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52 IDS SPRACHREPORT 3/2018 Die „21. Arbeitstagung zur Ge- sprächsforschung“ mit dem Rahmen- thema „Vergleichende Gesprächsfor- schung“ fand vom 21.-23. März 2018 am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim statt. Das Ziel der Ta- gung war es, Forscherinnen und Forscher zusammenzubringen, die authentische Interaktionsdaten aus vergleichender Perspektive unter- suchen. Das Rahmenthema der Ta- gung ergab sich aus dem steigen- den Interesse an vergleichenden Fragestellungen innerhalb konver- sations- und gesprächsanalytischer Untersuchungen. Die Tagung nahm gezielt Vorgehensweisen und Me- thoden bei der Durchführung ver- gleichender Untersuchungen in den Blick. Die Vorträge 1 , Projektpräsen- tationen und Datensitzungen erör- terten 1. das Vergleichen als analy- tische Grundoperation der Konver- sations- und Gesprächsanalyse, 2. Vergleiche alternativer Ressourcen und Praktiken für spezifische Hand- lungen und Aktivitäten in der Inter- aktion sowie 3. methodologische Herausforderungen einer verglei- chenden Gesprächsforschung. Vorträge Tag 1 Eröffnet wurde die Tagung durch den Direktor des IDS, Ludwig M. Eichinger. Nach der Begrüßung der Gäste folgte die Verleihung des mit 1.000 Euro dotierten Disserta- tionsförderpreises des Vereins für Gesprächsforschung e.V. durch Cor- dula Schwarze an Clarissa Weiß (Freiburg) für ihr Dissertationspro- jekt „Blick und Turntaking in Face- to-face Interaktionen. Multimodale Interaktionsanalysen triadischer Ge- sprächssituationen mit Hilfe von Eye-Tracking“, das den Zusam- menhang von Blickverhalten und Turntaking untersucht. Nach der Begrüßung und der Ver- leihung des Dissertationspreises folgte der Eröffnungsvortrag von Jörg Zinken und Silke Reineke (Mannheim), die in den Gegenstand der vergleichenden Gesprächsfor- schung als gängiges methodisches Vorgehen innerhalb traditioneller Sozialwissenschaften, der Konver- sationsanalyse sowie Gesprächsfor- schung einführten. Der Vortrag von Lorenza Mondada (Basel) „‚mimole e hä i gärn ka‘: A multimodal comparative analysis of requests“ betrachtete Nachfrage- handlungen in Käseverkaufsgesprä- chen in Käsefachgeschäften sowie auf Märkten und in unterschiedli- chen Ländern. Sie konnte heraus- stellen, dass die Nachfragehand- lung, die Art und Weise wie Käse beschrieben wird und der Verlauf der Verkaufsgespräche von der Kä- seaffinität einer jeweiligen Kultur abhängig zu sein scheint. Mike Huiskes (Groningen) be- schäftigte sich in seinem Vortrag „Learning to guide surgical teams: A comparative study of methods of recruitment used by residents and surgeons in the OR” mit Opera- tionen als situierter und kollabora- tiver Praxis. Seine Analysen zeigten Unterschiede in den sprachlichen und körperlichen Praktiken, die Mitglieder eines Operationsteams für die Organisation der Zusam- menarbeit einsetzen. Im Vortrag „Gesprächseröffnungen in helfenden Professionen – Ein Ver- gleich von Erstgesprächen in der sozialen Arbeit und der Psychothe- rapie“ zeigten Cornelia Rüegger und Claudio Scarvaglieri (Olten / Basel), dass in therapeutischen Erst- gesprächen die Rolle des Therapeu- ten deutlich passiver ist, als die des Sozialarbeiters. Zurückzuführen sei dies auf die verschiedenen instituti- onellen Ausgangspositionen – wäh- rend in der Sozialen Arbeit durch die sozialstaatliche Anbindung der Hilfeauftrag extern in der Form ei- nes Kontrollauftrags vergeben wird, wird in der Psychotherapie der Hil- feauftrag freiwillig durch die Pati- entin / den Patienten vergeben. Die Autorin ist wissen- schaftliche Mitarbeite- rin am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim. Isabell Neise BERICHT ÜBER DIE 21. ARBEITSTAGUNG ZUR GESPRÄCHSFORSCHUNG VOM 21. - 23. MÄRZ AM INSTITUT FÜR DEUTSCHE SPRACHE (MANNHEIM) RAHMENTHEMA: VERGLEICHENDE GESPRÄCHSFORSCHUNG Erschienen in: Sprachreport Jg. 34 (2018) Nr. 3, S. 52-55

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52 IDS SPRACHREPORT 3/2018

Die „21. Arbeitstagung zur Ge-sprächsforschung“ mit dem Rahmen-thema „Vergleichende Gesprächsfor-schung“ fand vom 21.-23. März 2018 am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim statt. Das Ziel der Ta-gung war es, Forscherinnen und Forscher zusammenzubringen, die authentische Interaktionsdaten aus vergleichender Perspektive unter-suchen. Das Rahmenthema der Ta-gung ergab sich aus dem steigen-den Interesse an vergleichenden Fragestellungen innerhalb konver-sations- und gesprächsanalytischer Untersuchungen. Die Tagung nahm gezielt Vorgehensweisen und Me-thoden bei der Durchführung ver-gleichender Untersuchungen in den Blick. Die Vorträge1, Projektpräsen-tationen und Datensitzungen erör-terten 1. das Vergleichen als analy-tische Grundoperation der Konver- sations- und Gesprächsanalyse, 2. Vergleiche alternativer Ressourcen und Praktiken für spezifische Hand-lungen und Aktivitäten in der Inter-aktion sowie 3. methodologische Herausforderungen einer verglei-chenden Gesprächsforschung.

Vorträge Tag 1

Eröffnet wurde die Tagung durch den Direktor des IDS, Ludwig M.

Eichinger. Nach der Begrüßung der Gäste folgte die Verleihung des mit 1.000 Euro dotierten Disserta-

tionsförderpreises des Vereins für Gesprächsforschung e.V. durch Cor-

dula Schwarze an Clarissa Weiß (Freiburg) für ihr Dissertationspro-jekt „Blick und Turntaking in Face-to-face Interaktionen. Multimodale Interaktionsanalysen triadischer Ge-sprächssituationen mit Hilfe von Eye-Tracking“, das den Zusam-menhang von Blickverhalten und Turntaking untersucht.

Nach der Begrüßung und der Ver-leihung des Dissertationspreises folgte der Eröffnungsvortrag von Jörg Zinken und Silke Reineke (Mannheim), die in den Gegenstand der vergleichenden Gesprächsfor-schung als gängiges methodisches Vorgehen innerhalb traditioneller Sozialwissenschaften, der Konver-sationsanalyse sowie Gesprächsfor-schung einführten.

Der Vortrag von Lorenza Mondada (Basel) „‚mimole e hä i gärn ka‘: A multimodal comparative analysis of requests“ betrachtete Nachfrage-handlungen in Käseverkaufsgesprä-chen in Käsefachgeschäften sowie auf Märkten und in unterschiedli-chen Ländern. Sie konnte heraus-stellen, dass die Nachfragehand-lung, die Art und Weise wie Käse beschrieben wird und der Verlauf

der Verkaufsgespräche von der Kä-seaffinität einer jeweiligen Kultur abhängig zu sein scheint.

Mike Huiskes (Groningen) be-schäftigte sich in seinem Vortrag „Learning to guide surgical teams: A comparative study of methods of recruitment used by residents and surgeons in the OR” mit Opera-tionen als situierter und kollabora-tiver Praxis. Seine Analysen zeigten Unterschiede in den sprachlichen und körperlichen Praktiken, die Mitglieder eines Operationsteams für die Organisation der Zusam- menarbeit einsetzen.

Im Vortrag „Gesprächseröffnungen in helfenden Professionen – Ein Ver-gleich von Erstgesprächen in der sozialen Arbeit und der Psychothe-rapie“ zeigten Cornelia Rüegger und Claudio Scarvaglieri (Olten /Basel), dass in therapeutischen Erst-gesprächen die Rolle des Therapeu-ten deutlich passiver ist, als die des Sozialarbeiters. Zurückzuführen sei dies auf die verschiedenen instituti-onellen Ausgangspositionen – wäh-rend in der Sozialen Arbeit durch die sozialstaatliche Anbindung der Hilfeauftrag extern in der Form ei-nes Kontrollauftrags vergeben wird, wird in der Psychotherapie der Hil-feauftrag freiwillig durch die Pati-entin / den Patienten vergeben.

Die Autorin ist wissen-schaftliche Mitarbeite-rin am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim.

Isabell Neise

BERICHT ÜBER DIE 21. ARBEITSTAGUNG ZUR GESPRÄCHSFORSCHUNG VOM 21.-23. MÄRZ AM INSTITUT FÜR DEUTSCHE SPRACHE (MANNHEIM)RAHMENTHEMA: VERGLEICHENDE GESPRÄCHSFORSCHUNG

Erschienen in: Sprachreport Jg. 34 (2018) Nr. 3, S. 52-55

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Publikationsserver des Instituts für Deutsche Sprache URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:mh39-78755
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IDS SPRACHREPORT 3/2018 53

Marc Alexander und Elisabeth

Stokoe (Loughborough) zeigten in ihrem Vortrag „Neighbour prob-lems: Formulating noise complaints across different dispute resolution organization“, dass Mieter unter-schiedliche Strategien dafür nut-zen, eine Beschwerde über Lärmbe-lästigung durch einen Nachbarn vorzutragen, je nachdem, ob der Anruf bei „mediation call services“ oder „environmental health servi-ces“ vorgetragen wurde. Bei Telefo-naten mit „mediation call services“ wurde der Nachbar zum Beispiel unmittelbar als Agens der Ruhestö-rung genannt, bei „environmental health services“ wurde das Agens wiederum ausgelassen („It’s about my neighbour“ versus „I need to speak to someone about distur-bance“).

Der Vortrag „Opening business-to-business prospecting ‘cold’ calls“ von Bogdana Huma, Elizabeth

Stokoe und Rein Ove Sikveland (Loughborough) verglich Strategien, die in „Business-to-Business cold calls“ dafür genutzt werden, mit ei-nem Verantwortlichen für ein Kun-dengespräch verbunden zu wer-den. Je nachdem, ob bereits ein Kontakt zu einem Verantwortlichen eines Unternehmens bestand oder nicht („lukewarm calls“ versus „free-zing cold calls“) unterscheiden sich

die angewandten sprachlichen Stra-tegien – erstere sind personalisier-ter, indem namentlich nach dem Erstkontakt gefragt wird und auf das vorherige Gespräch verwiesen wird. Im Gegensatz dazu verfolgen Letztere das Ziel, überhaupt erst mit einem Verantwortlichen ver-bunden zu werden.

Projektpräsentationen

Am Nachmittag fanden die Projekt-präsentationen statt, die in 15-mi-nütigen Vorträgen mit anschließen-der Diskussion laufende oder ge- plante Projekte aus dem Bereich der Gesprächsforschung vorstellten. Da- rüber hinaus waren die Präsentatio-nen nicht an das Rahmenthema der Tagung gebunden: • David Suderland (Mannheim)

stellte erste Ergebnisse seiner Dis-sertation „Praktiken des Vorle-sens und Zeigens – ein Vergleich mediatisierter und nicht-mediati-sierter Bewertungssequenzen in Face-to-Face-Interaktionen“ vor.

• Katja Arens (IDS) präsentierte in ihrem Vortrag „Strukturieren und Evaluieren im Gespräch. Lexika-lische Partikeln als Ressource der Interaktionssituation“ erste Er-gebnisse ihrer Dissertation am Beispiel der Partikel gut.

• Sarah Torres Cajo (IDS) sprach über „Positionierungsaktivitäten in der Interaktion“ und zeigte, wie ihr Dissertationsprojekt ver-sucht, sprachliche Praktiken zum Zweck der Positionierung aufzu-decken.

• Isabell Neise (IDS) führte in ihr Dissertationsprojekt „Involvement- strategien im sozialen Netzwerk Twitch“ ein und verdeutlichte aus den Affordanzen des Videopor-tals resultierende Beteiligungs- und Interaktionsmöglichkeiten.

Vorträge Tag 2

Den zweiten Tagungstag eröffnete Mark Dingemanse (Nijmegen) mit seinem Vortrag „Advances in the typology of conversational structu-res“. Zunächst führte er in Typolo-gien ein, die systematische Verglei-che zwischen sprachlichen Struktu- ren ermöglichen, und zeigte auf, dass insbesondere Typologien kon-versationeller Strukturen rar seien, sich jedoch im besonderen Maß da-für eignen würden, Sprache im Kontext von Kognition, Kultur und Kommunikation zu untersuchen. Am Beispiel der fremd-initiierten Reparatur huh und multimodaler recruitments konnte er zeigen, dass es allgegenwärtige Praktiken zur Erreichung kommunikativer Ziele in verschiedenen Sprachen gibt.

Der Institutsdirektor Ludwig M. Eichinger führt in die Tagung ein.

Cordula Schwarzer (r.) übergibt den Dissertationsförder-preis an Clarissa Weiß.

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Emma Betz, Henrike Helmer und Arnulf Deppermann (alle IDS) fo-kussierten in ihrem Vortrag „OKAY: Eine sprachübergreifende, kompa-rative Studie eines Internationalis-mus“ den Gebrauch der Partikel okay und stellten erste Ergebnisse eines komparativen Projektes vor, das zum Ziel hat, das Verwen-dungsspektrum von okay in 14 unterschiedlichen Sprachen aufzu-zeigen und von anderen Diskurs- partikeln abzugrenzen. Sie zeigten, dass okay von Sprechern für das Anzeigen von Verstehen, aber auch Erwartungsdiskrepanzen verwen-det wird und die Prosodie bei der Bestimmung der Funktion der Par-tikel eine entscheidende Rolle spielt.

Der Vortrag von Jörg Zinken, Lo-

renza Mondada, Giovanni Rossi, Marja-Leena Sorjonen und Matyl-

da Weidner (Mannheim / Basel / Helsinki / Bydgoszcz) „PECII: Ein Parallelkorpus für die vergleichen-de Gesprächsforschung“ behandel-te die Schwierigkeit des Aufbaus sprachvergleichender Videokorpo-ra informeller Interaktionen, deren gemeinsamer Referenzpunkt Hand- lungen und Praktiken der Interakti-onsteilnehmer in konkreten Aktivi-täten sind. Um sprachliche Prakti-ken und Aktivitäten international vergleichbar zu machen, müssen die Aufnahme-Settings beispiels-weise gleich aufgebaut werden (z. B. vier Personen sitzen an einem Tisch und spielen ein Brettspiel).

Giorgio Antonioli und Manuela

Moroni (Trento) zeigten in ihrem Vortrag „Der Bedeutungsanteil der Intonation an der Ausführung von Frageaktivitäten im Italienischen und Deutschen“, dass informati-onssuchende und raumdeiktische Fragen in deutschen und italieni-schen Alltagsgesprächen, in densel-ben Kontexten und für gleiche kommunikative Aufgaben, eine ähnliche intonatorische Gestalt auf-weisen.

Minka Džanko (Sarajevo) präsen-tierte in ihrem Vortrag „Pronomi-nale Anredeformen in Arzt-Patient-Gesprächen. Ein Vergleich im Deutschen und Bosnischen“, dass bosnische Arzt-Patient-Gespräche in- formeller sind als deutsche. Im Bos-nischen wird häufig zwischen den pronominalen Anredeformen du und Sie gewechselt, wohingegen im Deutschen fast ausschließlich das Distanzpronomen Sie verwendet wird.

Simona Pekarek Doehler (Neuchâ-tel) präsentierte in ihrem Vortrag „Documenting change over time in interactional practices: challenges for longitudinal CA“, wie Verände-rungen von Praktiken innerhalb so-zialer Interaktionen durch longitu-dinale Studien erforscht werden können. An verschiedenen Beispie-len veranschaulichte sie einerseits,

wie kollektionenbasierte longitudi-nale Studien aussehen können und andererseits, welche Herausforde-rungen sich bei der kollektionenba-sierten Korpuserstellung ergeben, wenn die sequentielle Organisation der Interaktion sich zu jedem der aufgezeichneten Zeitpunkte unter-scheidet.

Datensitzungen

Der Nachmittag des zweiten Ta-gungstages wurde durch drei paral-lel stattfindende Datensitzungen er- gänzt, in denen Fallbeispiele aus aktuellen Forschungsprojekten un-ter bestimmten Forschungsaspek-ten gemeinsam analysiert und dis-kutiert wurden. Dabei ging es bei Axel Schmidt und Jörg Zinken um „Freies Spiel unter fünfjährigen und neunjährigen Kindern“, bei Ina Kordts um „Neu zugewanderte Schülerinnen in unterschiedlichen Schulformen“ und bei Helga Kott-

hoff und Falko Röhrs um „Verglei-chende Analysen schulischer El-terngespräche“.

Vorträge Tag 3

Der dritte Tag der Tagung wurde durch den Vortrag „Orchester- vs. Theaterproben: Vergleichende Über-legungen zu Instruktionen in Pro-benprozessen“ eingeleitet. Monika

Messner und Anna Wessel (Inns-bruck / Halle) verglichen Instrukti-onen der künstlerischen Leitungen von Schauspielensembles und Or-chestern (Regisseur/innen vs. Diri-gent/innen).

Jörg Zinken und Silke Reineke beim EröffnungsvortragThomas Spranz-Fogasy erläutert Organisatorisches

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IDS SPRACHREPORT 3/2018 55

Ina Pick (Basel) stellte in ihrem Vortrag „Vergleichende Bestim-mung des Handlungstyps Beraten: Theoretische Ergebnisse und me-thodische Implikationen“ vor, wie sich beratende Handlungen empi-risch vergleichen lassen. Den Hand-lungstyp Beraten typologisierte sie auf der Basis einer Merkmalsmatrix. Überdies erläuterte sie den Nutzen visualisierend-quantifizierender Verfahren für zuvor erarbeitete em-pirisch-qualitative Ergebnisse.

Der Vortrag „Linguistische Analyse von Schmerzschilderungen bei Kin-dern und Jugendlichen“ von Birte

Schaller, Heike Knerich, Barbara

Job, Joachim Opp (Bielefeld / Ober-hausen) führte vor, wie durch den Vergleich linguistischer Merkmale bei Schmerzbeschreibungen von Kindern und Jugendlichen, die un-ter Bauchschmerzen leiden, Ten-denzen, ob sie an organischen oder psychosomatischen Beschwerden leiden, beschrieben und dadurch in der Folge schneller durch den be-handelnden Arzt diagnostiziert wer- den können.

Im Hinblick auf kulturspezifische Ausprägungen kommunikativer Praktiken fragte Susanne Günth-

ner (Münster) in ihrem Vortrag „Facetten einer kulturvergleichen-den Interaktionsforschung: Chine-sische und deutsche Strategien bei

der kommunikativen Konstruktion sozialer Aktivitäten“ danach, wie in deutschen und chinesischen Kurz-nachrichteninteraktionen (SMS, WhatsApp und WeChat) kommu-nikative Praktiken, wie nominale Selbstreferenzen, zunächst sprach-systematische Ähnlichkeiten auf-weisen können, die dennoch sozio-kulturell unterschiedlich determi- niert sein können. Die Untersu-chung unterstrich, dass adäquate Interpretationen schließlich nur durch den interaktionsexogenen Ein- bezug kulturellen Wissens möglich seien.

Die diesjährige Arbeitstagung dis-kutierte somit vergleichende Unter-suchungen verschiedener Vergleichs- parameter wie Individuen und Gruppen, Sprachen und Kulturen, Institutionen, Praktiken sowie Ent-wicklungspunkte in der Konversa-tion. Die anregenden und interes-santen Vorträge zeigten, dass es fruchtbar sein kann, innerhalb der Gesprächsforschung und insbeson-dere in Hinblick auf sprach- und kulturvergleichende Untersuchun-gen, die Vorgehensweise der Kon-versationsanalyse mit weiteren Me-thoden zu verbinden.

Anmerkung1 Aufgrund des Überblickcharakters

dieses Berichtes können nicht alle Beiträge eingehend besprochen wer-den. Weitere Literaturhinweise und die vollständigen Abstracts der er-wähnten Beiträge sind jedoch dauer-haft abrufbar unter:

<www.gespraechsforschung.de>.I

Das Publikum der Tagung für Gesprächsforschung