezugsraum von tacit knowledge als implizitem Wissen. Derlei Räum-lichkeit ist insbesondere für die Kreativwirtschaft bedeutsam und kann als gegenläufig zur ubiquitification bezeichnet werden. Denn für die Akteurinnen und Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft, die so genannten „Culturepreneurs“ (Lange 2007) sind Individualisierung, Kommunikation, Austausch und Begegnung i.S. von embeddedness und Identifikation mit dem „eigenen“ räumlichen Umfeld charakteristisch. Dass diese kleinteiligen Entwicklungen bisweilen in Konkurrenz zu großen Entwicklungsprojekten stehen, wie aktuell Beispiele in den Innenstädten von Berlin oder Istanbul zeigen, lässt „‚wieder Stadt’ überraschend aggressiv erscheinen“ (Brake 2011, 91) und stellt die alte und neue Frage „‚Right to the City’: Wem gehört die Stadt“ (ebd.)? Für den Geographieunterricht scheint dies eine geeignete didaktische Frage zu sein, da sich viele der in diesem Beitrag aufgezeigten Aspekte und Anknüpfungspunkte unter dieser Frage vereinen lassen.

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3. Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten „Städte sind aus Vernunft und Wünschen gemacht.“ (Kruckemeyer 1994, 33 mit Bezug auf I. Calvino: „Die unsichtbaren Städte“). Im Folgenden werden einige Anregungen gegeben, die sich auf schulisches und außer-schulisches Lernen beziehen (ausführlicher vgl. Bette in diesem Heft). Im Rahmen des schu-lischen Geographieunterrichts ist abgesehen von der Vermittlung von Fachwissen insbeson-dere die (ethische) Urteilskompetenz anhand von Entscheidungssituationen zu schulen mit dem weiteren Ziel, Wertvorstellungen bewusst zu machen (vgl. Meyer 2012). Besonders ge-eignet sind Exkursionen, die als Überblicks- oder Arbeitsexkursion die Lernenden unter-schiedlich aktiv einbinden können (vgl. Ohl/Neeb 2012). In Form einer Spurensuche ermög-lichen sie entdeckendes Lernen (vgl. Budke/Kanwischer 2007), auf Basis konkreter Fragestel-lungen können sie als forschendes Lernen z. B. zur Lebensqualität in der Innenstadt (vgl. Ohl 2007) oder als stadtökologische Untersuchung (vgl. Falk/Scholliers 2012) umgesetzt werden. 3.1 Individuelle und kollektive Entscheidungen, Partizipation und Kommunalpolitik

Über konkrete oder fiktive Entscheidungssituationen die Innenstadt betreffend, können im Rahmen von Rollen- oder Planspielen der Perspektivwechsel und die Argumentations- und (ethische) Urteilskompetenz der Lernenden geschult werden (vgl. Meyer/Felzmann 2011). Ausgangspunkt könnte z. B. eine Stadtratssitzung sein, in der über die Ansiedelung eines Primark-Kaufhauses oder Shopping-Centers in der Innenstadt entschieden werden soll. Je nach Alter der Lernenden werden verbindliche Rollenkarten vorgegeben oder die Schülerinnen und Schüler müssen selbst eine Argumentation für bestimmte Akteure formulieren. Folgende Rollen sind denkbar: • Bürgermeister/in als Sitzungsleitung, • Abteilungsleiter/in des Amtes für Stadtentwicklung, • Vorsitzende/r der Werbegemeinschaft der Innenstadt, • Vorsitzende/r des Einzelhandelsverbands, • Vertreter/in der örtlichen Lokalen Agenda 21-Gruppe, • Vertreter/in der Gewerkschaft ver.di, • Vertreter/in des Jugendparlaments, • eine Geographin oder ein Geograph der örtlichen oder einer stadtnahen Universität. Die Reflexion der getroffenen Entscheidung sollte unterschiedliche Maßstabsebenen (scale) berücksichtigen. Im Hinblick auf eine geplante Primark-Ansiedlung ist gründlich abzuwägen: Werden nur regionale Aspekte in den Blick genommen, z.B. eine leerstehende Gewerbe-immobilie in einer 1A-Lage in der Innenstadt, oder wird der Blick global geweitet? Wird nur die Innenstadt als solche betrachtet, wäre die Ansiedelung von Primark ein Gewinn, da die betreffende Immobilie wieder vermietet werden kann, Kunden in die Innenstadt gelockt werden und Steuereinnahmen generiert werden können. Insofern würde die Innenstadt eine Aufwertung erfahren. Die globale Sichtweise stellt eine andere Verantwortung in den Vorder-grund (connectedness, interdependence, sustainable development): Ist es ethisch vertretbar, ein Unternehmen anzusiedeln, von dem bekannt ist, dass es unter problematischen Bedingungen in Asien produziert und dessen Geschäftsmodell als nicht nachhaltig zu bewer-ten ist? Im Falle von konkreten Entscheidungssituationen vor Ort oder im Nahraum, die aktuell anstehen oder unlängst getroffen wurden, können auch die politischen Rahmenbedingungen des Vorhabens durch Expertengespräche mit Personen der Kommunalpolitik oder ggf. der wissenschaftlichen Forschung erschlossen werden.

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3.2 Die Innenstadt als Palimpsest der Spuren von Kultur(en)

Hierbei kann zunächst im Sinne der klassischen Geographie vorgegangen werden, indem der konkret-dingliche Raum der Innenstadt als „Palimpsest“ gelesen wird, „in dem physisch-materielle ‚Spuren’ ‚geschichtlicher Kräfte’, ‚sozialer Prozesse’ oder ‚menschlichen Han-delns’ zu lesen sind“ (Hard 1995, 47). Dabei geht es um eine hermeneutisch-verstehende Herangehensweise, indem eine Spurensuche entweder als „Zeichenlesen“ umgesetzt wird, „wenn es sich um ein Reproduzieren, ein Vor- und Wiederfinden bekannter Bedeutungen handelt“ (Hard 1993, 72), oder als „Spurenlesen“, „wenn es mehr ums Erschließen, Produ-zieren, Erfinden mehr oder weniger neuer Bedeutungen geht“ (ebd.). Über das verwendete Baumaterial repräsentativer Gebäude sind hierbei besonders in der Innenstadt auch Bezüge zur Physischen Geographie möglich, indem die Entstehungsbedingungen von Naturwerk-steinen erschlossen werden (physical processes). Naturwerksteine prägen das Stadtbild (vgl. Schroeder 2009, Lepper/Richter 2010). Diese stammen bei historischen Gebäuden oftmals aus der Region, moderne Gebäude sind zumeist mit importierten Steinen „geschmückt“ – damit sind sowohl regionale als auch auch globale Bezüge möglich (place, space, scale). Denk- und Mahnmäler sind Zeichen für besondere Ereignisse und sollen eine Verbindung zwischen Subjekt und Objekt induzieren (place) – wie werden sie wahrgenommen und wert-geschätzt? Dies kann anhand von Interviews und/oder Verhaltensbeobachtungen eruiert werden. Aber auch beispielsweise Graffiti in der Innenstadt können als Spuren gelesen werden (vgl. Hard 1993). Künstlerisches Wirken kann in seiner gesellschaftlichen Relevanz erschlossen werden. Hierbei sind bedeutsame öffentliche Räume oder Plätze geeignet, in ihrer historischen und gegenwärtigen Bedeutung und ihrem symbolischen Ausdruck als Spuren kulturell hinterfragt zu werden (vgl. Meyer 2005). Altstadt und City können im Hinblick auf die Bedeutung für das Image bzw. das Idiographische der Innenstadt reflektiert werden („Flair versus Konsumrausch“) oder das städte- bzw. kulturtouristische Potenzial der Innenstadt wird zusammengetragen und im Hinblick auf kollektive und individuelle Wertvorstellungen hinterfragt. Was bedeutet Urbanität bzw. urbaner Lebensstil in diesem Zusammenhang? Kul-turelle Orientierungen und persönliche Werthaltungen können so bewusst gemacht werden (cultural awareness). Eine ganz andere Weise bietet ein Zugang über urbane Klänge. Es könnte z.B. ein Klangspaziergang durch die Innenstadt erarbeitet werden. Dabei müssen die Schülerinnen und Schüler bestimmte Geräusche aufspüren und den Raumbezug identifizieren, also ermessen, inwiefern diese Klänge für genau diesen Ort typisch oder besonders sind. Es ist ferner denk-bar, diese akustischen Wahrnehmungen aufzunehmen und zu einem Musikvideo zusammen-zuschneiden, um den Charakter der Innenstadt auf kreative Weise auszudrücken. Wenn die Bedeutung von „creativity as a social fact, a way of thinking about what people do“ (Frith 2014, 45) erkannt wird, werden die Bedeutungen stadtgeographischer Prozesse wie etwa Gentrification oder Kreativwirtschaft auch besser verstanden bzw. können mehrperspektivisch reflektiert werden. 3.3 Die Innenstadt als Spiegel der Gesellschaft

Kriterien für die Lebensqualität in der Innenstadt könnten zusammengetragen werden, um auf dieser Basis eine gezielte Erforschung der Innenstadt vorzunehmen. Welche Rolle kommt der Diversität der Gesellschaft in diesem Falle zu (diversity)? Die Innenstadt kann dahingehend untersucht werden, inwieweit Flächen als öffentlicher Raum wirklich für jeden nutzbar sind. So kann darüber diskutiert werden, dass Straßencafés, Biergärten usw. einerseits schön sind und im Sinne einer Belebung zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt beitragen. Andererseits können herausgehobene Orte aber auch sozioökonomische Disparitäten und Se-gregationsprozesse verstärken. In Städten wie Leipzig oder Berlin zeigt sich diese Ent-wicklung sehr deutlich. Während die Innenstadt von Leipzig bzw. Berlin Mitte mit exklusiven

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Läden und hochwertigem Sortiment nur ausgewählte Kundenkreise anspricht, haben sich individuelle, vom Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner belebte „Szeneviertel“ in den gründerzeitlichen Stadterweiterungsbereichen (in Leipzig im Bereich Karl-Heine-Straße bzw. Südvorstadt und in Berlin in den Stadtteilen Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln) etabliert (human processes). Intensiv diskutiert wurden derartige Entwicklungen im Zuge der Anti-Obdachlosen-Gesetze in den USA in den 1990er-Jahren, die kritisch als „Vernichtung des Raumes per Gesetz“ (Mitchell 2011, 258) betrachtet werden können, da auf legale Weise jener Raum, den bestimmte Menschen zum Leben brauchen, retuschiert wurde, „indem die Rechte der Wohlhabenden und Erfolgreichen der globalen Ökonomie als hinreichend für den Rest definiert wurden“ (ebd.). Dadurch verliert die Innenstadt ihre Bestimmung als Raum für alle: „(...) die eigentlich unvorstellbare Konstruktion einer grausamen öffentlichen Sphäre ist ein hoher Preis, den wir für eine attraktive Innenstadt zu zahlen bereit sind“ (Mitchell 2011, 289). Die von den Lernenden gelesenen Spuren können hinsichtlich der Frage diskutiert werden: Welche Personengruppen nutzen die Innenstadt vor allem? Wer wird ausgeschlossen und warum? Übt die Innenstadt gleichermaßen eine Attraktivität auf Bewohner und Touristen aus oder liegt der Charakter ihrer funktionalen Primacy darin, dass sie vor allem für Men-schen aus dem Umland interessant ist und die Stadtbewohner primär die Angebote in den jeweiligen Stadtteilen nutzen? Wie steht es um die „soziale Gesundheit“ und das Wohlbefin-den in der Innenstadt? Auch hier kann ein Zugang über Klänge aufschlussreich sein. „Das Wohlbefinden, besonders im Freiraum, ist (...) ganz maßgeblich auch von dem umgebenden Klangteppich mit eingewebten akustischen Attraktionen und Zumutungen abhängig“ (Oppermann/Maus 2013, 91). Dieses Zitat macht deutlich, welche besondere Bedeutung urbanen Klängen zukommt: Die Geräuschkulisse der Stadt kann unterschiedliche Einflüsse auf die Menschen haben. Der talentierte Straßenmusiker, der uns als Singer-Songwriter mit seinen Kompositionen verzückt und uns für einige Momente aus der Hektik des Alltags entreißt – zweifellos eine „akustische Attraktivität“ (ebd.), die es so nahezu ausschließlich nur in urbanen Milieus zu finden gibt; aber auch das getunte Motorrad, das mit ohrenbetäu-bendem Lärm an uns vorbeirauscht oder der allmorgendliche Anlieferungsverkehr durch LKW in den Innenstädten – eine Zumutung. Bezüglich des akustischen Wohlbefindens könnten die Lernenden Interviews mit Personen unterschiedlicher Altersgruppen oder unterschiedlichem Bezug zur Innenstadt (Bürger/-innen, Touristen) führen. Mit den Apps „Noise Tube“, „Sound Meter Lite“ oder „Decibel Ultra“ kann mittels des Smartphones der Lärmpegel an bestimmten Straßen und Plätzen gemessen werden. Die Ergebnisse können in einer Karte visualisiert werden (siehe dazu Bette 2014). Dabei kann deutlich werden, dass der urbane Raum sowohl formale, als auch informelle Räume zur kreativen Beschäftigung mit Klang und Musik bietet. Der Wert der informellen, von den Bewohnern und Besuchern spontan im öffentlichen Raum arrangierten Raumaneig-nung darf dabei nicht unterschätzt werden. Häufig ist es gerade diese Form gesellschaftlicher Aktivität, die einen besonderen Reiz, einen besonderen Wert urbaner Kreativität ausmacht (vgl. Krims 2014, 35): „the local becomes a barometer of authenticity in opposition to the global which is considered emblematic of mass-produced plasticity“ (Bennett 2014, 107). Wenn Schülerinnen und Schüler dies erkennen, ist viel gewonnen, da die Bedeutung des ‚öffentlichen Raumes’ klar wird im Gegensatz zu den im gravierenden Maße zunehmenden privatisierten Räumen (von Shopping-Malls bis hin zu Gated Communities), welche derlei spontane Formen von Straßenmusik oder Sit-Ins zumeist unterbinden. Einige Stadtverwal-tungen haben diesbezüglich erkannt, dass Nachbarschaftsarrangements und Szeneviertel einen Beitrag zu kultureller und sozialer Diversität einer Stadt leisten und insofern in das immer populärer werdende Konzept der entschleunigten Stadt passen, die auf Lebensqualität, „Smart Growth“ und „Liveable Communities“ anstelle reinen Wirtschaftswachstums setzt (vgl. Zalas 2009, 46; Frith 2014, 53).

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Die Omnipräsenz akustischer Gegebenheiten mit ihren ganz gegensätzlichen Wirkungen auf unsere Wahrnehmung und unser Wohlbefinden, aber auch die in aller Regel bei Schülerinnen und Schülern gegebene Begeisterung für Musik, machen den Sound der Stadt zu einem spannenden Thema für den Geographieunterricht, das ferner verdeutlicht, dass Raumwahrneh-mungen stets individuelle Konstruktionen sind (weitere Beispiele bieten Eberth 2014; 2016.2; Schlottmann/Mösgen/Böhm 2014). 3.4 Die Innenstadt als Fenster zur Welt Aus ökonomischer Sicht bedarf es des Aufgreifens des Einzelhandels als bedeutende Komponente der Stadtentwicklung und die Innenstadt prägender Faktor. Gerade weil die deutschen Städte heute von einer massiven Uniformisierung geprägt und immer wieder-kehrende Filialen in allen größeren Innenstädten zu finden sind, bieten sich konsumkritische Exkursionen als „Fenster zur Welt“ an. Dabei steht eine globale Perspektive im Vordergrund: Nicht etwa Sehenswürdigkeiten oder touristische Attraktionen bilden den Fokus dieses Stadtrundgangs; vielmehr erhebt der Ansatz den Anspruch, einen Beitrag zur Verbraucher-bildung zu leisten und die Schülerinnen und Schüler als kritische Konsumenten zu sensibilisieren. Vor diesem Hintergrund können Filialbetriebe dazu veranlassen, Aspekte der Globalisierung aufzugreifen (space, scale). Folgende Bezüge sind dabei denkbar: • McDonald’s Fleischkonsum/Massentierhaltung, Soja-Anbau, Abholzung des

Regenwalds • Primark Produktionsbedingungen in der

Textilindustrie/Wertschöpfungskette der Textilwirtschaft • Tchibo Anbaubedingungen auf Kaffeeplantagen/weltweiter

Kaffeehandel • Teeladen Anbaubedingungen auf den Tee-Plantagen in Kenia und Indien,

Pestizidbelastung, Arbeitsbedingungen, Einfluss von Weltkonzernen wie Unilever

• Weltladen Standards fairen Handels, Arbeitsweise von Genossenschaften und Kooperativen

• Blumenladen Anbaubedingungen von Rosen u.a. Schnittblumen in Äthiopien und Kenia, Rolle von Weltkonzernen wie Karuturi, Landgrabbing

• Straßenpflaster, Fassadenverkleidung: Abbaubedingungen von Steinen, Kinderarbeit

• Handyladen Coltan-Abbau im Kongo, Bürgerkrieg, Kinderarbeit, Transparentmachen der Produktionskette eines Handys, Mineral Certification Programme

• KIK/Woolworth Charakteristika einer rein auf ökonomischem Interesse beruhenden Unternehmensführung

• Büro der Lokalen Agenda 21 (oder ähnlichen Gruppen) Aufzeigen von Partizipationsmöglichkeiten des engagierten Verbrauchers als Gestalter der Globalisierung

• Elektronikmarkt Arbeitsbedingungen der Elektronikindustrie in China (Foxcon), ökologische Aspekte der Musikindustrie

Durch das Öffnen dieser Fenster zur Welt kann für die Lernenden der Slogan der Lokalen Agenda 21 „Global denken, lokal handeln“ verständlich werden, da sie erkennen, wie eng regionale Gegebenheiten mit globalen Phänomenen verbunden sind (connectedness, inter-dependence). Dabei kann ein Bewusstsein entstehen, dass Zustände und Entwicklungen in räumlich weit entfernten Ländern konkret mit unseren Handlungen im Heimatraum zusam-

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menhängen und durch unsere bewusst getroffenen Kaufentscheidungen Möglichkeiten zur Partizipation im Globalisierungsgeschehen bestehen. Neben den geographischen Kompetenz-bereichen werden so auch die im „Orientierungsrahmen Globale Entwicklung“ ausgewiesenen Kompetenzbereiche „Erkennen, Bewerten, Handeln“ (KMK/BMZ 2015, 91ff.) bedient. 3.5 Die Innenstadt als Ökosystem Im Sinne von Ressourcenschonung und der notwendigen Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bietet die Aufwertung der Innenstädte das Potenzial, Zersiedelung und urban sprawl, also übermäßigem Flächenverbrauch entgegenzuwirken und Lebensqualität und Ver-dichtung zu kombinieren. Für top-down gesteuerte Planungsprozesse geht es „zum einen um eine Abkehr vom Konzept der individuellen automobilen Erschließung sich ausbreitender Stadtregionen: Kompakte städtische Siedlungsstrukturen können kurze Wege sowie nicht bzw. gering motorisierte Verkehrsarten und intelligente Systeme begünstigen und zur Verringerung von Emissionen bzw. Energieverbrauch beitragen. Dieser ist – ebenfalls durch kompakte städtische Siedlungsstrukturen – zum anderen bei der Gebäudebewirtschaftung möglich“ (Brake 2011, 85). Die Innenstadt als Ökosystem betrachtet wird stadtökologisch untersucht (vgl. Falk/Scholliers 2012, 38ff.). Der Artenreichtum kann anhand einer Stadtbiotopkartierung eruiert, die Luftgüte mittels einer Kartierung von Flechten bestimmt werden (ebd.). Bei stadtökologischen Unter-suchungen ist es jedoch notwendig, „erstens strikt zwischen einer realökologischen und einer symbolischen Ebene zu unterscheiden und zweitens dennoch beide zu berücksichtigen“ (Hard 1995, 17f.). Das bedeutet konkret im Hinblick auf die Stadtvegetation, dass diese in der öko-logischen Perspektive als „Zeiger, ‚Indikator’, ‚synthetischer Ausdruck’ (usf.) der Standort-bedingungen (Wärme, Wasser, Licht, chemische und mechanische Faktoren einschließlich der Interaktionen der Organismen untereinander) (erscheint); in kulturökologischer Perspektive erscheint sie vor allem als Zeiger, ‚Indikator’, ‚synthetischer Ausdruck’ (usf.) menschlicher Lebensverhältnisse und Lebensformen, Inwertsetzungen und Aneignungen, Flächennutzun-gen, Wirtschafts- und Arbeitsweisen“ (ebd., 22). (environmental interaction) Die damit ein-hergehenden Untersuchungen sind somit natur-, sozial- und geisteswissenschaftlicher Art (ebd., 19). Die Stadtnatur kann daher auch dahingehend erforscht werden, was sie für Bewoh-ner und Besucher bedeutet. Hierbei kann der Blick gerade auf die verkehrsberuhigten Zonen und das dort zu findende Stadtgrün fokussiert werden. Wo befindet es sich, wer sorgt dafür, was bringt es zum Ausdruck, wie wird es wahrgenommen? Kurz: Auch in der Innenstadt kann die Mensch-Natur-Beziehung hinterfragt werden und dadurch können Prozesse angestoßen werden, sich mit der symbolischen Bedeutung von Natur für Menschen in diesem von Menschen gestalteten Raum auseinanderzusetzen. Dabei können die Lernenden auch etwas über sich selbst und ihre eigene Beziehung zur Natur in der Innenstadt lernen (interdepen-dence, connectedness). Dieses Bewusstsein führt zunehmend zur Etablierung des Urban Gardenings, das zumeist als Bottom-up-Aktivtität von Stadtbewohnern initiiert wird, um der Natur in der Innenstadt mehr Raum zu geben. Dabei ist zwischen floralem Zierrat und Nutz-gärten zu unterscheiden. Diese Form der Aneignung urbanen Raumes zeigt die Bedeutung der Stadt i.S. von Mensch-Mitwelt- und Mensch-Umwelt-Interaktionen, denn „zentrale Charakteristika sind Partizipation und Gemeinschaftsorientierung“ (Müller 2012, 31). Diese Erfahrungen führen ferner zu Mensch-Inwelt-Interaktionen, denn „erst in der Gemeinschaft mit anderer lebender Materie komme ich zu mir“ (Weber 2012, 245). Insofern kann in Pflanzen das eigene Innere erkannt werden: „Erst im Erlebnis der lebenden Räume der Natur lässt sich der eigene ‚Weltinnenraum’ ermessen (...). Denn es gibt ein innerliches Raum-verständnis, das a priori steht zu den Raumverhältnissen der Welt. (...) Es ist der Raum orga-nischen Existierens, das fortexistierend sich entfalten will und so zuallererst Sinn schafft und erst diese Absolutheit wieder ummünzt in reale Topographie. Der innere Raum ist der abso-lute Raum existenzieller Bedeutung. Real ist dieser Raum nicht als eigener Leib, sondern als

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ganze Natur“ (Weber 2012, 244f.). Dass urbanes Gärtnern Ausdruck räumlicher Trans-formation als Folge einer Bewusstseinsänderung sein kann, zeigen die Transition-Town-Be-wegungen, die den „inneren Wandel“ (Transition Trier e.V. o. J.) besonders herausstellen. Als Interkulturelle Gärten organisiert, kann Urban Gardening ferner einen Beitrag zur Integration leisten (vgl. Anstiftung o.J.). Für die Entwicklung der Innenstadt wird diese Form des Gärtnerns immer wichtiger, weil sie sich von bestehenden Klein- oder Schrebergärten unterscheidet: Urban Gardening setzt sich „bewusst ins Verhältnis zur Stadt, tritt in einen Dialog mit ihr und will wahrgenommen werden als ein genuiner Bestandteil von Urbanität, nicht als Alternative zu ihr“ (Müller 2012, 23). Urbanes Gärtnern tangiert also alle vier Dimensionen nachhaltiger Entwicklung, denn es offenbart sich als „eine Bühne für Stadt-ökologie, lokale und gesunde Lebensmittel, Interkulturalität, Selbstorganisation“ (Halder 2014, 10). Rosol argumentiert weiterhin, dass derlei Bottom-up-Aktivitäten keine Alternative zu einer seitens der Stadtverwaltung organisierten Freiraumplanung darstelle, es also zusätz-licher Top-down-Projekte bedürfe (vgl. Rosol 2011, 112).

Abb. 6: Impressionen zum Urban Gardening: a) privater Nutz- und Ziergarten in einem Hinterhof in der Innenstadt von Trier; b) Gartenprojekt im Innenhof der Universität Leipzig; c) Nutzpflanzen in einer Hofeinfahrt in der Innenstadt von Würzburg; d) Gemeinschafts-projekt „Essbare Stadt“ in Trier (Fotos: A. Eberth 2015)

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4. Fazit „Das Äußere ist ein in Geheimniszustand erhobenes Inneres.“ (Kruckemeyer 1994, 32 mit Bezug auf Novalis) Im Hinblick auf das von uns geforderte Selbst- und Weltverständnis, das wir in Abb. 5 im positiven Sinne als Harmonie und Einklang mit der Umwelt, der Mitwelt und sich selbst cha-rakterisiert haben, ist es mit Bezug auf den soziologischen Kulturbegriff notwendig, selbst-referentielle Bezüge im Geographieunterricht zu ermöglichen. Der Aspekt des Ästhetischen kann hier ein Zugang sein, auch die „Innenwelten in der Außenwelt“ zu berücksichtigen (Kruckemeyer 1994; vgl. Abb. 3). Das Spurenlesen bietet Möglichkeiten sowohl auf der Objektebene als auch auf der Subjektebene umgesetzt zu werden. Bei letzterem verweisen die Spuren „dann nicht mehr auf Gegenstände und Geschichten in der Außenwelt des Spurenlesers, sondern auf den Spurenleser selber und dessen Geschichte“ (Hard 1995, 128; Hervorhebung im Original). Aus individualistischer Perspektive kann in Anlehnung an das Beispiel Detroit gefragt werden, welche Attribute der Innenstadt zugewiesen werden und welche Zukunftsvision vor dem Hintergrund ihrer Entwicklung zu ihr passen würde. Die Zukunft der Innenstadt mit Blick auf eine nachhaltige Entwicklung hängt von den Akteuren ab – Top-down-Prozesse beeinflussen zwar maßgeblich die Strukturen, aber Bottom-up-Prozesse können vor allem einen ggf. notwendigen Wandel hervorbringen. So verhält es sich auch mit den in diesem Beitrag aufgezeigten Zielen geographischer Bildung bei der Thematisierung der Innenstadt. Unsere Anregungen können Top-down als Orientierung dienen, aber die Wirkung und der Grad der Erkenntnisgewinnung – mittels des geographiedidaktischen Blicks auf die Innen-stadt und des Sichtbarmachens von Unsichtbarem – ist maßgeblich mit den durch die Lehrperson induzierten Bottom-up-Prozessen verbunden. Literatur Anstiftung (o.J.): http://anstiftung.de/urbane-gaerten/interkulturelle-gaerten-ig (14.04.2015). Assmann, A. (2004): Das Kulturelle Gedächtnis an der Millenniumsschwelle: Krise und Zukunft der Bildung. Konstanz. Assmann, J. (2007): Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. 6. Aufl. München. Bähr, J., Jürgens, U. (2009): Stadtgeographie 2: Regionale Stadtgeographie. Braunschweig.

Bennett, A. (2014): Popular Music, the Peripheral City and Cultural Memory. In: Barber-Kersovan, A. et al. (Hrsg.): Music City. Musikalische Annäherungen an die ‚Kreative Stadt’. Bielefeld, 105-119. Bernt, M. (2014): Schrumpfung. In: Belina, B. et al. (Hrsg.): Handbuch Kritische Stadtgeo-graphie. Münster, 118-123. Bette, J. (2014): Kartierung und Analyse der Lärmbelästigung mit einer App. In: Praxis Geographie, 44 (7-8), 36-41. Böll, S. (2015): Auferstehen aus Ruinen. Der Spiegel, 68 (4), 60-62.

Brake, K. (2011): „Reurbanisierung“ – janusköpfiger Paradigmenwechsel. Wissensintensive Ökonomie und neuartige Inwertsetzung städtischer Strukturen. In: Belina, B. et al. (Hrsg.): Urbane Differenzen. Disparitäten innerhalb und zwischen Städten. (Raumproduktionen: Theorie und gesellschaftliche Praxis, 9). Münster, 69-96.

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