Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - … · Interkulturelle Orientierung in der Stadt...

63
Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen Zweiter Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit Kapitel Titel Seite 1. Interkulturelle Orientierung als Handlungsrahmen 1 2. Stand der Umsetzung 4 2.1. Konzeptbausteine ................................................................................................................................... 4 2.1.1 Elementarbereich .................................................................................................................................... 4 2.1.2 Schule ....................................................................................................................................................... 10 2.1.3 Kinder- und Jugendarbeit.................................................................................................................. 15 2.1.4 Jugendkriminalität ............................................................................................................................... 21 2.1.5 Soziale Beratung und Betreuung .................................................................................................... 22 2.1.6 Soziale Beratung und Betreuung ausländischer Senior/innen ............................................. 23 2.1.7 Arbeit, Beschäftigung und Qualifizierung ................................................................................... 25 2.1.8 Wohnen .................................................................................................................................................... 29 2.1.9 Projektgruppe „Interkulturelle Konflikte“ .................................................................................... 33 2.2. Querschnittsbereiche ........................................................................................................................... 43 3. Zusammenfassung und Perspektiven 47 4. Anhang / Zuwanderungsstatistik 49 4.1. Einbürgerungsanträge* ....................................................................................................................... 49 4.2. Zuzug durch Aussiedler ...................................................................................................................... 50 4.3. Geburten .................................................................................................................................................. 51 4.4. Essener Einwohnerstand- und Prognose nach Altersgruppen .............................................. 52 4.5. Schülerverteilung und Schulerfolg................................................................................................. 53

Transcript of Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - … · Interkulturelle Orientierung in der Stadt...

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen

Zweiter Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für dieinterkulturelle Arbeit

Kapitel Titel Seite

1. Interkulturelle Orientierung als Handlungsrahmen 1

2. Stand der Umsetzung 4

2.1. Konzeptbausteine ................................................................................................................................... 42.1.1 Elementarbereich .................................................................................................................................... 42.1.2 Schule .......................................................................................................................................................102.1.3 Kinder- und Jugendarbeit..................................................................................................................152.1.4 Jugendkriminalität ...............................................................................................................................212.1.5 Soziale Beratung und Betreuung....................................................................................................222.1.6 Soziale Beratung und Betreuung ausländischer Senior/innen .............................................232.1.7 Arbeit, Beschäftigung und Qualifizierung ...................................................................................252.1.8 Wohnen....................................................................................................................................................292.1.9 Projektgruppe „Interkulturelle Konflikte“ ....................................................................................332.2. Querschnittsbereiche...........................................................................................................................43

3. Zusammenfassung und Perspektiven 47

4. Anhang / Zuwanderungsstatistik 49

4.1. Einbürgerungsanträge* .......................................................................................................................494.2. Zuzug durch Aussiedler ......................................................................................................................504.3. Geburten ..................................................................................................................................................514.4. Essener Einwohnerstand- und Prognose nach Altersgruppen..............................................524.5. Schülerverteilung und Schulerfolg.................................................................................................53

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 1 von 59

1. Interkulturelle Orientierung als Handlungsrahmen

Grundlage des Konzernziels „Ausbau der interkul-turellen Orientierung“ und dem darauf aufbauen-den „Konzept für die interkulturelle Arbeit in derStadt Essen“ mit seinem nun hier vorgelegtenzweiten Umsetzungsbericht sind folgende vom Ratder Stadt verabschiedete Leitziele:

„Ziel ist, ein gemeinsames Leben und Lernen vonDeutschen und Nichtdeutschen, unter Einbezugihrer unterschiedlichen Lebenserfahrungen zu er-möglichen und ihre Handlungskompetenzen undErfahrungsmöglichkeiten so zu erweitern, dass einMiteinander gefördert und die Isolation und dasMisstrauen untereinander überwunden werden. Hierzu gehört, das Verhalten und die Handlungenvon Menschen vor dem Hintergrund ihrer jeweiligenkulturellen Zusammenhänge einerseits zu akzeptie-ren, andererseits nachvollziehbar und verständlichzu machen.Hierzu gehört als unverzichtbarer Bestandteil aberauch, Konflikte demokratisch und mit friedlichenMitteln auszuhandeln.

Ziel ist ebenfalls, Möglichkeiten und Räume zuschaffen, um kulturelle Synthesen zu entwickeln,d.h. Elemente der jeweils anderen Kultur aufzuneh-men. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft einer plu-ralistisch geformten Stadtgesellschaft, eigenethni-sche Strukturen zu akzeptieren. Eine freiwilligeAbgrenzung stützt die eigene Selbstvergewisserung,um sich positiv mit den Lebensbedingungen andererBürger auseinandersetzen zu können, sie zu verste-hen und von ihnen zu lernen.Statt Integration im Sinne einseitiger Anpassunggeht es um den Austausch und die Entwicklungneuer Gemeinsamkeiten, die Elemente unterschied-licher kultureller Zusammenhänge beinhalten. Ganz entscheidend für das Gelingen dieses Prozes-ses ist der Abbau von Benachteiligungen und dieSchaffung von Voraussetzungen für eine gleichbe-rechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und sozia-len Leben.“ (Konzept für die Interkulturelle Arbeit inder Stadt Essen 1999, S. 9 f).

Die Erfahrungen- bei der Umsetzung der ersten 42 Maßnahmen

des interkulturellen Konzepts innerhalb der je-weiligen Fachbereiche;

- bei der Vorstellung des Berichts in den Bezirks-vertretungen;

- bei der politischen Diskussion über Prioritätender Verwendung von GfG-Mitteln des LandesNordrhein-Westfalens „Kommunen gegenRechts“;

- in der Diskussion nach dem Anschlag auf dieAlte Synagoge über wirkungsvolle Strategienzur Verhinderung solcher und ähnliche Ge-walttaten

haben deutlich gemacht, dass nicht nur in Rat undVerwaltung, sondern insgesamt in der Öffentlichkeitnoch Unsicherheiten darüber bestehen, was derBegriff „Interkulturelle Arbeit“ im Kern bedeutetund auf welche Handlungsfelder in einer Kommunesich das Konzernziel und das Konzept interkulturelleArbeit in der Stadt Essen bezieht. Mit den oben zitierten Leitzielen geht die StadtEssen von einem inzwischen in der Sozialwissen-schaft weitgehend akzeptierten dynamischen Kul-turbegriff aus. Danach umfasst Kultur, das für einegrößere Gruppe von Menschen gültige verhaltens-bestimmende Wertsystem ihrer „Lebenswelt“, d.h.die gemeinsam geteilten verhaltensbestimmenden„Deutungen“ der Welt, ihr „kollektives Wissen“ imSinne einer „Landkarte der Bedeutung“ bei derWahrnehmung der Umwelt (vgl. Clarke u. a. 1981, S.42). Aus diesem Kulturbegriff wird deutlich, dass esinnerhalb eines Staates nicht eine einheitliche Kul-tur gibt, sondern verschiedene soziale Gruppen ihrereigenen kulturellen „Landkarten“ benutzen undunter Umständen einer veränderten Landschaftanpassen.

Der Begriff des „interkulturellen“ bedeutet deshalbzunächst nur, dass „zwischen“ (inter) Menschenunterschiedlicher Kultur bzw. Lebensweise, Kommu-nikation und Interaktion stattfindet, bzw. praktiziertwird. Die interkulturelle Kompetenz einer Kommuneim Sinne des oben zitierten Leitziels der Stadt Essenbesteht demnach darin, „Möglichkeiten und Räumezuschaffen, um kulturelle Synthesen zu entwickeln,d. h. Elemente der jeweils anderen Kultur aufzu-nehmen“. Der komplementäre Begriff zum „inter-kulturellen“ Handlungsmuster ist dieser (sub-) kul-turellen Abgrenzung durch bewusste Bildung vonDifferenzen gegenüber dem Anderen oder gar umLoslösung (Separation) von dessen Einfluss. Einesolche Kommunikationsstrategie wird insbesonderevon Minderheiten praktiziert, die sich durch dieMachtverteilung in einem sozialen System benach-teiligt bzw. ausgeschlossen fühlen. Sie sind deshalbbestrebt, ihre eigene Lebensweise durch Grenzzie-hung – nicht notwendiger Weise territorial, sonderndurch Selbstorganisation – zu verteidigen und da-durch größtmögliche Kontrolle über ihr eigenesSystem zu erhalten. In diesem Sinne heißt es imLeitziel zum interkulturellen Konzept der StadtEssen „Voraussetzung (für kulturelle Synthesen) istdie Bereitschaft einer pluralistisch geformten Stadt

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 2 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

gesellschaft, eigenethnische Strukturen zu akzep-tieren. Eine freiwillige Abgrenzung unterstützt dieeigene Selbstvergewisserung, um sich positiv mitden Lebensbedingungen anderer Bürger auseinan-dersetzen zu können, sie zu verstehen und vonihnen zu lernen.“

Vor dem Hintergrund dieser Leitziele wird deutlich,dass die interkulturelle Orientierung nicht einfachein anderer Begriff für "Integration der Ausländer"ist, sondern ein allgemeines Handlungsmuster fürdie Kommune bildet. Die eingangs zitierten, schein-bar unterschiedlichen Bereiche der Förderung be-nachteiligter einheimischer und zugewanderterGruppen, der Kampf gegen Rechtsextremismus undGewalt und die Sensibilisierung der in Essen leben-den unterschiedlichen kulturellen Gruppen in einenDialog zu treten, in einer „pluralistisch geformtenStadtgesellschaft“ nur verschiedene Facetten desKonzernziels „Ausbau der interkulturellen Orientie-rung“ darstellen. Das Konzept für die „interkultu-relle Arbeit in der Stadt Essen“ ist davon nur einTeilbereich.Die Auswahl im folgenden dargestellten Handlungs-bausteine und Querschnittsthemen sind in sofernergänzungsbedürftig.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 3 von 59

Handlungsebenen und Bausteine

Organisationsrahmen für die Umsetzung der interkulturellen Orientierung zum 01.06.01

Umsetzung, Weiterentwicklung über 7 Entwicklungsarbeitsgruppen

Elementarerziehung

Schule

Maßnahmen - Handlungsvorschläge

Interkulturelles Konzept

Kinder- und Jugendarbeit

+ Jugendkriminalität

Arbeit, Beschäftigung, Qualifizierung

Soziale Beratung und Betreuung

+ ausländische Senioren

Wohnen

Interkulturelle Konflikte

Steuerungsgruppe

Konzernziel: Interkulturelle Orientierung

Zielverantwortung GBV 5A

Prozesssteuerung 05-13

VertreterInnen der

Ratsfraktionen

und

Ausländerbeirat

Verwaltungsvorstand

Geschäftsbereiche

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 4 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

2. Stand der Umsetzung

2.1. Konzeptbausteine

Bei der Erstellung des Interkulturellen Konzepts1998/99 wurden in zehn themenzentrierten Ar-beitsgruppen Handlungsansätze erarbeitet, dieletztendlich in Konzeptbausteine zusammengefasstund über die Entwicklungsarbeitsgruppen (EAGs) inihrer Umsetzung forciert wurden.

Der Konzeptbaustein „Nichtdeutsche Jugendkrimi-nalität“ (Ziffer 2.1.4) auf der Grundlage des Rats-beschlusses vom 25.11.98 wurde insofern aufgelöst,als die vorgeschlagenen Maßnahmen anderen Bau-steinen zugeordnet wurden oder in das laufendeGeschäft der Fachdienststelle übergegangen ist.

2.1.1 Elementarbereich

Vorbemerkungen:„Ein interkulturelles Konzept innerhalb der Ele-mentarerziehung setzt voraus, dass sich das Leis-tungsangebot von Tageseinrichtungen für Kinderpädagogisch und organisatorisch an den Bedürf-nissen und der Lebenssituation aller Kinder undihrer Familien orientiert.“ Dieser Satz aus dem Kon-zept interkulturelle Arbeit 1998 gilt natürlich auchheute (2001) noch.So haben die Handlungsansätze zum Stellenwertund zur Entwicklung des interkulturellen Ansatzesin der Elementarerziehung bedeutend beigetragen. Die Versorgungssituation der nichtdeutschen Kin-dergartenkinder hat sich in den Jahren von 1996auf 1998 von 56 % auf 77 % erhöht. In den Tageseinrichtungen für Kinder werden in-zwischen etwa 2700 nichtdeutsche Kinder und einenicht mehr zu ermittelnde Zahl an deutschen Kin-dern aus Zuwandererfamilien betreut. Bei der letzten Datenerhebung 1998 lag der Anteilnichtdeutscher Kinder in Tageseinrichtungen anallen Besuchern gesamtstädtisch bei 16,4 % unddamit um 0,6 % unter dem Bevölkerungsanteil von17 %. Es ist davon auszugehen, dass dem Wunsch nachdem Besuch einer Kindertageseinrichtung auf derGrundlage des Rechtsanspruchs entsprochen wird. Dem Wunsch nach dem Besuch einer ausgewähltenTageseinrichtung kann allerdings insbesondere beiZuwandererfamilien nicht immer Rechnung getra-gen werden.Einrichtungen begrenzen die Anzahl der Kinder ausZuwandererfamilien unter anderen mit der Begrün-dung, sonst ihren Integrationsauftrag nicht erfüllenzu können. Aus diesem Grunde bemühen sich dieEltern um Aufnahme ihres Kindes in Einrichtungen,die einen höheren Anteil an Kindern mit Migrati-onshintergrund akzeptieren.

Dies führt insbesondere in Stadtteilen mit hohenBevölkerungsanteilen Nicht-Deutscher dazu, dassder Anteil von Kindern aus Zuwandererfamilien ineinzelnen Einrichtungen überwiegt (z.B. am Endedes Kindergartenjahres 2000/2001: SchalthausBeisen = 60 %, St. Peter, Süderichstraße = ca. 40 %,Ev. Kita Mallinckrodtplatz = ca. 35 %). Auch für solche Einrichtungen gilt natürlich derAnspruch an eine integrative Arbeit. Sie haben sichinzwischen entsprechende Konzeptionen entwickelt.

In Stadtteilen mit einer geringen Quote Nicht-Deutscher finden sich natürlich auch Einrichtungen,bei denen keine Migrantenkinder angemeldet wer-den. Sie werden, wenn sie die Ansprüche interkul-tureller Erziehung und den dahinterstehenden In-tegrationsgedanken ernst nehmen, in ihrer Arbeittrotzdem berücksichtigen müssen, dass ihre Kinderin der Grundschule mit den Regeln und Sprachenanderer Kulturen konfrontiert werden.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 5 von 59

Maßnahmen:

Handlungsansatz Ausbildung und WeiterbildungMaßnahme (25) Die Bedeutung interkultureller Erziehung in der Aus- und Weiterbildung und die Not-

wendigkeit entsprechender Praktika soll in Kooperationsgesprächen zwischen der Ju-gendhilfe, vertreten durch den Amtsleiter, die RAA und die beiden in Essen ansässigenFachschulen gefördert werden.

Ziel Konzeptionen und Methoden Interkultureller Arbeit in Tageseinrichtungen für Kindermüssen Aufnahme in bestehende Curricula der Ausbildungseinrichtungen für Erzieherund Erzieherinnen finden.

Verlauf Seit 1999 leisten Schüler und Schülerinnen der Essener Fachschulen für SozialpädagogikPraktika mit dem thematischen Schwerpunkt interkulturelle Erziehung in Tageseinrich-tungen für Kinder ab. Inzwischen können solche Praktika in 24 Einrichtungen in unter-schiedlicher Trägerschaft durchgeführt werden. Die Schüler und Schülerinnen werden inihren Fachschulen durch entsprechende Unterrichtsmodule vorbereitet

Bewertung Erfreulich ist das große Interesse der Fachschulen an der Entwicklung des neuen Ausbil-dungsinhaltes Interkulturelle Erziehung. Die Anzahl der beteiligten Einrichtungen konntekontinuierlich gesteigert werden. Somit werden Erzieher und Erzieherinnen in den Ar-beitsmarkt kommen, die mit den Prinzipien der interkulturellen Erziehung vertraut ge-macht worden sind.

Finanzierung Hier ist keine gesonderte Finanzierung notwendig.weiteres Verfahren Das Ausbildungsmodul Interkulturelle Erziehung wird in Essen auch ohne eine curriculare

Vorgabe Einzug in die Erzieherausbildung finden. Die Maßnahme soll verstetigt werden.

Handlungsansatz Zusammensetzung der Gruppen in Tageseinrichtungen, Erweiterung der pädagogischenKonzepte

Maßnahme (23) Durchführung von Trägerkonferenzen zur Erarbeitung von bedarfsgerechten Konzeptio-nen in Stadtteilen mit überdurchschnittlichem Anteil nichtdeutscher Kinder.

Ziel Entwicklung eines bedarfsgerechten Angebotes der Elementarerziehung in allen EssenerWohngebieten.

Verlauf In den Stadtteilen mit der höchsten Quote Nicht-Deutscher haben Trägerkonferenzenstattgefunden, in denen Träger und Mitarbeiter/innen von Tageseinrichtungen über dieVersorgungssituation nichtdeutscher Kinder und die Belegungsquoten in benachbartenEinrichtungen informiert und gebeten wurden, ihre Aufnahmepolitik an der Bevölke-rungszusammensetzung zu orientieren.

Bewertung Die Teilnahme an Trägerkonferenzen ist nicht verpflichtend. Aus diesem Grunde konntennicht alle Einrichtungen erreicht werden. Trotz der umfangreichen Information liegt derAnteil nichtdeutscher Kinder in einigen Einrichtungen unter in anderen weit über demBevölkerungsanteil. Die weltanschauliche Bindung oder die konzeptionelle Ausrichtungwerden weiterhin vorrangig die Zusammensetzung der Kindergartenbesucher bestimmen.Die inzwischen analog zu deutschen Kindern fast gleiche gesamtstädtische Versorgungs-situation von Migrantenkindern konnte nur erreicht werden, weil viele Träger sich unab-hängig von der Religion oder Herkunft geöffnet haben.

Finanzierung Hier ist keine gesonderte Finanzierung erforderlich.weiteres Verfahren Es sind weitere Trägerkonferenzen zu diesem Thema auch in Stadtteilen vorgesehen, die

eine geringere Nichtdeutschenquote aufweisen.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 6 von 59

Handlungsansatz Ganzheitliche Sprachförderung in der Familie und in der Elementarerziehung

Maßnahmen (29)und (209)und (207)

Interkulturelle Sprachförderung im Stadtteilnetzwerk KITA-Elternhaus-Schule (Baustein1:Stadtteilmütterprojekt

und Baustein 2: Deutschförderung in KITAs)Absicherung der begonnenen Maßnahme und Überführung der gezielten Sprachförde-rung in die Regelarbeit der Kitas mit einem hohen Migrantenanteil (Erprobungsphase) Absicherung der Stellen für die Projektkoordination

- Förderung der Sprach-, Erziehungs-, Bildungs- und Sozialkompetenz durch Unter-stützung von Migranteneltern aus bildungsfernen Schichten und

- Beratung von Mitarbeitern/innen aus Tageseinrichtungen beim Umgang mit demZweitspracherwerb von Kindern und

- Förderung angemessener, ausreichender Deutschkenntnisse von Kindern mit Migrati-onshintergrund bis zur Einschulung.

Verlauf Seit April 1999 wird das vom MASQT finanzierte Sprachförderungsprojekt in Zusammen-arbeit mit 10 kooperierenden Kindertagestätten (2 AWO, 3 städtische, 4 evang. Kirchen-gemeinde, 1 kath. Kirchengemeinde) zur Förderung derSprach-, Erziehungs-, Bildungs- und Sozialkompetenz bei türkisch- und. arabischsprachi-gen Familien in den Stadtteilen Altendorf und Katernberg erfolgreich durchgeführt("Stadtteilmütterprojekt"; Baustein 1).

Zwei Projektkoordinatorinnen organisieren die fachliche Begleitung, Qualifizierung undden Einsatz der ca. 25 Honorarkräfte sowie gemeinsame Fortbildungen mit den Kinderta-gesstätten. Konzeptionelle Arbeit und die Fortentwicklung von Materialien und Metho-den werden von ihnen ausgeführt.

Sie sind in gleichem Umfang für die Koordinierungsaufgaben der Maßnahme 207 (För-derung der deutschen Sprache in den Kindertagesstätten; Baustein 2) verantwortlich.Seit Januar 2000 wird in den kooperierenden Kindertageseinrichtungen in Katernbergund seit Ende 2000 in Altendorf durch insgesamt 9 zusätzliche Erzieherinnen (auf Hono-rarbasis) systematische Förderung für Migrantenkinder mit unzureichenden Deutsch-kenntnissen durchgeführt (Baustein 2). Diese Maßnahme ist eng mit der Elternbildungs-maßnahme im Baustein 1 verknüpft und baut darauf auf. Die Baustein 2–Erzieherinnenarbeiten in Absprache mit den Mitarbeiterinnen der Tageseinrichtungen und im Aus-tausch mit den jeweiligen Stadtteilmüttern.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 7 von 59

Bewertung Die fehlende Sensibilität von Migranteneltern, insbesondere türkischer bzw. arabischerHerkunft, für die Notwendigkeit von kognitiv-sprachlicher Früherziehung mit ihren Kin-dern zur Vermeidung von Bildungsarmut und Vorbeugung von sozialer Ausgrenzungmacht den Einsatz von Fachkräften mit muttersprachlicher Kompetenz unentbehrlich. Siebesitzen einerseits aufgrund der eigenen Zugehörigkeit zu der Kultur einen Zugang zuden Eltern und können andererseits mit ihrem fachlichen Hintergrund sowohl vermit-telnd als auch konzipierend zielgerichtet tätig werden. Die Mitarbeiterinnen der Tageseinrichtungen haben im persönlichen Austausch Unter-stützung von Mitarbeiterinnen mit muttersprachlicher Kompetenz erhalten, über Hinter-gründe, Einstellungen und Haltungen.

Sprachförderung in den Kindertageseinrichtungen (Baustein 2) ist nur sinnvoll und er-folgreich in Verknüpfung mit Elternbildungsarbeit (Baustein 1), d.h. bei systematischerUnterstützung des Zweitspracherwerbs durch die Tageseinrichtung und gezielter Eltern-bildung zur Unterstützung dieses Prozesses durch die Familie.Die systematische Sprachförderung in den Kindertageseinrichtungen wurde vor demHintergrund des situationsorientierten Ansatzes anfänglich skeptisch beurteilt, wird in-zwischen aber von allen Kooperationspartnern als sehr nützlich und wichtig angesehen.Nach Einschätzung der Tageseinrichtungen macht sich diese gezielte Förderung der Kin-der sehr deutlich im Umgang und in der Anwendung der deutschen Sprache bemerkbar.Die Mitarbeiter der Tageseinrichtungen begrüßen den Einsatz der zusätzlichen Honorar-kräfte sehr, da ihnen selbst z.T. bisher die Qualifikation zur fachkundigen Förderung derdeutschen Sprache als Zweitsprache fehlt und sie von den Zusatzkräften neue Impulsezur Sprachförderung erhalten.Nach Aussage einer Grundschule in Katernberg machte sich diese Deutschförderung beiden neuen Erstklässlern positiv bemerkbar.Das Sprachförderungsprojekt läuft sehr erfolgreich und zur großen Zufriedenheit derKooperationspartner

Finanzierung

Maßnahme (207)

Maßnahme (209)

Maßnahme (29)

- Für Honorare der Stadtteilmütter und der Stadtteilkoordinatoren(Baustein 1) fallen jährlich ca.129.000 DM an (bis Ende 2001 vom MASQT finanziert).

- Die Finanzierung der Arbeit der 9 Erzieherinnen (Baustein 2) in Katernberg undAltendorf ist durch die Lenkungsgruppe Katernberg in Höhe von DM 42.900,-- undüber Spendengelder in Höhe von z.Zt. DM 42.000,-- bis Ende 2001 sichergestellt. DieWeiterführung des Bausteines 2 würde eine Summe von 84.900,-DM ab 2002 erfor-derlich machen.

Die weitere Absicherung der Projektbausteine erfordert insgesamt eine Gesamtsumme inHöhe von ca. 213.900,--DM jährlich.

- ProjektkoordinatorinDie ABM der RAA wird auch im dritten Jahr vom Arbeitsamt finanziert. Ab Dezember2001 wird die Stelle in eine Planstelle umgewandelt. Die Personalkosten werden lt. Rats-beschluss vom 24.05.00 aus der Haushaltsstelle für das Interkulturelle Konzept finanziert.

- 2. ProjektkoordinatorinDie Finanzierung der bisherigen 1/2 Stelle der RAA ist aus Mitteln des Jugendamtes er-folgt. Gemäß Ratsbeschluss vom 24.05.00 ist sie zu einer ganzen Stelle umgewandelt.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 8 von 59

weiteres Verfahren Zur Fortführung des landesweit modellhaften Sprachförderkonzepts mit der gezieltenSprachförderung in Deutsch in den Kindertageseinrichtungen der Maßnahmen (29) und(209) und (207) sollen in den kommenden zwei Jahren (bis 2003) die Bedingungen zurÜbernahme der Projektinhalte in die Einrichtungen als Regelaufgabe überprüft werden.Dazu sollen neben den bisher bestehenden Tageseinrichtungen in neuen Einrichtungendie Umsetzung von systematischem Zweitspracherwerb und Elternbildung mit bestehen-dem Personal erprobt werden. Die dazu zusätzlichen notwendigen Finanzmittel müsstennach Erstellung eines Konzepts für diese Überleitungsphase in die Regelarbeit innerhalbder Haushaltsberatungen 2002 konkretisiert werden. Voraussetzung für die Übernahme in den Regelbetrieb ist die Qualifizierung des Personalsdurch Fort- und Weiterbildung. Dafür zuständig sollen die Projektkoordinatorinnen derRAA/Büro für interkulturelle Arbeit sein. Sie gründen eine Projektgruppe mit Vertreternder Trägerverbünde, um die Erprobungsphase und den Übergang in den Regelbetriebvorzubereiten und zu organisieren. Während dieser Erprobungsphase verbleibt die Pro-duktverantwortung bei der RAA.

Handlungsansatz Elterinformation; Unterstützung von Erziehungsberechtigten

Maßnahme (27) Muttersprachliche Informationen über das System der Elementarerziehung sollen überElternbriefe an die Eltern weitergegeben werden (zunächst in 4 Sprachen).

Ziel Erhöhung der Handlungskompetenz von Erziehungsberechtigten aus Zuwandererfamilienin Bezug auf die Betreuung ihrer Kinder in Tageseinrichtungen

Verlauf Den regelmäßigen Elternbriefen werden ab Herbst 2001 muttersprachliche Informatio-nen über das Platzangebot und die Platzbörse beigefügt.

Bewertung Grundsätzlich und insbesondere bei Zuwanderern fehlen vielen jungen Familien Infor-mationen über die Tagesbetreuung ihrer Kinder in der Elementarerziehung. Die mutter-sprachlichen Informationen werden mittels der Elternbriefe auch solche Familien errei-chen, die aufgrund ihrer sprachlichen Möglichkeiten von dem Wissen über die kommu-nale Infrastruktur ausgeschlossen sind.

Finanzierung Kosten werden im Rahmen der Vervielfältigung mit der städt. Druckerei abgerechnet.weiteres Verfahren Die Informationen sollen jährlich einmal versandt werden.

Handlungsansatz Ausbildung und WeiterbildungMaßnahme (20) Durchführung einer Fachtagung zur interkulturellen Erziehung im Elementarbereich für

Multiplikator/-innen aus dem Bereich Elementarerziehung. Ziel Qualifizierung von fachlichen Multiplikatoren und Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen

zum Ansatz und Praxis interkultureller Erziehung, unabhängig davon, ob Migrantenkin-der betreut werden oder nicht.

Verlauf Die Fachtagung wurde im September 1998 von allen in Essen vertretenen Spitzenverbän-den und dem Jugendamt durchgeführt. Es nahmen etwa 300 Personen von Trägern, ihrenEinrichtungen, Verwaltung und Politik teil.

Bewertung Die Tatsache, dass die Fachtagung von allen Trägerverbünden gemeinsam veranstaltetwurde., ist an sich schon ein Erfolg. Sie dokumentiert, dass die interkulturelle Erziehungim Rahmen der Elementarerziehung eine sehr hohe Bedeutung hat. Vorträge und dieArbeit in den Arbeitsgruppen waren erfahrungsbezogen und informativ. Leider ist nichtbekannt, wie viele der Essener 270 Tageseinrichtungen sich im Rahmen von Fort- undWeiterbildung dem Thema angenommen haben.

Finanzierung Die Tagung wurde durch die beteiligten Veranstalter gemeinsam finanziert.weiteres Verfahren In den Trägerverbünden werden seitdem verstärkt Fachfortbildungen zum Thema durch-

geführt.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 9 von 59

Handlungsansatz Orientierung der Tageseinrichtungen an Lebenssituationen der Kinder unter Berücksich-tigung der Vielfalt von Kulturen, Religionen und Sprachen

Maßnahme (26) In Arbeitsmarktgesprächen soll der Versuch unternommen werden, Arbeitsmöglichkeitenfür nichtdeutsches Fachpersonal zu fördern.

Ziel Förderung der Arbeitsmöglichkeiten von muttersprachlichem sozialpädagogischen Perso-nal

Verlauf Die Gespräche haben bislang nicht stattgefunden

Bewertung Es bedarf einer trägerübergreifenden Personalentwicklung für muttersprachliches Perso-nal in Einrichtungen der Jugendhilfe. Die Beschränkung der großen kirchlichen Träger beider Personalauswahl lassen derzeit keine verstärkte Anwerbung von Personal mit Migra-tionshintergrund zu, da ihnen nicht genügend Arbeitsplätze zur Verfügung stehen wür-den. Insbesondere in Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt wird der Zusammensetzungder Besucher der Tageseinrichtungen durch den Einsatz unterschiedlichsten mutter-sprachlichen Personals Rechnung getragen.

Finanzierung keine

weiteres Verfahren Im Jahr 2002 soll die der Anteil muttersprachlichen Personals in den Tageseinrichtungenund der Anteil der Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund in den beidenEssener Fachschulen eruiert werden. Die Ergebnisse sollen Grundlage für die Arbeits-marktgespräche sein.

Perspektiven / Notwendigkeiten:

In der Praxis wird das „ausländische Kind“ nichtmehr grundsätzlich als Problemkind betrachtet.Hierin liegt sicherlich ein Erfolg der Diskussion umdie Prinzipien interkultureller Erziehung. Ein anderes Phänomen überlagert inzwischen alleBemühungen, die institutionalisierte Erziehung alseine kulturübergreifende zu praktizieren. Obwohlimmer mehr Kinder mit einer anderen Mutterspra-che den „Kindergarten“ besuchen, sind immer weni-ger Kinder auf die sprachlichen Anforderungen derGrundschule vorbereitet. Hier entsteht ein Problem.Es ist nicht alleinig durch die Haltung der Trägerund des Erzieherpersonals gegenüber Migrantenund durch entsprechende sozialpädagogische Me-thoden zu lösen. Hier bedarf es besonderer, zusätzli-cher fachlicher Qualifikation und Zeitressourcen.Ansätze zur Unterstützung der Arbeit der Elemen-tarerziehung in dieser Hinsicht sind durch die un-terschiedlichen Sprachprojekte entwickelt. Sie rei-chen jedoch nicht aus und sind finanziell noch nichtabgesichert.

Die Beschäftigung mit dem Problem Sprache darfjedoch nicht dazu führen, dass das Migrantenkindwieder zum Problemkind wird. Es bedarf der An-strengung aller Beteiligten, das Kind mit seinerLebenssituation anzunehmen und es bei der Bewäl-tigung seiner Probleme zu unterstützen, unabhän-gig davon, ob deutsch oder nichtdeutsch.Die Einführung interkultureller Erziehung in dieElementarerziehung reicht wahrscheinlich nicht aus,um von einer gelungenen Integration sprechen zukönnen. Ein weiterer Beitrag kann die Übernahme

von Verantwortung durch Migrantenorganisationeninnerhalb der Elementarerziehung sein. Damit wirdein politischer Diskurs erforderlich, inwieweit auchdiese Organisation zur Trägervielfalt gehören soll-ten.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 10 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

2.1.2 Schule

Vorbemerkungen:Bildung ist die zentrale Ressource für eine eigenver-antwortliche Lebensführung.Diese Erkenntnis greift zunehmend. Die schulischenKarrieren von Kindern und Jugendlichen aus Zu-wandererfamilien sind allerdings überproportionalhäufig weniger erfolgreich. Weil aber gute schulische Abschlüsse von großerBedeutung für den weiteren Lebensweg sind, habendie Bemühungen insgesamt zugenommen, dieserZielgruppe reale schulische Chancengleichheit zueröffnen. Die Basis für einen schulischen Erfolg ist Sprach-kompetenz. Hier besteht größter Handlungsbedarf,denn auch Kinder, die hier geboren und ausge-wachsen sind, kommen nicht automatisch mit zu-nehmend besseren Deutschkenntnissen in dieSchule. Entgegen den Erwartungen nehmen dieSprachprobleme zu. Sprachliche Förderung als wesentliche Vorausset-zung, um Kindern mit Migrationshintergrund Chan-cen zu eröffnen, ist eine kontinuierliche Kernaufga-be, für die auf Landes- und kommunaler Ebene eineausdifferenzierte Förderstruktur entwickelt wordenist. Neben umfangreichen und kontinuierlichen Förder-und Beratungsangeboten gibt es eine Reihe ergän-zender Projektarbeiten mit dem Ziel, zu neuen Fra-gestellungen neue Lösungsstrategien zu entwickeln.So werden in diesen Projekten neue Methodenerprobt und neue Wege beschritten, die zum Pro-jektschluss auf ihren Sinn und Nutzen hin auszu-werten sind. Es ist zu bewerten, ob die erprobtenArbeitsansätze und Methoden in kontinuierlicheArbeit übergeleitet werden müssen und könnenoder ob in anderer Weise mit den Projektergebnis-sen umzugehen ist. Für die in Essen laufenden in-terkulturellen Schulprojekte sind für die Weiter-führung und Weiterentwicklung nachstehendeKriterien und Erfolgsparameter zugrunde gelegt:

� Engagement des Lehrerkollegiums

Die Vernetzung der schulischen mit der au-ßerschulischen Arbeit erfordert Engagementdes gesamten Lehrerkollegiums, zu dem z. B.die Benennung eines Projektkoordinators inder Schule und inhaltliche Absprachen undVereinbarungen zu den gemeinsamen Zielenvon Unterricht und außerunterrichtlichem An-gebot gehören.

� Verankerung im SchulprogrammDas interkulturelle Schulprojekt soll integralerBestandteil des Schulprogramms sein. Das be-deutet u. a. auch die Einbeziehung der Pro-jektleiterin / des Projektleiters in die Gremiender Schulentwicklung und Schulmitwirkungsowie die Entwicklung von Kooperations-strukturen.Verankerung in einer Gesamtvernetzungs-struktur Dies kann gewährleistet werden z. B.durch ein Schulkonzept zur Schulöffnung unddurch die Teilnahme an Vernetzungsgremienim Stadtteil (Stadtteilkonferenzen o.ä.).

� Chancen auf Verstetigung Neben den o.a. Kriterien sind hierfür auch dieVerlässlichkeit einer schulischen Infrastruktur(wie z.B. Verfügung über entsprechende Räum-lichkeiten) sowie langfristige Finanzierungs-möglichkeiten ausschlaggebend.

� Personelles Engagement der pädagogischenKraft Der Erfolg eines Projektes hängt nicht zuletztvom Engagement und der Qualifikation der imProjekt eingesetzten pädagogischen Kraft ab.Zugang zur Zielgruppe, Kooperationsfähigkeit,Aktivierung und Motivierung der Kinder undJugendlichen, Fachkenntnisse und ein Metho-denrepertoire zur Umsetzung der Fachinhalte,Konfliktfähigkeit und Fähigkeiten zur Konflikt-vermittlung sind wichtige Voraussetzungen.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 11 von 59

Maßnahmen:

Handlungsansatz Freiräume zum selbstbestimmten, autonomen und verantwortlichen sowie demokrati-schen Lernen schaffen

Maßnahme (216) Einrichtung von Schülerclubs an Schulenhier: Interkultureller Schülerclub in der Salzmannschule

Ziel Schule soll nicht nur Lernort sein, sondern Lebensort werden durch Förderung gemein-samer Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft

Verlauf Einrichtung eines zentralen Raumes als Anlaufstelle; Entwicklung und Durchführungumfangreicher Angebote; Aufbau einer guten Kooperationsstruktur zu Schule und Lern-kräften

Bewertung Die Zielgruppe gerade an dieser Schulform braucht Anleitung und Unterstützung fürsinnvolle Freizeitgestaltung. An der Salzmannschule ist es gelungen, dem InterkulturellenSchülerclub in einem Netzwerk weiterer Aktivitäten im Schnittbereich von Schul- undJugendarbeit einen spezifischen Stellenwert zu geben, so dass sich das Angebot sinnvollin eine Reihe von Angeboten im Stadtteil einreiht.

Finanzierung Das Projekt begann 4/99 mit einer Anschubfinanzierung der RWE-Stiftung und wurdemit dann bereitgestellten städtischen Mitteln für das IKK fortgeführt.

weiteres Verfahren Die Fortführung erscheint sinnvoll.

Handlungsansatz Freiräume zum selbstbestimmten, autonomen und verantwortlichen sowie demokrati-schen Lernen schaffen

Maßnahme (217) Einrichtung von Schülerclubs an Schulenhier: Interkultureller Schülerclub in der Hauptschule Karnap

Ziel Schule soll nicht nur Lernort sein, sondern Lebensort werden durch Förderung gemein-samer Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft

Verlauf Einrichtung eines zentralen Raumes als AnlaufstelleBewertung Schüler/-innen und Lehrer/-innen haben Anregungen für die kontinuierliche Arbeit er-

haltenFinanzierung Das Projekt war aus Mitteln der RWE-Jugendstiftung vom 1.6.99 – 30.4.00 finanziert und

wird zur Zeit mit 13 + Mitteln fortgeführt.weiteres Verfahren Die Inhalte werden nicht in einem gesonderten Projekt fortgeführt.

Handlungsansatz Freiräume zum selbstbestimmten, autonomen und verantwortlichen sowie demokrati-schen Lernen schaffen

Maßnahme (210) Einrichtung von Schülerclubs an Schulenhier: Interkultureller Schülerclub im Berufskolleg West

Ziel Schule soll nicht nur Lernort sein, sondern Lebensort werden durch Förderung gemein-samer Aktivitäten von Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft

Verlauf Entwicklung und Durchführung umfangreicher Angebote waren stark vom persönlichenEngagement einer Sozialpädagogin (1/2 Stelle finanziert durch RWE-Mittel) abhängig.Doch durch mangelnde finanzielle Kontinuität konnte die Mitarbeiterin keine Perspektivefür sich entwickeln und beendete ihre Tätigkeit. Nach Ausscheiden der Sozialpädagoginkonnten vom Nachfolger die Angebote nicht mehr aufrechterhalten werden, da die po-tenzielle Zielgruppe der täglich die Schule besuchenden Schüler des BK-West zu kleinwar, um langfristig tragfähige Strukturen im BK-West verankern zu können.

Bewertung Die jugendlichen Schülerinnen und Schüler dieses Berufskollegs haben die Angebotenicht in der erhofften Weise angenommen; vermutlich ist die – auch zeitliche – Kopp-lung des Angebotes an die Schule nicht hinreichend gelungen.

Finanzierung Das Projekt begann 9/98 mit einer Anschubfinanzierung der RWE-Jugendstiftung undwurde dann mit bereitgestellten städtischen Mitteln für das IKK fortgeführt. Seit dem1.3.01ruht das Projekt, da die Kriterien (fachliche Standards) an diesem Standort nicht indem erhofften Maße erfüllt werden konnten.

weiteres Verfahren Das Projekt sollte an einem anderen Standort fortgesetzt werden.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 12 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz Freiräume zum selbstbestimmten, autonomen und verantwortlichen sowie demokrati-schen Lernen schaffen

Maßnahme (219) Interkulturelle Schul-Jugendarbeit an der Carl-Meyer-Schule

Ziel Förderung der Kooperation von schulischen und außerschulischen Partnern und die ei-genverantwortliche Mitarbeit der Jugendlichen in konkreten Projekten am Schulumfeld

Verlauf Es ist eine begrenzte Anzahl von Kleinprojekten im Zeitraum 1.9.98 – 16.3.01 durchge-führt worden.

Bewertung An der Carl-Meyer-Schule war die räumliche Unterbringung des Angebotes in solchemMaße schwierig, dass sich das Projekt in der Konsequenz nicht hinreichend hat etablierenlassen und Akzeptanz hat finden können.

Finanzierung Die Kosten wurden anfangs aus Mitteln des MASQT, dann aus dem GB 4 getragen.

weiteres Verfahren Weil die Grundsatzfrage der räumlichen Unterbringung an der Carl-Meyer-Schule keineKlärung erfahren wird, erscheint die Fortführung als gesondert ausgewiesenes Projektdort nicht sinnvoll. Eine Ansiedlung an einem anderen Standort gilt es zu prüfen.

Handlungsansatz Freiräume zum selbstbestimmten, autonomen und verantwortlichen sowie demokrati-schen Lernen schaffen

Maßnahme (220) Interkulturelle Schuljugendarbeit an der Hauptschule Bärendelle

Ziel Förderung der Kooperation von schulischen und außerschulischen Partnern und die ei-genverantwortliche Mitarbeit der Jugendlichen in konkreten Projekten am Schulumfeld

Verlauf Einrichtung eines multifunktionalen Raums; eigenverantwortliche Planung und Durch-führung

Bewertung Die Kooperation von schulischen und außerschulischen Partnern im Stadtteil Altendorf /Frohnhausen ist mit der Ganztagschule Bärendelle als Kernstück deutlich verbessert. DieHauptschule im “Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf” hat im Netzwerk derAkteure in den Bereichen Kinder, Schule und Soziales eine besondere Aufgabe zu erfül-len; die Schuljugendarbeit fügt sich sinnvoll in diesen Kontext

Finanzierung Anschubfinanzierung durch Mittel des MASQT bis 31.8.00 und anschließende Weiterfi-nanzierung mit bereitgestellten städtischen Mitteln.

weiteres Verfahren Das Projekt sollte fortgeführt werden.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 13 von 59

Handlungsansatz Mangelnde Deutschkenntnisse bei Migrantenkindern

Maßnahme (206) Interkulturelle Spiel- und Lerngruppen in den Eingangsklassen von Grundschulen mithohem Anteil von Kindern aus Zuwanderungsfamilien

Ziel Unterstützung der schulischen Integration durch Förderung sprachlicher Fähigkeiten undEntwicklung einer positiven Einstellung zum LernenAufbau einer positiven Einstellung, die auf Akzeptanz und Toleranz von kultureller Ver-schiedenartigkeit und Entdeckung von Gemeinsamkeiten abzielt

Verlauf Auf der Basis einer Bewerbung um Projektteilnahme sind an 11 Grundschulen 28 Spiel-und Lerngruppen für die Eingangsklassen eingerichtet worden. Eine interkulturelle Spiel-und Lerngruppe umfasst 10 Kinder verschiedener Herkunft.Interkulturelle Spiel- und Lerngruppen sind ein unterrichtsergänzendes Angebot undfinden in der Regel am Nachmittag in den Räumen der Schule statt.Der Zeitumfang pro Gruppe beträgt 1.5 Stunden. Die Kooperation mit dem Kollegiumund die Kontaktvermittlung zwischen Elternhaus und Schule gehören als integralerBestandteil des Konzepts zu den Aufgaben der Gruppenleiterinnen.

Bewertung In der Einschätzung der beteiligten Schulen und Gruppenleiterinnen wurde der Erfolg derzusätzlichen Förderung in den Bereichen sprachliche, soziale und schulische Förderunginsgesamt durchweg positiv eingeschätzt. Wegen der Bedeutung und des Umfangs diesesProjektes erfolgt auch zu weiteren Erfahrungen wie z.B. Kommunikation und Kooperati-on mit der Schule und mit den Eltern eine gesonderte Detailauswertung.

Finanzierung Die Maßnahmen wurden aus dem GB 4 finanziert

weiteres Verfahren Das Angebot sollte aufrechterhalten bleiben.

Handlungsansatz Schulbegleitende ganzheitliche Fördermaßnahme für leistungsschwache Schüler/innen,die ohne Abschluss aus der Regeleinrichtung fallen

Maßnahme (76) Projekt "Schüler-Schule", ein Projekt zur Motivationsförderung und Selbsthilfe

Ziel Ganzheitliche Förderung sozial, emotional und kulturell benachteiligter Kinder und Ju-gendlicher; Stärkung ihrer Selbst-, Sach- u. Sozialkompetenz

Verlauf Die „Schüler-Schule“ existiert seit rd. 30 Jahren als ehrenamtlich organisiertes Projekt,dass bis Ende 2000 geleitet wurde von einer Hauptschullehrerin, die jetzt im Ruhestandist. Während des gesamten Verlaufs ist konsequent auf die individuellen Bedürfnisse,Erwartungen u. Probleme der Schüler/innen eingegangen worden. Das Projekt fördert u.bezieht sich auf das Selbstkonzept jedes Einzelnen und zwar völlig unabhängig vomAlter. Alle Schüler/innen bestimmen ihre Lerninhalte und –methoden, ihre Interaktions-partner und den Zeitaufwand selbst u. bewusst mit dem Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zuerhalten.Für die Aktivitäten stehen Räumlichkeiten des Erich-Brost-Berufskollegs, der Stadtbib-liothek, der Hauptschule Bärendelle und verschiedener Einrichtungen des Kinderschutz-bundes zur Verfügung.

Bewertung Die im Projekt entwickelten Formen ehrenamtlicher Hilfe und gegenseitiger Unterstüt-zung sind – als ehrenamtliches Engagement – nachahmenswert.

Finanzierung Bis Ende des Jahres 2001 ist die Finanzierung aus Mitteln des Jugendhilfeförderplansabgesichert. Für 2002 - 2005 werden Anträge an RWE-Stiftung, Land und DeutschenKinderschutzbund zur Finanzierung gestellt.

weiteres Verfahren Das Projekt ist in die Trägerschaft des Deutschen Kinderschutzbundes übergegangen undin das Projekt "Lernen wie man lernt" des Deutschen Kinderschutzbundes integriert wor-den.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 14 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz Ganzheitliche Förderung der Persönlichkeitsentwicklung bei jungen Migrant/innen

Maßnahme (181) verschiedene (Förder-)Angebote für Schüler/innen mit Migrantenhintergrund hier: Pilotprojekt in der Parkschule Altenessen

Ziel Förderung der Erziehungs- und Sozialkompetenz von jungen Migranten und Migrantin-nen als Vorbereitung auf ihre künftige Elternrolle

Verlauf Zunächst wurde eine aktivierende Schülerbefragung durchgeführt. Anschließend wurdemit der Einrichtung und Gestaltung eines „interkuIturellen Schülertreffs“ begonnen. (DerSchülertreff dient z.T. als Veranstaltungsort für Kurse. Die Schüler/innen sollen ihren Treffselbständig organisieren und verwalten – dazu müssen sie z.B. lernen, Regeln selbst auf-zustellen und einzuhalten, verbindliche Absprachen treffen und einhalten (Teil der Sozial-kompetenz im Hinblick auf die künftige Elternrolle).Im Fotokurs war ein Schwerpunkt die positive Darstellung der eigenen Person und eineAuseinandersetzung mit der Individualität. Der Nähkurs bot nicht nur Gelegenheit hand-werkliche Fertigkeiten zu erlernen, sondern ermöglichte auch den Stolz auf die eigeneLeistung und trug so zur Förderung des Selbstbewusstseins bei.

Bewertung Die aktivierende Schülerbefragung fand große Resonanz – die aktuellen Interessen undBedürfnisse der Schüler wurden festgestellt und die Schüler wurden zur Mitarbeit moti-viert. Einrichtung und Gestaltung des „Interkulturellen Schülertreffs“, Fotokurs und Näh-kurs wurden gut angenommen. Die Arbeit machte den Schüler/innen Spaß und trug zurFörderung der Sozialkompetenz bei.

Finanzierung Personalkosten: Landeshaushalt (6 Lehrerstunden pro Woche)Sachkosten: 2000/2001 5.000,00 DM aus Mitteln der Sparkassenstiftung

2001/2002 Sachkosten 05-13/RAA/Büro für interkulturelle Arbeitweiteres Verfahren Es wird empfohlen, dass Projekt für 3 Jahre zu verlängern und die Angebote entspre-

chend dem Projektziel und den aktuellen Schülerinteressen und –bedürfnissen: z.B.Selbstbehauptungs– und Konflikttraining für Mädchen, Säuglingspflegekurse für Jungenund Mädchen, Praktika in Kindertagesstätten zu erweitern.

Perspektiven / Notwendigkeiten:

Neben der sprachlichen Förderung – als unbedingteVoraussetzung für den schulischen Erfolg von Kin-dern aus Zuwandererfamilien- zeichnet sich gene-rell die Notwendigkeit ab, schulergänzende Ange-bote auszubauen.Dabei scheint die Betonung auf „Migrationshin-tergrund“ zunehmend obsolet zu werden. Der Be-darf entsteht, wenn Kinder aus Elternhäusern kom-men, wo keine oder keine ausreichende Förderungund Erziehung geschieht, die mit der Schule ge-meinsam auf das Erreichen von Zielen hinarbeitet. Dies ist in Zuwandererfamilien häufig der Fall, wennhierzu Voraussetzungen, wie z. B. Kenntnis derdeutschen Sprache fehlen, aber auch in manchendeutschen Familien scheint das Interesse an schuli-schen Fragen zu fehlen. Perspektive muss es deshalb insgesamt sein, mit denfachlichen Kompetenzen der Schule, der Elementar-erziehung und der Jugendarbeit umfangreichenachmittägliche Angebote zu entwickeln, welchedie Kinder und Jugendlichen – altersadäquat –ganzheitlich fördern und fordern. Neben rein schulischer oder sprachlicher Förderungmüssen die motorische und kreative Förderung und

die Förderung der sozialen Kompetenz einen hohenStellenwert haben. Sie sind Voraussetzungen auchfür schulisches Lernen, können aber durch dieSchule allein nicht hinreichend geschaffen werden.Die in den Landesministerien aufgelegten Program-me 13 +, 13 + P, SiT und andere bestätigen dienotwendige Entwicklung in diese Richtung. Die Interkulturellen Spiel- und Lerngruppen imGrundschulbereich sowie die Maßnahmen derSchuljugendarbeit und die Einrichtung der Schüler-clubs sind erste, wichtige Teilschritte auf dem Wegzu umfangreicheren Lösungen.Weitere Aufmerksamkeit erfordert daneben dieZielgruppe der Jugendlichen z. B. an Berufskollegs.Ohne parallel intensiv bei der Konzeptentwicklungzur Förderung ausländischer Jugendlicher einbezo-gen zu sein und ohne seitens des Landes Stärkungzu erfahren, müssen Berufskollegs ihre z. T. sehrschwierige jugendliche Schülerschaft als zuneh-mende pädagogische Herausforderung empfinden. Zu sprachlichen und interkulturellen Problemenkommt hier häufig hinzu, dass in einigen Bildungs-gängen verstärkt solche – überwiegend männliche -

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 15 von 59

Jugendliche zusammen sind, die aufgrund gemach-ter Erfahrungen kaum noch Perspektiven sehen.Es erscheint deshalb als notwendig, gerade an Be-rufskollegs einerseits mit Ressourcen des Landeseine bessere Unterstützungsstruktur aufzubauenund andererseits in Projekten zu erproben, wie mitdiesen Jugendlichen besser umzugehen ist.

In der Konzeptidee der Schülerclubs sind Ansätze,die prinzipiell für die Zielgruppe geeignet scheinen.Es ist deshalb sinnvoll, an einem Berufskolleg, dasInteresse an kooperativer Konzepterprobung hat,einen erneuten Versuch zu machen, für diese spezi-fische Zielgruppe Angebote zu entwickeln.

2.1.3 Kinder- und Jugendarbeit

Vorbemerkungen:

Kinder und Jugendliche leben in einer Stadt mitmehr als 120 verschiedenen Nationen. Ziel der in-terkulturellen Kinder- und Jugendarbeit in Essen ist,das Nebeneinander / Miteinander der Kulturen ingegenseitiger Akzeptanz und Respekt zu fördernund konstruktive Konfliktregelungsmodelle zu er-proben. Im Interesse eines kreativen friedlichenZusammenlebens soll es daher kein gesondertes‚Ausländer – Konzept‘ für die Arbeit mit der Gruppeder Kinder und Jugendlichen mit Migrationshin-tergrund geben, sondern ein gemeinsames inter-kulturelles Konzept, das auch besonderen Bedürf-nissen einzelner Kulturkreise gerecht wird.In diesem Sinn sollten vorhandene Konzepte, dieursprünglich für die Kinder und Jugendlichen einerKultur (der deutschen Kultur) erstellt wurden, ori-entiert an den heutigen kulturell-pluralisiertengesellschaftlichen Realitäten überprüft und weiterentwickelt werden.Dabei ging es zunächst um eine gleichberechtigteTeilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Migra-tionshintergrund an der Kinder- und Jugendarbeit.Dazu sollten die Handelnden insbesondere im Ar-beitsfeld der offenen Kinder- und Jugendarbeit

dafür sensibilisiert werden, dass die demografischeEntwicklung einen deutlichen Anstieg des Anteilsder Kindern und Jugendlichen mit Migrationshin-tergrund an der Gesamtheit der Kindern und Ju-gendlichen vermuten lässt. Die Arbeitsgruppe‚ interkulturelle Kinder- und Ju-gendarbeit‘ hat intensiv konzeptionelle Fragen derinterkulturellen Kinder- und Jugendarbeit diskutiertund einzelne Handlungsschritte wie z.B. die Qualifi-zierung der Fachkräfte umgesetzt. Dennoch sindFragen offen geblieben. So beschäftigt die Arbeits-gruppe nach wie vor z.B. die Frage, wie die Ethni-sierung von Jugendhäusern zu bewerten ist. Gleich-zeitig erleben wir, dass auch bei der Umsetzung desinterkulturellen Konzepts die Grenzen der vorhan-denen Ressourcen erreicht sind.

In dieser Arbeitsgruppe ist das Thema ‚Rechtsradika-lismus‘ nicht ausdrücklich bearbeitet worden. Den-noch sieht die Arbeitsgruppe in der interkulturellenArbeit einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung vonrechten Orientierungen, da Ausländerfeindlichkeitund Rassismus wesentliche Aspekte des heutigenRechtsradikalismus sind.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 16 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Maßnahmen:

Handlungsansatz Beschluss des Rates vom 25.11.98

Maßnahme(106)

Die Arbeit der Stadtteilkonferenzen ist zu fördern. Sie sollen Netzwerke schaffen zwi-schen Jugendamt, Jugendverbänden, Sportvereinen, Kirchen, Moscheevereinen undSchulen. In den vertraglich geregelten Stadtteilprojekten ist die Arbeit der Stadtteilkon-ferenzen definiert. Hier muss die Vernetzung erfolgen.

Ziel Diskussion und Verknüpfung der Probleme und Ansätze interkultureller Arbeit

Verlauf Ergänzend zur Tätigkeit der Stadtteilkonferenzen haben sich im Rahmen des Fachcont-rollings für die offene Kinder- und Jugendarbeit in allen Sozialräumen in Essen kollegialeDiskurse gebildet, die die Arbeit der Jugendhäuser vernetzen und einer externen Bera-tung und Bewertung durch z.B. Schule, Polizei, Soziale Dienste unterziehen. In einigendieser kollegialen Diskurse ist die Situation von Kindern und Jugendlichen mit Migrati-onshintergrund bereits spontan thematisiert worden.

Bewertung Durch die Einrichtung der kollegialen Diskurse hat sich eine gute Struktur herausgebildet,in der interkulturelle Ansätze entwickelt und verknüpft werden können.

Finanzierung Die Finanzierung der kollegialen Diskurse erfolgt aus den Mitteln der offenen Kinder-und Jugendarbeit.

weiteres Verfahren Eine Systematisierung der spontanen Ansätze in der Bearbeitung dieses Themas könnteangestrebt werden.

Handlungsansatz Beschluss des Rates vom 25.11.98

Maßnahme(103)

Die "gesperrten" Mittel im Rahmen der Jugendfreizeitarbeit in Höhe von 40% werdenvom Kämmerer mit der Maßgabe freigegeben, die erlebnisorientierten präventiv-pädagogischen Angebote für ausländische Jugendliche zu verstärken, insbesondere in denStadtteilen mit hohem Anteil an Jugendlichen aus sprachlich-kulturellen Minderheiten.

Ziel Zielgruppenorientierte Quotierung der Mittel für die Verstärkung der Angebote für Kin-der und Jugendliche mit Migrationshintergrund beim öffentlichen Träger

Verlauf Mit den entsprechenden Mitteln werden & wurden Angebote für die Zielgruppe entwi-ckelt und Umgesetzt. Dabei werden in einigen Stadtteilen überproportional viele Kinderund Jugendliche mit Migrationshintergrund erreicht.

Bewertung Diese Maßnahme des Kämmerers bzw. des Jugendhilfeausschusses hat zu einem gezieltenAusbau der Angebote für die Zielgruppe geführt, obwohl dies u. E. auf grund der päda-gogischen Erfordernisse in der Kinder- und Jugendarbeit vor Ort auch ohne finanzielleZwangsmaßnahmen erfolgt wäre.

Finanzierung Haushaltsmittel für die Kinder- und Jugendarbeit des öffentlichen Trägers

weiteres Verfahren Die Arbeitsgruppe empfiehlt die Sperrung der Mittel und das zielgruppenorientierte Wie-dereinsetzen aufzuheben und die Mittel in die Regelförderung der Kinder- und Jugend-arbeit des öffentlichen Trägers zurück zu führen, da die Praxis zeigt, dass bereits (über-proportional) Angebote für die Zielgruppe durchgeführt werden.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 17 von 59

Handlungsansatz Aus- und Fortbildung der Fachkräfte

Maßnahme(99)

Fachtagung für die Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit, Bildung von themenbezo-genen Arbeitskreisen

Ziel Entwicklung interkultureller Kompetenz, Erfahrungsaustausch, Entwicklung neuer spezi-fischer Handlungsansätze

Verlauf Beim öffentlichen Träger werden Fachtagungen für die Fachkräfte aus der Praxis derKinder- und Jugendarbeit durchgeführt, die auch freien Trägern offen stehen. Bei denfreien Trägern werden entsprechende Fachtagungen durchgeführt, wenn es der ver-bandsinternen Schwerpunktsetzung entspricht. Beim öffentlichen Träger hat sich einArbeitskreis gebildet, an dem je Team mindestens ein/e Mitarbeiter/in teilnimmt. Beieinigen freien Trägern ist das Thema der interkulturellen Arbeit in die Arbeit der ver-bandsinternen Facharbeitskreise eingeflossen.

Bewertung Die Fachtagungen und Arbeitskreise sind ein wichtiges Instrumentarium zur Entwicklunginterkultureller Kompetenz, das fortgesetzt werden soll.

Finanzierung Zur Verstärkung der Qualifizierung werden zusätzliche finanzielle Ressourcen in Höhevon DM 20.000 benötigt.

Weiteres Verfahren Derzeit wird eine gemeinsame Fachtagung des öffentlichen und der freien Träger über-legt. Geklärt werden muss bei den Fachkräften aus der Praxis, auf welcher Ebene (Wis-sensebene, Verhaltensebene, Ebene der (biografischen) Auseinandersetzung mit demFremden) eine solche gemeinsame Tagung Sinn macht.

Handlungsansatz Aus- und Fortbildung der Jugendgruppenleiter/innen

Maßnahme(101)

Entwicklung eines Moduls in der Jugendgruppenleiter/innencardausbildung

Ziel Entwicklung interkultureller Kompetenz von ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in derKinder- und Jugendverbandsarbeit

Verlauf Zur Entwicklung einer exemplarischen Schulung hat sich ein bikulturelles Team gebildet;die Umsetzung einer ersten exemplarischen Schulung soll Ende August stattfinden undausgewertet werden; Ziel ist es, einzelne Schulungsbausteine in einer Arbeitshilfe zu-sammen zu stellen, die je nach den Erfordernissen und der inhaltlichen Ausrichtung desJugendverbandes eingesetzt werden können.

Bewertung Die Entwicklung dieses Moduls wird als wichtiger Baustein in der Umsetzung interkultu-reller Ansätze in der Kinder- und Jugendverbandsarbeit betrachtet.

Finanzierung Die Finanzierung erfolgt über den Programmteil 10 A 1 – Weiterentwicklung der Kinder-und Jugendarbeit – im Jugendhilfeförderplan der Stadt Essen

weiteres Verfahren Das Verfahren ist modellhaft angelegt; die Arbeitshilfe soll zum 31.12.2001 vorgelegtwerden.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 18 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz Entwicklung von zielgruppenorientierten Angeboten

Maßnahme(98)

"Offensive" Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf Gruppen Jugendlicher mit Migrationshin-tergrund

Ziel Gezielte Information über Angebote der Kinder- und Jugendarbeit für Kinder, Jugendli-che und Eltern, die keine oder keine ausreichenden Deutschkenntnisse haben

Verlauf Aus finanziellen Gründen konnten entsprechende Ideen bislang noch nicht umgesetztwerden.

Bewertung � In einem ersten Schritt sollen die Internetseiten www.jugend.essen.de mehrsprachiggestaltet werden

� Des weiteren soll eine Agentur beauftragt werden, ein Konzept zu entwickeln, wiedie Angebote der Jugendverbände und des öffentlichen Trägers für Kinder und Ju-gendliche unterschiedlicher kultureller Herkunft bekannt und nutzbar gemacht wer-den können. Dazu gehört neben der Übersetzung in die gängigsten Sprachen eineder jeweiligen Kultur entsprechende, ansprechende Gestaltung.

� Die spontane Nutzung von Übersetzungsressourcen wird ebenfalls von den Fach-kräften aus der Kinder- und Jugendarbeit gewünscht, um z.B. Briefe an die Elternwegen eines Ausflugs übersetzen lassen zu können.

Finanzierung Eine Kostenkalkulation muss noch vorgelegt werden; die Finanzressourcen der Kinder-und Jugendarbeit reichen dazu nicht aus.

weiteres Verfahren Die Arbeitsgruppe bittet den zielverantwortlichen Geschäftsbereichsvorstand, ihre Kon-takte zu Stiftungen, Wirtschaft etc. zu nutzen, um die entsprechenden Mittel zu akqui-rieren.

Handlungsansatz Entwicklung von zielgruppenorientierten Angeboten

Maßnahme(91)

Spezifische Entwicklung eines sozialarbeiterischen Handlungskonzeptes zum Umgang mitden Problemen junger Flüchtlinge, z.B. aus dem Libanon

Ziel Entwicklung von abgestimmten Handlungsansätzen zwischen den Arbeitsfeldern SozialeDienste und der Kinder- und Jugendarbeit

Verlauf Diese Maßnahme wurde bislang noch nicht umgesetzt.

Bewertung Die z.B. in den kollegialen Diskursen benannten Bedarfe insbesondere der Kinder- undJugendarbeit mit einem hohen Anteil von Flüchtlingskindern und -jugendlichen lasseneine Abstimmung zwischen den Sozialen Diensten und der Kinder- und Jugendarbeitsinnvoll erscheinen.

Finanzierung Zur Entwicklung sind keine zusätzlichen Finanzmittel erforderlich. Ob sich aus den zuentwickelnden Handlungsvorschlägen ein Finanzbedarf ergibt, ist nicht absehbar.

weiteres Verfahren Die Arbeitsgruppe will einen Arbeitskreis zusammen mit den Sozialen Diensten bilden,mit dem Ziel einer stärkeren Präsenz der Sozialen Dienste in den Jugendhäusern, dieeinen hohen Anteil an Flüchtlingskindern haben.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 19 von 59

Handlungsansatz

Handlungsvorschlag(93)

Förderung von Selbstorganisationspotentialen bei ausländischen Jugendlichen

Ziel Selbstorganisation von Migrantenjugendlichen

Verlauf Erste Ansätze zur Selbstorganisation sind in den Jugendhäusern zu beobachten so z.B. beiBreakdancegruppen im Aposteljugendhaus oder in den Angeboten des JugendzentrumsSchonnebeck

Bewertung Die Arbeitsgruppe wertet es als positiv, dass es im Kontext der Kinder- und Jugendarbeitsolche Potentiale und erste Umsetzungen gibt; dennoch bleibt die Frage, inwiefern dieSelbstorganisationspotentiale von Jugendlichen von Seiten der Migrantenorganisationenverstärkt und ausgebaut werden können. Die möglichen Auswirkungen auf die Träger-landschaft müssen noch diskutiert werden.

Finanzierung Ein möglicher Finanzbedarf ist derzeit nicht absehbar.

Weiteres Verfahren Diese Fragestellung soll zum Thema einer jugendpolitischen Debatte im Jugendhilfeaus-schuss gemacht werden. Anlass könnte die Beantwortung des Antrags der CDU aus derSitzung des Jugendhilfeausschuss am 12.6.2001 sein.

Handlungsansatz

Handlungsvorschlag(94)

Gezielte Angebote für nichtdeutsche Mädchen und Frauen (die älter als 12 Jahre sind)

Ziel Teilhabe von Mädchen aus dem muslimischen Kulturkreis an den Angeboten der Kinder-und Jugendarbeit

Verlauf Die Beobachtung aus der Praxis der Kinder- und Jugendarbeit, dass die meisten Mädchenaus dem muslimischen Kulturkreis mit 12 Jahren die Angebote der Kinder- und Jugend-arbeit nicht mehr nutzen, hat die Arbeitsgruppe vor die Frage gestellt, welche ‚Settings‘nötig wären, um diese Mädchen in den Jugendhäusern zu halten. Erste Versuche werdenin den Facharbeitskreisen ausgewertet.

Bewertung Die Arbeitsgruppe sieht hier Beratungsbedarf, da die gleichberechtigte Teilhabe vonMädchen an den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit ein wichtiges Ziel ist und ausSicht der Arbeitsgruppe die Integration fördert.

Finanzierung Zur Einstellung von weiblichen Honorarkräften aus dem muslimischen Kulturkreis werdenzusätzliche finanzielle Ressourcen benötigt.

weiteres Verfahren Die Fragestellung, welche ‚Settings‘ nötig sind, um Mädchen mit Migrationshintergrund,die älter als 12 Jahre sind, in den Jugendhäusern zu halten, soll zum Thema der nächstenkollegialen Diskurse in den 19 Sozialräumen in Essen gemacht werden. Des weiteren isteine Fachtagung, in der diese Fragestellung ein Schwerpunkt sein soll, angedacht.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 20 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz

Handlungsvorschlag(92)

Offene Angebote für Kinder parallel zu Angeboten für Jugendliche

Ziel Möglichkeit der Teilnahme insbesondere von Mädchen, die auf ihre Geschwister aufpas-sen müssen

Verlauf Diese Fragestellung ist bislang nicht weiter bearbeitet worden. Sie korrespondiert mögli-cherweise mit dem Handlungsvorschlag 94 und wird in diesem Rahmen wieder aufge-griffen.

Bewertung Das Problem der Geschwisterkinder scheint in der Praxis der Kinder- und Jugendarbeiteine eher untergeordnete Rolle zu spielen.

Finanzierung Es ist keine Finanzierung erforderlich.

weiteres Verfahren Siehe Handlungsvorschlag 94

Handlungsansatz

Handlungsvorschlag(95)

Einstellung von nichtdeutschen Honorarkräften

Ziel Besserer Zugang zu Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern durch Honorarkräftedes gleichen kulturellen Hintergrunds; Abbau von Sprachbarrieren

Verlauf Zur ‚Bedienung‘ bestimmter Zielgruppen werden Honorarkräfte mit dem entsprechendenkulturellen Hintergrund eingestellt

Bewertung In der Kinder- und Jugendarbeit sind positive Erfahrungen mit der Einstellung von Ho-norarkräften mit Migrationshintergrund gemacht worden. Insbesondere die Vertrauens-bildung ist vereinfacht worden.

Finanzierung Die derzeitige Ressourcenausstattung der Kinder- und Jugendarbeit lässt eine Auswei-tung nicht zu.

weiteres Verfahren Die Erfassung der aktuellen Umsetzung bezogen auf die jeweiligen Sozialräume kann inden kollegialen Diskursen thematisiert werden.

Handlungsansatz

Handlungs-vorschlag(96)

Planung, Organisation und Durchführung von interkulturellen Angeboten von Jugendli-chen für Jugendliche

Ziel Besserer Zugang zu Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichem kulturellen Hinter-grund über ehrenamtliche Mitarbeiter/innen aus verschiedenen Kulturkreisen

Verlauf Diese Maßnahme wird derzeit nicht oder kaum umgesetzt.

Bewertung Möglicherweise ist hier die gezielte Motivation & Ausbildung von ehrenamtlichen Mitar-beiter/innen mit nichtdeutschen kulturellen Hintergrund erforderlich; diese Maßnahmekorrespondiert mit der Entwicklung eines Moduls im Rahmen der Jugendgruppenlei-terausbildung (vgl. Maßnahme 101); die Zusammenarbeit mit den Migrantenorganisatio-nen erscheint der Arbeitsgruppe sinnvoll, um Migrantenjugendliche zu motivieren, sichals Jugendgruppenleiter/innen ausbilden zu lassen.

Finanzierung Ein zusätzlicher Finanzbedarf ist derzeit nicht erkennbar.

Weiteres Verfahren Die Thematik wird in der Arbeitsgruppe weiter bearbeitet.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 21 von 59

Handlungsansatz

Handlungsvorschlag(97)

Verstärkung und Durchführung von interkulturellen Begegnungen

Ziel Nutzung der internationalen Begegnungen zur Umsetzung interkultureller Ansätze

Verlauf Hier ist der Anteil der durchgeführten Maßnahmen im Vergleich zu den Vorjahren inetwa gleich geblieben.

Bewertung Die internationalen Begegnung, die der öffentliche Träger bzw. die Jugendverbändedurchführen, sind fester Bestandteil der Kinder- und Jugendarbeit, die immer auch inter-kulturelle Inhalte bearbeiten

Finanzierung Um diese Angebote verstärken zu können, ist eine Ausweitung der Ressourcen nötig.

weiteres Verfahren Interkulturelle Ansätze in internationalen Begegnungen sind in der Kinder- und Jugend-arbeit selbstverständlich. Deshalb kann die Behandlung dieses Handlungsschrittes andieser Stelle aufgegeben werden.

Perspektiven / Notwendigkeiten:

Die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mitMigrationshintergrund an den Angeboten der Kin-der- und Jugendarbeit ist zur Selbstverständlichkeitgeworden. Dies gilt insbesondere für die offeneKinder- und Jugendarbeit. Dennoch ist es nötig,bestimmte Fragestellungen verstärkt zu bearbeiten.Dazu gehört u.a. � das Einbeziehen der Gruppe der russland-

deutschen Kinder und Jugendlichen in dasKonzept der sozialen interkulturellen Orien-tierung;

� die Bewertung der ‚Ethnisierung‘ von Jugend-häusern;

� die jugendpolitische Diskussion um die Be-deutung von Migrantenorganisationen bei derFörderung der Selbstorganisationspotentialevon Jugendlichen;

� der Ausbau der Qualifizierungsangebote für diehaupt- und ehrenamtlichen Fachkräfte derKinder- und Jugendarbeit;

� Motivation von Migrantenjugendlichen, sichals ehrenamtliche Mitarbeiter/innen in derKinder- und Jugendarbeit zu engagieren;

� Öffentlichkeitsarbeit mit und für Migranten-kinder und -jugendliche

2.1.4 Jugendkriminalität

Das umfangreiche Maßnahmenpaket zur Bekämp-fung der „Nichtdeutschen Jugendkriminalität“, dassich vorrangig auf den Beschluss des Rates vom25.11.1998 bezieht, ist in weiten Teilen durch Maß-nahmen anderer Konzeptbausteine übernommenworden. Übrig bleiben Maßnahmen zur Steuerungder Jugendgerichtshilfestatistik (Nr. 111 und 121),die weitgehend abgearbeitet sind. Die Maßnahme108 „Deutschunterricht als Arbeitsauflage bei Ur-teilen der Jugendgerichte“ konnte nicht verwirklichtwerden, weil Essener Jugendrichter eine solcheArbeitsauflage für rechtlich bedenklich halten, dabei Nichtbefolgen Beugearrest droht. Die Maßnah-me 142 „Arbeitsauflagen für nicht deutsch spre-chende und sozial nicht integrierte Straftäter mitMigrationshintergrund“ wird umgesetzt, weil bei derAuswahl von Einrichtungen für die Ableistung derArbeitsauflagen seitens der Jugendgerichtshilfe der

Integrationsgedanke weitestgehend beachtet wird.Dabei werden auch „vertrauensvolle und verlässli-che“ türkisch-moslemische Einrichtungen ausge-wählt.

Die Jugendgerichtshilfe arbeitet darüber hinausverstärkt an der Umsetzung strafverhindernderKonzepte, z.B. durch Ausweitung der Diversions-verfahren.

In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzu-weisen, dass der Geschäftsbereich 5A und die Polizeivereinbart haben, die Zusammenarbeit zwischen derJugendhilfe und der Polizei weiterzuentwickeln. Daswesentliche Ziel dabei ist die Verbesserung der Prä-vention von Jugendkriminalität – auch von Jugend-lichen mit Migrationshintergrund. Es wird zur Zeitals vorbereitende, analytische Arbeit eine Befragung

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 22 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

durchgeführt, die Aufschluss über die Qualität derKooperation zwischen Jugendhilfe und Polizei ge-

ben soll.

2.1.5 Soziale Beratung und Betreuung

Vorbemerkungen:

Der Konzeptbaustein der sozialen Beratung undBetreuung beinhaltet unterschiedliche Elemente,wobei die Einführung des Wunsch- und Wahlrech-tes und die somit verbundene Aufhebung der natio-nalitätenspezifischen Zuständigkeit das Kernele-ment darstellt.

Die seit Ende der 60er Jahre vorgenommene Auf-teilung der Zuwanderer nach Hauptreligionen undHerkunftsländern bei den drei WohlfahrtsverbändenArbeiterwohlfahrt, Caritas-Verband und Diakonie-werk erscheint nicht mehr angemessen. Diese histo-risch gewachsene, bis heute prinzipiell gültigeBetreuungsstruktur nach dem Religions- und Natio-nalitätenprinzip schreibt eine monopolistischeStruktur fest mit der Folge, dass ratsuchendeMigrant/innen im Gegensatz zum deutschen Klien-tel kein Wunsch und Wahlrecht bei der Auswahlihres Betreuungsträgers haben.

Trotz unbestreitbarer Verdienste und der nationali-tätenspezifischen Fachkompetenz der Sozialbera-

tung der Verbände muss darauf hingewiesen wer-den, dass sich die sozialen Problemlagen derMigranten in den letzten Jahrzehnten gravierendverändert haben. Einerseits ist eine Veränderung imSinne einer Angleichung an die Problemlagen ver-gleichbaren deutschen Klientels (z.B. in den Berei-chen Erziehung, Scheidung, Drogen, Straffälligkeit)fest zu stellen, andererseits haben kulturspezifischeund herkunftsbedingte Besonderheiten (ethnisch,religiös, nationalitätenspezifisch) auch im Zugelängst vollzogener Einwanderung weiterhin Be-stand. Die damit einhergehende individuelle und kollektivePluralisierung der Lebens- und Problemlagen derZuwanderer stellt neue Anforderungen an die Be-ratung und Betreuung aller sozialen Dienste, auf diediese sich strukturell, konzeptionell und personelleinzurichten haben.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 23 von 59

Maßnahme:

Handlungsansatz Soziale Beratung und Betreuung von Migrant/innen

Maßnahme (53) Aufhebung der nationalitätenspezifischen Zuständigkeit der Wohlfahrtsverbände für dieJugend- und Familienhilfe

Ziel Einführung des Wunsch- und Wahlrechts bei den Dienstleistungen der Jugend- und Fa-milienhilfe für Migrant/innen

Verlauf Eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Jugendamtes und Beteiligung des Sozial-dienstes kath. Frauen, der Dienststelle RAA/Büro für interkulturelle Arbeit, des Paritäti-schen Wohlfahrtsverbandes, des Diakoniewerkes, des Caritas-Verbandes und der Arbeiter-wohlfahrt ist eingerichtet und hat sich mit den vorbereitenden Arbeiten zur Einführungdes Wunsch- und Wahlrechtes befasst. Als frühestmöglicher Zeitpunkt zur Einführung desWunsch- und Wahlrechtes wurde der 1. Januar 2003 vereinbart.Ein Fortbildungskonzept, bestehend aus den Bausteinen Ausländerrecht, interkulturelleSchlüsselkompetenz und interkulturelle Sensibilisierung, ist entwickelt und wird z.Zt. beiden Sozialen Diensten in Kooperation mit RAA/Büro für interkulturelle Arbeit (s. "Inter-kulturelle Fortbildungsangebote", S. 44) umgesetzt.Die erforderliche Bearbeitung und Neugestaltung von Informationsmaterialien wird inKürze vorgenommen werden.

Bewertung Die vom 01.01.2003 geplante Einführung des Wunsch- und Wahlrechts wird von allenbeteiligten Trägern von Beratungsleistungen mitgetragen. Da die erforderlichen Vorar-beiten und Absprachen getroffen sind, wird die geplante Umsetzung der Maßnahme zeit-gerecht erfolgen können.Die Einhaltung des vorliegenden Zeitplanes ist nicht gefährdet.

Finanzierung

Perspektiven / Notwendigkeiten:

Um zum 01.01.2003 das Wunsch- und Wahlrechtfür Migrant/innen einzuführen, ist im Vorfeld eineumfangreiche Vorbereitung der Mitarbeiter/innender sozialen Dienste notwendig. Dazu gehört eineadäquate Fortbildung, sowie die Bereitstellung vonInformationsmaterialien.Die Zielgruppe der Zuwanderer selbst sollte beidiesem Veränderungsprozess berücksichtigt werden.Hier kann die Einbeziehung ausländischer Selbstor-ganisationen auf Stadtteilebene ein wichtiger Bei-trag sein.

Langfristig ist eine verstärkte Einstellung mehrspra-chiger Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrundnotwendig. Um dies zu erreichen, sollten z.B. Zu-wanderer motiviert werden, ihr Anerkennungsjahrim Allgemeinen Städtischen Sozialdienst zu machen.Darüber hinaus gilt es zu prüfen, inwieweit derEinsatz zusätzlicher Kräfte im Rahmen eines mögli-chen Dolmetscherpools notwendig ist. Die hier angeführten Notwendigkeiten umfasseninsgesamt Querschnittsaufgaben, die unter gleich-namigem Kapitel eingehender beschrieben sind.

2.1.6 Soziale Beratung und Betreuung ausländischer Senior/innen

Vorbemerkungen:

Der Anteil älterer Menschen in Essen steigt bestän-dig. Für das Jahr 2005 prognostizierte die MEOStudie für die Altersgruppe der über 65 Jährigen inEssen 118.428 Personen. Tatsächlich weist die Bevölkerungsstatistik für Essenmit dem Stand vom 31.03.01 schon jetzt insgesamt119.452 Personen über 65 Jahre aus. Berücksichtigtman die Altersgruppe der jetzigen 55-64 jährigen

Einwohner und Einwohner/innen mit gesamt 79.365Personen, wird die Gesamtentwicklung des Überal-terungsprozesses noch deutlicher: der Anteil allerPersonen über 55 Jahre an der Gesamtbevölkerungbeträgt demnach zur Zeit 33,35 %.Bezogen auf die Gruppe der 1. Generation der Ar-beitsmigranten, deren Rentneranteile wachsen unddie zunehmend auf die Unterstützung der Altenhilfe

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 24 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

angewiesen sein wird, müssen im Rahmen der Da-seinsvorsorge Angebote bereitgehalten werden, dieethnische und migrationsspezifische Aspekte desAltwerden berücksichtigen.

Um sich langfristig den Bedürfnissen und Problem-lagen von Senior/innen ausländischer Herkunft zu

nähern, wurden über den Essener Arbeitskreis „Se-niorenarbeit und Migration“ – ein Zusammenschlussvon Institutionen und Verbänden aus der Altenhil-fe- und Migrationsarbeit - Handlungsansätze ent-wickelt und als Bestandteil des InterkulturellenKonzeptes umgesetzt.

Maßnahmen:

Handlungsansatz Verbesserung des Informations- und Beratungssystems

Maßnahme (154) Projekt „Mehrsprachigkeit in der Pflegeberatung“Phase 1 Einsatz von zweisprachigen Mitarbeiter/innen bei InformationsveranstaltungenPhase 2 Auswertung

Ziel Zielgruppen- und Kundenorientierung im Beratungs- und BetreuungssystemVerlauf Im Projektverlauf wurden zehn zweisprachige Info-Veranstaltungen unter der Beteili-

gung von ausländischen Vereinen an unterschiedlichen Standorten in Essen durchge-führt. Insgesamt wurden 219 Menschen erreicht.

Bewertung Die Veranstaltungen haben belegt, dass ein erheblicher Informationsrückstand in Bezugauf Pflegeversicherung, Pflegeleistungen und Angebote vorliegt. Die Kooperation mit denausländischen Vereinen ermöglicht den direkten Zugang zu der Personengruppe und derEinsatz von Dolmetschern ist zum Teil dringend erforderlich. Eine detaillierte Auswertungist in der Broschüre „Mehrsprachigkeit in der dezentralen Pflegeberatung“ der Bera-tungsstelle Pflege veröffentlicht.

Finanzierung Die Kosten wurden aus Eigenmittel der beteiligten Fachbereiche getragen. Zusätzlichwurden über die Dienststelle RAA/ Büro für interkulturelle Arbeit Honorarkosten in Höhevon 90,- DM übernommen.

weiteres Verfahren Die zweisprachigen Informationsveranstaltungen sollen fortgeführt werden. AnfallendeHonorarkosten für Übersetzungsleistungen können erst beziffert werden, wenn sich diesebei einer konkreten Veranstaltungsplanung ergeben.

Handlungsansatz Zielgruppenorientierte Bedarfermittlung

Maßnahme (57) Kleinräumige Bedarfsermittlung und Analyse (Stadtteil Katernberg)

Ziel Interkulturelle Öffnung und Sensibilisierung der Altenhilfe, der Altenpolitik und der äl-teren Migranten und Migrantinnen selbst.

Verlauf Die kleinräumige Bedarfsanalyse wurde in Kooperation mit der WohnBundBeratung NRWGmbH im Rahmen des Bundesmodellprojektes „Wohnen im Alter“ erstellt. Projektstand-ort für die Untersuchung war Katernberg-Beisen, ein Stadtteilbereich mit einem über-durchschnittlich hohem Zuwanderungsanteil. Sowohl die Meinung von Experten, vonMigranten selbst und erfahrungswerte aus bestehenden Projektansätze in Essen wurdenin der Bedarfsanalyse berücksichtigt.

Bewertung Die kleinräumige Bedarfsanalyse stellt eine Grundlage für weitere Handlungsansätze inBezug auf ältere Migranten dar. Die Ergebnisse wurden in der Broschüre „Ich wünschemir nur Gemütlichkeit im Alter“ der RAA/Büro für interkulturelle Arbeit eingehend dar-gestellt und in den Ausländerbeirat, den Seniorenbeirat und den Sozialausschuss einge-bracht.

Finanzierung Die Kosten wurden im wesentlichen vom Bundesministerium übernommen (40.000,-DM)und anteilig flossen Eigenmittel der AWO und der Stadt ein (gesamt ca. 10.000,- DM).

weiteres Verfahren Die Handlungsvorschläge sollen auf ihre Übertragbarkeit in andere Stadtteile geprüftwerden und in das Interkulturelle Konzept einfließen.

Perspektiven / Notwendigkeiten:

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 25 von 59

Die Beratung und Betreuung von Senioren undSeniorinnen ausländischer Herkunft und die Ent-wicklung bedarfsgerechter Angebots- und Versor-gungsstrukturen ist ein Aufgabenfeld, das zuneh-mend an Bedeutung gewinnen wird. Die bereitsbestehenden Diskussions- und Arbeitsstrukturenzwischen Altenhilfe und Migrationsarbeit stelleneine gute Grundlage für die weitere Konzeptions-entwicklung, planerische Berücksichtigung undpraktische Umsetzung dar. Dabei sollte zunächst die fachliche Auseinanderset-zung und die Beteiligung der Zielgruppe im Vorder-grund stehen.

Die über den Arbeitskreis „Seniorenarbeit und Mig-ration“ weiterentwickelten Arbeitsansätze umfassenkonkret:

Durchführung eines Fachforums unter Beteiligungdes Rhein-Ruhr-Institutes der Uni DuisburgDurchführung der ersten mehrsprachigen Stadt-rundfahrt für älterer Zuwanderer in Kooperationmit dem Referat Seniorenarbeit in 2001.Verstärkung der Kontakte zwischen Migrantenorga-nisationen und den dezentraler Pflegeberatungs-stellen.Konzeptionsentwicklung für ein gesamtstädtischesKonzept mehrsprachiger PflegeberatungErarbeitung konzeptioneller Grundlagen für eineBerücksichtigung ethnischer- und migrationsspezi-fischer Bedarfe in Altenheimen/ Altenwohnkonzep-ten/Betreutes Wohnen in direkter Zusammenarbeitmit dem Bereich Altenhilfeplanung

2.1.7 Arbeit, Beschäftigung und Qualifizierung

Vorbemerkung:

Bezogen auf die arbeitslosen Menschen in Essenliegt der Anteil der nichtdeutschen Betroffenenauch in den vergangenen Monaten über 16 %. (vgl.Presseinformation des Arbeitsamtes Essen vom08.05.2001: April 2001 Arbeitslose: 30.415, davon16,3 % Ausländer).Die Arbeitslosenquote bezogen auf Erwerbspersonenbeträgt bei den Ausländern über 22 %(vgl. April 2001 Arbeitslosenquote bezogen auf allezivilen Erwerbspersonen: 10,8 %, abhängige zivileErwerbspersonen: 11,8 %, Ausländer: 22,8 %).

Die Umsetzung der Handlungsvorschläge diesesBausteins ist ausgerichtet auf eine zielgruppenbe-zogene Differenzierung und Qualitätsverbesserungder bestehenden Förderinstrumente der Wirt-schafts-, Ausbildungs- und Beschäftigungsförde-rung.Die bereits umgesetzten und die umzusetzendenHandlungsvorschläge sind abgestimmt auf die be-stehende Förderkulisse, das in Essen vorhandeneSystem der Beratung, Qualifizierung und Beschäfti-

gungsförderung, sowie auf die differenzierte Esse-ner Trägerlandschaft und ihre vielfältigen Projekte.

Weiterhin werden folgende Handlungsansätze be-rücksichtigt:

- Verbesserung des Informations- und Bera-tungssystems,

- Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung undBeschäftigung,

- Förderung der Ausbildung und Verbesserungder Ausbildungschancen nichtdeutscher jungerMenschen,

- Förderung und Stabilisierung der Selbständig-keit.

Die Umsetzung erfolgt durch das Büro Stadtent-wicklung, Kommunale Arbeitsmarktpolitik und Be-schäftigungsförderung im Rahmen der Kooperatio-nen des „Essener Konsens“.Bislang kann von hier eine positive Zwischenbilanzgezogen werden.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 26 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Maßnahmen:

Handlungsansatz Informations- und Beratungssystem

Maßnahme (221) Zusammenarbeit mit Vereinen und ausländischen Multiplikatoren

Ziel Aufbau systematischer Informationsgrundlagen und eines stadtteilnahen Beratungsnet-zes

Verlauf In die laufende Arbeit der verschiedenen Beratungseinrichtungen etabliert, u.a. der Be-ratungsstellen der „Neue Arbeit der Diakonie in den Stadtbezirken III, VI, VII sowie derBeratungsarbeit der Jugendberufshilfe.

Bewertung Die Erfahrung in der täglichen Praxis zeigt, dass Aufbau und Ausbau systematischer In-formationsgrundlagen und eines stadtteilnahen Beratungsnetzes sinnvoll und notwendigist und dank vorhandener Kooperationen etabliert ist.

Finanzierung Die Kosten wurden aus Mitteln aktiver Arbeitsmarktpolitik getragen.

weiteres Verfahren Weiterverfolgung in der täglichen Praxis mit den Beteiligten.

Handlungsansatz Förderung der Ausbildung und Verbesserung der Ausbildungschancen nichtdeutscherjunger Menschen

Maßnahme (65)Maßnahme (158)

Projekt "Informationsveranstaltung für Schülerinnen und Schüler unter Einbeziehungausländischer Jugendlicher über freie Ausbildungsplätze" in Altenessen.

Ziel Angemessene Beteiligung nichtdeutscher junger Menschen an beruflicher AusbildungUmfassende Information für Schüler/innen der Abgangsklassen

Verlauf Die Veranstaltung wurde am 26.10.99 unter Beteiligung der Altenessener Schulen durch-geführt.Übertragung auf weitere Stadtteile (158):Die Folgeveranstaltung unter Einbeziehung von zwölf Haupt-, Gesamt- und Sonderschu-len der Stadtteile Altenessen, Altendorf und Katernberg mit rd. 400 Teilnehmern/innenfand am 07.03.01 statt.

Bewertung Die Veranstaltung wurde gut angenommen. Es hat sich herausgestellt, dass entsprechen-der Informationsbedarf besteht.

Finanzierung Die Kosten wurden aus Eigenmitteln der Initiatoren und Spenden getragen.

Weiteres Verfahren Diese Veranstaltung wird unter dem Titel „Informationsveranstaltung für deutsche undausländische Schüler/innen der Abgangsklassen über ausbildungsbegleitende Hilfen“weiterhin einmal jährlich fortgesetzt und ggf. sollen Schulen aus weiteren Stadtteileneinbezogen werden. Für 2002 ist die Beteiligung der Schulen aus der Oststadt vorgese-hen.

Handlungsansatz Beteiligung ausländischer Untenehmen am Dualen Ausbildungssystem

Maßnahme (64) Initiative "Ausbildung meistern"

Ziel Erhöhung der Lehrstellenangebote in ausländischen Unternehmen, Stärkung ausländi-scher Unternehmen durch Beteiligung am Dualen Ausbildungssystem, Förderung derWettbewerbsfähigkeit durch Qualifikation,

Verlauf Im Projektverlauf wurden 87 Betriebe als Ausbildungsbetriebe akquiriert. Über 100 Aus-bildungsplätze konnten eingerichtet werden. Die Ausbildungsinitiative wurde zum31.03.01 eingestellt. Der Abschlussbericht wird im Herbst 2001 veröffentlicht.

Bewertung Die Bündelung von Fachbereichen und Ressourcen hat sich positiv ausgewirkt, dieDienstleistungen der Initiative einschließlich der finanziellen Förderung der beruflichenBildung auch.

Finanzierung Eigenmittel der beteiligten Institutionen, 100%ige Personalkostenförderung im Rahmender Akquise auf zwei Jahre durch das AA, Projektmittel in Höhe von 900.000,- DM derAlfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

weiteres Verfahren Der Arbeitsansatz der Lehrstellenakquisition in ausländischen Unternehmen wird imRahmen der Personalübernahme (zwölf Monate finanziert über AA bis 28.02.02) bei derIHK zu Essen fortgesetzt.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 27 von 59

Handlungsansatz Förderung und Stabilisierung der Selbständigkeit

Maßnahme(68)

Durchführung einer Veranstaltung mit dem Arbeitstitel "Sensibilisierungsworkshop Exis-tenzgründung"

Ziel Verbesserung des Verständnisses zwischen ausländischen Existenzgründern und Unter-nehmern und den Akteuren der Wirtschaftsförderung

Verlauf Maßnahme wurde noch nicht durchgeführt.

Handlungsansatz Auszubildende im Konzern Essen

Maßnahme (66) Projekt "Weckung der Bereitschaft von Ausbildungsplätzen für Nichtdeutsche im KonzernStadt Essen"

Ziel Angemessene Beteiligung nichtdeutscher junger Menschen an beruflicher Ausbildung

Verlauf Am 11.05.00 wurde in der Uni Essen eine gemeinsame Informationsveranstaltung mitdem Förderunterrichtsbüro, Schülern und Schülerinnen, dem Ausbildungsleiter St. A. 10-4 und der RAA/Büro für interkulturelle Arbeit über die Ausbildungsmöglichkei-ten bei der Stadt Essen durchgeführt.

Bewertung Keine abschließende Bewertung möglich, da der Handlungsansatz bisher noch nichtweiter verfolgt wurde. In 1999 wurden drei nichtdeutsche Auszubildende eingestellt, in2000 und 2001 je eine. Ausgebildet wird in den Berufen: Fachangestellte für Medien undInformationsdienste, Verwaltungsfachangestellter, Buchbinder und Tischlerin.

Finanzierung Im Rahmen vorhandener Haushaltsmittel, zusätzliche Haushaltsmittel sieht der Etat nichtvor.

weiteres Verfahren Analyse der Teilhabe Nichtdeutscher an Ausbildungsplätzen, Analyse der Bewerberstruk-tur, Abklären geeigneter Ausbildungsfelder in Kooperation 05-13, 01-16 mit dem GBV 1B

Handlungsansatz Maßnahmen der beruflichen Qualifizierung und Beschäftigung

Maßnahme (224) Zielgruppenorientierte berufliche Weiterbildung, Pilotprojekt" über 25-jährige"

Ziel Angemessene Beteiligung Nichtdeutscher an Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaß-nahmen

Verlauf Zu Zeit laufende Maßnahmen:Maßnahmen der Neuen Arbeit der Diakonie e.V.: 01.09.99 bis 31.08.01 und 01.06.00 bis 31.12.01 mit je 30 Teilnehmern (85% Migrant/innen), GALA Bau Maßnahme01/2000 bis 31.12.01 ASS Maßnahme im hauswirtschaftlichen Bereich, Beschäftigung und Qualifizierung, 15 Teilnehmer/innen aus 19 Nationen 15.11.00 bis 14.11.02 30 Teilnehmer/innen (80% Migrant/innen) B&Q im Zweiradsektor 01.12.99 bis 30.11.01 15 Teilnehmer (Migrant/innen)

Bewertung Erfolgt nach Abschluss der Maßnahme im Rahmen der Evaluation

Finanzierung Erfolgt aus Mitteln der aktiven Arbeitsmarktpolitik

weiteres Verfahren Auswertung der Maßnahmen nach Ablauf gemeinsam mit den Trägern, Initiieren ver-gleichbarer Maßnahmen, sofern Mittel zur Verfügung stehen

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 28 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz Förderung der Ausbildung und Verbesserung der Ausbildungschancen nichtdeutscherjunger Menschen

Maßnahme(Neu 225)

Durchführung einer Maßnahme AQJ - Arbeit und Qualifizierung für (noch) nicht ausbil-dungsgeeignete Jugendliche ausländischer Herkunft

Ziel Förderung der AusbildungseignungVerlauf 01.08.00 bis 31.07.01

18 Teilnehmerinnen, Durchführung individuell in vielfältigen Berufsfeldern, fünf Jugend-liche konnten bereits in eine Ausbildung vermittelt werden

Bewertung Positiv, deutliche Verbesserung der Vermittlungschancen; abschließende Bewertung erfolgt nach Beendigung der Maßnahme im Rahmen der Eva-luation

Finanzierung Finanziert aus Mitteln aktiver Arbeitsmarktpolitik

weiteres Verfahren Auswertung der Maßnahmen nach Ablauf,Fortführung der Maßnahmen abhängig von Förderung

Handlungsansatz Förderung der Ausbildungschancen nichtdeutscher Jugendlicher

Maßnahme(Neu 226)

Durchführung einer Maßnahme MIGRA-"Praktikum", Beschäftigung und Qualifizierungnoch nicht ausbildungsgeeigneter Jugendlicher ausländischer Herkunft

Ziel Angemessene Beteiligung nichtdeutscher Jugendlicher an betrieblicher Ausbildung

Verlauf 01.12.00 bis 31.03.02 24 Teilnehmer/innen, Durchführung individuell in verschiedenen Berufsfeldern in Betrie-ben, der aufenthaltsrechtliche Status wird erhöht

Bewertung Bisher positiv, Abschließende Bewertung erfolgt nach Abschluss der Maßnahme

Finanzierung Finanziert aus Mitteln aktiver Arbeitsmarktpolitik

weiteres Verfahren Auswertung nach Beendigung, Fortführung abhängig von Förderung

Perspektiven /Notwendigkeiten:

Die Integration von Migrantinnen und Migranten inden Essener Arbeitsmarkt, sowie die Beschäftigungund Qualifizierung dieser Zielgruppe ist auch zu-künftig Bestandteil der Kommunalen Arbeitsmarkt-politik und Beschäftigungsförderung. Die weiterhin unbefriedigende Arbeitsmarktinteg-ration von Zuwanderern ist gekennzeichnet durch:- eine vergleichsweise niedrige berufliche Quali-

fikation und Ausbildungsbeteiligung mit denFolgen geringerer Arbeitsmarktchancen undhoher Arbeitslosigkeitsrisiken,

- eine vergleichsweise hohe Konzentration derMigranten/innen in krisenanfälligen Berufenund Wirtschaftsbereichen, sowie eine starkeUnterrepräsentierung in Berufen und Branchenmit eher gutem Einkommen und hoher Arbeits-platzsicherheit und

- die vergleichsweise besonders hohe Arbeitslo-sigkeit und hohen Arbeitsplatzrisiken nicht nurder ersten Zuwanderergeneration, sondernauch der vielfach in Deutschland aufgewachse-nen zweiten und dritten Generation.

Die zur Umsetzung anstehenden Handlungsvor-schläge des „Konzepts interkulturelle Arbeit“ wer-den auch zukünftig mit den Kooperationspartnerin-nen und - partnern des „Essener Konsens“ auf dieaktuelle Arbeitsmarktsituation und Förderkulisseabgestimmt. Die bestehenden Arbeitsstrukturenbilden die geeignete Grundlage für weitere Planung,Konzeptionsentwicklung, und praktische Umset-zung.

Die Maßnahme „Sensibilisierungsworkshop Exis-tenzgründung“ zur Förderung und Stabilisierung derSelbständigkeit wird in Zusammenarbeit zwischender ÖBIS Beratungsagentur und dem Zentrum fürTürkeistudien in naher Zukunft umgesetzt. Geplantist konkret eine Veranstaltungsreihe zu den Themen:- „Die neuen Deutschen: Kompetenzen und Mög-

lichkeiten der Nachfolgegeneration ausländi-scher Gründer/innen“,

- „Interkulturelle Kompetenz als Brücke“,- „Wirtschaftskraft der Migranten“unter der Beteiligung kompetenter Referentinnenund Referenten.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 29 von 59

Die Zielsetzung dieser Veranstaltungsreihe, zu der je25-30 Personen aus der Existenzgründungsberatungerwartet werden, liegt einerseits in der Vermittlungfundierter Informationen über die sozial-ökonomische Situation der Migranten, andererseitsin dem Aufbau einer Zukunftsperspektive durch dieeingeladenen Fachleute. Die Beratenden sollen die Möglichkeit erhalten, dieneu erworbenen Kenntnisse in ihre berufliche Praxismit einzubeziehen und dadurch Migranten zielori-entierter anzusprechen und zu beraten.

Perspektivisch gilt es verstärkt Projekte zu entwi-ckeln, die sowohl eine berufliche Orientierung er-möglichen, als auch über eine gemeinsame Gestal-tung der Freizeit die Kontakte zwischen deutschen

und nichtdeutschen Jugendlichen fördern. Die Ver-knüpfung von Berufsorientierung, Begegnung undAbbau von Vorurteilen, Erkennen von Alltagsdiskri-minierung und Förderung des Zusammenlebenssollte in neu anzugehenden Projekten stärker Be-rücksichtigung finden.Die Projekte sollten dezentral und sozialraumorien-tiert Ressourcen und mögliche Arbeitsansätze wiez.B. Streetwork, aufsuchende Kulturarbeit, Assess-mentcenter, Jugendwerkstatt etc. miteinander ver-knüpfen. Bestehende Erfahrungswerte aus Stadttei-len mit einem hohen Vernetzungsgrad, wie z.B. inKaternberg vorhanden, bieten eine gute Grundlage,um auch in anderen Stadteilen Projekte zu verfol-gen.

2.1.8 Wohnen

Vorbemerkung:

Die Tatsache, dass Zuwandererfamilien durch-schnittlich über ein geringeres Einkommen und eineüberdurchschnittliche Haushaltsgröße verfügen,sich ihnen der Zugang zum Wohnungsmarktschwieriger stellt und auch eine geeignete Wohn-raumversorgung für große Familien in relativ gerin-gem Umfang zur Verfügung steht, ist eine wesentli-che Ursache für notwendige Arbeitsansätze zurVerbesserung der Wohnsituation.Auch dem wachsenden Interesse nach dem Erwerbvon Wohneigentum und der Berücksichtigung vor-handener Investitionspotentiale soll Rechnung ge-tragen werden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen des Interkultu-rellen Konzepts zielen in beide Richtungen, wobei

der Verbesserung der Wohnsituation benachteiligterHaushalte und der Vermeidung von Wohnraumver-lust der größere Raum eingeräumt wurde.Die 1993 in Essen eingerichtete und in dieser Formbundesweit einmalige Geschäftsstelle Wohnungs-notfälle ist die Kontaktebene, über welche die Um-setzung der Maßnahmen forciert wird. Dies ge-schieht durch den regelmäßigen Austausch mit derPolitik, der Wohnungswirtschaft und den Fachberei-chen wie z.B. über den Unterausschuss des Sozial-ausschusses „Wohnungsnotfälle“ oder durch dieMitwirkung in der AG Wohnungswirtschaft, an der18 Essener Wohnungsunternehmen beteiligt sind.

Maßnahmen:

Handlungsansatz Kleinräumige Konzentration nichtdeutscher Haushalte

Maßnahme (5) Bei unfreiwilliger Konzentration sollte langfristig versucht werden, diese mit einer sozial-verträglichen Wohnungsvermittlungstätigkeit zu verringern

Ziel Auflösung unfreiwilliger KonzentrationVerlauf Über die Umsetzung wird regelmäßig Bericht erstattetBewertung Die Maßnahme wird im Rahmen der Ausübung des kommunalen Belegungsrechtes und in

enger, freiwilliger Kooperation mit der Wohnungswirtschaft umgesetzt.Finanzierung Aus Eigenmitteln der Fachbereicheweiteres Verfahren Beibehaltung des bisherigen erfolgreichen Verfahrens

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 30 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz Vermittlungsquote nichtdeutscher Haushalte im sozialen Wohnungsbau

Maßnahme (6) Regelmäßige Fortschreibung des Wohnungsmarktberichtes.Aufrechterhaltung der bisherigen Praxis einer angemessenen Berücksichtigung nichtdeut-scher Haushalte im Rahmen des Vermittlungsverfahrens

Ziel Angemessene Berücksichtigung nichtdeutscher Haushalte bei der Wohnungsvermittlungweiterhin sicherstellen.

Verlauf Über die Umsetzung wird regelmäßig Bericht erstattetBewertung Die Verfügbarkeit der Daten wird durch den erweiterten Technikeinsatz verbessert.Finanzierung Aus Eigenmitteln der Fachbereicheweiteres Verfahren Die Berichterstattung erfolgt weiterhin regelmäßig.

Handlungsansatz Wohnraumversorgung von Familien mit überdurchschnittlicher Haushaltsgröße und mitdurchschnittlich geringeren Einkommen

Maßnahme (4) Vermietung zweier kleinerer, nebeneinander oder in unmittelbarer Nähe liegenden Woh-nungen an größere Haushalte; Zusammenlegung von zwei kleineren zu einer größeren Wohnung; Ausbau von Wohnungstauschmöglichkeiten

Ziel Verbesserung der Wohnsituation großer MigrantenhaushalteVerlauf In regelmäßigen Gesprächen wurden die drei Handlungsvorschläge mit dem großen Woh-

nungsunternehmen Aachener, Allbau, LEG, Thyssen-Krupp Immobilien, Treuhandstelle undViterra thematisiert. Entscheidende Feststellung aller Unternehmen ist, dass der Woh-nungsbestand in Essen nicht die baulichen Rahmenbedingungen erfüllt, um durch Woh-nungszusammenlegungen Wohnung mit mehr als 100m² oder 120 m² Wohn- und Nutz-fläche zu erreichen.Für den verfügbaren Bestand wäre ein � aktives Umzugsmanagement zum Freizug des Bestandes,� ein Finanzierungskonzept für den Um- und Rückbau sowie� eine Regelung bei der Zusammenlegung öffentlich geförderter Wohnungen erforder-

lich.Die Aufwendungen für einen Umbau werden von den Unternehmen mit einer Größenord-nung von rd. 20.000,-- DM pro Wohneinheit beziffert, wenn dieser im Rahmen laufenderModernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden kann. Eine von der Schader-Stiftung durchgeführte Umfrage zu kommunalen und von Woh-nungsunternehmen durchgeführten Wohnungstauschprogrammen kommt zu dem Ergeb-nis, dass im Durchschnitt 2.500,-- DM pro Vermittlungsversuch aufzuwenden sind. Auffäl-lig dabei ist, dass Wohnungstauschprogramm von Wohnungsunternehmen in der Regelkostengünstiger durchgeführt werden.

Bewertung Im Rahmen der Wohnraumbeschaffung für Wohnungsnotfälle werden durch die Ge-schäftsstelle Wohnungsnotfälle Wohnungszusammenlegungen die sich im Rahmen vonModernisierungen ergeben genutzt. Der von den Sozialen Diensten gemeldete Bedarf nach großen Wohnungen konnte weitge-hend gedeckt werden.

Finanzierung Die passive Wohnraumbeschaffung erfolgt aus Eigenmitteln des Fachbereiches. Für einaktives Wohnungstauschprogramm wären zusätzliche Mittel erforderlich.

weiteres Verfahren Nach der Kostenanalyse muss aufgrund der veränderten Wohnungsmarktsituation inner-halb der letzten zwei Jahre eine neue Bedarfsanalyse kurzfristige erstellt werden.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 31 von 59

Handlungsansatz Besondere Betroffenheit nichtdeutscher Haushalte von Kündigungsverfahren, Räumungs-klagen und Zwangsräumungen

Maßnahme (18) Verstärkung der Hilfsmaßnahmen für die Zielgruppe, Entwicklung spezifischer präventiverHilfsangebote

Ziel Wohnungsverluste reduzieren und vermeiden.Verlauf Inzwischen wurde eine Informationsbroschüre (Flyer) erstellt, die über die möglichen Hil-

festellungen und Kontaktpersonen Auskunft gibt. In Kooperation mit den Wohnungsunter-nehmen Allbau, LEG, Thyssen-Krupp Immobilien, Treuhandstelle und Viterra wird die Ziel-gruppe für entsprechende Übersetzungen ermittelt.Unabhängig von migrantenspezifischen Bedarfen wird durch organisatorische Änderungeine weitere Verstärkung der präventiven Hilfestellungen angestrebt.

Bewertung Interesse an gezielten Informationsmaterialien ist auch von Seiten der Wohnungswirt-schaft vorhanden. Durch die beabsichtigten Organisationsänderungen kann noch frühzeiti-ger der Wohnraumverlust abgewendet werden.

Finanzierung Aus Eigenmitteln der Fachbereiche und Sponsoring.weiteres Verfahren Die Organisationsänderungen sollen noch in 2001 abgeschlossen werden.

Nach der Bedarfsfeststellung soll die Übersetzung und der Druck des Flyers erfolgen.

Handlungsansatz Beteiligung von nichtdeutschen Haushalten an Modellprojekten des Wohnungsbaus

Maßnahme (198) Verbreitung von Informationen über Modellprojekte des Wohnungsbaus über die lokalePresse und lokale ausländische Medien

Ziel Angemessene Beteiligung von nichtdeutschen Haushalten an Modellprojekten des Woh-nungsbaus

Verlauf Rücksprachen mit kommunalen Planungsbereichen und Kooperationspartnern innerhalbder Wohnungsunternehmen führten letztlich zu der Feststellung, dass zur Zeit keine neuenWohnungsbauprojekte mit Modellcharakter geplant sind.

Bewertung Die notwendigen Informationsstrukturen sind vorhanden. Die wesentlichen laufendenProjekte sind bekannt.Bei allen Gesprächen mit den in Essen tätigen Wohnungsunternehmen konnte einegrundsätzliche Bereitschaft für modellhafte Wohnprojekte festgestellt werden. Das Haupt-augenmerk der Wohnungswirtschaft liegt jedoch derzeit nicht im Bereich des Wohnungs-neubaus.Im Vordergrund stehen Maßnahmen der Bestandsentwicklung, wobei verstärkt Interesse anProzessen der Stadtteilentwicklung im Rahmen eines integrierten Quartiersmanagementbesteht.Z. Zt. läuft, begleitet durch die FWI(Führungsakademie der Wohnungswirtschaft und demInWISS (Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt und Regionalentwick-lung) unter direkter Beteiligung der Stadt Essen ein Meinungsbildungsprozess innerhalbder Wohnungsunternehmen.

Finanzierung Aus Eigenmitteln der Fachbereicheweiteres Verfahren Die Entwicklung und Beteiligung an Wohnprojekten ist fester Bestandteil der Aufgaben der

Geschäftsstelle Wohnungsnotfälle des Sozialamtes. Bei der Planung und Umsetzung zu-künftiger Projekte werden die vorhandenen Informationsstrukturen genutzt.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 32 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz Unterdurchschnittliche Beteiligung von nichtdeutschen Haushalten an Modellprojektendes Wohnungsbaus

Maßnahme (16) Planung eines Neubauprojektes (Beispiel: Altendorf/Nöggerathstr.)

Ziel Angemessene Beteiligung von nichtdeutschen Haushalten an Modellprojekten des Woh-nungsbaus

Verlauf Nach dem Rückzug des Investors konnte das gemeinsam mit der Landesentwicklungsge-sellschaft NW geplante Projekt an der Söllingstr. nicht fortgesetzt werden.Über den Vorsitzenden des Ausländerbeirates wurde ein Kontakt zu einer möglichen In-vestorengruppe hergestellt. Inzwischen wurden Sondierungsgespräche geführt und Finan-zierungsalternativen vorgestellt. Zuletzt wurden Fragebögen, wie sie auch beim Wohnpro-jekt Nöggerathstr. eingesetzt wurden, den Interessenten zur Verfügung gestellt, um dieMöglichkeiten öffentlicher Förderung eingrenzen zu können.

Bewertung Eher zurückhaltende Kooperation der „Investorengruppe“ in Bezug auf den multikulturel-len Projektansatz und eine deutliche (normale) Zurückhaltung im Hinblick auf Darlegungder finanziellen Möglichkeiten (z.B. Eigenkapital ?).Das Interesse, ein Grundstück kostengünstig zu erwerben und nach eigenen Vorstellungenzu bebauen steht noch im Vordergrund.

Finanzierung Für die Vorplanung und Planung dieses Wohnprojektes durch die Geschäftsstelle Woh-nungsnotfälle und dem Büro Stadtentwicklung aus Eigenmitteln der Fachbereiche.Für die Umsetzung geplant sind Mittel aus Wohnungsbauförderprogrammen und Eigenka-pital und Eigenleistungen im Rahmen der „organisierten Gruppenselbsthilfe“.

weiteres Verfahren Nach Rücklauf der Fragebögen muss die Grundstücksfrage (Lage und Größe) geklärt wer-den. Erst danach können über die Klärung des Finanzbedarfes auch die Finanzierungsmög-lichkeiten geklärt werden.

Handlungsansatz Zugangsmöglichkeiten zum Wohnungsmarkt

Maßnahme (neu 227)

Analogregelung bei den Kosten der Unterkunft. Gleichbehandlung von LeistungsbeziehernAsylb LG / BSHG

Ziel Verbesserung der Wohnraumversorgung nichtdeutscher HaushalteVerlauf Mit der Empfehlung durch den Unterausschuss Wohnungsnotfälle hat der Sozialausschuss

am 07.12.2000 die Verwaltung beauftragt das Konzept zur Verbesserung der Zugangsmög-lichkeiten zum Wohnungsmarkt für asylbegehrende Haushalte umzusetzen.Seitdem werden bei der Wohnraumbeschaffung Mietwerte analog der Leistungen nachdem Bundessozialhilfegesetz berücksichtigt.

Bewertung Die Vermittlung von nichtdeutschen Haushalten mit adäquatem Wohnraum ist deutlichgestiegen. Erstmalig liegt die Zahl der Personen in Übergangseinrichtungen unter 2.000Personen.

Finanzierung Aus Eigenmitteln des Fachbereichesweiteres Verfahren Beibehaltung des bisherigen erfolgreichen Verfahrens

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 33 von 59

Handlungsansatz Kleinräumige Konzentration nichtdeutscher Haushalte

Maßnahme (neu 228)

Umsetzung der Strategie zur Aufgabe von Übergangsheimen

Ziel Abbau unfreiwilliger KonzentrationenVerlauf Auf Empfehlung des Unterausschusses Wohnungsnotfälle hat der Sozialausschuss in seiner

Sitzung an 01.02.2001 und der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 28.02.2001 die Umset-zung „der Strategie zur Reduzierung der Übergangsheime“ zugestimmt.In einem ersten Schritt koordiniert eine Arbeitsgruppe den Freizug der Übergangseinrich-tung „Schnitterweg“ vorrangig in geeigneten Wohnraum.In enger Kooperation mit der Wohnungswirtschaft wird der Rückbau planmäßig in dennächsten vier Jahren durchgeführt.

Bewertung Die Kooperationszusage der Wohnungswirtschaft bewährt sich auch in der Praxis. Nachzwei Monaten Projektlaufzeit konnte bereits das erste Haus im Schnitterweg geschlossenwerden.

Finanzierung Aus Eigenmitteln des Fachbereiches und refinanziert aus Verkaufserlösen der freigezoge-nen Objekte.

weiteres Verfahren Umsetzung des Strategiepapiers

Perspektiven / Notwendigkeiten:

Trotz eines sich entspannenden Wohnungsmarkteswird sich die Wohnsituation nichtdeutscher Haus-halte auf absehbare Zeit nicht grundlegend ändern. Aufgrund oftmals niedriger Einkommen und derBedarfe an Wohnflächen bewegen sich diese Haus-halte auch weiterhin in einem angespanntenMarktsegment. Bei der Beschaffung einer ange-messenen, mietvertraglich abgesicherten Wohnungwerden diese Haushalte auch weiterhin auf institu-tionelle Hilfe angewiesen sein.Hier ist insbesondere die Kommune, als die für einenGroßteil der Hilfemöglichkeiten vor Ort zuständigeStelle in der Beratung und in der Unterstützung und

der Vermittlung einer angemessenen Wohnunggefragt.Bauträger sollten bei zukünftigen Planungen be-rücksichtigen, dass es einen Bedarf nach Mehrge-nerationenhäusern gibt, und dies sicherlich nichtnur bei nichtdeutschen Mitbürgern. Im Bestandmuss darüber nachgedacht werden, das es Bewoh-nergruppen gibt, die diese Häuser kaufen, moderni-sieren und bewohnen möchten. Solche Prozesse können auch gemeinschaftlichdurch Eigentümergemeinschaften oder Mieterge-nossenschaften organisiert werden.Es gilt, durch ein Management in Wohnquartierendas miteinander Leben aktiv zu gestalten.

2.1.9 Projektgruppe „Interkulturelle Konflikte“

Vorbemerkungen zu Auftrag, Zusammensetzung und Arbeit der Projektgruppe:

Um die seit über 10 Jahren schwelenden Konfliktezwischen Einwohnern libanesischer Herkunft, derenprivaten Vermietern, der deutschen Nachbarschaftund zahlreichen Stadtämtern aller Geschäftsberei-che zu lösen, wurde im Herbst 1995 - zwei Jahre vorder Erarbeitung des Gesamtkonzepts für die inter-kulturelle Arbeit in der Stadt Essen - vom Ober-stadtdirektor die operativ tätige dezernatsüber-greifende Projektgruppe „Interkulturelle Wohnkon-flikte“ eingerichtet (s. Schaubild). Diese Konfliktemanifestierten sich zunächst in kleinräumigen Ge-bieten der Bezirke I, V, VI und VII. Aus Sicht der

deutschen Nachbarschaft waren und sind die äu-ßeren Anlässe ähnlich, wenn auch aufgrund derunterschiedlichen Zahl von betroffenen Bewohnernund Nachbarn in den vier Stadtbezirken unter-schiedlich stark ausgeprägt:

- der grundsätzlich schlechte äußerliche Bauzu-stand der Mietobjekte (Treppenhäuser, sicher-heitsgefährdende Hinterhöfe und Fassaden,keine Hausmeister);

- sich anhäufender Abfall und Sperrmüll aufGehwegen, Einfahrten und Hinterhöfen;

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 34 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

- z. T. aggressiv-provozierendes, im Einzelfallgewalttätiges Verhalten von Kindern undmännlichen Jugendlichen gegenüber erwachse-nen Nachbarn, gegenüber Mitschülern undLehrer/-innen in der Schule und im Schulum-feld.

Beispiele für positive Lösungsansätze zeigten sichnach 4 Jahren intensiver Arbeit im Bezirk (Südost-viertel) und im Bezirk V (Altenessen-Süd). Durch dieZusammenarbeit aller Beteiligten – besonders her-vorzuheben sind hierbei die von der Stadt unter-stützten Bürgerinitiativen in beiden Stadtteilen –konnte im Südostviertel der Brennpunkt „Bre-dowstr./Von-der-Tannstr.“ im Frühjahr 1999 aufge-löst werden. In Altenessen-Süd wurde auf Anregun-gen der Bürgerinitiative Ende 1999 mit Anschubfi-nanzierung durch die EU ein Nachbarschaftsbüroeröffnet, das durch bürgernahe Arbeit die Akzep-tanz der Institutionen und der Nachbarschaft ge-winnen konnte und so für Problemlösungen aufkurzem Wege vor Ort sorgt. Im Bezirk VI wird dieentsprechende interkulturelle Vermittlungsarbeitvom Projekt Katernberg geleistet und von der Pro-jektgruppe „Interkulturelle Konflikte“ unterstützt.Im Bezirk VII (Horststraße) hat die Arbeiterwohlfahrtdie lokale Koordinationsfähigkeit übernommen.

Anfänglich beschränkte sich die Arbeit der Projekt-gruppe im wesentlichen auf die Koordination vonVerwaltungshandeln im Umgang mit den zunächstnur auf libanesische Einwohner und den deutschenNachbarn beschränkten Nachbarschaftskonflikten.Dabei stellte sich jedoch zum einen heraus, dass dieLösung von Einzelproblemen nur kurzfristig zurBeruhigung der Situation beitragen konnte undzum anderen, dass weitere Nachbarschaftskonflikte- jedoch in weitaus geringerem Maße – mit densozial benachteiligten Gruppen der deutschen Ge-sellschaft und anderen Nationalitäten auch in an-deren Stadtbezirken bestehen (s. Übersicht).

Seit Juli 1998 umfasst die querschnittsorientierteThematik der Projektgruppe alle Arbeitsfelder, dieim „Konzept für die interkulturelle Arbeit in derStadt Essen“ als vorrangig definiert wurden. Beson-ders angesprochen sind die Bereiche demographi-sche Entwicklung, Rechtsstellung, Arbeitsmarkt /Qualifizierung / Beschäftigung, Wohnsituation,vorschulische und schulische Versorgung, außer-schulische Jugendarbeit, Jugendkriminalität, (psy-cho-)soziale Beratung und Betreuung und politischePartizipation (siehe Ratsbeschluss vom 28.11.98). Nach wie vor am deutlichsten entzünden sich dieKonflikte an sozialen Problemen, die durch dieNichtintegration des größten Teils der 5.000 Men-schen libanesischer Herkunft (davon ca. 3.000 liba-nesische Staatsangehörige und knapp 2.000 Men-schen, die angeben aus dem Libanon zu stammen -die sog. "Ungeklärten") im gesamten Stadtgebiet

entstehen. Denn diese Menschen gehören – unab-hängig von ihrer Staatsangehörigkeit - zu den amstärksten sozial benachteiligten und den am we-nigsten integrierten Einwohnergruppen in der Stadt.

Die soziale Lage der Großfamilien libanesischerHerkunft mit in der Regel 5 – 8 Kindern war zuBeginn der Projektgruppenarbeit 1995 durch fol-gende Faktoren gekennzeichnet:

- bis dahin hatte der größte Teil der "Ungeklär-ten" eine Aufenthaltsbefugnis und damit einBleiberecht); Ab 1998 –dem Beginn der Er-mittlungsarbeiten – wurde dieses Bleiberecht inFrage gestellt, so dass eine Verunsicherungdieses Personenkreises entstanden ist

- eine überdurchschnittliche Analphabetenrateinsbesondere unter den erwachsenen Frauen;

- die höchste Geburtenrate aller Einwohnergrup-pen in Essen;

- dennoch besuchte kaum einer dieser Kinder ausGroßfamilien einen Kindergarten:

- u. a. deshalb haben die Erstklässler bis heutekognitive bzw. psycho-motorische Entwick-lungsverzögerungen und häufig unzureichendeDeutschkenntnisse;

- Eine Folge davon war: 46 % aller Schüler liba-nesischer Herkunft an weiterführenden Schulenbesuchten im Schuljahr 1995/96 die Sonder-schule;

- die schulentlassenen Jugendlichen ohneHauptschulabschluss und Erwachsene habenkaum Chancen, sich zu qualifizieren und einenArbeitsplatz zu finden;

- die Familien beziehen zu 90 % Sozialhilfe;- die Jugendlichen haben die weitaus höchste

Kriminalitätsrate (über 30 % aller Jugendlichenzwischen 14 und 21 waren im Jahr 1993 straf-fällig).

Viele dieser Familien leben nach wie vor "mit denFüßen in Essen, mit dem Herzen im Libanon" und -vermittelt über ihre religiöse Orientierung einerseitsund den arabischsprachigen TV-Sendern aus demNahen Osten - "mit dem Kopf zwischen beidenRegionen".

Positiv hat sich inzwischen - u. a. als Folge gezielterWerbung bei den Eltern durch Maßnahmen ausunterschiedlichen Projektbausteinen - die Besuchs-quote der Kinder libanesischer Herkunft in Kinder-tagesstätten entwickelt. Darüber hinaus ist derWunsch unter männlichen Erwachsenen gestiegen,selbständig tätig zu werden, um von der Sozialhilfeunabhängig zu werden.Dennoch sind die sozialen Folgen der Nichtintegra-tion der Einwohner libanesischer Herkunft (libane-sische Staatsbürger und "Ungeklärte") nach wie vormassiv spürbar:

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 35 von 59

- Die Schulerfolgsquote ist immer noch extremniedrig: Im Schuljahr 1999/2000 beendete le-diglich eine Schülerin libanesischer Herkunftdie Schulausbildung mit dem Abitur. Dagegenbesuchten im Schuljahr 2000/01 immer nochknapp 39 % der Kinder in der Sekundarstufe Ieine Sonderschule, weitere 42 % die Haupt-schule. 37% der Schüler/innen haben dieSchulen ohne einen Abschluss verlassen (s. u.Tabellen im Abschnitt 4.5, Seite 54).

- Auch die Jugendkriminalitätsrate von Jugendli-chen und Heranwachsenden (14 bis 21 Jahre)

libanesischer Herkunft liegt seit 1995 beidurchschnittlich 40 % und damit unter dennichtdeutschen Staatsangehörigen an höchsterStelle in Essen. Im Vergleich dazu lag die Krimi-nalitätsrate 1999 bei Jugendlichen und Heran-wachsenden anderer beispielhaft ausgewählterStaatsangehörigkeiten z. T. weit aus niedriger(bei: Marokko 27 %, Polen, 16 %, Kroatien10 %, Bosnien10 % und Türkei11 %.).

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 36 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für in

Übersicht über die Entwicklung der Projektgruppe „Interkulturelle Konflikte“

Entwicklung Projektgruppe InterkulturelleKonflikte

Einsetzen der Projektgruppe „Interkulturelle Wohn-konflikte“ im Herbst 1995

durch den damaligen OSTD, um die seit über 10 Jahrenschwelenden Konflikte zwischen

- Einwohnern libanesischer Herkunft,- deren privaten Vermietern,

- der deutschen Nachbarschaft und- zahlreichen Stadtämtern aus allen Geschäftsbereichen

zu lösen.Leitung der PG: Leiter der RAA und Dezernatsbeauf-

tragter 5 Aursprüngliche Mitglieder:

- Vertreter der St.Ä. 05-13, 32, 33-3,33-6, 50, 51, 62-6, 62-7

V t t AWO ISSAB

Ratsbeschluss vom 25.11.1998 zum 14-Punkte-Katalog des SPD-

Antrages.

Diese 14 Punkte fließen als verschiedeneBausteine in das „Interkulturelle Konzept“d S d E i ( l R b hl

Ratsbeschluss vom 20.5.2000

Erster Bericht zurUmsetzung des „InterkulturellenKonzeptes“ mit aktuell 10 Maß-

nahmen, die durch die Projektgrup-pe entwickelt, umgesetzt und/oder

begleitet werden.

Umbenennung in Projektgruppe„Interkulturelle Konflikte“ im

Juli 1998nach Erweiterung des Aufgaben-gebietes durch die Entscheidung

des OSTD,- um ein ganzheitliches Konzept

zur Verbesserung der Lebens-bedingungen der Einwohner liba-nesischer Herkunft zu entwickeln

und umzusetzen,- die sich akut entwickelnden in-terkulturellen Wohnkonflikte inder Stadt Essen zu entschärfen

und- präventive Handlungsansätze zur

Vermeidung dieser Konflikte zuerarbeiten.

Grafik 1

terkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 37 von 59

Standorte Interkulturelle Nachbarschaftskonflikte1995-2001

Stadtmitte: Mittwegstraße

Südostviertel:• Bredow-/Von-der-Tann-Straße• Gerhard-Stötzel-Str.

Katernberg• Gareisstr.• Schalker Str.• Westbergstr.• Drostenbusch etc.

Frohnhausen: Am Funkturm

Altendorf• Haskenstr./Altendorfer Str.• Holdenweg• Ehrenzeller Markt• Jahnplatz• Röntgen Platz

Altenessen-Süd• Ellernstr.• Westerdorfplatz• In der Baumschule• Gladbecker Str.• Nobermannshude

•Altenessen-SüdRahmstr./Palmbuschweg

Steele-Horst: Horster Str.

Kray: Rotthauser Str.

Freisenbruch: Sachsenring

Borbeck:• Schnitterweg• Donnerstr.• Preisstr.• Preisstr.

• Brennpunkt Bredow-/Von-der-Tannstr. wurde1999 aufgelöst

• Alteingesessene deut-sche Anwohner und Zu-gezogene

• Ältere Einwohner• Randgruppen deutscher

Staatsangehörigkeit(Nichtsesshafte, Alko-holkranke, Drogenab-hängige)

• Spätaussiedler aus Po-len/Russland/Kasachstan

• türkische Migranten• Flüchtlinge aus dem

Kosovo• Roma• Bürgerkriegsflüchtlinge

aus dem Libanon• afrikanische Flüchtlinge• tamilische Flüchtlinge

HandlungsprogrammKonzept

Interkulturelle Arbeitfür die Stadt Essen

ProjektgruppeInterkulturelle

Konflikte

Leistungsvertrag Stadt-AWO (Liban. Betreuung) vom 30.04.99 bis 31.12.02

Leistungsvertrag Stadt-Wohlfahrtsverbände vom 30.04.99 bis 31.12.02

Maßnahmekatalog zur Integration der in Essen lebenden Einwoh-ner libanesischer Herkunft (14-Punkte-Katalog) Ratsbeschluss

Konzernziel Ausbauder interkulturellen

Orientierung

Graphik 2

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 38 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Maßnahmen:

Handlungsansatz Steuerung der Auswirkungen, die sich durch die Festlegung von Verantwortlichkeiten inLeistungsverträgen zwischen der Stadt Essen und der AWO als zuständigem Betreuungs-verband ergeben

Maßnahme (177) Abschluss eines Leistungsvertrages mit der AWO; 4 Sozialarbeiter werden von der Stadtbezahlt

Ziel Gleichberechtigte und von der Zielgruppe akzeptierte soziale Betreuung aller EssenerEinwohner libanesischer Herkunft (libanesische Staatsbürger und "Ungeklärte") laut Rats-beschluss vom 25.11.98.

Verlauf Der Leistungsvertrag mit der AWO wurde für den Zeitraum 1.1.99 bis 31.12.2002 abge-schlossen.

Problem: Controlling-Verfahren hat erst begonnen

Bewertung Die gegenwärtig bestehenden ausländerrechtlichen und finanziellen Rahmenbedingun-gen für die soziale Betreuung sowie die Quantität und Qualität der von der AWO einge-setzten personellen Ressourcen (keine arabisch-deutschsprachig sozialpädagogisch quali-fizierten Mitarbeiter) lassen das Ziel z.Zt. trotz aller positiven Ansätze der AWO als nichtrealisierbar erscheinen.

Finanzierung 360.000 DM aus Mitteln des GB 5 A

weiteres Verfahren Art, Umfang und Qualitätsstandards zur Betreuung von Familien libanesischer Herkunftwerden neu verhandelt. Erneuter Abschluss von Leistungsverträgen und Weiterentwick-lung des Controllingverfahrens unter Berücksichtigung der oben geschilderten Proble-matik.

Handlungsansatz Interkulturelle stadtteilbezogene Vermittlung zwischen Einwohnern unterschiedlicherethnischer und/oder sozialer Herkunft

Maßnahme(213/214)

Verlängerung der ABM arabisch-deutsche Kontaktperson im Stadtteilprojekt Katernbergins 3. Jahr

Ziel Sicherung des sozialen Friedens im Stadtteil

Verlauf Die Verlängerung der ABM wurde befürwortet. Ab 3.8.01 ist der Mitarbeiter bei St. A. 51-10 (ASD) fest angestellt.

Bewertung Die Erfahrungen der letzten 3 Jahre haben gezeigt, dass zur Zielerreichung der Einsatzvon zweisprachigen interkulturellen Vermittlern unerlässlich ist, um eine tatsächlicheIntegration des Personenkreises im Dialog mit den deutschen Institutionen und der ein-heimischen Bevölkerung im Stadtteil erreichen zu können.Problem: Es gibt keine qualifizierten arabisch-deutschsprachigen Vermittler auf demArbeitsmarkt. Die Arbeitskräfte müssten in einem eigenen Projekt gezielt gesucht undqualifiziert werden.

Finanzierung bis 2.8.01 ABM, ab 3.8.01 Finanzierung aus Mitteln des Interkulturellen Konzeptes inHöhe von 70.000 DM jährlich, diese Kosten werden zur Etatberatung 2002 angemeldet.

weiteres Verfahren Die Planstelle ist auf Dauer angelegt.Weitere Vermittler insbesondere in den Stadtteilen Altendorf und Altenessen sind drin-gend erforderlich und erfordern je nach Qualifizierung zwischen 70.000 DM und 85.000DM pro Jahr und Stelle.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 39 von 59

Handlungsansatz Interkulturelle stadtteilbezogene Vermittlung zwischen Einwohnern unterschiedlicherethnischer und/oder sozialer Herkunft

Maßnahme (188) kurzfristige Einrichtung eines Stadtteilladens (Nachbarschaftsbüros) für eine modellhafteArbeit in Altenessen-Süd (Rahmstr./Palmbuschweg)

Ziel Sicherung des sozialen Friedens im Stadtteil Altenessen-Süd

Verlauf Anders als zu Beginn der Arbeit wird die Öffnung der evangelischen Kirche in eine multi-kulturelle Gemeinwesenarbeit und die Einrichtung des Nachbarschaftsbüros im Stadtteilauch von deutschen Gemeindemitgliedern anerkannt. Durch ein breitgefächertes Ange-bot wird ein Großteil der Nachbarschaft angesprochen. Die Sprechstunden werden vonallen Anwohnern zur Schilderung ihrer speziellen Problemlagen genutzt.

Bewertung Die Zielpopulation Migrantenfamilien und deutsche Nachbarn wurde erreicht, ebensoMultiplikatoren und Professionelle aus den Bildungs- – und Sozialeinrichtungen desStadtteils.Das Nachbarschaftsbüro wird als Organisations- – und Kristallisationspunkt zur inter-kulturellen Konfliktvermittlung im Stadtteil und zur Sicherung des sozialen Friedensakzeptiert.

Finanzierung Vom 1.11.99 – 31.3.01 anteilige Finanzierung durch EU-Mittel, ab 1.4.01 jährliche Kosten65.000 DM (Personalkosten 53.000 DM, Sachkosten 12.000 DM), Restfinanzierung (Neu-bau Büro und Ausstattung) durch die Ev. Kirchengemeinde Altenessen-SüdDie Finanzierung i.H.v. 65.000 DM wird zur Etatberatung für 2002 angemeldet.

weiteres Verfahren Zur Sicherung des sozialen Friedens im Stadtteil wird das Nachbarschaftsbüro in Koope-ration mit der Ev. Kirchengemeinde Altenessen-Süd weiter betrieben, so lange der durchden ungünstigen Wohnungsmarkt für große Großfamilien (ab 6 Personen) bedingte sozi-ale Brennpunkt dies erforderlich macht.

Handlungsansatz Beschäftigung und Qualifizierung von Einwohnern arabischer Herkunft

Maßnahme (180) Gezielte Vermittlung von Sozialhilfeempfängern arabischer Herkunft in ASS-/ABMaßnahmen. und begleitende Unterstützung der Betroffenen und der Anstel-lungsträger durch qualifizierte zweisprachige Mitarbeiter.

Ziel berufliche Qualifizierung und Beschäftigung von Einwohnern arabischer Herkunft

Verlauf Durch den Einsatz zwei arabisch-deutschsprachiger Mitarbeiter konnten 1999 bis Mai2001 insgesamt 65 Sozialhilfeempfänger arabischer Herkunft in ASS-/ ABMaßnahmenund vereinzelt auf dem 1. Arbeitsmarkt vermittelt werden. Bei den meisten Personen wareine weitgehende begleitende Unterstützung erforderlich.

Bewertung Die Motivation zur Arbeitsaufnahme wurde durch die Zusage der Verfestigung des Auf-enthaltsstatus von der Aufenthaltsbefugnis bis zur unbefristeten Aufenthaltsgenehmi-gung gestärkt. Auch aufgrund der rechtlichen Unsicherheiten über das Bleiberecht der"Ungeklärten" werden von Seiten der Zielgruppe ohne solche Anreize kaum Integrations-Bemühungen gezeigt. Eine weitere Ausschöpfung des vorhandenen Arbeitspotentials istnur mit zielgruppenorientierten Vorschaltmaßnahmen möglich.

Finanzierung 1. arabisch-deutschsprachige Kontaktperson Bezirk VI (s. Maßnahme 213)2. arabisch-deutschsprachiger Mitarbeiter bei der RAA / Büro für interkulturelle Arbeit

im Rahmen der laufenden Tätigkeitweiteres Verfahren Für Personen mit bereits gefestigtem Aufenthaltsstatus wird z. Zt. ein Projekt zur Förde-

rung der Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit erarbeitet.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 40 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz Beschäftigung und Qualifizierung von Einwohnern arabischer Herkunft

Maßnahme (179) Einrichtung eines Dolmetscherpools

Ziel Besetzung des Dolmetscherdienstes mit zwei arabisch-deutschsprachigen Mitarbeitern

Verlauf Von 1999 bis 2000 laufend Beschäftigung von zwei arabisch-deutschsprachigen Personenim Dolmetscherdienst, in 2001 konnte lediglich eine Stelle besetzt werden.

Bewertung Es stellt sich zunehmend das Problem dar, qualifizierte arabisch-deutschsprachige Kräftezu finden.

Finanzierung 110.000 DM jährlich aus ASS-Mitteln des GB 5 A

Weiteres Verfahren Möglichkeit der intensiveren Einbeziehung in Pro-Chip Qualifizierungsmaßnahmen ist zuprüfen.

Handlungsansatz Mangelnde Wohnraumversorgung für überdurchschnittliche große Familien mit durch-schnittlich geringeren Einkommen; dadurch hohe Mietforderungen für nicht entspre-chenden Wohnraum von Sozialhilfeempfängern

Maßnahme (191) Erstellung eines Mietmissbrauchskatasters zur Verhinderung überhöhter Mietzahlungenvon Sozialhilfeempfängern an Vermieter

Ziel Verhinderung von Sozialhilfemissbrauch

Verlauf Es stellte sich heraus, dass die Erstellung eines solchen Katasters, geltendem Recht wi-derspricht. Es wurde jedoch ein Verfahren zur Verhinderung überhöhter Mietzahlungenvon Sozialhilfeempfängern entwickelt, das jedoch die Eigeninitiative der Mieter erfordert.

Bewertung Eine akzeptable Lösung für Großfamilien im Hinblick auf die in Zukunft zu erwartendeVerschlechterung des Wohnungsmarktes ist nicht in Sicht.

Finanzierung ohne zusätzliche Mittel

weiteres Verfahren Der Bericht zur Maßnahme wird kurzfristig als VV-Vorlage eingebracht.

Handlungsansatz Schaffung von positiven Voraussetzungen zur Integration von Einwohnern libanesischerHerkunft lt. Ratsbeschluss vom 25.11.1998

Maßnahme (60) Klärung der ausländerrechtlichen Möglichkeiten für Einwohner libanesischer Herkunftmit ungesichertem Aufenthaltsstatus durch den Landesinnenminister

Ziel Realisierung des ausländerrechtlichen Handlungsspielraums der Stadt Essen bei der Ver-festigung und Sicherung des Aufenthaltsstatus der Einwohner libanesischer Herkunft alsGrundlage für die Umsetzung des den Ratsgremien gegenwärtig zur Beschlussfassungvorgelegten ganzheitlichen Handlungskonzepts für die Verbesserung der Lebensbedin-gungen dieser Familien. (Ratsbeschluss vom 28.04.1999).

Verlauf Eine Klärung durch die Stadt Essen ist nicht erfolgt. Stattdessen hat der Innenministerdes Landes NRW am 20.3.2001 die seit dem Frühjahr 2000 praktizierte Rechtsauffassungbestätigt.

Bewertung Ohne eine Veränderung der Rechtslage auf Landes-/Bundesebene wird weiterhin nachdem Erlass des Innenministers vom 20.3.2001 gearbeitet. Daher ist eine umfassende In-tegration des Personenkreises aus dem Libanon mit ungeklärter Staatsangehörigkeitderzeit nicht zu erreichen

Finanzierung ohne zusätzliche Mittel

weiteres Verfahren Weiterhin Anwendung des Erlasses vom 20.3.2001

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 41 von 59

Perspektiven / Notwendigkeiten:

Zunahme der interkulturellen Dimension sozialer Konflikte auf kleinräumiger Ebene im Stadt-gebiet

Durch die gezielte Förderung des Leerzugs vonWohnheimen für Flüchtlinge, Aussiedler und Ob-dachlose als Folge des Ratsbeschlusses vom28.02.2001 wird die angestrebte, von der Stadt mitbegrenzten Mitteln steuerbare gleichmäßige Ver-teilung ausländischer Flüchtlinge über das gesamteStadtgebiet weiter zunehmen. Dagegen ist einegleichmäßige Verteilung von Spätaussiedlern (dieMuttersprache der in den letzten Jahren der StadtEssen zugewiesenen Familien ist überwiegend rus-sisch) im gesamten Stadtgebiet rechtlich nichtmöglich. Dadurch wird sich die schon bestehende, inden letzten beiden Jahren verstärkte sozialräumli-che Konzentration dieser Zuwanderungsgruppe inKaternberg, Schonnebeck, Stoppenberg, Berg-mannsfeld und Hörsterfeld von dem Hintergrundentsprechender Rahmenbedingungen des Woh-nungsmarktes tendenziell eher verstärken.

Je unvermittelter sozial benachteiligte Bevölke-rungsgruppen kleinräumig aufeinandertreffen,desto größer ist das Konfliktpotential untereinan-der. Damit steigt gleichzeitig auch die Wahrschein-lichkeit, dass es in der Nachbarschaft mit einheimi-schen Einwohnern deutscher sowie nichtdeutscherHerkunft zu sozialen Konflikten kommt.Solchen Tendenzen sind auf drei Ebenen zu begeg-nen:

- durch eine kleinräumige systematische Samm-lung und Auswertung von Sozialraumdaten,entsprechend dem für Stadtteile mit besonde-rem Erneuerungsbedarf und soziale Brenn-punkte festgelegten und erhobenen Indikato-ren (soziales Monitoring unterhalb der Stadtbe-zirksgrenzen auf Stadtteilebene).

- auf dem Wege einer gezielten sozialraumbezo-genen Bearbeitung potentieller Konfliktlagendurch freie Träger und die Stadt Essen, geradeauch außerhalb der Stadtteile mit besonderemErneuerungsbedarf.

- über systematische Fortbildung aller Sozial-dienste für neue Formen des präventiven, le-bensweltorientierten interkulturellen Vermit-telns zwischen unterschiedlichen Einwohner-gruppen, mit dem Ziel, dass alle sozialenDienste in die Lage versetzt werden, in qualifi-zierter Form entsprechend den Qualitätskrite-

rien sozialraumbezogener lebensweltorientier-ter Arbeit tätig zu werden.

- Die von der RAA / Büro für interkulturelle Ar-beit gemäß Ratsbeschluss vom 28.11.1998 ini-tiierte und nun auch erfolgreich über Dritt-mittel aus dem XENOS-Programm ab 2002 fi-nanziell unterstützte Fortbildung aller ASD-Mitarbeiter (vgl. unten Maßnahme "Interkul-turelle Fortbildungsangebote", Seite 44) ist einerster Schritt in diese Richtung. Gegenwärtigwird geprüft, unter welchen Bedingungen auchMitarbeiter der bezirklichen Sozialdienste freierTräger in dieses Fortbildungsprogramm mit ein-bezogen werden können.

Die bisherige Arbeit der Projektgruppe „Inter-kulturelle Konflikte“ hat jedoch gezeigt, dassnur eine konsequente Weiterverfolgung der So-zialraumorientierung aller öffentlichen Dienst-leistungen die in einer pluralistischen Gesell-schaft unumgänglichen interkulturellen Kon-flikte mit Unterstützung von Selbsthilfekräftender Einwohnergruppen und interkulturellenVermittlern zu einem für alle Beteiligten trag-baren Interessenausgleich führen kann. Nichtjede Auseinandersetzung in der Nachbarschaftbei ruhestörendem Lärm, Müll im Hinterhofund Prügeleien zwischen Kindern auf demSpielplatz (in vermeintlich ruhigeren früherenZeiten war so etwas „ortsüblich“), kann gleichzu einem schwerwiegenden ethnisch aufgela-denen Konflikt stilisiert werden, der nach nichtbefriedigenden kurzfristig organisierten „Feu-erwehreinsätzen“ durch Ordnungskräfte undSozialarbeiter, langfristig nur lösbar erscheint,wenn einer der Hauptkonfliktparteien mehr o-der weniger freiwillig wegzieht. Interkulturelles Konfliktmanagement aufkleinräumiger nachbarschaftlicher Ebene durchausgebildete Konfliktmoderatoren/innen, wie esin der Stadt Frankfurt erfolgreich erprobt wird,weisen Lösungsmöglichkeiten auf, die auch fürdie Stadt Essen nutzbar gemacht werden kön-nen (vgl. Ratsbeschluss vom 28.11.1998, Maß-nahme 11 des SPD-Antrages), wenn die ent-sprechenden finanziellen Voraussetzungen ge-schaffen werden.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 42 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Perspektiven der Einwohner libanesischer Herkunft (libanesische Staatsbürger und "Ungeklär-te") allgemein

Eine Nichtintegration wird

- die soziale Ausgrenzung und Bildungsarmutvon Einwohner libanesischer Herkunft verfesti-gen statt aufheben;

- die Kriminalitätsrate steigern;- die bereits bestehenden Konflikte verschärfen;- den Standort Essen für Zuwanderer unattraktiv

machen;- die Sozialhilfekosten für die "Ungeklärten", die

wegen des aufenthaltsrechtlichen Status einer"Duldung" nur schwer eine Arbeitserlaubnis er-halten, erhöhen sowie

- das bestehende Arbeitskräftepotential unge-nutzt lassen.

Die langfristigen Ziele sind:

- Integration libanesischer Flüchtlinge im Sinnevon Förderung der Toleranz und Akzeptanz beiden libanesischen Familien und ihrer Nachbar-schaft, um die Eingliederung der verschiedenenGruppen in ihrem Lebensumfeld zu erreichen.

Die mittelfristigen Ziele sind:

- Verbesserung der Wohnsituation- Verbesserung des deutschen Sprachvermögens- Kontakte zu anderen Gruppierungen herstellen- Förderung der eigenen kulturellen Infrastruktur- Verbesserung der Ausbildung / Arbeitssituatio-

nen- Erreichen der Akzeptanz von Gesetzen und

Regeln

Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die genanntenZiele langfristig nur erreicht werden können, wenndie finanziellen Ressourcen in ausreichendem Maßegesichert sind und die Arbeit durch kompetentes,zweisprachiges Fachpersonal erledigt wird. Vordiesem Hintergrund sind in Zukunft gezielte An-strengungen nötig, qualifizierte arabisch-deutschsprechende Fachkräfte für die soziale Arbeitauch auf dem überregionalen Arbeitsmarkt zu su-chen.

Unsichere Perspektiven der Einwohner libanesischer Herkunft mit ungeklärter Staatsangehö-rigkeit

Mit dem Erlass des Innenministeriums NRW vom20.03.2001 hat das Land Nordrhein-Westfalen derStadt Essen ausdrücklich bestätigt, dass das derzeitin Essen praktizierte einzelfallbezogene Verfahren,die Identität von Personen mit ungeklärter Staats-angehörigkeit, die angeben aus dem Libanon zukommen, zu überprüfen und diesem Personenkreisunter Anwendung des geltenden Ausländerrechtskein Bleiberecht zu gewähren, der Rechtslage ent-spricht.

Da alle Einwohner libanesischer Herkunft – unab-hängig von ihrer türkischen, syrischen, libanesischenoder inzwischen deutschen Staatsangehörigkeit –durch die üblicherweise großfamiliären Strukturenmiteinander verwandt sind, haben die Einzelfall-überprüfungen der oben genannten Personengrup-pe zu einer rechtlichen und sozialen Verunsicherungauch des nicht betroffenen Personenkreises geführt.Weiterhin bleibt zu berücksichtigen, dass durch dienotwendigen gründlichen Einzelfallprüfungen durchdie Verwaltung, den daraus folgenden langjährigenGerichtsverfahren und vor dem Hintergrund derbestehenden Abschiebehindernisse eine tatsächlicheDurchsetzung von Abschiebungen nur in wenigenEinzelfällen erfolgt ist. So sind im Zeitraum vom01.10.2000 bis 17.06.2001 7 Abschiebungen vonEinzelpersonen in die Türkei erfolgt, 2 Personen

haben sich der Abschiebung durch Untertauchenentzogen und 2 Personen sind freiwillig in die Tür-kei ausgereist. Die 7 abgeschobenen Personen konnten aufgrundrechtskräftiger Ausweisungsverfügungen sofortabgeschoben, da keine weiteren Rechtsverfahrenmöglich waren. Bei Nachweisen anderer Nationali-tät und keinen rechtskräftigen Ausweisungsverfü-gungen können die Betroffenen den Verwaltungs-rechtsweg einschlagen, der aus der Erfahrung her-aus bzgl. des Eilverfahrens ca. 3-6 Monate und bzgl.des Hauptsache-Verfahrens - welches jedoch nichtabgewartet werden muss - ca. 1-2 Jahre dauernkann. Erst dann kann die Verwaltung Passersatzpa-piere in den Herkunftsstaaten beantragen und diePersonen danach abschieben. Berücksichtigt man weiterhin die Anzahl der in denletzten Jahren geborenen Kinder dieses Personen-kreises (im Jahre 1999 waren dies allein 97 EssenerNeueinwohner), wird deutlich, dass sich die Zahl der„Ungeklärten“ in Essen ständig erhöht.

Eine Lösung auf kommunaler Ebene darf nicht an-gestrebt werden, da dadurch der Zuzug weiterer -von der gleichen Rechtslage Betroffener aus ande-ren Städten NRWs bzw. anderen Bundesländern -gefördert würde. Ein sicherer Aufenthaltsstatus fürden gesamten Personenkreis ist daher nur bei Ver

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 43 von 59

änderungen der Rechtslage auf Bundes- und Lan-desebene zu erwarten. Andere Maßnahmen sind

weiter zu verfolgen, sofern keine direkte Kausalitätzum Bleiberecht besteht.

2.2. Querschnittsbereiche

Bei der Erstellung des „Konzepts interkulturelleArbeit“ wurden im Anschluss an die Erarbeitungzentraler Handlungsvorschläge in den Entwick-lungsarbeitsgruppen themen- und ämterübergrei-fende Aufgaben formuliert.Diese Querschnittsbereiche haben in der Umsetzungdes Konzeptes eine arbeitsgruppenübergreifendeBedeutung und sind ein wichtiger Beitrag für dieVerwirklichung der formulierten Ziele im Rahmendes Ausbaus der interkulturellen Orientierung.

Als übergreifende Querschnittsaufgabe ist die inter-kulturelle Öffnung und Sensibilisierung aller Diensteund Einrichtungen hervor zu heben, da Zuwandererzunehmend örtliche Regeldienste und -einrichtungen in Anspruch nehmen und auf dieseangewiesen sind. In dem Verständnis, dass Einwoh-ner mit Migrationshintergrund ein gleichberechtig-ter, dauerhafter und anteilsmäßig steigender Be-standteil der Bevölkerung sind, ist die interkulturelleÖffnung der Regeldienste Grundlage für Qualitätssi-cherung, Konfliktvermeidung und Partizipation.Davon abgeleitete Querschnittsaufgaben sind

- die vermehrte Einstellung bikultureller Fach-kräfte

- die Durchführung interkultureller Fortbildungs-angebote

- die Erweiterung des Dolmetscherangebotes- die verstärkte Bereitstellung mehrsprachiger

Informationen- die verstärkte Sozialraumorientierung der in-

terkulturellen Arbeit- die Vernetzung der beteiligten Akteure und

Einrichtungen sowie- das besondere Bemühen um Partizipation und

Bürgerbeteiligung bei der Umsetzung.

Als neue Querschnittsaufgabe ist mit Ratsbeschlussvom 25.10.00 der Bereich "Öffentlichkeitsarbeit"hinzugekommen.In allen Konzeptbausteinen stellen diese formulier-ten Bereiche notwendige Aspekte in der Umsetzungder einzelnen Maßnahmen dar, aber auch auf ge-samtstädtischer Ebene sind Initiativen zu ergreifen,welche die Umsetzung der Querschnittsaufgaben alsGesamtaufgabe fördern.

Bereitstellung mehrsprachiger Informationen und Dolmetscherpool

Die Erstellung und Verbreitung mehrsprachigerInformationen für Zuwanderer unterschiedlicherHerkunft sind ein wichtiger Beitrag zur Informati-onsverbesserung. Dies wird jedoch je nach Betrach-ter auch unterschiedlich bewertet. So wird der Be-darf aus Sicht mancher Fachabteilungen geringereingeschätzt, als zum Beispiel aus Sicht des Auslän-derbeirates und der Sozialberatung. Dennoch bietet die Erstellung fremdsprachigerInformationen bei angemessener Formulierung undVerbreitung die Möglichkeit, Informationsdefiziteabzubauen und eine bessere Beratung zu ermögli-chen. Sie kann sich unmittelbar an den Verbraucher,aber auch an entsprechende Multiplikator/innenrichten. Einige Fachdienststellen in Essen haben dement-sprechend mehrsprachige Materialien (wie Eltern-briefe, Seniorenwegweiser) herausgegeben, beianderen ist die Übersetzung in eine andere Sprache(wie Informationen über Hilfestellungen bei Miet-

vertragskündigungen und Räumungsklagen) inArbeit. In einigen Fachdienststellen gehört die Veröffentli-chung mehrsprachiger Informationen zum Alltags-geschäft, in anderen wiederum ist sie nicht zuletztdavon abhängig, inwieweit eine Hilfestellung füreine Übersetzung innerhalb der Verwaltung zu fin-den ist oder ob ggf. zu ähnlicher Thematik auf einebereits existierende Übersetzung zurückgegriffenwerden kann. Um gerade diesen Bestand und Bedarf an Dolmet-scher- und Übersetzungsleistungen innerhalb desKonzerns Stadt Essen zu erfassen, wurde im Januar2001 eine Erhebung unter allen Stadtämtern durch-geführt. Hierbei wurde die Frage nach der Notwendigkeit derEinrichtung eines Dolmetscherpools von den be-fragten Dienststellen überwiegend mit „ja“ beant-wortet. Diejenigen, die einen Bedarf formulierthaben, können sich in der Regel auch den zentralen

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 44 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Abruf von Dolmetscher- und Übersetzungsleistun-gen vorstellen.

Die Erfahrungen mit dem bei der RAA / Büro fürinterkulturelle Arbeit angesiedelten Dolmetscher-und Übersetzungsdienst haben gezeigt, dass dieAnfrage nach Dolmetscherleistungen bei Kontaktenvon Bürgern mit Behörden deutlich öfter von Seitender Bürger als von Seiten der städtischen Dienst-stellen ausgeht.Ebenso haben die hier gemachten Erfahrungen aberauch gezeigt, dass es derzeit kaum möglich ist,qualifizierte Sprachvermittler zu finden, die ausdem Personenkreis für das Programm „Arbeit stattSozialhilfe“ eingestellt werden können. So sind zurZeit lediglich zwei von vier vorhandenen Dolmet-scher-Stellen besetzt.Durch die immer komplizierter und vielschichtigergewordenen Problemlagen der Migranten bedarf esauch einer besonderen Qualifikation für die Sprach-vermittler. Besonders in Arbeitsbereichen wie demJugendpsychologischen Institut, Schwangerschafts-konflikt-, Ehe- und Familienberatung muss dieSprachvermittlung auch mit fachlicher Kompetenzstattfinden. Daneben ist die Betreuung für das Per-sonal aus dem AsS-Programm durch die besonderepersönliche Situation dieses Personenkreises und

durch die Verweildauer von jeweils nur einem Jahrin der Maßnahme sehr personalintensiv.Notwendig ist es ebenfalls, eine größere sprachlicheVielfalt als die derzeit bei der RAA / Büro für inter-kulturelle Arbeit verfügbaren Sprachen Türkisch undArabisch zur Verfügung zu haben.Wichtig wäre ein gut ausgestatteter Dolmetscher-dienst mit hauptamtlichen Stellen (z.B. Türkisch,Arabisch, Russisch) sowie kontinuierlich eingesetz-ten Honorarkräften für die weniger gefragten Spra-chen (z.B. Tamil, Kurdisch, Persisch, etc.).Eine solche Lösung ist jedoch aus den gegenwärtigverfügbaren Mitteln nicht finanzierbar.

Spätestens bis zum 31.12.02 ist ein Konzept zuentwickeln, das der Neuorganisierung aller sozialenDienste (Verbände und Stadt) einschließlich desFlüchtlingsdienstes Rechnung trägt.Im Rahmen der Diskussion über ein Einwanderungs-gesetz wäre darüber hinaus über den Städtetag zuprüfen, ob der zentrale Einsatz von Sprachvermitt-lern nach schwedischem Vorbild konzipiert werdenkann. Hier wird im Verwaltungsgesetz ausdrücklichder Einsatz von Dolmetschern empfohlen, wenn dieschwedische Sprache nicht ausreichend beherrschtwird. Für die Beurteilung des Dolmetscherbedarfesist hier die Auffassung des Bürgers maßgeblich.

Interkulturelle Fortbildungsangebote und Einstellung bikultureller Kräfte

Die interkulturelle Öffnung der Regeldienste- undEinrichtungen, die Einführung des Wunsch- undWahlrechtes und eine verbesserte Kundenbetreuungsind zwangsläufig mit einer Personalpolitik verbun-den, welche diesen Ansprüchen gerecht werdenkann. Ansatzpunkte bietet sowohl die Ausbildungund Einstellung zweisprachiger, bikultureller Fach-kräfte als auch die Qualifizierung, die Fort- undWeiterbildung deutscher Mitarbeiter/innen .Im Rahmen der strategischen Personalentwicklungfür den Konzern Stadt spielt die interkulturelleOrientierung bislang eine unbedeutende Rolle. ImAusbildungsbereich konnten zwar erste Anstößegegeben werden, für den Einstellungsbereich stehendiese Anstöße noch aus, wohlwissend, dass einevermehrte Einstellung durch geltendes Dienstrecht,weiteren Personalabbau und die notwendige Be-standssicherung der derzeit Beschäftigten schwierigzu realisieren ist.Für die Fort- und Weiterbildung der jetzigen Mitar-beiter/innen der Regeldienste wurde eine Konzepti-on erarbeitet, die in erster Linie auf die Einführungdes Wunsch- und Wahlrechtes vorbereiten soll.Diese Fortbildungskonzeption umfasst im wesentli-chen drei Bausteine:

� Vermittlung ausländerrechtlicher Kenntnisse(Aufenthaltsrecht, Arbeitserlaubnisse, Staats-bürgerschaftsrecht)

� Vermittlung interkultureller Schlüsselkompe-tenzen (Migrationsgeschichte, Zuwanderungs-politik, Einblick in Kultur, Religion und Soziali-sation)

� Interkulturelle Sensibilisierung (Stellenwert derinterkulturellen Orientierung, Kommunikation)

In Kooperation mit der Ausländerbehörde, demArbeitsamt und dem Jugendamt werden seit Märzdurch Dienststelle RAA / Büro für interkulturelleArbeit 2001 die ersten Fortbildungsveranstaltungenfür Mitarbeiter/innen des Allgemeinen StädtischenSozialdienstes in Bezug auf die Vermittlung auslän-derrechtlicher Kenntnisse angeboten und durchge-führt. Dieser Baustein kann mit bestehenden perso-nellen und finanziellen Ressourcen umgesetzt wer-den.Die beiden folgenden Bausteine sollen sich ab 2002bis 2004 anschließen, sofern die beantragten Mittelaus dem Xenos-Programm in Höhe von rund95.000,- DM bewilligt bzw. andere Finanzierungs-möglichkeiten gefunden werden.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 45 von 59

Sozialraumorientierung, Bürgerbeteiligung und Vernetzung der interkulturellen Arbeit

Die Sozialraumorientierung und Bürgerbeteiligungim Rahmen der interkulturellen Arbeit ist ein in-zwischen fachbereichsübergreifend durchgängigakzeptiertes Konzept über die in diesem Berichtangesprochenen Einzelmaßnahmen der verschiede-nen Geschäftsbereiche hinaus. In den vertraglichgesicherten Stadtteilprojekten Katernberg, Alten-dorf bzw. Bergmannsfeld/Hörsterfeld und Über-ruhr/Holthausen mit der Universität Gesamthoch-schule Essen und den jeweiligen freien Trägern alsKooperationspartnern ist die Sozialraumorientie-rung und Vernetzung der interkulturellen Arbeit amweitesten gediehen. Aber auch außerhalb dieserProjekte gibt es inzwischen in einzelnen Stadtvier-teln (z.B. Südostviertel und Altenessen-Süd) einesozialraumorientierte interkulturelle Arbeit. Sieträgt wesentlich dazu bei, einerseits die Kundenori-entierung der Verwaltungsdienststellen durch eineauf die Lebenswelt der jeweiligen Bewohnergruppenzugeschnittene Arbeit der Institutionen zu fördernund andererseits den sozialen Frieden zwischen denverschiedenen Interessengruppen vor Ort immerwieder neu auszuhandeln.

In den Perspektiven und Notwendigkeiten zumKonzeptbaustein “Interkulturelle Konflikte” (Seite41) ist erläutert, dass zukünftig mit einer Zunahmevon interkulturellen und sozialen Konflikten ineinzelnen Ortsteilen zu rechnen ist. Dies macht eserforderlich, über die zusammen mit der UniversitätGHS Essen organisierten Projekte hinaus die dorterzielten Erfolge sozialraumbezogener Arbeit aufdie Verwaltung als Regelarbeit zu übertragen und inder Praxis zu verankern. Die Zukunft einer pluralis-tischen Stadtgesellschaft, hier Essen, wird wesent-lich davon abhängen, in wie weit es hier gelingt, diefür den jeweiligen Sozialraum zuständigen Instituti-onen darin zu unterstützen, ihre Arbeitsweise zurSteigerung der eigenen Problemwahrnehmungs-kompetenz im Stadtteil den unterschiedlichen Le-

benswelten ihrer Bewohner angemessen zu verän-dern.Dabei kommt den mehrsprachigen bikulturell orien-tierten Multiplikatoren die besondere Bedeutung zu,die Selbsthilfekräfte der unterschiedlichen Bewoh-nergruppen zu aktivieren, damit diese Strategienund der Problemlösungskompetenzen – z. B. imUmfeld gegenüber Ämtern und / oder Vermieternbzw. der Nachbarschaft zu entwickeln. Der Stärkung von bürgerschaftlichem Engagement,wie es im Südostviertel und in Altenessen-Südpraktiziert wird, kommt hier eine besondere Kata-lysatorfunktion zu. Dadurch wird auch eine politi-sche Beteiligung von solchen Gruppen einheimi-scher und Zuwandererstadtteilbewohner ermöglicht,die nicht die klassischen Formen von bürgerlicheÖffentlichkeit im demokratischen Zusammenleben(wie herkömmliche Bürgerversammlungen, RundeTische, Bürgerbefragungen, Einwohnerfragestundenund Eingaben in der Bezirksvertretung, Leserbriefean die Lokalzeitungen, professionelle Öffentlich-keitsarbeit etc.) gewohnt sind. Solche Einwohnerlesen auch keine gut gemeinten (auch mehrsprachi-gen) Informationsbroschüren und füllen von sichaus auch keine Fragebögen für eine Kundenbefra-gung aus. Sie besuchen keine Familienbildungsse-minare und können vor dem Hintergrund ihrerbisherigen Lernbiographie mit einem auf Ehefrauenvon Greencard-Besitzern zugeschnittenen Zertifi-katskurs “Deutsch als Fremdsprache” in einer Wei-terbildungseinrichtung nicht viel anfangen. In deninterkulturell orientierten Stadtteilprojekten wirddas Engagement von Bürgerinitiativen mit denklassischen Methoden der politischen Beteiligung inMitwirkungsgremien, wie Bezirksvertretungen unddem Ausländerbeirat sowie durch gezielte Öffent-lichkeitsarbeit und aktivierenden Elementen wirk-sam miteinander verknüpft.

Öffentlichkeitsarbeit

Im Rahmen der Diskussion über kommunale Initiati-ven gegen rechtsradikale Aktivitäten aus GfG-Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen hat der Ratdie Verwaltung damit beauftragt, im Rahmen desUmsetzungskonzeptes „Interkulturelle Arbeit in derStadt Essen“ unter dem Arbeitstitel „Öffentlich-keitswirksame Strategien für besondere Maßnah-men gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt“ ein-zurichten. Sie hat laut Ratsbeschluss die Aufgabe,„Vorschläge zu entwickeln, wie besonders herausra-gende, nachhaltig wirksame Praxisbeispiele in einebreite Öffentlichkeit gebracht werden können. DieseEntwicklungsarbeitsgruppe soll interessierten bür-

gerschaftlichen Gruppen und Institutionen offenstehen. Vorliegende Vorschläge zur Gestaltung undFinanzierung von Maßnahmen sind einzubeziehen“(Ratsbeschluss vom 25.10.2000).Im Zusammenhang mit der politischen Diskussionüber die Frage, inwieweit die Maßnahmen von„Kommunen gegen Rechtsextremismus“ auch Ge-genstandsbereich der Arbeitsgruppe „Öffentlich-keitsarbeit“ werden solle, hat der Jugendhilfeaus-schuss in seiner Sitzung am 12.12.2000 einstimmigbeschlossen, dem Rat der Stadt zu empfehlen, denAuftrag der Arbeitsgruppe dahingehend zu erwei-tern, dass diese sich „auch mit der Entwicklung

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 46 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

strategischer Konzepte zur Verhinderung vonRechtsextremismus befassen soll“. Um erste Grundlagen für eine solche Ratsvorlage zuentwickeln, hat sich die Arbeitsgruppe „Öffentlich-keitsarbeit“ – im Kern zunächst bestehend aus demPresseamt, der EMG und der RAA / Büro für inter-kulturelle Arbeit – unter Federführung des Ge-schäftsbereichsvorstands 5 A konstituiert. Der ersteSchwerpunkt von Öffentlichkeitsarbeit ist die Ver-anstaltung der Bertelsmann-Stiftung, die unter demTitel "Die multiethnische Gesellschaft und die Kom-munalverwaltung - Strategien der Integration“ am24. / 25. September zusammen mit der Stadt Essenmit Unterstützung der RWE, Sparkasse Essen undEMG organisiert wird. Die weiteren inhaltlichenSchwerpunkte der Entwicklungsarbeitsgruppe Öf-fentlichkeitsarbeit werden sich auf Grundlage desRatsbeschlusses zum 2. Bericht zur Umsetzung desKonzeptes für die interkulturelle Arbeit ergeben.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 47 von 59

3. Zusammenfassung und Perspektiven

a) Im Konzernziel und im Leitbild der Stadt istkonzeptionell der Paradigmenwechsel von dertraditionellen, nur auf Migranten bezogenen„Ausländerarbeit“ zur „interkulturellen Orien-tierung“ der gesamten Verwaltung verankert.Dies schließt die „einheimische“ (d. h. die hierseit längerem lebende) Bevölkerung deutlichmit ein. Dennoch ist ein großer Teil der imHandlungskonzept entwickelten und nun eva-luierten Maßnahmen nach wie vor auf dieFörderung der klassischen Zielgruppe„Migranten“ zugeschnitten.Die bisherige auf Migranten fixierte Arbeit hatdas Thema Sprache in den Mittelpunkt gestellt.

b) Im Zuge der Weiterentwicklung des Hand-lungsprogramms muss stärker bei der einhei-mischen Bevölkerung für die Leitziele des in-terkulturellen Konzepts geworben werden. Zielist es „Handlungskompetenzen und Erfah-rungsmöglichkeiten so zu erweitern, dass einMiteinander gefördert und die Isolation unddas Misstrauen untereinander überwundenwerden“ (Stadt Essen 1999, S. 9). Migrantensind nicht die „besseren“ Menschen und nichtautomatisch interkulturell kompetent.Dies bedeutet, verstärkt Maßnahmen zu ent-wickeln, die nicht nur die Migranten, sondernauch die einheimische Bevölkerung stützen,das eigene „Befremden“ an bestimmten Ver-haltensweisen einzelner Personen offen in derjeweiligen Situation zu artikulieren. Diesschließt mit ein, angemessen reagieren zukönnen, wenn man als einheimischer Deut-scher bei sachlich begründet geäußerter Kritikam Verhalten von Nichteinheimischen (insbe-sondere Jugendlichen) „ausländerfeindlich“gebranntmarkt wird. Die offene, (nicht einmalverbal verletzende) Artikulation von gegensei-tigem Befremden am Verhalten des / der an-deren muss trainiert werden. Dazu ist die ver-stärkte Ausbildung und der Einsatz interkul-tureller Vermittler nötig, die die eigene inter-kulturelle Kompetenz auf breiter Basis insbe-sondere auch in der eigenen Verwaltung för-dern. Deshalb soll eine spezielle Entwicklungs-arbeitsgruppe die Frage klären, inwieweit in-terkulturelle Kompetenz im Rahmen der Per-sonalentwicklungskonzeption der Stadt Essengezielt gefördert und trainiert werden kann.Darüber hinaus muss die Verwaltung mit einerbreiten interkulturellen Kompetenz ein Zei-chen setzen, um in den unterschiedlichen Be-

völkerungsgruppen für das Leitziel der Stadt„Interkulturelle Orientierung“ zu werben.

c) Die bisherige auf die Zuwanderer fixierte Ar-beit hat das Thema Sprache in den Mittelpunktgestellt. Denn der Erwerb der deutschen Spra-che ist Grundvoraussetzung für gesellschaftli-che Integration aller Kinder. Obwohl jedochimmer mehr einheimische und zugewanderteKinder mit einer anderen Muttersprache Kin-dertagesstätten besuchen, sind immer wenigerzugewanderte und einheimische Kinder auf diesprachlichen Anforderungen in der Grund-schule und in den weiterführenden Schulenvorbereitet.Ein zweites Beispiel für die Gemeinsamkeitenvon deutschen und ausländischen Einwohnerbetrifft das Thema „Interkulturelle Konflikte inder Schule“:Nach Informationen aus Schulen, dass Kon-flikte innerhalb und zwischen ethnischenGruppen im Schulalltag eine neue Dimensionin Qualität und Quantität erreicht haben, hatdie RAA / Büro für interkulturelle Arbeit Endedes Schuljahres 2000/2001 eine Befragung desLehrpersonals an ausgewählten Schulen allerSchulformen durchgeführt. Die bisherigenZwischenergebnisse bestätigen die oben ange-gebenen Erfahrungen:Die Lehrer geben an, erhebliche Anteile ihrerArbeitszeit (bis zu 25 %) für den Umgang mitdiesen Konflikten aufzubringen. Gleichzeitigsagen alle übereinstimmend, dass diese Ent-wicklung aber nicht ursächlich an die Zugehö-rigkeit zu bestimmten ethnischen Gruppen ge-bunden ist, vielmehr werden soziale Schicht-zugehörigkeit und Hilflosigkeit der Eltern ge-nannt. Wenn ethnische Gruppen genannt wer-den sind es: spätausgesiedelte, türkische, ara-bische / libanesische.Alle Schulen wünschten sich eine verstärkteUnterstützung im Bereich der schulischen So-zialarbeit – auch in Kooperation mit der RAA /Büro für interkulturelle Arbeit.

d) Eine andere Konfliktlage besteht darin, dassdiejenigen Einheimischen – und auch Zuwan-derer - die es sich leisten können, aus demStadtteil mit hohem Anteilen von sozialbe-nachteiligten Migrantenbevölkerung in andereStadtteile bzw. in „bessere“ Wohngegendenausziehen. Dadurch verstärken sich tendenziell die Kon-flikte zwischen den Übriggebliebenen entlangsozialer Grenzen. Einige nutzen die rechtlichenMöglichkeiten ihr Kind an einer anderen

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 48 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Schule außerhalb des Schulbezirkes bzw. aneiner katholischen/evangelischen Schule an-zumelden. Dass von diesem Recht auchMigranteneltern islamischen Glaubensgebrauch machen, lässt sich auch ein Zeichenerfolgreicher sozialer Integration deuten.Entsprechende Konflikte werden kleinräumigauch in Stadtbezirken entstehen, die bislangsich damit noch nicht auseinander setzenmussten. Daher wird die Ausweitung der stadtteilbezo-genen Arbeit hin zu professionellem Quar-tiersmanagement erforderlich. Dieses Quar-tiersmanagement kann deshalb nicht nur aufdie Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbe-darf bzw. auf andere sozial benachteiligteStadtteile beschränkt bleiben.

e) Eine besondere Entwicklung, die im interkul-turellen Konzept bislang noch nicht berück-sichtigt wurde, ist durch den in den letztenJahren verstärkten Zuzug von Spätaussiedlernausgelöst worden. Sie werden als fremde, ü-berwiegend russisch sprechende Gruppe wahr-genommen, obwohl sie überwiegend diedeutsche Staatsangehörigkeit besitzen bzw. alsFamilienangehörige in absehbarer Zeit eineEinbürgerung erwirken können. Insbesondere die jugendlichen Spätaussiedlerleben vor, auf welche Problemlösungen sichdie Städte vor Ort vorbereiten müssen, wenndie Einbürgerungen gerade unter den jugend-lichen Migranten in den nächsten Jahren zu-nehmen und sich gleichzeitig die Einwande-rung nicht deutschsprechender Einwohner mitEinbürgerungsanspruch verstärkt. Dies bedeu-tet:Aussiedler sind in das Konzept für die inter-kulturelle Arbeit in der Stadt systematisch miteinzubeziehen.

f) Die in Katernberg um die Zeche Zollvereinherum erfolgreich begonnene Vermarktungvon industriekulturellen „Leuchtturmprojek-ten“ wird auf globaler Ebene auf Dauer nurerfolgreich sein, wenn sie Akzeptanz im loka-len Umfeld findet. Lokale Vermarktung undAnsätze von lokaler Ökonomie zeigen denrichtigen Weg. Die positiven Entwicklungenwie Tripel Z, Schalthaus Beisen und Ethno-ArtRuhr sind nicht nur Beispiele dafür, wie einesolche Verknüpfung mit der lokalen Ebene zueiner Entschärfung von häufig gewaltsam aus-getragenen Konflikten im Bezirk VI beitragen,sondern insbesondere den ethnischen Beson-derheiten Rechnung getragen werden kann.

g) Auch wenn die räumliche Konzentrationen vonsozialbenachteiligten Migrantenfamilien ineinzelnen Stadtvierteln Essens im Vergleich zu

einigen Nachbarstädten (Duisburg, Gelsenkir-chen) noch relativ gering sind, gibt es bis jetztkeine Hinweise darauf, dass die in diesen undanderen Städten eingeleiteten Bemühungen,kleinräumig von Migranten dicht besiedelteGebiete bzw. Straßenzüge durch gezielteWohnbebauung für „gehobene“ Wohnbedürf-nisse zu „entkernen“, auf Dauer erfolgreichsein werden. Es scheint aber lohnenswert zusein, die Entwicklungsarbeitsgruppe Wohnen /Wohnumfeld in Verbindung mit dem Büro fürStadtteilentwicklung zu beauftragen, anhandder Erfahrungen in anderen Städten gelunge-ne Wohnbauprojekte auf ihre Übertragbarkeitfür Essener Verhältnisse zu überprüfen.

h) Die wachsende Komplexität der sozialen Ge-mängelagen im gesamten Stadtgebiet machenein soziales Monitoring auf relativ kleinräumi-ger Ebene zwingend erforderlich. Ein solchessystematisches Monitoring ist die Vorausset-zung für die Wirkungskontrolle der Interkul-turellen Arbeit. Dazu fehlen bislang die statis-tischen Grundlagen.Die Erfahrung beim Zusammentragen des sta-tistischen Materials für diesen Bericht (demo-graphische Verschiebungen auf Stadtteilebene,Geburtenrate, Wanderungsbewegungen inner-halb und zwischen den Stadtteilen, Kinder-gartenbesuchsquote, Schulanmeldungen aneiner Grundschule außerhalb des Schulbezir-kes, Schulerfolgsquote, Jugendgerichtshilfe-statistik etc.) haben gezeigt, dass vor demHintergrund der inneren Differenzierung so-wohl der Migrantenbevölkerung als auch dereinheimischen Einwohner die bislang benutz-ten statistischen Kategorien für eine vorsor-gende Planung interkultureller Arbeit nichtmehr ausreichen:Die Kategorie der Staatsangehörigkeit wirdangesichts fortlaufender Einbürgerungen,weiterer Doppelstaatler, weitere soziale Diffe-renzierung innerhalb der Migrantenbevölke-rung und zukünftiger Einwanderung zuneh-mend an Aussagekraft verlieren. Als Voraussetzung für die Entwicklung vonkleinräumigem sozialen Monitorring wird des-halb vorgeschlagen, eine Entwicklungsarbeits-gruppe Statistik unter Federführung vonStadtamt 12 einzusetzen. Sie hat die Aufgabe,zu überprüfen, mit welchem Aufwand welchestatistischen Kategorien für ein interkulturellorientiertes kleinräumiges soziales Monitoringnutzbar gemacht bzw. weiter entwickelt wer-den können.

i) Alle Maßnahmen des interkulturellen Konzeptsstehen unter dem Vorbehalt, bei der Verab-schiedung eines Einwanderungsgesetzes neubewertet bzw. priorisiert werden zu müssen.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 48 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 49 von 59

4. Anhang / Zuwanderungsstatistik

In Essen leben zum 31.03.01 insgesamt 597.198Einwohner und Einwohnerinnen. 9,27 % davonhaben keinen deutschen Pass. Im Vergleich mitanderen kreisfreien Städten in NRW ist der Anteilder Zuwanderer an der Gesamtbevölkerung in Essenals eher gering einzuordnen. Diese Statistik vermittelt ein unzureichendes Bildüber die Gesamtzahl der in Essen lebenden Zuwan-derer: Eine Zuwanderungsstatistik im gleichnamigenSinne gibt es jedoch nicht. Die statistischen Daten, die aufgrund der Nationa-lität und nicht der nationalen Herkunft ermitteltwerden, können deshalb nur einen oberflächlichenEindruck und nicht das differenzierte Zuwande-rungsgeschehen vermitteln. Bei dem statistisch

erfassten Feld der „Nicht-Deutschen“ ist zu berück-sichtigen, dass es sich sowohl um Familienangehöri-ge von Aussiedlern, um Flüchtlinge oder Arbeits-migranten handeln kann. Das Feld der „Deutschen“gibt keinen Aufschluss über die Anzahl der Einge-bürgerten, die Doppelstaatler, die Aussiedler oderdie Kinder aus Zuwandererfamilien, die nach demneuen Staatsbürgerschaftsrecht automatisch diedeutsche Staatsbürgerschaft erhalten.Da in den Statistiksätzen überwiegend die KategorieDeutsche und Nicht-Deutsche ausgewiesen wirdund nicht gänzlich auf Zahlen verzichtet werdenkann, ist deshalb bei der Betrachtungsweise desZahlenmaterials zu berücksichtigen, dass dies nichtmit der sozialen Wirklichkeit identisch ist.

4.1. Einbürgerungsanträge*

In den letzten fünfzehn Jahren (1985 bis 1999)stellten in Essen insgesamt 19.275 Personen einenAntrag auf Einbürgerung. Dies ist eine Erklärungdafür, dass die Anzahl der Nicht-Deutschen statis-tisch rückläufig ist, insbesondere bei der zahlenmä-ßig stärksten Gruppe der türkischen Staatsangehö-rigkeit. Diese wiederum sind diejenigen Einwohnerund Einwohnerinnen, die mit 6.936 Personen (36%aller Antragsteller bis 1999) auch die größte An-tragsgruppe darstellen.

Seit dem 01.01.2000 wird in Essen durchschnittlichfür 280 Personen im Monat ein Einbürgerungsan-trag gestellt. Im Jahr 2000 waren es insgesamt 3377 Anträge, davon 450 nach § 40b des Ausländer-gesetzes (Einbürgerungsanspruch von hier gebore-nen Kindern unter 10 Jahren) und 2.461 nach § 85(Einbürgerung nach achtjährigem rechtmäßigemAufenthalt).

Tab. 1: Einbürgerungsanträge von Nicht-Deutschen 1983 bis 2000 in Essen

196

1160

1693

2413

3463 3377

276 284275598

420660 787

22972335

2119

0

1000

2000

3000

4000

1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 50 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

4.2. Zuzug durch Aussiedler

Aussiedler sind den einheimischen Deutschen recht-lich gleich gestellt. So hoch die Bedeutung desPasses als Identifikations- und Zugehörigkeitssym-bol auch ist, so wenig sagt es über die jeweiligenpraktischen Eingliederungsprobleme und Orientie-rungsnotwendigkeiten, über Migrationserfahrungenund Unterschiede in Wertorientierungen und Le-bendweisen aus. In den letzten Jahren verzeichnenBetreuungsverbände starke Parallelen zwischenzuziehenden Aussiedlerfamilien und Ausländergrup-pen, die auf einen zunehmend schwieriger werden-den Immigrations- und Integrationsprozess hin-weisen.

Während die „Eingliederung“ von Aussiedlern biszum Ende der achtziger Jahre als weitgehend er-folgreich eingeschätzt wird, begründen im Laufe derneunziger Jahre eine Reihe von Entwicklungen eineVerschlechterung des Integrationsprozesses. Sie betreffen die gesetzlichen und gesellschaftlichenRahmenbedingungen (Kriegsfolgen-Bereinigungs-gesetz 1993, Reduzierung der Eingliederungsleis-tungen, abnehmende Akzeptanz der Bevölkerunggegenüber Zuwanderern) ebenso wie die mitge-brachten Voraussetzungen auf Seiten der Aussiedler

(z.B. gemischt-nationale Familien, mit geringenSprachkompetenzen in der deutschen Sprache).Risikofaktoren wie Arbeitslosigkeit, Isolierung durchunfreiwillige Wohnquartiere, schlechtere Bildungs-und Ausbildungschancen und Altersarmut beein-flussen den Integrationsprozess analog zu demanderer Zuwanderungsgruppen. Der Ausbau derinterkulturellen Orientierung in der Stadt Essen solldementsprechend auch die Belange von Aussiedler-gruppen berücksichtigen.

Insgesamt leben in Essen rund 17.900 Aussiedler.Diese nachweislich erfasste Anzahl beziehtDeutschstämmige mit ihren Ehepartner und Ab-kömmlinge in gerader Linie (§4/7 Bundesvertriebe-nen- und Flüchtlingsgesetz) ein. Nicht erfasst wer-den Familienangehörige (z.B. Schwiegersöhne), dieunter das Ausländergesetz fallen und anerkannteAussiedler, die vor 1996 im Rahmen von Umzügenaus anderen bundesdeutschen Städten (Zuwei-sungsgesetz) nach Essen zugezogen sind. Bis 1993 kamen Essener Aussiedlerfamilien mehr-heitlich aus Polen; in den letzten Jahren stellenDeutsche mit ihren Familienangehörigen aus denNachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion diegrößte Zuzugsgruppe.

Tab. 2: Übersicht der Aussiedler nach 2. Staatsangehörigkeit zum 31.12.2000

2. Staatsangehörigkeit AnzahlPolen 12 699

Ehem. UdSSR 3 951Rumänien 282

Serbien, Kosovo, Montenegro 604Kroatien 61

Bosnien, Slowenien, Makedo-nien

102

Tschechoslowakei 76Ungarn 78

Bulgarien 41Albanien/ China 24

gesamt 17 918

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 51 von 59

4.3. Geburten

In 1999 wurden insgesamt 4.949 Kinder von EssenerEinwohnerinnen geboren, im Jahr 2000 waren esinsgesamt 4.679 Kinder. Nach Nationalität, die sichbei Verheirateten an der Staatsangehörigkeit desVaters und bei nichtehelichen Kindern nach der

Staatsangehörigkeit der Mutter richtet, beträgt derAnteil der Nicht-Deutschen Kinder in 1999 an derGesamtzahl der Geburten 22,7 % und in 2000 21,7 % (Angaben St.A.12-3).

Tab. 3: Lebendgeborene 1999 und 2000 in Essen

Jahr Lebendgeborene absolut(ohne Ortsfremde)

davon Deutsche Nicht-Deutsche Anteil in %

1999 4 949 3 823 1 126 22,7

2000 4 679 3 665 1 014 21,7

Im Vergleich zum Jahr 1999 sind im Jahre 2000zwar weniger Geburten nicht deutscher Kinder zuverzeichnen. Diese Zahl kommt aber auf Grund derÄnderungen im Staatsangehörigkeitsrecht zustande.Die Zahl der Geburten in Migrantenfamilien hat sichhingegen nicht verringert.Ein Einblick in die Geburten nach Staatsangehörig-keit für das Jahr 1999 ergibt, dass von den 1.127

geborenen nichtdeutschen Kindern 35,9% türki-scher Nationalität sind, bei 8,6 % die Nationalitätungeklärt ist, 7,9% die jugoslawische und 7,4% dielibanesische Nationalität besitzen. Eine vergleich-bare Statistik für das Jahr 2000 liegt zur Zeit nichtvor.

Tab. 4: Nichtdeutsche Lebendgeborene nach ihrer StaatsangehörigkeitAngaben für 1999 (ohne Ortsfremde)

Türkei ungeklärt Libanon Marokko Griechen-land

Sri Lanka Italien sonstige gesamt

404 97 83 42 39 35 33 303 1 036

Nach Angaben des Standesamtes Essen erhielten imJahr 2000 insgesamt 348 Neugeborene nach demneuen Staatsbürgerschaftsrecht die deutsche

Staatsbürgerschaft, 21 Anträge aus 2000 befindensich noch im laufenden Verfahren und werden erstin 2001 entschieden.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 52 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

4.4. Essener Einwohnerstand- und Prognose nach Altersgruppen

Auf der Grundlage der Einwohnerdaten von 1991wurde im August 1992 eine gemeinsame kleinräu-mige Bevölkerungsprognose für die Region M E Overöffentlicht. Diese Prognose wurde für den Zeit-raum 1992 bis 2005 erstellt und wird derzeit unterder Federführung der Stadt Mülheim a. d. Ruhr neuerarbeitet. Obgleich eine bevölkerungsorientierteFortschreibung der Entwicklung der Vergangenheit

in die Zukunft Trendwendungen wie zum Beispielden Zuzug durch ausländische Arbeitskräfte oderGesetzesänderungen wie das neue Staatsbürger-schaftsrecht nicht berücksichtigen können, bestehtdennoch eine relative Übereinstimmung der Prog-nose mit den aktuellen Zahlen. Dabei werden die für2005 prognostizierten Zahlen für Essen allerdingsschon jetzt erreicht.

Tab. 5: Essener Einwohnerstand- und Prognose nach Altersgruppen

Alter Gesamtbevölkerung darunterDeutsche Nicht-Deutsche

absolut in % absolut in % absolut in %

Bevölkerungsstand zum 31.12.200000-05 30 871 5,2 26 217 4,8 4 654 8,406-14 51 926 8,7 44 721 8,3 7 205 13,015-44 234 481 39,3 204 036 37,7 30 445 54,945-64 159 962 26,8 149 162 27,6 10 800 19,5ab 65 119 030 20,0 116 731 21,6 2 299 4,2

insgesamt 596 270 100,0 540 867 100,0 55 403 100,0

Prognose 200000-05 34 374 5,6 26 398 4,8 7 976 12,706-15 62 705 10,2 51 894 9,4 10 811 17,216-44 237 733 38,8 207 119 37,7 30 614 48,845-64 163 584 26,7 152 078 27,6 11 506 18,3ab 65 114 487 18,7 112 580 20,5 1 907 3,0

insgesamt 612 883 100,0 550 069 100,0 62 814 100,0

Prognose 200500-05 31 189 5,2 22 971 4,3 8 218 12,306-15 61 639 10,3 49 345 9,3 12 294 18,516-44 226 762 38,1 195 238 36,9 31 524 47,345-64 158 035 26,5 145 905 27,6 12 130 18,2ab 65 118 428 19,9 115 950 21,9 2 478 3,7

insgesamt 596 053 100,0 529 409 100,0 66 644 100,0

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 53 von 59

Die Jahrgangszuordnung zwischen Bestand undPrognose ist für einem Jahrgang nicht deckungs-gleich (Bestand 06-14 Jahre und Prognose 06-15Jahre) und die Zahlen weichen hier von einander ab.Die relative Deckungsgleichheit zwischen dem Be-völkerungsstand zum 31.12.2000 und dem prog-nostizierten Stand für das Jahr 2005 lässt die Ver-

mutung zu, dass der Einwohnerverlust der Überal-terungsprozess und Geburtenrückgang schnellervoranschreitet, als erwartet. Die Differenzierung nach Altergruppen bestätigt,dass die Zuwanderungsbevölkerung im Durchschnittjünger (über 21% sind unter 15 Jahre alt) ist, als diedeutsche Bevölkerung (20% sind über 65 Jahre).

4.5. Schülerverteilung und Schulerfolg

Daten zur Bildungsstatistik aus den Schuljahren1995/96 und 2000/2001 sind hier auf der Basis derallgemeinen Schuldaten nach ausgewählten Staats-angehörigkeiten zusammengestellt und erläutert.

Tabelle 6: Verteilung der Schüler/innen anGrundschulen

Tabelle 7: Besuch deutscher und nicht-deutscher Schüler/innen an all-gemeinbildenden Schulen

Grafik 3: Verteilung nicht-deutscher Schü-ler/innen an allgemeinbildendenSchulen in 2000/2001

Grafik 4: Verteilung deutscher Schü-ler/innen an allgemeinbildendenSchulen in 2000/2001

Tabelle 8: Verteilung deutscher Schü-ler/innen an allgemeinbildendenSchulen in 2000/2001

Tabelle 9: Verteilung an Sonderschulen imVergleich zu 1995/96 nach aus-gewählten Nationalitäten

Tabelle 10: Verteilung der Schüler/innen anallgemeinbildenden Schulen nachausgewählter Nationalität1995/96 (ohne Grund- und Son-derschulen)

Tabelle 11: Verteilung der Schüler/innen anallgemeinbildenden Schulen nachausgewählter Nationalität2000/2001 (ohne Grund- undSonderschulen)

Grafik 5: Abgänger mit HochschulreifeGrafik 6: Abgänger ohne Schulabschluss

Diese Daten sind jedoch nur mit Vorbehalt statis-tisch aussagekräftig. Eine nach Staatsangehörigkeitaufgebaute Statistik erfasst weder die eingebür-gerten Familien noch die inzwischen nicht unerheb-liche Zahl der Spätaussiedlerkinder, deren schulischeIntegration sich teilweise ähnlich problematischdarstellt. Staatsangehörigkeit ist keine pädagogi-sche Kategorie und spielt von daher in Bezug aufSchullaufbahnerfolge eine untergeordnete Rolle. Alswichtige Zugangsvoraussetzung für eine erfolgrei-che schulische Laufbahn hat sich in schulischerHinsicht die Beherrschung der deutschen Spracheherausgestellt. Statistiken, die - wie in anderenStaaten oder Bundesländern (beispielsweise in Ber-lin), nach der Muttersprache der Kinder fragen,wären in dieser Hinsicht vollständiger und auf-schlussreicher. Darüber hinaus sind unabhängig von Sprache undMigrationshintergrund andere Indikatoren wieSchichtzugehörigkeit und gesellschaftliche Partizi-pation anzunehmen.Bei einer Analyse des statistischen Datenmaterialswird deutlich:Über den dargestellten 5jährigen Zeitraum hinweglassen sich keine wesentlichen Verbesserungen derBildungsbeteiligung von Kindern und Jugendlichenaus Migrantenfamilien ablesen. Das heißt in derKonsequenz: der im interkulturellen Konzept derStadt Essen deklarierte Handlungsbedarf bestehtnach wie vor. Nachhaltige Wirksamkeit von Hand-lungskonzepten ist nicht über einen kurzen Zeit-raum zu erzielen und nur mit dem Blick auf diegesamt-gesellschaftliche Integration von Migran-tenfamilien. Der ganzheitliche Ansatz des Interkul-turellen Konzepts der Stadt Essen wird damit bestä-tigt.

(Alle angegebenen Zahlen sind der amtlichen Schulstatistik entnommen und von der RAA/Büro für interkulturelleArbeit bearbeitet )

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 54 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Grundschulbesuch

Tab. 6: Verteilung der deutschen und nicht-deutschen Schüler/innen an Grundschulenim Schuljahr 2000/2001 und 1995/1996

Staatsangehörigkeit Gesamtzahl 2000/2001 Gesamtzahl 1995/96

absolut % an gesamt absolut % an gesamtdeutsch 19 344 81,5 % 16 431 81,7 %

nicht-deutsch 4 388 18,4 % 3 679 18,2 %Quelle: amtliche Schulstatistik Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Tab. 7: Verteilung der Schüler/innen an Grundschulen im Schuljahr 2000/2001 und1995/1996Nach ausgewählten Nationalitäten

Staatsangehörigkeit Gesamtzahl 2000/2001 Gesamtzahl 1995/96

absolut % an gesamt absolut % an gesamt4 388 100% 3 679 100%

afghanisch 158 3,60% 186 5,06%ehemals jugoslawisch* 388 8,84% 521 14,16%

griechisch 120 2,73% 107 2,91%iranisch 106 2,42% 75 2,04%

italienisch 72 1,64% 91 2,47%libanesisch 688 15,68% 552 15,00%

marokkanisch 147 3,35% 146 3,97%polnisch 88 2,01% 74 2,01%spanisch 40 0,91% 54 1,47%türkisch 1 823 41,55% 1468 39,90%sonstige 758 17,27% 405 11,01%

*Anmerkung: Der Begriff "ehemals jugoslawisch" wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den Daten des Schuljahres1995/96 verwendet. Unter diesem Ausdruck ist für das Schuljahr 2000/20001 nach Nationalität zusammengefasst: bos-nisch-herzegowinisch, jugoslawisch und kroatisch/slowenisch.

Quelle: amtliche Schulstatistik Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Aus der Tabelle 7 wird ersichtlich, dass im Grund-schulbereich im Durchschnitt ca. jedes 5. Kind auseiner Migrantenfamilie mit nichtdeutscher Staats-angehörigkeit kommt. Kulturell heterogene Zusam-mensetzung der Schülerschaft in der Primarstufe istin den meisten Schulen der Alltag und nicht Aus-nahme. Die türkischen Kinder bilden mit 41,55 %unter den Migrantenkindern die größte Gruppe,

gefolgt von den libanesischen Kindern mit 15,68 %und der Gruppe der Kinder aus dem ehemaligenJugoslawien mit 8,84 %. Die folgenden Tabellen machen deutlich wie unter-schiedlich sich die Partizipation an Bildung undBildungserfolg für die Deutschen und Nicht-deutschen bzw. verschiedenen Migrantengruppendarstellt.

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 55 von 59

Besuch deutscher und nicht-deutscher Schüler/innen an weiterführenden Schulen in Essen

Tab. 8: Verteilung deutscher und nicht-deutscher Schüler/innen an den weiterführen-den Schulen in Essen 2000/2001 (ohne Grundschulen)

Sonderschulen Hauptschulen Realschulen Gymnasien Gesamtschulen insgesamt

Deutsche 2326 3729 7817 17539 6732 38143

Nicht-Deutsche 900 1426 877 1001 1679 5883

gesamt 3226 5155 8694 18540 8411 44026Quelle: amtliche Schulstatistik Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Grafik 3: Verteilung nicht-deutscher Schüler/innen an allgemeinbildenden Schulen in2000/2001

Grafik 4: Verteilung deutscher Schüler/innen an allgemeinbildenden Schulen in2000/2001

Quelle: amtliche Schulstatistik Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Sonderschulen15%

Hauptschulen24%

Realschulen15%

Gymnasien17%

Gesamtschulen29%

Sonderschulen6% Hauptschulen

10%

Realschulen20%

Gymnasien46%

Gesamtschulen18%

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 56 von

Der Anteil nicht-deutscher Schüler/Innen an Son-derschulen, Hauptschulen und Gesamtschulen fälltüberproportional höher aus, während ihr Anteil amGymnasium mit 17% eklatant gering ist. Das heißt,dass die Bildungschancen der nicht-deutschenSchüler/Innen an den weiterführenden Schuleneiner deutlich verbessert werden müssen.

Zu einer differenzierteren Aussage gelangt mandurch die Betrachtung nach nationalitätenspezifi-scher Beteiligung an den unterschiedlichen Schul-formen und den Bildungsabschlüssen. Die Staatsan-gehörigkeit dient dabei nur als Hilfsindikator fürsoziale Schicht.

Tab. 9: Verteilung der Schüler/innen an weiterführenden Schulen nach ausgewählter Nationalität2000/01 (ohne Grund- und Sonderschulen)

Staatsangehörigkeit Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschulegesamt absolut % absolut % absolut % absolut %

deutsch 38143 3729 9,78% 7817 20,49% 17539 45,98% 6732 17,65%afghanisch 250 36 14,40% 48 19,20% 47 18,80% 95 38,00%

ehemals jugosla-wisch*

378 134 35,45% 36 9,52% 31 8,20% 55 14,55%

Griechisch 176 24 13,64% 38 21,59% 46 26,14% 57 32,39%iranisch 217 22 10,14% 32 14,75% 113 52,07% 46 21,20%

italienisch 133 32 24,06% 21 15,79% 28 21,05% 35 26,32%libanesisch 713 285 39,97% 33 4,63% 8 1,12% 111 15,57%

marokkanisch 221 59 26,70% 30 13,57% 14 6,33% 81 36,65%polnisch 174 27 15,52% 34 19,54% 63 36,21% 37 21,26%spanisch 89 11 12,36% 19 21,35% 27 30,34% 28 31,46%türkisch 2142 508 23,72% 319 14,89% 233 10,88% 800 37,35%sonstige 1508 288 19,10% 385 25,53% 391 25,93% 334 22,15%

*Anmerkung: Der Begriff "ehemals jugoslawisch" wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den Daten des Schuljahres 1995/96 verwendet.Unter diesem Ausdruck ist für das Schuljahr 2000/20001 nach Nationalität zusammengefasst: bosnisch-herzegowinisch, jugoslawisch undkroatisch.Quelle: amtliche Schulstatistik Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 57 von 59

Tab. 10: Verteilung der Schüler/innen an weiterführenden Schulen nach ausgewählter Nationa-lität 1995/96 (ohne Grund- und Sonderschulen)

Hauptschule Realschule Gymnasium GesamtschuleStaatsange-

hörigkeitgesamt absolut % absolut % absolut % absolut %

deutsch 36 160 3 813 10,54% 6 998 19,35% 16 903 46,75% 6 110 16,90%afghanisch 157 51 32,48% 27 17,20% 40 25,48% 30 19,11%

ehemals ju-goslawisch*

725 243 33,52% 124 17,10% 144 19,86% 142 19,59%

griechisch 209 29 13,88% 26 12,44% 55 26,32% 90 43,06%iranisch 169 17 10,06% 33 19,53% 79 46,75% 32 18,93%

italienisch 144 38 26,39% 28 19,44% 27 18,75% 40 27,78%libanesisch 472 198 41,95% 16 3,39% 2 0,42% 40 8,47%marokka-

nisch281 96 34,16% 30 10,68% 25 8,90% 88 31,32%

polnisch 193 46 23,83% 32 16,58% 58 30,05% 39 20,21%spanisch 106 14 13,21% 17 16,04% 38 35,85% 31 29,25%türkisch 2 042 670 32,81% 210 10,28% 246 12,05% 643 31,49%sonstige 836 147 17,58% 114 13,64% 322 38,52% 194 23,21%

*Anmerkung: Der Begriff "ehemals jugoslawisch" wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den Daten des Schuljahres 1995/96 verwendet.Unter diesem Ausdruck ist für das Schuljahr 2000/20001 nach Nationalität zusammengefasst: bosnisch-herzegowinisch, jugoslawisch undkroatisch.Quelle: amtliche Schulstatistik Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Tab. 11: Verteilung an Sonderschulen im Vergleich zu 1995/96 nach ausgewählten Nationalitäten

Staatsangehörigkeit Gesamtzahl2000/01

Sonderschule 2000/01 Gesamtzahl1995/96

Sonderschule 1995/96

absolut % an gesamt absolut % an gesamtdeutsch 38 143 2 326 6,10% 36160 2 336 6,46%

afghanisch 250 24 9,60% 157 9 5,73%ehemals jugoslawisch* 378 122 32,28% 725 72 9,93%

griechisch 176 11 6,25% 209 9 4,31%iranisch 217 4 1,84% 169 8 4,73%

italienisch 133 17 12,78% 144 11 7,64%libanesisch 713 276 38,71% 472 216 45,76%

marokkanisch 221 37 16,74% 281 42 14,95%polnisch 174 13 7,47% 193 18 9,33%spanisch 89 4 4,49% 106 6 5,66%türkisch 2 142 282 13,17% 2042 273 13,37%sonstige 1 508 110 7,29% 836 59 7,06%

*Anmerkung: Der Begriff "ehemals jugoslawisch" wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den Daten des Schuljahres 1995/96 verwendet.Unter diesem Ausdruck ist für das Schuljahr 2000/20001 nach Nationalität zusammengefasst: bosnisch-herzegowinisch, jugoslawisch undkroatisch.Quelle: amtliche Schulstatistik Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Seite 58 von 59 Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Am Beispiel der Sonderschule lässt sich die unglei-che Verteilung und schulische Benachteiligung derverschiedenen Staatsangehörigkeiten besonders gutablesen:38,71% aller libanesischen Kinder (mehr als einDrittel) besucht die Sonderschule. Von schulischerSegregation bedroht ist im besonderen Maße e-benfalls die Gruppe der Schüler/Innen aus demehemaligen Jugoslawien mit einem Anteil von

32,28%. Bei einem Rückgang der absoluten Zahlenum nahezu 50% ist der Prozentsatz 3mal so hochvon 1995/96 auf 2000/01 gestiegen. Bei gleichzeiti-ger Rückkehr der Bürgerkriegsflüchtlinge nachBosnien und Kroatien ist der Verbleib und weitereZuzug von Roma-Familien unverändert geblieben. Im Vergleich zu deutschen Kindern sind die türki-schen Kinder mehr als doppelt so häufig in Sonder-schulen vertreten.

Bildungsabschlüsse

Grafik 5: Abgänger ohne Hochschulabschluss

Quelle: amtliche Schulstatistik Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Grafik 6: Abgänger mit Schulabschluss

Quelle: amtliche Schulstatistik Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

2,7 4,6 6,3

20,4

0,0 0,0

16,16,6

11,8 8,6

37,3

15,3

010203040

deuts

ch

griec

hisch

italie

nisch

ehem

als-j..

.

polni

sch

span

isch

türkis

ch

marokk

anisc

h

afgha

nisch

iranis

ch

liban

esisc

h

sons

tige

9,8

37,5

55,6

13,320,0

37,530,6

26,2

6,6 2,9 1,2 0,00

102030405060

deuts

ch

griec

hisch

italie

nisch

ehem

als-ju

gosla

wi...

polni

sch

span

isch

türkis

ch

marokk

anisc

h

afgha

nisch

iranis

ch

liban

esisc

h

sons

tige

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Seite 59 von 59

Die Hochschulreife als Zugangsvoraussetzung inakademische Berufe und universitäre Ausbildungerreichen ca. 30 % aller deutschen Schüler, währendaus der größten Migrantengruppen der türkischenStaatsangehörigen beispielsweise nur 9,8 % dieHochschulreife erlangt. Der niedrigste Anteil liegt(außer bei der Kategorie Sonstige) bei der Gruppeder libanesischen Schüler. Dass die KategorieStaatsangehörigkeit allein kein Indiz für schulischeBenachteiligung darstellt, zeigt auch hier ganzdeutlich die Beteiligung der Spanier, Italiener undIraner, deren Abschlüsse mit Hochschulreife sogarbedeutend über dem Anteil der deutschen Schüler-schaft liegen.

Analog zu dieser statistischen Übersicht korrelierendie Zahlen der Schulabgänger ohne Schulabschluss.Damit wird deutlich, dass einzelne Migrantengrup-pen in besonderem Maße von Bildungsabschlüssenund damit häufig auch vom Zugang zum Arbeits-markt und höher qualifizierten Berufen ausge-schlossen werden. Dies betrifft die in Essen gebore-nen und aufgewachsenen Kinder von Eltern libane-sischer Herkunft, Jugendliche aus dem ehemaligenJugoslawien (häufig Kinder aus Roma-Familien).Aber auch türkische Jugendliche liegen mit einemAnteil von 16,1% erheblich über dem vergleichba-ren Durchschnitt.