Jahrgang 2016 | Nr. 2 Fokus Gesundheit · Cartoon: Christian Habicht Seite 8 können, erweist sich...

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Hiobsbotschaſt Krebs! Tipps und Erfahrungen zum Umgang mit einer Tumorerkrankung Unbedingt Angehörige mit einbeziehen Viele Krebspatienten fanden es rückblickend als besonders hilfreich, den Ehepartner, engste Freunde oder die Person ihres Vertrauens zum Arztgespräch hinzugezogen zu haben. Zum einen wurden dadurch die Last und Angst geteilt, zum anderen vermochte es der Partner/in, in einer solchen Ausnahmesituation klarer zu denken. Scheuen Sie sich nicht, über die Krankheit und Ihre Ängste mit Anderen zu sprechen. Das macht Sie freier. Negative Gefühle nicht unterdrücken! Eine Krebsdiagnose ist zugleich eine Lebenszäsur. Wut und Frust gehören zur unmittelbaren Verarbeitung. Unterdrücken Sie Ihre negativen Gefühle auf keinen Fall. Lassen Sie Ihren Frust heraus. Teilen Sie Ihrem Umfeld aber möglichst mit, warum Sie sich anders verhalten als gewohnt. Warum gerade ich? Ist die falsche Fragestellung, die zu keiner befriedigenden Antwort führen kann. Wichtiger ist die Frage: „Was kann ich nun tun“. Mit diesem offensiven Herangehen lassen sich dann auch später persönliche Strategien zur Krankheitsbewältigung entwickeln. Machen Sie sich schlau! Verlassen Sie sich nicht ausschließlich auf andere. Informieren Sie sich umfas- send über Ihre Erkrankung, mögliche erapien und den neuesten Wissenstand. Holen Sie bei Unsicherheit eine medizinische Zweitmeinung ein. Nicht zu sehr sollten Sie sich auf das Internet verlassen. Jeder Fall ist anders. Besser geeignet sind Selbsthilfegruppen, Gespräche mit Betroffenen und öffentliche Gesundheitsfo- ren. Und: Trauen Sie sich, fragen Sie Ihren Arzt ein Loch in den Bauch. Der Krankheit die Stirn bieten Betrachten Sie den Krebs als persönliche Herausforderung, der Sie sich ganz bewusst stellen. Es gab viele Krisen im Leben, vor denen Sie auch nicht kapituliert haben. Nehmen Sie dabei die Hilfe von Familie, Freunden, Kollegen und nicht zuletzt von Ärzten und Pflegepersonal an. Fokus Gesundheit Jahrgang 2016 | Nr. 2 MAGAZIN DES SRH WALD-KLINIKUMS GERA S eit dem 21. Juni trägt das SRH Wald-Klinikum Gera den offiziellen Titel „Onko- logisches Zentrum“. Hinter dieser nüchternen Bezeichnung verbirgt sich ein an deutschen Kranken- häusern begehrtes Qualitätssiegel, das für eine hochqualifizierte, in- terdisziplinäre und ganzheitliche Krebsbehandlung nach neuesten wissenschaſtlichen Erkenntnissen steht. In üringen gibt es nur drei Zentren dieser Art. Über ein Jahr lang haben Zen- trumsleiterin Frau Prof. Dr. Sus- anne Lang, Qualitätsmanagerin Bettina Schneider und das gesamte onkologische Team der sechs Tu- mor-Organzentren die aufwändige Zertifizierung akribisch vorberei- tet, die - so eines der Ziele -Kreb- spatienten die Wahl des für sie in Frage kommenden Krankenhau- ses erleichtern soll. „Das Ganze glich einem wahren Parforceritt“, erinnert sich Frau Prof. Lang an jene zwei Tage, als das fünöpfige Expertenteam alle onkologischen Einrichtungen des Klinikums kri- tisch unter die Lupe nahm. „Den Aufwand war es das aber wert“, freut sich die Krebsspezialistin. 6 Tumorzentren mit guten Referenzen Unter dem Dach des Onkologi- schen Zentrums am SRH Wald-Kli- nikum Gera arbeiten heute sechs Tumorfachzentren. Dabei handelt es sich um das Brustzentrum Ost- thüringen, das Prostatakarzinom- zentrum, das Lungenkrebszent- rum, das Pankreaskrebszentrum, das Darmkrebszentrum und das Hautkrebszentrum. Den An- fang machte im Jahre 2005 das Brustzentrum Ostthüringen un- ter Leitung seines Chefarztes Dr. Dirk-Michael Zahm. Die mehrfach zertifizierte Klinik genießt einen ausgezeichneten Ruf in der Regi- on und darüber hinaus. Das liegt auch daran, dass in 85 Prozent aller Fälle, die erkrankte Brust erhalten werden kann. Einen überzeugen- den Beweis für die medizinische Exzellenz dieser Klinik lieferte Frau Prof. Lang selbst: Als eine in den USA lebende nahe Verwandte an Brustkrebs erkrankte, empfahl sie ihr das eigene Zentrum, in dem sie dann auch erfolgreich behan- delt wurde. Ähnlich gute Referenzen kann auch das Prostatakarzinomzent- rum unter Leitung von Oberarzt Dr. Andreas Auge vorweisen. 2009 erstmals zertifiziert, rangiert es unter den insgesamt 91 deutschen Zentren auf Platz 12 und weist die vierthöchsten OP-Zahlen in den neuen Bundesländern auf. In dieser Ausgabe werden wir Ihnen diese und einige andere Tumor- zentren etwas näher vorstellen. Die 7 Module des Tumorzentrums Stolz ist Frau Prof. Dr. Susanne Lang auch auf die 7 Module des Geraer Tumorzentrums. Dabei handelt es sich um eine Art Netz- werk, das der Qualitätssicherung der onkologischen Versorgung zu- gute kommt. Zu diesen Modulen zählen die organbezogenen, in- terdisziplinären erapiezentren (z. B. das Brustkrebszentrum, die Tumorambulanzen, die Tageskli- nik und die interdisziplinären Tumorkonferenzen), ergänzende Angebote wie Schmerztherapie, Palliativmedizin und Physiothera- pie, die onkologische Forschung, die Fort- und Weiterbildung, die regionale Kooperation mit anderen Krankenhäusern, nie- dergelassenen Onkologen sowie Reha-Einrichtungen und die Er- fassung aller Fälle im Klinischen Krebsregister. All diese Module dienen letztlich der Rundumver- sorgung aller Tumorpatienten, dem Erfassen und der Auswertung von Behandlungsresultaten und der langzeitigen Nachsorge. „Dass wir auf all diese Module direkt an unserem Klinikum zurückgreifen www.waldklinikumgera.de Chance verdient und genutzt Sie haben die Chance verdient und sie haben sie genutzt: Zehn Frauen sind die ersten, die über ein Modellprojekt am SRH Wald- Klinikum den Sprung aus der Langzeitarbeitslosigkeit in die Festanstellung gescha haben. Die jüngste ist 26, die älteste 55 Jahre alt. Vor zwei Jahren startete das Projekt von Krankenhaus, Job- center Gera und der Beschäſti- gungsgesellschaſt Otegau. Die Idee: Neu zu schaffende Stellen für Stationshilfen werden von Langzeitarbeitslosen besetzt. Als klinisches Hauspersonal entlasten sie auf Station, teilen das Essen aus, sortieren Material ein und entsorgen Wäsche und sind bei all dem hochmotiviert. Sie nehmen sich Zeit für Patienten, holen die Zeitung vom Kiosk, bringen Was- ser und Kaffee oder begleiten die Kranken bei schönem Wetter auf den Balkon. Die Patienten wissen das zu schätzen. Genauso wie die Pflege-Mitarbeiter. Dass es gelingen würde, Lang- zeitarbeitslosen ausgerechnet in einem Krankenhaus mit straff organisiertem Ablauf und rol- lender Woche den Wiedereinstig zu ermöglichen, lag nicht gerade auf der Hand. Dafür brauchte es einen aufgeschlossenen Arbeit- geber; Teams, die bereit waren, gemeinsam mit den Quereinstei- gern durch die Höhen und Tiefen der Anfangsphase zu gehen; ein Jobcenter, das nicht nach Schema F verwaltet und die Beschäſti- gungsgesellschaſt, die als Binde- glied agiert. Inzwischen heißt das alles „Geraer Modell“. Das Projekt ist noch nicht ab- geschlossen, am Ende werden 25 feste Arbeitsplätze entstehen. Das ist auch ein Auswahlprozess. Wenn Teilnehmer ausscheiden, wird nachbesetzt. Nicht alle Be- werber sind den Anforderungen gewachsen, manchen liegt die Ar- beit im Krankenhaus nicht,  an- dere finden woanders Jobs. Aber auch das gibt es:  Zwei wollen weiter und beginnen eine Ausbil- dung zum Krankenpflegehelfer. Aus dem Inhalt Der Mann kriegt das hin Seite 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Umdenken hat gerade begonnen Seite 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Erfolgsgeheimnis des Geraer Darmkrebszentrums Seite 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heimtückisch, aber nicht unbe- siegbar! Seite 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Haut vergisst nichts Seite 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eine Krankenschwester berichtet aus ihrem Alltag Seite 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was ist Psychoonkologie? Seite 8 Cartoon: Christian Habicht können, erweist sich im täglichen Krankenhausalltag als ungeheurer Vorteil“, freut sich Prof. Lang. „Ge- rade eine gut funktionierende Pal- liativmedizin, die verschiedensten Beratungs- und psychoonkologi- schen Angebote sowie eine wir- kungsvolle Schmerztherapie sind von unschätzbarem Wert für die unmittelbar Betroffenen, aber auch für uns Behandler." Tumorbehandlung immer personalisierter „Obwohl sich auf dem Gebiet der Krebsbehandlung gerade in den letzten Jahrzehnten außer- ordentlich viel getan hat, setzen viele diese Diagnose noch immer mit dem ganz persönlichen Welt- untergang gleich“, weiß Frau Prof. Susanne Lang aus ihrer täglichen Praxis. Dabei bedeute Krebs nicht Gemeinsam gegen den Krebs: Experten aus verschiedenen an der Krebsbehandlung beteiligten Bereichen sind stolz auf das Qualitätssiegel "Onkologisches Zentrum". Foto: Christoph Beer In breiter Front erfolgreich gegen den Krebs SRH Wald-Klinikum Gera als „Onkologisches Zentrum“ zertifiziert automatisch das Todesurteil. In vielen Fällen kann durch eine rechtzeitige Operation und eine Strahlentherapie der Krebs geheilt werden. Aber auch bei ausgedehn- ter Krebserkrankung kann der Tu- mor durch neue Behandlungsme- thoden wie die Immuntherapie, wirksamere Medikamente und speziell auf die einzelne Person zugeschnittene Behandlungsstra- tegien immer häufiger gebremst, gestoppt oder gar geheilt wer- den. Wichtig sei in jedem Falle, rechtzeitig etwas für die eigene Gesundheit zu tun, Angebote zur Krebsvorsorge wahrzunehmen, sich schlau zu machen, wenn es um die Wahl des richtigen Chir- urgen oder Onkologen, des pas- senden Krankenhauses geht, also aktiv mitzuwirken an der eigenen Genesung. Klaus-Peter Kirsten

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Hiobsbotschaft Krebs! Tipps und Erfahrungen zum Umgang mit einer Tumorerkrankung

Unbedingt Angehörige mit einbeziehen Viele Krebspatienten fanden es rückblickend als besonders hilfreich, den Ehepartner, engste Freunde oder die Person ihres Vertrauens zum Arztgespräch hinzugezogen zu haben. Zum einen wurden dadurch die Last und Angst geteilt, zum anderen vermochte es der Partner/in, in einer solchen Ausnahmesituation klarer zu denken. Scheuen Sie sich nicht, über die Krankheit und Ihre Ängste mit Anderen zu sprechen. Das macht Sie freier.

Negative Gefühle nicht unterdrücken! Eine Krebsdiagnose ist zugleich eine Lebenszäsur. Wut und Frust gehören zur unmittelbaren Verarbeitung. Unterdrücken Sie Ihre negativen Gefühle auf keinen Fall. Lassen Sie Ihren Frust heraus. Teilen Sie Ihrem Umfeld aber möglichst mit, warum Sie sich anders verhalten als gewohnt.

Warum gerade ich? Ist die falsche Fragestellung, die zu keiner befriedigenden Antwort führen kann. Wichtiger ist die Frage: „Was kann ich nun tun“. Mit diesem offensiven Herangehen lassen sich dann auch später persönliche Strategien zur Krankheitsbewältigung entwickeln.

Machen Sie sich schlau! Verlassen Sie sich nicht ausschließlich auf andere. Informieren Sie sich umfas-send über Ihre Erkrankung, mögliche Therapien und den neuesten Wissenstand. Holen Sie bei Unsicherheit eine medizinische Zweitmeinung ein. Nicht zu sehr sollten Sie sich auf das Internet verlassen. Jeder Fall ist anders. Besser geeignet sind Selbsthilfegruppen, Gespräche mit Betroffenen und öffentliche Gesundheitsfo-ren. Und: Trauen Sie sich, fragen Sie Ihren Arzt ein Loch in den Bauch.

Der Krankheit die Stirn bieten Betrachten Sie den Krebs als persönliche Herausforderung, der Sie sich ganz bewusst stellen. Es gab viele Krisen im Leben, vor denen Sie auch nicht kapituliert haben. Nehmen Sie dabei die Hilfe von Familie, Freunden, Kollegen und nicht zuletzt von Ärzten und Pflegepersonal an.

Fokus GesundheitJahrgang 2016 | Nr. 2

MAGAZIN DES SRH WALD-KLINIKUMS GER A

Seit dem 21. Juni trägt das SRH Wald-Klinikum Gera den offiziellen Titel „Onko-

logisches Zentrum“. Hinter dieser nüchternen Bezeichnung verbirgt sich ein an deutschen Kranken-häusern begehrtes Qualitätssiegel, das für eine hochqualifizierte, in-terdisziplinäre und ganzheitliche Krebsbehandlung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen steht. In Thüringen gibt es nur drei Zentren dieser Art.

Über ein Jahr lang haben Zen-trumsleiterin Frau Prof. Dr. Sus-anne Lang, Qualitätsmanagerin Bettina Schneider und das gesamte onkologische Team der sechs Tu-mor-Organzentren die aufwändige Zertifizierung akribisch vorberei-tet, die - so eines der Ziele -Kreb-spatienten die Wahl des für sie in Frage kommenden Krankenhau-ses erleichtern soll. „Das Ganze glich einem wahren Parforceritt“, erinnert sich Frau Prof. Lang an jene zwei Tage, als das fünfköpfige Expertenteam alle onkologischen Einrichtungen des Klinikums kri-tisch unter die Lupe nahm. „Den Aufwand war es das aber wert“, freut sich die Krebsspezialistin.

6 Tumorzentren mit guten Referenzen

Unter dem Dach des Onkologi-schen Zentrums am SRH Wald-Kli-nikum Gera arbeiten heute sechs Tumorfachzentren. Dabei handelt es sich um das Brustzentrum Ost-thüringen, das Prostatakarzinom-zentrum, das Lungenkrebszent-rum, das Pankreaskrebszentrum, das Darmkrebszentrum und das Hautkrebszentrum. Den An-fang machte im Jahre 2005 das Brustzentrum Ostthüringen un-ter Leitung seines Chefarztes Dr. Dirk-Michael Zahm. Die mehrfach zertifizierte Klinik genießt einen ausgezeichneten Ruf in der Regi-on und darüber hinaus. Das liegt auch daran, dass in 85 Prozent aller Fälle, die erkrankte Brust erhalten werden kann. Einen überzeugen-den Beweis für die medizinische Exzellenz dieser Klinik lieferte Frau Prof. Lang selbst: Als eine in den USA lebende nahe Verwandte an Brustkrebs erkrankte, empfahl

sie ihr das eigene Zentrum, in dem sie dann auch erfolgreich behan-delt wurde.

Ähnlich gute Referenzen kann auch das Prostatakarzinomzent-rum unter Leitung von Oberarzt Dr. Andreas Auge vorweisen. 2009 erstmals zertifiziert, rangiert es unter den insgesamt 91 deutschen Zentren auf Platz 12 und weist die vierthöchsten OP-Zahlen in den neuen Bundesländern auf. In dieser Ausgabe werden wir Ihnen diese und einige andere Tumor-zentren etwas näher vorstellen.

Die 7 Module des Tumorzentrums

Stolz ist Frau Prof. Dr. Susanne Lang auch auf die 7 Module des Geraer Tumorzentrums. Dabei handelt es sich um eine Art Netz-werk, das der Qualitätssicherung

der onkologischen Versorgung zu-gute kommt. Zu diesen Modulen zählen die organbezogenen, in-terdisziplinären Therapiezentren (z. B. das Brustkrebszentrum, die Tumorambulanzen, die Tageskli-nik und die interdisziplinären Tumorkonferenzen), ergänzende Angebote wie Schmerztherapie, Palliativmedizin und Physiothera-pie, die onkologische Forschung, die Fort- und Weiterbildung, die regionale Kooperation mit anderen Krankenhäusern, nie-dergelassenen Onkologen sowie Reha-Einrichtungen und die Er-fassung aller Fälle im Klinischen Krebsregister. All diese Module dienen letztlich der Rundumver-sorgung aller Tumorpatienten, dem Erfassen und der Auswertung von Behandlungsresultaten und der langzeitigen Nachsorge. „Dass wir auf all diese Module direkt an unserem Klinikum zurückgreifen

www.waldklinikumgera.de

Chance verdient und genutzt

Sie haben die Chance verdient und sie haben sie genutzt: Zehn Frauen sind die ersten, die über ein Modellprojekt am SRH Wald-Klinikum den Sprung aus der Langzeitarbeitslosigkeit in die Festanstellung geschafft haben. Die jüngste ist 26, die älteste 55 Jahre alt.

Vor zwei Jahren startete das Projekt von Krankenhaus, Job-center Gera und der Beschäfti-gungsgesellschaft Otegau. Die Idee: Neu zu schaffende Stellen für Stationshilfen werden von Langzeitarbeitslosen besetzt. Als klinisches Hauspersonal entlasten sie auf Station, teilen das Essen aus, sortieren Material ein und entsorgen Wäsche und sind bei all dem hochmotiviert. Sie nehmen sich Zeit für Patienten, holen die Zeitung vom Kiosk, bringen Was-ser und Kaffee oder begleiten die Kranken bei schönem Wetter auf den Balkon. Die Patienten wissen das zu schätzen. Genauso wie die Pflege-Mitarbeiter. 

Dass es gelingen würde, Lang-zeitarbeitslosen ausgerechnet in einem Krankenhaus mit straff organisiertem Ablauf und rol-lender Woche den Wiedereinstig zu ermöglichen, lag nicht gerade auf der Hand. Dafür brauchte es einen aufgeschlossenen Arbeit-geber; Teams, die bereit waren, gemeinsam mit den Quereinstei-gern durch die Höhen und Tiefen der Anfangsphase zu gehen; ein Jobcenter, das nicht nach Schema F verwaltet und die Beschäfti-gungsgesellschaft, die als Binde-glied agiert. Inzwischen heißt das alles „Geraer Modell“.

Das Projekt ist noch nicht ab-geschlossen, am Ende werden 25 feste Arbeitsplätze entstehen. Das ist auch ein Auswahlprozess. Wenn Teilnehmer ausscheiden, wird  nachbesetzt. Nicht alle Be-werber sind den Anforderungen gewachsen, manchen liegt die Ar-beit im Krankenhaus nicht,   an-dere finden woanders Jobs. Aber auch das gibt es:   Zwei wollen weiter und beginnen eine Ausbil-dung zum Krankenpflegehelfer.

Aus dem Inhalt

Der Mann kriegt das hinSeite 2. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Umdenken hat gerade begonnenSeite 3. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Erfolgsgeheimnis des Geraer DarmkrebszentrumsSeite 4. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Heimtückisch, aber nicht unbe-siegbar!Seite 5. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die Haut vergisst nichtsSeite 6. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Eine Krankenschwester berichtet aus ihrem AlltagSeite 7. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Was ist Psychoonkologie?Seite 8Cartoon: Christian Habicht

können, erweist sich im täglichen Krankenhausalltag als ungeheurer Vorteil“, freut sich Prof. Lang. „Ge-rade eine gut funktionierende Pal-liativmedizin, die verschiedensten Beratungs- und psychoonkologi-schen Angebote sowie eine wir-kungsvolle Schmerztherapie sind von unschätzbarem Wert für die unmittelbar Betroffenen, aber auch für uns Behandler."

Tumorbehandlung immer personalisierter

„Obwohl sich auf dem Gebiet der Krebsbehandlung gerade in den letzten Jahrzehnten außer-ordentlich viel getan hat, setzen viele diese Diagnose noch immer mit dem ganz persönlichen Welt-untergang gleich“, weiß Frau Prof. Susanne Lang aus ihrer täglichen Praxis. Dabei bedeute Krebs nicht

Gemeinsam gegen den Krebs: Experten aus verschiedenen an der Krebsbehandlung beteiligten Bereichen sind stolz auf das Qualitätssiegel "Onkologisches Zentrum". Foto: Christoph Beer

In breiter Front erfolgreich gegen den Krebs

SRH Wald-Klinikum Gera als „Onkologisches Zentrum“ zertifiziert

automatisch das Todesurteil. In vielen Fällen kann durch eine rechtzeitige Operation und eine Strahlentherapie der Krebs geheilt werden. Aber auch bei ausgedehn-ter Krebserkrankung kann der Tu-mor durch neue Behandlungsme-thoden wie die Immuntherapie, wirksamere Medikamente und speziell auf die einzelne Person zugeschnittene Behandlungsstra-tegien immer häufiger gebremst, gestoppt oder gar geheilt wer-den. Wichtig sei in jedem Falle, rechtzeitig etwas für die eigene Gesundheit zu tun, Angebote zur Krebsvorsorge wahrzunehmen, sich schlau zu machen, wenn es um die Wahl des richtigen Chir-urgen oder Onkologen, des pas-senden Krankenhauses geht, also aktiv mitzuwirken an der eigenen Genesung.

Klaus-Peter Kirsten

Wolfgang Poßögel ist ein Mann, der weiß, was er will. Éin Machertyp.

So einem passt Krankheit nicht in den Kram. – Nie. Und trotzdem erwischte es auch ihn.

Obwohl der heute 73-Jährige regelmäßig zu den urologischen Vorsorgeuntersuchungen ging, stieg sein PSA-Wert (Prostatas-pezifisches Antigen) über Jahre kontinuierlich an. Der PSA-Wert ist ein Indikator für ein mögli-ches Prostatakarzinom, also einen Krebs der Vorsteherdrüse, der häu-figsten bösartigen Tumorart beim Mann. Ansonsten zeigten sich bei dem agilen Rentner keine weiteren Beschwerden. Sein behandelnder Urologe riet ihm, das Ganze abklä-ren zu lassen und empfahl dafür das Geraer Prostatakarzinomzen-trum unter Leitung von Oberarzt Dr. Andreas Auge. Energisch, wie er das stets in seinem Leben hält, ging Poßögel auch dieses Problem unverzüglich an. Der ehemalige Straßen- und Brückenbau-Ingeni-eur, der sich nach der Wende mit einem privaten Straßenbauunter-nehmen selbstständig gemacht hatte und bis zu 300 Mitarbeiter

beschäftigte, nahm zum Aufklä-rungsgespräch seine Frau, „sei-ne beste Krankenschwester“, wie er sie nennt, mit. Helga Poßögel erinnert sich: „Dr. Auge nahm sich sehr viel Zeit, erklärte uns die verschiedenen Behandlungs-optionen, die Nebenwirkungen, Risiken und Heilungsaussichten. Da der Tumor noch nicht gestreut hatte, entschieden wir uns gegen eine OP und für ein relativ scho-nendes Verfahren, die sogenannte perkutane Strahlentherapie. Mein Bauchgefühl, auf das ich mich stets verlassen kann, sagte mir: Der Mann kriegt das hin!“

„Ich kann Krankenhaus nicht leiden“

Der Mann, der diese Vorschus-slorbeeren einheimste, gehört zu den erfahrensten Urologen des Wald-Klinikums. Die perkuta-ne Strahlentherapie, die in enger Kooperation mit den Spezialisten der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie durchge-führt wird, ist neben der radika-len Entfernung des Tumors und der Seeds-Implantation eines der etablierten Verfahren zur Behand-lung des Prostatakrebses. Wolf-gang Poßögel überstand die erste Bestrahlung ohne Komplikatio-

„Der Mann kriegt das hin“Zwei Patienten über ihre Erfahrungen im Prostatakarzinomzentrum Gera

Jahrgang 2016 | Nr. 2DAS THEMA2

nen und konnte noch am selben Tag die Klinik verlassen.

Eine Sitzung dauert etwa 45 Minuten, die reine Bestrahlungs-zeit knapp 15 Minuten. Wäh-renddessen wird mit einem Li-nearbeschleuniger energiereiche, ionisierende Strahlung direkt auf die Prostata gerichtet. Um das be-nachbarte, gesunde Gewebe dabei möglichst zu schützen, erfolgt die Behandlung nach einer genauen Bestrahlungsplanung. Es werden in örtlicher Betäubung drei so-genannte Goldmarker (das sind 5 mm kleine Mini-Goldzylinder) über den Damm in die Prostata implantiert, die die Lage der Pro-stata bei jeder Bestrahlung milli-metergenau anzeigen. Insgesamt 37 punktgenaue Bestrahlungen über einen Zeitraum von acht Wo-chen sowie eine Reha-Kur musste Wolfgang Poßögel danach noch über sich ergehen lassen, obwohl er Krankenhaus nicht leiden könne.

Das war 2012. Seither führen die Poßögels wieder ihr gewohn-tes Leben. Der PSA-Wert liegt im Normbereich, die Krankheit ist bis auf wenige kleine Hautreizungen, verursacht durch die Strahlung, besiegt und fast vergessen. Im Mai unternahm das Ehepaar mit Freunden eine große Fahrradtour, die sie von Potsdam bis nach Ah-renshoop über fast 500 Kilometer

führte. Mit 73 ist Wolfgang Poß-ögel heute ganz der alte: Firmen-patriarch, Ehemann, zweifacher Vater, Großvater von vier Enkel-töchtern und Vorsitzender des Förderkreises Leuchtenburg.

Die Erschütterung des Seismologen

Dr. Diethelm Kaiser steht eben-falls wieder mit beiden Beinen im Leben, obwohl auch ihn der Prostatakrebs vor mehr als zwei Jahren aus der gewohnten Bahn warf. Der 56-jährige Seismologie und Geophysiker erfuhr gleich-falls in einem sehr frühen Stadium von seiner Erkrankung. Sein stetig steigender PSA-Wert war auch hier erstes Indiz für den Tumor. Nachdem sich der Wert innerhalb von drei Monaten 2014 verdop-pelt hatte, brachten eine Zweit-meinung sowie eine Stanzbiopsie endgültige Gewissheit und einen gewaltigen Schock über die bis-her größte Verwerfung im Leben eines Mannes, der sich von berufs wegen eigentlich bestens mit Er-schütterungen auskennt.

Drei Wochen lang setzte sich Dr. Kaiser intensiv mit seiner Krank-heit auseinander, las viel, recher-chierte im Internet, sprach mit Betroffenen. Der Wissenschaftler, der in Hannover und Jena lebt und arbeitet, überließ bei der Thera-piewahl nichts dem Zufall. Sein behandelnder Urologe empfahl ihm schließlich, den anstehen-den Eingriff in Gera machen zu lassen. Dort gebe es große Erfah-rungen bei der minimalinvasiven endoskopischen radikalen Prosta-tektomie mit einem 3D-HD Ka-merasystem. Anders als Wolfgang Poßögel hatte sich Diethelm Kaiser für dieses Verfahren entschieden, bei dem die Prostata und die Sa-menblasen vollständig entfernt werden. Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, erinnert er sich. Ein Grund sei gewesen, dass er unbedingt die Bestrahlung und Chemotherapie vermeiden wollte, an die er durch die Brustkrebser-krankung seiner Frau schlechte Erinnerungen hatte. Das Aufklä-rungsgespräch mit Dr. Auge, das ebenfalls im Beisein seiner Ehe-frau geführt wurde, bestärkte ihn schließlich in seiner Entscheidung,

Information ist wichtig: Zentrumsleiter Dr. Andreas Auge (4.v.r.), an einem Tisch mit Strahlentherapeut Torsten Heil (3.v.r.), Urologe Dr. Holger Kujau (r.), Ambulanzschwester Kerstin Hermes-Blasche und Patienten, die sich inzwischen in Selbsthilfegruppen engagieren. Foto: Katrin Wiesner

ImpressumHerausgeber: SRH Wald-Klinikum Gera GmbH Straße des Friedens 12207548 Gera

V.i.S.d.P.: PD Dr. med. Uwe Leder, MBA (Geschäftsführer)Redaktion: Katrin Wiesner, Klaus-Peter KirstenKontakt: Tel. 0365 828-8108 E-Mail: [email protected] Erscheinungsweise: vierteljährlichAuflage: 300.019Gestaltung: Christoph BeerDruck und Verteilung: Verlag Dr. Frank GmbH

Mehr Kontrast bitte!

Um in Gelenke zu blicken, wen-den Radiologen und Unfallchi-rurgen am SRH Wald-Klinikum die Untersuchungsmethode der Arthrographie an.

Auch wenn sie verheilt schei-nen, können Gelenkverletzungen Patienten weiter plagen: mit wie-der kehrenden Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen, die auf den ersten Blick nicht zu erklären sind. Für einen zwei-ten, tieferen „Einblick“ bietet das SRH Wald-Klinikum Gera jetzt das Verfahren der direkten MRT-Arthrographie an, bei der gado-liniumhaltiges Kontrastmittel während einer Magnetresonanz-tomographie (MRT) direkt in das Gelenk gespritzt wird und somit für eine größere Detailgenauigkeit sorgt.

In der MRT können grundsätz-lich knöcherne und knorpelige Strukturen sowie Weichteile wie Muskeln, Bänder und Sehnen exzellent dargestellt werden. Das Kontrastmittel aber wirkt wie eine Lupe. „Auch feinste Risse und Schäden, die versteckt in den Ge-lenken Schmerzen auslösen, wer-den für uns sichtbar“, erklärt Prof. Dr. Joachim Böttcher, Chefarzt der Radiologie. Vor allem an der Schulter können Ärzte so Teilrisse der Sehne (Rotatorenmanschet-ten-Verletzungen), Schäden an der Gelenklippe (Labrum), die das Schultergelenk stabilisiert, oder Verletzungen der glenohumeralen Bänder diagnostizieren. An der Hand werden Knorpel- oder Bän-derläsionen erkannt. Denkbar ist die Anwendung auch zur Abklä-rung von Hüftgelenkserkrankun-gen. An anderen Gelenken ist der Einsatz allerdings nur auf spezielle Fragestellungen beschränkt.

Katrin Wiesner

die er bis heute nicht bereut hat. Zehn Tage verbrachte Diethelm Kaiser im Herbst 2014 in der Uro-logischen Klinik Gera. Die OP sei erfolgreich, die Räumlichkeiten sehr schön, Schwestern und Pfle-ger ausgesprochen nett gewesen. Die anschließende Reha in Bad Elster trug viel dazu bei, mit den zeitweiligen Nachwirkungen des Eingriffes besser zurechtzukom-men. „Acht Monate hat es schließ-lich gedauert, bis ich voll wieder hergestellt war“, resümiert er. Auch sein PSA- Wert bewegt sich nach radikaler Entfernung der Prostata im nicht messbaren Bereich.

Unser Prostatakarzinomzentrum

Zentrumsleiter: Ltr. OA Dr. med. Andreas AugeKontakt: 0365 8287470

Das Prostatakarzinomzentrum Gera ist ein Zusammenschluss ver-schiedener Kliniken, Institute und Abteilungen zur Diagnostik und Therapie des Prostatakrebses und arbeiten Hand in Hand, um für unsere Patienten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Eine enge, intensive Kommunikation wird mit den kooperierenden, niederge-lassenen Urologen gepflegt.

Profil:• Erstzertifizierung: 2009• Platz 12 unter den 91 deutschen Prostatakarzinomzentren• Alle medizinisch etablierten Behandlungsformen beim örtlich begrenzten und fortgeschrittenen Prostatatumor• Enge Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fach- richtungen sowie mit den niedergelassenen Urologen

Heute genießt der Wissenschaft-ler sein wiedergeschenktes Leben noch bewusster. Einen Großteil seiner Zeit verbringt er dabei in seiner Wahlheimat Jena, für die er sich aus beruflichen Gründen 1997 entschied. Abschließend sein Rat an alle Betroffenen: Vorsorge-untersuchungen unbedingt wahr-nehmen, sich über die Krankheit umfassend informieren, die Er-fahrungen anderer Patienten ein-holen, die Familie und Freunde einbeziehen und die Freude am Leben über alldem nicht verlieren.

Klaus-Peter Kirsten

Wolfgang Poßögel unterzog sich 2012 einer perkutanen Strahlentherapie zur Heilung seines Prostatakrebses. Das Bild zeigt ihn im Mai dieses Jahres

bei einer Radtour. Foto: privat

Dr. Diethelm Kaiser mit seiner Ehefrau während eines Ostseeurlaubs in Kühlungsborn. Foto: privat

Mit der MRT-Arthrographie in die Gelenke schauen: Prof. Dr. Joachim Böttcher und Dr. Gunther Wichmann vor einer Aufnahme eines Schulter-gelenks. Foto: Katrin Wiesner

Jahrgang 2016 | Nr. 2 INTERVIEW 3

Wie hoch ist heute die Chance, mit der Diagnose Brustkrebs zu überleben?

Jede neunte Frau erkrankt an Brustkrebs, das ist eine hohe Rate. Aber 80 bis 85 Prozent haben sehr gute Chancen, geheilt zu werden. Entscheidend ist der Brustkreb-styp, den wir über molekulargene-tische Analyseverfahren bestim-men können. Wir unterscheiden grob den hormonunempfindli-chen, deutlich gefährlicheren und den hormonempfindlichen, besser behandelbaren Brustkrebs.

Welche Rolle spielen denn die Hormone?

Die weiblichen Geschlechtshor-mone, die Östrogene, regen das Wachstum der Drüsenzellen an. Das ist in der Pubertät so oder in der Schwangerschaft und setzt sich bis zu den Wechseljahren fort. Genauso können Östrogene aber auch die Vermehrung von Krebs-zellen fördern, wenn diese hor-monempfindlich sind. Das ist wie ein Dünger-Effekt: Die Tumorzel-len wachsen schneller, aber ob sie damit häufiger sind, wissen wir nicht. Die Hauptursachen für die Entstehung dieses Brustkrebstyps würde ich insgesamt in unserem Lebensstil suchen: wenig Kinder, späte Geburten, eine lange Östro-genbelastung durch die frühzeitige Pille und Hormonersatztherapie. Aber auch fehlende Bewegung, zu viel Alkohol, zu viel Stress.

Würden Sie eine Hormonersatz-therapie trotzdem empfehlen?

Frauen in der Menopause neh-men zwischen 5 und 10 Jahren lang Hormone ein. Damit erhöht sich das Risiko gering, einen gut heilbaren Tumor zu entwickeln. Ich denke, die Vorteile überwie-gen die Nachteile, was auch durch jüngste Publikationen bestätigt werden konnte. Ich rate aber zur regelmäßigen Kontrolle.

Wie häufig ist der zweite, der vererbbare Brustkrebstyp?

Nur fünf bis zehn Prozent der erkrankten Frauen tragen die „Brustkrebsgene“ BRCA1 und BRCA2 in sich. Diese Gene wur-den erst 1990 entdeckt und die Te-stung auf einen Defekt dieser Gene ist erst seit 2001 möglich.

Als sich die Schauspielerin An-gelina Jolie deswegen vorsorg-lich das Brustdrüsengewebe entfernen und durch Implanta-te ersetzen ließ, sorgte das für Schlagzeilen. Würden Sie zu ei-nem solchen Schritt raten?

Wurde in der Familie diese Genmutation festgestellt, sollten sich Angehörige testen lassen. Für Frauen, die noch nicht erkrankt sind, ist die Entfernung tatsächlich eine Möglichkeit der Prophylaxe. Unser Brustzentrum führt solche Eingriffe, die übrigens erst seit fünf

Jahren als Kassenleistung zugelas-sen sind, auch durch. Häufig lassen sich Betroffene auch die Eierstöcke entfernen, weil dieses Krebsrisiko ebenfalls steigt.

Die Mutation ist aber auch der Ansatz für eine neue zielgerichte-te Therapie. Seit 2014 sind wir an einer internationalen Studie betei-ligt. Ausgangspunkt sind Tumore, die eine Chemotherapie überlebt haben. Normalerweise kann eine Zelle Schäden im Erbgut durch Neuanordnung in der DNA repa-rieren, bei der BRCA-Mutation ist diese Reparaturfunktion jedoch gestört. Das reicht aber noch nicht, denn es gibt andere Reparatur-Wege, z.B. über das Enzym PARB. Wenn wir dieses PARB-Enzym mit neuen Medikamenten blockieren, stirbt die Zelle. Wie erfolgverspre-chend der Ansatz ist, wird die Stu-die zeigen.

Das Umdenken hat gerade begonnenSeit 2004 leitet Chefarzt Dr. Dirk-Michael Zahm das Brustzentrum Ostthüringen.

Weil Ärzte immer mehr über den Krebs lernen, gehen sie in der Therapie zunehmend differenzierter vor.

Die Diagnose Brustkrebs zu verkraften, fällt schwer. Und so gehen Patientinnen sehr unterschiedliche Wege. Eine von ihnen schildert, wie ihr ein Tagebuch geholfen hat, das aus aufgeklebten Notizzetteln, Bildern, Erinnerungsstücken besteht. Sechs laufende Meter sind so zusammen gekommen. Die zeigen am Ende auch die Dimension ihres Kampfes. Die Autorin möchte anonym blei-ben, hat ihre Gedanken aber gerne aufgeschrieben:

Krankheit und vor allem Krebs ruft schnell das Gefühl hervor, ausgeliefert zu sein. Nach der Dia-gnose und vor allem am Tag vor der Operation lief geradezu eine Maschinerie an. Das mag alles medizinisch begründet sein und man wird als Patientin auch auf-geklärt und willigt jedes Mal in die Untersuchung ein. Dennoch habe ich mich zwischendurch immer wieder gefragt: „Was passiert hier eigentlich mit mir?“ Hier helfen Notizen, mitten in dieser akut

kritischen Situation auch mal eine Sicht von außen einzunehmen. Das kann helfen, das Gefühl des Ausgeliefertseins zu mildern.

Ebenso habe ich mich zu die-sem frühen Zeitpunkt und auch danach immer wieder gefragt: „Was wird noch kommen?“ Die Krankheit birgt doch manche Überraschung, positive wie ne-gative, und es müssen wichtige, weitreichende Entscheidungen getroffen werden. Mir hat es enorm geholfen, später nachle-sen zu können, warum ich mich für manche Schritte entschieden habe, z.B. letztendlich doch für die Chemotherapie. Oder wann war eigentlich der Wendepunkt? Wenn Zweifel kommen, ob das al-les so gut war, kann man auch dies nachlesen.

Außerdem vergisst man so vie-les, auch Positives. Durch meine Notizen habe ich mit einigen Monaten Abstand gestaunt, was ich alles getan habe und auch, wer mir alles beigestanden hat. Ohne mein Tagebuch hätte ich diese ganzen Kleinigkeiten und

Sie leiten das Brustkrebszen-trum seit 2004 und begleiten seit fast zehn Jahren das Scree-ning-Programm zur Früherken-nung des Mammakarzinoms. Immer wieder wird Kritik laut, weil  sich auffällige Befunde im Nachhinein als gutartig heraus-stellen und Frauen grundlos be-lasten oder weil Krebsvorstufen entfernt werden, die sich nicht zu einem Karzinom entwickelt hätten.   Wird zu schnell ge-schnitten?

Hier hat gerade ein Umdenken begonnen. Die Ausgangslage ist: In der Mammographie werden Krebsvorstufen entdeckt, die durch Tasten oder im Ultraschall nicht zu finden wären. Das ist gut bei schnellwachsenden Hochrisiko-Tu-moren, hier können wir durch eine frühzeitige Therapie Leben retten.

Bei weniger gefährlichen Tumoren führt das aber auch zur Überthera-pierung. Lange galt der Grundsatz: Im Zweifelsfall entfernen. Aber auch Ärzte lernen: bis in die 90-iger Jahre wurde die Brust bei einer Krebsvorstufe noch abgenommen. Heute wissen wir, dass entschei-dend ist, welchen Brustkrebstyp wir vor uns haben. Das finden wir durch die Biopsie heraus. Die Zahl der operativen Eingriffe geht seit-dem zurück, denn Niedrig-risiko-Vorstufen werden heute eher beob-achtet denn operiert. Ebenso löst man sich von der Vorstellung, in jedem Fall eine Anschlussbestrah-lung durchzuführen. Wir verfahren zunehmend nach dem Prinzip Ab-warten und Beobachten, aber nicht jede Patientin akzeptiert das.

Patientinnen werden mit der Tumor-OP zu diagnostischen

Chefarzt Dr. Dirk-Michael Zahm erklärt, warum die Zahl der operativen Eingriffe zurück geht. Foto: Jörg Simanowski

auch die vielen anteilnehmenden Menschen vergessen. Da Krebs bei uns in der Familie liegt, habe ich das Tagebuch außerdem für eventuell nach mir Betroffene ge-schrieben.

Dies ist auch Teil meines Lebens

Im Zuge einer so schweren Er-krankung folgt man in der Regel dem Rat der Ärzte und Ärztinnen. Man macht alle, ach so befrem-dende Therapien mit, die auf den Körper Auswirkungen haben,

dass man sich selbst nicht mehr erkennt. Und man versucht, da-mit umzugehen, z.B. indem man auslotet, welches Essen angenehm ist. Die Notizen helfen, dass man sich z.B. für die nächste Chemo-Gabe oder die kommende Be-strahlungswoche wappnen kann. Wichtiger noch: Wenn man sich wie ich damit beschäftigt, welche Maßnahmen gegen die Neben-wirkungen helfen, hat man mit der Zeit einen Notizenschatz, was einem individuell wirklich hilft. Bücher sind ja gut, aber jeder und jede ist anders. Besonders wichtig: Man kann auf ihn zurückgreifen, wenn man zu schwach ist, sich intensiv damit auseinanderzuset-zen. Ein eigenes Maßnahmege-dächtnis.

Ganz ohne Vorwarnung kam die Krankheit nicht über mich. Und dennoch ist man im Nach-hinein versucht, an die Zeit, die mit der Diagnose anbricht, als eine dunkle Zeit, als Stillstand vom normalen Leben oder Ähnli-ches zu erinnern, auch wenn man es vielleicht gefühlsmäßig besser weiß. Ein Tagebuch kann helfen, sich auch an positive Momente, Freude, Anteilnahme und auch Momente, in denen man einfach mal nicht von der Erkrankung be-stimmt war, zu erinnern.

Das mag jetzt so naheliegend klingen. Aber wieviel da doch gar nicht unbedingt mit der Krank-heit zu tun hatte, wurde mir erst bewusst, als ich auf Initiative des Psychosozialen Zentrums drei Jahre nach der Diagnose den Ver-änderungskreislauf gestaltet habe. Dort habe ich meine Notizen nach Themen eingeteilt, zumindest da-nach, was im jeweiligen Eintrag überwogen hat. Jeder Lebensbe-reich wie Familie, Arbeit, Krank-heit, Therapie und Genesung etc. bekam eine eigene Farbe, mit der ich den Eintrag unterlegt habe. Und siehe da: Es überwog doch gar nicht die krasse Krankheits-farbe Rot, sondern es war auch viel Grün dabei, also was mir gut getan hat. Das hat mir gezeigt: Natürlich war die Lebensqualität enorm eingeschränkt, aber sie lag nicht bei Null, und es war auch keine Zeit des Stillstands.

Sicherlich ist es nicht jeder-manns Sache, Tagebuch zu schrei-ben und auch ich habe nicht jeden Tag Notizen gemacht. Vielleicht malt der eine lieber, die andere dokumentiert die Zeit der Krank-heit in Fotos. Egal wie: Auch diese Zeit ist Teil der eigenen Geschich-te und man kann sie, wie das nor-male Leben auch, gestalten.

Ein außergewöhnliches Tagebuch hat einer Brustkrebs-Patientin geholfen, ihrer Krankheit zu begegnen. Foto: Christoph Beer

Zwecken auch die Wächter-lymphknoten entfernt. Das ist medizinischer Standard. Man-che Frauen klagen anschlie-ßend über Nervenschmerzen und Taubheitsgefühle. Ange-sichts der Nebenwirkungen: Wie sinnvoll ist das?

Auch hier hat ein Umdenken eingesetzt. Wir können Patien-tinnen im Rahmen einer Studie anbieten, auf die Entfernung des Wächterlymphknotens zu verzich-ten. Die Langzeituntersuchung soll zeigen, ob das Auswirkungen auf den weiteren Verlauf hat. Ich glaube, dass die Information, die uns der Lymphknotenbefall bis-lang gegeben hat, für die Wahl der richtigen Behandlung und die Prognose, d.h. die Heilungschan-ce, nicht mehr nötig ist – wozu dann noch die Lymphknoten ent-fernen?

Katrin Wiesner

Das 2004 gegründete Brust-zentrum Ostthüringen ist das größte Zentrum dieser Art in Thüringen und gehört zu den 15 größten in Deutschland. Im Jahr werden hier 350 Brustkrebs-Neuerkrankungen behandelt. In 90 Prozent der Eingriffe kann die Brust erhalten werden. Zu den Möglichkeiten der plastischen Chirurgie gehören Rekonstruk-tionen mit Eigengewebe und Implantaten. Wenn keine wei-tere Strahlentherapie notwendig ist, kann der Brustaufbau noch in derselben Narkose durchge-führt werden. Patientinnen steht auf Wunsch eine Psychoonkolo-gin zur Seite. Sehr selten können auch Männer an Brustkrebs er-kranken, die Zahl der jährlichen Fälle bewegt sich im einstelligen Bereich.

Kontakt: Tel: 0365 828-4151Mail: [email protected]

Jahrgang 2016 | Nr. 2DAS THEMA4

Gute Medizin wird von gu-ten Medizinern gemacht. Diese unumstößliche Tat-

sache gilt auch und gerade für die sich immer weiter vollziehende medizinische Zentrumsbildung an deutschen Krankenhäusern, wirken hier doch Fachärzte und hochspezialisiertes Personal un-terschiedlichsten Couleurs Hand in Hand. Exemplarisch dafür steht auch das 2013 zertifizierte Darm-krebszentrum am SRH Wald-Klinikum Gera. An ihm wirken zwei hoch angesehene Koryphäen auf ihren jeweiligen Fachgebieten: der Chirurg und Chefarzt Prof. Dr. Thomas Manger und der En-dosonographie-Experte, Chefarzt Prof. Dr. Uwe Will. Beide Ärzte, seit 2002 am Geraer Wald-Klini-kum tätig, zeichnen sich durch immense Erfahrungen auf dem Gebiet der Darmkrebsbehand-lung aus. So beschäftigt sich Prof. Manger bereits seit über 30 Jahren mit dieser Problematik. Seine OP-Zahlen bewegen sich inzwischen im fünfstelligen Bereich. Manger kann sich an seinen Berufsbeginn und die seither vollzogene rasante Medizinentwicklung noch lebhaft erinnern, an eine Zeit, als sich die Chirurgie immer weiter zu diffe-renzieren begann. Ähnliches gilt auch für Prof. Uwe Will, der sich seine internistischen Sporen an der Uni-Klinik Jena verdiente und dort als Pionier auf dem Gebiet der En-dosonographie gilt. Dieses speziel-le Untersuchungs- und Therapie-verfahren wurde Ende der 1980er Jahre entwickelt und kombiniert die Vorzüge des Ultraschalls mit denen der Endoskopie. Über das „Rohr“ können Tumoren des Ma-gen- und Darmtraktes, der Speise-röhre und der Bauchspeicheldrüse besser beurteilt und im Anfangs-stadium auch in einer Sitzung so-fort mit abgetragen werden.

Ein Team wie Ying und Yang

Im Darmkrebszentrum Gera arbeiten Manger und Will heute Seite an Seite, quasi ein Ying und Yang des medizinischen Erfolgs. Sie vertrauen einander uneinge-schränkt, schätzen sich und sind

im Laufe der Zeit gute Freunde geworden. In den regelmäßigen Tumorkonferenzen diskutieren sie jeden Fall ausführlich mit ihren Kollegen, den Onkologen, An-ästhesisten, Palliativmedizinern, mit Sozialarbeitern, Schmerzthe-rapeuten und Pathologen. Dabei wird eine Tendenz immer offen-sichtlicher. Die Therapie wird auch auf ihrem Gebiet immer personali-sierter, immer individueller, sozu-sagen maßgeschneidert für jeden Patienten. „Darmkrebs ist eben nicht gleich Darmkrebs“, resü-miert Prof. Thomas Manger, „und da ist es natürlich von unschätzba-rem Wert, wenn man den Fachkol-legen gleich um die Ecke weiß, sich jederzeit mit ihm beraten kann.“

Im frühen Stadium ist Darmkrebs gut heilbar

Trotz guter Öffentlichkeits-arbeit und einer immer besser aufgeklärten Bevölkerung leidet Europa nach wie vor an seiner ungesunden Lebensweise und Er-nährung, die das Entstehen von Darmkrebs, der zweithäufigsten Krebsart in Deutschland, begün-stigt. Pro 100.000 Einwohner erkranken jährlich etwa 80 Men-schen daran. Verantwortlich dafür sind u. a. der Verzehr von zu viel rotem Fleisch, Alkohol, Nikotin und mangelnde Bewegung, die so-genannten Wohlstandskiller also, sowie eine genetische Disposition. „Die Polypen, die dem Darmkrebs vorausgehen, sind ein Fall für Prof. Will und seine Kollegen, die sie gleich endoskopisch entfernen. In 80 Prozent aller Fälle erweisen sie sich als gutartig“, erklärt Prof. Manger. Mit neueren endoskopi-schen Techniken sind gutartige Tumoren von 1–6cm lokal gut ab-trag- und somit heilbar.

Komplizierter wird es, wenn der Tumor bereits eine gewebliche

Entartungen aufweist oder wenn die Größe und Lage eine Abtra-gung erschwert. „In diesen Fäl-len entscheiden wir gemeinsam, welche primäre Therapie in Frage kommt und wie die Anschlussbe-handlung nach geplanter Opera-tion (Chemo), Bestrahlung oder Immuntherapie) aussehen soll. Mittlerweile gibt es eine ganze Hand voll Therapien für solche Fälle. Zumeist erfolgt die Ent-fernung der Geschwulst durch eine standardisierte laparoskopi-sche Operation, die sogenannte Schlüssellochtechnologie. Dabei entfernen wir den Tumor com-putergestützt über kleine Körper-öffnungen“, fährt Prof. Manger fort. Die exakte und saubere Aus-führung der OP spiele dabei eine große Rolle. Diese hänge von der Erfahrung und dem handwerkli-chen Geschick des Operateurs ab.

„Befindet sich der Tumor in Phase 3, hat also schon in die Le-ber und andere Organe gestreut, ist er in den meisten Fällen nicht mehr heilbar. Dann geht es uns darum, Lebenszeit und Lebens-qualität für den Patienten zu er-halten“, erläutert der Chirurg. „Durch unser interdisziplinäres Herangehen haben wir heute viele Möglichkeiten, den Krankheits-verlauf zu verlangsamen, das Tu-morwachstum zu verzögern oder gar zu stoppen und die Schmerzen zu lindern.“

Dazu müsse es aber gar nicht erst kommen, beschwören die Professoren Manger und Will ab-schließend unisono. Ihr eindring-licher Appell: Unbedingt, ab dem 50. Lebensjahr alle 5–10 Jahre, bei gehäuftem Auftreten von Darm-krebs in der Familie schon vorher, zur kostenlosen Darmspiegelung gehen. Das kann Leben retten.

Klaus-Peter Kirsten

Gute Medizin von guten Medizinern

Über ein Erfolgsgeheimnis des Geraer Darmkrebszentrums

Lungenkrebs ist tückisch, denn er wächst meistens unbemerkt. Klagt der Pati-

ent über erste Beschwerden wie etwa Bluthusten, hat das bösartige Zellwachstum in der Regel schon ein spätes Stadium erreicht.

So gehört das Krankheitsbild nicht nur zu den häufigsten, son-dern auch gefährlichsten Krebs-arten. Trotz der Suche nach neu-en Therapien bleibt er schwer behandelbar. „Ein wichtiger Schritt, Lebenszeit von Patienten zu verlängern und Lebensquali-tät zu verbessern, ist daher, die Kompetenz der Ärzte zu bündeln und so den Therapieeinsatz zu optimieren“, sagt PD Dr. Thomas Lesser, Chefarzt der Klinik für Thorax- und Gefäßchirurgie am SRH Wald-Klinikum. Damit ist auch die Grundidee des 1. Lun-genkrebszentrums Thüringens beschrieben. Das Zentrum, von

der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert, ist eines von nur 49 in Deutschland.

Jeder 3. Krebspatient war Bergmann

Die hohe Expertise bei der Behandlung von Lungenkrebs hat auch mit der Geschichte der Region zu tun. Mit dem Uran-bergbau zwischen 1947 und 1991 stiegen in Ostthüringen die Lun-genkrebs-Fälle deutlich an; seit 1991 wurden von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung 3700 Fälle als Berufskrankheit be-stätigt. Etwa ein Drittel der heu-tigen Krebspatienten in Gera war früher untertage tätig. Die Stadt hält mit 73 Lungenkrebsfällen auf 100 000 Einwohner einen trauri-gen Rekord in Thüringen. 

Unter Leitung von Chefärztin

Prof. Dr. Susanne Lang, einer er-fahrenen Spezialistin auf dem Gebiet der pneumologischen On-kologie, werden Lungenkrebspati-enten diagnostiziert und medika-mentös therapiert. Die operative und/oder strahlentherapeutische Behandlung übernehmen dann die Klinik für Thoraxchirurgie und die Klinik für Strahlenthera-pie in Gera. Pneumologische und onkologische Praxen der Region sind zugeschalten. Zudem besteht eine hervorragende Kooperation mit dem Institut für Nuklearme-dizin in der Universität Jena und der Rehaklinik in Bad Elster.

Lungenkrebsbehandlung in „Top-Klinik“

„Wir konzentrieren alle Kom-petenzen unter einem Dach - von der Diagnostik bis zur Strahlen-

und Chemotherapie oder OP“ – erklärt Chefarzt Dr. Lesser die Vorteile des Zusammenschlusses. Für den Patienten bedeute dies, rund um die Uhr erreichbare Spezialisten, interdisziplinär ge-troffene Entscheidungen, Fach-kompetenz durch hohe Fallzahlen und eine ständige kritische Über-prüfung der Klinik-Ergebnisse, zu deren Dokumentation es auch ge-hört, die Krankengeschichte über den Klinikaufenthalt hinaus zu verfolgen.

Die Lungenkrebsspezialisten haben sich längst überregional einen Namen gemacht. So wird Chefarzt Dr. Lesser in der Focus-Ärzteliste als TOP-Mediziner im Bereich Lungenkrebs geführt. Im Krankenhausvergleich gehört das Klinikum auf diesem Fachgebiet zu den besten Einrichtungen in Deutschland.

Die Schatten des Uranbergbaus

Gebündelte Kompetenz im 1. Lungenkrebszentrum Thüringens

Im vergangenen November kam Birgit Nerlich eine Idee. Selbst von der Diagnose Brustkrebs

betroffen, überlegte Frau Nerlich, wie in diese Schocksituation nach der Diagnosestellung ein wenig Trost und Erleichterung gebracht werden könnte. Was hätte ihr selbst gut getan, fragte sie sich oft. Vielleicht irgendetwas zum in die Hand nehmen, woran man sich ein wenig festhalten kann, so die Vor-stellung. Über Fotos der „Trom-petenschnüffler“, die für Kinder gearbeitet werden und die Be-kanntschaft mit der handarbeits-technisch begabten Tina Riedel entstand schließlich eine konkrete Idee und ein neues Projekt unse-

res Brustzentrums Ostthüringen, das Projekt Sorgenschnüffler. Seit Januar dieses Jahres häkelt Frau Riedel Schnüffler in verschiede-nen Größen und Farben. Eins aber haben alle Schnüffler gemeinsam, Sie muntern traurige Patientinnen auf. Und das Projekt soll weiterent-wickelt werden. Das Brustzentrum wird beim Materialkauf finanziell unterstützen, und es gibt bereits Spenden für eine andere Füllung. Eine weitere Patientin ist mit in die Herstellung eingestiegen und strickt vor allem kleine Schnüffler. Das Team des Brustzentrums freut sich darauf, vielen Patientinnen auf diese Art ein wenig Trost spen-den zu können.

Sorgenschnüffler für die Seele

Darmkrebszentrum – Zentrumsleiter: Prof. Dr. med. Uwe Will, Kontakt: 0365 8282401 | Pankreaskarzinomzentrum – Zentrumsleiter: Prof. Dr. med. Thomas Manger, Kontakt: 0365 8283101 | Lungenkrebszentrum – Zentrumsleiterin: Prof. Dr. med. Susanne Lang, Kontakt: 0365 8282151

Jahrgang 2016 | Nr. 2 DAS THEMA 5

Heimtückisch, aber nicht unbesiegbar!

Das 1. Pankreaskarzinomzentrum Thüringens nimmt sich der Früherkennung an

Auch Reichtum und Pro-minenz konnten sie nicht vor der heimtückischsten

aller Krebsarten schützen: der Apple-Gründer Steve Jobs, der Hollywood-Star Patrick Swayze, der Opernsänger Luciano Pava-rotti – sie alle starben an Bauch-speicheldrüsenkrebs, dem Pan-kreaskarzinom. Nur wenige, wie etwa der Schmusebarde Chris Rea, überlebten. Sich dennoch dieser Krankheit zu stellen, dem Bauchspeicheldrüsenkrebs ver-eint die Stirn zu bieten – das ist erklärtes Ziel des Pankreaskar-zinomzentrums am SRH Wald-Klinikum Gera. Es ist bislang das erste und einzige zertifizierte Zentrum im gesamten Freistaat Thüringen. Deutschlandweit gibt es weniger als 30.

„Wir sind sehr stolz darauf, mit unserem Team aus Gastroente-rologen, Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Palliativme-dizinern und vielen kooperieren-den Kollegen und begleitenden medizinischen Fachschaften die hohen Qualitätsansprüche eines solchen Zentrums zu erfüllen“, betont Prof. Dr. Uwe Will, Chef-arzt der Gastroenterologie am SRH Wald-Klinikum Gera. „Fo-kus Gesundheit“ sprach mit dem Pankreasspezialisten über einige Aspekte dieser Erkrankung:

Bedeutet die Diagnose Bauch-speicheldrüsenkrebs eine Art Todesurteil?

Prof. Dr. Uwe Will: Das würde ich so nicht sagen. In der Früh-phase, also wenn der Tumor noch sehr klein ist und nicht gestreut hat, ist Heilung durchaus mög-lich. In jedem Fall sind dann eine

komplette Entfernung der Ge-schwulst durch einen erfahrenen Operateur und eine anschließen-de Chemotherapie angezeigt. Das eigentliche Problem besteht aber darin, dass wir die Patienten in diesem frühen Stadium viel zu selten zu Gesicht bekommen. Die ersten Symptome werden oft übersehen, der Bauchspeichel-drüsenkrebs nicht als solcher er-kannt. Immerhin erkranken in Deutschland jährlich 13000 bis 14000 Menschen daran. Diese be-sonders heimtückische Tumorer-krankung steht zwar nur für drei Prozent aller Krebserkrankungen, aber für sieben Prozent der Krebs-todesfälle. Das spiegelt die äußerst ungünstige Prognose wider. Zum Zeitpunkt der Diagnose können bereits 80 Prozent der Patienten nicht mehr durch eine Operation geheilt werden.

Welche Symptome können denn auf einen Pankreaskrebs hindeuten?

Das können eine schmerzlose Gelbsucht, aber auch unspezifi-sche Beschwerden wie unklare Bauchschmerzen, Gewichtsab-nahme, Rückenschmerzen oder ein neu aufgetretener Diabetes sein. Auch eine langjährig beste-hende chronische Bauchspeichel-drüsenentzündung kann die Ent-stehung des Tumors begünstigen. So erkranken etwa 4–6 Prozent dieser Patienten nach 10–20 Jah-ren an diesem bösartigen Tumor.

In unserem Zentrum haben wir uns speziell auf die Frühdia-gnostik des Pankreaskarzinoms mit Hilfe der Endosonographie, einer hochauflösenden inneren Ultraschalluntersuchung, spezia-

lisiert, so dass insbesondere kleine Tumoren, die mit anderen bildge-benden Verfahren nicht zu finden sind, entdeckt werden können.

Welche Risikofaktoren spie-len denn bei der Entstehung des Pankreaskarzinoms eine Rolle?

Zu nennen wären dabei Über-gewicht, das Rauchen, sowie der übermäßige Genuss von Alko-hol oder die häufige Verzehr von geräuchertem und gebratenem Fleisch. Obwohl die Ursachen noch nicht genau erforscht sind, gibt es auch genetisch determi-nierte, sogenannte „Pankreas-krebsfamilien“, also Familien, in denen diese Krebsart über mehre-re Generationen gehäuft auftritt. Im Übrigen sterben in Deutsch-land mehr Männer als Frauen daran.

Ein großer Vorzug Ihres Zen-trums besteht darin, dass sich die verschiedensten darin ver-tretenen Fachrichtungen alle unter einem Dach befinden.

Das stimmt. Nehmen Sie zum Beispiel die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Sie führt jährlich bis zu 100 Operationen an der Bauchspeicheldrüse durch. Bei der Hälfte der Fälle handelt es sich um einen bösartigen Tu-mor. Hohe Qualitätsstandards der Operateure und der Nachbetreu-ung sichern dabei eine sehr ge-ringe Operationssterblichkeit und hervorragende Langzeitergeb-nisse. Jeder Patient erhält in Ko-operation mit niedergelassenen onkologischen Ärzten eine indi-viduelle Nachsorge. Diese sehr gute interdisziplinäre Zusammen-arbeit – von der Schmerztherapie über die Teilnahme an klinischen Studien bis hin zur Palliativmedi-zin – ist eine wichtige Grundlage für die Arbeit unseres Pankreas-karzinomzentrums und für eine erfolgreiche Behandlung der sich uns anvertrauenden Patienten. Klaus-Peter Kirsten

Der Chirurg Prof. Dr. Thomas Manger (r.)und der Endosonographie-Experte Prof. Dr. Uwe Will vom Team des Darmkrebszentrums Gera. Foto: Christoph Beer

Tief Luft holen: Prof. Dr. Lang überprüft die Lungenfunktion eines Patienten. Foto: Christoph Beer

Ohne klinische Krebsregister-daten gibt es keinen Qualitäts-nachweis in der Onkologie.

Der Anspruch, möglichst alle Krebspatienten nach dem allge-mein anerkannten Stand der medi-zinischen Erkenntnisse und unter Berücksichtigung des Fortschritts in der Medizin wohnortnah zu be-handeln, erfordert Strukturen, die die Zusammenarbeit unterschied-licher Fachbereiche koordinieren und alle mit der Krebsbekämpfung befassten Personen und Institutio-nen vernetzen. Klinische Krebs-register sind dafür eine wichtige Voraussetzung.

Im klinischen Krebsregister am SRH Wald-Klinikum Gera werden seit Gründung 1994 alle Daten onkologischer Patienten aus dem Raum Gera dokumentiert, erklärt der Leiter Uwe Funke. Jedes Jahr kommen etwa 3500 Diagnosen hinzu. Daraus ergeben sich jeweils 30 000 neue Dokumente, die  jede Krankengeschichte von der Dia-gnose über die Therapie bis hin zur Nachsorge nachvollziehbar  ma-chen. Im klinischen Krebsregister Gera sind zurzeit Krankheitsver-läufe für ca. 65.000 Tumorerkran-

kungen gespeichert und können für interdisziplinäre Tumorkonfe-renzen oder statistische Auswer-tungen herangezogen werden. Fast 35.000 dieser Patienten leben zum jetzigen Zeitpunkt. Ihre Kranken-geschichten werden vom Register weitergeführt, um z.B. anhand des Langzeitüberlebens die Erfol-ge im Kampf gegen die Krankheit darstellen zu können. Letztend-lich kann damit in Zukunft auch die Frage beantwortet werden, ob durch onkologische Zentren eine bessere medizinische Versorgung gewährleistet werden kann.

Die fünf bestehenden Thürin-ger Tumorzentren (Erfurt, Gera, Jena, Nordhausen und Suhl) sol-len künftig eine gemeinsame Da-tenbank des Zentralen Klinischen Krebsregisters Thüringen speisen, die flächendeckend alle an der on-kologischen Versorgung Beteilig-ten mit einbezieht. Die lückenlose Erfassung und Auswertung der Daten über Auftreten, Behandlung und Verlauf von Krebserkrankun-gen ergibt einen Datenschatz, der dazu genutzt werden kann, die Behandlung von Krebs weiter zu verbessern.

Was soll ein klinisches Krebsregister?

Darmkrebszentrum – Zentrumsleiter: Prof. Dr. med. Uwe Will, Kontakt: 0365 8282401 | Pankreaskarzinomzentrum – Zentrumsleiter: Prof. Dr. med. Thomas Manger, Kontakt: 0365 8283101 | Lungenkrebszentrum – Zentrumsleiterin: Prof. Dr. med. Susanne Lang, Kontakt: 0365 8282151

Den Kampf gegen den Haut-krebs führen Hautärzte nicht allein, sie arbeiten

unter anderem mit internistischen Onkologen, Strahlentherapeuten, Radiologen und Chirurgen zu-sammen. Diese fachübergreifende Kompetenz am SRH Wald-Klini-kum Gera wurde vor kurzem von der Deutschen Krebsgesellschaft mit der Ausweisung als zertifi-ziertes Hautkrebszentrum hono-riert. Gera ist damit eines von drei Hauttumorzentren in Thüringen, bundesweit gibt es 47 solch spezia-lisierter Einrichtungen.

Hautkrebs ist mit ca. 250000 Neuerkrankungen im Jahr in Deutschland mittlerweile die häufigste Tumorerkrankung überhaupt, mit weiter steigen-den Zahlen. Um die Versorgung dieser Patienten zu verbessern, wurde in den letzten Jahren ein Zertifizierungssystem für Haut-krebszentren durch die Deutsche Krebsgesellschaft entwickelt. Das Zertifikat ist mit hohen Anforde-rungen an alle Bereiche der Pati-entenversorgung verbunden, von der Vorbeugung und Früherken-nung von Hauttumoren, deren Diagnostik und Therapie bis zur Nachsorge. Wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist die interdiszi-plinäre Zusammenarbeit, um ein optimales Behandlungskonzept zu entwickeln.

„Etwa 400 Patienten aus ganz Ostthüringen werden jährlich im Hautkrebszentrum Gera be-

handelt“, berichtet Koordinato-rin Oberärztin Beatrice Schell. Die am häufigsten auftretenden Tumorarten Plattenepithel- und Basalzellkarzinom gehören zum sogenannten hellen Hautkrebs. Seltener, aber noch gefährlicher ist der schwarze Hautkrebs, der be-

reits frühzeitig Tochtergeschwül-ste entwickeln kann.

Die Tumoren werden operativ entfernt und eine lückenlose histo-logische Randschnittkontrolle der Präparate vorgenommen, um fein-ste Tumorausläufer auszuschlie-

Jahrgang 2016 | Nr. 2DAS THEMA6

Die Haut vergisst nichtsIn Thüringen gibt es nur drei spezialisierte Hautkrebszentren. Eines davon befindet sich

seit kurzem am SRH Wald-Klinikum Gera.

ßen und somit eine vollständige Entfernung des Tumors zu errei-chen. Weitaus komplexer ist die Behandlung, wenn insbesondere beim schwarzen Hautkrebs (ma-lignes Melanom) Metastasen in Lymphknoten oder anderen Or-ganen entstanden sind. Für diese

fortgeschrittenen Erkrankungsfäl-le sind in den letzten Jahren zahl-reiche neue Therapien entwickelt worden, die das Leben der Betrof-fenen deutlich verlängern können. So wurde bei einem Teil der Pa-tienten eine Mutation im Tumor entdeckt, die für ein unkontrollier-tes Zellwachstum verantwortlich ist und gezielt behandelt werden kann. Gleichzeitig sind mehrere Antikörper entwickelt worden, die das Immunsystem und damit die Krebsabwehr stimulieren.

Die Patienten des Hautkrebszen-trums profitieren dabei auch von klinischen Studien am interdiszi-plinären Studienzentrum des SRH Wald-Klinikums, in denen neue Substanzen vor einer Zulassung auf ihre Wirksamkeit und Neben-wirkungen überprüft werden.

Eine weitere durch die Geraer Hautklinik angebotene Behand-lungsform, insbesondere bei Me-tastasen von Haut und Muskeln, ist die sogenannte Elektrochemo-therapie. Diese Kombination aus Chemotherapie und elektrischen Impulsen soll eine lokale Tumor-kontrolle mit Verbesserung der Lebensqualität des Patienten er-reichen. „Der Arzt injiziert dem Patienten zunächst ein niedrig dosiertes Chemotherapeutikum (Bleomycin). Anschließend wer-den elektrische Impulse über spezielle Elektroden direkt in das Tumorgewebe abgegeben und in der Hülle der Tumorzellen kurz-zeitig kleine Poren erzeugt, über

die das Medikament ungehindert in die Zellen eindringen und seine Wirkung entfalten kann“, erklärt Oberärztin Schell. Das Verfahren ist auch bei Hautmetastasen ande-rer Tumoren wirksam.

Die Ursachen für Hautkrebs sind vielfältig, als wichtigste Fak-toren gelten jedoch das UV-Licht und die steigende Lebenserwar-tung. „Hauttumore, die wir heute behandeln, sind zumeist auf Zell-schädigungen zurückzuführen, die Jahrzehnte zurückliegen“, sagt die Oberärztin. Denn: „Die Haut vergisst nichts.“ Jeder Son-nenbrand führe zu Zellschäden, die nur teilweise repariert werden können. „Auch wenn die Haut nach einiger Zeit wieder erholt aussieht – der Schaden ist unwi-derruflich“. Aber nicht nur der Sonnenbrand, sondern auch die lebenslange Dosis an UV-Strahlen führen über kurz oder lang zur Schädigung der Haut.“

Generell empfiehlt die Derma-tologin, ab dem 35. Lebensjahr das Angebot des Hautscreenings zu nutzen, das die Krankenkassen in zweijährigem Rhythmus tragen. Menschen mit vielen „Mutterma-len“, sehr heller Haut oder auch Hautkrebsfällen in der Familie sollten sich jedoch schon vorher einem Hautarzt vorstellen. Katrin Wiesner

Hautkrebszentrum – Zentrumsleiter PD Dr. Martin Kaatz, Kontakt: 0365 8287701

„Ich bin früher vielem hinterhergerannt“Dirk Peter (39) profitiert von einer neuen Krebstherapie, die das körpereigene Immunsystem aktiviert.

Die Diagnose hat seinen Anspruch an das Leben deutlich verändert.

„Ich komme gleich zu Euch“, ruft Dirk Peter gutgelaunt der klei-nen Runde am Tisch gegenüber zu, als wir uns im Krankenhaus-Café treffen. Es sind Patienten, Krebspatienten wie er, die sich am Zentrum für klinische Studien ei-ner neuen Therapie unterziehen und gerade eine Behandlungs-pause haben. Aller 14 Tage sieht man sich, dann bekommt Dirk Peter seine Medikamente. „Wir kennen uns inzwischen alle, es ist schon fast familiär.“ Aber es passiert auch, dass jemand nicht mehr kommt; die Immuntherapie ist eine große Hoffnung, aber noch kein Versprechen.

Dirk Peter blickt zurück: Es war im Mai 2010 als sein Sohn geboren wurde, welch großes Glück! Einen Monat später erhielt er die Dia-gnose: schwarzer Hautkrebs. Ein Tiefschlag. „Warum ich? Wie geht es weiter? Wie erkläre ich das mei-ner Familie? Das sind Fragen, die man sich stellt und die niemand, wirklich niemand beantwortet.“ So allein hatte er sich noch nie ge-fühlt. Mit Mitte 30 hat er ein Testa-ment gemacht und eine Patienten-verfügung unterschrieben.

Anfangs war es scheinbar nicht mehr als eine Warze am Ohr ge-wesen, die schnell größer wurde. Hausarzt, Ohrenarzt, „Herumge-druckse“, so schildert der heute 39-Jährige den Weg, bis ihm end-lich ein Arzt sagte, dass in sei-

nem Körper Krebszellen zu wüten begannen. Mit einer anfänglich erfolgreichen Interferontherapie schien der Krebs erst einmal ge-stoppt, bis sich vor drei Jahren eine neue Wucherung am Hals bildete.

Seit 2013 ist der Dittrichshütter nun Patient des Hautkrebszen-trums Gera, das eng mit dem Zen-trum für klinische Studien zusam-

men arbeitet. Chefarzt Dr. Martin Kaatz bot ihm die Teilnahme an einer Immuntherapie-Studie an. Es ist ein Ansatz, der als Meilen-stein gilt: Medikamente sollen das körpereigene Immunsystem aktivieren, das die Krebszellen so besser bekämpfen kann. Denn in manchen Tumoren wimmelt es von Immunzellen. Doch statt anzugreifen, verharren die Zellen

untätig im Gewebe und lassen den Krebs gewähren. Der Grund: Die Krebszellen senden Signale aus, die den Immunangriff durch T-Lymphozyten zum Stillstand bringen. Dieses Problem sollen die neuen Wirkstoffe lösen, indem sie die Signale blockieren und das Immunsystem wieder in Gang set-zen. Dennoch ist die Therapie kein Wundermittel. Nur etwa ein Vier-

tel der Patienten spricht auf die Behandlung an.

Im ersten Jahr wusste der Fa-milienvater noch nicht, dass er tatsächlich das Medikament be-kommt und nicht nur ein Placebo. Die Therapie schlug an: Die nach-gewiesenen Metastasten wachsen seither nicht weiter, und es bilden sich keine neuen – ein Riesener-folg! Nebenwirkungen wie Durch-

fall und das Gefühl, sich weniger merken zu können, nimmt er in Kauf. „Ich habe den Ärzten und Schwestern hier viel zu verdanken. Und vielleicht helfen wir mit der Teilnahme an Studien Menschen mit der gleichen Krankheit, die nach uns kommen.“

Wie lebt man mit der Diagno-se Krebs? Dirk Peter zögert: „Wie es in einem aussieht, weiß sonst niemand.“ Dann erzählt er: „Bis zu einem bestimmten Punkt kann man die Krankheit im Alltag von sich schieben – aber dann reicht eine Meldung im Radio und alles ist wieder da“. Früher sei er vielem hinterher gerannt; neues Auto, tolles Haus, weite Reisen für sein großes Hobby Motocross. „Heute bin ich mit dem zufrieden, was ich habe.“ Das Fahren auf dem Motorrad ist kein Wettstreit mehr, sondern Genuss. Wichtig sind ihm seine Familie, die Freunde, erreichbare Ziele und der Gedan-ke, dass es immer weiter geht, auch mit Umwegen. Mit der Diagnose ist Dirk Peter Bauhofleiter gewor-den statt Rentner, er ist Ortsbür-germeister und sitzt im Gemein-derat. Dass der 39-Jährige nicht immer „wie ein wirklich Kranker“ wirkt, sich nicht zurückzieht, son-dern Neues beginnt, kann nicht jeder verstehen. Dabei ist es ein-fach, sagt Dirk Peter in seiner of-fenen Art: „Wenn einem Leben geschenkt wird wie mir, muss man es auch leben.“ Katrin Wiesner

Oberärztin Beatrice Schell blickt mit dem Ultraschall in Hautschichten. Foto: Katrin Wiesner

Profitiert von neuer Krebstherapie: Patient Dirk Peter. Foto: Katrin Wiesner

Jahrgang 2016 | Nr. 2 INTERN 7

Sie haben das Lösungswort geknackt? Dann senden Sie es bitte an: SRH Wald-Klinikum Gera / Marketing / Str.d.Friedens 122 / 07548 Gera oder per Mail: [email protected] ist der 31. August 2016. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Mal 50 Euro. Vielen Dank für die vielen richtigen Einsendungen, netten Mails und Karten vom letzten Mal. Das Lösungswort der Ausgabe 1/2016 lautete: Brummschaedel.

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über-dies,dazu

Himmels-richtung

gemus-terterRand-besatz

FigurbeiWilhelmBusch

Vor-raum,Flur

Herr-scher-stab

über-heblich,arrogant

Stadt inBelgien

eng-lisch: ja Zeitalter

Staatin Ost-europa

Stoff-muster

liebe-vollesAn-sich-Drücken

Inte-ressen-vertre-ter

eineZahl

orienta-lischeKopfbe-deckung

Zahn-arzt-werk-zeug

Patienten-dokumen-tationbeim Arzt

Zier-,Heil-pflanze

AuslesederBesten

Heil-maß-nahme

orga-nischeGift-stoffe

Skalpell(ugs.)

Well-ness-bad

FlusszurSeine

ungar.Kompo-nist(Franz)

Straf-stoßbeimFußball

Absicht,Vor-haben

Europ.Fußball-verband(Abk.)

ölhaltigeNutz-pflanze

großerschwar-zerVogel

frühererösterr.Adels-titel

fett-freieSalbe,Creme

schwe-rer Ver-trauens-bruch

Alpentalin Tirol

Fisch-fang-gerät

nebligeLuft

Baby-speise

Schma-rotzer-,Heil-pflanze

enthalt-sam le-benderMensch

Schau-spiel-,Ballett-schüler

bewusstfalscheAussage

Näh-material

Kranken-beschei-nigung

Pampas-strauß Geschöpf

Abkür-zung fürdeutsch

Nachlassempfan-gen

Laub-baum,Heil-pflanze

Kurz-wort fürJugend-liche(r)

leb-haftesMiss-fallen

netz-artigesVerband-material

Ver-brechen

Ge-wichts-einheit

StrominVorder-indien

Binde-wort

slaw.Herr-scher-titel

Herum-treiber,Land-streicher

im FlugsingenderBoden-brüter

Geizhalsmänn-licherHund

Klebe-verband-material(engl.)

AusrufderBestür-zung

heftigerFall

Oper vonRichardStrauss

Vokal-verän-derung

sehrfeucht

dumme,törichteHandlung(ugs.)

gesamterSchiffs-bestand

Heer;Heeres-verband

NamezweierFlüssez. Rhein

Dresch-platzin derScheune

KölnerWitz-figur

Haupt-schlag-ader

leichteVer-tiefung,Beule

sichäußern,sprechen

Gegen-punktdesZenits

englisch:Arzt(Kzw.)

Standort-bestim-mer(Schiff)

böse,schlimm

engeStraße

Frau, dieein frem-des Kindstillt

kurze,drei-eckigeFlagge

Vieh-hüter

landwirt-schaft-lichesGerät

höchsteBerggruppeim Bayeri-schen Wald

lat.:heilig(vorNamen)

Begeis-terung,Schwung

ersterHals-wirbel(Med.)

austra-lischerLauf-vogel

feier-lichesGedicht

einst,früher

asia-tischerAffe

Schwarz-drossel

Kfz-ZeichenNieder-lande

Un-verhei-rateter

ital.Autor(Um-berto)

Fremd-wort-teil: fern

Stoff-rand,-besatz

denGeistbetref-fend

dieWaffenstrecken(sich ...)

altesApothe-ker-gewicht

Opern-solo-gesang

mexika-nischerBrannt-wein

Feld-ertrag

Kante,Winkel(süd-deutsch)

Signal-farbe

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn man im Ur-laub jemanden kennenlernt,

ist so ziemlich die erste Frage: „Und, was machen Sie beruflich?“

Meine Freundin und ich wa-ren ein paar Tage Entspannen im Wellness-Hotel, und gleich am ersten Abend saßen wir mit einem Ehepaar mittleren Alters am Tisch. Die bereits erwähnte Frage wurde gleich in den ersten 15 Minuten gestellt.

„Wir sind Krankenschwestern“

„Interessant. Wo denn?“„In einem Krankenhaus in Thü-ringen“

„Ach, da haben Sie sicher auch viel mit Krebs zu tun, oder? Meine Schwester Helga hatte ja Krebs, so mit Chemothera-pie und Bestrahlung und keine Haare mehr. Schlimm sowas.“

Es gibt ein paar negative As-soziationen zum Thema Kran-kenhaus, die scheinbar unver-rückbar sind. Dazu gehören (neben Wecken zum Fieber messen mitten in der Nacht) Desinfektionsgerüche, Schmer-zen, Angst und eben die Dia-gnose Krebs. Aber scheinbar wollen die Menschen trotzdem immer wieder darüber reden.

Ja sicher, wir haben in unse-rem Beruf in jeder Fachabteilung (außer in der Geburtshilfe und Säuglingsstation) mit dieser Dia-gnose zu tun. Die Wahrnehmung hat sich im Laufe der Berufsjahre jedoch geändert. In der Ausbil-dung fanden wir es dramatisch und schockierend, wenn jemand die Diagnose Krebs bekam. Wir waren unsicher, wie wir mit den Menschen umgehen sollten, da wir doch am Anfang Krebs mit Unheilbarkeit, schmerzvollen Therapien und einem schnellen Lebensende verbanden.

Erst mit der Routine der Jahre lernte man, professioneller damit umzugehen. Den Patienten offen und hilfreich in der Kommunika-tion begegnen zu können. Auch wenn es heute immer noch an die Substanz geht, wenn man vor allem junge Menschen oder Frau-en im eigenen Alter aufnimmt, denen man gar keine Diagnose dieser Art ansieht, die sich dann aber oft unvermutet bestätigt. Das ist immer wieder ein Schock und immer auch für die ganze Fami-lie, nicht nur den betreffenden Menschen. Übrigens macht es dann auch keinen Unterschied, ob man selbst aus der Medizin kommt. Ich habe leider in meiner Berufstätigkeit schon mehrere Kolleginnen mit dieser Diagnose

CatrinaEine Krankenschwester berichtet aus ihrem Alltag

begleitet. Versierte Schwestern, die tagtäglich beruflich mit Tu-morerkrankungen zu tun hatten. Und eine sagte mal so treffend: „Weißt Du Catrina, und in dem Moment war ich auch einfach nur Patient, nicht Schwester. Ich habe den Arzt drei Mal nach be-stimmten Dingen gefragt, hatte Angst und war unsicher. Ich war genauso wie jeder von unseren Patienten.“

Wiederum hat sich in den ver-gangenen Jahrzehnten doch viel in diesem Bereich entwickelt. Meine Mutter hat zum Beispiel die schlimmen Nebenwirkungen der Bestrahlung meiner Großmut-ter noch gut in Erinnerung. Das war in den 60er Jahren. Seitdem wurden Therapien verbessert, die Begleiterscheinungen der Che-motherapie können wesentlich besser in den Griff bekommen werden. Und einige Krebsformen sind bei zeitiger Entdeckung gut zu therapieren.

Und doch ist es immer wieder dieses Aussprechen der Diagno-se, dieses einzige Wort, was den Patienten in eine andere Welt katapultiert. Auch wenn es ab-gedroschen klingt, so kann man es nicht anders sagen: Nichts ist danach mehr so, wie es mal war. Es macht keinen Unterschied,

welche Form des Krebses diag-nostiziert wurde. Man hat Krebs. Man wird vielleicht sterben. Das Leben wird greifbar endlich. Das vergessen manche Kollegen in ihrer Arbeit. Es ist nun mal für jeden gleich schlimm, auch wenn die Prognosen sehr unterschied-lich sind.

Zum Glück gibt es heutzutage viele angrenzende Fachbereiche, die den Umgang mit dieser Diag-nose erleichtern. Psychologen für Tumorerkrankungen, Beratungs-stellen, Sportangebote, Sozial-dienste der Klinik, Kunsttherapie, Seelsorge und viele andere beglei-ten den Patienten während der Behandlung, und das ist gut so. Kliniken spezialisieren sich in der Betreuung der unterschiedlichen Organkrebsformen. Auch unsere Klinik ist mittlerweile Onkologi-sches Zentrum mit anerkannter Expertise in diesem Fachgebiet.

Aber wie gesagt, trotz aller moderner Behandlungsformen bleibt es ein einschneidendes Er-lebnis für den Patienten und sei-ne Familie. Und oft auch für uns als Schwestern und Pfleger. Be-stimmte Patienten begleitet man über Jahre und verfolgt jeden Schritt, die Höhen und Tiefen von Chemotherapie, Bestrahlung und Operation. Und natürlich baut

man eine Bindung zu diesem Menschen und seiner Familie auf, die dafür sorgt, dass man bei einem ungünstigen Verlauf der Erkrankung auch persön-lich Anteil nimmt. Manchmal trauert eine Station regelrecht nach dem Ableben eines Pati-enten. Für mich hatte es jedoch auch etwas Tröstliches, wenn man den letzten Abschnitt ei-nes Menschen würde- und lie-bevoll begleiten konnte. Auf seine Wünsche eingehen, alles möglich zu machen, um ihm die Situation zu erleichtern. Das gelingt nicht immer, aber das Bemühen darum war immer ethischer Kern meiner Tätigkeit als Schwester. Die Würde des Menschen zu respektieren, bis zum Schluss.

Aber dafür muss man nicht bis zuletzt warten, ich wünsch-te mir, dass alle Beteiligten in einem Behandlungsprozess res-pektvoll miteinander umgehen, trotz Zeitnot und Stress.

Wie haben wir in der Ausbil-dung so schön gelernt? Gehe mit anderen immer so um, wie Du selbst behandelt werden willst! In diesem Sinne, bleiben Sie aufmerksam für Ihr Gegenüber.

Ihre Catrina.

BücherTIPPS

Diagnose Darmkrebs: Das ist jetzt wichtig. Wie geht es weiter?

Alle Chancen nutzenGabriela Schwarz

BroschiertEUR 19,95

–»Wir haben noch so viel vor«:

Unser gemeinsamer Kampf gegen den Krebs

Manfred Stolpe und Ingrid Stolpe

Gebundene AusgabeEUR 19,95

–Gesund bleiben nach Krebs:

Was Sie jetzt stärkt und schützt Was hilft und einen Rückfall

abwehrtProf. Dr. med. Josef Beuth

TaschenbuchEUR 8,99

Alles Schwindel oder was?

Den Ursachen von Schwindel auf der Spur ist die nächste Veranstal-tung „MEHR WISSEN“ am Mitt-woch, 31. August, um 17 Uhr in der SRH Hochschule für Gesund-heit Gera, Neue Straße 28-30. Auslöser für Schwindel können Störungen im Innenohr, wo das Gleichgewichtsorgan sitzt, oder im Gleichgewichtszentrum im Gehirn sein. Wie immer werden Ärzte des SRH Wald-Klinikums Gera und Dozenten der SRH Hochschule in der gemeinsamen Reihe das Thema von mehreren Seiten betrachten und den Zuhö-rern auch ganz praktische Tipps mit geben.

Jahrgang 2016 | Nr.2KULTURKRANKENHAUS8

Viele Mitstreiter für schönes Kinderfest

Das Wetter hielt durch und unsere Plaza war bunt wie nie: 150 Kinder aus Kindergärten und Grundschulen Geras und aus un-serer Kinderklinik erlebten Mitte Juni ein wirklich schönes Kin-derfest. Zu verdanken ist das dem Einsatz unserer Kinderklinik und deren langjährigen Partner wie dem Sanitätshaus Carqueville, dem Geraer Spielmobil und dem benachbarten Tierpark, der Esel-chen Mia und zwei Zwergziegen mit über die Straße brachte.

Ein besonderer Höhepunkt des Festes war eine große Verlo-sung mit 150 Losen – und nicht einer einzigen Niete darunter. Zu den Hauptpreisen gehörten Rol-ler und Familienspiele, daneben gab es jede Menge Trostpreise, so dass kein Kind leer ausging. Idee und Finanzierung stammten von den Klinikums-Mitarbeitern Ka-thrin Dürrschmidt und Andreas Wagner. Beide sitzen als Arbeit-nehmervertreter im Aufsichtsrat des SRH Wald-Klinikums und spenden jegliche Einnahmen im Zusammenhang mit der Tätigkeit in dem Gremium. In diesem Fall waren es 750 Euro. In der Ver-gangenheit haben sie schon die Tabaluga-Grundschule in Gera, den Turnverein Gera und an eine Kita in Schmölln unterstützt. In diesem Jahr soll zudem eine Le-sung im Rahmen der „Woche der seelischen Gesundheit“ im Herbst in Gera abgesichert werden.

Frühstarter unter sich

Lian, Rubi, Mika und Jette sind zwischen elf Monaten und drei Jahren alt und während sie auf Mamas Schoss sitzen, malen, in Büchern blättern oder am Nuckel spielen, unterhalten sich die Gro-ßen über die kleinen Frühstarter. Denn das eint die Kinder alle: Sie sind Wochen vor dem errechne-ten Geburtstermin zur Welt ge-kommen.

Seit April treffen sich Eltern von Frühgeborenen regelmäßig zum Erfahrungsaustausch im SRH Wald-Klinikum Gera. Die Initiative dafür war von Eltern ausgegangen. Welcher Kinderarzt hilft bei der Sondenentwöhnung? Wird ein Therapiestuhl von der Krankenkasse finanziert? Wie sind andere Familien mit dem Thema Frühgeburt, mit der emotionalen Belastung zurechtgekommen? Diese und andere Fragen werden besprochen. Wer Interesse hat, kommt einfach dazu. Der nächste Treff ist am 11. August um 15.30 Uhr im Mutter-Kind-Zentrum des Klinikums.

Kontakt über: [email protected]

Der heiße Draht

Notaufnahme / RettungsstelleTel. 0365 828-2910Chefarzt Dipl.-Med. Ronald Kämpf

Anästhesiologie und IntensivmedizinChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Gerhard KuhnleTel. 0365 828-2801AugenheilkundeChefarzt Dr. med. Jörg Seewald Tel. 0365 828-4801Allgemein-, Viszeral- und Kin-derchirurgieChefarzt Prof. Dr. med. Thomas Manger, Tel. 0365 828-3101Brustzentrum OstthüringenChefarzt Dr. med. Dirk-Michael Zahm, Tel. 0365 828-4151Frauenheilkunde und Geburts-medizinChefarzt Dr. med. Norman Krause, Tel. 0365 828-4101Gastroenterologie, Hepatologie und Allgemeine Innere MedizinChefarzt Prof. Dr. med. Uwe WillTel. 0365 828-2401Hals-Nasen-Ohrenheilkunde/Plastische OperationenChefarzt Prof. Dr. med. Andreas Müller, Tel. 0365 828-2651Hautkrankheiten/AllergologieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Martin Kaatz, Tel. 0365 828-7701Kardiologie und internistische IntensivmedizinChefarzt Dr. med. Martin Winter-halter, Tel. 0365 828-2101Kinder- und JugendmedizinChefarzt Dr. med. Lutz Hempel Tel. 0365 828-5151NeurologieChefarzt Dr. med. Roger SchubertTel. 0365 828-4501OrthopädieChefarzt Dr. med. Rando Karl Winter, Tel. 0365 828-3741 Sprechstunde: 0365 828-3730PalliativmedizinChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Michael KretzschmarTel. 0365 828-7951Physikalische und rehabilitative MedizinChefärztin Dr. med. Dörthe Mei-erhof, Tel. 0365 828-6501Pneumologie/Infektiologie, Hämatologie/Onkologie, DiabetologieChefärztin Prof. Dr. med. Susanne Lang, Tel. 0365 828-2151Psychiatrie und PsychotherapieChefarzt Dr. med. Thomas Jochum Tel. 0365 828-4601Psychosoziale Beratungsstelle für Krebskranke und AngehörigeLeiterin Diplom-Psychologin Franziska JahrTel. 0365 828-2175RadiologieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Joachim BöttcherTel. 0365 828-6101SchmerztherapieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Michael KretzschmarTel. 0365 828-2941Strahlentherapie/RadioonkologieKommissarische Chefärztin Dr. med. Carina JohnTel. 0365 828-7551Thorax- und Gefäßchirurgie/AngiologieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Lesser, Tel. 0365 828-3151Unfallchirurgie/HandchirurgieChefarzt Prof. Dr. med. Reiner Oberbeck, Tel. 0365 828-3601Urologie und KinderurologieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Andreas SchlichterTel. 0365 828-7151Wirbelsäulenchirurgie und Neu-rotraumatologieChefarzt Dr. med. Jörg SilbermannTel. 0365 828-3701Zentrum für klinische StudienLeiter Priv.-Doz. Dr.med. Martin Kaatz, Tel. 0365 828-7758

Zwei von sechs Psychoonkologen am SRH Wald-Klinikum Gera: die Diplom-Psychologinnen Annika Schmalzbauer und Franziska Jahr. Foto: Eva Teicher

Was ist Psychoonkologie?Psychologen helfen am SRH Wald-Klinikum Gera,

mit der Diagnose Krebs zurechtzukommen

Die Diagnose einer Krebserkrankung bedeu-tet einen Einschnitt in das

Leben der Betroffenen – und ihrer Angehörigen – und ist mit ver-schiedenen Gefühlen verbunden. Die Auseinandersetzung mit der Erkrankung birgt oft Anstrengun-gen. Jede Phase der Erkrankung geht mit unterschiedlichen physi-schen, psychischen und sozialen Belastungen einher. Dadurch wer-den Neuorientierungen in mehre-ren Lebensbereichen nötig.

Die Psychoonkologie begleitet unterstützend die medizinische Behandlung mit einem ganzheit-lichen Behandlungs- und Bera-tungsansatz. Sie wendet sich so-wohl an den Betroffenen als auch an die Angehörigen und passt sich deren Bedürfnissen an. An einem onkologischen Zentrum wird die psychoonkologische Beratung je-dem Patienten angeboten.

Häufig entstehen Fragen wie: „Wie geht es weiter? Wie sage ich

es meiner Familie? Was bedeutet die Erkrankung für meinen All-tag? Werde ich bald sterben?“ Die Psychoonkologie kann unterstüt-zend helfen

• bei dem Umgang mit belasten-den Gefühlen

• bei der Entwicklung veränder-ter Perspektiven

• bei der Gestaltung neuer Hand-lungswege

• bei schwierigen Entscheidungen

• bei der Kommunikation mit den behandelnden Ärzten

• bei der Klärung von Unsicher-heiten im Umgang innerhalb der Familie

Um den Reaktionen auf die Dia-gnose einer Tumorerkrankung gut zu begegnen, können im Gespräch

individuell Schwerpunkte gesetzt werden. Hierbei kann der Fokus eher im körperlichen, emotiona-len oder sozialen Bereich liegen, oft überschneiden sich aber auch die Bereiche. Der Umgang mit einer veränderten Leistungsfä-higkeit oder einem veränderten Körperbild kann das (Wieder-)Entdecken neuer (und alter) po-sitiver Aktivitäten erfordern, die der aktuellen Situation angemes-sen sind. So findet mancher (zu-rück) zu seiner Wanderlust im eigenen Tempo, nachdem lange Zeit das Stemmen von Gewich-ten im Fitness-Studio das Richtige war. Oder die Erkrankung bringt eine Umstellung der Perspekti-ven und Prioritäten mit sich, was in einem Gespräch verdeutlicht und geordnet werden kann. So stand beispielsweise einmal der selbst gemachte Druck durch die perfekte Koordination von Beruf, Haushalt und Kindern im Vor-dergrund. Durch die Erkrankung entstand aber die Notwendigkeit,

sich um den eigenen Körper und die eigene seelische Verfassung zu kümmern. Dies kann einen nach-sichtigeren, liebevolleren Blick auf sich selbst und andere Perso-nen bewirken. Die psychoonko-logische Unterstützung ist immer individuell auf den ratsuchenden Patienten ausgerichtet.

In allen Phasen der Erkrankung – bei Diagnosestellung, vor und nach einer Operation, während einer Chemo- oder einer Bestrah-lungstherapie, in einer palliativen Phase – können Patienten psycho-onkologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Den Kon-takt zu den stationären Psychoon-kologen stellen die behandelnden Ärzte oder das Pflegepersonal her. Auch Angehörige der Betroffenen können sich vertrauensvoll an die Psychoonkologen des Klinikums wenden.

Dipl.-Psych. F. Jahr und Dipl.-Psych. A. Schmalzbauer

Der Dichter Friedrich Schiller hinterließ der Nachwelt ein um-fangreiches dramatisches und theoretisches Werk. Sein kurzes Leben war von Krankheit, Geld-not, aber auch von einer ungeheu-ren produktiven Energie geprägt.

Schiller verfasste bereits mit dreizehn Jahren erste Theaterstü-cke. Auf herzoglichen Befehl trat er 1773 in die Militärakademie des württembergischen Herzogs Karl Eugen ein. Dort startete der Dichter mit dem Jurastudi-um, wechselte zur Medizin über und promovierte 1780 in diesem Fach. Noch zwei Jahre hielt er es unter der herzoglichen Kuratel als Militärarzt aus.

Zunächst gab er anonym im Selbstverlag das Schauspiel „Die Räuber“ heraus, das am 13. Ja-nuar 1782 uraufgeführt wurde. Mit dem Stück wurde Schiller auf einen Schlag berühmt. Doch

der Herzog, dem die offenkundige Rebellion nicht verborgen bleiben konnte, untersagte dem Dichter das „Komödienschreiben“. Schil-ler floh 1782 aus dem Herzogtum Württemberg, um nach einer unglücklichen Liebe nach Mann-heim zurückzukehren und dort Dramatiker am Hof- und Natio-naltheater zu werden.

Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller begegne-ten sich erstmals 1788. Goethe vermittelte dem zehn Jahre jün-geren Dichter zwar eine unbe-zahlte Professur am Lehrstuhl für Geschichte der Universität Jena, aber näher kamen sich Goethe und Schiller erst einmal nicht. Schiller, bei aller Leiden-

In unserem Kulturkrankenhaus tragen die Ebenen Namen von Persönlichkeiten, die Geschichte schrieben.

Wir stellen heute vor: Friedrich Schiller

schaft doch ein sittlichernster As-ket, war dem erotisch-verspielten Goethe nach eigenen Worten „verhasst“. 1790 heiratete Schil-ler Charlotte von Lengefeld. Ein Jahr später erkrankte er an einer schweren Lungenentzündung.

1799 siedelte die Familie Schiller nach Weimar über. Schiller und Goethe sahen sich fast täglich, die Gespräche beflügelten Schil-ler, der mit großen gesundheit-lichen Problemen zu kämpfen hatte. Es entstanden Dramen wie „Maria Stuart“ oder „Die Jungfrau von Orleans“. Für die Zusammenarbeit der beiden großen deutschen Dichter präg-te Heinrich Laube 1839 den Be-griff „Weimarer Klassik“. Leider war sie von verhältnismäßig kurzer Dauer, denn Friedrich Schiller starb 1805 im Alter von 45 Jahren an den Folgen der nie ganz auskurierten Lungenent-zündung.