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(Internet) Ijon Tichy: Raumpilot (tsch) So ähnlich muss sich die Entführung durch Außerirdische anfühlen. Diese neue Science-Fiction-Reihe tut so, als habe es in den letzten 40 Jahren keine Neuerungen in der visualisierenden Technik gegeben: "Ijon Tichy: Raumpilot" reitet in seiner Rakete, die von innen aussieht wie eine Altbauwohnung in Berlin und von außen wie der Perkulator einer Kaffeekanne, durch die Galaxie und voll auf der Retro-Welle. Dabei erzählt er für jeweils 15 Minuten mit osteuropäischem Akzent Käpt'n-Blaubär- artige Geschichten für die Großen. Sechs schön schräge und überirdisch gute Episoden, die das ZDF da in der Reihe "Kleines Fernsehspiel / quantum" ins Programm beamt. "Bin ich Ijon Tichy: Raumpilot, galaktisches Diplomat, Entdecker - äh - Held von Kosmos!" Diese eigenwillige Syntax könnte demnächst in Insider-Kreisen ihr Echo finden wie einst der Erkan-und-Stefan-Sprech auf den Schulhöfen. Denn in der in mehrerlei Hinsicht fantastischen Serie aus deutscher Produktion reden eigentlich alle so. Bis auf die von Nora Tschirner gespielte Analoge Halluzinelle. Bis auf wen?! In der ersten Episode bastelt Ijon Tichy (Oliver Jahn), der sich immer zu helfen weiß, an "elektrisches Kollege", "damit ich nicht mehr machen musste immer alles alleine in Rakete." Ergebnis ist das hübsche holografische Bild einer jungen Dame, die aussieht, als sei sie direkt von der Mutter deutscher Fernseh-Raumfähren, der "Orion", herbeigebeamt worden. Ja, das Zweite hat durchaus mehr zu bieten als Pilcher und "Rosenheim- Cops": "quantum", das ZDF-Laboratorium für Formatentwicklung der Redaktion "Das kleine Fernsehspiel", will Platz bieten für innovatives Bildschirmvergnügen. Oliver Jahn, Student der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, spielt nicht nur die Hauptrolle, er schrieb auch die Drehbücher und führte neben seinen Studienkollegen Randa Chahoud und Dennis Jacobsen Regie bei den skurrilen Weltraumabenteuern. Deren Kulissen erinnern ebenso an "Raumschiff Enterprise" wie an die "Fraggles". Die Requisiteure müssen ihre helle Freude daran gehabt haben, Darsteller mit Hilfe von Lampenschirmen oder Wasserkanistern als Außerirdische zu verkleiden und aus Haushaltsgegenständen Maschinen zu basteln - wie Kinder, die sich mit dem Verfügbaren behelfen und dabei ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Zur 60er-Jahre-Ästhetik passt auch der Soundtrack.

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Ijon Tichy: Raumpilot(tsch) So ähnlich muss sich die Entführung durch Außerirdische anfühlen.Diese neue Science-Fiction-Reihe tut so, als habe es in den letzten 40Jahren keine Neuerungen in der visualisierenden Technik gegeben: "IjonTichy: Raumpilot" reitet in seiner Rakete, die von innen aussieht wie eineAltbauwohnung in Berlin und von außen wie der Perkulator einerKaffeekanne, durch die Galaxie und voll auf der Retro-Welle. Dabei erzählter für jeweils 15 Minuten mit osteuropäischem Akzent Käpt'n-Blaubär-artige Geschichten für die Großen. Sechs schön schräge und überirdischgute Episoden, die das ZDF da in der Reihe "Kleines Fernsehspiel /quantum" ins Programm beamt.

"Bin ich Ijon Tichy: Raumpilot, galaktisches Diplomat, Entdecker - äh -Held von Kosmos!" Diese eigenwillige Syntax könnte demnächst inInsider-Kreisen ihr Echo finden wie einst der Erkan-und-Stefan-Sprech aufden Schulhöfen. Denn in der in mehrerlei Hinsicht fantastischen Serie ausdeutscher Produktion reden eigentlich alle so. Bis auf die von NoraTschirner gespielte Analoge Halluzinelle. Bis auf wen?! In der erstenEpisode bastelt Ijon Tichy (Oliver Jahn), der sich immer zu helfen weiß, an"elektrisches Kollege", "damit ich nicht mehr machen musste immer allesalleine in Rakete." Ergebnis ist das hübsche holografische Bild einerjungen Dame, die aussieht, als sei sie direkt von der Mutter deutscherFernseh-Raumfähren, der "Orion", herbeigebeamt worden.

Ja, das Zweite hat durchaus mehr zu bieten als Pilcher und "Rosenheim-Cops": "quantum", das ZDF-Laboratorium für Formatentwicklung derRedaktion "Das kleine Fernsehspiel", will Platz bieten für innovativesBildschirmvergnügen. Oliver Jahn, Student der Deutschen Film- undFernsehakademie Berlin, spielt nicht nur die Hauptrolle, er schrieb auchdie Drehbücher und führte neben seinen Studienkollegen Randa Chahoudund Dennis Jacobsen Regie bei den skurrilen Weltraumabenteuern. DerenKulissen erinnern ebenso an "Raumschiff Enterprise" wie an die"Fraggles". Die Requisiteure müssen ihre helle Freude daran gehabthaben, Darsteller mit Hilfe von Lampenschirmen oder Wasserkanistern alsAußerirdische zu verkleiden und aus Haushaltsgegenständen Maschinen zubasteln - wie Kinder, die sich mit dem Verfügbaren behelfen und dabeiihrer Fantasie freien Lauf lassen. Zur 60er-Jahre-Ästhetik passt auch derSoundtrack.

So werden in scheinbarer Einfachheit der Mittel absurde und teils auchphilosophische kleine Geschichten von fremden Planeten, kaputter"Schlafbettmaschine" oder "Schleife aus Zeit" erzählt, die die üblichenSphären von Raum, Zeit und Vorstellungskraft sprengen. LiterarischeGrundlage dieser experimentellen Reihe sind die "Sterntagebücher" despolnischen Science-Fiction-Autors Stanislaw Lem, die hier frei bearbeitetund weiterentwickelt wurden. Am Ende jeder Folge beschwert sich IjonTichy, der sich redlich abrackert, die Leute würden ihm seine Geschichtennicht abnehmen: "Menschen glauben lieber größten Blödsinn als wahreTatsachen." Welches Ufo das auch immer ist, das uns da während derkommenden Montagnächte streifen wird - es hat Kultpotenzial!

Petra Fürst, 6.3.07

(Internet)

Der galaktische ZimmergenosseEin Making Of von "Ijon Tichy: Raumpilot" (ab Montag, 26.03., 0.25 Uhr,ZDF)

(tsch) Oliver Jahn wurde vor über einem Jahr aus seiner Berliner Wohnungvon einem galaktischen Diplomaten vertrieben. Doch der Student derDeutschen Film- und Fernsehakademie Berlin machte dem kosmischenHelden gerne Platz, schließlich handelt es sich um keinen Geringeren als"Ijon Tichy: Raumpilot". Zusammen mit seinen zwei Kommilitonen DennisJacobsen und Randa Chahoud drehte er die Science-Fiction-Serie, die dasZDF ab 26. März immer montags zu später Stunde zeigt, in den eigenenvier Wänden, bevor diese aus allen Nähten platzte. Jahn zog dieKonsequenzen: Er überließ dem außerirdischen Zimmergenossen das Feldund nahm sich eine neue Wohnung. Der Rückzug hat sich gelohnt.Entstanden sind sechs schön schräge und überirdisch guteEpisoden.Schuld an allem ist der im vergangenen Jahr verstorbenepolnische Schriftsteller Stanislaw Lem. Er ist der Erfinder des"Weltraummünchhausens" Ijon Tichy. Seine "Sterntagebücher"inspirierten die drei Studenten bereits 1998 zu zwei Verfilmungen. "Wirdrehten damals im Glauben, dass das nie jemand zu Gesicht bekommenwird", erinnert sich Oliver Jahn. "Projekte, die man mit solch einerLockerheit angeht, werden dann meist etwas Besonderes." Die filmischenAbenteuer hinterließen bei Filmfesten trotz aller anfänglichenImprovisation bleibenden Eindruck und veranlassten die Studenten dazu,dem galaktischen Helden im Rahmen der Abschlussarbeit von DennisJacobsen eine ganze Serie zu widmen. Die Regiearbeit teilten sich die dreiFilmemacher. Oliver Jahn übernahm selbst die Hauptrolle, lieferte dasDrehbuch - und stellte seine gesamte Kücheneinrichtung zur Verfügung.

"Die Küche, wie sie in der Serie zu sehen ist, ist original meine, und diegesamten Gegenstände, die auf Ijon Tichys Steuerpult stehen, sind Dingeaus meinem Bastelschrank. Wir haben nichts von irgendeinem Flohmarktholen müsse. Ich hatte bereits das meiste zu Hause." Jahn erinnert sichgerne an die mehrmonatigen Dreharbeiten.

Schließlich konnte er bei diesem Projekt zwei Leidenschaften miteinanderverbinden: "Bevor ich anfing, Film zu studieren, machte ich eineAusbildung zum Elektroniker. Die ganze Zeit schlugen zwei Herzen inmeiner Brust: Technik oder Kunst."

Darsteller wurden mit Hilfe von Lampenschirmen oder Wasserkanistern alsAußerirdische verkleidet. Aus Haushaltsgegenständen bastelten dieMacher Maschinen. Die Kulissen wirken wie eine Mischung aus "RaumschiffOrion" und den "Fraggles". "Dieser trashige Look entsteht dadurch, dass

wir bewusst Modelle wählten, die auch als solche erkannt werden", erklärtOliver Jahn. Ijon Tichys Rakete ist zweifelsohne eine Kaffeekanne. Billiggemacht ist der Trash jedoch nicht: "Wir arbeiteten mit den gleichenTechniken, die große Science-Fiction-Produktionen auch verwenden. DieAufnahmen entstanden in einem aufwändigen Blue-Box-Verfahren mitanschließender Computerbearbeitung. Dadurch entstand ein völligneuartiger Look." Nostalgie darf dennoch aufkommen, wenn den Anfängendes Genres gehuldigt wird. "'Odyssee im Weltraum' von Stanley Kubrickaus dem Jahre 1968, bei dem ebenfalls mit Modellen gearbeitet wurde,hat eine enorme Lebendigkeit. Das ist durch eine 3-D Computeranimationeinfach nicht zu ersetzen", schwärmt Jahn.

Schwieriger als das technische Know-how waren die sprachlichenVerrenkungen des Titelhelden zu koordinieren. Oliver Jahn nennt IjonTichy liebevoll einen "Grammatikakrobaten mit osteuropäischem Akzent".Die eigenwillige Syntax ("Bin ich galaktisches Diplomat, Entdecker - äh -Held von Kosmos!") soll jedoch nicht als bloße Anspielung auf dengeistigen Vater polnischer Herkunft verstanden werden. "Seine neuenWortkreationen, wie zum Beispiel die des 'Staubigsaugers', und dieseSatzverdrehungen spiegeln seinen speziellen Charakter wider." Das zuerstauf "Deutsch" verfasste Drehbuch musste in einem langwierigen Prozessauf "Tichysch" umgeschrieben werden.

"Das kann nicht improvisiert werden wie bei Erkan und Stefan oder KayaYanar", erzählt der Hauptdarsteller, der zudem betont, dass derRaumfahrtpilot durchaus als Vorreiter von solchen Comedians angesehenwerden kann. "Wir setzten unsere Sprache bereits beim ersten Film 1998ein. Dialekt als humoristisches Element zu benutzen, wurde von denmeisten erst später entdeckt."

Der einzige Text, der ohne holprige Satzbauten auskam, war der von MTV-Moderatorin Nora Tschirner. Die von ihr gespielte Analoge Halluzinelle hatganz andere Probleme zu bewältigen. Als holografisches Bild einer jungenFrau greift sie durch Gegenstände hindurch und kann so unter anderemden Steuerknüppel des Raumschiffs nicht bedienen. Die 25-Jährige wardie Wunschbesetzung der drei Studenten. "Die Rolle ist schon sehr speziellund sie kann sie wunderbar ausfüllen." Überredet werden zu diesemExperiment musste Nora nicht: "Wir schickten ihr die Bücher zu und siezeigte sofort Interesse. Da gab es kein Hin und Her. Die Zusammenarbeithat von Anfang an gut funktioniert." Zufrieden ist Oliver Jahn, dessen Frauebenfalls im Fernsehgeschäft arbeitet, auch mit dem Sendeplatz. "Wirlaufen vor den Spätnachrichten." Gewünscht hätten sich die Macherinsgeheim eine prominentere Uhrzeit vor dem ZDF-Montagskino. Dochvielleicht wird er mit seinem nächsten Projekt aus den nächtlichenProgrammtiefen emporsteigen. Im Juli beginnen die Dreharbeiten zuJahns erstem Kinofilm: "Bei einer paranoiden Familie aus Norddeutschland

schlägt ein Eisklotz ins Dach ein. Daraufhin ziehen sie sich in einenverwaisten Atombunker im Garten zurück." Hört sich wieder nach Science-Fiction an - ist es aber nicht.Teleschau, 1.3.07

(Internet)

Witzige Mini-Serie frei nach Lem-Was noch nie ein vernünftiger Mensch gesehen hat

Es ist das irrwitzigste, lustigste und seltsamste Stück Fernsehen, das seitlangem über den Äther ging. Oder wie soll man es nennen, wenn einRaumfahrer im Feinrippunterhemd vom Gartenstuhl aus seine Raketesteuert, die innen wie eine Berliner Altbauwohnung und außen wie eineBistrokaffeekanne aussieht? Obendrein spukt dort eine Analoge Haluzinelleherum, eine Frau im Minikleid so kurz wie das von Lieutenant Uhuradamals auf Raumschiff Enterprise. Nur ist die Haluzinelle (Nora Tschirner)durchsichtig, weil ein Hologramm, das aus einer Spülmaschine geborenwurde. Mit so viel absurdem Humor kann es im deutschen Fernsehen nurnoch Sponge Bob aufnehmen.Man fragt sich, mit welcher spacigen Cocktail sich die Macherabgeschossen haben, um auf solche Geschichten zu kommen. Tatsächlichsteht der große Science-Fiction Autor Stanislaw Lem dahinter. Bei seinen„Sterntagebüchern“ bedienten sich drei Studenten der Film- undFernsehakademie Berlin, als sie einst Stoff für einen Übungsfilm suchten.Der lief sehr gut auf Festivals und brachte es bei der Science-Fiction-Gemeinde zum Kultfilm.Als sie ihr Studium beendet hatten, sprach einer der Regisseure beim ZDFmit einem neuen Drehbuch vor, und so wurde die Redakteurin Annedorevon Donop auf den Raumfahrer Ijon Tichy aufmerksam. Es ist ihrVerdienst, dass die neuen Folgen ebenso kraus sein dürfen wie damals derStudentenfilm.Ausgestrahlt werden sechsmal 15 Minuten ab 26. März wöchentlich gegenMitternacht mit einer Pause am Ostermontag.Bei der Produktion hat man nicht gegeizt. Mehrere Planetenoberflächen,die mit aufwendiger Tricktechnik animiert wurden, ergänzen daspreiswerte Set in der Wohnung von Hauptdarsteller und Co-RegisseurOliver Jahn. So kann Jahn alias Tichy auf der Suche nach einem Ersatzteilfür seine duseltronische Schlafmaschine auch auf dem PlanetenEnteropien landen. Dort herrscht mal wieder „Ström“. Ström? Alserfahrener Weltenbummler hält Tichy die Klappe („ich nicht lange frage“),bis er am eigenen Leibe erfährt, dass Ström ein Meteoriteneinschlag ist,der alles vaporisiert, bis sich das Vaporisierte in einer Blase aus grünemSchleim wieder neu zeugt. So unglaublich wie sich das anhört, sieht esauch aus. Zum Glück kommentiert Ijon Tichy das Geschehen aus dem Offin radebrechendem Deutsch, so dass man der rasanten Handlung geradenoch folgen kann. Die findige Kostümbildnerin, die ausVeledawischtüchern das Kleid der Haluzinelle nähte und aus umgedrehtenLederfußbällen den Kopf von Außerirdischen formte, trägt in genialerWeise zum Look des Films bei. Ihre Vorbilder sind nicht auf Raumschiff

Orion zu finden, sondern bei Monty Python, und genau diesen schräg-absurden Humor trifft „Ijon Tichy: Raumpilot“ mit ganz undeutscherLeichtigkeit.Wer jetzt neugierig geworden ist, braucht nicht bis zum 26. März zuwarten. Schon ab 19. März um 14 Uhr und dann immer eine Woche vorder nächste Folge geht „Ijon Tichy: Raumpilot“ online, passend zuminnovativen Charakter der Serie. Unter > www.ijontichy.zdf.de hält derSender ein zusätzliches Angebot bereit: Von einer Enzyklopädieaußerirdischer Rassen über Tichys Raketenhandbuch bis zu einem Spiel,bei dem jeder seine Geschicklichkeit als Raumpilot unter Beweis stellenkann.Oliver Jahn und seine Ko-Regisseure Randa Chahoud und Dennis Jacobsenmeisterten selbst allerlei Fährnisse beim Dreh. Den härtesten Tag hattensie im Magen eines Kulupen (Bewohner des Planeten Torkov), wo Jahn dieGesellschaft von eimerweise Tapetenkleister genoss. Auch die AnalogeHaluzinelle zickte herum. Sie zu drehen, dauerte viel länger als geplant,denn Haluzinellen lieben es, vor blauem Hintergrund gefilmt zu werden,damit man sie später im Computer durchsichtig machen kann. Genaueresist am 16. März 0:25 Uhr im Making of zu sehen. Bei erfolgreichem Startder Serie ist eventuell auch ein Spielfilm frei nach den Sterntagebüchernmöglich. Dann bewahrheitet sich, was Tichy am Ende der letzten Folge zuseiner Haluzinelle sagt: „Sind wir Held von Kosmos, werden machen nochviele gemeinsame Abenteuer.“

geschrieben von: Susanne Ehlerding, 14.3.07

Das 560-Tonnen-Koloss bei seinem Anflug auf den Frankfurter Flughafen – der Drehscheibe für die Erprobungsflüge des A380. Bild: dpa

Haben Sie als Kind gerne aus Schuhkartons undAlufolie Roboter gebastelt? Oder festliche Tisch-decken aus Papier geschnipselt? Herzlich will-kommen im Kosmos von „Ijon Tichy: Raumpi-lot“! Kreative Ausstatter haben für die Science-fiction-Serie eine verspielte Kulisse geschaffen,wie sie aufgeweckte Grundschüler nicht besserhinbekommen hätten: Außerirdische haben ei-nen umgedrehten Fußball auf dem Kopf, Kaffee-kannen können fliegen und Schraubenschlüsselauch! „Ich mache das, was ich früher schongerne gemacht habe: wilde Geschichten ausden-ken, altes Technik-Gerümpel zusammensuchen,alles aufbauen und den Helden des Kosmosspielen. Nur muss ich diesmal nicht um Acht insBett“, sagt Mit-Regisseur, Drehbuchautor undHauptdarsteller Oliver Jahn. Leider werden diesechs Folgen von „Ijon Tichy“ jedoch nicht zurkinderfreundlichen Sendezeit laufen, sondernerst gegen Mitternacht. Die 15-Minüter passennicht ins gängige ZDF-Sendeschema.

Oliver Jahn und seine Kommilitonen von derDeutschen Film- und Fernsehakademie Berlinhaben „Ijon Tichy“ nach der Lektüre der 1957erschienenen „Sterntagebücher“ des polnischenAutoren Stanislaw Lem ersonnen. Entdeckt wur-den die Filmstudenten von Annedore von Do-nop, die als Redakteurin beim „Kleinen Fernseh-spiel“ des ZDF immer nach Talenten späht unddie Miniserie produzieren ließ. Ihr Kollege Ale-xander Bickel spricht vollmundig davon, mit

„Ijon Tichy“ an „Raumpatrouille“ anknüpfen zuwollen. Der Vorspann nimmt die Bildspracheder legendären Serie aus dem Jahr 1966 auf.Der Vergleich, wenn er denn ernst gemeint seinsollte, beruht allerdings auf einem Missverständ-nis. Zwar arbeiteten auch die Ausstatter der„Raumpatrouille“ mit Alltagsgegenständen. DerGriff eines Bügeleisens diente als Steuerelementauf der Kommandobrücke des Schnellen Raum-kreuzers Orion, statt Asteroiden explodiertenKaffeebohnen, und wenn die Orion am Meeres-grund startete, erzeugte eine Brausetablette dennötigen Effekt. Dies allerdings sieht der Zu-schauer nur, wenn er es weiß, „Raumpatrouille“ist ernsthafte Science-fiction, „Ijon Tichy“ purerSpaß. Ko-Regisseurin und Kamerafrau RandaChahoud sagt: „Der Charme des Unperfektengibt uns die Freiheit, eine richtig gute Science-Fiction-Serie zu machen“, und Regisseur DennisJacobsen ergänzt: „Eigentlich wollte ich nieeinen Film machen, der in einer Berliner Altbau-wohnung spielt.“

Aber genau so sieht es in Ijon Tichys schmu-cker Drei-Zimmer-Rakete aus, die übrigens voneiner Bodum-Kaffeekanne gespielt wird. Tichy,angetan wie ein Studentenschluffi mit weißemUnterhemd und Trainingsjacke, wird bei seinenAbenteuern im All von einer Assistentin beglei-tet, der Analogen Halluzinellen, die Nora Tschir-ner spielt. Auf der Suche nach einem Ersatzteilfür sein duseltronisches Schlafbett gerät er inden Seelenquetscher, er wirbelt durch Gravitati-onsstrudel und landet auf Pflanzenplaneten.

Tichy spricht ein gewöhnungsbedürftiges – nun:Polen-Deutsch: „Hab ich fertig Kurs und Steue-rung gemacht, jetzt ich schlafe 30 Jahre.“ Erklingt wie der junge Ukrainer Alex in JonathanSafran Foers Roman „Alles ist erleuchtet“. Ti-chy-Darsteller Oliver Jahn will dieses Deutschjedoch als Sprachakrobatik verstanden wissen.

„Ijon Tichy: Raumpilot“ dürfte all denengefallen, die sich über Douglas Adams’ Welt-raum-Humoreske „Per Anhalter durch die Gala-xis“ amüsieren und denken, dass es künftig überinterstellare Nachbarn viel zu lachen gibt.

„Ijon Tichy“ ist nur eines der die Zukunftschildernden Projekte, die das ZDF in diesenWochen verwirklicht. Es scheint, als nehme dasZweite seinen Anspruch, Deutschlands führen-der Informationssender zu sein, so ernst, dass esdiesen gleich in die Zukunft verlängert. Nungibt es über die Zukunft zwar keine Informatio-nen, sondern nur Mutmaßungen, Zerrbilderdessen, was schon die Menschen der Jetztzeitquält, oder Utopien. In der düsteren Doku-fiction „2030 – Aufstand der Alten“ schildertedas ZDF unlängst das Elend einer überaltertenGesellschaft, deren Bewohner auf Kranken-schein sterben. Am heutigen Sonntag startet inder wissenschaftsfreudigen Reihe „ZDF Expedi-tion“ der Dreiteiler „2057 – Unser Leben in derZukunft“. Und im Mai sollen die ersten Filmedes Projekts „Agenda 2020“ laufen. Auch hier-mit wendet sich das kleine Fernsehspiel an denNachwuchs. Anfang 2005 hat die RedaktionFilmstudenten und Autodidakten eingeladen, in

Drehbüchern ihre Zukunftsvisionen zu schil-dern. Aus 350 Beiträgen wurden fünf ausge-wählt und verfilmt. In „TeenageExpress“ spre-chen junge Leute über die Zukunft, in derGroteske „Innere Werte“ lassen sich Rentner zujungen Menschen umoperieren. Der semidoku-mentarische Spielfilm „Auf Nummer sicher?“klagt gegen den Überwachungsstaat, „Trust.Wohltat“ erzählt von der überalterten Gesell-schaft und das Videotagebuch „Die Überflüssi-gen“ von einer Welt ohne Arbeit. Vielleicht wärees dann doch besser, eines Tages wie Ijon Tichyin einer umgebauten Kaffeekanne durch dieWeiten des Alls zu fliegen. Antje Schmitz

Die Maschine auf Erprobungsflug mit derSeriennummer 007 kam aus dem Airbus-Standort Toulouse und wurde von rund 750Schaulustigen auf dem Rhein-Main-Flugha-fen empfangen. Für dieses Wochenendewurde wegen des A380 die eigentlich ge-schlossene Besucherterrasse am Terminal 2

geöffnet. Die Schaulustigen zeigten sichsichtlich beeindruckt.

Morgen startet der Airbus A380 als Luft-hansa-Flug mit rund 500 Passagieren –darunter geladene Gäste sowie Mitarbeitervon Lufthansa und Airbus – nach New York.Es wird die erste Landung des Super-Airbusin den USA sein. Weitere Flüge führenjeweils über Frankfurt nach Hongkong, Wa-shington und München. Bei den Probeflü-gen mit Passagieren werden vier Flugkapi-täne – je zwei von Airbus und zwei vonLufthansa – sowie zwei Flugingenieure imCockpit sein. Mit den Flügen wollen Airbus

und Lufthansa das neue Flugzeug unterrealen Praxisbedingungen testen. Dazu wer-den auch die Abfertigungen an den Flughä-fen geprüft, zudem gibt es diverse Rolltestsauf dem Frankfurter Flughafengelände.Zum ersten Mal war der A380 im Herbst2005 zu Bodentests nach Frankfurt gekom-men. Damals waren keine Passagiere anBord.

Der A380 soll von Oktober an bei Singa-pore Airlines im Linienbetrieb eingesetztwerden. Die Lufthansa hat insgesamt 15Maschinen bestellt, die ab Sommer 2009ausgeliefert werden sollen.

Einsame Seele. Der amerikanische SängerBrad Delp von der Rockband Boston („Morethan a feeling“), der in der vergangenenWoche tot in seinem Haus gefunden wurde,hat Selbstmord begangen. Der 55-Jährigehinterließ einen Abschiedsbrief, der miteiner Büroklammer am Ausschnitt seinesT-Shirts befestigt war. „Mr. Brad Delp. Ichbin eine einsame Seele“ stand darin.

Scheuer Wal. Der in der Flensburger Fördegesichtete Finnwal hat sich gestern nichtmehr gezeigt. Ob der bis zu 15 Meter langeMeeressäuger dauerhaft abgewandert istoder in den nächsten Tagen noch einmalauftaucht, ist offen. Eine Spaziergängerinhatte am Donnerstag das Prusten des Tieres100 Meter vom Strand entfernt bemerkt.Laut Polizei war es das dritte Mal, dass einFinnwal auf Nahrungssuche bis in die Flens-burger Innenförde schwimmt. In diesemJahr habe den Wal die besonders großeAnzahl an jungen Heringen in die Fördegelockt.

Zuckelnder Märchenkönig. Eisenbahn-freunde können bald wieder die Fahrzeug-halle des Deutsche-Bahn-Museums in Nürn-berg besuchen. Nach ihrer Renovierung istdie Halle vom 28. April an geöffnet. Zusehen sind dort historische Stücke wie derHofzug von Märchenkönig Ludwig II., Bis-marcks Salonwagen oder auch Deutsch-lands älteste im Original erhaltene Dampf-lok, die Nordgau aus dem Jahr 1853.

Erfolgreiche Vesper. Nachdem die Vesper-kirchen im Land in diesem Jahr erneutgroßen Zulauf verzeichnet haben, werdenalle zehn Kirchen auch im Jahr 2008 ihrePforten für bedürftige Menschen öffnen. AmSamstag ging die größte Vesperkirche imLand, die Stuttgarter Leonhardskirche miteinem Gottesdienst zu Ende. dpa/gms

◆ Die sechsteilige Serie „Ijon Tichy:Raumpilot“ startet am Montag, 26. März,um 23.55 Uhr im ZDF.

◆ Die dreiteilige Dokumentation „2057 -Unser Leben in der Zukunft“ beginnt heuteum 19.30 Uhr mit der Folge „Der Mensch“.Alain Degas führt den Zuschauer durchdie Welt künftiger Medizin und Gesund-heitsfürsorge.

Hamburg (dpa). Im Hamburger StadtteilOsdorf ist gestern die Leiche eines neugebo-renen Mädchens in einer Plastiktüte gefun-den worden. Ein Mann, der mit Hundunterwegs war, fand das tote Baby gegenMittag auf einer Grünfläche vor einem Hoch-haus. Die Mordkommission habe die Ermitt-lungen aufgenommen, teilte die Polizei mit.Vermutet werde eine „Verzweiflungstat“.

Frankfurt/Main (dpa). Das größtePassagierflugzeug der Welt ist ges-tern auf dem Frankfurter Flugha-fen gelandet. Zahlreiche Schaulus-tige begrüßten den Airbus A380.

K U R Z N O T I E R T

INFO

Superjumbo Airbus A380 kommt nach Erprobungsflug auf dem Rhein-Main-Flughafen an

Der Riesenvogel ist gelandetWashington (dpa). Ein 66-Jähriger ist amFreitag (Ortszeit) mit einer Tasche über dendrei Meter hohen Zaun des Weißen Hausesgeklettert und hat Bombenalarm ausgelöst.Die Tasche enthielt nur harmlose Gegen-stände, über das Motiv der Kletterei wurdezunächst nichts bekannt. Der Mann war vorden Augen der Sicherheitsbeamten auf dasGelände vorgedrungen, das drei Stundenlang abgesperrt wurde. Ihm droht nun eineStrafverfolgung wegen ungesetzlichen Betre-tens des Grundstücks und Bombendrohung.US-Präsident Bush hielt sich während desVorfalls im Weißen Haus auf.

Mit Ijon Tichy entsendet das ZDF denlustigsten Raumpiloten, der je imFernsehen durchs All kreuzte. DasZweite macht sich aber auch ernsthaftGedanken über das, was kommt.

Raumpilot Ijon Tichy (Oliver Jahn) begießt sich mit einemDöschen Pilzsoße. Und nun auf zur Jagd! Bilder: ZDF

Weißes Haus: Bombenalarm

Mann klettert überBushs Zaun

Die Zukunftwird klapprig

London (dpa). Nach einem mehr als24-stündigen Totalausfall wegen eines Bran-des in London ist die Eurostar-Verbindungzwischen Großbritannien und dem europäi-schen Festland am Samstagabend wiederaufgenommen worden. Insgesamt solltenbis in die vergangene Nacht hinein fünfSchnellzüge mit jeweils 750 Reisenden vonder Station London-Waterloo aus in Rich-tung Paris sowie Brüssel abfahren.

Diese Raumfähre sieht zwar aus wie eineKaffeekanne, bietet aber Platz für drei Zimmer.

Grausamer Fund

Babyleiche in Tüte

Nach 24 Stunden Totalausfall

Eurostar-Zügewieder unterwegs

B E I L A G E N

Einem Teil unserer heutigen Ausgabeliegen Prospekte der FirmenAlois Kuhn Maßkonfektion e.K., Stuttgart,Peek & Cloppenburg, Stuttgart,Schweiz Tourismus, Frankfurt,Tchibo GmbH, Hamburgbei (außer Postvertriebsstücken).

VERMISCHTES 7Sonntag Aktuell18. März 2007

SternviertelstundeIn jeder Hinsicht zukunftsweisend: Mit dem Weltall-Trash-Spaß "IjonTichy: Raumpilot" setzt sich das ZDF neue Maßstäbe in derAbendunterhaltung

VON JENNI ZYLKA

"Bin ich Ijon Tichy, Raumpilot! Bin ich dein Chef!" sagt Ijon Tichyentrüstet und im zuckersüßen Polenakzent zu seiner neuen holografischenKollegin, der "Halluzinelle". Und überträgt ihr als Erstes die Aufgabe,während seines Schlafes (im mit Mond-und-Sternenmuster bedrucktenBettzeug) auf eventuelle, den Raumschiffweg kreuzende Störfaktoren zuachten. Davon gibt es im handmade Universum der neuen Serie nachStanislaw Lems "Sterntagebüchern" eine Menge: Steine, Schwämme,Küchenhelfer fliegen im All herum, Tichys Raumschiff selbst ist ein riesigerMilchschaumschläger, im Cockpit und Maschinenraum scheppernumfunktionierte Haushaltsgeräte wie Waschmaschine und Herd, undüberhaupt erinnert die klapprige Rakete schwer an eine BerlinerAltbauwohnung, die mit ein paar Leuchtdioden aufgepeppt wurde.

Ärger mit Weltraummüll

So charmant und mit so viel Mut zum Trash hat sich das ZDF in SachenAbendunterhaltung noch nie aus dem Fenster gelehnt. Von derwunderschönen Schweineorgel-Begleitmusik bis zum 60er-Space-Outfitder analogen Halluzinelle Nora Tschirner ist die sehr freie Lem-Adaptionliebevoll und handfest zugleich. Oliver Jahn als Tichy schafft estatsächlich, während aller Folgen fast durchgehend die Augenbrauenzusammenzuziehen, um den skeptischen Osteuropäer glaubhaft zumachen, Nora Tschirner als cleverer Sidekick von "Chef Tichy" ist ein umKlassen reizenderes Hologramm als der Doktor auf der Next-Generation-Enterprise, und Lems Geschichten bilden einen bizarren, futuristisch-philosophischen Hintergrund für die erwachsene Spielfreude. Etwa wennTichy sich plötzlich verschiedenen Ausgaben seiner selbst gegenüber sieht,weil das Raum-Zeit-Kontinuum gestört ist - das klassische Science-Fiction-Zeitreisen-Absurdum als unterhaltsamer Kicherstoff. Oder wenn der Pilotseinen Weltraummüll ganz verboten auf einem anderen Planetendeponiert, und darum Ärger bekommt.

Dass die Ideen des polnischen Autors von Randa Chahoud, DennisJacobsen und auch Hauptdarsteller Oliver Jahn ausgerechnet in einer so

tatterigen Sonderangebotsraketenumgebung umgesetzt werden, und nichtin der üblich-eleganten Science-Fiction-Welt von "Solaris", passt zudemzum Bild des zwar funktionstüchtigen, aber irgendwie robusterenosteuropäischen Kosmonautentraums.

Archaische Blechbüchse

Die "Mir", jene sympathische russische Raumstation, die bis 2001 im Allherumdümpelte, war ebenfalls eine gruselig archaische Blechbüchse, wasman bei einem Besuch in einem "Mir"-Trainingsmodul in Berlin vor einpaar Jahren feststellen konnte: In dem kleinen Kabuff hieltenausgefranste Lederriemen Zahnbürsten fest, und rostige Schrauben daskleine, quietschende Laufband zur Kosmonautenkörperertüchtigung.

Es braucht eben absolut kein Hightech, keine teure und langwierigprogrammierte Computeranimation, um eine hübsche Idee amüsant zuerzählen. Und weil Form und Rahmen stimmen, stört auch die oft bewusstholperige Dramaturgie des Formats kaum. Anstatt sie am frühen Abendund damit trashaffinen Erwachsenen und vor allem Kindern undJugendlichen anzubieten, haben die Mainzer Planer die viertelstündigenEpisoden übrigens ab Montag wöchentlich im Spätprogramm rund umMitternacht verbuddelt.

Glücklicherweise haben sie jedoch unter www.ijontichy.zdf.de einenvorbildlichen und kurzweiligen Internetauftritt für den Raumpilotengeschaffen, samt umfassenden Nachschlagewerken (der "KosmischenEnzyklopädie") zu Außerirdischen und Raketenausstattung, einemComputerspiel ("Im Prahlmodus auf Eierjagd!") und sogar komplettenFolgen zum Herunterladen. Damit zumindest Menschen mit schnellenLeitungen ihren Lieblingsquatsch jederzeit genießen können.

taz Nr. 8234 vom 24.3.2007, Seite 19, 129 Kommentar JENNI ZYLKA,Rezension

Hamburger Abendblatt.

Science-Fiction der etwas anderen Art zu später Stunde: Nach dem schonhart an der Wahrscheinlichkeitsgrenze angesiedelten Agententhriller"Mission: Impossible" mit Tom Cruise stellt sich "Ijon Tichy: Raumpilot"vor. In der sechsteiligen Serie, die von drei Studenten der DeutschenFilm- und Fernsehakademie geschaffen wurde, eilt Ijon Tichy mit seinerwohnlichen Drei-Zimmer-Rakete durch die Tiefen des Weltalls. Die jeweils15 Minuten langen Episoden schrieb Hauptdarsteller Oliver Jahn nachMotiven des polnischen Science-Fiction-Autors Stanislaw Lem.

Für das ZDF, das die Serie im Rahmen seiner Reihe "Das kleineFernsehspiel" ausstrahlt, ist "Ijon Tichy" die "kurzweiligste deutscheScience-Fiction Serie seit ,Raumpatrouille Orion'". Wie Oliver Jahn und dieRegisseure Randa Chahoud und Dennis Jacobsen es schafften, aus einerDrei-Zimmer-Wohnung eine Drei-Zimmer-Rakete zu basteln, allemöglichen Roboter zu konstruieren und haarige Weltraummonster zumLeben zu erwecken, zeigt das anschließende "Making of" (0.25 Uhr).

In der ersten Folge, "Kosmische Kollegen", schafft sich Ijon erst einmaleine holografische Gehilfin, die von Nora Tschirner gespielte AnalogeHalluzinelle. Gemeinsam mit ihr und einem Staubsauger-Roboter setzt ersich auf einem eher zufällig angesteuerten Planeten mit pelzigenLebewesen auseinander. Bei allen Turbulenzen im Weltall findet Ijon Tichyimmer Zeit, sich nebenbei ein Omelett zu brutzeln.

Online erschienen am 26. März 2007 .

26. März 2007

ZDF-SERIE "IJON TICHY: RAUMPILOT"Münchhausen der Milchstraße

Von Peter Luley

Erstaunliches aus Mainz: Ein sechsteiliges Science-Fiction-Betthupferl frei nach StanislawLem gefällt mit selbstbewusstem Spaß am Trash - und Nora Tschirner als "analogerHalluzinelle".

"Bin ich Ijon Tichy - Raumpilot, galaktisches Diplomat, Entdecker, Held von Kosmos",informiert uns der sympathische Zausel, während er im weißen Feinripp-Unterhemd denSteuerknüppel seiner Rakete bedient. Lässig lenkt er sein verdächtig an eine studentischeAltbauwohnung gemahnendes Flugobjekt durch die draußen am Fenster vorbeirasendenPlanetenansammlungen - erst als er sich zwischendurch "ein lecker Omelette" machen willund seine Aufmerksamkeit von der Route abwendet, kommt es zu Turbulenzen, und er wirdmächtig in der Bordküche umhergeschleudert.

"Ijon Tichy"-Darsteller Jahn: Auf herrlich schräger Kulupenjagd im Öffentlich-RechtlichenMit dieser Einstiegsszene sind gleich Protagonist, Setting und Tonlage der heute startendenZDF-Miniserie "Ion Tichy: Raumpilot" etabliert: Frei nach den "Sterntagebüchern" despolnischen Science-Fiction-Autors Stanislaw Lem (1921-2006, "Solaris") erzählt das aussechs Teilen à 15 Minuten bestehende Format von den Abenteuern eines chaotischenMünchhausens der Milchstraße - und zwar mit so unverhohlener kindlicher Freude am Trash,dass man sich kurz vergewissern muss, ob man tatsächlich den oft als "Kukidentkanal"verspotteten Mainzer Sender eingeschaltet hat.

Bei der Produktion aus der Nachwuchsschmiede "Das Kleine Fernsehspiel", die das ZDF nuneinen Tag vor Lems erstem Todestag als "kurzweiligste deutsche Science-Fiction-Serie seit'Raumpatrouille Orion'" präsentiert, handelt es sich um ein bereits seit Jahren verfolgtesProjekt der dffb-Studenten Oliver Jahn, Randa Chahoud und Dennis Jacobsen, wobei Jahn alsDrehbuchautor, Co-Regisseur und Hauptdarsteller eine besonders tragende Rolle zukommt.Dem 1969 geborenen gelernten Kommunikationselektroniker, in dessen Privatwohnung dieDreharbeiten stattfanden, gelingt es in allen drei Funktionen trefflich, den ironisch-philosophischen Geist der Lemschen Phantastereien zu transportieren und im Gewand derScience-Fiction vom allzu Menschlichen zu erzählen.

Doch so hübsch absurd die Abenteuer des tollkühnen Kosmos-Tramps auch daherkommen, sofaszinierend die Wortschöpfungen des in einem undefinierbaren osteuropäischen Akzentradebrechenden Tichy immer wieder anmuten ("teuer Inspektion is Frechigkeit", "hab ichdringende Termin von Wichtigkeit") und so wunderbar retro die psychedelische Orgelmusikdas Geschehen begleitet: Ob Tichys Charme allein das Ganze hätte tragen können, ist dochein wenig zweifelhaft. Und so besteht der größte Coup des Raumpiloten womöglich in derErschaffung einer holografischen Gehilfin und Dialogpartnerin - und der größte Coup derFilmemacher in der Besetzung der Rolle mit Nora Tschirner.

Als "analoge Halluzinelle", die stets ein wenig besorgniserregend flackert, ihren Schöpfer mit"Herr Tichy" anredet und auch vor Widerworten nicht zurückschreckt, ist die 25-jährigeSchauspielerin ("Soloalbum", "FC Venus") und Moderatorin, die schon in der MTV-Reihe"Ulmens Auftrag" als kongenialer Sidekick glänzte, sozusagen das Salz in der ko(s)mischenSuppe. Kreiert, um Tichy durch gelegentliche Übernahme des Steuers ein wenig Schlaf zuermöglichen, verschuldet sie alsbald eine Bruchlandung auf dem unwirtlichen PlanetenTorkov. Dort gelangt der Raketenzündschlüssel in den Schlund eines haarigen Kulupen-Monsters (das ungefähr so viel Schrecken verbreitet wie Samson aus der "Sesamstraße") - undmuss von Tichy in einer tollkühnen Aktion wiederbeschafft werden: Nach kurzemNachschlagen in der "Kosmischen Enzyklopädie" übergießt er sich mit Pilzsoße und lässt sichals lebenden Köder verspeisen, um dann im Innern des Kulups eine Bombe zu zünden.

Wer sieht, mit welchem Einfallsreichtum auch in den kommenden kurzweiligen Folgenklassische Science-Fiction-Topoi wie Alterungsprozesse und Zeitschleifen, aber auch Themenwie Weihnachten im Weltraum, Roboterwettbewerbe und Marsmasern aufbereitet werden undmit welcher Kreativität aus Haushaltsgegenständen Sets gestaltet wurden, der kann nurwünschen, dass Tichys Abenteuer noch viele Fortsetzungen erfahren. Und sogar der an sichärgerlich späte Sendetermin montags knapp vor Mitternacht tut in diesem Fall nicht ganz soweh. Denn auch in dieser Hinsicht zeigt sich das ZDF ganz zukunftsweisend: Auf derInternetseite des Senders kann man sich eventuell verpasste Folgen herunterladen.

Focus Campus.

Oliver Jahn ist in dieser Serie Autor, Darsteller, Regisseur und "Held von Kosmos": Ijon Tichy.(Foto: ZDF / Randa Chahoud)

Montag (26.03.2007), ZDF, 23.55 UhrTV-Programm: „Ijon Tichy: Raumpilot“

Das kleine Fernsehspiel/ quantum: Durch Galaxis per Maschine für Kaffee

Von Petra Fürst

So ähnlich muss sich die Entführung durch Außerirdische anfühlen. Dieseneue Science-Fiction-Reihe tut so, als habe es in den letzten 40 Jahrenkeine Neuerungen in der visualisierenden Technik gegeben: „Ijon Tichy:Raumpilot“ reitet in seiner Rakete, die von innen aussieht wie eineAltbauwohnung in Berlin und von außen wie der Perkulator einerKaffeekanne, durch die Galaxie und voll auf der Retro-Welle. Dabei erzählter für jeweils 15 Minuten mit osteuropäischem Akzent Käpt'n-Blaubär-artige Geschichten für die Großen. Sechs schön schräge und überirdischgute Episoden, die das ZDF da in der Reihe „Kleines Fernsehspiel /quantum“ ins Programm beamt.

„Bin ich Ijon Tichy: Raumpilot, galaktisches Diplomat, Entdecker - äh -Held von Kosmos!“ Diese eigenwillige Syntax könnte demnächst inInsider-Kreisen ihr Echo finden wie einst der Erkan-und-Stefan-Sprech aufden Schulhöfen. Denn in der in mehrerlei Hinsicht fantastischen Serie ausdeutscher Produktion reden eigentlich alle so. Bis auf die von NoraTschirner gespielte Analoge Halluzinelle. Bis auf wen?! In der erstenEpisode bastelt Ijon Tichy (Oliver Jahn), der sich immer zu helfen weiß, an„elektrisches Kollege“, „damit ich nicht mehr machen musste immer allesalleine in Rakete.“ Ergebnis ist das hübsche holografische Bild einer

jungen Dame, die aussieht, als sei sie direkt von der Mutter deutscherFernseh-Raumfähren, der „Orion“, herbeigebeamt worden.

Ja, das Zweite hat durchaus mehr zu bieten als Pilcher und „Rosenheim-Cops": „quantum“, das ZDF-Laboratorium für Formatentwicklung derRedaktion „Das kleine Fernsehspiel“, will Platz bieten für innovativesBildschirmvergnügen. Oliver Jahn, Student der Deutschen Film- undFernsehakademie Berlin, spielt nicht nur die Hauptrolle, er schrieb auchdie Drehbücher und führte neben seinen Studienkollegen Randa Chahoudund Dennis Jacobsen Regie bei den skurrilen Weltraumabenteuern. DerenKulissen erinnern ebenso an „Raumschiff Enterprise“ wie an die„Fraggles“. Die Requisiteure müssen ihre helle Freude daran gehabthaben, Darsteller mit Hilfe von Lampenschirmen oder Wasserkanistern alsAußerirdische zu verkleiden und aus Haushaltsgegenständen Maschinen zubasteln - wie Kinder, die sich mit dem Verfügbaren behelfen und dabeiihrer Fantasie freien Lauf lassen. Zur 60er-Jahre-Ästhetik passt auch derSoundtrack.

So werden in scheinbarer Einfachheit der Mittel absurde und teils auchphilosophische kleine Geschichten von fremden Planeten, kaputter„Schlafbettmaschine“ oder „Schleife aus Zeit“ erzählt, die die üblichenSphären von Raum, Zeit und Vorstellungskraft sprengen. LiterarischeGrundlage dieser experimentellen Reihe sind die „Sterntagebücher“ despolnischen Science-Fiction-Autors Stanislaw Lem, die hier frei bearbeitetund weiterentwickelt wurden. Am Ende jeder Folge beschwert sich IjonTichy, der sich redlich abrackert, die Leute würden ihm seine Geschichtennicht abnehmen: „Menschen glauben lieber größten Blödsinn als wahreTatsachen.“ Welches Ufo das auch immer ist, das uns da während derkommenden Montagnächte streifen wird - es hat Kultpotenzial!Stand: 25.03.2007 21.38.00