Instrument en Kun De

download Instrument en Kun De

of 49

Transcript of Instrument en Kun De

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 1

    Skriptum

    fr die SchlerInnen der 5. Klasse des RG & ORG fr Studierende der Musik,

    Neustiftgasse 95 99, 1070 Wien (Stand: Schuljahr 2010/2011)

    nur fr den internen Gebrauch bestimmt!

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 2

    Inhaltsverzeichnis

    1. Einteilung der Musikinstrumente 2. Chordophone - allgemein 3. Klaviere (Clavichord, Cembalo, Hammerklavier, moderner Flgel) 4. Zupfinstrumente (Laute, Gitarre, Harfe) 5. Streichinstrumente (Gamben, Violinen) 6. Berhmte Geigenbauer 7. Aerophone allgemein 8. Orgel 9. Holzblasinstrumente Flten (Blockflte, Querflte) 10. Holzblasinstrumente mit doppeltem Rohrblatt (Oboe, Fagott) 11. Holzblasinstrumente mit einfachem Rohrblatt (Klarinette, Saxophon) 12. Blechblasinstrumente (Trompete, Posaune, Horn, Tuba)

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 3

    1. Einteilung der Musikinstrumente

    1. Zur Entstehung der Musikinstrumente: Unsere Musikinstrumente haben eine jahrtausendlange Geschichte. Alle Instrumente - mit Ausnahme der im 20. Jahrhundert entstandenen elektronischen lassen sich auf Urtypen in prhistorischer Zeit zurckverfolgen: Rasseln, Schraper und Schwirrholz, Musikbogen und stab, Weidenpfeife und Knochenflte, Schnecken- und Muscheltrom-pete, Tierhorn, ausgehhlte Baustmme usw. Die ersten Musikinstrumente sind wahrscheinlich aus dem Wunsch entstanden, die menschliche Stimme bzw. Laute und Gerusche aus der Natur nachzuahmen.

    Aus: Deyries u.a.: Die Geschichte der Musik in Comics. Thienemann, Stuttgart 1982

    Musikinstrumente hatten ursprnglich keine musikalische, sondern kultische Bedeutung, sie dienten dazu, Empfin-dungen der menschlichen Seele auszudrcken, die Stimme zu maskieren, unkenntlich und damit bermenschlich zu machen, Geister und Gtter zu beschwren oder zu bannen. Reste davon finden sich noch heute im Brauchtum (Winteraustreiben Fastnacht usw.). Erst viel spter in den Hochkulturen gyptens und Mesopotamiens wurde aus dem kultischen Aufgabenbereich ein rein knstlerischer und die Musikinstrumente treten auch in den Dienst stheti-schen Ausdrucks.

    2. Ordnung der Musikinstrumente: Eine Ordnung ist nach mehreren Gesichtspunkten mglich: Material, Verwendungszweck, Herkunftsland, Spielwei-se, Entstehungszeit usw. In der Orchesterpraxis spricht man meist von Streichinstrumenten, Blasinstrumenten und Schlaginstrumenten. Diese Einteilung ist viel zu grob und schliet zahlreiche Musikinstrumente, besonders auch solche anderer Kulturkreise, aus. Heute ist daher im wissenschaftlichen Bereich eine Einteilung nach der Art der Klangerzeugung blich, also nach der Frage Wie entsteht ein Ton auf dem jeweiligen Instrument (nach: Curt Sachs und Erich Hornbostel Handbuch der Musikinstrumente, 1913). Erst in zweiter Linie wird nach Material oder Spielweise unterschieden.

    Wir unterscheiden 5 Gruppen von Musikinstrumenten: Selbstklinger (Idiophone): nach griech.: idios = eigen, Schlaginstrumente ohne Fell, Rasseln usw. Idiophone sind Instrumente, die Tne oder Gerusche durch Eigenschwingung hervorbringen und nicht durch eine schwingende Membran, eine Saite oder eine Luftsule. Sie bestehen aus harten Materialien wie Holz, Ton, Stein, Metall oder Glas um direkte Schallabstrahlung zu ermglichen. In der Praxis gehren diese Instrumente zur Gruppe des Schlagzeugs. Man unterscheidet Instrumente mit bestimmter Tonhhe und solche mit unbestimmter Tonhhe.

    Beispiele:

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 4

    Fellklinger (Membranophone): nach griech.: membrana = Haut, Trommeln und Pauken. Sie benutzen zur Toner-zeugung eine gespannte Membran aus Pergament, Fell oder Kunststoff, die durch Schlagen, Reiben oder auch durch einen Luftstrom (!) in Schwingung gebracht werden knnen.

    Beispiele:

    Saitenklinger (Chordophone): nach griech. chordae = Saite, Instrumente mit schwingenden Saiten. Die Saite be-steht aus Pflanzenfasern, Haar, Seide, Tiersehnen oder drmen, Metalldraht oder Kunststoffen. Die Saiten schwin-gen durch Zupfen, Schlagen, Streichen oder Mitschwingen. Klangstrke und farbe eines Saiteninstruments hngen vor allem vom Resonanzkrper ab, in dem die Luft zum Schwingen gebracht wird. Man unterscheidet einfache und zusammengesetzte Chordophone.

    Beispiele:

    Luftklinger (Aerophone): nach griech. aer = Luft, Blasinstrumente, Orgeln, Harmonikas usw. Die im Instrument befindliche Luftsule wird durch Anblasen in Schwingungen versetzt. Nach dem Baumaterial und Tonerzeugung unterscheidet man Holzblasinstrumente (Flten und Rohrblattinstrumente: Oboe, Klarinette, Saxophon, Fagott), Blechblasinstrumente (Trompete, Posaune, Tuba, Horn) und Harmonikainstrumente (Akkordeon, Harmonium). Eine Sonderform sind die Orgeln (Kirchenorgel, Positiv, Portativ, Regal), bei denen die Luft nicht durch den Atem des Spielers in Schwingung versetzt wird, sondern durch mechanische Luftversorgung.

    Beispiele:

    Stromklinger (Elektrophone, spter hinzugekommen): Instrumente mit synthetischer Klangerzeugung, -ver-strkung und Lautsprechern. Sie bilden zwei Gruppen: herkmmliche mechanische Instrumente, die wie z.B. wie die Elektrogitarre elektrisch verstrkt werden und daher keinen Resonanzkrper mehr brauchen, sowie neukonstruierte Instrumente, meist mit Tastatur (Orgeln).

    Aufgabe: Ordne folgende Instrumente den richtigen Gruppen zu:

    Akkordeon, Alphorn, olsharfe, Balalaika, Becken, Brummtopf, Celesta, Claves, Darabukka, Didjeridoo, Drehleier, E-Gitarre, Einhandflte, Englischhorn, Fortepiano, Glasharmonika, Glockenspiel, Hackbrett, Heckelphon, Kastag-netten, Klavichord, Krummhorn, Laute, Leierkasten, Marimbaphon, Maultrommel, Musikbogen, Nadelgeige, Okari-na, Olifant, Piston, Portativ, Ratsche, Sackpfeife, Schalmei, Schwirrholz, Singende Sge, Spinett, Synthesizer, Tam-burin, Theorbe, Trogtrommel, Trumscheit, Ukelele, Viola da gamba, Waschbrett, Zimbal, Zugposaune.

    3. Mgliche Spielweisen:

    Instrumente/ Spielweisen

    gestrichen gezupft geblasen geschlagen mit Tasten gespielt

    Idiophone Membranophone Chordophone Aerophone Elektrophone

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 5

    2. Chordophone - allgemein

    1. Krperformen:

    Es gibt bei den Chordophonen 5 typische Instrumentenformen. Das Klassifikationskriterium dabei ist das Verhlt-nis der Saiten zum Krper, der die Saiten trgt bzw. zum Resonanzkrper, der die Schwingung verstrkt. Der Mu-sikbogen (a), das lteste Saiteninstrument, hat eine oder mehrere Saiten, die an beide Enden eines gekrmmten Stocks geheftet sind. Die Saiten der Lyra (b) verlaufen vom Korpus zu einem von zwei Jocharmen gehaltenen Querbalken. Die Saiten einer Harfe (c) spannen sich in einem spitzen Winkel vom Korpus zum Hals (Dreiecks-form). Die Lauten (d) haben Saiten, die ber einen Steg verlaufen. Die Saiten von Zithern (e) werden durch Stege hochgehalten und laufen ber die gesamte Lnge des Instruments.

    2. Tonerzeugung:

    Die gebruchlichste Methode fr das Spiel ist das Zupfen mit den Fingern (a) oder einem Plektron (b), sowie das Streichen mit einem Bogen (c). Einige Zithern (z.B. das Hackbrett) werden mit Schlegeln oder Hmmern ge-spielt (d), whrend die Saiten einer olsharfe (e) durch den Wind zum Klingen gebracht werden.

    3. Tonhhenvernderung:

    Die Tonhhe hngt von der Lnge, der Spannung und der Dicke der Saite ab. Eine kurze Saite ergibt einen hheren Ton als eine lange (a), eine stark gespannte Saite erzeugt einen hheren Ton als eine weniger straffe (b) und eine dnne Saite klingt hher als eine dicke (c).

    Beim Spielen wird ein hherer Ton wird erreicht, indem man die Lnge der Saite verkrzt. Zu diesem Zweck wird gewhnlich ge-griffen, indem man die Saite gegen Hals oder Krper des Instru-ments presst (a). Manchmal zeigen Bnde die genaue Stelle an, an der eine Saite gegriffen werden muss (b). Manche Instrumente (z.B. Zithern) haben bewegliche Stege, die verschoben werden knnen (c).

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 6

    3. Klaviere

    Der Name Klavier kommt vom lateinischen Wort clavis = Schlssel, Taste. Bis in das 18. Jahrhundert wurden alle Tasteninstrumente (engl.: keyboard instruments), also auch die Orgel (!), als Clavier bezeichnet. J. S. Bachs Wohltemperiertes Klavier ist fr ein Cembalo komponiert worden! Urform der Klaviere sind die Zithern, bei denen viele Saiten ber einen Resonanzkrper gespannt werden. Eine weitere Zwischenstufe zum Klavier ist das Hackbrett, bei dem die Saiten mit Hmmerchen per Hand zum Klingen gebracht werden. Entwickungsgeschicht-lich der letzte Schritt ist dann das Hinzufgen einer Mechanik, durch die eine Tastatur mit den Saiten verbunden wird. Der Begriff Tasteninstrumente ist eine Sammelbezeichnung fr verschiedene Musikinstrumente mit einer Klaviatur.

    Clavichord

    1. Geschichte: Das Clavichord ist das lteste Tasteninstrument mit Saiten. Es war sehr einfach zu stimmen und leicht zu trans-portieren und ist deshalb seit dem 15. Jahrhundert rund dreieinhalb Jahrhunderte als Hausmusikinstrument fr welt-liche Musik sehr verbreitet. J.S. Bach schrieb fr dieses Instrument seine zwei- und dreistimmigen Inventionen.

    2. Bauweise:

    Die ber den kastenfrmigen Resonanzkrper des Clavichords gespannten Saiten (c) werden beim Niederdrcken der Tasten (a) durch kleine Metallplttchen (b) von unten angeschlagen. Das Metallplttchen (Tangente), das die Saite teilt, bleibt mit der Saite in Berhrung, bis man die Taste wieder loslsst. Ein Teil der Saite schwingt, whrend der andere mit einem Tuch abgedmpft wird. Die Saiten sind aus Messing oder Stahl und meist fr jeden Ton dop-pelt gespannt (zweichrig) und verlaufen parallel zur Klaviatur. Der Tonumfang betrgt nur rund 4 Oktaven.

    Clavichord Tangentenmechanik eines Clavichords

    3. Spielweisen: Durch die direkte Verbindung Finger-Taste-Tangente-Saite lsst sich der Ton klanglich beeinflussen (man kann z.B. eine Art Vibrato oder Bebung erreichen).

    4. Besonderheiten:

    Es gibt zwei Arten von Clavichorden:

    a) das gebundene Clavichord: Beim gebundenen Clavichord wird eine Saite fr die Tangenten mehrerer Tasten (bis zu fnf!) benutzt, wodurch nahe beieinander liegende Tne nicht zugleich gespielt werden knnen.

    b) das bundfreie Clavichord: Beim bundfreien Clavichord gehren zu jeder Tangente auch eine Saite.

    Gebundenes Clavichord (a): mehrere Tangenten auf einer Saite Bundfreies Clavichord (b): fr jede Tangente eine Saite

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 7

    Cembalo

    1. Geschichte: Das Cembalo (engl. harpsichord) war in der Barockzeit das wichtigste Tasteninstrument. Es spielte als Begleitin-strument (Continuo) in der Kammermusik und Orchestermusik eine ebenso groe Rolle wie auch als Soloinstru-ment. Die erste Schule fr Cembalobau entstand in Italien im 16.Jahrhundert. Neben Italien war Flandern im 16. und 17.Jahrhundert das zweite europische Zentrum des Cembalobaues.

    Einmanualiges franzsisches Cembalo (Pascal Taskin), 1769 Zweimanualiges englisches Cembalo (Jakob Kirkman), 1755

    2. Bauweise:

    Das Cembalo hat einen flgelfrmigen Resonanzkrper, die Saiten stehen senkrecht zur Klaviatur (wie beim mo-dernen Flgel). Es hat eine Zupfmechanik, d.h. die Saiten werden nicht angeschlagen, sondern angezupft bzw. mit Federkielen angerissen. Daher stammt auch der manchmal gebruchliche Name Kielflgel. Die Tonerzeugung erfolgt durch Anzupfen von dnnen Messing-, Bronze- oder Stahlsaiten, die ber einen Resonanzboden mit Stegen gespannt sind.

    Die Tasten der Klaviatur wirken als Hebel. Ein kleiner Feder-, Leder- oder Kunststoff-kiel sitzt in einer Docke (italienisch toccare: zupfen) auf dem hinteren Ende der Taste. Wird die Taste am vorderen Ende bettigt, so steigt das hintere Ende, hebt dadurch die Docke, und der Kiel reit die Saite an.

    Der Kiel ist eine bewegliche Zunge, der die Saite nur beim Aufsteigen zupft, whrend er beim Absteigen in seine Ausgangslage zurck gleitet, ohne die Saite anzureien.

    3. Spielweisen: Die Lautstrke beim Cembalo kann durch das Spielen nicht beeinflusst werden. Deshalb baute man Instrumente mit mehreren Registern und Manualen wie bei der Orgel. Die einzelnen Klangregister knnen nacheinander, aber auch gleichzeitig gespielt werden (Koppelung). Besonders beliebt war der sog. Lautenzug: Der Kiel zupft bei die-sem Register die Saite nur mit der Spitze an und erzeugt einen dnnen und zarten Ton hnlich dem einer Laute. Das Cembalo hat einen Tonumfang von etwa viereinhalb bis fnf Oktaven.

    4. Besonderheiten: Die kurze Oktave: ist ein Tastatursystem, bei dem einzelne Tasten zwei verschiedene Tne erzeugen knnen. Es wurde bei einigen Cembalos fr weniger gebrauchte Basstne verwendet

    5. Verwandte: Clavizitherium: Das Clavizitherium ist ein senkrecht stehendes Cembalo. Spinett: Ein kleines Kielinstrument mit drei- bis fnfeckigem Resonanzkrper, besonders in Deutschland und Ita-lien beliebt. Die Saiten liegen parallel zur Klaviatur.

    Virginal: Rechteckige Bauweise, wurde in England und den Niederlanden gebaut, Saiten parallel zur Klaviatur.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 8

    Hammerklavier

    1. Geschichte: Das Hammerklavier ist der unmittelbare Vorgnger des heutigen modernen Klaviers. Diese um 1700 von Bartolo-meo Cristofori in Florenz entwickelte Technik ermglichte erstmals durch unterschiedlichen Tastendruck eine stufenlose Differenzierung der Lautstrke. Er nannte deshalb sein Instrument Gravecembalo col piano e forte. Wegen der damals neuen Mglichkeit, sowohl forte als auch piano zu spielen, erhielt das Instrument den Na-men Fortepiano oder Pianoforte. Das neue Instrument wre vielleicht unbeachtet geblieben, wenn nicht der Schriftsteller Scipione Maffei daran Interesse gefunden htte: Sein Artikel, den er nach einem Besuch in Cristoforis Werksttte schrieb, wurde spter ins Deutsche bersetzt und regte wahrscheinlich Gottfried Silbermann in Deutsch-land dazu an, mit dem Bau von Klavieren zu beginnen.

    Auerhalb des deutschsprachigen Raums wird das Klavier mit Piano, der abgekrzten Form dieses Namens, be-zeichnet.

    Hammerklavier von Bartolomeo Cristofori, Florenz 1720 Hammerklavier von Johann Andreas Stein, 1770-1780

    2. Bauweise:

    Die frhen Hammerklavier hatten noch die Flgelform eines Cembalos. Beim Hammerklavier werden die Saiten mit belederten Hmmerchen angeschlagen, was im Gegensatz zum Cembalo das Spiel mit unterschiedlichen Lautstr-ken mglich macht. Das Hammerklavier hat einen Tonumfang von ca. siebeneinhalb Oktaven.

    Hammermechanik: Wenn kein Auslsungsmechanismus eingebaut ist (a), schlgt der Hammer auf die Saite, sobald die Taste niedergedrckt wird, und bleibt mit ihr in Berhrung, bis die Taste freigegeben wird. Mit der Auslsung (b) fllt der Hammer unmittelbar darauf zurck, auch wenn der Spieler die Taste niedergedrckt hlt.

    3. Besonderheiten:

    Das Hammerklavier von Ludwig van Beethoven.

    Fr dieses Instrument komponierte Beethoven seine Hammerklavier-Sonate in B-Dur, Op. 106. Der Name stammt von der Widmung des Werkes an Erzherzog Rudolf: Groe Sonate fr das Hammer-Klavier. Das Werk wurde lange Zeit fr unausfhrbar auf einem damaligen Klavier gehalten.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 9

    Der moderne Flgel

    1. Geschichte: Hinter der Entwicklung des Klaviers von seinen Anfngen des Clavichords bis zu den heutigen Konzertflgeln oder sogar den mit Computertechnologie ausgestatteten Instrumenten steht der Wunsch, ein technisch perfektes Instru-ment zu schaffen, das an Tonumfang, Ausdrucksfhigkeit und dynamischer Differenzierung allen Ansprchen als Begleit-, Solo- Kammermusik- und Konzertinstrument zu gengen. Zu dieser Entwicklung haben unzhlige Kla-vierbauer und Pianisten beigetragen:

    Bartolomeo Cristofori: 1655 1731, Florenz, Erfindung der Hammermechanik. Gottfried Silbermann: 1683 1753, Freiberg/Sachsen, entwickelt die Hammermechanik weiter und montiert

    die Hmmer auf einer eigenen Hammerleiste. Johann Andreas Stein: 1728 1792, Augsburg, Schler von Silbermann; er, seine Tochter Nanette und sein

    Schwiegersohn Johann Andreas Streicher in Wien, setzen die Hmmer direkt auf die hinteren Tastenenden und erfinden damit die sogenannte Wiener Mechanik (Prellmechanik).

    Johannes Zumpe: Schler von Gottfried Silbermann, wandert nach England aus und legt zusammen mit John Broadwood den Grundstein zur heute verwendetet Repetitionsmechanik (die in ihrem ausgereiften Form Englische Mechanik genannt wird).

    Sebastian Erard: 1752 1831, Paris, erfindet die Repetitionsmechanik, die das schnelle Wiederholen des selben Tones ermglicht.

    Alpheus Babcock: Boston, lsst 1925 den ersten Gusseisenrahmen fr den Saitenbezug patentieren. Robert Wornum: London, erfindet 1826 die Pianino-Mechanik und erffnet damit einen neuen Zweig im

    Klavierbau.

    2. Bauweise: Die Bauweise der heutigen Klaviere, die aus sechs Grundbausteinen bestehen, sei im folgenden am Beispiel eines Flgels nher erlutert:

    1. Der Rahmen besteht in der Regel aus Gusseisen. Am hinteren Teil befinden sich die Anhangstifte, in die die Saiten eingehngt werden. Von dort laufen die Saiten zu den in den Stimmstock eingepassten Stimmwirbeln im Vorderteil. Durch Drehen dieser Stimmwirbel wird die Saitenspannung reguliert und der Flgel gestimmt.

    2. Der Resonanzboden wird aus einer Reihe lngsfaseriger Fichtenholzspne gefertigt. Beim Flgel betrgt die Dicke im Bereich der Basssaiten etwa acht Millimeter, im Bereich der hohen Tonlagen etwa zehn Millimeter. Beim Piano ist die Dicke etwas geringer.

    3. Die Saiten bestehen aus speziellem Saitenstahldraht. Sie sind in den tiefen Lagen lnger und zustzlich mit Kupferdraht umsponnen. In den hohen Lagen findet sich ein dreichriger Bezug, d.h., es gehren zu jedem Ton drei Saiten.

    4. Die Mechanik (siehe Arbeitsweise der Mechanik weiter unten) besteht aus der Tastatur und den brigen me-chanischen Teilen. Bei der Tastatur (Klaviatur) sind die Tasten, die den Grundtnen entsprechen, aus Elfenbein oder Kunststoff hergestellt. Als Material fr die Tasten, die den chromatischen Tnen entsprechen, wird Eben-holz oder ebenfalls Kunststoff verwendet.

    5. ber die Pedale kann der Klang des Klaviers gendert werden. Das rechte Pedal (das laute" Pedal) hebt beim Flgel alle Dmpfer gleichzeitig auf. Die angeschlagenen Saiten schwingen dann weiter, auch wenn die Tasten losgelassen werden. Das linke Pedal (das leise" Pedal) rckt beim Piano die Hmmer nher an die Saiten her-an, so dass die Schlagdistanz um die Hlfte verringert wird. Beim Flgel werden alle Hmmer ein wenig ver-

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 10

    schoben, so dass von den chrigen Saiten eine weniger berhrt wird. Heute seltener anzutreffen ist das dritte Pedal, mit dem die Dmpfer selektiv angehoben werden knnen.

    3. Je nach Form des Gehuses werden Klaviere in Flgel und Pianos unterschieden. Fr den Hausgebrauch wurde der Flgel fast vollstndig vom Piano verdrngt, das weit weniger Platz einnimmt. Flgel werden in ver-schiedenen Gren gefertigt, vom Konzertflgel mit 2,69Meter Lnge bis zum Kleinflgel mit weniger als 1,45 Meter Lnge.

    Funktionsweise einer modernen Repetitionsmechanik (Englische Mechanik)

    4. Besonderheiten:

    Mechanische Klaviere: Sie konnten das Spiel berhmter Pianisten in Form von Lchern auf Papierrollen festhalten und auf pneumatischem Wege wiedergeben. Fr eine Schallplattenaufnahme dirigierte 1976 Mi-chael Tilson Thomas die Orchesterbegleitung der Rhapsody in Blue von George Gershwin. Den Solopart dieser Aufnahme hatte der Komponist (gest. 1937) schon 1925 auf Klavierrolle eingespielt. Die Karikatur zeigt auf dem Plattencover den Komponisten als Geist.

    Auf einem Computerflgel knnen eingespielte Stcke nachtrglich be-arbeitet und korrigiert werden. Ein Pianist kann sein Spiel kritisch abh-ren und dadurch gezielt ben. Er kann sogar mit sich selbst vierhndig spielen.

    5. Verwandte: Tafelklavier: Kleines, tragbares Klavier, Nachbildung eines Spinetts oder Clavichords.

    Pyramiden- und Giraffenklavier: Benannt nach ihrer Form, mit aufrecht stehendem Resonanzraum um Platz zu sparen.

    Links: Schimmel-Klaviere: http://www.schimmel-piano.com/home.html Bsendorfer-Klaviere: http://www.boesendorfer.com Piano-World: http://www.pianoworld.com/

    Taste

    Saite

    Dmpfer

    Hammer

    Hebeglied

    Repetierschenkel

    Repetitionsfeder

    Stosszunge

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 11

    4. Zupfinstrumente

    Zupfinstrumente sind Saiteninstrumente, bei denen Saiten durch Zupfen mit den Fingern, den Fingerngeln oder einem Plektron zum Schwingen gebracht werden. Bei vielen Zupfinstrumenten wird die Tonhhe durch Verkrzen der Saite erreicht. Oft gibt es hierfr ein Griffbrett, wie es von der Gitarre, der Laute oder dem Banjo her bekannt ist. Anders ist dies bei den antiken Instrumenten Lyra und Kithara und der Harfe. Sie verfgen ber eine grere Anzahl von Saiten um verschiedene Tne hervorbringen zu knnen. Zupfinstrumente finden sich in allen Volkskulturen der Welt. Alle Zupfinstrumente haben sich aus dem Musikbogen (Leiern und Harfen) bzw. dem Musikstab (Psalteri-um, Hackbrett, Scheitholt, Zithern) entwickelt.

    Musikbogen und Musikstab Kykladischer Harfenspieler, ca. 700 v. Chr. Die Kithara, das Instrument des Gottes Apollo

    Die Laute

    1. Geschichte und Bauweise: Die Laute kam ursprnglich aus dem arabischen Kulturraum. Es war ein mit einem Plektrum gespieltes, vierchri-ges Instrument. Weiter entwickelt wurde die Laute im 13. und 14. Jahrhundert in Spanien aus dem ud, der heute ein bundloses, mit dem Plektum gespieltes Instrument mit vier bis sieben Chren ist. Im engeren Sinn ist dies die Bezeichnung fr ein Zupfinstrument mit einem aus dnnen Spnen zusammengesetzten, birnenfrmigen Resonanzkrper, einem kurzen Hals und einem meist vom Hals abgeknickten Wirbelkasten mit seitenstndigen Wirbeln. Das Griffbrett ist mit Bnden versehen. Von den Stimmwirbeln (die sich im Wirbelkasten befinden) laufen sechs Saitenpaare (Doppelchre) bis zu einem am Krper angeleimten Steg. Sie hatte zunchst vier Saiten und kam um 1500 zu ihrer klassischen Form. In der Renaissance wurde die Laute blicherweise auf A-a, d-d1, g-g1, h-h, e1-e1, a1 gestimmt, wobei von den fnf Doppelchren die drei unteren in Oktaven und die beiden hhe-ren im Einklang gestimmt waren, whrend die hchstklingende Saite oft einzeln war. In der Decke befindet sich ein rundes Schall-Loch, das oft mit einer kunstvoll geschnitzten Rosette verziert ist. Um 1600 wurden an der Laute zustzlich vier freie Basssaiten angebracht. Diese Saiten wurden nicht mit den Fin-gern gegriffen, sie waren in absteigender Folge (F-E-D-C) gestimmt. Auch grere Lauten mit immer mehr Basssai-ten wurden gebaut, zu diesen zhlen die Theorbe, die Chitarrone und die Erzlaute. Um 1640 verbreitet sich die von Denis Gaultier eingefhrte Stimmung A-a, d-d1, f-f1, a-a, d1-d1, f1-f1. Ihre grte Bltezeit hatte die Laute im 16. und 17. Jahrhundert. Die wichtigsten Komponisten von Lautenmusik waren u.a. Denis Gaultier in Frankreich und John Dowland und Thomas Morley in England.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 12

    2. Spielweisen: Musik fr Laute wurde nicht in Form von Noten, sondern in einer sogenannten Tabulatur notiert. Unter einer Tabu-latur versteht man die im 14. Jahrhundert entstandene Griffschrift, die Buchstaben und Zahlen auf Linien, die fr die Saiten des Instruments stehen, verwendet (bungsbeispiel siehe nchste Seite!). In ihrer Hochblte im 16. und 17. Jahrhundert wurden Lauteninstrumente fr Solostcke (Tanzmusik), als Begleitinstrument zum Lied und als Gene-ralbassinstrument verwendet.

    3. Besonderheiten: Die Theorbe und Chitarrone sind Lauten mit zustzlichen, frei schwingenden Basssaiten. Sie weisen kunstvoll geschnitzte Schalllochverzierungen auf, die Rosetten. Alte Musikinstrumente besitzen oft eine handwerkliche Note, sie wollen nicht nur das Ohr, sondern auch das Auge erfreuen.

    Theorbe, 1524, Michael Gartner Erzlaute, 1665 Martinus Harz Chitarrone nach Magnus Tieffenbrucker, Vorder- und Rckansicht

    4. Verwandte: Verwandte des ud und der Laute sind die rumnische Cobza, die Mandoline, und die mittelalterliche Mandola. Diese haben eine entfernte hnlichkeit mit den kurzhalsigen Lauten, die in den arabischen Lndern um etwa 700 v. Chr. aufkamen. Zu den Lauteninstrumenten, die sich auch nach Osten ausbreiteten, gehren u.a. die chinesische Pipa und die japanische Biwa. Bereits um 2000 v. Chr. waren in Mesopotamien Lauten mit flachen Krpern und langen Hlsen bekannt. Zur Lautenfamilie gehren auch die griechische Bouzouki und die japanische Shamisen.

    Chinesische Pipa Mandoline Griechische Bouzouki 3-saitige japanische Shamisen

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 13

    Lautentabulatur

    Anleitung zur bertragung: Die 6 Linien stellen die Saiten der Laute dar. Die unterste Linie ent-spricht der tiefsten Saite. Die Sai-ten sind in diesem Beispiel auf A/d/g/h/e1/a1 gestimmt. Die Buchstaben bezeichnen die Bnde, wobei a = leere Saite, b = erster Bund usw.

    Die Hlse mit den Fhnchen weisen auf die Notenlnge hin. Ein Hals mit einem Fhnchen ent-spricht einer Halben Note, mit zwei Fhnchen einer Viertelnote und mit drei Fhnchen einer Achtelnote.

    Franzsische Lautentabulatur: John Dowland (1563 1626): The Sick Tune

    Der Lautenkragen:

    a b c d e f a1

    e1

    h g d A

    The Sick TuneJohn Dowland (1563 - 1626)

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 14

    Gitarre

    1. Geschichte: Vorlufer der Gitarre sind die altgriechische Kithara und die Vihuela. Der Ursprung des Instruments liegt wahr-scheinlich in den arabischen Lndern. Ab 1600 tauchen in Italien, Frankreich, Portugal, Spanien und im spteren Deutschland die ersten Gitarren auf. Es sind relativ kleine und schmal gebaute Instrumente. Auffllig ist die meist auerordentliche Verzierung und eine noch uneinheitliche Besaitung mit Doppelsaiten. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden fr fnfsaitige Gitarren von vielen Komponisten wichtige Werke geschrieben. Dabei entwickelte sich auch eine Spieltechnik und Interpretation, die an das Instrument immer hhere Anforderungen stellte. Ab dem 18. Jh. hatte sich die Bauart der Gitarre mit sechs Saiten etabliert. Ihre Dimensionen und besonderen Merkmale sind im wesentlichen bis heute unverndert. Die heute bliche Form und Gre erhielt die Konzertgitarre um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch den spanischen Gitarrenbauer Antonio de Torres Jurado (1817 - 1892).

    2. Bauweise: Die Gitarre hat einen flachen, achtfrmigen Korpus (Decke aus Fichtenholz, Zargen aus Ahorn) mit einem runden Schalloch und einem Hals mit Bnden, ber den sechs Saiten laufen. Die Saiten sind am Ende des Halses an Wir-belschrauben befestigt, am anderen Ende am Saitenhalter (Querriegel), der auf den Klangkrper aufgeleimt ist. Die drei oberen Saiten bestehen in der Regel aus Darm oder Nylon, die unteren aus Metall.

    3. Spielweisen: Der Spieler drckt mit den Fingern der linken Hand die Saiten auf bestimmte Bnde (chromatisch im Halbtonab-stand), um die gewnschten Tonhhen zu erzeugen, mit den Fingern der rechten Hand zupft er die Saiten. Bei man-chen Gitarren mit Metallsaiten werden die Saiten mit einem kleinen, flachen Plektrum angerissen.

    4. Besonderheiten:

    Fr das Akkordspiel mit der Gitarre (Liedbegleitung) hat sich ebenfalls eine Art Tabulatur bewhrt. Hier stehen die Saiten senkrecht, links die tiefste, rechts die hchste. Die Saiten sind auf E A d g h e1 gestimmt. Die Kreise () stehen fr eine leere Saite, die schwarzen Punkte () fr Griffpunkte. Nicht gespielte Saiten werden mit X markiert.

    Beispiel 1 Beispiel 2 Welche Tonart? Welche Tonart? Welche Tonart? Dm Am E

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 15

    5. Verwandte:

    Vihuela Banjo Balalaika Western-Gitarre

    Eine Spezialform der Gitarre ist die E- (Elektro-) Gitarre. Auch hier gibt es unzhlige Variationen, beginnend bei der akustischen Gitarre mit Tonabneh-mer bis hin zur solid body-Gitarre, der Lead-Gitarre und dem E-Bass. Allen gleich ist die Mglichkeit, die Schwingung der Saite mit Hilfe eines Tonab-nehmers abzutasten und mit einem Verstrker zu verstrken. Durch die Um-wandlung der Schwingung in eine elektrische Spannung ist nun den Mglich-keiten der elektronischen Klangvernderungen keine Grenze mehr gesetzt. 1. Mechaniken: An ihnen werden die Saiten eingefdelt und aufgedreht. Durch das Drehen der Mechanik wird die Spannung der Saite verndert und somit auch ihre Tonhhe. 2. Der Hals: Das Gitarren-Griffbrett wird durch die Bundstbchen in zahlreiche Bn-de unterteilt. Gegriffen werden die Saiten zwischen den Bundstbchen. In jedem Bund wird ein anderer Ton erzeugt. Je nach Modell kann das Griffbrett aus 15 - 24 Bnden bestehen. 3. Vibratorhebel 4. Tonabnehmer/Pickups: Sie wandeln die mechanischen Schwingungen der Saiten in elektrische Spannungen um. Diese werden dann von Verstrkern bzw. Lautspre-chern wieder in krftigere mechanische Schwingungen zurck gewandelt/verstrkt. 5. Korpus: Der Korpus einer E-Gitarre besteht entweder aus einem massiven Stck Holz oder aus zusammengeleimten Holzschichten. Die blichen Holzarten sind: Ma-hagoni, Ahorn, Erle und Esche. 6. Potis 7. Vibratorsysteme: Ein Vibratorsystem ist eine mechanische Einrichtung an der E-Gitarre zur Tonhhenvernderung whrend des Spielens. 8. Gurthalter

    Kleines Lexikon der Klangeffekte: Compressor: verbessert das Sustainverhalten (Sustain ist, wenn eine Saite nach dem Anschlagen lange klingt, bzw. der Ton

    stehen bleibt). Extrem lang stehende Verzerrsounds. Verzerrer-Effekte: Overdrive: Klingt wie eine bersteuerte Amp-Endstufe, manche knnen sogar das Verhalten von Rhrenverstrkern gut

    nachmachen. Fuzz: Populr in den 60er, Anfang 70er Jahren. hnlich Overdrive, klingt aber synthetischer und deshalb fr manche Stilrich-

    tungen beliebt. Distortion: klingt wie eine berdrehte Amp-Vorstufe. Sehr beliebt bei Metal-Gitarristen.

    Modulations-Effekte: Chorus: erfunden von Roland/Boss. Sehr beliebter Effekt, der ein ganz leicht verstimmtes Signal dem Original beimischt.

    Macht Clean- und Zerrsounds sehr fett und lebendig. Flanger: Vorlufer des Chorus. Synthetischer, unnatrlicher und extremer und deshalb sehr beliebt. Phaser: Vorlufer des Flangers. Noch synthetischer und steriler, typisch Anfang 70er. WahWah: beliebter Effekt aus den 60er Jahren (Hendrix etc.) ber ein Fupedal wird ein Resonanzfilter verstimmt. Klingt,

    wie der Name sagt. Pitch Shifter: dem Signal der Gitarre wird ein stark verstimmtes Signal zugemischt... meist Quinte oder Oktave. Tremolo: periodische Lautstrkeschwankung... der einzige Effekt, den die Gitarristen vor 1965 hatten. Vibrato: periodische Tonhhenschwankung. Selten verwendet, weil die meisten Gitarristen das mit den Fingern machen. Noise-Gate: wenn man viele Effekte gleichzeitig verwendet, steigt der Rauschpegel. Das Noisegate schaltet Gerausche in den

    Spielpausen stumm. Echo, Delay: das Gitarrensignal wird zeitversetzt wiederholt Hall, Reverb: frher machte man das mit Metall-Federn, was so schbig klingt, dass es fr manche Sounds unverzichtbar gut

    ist. Moderne Hallgerte knnen sehr natrlich klingen.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 16

    Harfe

    1. Geschichte: Bogenharfen, die ltesten Vertreter der Familie, waren bei den Sumerern und in gypten zwischen 3000 und 2000 vor unserer Zeitrechnung bekannt. Sie sind noch in Asien (Myanmar), in Teilen von Afrika, in einigen Gebieten Sibiriens und in entlegenen Teilen von Afghanistan in Gebrauch. Winkelharfen entstanden etwas spter. Sie wur-den in der mittelalterlichen Musik Arabiens und Persiens eingesetzt und in Persien noch bis ins 19. Jahrhundert gespielt. Rahmenharfen, die fast vllig dem europischen Kulturkreis zugerechnet werden knnen, kamen im 9. Jahrhundert auf und entwickelten sich in zwei Variationen in Irland und Schottland sowie auf dem europischen Kontinent. Mit der Erfindung der Darmsaiten um etwa 1500 entwickelte sich eine grere Form mit einer geraden Vorderstange, die mehr Spannung aufnehmen konnte als die leichte, gebogene. Diese gotische Harfe ist der Vorlu-fer der volkstmlichen Harfen in Lateinamerika und der heutigen irischen Harfen und auch der Orchesterharfen. Harfe und Harfenspieler genossen im Mittelalter hohes soziales Prestige, und das Instrument hatte entsprechende symbolische Bedeutung; beispielsweise wurde die Harfe in das irische Wappen aufgenommen. Seit dem Mittelalter ist die Harfe das Attribut Orpheus und Knig Davids.

    Oben: gyptische Darstellung einer Bogenharfe aus Theben Mitte: Babylonisches Relief mit Winkelharfe Rechts: Dieser Nachbau einer gotischen Rahmenharfe befin-det sich auf der Wartburg und soll angeblich aus dem Besitz Oswalds von Wolkenstein (geboren etwa 1377, gestor-ben1445) stammen.

    2. Bauweise:

    Harfen wurden in drei Grundformen hergestellt: als Bogenharfe, bei der Hals und Schallkrper einen Bogen be-schreiben, als Winkelharfe, bei der Hals und Schallkrper mindestens im rechten Winkel zueinander stehen, und als Rahmenharfe, bei der ein drittes Element, die Vorder- oder Baronstange, Hals und Schallkrper verbindet, wodurch ein Dreieck entsteht, das die Saitenspannung besser auffangen kann. Die heutige Doppelpedalharfe wurde 1811 von Sbastien rard entwickelt und besitzt mit 46 oder 48 Saiten einen Tonumfang von fast sieben Oktaven (1Cgis4). Die Basssaiten bestehen aus ummanteltem Draht und die hohen Sai-ten aus Darm, Nylon oder Perlon. Alle c-Saiten sind rot, alle f-Saiten blau gekennzeichnet. Die Harfen, die wir heute kennen sind diatonische Instrumente. Das heit, in der Oktave finden wir 7 verschiedene Tne auf 7 verschiedenen Saiten, in C-Dur gestimmt also C-D-E-F-G-A-H (= die weien Tasten des Klaviers). Um nun Halbtne spielen zu knnen (die schwarzen Tasten auf dem Klavier) muss die Saitenlnge verndert werden. Bei den Hakenharfen sind alle oder einige Saiten mit Haken ausgestattet. Legt man die Haken um, wird die Saite verkrzt und der Ton um einen Halbton erhht. Damit kann man in 7 Tonarten (und den parallelen Molltonarten) spielen. Das Problem dabei: bentige ich whrend des Stckes andere Halbtne, muss ich die Haken umstellen - die Hnde brauche ich aber zum Spielen, so dass dieses Umstellen der Haken beim Spiel nur beschrnkt mglich ist.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 17

    3. Spielweisen: Um Noten spielen zu knnen, die nicht im Bereich des siebentnigen Grundtonumfangs der Harfe liegen, verfgt diese ber ein System von sieben Doppelpedalen, wobei jedes Pedal eine Saite pro Oktave beeinflusst. Die Harfe ist auf Ces-Dur gestimmt. Wenn ein Pedal in die erste Einstellung gedrckt wird, erhht sich die Stimmung aller beeinflussten Saiten um einen Halbton, von Ces-Dur auf C-Dur. Wenn das Pedal in die zweite Stellung einrastet, erhht sich die Saitenstimmung um einen Ganzton, von Ces-Dur auf Cis-Dur. Dieses Problem lsen die Pedalharfen durch einen Pedalmechanismus: die Saiten werden durch eine Drehschei-benmechanik verkrzt, der mit Pedalen bedient wird: die 7 Pedale bedienen dabei jeweils einen Ton der Tonleiter. Tritt man auf das C-Pedal, werden alle C-Saiten verkrzt, aus dem C wird dabei ein Cis. Die Pedale der Einfachpe-dalharfen kennen dabei nur eine Stellung (Seite verkrzen = Ton erhhen), whrend die Pedale der Doppelpedalhar-fen 2 Stellungen besitzen (Seite verkrzen = Ton erhhen und Seite verlngern = Ton erniedrigen). Auf der C-Saite einer Doppelpedalharfe knnen wir also - je nach Pedalstellung des C-Pedals- die Tne C, Cis und Ces spielen.

    Moderne chromatische Doppelpedalharfe (Rahmenharfe)

    Bestandteile einer Konzertharfe Drehscheibenmechanik (oben) und Pedalstellungen (unten)

    Pedalstufen bei der Doppelpedalharfe: Die Verwendung des doppelten Pedalmechanismus ermglicht die Verein-heitlichung der Tonpositionen: Grundstellung: sieben #, erste Pedalstufe: sieben &, zweite Pedalstufe: sieben $.

    4. Verwendung: Die Verwendungsarten der Harfe reichen von Ensemblespiel und Gesangsbegleitung ber das Generalbass- und Soloinstrument bis zum heutigen Orchester- und Konzertinstrument. Bedeutende Harfenwerke schrieben u.a. Hn-del, Mozart, Hindemith, Henze und Berio.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 18

    5. Streichinstrumente

    Die Streichinstrumente erklingen durch das Streichen eines Bogens. Sie haben sich aus ursprnglich gezupften Lau-teninstrumenten entwickelt. Streichinstrumente bentigen eine hhere Saitenspannung als gezupfte Instrumente. Deswegen sind die Saiten ber einen Steg gefhrt. Damit eine einzelne Saite gestrichen werden kann, sind Griffbrett und Steg meistens gewlbt. Eine Ausnahme bildet die Drehleier, bei der die Saiten durch ein Streichrad erregt wer-den. Bei allen Streichinstrumenten ndert sich die Tonhhe durch Verkrzen der Saiten auf dem Griffbrett.

    Drehleier, umgangssprachlich auch Leierkasten, eine mechanische Geige, bei der der Spieler die Tonhhe verndert, indem er die Tasten eines Griffbrettes drckt. Die Saiten werden dabei von einem Scheibenrad (statt eines Bogens) am Boden des Instruments gestrichen. Das Scheibenrad wird mit einer Kurbel gedreht. Eine Drehleier hat gewhnlich zwei Melodiesaiten, die unter der Tastatur verlau-fen, und vier Bordunsaiten, die neben ihr verlaufen.

    Beispiele fr Streichinstrumente sind die Violine, die Bratsche, das Violoncello, der Kontrabass, das mittelalterliche Rebec, die Fiedel, die Viola da Gamba oder die Viola d`amore. Diese verfgt zustzlich noch ber Resonanzsaiten, die beim Spielen der gegriffenen Saiten mitklingen. Der Streichbogen ist meist mit Rosshaar bespannt. Die Haare werden mit Kolophonium, einem besonderen Harz, bestrichen, damit die Saiten besser greifen.

    Diskant- und Alt-Rebec nach der Vorlage von M.Praetorius in Syntagma Musicum II. Das Rebec ist ein Streichin-strument, dessen birnenfrmi-ger Korpus samt Hals und Kopf aus einem einzigen Stck Holz gefertigt ist. Es wurde im Mittelalter und in der Renaissance in verschie-dener Gestalt meist dreisaitig gebaut und neben der "Gross Geigen" (Fidel) auch als "clein Geigen" bezeichnet. Im Unter-schied zur Fidel ist das Rebec in Quinten gestimmt.

    Die Fidel wird wohl das mit Abstand beliebteste Instrument des Mittelalters gewesen sein. Sieht man doch auf Abbildun-gen die Fidel in den Hnden von Vaganten, Spielleuten und Engeln gleichermaen. Daraus kann man leicht entnehmen, das die Fidel zu drflichen Festen und Reigen, wie auch am Hofe der Frsten und Knige gern gespielt wurde. Sicher wird sich die Spielweise am Hofe und auf dem Anger unterschieden haben aber ihre Beliebtheit hat sich im Wandel der Zeiten nicht gen-dert.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 19

    Gamben oder Violen - Familie

    Die Violen sind eine Familie von Streichinstrumenten, die zwischen 1500 und 1750 sehr beliebt waren und im 20. Jahrhundert eine Wiederbelebung erfuhren. Viole ist die franzsische und auch eingedeutschte Bezeichnung fr die Viola da gamba. Im Franzsischen werden die violes (Instrumente der Violen- oder Gambenfamilie) von den vio-lons (Violinfamilie) unterschieden. Der Musiker sttzt die Viola da gamba senkrecht auf die Knie. Der Bogen wird untergriffig gehalten und ist im Gegensatz zum konkaven Bogen der Violine leicht konvex. Die Viola da gamba wird in drei Grundgren gefertigt (Diskant, Tenor und Bass). Sie hat hohe Zargen, abfallende Schultern, einen zum Hals hin stark abgeschrgten Boden, einen Steg hnlich dem der Violine, C-frmige Schall-Lcher und Bnde aus Darm, die zum klaren, durchdringenden Klang des Instruments beitragen. Weniger gebruchlich war die Kontra-bassgambe, die eine Oktave tiefer steht und ein Vorlufer des modernen Kontrabasses ist. Im 16. und 17. Jahrhun-dert waren Gambenensembles in kammermusikalischen Kompositionen sehr beliebt. In England war die Lyra-Gambe ein kleiner Bass fr Solomusik gebruchlich. Mit der zunehmenden Bedeutung des Orchesters im 18. Jahrhundert verdrngte die Geige die Diskant- und Tenorgamben. Die Bassgambe allerdings wurde weiter benutzt. Einer der herausragendsten Virtuosen auf diesem Instrument war der Franzose Marin Marais (vgl. Die siebte Sai-te).

    Familie der Violinen

    Die Violine (italienisch violino; franzsisch violon; englisch violin; deutsch umgangssprachlich Geige) ist das Sopraninstrument (Diskantinstrument) der Violinfamilie (Viola da braccio), zu der auch die Viola (Bratsche), das Violoncello (Cello) und der Kontrabass gehren. Die Violine hat vier Saiten, die im Quintabstand auf die Noten gd1a1e2 (von unten nach oben) gestimmt sind:

    Bei frhen Violinen bestanden die Saiten aus reinem Darm. Heute sind sie aus Darm, Aluminium, Silber, Stahl oder metallumsponnenem Kunststoff.

    1. Geschichte: Die Geige entstand im frhen 16. Jahrhundert in Italien und scheint von zwei mittelalterlichen Instrumenten, die mit dem Bogen gespielt werden, abzustammen: der Fiedel, die auch Vielle oder Fiddle genannt wird, und dem Rebec. Darber hinaus ist die Lira da braccio der Renaissance (ein geigenartiges Instrument mit Bordunsaiten auerhalb des Griffbrettes) ein direkter Vorlufer. Die Viole ist mit der Violine verwandt, ohne eine direkte Vorluferin zu sein. Im Vergleich zu den heutigen Instrumenten hatten die frhen Violinen einen krzeren, dickeren Hals, dessen Nei-gung zur Decke hin geringer war, sowie ein krzeres Griffbrett, einen flacheren Steg und ausschlielich Saiten, die aus Darm bestanden. Auch die frhen Bogen unterscheiden sich von den heutigen. Diese Vernderungen stammen alle aus dem 18. und 19. Jahrhundert und sind Folgen des Versuchs, die Violine noch besser und strker klingen zu

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 20

    lassen. Trotz dieser Versuche hat sich die grundstzliche Konstruktion der Violine seit dem 17. Jahrhundert kaum gendert. Die Geige galt anfangs als Instrument von niederem gesellschaftlichen Rang. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hob sich ihr Ansehen aufgrund der Verwendung in Opern wie Orfeo (1607) von Claudio Monteverdi und durch das Musikensemble des franzsischen Knigs Louis XIII., den 24 violins du roi (24 Geigen des Knigs, 1626 gegrn-det). Dieser Aufschwung im Ansehen setzte sich im Barock durch die Werke vieler geachteter Komponisten, die zugleich Virtuosen auf diesem Instrument waren, fort, wie Arcangelo Corelli, Antonio Vivaldi und Giuseppe Tartini in Italien und Heinrich Biber, Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach in Deutschland. Die Violine wurde zur fhrenden Stimme der damaligen Instrumentalformen (dem Solokonzert, dem Concerto grosso, der Sona-te, der Triosonate und der Suite) und in der Oper. Bereits um die Mitte des 18. Jahrhunderts war die Violine das gebruchlichste Soloinstrument der europischen Musik. Violinen bildeten auch die fhrenden Stimmen im Orches-ter, dem wichtigsten Instrumentalensemble im Barock und in der Klassik. Im modernen Orchester spielen ber die Hlfte der Musiker Instrumente aus der Geigenfamilie. Das vorherrschende Kammermusikensemble, das Streich-quartett, besteht aus zwei Violinen, einer Bratsche und einem Cello. Von der frhen Barockzeit bis heute hat fast jeder Komponist Violinmusik verfasst. Die bekanntesten Konzerte fr dieses Instrument schrieben Corelli, Vivaldi, Bach, Mozart, Beethoven, Brahms, Bruch, Mendelssohn, Tschaikowsky und im 20. Jahrhundert Sibelius, Bartk, Strawinsky, Berg, Hindemith, Prokofjew, Schostakowitsch, Penderecki, Schnittke, Scelsi, Xenakis und Berio.

    Violine Viola/Bratsche Violoncello Kontrabass

    Die Viola oder Bratsche (franzsisch alto) ist das Altinstrument der Violinfamilie, mit vier in Quinten gestimmten Saiten auf c-g-d1-a1. Die Viola ist zwei bis sieben Zentimeter lnger als die Geige, eine Quinte tiefer gestimmt und variiert in der Gre mehr als Geige und Cello. Die meisten Violen haben in den unteren Tonlagen einen samtarti-gen, weichen Klang, in den mittleren und oberen einen vollen Klang. Die frhesten erhaltenen Exemplare sind zwei relativ groe Violen des italienischen Geigenbauers Gasparo da Sal aus dem 16. Jahrhundert. In einer greren Partitur ist die Viola zum ersten Mal in der Oper Orfeo (1607) von Claudio Monteverdi verzeichnet. Die Geschichte der Viola als Soloinstrument beginnt um 1740 mit Georg Philipp Telemann. Danach hatte die Viola ihre groe Bl-tezeit. Zwischen 1740 und 1840 entstanden circa 140 Violakonzerte. Konzertierend wird die Viola auch in Mozarts Sinfonia concertante Es-dur KV 364 verwendet. In der Frhklassik emanzipierte sich die Viola daneben auch in der Kammermusik. Im 19. und 20. Jahrhundert hat das Interesse an der Viola als Soloinstrument wieder etwas abge-nommen. Die Symphonie fr Viola und Orchester Harold en Italie (1834) von Hector Berlioz gilt als das wichtigste Solowerk im 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert schrieben u. a. Hindemith, Milhaud, Bartk und Schostakowitsch bedeutende Konzertmusik mit Viola. Der wichtigste Teil des Violarepertoires im 19. und 20. Jahrhundert ist freilich trotzdem die Kammermusik, vor allem das Streichquartett.

    Cello, Violoncello, groes, tief gestimmtes Musikinstrument der Violinfamilie, das der Spieler zwischen den Knien hlt. Das Cello hat vier Saiten und erreicht einen Tonumfang von ber vier Oktaven. Die frhesten, bis heute erhal-ten gebliebenen Celli sind zwei Exemplare des italienischen Geigenbauers Andrea Amati aus der Mitte des 16. Jahr-hunderts. Bis Ende des 18. Jahrhunderts war das Cello in erster Linie ein Nebeninstrument, es bildete Basslinien und gab der Musik Flle. Johann Sebastian Bach komponierte um 1720 sechs Suiten fr Cello ohne Begleitung. Im 18. Jahrhundert schrieben Antonio Vivaldi und Luigi Boccherini Cellokonzerte. Mozart komponierte interessanterweise kein Solokonzert fr dieses Instrument. Zu den im 19. Jahrhundert entstandenen Werken fr das Cello gehren Kon-zerte von Johannes Brahms und dem tschechischen Komponisten Antonn Dvork. Im 20. Jahrhundert stellten Komponisten wie Sergej Prokofjew und Dmitrij Schostakowitsch die Eignung des Cellos als Soloinstrument unter Beweis.

    Kontrabass, tiefstes und grtes Streichinstrument. Der Kontrabass ist etwa 1,8 Meter hoch und hat normalerweise vier Saiten, die im Quartabstand gestimmt sind (1E-1A-D-G). Diese Tne werden im Bassschlssel (manchmal auch Tenor- oder Violinschlssel) notiert, eine Oktave hher als klingend. Manchmal ist eine fnfte Saite vorhanden, die auf 1C oder 1H gestimmt ist. Bei einigen Instrumenten ist ein Mechanismus vorhanden, mit dem die E-Saite bis zum 1C nach unten gestimmt werden kann. Im 18. und 19. Jahrhundert waren auch dreisaitige Kontrabsse in der osteu-ropischen Volksmusik in Gebrauch. Der Kontrabass wird mit einem Stachel auf den Boden gestellt und im Stehen

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 21

    (oder auf einem Sitzhocker) gespielt. Der Bogen wird entweder mit Untergriff oder mit Obergriff (franzsische Haltung) gefhrt. Der Kontrabass ist von Beginn an Bestandteil im Orchester. Fr den Kontrabass wurden zahlrei-che solistische Werke geschrieben, u. a. von Karl Ditters von Dittersdorf, Carl Stamitz, Domenico Dragonetti und Sergej Kussewizkij.

    2. Bauweise:

    Die Bestandteile der Violine (gilt analog auch fr die anderen Mitglieder der Familie)

    Die Hauptbestandteile der Violine sind die Decke, die gewhnlich aus gut abgelagertem Fichtenholz besteht, der Boden aus Ahornholz sowie die Zargen, der Hals, das (bundlose) Griffbrett (Ebenholz), der Wirbelkasten, die Schnecke, der Steg (Hartholz), der Saitenhalter und die F-Lcher (Schall-Lcher, vgl. Abbildung). Die Decke, der Boden und die Zargen bilden den hohlen Resonanzkrper. Im Resonanzkrper befindet sich der Stimmstock, der auch Seele genannt wird. Dies ist ein dnnes Holzstbchen, das rechts unter dem Diskantfu zwischen Boden und Decke gestellt wird. Der Bassbalken befindet sich ebenfalls im Inneren des Korpus. Dies ist ein langer Holzstab, der unterhalb der tiefsten Saite leicht schrg an die Decke angeklebt ist. Der Stimmstock und der Bassbalken dienen der bertragung des Klanges im Korpus und dienen zustzlich zur Stabilisierung. Die Saiten verlaufen vom Saitenhalter (am unteren Ende) ber den Steg und das Griffbrett bis zum Wirbelkasten, wo sie an verstellbaren Stimmwirbeln befestigt sind. Verschiedene Tonhhen werden erzielt, indem der Spieler die Finger seiner linken Hand auf die Saite legt und diese gegen das Griffbrett drckt.

    3. Bogen/Techniken/Stricharten: Der Bogen ist bespannter Stab, mit dem die Geige und andere Saiteninstrumente gestrichen werden. Der Name Bo-gen rhrt daher, dass er in seiner einfachsten Form dem gebogenen Jagdinstrument glich. In einigen Erdteilen, vor allem in China, werden Geigen immer noch mit einem konvexen Bogen gestrichen. Frhe Bogen hatten eine ber die Gesamtlnge gespannte, einfache Schnur, deren Spannung durch loseres oder festeres Anknpfen eingestellt wurde. In Europa jedoch, wo der Rundbogen bis ins 18. Jahrhundert in Gebrauch war, wurde lange Zeit mit ver-schiedenen Bogenformen experimentiert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der von Franois Tourte entwor-fene Bogen blich, der bis heute in Gebrauch ist. Er hat einen sich dem Ende zu verjngenden Stab mit einer Schraube im Frosch.

    Die moderne Version besteht aus einer dnnen, konkav gekrmmten Holzstange, zwischen deren Enden (Spitze und Frosch) circa 150 bis 250 Rosshaare gespannt sind. Das Haar kann mittels des Frosches an einer Seite gespannt werden, um die zum Spielen ntige Spannung zu erreichen. Das Haar ist mit Kolophonium (Geigenharz) bestrichen, so dass es durch die beim Streichen der Saiten entstehende Reibung diese zum Schwingen bringt. Der so entstehen-de Ton kann durch eine Anzahl von Bogentechniken erheblich verndert werden.

    Folgende Techniken erlauben dem Spieler besondere Ausdrucksmglichkeiten: Pizzicato (Zupfen der Saiten), Tre-molo (schnelles Hin- und Herbewegen des Bogens auf einer Saite), sul ponticello (das Spielen ganz nah am Steg, wodurch der Klang dnn und glsern wird), col legno (Spielen mit dem hlzernen Bogenrcken), Flageolett (leich-tes Aufsetzen der Finger auf den Naturtnen der Tonleiter, wodurch Obertne erzeugt werden und ein hoher, flten-hnlicher Klang entsteht), Glissando (gleichmiges Gleiten der Finger der linken Hand auf der Saite) und Vibrato (schnelle Aufwrts- oder Abwrtsbewegung der Finger, die Tonhhenschwankungen erzeugt).

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 22

    Die Stricharten werden (je nach Art, Druck und Geschwindigkeit der Bogenfhrung) unterschieden in legato, stac-cato, portato, dtach, martellato und spiccato.

    Pernambukholz Das Hobeln der Bogenstange Aussgen der Bogenspitze

    Die Bestandteile des Frosches Das Bogenhaar Aufspannen der Behaarung

    4. Besonderheiten:

    Streicherwitze!? (Warum immer auf die armen Bratschisten?) Der Weihnachtsmann, der Osterhase, der Klapperstorch, ein schneller Bratscher und ein langsamer Bratscher

    haben zusammen hervorragend gespeist. Ein kleines wunderschnes Stck Braten ist briggeblieben. Pltzlich geht das Licht aus und sofort versucht jeder, das Stck Fleisch zu erwischen.- Wer hat es bekommen? Ganz einfach: Einen Weihnachtsmann gibt es nicht. Einen Osterhasen gibt es nicht. Den Klapperstorch gibt es nicht. Einen schnellen Bratscher gibt es nicht........

    Wie heit Geigenkasten auf Spanisch? Fidel Castro. Wie verhindert man, dass einem die Geige gestohlen wird? Man legt sie in einen Bratschenkasten. In einer Oper haben die zweiten Geigen ber eine lngere Passage Tremolo zu spielen. Auf einmal beugt sich

    einer zu seinem Nachbarn und fragt: "Wo sind wir?" "Wei ich auch nicht, aber in 10 Minuten ist die Oper aus!"

    5. Verwandte:

    Die Taschengeige (frz. Pochette) ist eine sehr kleine, im 16. Jh. Aus der Rebec entwickelte Violine. Sie war 200 Jahre populr, besonders bei Tanzmeis-tern, die das kleine Instrument in der Tasche tragen konnten (Tanzmeistergeige)

    Eine Lira da braccio aus dem 16. Jh. Die Art ihrer Wlbung ent-spricht den Formen des weibli-chen Krpers - ein Hinweis auf die Nhe von Liebe und Musik. Besonders kunstvoll sind die c-frmigen Schallcher.

    Die Viola dAmore oder Liebes-viola entstand im 17. Jh. Als hher klingende Form der Viola bastarda. Sie hatte 6 Melodiesaiten und 6 Bordunsaiten. Der milde, lieblich se Klang des Instrument verlieh ihm den Namen. Die Viola dAmore erlebt in unserer Zeit wieder eine Renaissance.

    Das Baryton, (Viola di bordone) eine vom 17. bis 19. Jh. ge-bruchliche Gambe in Baritonla-ge. Es ist mit 6-7 Spiel- und 7-24 Resonanzsaiten, die an der Rckseite des Halses auch mit dem linken Daumen gezupft werden konnten, ausgestattet.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 23

    6. Berhmte Geigenbauer

    Der knstlerische Geigenbau nimmt in Italien (Cremona) seinen Ausgang. Berhmt sind noch heute die italieni-schen Hersteller aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die durch ihre handwerkliche und knstlerische Perfektion weg-weisend waren fr die heute gespielten Streichinstrumente: die Familien Amati, Stradivari und Guarneri.

    Cremona/ Italien um 1710 Konstruktionsskizze von Antonio Stradivari

    Familie AMATI

    Andrea Amati (1525-1611) ist bekannt als der Grnder der groen Cremoneser Geigenbauschule. Bevor er sich ganz dem Bau von Geigen zuwandte, baut Andrea Amati Gamben und Rebecs. Die von ihm erhaltenen Instrumente sind nicht sehr zahlreich: Angeblich baute er 24 Violinen, 6 Bratschen und 8 Celli fr Knig Charles IX von Frank-reich, die am Hofe von Versailles gespielt worden sind. Nur ganz wenige Instrumente haben bis heute berlebt. Ihm zugeschrieben Instrumente nach 1584 stammen wahrscheinlich von seinen Shnen Antonio und Hieronymus.

    Nicolo Amati (1596-1684), der Sohn von Hieronymus und Enkel von Andrea, ist das berhmteste Mitglied der Familie. Seine Instrumente werden besonders wegen ihres schnen, tragenden aber nicht sehr krftigen Klang be-wundert. Von Nicolo Amati sind Violinen, Bratschen und Cellis sowie einige dreisaitige Bsse und eine Taschen-geige (Pochette) erhalten.

    Familie GUARNERI Guarneri (lateinische Form Guarnerius), italienische Geigenbauerfamilie, deren Mitglied Giuseppe Antonio Guar-neri, genannt Giuseppe del Ges, als der bedeutendste Geigenbauer neben Antonio Stradivari gilt. Die wichtigsten Mitglieder dieser Familie, die aus Cremona stammte, waren:

    Andrea Guarneri (1626-1698) erlernte die Kunst des Geigenbaus in der Cremoneser Werkstatt von Niccol Amati. Nur wenige seiner Instrumente sind noch erhalten. Seine zwei Shne wurden ebenfalls berhmte Geigenbauer: Pietro Giovanni Guarneri (1655-1720), der sich in Mantua niederlie und Peter von Mantua genannt wird, und Giuseppe Giovanni Battista Guarneri (1666 bis ca. 1739). Sowohl Pietro als auch Giuseppe nahmen an der von Amati beeinflussten Geigenbauweise ihres Vaters einige technische Vernderungen vor. Letzterer hatte wiederum zwei Shne: Pietro Guarneri (1695-1762), genannt Peter von Venedig, der ab 1725 in Venedig wirkte und Prinzipien der vene-zianischen Geigenbauschule in seine Arbeit integrierte, und Giuseppe Antonio Guarneri (1698-1744). Er erhielt seinen Beinamen Giuseppe del Ges von der Inschrift IHS (Iesum Habemus Socium), die er stets hinter seinen Namen auf seine Schilder schrieb. Seine Geigen sind wegen ihres vollen Klanges berhmt und wurden von Geigern wie dem italienischen Virtuosen Niccol Paganini hoch geschtzt. Giuseppe del Ges baute circa 200 Geigen, von denen heute noch rund 70 Exemplare existieren.

    Familie STRADIVARI Antonio Stradivari (1644-1737): ist auch heute noch der berhmteste Geigenbauer aller Zeiten. Er optimierte die von Gasparo da Salo entworfene und von der Amati-Familie in den Abmessungen festgelegte Form der Geige

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 24

    klanglich in der Voraussicht, aufgrund wachsender Konzertsle zunehmend einen tragfhigeren Klang zu entwi-ckeln. Zu seinen Lebzeiten galten zunchst die Violinen von Nicolo Amati und besonders von Jacob Stainer als die besten. Sie waren klanglich zwar ausgewogen, doch fehlte Ihnen die Tragfhigkeit, d.h. die Fhigkeit, in groen Hallen noch bis in die letzten Winkel deutlich hrbar zu sein. Daher sind diese auch heute noch fr Kammermusik erste Wahl. Ihm gelang es in der Reifeperiode, die Klangschnheit der Amatis und Stainers in perfekter Weise mit der nun zunehmend nachgefragten Tragfhigkeit zu verbinden. Die Qualitt dieser Kombination soll bis heute uner-reicht sein, obwohl es auch heute nachweislich Instrumente von hervorragenden Geigenbauern gibt, die einem Ver-gleich mit einer Stradivari standhalten. Die Preise fr eine echte Stradivari gehen in die Millionen Euro, und so ist es kaum verwunderlich, dass es unter dem Namen Antonio Stradivari seit Beginn des 19. Jh. bis heute die meisten geflschten Instrumente gibt. Nur zwei seiner Kinder arbeiteten als Geigenbauer in seiner Werkstatt, nmlich Francesco und Omobono. Es gibt nicht viele Instrumente der Shne, die als solche ausgewiesen sind. Die Vermutung liegt nahe, dass diese zu Lebzei-ten ihres Vaters mit niederen Arbeiten, wie Schneckenschnitzen und anderen Vorarbeiten vorlieb nehmen mussten. Zudem war Antonio zur Zeit seiner Reife ein reicher und angesehener Mann, so dass die Werkstatt nur gewinnen konnte, wenn er und nicht jemand anders die tonkritischen Feinarbeiten erledigte, bzw. eben seinen Namen in die Instrumente klebte. Francesco und Omobono starben einige Jahre nach dem Tod ihres Vaters. Leider war dies das Ende der Werkstatt Stradivari. Und damit nicht genug: Um 1750 endete die Bltezeit der Cremoneser Hochquali-ttsproduktion von Geigen. Kurze Zeit spter wusste eigentlich niemand mehr, warum die Instrumente von vor 1750 so gut klingen. So ist es bis heute Usus, Spitzenvirtuosen Instrumente von Stradivari oder Guarneri del Gesu auf Lebenszeit zu leihen. Viele schreiben die hervorragenden Klangqualitten dieser Instrumente einem verloren gegangenen Geheim-nis der Lackierung zu. Dieses Argument ist nicht ganz zu entkrften: Whrend des 19. Jh. und auch heute noch gibt es erbitterte Debatten ber den wahren Cremoneser Geigenlack. Die Auseinandersetzungen haben zahllose Bcher und Fachzeitschriften gefllt. Dabei gab es immer wieder Kuriositten, die zum Schmunzeln anregen. Offensichtlich hat es viele Besessene gegeben, die bis zum Wahnsinn wie auf der Suche nach dem "heiligen Gral" das Geheimnis um den wahren Geigenlack lften wollten. Andere versuchten, arithmetische Proportionen in den Konstruktionen Stradivaris wieder zu entdecken. Wieder andere fhrten den besonderen Klang auf eine diffizile tonliche Abstim-mung von Decke und Boden, Luftraum usw. zurck und schrieben Bcher ber ihre Erfahrungen. Es gab Autoren, die den Klang auf das lange Wssern des verwendeten Holzes in Flssen zurckfhrten. Wieder andere meinten, es handele sich bei der verwendeten Holzsorte um eine ausgestorbene Pflanzenspezies.

    Die Kreutzer-Stradivari

    Der Mythos der Zaubergeige: Was rechtfertigt die enormen Preise? Eins ist sicher: Um sie richtig zum Klingen zu bringen, muss man sehr gut Geige spielen knnen. Einem Anfnger nutzt die "Strad" nichts. "Sie ist der Meister, den nichts zufrieden stellt als fehlerloses Knnen". Doch jeder gute Geiger schwrt: Die Stradivari kling einfach schner als alle anderen Instru-mente. Warum? Antworten gibt es viele, keine ist bewiesen: In der Gegend um Cremona habe Stradivari so gut abgelagertes Holz bekommen, wie es das heute nicht mehr gibt. Das Holz soll nur bei Vollmond geschlagen worden sein. Der Geigenbauer habe seine Instrumente in Pferde-Urin gebadet. Manche behaupten sogar, die Geigen wren mit Blut getrnkt worden. Wissenschaftler die Instrumente gerntgt und das Holz chemisch analysiert - ohne Ergeb-nis. Immerhin entdeckten Forscher eine geheimnisvolle Ascheschicht zwischen Holz und Lack. Sicher ist nur: Stra-divari perfektionierte die Form der Geige so, wie sie heute berall gebaut wird. Doch das Geheimnis des genialen Tons nahm er mit ins Grab. Und so werden seine Geigen immer wertvoller und wertvoller werden. Schon jetzt ha-ben Investoren sie als rentable Geldanlagen entdeckt. So hat die sterreichische Nationalbank mit sechs "Strads" die grte Kollektion in Europa zusammengetragen.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 25

    Jakob Stainer

    Stainer (Steiner), Jakob, * 1617 Absam in Tirol, Okt. oder Nov. 1683 ebd., Geigenbauer. Vermutlich Schler der Geigenbaumeister in Cremona; ab 1658 Hofgeigenmacher, ab 1656 Werksttte in Absam (ohne Gehilfen und Schler). Begrnder der mitteleuropischen Geigen-baukunst; verband die italienische Handwerkstechnik mit dem deutschen Geigenmodell. Seine Geigen zeichnen sich durch besondere Klangschnheit aus und sind den besten italienischen Meistergeigen ebenbrtig (er wird oft mit Amati verglichen). Stainer litt ab 1675 an einer Geis-teskrankheit, seine letzte Geige ist mit 1682 datiert. Der Geigenbauer Marcus Stainer (* 1633 Hallein, 27. 11. 1693 Laufen), oft als Bruder von Jakob S. bezeichnet, war nicht mit diesem verwandt.

    Matthias Klotz /Mittenwald - Deutschland

    Der Lehrer-Schler-Stammbaum:

    Andrea Amati (~1505 - ~1580) |______________________ | | Girolamo Amati Antonio Amati (1561 - 1630) (~1540 - ?) | Nicolo Amati (1596 - 1684) |_____________________________________________ | | | Girolamo II. Amati Andrea Guarneri Antonio Stradivari (1649 - 1740) (1626 - 1698) (~1644 - 1737) ______________________| |______________________ | | | | Pietro Guarneri Giuseppe Guarneri Francesco Stradivari Omobono Stradivari (1655 - 1720) filius Andreae (1671 - 1743) (1679 - 1742) Werkstatt in Mantua (1666 - ~1739) ______________________| | | Pietro II. Guarneri Bartholomeo Giuseppe (1695 - 1762) Guarneri "del Gesu" Werkstatt in Venedig (1698 - 1744)

    Links: http://www.spielleut.de (Mittelalterliche Instrumente) http://www.violine-online.de/ (alles rund ums Thema Violine) http://www.khm.at/static/page3.html (Kunsthistorisches Museum/Instrumentensammlung) http://www.stradivari.de/ (Stradivari-Homepage) http://de.wikipedia.org/wiki/Geigenbauer (Geigenbauer) http://www.gerbeth.at/ (Entstehung eines Bogens) http://members.aon.at/pmadl/viola.htm (Bratschisten-Witze!)

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 26

    7. Aerophone - allgemein

    1. Tonerzeugung:

    Bei allen Aerophonen wird der Ton durch vibrierende Luft erzeugt. Bei Instrumenten mit einem Blasloch (a) oder einem Pfeifenmundstck (b) vibriert die Luft, indem sie gegen eine scharfe Kante geblasen wird. Luftvibrationen in einem Rohr knnen durch ein einfaches (c), doppeltes (d) oder frei schwebendes (e) Rohrblatt bewirkt werden. Bei Kesselmundstcken (f) kommt die Luft durch die Schwingung der Lippen des Blsers zustande. Bei Instrumenten mit unbegrenzter Luftvibration (g), z.B. dem Schwirrholz, gibt es keine eingeschlossenen Luftsule, die Luft vi-briert rund um das Instrument beim Schwingen durch die Luft..

    2. Krperformen:

    Die meisten Aerophone haben rhren- oder geffrmige Krper, in die die vibrierende Luft whrend des Spiels eingeschlossen ist. Die Form des Krpers bestimmt den Klangcharakter des erzeugten Tons. Mgliche Krperfor-men sind das zylindrische Rohr (a) wie bei der Klarinette, das sich konisch verengende Rohr (b) wie bei der Blockflte oder das sich konisch erweiternde Rohr (c) wie bei der Oboe. Seltener sind Aerophone mit Gefkr-pern wie z.B. die Okarina (d).

    3. Tonhhenvernderung:

    Die Tonhhe ist abhngig von der Lnge und dem Durchmesser des Rohres eines Blasinstruments. Je lnger das Rohr und je grer der Durchmesser, umso tiefer der erklingende Ton. Die Tonhhe kann aber auch durch den Luftdruck beeinflusst werden. Strkerer Luftdruck erhht den Ton und kann zum berblasen (=Umspringen auf den nchst hheren Ton der Obertonreihe) fhren. Einem Aerophon knnen durch Verkrzen oder Verlngern des Rohrs andere, vom Grundton verschiedene Tonhhen mit ihren entsprechenden Obertnen abgewonnen werden. Ein Rohr wird mittels Grifflchern verkrzt. Das ffnen der Lcher am unteren Ende des Rohrs verkrzt die Lnge des Rohrs bis zu dem Punkt, an dem die Luft zuerst entweichen kann (a). Ein lngeres Rohr erhlt man mittels eines Zuges (b) oder durch Verwendung von Zusatzstcken, um die Luft ber eine zustzliche Rohrlnge umzu-leiten (c).

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 27

    8. Orgel

    1. Geschichte:

    Im Bereich der weltlichen Musik ist die Orgel schon im 3. Jahrhundert vor Christus im Einsatz und wird "Hydraulos" genannt, da der Winddruck mit Wasser (griechisch: hydor) geregelt wird. Spter wird der Blasbalg die Druckregelung bernehmen. Im frhchristlichen Gottesdienst ist Orgelmusik noch vllig unbekannt. Die rmische Mrtyrerin Ccilia (+ um 230?), heute als Patronin der Kirchenmusik verehrt und oft mit Orgel dargestellt, war also bestimmt keine christliche Organistin. Sie verdankt ihre Beziehung zur Musik einem Satz in Ihrer Legende, wo von ihrer Hochzeit die Rede ist: "Canti-bus organis Caecilia virgo in corde suo soli Deo cantabat ..." - "whrend die Instrumente (der heidnischen Hochzeitsmusik!) erklangen, sang Ccilia in ihrem Herzen nur fr Gott ..."

    Der Anfang aller Orgeln liegt in der Panflte, jedem bekannt als Verbindung kleiner, verschieden langer, abge-stimmter Pfeifen, die mit dem Mund angeblasen Tne erzeugen. Im 2. Jh. vor Christi Geburt entwickelte der Me-chaniker Ktesibios aus Alexandrien die sog. Wasserorgel (Hydraulis), ein orgelhnliches Instrument, dessen Winddruck durch Wasser reguliert wird (vgl. Gasometer). Bei den Rmern diente die Orgel als Zirkusinstrument und wurde daher von den Christen zu nchst abgelehnt. 757 n. Chr. schenkte Kaiser Konstantin IV. dem karolingi-schen Knig Pippin dem Kurzen die erste Orgel fr den weltlichen Gebrauch im Abendland. Ab dem 12. Jahrhun-dert finden Orgeln dann eine allmhliche Verbreitung im kirchlichen Bereich. In der Renaissancezeit war sie auch als Hausinstrument sehr beliebt. In der Romantik schlielich eroberte die Orgel Oper und Konzertsaal. Sie wurde zur Knigin der Instrumente, dem grten aller Musikinstrumente mit dem grten Tonumfang und der grten Zahl an unterschiedlichen Klangfarben.

    Rechts: Teil der Hydraulis von Pompeji, Wasserorgel um 250 v.Chr. Links: Mechanismus der Hydraulis. Der Pigneus (a) war ein nach unten geffne-ter, in einem halb mit Wasser gefllten Behlter stehender Trichter (b). Sein oberstes Ende fhrte zur Arcula (c), dem Windkas-ten. Luft aus Handpumpen strmte in den Pigneus und von dort in die Arcula, wodurch das Wasser im Pigneus in den Behlter zu-rck gedrngt wurde. Sobald das Pumpen einge-stellt wurde, setzte der Luftdruck im Pigneus aus, und das Wasser floss zu-rck. Das erhhte den Luftdruck in der Arcula und bewirkte eine stetige Luft-zufuhr zu den Pfeifen.

    2. Bauweise:

    Das Prinzip, nach dem alle Orgeln arbeiten, ist denkbar einfach. Um Tne zu erzeugen, wird Luft in Pfeifen gebla-sen. Die Klnge dieser Pfeifen knnen sehr unterschiedlich sein, z.B. laut, leise, hoch, tief, schrill oder dumpf, je nach Beschaffenheit der einzelnen Pfeife. Die Luft, der Orgelbauer spricht von Wind, wird durch Blge in die Pfeifen geblasen. Diese Blge werden heutzutage mittels eines Elektromotors, der wie ein groer Ventilator arbeitet, mit Wind gefllt. Damit nicht alle Pfeifen gleichzeitig erklingen, ist der Zugang des Windes zu den Pfeifen durch ein groes Ventil gesperrt. Das Ventil ist direkt mit einer Taste der Klaviatur verbunden. Drckt der Spieler eine Taste herunter, wird das Ventil geffnet und die Pfeife erklingt.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 28

    Aufbau/Funktion einer Orgel

    Die Orgel besteht also aus folgenden Hauptteilen:

    a) Das Pfeifenwerk: Das Pfeifenwerk einer Orgel gliedert sich in einzelne Register. Da jede Pfeife nur einen einzigen Ton (festgelegt durch Tonhhe, Klangfarbe und Lautstrke) erzeugen kann, wird fr jeden anderen Ton eine neue Pfeife ben-tigt. Eine Manualklaviatur hat in der Regel 56 Tasten von C bis g'''. Es werden demnach 56 Pfeifen verschiede-ner Tonhhen bentigt. Diese Pfeifenreihe, von der grten bis zur kleinsten, soll aber hinsichtlich der Klangfar-be und der Lautstrke einheitlich sein. Solch eine Pfeifenreihe wird Register genannt. Viele Register haben ihren Namen von einem Blasinstrument, dem sie im Klang hneln. Andere sind nach der Bauart benannt: Gedeckt (die Pfeifen sind oben mit einem Deckel verschlossen), Spitzflte (nach oben konisch zulaufend). Pfeifen werden aus verschiedenen Arten von Holz oder Metall hergestellt. Die Lnge der Pfeife (und damit die Lnge der in ihr schwingenden Luftsule) bestimmt die Tonhhe. Der Klang hngt von ganz verschiedenen Faktoren ab. Die Pfeifenform und ihr Durchmesser (Mensur) sind von gro-er Bedeutung. Bei Metallpfeifen spielt die Legierung jedoch eine ganz untergeordnete Rolle. Hierbei handelt es sich berwiegend um Zinn-Blei-Mischungen. Alle Register knnen den zwei groen Familien der Labial- und der Zungenpfeifen zugeordnet werden: Entscheidend ist die Art, wie der Ton erzeugt wird. Bei den Labialpfei-fen wird die Luftsule innerhalb des Pfeifenkrpers in Schwingung versetzt (zu vergleichen mit einer Blockfl-te). Bei den Zungenpfeifen wird durch Anblasen eine Metallzunge zum Schwingen gebracht, deren Ton durch den aufgesetzten Becher verstrkt und moduliert wird (zu vergleichen mit einer Klarinette oder einem Saxo-phon). Den Registernamen werden Zahlen zugefgt z.B. 16, 8, 4, 2. Diese Zahlen geben die Lnge der tiefsten Pfeife des Registers in Fu an. Dabei bezeichnet 8' die Normallage, d.h. mit einem 8'-Register (die tiefste Pfeife ist etwa 240 cm hoch) kann man in derselben Tonhhe spielen wie mit einem Klavier. Da eine Pfeife von halber Lnge eine Oktave hher, eine von doppelter Lnge eine Oktave tiefer klingt, spielt man mit einem 16'-Register

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 29

    auf den gleichen Tasten eine Oktav tiefer, mit einem 4'-Register eine Oktave hher als notiert bzw. als Normal-lage.

    Labialpfeifen (Lip-penpfeifen) sind offen (a) oder gedackt (b) und funktionieren wie Lngsflten (z.B. die Blockflte). Die ge-dackte Pfeife klingt eine Oktave tiefer als die offene gleicher Lnge. Die Zungen-pfeife (c) hat eine in einem Rahmen schwingende Zunge.

    Pfeifentypen Pfeifenwerk

    b) Windladen (Unterbau des Pfeifenwerks, in dem smtliche Ventile untergebracht sind) Die Windladen bilden das technische Herzstck jeder Orgel. Alle Pfeifen stehen direkt oben darauf oder sind durch Schluche mit ihnen verbunden. Sie beeinflussen auch die Tonan- und Tonabsprache (Einschwingvorgang) und entscheiden ber die Betriebszuverlssigkeit der Orgel. Nach der Art ihrer Funktionsweise erhlt das Instrument seinen Namen wie Schleifladen-, Springladen-, Kegelladen-, Taschenladenorgel usw.. Auer den schon erwhnten Spielventilen, die verhindern, dass alle Tne gleichzeitig erklingen, enthlt die Windlade Absperrungen fr ganze Pfeifenreihen (Register). So wird es mglich, bestimmte Register auszuwhlen und zu kombinieren. Entspricht der uere dem inneren Aufbau der Orgel, hat jedes "Werk" eine eigene Windlade. Als Werk bezeichnet man die Zusammenstel-lung verschiedener Register, die von einem Manual aus spielbar sind. Jedes Werk bildet mit eigenen Pfeifen, Windladen, Gehuse und Klaviatur eine Orgel fr sich.

    Windlade mit Ventilen Blasebalg

    c) Traktur: (lat. trahere = ziehen; die Verbindung Taste - Ventil) Zur Traktur gehren zwei Bereiche: die Regis-tertraktur und die Spieltraktur. Die Registertraktur ist die Verbindung von der Absperrvorrichtung einer Pfei-fenreihe in der Windlade zum Registerzug des Spieltisches. Die Spieltraktur ist die Verbindung vom Spielventil zur Taste. Diese Verbindungen knnen auf mechanischem, elektrischem, oder pneumatischem Wege hergestellt werden, wobei nur die mechanische Spieltraktur dem Spieler die Mglichkeit zur Beeinflussung der Tongebung gestattet. Aus knstlerischen Gesichtspunkten ist dies eine wesentliche Voraussetzung zum Musizieren.

    Ausschnitt einer Orgeltraktur Spieltisch mit Registerzgen

    d) Spieltisch: Hier knnen sich mehrere Klaviaturen befinden. Je nach Gre der Orgel sind es bis zu fnf Klavia-turen, die mit den Hnden zu spielen sind und Manual (lat. manus = Hand) heien. Eine weitere Klaviatur, das Pedal (lat. pes = Fu), wird mit den Fen gespielt. Der Spieltisch vereint die Manuale und die Pedalklaviatur. Hier sind die Registerzge und Koppeln angebracht. Die Koppeln ermglichen das Spiel mehrerer Werke von

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 30

    einer Klaviatur aus. Besitzt die Orgel ein "Schwellwerk", befindet sich am Spieltisch ein Schwelltritt. Dieser ge-stattet das ffnen und Schlieen von Jalousien, die an der Vorderseite des Schwellwerks angebracht sind und bewirkt ein stufenloses, An- und Abschwellen des Klanges vom ff zum pp und umgekehrt.

    3. Spielweisen: Disposition: Der Begriff bezeichnet die Art und Anordnungen der den Manualen und Pedalen zugeordneten Regis-ter sowie die verschiedenen Registerkombinationen. Die Tabelle gibt ein Beispiel fr eine zweimanualige Orgel mit einem Pedal:

    1. Manual 2. Manual Pedal Prinzipal 8' Coppel 8' Offenbass 16' Coppel 8' Salicional 8' Subbass 16' Viola da Gamba 8' Principal 4' Prstant 8' Piffaro 2fach 8' Rohrflte 4' Gambbass 8' Octav 4' Dulcian 4' Quintbass 5 1/3' Flte 4' Quint 2 2/3' Octav 4' Quinte 2 2/3' Octav 2' Kornettbass 2 2/3' Super-Octave 2' Flageolet 2' Super-Octav 2' Hrnle 2fach Mixtur 1' 3fach Posaune 16' Mixtur 1' 5fach Vox humana 8' Trompete 8' Cymbel 1/2' 3fach Tremulant Kornett 5fach Trompete 8'

    4. Verwandte: Portativ: (lat. portare = tragen) Das Portativ ist eine kleine, tragbare Frhform der Orgel (bis ca. 1500), die meist nur ein oder zwei Pfeifenreihen hat.

    Positiv: (lat. positum = hingestellt) Das Positiv ist ein etwas greres Instrument, das mehrer Register hat und vorwiegend in kleineren Rumen als Begleitinstrument, aber auch solistisch verwendet wird.

    Regal: Das Regal ist eine kleine tragbare Orgel mit ausschlielich Zungenpfeifen, die einen schnarrenden und nasalen Klang bewirken.

    Orgelportativ Barockes Orgelpositiv (1777) Regal (1600)

    Weitere: Mundorgeln, Mundharmonikas, Konzertina, Akkordeon, Harmonikainstrumente

    Links: http://de.wikipedia.org/wiki/Orgel (Orgellexikon) http://members.aol.com/ReinerJank/home-lai.htm#erklaer (Die Orgel erklrt)

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 31

    9. Holzblasinstrumente/Flten

    Blockflte

    1. Geschichte: Die Blockflte (engl. recorder) ist im frhen Mittelalter entstanden. Ihr Name rhrt daher, dass die Luft beim Blasen ber einen Block auf eine Schneidekante gelenkt wird. Dort teilt sich die Luftsule, es entstehen Schwingungen, ein Ton erklingt. Im 16. Jahr-hundert war sie geradezu ein modisches Instrument. Wohlhabende Familien besaen ganze Sammlungen von Blockflten verschiedener Gre. Um 1700 vernderte Jac-ques Hotteterre, der Enkelsohn des Erfinders von Oboe und Fagott, die einfache Blockflte von Grund auf. Von da an waren Tonhhe und Stimmung einander angegli-chen und auf einmal nahmen auch groe Komponisten sich ihrer an. Es wurden Sonaten eigens fr Blockflten komponiert. Hndel schrieb fr sie, und in Bachs "Brandenburgi-schem Konzert Nr. 4" hrt man ihre schnellen Lufe. ber hundert Jahre lang war die Blockflte sehr beliebt, besonders nachdem Hotteterre sie verbessert hatte. Dann wurde sie pltzlich durch die klangreichere Querflte in den Schatten gestellt. Eine Zeitlang gab es beide Fltentypen nebeneinander, dann fhrte die Blockflte 150 Jahre lang ein Leben im Verborgenen. 1906 erwarb der Franzose Arnold Dolmetsch eine Blockflte aus dem 18. Jahrhundert, die ihn so interessierte, dass er etwa 10 Jahre spter die ersten modernen Blockflten nach ihrem Vorbild bauen lie.

    2. Bauweise:

    Eine Blockflte wird aus harten Hlzern wie z.B. Ahorn, Birnbaum, Zwetschke, Buchsbaum, Palisander oder Eben-holz auf einer Drehbank hergestellt. Sie besteht aus 3 Teilen, die ineinander gesteckt werden: dem Fustck, dem Mittelstck mit den meisten Grifflchern, sowie dem Kopfstck mit dem Windkanal und dem Labium, der Holzkan-te, an der der Luftstrom geteilt und die Luftsule im konischen Rohr zum Schwingen gebracht wird.

    Bestandteile der Blockflte

    Man unterscheidet je nach Bauweise mittelalterliche, Renaissance-, Barock- und moderne Flten. Die Blockflten sind eine Familie und werden in verschiede-nen Gren gebaut:

    Garklein-Flte, Grundton c3, Lnge ca. 16 cm Sopranino (siehe Abbildung ganz links), Grundton f2 , Lnge 24 cm Sopranflte, Grundton c2 , Lnge 31 cm Altflte, Grundton f1 , Lnge 47 cm Tenorflte, Grundton c1 , Lnge 64 cm Bassflte, Grundton f, Lnge 94 cm Grobass, Grundton c, Lnge ca. 128 cm Die Notenschrift stellt die Instrumente jeweils um eine Oktave tiefer dar, als sie tatschlich klingen. Historische Instrumente sind oft auf a1 = 415 Hz gestimmt.

    3. Spielweisen:

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 32

    Der Spieler blst durch ein pfeifenartiges Mundstck, in dem ein Holzblock mit scharfer Kante sitzt. Gegen diese Kante wird der Atem gepresst und bringt so die Luftsule im Instrument zum Vibrieren. Schwierig ist es, den Luft-strom genau zu bemessen; blst man etwas zu wenig, bleibt der Ton aus, das Instrument spricht nicht an; ein biss-chen zu viel Atem - und der Ton fiept und springt eine Oktave hher (=berblasen). Die Blockflte hat eine koni-sche Bohrung und 8 Lcher. Die unterschiedlichen Tonhhen werden durch das Abdecken der Grifflcher erzeugt (siehe auch Griffweisen). Blockflten werden oft in Ensembles (z.B. im Quartett, bestehend aus Sopran, Alt, Tenor und Bass) gespielt.

    4. Besonderheiten:

    Man unterscheidet die (moderne) deutsche von der historischen barocken Griffweise.

    5. Verwandte:

    Okarina: Schon im prkolumbiani-schen Lateinamerika kannte man Ton-gefssflten, die vor allem fr kulti-sche Zwecke verwendet wurden. Eine etwas modernere Form der Gefflte aus Ton oder Porzellan in Rben- oder Muschelform mit Schnabelmundstck stammt aus Italien.

    Ungewhnlich, aber doch naheliegend ist es, einen Rhren-knochen als Ausgangskrper fr eine Flte zu nutzen. So wurden schon seit tausenden von Jahren Knochenflten gebaut, die sich sogar bis heute erhalten haben. Wie bei den Knochenflten eignen sich auch Rinderhrner zur Fltenfer-tigung. Durch das geschlossene Horn ergeben sich hier Gefflten mit einer gedeckten Klangfarbe, die weicher und tiefer ist wie bei Rhrenflten. Die Hornflten sind chroma-tisch gestimmt, hnlich wie die Blockflte zu greifen und haben den Tonumfang einer None.

    Schilfflte: Aus einem Stck Schilfrohr geschnittene Flte aus Indien.

    Links: http://www.blockfloetenbau.de (sehr ausfhrliche Seite zumThema Blockflte http://de.wikipedia.org/wiki/Blockflte (zur Geschichte der Blockflten)

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 33

    Querflte

    1. Geschichte:

    Die Querflte war in China bereits um 900 v. Chr. bekannt und gelangte um 1100 n. Chr. nach Europa, wo sie zunchst als Mili-trflte im deutschsprachigen Raum verwendet wurde, daher die alte Bezeichnung Deutsche Flte. In der Kammermusik des 16. und 17. Jahrhunderts wurden Instrumente aus den Familien der Sopran- bis Bassflten gespielt. Diese Flten waren aus einem Stck gefertigt, hatten eine zylindrische Bohrung und sechs Griff-lcher. Die Querflte wurde um 1600 durch die franzsische Familie Hotteterre, die sich auf die Herstellung von Holzblasin-strumenten spezialisiert hatten, umgestaltet. Diese Instrumenten-bauer entwickelten eine Flte, die sich aus drei Teilen zusammen-setzte. Um 1700 verdrngte diese Querflte die Blockflte als typische Orchesterflte. Im Lauf der Zeit wurden immer mehr Klappen hinzugefgt, um die Intonation bestimmter Tne zu verbessern. Um 1800 war die Querflte mit vier Klappen blich, im 19. Jahrhundert wurden Querflten mit acht Klappen entwi-ckelt.

    Die zylindrisch gebohrte Renaissanceflte wurde zwischen Anfang des 16. Jahrhunderts bis etwa 1680 sowohl als Ensembleinstrument als auch solistisch eingesetzt. Die gebruchlichste Gre hierbei war die Tenorlage in D, auf der ein gebter Spieler ohne weiteres einen Tonumfang von drei Oktaven spielen kann.

    Jacques Hotteterre le Romain (1680-1760), Solist in der kniglichen Kapelle Ludwig des XIV um 1700. Man vermutet, dass er der erste Querfltist an der Pariser Oper war (ca. 1697). Er schrieb 1707 Les principles de la flte traversire. Er unterrichtete zahlreiche Adelige, so dass die Querflte in Frankreich hoffhig wurde

    Im Jahr 1832 schuf der deutsche Fltenbauer Theobald Boehm eine Querflte mit verbes-serter konischer Bohrung, die er sich 1847 patentieren lie, und die auch im 20. Jahrhundert noch die am weitesten verbreitete Querflte ist. Die zylindrische Boehm-Flte besteht aus Metall oder Holz und hat mindestens 13 Tonlcher. Sie hat einen Tonumfang von drei Ok-taven, vom eingestrichenen C aufwrts.

    2. Bauweise:

    Die Flte ist ein rhrenfrmiges Musikinstru-ment, bei dem eine zylindrische Luftsule in Schwingung gebracht wird, indem der Atem des Fltisten gegen die scharfe Kante des Mundlo-ches gerichtet wird. Die ltesten Flten hatten ein kreisrundes Blasloch (a). Spter fand man her-aus, dass ein ovales Loch (b) einen strker vibrie-renden Klang hervorbringt. Die moderne Flte hat einen Lippenansatz (c), um den Luftstrom besser steuern zu knnen.

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 34

    Zustzliche Lcher in der Fltenwandung knnen geffnet oder geschlossen werden, um andere Tonhhen zu er-zeugen. Bei quer oder horizontal gehaltenen Flten, z.B. der Flte des westlichen Orchesters oder der chinesischen Di, ist das Mundloch oder Mundstck in die Seitenwandung der Rhre geschnitten. Bei lngs gehaltenen Flten, z.B. der arabischen Ney, befindet sich das Mundloch am oberen Ende der Rhre (siehe Verwandte). Ein durchdach-tes System aus Klappen ermglicht auch das Greifen komplizierter Tne, sowie sonst unspielbarer Trillergriffe. Die moderne Flte besteht aus zwei Teilen, einem Kopf mit dem Anblaseloch und einem Fustck mit der Klappenme-chanik. Die beiden Teile werden ineinander gesteckt und ermglichen das genaue Stimmen des Grundtons durch das Verlngern oder Verkrzen der Gesamtlnge.

    Die Piccoloflte klingt eine Oktave hher als die groe Flte. Im Orchester wird sie nur einfach besetzt. Der hohe Ton ist jedoch auch dann stndig gut hrbar und wird nicht berdeckt. Das Piccolo eignet sich vorzglich fr tech-nisch bewegte Stellen, Lufe und Verzierungen.

    3. Spielweisen: Flatterzunge: Sehr schnelle Artikulation des Klanges bei Blasinstrumenten mit der Zunge (tremoloartig)

    4. Verwandte:

    Die Di ist ein seitliche geblasene Bambusflte aus China. Die Besonderheit ist eine Membran zwischen dem Anblaseloch und den Grifflchern, die whrend des Spielens schwingt einen sehr nasalen Ton erzeugt. Die Di wird traditionell auch in chinesischen Orches-tern und in der Peking-Oper gespielt.

    Die Ney ist eines der Hauptinstrumente der traditionellen persischen Musik. Es ist mglicherweise das lteste bekannte gestimmte Instru-ment. Die aus Schilfrohr hergestellte Flte hat mit fnf Grifflchern auf der Vorderseite und ein Daumenloch einen Tonumfang von rund zwei-einhalb Oktaven.

    Die Nasenflte ist ein traditionelles Instrument, das auf vielen Inseln im Pazifischen Ozean bekannt ist. Sie wird mit einem Nasen-loch angeblasen, whrend das andere verschlossen wird. Die Men-schen glauben, dass die Luft aus der Nase eine besondere magische Kraft besitzt.

    Die Sakuhachi ist eine japanische Bambusflte. Der Ton wird hnlich wie bei einer Panflte durch das direkte Anblasen einer Kante erzeugt. Die Bindungen dienen dazu, dass das Bambusrohr nicht reit.

    Links: http://www.flutepage.de/ (Guter berblick ber das Instrument, Geschichte, berhmte Fltisten usw.) http://www.flutehistory.com (englischsprachige Seite mit toller Zeitliste zur Entwicklung der Flte und

    vielen Abbildungen)

  • Akustik&Instrumentenkunde, RG&ORG fr Studierende der Musik, Neustiftgasse 95-99, 1070 Wien, Dr. Christian Winkler 35

    10. Holzblasinstrumente mit doppeltem Rohrblatt Oboe

    1. Geschichte: Die Oboe (franzsisch hautbois: hohes oder lautes Holz) ist ein in Frankreich entstandenes Holzblasinstrument, bestehend aus einem schnabelfrmig zugeschnittenen Doppelrohrblatt als Mundstck, dreiteiliger Hartholzrhre mit enger konischer Bohrung und einem komplizierten Griffloch- und Klappenmechanismus mit bis zu 23 Klappen. Durch den Atem des Blsers werden die Rohrbltter in Schwingung versetzt, wodurch ein obertonreicher, durch-dringender Klang entsteht. Der Tonumfang der modernen Oboe betrgt zweieinhalb Oktaven. Ein antiker Vorlufer der Oboe ist der antike griechische Aulos. Die Oboe wurde im 17. Jahrhundert im Umkreis von Jean Hotteterre und Michel Philidor aus dem damals verbreite-ten Diskantpommer entwickelt, einer Abart der mittelalterlichen Schalmei. Weitere historische Verwandte sind die Krummhrner und die Sackpfeifen (Dudelsack).

    Schalmei oder Pommer (zu grie-chisch klamos: Halm; franzsisch chalumeau; englisch shawn), mittelal-terliches, aus Arabien stammendes Blasinstrument mit doppeltem Rohr-blatt, Vorlufer der Oboe. Die Schal-mei besteht aus Hartholz und hat ein konisches Rohr mit sechs bis sieben Grifflchern. Die ersten Schalmeien traten im Europa des 13. Jahrhunderts auf. Im 15. Jahrhundert gab es sie bereits in allen Gren vom Grobass (Bomhart) bis zur Sopranino. Die Sopraninoschalmei hatte eine Lnge von etwa 50 Zentimetern, whrend die grte Schalmei etwa drei Meter lang war und in der Armbeuge des Musi-kers gehalten werd