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Jahresbericht 2013 des Monteverdi-Chores Hamburg

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Jahresbericht2013

des Monteverdi-Chores Hamburg

Schon wieder ist ein Jahr vergangen und der Jahresbericht fällig, der diesmal erst in den ersten Januartagen entsteht. Es freut uns, dass wir unseren Freunden und Förderern mitteilen können, dass für den Monteverdi-Chor 2012 wieder ein sehr erfolgreiches und erlebnisreiches Konzertjahr zuende gegangen ist. Am Anfang des Jahres stand das traditionelle Winterkonzert in der St. Michaelis-Kirche auf dem Programm. Über 1000 Zuhörer erfreuten sich an Händels „Messias“, der mit so ausgezeichneten und bewährten Solisten wie Katherina Müller, Britta Schwarz, Michael Connaire und Stephan Heinemann und dem Mitteldeutschen Kammerorchester so gut gelang, dass der Konzertmitschnitt als private CD veröffentlicht werden konnte. Das Publikum feierte Gothart Stier und sein Ensemble am Ende Konzert mit langen Ovationen, so dass Gothart Stier das „Halleluja“ wiederholen ließ, das in seiner mit Echo-Effekten versehen Interpretation immer wieder überrascht und begeistert. Der Rest des Jahres war dem a-cappella-Gesang gewidmet, denn der Chor hatte einige sehr spezielle Aufträge erhalten, die es zu erfüllen galt. Die Stadt Recklinghausen hatte zu einer Art Festival geladen unter dem Titel „800 Jahre Thomanerchor Leipzig“. Drei Chöre sollten an einem langen Konzertabend Werke der verschiedenen Thomaskantoren vorstellen. Dem Monteverdi-Chor fiel die Aufgabe zu, neben der Bach-Motette „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“ Werke der Thomaskantoren des 19. und 20. Jahrhunderts zu präsentieren, während die Recklinghausener Chöre Komponisten der Vor-Bach-Zeit vorstellen sollten. Gemeinsam sollten alle drei Chöre dann unter der Leitung von Gothart Stier die Bach-Motette „Komm, Jesu, komm“ singen. Es waren Wochen spannender Chorarbeit, denn es galt ein neues Repertoire zu erarbeiten, das bei den ersten Proben nicht begeisterte, im Laufe der Arbeit aber an Profil und Spannung gewann. Wer kennt heute noch Komponisten wie Johann Gottfried Schicht oder Gustav Schreck. Gothart Stier spannte den Bogen zum heute aktiven Thomaskantor Georg Christoph Biller und begeisterte die Recklinghausener mit seinen intensiven von Textausdeutung geprägten Interpretationen von Kompositionen, „die ½, wie der Leiter des Recklinghauser Madrigalchors beim anschließenden Empfang sagte „beim ersten Blick in die Partitur langweilig und unbedeutend zu sein scheinen. Er habe viel gelernt aus der Art und Weise, wie Gothart Stier die Werke mit Leben erfüllt und effektvoll mit seinem Chor musiziert.“ Von Recklinghausen ging die Wochenendreise weiter nach Bielefeld, wo der Chor einem nicht minder begeisterten Publikum eine „Zeitreise durch die Musikgeschichte“ präsentierte, wie in der Presse zu lesen war. Es hieß dort u.a. „Mit Werken von zwölf Komponisten spannten sie den Bogen von der Renaissance bis zur Gegenwart ... Schon vom ersten Ton an stellten die Sänger ihr Können unter Beweis ... Mit präzisen Einsätzen, klarer, transparent aufgefächerter und ausgewogener Stimmbalance, kraftvoll wie auch sensibel sowie vorbildlich deutlicher Artikulation folgten sie konzentriert dem engagierten Dirigat ihres Leiters Gothart Stier.“ ...

In einer andere Zeitung hieß es: „Was diesen renommierten Chor auszeichnet, ist nicht nur seine Ton- und Artikulationsreinheit oder seine Modulationsfähigkeit, sondern auch seine Hingabe und Fähigkeit zu tonmalender oder emotionaler Versenkung. Welch ein Jauchzen und Loben! So leicht, filigran und hüpfend hört man vier- bis achtstimmige Motetten wahrlich selten. Welch herzergreifende Bitten! ... Jede Silbe lebendiger Ausdruck – so lässt sich die hohe Vortragskunst dieses bemerkenswerten Chores wohl vereinfacht umschreiben. ... In Erinnerung bleibt eine Sternstunde des Chorgesangs.“... Zurück in Hamburg stand die nächste Herausforderung bevor. Die Englische Kirche in Hamburg feierte 400jähriges Bestehen und hatte den Monteverdi-Chor zu einem Festkonzert eingeladen. Auf Wunsch der Veranstalter sollte Chormusik aus vier Jahrhunderten erklingen und zwar aus Ländern, zu denen England schon vor 400 Jahren kulturelle Kontakte hatte. Die Wahl viel auf Werke aus Italien, Deutschland, Frankreich und natürlich England. Wiederum galt es das bestehende Repertoire durch neue, interessante und diffizile Chorwerke von Purcell und Debussy, von Byrd und Britten, Morley und Stanford zu erweitern. Auch in diesem Konzert konnte der Chor sein Publikum in der relativ kleinen Englischen Kirche begeistern. Presseberichte gibt es leider nicht, da Konzerte Hamburger Chöre seit Jahren von der Hamburger Presse nicht besucht und rezensiert werden. Schon eine Woche später stand der nächste Termin auf dem Kalender des Chores, eine Hochzeitsmusik. Die Tochter von Vicky Leandros heiratete auf Gut Basthorst vor den Toren Hamburgs und das Brautpaar hatte den Monteverdi-Chor für die festliche Hochzeitsmusik engagiert. Werke von Mendelssohn, Bach-Gounod und Händel standen auf dem Programm, dessen Leitung Gothart Stier seinem Assistenten Gints Racenis überließ, weil er selbst verhindert war. An dieser Stelle darf einmal ein kurzes Lob auf unseren lettischen Korrepetitor Gints Racenis ausgesprochen werden, der seit gut drei Jahren den Chor in den Montagsproben mit Engagement und Kompetenz notentextlich vorbereitet und bei den Chefproben die Arbeit von Gothart Stier am Flügel unterstützt. Noch ein Konzert stand auf dem Programm bevor es in die Sommerpause ging. Die schöne Nikolaikirche in Wismar hatte den Chor zu einer Abendmusik eingeladen. Hier konnten in der gut besuchten riesigen Kirche noch einmal alle geistlichen Werke erklingen, die seit dem Frühjahr neu erarbeitet worden waren. Nach der Sommerpause erwartete den Chor ein großes Erlebnis, eine Konzertreise nach Südamerika. Seit mehr als einem Jahr war an der Reise geplant worden und jeder hatte gespart, um daran teilnehmen zu können, denn nur mit einer beträchtlichen Eigenbeteiligung konnte die Reise realisiert werden. Es gab eine kleine Unterstützung von der Stadt Hamburg und eine relativ hohe Förderung durch das Goethe-Institut. Die Reise sollte den Chor nach Argentinien und Uruguay führen. In Buenos Aires war ein Konzert auf Einladung des Mozarteum Argentino geplant, in Uruguay nahm der Chor an einem internationalen Chorfestival teil. Über diese interessante und erfolgreiche Reise folgt nun ein ausführlicher bebilderter Bericht als Tagebuch.

An drei intensiven Probenwochenenden wurde das Reiseprogramm, dass aus rund 40 verschiedenen geistlichen und weltlichen a-cappella-Chorwerken aus vier Jahrhunderten bestand vorbereitet. Daneben galt es die vielen organisatorischen Fragen zu Flug und Aufenthalt in Südamerika endgültig so zu klären, dass man vor unangenehmen Überraschungen sicher war. Ende September ging die mit Spannung erwartete Reise endlich los. Samstag, 29. September Der Monteverdi-Chor, dessen Mitglieder nicht alle in Hamburg wohnhaft sind, traf sich am Samstag, dem 29. September abends im Frankfurter Flughafen und flog mit dem restlos ausgebuchten Lufthansa-Flug LH 510 nach Buenos Aires, der ersten Station der gut zweiwöchigen Konzertreise nach Südamerika. Sonntag, 30. September Um 7 Uhr morgens landete der Lufthansa-Jumbo pünktlich in Buenos Aires, wo der Chor von zwei Bussen mit Reiseleiterinnen der Agentur Sintec-Tours erwartet wurde, die den Chor ins Hotel „El Conquistador“ im Zentrum von Buenos Aires brachten. Auf dem Weg in die Stadt wurde das Ensemble über Buenos Aires und wichtige Dinge, die hinsichtlich Sicherheit beachtet werden müssen, informiert. Dankbar waren die Ensemble-Mitglieder, dass bei der Ankunft im Hotel trotz der frühen Stunde bereits fast alle Zimmer zur Verfügung standen. Da am Anreisetage keine Verpflichtungen auf dem Reiseplan standen, nutzen die Choristen den sonnigen Sonntag, um die berühmten Trödelmärkte von San Telmo aufzusuchen. Montag, 1. Oktober Dieser erste Tag in Buenos Aires diente den Choristen zur Akklimatisierung. Zur Vorbereitung des ersten großen Konzertes fand nach dem Frühstück vormittags im Hotel eine ausführliche Chorprobe statt, am Nachmittag ging man gemeinsam auf Stadtrundfahrt, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Buenos Aires kennenzulernen. Dienstag, 2. Oktober Auch an diesem Vormittag fand noch einmal eine Vorbereitungsprobe im Hotel statt. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung und abends wurde gemeinsam eine Tangoshow besucht. Mittwoch, 3. Oktober Das 1. Konzert der Reise fand in der Konzertreihe der Mittagskonzerte des Mozarteums Argentino im Gran Rex Theatre statt. Das Theater ist ein Bau aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts und war ursprünglich als Kino geplant. Es hat einen riesigen Saal mit 3000 Plätzen. Die Mitarbeiterin des Mozarteums sagte uns allerdings, dass man bei Konzerten den oberen Rang nicht öffnet. Befürchtungen, dass der Chor in diesem riesigen Theatersaal klangliche Probleme haben könnte, erwiesen sich in der Vorprobe als unnötig, da der Saal über eine recht gute Akustik verfügte, in der auch ein Pianissimo noch in der letzten Reihe zu hören war.

Wir waren sehr gespannt, wie viele Besucher zu diesem Mittagskonzert um 13 Uhr bei freiem Eintritt in den riesigen Saal kommen würden, um ein Konzert mit Europäischer Chormusik a-cappella anzuhören. Was bei uns in Hamburg undenkbar wäre, geschah in Buenos Aires. Die Menschen standen wartend in einer langen Schlange vor dem Theater bevor sie gegen 12.40 Uhr in den Saal eingelassen wurden. Mit letztendlich 1600-1700 Besuchern waren Parkett und 1. Rang sehr gut gefüllt. Das Programm durfte nur 50 Minuten dauern, weil die Mehrheit der Besucher für das Konzert die Mittagspause nutzte. Wir sangen zwar einige Minuten länger, doch kam der Chor nicht ohne drei Zugaben von der Bühne, so begeistert applaudierte das Publikum. Es war gelungener Start für die Tournee. Nach einem geruhsamen Nachmittag stand abends für die meisten Chormitglieder ein Besuch im berühmte Teatro Colon auf dem Programm. Für Rossinis „La Cenerentola“ hatten sich viele schon von Deutschland aus Karten im Internet besorgt. Donnerstag, 4. Oktober Der letzte Tag in Buenos Aires war noch einmal frei von Pflichten. Er wurde bei herrlichem Frühlingswetter für einen gemeinsamen Ausflug ins Tigre Delta und in den sehenswerten, gemütlichen Vorort von Buenos Aires San Isidro genutzt. Freitag, 5. Oktober Abreise nach Uruguay. Die Fahrt mit der Fähre über den Rio de la Plata dauerte eine gute Stunde. Im Fährhafen von Colonia del Sacramento, der ersten Station des Chor-Festivals, wurden wir von der Präsidentin des Festivals Alexandra Laport und dem für uns vorgesehen, englisch sprechenden Begleiter Martin begrüßt, bevor der Chor mit Bussen zu den nahe gelegenen Hotels gebracht wurden.

Der Chor wohnte in einem einfachen Hotel. Die Unterbringung in Dreibett-Zimmer war nicht für alle glücklich, da die Räume sehr klein waren. Es wurde aber ab der zweiten Nacht eine für alle akzeptable Lösung durch eine Aufteilung in Zweibett-Zimmer gefunden. Dafür zog die Festival-Leitung, zu der auch die Managerin Lizet Barbosa gehörte, in ein entfernteres Hotel.Aus Platzgründen waren Dirigent Gothart Stier und sechs weitere Chormitglieder in einem etwas besseren kleinen Hotel in der Nähe des Chorhotels untergebracht worden. Da das Festival in eine Ferienperiode fiel, waren viele der generell sehr kleinen Hotels von Colonia ausgebucht und sehr teuer.

Colonia selbst ist eine bezaubernde kleine Stadt im spanischen Colonialstil, ein wenig verfallen, ein wenig restauriert und auch ein wenig modern. Wir wohnten in der schönen Altstadt und konnten alle Ziele zu Fuß erreichen.

Verantwortlich für die Organisation des 1. Festival-Teils in Colonia war der Coro Municipal de Colonia mit seinem sehr engagierten Dirigenten Prof. Fernando Maddalena Balbi. Die beiden Hauptkonzerte fanden im Kulturzentrum “Bastión del Carmen“ statt. Dieses schön renovierte Kulturzentrum mit Ausstellungsmöglichkeiten aus dem Jahre 1880 liegt direkt am Rio de la Plata im Bereich einer alten Festungsanlage, deren Reste teilweise in den Gebäudekomplex einbezogen sind. Der Konzertsaal war ein sehr einfaches Theater mit ca. 200 Plätzen, dem man seine 100 Jahre ansah.

Nachdem der Chor seine Zimmer bezogen hatte, ging es nach einer kurzen Freizeit zum Kulturzentrum zu einer ersten Chorprobe mit dem für Colonia vorgesehen Programm. Anschließend war in einem sehr netten italienischen Restaurant das Abendessen für den Chor bereitet. Da sich dieser Termin mit dem 1. Konzert des Festivals überschnitt, waren nur wenige Choristen in diesem Konzert, an dem überwiegend Folklore-Chöre und eine Tanzgruppe aus Paraguay beteiligt waren.

Samstag, 6. Oktober Ein heftiges Gewitter hatte in der Nacht manch Choristen nicht schlafen lassen und auch der Tag war regnerisch, wenn auch alle geplanten Außentermine wahrgenommen werden konnten. Nach dem Frühstück in den Hotels fand vormittags eine Probe im Theater statt. Anschließend gab es einen Stadtrundgang mit der Festival-Leitung. Das Mittagessen wurde im schon bekannten italienischen Restaurant serviert. Nachmittags fand ein Treffen aller Festival-Chöre vor dem Rathaus statt. Die Chöre wurden vom Kulturreferenten der Stadt begrüßt. Jeder Chor stellte sich mit zwei Liedern der Stadtverwaltung, den Passanten und den am Festival beteiligten Chöre vor.

Abends fand das 2. Konzert der Festival-Chöre im Theater statt. Jeder Chor hatte ein maximal 30 Minuten dauerndes Programm zu singen.

Typisch für die uruguayischen Chöre war, dass sie nur mit Keybord-Begleitung sangen. Unser sehr kompetenter Führer Martin, selbst Chorsänger, erzählte uns, dass Uruguay zwar eine lange Chortradition hat und dass es viele schöne Stimmen gibt, dass aber die musikalische Vorbildung sehr gering ist. Die Choristen kennen vielfach keine Noten, sondern lernen ihre Programme durch Nachsingen mit dem Keybord. Sie haben auch in ihren Chormappen, sofern sie nicht alles auswendig singen, zumeist nur Textblätter. Es gibt auch kaum größere Chöre in Uruguay, sondern es sind oftmals nur 10-15 Sängerinnen und Sänger, die den Chor einer Stadt oder Kirche bilden.

Das Repertoire der an diesem Colonia-Teil des Festivals beteiligten Chöre war überwiegend folkloristisch beeinflusst. Das völlig anders geartete Programm des Monteverdi-Chores, der in den 30 Minuten Beispiele Europäischer Chormusik aus vier Jahrhunderten vorstellte, wurde von allen Chöre und dem Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen, was für unsere Chormitglieder nach der mehr oder minder schwungvolle südamerikanische Folklore sehr überraschend war. Erst nach mehreren Zugaben konnte der Chor, der in allen Festival-Konzerten als letzter Chor zu meist sehr später Stunde zu singen hatte, von der Bühne gehen.

Im Anschluss an das Konzert gab es für alle Chöre ein gemeinsames Abendessen in einer große Eventhalle. Ein Catering-Unternehmen sorgte für das leibliche Wohl der rund 200 Sängerinnen und Sänger. Es wurde ein fröhliches Fest nach einem üppigen dreigängigen Mahl mit großen Mengen des für Uruguay typischen Grillfleisches. Dazu gab es, wie bei allen Mahlzeiten als Getränk literweise Pepsi Cola, offensichtlich eine Art Nationalgetränk in Uruguay. Auf Anfrage konnte man auch Wasser bekommen, gegen Bezahlung sogar Bier oder Wein. Musik sorgte dafür, dass sich die Chöre nach dem Essen zu Tanz und Tanzspielen zusammenfanden.

Sonntag, 7. Oktober Nach dem Frühstück trafen sich gegen 11 Uhr alle Chöre vor der Kathedrale von Colonia. Dort fand im Anschluss an den Gottesdienst in der voll besetzten Kirche ein einstündiges, informelles geistliches Konzert statt, in dem sich jeder Chor mit 10-15 Minuten Programm vorstellte. Im Anschluss trafen sich die Chöre zunächst an der alten Stadtmauer zu einem Gruppenfoto bevor es noch einmal in die Eventhalle zu einem gemeinsamen Mittagessen ging.

Nach einer kurzen Mittagspause hieß es für den Monteverdi-Chor Abfahrt zum Konzert nach Juan Lacaze. Juan Lacaze ist eine kleine Stadt ca. 60 km von Colonia entfernt. Das regnerische Wetter ließ die Stadt sicherlich etwas armseliger erscheinen als sie in Wirklichkeit ist. Wir sahen ja auch nur die unmittelbare Umgebung des „Don Bosco Theatre“.

Dieses in seinem schlechten Zustand an sozialistische Mehrzweckhallen erinnernde Theater, in dem es auch Kino-Vorführungen stattfinden, schien zunächst einmal nicht sehr geeignet für ein anspruchsvolles Chorprogramm zu sein. Doch zur allgemeinen Überraschung war die Akustik des kahlen Theaterraumes besser als befürchtet. Mit einiger Mühe konnte auch das vorbereitete Podest für den Chor nutzbar gemacht werden. Nebenräume zum Umziehen gab es allerdings nicht und auch die sanitären Einrichtungen des Theaters waren gewöhnungsbedürftig. Da die Zeit nicht reichte, zum Umziehen in einen weiter entfernt liegenden Raum zu fahren, wählte der Chor den Bus als Garderobe, der Dirigent die staubige, enge Hinterbühne. Die Frage, die sich alle stellten, war, ob es in diesem verschlafen Ort am „Ende der Welt“, so jedenfalls war unser Eindruck, überhaupt Publikum für ein solches Chorkonzert gibt. So war die Überraschung beim Einzug des Chores groß, als der Saal mit gut 300 Besuchern fast voll besetzt war. Die Dirigentin des gastgebenden örtlichen Chores begrüßte die deutschen Gäste und die Konzertbesucher sehr herzlich und führte durch das Programm. Als nach gut einer Stunde das letzte Stück verklungen war und Dirigent Gothart Stier einige offizielle Erinnerungsgeschenke erhalten hatte, erzwang das begeisterte Publikum mehrere Zugaben. Am Ende kam es sogar noch zu einem „Wunschkonzert“, denn aus dem Publikum erklang plötzlich der Ruf „Ave Maria“. Aus dem Programm des Festivals, in dem das gesamte Reiserepertoire des Chores aufgelistet war, hatte man ersehen, dass zum Repertoire das berühmte „Ave Maria“ von Anton Bruckner gehörte, das nun gesungen werden sollte. Obwohl kaum einer die Noten in der aktuellen Konzert-Mappe hatte, wurde der Wunsch erfüllt, da sich der Chor sicher war, dass er dieses „Ave Maria“ auswendig singen kann. Mit Standing Ovations wurde der Chor beim Auszug verabschiedet. Im Anschluss an das Konzert lud der Chor von Juan Lacaze, der aus nur 10 Sängerinnen und Sängern bestand, zu einem üppigen Abendessen in ein sehr schönes Restaurant in der Nähe des Hafens ein. Nach dem Essen sang der Chor von Juan Lacaze für seine Gäste aus Europa einige typisch uruguayische Lieder. Gothart Stier bedankte sich bei den Gastgebern mit CDs und einem Hamburg-Buch für die herzliche Gastfreundschaft, die wir in dieser kurzen Zeit in der kleinen Stadt Juan Lacaze erleben konnten.

Montag, 8. Oktober Nach Tagen des Singens war dieser Tag vom Festival als Ausflugstag geplant. Bei leider regnerischem Wetter besuchten wir zunächst ein Weingut, wo uruguayische Weine zur Verkostung angeboten wurden. Es war ein einfaches, kleines Weingut nahe Colonia, in dem der Wein und der Trester noch nach herkömmlicher Weise hergestellt und in großen Holzfässern gelagert wird. Hauptziel des Ausfluges war eine auf Tourismus eingestellt Ranch. Das schlechte Wetter trübte die Stimmung nicht, da man zunächst in ein gemütliches Restaurant kam, in dem nach einiger Wartezeit ein üppiges Mittagessen mit Unmengen von frischem Grillfleisch serviert wurde. Nach dem Essen konnten sich die Choristen mit Reiten und Kutsche fahren die Zeit vertreiben. Am Nachmittag gab es die Möglichkeit sich anzuschauen, wie die Kühe der Farm in der modernen Melkanlage gemolken werden. Der trotz schlechten Wetters erlebnisreichen Tages auf der Ranch endete mit Kaffee und Kuchen. Dienstag, 9. Oktober Für morgens 9 Uhr war die Abfahrt der Busse nach Montevideo geplant. Auf der gut dreistündigen Fahrt wurde eine Pause zur Besichtigung einer Käse- und Marmeladen-Fabrik eingelegt. Bevor das Hotel Lancaster in Zentrum von Montevideo bezogen werden konnte, wurde ein Mittagessen im Restaurant „Tribunales“ neben dem Gerichtsgebäude serviert. Das Hotel, das direkt gegenüber dem Restaurant lag, war zwar als 3-Sterne-Haus ausgezeichnet, war aber für ein Haus dieser Kategorie an einem so zentralen Platz in der Hauptstadt Montevideo ziemlich renovierungsbedürftig. Die Lage glich die Mängel der Zimmer aus. Zudem wurde in diesem Hotel morgens ein sehr gutes Frühstück serviert, was in Colonia nicht der Fall gewesen war. Der Chor hatte nur wenige Stunden sich einzurichten, denn schon gegen 18 Uhr war die Abfahrt nach Canelones City geplant, wo abends das einzige Kirchenkonzert der Tournée stattfinden sollte. Es war schon dunkel als wir in Canelones eintrafen, doch konnten wir sehen, dass die kleine Stadt wenigstens am zentralen Platz mit der Kathedrale schöne Gebäude im Kolonialstil zu bieten hatte.

An dem Konzert in der voll besetzten Kirche, das erst um 21 Uhr begann, waren noch zwei weitere Chöre beteiligt, der Städtische Chor von Canelones und der Arvum Chor, ein kleines Vokal-Ensemble. Der Monteverdi-Chor hatte wie immer als letzter Chor zu singen und wurde trotz der späten Stunde nicht ohne Zugaben entlassen. Das begeisterte Publikum dankte den Gästen mit Standing Ovations. Anschließend lud der Städtische Chor zu einem gemeinsamen Abendessen in ein schönes Restaurant ein, wo die Chormitglieder Gelegenheit zu Gesprächen mit den gastgebenden Chören hatten. Erst gegen 2 Uhr morgen kehrte der Chor nach Montevideo zurück. Mittwoch 10. Oktober Der Vormittag stand zur freien Verfügung. Gothart Stier fuhr mit zwei Mitarbeitern aus dem Chor mit dem Taxi zur Deutschen Schule, wo er den für die Musikerziehung zuständigen Lehrer Michael Cordes traf, der die Workshops von Gothart Stier, die in der Deutschen Schule stattfinden sollten, als Dolmetscher betreuen wollte. Auch war Herr Cordes verantwortlich für das geplante Treffen mit Schülern der Musikkurse der Deutschen Schule. Nachdem der Saal besichtigt und der Ablauf der geplanten Workshops geklärt war, wurde das Programm für das Chortreffen am nächsten Tag besprochen. Da prüfungsbedingt nur eine relativ kleine Auswahl von Schülern an dem geplanten Termin zur Verfügung stehen konnte, war das Treffen in ein Konzert umfunktioniert worden, das in der Deutschen Kirche stattfinden sollte. Der Monteverdi-Chor sollte im 1. Teil des Konzerte ein 30-Minuten-Programm mit geistlicher Chormusik singen, Michael Cordes wollte im 2. Teil seinen Auswahl-Kinderchor präsentieren. Um sich einen Eindruck von Kirche zu machen, fuhr Gothart Stier mit seinen Mitarbeitern nach Ende der Besprechung zur Deutschen Kirche, wo der Pastor der Kirche, Armin Ihle, die Gäste aus Deutschland erwartete. Pastor Ihle erwies sich als sehr originelle Persönlichkeit. Sein Pastorat ist angefüllt mit Erinnerungsstücken aus einer langen Dienstzeit in vielen südamerikanischen Ländern. Auf seine schlichte Kirche, die auch ein Kulturzentrum mit vielen Veranstaltungen ist, ist er sehr stolz. Sie wurde 1910 geweiht und liegt in einem Wohnviertel von Montevideo. Die Kirche hat ca. 200 Plätze. Sie verfügt über eine kleine Orgel, die auf einer Empore steht. Eine Besonderheit sind ihre bunten Seitenfenster, die Wappen ihrer Stifter tragen, der Hansestadt Bremen und der Freien und Hansestadt Hamburg.

Nach dem Mittagessen in eine Restaurant im Zentrum der Stadt wurde der Chor von zwei Reiseleitern abgeholt, die uns auf einem Stadtrundgang und einer Stadtrundfahrt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Montevideo zeigen wollten. Dieser ursprünglich nicht geplante Programmpunkt wurde auf Wunsch des Chores vom Festival gern erfüllt. Danach galt es nach nur kurzer Pause zum Workshop aufzubrechen, wohin die Busse den Chor brachten. Es nahmen rund 100 Chorleiter und Chorsänger an diesem für zwei Abende geplanten Workshop teil. Gothart Stier widmete sich zunächst dem Thema Chorerziehung und Chorische Stimmbildung, und erarbeitete mit den Anwesenden praktische Übungen. Im zweiten Teil widmete er sich der Werk-Interpretation. Hierfür hatten die Teilnehmer vier Chorwerke vorbereitet: Mendelssohns „Jauchzet dem Herrn“, Scarlattis „Exsultate Deo“, Bruckners „Ave Maria“ und die Fuge aus Bachs Motette „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“. Nach dem Workshop fand um 22 Uhr das Abendessen im „Café Tribunales“ statt. Donnerstag, 11. Oktober Noch einmal gab es einen freien Vormittag, den die Choristen für einen ausführlichen Stadtbummel nutzten. Schon bald nach dem Mittagessen standen die Busse parat für die Fahrt zur Deutschen Kirche, wo vor dem Schulkonzert eine Probe stattfinden sollte. Das Konzert begann um 17.30 Uhr. Da es mit kleinen Plakaten angekündigt worden war, war die Kirche fast voll besetzt. Für dieses Kirchenkonzert hatte Gothart Stier auch angesichts der Tatsache, dass viele Kinder und Jugendliche im Publikum waren, klangvolle und virtuose Titel aus dem Tournée-Programm ausgewählt. Im zweiten Teil des Konzerte bot der Auswahl-Kinderchor der Deutschen Schule unter Michael Cordes schwungvolle und stimmungsvolle überwiegend populäre Songs mit Begleitung von Keybord, Schlagzeug und anderen Rhythmus-Instrumenten. Die Kinder hatten viel Spaß am Musizieren und sorgten für ausgelassene Stimmung in der relativ kleinen Kirche.

Nur eine kurze Pause blieb dem Chor, der von der Deutschen Kirche mit Gebäck und Kaffee bewirtet wurde, bevor es galt zum Workshop in die Deutsche Schule zu fahren. Nach dem Workshop wartete im „Café Tribunales“ ein wohlverdientes, spätes Abendessen. Freitag, 12. Oktober Für den Vormittag hatte sich das Festival etwas Besonderes für die deutschen Gäste ausgedacht, ein Workshop für uruguayische Musik. Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartete. Nur wenige Minuten vom Hotel entfernt gab es in einem schön restaurierten Jugendstilgebäude ein Kulturzentrum, in dessen Saal der Workshop für die deutschen Gäste stattfand.

Man hatte einen prominenten uruguayischen Musiker dafür engagiert. Er erzählte zunächst von den Besonderheiten der uruguayischen Musik bevor er den Chor agieren ließ. Ein komplizierter Grundrhythmus musste erklatscht werden, bis jeder ihn konnte. Danach mussten die einzelnen Stimmgruppen mit Hilfe einer Gitarre Melodien erlernen. Es wurde nach Gehör studiert, wie es in Uruguay üblich ist. Als schließlich Rhythmus und Melodien richtig zusammenklangen, kam der letzte Baustein hinzu, der Text. Jeder erhielt ein Textblatt und musste nun Rhythmus und Melodie auf Text singen, was nach einiger Übung erstaunlich gut klappte. Es war ein populäres Volkslied, das der Chor auf diese Weise in dem zweistündigen Workshop lernte und noch bei einigen Gelegenheiten zur Freude der Gastgeber anstimmte.

Nach einer längeren Mittagspause ging es gegen 17.30 Uhr zum Theater, wo am Abend das Schlusskonzert des Festivals stattfinden sollte. Die Nelly Goitinos Hall im Sodre Theater ist ein Saal mit ca. 700 Plätzen und einer für ein Theater relativ guten, durchsichtigen Akustik. Das Konzert begann um 20.30 Uhr. Drei Chöre bestritten das Programm: Neben dem wie immer zum Schluss auftretenden Monteverdi-Chor, der Chor Upsala Montevideo, ein Chor mit typisch uruguayischem Repertoire und der Männerchor „Drakkar“. Dieser Chor beeindruckte uns sehr, nicht nur weil unser Begleiter Martin dort mitsang. Eine junge Chorleiterin dirigierte die rund 30 Männer mit Schwung und Ausdruckstärke. Sie brauchten kein Keybord sondern sangen ein, in europäischem Sinne, klassisches Chorprogramm mit Werken von Grieg bis Kodaly. Ein wirklich guter Männerchor. Auch in diesem letzten Konzert des Festivals wurde der Monteverdi-Chor mit seinem abwechslungsreichen, vielsprachigen Programm mit Standing Ovations gefeiert und nicht ohne drei Zugaben entlassen. Im Anschluss an das Konzert trafen sich die Chöre zu einem gemeinsamen Abendessen im schon bekannten „Café Tribunales“.

Samstag, 13. Oktober Der letzte Tag in Uruguay sollte noch einmal ein besonderer werden, denn es stand ein Konzert in Punta del Este auf dem Programm, dem mondänen Badeort von Uruguay. Das Konzert fand zwar in Zusammenarbeit mit dem Festival statt, war aber eine Einladung des Centro Cultural de Musica Uruguay. Es war das letzte Konzert in der Jubiläums-Saison „20 Jahre Konzerte in Punta del Este“. Gegen Mittag fuhren wir nach Punta del Este. Auf dem Weg hatten wir eine kurze Pause an einem spektakulären Aussichtpunkt bevor es in die Stadt ging, die an einer weiten Bucht liegt und von Ferne mit ihren Hochhäusern ein wenig an die Copa Cabana von Rio de Janeiro erinnert. Selbstverständlich wurde uns auch die Hauptattraktion von Punta del Este gezeigt, die aus dem Sand herausragende Hand. Nach einer zweistündigen Freizeit zum Bummeln oder Mittagessen fuhren wir gegen 17 Uhr ins Hotel Conrad, in dessen Theater das Konzert stattfinden sollte. Nachdem es einige Zeit gedauert hatte, bis uns der Bühneneingang geöffnet wurde, fühlten wir uns gleich sehr willkommen, denn das Hotel hatte einen „dekorativ präsentierten Imbiss“ mit etlichen Getränken hinter der Bühne für den Chor bereitgestellt. Der Saal war nicht ganz so erfreulich. Es gab zwar eine funktionierende Theaterbühne, doch war der Hotelsaal selbst mit plüschigen Sitzbänken und Tischen ausgestattet, die für eine muffige Akustik sorgten. Das Konzert, zu dem die Veranstalter viele lokale Chöre eingeladen hatten, war sehr gut besucht und begeisterte das Publikum, obwohl in der plüschigen Atmosphäre Klangzaubereien kaum möglich waren. Die Lieder und Chansons des Programms, die mehr Durchsichtigkeit als Klangfülle verlangten, kamen in der trocknen Akustik am besten zur Geltung.

Nach dem Konzert war der Chor zu einem Dinner geladen. Wir fuhren mit dem Bus aus der Stadt heraus auf das Sportgelände einer Privatschule, deren Elternchor unsere Gastgeber waren. Es erwartete uns eine große Überraschung. In einer schönen holzgetäfelten Halle war ein köstliches Spezialitäten-Buffet aufgebaut. Selbstgebastelte Mobiles hießen den Chor und etliche weitere Gäste willkommen. Der Direktor der Schule, die aus einer privaten Initiative entstanden ist, begrüßte uns und lud ein zu Speis und Trank. Es wurde ein fröhliches Fest mit Gesang und Tanz und auch nachdenklichen Momenten. Man erfuhr, dass diese Schule, die heute 700 Schüler aus allen Gesellschaftsschichten hat, Stipendien an arme Kinder vergibt und ihre Schüler auch zu praktischer Arbeit erzieht. So hat die Schule einen Weinberg, dessen hervorragenden Wein, den einige von uns kosten durften, die Schüler selber produzieren. Es gibt eine Weberei und Spinnerei, es gibt aber auch beste Sporteinrichtungen und natürlich Unterricht in allen erdenklichen Fächern. Es wurde ein langes Fest. Erst gegen Mitternacht traten wir die Rückfahrt nach Montevideo an, wo wir gegen 2 Uhr morgens eintrafen.

Sonntag, 14. Oktober Nach kurzer Nacht holten uns um 7 Uhr morgens zwei Busse des Fährdienstes Busquebus ab, um uns nach Colonia zu bringen, wo wir die Fähre nach Buenos Aires erreichen mussten. In Buenos Aires erwarteten uns schon unsere beiden Reiseleiterinnen von Sintec Tours mit zwei Bussen. Nun hieß es Abschied nehmen: der größte Teil des Chores flog zurück nach Deutschland, eine kleinere Gruppe von 18 Choristen flog für zwei Tage zu den Wasserfällen von Iguazu und trat erst am 16. Oktober die Heimreise nach Deutschland an. Montag, 15. Oktober Ankunft der Hauptgruppe in Deutschland

Es war eine wirklich sehr gelungene Konzertreise nach Südamerika mit eindrucksvollen Begegnungen und Erlebnissen von der die begeisterten Chormitglieder am 15. Oktober in herbstliche Hamburg zurückkehrten. Die gut zweiwöchige Reise stand unter einem guten Stern. Es gab keine nennenswerten organisatorischen Probleme, es gab keine wesentlichen Krankheits-Ausfälle, es gab auch keine Sicherheitsprobleme, vor denen in Südamerika ständig gewarnt wird. Das wichtigste waren natürlich die sieben Konzerte, die allen Ensemble-Mitgliedern großen Spaß machten, weil die gute Vorbereitung es dem künstlerischen Leiter des Chores Gothart Stier ermöglichte, in den wechselnden Programmen den Chor immer wieder zu Höchstleistungen zu animieren. In allen Konzerten erlebte der Chor ein interessiertes Publikum, dass konzentriert zuhörte, sich gern auf die musikalische Reise durch verschiedene Jahrhunderte und Stile mitnehmen ließ und seine Begeisterung über die eindrucksvolle, gestalterische Leistung des Chores in Standing Ovations zum Ausdruck brachte. Wie wir von der Festival-Leitung erfuhren, hat unsere Teilnahme künstlerisch wie auch menschlich bleibende Spuren hinterlassen. Die Konzerte haben im a-cappella Bereich chorische Maßstäbe gesetzt und das Publikum offenbar so beeindruckt, dass auch Wochen später noch darüber gesprochen wurde. Besonders beeindruckend war für die Festival-Leitung der Kommentar eines jungen Chorleiters aus Canelones, der sagte: „Es habe ihn sehr glücklich gemacht, hören zu dürfen, was ein solcher Maestro mit einem solchen Chor erreichen kann.“

Aus der weiten Welt zurückgekehrt standen sehr schnell die nächsten Proben an, denn der Chor hatte drei Weihnachtskonzerte in Berlin, Potsdam und Hamburg zu singen. Außerdem wollte Gothart Stier die Proben vor Weihnachten nutzen, um sich einen Einruck darüber zu verschaffen, wie viele Chormitglieder die für Februar geplante „h-moll-Messe“ von Bach noch kannten, denn die letzten gemeinsamen Aufführungen gab es im Jahre 2005 zum 50jährigen Bestehen des Monteverdi-Chores. Vor den Weihnachtskonzerten galt es noch einen „dienstlichen Auftrag“ zu erfüllen. Alle zwei Jahre findet in Hamburg ein Deutsch-Chinesisches Wirtschaftstreffen statt, an dem hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik teilnehmen. Seit Beginn dieser Konferenzen wird das Festliche Dinner in der Handelskammer vom Monteverdi-Chor musikalisch eröffnet. Diesmal hatte der Chor außer den beiden Nationalhymnen und einem chinesischen Volkslied auch noch die Europa-Hymne zu singen. Die Leitung hatte wieder Assistent Gints Racenis, da der Termin mitten in der Woche stattfand und Gothart Stier wegen anderer Verpflichtungen nicht aus Leipzig anreisen konnte. Auch die a-cappella-Weihnachtskonzerte am 1. Advents-Wochenende im mit über 800 Besucher sehr gut gefüllten Berliner Dom und in der voll besetzten Potsdamer Nikolaikirche gelangen dem Chor sehr gut und fanden die Bewunderung des Publikums. Einige Chormitglieder wurden beim Verlassen des Berliner Domes von Besuchern gefragt, wie sie es gemacht hätten, dass man auch den Text der Stücke verstanden hätte, obwohl doch der Dom dafür bekannt ist, dass alles verschwimmt. Ein Kompliment, das auch Dirigent Gothart Stier sehr erfreute, weil er mit großer Intensität den Chor trainiert, durchsichtig, präzise und mit deutlicher Sprachartikulation zu musizieren. Am 2. Advents-Wochenende stand eine Wiederholung des Berliner Programms in der schönen, kleinen Eppendorfer Johannes-Kirche auf dem Programm. Der Chor konnte auch in diesem Konzert dem begeistert applaudierenden Publikum noch einmal seine ganze Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten zeigen, denn das Programm umspannte Weihnachtsmusik aus vier Jahrhunderten von altbekannten Weihnachtliedern über romantische Kompositionen wie das „Magnificat“ von Felix Mendelssohn Bartholdy bis zum „Machet die Tore weit“ von Kurt Thomas. Mit den Weihnachtskonzerten war das Chorjahr 2012 aber dieses Mal noch nicht zuende, denn eine Gruppe von 25 Choristen sollte am Silvesterabend den Chor der Nikolaikirche Potsdam bei einer Aufführung der 9. Sinfonie von Beethoven unterstützen. Am 30. Dezember ging es mit privaten Autos nach Potsdam, wo die Bachgesellschaft für den Chor Zimmer im Kongresshotel am See reserviert hatte. Nach den Proben und vor dem Konzert konnten die Chormitglieder Potsdam oder Berlin genießen. Nach dem Silvesterkonzert in der übervollen Nikolaikirche, das bereits um 19 Uhr begann, war im Kongresshotel eine Silvesterfeier geplant. Die Chorkasse übernahm die Hälfte der Kosten für die Teilnahme an dem üppigen Silvester-Buffet, das das Hotel für seinen großen Silvesterball vorbereitet hatte. Am Ball nahmen die Choristen allerdings nicht teil, sondern sie hatten einen gemütlichen, festlich eingedeckten kleinen Raum für sich, in dem ein aufmerksamer Kellner fürs Wohlergehen sorgte. Das Jahr endete für die Potsdamer Choristen mit einem großartigen, von musikalischen Klängen untermalten Feuerwerk, das das Kongress-Hotel für seine Ballgäste abbrannte.

Große Aufgaben erwarten den Monteverdi-Chor auch im Jahre 2013. Am 23. Februar wird die „h-moll-Messe“ von Johann Sebastian Bach in der St. Michaelis-Kirche aufgeführt werden, am 3. Mai konzertiert der Chor im Rahmen des evangelischen Kirchentags in der Hauptkirche St. Nikolai und am 17. Juni folgt der Monteverdi-Chor einer Einladung zum Internationalen Bachfest nach Leipzig. Das vorgesehene Programm mit Bachs Kantate Nr. 78, Beethovens „Christus am Ölberg“ und Schuberts „Stabat Mater“ ist wieder eine echte Herausforderung für den Chor, dem somit ein arbeitsreiches Frühjahr bevorsteht. Allen, die die Chorarbeit in diesem Jahr wieder unterstützt haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Wir hoffen, dass wir auch weiterhin Unterstützung erfahren werden.

Spendenkonto: Universität Hamburg – Stiftung „Monteverdi-Chor“

Konto-Nr. 080262942 – Deutsche Bank Hamburg – BLZ 20070000

Informationen unter www. Monteverdi-Chor.de