Jahresbericht 2015 - zentrum-inselhof.ch

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Jahresbericht 2015

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Jahresbericht Inselhof Zürich 2015Jahresbericht 2015
3 Vorwort der Präsidentin 4 Bericht der Co-Zentrumsleitung 6 Mitarbeitende im Jahr 2015 8 Spenden 9 100 Jahre Inselhof Triemli 12 Wir haben das Zentrum gebaut 14 Was wäre, wenn … ? 20 Das Zentrum Inselhof auf einen Blick 23 Kommentar zur Jahresrechnung 26 Betriebsrechnung 2015 28 Bilanz 2015 30 Bericht der Kontrollstelle
Verein Inselhof Triemli Birmensdorferstrasse 505 8055 Zürich
Sekretariat Verein Inselhof Triemli T 044 416 22 90 F 044 416 23 01 [email protected] Di – Do 8.30 – 11.45 Di – Do 13.30 – 16.30
www.verein-inselhof.ch
Inhaltsverzeichnis
Fotografien Cover, Seiten 10 /11 und 18 /19 Thomas Alder
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Unsere Umschlagsseite signalisiert bereits: Wir feiern ein kleines Jubiläum, das 10-jährige Bestehen des Zen- trums Inselhof. Vielleicht erinnern Sie sich noch: Am 1. Januar 2005 übergab der Verein Inselhof Triemli sein renommiertes Angebot, die Frauenklinik Maternité, ans Stadtspital Triemli. Seit diesem Zeitpunkt konzen- triert sich der Verein Inselhof Triemli voll und ganz auf seine sozialen Angebote. Diese Entscheidung war eine Rückbesinnung auf das erste Standbein des Vereins, der 1908 als «Stadtzürcherischer Verein für Mutter- und Säuglingsschutz» gegründet worden war.
Eine Organisation erfindet sich neu Nach der anfangs etwas wehmütigen Stimmung nach der Übergabe der Klinik an die Stadt krempelte der Ver- ein die Ärmel hoch. Er stand vor der Aufgabe, eine neue Organisation aufzubauen. Wir brauchten eigene Stellen für Administration und Ökonomie und eine Gesamtlei- tung. In den ersten Jahren führte ein Team von fünf Be- reichsleitenden das Zentrum. Erst 2009 wurde die Stelle einer Geschäftsleitung geschaffen, die sich operativ um die Koordination aller Aufgaben kümmerte.
Umbau der Gebäude und Entstehen eines Kompe- tenzzentrums Mit dem Umbau des Zentrumsgebäudes und des Kin- derhauses konnte man die veraltete Infrastruktur er- setzen und die Grundrisse zeitgemäss anpassen. So entstanden freundliche und helle Räume, die eine Wei- terentwicklung und ein Wachsen erst möglich mach- ten. Die Bereiche entwickelten sich fachlich weiter und machten sich fit, Klientinnen und Kinder noch besser
zu betreuen. Ein multifunktionales Kompetenzzentrum im Bereich der frühkindlichen Entwicklung konnte ent- stehen.
Dank Wir danken allen, die mitgeholfen haben, dass wir auf unser 10-jähriges Bestehen zurückblicken dürfen: Ver- einsmitgliedern, Gönnerinnen und Gönnern wie auch Behördenvertreterinnen und -vertretern von Stadt oder Kanton Zürich. Und natürlich auch unseren engagier- ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Wir hoffen, dass Sie weiterhin dabei sind. Wir freuen uns auf eine Zusammenarbeit im nächsten Jahrzehnt.
Romana Leuzinger Präsidentin Verein Inselhof Triemli März 2016
Vorwort der Präsidentin 10 Jahre Zentrum Inselhof
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10 Jahre Inselhof, so schnell geht die Zeit vorbei. Unse- re Angebote haben sich verfeinert, vertieft und weiter- entwickelt. Unser Markenzeichen: «alles unter einem Dach» wirkt sowohl gegen innen als auch gegen aus- sen.
Nach der Übergabe der Frauenklinik an das Stadt- spital Triemli ging es uns um die Bündelung unserer Kräfte und Energien auf die Etablierung neuer Ange- bote, um auf die Vielfalt sozialer Fra- gestellungen angemessen reagieren zu können. Im Mittelpunkt unserer bereichsübergreifenden Arbeit stand die Nutzung von Synergien zwischen unseren bereits bestehenden und neuen Angeboten, ausgerichtet auf Kinder, Mütter und Familien. So ist es auch heute noch. Die breite Pa- lette unserer Möglichkeiten wird von unseren Kooperationspartnern wahr- genommen und sehr geschätzt; die innovative Haltung, die Flexibilität und Durchlässigkeit der Angebote für massgeschneiderte Lösungen in komplexen Situa- tionen überzeugen.
Gegen Ende des Jahres haben wir festgestellt, dass die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) zu- rückhaltender Platzierungsentscheide gefällt hat. Das hat zu einer abnehmenden Nachfrage nach Plätzen geführt. Dies, obwohl wir nicht davon ausgehen kön- nen, dass die stark Risiko belasteten Familien weniger werden.
Weiter stellten wir fest, dass die Anzahl der stationär aufgenommenen Mütter, welche ein psychiatrisches Krankheitsbild aufweisen, in den letzten zehn Jahren stetig zugenommen hat. Insbesondere beschäftigen
uns die Auswirkungen von bedrohlichen, schwer ein- zuordnenden Erlebnissen auf die seelische Gesundheit der Kinder. Eine hohe Aufmerksamkeit und ein sorg- fältig überlegtes Vorgehen, aber auch mutiges Han- deln von allen Entscheidungsträgern wird weiterhin notwendig sein.
In den beiden stationären Mutter&Kind-Angeboten, der Mutter&Kind-Wohngruppe und den Mutter&Kind-
Units, wie auch in der aufsuchenden Familienarbeit (EKB) haben wir im vergangenen Jahr das Augenmerk auf die Kompetenzerweiterung im Einschätzen von Risikofaktoren für die kindliche Entwicklung gerichtet. Entsprechende Beobachtungen sind so präzise wie möglich zu erfassen und zu beschreiben, um eine differen- zierte und aussagekräftige Berichter- stattung zu Handen von zuweisenden Stellen und Behörden zu gewährleis- ten. Eine gemeinsame Analyse von Interaktionen zwischen Kindern und
Müttern/Eltern anhand von Videosequenzen schärft die Wahrnehmung der Beteiligten und begünstigt damit die Früherkennung von Entwicklungsrisiken. Schutzfaktoren, Lern- und Entwicklungsprozesse wer- den sicht- und nachvollziehbar. Im Zusammenhang mit der Qualitätssicherung sind solche Massnahmen nie abgeschlossen und werden uns auch weiterhin fordern.
In der Eltern&Kind-Begleitung waren Erziehungs- schwierigkeiten aller Art Hauptgrund für die Einsätze in den Familien. Meist waren jedoch zusätzliche Fakto- ren der Auslöser; auch in diesem Bereich haben Eltern häufig mit psychischen Problemen zu kämpfen, welche die Beziehung zu den Kindern und der Umwelt ein- schränken können.
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mass- geschneiderte
Durch den Miteinbezug einer Fachärztin haben wir das Wissen über psychiatrische Krankheitsbilder erweitern und Kenntnisse über mögliche Auswirkungen auf das Kind vertiefen können. Auch in bereichsübergreifen- den Weiterbildungen haben wir uns mehrfach mit der Thematik befasst.
In der Kindertagesstätte gelang es besonders gut, die Vorgaben (z.B. in Bezug auf die Gruppengrösse) un- seres Vertragspartners, des Sozialdepartements (SOD) umzusetzen. Das zeigt sich positiv in den Finanzen (Jahresrechnung ab Seite 26).
Wichtiges Thema im Zentrum ist das In-Beziehung- Treten, eine Beziehung aufbauen zu den Kindern, den Müttern und Familien, die wir im Rah- men unserer Arbeit begleiten. Das ist fundamental für ein auf Vertrauen basierendes und besonderes Unter- stützungsbündnis auf Zeit. Wenn «die Herznote», die Grundakzeptanz, ge- geben ist, werden Lern- und Entwick- lungsprozesse möglich, es passiert etwas, wie Klaus Wolf, Professor für Erziehungswissenschaft und Sozial- pädagogik an der Universität in Sie- gen, beschrieben hat, auch wenn die- ses Etwas die Beteiligten nicht selber initiiert haben.
Was aber, wenn diese Grundakzeptanz nicht vor- handen oder zumindest nicht spürbar ist? Was, wenn Kinder nur als Störfaktoren (z.B. in der Schule oder im Kindergarten) erlebt werden? Was, wenn die Grundak- zeptanz in eine aus der Überforderung heraus sich ent- wickelnde Ablehnung umschlägt? Dann hat das Kind kaum eine Chance.
Hier versuchen wir im Zentrum Inselhof das Unter- stützungsbündnis zwischen Schule und Kinderhaus zu stärken, was in der Fachtagung vom Oktober 2015 un- ter dem Titel «Überforderte Kinder, überforderte Schu- le? Schulische Integration aus der Optik der Wohn- heime» vertieft besprochen wurde; ein Fokusthema, das wir im Auge behalten wollen, um weitere frühe Ausgrenzungen zu verhindern.
Wir danken allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Präsidentin und dem Vorstand des Vereins Insel- hof Triemli sowie unseren Kooperationspartnern für die gute Zusammenarbeit und allen uns zugewandten Personen für ihre Unterstützung.
Ihnen wünschen wir interessante und anregende Lek- türe!
Manuela Morson, Dietmar Bechinger Co-Zentrumsleitung Zentrum Inselhof
Bericht der Co-Zentrumsleitung
Unsere Beziehung zu den Kindern legt die Basis für Vertrauen
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Leitung Abteilung Familie Manuela Morson
Leitung Abteilung Kinderhaus Dietmar Bechinger
Abteilung Familie
Kindertagesstätte: Antigona Asani Simon Behr Laura Ceballos Prieto Luana Giger Jeanne Greminger Andrea Grunow-Lang Julia Haab Sarah Hasler
Melanie Keller Susanne Käser Saba Kidane Laura Louboutin Aleksandra Petrovic Manuela Platanos Clivia Rusch Mesibe Tairi
Mutter&Kind-Wohngruppe: Cornelia Arnold Sara Bachmann Beatrice Benz Nicole Bolliger Puella Bühlmann Verena Fischer Katharina Girsberger Schwarz Regina Hauri-Groff Petra Denise Havranek Marlies Heudorfer Claudia Rothenberger Stéphanie Schoch Laura Schürpf-Alcantara Astrid Surber Simmen Christine Wäfler
Mutter&Kind-Units: Ute Allerdisse-Bode Sabine Brühlmann-Brändli Maria Brunner
Verein Inselhof Triemli
Mitglieder: Regula Berchtold Peter Frick Vera Reinhardt Andrea Ruckstuhl Vera Stucki Kurt Tschopp
Sekretariat Christina Isenring Keller
Jacqueline Collard Nina Freitag Esther Gabriel Regula Giedke Yvonne Gorgi-Huwiler Sibylle Meier Lea Mercurio Katja Pinto da Silva- Brandenberger Gladys Rogantini Romero Yvonne Ursprung-Huwiler Andrea Wolter
Interne Kinderbetreuung: Susanne Aeschlimann Doris Lorenzi Eva Maria Morath Salome Moser Stefanie Niggli Georgina Raquel Ribeiro Janine Stierli
Abteilung Kinderhaus
Gruppe Momo: Laura Del Favero Meryem Deveci Ela Friedmann Nadine Gerber Oswald Grünenfelder Céline Kost Prisca Kronenberg Natascha Pfiffner Mirjam Reiffer Natascha Stierli Valentina Storelli Lorena Thum
Gruppe Morla: Linus Biland Simone Braun Tanja Hafner
Corina Heer Esther Kohli Irina Ljaskowsky Nicole Messikommer Melanie Müller Anja Planzer Christine Rylka Simone Schäfer Antonia von Stauffenberg Tim Wiederkehr Andrea Zimmermann
Gruppe Spatzen: Tanja Bergmann Luca Bernasconi Manuela Büeler Sergio Caputo Céline Citherlet Tanja Frey Daniela Frohofer Saskia Füglister Sarah Obrist Christian Perselli Jana Rymann Silja Stutz
Gruppe Tatatuck: Angelina Pia Barblan Marina Baumgartner Barbara Benz Brigitte Huber-Henzi Livia Jenny Rebecca Juchli Andreia Koller Sonja Neubert Manuela Rohr Svenja Rutz Thierry Triponez Kristina Vasilijevic Sandra Zünd
Tagesstruktur Plus: Sandra Battistella
Svenja Fotsch Andrea Lutz Marion Pellaton Joelle Rickenbacher Rhea Tran Maura Zimmermann
Kinderhaus allgemein: Fernanda Bergmann Brigitta Gehring-Schwander Sonja Kaufmann Heidi Portmann Andrea Reinert Levy Nadine Schaller Irene Schlatter Daniela Senn-Fuchs
Zentrale Dienste
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J eweils am Freitagvormittag um halb zehn Uhr war- ten die vier bis sechs ein- bis dreijährigen Kinder
zusammen mit ihren Begleiterinnen und Begleitern darauf, dass eine der Spielgruppenleiterinnen die Tür zum Bistro – das in dieser Zeit als Raum für die Spiel- gruppe genutzt wird – öffnet.
Die Spiel- und Bewegungsangebote sind nach Al- ter und Bedürfnis der Kinder eingerichtet. So wird ihnen die Möglichkeit geboten, entsprechend ihrem Entwicklungsstand zu handeln. Bei der Gestaltung des Raumes wird darauf geachtet, dass verschiedenste Ge- genstände und Materialien zur Verfügung stehen. Die- se Materialien dürfen gemischt, aus- und eingeräumt werden. Erkunden und Experimentieren wird dadurch angeregt.
Das Kind wählt frei aus was, wie und womit es spielt. Dies fördert die Ich-Entwicklung, Eigenaktivität und Fantasie. Auch für die motorische Entwicklung stehen vielfältige Elemente bereit. Interaktionen zwischen den etwa gleichaltrigen Kindern werden so begleitet, dass das Kind im geschützten Rahmen verschiedene Erfahrungen sammeln kann.
Neugierig, freudig, manchmal anfangs auch ein bisschen zögerlich, wenden sich die Kinder, jedes in seinem Tempo, den Spielmöglichkeiten zu. Nach ein- einhalb Stunden und einer «Znünipause», werden die Kinder mittels eines Abschlussrituals und mit einem Lied verabschiedet. Müde, aber zufrieden, verlassen sie die Spielgruppe.
Das Angebot der Spielgruppe basiert auf der pä- dagogischen Haltung von Emmi Pikler (1902 – 84), Kin- derärztin und langjährige Leiterin des Pikler-Instituts in Budapest («Loczy»). In die Spielgruppe im Kinderhaus fliessen auch weitere pädagogische Ansätze ein: Res- sourcenorientierung, Selbstwirksamkeitsförderung, Par- tizipation und dadurch Stärkung der Resilienzkäfte.
Geführt wird die Spielgruppe von zwei Fachmitar- beiterinnen, teilweise unterstützt von Lernenden.
Heidi Stauffacher Bildungsverantwortliche Zentrum Inselhof
Wir danken allen, die uns im vergangenen Jahr unterstützt haben: ARC Architekten A. Meisser, S. Bernasconi, C. Bert- schi, H. Bodmer-Schlenk, C. Brändli-Bundi,, S. & H. Bruni Ochsner, btnet A. Tangemann, R. & J. Conzett, B. de Roche, R. Fiacconi-Dürr, A. & H. Gaensli-Vital, T. Gschwind, H. Hinder, S. Holdener-Graber, C. Howald N. Hug, V. Imholz-Hänggi, F. Jaques Ballot, S. Jenni, R. Krampera, M. Läderach-Eichenberger, U. Lauffer, Metron Architektur AG, M. Müller, S. Müller-Tononi, R. Prem-Eisenring, G. Riemer-Kafka, R. Rudin Acher- mann, L. Schaumann, V. Schneider-Pokorny, K. & H. Si- gner, B. Stoisser, M. Villa, D. Wey, S. Zehnder-Christen, S. Zumbühl Holderegger.
Weiter danken wir der Dora Maurer-Stiftung, der Verena Conzett und Wihelmine Manz-Stiftung, der Ernst &Theodor Bodmer Stiftung, der reformierten Kirchgemeine Balgrist, der David Rosenfeld’schen Stif- tung, ID Lufttechnik + Anlagebau, Soroptimist Interna- tional Club Zürich Turicum und der Carl und Mathilde Thiel Stiftung.
Für die Unterstützung des Projekts «Hilfeschwan- ger» danken wir folgenden Spenderinnen und Spen- dern: Veronika und Hugo Bohny Stiftung, Dora Mau- rer-Stiftung, Sarah Dürmüller – Hans Neufeld Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, Dieter Kathmann Stiftung, MBF Foundation, Perrine Roth, Anna Maria und Karl Kramer- Stiftung, SwissLife Stiftung «Perspektiven» und Zang- ger Weber Stiftung.
Die Spielgruppe Ein Angebot der Abteilung Kinderhaus für unsere Kleinsten – dank Ihren Spenden!
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A m 1. Januar 2005 erfolgte die Übergabe der Ma- ternité Inselhof Triemli an das Stadtspital Triemli.
Vorausgegangene Jahre waren geprägt durch stadt- rätliche Kündigungsgedanken. Dank einer Petition im Jahre 1989 mit 36’800 gesammelten Unterschriften (Vereinsmitglieder und Helfer zusammen mit unserer Ehrenpräsidentin Liselotte Meyer-Fröhlich auf der Strasse!) konnte die heutige Frauenklinik bestehen bleiben.
Bereits vor 2005 hatte allerdings die Maternité die eigene Küche an das Stadtspital verloren. Leider fand meine Intervention zur Beibehaltung der eigenen Ver- pflegung kein Gehör. In der Folge «litten» sowohl Pa- tientinnen, Ärzte, Pflegefachleute und Mitarbeitende unter der mangelnden Flexibilität durch angelieferte Mahlzeiten …
2006, das Jahr der Vorbereitung auf die beiden Um- bauten von «Kinderhaus» und «Zentrumsgebäude». Das Resultat sind die erweiterten Angebote «alles un- ter einem Dach», die erfolgreich geführt werden. Dies seit 2013 durch die Co-Leitung Manuela Morson und Dietmar Bechinger.
2008, das Jahr der grossen Ereignisse: 100 Jahre Inselhof! Der «Verein für Mutter- und Säuglingsschutz» wurde 1908 gegründet. Ein Wohnheim, wo Schwangere und Mütter mit ihren Babys Aufnahme fanden, war die erste Aufgabe des Vereins, ein «Haus für gefallene Mädchen … » Der Verein hat in hundert Jahren vieles bewegt, weil er sich Pioniergeist und Engagement für gesellschaftliche Anliegen erhalten konnte.
Die Leitung des Projektes «100 Jahre Inselhof» war mir vom Vorstand übertragen worden. Zusammen mit ei-
nem auswärtigen Berater und weiteren Vorstandsmit- gliedern entwarfen wir Feierlichkeiten. Nebst einem Fest für Mitarbeitende, gaben wir ein Jubiläumsessen im neuen, festlich geschmückten Dora-Maurer-Saal für alle am Umbau Beteiligten sowie für zugewandte Orte.
Am 20. September 2008 dem «Tag der offenen Tür» präsentierte sich der Verein der Öffentlichkeit.
Abschliessender Höhepunkt war eine Fachtagung unter dem Titel «Wenn Eltern Hilfe brauchen».
In den folgenden Jahren beschäftigen Verein und Lei- tende
• Die neue Organisationsstruktur • Die Entwicklung der Angebote • Die Konsolidierung und Weiterentwicklung • Das Ausbildungskonzept im Zentrum Inselhof Triemli.
Es erfüllt mich mit grosser Freude und Genugtuung im initiativen und vorausschauenden Verein, der eine grosse Vergangenheit hat, seit 1984 Vorstandsmitglied zu sein. Mit meinen unterstützenden Gedanken und meiner Mitarbeit im Verein Inselhof Triemli möchte ich weiterhin zum Gelingen der künftigen Vorhaben bei- tragen.
Vera Reinhardt Vorstandsmitglied
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100 Jahre Inselhof Triemli Wie war das damals zwischen 2005 – 2015?
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I m Frühling 2006 wurden wir, die arc Architekten AG, angefragt, eine Nutzungsstudie über das Gebäu-
de der ehemaligen Schwesternschule des Stadtspital Triemlis zu verfassen. Die Ausgangslage war folgende: Der Verein Inselhof Triemli wollte seine Angebote er- weitern. Dazu sollten die beiden Gebäude «Kinder- haus» und «Schwesternschule», beides Annexbauten der Maternité auf dem Gelände des Triemlis genutzt werden.
Die Ausgangslage war eher kompliziert. Beide Ge- bäude gehören der Stadt Zürich, wurden aber dem Verein in «Gebrauchsleihe» überlassen. Die Häuser durften nur im Innern baulich verändert werden, Ge- bäudehülle und Umgebung mussten unverändert blei- ben. Die Studie sollte aufzeigen, ob sich die «Schwe- sternschule» für die geplanten neuen Angebote im Rahmen der Neupositionierung des Vereins eignen würde.
Der Verein Inselhof Triemli hat sich zu diesem Zweck früh professionell organisiert. Neben einer schlanken, sehr effizient arbeitenden Baukommission wurde ein externer Bauprojektleiter hinzugezogen, welcher den Prozess als unabhängiger Fachmann begleitete.
Bei uns war das Projekt zunächst im Bereich Con- sulting angesiedelt. Zusammen mit Kitty Cassée, der fachlich Verantwortlichen für den Bereich «Familie» und «Mutter und Kind Betreuung» war ein schlagkräf- tiges Team am Werk. Bereits einen Monat später stan- den erste Nutzungs- und Layoutpläne zur Diskussion.
Es zeigte sich rasch, dass die alte Schwesternschule aus den 60er Jahren grundsätzlich geeignet war, das geplante Nutzungs- und Raumprogramm aufzuneh- men. Allerdings entsprach die nüchterne, teilweise eher düstere Stimmung des Baus nicht den Vorstel- lungen, welche man an eine moderne, soziale Instituti- on gemeinhin stellt. Die Nutzungsstudie empfahl denn auch bauliche Massnahmen, welche dem Bau vor allem durch zusätzliche Öffnungen und Durchbrüche mehr Licht und Grosszügigkeit verschafften.
Nachdem die Machbarkeit des geplanten Vorha- bens mit Abschluss der Studie grundsätzlich bewiesen war, wurden wir beauftragt, ein Projekt auszuarbeiten. Die Verantwortlichen der Stadt Zürich konnten über- zeugt werden, vom Verbot der äusseren Umgestaltung abzuweichen. Dies ermöglichte es, an den beiden Stirnseiten grosszügige, teilweise überdachte Balkone zu schaffen und gleichzeitig mehr Licht in die Räume dahinter zu bringen.
Für den «Dora Maurer-Saal» im Untergeschoss konnte sogar eine Abgrabung des Geländes realisiert werden, so dass dieser Saal mit raumhohen Fenstern ausgestattet werden konnte.
Der ganze Planungsprozess war geprägt durch eine harmonische, äusserst effiziente Zusammenarbeit mit Baukommission und Bauprojektleitung. Alle Beteilig- ten setzten sich stark für die Projektziele ein.
In der anschliessenden Bauphase konnte die gute Vorarbeit aus der Planung sehr pragmatisch umgesetzt werden. Verzögerungen durch umfangreiche Asbest- sanierungen wurden wieder eingeholt, so dass der Bau pünktlich auf den Sommer 2008 eröffnet werden konn- te. Das Ganze wurde rund ein Jahr später ergänzt um einen direkten, inneren Zugang zum Dora Maurer-Saal durch den Einbau einer Treppenanlage.
Wir gratulieren dem Verein Inselhof Triemli ganz herzlich zum 10-jährigen Jubiläum. Wir erinnern uns gerne an die engagierte, zielorientierte Baukommissi- on, welche Ihre Anliegen mit Herzblut vertrat und zu- sammen mit uns umsetzte. Dies alles zu Gunsten von sozial benachteiligten Kindern, Müttern und Familien. Hier einen Beitrag geleistet zu haben, erfüllt uns mit Stolz.
Andreas Meisser arc Architekten AG
Wir haben das Zentrum umgebaut
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Zum Umbau des Kinderhauses (2007/2008) Vor seinem Umbau war das Kinderhaus ein rudimen- tärer Bau, ausgestattet mit dem Notwendigen, jedoch ohne besondere Ausstrahlung. Auch heute noch sieht er von aussen eher kühl und minimalistisch aus. Innen jedoch entstanden durch den Umbau moderne, kin- dergerecht ausgestaltete, lichtdurchflutete Wohnräu- me mit viel Atmosphärischem, das durch das bewusst gewählte Farbkonzept zusätzlich unterstützt wird. Es wirkt auch gegen innen und unterstützt die pädago- gische Arbeit. Trotz früherem Widerstand entstand im UG des Kinderhauses eine Küche mit vielseitig nutzba- rem Mehrzweckraum. Es war Teil des Konzepts, auch über das Essen hohe Qualität (regionale, biologische und saisonale Küche) einzubringen. Nicht nur für die Kinder ein grosser Gewinn, sondern auch für die Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter, die so in den Genuss selbstgemachten Essens kommen. Gleichzeitig bietet der Ort Raum für zwanglosen, belebenden und be- reichsübergreifenden Austausch.
Balkone an der Stirnseite des Zentrums
Kinderwagen- und Velounterstand
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Was wäre, wenn … ? Oder eine bewusst subjektive Sicht auf morgen und gestern Wer gestalten will, braucht Ideen. Kleine Ideen, grosse Ideen, verrückte Ideen. Und Wün- sche, Träume, Visionen. Einige Mitarbeitende des Zentrums haben lustvoll und ernsthaft zugleich sozusagen über den Tellerrand fantasiert und ihre Ideen und Wünsche zusammen- getragen. Bewusst frei von der Einschränkung, dass die Ideen die bisherige Geschichte in- haltlich und zeitlich nahtlos fortführen müssten. Und wohlwissend, dass manche kurzfristig kaum umzusetzen sind.
W er in die Zukunft denken will, tut gut daran, seine Vergangenheit zu kennen. Sie zu kennen,
aber ohne sich von ihr einengen zu lassen. Sondern um sich Wertekonstanten bewusst zu werden, die es sich lohnt, weiter zu pflegen. Es soll der – betont subjek- tive – Versuch gewagt sein, solchen Wertekonstanten in der bisherigen Geschichte des Vereins nachzugehen und zwar anhand exemplarischer Stationen. Es zeich- nen sich folgende drei ab: Unabhängigkeit, Mut und Pragmatismus.
Wie wäre es, wenn das Zentrum Inselhof • unabhängig, experimentell, unternehmerisch agie-
ren könnte, weil es nicht auf (staatliche oder private) Gelder angewiesen wäre?
• lustvoll, ergebnisoffen, neugierig sich an den je neu- esten Forschungsergebnissen und Erkenntnissen aus dem Fachalltag orientieren könnte?
• sich in einem politischen Umfeld befände, das Fami- lienfragen so ernst nähme, dass es in Bern ein eige- nes Familiendepartement gäbe?
Ja, wenn das so wäre, dann könnte das Zentrum Insel- hof (auch noch) • ein Kompetenzzentrum für kindliches Freispiel sein, • eine Elternschule mit breitem Bildungsangebot führen, • eigene Häuser kaufen, um dort Familien mit ihren
Kindern alltagsnah und massgeschneidert zu unter- stützen,
• Wohnungen zumieten, in denen Besuchsbegleitung in einem kinder- und familiengerechten Umfeld statt- finden täte,
• die Frauenklinik kaufen und dort ein Zentrum für ge- sunde Lebensführung, Alternativmedizin und Yoga führen,
• Wohnungen zumieten für die Stufenmodell artige Nachbetreuung nach einem stationären Aufenthalt,
• eine offene Beratungsstelle für Kinder, Eltern, Gross- eltern sein,
• eine zweites Zentrum auf der Insel Ufenau eröff- nen, weil dort die Entschleunigung gelebt und ein Gegenpol zur kompetitiven Frühförderung gesetzt werden könnte.
Wenn das so wäre, dann … • stünde der Präventionscharakter aller Tätigkeiten im
Vordergrund, • könnten die breit gefächerten Angebote bedarfs-
gerecht und aktuelle Verhältnisse berücksichtigend laufend angepasst werden,
• liesse sich echt systemisch arbeiten, • verdiente sich das Zentrum eine «triple A»-Bewer-
tung.
Aus dieser Ideensammlung seien die Aspekte «Präven- tion» und «systemisch» herausgegriffen, um mögliche künftige Entwicklungen anzudenken. Es ist bestimmt kein Zufall, dass quasi im Fazit der Ideensammlung
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diese beiden Begriffe auftauchen. Daraus zu schlies- sen, dass die Mitarbeitenden die heutigen Angebote als weder präventiv wirksam noch systemisch angelegt wahrnehmen, greift zu kurz. Es scheint vielmehr der Wunsch vorhanden zu sein, noch präventiver, noch systemischer wirken zu können. Für «präventiver» und «systemischer» könnte umgangssprachlich «früher» und «vernetzter» stehen.
Prävention Es ginge also um Angebote, die «früher» ansetzen wür- den, die dazu beitrügen, dass Frauen, (deren) Kinder und das Umfeld erst gar nicht in Lebenssituationen gerieten, in denen sie – so viel – professionelle Unter- stützung bräuchten. Die fantasierte Elternschule, das fantasierte Zentrum für gesunde Lebensführung wären bestimmt solche Angebote.
Gewiss laufen präventiv ausgerichtete Angebote bisweilen Gefahr, Menschen insofern zu entmündigen, als dass ihnen nicht einmal das Recht eingeräumt wird, wider besseres Wissen Dummheiten zu begehen. Auch jener Einwand ist berechtigt, dass ein eigentlicher Markt für Präventionsprogramme entstanden ist. Ein Markt, in dem die Eigeninteressen der beteiligten Un- ternehmen und Institutionen mit jenen der Adressier- ten bisweilen im Widerstreit stehen. Und dennoch: Es gibt Bereiche, in denen präventiv wirkende Massnah- men nicht nur sinnvoll sind, sondern eine gesellschaft- liche, wenn nicht gar eine moralische Verpflichtung darstellen. Nämlich da, wo besonders Verletzbare be- troffen sind. (Werdende) Mütter in schwierigen persön- lichen, gesundheitlichen, beruflichen und finanziellen Umständen sind besonders verletzbar. Deren Kinder oder Kinder aus sonstwie prekären oder weitgehend weggebrochenen Familienverhältnissen sind es in noch gesteigertem Mass.
Wer also von einer Elternschule träumt oder von einem Zentrum für gesunde Lebensführung, beabsich- tigt in erster Linie, Menschen zu stärken. Menschen zu befähigen, ein selbstständiges und eigenverantwor- tetes Leben führen zu können und Verantwortung für andere Menschen, insbesondere für die eigenen Kin- der übernehmen zu können.
Systemisch Es ginge also um Angebote, die «vernetzter» angelegt wären, welche die Möglichkeit hätten, nebst der im Fokus stehenden Frau und Mutter und deren Kind(er) auch noch deren Umfeld in die Unterstützung einzu- beziehen. Die fantasierte offene Beratungsstelle für Kinder, Eltern und Grosseltern, die fantasierte Stufen- modell artige Nachbetreuung wären wohl solche An- gebote.
Allen systemischen Ansätzen liegt die Überlegung zugrunde, dass Lebensumstände geflechtartig mit- einander verbunden sind. Im Leben ist es wie beim Mikado-Spiel: wer einen unten liegenden Mikado- Stab hervorzuziehen versucht, wird damit alle anderen ebenfalls in Bewegung bringen. Weil alle miteinander in Verbindung stehen, unabhängig davon, ob sie sich direkt berühren oder nicht. Einen Mikado-Stab frei- zulegen gelingt nur dem, der sich mit Umsicht und Sorgfalt nicht nur um den einen, sondern auch um die anderen Stäbe kümmert.
Belastete Mütter und Kinder systemisch unterstüt- zen, hiesse also mit Umsicht und Sorgfalt Menschen aus allen Lebensbereichen ins Betreuungskonzept ein- zubeziehen. Ein Netz aufzubauen für die Betroffenen, das über die akute Betreuung hinaus tragfähig wäre. Über das im engeren Sinn familiäre Umfeld hinaus könnten das mal die beste Freundin der jungen Mut- ter, der Nachbar-Grossvater des 3-Jährigen, der ehe- malige Arbeitskollege, die Trainerin der 8-Jährigen im Mädchenfussballclub sein. Weil sie alle eine Rolle spielen im Leben der Betroffenen, weil sie im Idealfall einen spezifischen Beitrag leisten können, um die Situ- ation der Betroffenen nicht nur kurzfristig, sondern auf Dauer zu entlasten.
Die Betreuung in Akutsituationen ist bereits sehr anspruchsvoll und ressourcenintensiv, eine rundum sy- stemische Unterstützung wäre es noch weit mehr. Und dennoch böte sie im besten Fall die Chance auf eine nachhaltige Stärkung der Frauen und Kinder. Künftig noch stärker präventiv und systemisch ausge- richtete Angebote würden eine folgerichtige Weiter- entwicklung der Vereinsaktivitäten darstellen.
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Unabhängigkeit, Mut, Pragmatismus Verena Naegele arbeitete im Auftrag des Vereins In- selhof dessen Geschichte auf im Buch «Himmelblau und Rosarot». Es geht hier selbstredend nicht darum, die gesamte Entwicklung der letzten 100 Jahre noch einmal aufzurollen. Sondern Wertekonstanten aufzu- spüren, unter deren Motto die weitere Entwicklung stehen könnte. Denn «es wird aber auch klar, wieviel […] zu tun bleibt und wie wichtig im ewigen Kreislauf Frau-Mutter-Kind die sozial-medizinische Hilfe immer bleiben wird», schreibt Verena Naegele 2003. Viel zu tun bleibt auch zwölf Jahre später, auch wenn oder vielleicht gerade weil inzwischen die medizinische Be- treuung nicht mehr im Zentrum Inselhof geleistet wird. Dabei dürften die Unabhängigkeit, der Mut und Pragmatismus wieder von zentraler Bedeutung sein.
Unabhängigkeit 1908 waren es unabhängige und gebildete Frauen, die den «Verein für Mutter- und Säuglingsschutz» in der Stadt Zürich gründeten. In einer Zeit, in der Frauen noch weitgehend rechtlos waren, ergriffen sie die Ini- tiative zum «Schutz der Mutter in al- len Fällen, wo der zur Mutter gewordenen Frau der nötige Schutz fehlt, sei es, dass sie unehelich, sei es, dass sie eheverlassen ist» (so lautete der damalige Ver- einszweck).
1911 richtete der Verein das Mütterheim ein, neben der Pflegerinnenschule der einzige Ort, an dem die er- sten damals ausgebildeten Ärztinnen tätig sein konn- ten. Es war die Unabhängigkeit von bestehenden me- dizinischen Einrichtungen und die Unabhängigkeit vom damals beinahe ausschliesslich männlichen Medizinper- sonal, die für die noch junge Institution prägend war.
Ledige Mütter hatten aufgrund der vorherrschen- den Moralvorstellungen und angesichts von kruden Rassentheorien einen besonders schweren Stand. Sie fanden im Mütterheim eine dringend benötigte An- laufstelle – für die meisten dürfte es gar eine, wenn auch nur temporäre, Heimat gewesen sein. Die Sta-
tuten des neuen Vereins geben ein beredtes Zeugnis der damaligen katastrophalen Situation lediger Müt- ter. Die Fortsetzung des oben zitierten Vereinszwecks lautet: «Schutz der Kinder gegen Misshandlung, Ver- nachlässigung, Ausbeutung und dadurch hervorge- rufener Schädigung der körperlichen und geistigen Entwicklung. Ferner Frauenschutz, Schutz der Frauen gegen Misshandlung und Ausbeutung.»
Bald schon zeigte sich, dass es zum Erreichen des für damalige Begriffe umfassend formulierten Schutzziels nötig war, die ledigen Mütter nicht nur medizinisch und alltagspraktisch, sondern auch sozial zu betreuen. Das bedeutete, dass die Frauen darin unterstützt wurden, eine Arbeitsstelle zu finden und insbesondere eine Un-
terkunftsmöglichkeit. Eine Herkules- aufgabe in einer Zeit, in der ledige Mütter weitherum verfemt waren. Dass diese überhaupt angegangen wurde, ist einer Reihe von Gründer- innen zu verdanken. Eigenständi- gen, fortschrittlichen, gut vernetz- ten Frauen. Eines war ihnen trotz unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft und Einbettung gemein: das aus heutiger Sicht wohl über- durchschnittliche Mass an Unab-
hängigkeit. Sie war Voraussetzung und Motor für ihr Engagement.
Mut 1989 wollte die Stadt Zürich den Vertrag mit dem Ver- ein «Mütter- und Säuglingsheim Inselhof» kündigen und die Maternité Inselhof Triemli schliessen. Diesem Schritt waren jahrelange kontroverse Diskussionen zwi- schen Kanton und Stadt Zürich beziehungsweise dem Verein Inselhof vorausgegangen über die inhaltliche Ausrichtung und die organisatorische Einbettung der Maternité. Ohne hier inhaltlich auf die verwickelte Si- tuation einzugehen oder gar urteilen zu wollen, wer damals weshalb im Recht war, bleibt festzuhalten, dass sich gegen die Kündigung heftiger Widerstand regte. Der Verein lancierte mit dem Mut der Verzweiflung eine Petition und brachte dank eines enormen Enga-
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Unmögliches
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gements 36’800 Unterschriften zusammen. Unter dem Eindruck dieses überaus starken Zeichens aus breiten Teilen der Bevölkerung lehnte der Zürcher Gemein- derat die Vertragskündigung ab. Die Stadt und der Verein erhielten die Auflage für eine grundlegende Betriebsprüfung, was sich vor gut 20 Jahren in einer Strukturreform des Vereins und dessen Institutionen niederschlug.
Das Weiterbestehen des Vereins in der damaligen Form ist also dem Mut geschuldet, überzeugt für eine Sache einzustehen. Auch gegen Widerstände. 1989 bewiesen die Verantwortlichen ebensolchen Mut wie Jahrzehnte zuvor die Gründerinnen. Diese sahen Not und Missstände und hatten den Mut, für damalige Zeiten Undenkbares zu denken. Und schliesslich den unbedingten Willen, das Gedachte sehr wohl gegen vielfältige Widerstände umzusetzen.
Pragmatismus 2004 fiel der von nüchternem Pragmatismus gepräg- te Entscheid, die Geburtsklinik abzutreten. Ausgelöst wurde er durch die rigorosen staatlichen Sparvorga- ben beziehungsweise die deswegen zu erwartenden Defizite, die der Verein nicht mehr hätte tragen kön- nen. Gleichzeitig besann sich der Vorstand mit seinem Entscheid auf den ureigentlichen Vereinszweck zurück: nämlich Frauen und Kinder zu unterstützen, deren Be- dürfnisse nicht oder nicht ausreichend von anderen In- stitutionen abgedeckt wurden.
Die Geburtsklinik war ursprünglich entstanden, weil es medizinische Angebote für sozial Schwächere kaum gegeben hatte. Diese Versorgung konnte inzwischen als gewährleistet bezeichnet werden. Die damalige Vereinspräsidentin Franziska Frey-Wettstein schreibt dazu in ihrem letzten Jahresbericht: «Der Betrieb einer technisch hochentwickelten Klinik, wie dies die Mater- nité ist, muss nicht mehr zwingend von einem Verein wahrgenommen werden, der sich letztlich den Pionier- arbeiten im Sozialbereich verschrieben hat.»
Frey-Wettstein hält weiter fest: «Der Vereinsvor- stand hat damit die Zeichen der Zeit erkannt und be- wiesen, dass er in der Lage ist, eigenständig auch un- angenehme Entscheide zu fällen und seine Strategie
langfristig zu festigen.» Der Vorstand fällte den weitrei- chenden Entscheid damals keineswegs aus freien Stü- cken, der ökonomische Druck zwang ihn schliesslich dazu. Aber anders als 1989, als man wegen inhaltlichen und organisatorischen Differenzen noch energisch um den Weiterbestand der Geburtsklinik unter dem Dach des Vereins gekämpft hatte, hatte man nun in zähen und intensiven Verhandlungen mit den städtischen und kantonalen Behörden eine Lösung gefunden, die für alle tragbar war. Eine Lösung, die dem Verein ermög- lichte, die bereits bestehenden Projekte – Mütter- wohnheim, Kinderhaus, Eltern-Kind-Begleitung und Krippe – zu erhalten und weiterzuentwickeln und neue Angebote auf dieser Grundlage aufzubauen. Eine pragmatische Lösung, bei der es um das Wohl der be- troffenen Frauen und Kinder ging.
Kurzer Ausblick Der Wille der Verantwortlichen, das Angebot im Zen- trum Inselhof den ständig wechselnden Herausforde- rungen anzupassen, prägt die über 100-jährige Ge- schichte. Als es vor rund 10 Jahren zur Trennung von der Maternité kam, brauchte es diesen Willen wieder, um das Zentrum inhaltlich neu auszurichten (vgl. Text von Vera Reinhardt). Und dieser Wille ist heute und künftig gefragt, wenn es darum geht, das Zentrum so zu positionieren, dass es in einem dynamisch und schnell sich entwickelnden Umfeld bestehen kann.
Der Verein Inselhof wird 2016 in die Zukunft denken und eine Strategiediskussion lancieren. Es wird span- nend sein zu sehen, ob und was aus der Ideensamm- lung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten umge- setzt wird. An dieser Stelle ein herzlicher Dank für die Denkanstösse. Ebenso spannend, ob die herausgegrif- fenen Wertekonstanten prägend bleiben werden. Ein unabhängiger und mutiger Pragmatismus wäre dem Verein Inselhof in Zukunft auf jeden Fall zu gönnen.
Andrea Ruckstuhl Vorstandsmitglied
Was wäre, wenn … ?
Eltern&Kind-Begleitung Die Sozialpädagogische Familienbegleitung SPF fin- det im unmittelbaren Alltag der Familien statt und wird von qualifizierten Fachpersonen geleistet. Mit Fokus auf die vorhandenen Fähigkeiten und Kompetenzen werden die Eltern gezielt zur aktiven Mitarbeit motiviert. Im Fall von unzureichenden Ressourcen werden ge- meinsam Unterstützungsmassnahmen erarbeitet, die dem Schutz der Kinder Rechnung tragen.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Auftragslage stabil geblieben. Die Statistik zeigt auf, dass deutlich mehr alleinerziehende Eltern SPF in Anspruch genommen haben. Als das am meisten genutzte Leistungsange- bot sticht die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnit- tene Familienintervention deutlich hervor. Zugenom- men haben auch die Begleitungen von Eltern bei der Ausübung des Besuchsrechtes. Aus der Statistik nicht ersichtlich sind Unterbrüche und Abbrüche von Famili- eneinsätzen, z.B. aufgrund von Wohnortwechsel, Woh- nungsverlust oder aus gesundheitlichen Gründen, die einen stationären Aufenthalt und eine befristete Plat- zierung von Mutter und Kind zur Folge hatten.
Statistik 2015
Begleitungen insgesamt 35 Familien mit alleinerziehenden Eltern 22 Familien mit beiden Elternteilen 13
Begleitungen mit unterschiedlichen Aufträgen Abklärungen von 4 Wochen (1 davon 6 Wochen) 5 Familieneinsätze von 6 Monaten 5 Familieneinsätze bedarfsabhängig 15 Begl. im Rahmen des Besuchsrechts 8 Begl. von Rückplatzierungen aus stationären Einrichtungen und aus Fremdplatzierung 2
Anzahl involvierte Kinder Familie mit 1 Kind 21 Familie mit 2 Kindern 6 Familie mit 3 Kindern 6 Familie mit 4 Kindern 2 Wohnort der Eltern Stadt Zürich 25 Kanton Zürich 10
Das Zentrum Inselhof auf einen Blick Abteilung Familie Manuela Morson, Leitung Abteilung Familie und Co-Leitung Zentrum Inselhof
Kindertagesstätte Die Kindertagesstätte führt zwei Gruppen: die Raben für grössere und die Igel für kleinere Kinder.
Wie jedes Jahr kam es im Sommer 2015 zu zahl- reichen Austritten/Übertritten in den Kindergarten. Kinder, die vormals bei den Kleinen waren, rutschten in die Raben-Gruppe nach. Dies schuf dort, wo die Nachfrage grundsätzlich am grössten ist, freie Plätze für Kinder unter zwei Jahren. Eine volle Auslastung zu erreichen, war mit mehr Aufwand verbunden als in anderen Jahren. Die Eröffnung weiterer Krippen im Quartier könnte der Grund dafür sein. 15 Plätze wur- den auch in diesem Jahr vom Sozialdepartement der Stadt Zürich subventioniert. Diese Plätze sind begehrt und die Nachfrage ist höher als das Angebot. Gleich- wohl ist eine Veränderung der Bevölkerungsstruktur im Friesenbergquartier wahrnehmbar. Zunehmend zogen Eltern aus der Mittelschicht ins Quartier, die keinen An- spruch auf subventionsberechtigte Plätze haben.
Das vor drei Jahren implementierte Konzept «spie- lend lernen» wirkt sich äusserst positiv auf das Spiel- verhalten der Kinder aus; sie sind mit viel Erfindergeist, Mut und Kreativität unterwegs.
Statistik 2015
Total Plätze 25 Gruppe Igel (0 – 2 Jahre) 11 Gruppe Raben (2 – 7 Jahre) 14
Total betreute Kinder 52
Betreuungspensen/Anzahl Kinder 2 – 3 Tage 44 4 – 5 Tage 8
Neueintritte 15 Austritte 11
Mutter&Kind-Units Aufenthalte zur Abklärung und Sicherstellung des Kin- deswohls sind hauptsächlicher Aufnahmegrund von Müttern mit ihren Säuglingen und Kleinstkindern. Die Mutter&Kind-Units verfügen über zwei Interventions- schwerpunkte, die sich bezüglich der Aufenthaltsdau- er unterscheiden: sozialpädagogische Abklärung des Kindeswohls mit einer Aufenthaltsdauer von vier bis sechs Monaten sowie Begleitung und Unterstützung in der Mutter-Kind-Interaktion mit einer Aufenthaltsdau- er von 6 – 24 Monaten. Diese Differenzierung kommt zuweisenden Stellen entgegen, die in einem ersten Schritt eine differenzierte Einschätzung bezüglich Si- cherstellung des Kindswohls erwarten und häufig erst danach eine längere Aufenthaltsdauer finanzieren. In der Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit psy- chisch stark belasteten Müttern ist die konsiliarische Unterstützung durch eine Psychiaterin hilfreich.
Nach dem Austritt gab es zum Teil – trotz sorgfältig vorbereiteter und begleiteter Übergänge – keine ge- eigneten Anschlusslösungen.
Statistik 2015
Mütter/Kinder 14/16
Alter der Mütter 16 – 18 Jahre 0 19 – 20 Jahre 1 21 – 25 Jahre 5 26 – 38 Jahre 8
Aufenthaltstage Mütter und Kinder 4758 Belegung 78% Neueintritte 8 Austritte 9
Wohnort Stadt Zürich 0 Kanton Zürich 7 Andere 7
Anschlusslösung der Mütter nach Austritt Eigene Wohnung 5 Stationäre Einrichtung (z.B. Betreutes Wohnen) 2 Eltern/Angehörige 0 Andere 2
Betreuung des Kindes nach Austritt Betreuung durch Mutter 5 zusätzlich Familienergänzende Tagesbetreuung KITA 4 Heimplatzierung 2 Pflegefamilie 2
Anfragen 66
Statistik 2015
Mütter/Kinder 10/9
Alter der Mütter 16 – 18 Jahre 6 19 – 20 Jahre 3 21 – 25 Jahre 1
Aufenthaltstage Frauen und Kinder 3360 Belegung 78% Neueintritte 4 Austritte 5
Wohnort Stadt Zürich 4 Kanton Zürich 1 Andere Kantone 4
Anschlusslösungen der Mütter nach Austritt Eigene Wohnung 0 Stationäre Einrichtung (z.B. Betreutes Wohnen) 3 Eltern/Angehörige 1 Pflegefamilie mit dem Kind 1
Betreuung des Kindes nach Austritt Betreuung durch Mutter plus zusätzlich 4 Familienergänzende Tagesbetreuung Kita 4 Heimplatzierung/Spital 1/1
Anfragen 43
Mutter&Kind-Wohngruppe Die Mutter&Kind-Wohngruppe ist ein stabilisierendes, auf eine längere Aufenthaltsdauer angelegtes Ange- bot für minderjährige Mütter. In diesem Jahr erreichte die Wohngruppe insgesamt eine Belegung von durch- schnittlich 78%, was mit dem Vorjahr vergleichbar ist. Der Belegungsgrad war bei den Müttern höher, da ei- nige bereits in der Schwangerschaft, drei bis fünf Mo- nate vor der Geburt, aufgenommen worden waren. Drei Kinder wurden in der Mutter&Kind-Wohngruppe geboren.
Um Belegungseinbrüche aufzufangen, wurden als kurzfristig umsetzbare Massnahmen erstmals auch kür- zere Aufenthalte von drei bis vier Monaten angeboten. Innerhalb dieser Zeitspanne muss eine Einschätzung vorliegen, ob die Mutter das Kindeswohl sicherstel- len, also eine verlässliche Beziehung und Bindung zum Kind entwickeln sowie das Kind in seinen Entwicklungs- schritten ausreichend unterstützen kann. 2015 kam es zu einem ersten Abklärungsaufenthalt dieser Art.
Während des Jahres erfolgten die Austritte aus der Wohngruppe planmässig und konnten daher auch gut vorbereitet werden. Lediglich in einem Fall kam es zu einem kurzfristigen und ungeplanten Austritt.
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Zentrale Dienste Die Zentralen Dienste sind das interne Dienstleis- tungszentrum und zuständig für den Empfang, das Rechnungswesen, die Ökonomie, das Sekretariat der Fachabteilungen sowie die EDV. In den Zentralen Diensten sind auch die Personalverantwortliche und die Bildungsverantwortliche integriert.
Abteilung Kinderhaus Dietmar Bechinger, Leitung Abteilung Kinderhaus und Co-Leitung Zentrum Inselhof
Das Kinderhaus bietet Heim- und Tagesstrukturen für Kinder aus familiären Verhältnissen, die Schutz und För- derung nicht ausreichend gewährleisten können. Auf vier Heimgruppen finden 32 Kinder ein Zuhause. In der Tagesstruktur Plus, einer Tagesbetreuung mit integrier- ter Übernachtungsmöglichkeit, werden zusätzlich 12 Kinder im Alter von 0 – 7 Jahre aufgenommen. Das Fa- miliensystem wird, wo immer dies möglich ist, aktiv in den Alltag der Kinderhausgruppen einbezogen. Rück- platzierungen ins Herkunftsmilieu werden sorgfältig vorbereitet und mit flankierenden Massnahmen über den Austritt hinaus begleitet.
Das Zentrum Inselhof auf einen Blick
Zentrale Dienste
Statistik 2015 2014
Ökonomie 6 510% 6 510% Finanzen&Administration 2 140% 3 240% Personalwesen 2 190% 1 90% Bildungsverantwortliche 1 70% 1 80%
Total 11 910% 11 920%
Personalbestand Zentrum Inselhof
Statistik 2015 2014
Abteilung Kinderhaus* 54 4080% 54 3895% Abteilung Familie 48 3130% 50 3350% Zentrale Dienste 11 910% 11 920% inkl. Zentrumsleitung 2 200% 2 200%
Total Mitarbeiter/-innen** 115 8320% 117 8365%
16 – 17 Jahre 1 1 18 – 25 Jahre 24 25 26 – 45 Jahre 59 60 46 – 65 Jahre 31 30
Davon Frauen 105 109
Kinderhaus Kinderhaus Heimstruktur Tagesstruktur
Statistik 2015 2014 2015 2014
Anzahl Kinder/Klientinnen 31 30 11 12 Alter der Kinder 0 – 1 Jahr 1 0 1 0 1 – 3 Jahre 9 10 3 3 3 – 5 Jahre 8 11 3 2 5 – 7 Jahre 7 5 3 6 Über 7 Jahre 6 4 1 1
Neueintritte während des Jahres 8 17 3 3 Austritte während des Jahres 9 18 3 4
Durchschnittl. Aufenthaltsdauer (Jahre) der ausgetretenen Kinder 3.85 2.53 5.27 3.56 aus dem Heimbereich 3.9 4.06 aus der Kriseninterventionen (Tage) 70 41
Betreuungstage 10’745 10’930 3’075.1 3’509 Belegung in % 99 101.2 102.5 116.9
Anfragen während des Jahres 66 88 10 7 Betroffene Kinder 82 109
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Konsolidierte Erfolgsrechnung und Bilanz 2015 Mit der Rechnung 2015 wird die Gewinnzone leider noch nicht wie erhofft erreicht; sie weist einen Verlust von CHF 112’832 aus. Vergleicht man das Ergebnis mit demjenigen des Vorjahres, so ist dieses 2015 besser ausgefallen. Dies ohne Berücksichtigung des ausseror- dentlichen Beitrags seitens der Dora Maurer-Stiftung 2014 von CHF 500’000 zur Deckung der Defizite der Mutter&Kind-Units der vergangenen Jahre. Die nicht subventionierten Bereiche Kindertagesstät- te, Eltern&Kind-Begleitung sowie Teilbereiche der Mutter&Kind-Units weisen weiterhin Verluste aus. Auch die subventionierten Bereiche Kinderhaus und Mutter&Kind-Wohngruppe schlossen mit einem klei- nen Verlust ab. Weiter zu berücksichtigen ist, dass der Verein künftig noch Rückzahlungen von Verbindlichkeiten gegenüber Stiftungen von rund CHF 1,6 Mio. sowie Rückzahlun- gen von Betriebsbeiträgen an das AJB (Amt für Jugend und Berufsberatung) von CHF 355’000 leisten muss. Demgegenüber weist der Verein per Ende 2015 ein Kapital von CHF 1’528’556 aus. Um diese Zahlungen ohne die Gefährdung der Zukunft des Vereins sichern zu können, gilt es, auf der strategischen Ebene ein spe- zielles Augenmerk auf die finanzielle Entwicklung der kommenden Jahre zu richten.
Abteilung Kinderhaus
Heimstruktur Trotz Vollauslastung (99 %) und einiger krankheitsbe- dingter Ausfälle 2015 bewegt sich der Personalauf- wand unter Vorjahresniveau und liegt erheblich unter dem Budget. Der gegenüber dem Vorjahr leicht erhöh- te Sachaufwand ist vor allem auf die höheren Abschrei- bungen im IT-Bereich zurückzuführen. Auf der Ertrags- seite führt die tiefere Belegung durch ausserkantonale Kinder zu einer höheren Subvention durch den Kanton Zürich. Dementsprechend wird die Rückzahlung an den Kanton Zürich, der mit einer Auslastung von 80 % kalkuliert und seinen Staatsbeitrag danach ausrichtet, tiefer ausfallen.
Tagesstruktur Plus Das nicht beitragsberechtigte Angebot der Tages- struktur Plus, unserem wichtigen Bindeglied zwischen Heim- und Tagesbetreuung, schliesst erneut mit einem Gewinn ab. Durch dieses Nischenprodukt können El- tern massgeblich entlastet, kann aber auch Vollplat- zierungen vorgebeugt werden. Dass trotz markanter Abgänge von Kindern im Sommer 2015 eine Vollaus- lastung erreicht werden konnte, zeigt die Bedeutung dieses Angebots. Trotz der seit Jahren anhaltenden
Jahresrechnung 2015
Abteilung Familie
Eltern & Kind-Begleitung Der Kostendruck bei diesem Angebot blieb auch 2015 hoch. Die ausgeführten Begleitaufträge reichten nicht aus, um das Defizit gemäss unserer Zielsetzung auf CHF 25’000 zu reduzieren. Das Defizit entspricht – un- ter Berücksichtigung des periodenfremden Aufwands von CHF 7’000 (unvorhergesehene Personalauslagen) – in etwa demjenigen des Vorjahres. Im Vergleich dazu fielen die Personalkosten infolge zahlreicher geleiste- ter Mehrstunden deutlich höher aus. Demgegenüber steht im gleichen Zeitraum ein ebenfalls markant hö- herer Ertrag, was zu einem nahezu gleichbleibenden Ergebnis wie 2014 führte. Durch Abbrüche und sistier- te Aufträge entstanden Ertragseinbussen. Der Verein trägt in dieser Hinsicht das ganze unternehmerische Ri- siko. Die Eltern&Kind-Begleitung ist vertraglich an den von den Sozialen Diensten der Stadt Zürich vorgege- benen Stundenansatz von CHF 120.00 gebunden. Da- mit kann der Aufwand jedoch nicht gedeckt werden.
Kindertagesstätte Im gültigen Vertrag mit dem Sozialdepartement der Stadt Zürich für die Periode 2015 – 2019 sind 25 Plätze bewilligt worden; davon sind 15 subventioniert. Diese können beitragsberechtigten Eltern vergeben werden. Sämtliche Auflagen des Sozialdepartements in Bezug auf Gruppengrösse und Personalschlüssel wurden um- gesetzt, Strukturen und Abläufe wurden überprüft und optimiert. Die Auslastung betrug 93 %. Dies obwohl die Kita, wie fast jeden Sommer, zahlreiche Austritte von Kindern zu verzeichnen hatte. Die eingeleiteten Massnahmen und die gute Auslastung waren aus- schlaggebende Faktoren für den sehr guten Abschluss der Kindertagesstätte.
Eltern&Kind-Wohngruppe 2015 entsprach die Belegung in etwa jener des Vorjah- res. Der Personalaufwand fiel rund CHF 100’000 tiefer aus als im Vorjahr. Wie auch im anderen Mutter&Kind- Angebot wurden Vakanzen nicht nahtlos ersetzt. Zu- sätzlich wurde ab der zweiten Jahreshälfte eine 80 %- Stelle gestrichen. Vier von neun Klientinnen hatten ih- ren Wohnsitz ausserhalb des Kantons Zürich. In diesen Fällen werden den Gemeinden die Bruttotageskosten in Rechnung gestellt. Weniger Platzierungen aus dem Kanton Zürich hatten zur Folge, dass der Defizitaus- gleich, der vom Kanton zu leisten ist, geringer ausfällt als budgetiert und ein Teil der im Voraus geleisteten Kantonsbeiträge am Ende des Folgejahres zurücker- stattet werden muss.
Mutter&Kind-Units Im Vergleich zum Vorjahr fielen die Einnahmen für platzierte Mütter aufgrund einer tieferen Belegung niedriger aus als im Vorjahr. Personalkosten wurden reduziert, indem Vakanzen nicht nahtlos besetzt und während des Jahres zusätzlich ca. 60 % Personalkosten eingespart wurden. Die Zürcher Gemeinden leisteten CHF 120 / Kind, der Kanton CHF 44 / Kind pro Tag an die Aufenthaltskosten. Die Kosten für die Mütter von CHF 438 / Tag haben vollumfänglich die Gemeinden zu tragen, da sich das für das Thema zuständige Amt nicht an den Platzierungskosten von Erwachsenen be- teiligt. Es kommt öfters vor, dass die Gemeinden von einer Platzierung von Mutter und Kind Abstand neh- men, weil das Angebot zu teuer ist. Die Beschwerde des Vereins betreffend Aufteilung des Stellenplans der Mutter&Kind-Units in staatsbeitragsberechtigte und nicht staatsbeitragsberechtigte Kosten wurde vom Verwaltungsgericht des Kantons Zürich gut geheissen. Die Überprüfung des 2012 erlassenen Stellenplans wurde in diesem Zusammenhang angeordnet. Dem- nach wäre ein höherer Stellenanteil als beitragsberech- tigt zu betrachten. Entsprechende Verhandlungen mit dem AJB sind noch pendent.
Jahresrechnung 2015
25
Verein Der Verein schliesst erfreulicherweise mit einem Gewinn ab. Wie bereits im Vorjahr hat der Verein beschlossen, CHF 70’000 der Vereinsrechnung als ausserordentli- chen Aufwand zu belasten und damit Rückstellungen zu bilden (u.a. für Rückzahlungen an das AJB). Die Hauptgründe zur Ergebnissteigerung gegenüber dem Vorjahr liegen vor allem auf der Ausgabenseite im Bereich Personalaufwand, welcher deutlich tiefer ausfiel als im Vorjahr. Beim Sachaufwand waren die Ausgaben bei den Beratungskosten, der Organisati- onsentwicklung und der Hauszeitung deutlich gerin- ger. Demgegenüber verzeichneten wir bei den Spen- den deutlich höhere Einnahmen. Dies trug zum nicht erwarteten, guten Ergebnis bei.
Neue Rechnungslegung Die Rechnung des Vereins Inselhof erfolgt per Bilanz- stichtag 31. Dezember 2015 gemäss Schweizerischem Obligationenrecht. Am 23. Dezember 2011 hat das Parlament einem neuen Rechnungslegungsrecht zu- gestimmt, welches ab dem Geschäftsjahr 2015 anzu- wenden ist. Damit der Verein weiterhin einen geset- zeskonformen Jahresabschluss präsentieren kann, sind die neuen Bestimmungen entsprechend umgesetzt worden. Die grössten Änderungen auf die Vereinsjah- resrechnung resultieren aus der vorgegebenen Min- destgliederung und der Reihenfolge der Bilanz- und Betriebsrechnungspositionen. Zudem ist der Anhang – welcher zur Ansicht an der GV vorliegt und hier nicht abgedruckt wird – neu Bestandteil der Jahresrechnung.
Dank Für das erreichte Ergebnis und die damit verbundenen Anstrengungen bedanke ich mich beim Leitungsteam und allen Mitarbeitern. Der Leiterin Finanzen, Silvia Marti, gebührt ein grosses Dankeschön für den Mehr- aufwand betreffend Darstellung und der damit verbun- denen Arbeit für die neue Rechnungslegung.
Cristian Rentsch Quästor Verein Inselhof Triemli
Jahresrechnung 2015
Eltern&Kind- Begleitung
Projekt HelpPhone
0 154,500
128 154,628
21,683 0
21,683 -21,683
323,135 0
323,135 -323,135
Sachanlagen Immaterielle Werte Total Anlagevermögen
TOTAL AKTIVEN
Passiven CHF
Lanfristige verzinsliche Verbindlichkeiten Rückstellungen Total langfristiges Fremdkapital
Fondskapital aus Drittmitteln Total Fremdkapital inkl. Fondskapital
Vereinskapital Freies Kapital Freiwillige Gewinnreserven Bilanzgewinn Gewinnvortrag Jahresgewinn / -Verlust Total Eigenkapital
TOTAL PASSIVEN
Jahresrechnung 2015
Schwankungsfonds Kinderhaus Schwankungsfonds Mu & Ki Wohngruppe
Total Fondskapital
Bestand 1.1.2015
387,590 323,135
250,771 83,531
566
282,689
1,640,028
Entrichtete Beiträge und Zuwendungen Personalaufwand Übriger betrieblicher Aufwand Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Anlagevermögen Total Betriebsaufwand Betriebliches Ergebnis
Finanzertrag Finanzaufwand Betriebsfremder Aufwand Periodenfremder Ertrag Periodenfremder Aufwand Ergebnis vor AJB-Ausgleich und Fondsveränderung
AJB-Ausgleich Ergebnis nach AJB-Ausgleich
Veränderung Freies Kapital Jahresergebnis
Freies Kapital*
Total Eigenkapital
* Beim freien Kapital handelt es sich um diverse Spenden ohne Zweckgebundenheit.
Betriebsrechnung 2015
30
Prüfungsurteil Nach unserer Beurteilung steht der verdichtete Ab- schluss, der von dem geprüften Abschluss des Verein Inselhof Triemli für das am 31. Dezember 2015 enden- de Geschäftsjahr abgeleitet ist, in allen wesentlichen Belangen mit jenem Abschluss in Einklang.
KPMG AG
Zürich, 18. März 2016
Verein Inselhof Triemli, Zürich
Der beigefügte verdichtete Abschluss (Seiten 26 bis 29) – bestehend aus der Bilanz zum 31. Dezember 2015, der Betriebsrechnung und der Rechnung über die Veränderung des Kapitals für das an diesem Stich- tag endende Geschäftsjahr – ist abgeleitet von dem geprüften Abschluss des Verein Inselhof Triemli für das am 31. Dezember 2015 endende Geschäftsjahr. Wir haben in unserem Bericht vom 18. März 2016 ein nicht modifiziertes Prüfungsurteil zu jenem Abschluss in Be- zug auf die Abnahme der Jahresrechnung abgegeben. Der verdichtete Abschluss enthält nicht alle Abschluss- angaben, die nach dem schweizerischen Gesetz er- forderlich sind. Daher ist das Lesen des verdichteten Abschlusses kein Ersatz für das Lesen des geprüften Abschlusses des Verein Inselhof Triemli.
Verantwortung des Vorstandes Der Vorstand ist verantwortlich für die Aufstellung ei- ner Verdichtung des geprüften Abschlusses.
Verantwortung des Abschlussprüfers Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage unserer Prü- fungshandlungen, die in Übereinstimmung mit dem Schweizer Prüfungsstandard (PS) 810 «Auftrag zur Erteilung eines Vermerks zu einem verdichteten Ab- schluss» durchgeführt wurden, ein Prüfungsurteil zu dem verdichteten Abschluss abzugeben.
Jahresrechnung 2015
31
Mai 2016