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„In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas“ - „Im Wesentlichen Einigkeit – im Nicht-Wesentlichen Freiheit – in Allem Liebe“ JOHANNISTREFFEN 2014

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„In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas“ - „Im Wesentlichen Einigkeit – im Nicht-Wesentlichen Freiheit – in Allem Liebe“

 

 JOHANNISTREFFEN  2014  

   

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"Just  as  Long  as  I  Have  Breath"    Text by Alicia S. Carpenter:

Just as long as I have breath, I must answer, 'Yes' to life;

though with pain I made my way, still with hope I meet each day.

If they ask what I did well, tell them I said, 'Yes', to life

Just as long as vision lasts, I must answer, 'Yes' to truth;

in my dream and in my dark, always: that elusive spark.

If they ask what I did well, tell them I said, 'Yes' to truth.

Just as long as my heart beats, I must answer, 'Yes' to love;

disappointment pierced me through, still I kept on loving you.

If they ask what I did best, tell them I said, 'Yes' to love.

(Nr. 6 aus: Singing the living tradition, Hymnbook of the Unitarian Universalist Association of America)

Grad so lange wie ich atme, muss ich „Ja“ zum Leben sagen;

Und auch wenn mein Weg nicht schmerzfrei war, begegne ich jedem Tag mit Hoffnung.

Falls man dich je fragt, was ich gut tat, berichte dann, dass ich „Ja“ zum Leben sagte.

Solange es Visionen gibt, muss ich „Ja“ zur Wahrheit sagen;

Sowohl im Traum als im Dunkel, diesen unfassbaren Funken.

Falls man dich je fragt, was ich gut tat, berichte dann, dass ich „Ja“ zur Wahrheit sagte.

Nur so lange mein Herz schlägt, muss ich „Ja“ zur Liebe sagen;

Enttäuschungen haben mich verwundet, aber trotz allem habe ich dich immer geliebt

Falls man dich je fragt, was am besten tat, berichte dann, dass ich „Ja“ zur Liebe sagte.

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LEBENSBEJAHUNG  

Freitag, 20. Juni 2014 bis Sonntag, 22. Juni 2014

Ancien Presbytère Gunsbach (Alsace/France)

Leitung Thomas Niederstein, Wädenswil (CH)

Pfr. Rudy Van Kerckhove, Gossau SG (CH)

Programmübersicht: Freitag, 20.06.2014 Bis 19.30 Uhr Eintreffen Teilnehmenden, die zum Abendessen kommen 20.30 Uhr Abendessen (Souper) Samstag, 21.06.2014 07.00 Uhr Morgenandacht (fakultativ) in der Kirche Gunsbach Ab 07.30 Uhr Frühstück (Petit-Déjeuner) 09.00 Uhr Kurze Vorstellungsrunde (Thomas Niederstein) 09.15 Uhr Humanität – Lebensbejahung Religiös-philosophische und politische Aspekte eines Begriffs (Rudy Van Kerckhove / Thomas Niederstein) 10.15 Uhr Kaffee-Pause 10.30 – 12.00 Uhr Austausch 12.30 Uhr Mittagessen (Déjeuner) 15.00 – 16.00 Uhr Bertha von Suttner, Kämpferin für den Frieden (Rudy Van Kerckhove) 16.30 Uhr Abfahrt zum Hartmannsweilerkopf 17.30 Uhr Ankunft und Führung / Besinnung mit Hans Glarner 18.00 Uhr Abfahrt 19.00 Uhr Gunsbach 19.30 Uhr Abendessen (Dîner) in Verte Vallée (Munster) Sonntag, 22.06.2014 07.30 Uhr Morgenandacht (Kirche, fakultativ) 08.30 Uhr Frühstück 09.30 Uhr Austausch und „Würdigung“ Arbeit Peter Niederstein 09.45 Uhr Kirchgang (fakultativ – französisch – bei den Fischweihern) 10.30 Uhr Gottesdienst mit Pfrn Alexandra Breukink 11.45 Uhr Abschied der Teilnehmenden die nicht zum Mittagessen bleiben 12.30 Uhr Mittagessen und anschliessend Abfahrt

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Morgenandacht  Samstag,  21.06.2014    Singen: EGB 400: „Ich will dich lieben, meine Stärke“ 1 – 2 Lesen: Johannes 8,31-36 (LB) „31 Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger 32 und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. 33 Da antworte-ten sie ihm: Wir sind Abrahams Kinder und sind niemals jemandes Knecht gewesen. Wie sprichst du dann: Ihr sollt frei werden? 34 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. 35 Der Knecht bleibt nicht ewig im Haus; der Sohn bleibt ewig. 36 Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“ Singen: EGB 400:3 – 4 Aus der Morgenpredigt Sonntag, 22. Juni 1902, St. Nicolai (Strassbourg) Die Worte Jesu, welche der Evangelist Johannes berichtet, haben ihre Eigenart. Sie sind nicht so einfach und durchsichtig wie die Sprüche des Herrn bei einem Matthäus, Markus oder Lukas, sondern schon in der Form haben sie etwas, das einen gleichsam zwingt, tiefer einzudringen, um sie überhaupt zu verstehen. .... Worte für Denker – das sind auch die Worte unseres heutigen Textes, denn er enthält zwei Worte rätselhaft ineinander geschlungen. Wahrheit und Sünde. Was haben denn beide miteinander zu tun? Die Wahrheit ist eine Erkenntnis, die Sünde ist ein Tun. .... Es besteht ein Zusammenhang zwischen Wahrheit im allgemeinen Sinn und Sünde. Wer in der Sünde gefangen ist, der hat den Sinn verloren für die Wahrheit. Er glaubt nicht mehr, dass die Wahrheit etwas Heiliges ist, er glaubt nicht mehr, dass es eine Wahrheit gibt, sondern er meint, die ganze Erkenntnis der Menschen sind nur einander widersprechenden Meinungen. Wahrheit und Sünde – die Verschlingung dieser Worte begegnet uns bei Pilatus. Er ist ein Sündenknecht, ... Worin zeigt sich aber seine Knechtschaft...? Darin, dass er nicht glauben will, dass es eine Wahrheit gibt, sondern über dieses Wort höhnt und spottet: „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,38). Der Mensch, der uns hier in dem Prozesse Jesu entgegentritt, er ist nicht gestorben, sondern, wie er nur das gebildete Heidentum seiner Zeit verkörpert, so begegnet er uns wieder in den Völkern und in den Menschen aller Zeiten. Nehmt die Zeit des Genusses und der Sünde eines Volkes, schlagt seine Bücher auf, fragt seine Denker: Glaubt ihr, dass es eine Wahrheit gibt? – Und sie werden überlegen lächelnd den Kopf schütteln: Nein, werden sie sagen, es gibt Meinungen, aber keine Wahrheit. Fragt einen Mann, der im Genussleben dahingeht: Glaubst du, dass es eine Wahrheit gibt? – Er wird euch dieselbe Antwort geben. Menschen, die in der Zeit, da sie kämpfen und arbeiten mussten , an eine Wahrheit glaubten, die haben diese edle Überzeugung verloren, als sie zum Wohlleben und zum Genuss kamen. ... Es gibt geistige Güter, die für diese Menschen und Völker nicht mehr existieren, die sie nicht mehr verstehen, und der Inbegriff aller dieser verlorenen Güter ist der Glaube an eine Wahrheit. Wir stehen in einer solchen Zeit, die kein Verständnis mehr für eine Wahrheit hat. Man täuscht sich darüber hinweg, indem man an die Stelle der hehren Herrin Wahrheit die mindere Magd Wissenschaft gesetzt hat. Die Wissenschaft, das ist die Wahrheit – so spricht unsere Zeit. Und wenn man einst, nach Tausenden von Jahren, unsere Zeit mit

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einem Worte kennzeichnen will, wird man sagen: Es war die Zeit, wo man das Wissen an die Stelle der Wahrheit setzte. Dieses Wissensfieber geht durch alle Gebiete. Es beherrscht die Schule von der Elementarschule bis zur Universität. ... Die Wissenschaft und die Erkenntnis ist die Wahrheit. Das ist, möchte ich sagen, die grosse unbewusste Lüge unserer Zeit. Denn diese Erkenntnis der Dinge durch den Verstand, und wenn sie bis zur äussersten Klarheit gediehe, ist nur das tote Abbild der Wahrheit. Wenn wir das ganze Spiel der Natur durchschauen könnten, wir wären der Wahrheit um keinen Schritt näher gekommen. Denn die Wahrheit steht höher als das Wissen. Sie ist etwas Lebendiges und Belebendes. Sie hat es nicht mit seinem Verstand, sondern mit dem ganzen Wesen und der ganzen Persönlichkeit eines Menschen zu tun. Die Wahrheit ist ein Sehnen, ein Streben, sie ist ein Kämpfen, ein Ringen. Sie ist Friede und Seligkeit. Die Wahrheit ist nämlich die Erkenntnis, dass das einzelne Menschenleben einen ewigen unverlierbaren Wert besitzt. .... Die Wahrheit ist eine Kraft: Die Kraft zu Gott hin. Wie die Magnetnadel trotz aller Verrückungen, Ablenkungen und Störungen immer wieder durch eine geheimnisvolle Kraft auf einen Punkt hingelenkt wird, so findet auch der Mensch, welcher die Wahrheit in sich trägt, trotz aller Irrtümer und Verirrungen, trotz Fall und Sünde, doch immer wieder den Weg zu Gott hin, durch die Kraft der Wahrheit. Darum, weil die Wahrheit die Kraft zu Gott hin ist, sagt Jesus: „Die Wahrheit wird euch frei machen“ von der Knechtschaft der Sünde. Sie wird die Völker wie den einzelnen frei machen, weil sie eine Kraft ist.... Nur die Wahrheit kann unsere Zeit helfen. Nur wenn sie wieder einen Zug zum Geistigen, zum Ewigen, zu Gott hin bekommt, dann wird ihr auch die Kraft gegeben sein, aus der Sündenknechtschaft sich zu erheben. ... Und wie für die Menschheit und die Völker so ist es auch für den einzelnen Menschen: Die Wahrheit allein macht ihn frei von der Sündenknechtschaft. Nicht dass sie ihn zum sündenlosen Menschen macht. Aber wer das Streben nach ewiger Wahrheit in sich trägt, der kann in der Sünde nicht untergehen. Er kann irren, er kann fallen, aber er ist nicht in der Gefangenschaft der Sünde, sie kann sein ganzes Wesen nicht in Besitz nehmen, sondern er ringt und kämpft, es zieht ihn nach oben zur reinen ewigen Heimat des Geistes. ... Christus hat der Welt die Wahrheit als geistige Kraft gebracht, und diese Kraft wirkt fort und fort, unverlierbar, sie wächst und nimmt zu, solange die Welt besteht – denn nichts, keine Stillstand, keine Gleichgültigkeit, keine Verdunkelung kann den Sieg der Wahrheit aufhalten. Singen: EGB 400:5 – 6 Gebet des Herrn Unser Vater im Himmel, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot, gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Singen: EGB 400:7

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Humanität  –  Lebensbejahung   Religiös-­‐philosophische  und  politische  Aspekte  eines  Begriffs.  

1. Humanität

Was heisst Humanität? Was beinhaltet Lebensbejahung?

In der Reihe „Worte die bleiben – Eine Sammlung von Zitaten von Albert Schweitzer“ gibt

es eine Sammlung zum Thema „Menschlichkeit“. Auf Seite 2 findet sich das Zitat:

„Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird.“

Auf der Suche nach Möglichkeiten für einen Weiterbildungsurlaub bin ich auf die Webseite

der „Martin Buber Universität“ gestossen. Dort finden sich zwei Definitionen zum Thema

Philosophie und Humanismus:

Philosophie impliziert, dass man aus „Liebe zur Weisheit“ die Dinge oder Phänomene des Lebens in Frage stellt, sie untersucht, durchschaut und sie in ihrer Eigentlichkeit erblickt oder wahrnimmt.

Der Begriff „human“ beinhaltet – von seiner Herkunft her – eine Beschäftigung oder Auseinandersetzung mit „hum“, was eigentlich Erde bedeutet. Der humane Mensch wird diese Erde oder - anders gesagt - das, was um ihn herum ist – seine Mitmenschen, seine Natur, seine Kultur … – mit seinem menschlichen Geist, seinem Charakter, seinem Charisma füllen, sodass eine „atmende“, eine fruchtbare Erde („humus“) entsteht: Eine Welt, eine Gesellschaft, ein Haus, ein „home“, worin ein jedes Mitglied mit dem ANDEREN gemeinsam wohnen, worin man sich gegenseitig Leben, die Luft zum Atmen schenkt!

Diese Erde, dieses „home“, dieses Haus, diese Wohngemeinschaft, diesen „humus“ wird der freie, verantwortungsbewusste Mensch – als Elternteil, als Lehrer, als Arzt, Politiker, Priester, Bankier oder Architekt … – „human“ schützen, „human“ kultivieren, „human“ modernisieren … eben „humanisieren“ ! Entsprechend steht dieser Mensch frei und mächtig im Mittelpunkt des philosophischen Fragens. Als „humaner“ Mensch wird er immer sich und ANDERE zur Verantwortung rufen, sich zur Verantwortung rufen lassen, um sich mit dem ANDEREN im Dialog zu verbinden!

Konkret impliziert das unter Anderem, dass er sich um bestehende – etwa politische, soziale, pädagogische Strukturen oder Systeme – kümmern wird, um sie in ihrer Wahrheit, Güte und Schönheit zu sehen bzw. diese Qualitäten oder Tugenden in die Welt zu tragen, sie gleichsam als Samen in die Erde zu legen … Dieser ANDERE Mensch wird sich am Humanen als oberstem Ziel ausrichten und entsprechend in den ihm gegebenen Lebenssituationen auftreten: frei, mutig, emotional, voll Vertrauen, mit festem Glauben, mit Zuneigung und Liebe, in Verbundenheit mit und Respekt vor dem ANDEREN!

Somit ist Humanphilosophie oder das Philosophieren in Relation zur Frage nach dem Humanen eine Schlüsselkompetenz, womit der Mensch das Leben, die Erde in diesem humanen Kontext voller „Liebe“ betrachten und „bewohnbar“ gestalten wird …

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Der Begriff Humanität gibt es nur im Singular. Es gibt nicht verschiedene Formen von

Menschlichkeit. Im Französischen bezeichnet der Begriff „l’humanité“ die Menschheit als

Summe aller Menschen. Auf Deutsch bezeichnet es (1) das Streben nach Menschlichkeit,

die auf die Würde und das Wohl der Menschheit gerichtet ist, sowie (2) nach edler

Gesinnung im Verhalten zur Kreatur.

Die heutige Bedeutung wurde durch den Humanismus der Renaissance geprägt.

(Wiktionary).

Von diesem Wort leiten sich humanitär, Humanitätsapostel, Humanitätsdenken,

Humanitätsduselei, Humanitätsideal ab.

2014 ist es 100 Jahre her, das gegen jedes Prinzip der Humanität verstossen wurde. Einige

Ausnahmen gab es sicher. Die

Stimmen die für Menschlichkeit

plädierten, verstummten als z.B. der

deutsche Kaiser am 4. August 1914

in seiner berühmten Reichstagsrede

verkündete „Ich kenne keine Parteien

mehr, ich kenne nur noch Deutsche“.

Protestanten, Katholiken, Juden, Freidenken, Liberale, Konservative, Sozialisten usw. : alle

waren vereinigt in diesem einem Begriff: Deutsche.

Das Bild von Wilhelm II steht für das Programm dieses Krieges: Tod.

Vermutet wird, dass das Symbol des Totenkopfs später in der Nazi-Zeit für

die Uniforme der Waffen-SS verwendet wurde.

Vielen unterlagen der Propaganda. Es war sicher nicht das erste und letzte Mal. Bis in der

Gegenwart wird Propaganda ein wichtiges Instrument, damit eine Regierung für den Krieg

oder zumindest für Militärausgaben Unterstützung findet.

Als Beispiel für die Versuchung, wähle ich kein geringerer als Martin Buber. Wie viele

andere Juden war er – als Bürger der habsburgischen Doppelmonarchie – „kriegsbegeist-

ert“. In seiner Autobiographie hat er das später unter dem Tisch gefegt.

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In einem Artikel der „Zeit-online“ findet sich einen Artikel der wie folgt eingeleitet wird: „Bis 1916 feiert der jüdische Religionsphilosoph den Krieg. Dann denkt er um – und datiert die Wende vor: ins Jahr 1914...“ (Elisabeth von Thadden). „Erst als der preussische Kriegsminister im Herbst 1916 die „Judenzählung“ befahl, um die deutschen Juden der „Drückebergerei“ zu überführen, sah Buber es ein: er hatte sich geirrt.“

In anderen Ländern ging es ähnlich „patriotisch“ zu und her gegangen. Die Propaganda benutzte alle denkbare Mittel um nicht nur Menschen zu rekrutieren, wie zB dieses Plakat für den entscheidenden Kriegseintritt der Vereinigten Staaten.

Das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte sehr viele Entdeckungen und Erfindungen

gebracht. Es war der Anfang vom „Medienalter“. Mit Foto, Film und Musik wurde für den

Einsatz geworben. Auch die Kriegsministerien setzten diese Erfindungen gezielt ein, damit

Männer sich für den Krieg meldeten.

Zwei Beispiele hören: ein „Schlager“ aus dem Vereinigten

Königreich: „ich möchte dich eigentlich nicht gehen lassen, aber ich

denke doch dass du gehen solltest...“

Wenn die Männer sich nicht freiwillig meldeten, konnten ihre Frauen

Druck ausüben.

In Frankreich wurde ein Lied aus der Zeit der französischen Revolution – nota bene in

Strassburg komponiert – populär: „Chant du départ“.

Die Kriegspropaganda arbeitet mit Bildern. Auch bei der Werbung für die Finanzierung des

Krieges wurden Bilder, die „haften“ verwendet. Das macht wohl die Werbung vom „Crédit

Lyonnais“ deutlich:

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Von Humanität ist hier nicht mehr die Rede. Der Feind wird Bedrohung der Humanität

gesehen. Das „Menschliche“ wird ihm aberkannt.

Voriges Jahr haben wir dem Wegzug von Albert und Helene Schweitzer Bresslau gedacht.

Bei ihrer Fahrt nach Gabun hat Albert Schweitzer Gold statt Geld mitgenommen. Die

Publikationen, die in letzter Zeit über die Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erschienen sind,

erwähnen auch das grosse Wettrüsten. Es hatte auch immer wieder kleinere „Kriegsherde“

gegeben. Helene Schweitzer Bresslau war am Werk ihres Mannes beteiligt. Im Gegensatz

zu Albert Schweitzer, dachte sie – wie ihre Eltern – deutsch-national.

Ihr Vater, Harry Bresslau, war eine Karriere an der Berliner Universität versagt geblieben,

weil er Jude war. Dafür war er, zusammen mit anderen hervorragenden Wissenschaftlern,

nach Strassburg ernannt worden, weil Wilhelm II dieser Universität förderte. Sie war, als

Schweitzer dort das Theologiestudium 1893 anfing, die modernste Universität des

Deutschen Reichs.

Die Familie Bresslau war dem Reformjudentum zugetan. Die Kinder wurden christlich, d.h.

protestantisch, getauft damit ihnen später die Religionszugehörigkeit kein Hindernis für

den Beruf sein würde. Beim Marokko-Krieg 1911 stehen die Bresslaus auf „deutscher

Seite“. Albert Schweitzer dagegen lässt sich nicht für eine nationalistische Sicht

einspannen. Er sieht als Ziel der deutschen Weltpolitik:

„England unterzukriegen und es mit der Invasion einer deutschen Armee zu bedrohen... Und das ist das Gemeine. Denn Deutschland muss den jetzigen Besitzstand anerkennen... es will aber nun England noch überwinden, dann kann es Kolonien nehmen, wie viele es will. Darum die Koalition gegen Deutschland. (Gott sei Dank!). Darum die Kriegsgefahr, ob für jetzt oder

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in einem Jahr ist gleich. Auf die Dauer kann Deutschland diese wahnsinnigen Rüstungen nicht aushalten, sondern muss zusammenbrechen. Also muss es vorher alles wagen, auf Tod und Leben... nur wegen wahnsinniger Grössenpläne...“

(aus „Die Jahre vor Lambarene. Briefe 1902 – 1912. München 1992, S. 320f., zitiert bei Verena Mühlstein: Helene Schweitzer Bresslau. Ein Leben für Lambarene. München 1998).

Albert Schweitzer war Realist. Aus was er in den Zeitungen las, konnte er seine 1912

vermutete Kriegsdrohung nur bestätigt sehen. Verena Mühlstein weist in ihrer Biographie

über Helene Schweitzer Bresslau darauf hin, dass sie „2000 Mark in Gold statt in Scheinen

im Handgepäck mitnehmen, «da sie mit der Möglichkeit des Krieges rechnen müssten».

Seine ungemein weitsichtige politische Einstellung zieht er unter anderen aus der

Beobachtung, dass seit 1911 sowohl in Frankreich als auch in Deutschland vom Staat das

Gold nach Möglichkeit aus dem Verkehr gezogen wurde.

Der Erste Weltkrieg wird in mancher Publikation als „Ur-Katastrophe“ des 20. Jahrhunderts

bezeichnet. Es war ein Krieg mit modernsten Waffen. Ein Krieg, wo neue Techniken und

Erfindungen (Giftgas) zum Einsatz kamen. Zum ersten Mal wurde die Zivilbevölkerung so

in Mitleidenschaft gezogen, wie vorher noch nie geschehen. Ein Krieg der sich von anderen

„Weltkriegen“ unterschied, weil die Kampfhandlungen während 4 Jahren ununterbrochen

geführt wurden.

Albert Schweitzer sagte, bzw. schrieb: „Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch

einem Zweck geopfert wird.“ Den Satz wird sowohl auf dem Jahresbericht des Deutschen

Roten Kreuzes, auf der Startseite von Ritualbegleitenden und auf christliche Internetseiten

zitiert. Vermutlich stammt es aus der letzten Abschnitt des Wirkens von Albert Schweitzer.

Beeindruckt von den Folgen des atomaren Wettrüstens, positionierte er sich gegen den

atomaren Wahnsinn. Es kostete ihm vor allem im damaligen westlichen Lager Sympathie.

Einige Zitate aus „Das Abenteuer, Mensch zu sein. Die organisierte Gedankenlosigkeit im

Jahrhundert der Angst.“ (publiziert bei: Werner Zager, Albert Schweitzer als liberaler

Theologe. Studien zu einem theologischen und philosophischen Denker. Bd 11 der Beiträge

zur Albert-Schweitzer-Forschung, Berlin 2009.):

„Sein ganzes Leben hindurch ist der heutige Mensch der Einwirkung von Einflüssen ausgesetzt, die ihm das Vertrauen in das eigene Denken nehmen wollen. Der Geist der geistigen Unselbstständigkeit, dem er sich ergeben soll, ist in allem, was er hört und liest: er ist in den Menschen, mit denen er zusammenkommt; er ist in den Parteien und Vereinen, die ihn mit Beschlag belegt haben; er ist in den Verhältnissen, in denen er lebt.... Der Geist der Zeit lässt ihn nicht zu sich selber kommen.... Durch den Geist der Zeit wird der heutige Mensch also zum Skeptizismus in Bezug auf das eigene Denken angehalten, damit er für autoritative Wahrheit empfänglicher werde. Dieser stetigen Beeinflussung kann er nicht den erforderlichen Widerstand leisten, weil er ein überbeschäftigtes, ungesammeltes, zerstreutes Wesen ist...

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Heute findet eine Auseinandersetzung zwischen Ideen und Ideen und zwischen Menschen und Menschen, wie sie die Grösse des achtzehnten Jahrhunderts ausmachte, nicht mehr statt. Damals war die Ehrfurcht vor den Meinungen der Kollektivitäten nicht anerkannt. Alle Ideen mussten sich vor der individuellen Vernunft rechtfertigen. Heute ist die ständige Rücksichtnahme auf die in den organisierten Gemeinschaften geltenden Anschauungen selbstverständliche Regel geworden. ... Mit der preisgegebenen Unabhängigkeit des Denkens haben wir aber, wie es nicht anders sein konnte, den Glauben an die Wahrheit verloren. ... Tatsächlich bewegen sich die Gedanken vollendeter Inhumanität seit zwei Menschenaltern in der hässlichen Klarheit der Worte und mit der Autorität logischer Grundsätze unter uns. Es hat sich eine Mentalität der Gesellschaft herausgebildet, die die Einzelnen von der Humanität abbringt. An ihre Stelle tritt das mit mehr oder weniger Formen ausgestattete Benehmen der absoluten Indifferenz. Die gegen Unbekannte auf jede Weise betonte Unnahbarkeit und Teilnahmslosigkeit wird gar nicht mehr als innere Rohheit empfunden, sondern gilt als weltmännisches Verhalten. ... Es darf nicht sein, dass wir uns dem Unbekannten gegenüber in absoluter Fremdheit bannen lassen. Kein Mensch ist jemals einem Menschen ein vollständiger und dauernd Fremder. Mensch gehört zu Mensch. ... Das Gesetz der Zurückhaltung ist bestimmt, durch das Recht der Herzlichkeit durchbrochen zu werden. Alle müssen wir uns hüten, denen, die wir lieben, Mangel an Vertrauen vorzuwerfen, wenn sie uns nicht jederzeit in alle Ecken ihres Herzens einblicken lassen. Nur wer Ehrfurcht vor dem geistigen Wesen anderer hat, kann andern wirklich etwas sein.... Die Richtung, in der wir gehen müssen, ist klar. Miteinander haben wir über den Sinn des Lebens nachzudenken, miteinander darum zu ringen, dass wir zu einer welt- und lebensbejahenden Weltanschauung gelangen, in der unser von uns als notwendig und wertvoll erlebter Trieb, zu wirken, Rechtfertigung, Orientierung, Klärung, Vertiefung, Versittlichung und Stählung findet und daraufhin fähig wird, definitive und vom Geist wahrer Humanität eingegebene Kulturideale aufzustellen und zu verwirklichen. ... Sein Menschenleben neben dem Berufsleben rettet sich, wer auf die Gelegenheit aus ist, in persönlichem Tun, so unscheinbar es sei, für Menschen, die eines Menschen bedürfen, Mensch zu sein...“

Diese Sätze sind, selbstverständlich, mit dem wohl meistzitierten Satz Albert Schweitzers

zu verbinden: „ich bin Leben inmitten von Leben das leben will“. Menschlichkeit steht und

fällt mit der Fähigkeit „sich das Mitfühlen und Mitleiden mit den Menschen bewahren.“

Im längeren Zitat aus der Publikation von Prof. Werner Zager bezeichnet Albert Schweitzer

die Notwendigkeit zu einer „welt- und lebensbejahenden“ Haltung zu gelangen.

„Lebensbejahung“ ist die Überschrift unseres diesjährigen Treffens hier in Günsbach. Was

kann darunter verstanden werden?

2. Lebensbejahung Den Satz, „Ich bin Leben inmitten von Leben, das leben will“, hat Albert Schweitzer in

seiner Autobiographie mit einer Fahrt auf dem Ogowe verbunden. (Autobiographien sind

nicht objektiv. Sie spiegeln die Wirklichkeit so wie sie von uns gerne wahrgenommen und

weitergegeben wird.)

Die „Ehrfurcht vor dem Leben“ führt zu einer Lebensbejahung. Sie ist Ausdruck einer

konsequenten Nachfolge Jesu.

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Bei Clemens Frey finden wir den Satz:

„Die Praxis der Ehrfurcht vor dem Leben ist Arbeit am Reich Gottes. Der universale Charakter dieses Reiches wird von dem ehrfürchtigen Handeln allen Lebewesen gegenüber ernst genommen.“ (S. 210 „Christliche Verantwortung bei Albert Schweitzer“ Bern 1993).

In seiner Arbeit über Albert Schweitzer geht es um einen Vergleich zu Dietrich Bonhoeffer.

Der Rückzug aus dem wissenschaftlichen Betrieb der Universität Strassburg vergleicht Frey

mit dem Rückzug von Dietrich Bonhoeffer nach Finkenwalde.

„Menschen, die sich aus irgendwelchen Gründen wie Schweitzer nach Lambarene und wie Bonhoeffer nach Finkenwalde zeitweise von der „Welt“ zurückgezogen haben, finden wir in der ganzen uns bekannten Geschichte; so zum Beispiel Moses, Elia, Johannes der Täufer, Jesus, Paulus, Mohammed, aber auch moderne Menschen .... Diese Distanz in der Lebensform der Einsamkeit kann eine katalysatorische Erfahrung entfalten... ihre Verantwortung der Welt gegenüber „in-der-Welt“ wahrzunehmen. Für diese Tatsache liefern uns Schweitzer und Bonhoeffer deutliche Beispiele. Um den Gedanken der Komplementarität der Bewegung „aus-der-Welt“ und „in-die-Welt“ zu vertiefen, greifen wir auf die klösterlich-mönchische Tradition zurück... Die Mystik selbst kann in sich eine solche Verbindung realisieren. ... Mystik und Weltgestaltung sind zwei Aspekte eines einzigen Geschehens.“ (S. 14f).

Im Albert Schweitzer Haus hängt das Bild von Johann Friedrich

Oberlin, der geprägt wurde von der Frömmigkeit des Grafen

Zinzendorf und der Herrnhuter.

Frömmigkeit und Tätigkeit gehören zusammen. Der Einsatz von

Albert und Helene Schweitzer Bresslau (der Anteil der Helene

wird zu wenig berücksichtigt) in Lambarene ist Ausdruck einer

solchen tätigen Jesusfrömmigkeit. Hier berühren sich liberale

Theologie und pietistische Frömmigkeit: in unserem Handeln

haben wir uns als Menschen zu bewähren. Dazu noch dieses Zitat aus Frey:

„Vita contemplativa und vita activa sind nicht voneinander fernzuhalten. „Die Aktion ist das begleitende und vorbereitende Element der Tiefenerfahrung des Glaubens, und sie bezeugt diese und setzt sie fort... Wir treffen auf die komplementäre, sich gegenseitig bedingende Bewegung „aus-der-Welt-in-die-Welt“... Das ethische Wirken der Liebe muss durch das Denken und die Erfahrung hindurch, wie durch eine Katharsis. ... Dieser Durchgang führt zu „innerem Freisein von der Welt“, denn «wer sein Leben opfert, um für einen einzelnen oder für die Menschheit ein Ziel zu erreichen, übt Lebensbejahung». Das «innerliche Freiwerden von der Welt..., das Anderssein als die Welt» führt bei Schweitzer nicht zu einer Abkehr von der Welt... Vielmehr jagt es uns hinein in die Welt «unter dem Druck der innerlichen Nötigung zum ethischen Sein». «Jedes innere Freisein von der Welt erhält seine Bedeutung nur dadurch, dass wir durch es zu höchsten Formen des Tätigseins in der Welt fähig werden»“ (S. 125)

Der Begriff „Lebensbejahung“ ist mit der Verantwortung der Menschheit für das Leben

gegeben. Diese Verantwortung kann unreligiös gedeutet werden. Sie kann aber auch

religiös nachgewiesen werden.

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Einerseits entspricht sie dem Gebot der Nächstenliebe. Andererseits ist sie Ausdruck des

biblischen und jüdischen religiösen Denkens. Das Hauptgewicht liegt nicht auf das Wissen

über Gott, sondern auf die Nachahmung Gottes. In seinem „Ihr werde sein wie Gott“

schreibt Erich Fromm:

„Diese Nachahmung erfolgt, indem man die rechte Art zu leben anstrebt, die Halacha genannt wird. Die Wortwurzel bedeutet «gehen». Halacha bezeichnet demnach den Weg, den man geht; dieser Weg führt zu einer immer grösseren Annäherung an Gottes Art zu handeln... In der biblischen und der späteren jüdischen Überlieferung gibt es eine Reihe von zentralen Werten: Lebensbejahung, Liebe, Gerechtigkeit, Freiheit und Wahrheit. Diese Werte sind keine voneinander getrennten, unabhängigen Gegebenheiten, sondern sie bilden ein Wertsyndrom. Die biblische Schöpfungsgeschichte ist ein eindrucksvolles poetisches Beispiel für die bejahende Einstellung zum Leben. .... Nachdem die ganze Schöpfung beendet war, sah Gott, «dass alles, was er gemacht hatte, sehr gut war» (Gen 1,31). Nur als Gott den Menschen geschaffen hatte, sagte er nicht «Es ist gut». Nach einer chassidischen Geschichte hat Gott darum nicht gesagt, dass es gut sei, weil er den Menschen als ein offenes System schuf, das dazu bestimmt war, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln, und das nicht fertig war wie die übrige Schöpfung. Der Mensch muss zwischen den beiden grundsätzlichen Alternativen von Leben und Tod wählen. In dem Vers «Hiermit lege ich dir heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor» (Dtn 30,15) wird das Leben mit dem Glück und der Tod mit dem Unglück gleichgesetzt, und einige Verse weiter wird diese Alternative so formuliert: «Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle das Leben, damit du lebst und deine Nachkommen» (Dtn 30,19). Das Leben ist für den Menschen die höchste Richtschnur; Gott ist lebendig, und der Mensch ist lebendig; er muss sich grundsätzlich für das Wachstum oder für den Verfall entscheiden.“ (S.192, Erich Fromm Gesamtausgabe Bd 6 Religion). In diesem Zusammenhang schreibt Fromm über Albert Schweitzer: „Albert Schweitzers Grundsatz von der «Ehrfurcht vor dem Leben» ist auch für das spätere Denken in der jüdischen Überlieferung kennzeichnend. ... Sämtliche Gebote, ..., deren Beachtung nach dem talmudischen System strenge Pflicht ist, sind aufgehoben, wenn ihre Einhaltung das Leben des Betreffenden gefährden könnte. Es ist dann nicht nur erlaubt, diese Gesetze unter solchen Umständen nicht einzuhalten, es ist sogar Pflicht, sie zu übertreten, um das Leben zu retten. (Vgl. auch Talmud, Joma 85b: «Er soll durch sie (die Satzungen, vgl. Lev. 18,5) leben, aber nicht ihretwegen sterben». ... Eng verwandt mit dem Prinzip der Bejahung des Lebens ist das der Liebe. ... es besteht kein Zweifel darüber, dass die Bibel befiehlt, den «Fremdling» zu lieben, d.h. jenen Menschen, der machtlos ist, weil er nicht vom gleichen Blut ist und nicht derselben Religion angehört....“ (S. 192)

Albert Schweitzer ging es um die Verwirklichung des Humanitätsdenkens. Clemens Frey

betont, „dass Schweitzer, wie er selber sagt, immer nur dasselbe Buch schreibt. ... Der

1924 in Birmingham ausgesprochene Satz blieb bis zuletzt unangetastet: «Als die tiefste

Religion ist mir das Christentum zugleich die tiefste Philosophie»“ (S. 211f). Reich Gottes

und messianische Erwartung sind mit dem Prophetentum in Israel verbunden. Dazu

Fromm wieder:

„... die Idee des Friedens in der Auffassung der Propheten nicht von der Idee der Verwirklichung der Humanität zu trennen. Friede ist mehr als Nicht-Krieg; er bedeutet Harmonie und Vereinigung aller Menschen, Überwindung der Abgesondertheit und Entfremdung.

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Die prophetische Auffassung vom Frieden transzendiert den Bereich menschlicher Beziehungen: die neue Harmonie besteht auch zwischen dem Menschen und der Natur.... Der Mensch fühlt sich von der Natur nicht mehr bedroht, und er hört auf, sie behrrschen zu wollen; er wird natürlich und die Natur wird menschlich. .... Die Idee des Friedens unter den Menschen findet ihren Höhepunkt in der prophetischen Vorstellung von der Zerstörung aller Kriegswaffen, von der unter anderen Micha spricht (Micha 4,3f)... In engem Zusammenhang steht damit der universalistische Aspekt der messianischen Zeit. Die Menschen werden nicht nur aufhören, sich gegenseitig zu vernichten, sie werden auch nicht länger die Empfindung haben, dass die einzelnen Völker voneinander streng getrennt sind...“ (Bd 6, S.159f.)

3. Die politische Aspekte der Humanität, bzw. der Lebensbejahung

Beim diesjährigen Johannistreffen denken wir zurück an den Ausbruch des Ersten

Weltkriegs des 20. Jahrhunderts.

Der Begriff „Weltkrieg“ stammt, laut dem Grimm’schen Wörterbuch, von 1599. Während

der Napoleonischen Zeit wurde der Begriff häufiger verwendet. Diese wurde im 19.

Jahrhundert als „Zeit des Weltkrieges“ bezeichnet. Vom „Weltkrieg“ war schon vor 1914

die Rede. Für die beiden Kriege des 20. Jahrhunderts – „Erster“ und „Zweiter“ – wird auch

der Begriff „totaler Krieg“ verwendet. Sie bezeichnen Konflikte zwischen den wichtigen

Grossmächten und wurden in allen Kontinenten ausgetragen.

Welche Haltung war die Albert Schweitzers? Obwohl Albert Schweitzer, 1875 in Kayserberg

geboren, Deutscher war, lehnte er den wilhelminischen militärischen Grössenwahn ab. Ich

zitiere hier nochmal aus der Biographie der Helene Schweitzer Bresslau: „Darum die

Kriegsgefahr, ob für jetzt oder in einem Jahr ist gleich. Auf die Dauer kann Deutschland

diese wahnsinnigen Rüstungen nicht aushalten, sondern muss zusammenbrechen. Also

muss es vorher alles wagen, auf Tod und Leben... nur wegen wahnsinniger Grössen-

pläne...“

Als Student hat Albert Schweitzer 1894/95 den Militärdienst in Strassburg geleistet. Er

äusserte sich nicht negativ über diese Zeit. Da er im Übersee tätig war, war er nicht von

der Mobilmachung betroffen. Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs erlebten Albert und

Helene Schweitzer Bresslau in Lambarene als ihnen 1914 mitgeteilt wird, dass sie sich als

Kriegsgefangenen zu betrachten haben. Weiter in den Jahren nach 1917 bis zum zweiten

Aufenthalt in Lambarene 1924.

Es sind die Jahren der Internierung in Bordeaux, im Lager von Garaison (Pyrenäen) und

St. Rémy (Provence), der Rückkehr nach Strassburg, Geburt der Tochter Rhena und der

Vertreibung der Schwiegereltern als „Boches“ aus Strassburg.

Dazu Verena Mühlstein:

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„Es ist eine besondere Tragik, dass viele von denen, die 1919 als Deutsche aus dem Elsass ausgewiesen werden, Juden sind, denen nur 14 Jahre später in Deutschland jedes Recht auf Leben abgesprochen wird.... Die heute kaum mehr vorstellbare hasserfüllte Stimmung, die in den ersten Jahren nach Kriegsende im Elsass herrscht, macht es Helene Schweitzer unmöglich, sich in Strassburg weiterhin zu Hause zu fühlen... Die Lage der im Elsass gebliebenen Deutschen verschlechtert sich von Monat zu Monat. Eine „Commission de triage“ teilt die Bevölkerung in vier Gruppen ein: A Elsässer, B Mischlinge, C Neutrale und D Deutsche; der Volksmund übersetzt die Buchstaben boshaft als ange, barbare, canaille und diable. Nachdem er eine Bescheinigung beigebracht hat, dass sowohl die Grosseltern mütterlicherseits als auch väterlicherseits alle im Elsass geboren sind, wird Albert Schweitzer als A eingestuft, Helene Schweitzer als Deutsche mit D. Erst im Dezember 1920 erhält sie die Einbürgerungsurkunde und einen französischen Pass. Doch auch Albert Schweitzer ist in den ersten zwei Jahren nach Kriegsende persona non grata in Strassburg. Seine Solidarität mit den Ausgewiesenen, denen er noch Lebensmittel über die Grenze bringt, machen ihm in den Augen der französischen Behörden verdächtig. Wegen seiner unabhängigen Haltung gilt Albert Schweitzer als «gefährlicher Autonomist» und wird von Anfang 1919 bis Ende 1920 von der französischen Geheimpolizei überwacht...“ (S. 186f).

In dieser Zeit arbeitet Schweitzer u.a. an die Kulturphilosophie. Albert Schweitzer als sich

auf keine politische Ideologie einlassenden unabhängigen Denker teilt die Menschen nicht

auf in „Freund und Feind“. Es gibt Menschen, die Hilfe brauchen und solche die helfen

können. Unter denen, welche von Albert Schweitzer zB Hilfe bekamen, gehörten, neben

der Familie Bresslau, u.a. Cosima Wagner und Hans Thoma. (S. 157 „Aus meinem Leben

und Denken“).

In seinem Buch „Ethik und Politik“ weist Ernst Luther daraufhin, dass die Ethik der

Ehrfurcht vor dem Leben seine Predigten des Jahres 1919 beherrschen. In seinen

Predigten lädt Schweitzer die Gemeinde ein zum Nachdenken über Versöhnung und

Nächstenliebe.

„Alle erlebten den Krieg, die Feindschaft, den hass und die Not. Gefragt ist Hoffnung, auf eine Zeit, in der der christliche Gedanke der Liebe erlebbar wird.... In der vom Fremdenhass geprägten Umgebung ... war der erste Gedanke aus der Bergpredigt: «Das Gebot der Liebe heisst also im letzten Grunde: Es gibt für dich keine Fremden, sondern nur Menschen, deren Wohl und Wehe dir angelegen sein muss».“ (E. Luther, Albert Schweitzer. Ethik und Politik, Berlin 2010, S. 63).

Der Leitsatz den wir für das heutige Treffen gewählt haben, „Humanität besteht darin,

dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird“, führt zu einer Ablehnung des

Krieges als Konfliktlösung.

Der Name Albert Schweitzer ist mit Frieden und Friedensförderung verbunden. 1932

äusserte er in seiner Gedenkrede zum 100. Todestages Goethes Bedenken im Bezug zu

den politischen Entwicklungen in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg gestand er

ein, dass es ein Fehler war die Stimme nicht erhoben zu haben. 1951 erhielt er den

Friedenspreis des deutschen Buchhandels und 1952 den Friedensnobelpreis. Mit seinem

„Appell an die Menschheit“, eine Sendung von Radio Oslo, begann seinen Einsatz gegen

die Kernwaffen.

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Die Konsequenz der Lebensbejahung ist die Ablehnung vom Krieg. In diesem Sinne kann

die Position Albert Schweitzers als pazifistisch bezeichnet werden. Er schreibt:

„Sein Menschenleben neben dem Berufsleben rettet sich, wer auf die Gelegenheit aus ist, in persönlichem Tun, so unscheinbar es sei, für Menschen, die eines Menschen bedürfen, Mensch zu sein.... Dass jeder in der Lage, in der er sich befindet, darum ringt, wahres Menschentum an Menschen zu bestätigen: davon hängt die Zukunft der Menschheit ab.“ („Aus meinem Leben und Denken“ S. 86).

Die Geschichte des westlichen Pazifismus ist ursprünglich mit dem Einsatz gegen Skla-

venhandel und Sklaverei verbunden. 1815 entstanden in den USA die ersten Friedens-

gesellschaften. Es Anhänger des liberalen und aufgeklärten Unitarismus. Noah Worcester

„A Solemn Review of the Customs of War“ (1814) steht am Anfang dieser Bewegung. In

Großbritannien waren besonders die Quäker ("Gesellschaft der Freunde") aktiv.

(http://www.tiltonline.net/tilt/gruppen/idk/pazifis.htm)

Diese Bewegungen – Quäker und Unitarier – orientierten sich an die christliche Friedens-

botschaft. An die Bergpredigt Jesu kann keine christliche Gruppierung vorbeischauen oder

–gehen. Und da heisst es „Selig sind die den Frieden machen, denn sie werden Kinder

Gottes heissen“. Den Frieden machen steht im Gegensatz zu diesem alten Wort der

Rüstungsbefürwortern: „Si vis pacem para bellum“ (Wörtlich: "Wenn du den Frieden willst,

bereite den Krieg vor").

Wie sehr der Einsatz für das Leben nötig ist, unterstreichen noch zwei Zitaten von Erich

Fromm und Ernst Luther. 1960 publiziert Erich Fromm „The Case for Unilateral

Disarmament“. Albert Schweitzer – damals 85 – wird nicht explizit erwähnt, wohl aber sein

Leitsatz zitiert.

„Der Vorschlag einer vollkommenen einseitigen Abrüstung wird von Männern wie Victor Gallancz, Lewis Mumford und einigen Quäkern von ihrem religiösen, moralischen oder pazifistischen Standpunkt aus befürwortet. Auch von Männern wie Bertrand Russell, Stephen King-Hall und Charles Wright Mills wird er unterstützt, ... kompromisslose Gegner eines Atomkrieges und aller Vorbereitungen dazu... Ich selbst stehe mit meiner Auffassung irgendwo zwischen den strengen Pazifisten und Männern wie Bertrand Russell ... Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen ist jedoch nicht so grundsätzlich,... Beiden ist die kritische Einstellung zu den irrationalen Aspekten der internationalen Politik und eine tiefe Ehrfurcht vor dem Leben gemeinsam. Beide sind von der Einheit der Menschheit überzeugt und beide teilen den Glauben an die geistigen und intellektuellen Möglichkeiten des Menschen. Sie folgen ihrem Gewissen und weigern sich, daran mitschuldig zu werden, wenn «Millionen von Frauen, Kindern und Kriegsunfähigen den Verlusten und Gefahren ausgesetzt werden, die ihre eigene Regierung durch ihr Verhalten heraufbeschwört». Ob sie in theistischen Begriffen denken oder in denen eines nicht-theistischen Humanismus, sind sie doch alle in der gleichen spirituellen Tradition verwurzelt und in bezug auf diese Grundsätze zu keinem Kompromiss bereit.... In dem Mass, wie die Kriegsführung gleichzeitig immer sinnloser und immer vernichtender wird, wächst die Übereinstimmung unter den Pazifisten aus Glaubensgründen, den Humanisten und den pragmatischen Gegnern der atomaren Bewaffnung... Die sich ständig vergrössernde Kluft zwischen Verstand und Gefühl, die für die

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westliche Entwicklung in den letzten Jahrhunderten so charakteristisch ist, hat ihren gefährlichen, schizoiden Höhepunkt erreicht, wenn wir heute ruhig und angeblich vernünftig darüber diskutieren können, ob wir mit unserer Handlungsweise möglicherweise den Untergang der Welt herbeiführen... höchst unwahrscheinlich..., dass die Menschen noch an Freiheit, Achtung vor dem Leben oder Liebe glauben könnten, nachdem sie die grenzenlose Grausamkeit des Menschen gegen den Menschen,... miterlebt und sich daran beteiligt hätten. Es ist eine psychologische Tatsache, dass brutale Gewaltakte auf die, die sie ausführen, eine brutalisierende Wirkung haben und zu noch mehr Brutalität führen. Doch was geschieht, wenn die Abschreckung wirkt? ... Längere Zeit unter der ständigen Drohung von Vernichtung zu leben, hat bei den meisten Menschen bestimmte psychologische Wirkungen wie Angst, Feindseligkeit, Gefühllosigkeit, eine Verhärtung des Herzens und eine daraus resultierende Gleichgültigkeit gegen alle Werte, die uns am Herzen liegen. ... ... die Forderung des Wettrüstens für die westliche Kultur eine besondere Bedrohung. Im Prozess der Naturbeherrschung sind Produktion und Konsum zur Hauptbeschäftigung des westlichen Menschen – zu seinem Lebensziel – geworden. Wir haben aus Mitteln Zwecke gemacht. Wir stellen Maschinen her, die wie Menschen sind, und wir produzieren Menschen, die wie Maschinen sind. ... Die reale Bedrohung unserer Existenz ist nicht die kommunistische Ideologie, ... es ist die Hohlheit unserer Überzeugungen, die Tatsache, dass Freiheit, Individualität und Glaube zu leeren Formeln geworden sind.... unsere Lebenskraft versiegt, weil wir keine Vision mehr haben, ausser dass wir immer mehr vom immer gleichen haben wollen.“ (Gesamtausgabe Bd 5, S. 215ff)

Ernst Luther, Im Bergwerk der Ethik („Albert Schweitzer. Politik und Ethik“):

„Lässt sich Schweitzers Anspruch vom ethischen Einssein mit einer nichtethischen Welt im 21. Jahrhundert realisieren? Der Grundgedanke vom ethischen Einssein mit einer nichtethischen Welt ist die Forderung nach der Verwirklichung der Ehrfurcht vor dem Leben durch die Einheit von Fortschritt, Kultur und Ethik. ... Wenn wir die Situation im 21. Jahrhundert damit vergleichen, so ist Krieg, Hungersnot und Völkermord in weiten Teilen Afrikas und Asiens Tagesthema in den Medien. Armut und Arbeitslosigkeit herrscht auch in reichen Industrieländern. Masslose Profitgier bei Managern, Heuchelei und Betrug bei Politikern, brutale Gewalt bei jungen Menschen – alles das korreliert mit der Kürzung der Mittel für Kultur und soziale Netzwerke. Um diesen Prozess des Niedergangs von Kultur und Ethik aufzuhalten, bedarf es vieler Menschen... Verbleiben wir in der Resignation oder kommen wir durch sie wie durch eine Halle hindurch zur Einheit von Fortschritt, Kultur und Ethik? Ich möchte im folgenden fünf Bedingungen in Anlehnung an Albert Schweitzer nennen, die als fünf Aufgaben vor uns stehen und vielleicht die Chance eröffnen, dass wir aus dem „Anderssein als die Welt“ zu einem Anderswerden der Welt kommen, so dass sich die Möglichkeit des Einsseins mit der veränderten Welt ergibt. Wahrhaftigkeit (1) nenne ich als die erste Grundbedingung und Aufgabe. Sie durchzieht Schweitzers gesamtes Werk.... Für Schweitzer war Wahrhaftigkeit immer mit Toleranz, Hingebung und Sanftmut (2) verbunden... Lebensbejahung (3) ist eine Grundbedingung der Ehrfurcht vor dem Leben. ... Doch Lebensbejahung nicht um jeden Preis... Lebensbejahung ist für Schweitzer mit Hingebung und Selbstvervollkommnung verbunden. ... so wichtig, weil sie jede Flucht in eine Weltverneinung verhindert. ... Verantwortung (4) ist die Korrelation zur Freiheit. Freiheit ohne Verantwortung ist Willkür. Ethik als tätige Freiheit schliesst die Verantwortung ein. Als 5 könnte die Hoffnung auf eine Zeit, in der die christliche Gedanke der Liebe erlebbar wird.“ (S. 59ff)

Der Leitsatz „Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert

wird“ beinhaltet, dass Humanität auch bedeutet, dass niemals wir, als Einzelperson, unser

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Denken, unsere Vernunft einem Zweck opfern. Albert Schweitzer war ein von der „Jesus-

mystik“ erfüllten Menschen. Jesus war ihm nicht wichtig als „Gottessohn“. Jesus war ihm

nicht wichtig als „Erlöser“ oder wie man sonst noch mit dogmatischen Formeln Jesus

bezeichnen möge. Jesus war für Albert Schweitzer das Ideal der Menschlichkeit, „fleischge-

wordene Menschlichkeit“.

Durch seine Jesus-Nachfolge war es Albert Schweitzer möglich die Grenzen der Kirchen

und des Christentums zu überwinden. Von ihm können alle Religionen und Ideologien

lernen.

Es geht nicht darum die Menschen in Kategorien wie „Freund“ und „Feind“ ein zu teilen,

sondern es geht darum jeden Menschen – Kind, Frau, Mann – zu sehen als das was sie

sind: Menschen mit einem unbegrenzten Recht auf Liebe, Leben.

Im Heftchen „Menschlichkeit“ findet sich dazu auf Seite 8 dieses Wort mit welchem wir

diesen Beitrag beenden:

„Sobald der Mensch über sich und sein Verhältnis zu den anderen nachzudenken beginnt, wird er sich bewusst, dass der Mensch als solcher seinesgleichen und sein Nächster ist“.

(Musik: Albert Schweitzer „Liebster Jesus wir sind hier“ BWV 731, Aufnahme 1936)

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„Die  Waffen  nieder“  Zum  100.  Todestag  von  Bertha  von  Suttner.    

1953 konnte Albert Schweitzer den Friedensnobelpreis,

welchen ihm für 1952 verleiht worden war, im Empfang

nehmen.

Dass es zu dieser Einrichtung – Friedensnobelpreis –

gekommen ist, ist auch der Bertha von Suttner,

geborene Kinsky, zu verdanken.

1843 geboren in Prag, starb sie am 21. Juni 1914 in

Wien. Vor genau 100 Jahren also. Deshalb diesen

Beitrag.

Ihr bekanntestes Buch, „Die Waffen nieder!“, erschien

1889. Von Anfang an hat es Erfolg und wird in

verschiedenen Sprachen übersetzt. Dadurch erlangt

Bertha von Suttner Bekanntheit in der pazifistischen Bewegung. Da sie den

Friedensnobelpreis 1905 – als erste Frau – bekam und 1911 diesen Preis ihrem Mitarbeiter

und –streiter, Alfred Hermann Fried (1864 – 1921) verliehen wurde, gehe ich von der

Annahme aus, dass diese Ereignisse auch Albert Schweitzer bekannt waren.

Obwohl er seinen Militärdienst gemacht hat, sind mir von ihm keine „patriotischen“ Parolen

bekannt. Die Predigten aus den Jahren 1918 und 1919 sind von einem grossen

Einfühlungsvermögen geprägt.

Im Internet können wir – wie von Albert Schweitzer – auch Zitate von Bertha von Suttner

finden, wie diese:

„Wer die Opfer nicht schreien hören, nicht zucken sehen kann, dem es aber, sobald er außer Seh- und Hörweite ist, gleichgültig ist, daß es schreit und zuckt - der hat wohl Nerven, aber - Herz hat er nicht.“ „Nach «lieben» ist «helfen» das schönste Zeitwort der Welt.“ „Rache und immer wieder Rache! Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden.“ „Als ob das Töten irgend etwas gutmachen könnte! Als ob vergossenes Blut überhaupt etwas reinigen, etwas Geschehenes ungeschehen machen könnte! O, über den geheiligten Widersinn, unter dessen Herrschaft die blöde Welt sich gestellt hat.“

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Diese Zitate können wir mit dem Humanitätsdenken von Albert Schweitzer in Verbindung

bringen.

Bertha von Suttner wurde 1843 in Prag als Gräfin Kinsky geboren. Ihr Vater starb noch vor

ihrer Geburt. Die Ehe ihres Vaters war für die damalige Gesellschaft nicht „standesgemäss“

und so musste sie ihren Lebensunterhalt selbst verdienen.

Als ihre Liebesbeziehung zu Baron Arthur von Suttner deutlich auf Ablehnung seitens der

Familie von Suttner stiess, nimmt sie die Möglichkeit wahr bei einem vermögenden

alleinstehenden Herrn in Paris als Sekretärin zu arbeiten.

Dieser wohlhabende Mann war niemand weniger als Alfred Nobel, der Industrielle der

durch die Erfindung des Dynamits zu einem riesigen Vermögen gekommen war. Die Stelle

gab sie bald auf um mit Arthur von Suttner in den Kaukasus zu fliehen und vorher heimlich

zu heiraten. Im Gebiet des heutigen Georgiens waren sie von der Herrscherfamilie

eingeladen. In dieser Zeit erlebte sie die Folgen des Russisch-Türkischen Krieges 1877/78.

Philipp Blom schreibt, dass diese Eindrücke so prägend waren, dass sie sich der

Friedensarbeit verschrieb. („Der taumelnde Kontinent. Europa 1900 – 1914“ S. 220).

Dem, im ersten Beitrag dieses Treffens zitierten Satz: „Si vis pacem para bellum“, kann

widersprochen werden mit der Feststellung, dass ein Krieg noch nie den Frieden gebracht

hat. Wer entscheidet ob ein Krieg „gerecht“ oder „ungerecht“ sei? Täglich lesen wir

Berichte von Kriegsverbrechen sowohl von der einen als von der anderen Seite. Wer sich

für den Pazifismus einsetzt, muss sich meistens verteidigen. Dabei muss es doch gerade

umgekehrt sein: dass wer den Krieg befürwortet, zu verantworten hat, weshalb er oder sie

das mutwillig vernichten von Leben im Kauf nimmt, ja befürwortet.

Wer den Krieg befürwortet, dem (der) sei das Wort Albert Schweitzers vor zu halten: „Als

gut gilt ihm (dem Menschen) Leben erhalten, Leben fördern, entwickelbares Leben auf

seinen höchsten Wert bringen; als böse: Leben vernichten, Leben schädigen,

entwickelbares Leben niederhalten. Dies ist das denknotwendige, absolute Grundprinzip

des Sittlichen.“ („Aus meinem Leben und Denken“, S. 139).

Harald Steffahn stellt die Frage nach der Zukunft des Denkens von Albert Schweitzer. Indirekt ist die Frage natürlich auch mit der Wirklichkeit des Krieges und der Bedrohung des Humanitären verbunden. Er schreibt: „Die Frage nach Schweitzers Zukunft ist die Frage nach unserer Zukunft. Wird die Welt je aseptisch werden (H. Baur)? Noch in seinen letzten Lebenstagen sagte Siegmund Freud in der Londoner Emigration zu Stefan Zweig, dass der elementare Vernichtungstrieb in der menschlichen Seele unausrottbar sei, dass aber vielleicht im Gemeinschaftsleben der Völker eine Form gefunden werden könne, die diese Instinkte niederhält. Sein Gesprächspartner hatte damals schon sein Buch über den Humanisten Erasmus von Rotterdam veröffentlicht,... deren Schlussabschnitt der Freud’schen Gesetzmässigkeit der Aggression ein anderes Gesetz entgegenhält: den immerwährenden Wunsch nach einer

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besseren Welt. Niemals werde der Glaube an ein künftiges Gemeinschaftsschicksal unserer Menschheit völlig abhanden kommen. ... Immer werden jene vonnöten sein, die auf das Bindende zwischen den Völkern jenseits des Trennenden hindeuten und im Herzen der Menschheit den Gedanken eines kommenden Zeitalters höherer Humanität gläubig erneuern.“ (S. 241f).

Mit ihrem Engagement war Bertha von Suttner eine derjenigen, die sich nicht nur mit

Worten zum Frieden bekannten. Als Frau war sie zusätzlichen Feindseligkeiten ausgesetzt.

Schon in ihrem ersten, 1888 anonym („Jemand“) veröffentlichten, Vorlesungszyklus

„Maschinenalter“ setzte sie sich kritisch mit den gesellschaftlichen Entwicklungen des 19.

Jahrhunderts auseinander. Hier fängt ihr Einsatz für die Friedensarbeit schon an. Die

Themen dieses Zyklus, wie: Nationalismus, Staatsformen, Frauenemanzipation,

Antisemitismus, Jugenderziehung, sind auch heute noch aktuell. Den Krieg bezeichnet

Bertha von Suttner als „aller Verbrechen verwerflichstes, als Maximum an Schlechtheit.“

Sie stellt auch die Frage nach den Ursachen eines Krieges und der Eigendynamik der

Kriegs- und Rüstungsentwicklung. „Solange Menschen die Macht über andere

beanspruchen, ihre Interessen auf Kosten anderer durchsetzten, solange würde es Krieg

geben“.

Durch ihre Beziehung zu Alfred Nobel konnte sie die Einrichtung des Friedensnobelpreises

bewirken. Sie selber wurde als erste Frau 1905 mit diesem Preis ausgestattet. Ihre

Argumente wurden von vielen Lesern allein schon durch ihr Frausein abgewertet und

abgelehnt.

Durch ihren Einsatz kam es zu den Haager Friedenskonferenzen, die auf Einladung der

niederländischen Königin Wilhelmina 1899 und 1907 in Den Haag einberufen wurden. Ziel

dieser Konferenzen war die Abrüstung und die Entwicklung von Grundsätzen für die

friedliche Regelung internationaler Konflikte.

Trotz den bescheidenen Erfolgen dieser Konferenzen kam es zur Errichtung des

Schiedgerichtshofs in Den Haag. Die Konferenz, vorgesehen für 1914, aber erst 1915

durchgeführt, legte dann die Basis für den späteren „Völkerbund“. Der Schiedsgerichtshof

war der Vorläufer des heutigen Internationalen Gerichtshof.

Bertha von Suttner wurde von Karikaturisten lächerlich gemacht als „Friedensbertha“. In

einem Brief an Baron von Carneri vom 6. Januar 1892 schreibt sie: „Die letzten Witzblätter

haben mich wieder tüchtig hergenommen – aber das macht mir nur Spass und nützt der

Popularität der Sache, nicht wahr? Das gefährliche Stadium – das Totschweigestadium –

hat die Friedensbewegung schon hinter sich.“

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Neben der Spottname „Friedensbertha“ wurde sie, wegen

ihres Engagement gegen dem Antisemitismus, auch

„Judenbertha“ genannt.

Der moderne Antisemitismus, d.h. der nicht von den Kirchen

und ihre Theologien unterstütze Antisemitismus, war im 19.

Jahrhundert allgemein verbreitet. Ihr Motto war: „Nur ein

redliches Mittel gibt es, Verfolgte vor Verfolgung zu schützen:

sich neben sie zu stellen.“ Auch dieses Zitat kann als „gelebte

Humanität“ gelten.

Zum Schluss noch das Zitat aus „Maschinenalter“, zitiert bei

Philipp Blom:

„Alle Staaten zerstampft, alle Arbeit eingestellt, alle häuslichen Herden umgeworfen, nur einen Schrei des Schmerzes von Grenze zu Grenze – und noch immer keine Entscheidung. Jedes Dorf eine Brandstätte, jede Stadt ein Trümmerhaufen, jedes Feld ein Leichenfeld und noch immer tobt der Kampf: unter den Meereswellen schiessen die Torbedoboote, um mächtige Dämpfer in den Grund zu ziehen; in den Wolken steigen bewaffnete und bemannte Luftschiffe einer zweiten aeronautischen Truppe entgegen, und aus tausend Meter Höhe schneien verstümmelte Krieger als blutende Flocken herab...“ (Philipp Blomm, Der taumelnde Kontinent. Europa 1900 – 1914, München 2011, S. 222).

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Liste  der  Kriege  und  Schlachten  im  20.  und  21.  Jahrhundert  Quelle:  Wikipedia  

 20. Jahrhundert  

1899–1902 Zweiter Burenkrieg 1900 Russisch-Chinesischer Krieg 1903/04 Britischer Tibetfeldzug 1904–1908 Aufstand der Herero und Nama 1904/05 Russisch-Japanischer Krieg 1905–1908 Maji-Maji-Aufstand 1909 Zweiter Rifkrieg 1910–1934 Mexikanische Revolution 1911/12 Italienisch-Türkischer Krieg 1912/13 Balkankriege 1914–1918 Erster Weltkrieg 1917–1923 Russischer Bürgerkrieg 1918–1920 Lettischer Unabhängigkeitskrieg 1919/20 Ungarisch-Rumänischer Krieg 1920 Polnisch-Litauischer Krieg 1919–1921 Irischer Unabhängigkeitskrieg 1920 Türkisch-Armenischer Krieg 1920/21 Polnisch-Sowjetischer Krieg 1921–1923 Griechisch-Türkischer Krieg 1921–1926 Dritter Rifkrieg 1922/23 Irischer Bürgerkrieg 1926–1929 Guerra Cristera Bürgerkrieg in Mexiko 1931 Mandschurei-Krise 1932–1934 Kolumbianisch-Peruanischer Krieg 1932–1935 Chacokrieg 1934 Österreichischer Bürgerkrieg auch als Februarkämpfe 1934

bezeichnet

1934 Saudi-Jemenitischer Krieg 1935/36 Italienisch-Äthiopischer Krieg 1936–1939 Spanischer Bürgerkrieg 1937–1945 Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg 1938/39 Japanisch-Sowjetischer Grenzkonflikt 1939 Slowakisch-Ungarischer Krieg 1941 Peruanisch-Ecuadorianischer Krieg 1939–1945 Zweiter Weltkrieg 1941–1945 Pazifikkrieg 1946–1949 Griechischer Bürgerkrieg 1946–1954 Französischer Indochinakrieg 1947–1949 Erster Indisch-Pakistanischer Krieg seit 1948 Bewaffnete Konflikte in Myanmar 1950–1953 Koreakrieg 1954–1962 Algerienkrieg 1955–1972 Erster Bürgerkrieg im Sudan Sezessionskrieg im Südsudan 1956 Sueskrieg 1957 Ifni-Krieg 1958–1961 Erster Laotischer Bürgerkrieg 1960–1996 Guatemaltekischer Bürgerkrieg 1961 17. April Invasion in der Schweinebucht, mit

Unterstützung des CIA von Exilkubanern durchgeführter Angriff auf Kuba

1963 Shifta-Krieg 1963/64 Algerisch-Marokkanischer Grenzkrieg 1963–1973 Zweiter Laotischer Bürgerkrieg 1964 15. November bis 1. Dezember Operation Dragon Rouge und Dragon Noir,

belgische Fallschirmjäger gegen Rebellen im Kongo

1964–1975 Vietnamkrieg 1965 Zweiter Indisch-Pakistanischer Krieg

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Samstag, 14. Juni 2014

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1967–1970 Biafra-Krieg

Bürgerkrieg zwischen Nigeria und dem nigerianischen Gebiet Biafra

1967 Sechstagekrieg 5. bis 10. Juni 1967 Sechstagekrieg, Präventivschlag Israels

gegen Ägypten, Syrien und Jordanien

1969 Fußballkrieg 1970/71 Jordanischer Bürgerkrieg

auch als Schwarzer September (Aufstand) bezeichnet

1970–1975 Kambodschanischer Bürgerkrieg 1971 Bangladesch-Krieg 1973 Jom-Kippur-Krieg 1974 Zypernkonflikt 1974–1991 Äthiopischer Bürgerkrieg 1975–1990 Libanesischer Bürgerkrieg 1975–2002 Bürgerkrieg in Angola 1977 Libysch-Ägyptischer Grenzkrieg 1977/78 Ogadenkrieg 1977–1992 Mosambikanischer Bürgerkrieg 1978/79 Uganda-Tansania-Krieg 1979–1989 Sowjetisch-Afghanischer Krieg 1980-1988 Erster Golfkrieg 1982–1987 Schlacht am Schatt el Arab 1982 Falklandkrieg

1982 Libanonkrieg

1983 US-Invasion in Grenada

1955–1972 Zweiter Bürgerkrieg im Sudan

Sezessionskrieg im Südsudan 1985 Krieg um den Agacher-Streifen

seit 1987 LRA-Konflikt

ein Aufstand, der durch die Lord’s Resistance Army im Norden Ugandas entbrannte

seit 1988 Somalischer Bürgerkrieg

1989 US-Invasion in Panama

1989–2001 Afghanischer Bürgerkrieg

1989–2003 Liberianischer Bürgerkrieg

1990/91 Zweiter Golfkrieg

1991–1995 Jugoslawienkriege

1991–1995 Kroatien-Krieg

1991–2002 Bürgerkrieg in Sierra Leone

1992 Transnistrien-Konflikt

1992–1997 Tadschikischer Bürgerkrieg

1994-1996 Erster Tschetschenienkrieg

1996–1999 Bürgerkrieg in Sri Lanka

1997–1999 Bürgerkrieg in der Republik Kongo

1998–2000 Eritrea-Äthiopien-Krieg

1999 Kargil-Krieg

1998/99 Kosovo-Krieg

1998/99 Bürgerkrieg in Guinea-Bissau

Ausgelöst durch den Konflikt des 7. Juni 1998

1999-2009 Zweiter Tschetschenienkrieg 21. Jahrhundert

seit 2001 Afghanistankrieg

größere Kampfhandlungen vom 7. Oktober bis 7. Dezember 2001

2002–2007 Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste

2003 Irakkrieg

größere Kampfhandlungen vom 20. März bis 1. Mai 2003

2004–2010 Huthi-Konflikt Bürgerkrieg im Jemen

2005–2010 Bürgerkrieg im Tschad

2006 Libanonkrieg

Kampfhandlungen vom 12. Juli bis 8. September 2006

seit 2006 Drogenkrieg in Mexiko

Innerstaatlichen Krieg unter den Angehörigen der Drogenkartelle

2007 Bürgerkrieg in Sri Lanka

größere Kampfhandlungen vom 1. Januar bis 23. Dezember 2007

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2008 Kaukasus-Konflikt 2008

Kampfhandlungen vom 7. August bis 16. August 2008

seit 2010 al-Qaida im Jemen

am 14. Januar 2010 erklärte der Jemen der in Land operierenden Terrororganisation al-Qaida den offenen Krieg

2011 Bürgerkrieg in Libyen

größere Kampfhandlungen vom 15. Februar bis 23. Oktober 2011

seit 2011 Bürgerkrieg in Syrien seit 2012

   

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Fahrt  zum  Hartmannsweilerkopf:  

1. Fahrt vom Ancien Presbytère zur Gedenkstätte Hartmannswilerkopf

2. Führung und Kurzandacht mit Hans Glasner

3. Rückfahrt nach Günsbach

4. Dîner im Hotel Verte Vallée (Münster) (à la carte). 19.30 Uhr

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Morgenandacht  Sonntag,  22.06.2014   Singen: EGB 161 „Liebster Jesu, wir sind hier“ Str. 1 bis 3 Lesen: Matthäus 5,1-8 (Zürcher Bibel) „1 Als er nun die vielen Menschen sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. 2Und er tat seinen Mund auf und lehrte sie: Seligpreisungen 3 Selig die Armen im Geist - ihnen gehört das Himmelreich. 4 Selig die Trauernden - sie werden getröstet werden. 5 Selig die Gewaltlosen - sie werden das Land erben. 6 Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit - sie werden gesättigt werden. 7 Selig die Barmherzigen - sie werden Barmherzigkeit erlangen. 8 Selig, die reinen Herzens sind - sie werden Gott schauen. 9 Selig, die Frieden stiften - sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden. 10 Selig, die verfolgt sind um der Gerechtigkeit willen - ihnen gehört das Himmelreich. 11 Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und euch das Ärgste nachsagen um meinetwillen und dabei lügen. 12 Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn im Himmel ist gross. Denn so haben sie auch die Propheten vor euch verfolgt.“ Aus der Morgenpredigt Sonntag, 27. Januar 1907, Kaisergeburtstag, St. Nicolai. „Es soll heute eine Festpredigt auf den Geburtstag des Kaisers gehalten werden. So schreibt es unsere Kirche vor, wenn dieser Tag auf einen Sonntag fällt. Wir aber, wenn ihr euch recht erinnert von vor vierzehn Tagen, wollten in dieser Epiphanienzeit miteinander überdenken, was uns Jesus für unser tägliches Leben gebracht hat.... heute wollten wir über die wahre Friedfertigkeit nachdenken. .... Festgottesdienst kann nicht heissen, dass wir hier von demjenigen reden, der im Reich am höchsten steht und der doch mit dem Ärmsten seiner Untertanen vor Gott gleich ist, sondern dass wir daran denken sollen, welche Ziele und Aufgaben ihn und das Volk miteinander verbinden und was unserer Zeit, den Regierenden und Regierten not tut, damit wir in einem Geiste dem Ideal nachstreben und in unserm Reich an der Verwirklichung des Reiches Gottes arbeiten. Das ist die wahre Friedfertigkeit. Was ist wahre Friedfertigkeit? Es ist eine gewisse Gefahr, dass wir uns unter den Dingen, von denen uns Jesus redet, nicht immer etwas vorstellen, was wir im täglichen Leben verwirklichen können, und dann Jesu Forderung als ein unerreichbares Ideal ansehen, uns für das Leben aber eine andere Moral zurechtmachen. Hier ist diese Gefahr sehr gross, denn man ist gar leicht geneigt zu

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sagen, dass man mit Friedfertigkeit in der Welt nicht durchkommt, und ihr selber seid schon geneigt gewesen, dieser Meinung recht zu geben. ... Die Friedfertigkeit, die die Welt so gemeinhin als die christliche ansieht und sie bald im Ernst, bald im Hohn von denjenigen verlangt, bei welchen sie religiöse Gesinnung voraussetzt, ist gar nicht die wahre. Sie soll nämlich in einem immerforten Vermitteln, stetem Nachgeben, nirgends Anstoss Erregen bestehen. Warum ist dies nicht die christliche? Weil sie nicht auf der Wahrhaftigkeit ruht. Man verlangt von dir, dass du Dinge gutheissen sollst, die du nicht kannst, dass du mit zusiehst, wo du eigentlich nicht darfst, dass du, statt offen und gerade deinen Weg zu verfolgen, um die Sache herumgehst. Böses geschehen lässt, Gutes versäumt; und das alles um des lieben Friedens willen.... Mir ist immer nicht recht zumute, wenn ich höre, dass dieser und dieser Beschluss gefasst worden sei «um des lieben Friedens willen», denn ich frage mich dann immer, was nachkommt... Und weil wir heute naturgemäss den Blick auf das Allgemeine in unserm Vaterland richten, habt ihr nicht den Eindruck, dass mancher Unfriede, der uns darin Sorge macht, durch die kraftlose falsche Friedfertigkeit der regierenden Kreise gemehrt worden ist? Warum stehen die Konfessionen schärfer geschieden als je gegeneinander, ohne dass man eigentlich einen innern Grund sieht? Ist’s nicht zum Teil deswegen, weil man an der Stelle, wo die Geschicke des Staates gelenkt werden, es allzu sehr darauf absah, als friedfertig zu erscheinen, sich bald den Katholiken, bald den Protestanten zuwandte, bald hier ein Zugeständnis machte, bald dort,... Diese falsche Friedfertigkeit beherrscht auch das Verhältnis der Staaten zueinander. Hier eine Versicherung, dort eine Versicherung, hier ein Kompliment, dort ein Kompliment und dann plötzlich um einer Kleinigkeit willen Kriegsdrohung und Waffenrüstung, wie wir es vor wenigen Monaten erlebt haben, wo man dann plötzlich sieht, wie äusserlich, auf den Effekt berechnet, des tiefen Gehalts entbehrend diese ganze Friedfertigkeit ist. ... An dir selbst siehst du leicht, was die falsche Friedfertigkeit ist. Wenn du dabei denkst, wie du einen guten Eindruck auf die Menschen machst und gefällst, ist’s nie die rechte. ... Wenn wir in der Schrift lesen von den Pharisäern, die Jesus schilt, weil sie an den Ecken beten und Almosen geben, um von den Leuten gesehen zu werden, denken wir: Das kommt bei uns nicht vor! Das nicht, aber schlimmer, indem wir von Jesu Geboten selbst nur das Äusserliche behalten und zuletzt so Friedfertigkeit üben, um vor den Menschen zu scheinen! Darum sei recht streng mit dir, ... Das heisst aber auch andererseits, sei ganz unabhängig von der Welt und kümmere dich nicht darum, ob die Menschen dich friedfertig nennen oder nicht. Wisse ... dass, wenn du für das Rechte und Gute immer eintreten willst, sie dich selten als einen solchen bezeichnen werden, sondern du ihnen recht unfriedfertig erscheinen wirst. Das siehst du auch an Jesus. Die Pharisäer,... haben sicher bei sich gedacht: Der hat kein Recht, von Friedfertigkeit zu reden, denn sein Leben ist ja Kampf und Streit, und er trägt Unfrieden ins Volk. ... (Mt. 10,34). Und doch,... durfte er diese Seligpreisung der Friedfertigkeit aussprechen. ... Worin besteht nun aber die wahre Friedfertigkeit? Es ist ja ein Unterschied unter den Menschen; die einen haben eine friedfertigere Natur als die andern, was sich ja schon an den Kindern offenbart. ... kommt’s zuletzt doch nicht auf eine natürliche Anlage an, sondern die Friedfertigkeit, die im Leben aushält und im Geiste Jesu ist, muss von uns errungen und erworben werden. Wir müssen uns selber in die Schule der Friedfertigkeit nehmen, um zum Frieden zu kommen. Die wahre christliche Friedfertigkeit ist etwas Schweres und Verborgenes. Friedfertig sein heisst mit etwas fertig sein... nämlich mit dir selbst. ... Keiner aber kann zur wahren

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Friedfertigkeit kommen, der nicht so an sich arbeitet. Darum gibt es keine wahre Friedfertigkeit ohne Jesus, denn nur sein Geist hilft uns, mit uns fertig zu werden! ... Eine Frage: Achtest du auch recht auf dich, ob du niemals redest, was zum Unfrieden dient, ... andern nachredest, was zum Unfrieden dient? ... Wie viel wir darin fehlen, siehst du erst, wenn du es einmal auch nur auf ein paar Tage versuchst, alles, was du weißt, das irgendeinen Unfrieden, irgendeine schlechte Meinung zwischen zwei Menschen schaffen könnte, für dich zu behalten, und wenn du schon auf dem Punkt bist, es zu sagen, es immer wieder hinabzuschlucken. Dann wirst du über dich ganz erschrecken und bemerken, wie der Mensch, der sich nicht beobachtet, in hundert Worten ein Überträger des Unfriedens ist. ... So soll jeder Mensch sein, dass er nämlich alles, was dem Unfrieden dienen könnte, wenn es an ihn herankommt, nicht weiterlässt, sondern in sich einschmilzt. Aber es heisst eben wachsam sein!... Bist du schon mit einem Gärtner durch den Garten gegangen? Er redet mit dir vom Wetter und von Politik und tut nichts und doch so viele. Da zwackt er ein Wasserschösslein ab, dort ertfernt er eine welke Blume, dort hat er ein Unkräutlein herausgezogen, dort langt er ein Stück Bast heraus, um einen Stock besser anzubinden, geht immer weiter und tut nicht dergleichen. So sollst du ein Gärtner im Garten Gottes sein unter den Menschen und immer beschäftigt sein, du magst tun, was du willst, Dinge und Worte des Unfriedens aus der Welt zu schaffen, dass sie nicht weiterwachsen. Ihr könnt euch billig wundern, dass ich einen solchen Wert auf das lege, was wir in den kleinsten Dingen des täglichen Lebens ... für den Frieden tun... weil wir alltäglich durch so vieles, was wir gedankenlos für die Unfriedfertigkeit tun, aus der Friedfertigkeit herausfallen und nicht mehr hineinkommen. Aus dem vielen Kleinen, was du, von dem Truge der Gedankenlosigkeit befreit, in der Welt für die Friedfertigkeit tust... Dann ist Friedfertigkeit in dir. Das will heissen, es geht eine geheime Kraft der Friedfertigkeit von dir aus, ob dir ein ruhiges oder ein Leben des Kampfes beschert ist... Freilich, du darfst nicht wollen ernten, ehe du recht gesät hast... Wie lang ... braucht’s, bis ein Garten, in dem das Unkraut überwucherte, in den rechten Stand gebracht ist! So mit den Werken des Friedensstiftens: Sie erfordern eine lange, stille, verborgene Arbeit, ... und dann, wenn du schon gar an keinen Erfolg mehr glaubst, ist er plötzlich da. Das aber ist das Schöne an dem Arbeiten für Friedfertigkeit, dass wir immer etwas davon sehen. ... Das Schönste aber an dieser Seligpreisung ist, dass du ihre Wahrheit an dir erfährst. Man lehrt uns von Jugend auf, dass wir Gottes Kinder sind. Aber fühlt ihr es nicht, wie wir uns danach sehnen, dass dies für uns nicht ein religiöser Begriff, sondern etwas Reales werde? ... wenn du die Werke der Friedfertigkeit getan hast, dann fühlst du ein stilles, tiefes Glück, eine Ruhe in der Unruhe... In der Friedfertigkeit finden wir Frieden mit Gott und werden eins mit ihm... darum heisst’s: «Selig sind... » Denn Frieden in Gott ist Seligkeit. ... Singen: EGB 412 „So jemand spricht“ Str. 1 bis 4 Gebet des Herrn Unser Vater im Himmel, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot, gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Singen: EGB 412, 5 bis 8

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Austausch  und  Würdigung  Pfr.  Peter  Niederstein  

Peter Niederstein in Günsbach,

Johannistreffen 2004 Anlässlich des Johannistreffens 2013 hat Peter Niederstein mir, zusammen mit seinem

Sohn, Thomas Niederstein, die Leitung des Johannestreffens 2014 übergeben.

Auf der Suche nach den Anfängen von Peter Niedersteins Aktivität für das Johannistreffen

habe ich von Sarie Däppen Informationen aus den „Briefe aus Lambarene“ bekommen, die

ich gerne hier zitiere:

Briefe aus Lambarene 54 Oktober 1982:

„Dass Albert Schweitzer wirklich in aller Welt Freunde hat, zeigte sich am „Johannistreffen“

am 19. und 20. Juni besonders deutlich. Es ist ein ganz kleiner Kreis von Leuten, die sich

mit den Werken von Albert Schweitzer befassen, der hier zusammenkommt zu intensiven

Diskussionen unter der Leitung von Dr. med. Hermann Baur aus Basel und Pfr. Peter

Niederstein aus Tamins. Einige waren schon öfters dabei, andere zum erstenmal...

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Briefe aus Lambarene 58 Oktober 1984:

„Seit 1973 gibt es jedes Jahr um den 24. Juni herum eine Versammlung ... in Günsbach.

Albert Schweitzer liebte diese Tradition (Johannisfeuer), uns so organisierte er auch in

Lambarene jeweilen ein Johannisfeuer... Dieses Jahr fand das Johannistreffen in Günsbach

am 16./17. Juni statt. Gesprächsleiter war Herr Pfr. Niederstein. ...

Dr. Hermann Baur (Basel), Ali Silver und Tony van Leer haben sich einst zum Ziel gesetzt,

jedes Jahr andere Leute zum Johannistreffen einzuladen... „

Voriges Jahr war es also das 40. Mal dass wir uns zum Johannistreffen hier in Günsbach

getroffen haben. Unter der Leitung von Peter Niederstein. Heute wäre es also das 32. Mal

gewesen sein, dass er die Leitung gehabt hätte. Wir hätten die Würdigung der Arbeit gerne

in Günsbach durchgeführt. Mein Kollege Peter Niederstein ist wegen seinen

Altersbeschwerden ins Altersheim, Rigahaus, in Chur übersiedelt.

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Adressen  der  Teilnehmenden  des  Johannistreffen  2014.    

1 Herrn Glasner, Hans Herrn Glasner, Hans Hauskenweg 4 D 44267 Dortmund Deutschland [email protected]

2 Herrn Julckenbeck, Gerhard Hauptstrasse 113 D 72218 Niedberg Deutschland

3 Herrn Thomas Niederstein Langrütistrasse 7 Langrütistrasse 7 CH 8820 Wädenswil Schweiz [email protected]

3 Frau Niederstein, (fille)

3 Frau Helga Rabenbauer, Tübingerstrasse 5 D 86399 Bobingen Deutschland [email protected]

4 Herrn Hans Rabenbauer Tübingerstrasse 5 D 86399 Bobingen Deutschland [email protected]

5 Frau Sarie Däppen Postfach 3214 CH 6303 Zug Schweiz [email protected]

6 Frau Gabriele Richter Gartenstrasse 15 D 86152 Augsburg Deutschland [email protected]

7 Frau Ursula Jegge Sonnmattstrasse 1 5022 Rombach [email protected]

8 Herrn Bruno Jegge Sonnmattstrasse 1 5022 Rombach [email protected]

9 Herrn Heinz Sommer, Künzistegstrasse 6 CH 3714 Fruttigen Schweiz [email protected]

10 Frau Stempel Ziegelhütte 1 D 92726 Waidhaus Deutschland [email protected]

11 Frau Rosmarie von Balmoos-Ogger Neugass 11 CH 8260 Stein am Rhein Schweiz [email protected]

12 Herrn Peter von Balmoos Neugass 11 CH 8260 Stein am Rhein Schweiz [email protected]

13 Frau Esther Sutter Dornacherstrasse 286 CH 4053 Basel Schweiz [email protected] (nur Samstag 21.06.2014)

14 Herrn Rudy Van Kerckhove Hochstrasse 1 CH 9200 Gossau Schweiz [email protected] [email protected]

   

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Literaturangaben  

Albert Schweitzer

- Reich Gottes und Christentum. Hrg. Ulrich Neuenschwander, Tübingen 1967

- Predigten 1898 – 1948. Werke aus dem Nachlass, München 2001

- Die Ehrfurcht vor dem Leben. Grundtexte aus fünf Jahrzehnten, München 1991

- Aus meinem Leben und Denken, Frankfurt am Main 2008

- Menschlichkeit. Worte, die bleiben, Zürich 2010

- Le Problème de la Paix. Conférence Nobel. (www.nobelprize.org)

Philipp Blom

- Der taumelnde Kontinent. Europa 1900 – 1914. Berlin 2011, 2014 (5)

Clemens Frey

- Christliche Weltverantwortung bei Albert Schweitzer mit Vergleichen zu Dietrich

Bonhoeffer. Bd 14 Albert-Schweitzer-Studien, Bern 1993

Erich Fromm

- Politik und Sozialistische Gesellschaftskritik. Bd 5 Gesamtausgabe, Berlin 1981

- Religion, Bd 6 Gesamtausgabe, Berlin 1981

- Sozialistischer Humanismus und Humanistische Ethik, Bd 9 Gesamtausgabe, Berlin

1981

Claus Günther

- Albert Schweitzer. Einführung in sein Denken, München 1996

Ernst Luther

- Albert Schweitzer. Ethik und Politik. Berlin 2010

Filippo Tommaso Marinetti

- Manifest des Futurismus. www.kunstzitate.de/bildendekunst/manifest

Martin Meyer

- 1914 – Klirrend in den Abgrund. Gedanken zum Ersten Weltkrieg. NZZ 31.12.2013

Verena Mühlstein

- Helene Schweitzer Bresslau. Ein Leben für Lambarene, München 1998

Walter Munz

- Albert Schweitzer im Gedächtnis der Afrikaner und in meiner Erinnerung. Bd 3

Albert-Schweitzer-Studien, Bern 1991

Jo und Walter Munz

- Albert Schweitzers Lambarene. Zeitzeugen berichten, Eglisau 2013

Peter Niederstein

- Schnittpunkte. Albert Schweitzer mit der Seele suchend, Baden 1997

Nils Ole Oermann

- Albert Schweitzer. Eine Biographie, München 2009.

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34

Cora Stephan

- Hundert Jahre Traurigkeit (Internet)

Harald Steffahn

- Du aber folge mir nach. Albert Schweitzers Werk und Wirkung. Bern 1974

Friedrich Schorlemmer

- Albert Schweitzer. Genie der Menschlichkeit, Berlin 2009

Einhard Weber

- Das Buch der Albert-Schweitzer-Zitate. München 2013

Arie Van Wijnen

- Die Kritik an Albert Schweitzer in dem letzten Jahrzehnt seines Lebens. (Internet)

Elisabeth von Thadden

- Martin Buber, Zeit-Online 8/2014

Werner Zager

- Albert Schweitzer als liberaler Theologe. Bd 11 Beiträge zur Albert-Schweitzer-

Forschung, Berlin 2009

Albert-Schweitzer-Rundbrief 103 (2011)

Albert-Schweitzer-Rundbrief 104 des deutschen Hilfswerks

Albert Schweitzers Engagement gegen die Atombombe. AISL 2008 – 2013 (Internet)

The Nobel Peace Prize, 1901 – 2000 by Geir Lundestad (Internet)

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Vorschau  2015:  

Nächstes Jahr, 2015, ist es 50 Jahre her, dass Albert Schweitzer in Lambarene starb.

2015: 50. Todestag Albert Schweitzer

60. Todestag Albert Einstein

70. Todestag Dietrich Bonhoeffer

70. Ende Weltkrieg II

70. Erinnerung Atombombe Hiroshima

200. Todestag Mathias Claudius

500. Todestag Johannes Hus

Anbei einige Überlegungen für ein eventuelles Thema – DV – zum Johannistreffen 2015.

Albert Einstein, der sich mit Albert Schweitzer gegen die Atomrüstung einsetzte, wird den

Satz „Gott würfelt nicht“ zugeschrieben. Da könnte der Begriff „Vorherbestimmung“,

„Prädestination“ in den Sinn kommen. Wie oft sagen wir dass jemand zu etwas

„prädestiniert“ sei?

Die Verbindung zwischen dem Wirken von Albert Schweitzer und Dietrich Bonhoeffer hat

Clemens Frey in seiner Arbeit versucht nach zu weisen. Bonhoeffer prägte die „Gott-ist-

tot-Theologie“. Religionslos(es) Christentum ist ein Begriff der vielleicht auch zu Albert

Schweitzer passt. Was bleibt dann noch? Vielleicht dieses eine, wie ich in der Internetseite

zu diesem Thema fand: „Gefühl ist alles“...

Da vermutlich die „Summer School“ sich mit dem Verhältnis Albert Schweitzer und Martin

Buber befasst, wäre Begegnung ein mögliches Thema.

Und, wenn ich an jüdische Philosophen denke, kommt mir auch Benedictus (Baruch) de

Spinoza in den Sinn. Vielleicht ist verbindendes zu finden zwischen Spinoza und

Schweitzer?

2015 ist es auch 200 Jahre her, das Mathias Claudius starb (am 15.01.1815). In seinem

bekannten „Der Mond ist aufgegangen“ steht dieser Satz: „Gott, lass uns dein Heil

schauen, / auf nichts Vergängliches trauen, / nicht Eitelkeit uns freun; / lass uns einfältig

werden / und vor dir hier auf Erden / wie Kinder fromm und fröhlich sein..“ Einfältigkeit,

Bescheidenheit finden wir auch wohl bei Albert Schweitzer wieder. Es gibt noch ein

anderes Gedicht von Claudius, das ich hier zitiere: „Die Liebe hemmet nichts; sie kennt

nicht Tür noch Riegel, / Und dringt durch alles sich; / Sie ist ohn Anbeginn, schlug ewig

ihre Flügel, / Und schlägt sie ewiglich.“

Verstosse gegen die Liebe sind die Kriege und das Gedenken der unzähligen Opfer

Gelegenheit über unsere Verantwortung für den Frieden – Frieden zwischen den

Religionen, Kulturen und Völker – nachzudenken. Aber auch über die Verantwortung für

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Samstag, 14. Juni 2014

Johannistreffen 2014-A.docx-RVK 36/36

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eine Toleranz nicht nur nach zu denken, sondern sich ein zu setzen. Toleranz kommt mir in

den Sinn, wenn ich an Johannes Hus’ Tod 1415 auf dem Scheiterhaufen in Konstanz

denke. Ein Opfer des politischen Kalküls. Aus seinem Brief an die getreuen Tschechen vom

10. Juni 1415: „... Ich bitte euch auch, einander zu lieben, die Guten nicht zu

unterdrücken und nach der Gerechtigkeit für alle zu streben.“ (zitiert bei Jeanne Hersch).

„Das bleibende Haus, so hoffe ich, wird mein Denken sein.“

(Foto und Zitat bei Harald Steffahn, Du aber folge mir nach)

Deutsches Hilfswerk:

2015 steht im Zeichen des 50. Todestags Albert Schweitzers und seiner Entdeckung des

Begriffs der "Ehrfurcht vor dem Leben" vor 100 Jahren. Über Vorbereitungen und

Programm werden wir laufend informieren.

Link: http://www.albert-schweitzer-zentrum.de/

AISL:

Albert Schweitzer International Summer School

ALBERT SCHWEITZER – MARTIN BUBER

Erste Juniwoche 2015 (?) Info bei: Jenny Litzelmann ([email protected])

oder Chris Doude van Troostwijk ([email protected])