Jahresbericht des ThürAZ 2014 - Thüringer Archiv für ... · Beratung und Betreuung, Atmosphäre...

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1 Jahresbericht des ThürAZ 2014 Das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ (ThürAZ) legt hiermit den Jahresbericht für das Jahr 2014 vor. Er soll für den Berichtszeitraum einen Überblick zur Arbeit des ThürAZ geben. Gegenstand sind insbesondere die Arbeitsergebnisse der unseren beiden Mitarbeiterinnen zugeordneten Arbeitsbereiche. Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 2. Archivarbeit 2.1. Bestandsaufbau 2.2. Bestandserschließung und Bestandserhaltung 2.3. Archivische Dienstleistungen 2.4. Veröffentlichung von Quellen aus dem ThürAZ 2.5. Dienst- und Handbibliothek 2.6. Archivprojekt anlässlich des Bausoldatenkongresses 2014 3. Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit 3.1. Archivpädagogische Bildungsarbeit 3.2. Öffentliche Veranstaltungen 3.3. Ausstellungen 4. Danksagung 1. Einführung Das ThürAZ verfügte dank der Förderung durch den Freistaat Thüringen und durch die Stadt Jena auch im Jahre 2014 über zwei Personalstellen sowie Miet- und Betriebskostenzuschuss. Die Schwerpunkte der Tätigkeitsfelder lagen auf der Archivarbeit und der archivischen Bildungsarbeit, die von unseren beiden Mitarbeiterinnen Maria Riedel und Katharina Kempken umgesetzt werden. Darüber hinaus wird weiterhin ein Großteil der im Archiv geleisteten Arbeiten in ehrenamtlicher Tätigkeit ausgeführt. Insbesondere das Engagement für die Erhaltung und Ausbau der Rahmenbedingungen, die Geschäftsführung sowie den Forschungsbereich werden durch den Trägerverein Künstler für Andere e.V. getragen. Hinzu kommt das wichtige Engagement von Freiwilligen im Bundesfreiwilligendienst und Ehrenamtlichen im Archiv- und im Bildungsbereich. Insgesamt vier Freiwillige im BFD unterstützten

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Jahresbericht des ThürAZ 2014

Das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ (ThürAZ) legt hiermit den Jahresbericht

für das Jahr 2014 vor. Er soll für den Berichtszeitraum einen Überblick zur Arbeit des ThürAZ geben.

Gegenstand sind insbesondere die Arbeitsergebnisse der unseren beiden Mitarbeiterinnen zugeordneten

Arbeitsbereiche.

Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Archivarbeit

2.1. Bestandsaufbau

2.2. Bestandserschließung und Bestandserhaltung

2.3. Archivische Dienstleistungen

2.4. Veröffentlichung von Quellen aus dem ThürAZ

2.5. Dienst- und Handbibliothek

2.6. Archivprojekt anlässlich des Bausoldatenkongresses 2014

3. Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

3.1. Archivpädagogische Bildungsarbeit

3.2. Öffentliche Veranstaltungen

3.3. Ausstellungen

4. Danksagung

1. Einführung

Das ThürAZ verfügte dank der Förderung durch den Freistaat Thüringen und durch die Stadt Jena auch

im Jahre 2014 über zwei Personalstellen sowie Miet- und Betriebskostenzuschuss. Die Schwerpunkte der

Tätigkeitsfelder lagen auf der Archivarbeit und der archivischen Bildungsarbeit, die von unseren beiden

Mitarbeiterinnen Maria Riedel und Katharina Kempken umgesetzt werden. Darüber hinaus wird

weiterhin ein Großteil der im Archiv geleisteten Arbeiten in ehrenamtlicher Tätigkeit ausgeführt.

Insbesondere das Engagement für die Erhaltung und Ausbau der Rahmenbedingungen, die

Geschäftsführung sowie den Forschungsbereich werden durch den Trägerverein Künstler für Andere e.V.

getragen. Hinzu kommt das wichtige Engagement von Freiwilligen im Bundesfreiwilligendienst und

Ehrenamtlichen im Archiv- und im Bildungsbereich. Insgesamt vier Freiwillige im BFD unterstützten

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zeitweise unsere Arbeit. Ihnen sei hier der besondere Dank ausgesprochen, da die Mehrarbeit durch ihre

Mitwirkung erst leistbar wurde.

Die Bestände des Archivs konnten im Jahr 2014 um 66 Neuzugänge erweitert werden. Es besuchten

insgesamt 113 Archivnutzer das ThürAZ für Quellenrecherchen. 127 schriftliche Anfragen bezogen sich

auf die Ermittlung von Archivgut, die Vermittlung von Zeitzeugen, Quellenrecherchen,

Reproduktionsanfragen sowie den Leihverkehr. Mit den Archivraumkapazitäten stoßen wir inzwischen an

unsere Grenzen, weswegen das ThürAZ dringend mehr Depotraum benötigt. Verein und Vorstand sehen

dies als eine der Schwerpunktaufgaben für das kommende Jahr. Die Recherche-, Beratungs- und

Einsichtsmöglichkeiten werden weiterhin stark im Rahmen universitärer Forschung genutzt, insbesondere

von Studenten des Historischen Institutes der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Unsere beiden Referentinnen sowie weitere Mitarbeiter haben sich am Bausoldatenkongress

„Friedenszeugnis ohne Gewa(e)hr“ in der Lutherstadt Wittenberg beteiligt, hier konnten zahlreiche

Neuzugänge aus dem Kreis der Wehr- und Waffendienstverweigerer der DDR eingeworben werden.

Darüber hinaus wurde eine große Zahl an Zeitzeugengesprächen in Ton und Bild aufgenommen. Da sich

die Aufstellung der Baueinheiten der NVA zum 50zigsten Male jährte, waren wir auch mit unserer

Bausoldaten-Ausstellung „Briefe von der waffenlosen Front“ und Vorträgen an verschiedenen

Erinnerungsveranstaltungen beteiligt.

Das ThürAZ konnte seine zielgruppenorientierten Bildungsangebote im Jahr 2014 vertiefen und seine

Positionierung als Offener Lernort verfestigen. So fanden insgesamt elf Veranstaltungen, darunter

Archivführungen, Tutorien, Workshops sowie Schulprojekte und Stadtrundgänge statt.

Weitere Veranstaltungen des ThürAZ widmeten sich 2014 dem Erinnern an das Geschehen im Jahre

1989, das in diesem Jahr 25 Jahre zurück lag. Die Tagung "Einspruch gegen die Gültigkeit der Wahl!"

befasste sich mit der Aufdeckung der Wahlfälschung im Mai 1984 und 1989. In einer

Kooperationsveranstaltung mit dem Kunsthof ging es um Lieder und Texte der „Wendezeit“. In unserer

Veranstaltungsreihe „Gespräche zur Zeitgeschichte“ erinnerten wir gemeinsam mit den Akteuren der

Friedlichen Revolution in Jena, Gera und Weimar an den Herbst 89 und die Zeit der Runden Tische.

Bis zum September 2014 hatte das ThürAZ die Geschäftsführung des Geschichtsverbundes Thüringen

inne, von uns wurden die gemeinsamen Sitzungen koordiniert, moderiert und zu protokolliert.

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2. Archivarbeit

2.1. Bestandsaufbau

Bestandsaufbau Provenienzsammlungen

Insgesamt umfasst der Archivbestand zum Ende des Berichtzeitraums 133 Provenienzsammlungen mit

127 Sammlungen (meist Mischbestände, 20 Fotosammlungen) von Privatpersonen und 6 Sammlungen

von Körperschaften. Als Ergebnis der projektbezogenen Sammlungsinitiativen im Jahr 2014 weist das

Akzessionsbuch 66 (Vorjahr 49) Neuzugänge und Erweiterungen auf.

Sammlungsinitiativen im Rahmen von Projekten

• ThürAZ-Tagung "Einspruch gegen die Gültigkeit der Wahl!". Die Kommunalwahlen in der DDR im Jahr 1989, Jena Mai 2014.

• Tagung „Friedenszeugnis ohne Gew(a)ehr – Bausoldatenkongress 2014“ (siehe Punkt 6.), Wittenberg September 2014.

• 6. Tag der Stadtgeschichte "25 Jahre Friedliche Revolution", Jena Oktober 2014.

• ThürAZ-Veranstaltungsreihe "Gespräche zur Zeitgeschichte". Die Runden Tische in Thüringen 1989/90, Gera November 2014.

Neue Provenienzsammlungen (Sammlungen von Privatpersonen und Körperschaften)

• Auweiler, Jörg: Friedliche Revolution, Transformationsprozesse, Jena 1989/90 (Fotosammlung).

• Bein, Manfred: Junge Gemeinde Stadtmitte, Jena 1970/80er Jahre (Fotosammlung).

• Dietrich, Christian: Politischer Samisdat, innerkirchliche Drucksachen, überregional 1971 bis 1990.

• Dobbert/Unger: Bausoldaten, Mukran 1982 bis 1990 (Fotosammlung).

• Dyroff, Michael: Bausoldaten, Prora 1984.

• Elsässer, Manfred: Bausoldaten, vmtl. Garz/Usedom 1966.

• Eulitz, Manfred: Bausoldaten, Großmohrdorf 1970 bis 1972.

• Gehrt, Stefan: Bausoldaten, Friedensdienst, überregional 1983 bis 2004.

• Grüne Jena/Möller, Olaf: persönliche Studienunterlagen von O. Möller, Jenaer Umweltgruppen, Gründungsmaterial Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Jena, überregional 1984 bis 2000.

• Hennig, Christoph: Bausoldaten, Garz/Usedom 1967/69.

• Hoffmann, Ludwig: Bausoldaten, Friedensdienst, überregional 1968 bis 1974.

• Hücking, Hans-H.: Bausoldaten, BRD ab 1960er Jahre.

• Klemm, Uwe: Friedliche Revolution, Jena 1989/90 (Fotosammlung).

• Kluge, Matthias: Bausoldaten, Friedensseminar Königswalde, 1980er Jahre.

• Kramer, Friedrich: Bausoldaten, kirchliche Friedensarbeit, überregional 1982 bis 1990.

• Krause, Manfred: Bausoldaten, Torgelow und Rövershagen 1967 bis 1969.

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• Küstner, Herbert: Bausoldaten, Militärstrafe, Repression, überregional 1968 bis 1971.

• Lein, Karsten: Bausoldaten, Friedensarbeit, überregional 1980er Jahre.

• Morgenstern, Olaf: Bausoldaten, Karl-Marx-Stadt und Merseburg 2. Hälfte 1980er Jahre.

• Rothe, Sigrid: Bürgerinitiative Bildungsreform, Runder Tisch Bildung Bezirk Erfurt, Erfurt 1989/1990.

• Vollmar, Hartmut: Bausoldaten Garz, Groß Köris 1967 bis 1969 (Fotosammlung).

• Wich, Jochen: Band Uller, Matthias Domaschk, Jena 1970er Jahre (Fotosammlung).

• Wiese, Norbert: Bausoldaten, Strausberg 1976.

Olaf Möller (2.v.r.) zur Übergabe der Gründungsunterlagen des Grünen Kreisverbandes Jena an das ThürAZ /

Foto: ThürAZ

Bestandserweiterung Provenienzsammlungen (Auswahl)

• Gabriele Damm: Theater Gera - Bühne am Park, Gera 1987 bis 1989.

• Oliver Kloss: Friedens- und Menschenrechtsgruppen, Neues Forum Leipzig, Leipzig und Dresden 1980/90er Jahre.

• Andreas Jeskolski: Jugendkultur, Tramper, Pößneck 1970/80er Jahre (Fotosammlung).

• Holger Poitz: Wohnungsnot und Schwarzwohnen, Mailart und Graue Literatur, überregional 1980er Jahre.

• Aribert Rothe: Bildungsreformbewegung Erfurt, Erfurt 1988 bis 1990.

• Walter Schilling: Druckschriften, überregional 1954 bis 2013 (Nachlass).

• Wolfgang Thalmann: Diakonenausbildung, Johannes-Falk-Haus, Familienfreizeiten, Simson-Bigband, Offene Arbeit, überregional 1970/80er Jahre.

Bestandserweiterung Pertinenzsammlungen (zeitgeschichtliche Sammlungen)

Die Zugänge in den Pertinenzsammlungen resultieren aus Forschungsleistungen des ThürAZ sowie aus

der Überlassung von Materialsammlungen und Forschungsergebnissen Dritter.

• Forschung und Gutachten: Kommunalwahl 1989; Bausoldaten; 17. Juni 1953.

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• Jena: Ereignisse in Jena 1989 (Kopien aus Sammlung Albrecht Schröter, enthält: Kommunalwahl, Demokratischer Aufbruch, Städtepartnerschaft Jena-Erlangen, Demonstrationen, Kirchenangelegenheiten 1989/90); Zeiss-Kombinat Jena und VEB Carl-Zeiss Jena 1950 bis 1989er Jahre.

• Universitäre Forschung: Offene Arbeit.

• Zeitzeugen: Interview-Reihen mit Bausoldaten der DDR (ThürAZ-Projekte zum Bausoldatenkongresses 2014, siehe Punkt 6; Interviews von Sven Stephan für MDR-Produktion "Waffenlose Front - Die Bausoldaten in der DDR").

2.2. Bestandserschließung und Bestandserhaltung

Bestandserschließung

Nachfolgende Sammlungen wurden für die öffentliche Archivnutzung mittels AUGIAS-Archiv

erschlossen:

• Auweiler, Jörg: vollständig.

• Bein, Manfred: vollständig.

• Dietrich, Christian: vollständig.

• Dobbert/Unger: vollständig.

• Dyroff, Michael: vollständig.

• Elsässer, Manfred: vollständig.

• Eulitz, Manfred: vollständig;

• Gehrt, Stefan: vollständig.

• Hennig, Christoph: vollständig.

• Hoffmann, Ludwig: vollständig.

• Klemm, Uwe: vollständig.

• Kluge, Matthias: vollständig.

• Koch, Uwe: in Teilen.

• Krause, Manfred: vollständig.

• Lein, Karsten: vollständig.

• Picciani, Peter (geb. Kähler): in Teilen.

• Römer, Wilhelm: vollständig.

• Rosenthal, Rüdiger: vollständig.

• Rothe, Sigrid: vollständig.

• Stanescu, Michael "Constantin": in Teilen.

• Vollmar, Hartmut: vollständig.

• Wich, Jochen: vollständig.

• Wilker, Jörg "Joseph": in Teilen.

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Darüber hinaus wurde der Großteil der Bestandserweiterungen aus dem Jahr 2014 (siehe Absatz 1)

unmittelbar erschlossen. Die Zugänge aus dem Bausoldatenprojekt (siehe Absatz 6) sind komplett in der

Archivdatenbank verzeichnet und zum Teil vollständig erschlossen.

Die Bestandsbeschreibung zur Sammlung Angelika Schön wurde komplett überarbeitet. In diesem

Zusammenhang fand gleichzeitig eine Bestandsrevision statt. Die Bestandsbeschreibungen stehen den

Archivnutzern sowohl vor Ort als auch im Internet auf der Homepage des ThürAZ www.thueraz.de und

dem Archivportal Thüringen unter www.archive-in-thueringen.de öffentlich zur Verfügung.

Bestandserhaltung

Im Zuge von Archivnutzungen und -anfragen erfolgen laufend Überprüfungen bezüglich Vollständigkeit,

sachgerechter Lagerung und Erschließungszustand.

Die digitale Langzeitsicherung wird mit Priorität der Fotonegative, Ormig- und Thermodrucke,

insbesondere im Rahmen der archivischen Erschließungstätigkeit, fortgesetzt.

Im Berichtszeitraum wurden 7 Interviews transkribiert.

Zu Zwecken eines Sicherungskonzeptes für die 6 Vervielfältigungsmaschinen des ThürAZ erfolgte im

Jahr 2014 eine Inspektion hinsichtlich Zustand und Funktionsfähigkeit. Die Inspektion und das daraus

resultierende Gutachten zu Zustand, Schadensbefall und Restaurierungsbedarf erbrachte ein Diplom-

Restaurator für Metall und Technisches Kulturgut in Zusammenarbeit mit einem Drucktechnologen. Die

Maschinen stammen aus den Jahren um 1930 bis circa 1980 und wurden ursprünglich für den Büroalltag

in der Bundesrepublik gebaut. In den 1980er Jahren gelangten die Maschinen über Netzwerke von DDR-

Oppositionsgruppen in die DDR, um hier für den Druck von Flugblättern, Samisdat und anderen nicht

lizensierten Druckschriften zur Schaffung einer "Gegenöffentlichkeit" zu dienen.

Druckmaschine Pelikan Rotafix 44, Hannover um 1945

oder später; 1985 von Kraftfahrern in die DDR geschleust

und von U. Kulisch nach Berlin-Ost zum Druck von

Samisdat, u.a. "Kopfsprung", gebracht / Quelle: ThürAZ,

Sg.: ThürAZ-O-002, Foto: ThürAZ.

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2.3. Archivische Dienstleistungen

Betreuung und Beratung von Archivnutzern im ThürAZ

Im Jahr 2014 haben insgesamt 113 (Vorjahr: 94) Nutzer vor Ort Einsicht in den Archivbestand des

ThürAZ genommen. Hierbei handelt es sich in 68 Fällen um Recherchen für eigenständige

Forschungsprojekte und in 45 Fällen um Quellennutzungen im Rahmen von

Bildungsveranstaltungen/Quellenworkshops. Im Bereich der Forschung erstreckt sich das Einzugsgebiet

des ThürAZ auf die gesamte Bundesrepublik und zu einem Anteil von 14 Prozent sogar darüber hinaus.

Der Anteil der Jenaer liegt bei etwa 50 Prozent, darauf folgen nach Häufigkeit absteigend Berlin,

Pittsburgh (USA), Mödling (Österreich), Siegen, Erfurt, Gera, Rudolstadt, Weimar, Dresden, Ilmenau,

Köln, Mainz, Werdau. Die starke Frequentierung des ThürAZ im Rahmen universitärer Forschung setzt

sich insgesamt fort, die eigenständige Nutzung von Studenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena war

dagegen rückläufig. Eine Zunahme ist bei den Nutzergruppen Schüler sowie Institutionen der historischen

Aufarbeitung zu konstatieren.

Die Evaluierung der Archivnutzung im ThürAZ mittels Fragebogen wurde fortgesetzt, allerdings liegen

lediglich 14 ausgefüllte Fragebögen für die Auswertung vor, da die Evaluierung auf Freiwilligkeit beruht

und Mehrfachnutzer nicht wiederholt teilnehmen. Von den Teilnehmern recherchierten etwa 50 Prozent

zu wissenschaftlichen Zwecken, der zweitgrößte Anteil zu Zwecken der politischen Bildung und ein

kleinerer Teil für private Zwecke bzw. Familienforschung. Circa drei Viertel der befragten Nutzer

besuchten das ThürAZ auf Empfehlung Dritter, etwa zwanzig Prozent wurden auf Grund der Referenzen

über die Findhilfsmittel im Internet auf die Archivbestände aufmerksam. In Bezug auf die fachliche

Beratung und Betreuung, Atmosphäre der Institution sowie Recherchemöglichkeiten wurde eine sehr

hohe Zufriedenheit feststellt. Bemängelt wurden vereinzelt die Öffnungszeiten, wobei festzustellen ist,

dass bei Anfrage jederzeit die Öffnungszeiten im ThürAZ entsprechend der Bedürfnisse der Nutzer

erweitert wurden.

Auskünfte und Bereitstellung von Archivgut bei externen Forschungsanfragen

Im Berichtszeitraum sind 50 (Vorjahr 42) externe Anfragen betreffs Auskünfte zum Archivbestand des

ThürAZ, Ermittlung von Archivgut sowie Vermittlung von Zeitzeugen gestellt und bearbeitet worden.

Die Anzahl der Reproduktionsaufträge und Verwendungsanfragen hat sich im Jahr 2014 mit 77 (Vorjahr

28) Aufträgen nahezu verdreifacht.

Forschungsschwerpunkte (SBZ/DDR) der Archivnutzer

• Alltag (Freundschaft; Militarisierung; Privatfilme).

• Alternative Friedensbewegung (Frauenfriedensgruppen; Olof-Palme-Friedensmarsch).

• Alternative Kunst- und Kulturszene (Graue Literatur; Samisdat; Band Airtramp, Band Die Chaoten, Liedermacher Peter Kähler; Label Hinterhofproduction Jena).

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• Alternative Lebensentwürfe (Homosexualität; Punks; Wohngemeinschaft mit Menschen mit Behinderung Hartroda).

• Biografieforschung (Walter Schilling; Matthias Domaschk).

• Familienforschung (Mitglieder der Jungen Gemeinde Stadtmitte Jena; Dissidenten der Friedrich Schiller Universität Jena).

• Friedliche Revolution und Transformationsprozesse 1989/90 (Demonstrationen und Kundgebungen; Initiativen und Parteien; Regionalstudien zu Erfurt, Ilmenau, Ilm-Kreis, Jena, Nordthüringen und Rudolstadt; Runde Tische; Wahlkampf 1990).

• Jugendkultur und -opposition (Großveranstaltung der Offenen Jugendarbeit der Evangelischen Kirchen "Jugend 86").

• Kirche im Sozialismus (Offene Jugendarbeit der Evangelischen Kirchen; Ökumene; Freikirchen).

• Ministerium für Staatssicherheit (Isolierungslager; Hauptamtliche Mitarbeiter; Inoffizielle Mitarbeiter; Untersuchungshaftanstalt Gera).

• Opposition und Widerstand (Aufdeckung von Wahlfälschungen 1984 und 1989; Politischer Samisdat; Regionalstudie Weimar; Waffendienstverweigerung/Bausoldaten).

• Opposition in Jena (Ausreisegruppe „Weißer Kreis“; "Friedensgemeinschaft Jena"; Junge Gemeinde Stadtmitte Jena).

• Reaktionen auf Reformbestrebungen in anderen Sozialistischen Staaten (Gorbatschow; Studentenprotest China 1989).

• Schulpädagogik (Lehrmittelanalyse).

• Staatliche Kunst und Kulturszene (Puppenbühne Gera; Regionalstudie Gera; Band Bluesong).

• Stadtgeschichte Jena (Eichplatz; Gedenken an die Bombardierung 1945; Kommunalwahl 1989 in Jena; Städtepartnerschaft Jena-Erlangen; Volksaufstand 17. Juni 1953; Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss).

• Strafjustiz (Jugendvollzuganstalt Waldheim; Opfer des Stalinismus; Politische Haft Bautzen II; Rechtsanwalt Wolfgang Schnur).

2.4. Veröffentlichung von Quellen aus dem ThürAZ

Printmedien

• Brückner, Dieter/Focke, Harald (Hg.): Das waren Zeiten - Ausgabe Thüringen. Deutschland, Europa und die Welt bis zur Gegenwart: Unterrichtswerk für Geschichte an Gymnasien, Bamberg 2014.

• Buchgruppe Offene Arbeit (Hg.): Alles ändert sich, wenn wir es verändern. Die Offene Arbeit Erfurt im Wandel der Zeiten (1979-2014), Heidelberg 2014.

• Gedenkstätte Amthordurchgang e.V. (Hg.): Reaktionen auf die Ereignisse in China '89 in der DDR, Gera 2014.

• Geschichtswerkstatt Jena (Hg.): Gerbergasse 18, Heft 72: Friedliche Revolution 1989/90, Jena 2014.

• Göres, Joachim: Bausoldat in der DDR: "Es war richtig, keine Waffe in die Hand zu nehmen", in: Thüringer Allgemeine, Erfurt 2014.

• Gretzschel, Matthias: Spaten statt Kalaschnikow in der DDR, Abendblatt-Serie: 25 Jahre

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Mauerfall, Hamburger Abendblatt, Hamburg 25.9.2014.

• Klietz, Wolfgang: Von der Wucht der Weltpolitik. Rückschau auf den Bausoldatenkongress vom 5. bis 7. September 2014 in Lutherstadt Wittenberg, in: Geschichtswerkstatt Jena: Gerbergasse 18, Heft 73, Jena 2014.

• Knipping, Lioba: Die Kommunalwahlen am 7. Mai 1989, in: Ostthüringer Zeitung, Jena 2014.

• Niethammer, Lutz/Engelmann, Roger (Hg.): Bühne der Dissidenz und Dramaturgie der Repression. Ein Kulturkonflikt in der späten DDR (=Analysen und Dokumente. Wissenschaftliche Reihe der BStU, Band 35), Göttingen 2014.

• Stefek, Axel: Weimar unangepasst. Widerständiges Verhalten 1950-1989, Weimar 2014.

• Thieme, Tom: Zwischen Überzeugung, Pragmatismus und Ohnmacht, in: Geschichtswerkstatt Jena: Gerbergasse 18, Heft 72, Jena 2014.

Niethammer/Engelmann (Hg.): Bühne der Dissidenz und Dramaturgie der Repression, Göttingen 2014. //

Geschichtswerkstatt Jena: Gerbergasse 18, Heft 72, Jena 2014.

Digitale Medien - Filme, Onlinedienste, Apps

• Brückner, Dieter/Focke, Harald (Hg.): Das waren Zeiten - Ausgabe Thüringen. Deutschland, Europa und die Welt bis zur Gegenwart: Unterrichtswerk für Geschichte an Gymnasien, E-Book, Bamberg 2014.

• Mörre, Robby: MDR-Zeitreise, App und Onlinedienste, MDR 2014.

• Stephan, Sven: Waffenlose Front. Die Bausoldaten der DDR, Dokumentarfilm, MDR 2014.

• Schlechter, Daniel: 1959, in: LexiTV. Das Wissensmagazin - Bildung für alle, Dokumentarfilm, MDR 2014.

• Stefan Kühn: Bausoldat, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Bausoldat, Onlinedienst, 2014.

• ThürAZ: Friedenszeugnis ohne Gew(a)ehr - Bausoldatenkongress 2014, in: http://www.thueraz.de/aktuelles/archiv/article/friedenszeugnis-ohne-gewaehr-bausoldatenkongress-2014.html, Onlinedienst, 2014.

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Präsentationen - Ausstellungen, Flyer und Andere

• Borsdorf, Rainer: 25 Jahre Friedliche Revolution im Ilm-Kreis, Ausstellung, Ilmenau 2014.

• Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Rudolstadt: Friedliche Revolution in Rudolstadt, Ausstellung, Rudolstadt 2014.

• Friedrich-Schiller-Universität, Historisches Institut, Geschichtsdidaktik: Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2014/2015. Thüringer Auftaktworkshop, Flyer, Jena 2014.

• Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt: Haft, Diktatur, Revolution. Thüringen 1949 bis 1989, Dauerausstellung (Erweiterung), Erfurt 2014.

• Hermann, Christian: "Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen". Der gesellschaftliche Aufbruch in Jena 1989, Stadtrundgang, Jena 2014.

• Himmelreich, Detlef: "Für uns, die wir noch hoffen". Opposition und Widerstand in Jena von 1945 bis 1989, Stadtrundgang, Jena 2014.

• Kino Mon Ami: Von einem der auszog, Begleitprogramm zur Ausstellung Weimar unangepasst, Filmvorführung, Weimar 2014.

• Martin-Luther-King-Zentrum: Es ging seinen Gang. Kritische Literatur in der DDR, Wanderausstellung, Werdau 2014.

• Morgner, Martin: Politisch verfolgte Jenaer Studierende in der DDR, PowerPoint-Präsentation in der Reihe: The International Students of History Association (ISHA) der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena 2014.

• Prora-Zentrum: Opposition und Widerstand - Bausoldaten in Prora 1964-1989/90, Wanderausstellung, Prora 2014.

• Stadtmuseum Weimar: Weimar unangepasst. Widerständiges Verhalten 1950-1989, Ausstellung, Weimar 2014.

• ThürAZ: "Einspruch gegen die Gültigkeit der Wahl!". Die Kommunalwahlen in der DDR im Jahr 1989, Quellenbände zur gleichnamigen Tagung, Jena 2014.

• ThürAZ: Frauen – Männer – Macht. Homosexualität in der DDR der achtziger Jahre, Quellenband zum bundesweiten Tag der Archive, Jena 2014.

• ThürAZ: Anders sein. Minderheiten, Randgruppen, Außenseiter in der Geschichte, Quellenband zum Thüringer Auftaktworkshop zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, Jena 2014.

• ThürAZ: Unangepasste Jugend in der DDR, PowerPoint-Präsentation zum Projekttag der Freien Ganztagsschule Leonardo Jena, Jena 2014.

• ThürAZ: Unangepasste Jugend in der DDR, PowerPoint-Präsentation zum gemeinsamen Projekttag der Volkshochschule Jena, der Geschichtswerkstatt Jena e. V. und des ThürAZ „Die Friedliche Revolution 1989. Jugend, Schule und Opposition in der DDR“, Jena 2014.

• ThürAZ: Von der Straße an den Verhandlungstisch. Der Runde Tisch in Jena 1989/90, PowerPoint-Präsentation zur ThürAZ-Veranstaltung Gespräche zur Zeitgeschichte, Jena 2014.

• ThürAZ: Thüringer Archiv für Zeitgeschichte "Matthias Domaschk", Flyer, Jena 2014.

• ThürAZ: Briefe von der waffenlosen Front, Flyer, Jena 2014.

• ThürAZ: Gespräche zur Zeitgeschichte, Flyer, Jena 2014.

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2.5. Dienst- und Handbibliothek

Der Bibliotheksbestand hat sich im Berichtszeitraum mit einem Zuwachs von 348 (Vorjahr 93)

Medieneinheiten exklusive Zeitschriftenabonnements deutlich erhöht. Es handelt sich meist um Spenden,

Schenkungen, Freiexemplare und Belegexemplare aktueller Medien zur Aufarbeitung der SED-Diktatur,

zum Teil auch DDR-Publikationen.

Herausragend ist die Schenkung der Theater-Zeitschriftensammlung von Martin Morgner:

• Ensembles der DDR, Henschelverlag Kunst und Schauspiel (Ausgabe 1977/78) / Direktion für Bühnenrepertoire (Ausgabe 78/79 bis 85/86) / Direktion für Theater und Orchester beim Ministerium für Kultur (Ausgabe 86/87 bis 88/89), Berlin 1977-1989.

• Lehrbrief Massenkommunikation I-IV, Hochschule für Film und Fernsehen der DDR, Potsdam-Babelsberg 1978.

• Material zum Theater, Verband der Theaterschaffenden der DDR, Berlin 1970-1989.

• Neue Deutsche Literatur, Schriftstellerverband der DDR, Berlin 1973-1989.

• Neu- und Reengagements der Bühnen der DDR, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1967-1973.

• Schauspiel. Katalog 1990, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1990.

• Sinn und Form, Deutsche Akademie der Künste, Berlin 1957-1959.

• Szene, Zentralhaus-Publikation, Leipzig 1987.

• Temperamente, Verlag Neues Leben, Berlin 1976- 1988.

• Theater der Zeit, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1977-1990.

• UNIMA-Nachrichten, UNIMA-Zentrum DDR, 1989.

• Weimarer Beiträge, Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1968-1989.

• Wer spielte was?, Direktion für Theater und Orchester beim Ministerium für Kultur der DDR, Berlin 1979-1987.

2.6. Archivprojekt

Sicherung der Überlieferungen von Waffendienstverweigerern in der Nationalen Volksarmee (NVA)

der DDR aus Anlass der Tagung „Friedenszeugnis ohne Gew(a)ehr – Bausoldatenkongress 2014“.

Im Jahr 2014 jährte sich die Anordnung des Nationalen Verteidigungsrates der DDR über die Aufstellung

von Baueinheiten zum fünfzigsten Mal. Aus diesem Anlass fand vom 5. bis 7. September 2014 in

Wittenberg die Tagung „Friedenszeugnis ohne Gew(a)ehr – Bausoldatenkongress 2014“ statt. Da das

ThürAZ seit über zehn Jahren eine gezielte Forschungs- und Sammlungstätigkeit zu dieser Thematik

betreibt, nutzte es die Chance, mit einer fokussierten Sammlungsoffensive bestehende Lücken im

Archivbestand zu schließen sowie die bereits vorhandene Quellenlage zu verdichten. Ein besonderes

Interesse bestand darin, neben den Überlieferungen aus der aktiven Zeit des Einsatzes in den

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Baueinheiten der NVA auch die Materialien, welche die persönlichen Auswirkungen der

Waffendienstverweigerung, oftmals auch die Politisierung durch die Erfahrungen der militärischen

Befehlsgewalt dokumentieren, einzuwerben. Ein weiterer Fokus lag auf den unter Bausoldaten

entstandenen Netzwerken, welche über regionale, religiöse und politische Grenzen hinaus reichten und

die bis hin zur Gründung oppositioneller Gruppen führten. Im Ergebnis des Sammlungsaufrufes haben

sechzehn ehemalige Bausoldaten ihre Sammlung während der Tagung an das Archiv abgegeben,

insgesamt kamen dreiundzwanzig Bestandszugänge zustande. Die Sammlungen umfassen den Zeitraum

von 1966 bis 1989, wobei etwa die Hälfte aus den 1980er Jahren stammt und am zweitstärksten die

1960er Jahre vertreten sind. Enthalten sind persönliche Briefe und amtliche Korrespondenz, Eingaben

und Erklärungen, Erfahrungsberichte und Gesprächsprotokolle, Fotografien, Personendokumente,

Objekte, Arbeitsmaterialien aus der kirchlichen Friedensarbeit der DDR und der Bundesrepublik,

Druckgrafik, eine Strafakte, Samisdat, Super-8-Film, Lyrik sowie MfS-Kopien aus persönlichen BStU-

Akteneinsichten. Inhaltliche Bezüge sind Einberufungsüberprüfung und Musterung, Dienstvorschriften

und Vorgesetzte, Waffendienstverweigerung, Gelöbnis- und Befehlsverweigerung, Baustellen und

Einsatzorte, Alltag, Freizeit, Religionsausübung, Kunst und Kulturprogramme, politische Aktionen wie

die Anfechtung der Kommunalwahl 1984 zum Kreistag Rügen, Disziplinarmaßnahmen und

Militärstrafen, folgende berufliche Repressalien, Positionen der Kirche und kirchliche Friedensarbeit,

Freiwilliger Zusatzdienst "19. Monat", Initiative Sozialer Friedensdienst und Solidaritätsaktionen,

Seelsorge und Wehrdienstberatung sowie Vernetzung und "Alt-Neu-Treffen". Neben der Einwerbung der

Sammlungen führte das ThürAZ während der Tagung biografische Interviews, um die Erinnerungen der

verschiedenen Generationen der Waffendienstverweigerer in der DDR zu bewahren. Die dreizehn

Interviews - zumeist mit den Sammlungsgebern - wurden als Audiodatei im mp3-Format aufgezeichnet,

unmittelbar autorisiert und mittels Interviewprotokoll dokumentiert. Zum Berichtszeitpunkt sind alle

Interviews in der Datenbank erschlossen und stehen für die Archivnutzung zur Verfügung. Inhalte der

Interviews sind insbesondere die Waffendienstverweigerung, der Bausoldatendienst in den Baueinheiten

der NVA, gesellschaftliches Engagement, Diktatur- oder Repressionserfahrung, Erleben historischer und

politischer Ereignisse, MfS-Kontakte sowie die persönliche Bilanz und Aufarbeitung. Das Projekt wurde

gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Zusätzlich führte das ThürAZ auf Initiative des Tagungsveranstalters und in Zusammenarbeit mit dem

Offenen Kanal Merseburg-Querfurt e.V. (OKMQ) achtzehn thematische Kurzinterviews mit der

Zielsetzung, einen möglichen Zusammenhang zwischen Bausoldatendienst und politischer Aktivität,

insbesondere während der Friedlichen Revolution 1989/90, zu eruieren.

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Bausoldaten in Groß Mohrdorf 1970-1972 / Quelle: ThürAZ, Sammlung/Foto Manfred Eulitz, Sg.: P-EM-F-003. // Samisdat Das Spatenmagazin, 1966 / Quelle: ThürAZ, Sammlung Manfred Elsässer, Sg.: P-ElM-K-01.01.

3. Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

Zu den Aufgaben des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ (ThürAZ) gehört es,

interessierten Bürgern sowie Institutionen aus dem Bereich von Wissenschaft und Bildung Angebote

bereitzustellen, in deren Rahmen die Arbeit des Archivs vorgestellt werden kann, Ansätze zur

Erforschung und Vermittlung der Geschichte oppositionellen Verhaltens in der DDR entwickelt und

Foren des Austausches über historische Erfahrungen und Prozesse bereitgestellt werden können. Diesem

Auftrag folgend hat das Bildungsreferat des ThürAZ im Jahr 2014 in unterschiedlichen Programmlinien

zielgruppenorientierte Veranstaltungen angeboten und durchgeführt.

3.1. Archivpädagogische Bildungsarbeit

Angebote für universitäre Einrichtungen und Schulen

Das ThürAZ konnte seine zielgruppenorientierten Bildungsangebote im Jahr 2014 vertiefen und seine

Positionierung als offener Lernort verfestigen. So fanden insgesamt elf archivpädagogische

Veranstaltungen, darunter fünf Archiveinführungen (Tutorien), vier Schulprojekte und ein Workshop für

Geschichtslehrer statt. Darüber hinaus unterstützte die Bildungsreferentin ein Vortrag des Historischen

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Instituts der Friedrich-Schiller-Universität Jena für Internationale Studenten der

Geschichtswissenschaften. Im Durchschnitt nahmen an den Angeboten elf Personen teil.

In den Archiveinführungen erarbeiteten die Teilnehmer nach einer allgemeinen Einführung anhand

konkreter Fragestellungen und verschiedener, das Sammlungsprofil des ThürAZ verdeutlichender

Quellenarten1 Techniken der kritischen Quelleninterpretation und diskutierten die Ergebnisse im Plenum.

Die Schulprojekte mit der Freien Ganztagsschule „Leonardoschule“ Jena sowie mit dem Carl-Zeiss-

Gymnasium Jena bauten auf von der Bildungsreferentin erstellten Modulen zum Thema „Unangepasste

Jugend in der DDR“ auf. Unterschiedliche Quellenarten aus den Sammlungen des ThürAZ wurden

herangezogen, um den Schülern das Thema multiperspektivisch nahe zu bringen. Das spezifische

Bildungskonzept des ThürAZ stellte hierbei die Grundlage dar. Es basiert auf elementaren Ansätzen der

Geschichtsdidaktik, darunter Multiperspektivität und aktives, forschendes und handlungsorientiertes

Lernen auf der Grundlage des Beutelsbacher Konsenses. Ergänzend zur Quellenarbeit führten Schüler der

Leonardoschule im Rahmen des Projekttages ein Zeitzeugengespräch mit Peter Mühlfriedel2 durch.

Die folgende Übersicht bietet einen Einblick in die durchgeführten Veranstaltungen.

1.) Tutorium zum Seminar „Die russischen Revolutionen 1917“ am 20.01.2014 (Dr. Raphael Utz),

Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena

Im Rahmen der Archiveinführung werteten die zehn teilnehmenden Studierenden schwerpunktmäßig

Quellenmaterial zur Gruppe „Künstler für Andere“, aus der der Trägerverein des ThürAZ hervorging,

sowie auf die „Jenaer Unabhängige Friedensgemeinschaft“ bezogenes Quellenmaterial aus.

2.) Tutorium zum Seminar „Der 17. Juni 1953. Geschichte und Gedächtnis“ am 22.01.2014 (Dr. Annette

Weinke), Historisches Institut der FSU Jena

In dieser Archiveinführung analysierten die fünf Teilnehmer Quellen zum 17. Juni 1953 in Jena.

3.) Tutorium für Masterstudierende des Duitsland Institut Amsterdam der Universiteit van Amsterdam im

Rahmen eines Austausches mit der FSU Jena am 29.01.2014

Im Rahmen des Tutoriums werteten die fünfzehn niederländischen Studierenden Quellen zur

„Friedensgemeinschaft“ und „Künstler für Andere“ aus.

4.) Stadtrundgang des Leistungskurses Geschichte der Integrierten Gesamtschule „Grete Unrein“ (Jena)

zum Thema „17. Juni 1953“ am 02.04.2014

1 Schriftgut, Fotografien, Filmmaterial, Plakate etc.

2 ehemaliges Mitglied der Jenaer Jugendband „airtramp“

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Unter pädagogischer Begleitung durch das ThürAZ hatten zwei Schüler anhand von Quellen und

Sekundärliteratur aus dem Archiv einen interaktiven Stadtrundgang erarbeitet, an dem zehn Schüler und

der zuständige Geschichtslehrer teilnahmen.

5.) Unterstützung eines Vortrags von Dr. Martin Morgner (Historisches Institut der FSU Jena) für die

International Students of History Association zum Thema „Politisch verfolgte Studierende in der DDR“

am 19.05.2014

Das ThürAZ stellte Martin Morgner archivalische Quellen zur Verfügung. Anhand der Quellen

erarbeitete die Bildungsreferentin eine begleitende Präsentation, die sie während des Vortrags zeigte.

6.) Workshop für Geschichtslehrer im Rahmen der Thüringer Auftaktveranstaltung zum

Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten (Thema "Anders sein. Minderheiten, Randgruppen und

Außenseiter in der Geschichte") am 03.07.2014

Die Thüringer Auftaktveranstaltung zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten wurde von Prof.

Anke John organisiert, die den Lehrstuhl für Geschichtsdidaktik an der FSU Jena innehat. Während einer

Podiumsdiskussion mit Dr. Joachim Bauer (Universitätsarchiv Jena), Dieter Hackmann (Weimarer

Dreieck e. V.), Constanze Mann (Stadtarchiv Jena) und Dr. Rüdiger Stutz (Stadthistoriker Jena) konnte

die Bildungsreferentin vor den zwanzig Teilnehmern der Veranstaltung zunächst die Bedeutung

hervorheben, die dem ThürAZ im Bezug auf das aktuelle Thema des Geschichtswettbewerbs zukommt.

Anhand von Quellen aus dem ThürAZ zum Thema „June '79“/“Jugend '86“ erläuterte Katharina

Kempken anschließend Geschichtslehrern unterschiedlicher Jahrgangsstufen in einem Workshop die

Möglichkeit, das Thema „Anders sein. Minderheiten, Randgruppen und Außenseiter in der Geschichte“

am Beispiel von Unangepasstheit in der DDR zu bearbeiten.

Aus der Veranstaltung ging in Zusammenarbeit von Prof. Anke John und Katharina Kempken ein

Diskussionsartikel für das online-Magazin „Lernen aus der Geschichte“ hervor, der am 3. September

publiziert wurde: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/Magazin/11967

7.) Tutorium zum Seminar „Tumulte, Proteste, Revolutionen – Studentenunruhen vom Mittelalter bis zur

Gegenwart“ am 22.01.2014 (Matthias Hensel), Fachbereich Volkskunde/Kulturgeschichte der FSU Jena

Zu dieser Archiveinführung, an der drei Studierende teilnahmen, wurden Quellen zu studentischen

Protesten in Jena 1988/89 herangezogen.

8.) Projekttag mit Schülern der Freien Ganztagsschule „Leonardoschule“ (Jena) zum Thema

„Unangepasste Jugend in der DDR“ am 25.09.2014, 08.00-15.00 Uhr

Vormittags stellte die Bildungsreferentin die Entstehungsgeschichte, das Profil, das Selbstverständnis und

die Arbeitsweise des ThürAZ vor. Anschließend analysierten die zwanzig teilnehmenden Schüler in

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Kleingruppen unterschiedliche Quellen zum Thema „Unangepasste Jugend in der DDR“ und stellten die

Ergebnisse ihrer Arbeit im Plenum vor.

Nachmittags führten die Schüler ein Zeitzeugengespräch mit Thomas Grund durch, das die

Bildungsreferentin mit den Schülern vorbereitete und in der Umsetzung begleitete.

Schüler der Leonardoschule im Gespräch mit Thomas Grund, 25.09.2014, Foto: ThürAZ

9.) Archiveinführung für eine Schülergruppe der Leonardoschule zum Thema „Unangepasste

Jugendkulturen in der DDR“ am 29.09.2014

An der Archiveinführung nahmen zwölf Schüler der achten bis zehnten Klassen teil. Verwendet wurde

für die Quellenarbeit Material zur alternativen Jugendband „airtramp“, darunter Songtexte und

Bildmaterial aus einem Bandtagebuch, das sich im Bestand des ehemaligen Bandmitglieds Dietmar

Weinberg befindet.

10.) Projekttag mit Schülern des Carl-Zeiss-Gymnasiums in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule

Jena/der Geschichtswerkstatt e. V. zum Thema „Die friedliche Revolution 1989 – Jugend, Schule und

Opposition in der DDR“ am 30.10.2014, 09.00-15.00

Im Rahmen des Projekttags bot das ThürAZ einen Workshop an, an dem siebzehn der insgesamt 54

Schüler teilnahmen. Fokussiert wurden nach einer einführenden Vorstellung des Archivs drei

unangepasste Bands aus dem Thüringer Raum („airtramp“, „Katakombo“ und „Pasch“).

11.) Projekttag mit Schülern der Leonardoschule zum Thema „Unangepasste Jugend in der DDR“ am

21.11.2014, 08.00-15.00 Uhr

Mit einer weiteren Schülergruppe der Leonardoschule führte die Bildungsreferentin am 21.11. einen

Projekttag durch, der nach dem selben Schema verlief wie der Projekttag am 25.09. Nach der

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Archiveinführung analysierten die zwölf Schüler unterschiedlicher Altersstufen in Gruppen Quellen aus

den Beständen des ThürAZ und stellten die Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Für das Zeitzeugengespräch

konnte Peter Mühlfriedel gewonnen werden, der als ehemaliges Mitglied der Band „airtramp“ als

potentieller Bestandsgeber gelten kann.

2. Öffentliche Veranstaltungen

Angebote für die städtische Öffentlichkeit

Neben den archivpädagogischen Angeboten organisierte das ThürAZ auch im Jahr 2014 Veranstaltungen

unterschiedlichen Formats, die sich an ein breites städtisches Zielpublikum richteten. Insgesamt fanden

acht Veranstaltungen statt, darunter ein Tag der Offenen Tür, eine Tagung, eine Präsentation im

Rahmen des Thüringer Geschichtsverbunds, ein Abend, der Lesung, Konzert und Diskussion verband, ein

Stadtrundgang und drei Podiumsgespräche. Mit der im Herbst durchgeführten Veranstaltungsreihe

„Gespräche zur Zeitgeschichte“ bot das ThürAZ erstmals über die Grenzen Jenas hinaus Veranstaltungen

in umliegenden Städten an.

Die folgende Übersicht bietet einen Einblick in die öffentlichen Veranstaltungen des Archivs.

1.) Teilnahme am bundesweiten Tag der Archive unter dem Motto „Frauen – Männer – Macht“, Thema:

„Anders sein: Homosexualität in der DDR der achtziger Jahre“, 08.03.2014

Am Samstag, den 8. März öffente das ThürAZ außer der Reihe seine Türen für Besucher der für diesen

Tag erarbeiteten Ausstellung. Gezeigt wurden Quellen, die die Situation homosexueller Männer und

Frauen in Thüringen während der achtziger Jahre dokumentierten, darunter ein Heft der

Redaktionsgruppe „frau anders“, ein Bericht über die Diskriminierung des „Arbeitskreises Homosexuelle

Liebe“ am Landesjugendsonntag in Eisenach 1985 und ein Infoblatt aus der "Schwulenarbeit" der

Offenen Arbeit der Jungen Gemeinde Stadtmitte in Jena. Zwei ehrenamtliche Vorstandsmitglieder des

Trägervereins „Künstler für Andere e. V.“, Thomas Grund und Jörg Ganzenmüller, sowie der aktuelle

Praktikant der Bildungsstelle Tobias Rentsch standen zur Information und für Fragen der Gäste zur

Verfügung.

Das ThürAZ konnte am Tag der Offenen Tür achtzehn Besucher begrüßen. Angekündigt worden war die

Veranstaltung durch die Ostthüringer Zeitung (OTZ) vom 01. März 2014. Im Nachgang berichtete Jena

TV (10.03.2014):

http://www.jenatv.de/politik/Einblicke_gewaehrt:_Das_Thueringer_Archiv_fuer_Zeitgeschichte_oeffnete

_seine_Tueren-20687.html

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2.) Tagung "Einspruch gegen die Gültigkeit der Wahl!" - Die Kommunalwahlen in der DDR im Jahr

1989, 09.-10.5.2014

Ziel der Tagung war es, das Publikum für einen Aspekt der Friedlichen Revolution zu sensibilisieren, auf

dem bisher wenig öffentliche Aufmerksamkeit lag: Die Beobachtung der Kommunalwahlen im Mai 1989

durch Bürger der DDR und die damit zusammenhängende Aufdeckung von Wahlfälschungen, die

erstmals in größerem Maße öffentlich gemacht wurde. Mit der Thematisierung der Kommunalwahlen

ging es dem ThürAZ darum, eine Forschungslücke zu schließen und neue Diskussionsansätze um die

Wirkungszusammenhänge für das Zustandekommen einer Bürgerrechtsbewegung anzuregen, die eine

wichtige Trägerschicht der im Herbst 1989 entstehenden Massenproteste darstellte.

Inhaltlich wurde untersucht, inwiefern die Wahlbeobachtung einen Kristallisationspunkt im Engagement

kritischer Bürger und Gruppen bedeutete. Im ersten Komplex ging es darum, anhand eines frühen

Beispiels der Aufdeckung von Wahlfälschungen (Prora 1984) der Frage nach einer möglichen Kontinuität

eines demokratischen Bewusstseins für Bürgerrechte nachzugehen. Der zweite Teil thematisierte

Zielvorstellungen und Handlungsstrategien oppositioneller Gruppen im Umgang mit den

Kommunalwahlen. Im dritten Komplex stand die Frage nach informellen Netzwerken und nach deren

Bedeutung für die Proteste im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen im Mittelpunkt. In diesem

Komplex wurde diskutiert, weshalb die Massenproteste der Bevölkerung erst im Herbst einsetzten.

Etwa 50 Gäste wurden gezählt, von denen ca. 20 dem universitären Milieu zuzuordnen waren (BA-/MA-

Studenten sowie Doktoranden der Geschichtswissenschaften) und ca. 15 dem Bereich der institutionellen

Aufarbeitung der SED-Diktatur bzw. der städtischen Öffentlichkeit. 15 Gäste waren darüber hinaus

Zeitzeugen.

Am 28.04.2014 erschienen Ankündigungsartikel in der Ostthüringer Zeitung (OTZ) und der Thüringer

Landeszeitung (TLZ). Am 05.05.2014 organisierte das ThürAZ ein Pressegespräch mit der TLZ, zu dem

der Zeitzeuge Gerd Wechsung eingeladen wurde, der die Wahlen 1989 in Jena beobachtet hatte und als

Diskutant an der Tagung teilnahm. In einem Faltblatt des Thüringer Geschichtsverbunds erschien

ebenfalls eine Ankündigung. Bekannt gegeben wurde der Termin auch auf gängigen Internetplattformen

der lokalen Öffentlichkeit (Online-Veranstaltungskalender der Stadt Jena, Webauftritt des Allgemeinen

Anzeiger, Stadtmagazin 07, Jena TV).

Persönlich eingeladen wurden darüber hinaus alle Sammlungsgeber des Archivs und mit dem Archiv

verbundene Zeitzeugen, Vertreter der Lokal- und Regionalpolitik und regionale Initiativen zur

Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Berichtet wurde über die Tagung im Nachgang in den Ausgaben der OTZ und der TLZ vom 12.05.2014

sowie auf Jena TV (12.05.2014):

http://www.jenatv.de/politik/Wahlfaelschung_in_der_DDR:_Das_Thueringer_Archiv_fuer_Zeitgeschicht

e_veranstaltete_eine_Tagung-21875.html

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Ausführliche Berichte über die Tagung erschienen in der Thüringer Vierteljahresschrift für Geschichte

und Politik der Geschichtswerkstatt Jena e. V. (Gerbergasse 18, Heft 71) und auf der Website des

ThürAZ. Im September erschien ein Bericht im Mitteilungsblatt der Archive in Thüringen.

Tagung „Einspruch gegen die Gültigkeit der Wahl!“, Begrüßung durch Andreas Ilse, 09.05.2014, Foto: ThürAZ

3.) Teilnahme am Bürgerfest „Revolution und Freiheit!?“ des Thüringer Geschichtsverbundes und der

Stadt Erfurt auf dem Gelände der Gedenk- und Bildungssstätte Andreasstraße Erfurt, 12.07.2014

Von 10 bis 18 Uhr präsentierte sich das ThürAZ mit einem Informationsstand auf dem Bürgerfest des

Thüringer Geschichtsverbunds, das auf dem Außengelände der Gedenk- und Bildungsstätte

Andreasstraße in Erfurt stattfand. Die Thüringer Aufarbeitungsinitiativen, die sich im Geschichtsverbund

zusammengeschlossen haben, stellten sich den Bürgern der Stadt Erfurt vor und konnten sich gegenseitig

besser kennenlernen und austauschen. Neben den Informationsständen der Initiativen gab es ein buntes

Rahmenprogramm, das mit Podiumsdiskussionen zum Thema „Revolution und Freiheit?!“, dem Konzert

eines jungen Liedermachers und einem thematischen Programm für Kinder auch ein jüngeres Publikum

sowie ganze Familien ansprach.

Drei Mitarbeiter, darunter der Vorsitzende des Trägervereins „Künstler für andere e. V.“ Andreas Ilse,

standen interessierten Besuchern des Bürgerfestes für Fragen rund um das Archiv zur Verfügung.

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Informationsstand des ThürAZ auf dem Bürgerfest des Geschichtsverbunds, 12.07.2014, Foto: ThürAZ

4.) Veranstaltung im Kunsthof: "Befreite Sprache? - Lieder und Texte der 'Wendezeit'"

(Podiumsdiskussion, Lesung, Konzert) am 27.09.2014

Die erneute Zusammenarbeit mit dem Kunsthof Jena e. V. bot die Möglichkeit, ein Veranstaltungsformat

zu wählen, in dem Zeitzeugendiskussion, Lesung und Konzert miteinander verbunden wurden. Damit

sprach das ThürAZ ein kulturell und künstlerisch interessiertes Zielpublikum an. Hierzu trug das Thema

des Abends bei, das die Frage in den Vordergund stellte, wie kritische DDR-Künstler die „Wende“ von

1989/90 wahrnahmen und wie sich diese auf ihr künstlerisches Schaffen auswirkte.

Es diskutierten im ersten Teil des Abends der Musiker Oliver Jahn, der Bildhauer Frank Rub und die

freischaffende Künstlerin Gabriele Stötzer unter der Gesprächsleitung der Bildungsreferentin Katharina

Kempken. Der zweite Teil des Abends verband Texte von Frank Rub und Gabriele Stötzer mit

Gitarrenstücken von Oliver Jahn, der u. a. Texte von „airtramp“ und „Pastor“ aufgriff.

Die ca. 30 Gäste der Veranstaltung waren erfreulicherweise altersmäßig gemischt; es kamen sowohl

Studenten als auch Zeitzeugen, Sammlungsgeber und Mitarbeiter anderer Thüringer

Aufarbeitungsinitiativen.

Angekündigt wurde die Veranstaltung auf den Webseiten des ThürAZ, des Kunsthofs und der

Literarischen Gesellschaft Thüringen sowie über Flyer und Plakate, die in der städtischen Öffentlichkeit

verteilt wurden.

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Musiker Oliver Jahn im Kunsthof, 27.09.2014, Foto: ThürAZ

Bildhauer und Schriftsteller Frank Rub las eigene Texte, 27.09.2014, Foto: ThürAZ

5.) Stadtrundgang "Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen": Der gesellschaftliche Aufbruch in

Jena 1989, im Rahmen des 6. Tags der Stadtgeschichte, 03.10.2014

Das ThürAZ bot den Stadtrundgang im Rahmen des 6. Jenaer Tages der Stadtgeschichte an. Die Führung

übernahm Christian Hermann. Viele der 42 Teilnehmer kamen aus der Partnerstadt Erlangen.

Altersmäßig war das Publikum gemischt: auch Studenten und Schüler nahmen teil. Die interaktive Form

des Rundgangs, der mit Bildquellen und Statements von ehemaligen Akteuren der Friedensbewegung in

Jena unterlegt war, kam bei den Teilnehmern gut an.

Angekündigt wurde die Veranstaltung im Stadtmagazin 07 sowie im Programmfaltblatt des 6. Tages der

Jenaer Stadtgeschichte.

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Christian Hermann mit Teilnehmern des Stadtrundgangs, 03.10.2014, Foto: ThürAZ

6.) "Gespräche zur Zeitgeschichte": "Von der Straße an den Verhandlungstisch: Der Runde Tisch in Jena

1989/90", 04.11.2014

Die Podiumsdiskussion in der Rathausdiele, in deren Rahmen der ehemalige Stadtrat für Kultur Dr.

Dietmar Ebert mit Akteuren des friedlichen Umbruchs von 1989/90 in Jena3 über Bildung,

Handlungsweise und Bedeutung des Runden Tisches in Jena diskutierte, bildete den Auftakt der

Veranstaltungsreihe „Gespräche zur Zeitgeschichte“, die mit unterschiedlichen Zeitzeugen-Diskussionen

zum Thema über Jena hinaus in den Thüringer Raum hineinwirken wollte.

22 Gäste nahmen teil, die überwiegend dem akademischen Bereich zuzuordnen waren.

Angekündigt wurde die Veranstaltung durch einen Flyer, der in Jena, Gera und Weimar verteilt wurde.

Dr. Matias Mieth (4. v. l.) moderierte die „Gespräche zur Zeitgeschichte“ in der Jenaer Rathausdiele, 04.11.2014,

Foto: ThürAZ

3 Weitere Teilnehmer der Diskussion, die von Dr. Matias Mieth moderiert wurde, waren Ralf Kleist, Christine

Kugge und Dr. Albrecht Schröter.

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7.) Gespräche zur Zeitgeschichte in Weimar "Von der Straße an den Verhandlungstisch: Die Runden

Tische im Raum Thüringen 1989/90", 25.11.2014

Die zweite Veranstaltung der „Gespräche zur Zeitgeschichte“ fand in Weimar statt und bot mit dem Café

Divan als Veranstaltungsort eine besondere Gesprächsatmosphäre. Ins Gespräch kamen unter der Leitung

von Stephan Schack Rudolf Keßner und Christine Schild, die sich 1989 und zuvor in Friedens- bzw.

Menschenrechtsgruppen engagiert hatten und den Umbruch in Weimar aktiv mit gestalteten. Unter den 15

Gästen, die vornehmlich aus Weimar kamen, waren hauptsächlich Zeitzeugen auszumachen.

Radio Lotte, der Kirchenkreis Weimar sowie die Evangelische Kirche Mitteldeutschland und die Stadt

Weimar kündigten die Veranstaltung in ihren Online-Veranstaltungskalendern an. Deutschland today

berichtete online im Vorfeld über die Veranstaltung.

8.) Gespräche zur Zeitgeschichte in Gera "Von der Straße an den Verhandlungstisch: Die Runden Tische

im Raum Thüringen 1989/90", 26.11.2014

Die dritte Veranstaltung der „Gespräche zur Zeitgeschichte“ führte das ThürAZ in den Museumsstuben

im Ferberschen Haus in Gera durch. Stephan Schack moderierte das Gespräch zwischen Gabriele Damm

und Michael Stolle, die als Akteure der unabhängigen Friedensbwegung (G. Damm) bzw. als

Mitbegründer der Bürgerbewegung Neues Forum und Teilnehmer des Runden Tisches im Bezirk Gera

(M. Stolle) die Ereignisse des Herbstes 1989 in Gera mit prägten. Das Publikum bestand aus ca. 15

Gästen, darunter vornehmlich Zeitzeugen, von denen die Archivreferentin einige als potentielle

Sammlungsgeber ansprechen konnte.

Angekündigt wurde die Veranstaltung durch einen Flyer, der in Jena, Gera und Weimar verteilt wurde.

Darüber hinaus erschienen Ankündigungen in der Online-Ausgabe der Deutschland Today und des

Allgemeinen Anzeigers (Gera) sowie auch in der Printausgabe des Allgemeinen Anzeigers (Ausgabe vom

19.11.2014). Im Neuen Gera wurde das Gespräch am 21.11. angekündigt, ebenso in der OTZ vom 24.11.

und in der TLZ vom 25.11.2014. Auch der Offene Kanal Gera kündigte die Veranstaltung an.

3. Verleih der Wanderausstellung „Briefe von der waffenlosen Front – Bausoldaten in der DDR“

Die Wanderausstellung greift mit der Wehrdienstverweigerung eine besondere Form widerständigen

Verhaltens auf, die die Entstehung einer unabhängigen Friedensbewgeung in der DDR maßgeblich

prägte. Auf 25 Tafeln dokumentieren Selbstzeugnisse wie persönliche Briefe und Fotos, aber auch

Eingaben an kirchliche und staatliche Stellen, die Lebenswirklichkeit der Bausoldaten und die

Gewissenskonflikte, mit denen sie sich konfrontiert sahen.

Die Ausstellung kann vom ThürAZ gegen eine geringe Leihgebühr ausgeliehen werden. 2014 wurde sie

an verschiedenen Orten in Sachsen-Anhalt und in Thüringen gezeigt.

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1.) Die Fachhochschule Merseburg zeigte die Ausstellung im Rahmen der Umbenennung des Platzes vor

dem Amtsgericht in „Platz der Bausoldaten“ vom 01.08. bis zum 08.08.2014 im Foyer der

Hochschulbibliothek. Auf der Website der Hochschule erschien am 03.07.2014 ein Bericht:

http://www.hs-merseburg.de/smk/aktuelles/news/news-

details/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=12372&cHash=83bb49df283302ae2cc293defb3d6e4d

2.) Anschließend zeigte die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt die Ausstellung im Rahmen des 7.

Bausoldatenkongresses vom 05. bis zum 07.09.2014 in Wittenberg.

Die Mitteldeutsche Zeitung kündigte die Ausstellung am 01.09.2014 an:

http://www.mz-web.de/wittenberg-graefenhainichen/ausstellungen-begleiten-

bausoldatenkongress,20641128,28284934.html

3.) Schließlich war die Ausstellung vom 09. bis zum 22.11.2014 auf der ökumenischen Friedensdekade in

Pößneck zu sehen, die unter dem Motto „Befreit zum Widerstehen“ stattfand. Zur Eröffnung am 09.11. in

der Evangelischen Jüdeweiner Kirche sprach Andreas Ilse (Vorstandsvorsitzender Künstler für Andere e.

V.) ein Grußwort, an das sich eine Lesung des Hallenser Theologen Sebastian Kranich anschloss. Kranich

las aus seiner Publikation "Erst auf Christus hören, dann auf die Genossen", die Briefe aus seiner eigenen

Zeit als Bausoldat enthält.

Die OTZ berichtete am 11.11.2014 über die Eröffnung:

http://poessneck.otz.de/web/lokal/kultur/detail/-/specific/Ausstellung-zu-Bausoldaten-in-Poessneck-

1053473395

5. Danksagung Ausdrücklich möchten wir an dieser Stelle allen Förderern danken: dem Thüringer Ministerium für

Bildung, Wissenschaft und Kultur, der Stadt Jena, der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, den

Stadtwerken Jena-Pößneck, der Sparkasse Jena-Saale-Holzland und der Literarischen Gesellschaft

Thüringen.

Zudem danken wir den Sammlungsgeber_innen und den Referent_innen unserer Veranstaltungen, die

durch ihre Unterstützung maßgeblich am Gelingen unserer gemeinnützigen Tätigkeit beteiligt waren und

sind. Und zu guter letzt danke ich im Namen des Vorstandes und des Vereines Künstler für Andere e.V.

unseren Mitarbeiterinnen und unserer Geschäftsführerin.

Gezeichnet für Vorstand und Verein: Andreas Ilse

Verfasser_innen: Katharina Kempken, Maria Riedel, Andreas Ilse