Ist der Sozialstaat noch zu retten ?
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Ist der Sozialstaat noch zu retten ?
Sozialstaat oder Wohlfahrtsstaat ?
Sozialleistungen + Sozialstruktur
Demografischer Wandel + die Folgen
Sozialökonomische Megatrendszu Beginn des 21. Jahrhunderts
Weltweiter Wettbewerb hält an + führt zu ständig steigender Arbeitsproduktivität – Verlagerungen von lohnintensiven (Standard - )Produktionen in die Dritte Welt – zunehmende Spezialisierung + technische Verfeinerung
Ressourcenknappheit führt zur Verteuerung Wandel zur Dienstleistungsökonomie geht weiter Die demographische Entwicklung droht zu einer
Zeitbombe für die Sozialordnung zu werden. Der gesellschaftliche Individualisierungsprozess
(Emanzipation der Frauen, nachlassende Selbst -hilfekraft der Familien, steigende Mobilität) schreitet voran
Der Migrationsdruck aus den unterentwickelten Regionen der Welt nimmt bei wachsendem Abstand „arm – reich“,“sicher – unsicher“ zu
Sozialstaat
Verfassungsprinzip gem. Art. 20 + 28 GG Ziel: Herstellung + Gewährleistung erträglicher
Lebensbedingungen, sozialer Sicherheit, sozialer Gerechtigkeit, sozialer Gleichheit
Allgemeine Aufgabe der Sozialpolitik: * Bürger vor Armut und Not durch Garantie des Existenzminimums zu schützen * Bürger gegen die Wechselfälle und Risiken des Lebens (Alter, Invalidität, Krankheit etc.) zu sichern * soziale, also nicht natürliche Ungleichheit zu verringern
Kernstück des Sozialstaates: soziales Sicherungs -system
Historische Entwicklungdes Sozialstaates in Deutschland
Soziale Absicherung bis zum Einsetzen des Industrie -zeitalters durch Familie, Kirche, Zünfte, Kommunen und Betriebe
Aufhebung der Leibeigenschaft – Übergang von handwerk - licher zur industriellen Produktion – in den Städten werden Lösungen für Arbeiter gesucht
1842 – Preußen: Armenversorgung von Geburtsort auf Wohngemeinde verlagert -
1854 – Krankenversicherung für Bergarbeiter Sozialversicherungsgesetze unter Bismarck:
1883 Krankenversicherung – 1884 Unfallversicherung – 1889 Alters – und Invalidenversicherung
Grundzüge: - Arbeitnehmerversicherung – Beitragsfinan –zierung – Selbstverwaltung – Pflichtversicherung, nicht Erwerbstätige sind Aufgabe der kommunalen Fürsorge
Sozialpolitik in der Bundesrepublikbis zur Wiedervereinigung
Nach den Weltkriegen: Kriegsopferversorgung Zusätzlich nach 1945: Integration der Flüchtlinge +
Vertriebenen – Versorgung von Witwen + Waisen, Schwer -behinderten – Wiedereingliederung von Heimkehrern – Entschädigung von Opfern – Schaffung von Wohnungen, Infra –struktur, Arbeitsplätzen -
1956: „Wohlstand für alle“ – „Soziale Marktwirtschaft“ – Renten nach Umlageverfahren + Generationenvertrag
1969 – 1982 – Sozialstaatsexpansion – Ziel: der Wohlfahrts - staat – Sozialquote steigt auf 33,9% - Rezession
1974 Kehrtwendung zur Sparpolitik unter Helmut Schmidt 1982/89 Restriktive Sozialpolitik und Neustrukturierung;
Arbeitslosenquote bei 5,6% - Sozialleistungsquote bei 33,3% Kürzung von Leistungen (Schülergeld; z.B.) Hinwendung zur Familienpolitik, Förderung von Vermögensbildung, Neuregelung der Hinterbliebenenversorgung
Wiedervereinigtes Deutschland
1989 – Sozialleistungsquote 30,7% - Anstieg mit Wiedervereinigung durch Anpassung der Gebiete der ehem. DDR auf 34,1%
Alterssicherung – stufenweise Angleichung Arbeitslosensicherung (Ziel der DDR: Vollbe -
schäftigung –– Ziel Marktwirtschaft: Effizienz + Produktivität)
1993 Gesundheitsstrukturgesetz – Einführung einer Pflegeversicherung
Fazit: statt Konsolidierung der Sozialausgaben – sozialpolitische Expansion
Grundzüge der Sozialordnung in Deutschland
Integration aller Schichten durch Abbau des Gegensatzes Kapital – Arbeit, Verbesserung der Durchlässigkeit des gesellschaftlichen Schichtgefüges, materielle Teilhabe
Schaffung der materiellen Grundlagen entsprechend dem Wertesystem der Gesellschaft
Geförderte Entfaltung der menschlichen Produktivkraft durch Förderung/Ausschöpfung der humanen Talente
Institutionalisierung der Regeln der Konfliktaustragung, die es ermöglichen, die Interessen der Kontrahenten frei zu formulieren und dadurch Kompromisse zu erzielen
Solidarische Absicherung in Notlagen im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft – neue Ansätze zwischen Eigenvorsorge und Systemen der sozialen Sicherung
Sozialleistungen 2002gesamt: 722,9 Mrd Euro
0
50
100
150
200
250RentenKrankenArbeitsförderungSplittingKindergeldPensionenFortzahlungSozialhilfeJugendhilfePflegeBetrieblAlterUnfallBeihilfeZusatzvers.FamilienhilfeWohngeld
Nettosozialquote 2001im Vergleich
0
5
10
15
20
25
30
35 FrankreichDeutschlandSchwedenGroßbritannienDänemarkBelgienItalienNiederlandeösterreichUSAKanadaFinnlandJapanSpanien
Reform des SozialstaatesAgenda 2010
2003: - Agenda 2010 mit folgenden Eckpunkten. Finanzielle Lage der Kommunen Steuerreform und ihre Finanzierung Sozialpolitik vor allem Arbeit, Gesundheitswesen, Renten
Weitere/alternative Reformansätze: Bürgergeld-Konzept Subventionierung des Niedriglohnarbeitsmarktes Senkung der Lohnnebenkosten + Steuererhöhungen Bürgerversicherung + Gesundheitsprämien
Alternativen zwischen Sozial – und Wohlfahrtsstaat: Professionelle Dienstleistungen vom Staat (Modell Skandinavien) oder Umverteilung durch Sozialtransfers
Neue Herausforderungen: Globalisierung + Demografie
Bevölkerung Deutschlands2011
Einwohner: 81.471.834 0 – 14: 13,3% m: 5.556.390 w: 5.282.280 15 -64: 66,1% m: 27.227.487 w:
26.617.915 Über 65: 20,6% m: 7.217.163 w: 9.557.634 Durchschnittsalter 44,9 m: 43,7 w: 46 Lebenserwartung: 80,07 Jahre
M: 77,82 F: 82,44 Wachstum: - 0,208 Kinder je Frau: 1,41 Ethnische Zugehörigkeit: Deutsche 93 %
Türken 2% Sonstige 5% Migranten 0,54 auf Tausend E.
Bevölkerungsentwicklung bis 2050Deutschlands – untere/obere Variante
60
65
70
75
80
85
untere obere
2006201020152020202520302035204020452050
Veränderungen durch demografischen Wandel
Zahl der Beschäftigten im Verhältnis zur Zahl Rentner – Pensionäre Belastungsquote
Altersversorgung: Steigerung auf etwa 30% der Bevölkerung
Gesundheitswesen: erhöhte Inanspruchnahme der Krankenversorgung, Pflege etc.
Geringere Mobilität Veränderte Nachfrage bei Wohnungen,
Nahrung und Freizeitangeboten
Fazit Das Sozialstaatsprinzip muss erhalten bleiben, da
es Kern der Humanität in unserer Gesellschaft bildet
Umfang und Qualität der Leistungen + das Recht auf Inanspruchnahme müssen neu definiert werden
Die Finanzierbarkeit verlangt ein neues Konzept, dass Veränderungen bereits heute schrittweise vollziehen muss.
Abmilderungen der Probleme durch ergänzende Maßnahmen sind notwendig – Einwanderung, Altersgrenzen, Bildung - + Ausbildungsförderung