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Schles.Theat^i'" u. ülusik^Wodhe Größte illustrierte Wochenschrift Ostdeutschlands für das gesamte Bühnen- und Konzertleben Preis des Einzelheftes 50 Pfennige Herausgeber: Herbert Urban Abonnementspreis monatl. 1.50 Mk. Redaktion und Geschäftsstelle: Breslau 13, Kaiser-Wilhelm-Straße 57, Telephon Ohle 5035, Postscheckkonto Breslau 24114 2.|ahv^«m^ | Breslau, Jen IS. Septembep 1^25 | Nmnuey *29 Josef Turnau Von Anton Rudolph, Karlsruhe. Josef Turnaus rascher, blendender Aufstieg beweist wieder einmal, wie auch in chaotischen Zeiten die hochkultivierte, empfindungsstarke, dabei zielbcwußte Persönlichkeit leicht und sicher ihren Weg findet. Vor kaum fünf Jahren begann er in Neustrelitz seine Tätigkeit als Opernregisseur, wurde dann Oberspielleiter in Rostock, danach in Karlsruhe, dann in W i e n an der Staatsoper eine kleine, aber wohlausge- nützte Reihe von Stationen zum großen Ziele. Josef Turnau kannte Wien schon. Er hatte hier mehrere Semester Rechtswissenschaft belegt, studiert hat er in Wirklichkeit Gesang und Bühnenbildkunst, denn ihn drängte es mit dämonischer Macht zum Theater. Aber er hatte seinen festen, praktischen Plan: erst Regiekunst an sich selbst erfahren, ehe er sie an anderen auszuüben begann. So wurde er, den die Natur mit einer hübschen Tenorstimme begabte, zuerst einige Jahre Sänger. Mit unermüdlicher Auf- merksamkeit und schärfster Selbstbeobachtung ging er nun allen Erscheinungen nach, die im Bühnen- und Zuschauerraum von fühlbar ein- drucksstarker Wirkung waren. So sammelte er sich einen aus dem Leben gewonnenen Schatz von Erfahrungen und Erkenntnissen, die der nun- mehr Fünfunddreißigjährige mit überlegener Ge- staltungssicherheit in Leben zurückverwandelt. Josef Turnau zählt zu den wenigen Künstlern, die um das Raumgeheimnis und das Raum- wunder wissen. In Malerkreisen wird ja immer öfter und bänger die Frage aufgeworfen: „Ist die Anwendung der Perspektive nicht ein Fehl- griff, ein folgenschwerer Irrtum? Wohl schafft sie einen Raum, aber den Raum den Weltenraum?Atmosphärische Dunstfülle ist eben nicht Weltraumfülle; jene fällt nur ins Aug, diese aber auch ins Gemüt, in den ent- zückten, die Formenschönheit des echten Lebens tief und rein genießenden Geist. Man denkt an die Sungzeit-Künstler in China, an Joh. Vermeers „Ansicht von Delft, an Hans von Marees be- deutungsvolle Raumgestaltungsversuche. All diese Maler sind bewußt auf den ganzen Raum losgegangen, zeigen in ihren Bildern, an Professor Josef Turnau der als Nachfolger Heinrich Tietjens zum Generalintendanten der Breslauer Oper berufen wurde und als Regisseur bereits mit zwei außerordentlich erfolgreichen Neuinszenierungen von „Cosi fan tutte" und „Hoffmanns Erzählungen" an die Öffentlichkeit getreten' ist, bereitet für Sonnabend, den 19. September, eine vollkommene Neueinstudierung von „Tannhäuser" vor was er sich frei und warm entzündet: am klaren, ganz mit Ausdruck gefüllten Rhythmus. Im gesamten Umfang der Natur gibt es keine Tätigkeit, keine physische Bewegung, keine physische Regung, die sich nicht rhythmisch darstellt, und zwar ganz genau dem Grade ihrer Konzentration entsprechend. Unsere Wert- urteile über Gegenstände, Taten oder Kund- gebungen von äußerer oder innerer Kraft be- 33

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Schles.Theat^i'" u. ülusik^WodheGrößte illustrierte Wochenschrift Ostdeutschlands für das gesamte Bühnen- und Konzertleben

Preis des Einzelheftes 50 Pfennige — Herausgeber: Herbert Urban — Abonnementspreis monatl. 1.50 Mk. Redaktion und Geschäftsstelle: Breslau 13, Kaiser-Wilhelm-Straße 57, Telephon Ohle 5035, Postscheckkonto Breslau 24114

2.|ahv^«m^ | Breslau, Jen IS. Septembep 1^25 | Nmnuey *29

Josef TurnauVon Anton Rudolph, Karlsruhe.

•Josef Turnaus rascher, blendender Aufstieg

beweist wieder einmal, wie auch in chaotischen Zeiten die hochkultivierte, empfindungsstarke, dabei zielbcwußte Persönlichkeit leicht und sicher ihren Weg findet. Vor kaum fünf Jahren begann er in Neustrelitz seine Tätigkeit als Opernregisseur, wurde dann Oberspielleiter in Rostock, danach in Karlsruhe, dann in W i e n an der Staatsoper — eine kleine, aber wohlausge- nützte Reihe von Stationen zum großen Ziele. Josef Turnau kannte Wien schon. Er hatte hier mehrere Semester Rechtswissenschaft — belegt, studiert hat er in Wirklichkeit Gesang und Bühnenbildkunst, denn ihn drängte es mit dämonischer Macht zum Theater. Aber er hatte seinen festen, praktischen Plan: erst Regiekunst an sich selbst erfahren, ehe er sie an anderen auszuüben begann. So wurde er, den die Natur mit einer hübschen Tenorstimme begabte, zuerst einige Jahre Sänger. Mit unermüdlicher Auf­merksamkeit und schärfster Selbstbeobachtung ging er nun allen Erscheinungen nach, die im Bühnen- und Zuschauerraum von fühlbar ein­drucksstarker Wirkung waren. So sammelte er sich einen aus dem Leben gewonnenen Schatz von Erfahrungen und Erkenntnissen, die der nun­mehr Fünfunddreißigjährige mit überlegener Ge­staltungssicherheit in Leben zurückverwandelt.

Josef Turnau zählt zu den wenigen Künstlern, die um das Raumgeheimnis und das Raum­wunder wissen. In Malerkreisen wird ja immer öfter und bänger die Frage aufgeworfen: „Ist die Anwendung der Perspektive nicht ein Fehl­griff, ein folgenschwerer Irrtum? Wohl schafft sie einen Raum, aber den Raum — den Weltenraum?“ Atmosphärische Dunstfülle ist eben nicht Weltraumfülle; jene fällt nur ins Aug, diese aber auch ins Gemüt, in den ent­zückten, die Formenschönheit des echten Lebens tief und rein genießenden Geist. Man denkt an die Sungzeit-Künstler in China, an Joh. Vermeers „Ansicht von Delft“, an Hans von Marees be­deutungsvolle Raumgestaltungsversuche. All diese Maler sind bewußt auf den ganzen Raum losgegangen, zeigen in ihren Bildern, an

Professor Josef Turnauder als Nachfolger Heinrich Tietjens zum Generalintendanten der Breslauer Oper berufen wurde und als Regisseur bereits mit zwei außerordentlich erfolgreichen Neuinszenierungen von „Cosi fan tutte" und „Hoffmanns Erzählungen" an die Öffentlichkeit getreten' ist, bereitet für Sonnabend, den 19. September, eine vollkommene Neueinstudierung von

„Tannhäuser" vor

was er sich frei und warm entzündet: am klaren, ganz mit Ausdruck gefüllten Rhythmus.

Im gesamten Umfang der Natur gibt es keine Tätigkeit, keine physische Bewegung, keine physische Regung, die sich nicht rhythmisch darstellt, und zwar ganz genau dem Grade ihrer Konzentration entsprechend. Unsere Wert­urteile über Gegenstände, Taten oder Kund­gebungen von äußerer oder innerer Kraft be-

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ziehen sich letzten Endes auf rhythmische Erscheinungen und Entladungen im Raume. Das Leben ist unbeschränkt reich an den mannig­faltigsten Rhythmen, die Künste und wahren Künstler können sie in Ewigkeit nicht aus­schöpfen. Darum sind die Spenglerschen Re­sümees und Prophezeiungen Trugschlüsse, denn wo ein Künstler wie Josef Turnau Weltraum und Lebensrhythmus in den reinsten Zusammenklang bindet, da ist Kunst. Das besondere Gebiet spielt dann keine Rolle, obwohl nicht zu bezweifeln ist, daß auch in Dichtung, Malerei und Musik wieder schöpferische Potenzen kommen werden und wohl auch schon da sind, in denen sich diese Bindungen ebenfalls vollziehen. Der ungeheure Reichtum liegt da, er kann auf die Dauer nicht übersehen werden.

Jeder Rhythmus, der prall mit Wärme, Glanz und Kraft des ganzen Lebens gefüllt ist (alle Lebewesen sind in besonderen Situationen un­bewußt solche Rhythmen), schafft das Raum­wunder, oder anders gesagt, fordert den Welt­raum zum Mitschaffen heraus. Er ist ja das Zarteste, Weichste, Hingebungsvollste, das alles in sich selbst mit allem verschönt; ohne Rück­halt, ohne Täuschung, aber auch ohne jede Be­stechlichkeit. Darum ist er zu gleicher Zeit auch der Strengste, Unerbittlichste und Verschlossen­ste. Er gibt unbarmherzig jede Halbheit, jede Sentimentalität, jeden laxen Ausdruck, jedes Falscherlebte preis, umschließt dafür aber den echtlebendigen Rhythmus wie mit liebenden Armen, empfängt ihn wie beglückt in seiner durchsichtigen Wesenheit. Denn der Raum, der nichtmathematische, nichtgeometrische, ist weder leer noch tot. Die großen Kunstwerke haben alle seine Eigenschaften: die Fülle, die Durchsichtigkeit, die heiße Zärtlichkeit, die tauige1 Frische, aber auch sein Ablehnendes gegen alle Halbheit, die sich an ihnen vergreift und sich vor ihnen kompromittiert.

Das Wunder des Raumes erleben und er­kennen wir am stärksten durch die Theater­bühne. Sie ist im Grunde ja nur ein dürftiger geometrischer Raum, in den sich jedoch bei rechter Rhythmitisierung des Werkes und der Darsteller der große Raum ergießt. Das oft gebrauchte Zitat „von den Brettern, die die Welt bedeuten“ trifft den Nagel auf den Kopf. Welt schmiegt sich herein, Weltraumgestalt. Wo­durch? Weil sich ein Raumgestaltendes (Worte, Töne, Melodien, menschliche Bewegungen) in die Weltraumgestalt entlädt, sich in sie ein­zeichnet, mit ihr in vollkommene Harmonie kommen will.

Auf dem Boden solchen Raumerlebnisses steht Josef Turnau. Für ihn ist die Oper das am engsten an die Welt der Rhythmen gebundene

Kunstwerk, trotzdem oder weil sie das am meisten stilisierte ist. Ihr großer Apparat ver­langt bestimmten Einklang. Turnau fordert, daß Kapellmeister und Instrumentalsten so gut auf der Bühne daheim sind, wie Regisseur, Sänger und Chor in der Partitur. Die Sucht, das Orchester für sich und die Bühne für sich prunken zu lassen, gilt ihm als die größte Ver­sündigung an dem Kunstwerk. Es liegt für ihn ganz und allein in der Partitur beschlossen. Der Opernregisseur muß, wie der Kapellmeister, in die engsten Konzentrationen des Komponisten schlüpfen können, um, wie? dieser, von dort her zu explodieren und die gleichen Visionen zu erleben. Er erkennt dann, daß der Tondichter nicht nur die Rhythmen in der Seele seiner Ge­stalten, sondern auch die des Milieus, der Raum­welt erlebt hat. So steht vor des Spielleiters Auge sogleich die den Handlungsvorgängen ent­sprechenden Rhythmik des Bühnenbildes, um­spielt von Farben und Licht, die weder grell, geil, noch kitschig sind, sondern in Spiel und Gegen­spiel schon Raum, d. h. Stimmung, tragen. In diesem Hinblicke eröffnen sich für den Opern­regisseur ganz neue Wege und Aufgaben, für die Josef Turnaus Leistungen bereits richtung­gebend sind. Denn er bestrahlt nicht von außen, sondern läßt von innen her leuchten. Er zieht die Rhythmen der Musik auf die Bühne, gibt sie den droben gestaltenden unter die Füße, ins Blut und bis in die Fingerspitzen. So ist er der künstlerische Erzieher der Solisten und des Chors, mit dem letzten und höchsten Ziel: die einheitlich erfaßte Musik. Daraus ergeben sich alle Vorzüge, die echter Kunst eigen sind: der große Duktus, die wohlabgemessene Verein­fachung, die Ballung des Wesentlichen und die Verlebendigung des Ganzen. In Karlsruhe hat Turnau Opern herausgestellt, deren Akte nicht länger als fünf Minuten zu dauern schienen, so gesättigt waren sie mit Inhalt und Leben aus der Partitur; wenn es die künstlerische Tat ist, vor dem Beschauer oder Lauschenden, die innige Verschmelzung von Lebensrhythmus und Welt­raum erstehen zu lassen, so ist Turnau vor­behaltlos ein Meister.

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Zur Neuinszenierung ven

„Hoffmanns Erzählungen*) ** eere Stadl rTheatev

Hintere Reihe (stehend): Alfred Glaß Vo Luise Heß (Niklaus), Gertrud Wiesner

Vordere Reihe (sitzend):i

Gruppe «aus He» Generalprobe

Niels Halle, Beleuchtungs-lnsp. Rapp.Professor Josef Turnau, Käte Heidersbach (Antonia), Kapellmeister Ernst Mehlich, Gertrude Geyersbach (Giulietta),

Max Roller (Diener), Theo Harald

ococoocxxxxxxx ''joooooooocxxxx^oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooqoooooooooqc OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOCXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX:

FMfred Mahlau'Von Gad Maria M. Lip p mann,

In jener wundersamen Hansestadt Lübeck sind die Zelte aufgeschlagen, in denen Alfred Mahlau, der niederdeutsche Maler, Erleben wir­kend gestaltete. — Freigeschaffen, ismenlos ist seine Kunst, die Unfertiges zu Sein, Brach­liegendes zu Werden, zu Lebenstüchtigkeit zu zeugen vermag. So ganz ohne aufdringliches Pathos, aber doch eindringend, prägnant ist seine malende Schrift: sie kann aufweisen eine Anmut, die wohl schön ist, nicht aber natur­gegeben, sondern gebildet wurde im tiefsten, ernstesten Ringen mit Stoff und Erleben. Es ist ja das Zeichen großen Könnens, daß Werke in ihrer Schlichtheit so selbstverständlich wirken; daher nimmt es auch uns nicht wunder, wenn wir von Mahlau nichts Himmelstürmendes, nichts — ad maiorem dei gloriam — Gebildetes schauen dürfen, sondern nur der Natur Abgelauschtes, fein Nachempfundenes. So ist ihm auch zum

gegebenen Ausdrucksmittel das Aquarell ge­worden. Wie aber weiß er es zu behandeln, und wie versteht er es, zu behrrschen. Wenn er mit einer grandiosen Selbstverständlichkeit alle seine Reiseeindrücke, die Stimmungen seiner norddeutschen Heimat, wiedergibt: diese Gar­ten-, Hafen-, Dünen- und Berglandschaften, die Rummelplätze und Jahrmarktsbuden, dann müssen wir erkennen, daß er ein Meister ist, der — weil jung an Jahren — das Ausdrucks­bewußtsein unserer Generation verkörpern kann. Und weil er eine Sache um ihrer selbst willen tut, ist er so deutsch, daß sein Deutschtum doku­mentiert werden darf, ohne peinlich als Emphase zu wirken. Irgendwo las ich einmal von ihm:

*) Wie wir hören, beabsichtigt Alfred Mahlau innächster Zeit eine Kollektivausstellung seiner Werke zu veranstalten.

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Am* «lesBrn Zyklus , . 8®11**w*1*at“- !>-*ESd s«h *■ f#*"»**'Von Alfred M a h l a u

„Ich kann nur malen, was ich selbst sein kann.“ In diesen Worten finden wir bestätigt, ein so un­erhörtes, inneres Wahrhaftigkeitsgefühl, daß wir ergriffen sind von soviel Größe des Geistes, der uns die Schulung an Kantischer Ethik be­weist, zugleich aber eine Manifestation bedeutet, daß not tut Abkehr von der Hohlheit und Un­echtheit moderner Lebens- und Gesellschafts­kultur. Denn ist es nicht kultürlicher, seiner inneren Stimme zu hören, überhaupt nach Ver­innerlichung geistigen Menschtums zu streben, als kraftmeierisch Tagesruhm nachzuhaschen, der doch so trügerisch ist, weil er nicht Werte kennt.

Einige Worte nur sind es, und doch können sie uns ein Bild von der Künstlerschaft Mahlaus geben, uns vertraut machen mit seiner Kunst­gestaltung; im folgenden aber wollen wir sie zeitläufig umreißen.

Dem Knaben schon ist Lübeck seine Vater­stadt, Norddeutschland die Erde, mit der er sich engstens verwachsen fühlt. Nicht findet er an der Stadt selbst Gefallen, es ist die Natur, die ihn zur Beschaulichkeit zwingt, ihn ein neues Körpergefühl erleben läßt: so beschließt er, sich die Heimat, die ganze Welt zu erwandern. Es ist die romantische Hölderlinstimmung, die das Wesen der neuen Jugend jener Zeit deutet, die versteht die Stille des Aethers, nicht aber der Menschen Wort, die der Wohllaut säuselnder Haine erzieht, und die lieben lernt unter den Blumen. Ja die Pflanzen, überhaupt die Vege­tation gibt Mahlau die Anregung zu schöpferi­scher Gestaltung, so er auch auf Fahrten stößt auf fahrendes Volk, dessen Zelte und Karussells er bewundernd schauen kann. Jäh kommt der Krieg, und er sieht den jungen Künstler kämpfend an der Front. Vom Anfang bis zum

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Dünenlandschaft <Sylt>

Hafen mit Störnetzen Alfred Mahlau

Alfred Mahlau

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Alfred Mahlau (Selbstbildnis)

Ende durchkostet er die Tragik moderner Kriegstechnik, still erträgt er all die Bitternisse jener Jahre, und wir sehen ihn Studien machen am russischen Sumpf. Der Krieg ist zu Ende, und schon macht sich wieder der in seinem Blute steckende urdeutsche Wandertrieb bemerkbar. Die Insel Sylt fesselt ihn kurze Zeit. Hier sind es die Dünen, die wert sind, beobachtet zu werden. Dann treffen wir ihn bei einem längeren Hollandaufenthalte, der ihm landschaftlich das Wesen des flachen Landes erschließen soll. Es entstehen nach einigen Streifzügen durch Ober­italien und Frankreich die größeren Aquarell­arbeiten, die die Nationalgalerie in Berlin, die Albertina zu Wien, das Stettiner Museum und die Hamburger Kunsthalle ausstellten, und die sich zum Teil in öffentlichen und privaten Samm­lungen befinden. Wieder nach Lübeck zurück­gekehrt, arbeitet er an Stilleben und Portraits. Bemerkt seien noch die Lithographien zu Walter Harichs Buch der „Babylonische Turm“, ferner die großangelegten, phänomenalen „Phantasti­schen Landschaften“, die als Gesamtwerk sich augenblicklich im Druck befinden. Ganz neben­bei, aber mit einer erstaunlichen Meisterschaft, weiß er Gebrauchsgraphiken herzustellen, die überall, wo man sie sichtet, geeignet sind, Auf­sehen zu erregen. Ich nenne nur die Plakate

Holländische Gartenfelder Alfred Mahlau

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zur „Nordischen Woche“, Lübeck 1922, durch die er mit dem Reichskunstwart Dr. Redslob be­kannt wird, und verweise auf die fabelhafte Mablo-Rekiame der Pralinenwerke zu Bad Schwartau. — Als Dr. Georg Hartmann jun. im Jahre 1923 einen Ruf als Lübecker Theater­intendant erhält, übermittelt er Mahlau erst­

er nun fort, was er in Lübeck begonnen. Die Dekorationen und Figurinen zu „Cosi fan tutte“ und zu „Hoffmanns Erzählungen“ sind uns zum wirklichen Erlebnis geworden: erscheint ihm doch die musikalische Deutung der Oper durch das Bühnenbild als haupterstrebenswertes Ziel, wie auch das richtige Verhältnis von Sänger

Alfred Mahlau

RotschwarzerSchiffsrumpf

malig Aufträge für Bühnendekorationen. So zur „Toten Stadt“ von Korngold, zu Kokoschkas „Mörder, Hoffnung der Frauen“ mit der Musik von Hindemith, zur Oper „Nachtigall“ von Stra­winski, schließlich zur Uraufführung von Mc- chior Tischers Tragigroteske „Chaplin“, Ent­würfe, die die meisten illustrierten Blätter wegen ihrer einzigen Eigenartigkeit zum Abdruck brachten. So hört auch Prof. Turnau von ihm, und er möchte ihn gern nach Wien haben. Da trifft sich die Übernahme der Breslauer Oper durch Prof. Turnau günstig, sofort überträgt er Alfred Mahlau den Posten eines Ausstattungs­chefs am Breslauer Stadttheater. Flier setzt

oder Spieler zum Bühnenbild: daß alles in Ein­klang stehen muß, und sich das Bühnenbild so einordnet, daß es die Handlung trägt.

Und Breslau, die Stadt, die — hart an der Grenze — deutsche Kultur erhalten und ver­teidigen muß, beherbergt diesen vielseitig großen Künstler Alfred Mahlau, der durch seine Werke und durch sein Können zu solcher Bedeutung gelangt ist und zu noch größerer gelangen wird, so wir doch, wie einer seiner Biographen, Carl Georg Heise, sagt, besinnlich vor den Schicksals­mächten unsere Hoffnung auf die Stillen im Lande setzen.

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Emil MattiesenSeit Hugo Wolf gilt als oberstes Gesetz für die

Liedkomposition sinngetreu Deklamation des Textes die musikalischen Faktoren sind dieser Kardinalforderung nicht mehr über-, sondern höchstens gleichgeordnet. Daß eine übertriebene Beachtung dieses Standpunktes teilweise uner­freuliche, weil unsangliche, Schöpfungen zeitigt, ist eine unvermeidliche Folge jedes Wett­bewerbes, zumal dann, wenn verständnismäßige Überlegung und dichterische Phantasie vermöge der Mittel musikalischen Ausdrucks um die

Emil Mattiesen Zum Konzert am 24. September 1925

Palme ringen. Der Sieg bleibt schließlich doch auf Seiten der schöpferischen Potenz, für die handwerkliche Technik nicht Selbstzweck, sondern das allerdings unentbehrliche Medium zur Darstellung musikpoetischer Einfälle ist.

Einer derjenigen zeitgenössischen Kompo­nisten, welche in diesem Sinne für die Mit- und, hoffen wir es, auch Nachwelt fruchtbar wurden und noch werden, ist Emil Mattiesen. Er kommt von Hugo Wolf; sein Streben geht über ihn hinaus. Da sein Schaffen ausschließlich der Liedkomposition gilt, liegt die Versuchung zu Vergleichen mit dem von ihm vergötterten Vor­bild besonders nahe. Durchgeführt ergibt ein solcher Vergleich, daß Mattiesens Tonalität frag­

los in der Hugo Wolfs wurzelt, daß seine Ton- sprache der des österreichischen Meisters viel­fach ähnelt, daß er aber in Melodie, Harmonie und Rhythmus eine Überfülle eigener Gedanken offenbart. Vorbildlich ist seine Textbehandlung, erhaben die Ausdrucksgewalt seiner Musik. Schönheit und Wahrheit heißen die Pole seines Schaffens. Der Lyrik gilt seine besondere Liebe, doch auch als Balladenkomponist weiß er zu fesseln. Bevor wir daran gehen, seinen bisher im Druck erschienenen Werken eine kurze Be­trachtung zu widmen, sei ein knappes Bild seines Werdeganges entworfen.

Dr. Emil Mattiesen ist Deutsch-Balte; er stammt aus Dorpat. Der dortige Universitäts- Musikdirektor Dr. Hans Harthan, ein Schüler Rheinbergers, war sein Lehrer in der Musik; völlig von der schöpferischen Begabung seines Schülers überzeugt, wollte er den Siebzehn­jährigen bestimmten, Musik zum Lebensberuf zu wählen. Doch dieser entschied sich für das Studium der Philosophie und der Naturwissen­schaften. Dorpat, Leipzig, Berlin und Jena waren die Stätten, die seinem Wissensdurst Nahrung gaben; 1896 promovierte er in Leipzig, 21 Jahre alt. Mehrjährige Reisen führten ihn dann unter oft ungewöhnlichen Umständen nach Indien, Japan, Nord- und Mittelamerika. 1903 nach Europa zurückgekehrt, machte er sich an die Abfassung eines großen religions-psycho- logischen Werkes, welches kürzlich unter dem Titel: „Der jenseitige Mensch“ bei W. de Gruyter & Co., Berlin, erschienen ist. Bis 1909 spielte die kompositorische Betätigung soviel wie gar keine Rolle in seinem Leben; erst die Bekannt­schaft mit seiner jetzigen Frau führte dazu, daß er auf ihre Veranlassung einiges niederschrieb. Ohne sein Wissen wurden die Manuskripte musikalischen Kapazitäten wie Karl Muck, Max von Schillings u. a. vorgelegt, deren Urteil so günstig ausfiel, daß C. F. Peters in Leipzig sie in Verlag nahm. In der Folge erschienen Mattiesen’s Werke auch öfters auf den Pro­grammen der Tonkünstlerfeste des Allgem. Deutschen Musikvereins, so zuletzt in Kiel. Kom­positionsabende in vielen Teilen Deutschlands und das Eintreten namhafter Künstler für seine Lieder haben dem nunmehr fünfzigjährigen Kom­ponisten die verdiente Beachtung verschafft.

Der Fruchtbarkeit seines Geistes verdanken wir eine stattliche Reihe von Liedern und Bal­laden, die in 16 Heften als op. 1 bis 13 vorliegen und eine wertvolle Bereicherung der vorhan­denen Literatur darstellen. Op. 1 enthält fünf ..Balladen vom Tode“, gut erfunden, aus-

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üünstlevpvofile <ler* Stadi^Tkeafevs

Max Roller Arnold GeorgewskyZwei Hauptrollenträger in der Neuinszenierung von ,,Hoffmanns Erzählungen“

(Diener) (Titelpartie)

Alfred GlaßKammersänger, erfolgreich in

„Cosi fan tutte“

gezeichnet deklamiert und wirkungssicher auf­gebaut. Wertvoller erscheinen mir die in op. 10 zusammengefaßten „Balladen von der Liebe“, weil die Tonsprache selbständiger und blühender, die Harmonik fesselnder ist. Zwischen diesen beiden Balladenbänden findet sich eine Anzahl Liedkompositionen, unter denen als besonders beachtenswert hervorzuheben sind „Der Feind“ von Brentano, „Tod in Ähren“ von Liliencron, „Die kleine Passion“ von Gottfr. Keller, „Will­kommen und Abschied“ von Goethe, dann die „Künstlerandachten“ (op. 5/6) und vier ent­zückende „heitere Lieder“, ferner noch sieben stimmungsvolle Gesänge nach Gedichten von Ricarda Huch und zwölf „Liebeslieder des Hafis“ in Daumer’scher Übertragung, in denen zarteste Lyrik sich zu dramatischer Leiden­schaftlichkeit steigert. Ein ganz eigenes Stück nach Text und Vertonung ist die dem op. 10 zu­

gehörige „Legende“ von Chr. Morgenstern, er­schütternd in seinen Kontrasten wirkt „Der Freier“ von G. Falke. Die als „Hausmusik“ bezeichneten „Stillen Lieder“ (op. 11/12) er­gehen sich, einfach in Melodik, Harmonik und Rhythmik, in ruhiger Beschaulichkeit, während die vier „Zwiegesänge zur Nacht“ (op. 13) eine ganz neue Klangwelt zum Leben erwecken und trotz kühnster harmonischer Bildungen die ganz selbständig geführten Singstimmen zu eindring­lichster Wirkung gelangen lassen unter Er­reichung einer vollkommenen Kongruenz von Wort und Klang. Soeben sind bei C. F. Peters zwei weitere Hefte erschienen, deren Einsicht­nahme bis zur Drucklegung dieser Zeilen nicht möglich war, über deren Inhalt daher zu ge­gebener Zeit anderen Orts zu berichten sein wird.

Theodor Martin.

Zu Dr. Theodor Loewes 70. GeburtstagBei dem Festessen, das Dr. Theodor Loewe, an­

läßlich seines 70. Geburts festes geladenen Gästen ln der Wleinhandlung Hansen gab. begrüßte Dr. Alfred Schlosser, der Vorsitzende des Ver­bandes der Schlesischen Presse, den Jubilar mit folgendem Poem:

Viel edle Damen, hochgeehrte Herrn!Der Loewe rief, und alle, alle kamen.Wer kam’ auch nicht zu einem Feste gern,Wo laut wir preisen Dr. Loewes Namen?

Denn jeder weiß, um Faust zu variieren,Mit Euch, Herr Doktor Loewe, zu soupieren,Ist ehrenvoll und außerdem Gewinn,Drum eilte alles heut zu Hansen hin.

Feststimmung wogt ringsum im weiten Saale.Es perlt der Wein im funkelnden Pokale,Und Freundschaft flicht die schönsten Lorbeerkränze Um unsres Dr. Loewes siebzig Lenze.

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Doch nicht vergessen sei die stolze Krone,Die dem Verdienste heut die Mühe lohne,Das Lob ob mancher weitgerühmten Tat Zum Heile unsrer schönen Oderstadt.

Vom lieben fernen Wien am Donaustrand Bracht' er uns Freude in das Schlesierland,Der Musen heit res Spiel, der Kunst Vollendung, War seine dankbar anerkannte Sendung.Doch, wenn wir heute wieder mit ihm feiern Zu seiner Ehr' in froher Huldigung,Da will ich ein Geheimnis euch entschleiern: Warum bleibt Dr. Loewe ewig jung?

Als jetzt ich hörte, daß schon 70 Jahre Vergangen sind in seines Lebens Lauf,Da glaubt’ ich's nicht, da fiel das Wunderbare, Das Rätsel, mir zum erstenmale auf.Ich dachte nach und hab’ es rasch gefunden, Was unsern Freund so jugendlich erhält,Nicht Frohsinn nur in lebenslust’gen Stunden, Nein, eine weite große Wunderwelt.

Das liebe Wien hat's ihm ins Blut gegossen,Daß er sich diese Welt zum Jungborn nahm.Und jeder hier hat mit ihm sie genossen,Wenn man zu ihm in sein Theater kam.Nicht eine Frau, nein, viele hundert Frauen,Sie brachten ihm nicht nur der Minne Sold,Sie brachten Leben ihm und reiches Schauen,Sie brachten ihm auch manchen Haufen Gold.

Es waren oft gar leicht geschürzte Damen,Oft hüllte sie auch Königspurpur ein,Wenn singend sie aus den Kulissen kamen,Zu spielen in der Rampenlichter Schein.Die „Kaiserin“ war ihm gar wohl gewogen, „Madame Pompadour“ bewies ihm Gunst,Die „Helena“ war nicht viel angezogen Und führte dennoch zum Erfolg die Kunst.

Ging ohne „Czardasfürstin“ nicht die Chose,Die „Faschingsfee“ macht' ihn von Herzen froh, Die „Katja“ und „von Stambuł (auch) die Rose“, Die „lust’ge Witwe“, „Madame Flirt“, „Clo-Clo“. Und Hannerl, Heiderl, Hederl, ach die süßen,Sie wirkten Wunder schon jahrein, jahraus.Sie ließen Loewes Kasse überfließen.Stets ausverkauft war das „Dreimäderlhaus“.

Dann „Annelies von Dessau“, auch die kleine, War dem Herrn Doktor ganz von Herzen gut, Die „Czikosbaroneß“ und auch die feine „Geschied'ne Frau“ gab neuen Lebensmut.Und „Straßensängerin“ und „Hollandweibchen“ Verscheuchten spielend jeden Weltenschmerz.„Die span sehe Nachtigall“ im feschen Leibchen Erfreute nicht nur Loewes Künstlerherz.„Gräfin Mariza“ sollt’ schon hundertmal Mit Baron Czupan hin nach Varesdin,Doch bleibt sie, weil Herr Loewe es befahl,In Breslau noch, „solang die Rossen bliihn“.Und gar das „Mädi“ ohne die Balance Ist für Herrn Theodor ein Wonnemai.Spricht man dereinst von des Gewinnes Chance, Sagt sicher er: „Mädi war auch dabei!“„Kleopatra“, die mit den Perlen siegte,War ein Triumph für unser Schauspielhaus.Die „Bajadere“ mit den Hüften wiegte In Wohlgefühl der schlechten Zeiten Graus.Und tat' gar die Revue bei uns erscheinen

In jedem Jahr zur Saurengurkenzeit,So riß sie mit viel hundert schönen Beinen Ganz Breslau fort zu eitel Seligkeit.

Ich kann jetzt hier nicht jede Dame nennen,Die spielend Dr. Loewes Gunst errang.Das hieß den Zweck des Abends ganz verkennen, Wir wollen lustig sein beim Gläserklang.Doch dürfen wir den Dank heut nicht vergessen. Den diesen Damen alle schulden wir,Denn wären diese Damen nicht gewesen,Bei Gott, wir säßen heute auch nicht hier.

Zwar hat auch manche sich nicht nett benommen Und hat enttäuscht das p.t. Publikum.Und dann ist böse die Kritik gekommen.Das nahm Herr Dr. Loewe gar nicht krumm.Kr wußte schon, nicht alle seine Damen Entzückten freudig jeden Kritikus.Drum machte er, wollt' der Besuch erlahmen, Rechtzeitig auch mit mancher Dame Schluß.

Verzeiht den Rätselscherz, den ich getrieben, Verzeiht, Herr Dr., doch ein Körnchen Wahrheit Ist bei dem allen übrig schon geblieben.Jetzt leuchtet vor mir dieses Weines Klarheit Wie gold'ner Sonnenschein an unserm Feste.So soll er immer leuchten in dem Leben des Jubilars. Das wünschen seine Gäste.Die Presse aber wird das Glas erheben:„Auf viele Jahre nach den 70 noch:Herr Dr. Loewe lebe 3 mal hoch!“

„Künstler-Adressen-Tafel" der „Schlesischen Theater- und Musikwoche“!

Ausübende Künstler: Beachten Sie die Ihnen zu gehenden Prospekte und Offerten!

fmmm Ostd. Konzertdir. Hoppe 2. Oktober:

Ludwig WÜLLNERKarten Musikalien- und Voxhaus Hoppe

6. Oktober:KLAVIER - ABEND

Joseph SCHWARZKarten Musikalien- und Voxhaus Hoppe

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Mattia BATTISTINIKarten Musikalien- und Voxhaus Hoppe

17. Oktober:

VASA PRIHODAKarten Musikalien- und Voxhaus Hoppe

■■■ Zwingerplatz 8 MH

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Dr. Paul Baratoffgastiert am 25. und 26. September in Schałom Aschs

„Gott der Rache" im Thaliatheater

Dr. Paul Bara toil (Ben Zwie) ist Russe und war Arzt. Er wurde von Stanislawski als Schau­spieler entdeckt und war bald Hauptstütze seines Ensembles. Baratoff interessierte sich sehr für jiddisches Theater, studierte die Sprache und ge­langte als jiddischer Schauspieler anläßlich seines Auftretens in Moskau, Wien, Paris, London und Newyork zu Weltruhm. Er wirkt gegenwärtig ständig am jiddischen Theater in Neuyork, als dessen be­deutendster Schauspieler er gilt, neben Schildkraut und Morries Schwarz. In diesem Sommer wurde er vom Internationalen zionistischen Kongreß in Wien eingeladen, ein Gastspiel zu absolvieren, und studierte zu diesem Anlaß seine Glanzrolle, den Sankel Schapsowitz in „Gott der Rache“ in deutscher Sprache. Baratoff wurde auf Grund dieses letzten Erfolges von Professor Reinhardt und Intendanten Jeßner zu Gastspielen eingeladen. Der berühmte Künstler wird am 25. und 26. September im Thalia-Theater in „Gott der Rache“ in deutscher Sprache gastieren.

und üonzevtspie^elStadttheater

„Wie freu' ich mich, wie freu' ich mich, wie treibt mich das Verlangen“, klang es am Abend des 7. September übermütig in den leeren Musen­tempel hinein; denn kein Verlangen hatte die Bres­lauer und ihre Messegäste getrieben, sich die wirk­lich sehens- und hörenswerten „Lustigen Weiber“ in der ausgezeichneten Wiedergabe ihres Theaters vorführen zu lassen. Ein Wunder nur, daß die Spieler Laune genug behielten und dem liebenswürdigen, humorsprühenden Werke kaum etwas schuldig blieben. Orchester, Chor und Solisten wetteiferten in dem Bestreben, ja keine von den köstlichen Perlen dieser herzerquickenden Musik unter den Tisch fallen zu lassen; kleine Unebenheiten, die gelegentlich unterliefen, vermochten an dem günstigen Gesamt­eindruck nichts zu ändern. Kapellmeister Seidel- m a n n gab der Aufführung von vornherein flottes, lustspielmäßiges Tempo; das Orchester folgte ihm mit Schwung und Grazie; wiederum fiel die sorgsame Beachtung der Dynamik auf. Die Leistungen von Erika Stoß (Frau Flut), Margarete Olden (Frau Reich), Karl Rudow (Herr Flut), Josef Witt (Fenton) und Hans Baron (Junker Spärlich) sind von der vorjährigen Aufführung her noch in bester Erinnerung; an der Güte ihrer Dar­bietungen hat sich nichts geändert. Neubesetzt waren die Rollen der Jungfer Anna Reich mit Elli Mirków, die wirklich eine „süße Anna“ spielte und sang, des Herrn Reich mit Geerd Herrn. A n d r a, der stimmlich und darstellerisch gute Mo­mente hatte, des Doktor Cajus mit Alfred Ol aß, welcher aus dieser unmöglichen Figur das Mögliche machte, und des Sir John Falstaff mit Julius Wil­li e 1 m i, der den „dicken Schlemmer“ mit überwälti­gender Komik ausstattete.

Eindrücke anderer, aber um so eindringlicherer Art vermittelte die Aufführung der „Salome“ von Richard Strauß. Man mag darüber verschie­dener Meinung sein, ob es richtig war, daß der Kom­ponist den Text des Wilde’schen Dramas unverändert

übernommen hat; fest steht jedenfalls, daß er die Aufgabe, diese von Grausamkeit und bis zur Per­versität gesteigerter Sinnlichkeit einerseits und weit­abgewandter Askese andererseits erfüllte Handlung in ein musikalisches Gewand zu kleiden, vollkommen gelöst hat, so vollkommen, daß die Ausdrucksgewalt seiner Musik den Hörer vom ersten bis zum letzten Ton in Bann hält. Allerdings ist es zur Erzielung eines vollkommenen Eindrucks wesentlich, daß die Verständlichkeit des Textes stets gewahrt bleibt, eine Forderung, welche das unter Kapellmeister Meh- lich spielende Orchester nicht in allen Punkten er­füllte. Was der Aufführung besonderes Gepräge ver­lieh, war das Bestreben, bei aller Realistik grauen­vollen Geschehens, die weniger zahlreichen im Dienste klanglicher Schönheit stehenden Stellen der Partitur besonders hervortreten zu lassen. In dieser Hinsicht leistete Hervorragendes Gertrude Geyers­bach, die physisch und psychisch völlig in ihrer schweren Rolle aufging. Paul Maier verkörperte mit gutem Gelingen den feigen Lüstling Herodcs, Irene Karmann sekundierte ihm würdig als Herodias. Erich Mareks faßte seine Rolle mehr heldisch als lyrisch auf; sein Naraboth war eine hauptsächlich stimmlich gute Leistung. Ausgezeichnet löste Eugen Fuchs seine Aufgabe als Jochanaan. Nebenrollen liehen bewährte Kräfte ihr erprobtes Können. — Was bisher keine der durchweg wert­vollen Vorstellungen dieser Spielzeit vermocht hatte, brachte die Aufführung von „Hoffmanns Erzählungen“ zuwege: ein voll besetztes Haus folgte mitTeilnahme und lebhafter Anerkennung den Vorgängen auf der Bühne. Diese spielten sich in einem Rahmen ab, der in eindringlichster Weise das Phantastische des Stoffes heraushob und die Bcziehungslosigkeit, die mitunter zwischen Musik und Dichtung klafft, glücklich überbrückte. Am meisten vom Herkömm­lichen entfernten sich das erste Bild, das durch Linie und Farbe, und das dritte, welches durch das sym­bolische Kreuz sein Charakteristikum erhielt, wäh­rend das zweite in seiner wollustdurchzitterten Grundstimmung zwar durchaus mit den poetischen

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Theater - Spielplanvom 19. bis 27. September 1925

Tag Stadt-Theater*) Lobe-Theater*) Schauspielhaus*)(Operettenbühne)

Thalia-Theater*)

Sonnabend Tannhäuser

Allabendlich 8 Uhr:

DerKreidekreis

Riquette

Allabendlich 8 Uhr

Derdreizehnte Stuhl

Sonntagnachmittags — Gräfin Mariza

Sonntagabends

HoffmannsErzählungen

Allabendlich 8 Uhr:

Riquette

Montag Aida

Dienstag Undine

Mittwoch Arlecchino Hierauf: Tanzsuite

Donnerstag HoffmannsErzählungen

Freitag TannhäuserDer Gott

der RacheSonnabend Barbier v. Sevilla

Sonntagnachmittags — - Unbestimmt —

Sonntagabends

Cavalleria ruslicana Der Bajazzo Der Kreidekreis Riquette Der

dreizehnte Stuhl*) Die Anfangzeiten und sonstige nähere Angaben sind aus dem besonderen Inserat ersichtlich.

Absichten im Einklang stand, aber doch nicht ganz vom Konventionellen loskam. Das Verdienst, durch diese Schöpfungen seiner Phantasie dem Werke eine neue, beachtenswerte Note verliehen zu haben, gebührt Alfred Mahlau, der ja gelegentlich der Neu­inszenierung von „Cosi fan tutte“ schon starke Proben seines Könnens gegeben hat. Die von Prof. T u r n a u in Szene gesetzte und von Kapellmeister M eh lieh prachtvoll dirigierte Vorstellung könnte man als ausgezeichnet ansprechen, wären nicht die Leistungen des Chores mitunter etwas unsicher ge­wesen. Die Besetzung der zahlreichen Rollen ist hervorragend; die größten Eindrücke empfing ich von Karl Aug. Neumann und Käthe Heiders­bach. Von den neuen Mitgliedern taten sich Arnold Qeorgewsky, Gertrude Geyers­bach und Max Roller hervor. Die geschmack­volle Behandlung, welche Orchester und Darsteller der Offenbach’schen Musik angedeihen ließen, konnte nicht über deren geringe Tiefe hinwegtäuschen, erntete aber verdienten, langanhaltenden Beifall. — Die Tatsache, daß der Goethe sehe Faust I von den Herren Jules Barbier und M. Carre sowie Charles Gounod (Sie wissen doch, Gounod, der dem be­kannten Präludium eines gewissen Joh. Seb. Bach durch „Hinzuerfindung“ der noch „fehlenden (!)“ Melodie oei dessen Landsleuten erst zur rechten Be­rühmtheit verhelfen hat!) durch Umbiegen der Tragik ins Sentimentale seiner höchsten Werte be­

raubt und zur Aschenbrödelrolle eines handlichen Operntextes verurteilt wurde, vermag es nicht zu hindern, daß dieses von die Psyche des großen Publikums richtig einschätzenden und schlau werten­den Verfassern hervorgebrachte Erzeugnis immer wieder auf dem Spielplane erscheint — ad majorem gloriam teutonischer Nachsicht und Rührseligkeit. Nur durch „Mignon“, das seine Daseinsberechtigung auch nur von Goethes Ruhm geborgt hat, wird dieses „Margarete“ genannte Machwerk noch an Süßlichkeit übertroffen. Die Darstellung, welche dieser mit musikalischem Zuckerwasser getaufte „Faust“ am Sonntag fand, war teilweise hervorragend. Haupt­sächlich gilt dies von dem geschmeidigen, auch den dämonischen Charakter gut treffenden Mephistopheles des Herrn Andra und der stets die Linie guten Geschmacks wahrenden, gesanglich reifen Margarete der Käte Heidersbach. Peter Unkel konnte die nicht alltäglichen Qualitäten seines kraft­strotzenden Tenors einer Indisposition wegen nicht gleichmäßig zur Geltung bringen. Eugen Fuchs bewies als Valentin wiederum, daß seine Entwick­lungskurve in steiler Linie aufwärts führt. Marga Ne i sch (Marthe) und Walter Zöllner (Brander) fügten sich mit Geschick in ihre Rollen; Helene Makowsky als Siebei gefiel weniger. Oskar Preuß machte die Musik durch die Wahl nicht zu langsamer Zeitmaße erträglich, Helga und Inge Swedlund mit ihren Damen schufen in dem

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großen Bacchanal eindrucksvolle Tanzszenen. — Wenn man sich von der Aufnahme der S t r a u fi­schen „Fledermaus“ besondere Anziehungskraft auf das Publikum versprochen hatte, so hat diese Hoff­nung schmählich betrogen: leider konnte ich nur den ersten und einen Teil des zweiten Aktes an­hören, verließ aber das Theater in der durch das Urteil meines Gewährsmannes bestätigten Über­zeugung, daß die in flottem Tempo und froher Laune begonnene Vorstellung zu gedeihlichem Ende kommen würde. Davon, daß die Mehrzahl der Mitspielenden unter Erkältung zu leiden hatte, merkte man fast nichts, und so tollte dieser unverwüstliche Faschings­schwank dank der ungebrochenen Frische der prickelnden Musik und der unwiderstehlichen Aus­gelassenheit der Darsteller (allen voran Erika Stoß als Rosalinde und E 11 i Mirków als Adele) unter Führung von Helmut Seidelmann mit me versagendem Erfolge über die Bühne. — Im ganzen erfreulich verlief die Aufführung von „Ca­valleria rusticana“ und „Der Bajazzo“. Das reibungs­lose Zusammenwirken ajler Faktoren ließ die aus süd­licher Leidenschaftlichkeit geborene Handlung beider Stücke zu realistischer und trotz mancher Schwächen im Aufbau erschütternder Darstellung kommen. Oskar Preuß erweckte dank der willigen Ge­folgschaft seiner Mannen die Partituren zu glutendem Leben, aufs glücklichste unterstützt von dem fast durchweg ausgezeichneten Solistenensemble, von dem Berta Ebner-Oswald (Santuzza) sowie Peter Unkel (Bajazzo) und Wilhelmine Fol kn er (Nedda) besondere Hervorhebung ver­dienen. Alexander Reychan hatte stimmlich und darstellerisch gute Momente; sein Kampf mit der Vokalisation wirkt immer noch störend. Paul Maier als Turridu zeigte sich stimmlich nicht von seiner besten Seite; auch Richard Groß (Alfio) war darstellerisch glücklicher als gesanglich. Der Chor wirkte mitunter etwas unbeteiligt. Ma.

Lobetbeater(Nach Redaktionsschluß.)

Der Kreidekreis. Klabunds „Spiel nach dem Chinesischen“ fand am Mittwoch vor dem ausver­kauften Hause des Lobetheaters eine stürmische, be­geisterte Aufnahme. Über den Inhalt sind unsere Leser aus dem vorigen Heft informiert. Renato M o r d o s Inszenierung, an der Harry Wilton als geschickt stilisierender Bühnenbildner und Schöpfer origineller Figurinen hervorragenden Anteil hat, ge­hört zu den ausgeglichensten Regietaten, die wir unter der Ära Barnay gesehen haben. Die Haitang Carola N e h e r s war ein starkes künstlerisches Er­lebnis; so schlackenrein hat sich die Darstellungs­kraft, das ergriffene und ergreifende Menschentum dieser Künstlerin bislang noch nie dargeboten. Scharf umrissene, streng profilierte Gestalten waren vor allem noch der Mandarin Ludwig Bargs, dessen „Gattin ersten Ranges“ Claire Kristi und der Kuppler Alfons Finks. Walter G y n t, Franz Lederer, Richard Felder! und Fritz E ß 1 e r waren am Erfolge gleichmäßig stark beteiligt. K 1 ab u n d und seine Helfer wurden lebhaft gefeiert. — Uber die Dichtung und ihr Problem demnächst noch einiges. j-j u.

TbaliatbeaterDer dreizehnte Stuhl. Nach dem lustigen Mücken-

walder Possenspiel „Meiseken“ mit seiner ländlichen Unsittlichkeit ein „Kriminalfall“ mit Damen und Herren der Gesellschaft, Snobs und Detektiv. Auf

das leicht im Munde schmelzende Praline (das Viertel­pfund zu 20 Pfg.) der Knallbonbon. Es knallt zwar nicht auf der Bühne, denn diese Repräsentanten der Moderne sind so geschmackvoll, den Tod durch den Dolch für angenehmer zu halten. De gustibus ... etc. Jedenfalls das Rezept; 30 % Spiritismus, 20 % Kri­minalistik und 50 % Bluff. Vor Gebrauch gut zu schütteln. — Das hatte der Regisseur Arnfeld gründlichst besorgt. Ehe man dazu kam, über den ersten Trick nachzudenken und etwa hinter sein Ge­heimnis zu gelangen, folgte schon der zweite, und das war wohlgetan. Denn sonst könnten Spannung und Sensation nicht 2 Spielstunden Vorhalten. Der Spielleiter hatte dem identischen Darsteller Arnfeld die gute Rolle des Detektivs übertragen und damit bewiesen, daß er sich auf die Technik der Rollen­besetzung ausgezeichnet versteht. Neben ihm er­weckt Käthe Habel-Reimers Interesse; sie hat als einzige die Möglichkeit, ihrer Rolle menschliche Züge zu verleihen, und diese Gelegenheit läßt sie sich nicht entgehen. Das andere Darstellerpersonal braucht der Autor (Verzeihung: er heißt Bajard V e i 11 e r) dazu, die Stichworte für die Tricks und Bluffs bringen zu lassen: Ludwig Barg (der inletzter Zeit unausgesetzt den Bühnentod erleiden muß), die Herren Habel, Mussi, Oswald, Ferber und Stillmark, sowie die Damen Eckert, Barnay, Rapmund, Pauli, Boegel und Beer. — An Kurzweil fehlt es nicht. —an.

*

Liederabend Sigrid Onegin.Jubilate, jubilate! Es bedurfte eigentlich kaum

dieser Aufforderung an die begeisterungsfreudige Schar, die am Mittwoch, den 9. September, im Schieß­werdersaale zusammengeströmt war, um sich wieder einmal von dem Zauber umfangen zu lassen, der von der Persönlichkeit der Frau Sigrid Onegin mit zwingender Gewalt ausgeht. Ihr Singen erschien an diesem Abend vorwiegend in ein mildes, wohliges Licht getaucht; selbst da, wo dramatische Höhe­punkte stärkste Akzentgebung heischten, verlor das Organ nicht seine samtene Weichheit. Die Schönheit dieser Stimme mit Worten zu schildern ist unmög-

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lieh, der Gebrauch, den ihre Eigentümerin von ihr macht, einzigartig, die Charakterisierungsgabe der Sängerin vollendet, ihre Sprechkunst könnte man vorbildlich nennen, ständen nicht gewisse Eigen- willigkeiten in der Sprachbehnadlung im Gegensatz zu den immer noch geltenden Regeln der Bühnen­aussprache. Die beiden italienischen Arien zu Beginn des Programmes trafen trotz ihrer musikalischen Schönheit und der virtuosen Wiedergabe noch nicht so recht den Geschmack des Publikums. Dieses wurde erst ordentlich warm nach den drei Reger- liedern, deren letztes, „Der verliebte Jäger“, wieder­holt werden mußte. Einen erlesenen Genuß bot Frau Onegin mit der Wiedergabe dreier Mussorgsky- Lieder aus dem Zyklus: „Die Kinderstube“: mit ent­zückender Schelmerei sang sie diese so leicht klin­genden und in Wahrheit doch so schweren Genre- Stückchen. Daß „Muttertändelei“ von Rieh. Strauß von allen übrigen Liedern mit dem meisten Applaus bedacht wurde, ist nicht verwunderlich: wurde es doch mit ureigenem, mütterlichem Empfinden vor­getragen. Freigebig spendete die Künstlerin zur Be­schwichtigung des immer mächtiger anwachsenden Beifalls noch mehrere Zugaben. In Franz Dorf­müller hatte sie einen ebenbürtigen, hochpoetisch empfindenden Partner, dessen gepflegte pianistischc Kunst stärkste Eindrücke schuf. Ma.

Liebich-Theater.Die Saison beginnt. Auch Liebicli öffnet seine

Pforten. Der Saal ist renoviert und für modernsten und vornehmsten Theaterbetrieb hergerichtet. Die Tradition ist geblieben: eine Pflegstätte hervor­ragender Varietekunst. Mit delikatem Geschmack ist wieder das Septemberprogramm zusammengestellt Keine Ermüdung, immer Fluß und Abwechslung. Ellen Leeds eröffnet mit hübschen Jongleurkünsten. Äußerst drollig und wirkungsvoll ist das Affentheater Robert Roschez. Die Güte der modernen Tänze von Laczi und Aenni kennen wir noch vom Vorjahre. Die drei Poposcus bringen am drei­fachen Reck hervorragende Leistungen. Karl Steiner sorgt mit urwüchsigem derben Humor für Stimmung. Rose H o n n e y und Olly Morri­son entfalten auf der Bühneneisbahn künstlerisches Können. Ristoris Violinakrobat vereinigt Kunst und Humor. Bei Horace Goldins Illusionen kann einem ganz ruhig das Gruseln ankommen, überhaupt wenn er an das Zersägen einer Dame geht. Die Fuji-Familie sind Equilibristen mit vollendeten Qualitäten. Uckol und Martin produzieren sich mit Kunst und Humor auf allerhand exotischen Rädern. So hätte man noch stundenlang zusehen können, aber schließlich hat alles ein Ende und Kapellmeister Wappaus spielt den „Schlußmarsch“.

»Die Ostdeutsche Konzertdirektion R. Hoppe kündigt

an: Am 2. Oktober gibt Dr. Wüllner auf all­gemeinen Wunsch einen Liederabend. — Am 7. Ok­tober singt der große russische Bariton Fedor S c h a 1 j a p i n zum ersten Mal in Breslau. — Am 13. Oktober veranstaltet die Breslauer Sängerin Alma Pohl er einen Liederabend. Am Flügel Dr. Fritz Prelinger. — Am 15. Oktober gibt der berühmte italienische Bariton Mattia B a 11 i s t i n i einen Lieder­und Arienabend. Sein Konzert im April ist noch in allerbester Erinnerung. — Am 17. Oktober ver­anstaltet Vasa Prihoda, genannt der neue Paganini, ein Violinkonzert. — Am 21. Oktober findet ein Kammermusikabend des K 1 i n g 1 e r - Quartetts statt.

— Am 24. Oktober singt der Sixtinische Chor aus Rom, dessen Konzert im vorigen Jahr vor aus­verkauftem Hause stattfand, in Breslau. Der Chor besteht aus den Sängern der römischen Basiliken. Leitung: Monsignore Raffaele C. Casimir i.

flus der ProvinzSchweidnitz. Von großer Bedeutung für das

hiesige Musikleben ist die erfolgreiche Wirksamkeit des „Schweidnitzer Musikvereins“ (1. Vorsitzender: Geheimrat Heyn; Dirigent: Musikdirektor D r o h 1 a), der jetzt sein 20. Vereinsjahr beginnt. Im zurück­liegenden Konzertwinter bot der rührige Verein der Öffentlichkeit 10 Abende voll musikalischer Hoch­kultur: einen Kammermusikabend des Dresdener Streichquartetts (Smetana, Beethoven, Brahms), ein Orchesterkonzert der Waldenburger Bergkapelle mit dem Pianisten Hermann Hoppe- Charlotten­burg (u. a. G-dur-Klavierkonzert von Beethoven), ein Konzert des Sch! es. Landesorchesters (u. a. Beethovens 7. Symphonie), einen Liederabend der Kammersängerin Fr. Ze g e r s de B e y 1 - Alt- Königsberg i. Pr., einen Kammermusikabend des Klingler-Ouartetts (Haydn, Reger, Beet­hoven), einen Trio- und Solistenabend des Berliner Künstler-Trios v. G i c y k i. Wietrowez, Hopf, Beet­hovens 9. Symphonie, ausgeführt vom Orchester­verein mit dem Schlesischen Oratorien­quartett unter Drohlas Leitung, Konzerte des Schweidnitzer Madrigalchors, Günter Freudenbergs und des Grafen P ü c k 1 e r. Auch für den kommenden Konzertwinter werden wiederum erlesene musikalische Genüsse vorbereitet. Hl.

Frankenstein. Auf Veranlassung der hiesigen Literarischen Gesellschaft gab der hier stets gern gehörte Schriftsteller Dr. Friedrich Castelle- Breslau einen Vortragsabend mit ausgewählten Bal­laden von R. Huch, A. Miegel, C. F. Meyer, L. v. Strauß, Tornay, A. v. Droste-Hülshoff und E. v. Handel-Mazetti. Castelles Vortragskunst war von starker Wirkung. Hl.

Wissen Sie schon?Leo Fall t, der bekannte Operettenkomponist, hat

seinen liederfrohen Mund für immer geschlossen. Arm in Arm mit Franz Lehar und Oskar Straus hat er unser Jahrhundert für sein Bereich, die Operette, in die Schranken gefordert; als Wahrer vornehmster Tradition machte er aufhorchen, wo immer er sich hören ließ. Das nächste Mal noch einige Worte von ihm.

Ein Stradivarius für 10 000 Ptund Sterling. Mischa Elman, der bekannte Violinvirtuose, der jetzt in Amerika ständigen Aufenthalt genommen hat, hat kürzlich in Paris zu seinen beiden Stradivarius- Geigen hoch eine dritte gekauft, die das Datum des Jahres 1717 trägt. Das kostbare Instrument erhält dadurch ein besonderes Interesse, daß es früher im Besitz der Madame Recamier gewesen und seither auch unter diesem Namen in der Geigerwelt bekannt ist. Das Instrument, das der sogenannten „goldenen Periode“ des Antonio Stradivari angehört, ging für den Preis von 10 000 Pfund Sterling (= 200 000 Mk.) in den Besitz Elmans über. Es gilt für das dritt­beste Instrument des großen Cremoneser Meisters. Die berühmteste dieser Stradivari-Geigen ist wohl die „Der Messias“ genannte Violine in London, die in der Hill-Sammlung vergraben ist und niemals ge­

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spielt wurde. An Schönheit ihr ebenbürtig ist die „Betts-Geige“, die ebenfalls in einer Sammlung, und zwar in der Rogers-Sammlung in Newyork in Con­necticut, als Museumsstück verwahrt wird und gleichfalls niemals gespielt wurde.

Nicht jedem dürfte bekannt sein, welche um­fassende, zeitraubende und kostspielige Vorberei­tungen erforderlich sind, um eine Gesamtausgabe ins Leben zu rufen, noch dazu von einem Meister, dessen Werke zum größeren Teil noch ungedruckt und in aller Welt verstreut sind. Das trifft z. B. bei den Werken von Joseph Haydn zu. Ein Musik­gelehrter hat im Aufträge von Breitkopf & Härtel während neun Monaten alle wichtigen öffentlichen Bibliotheken in Deutschland, Belgien, Holland, Eng­land und Italien besucht, um das dort vorhandene Quellenmaterial zu sichten und genau zu verzeichnen. Manche noch unbekannten Werke Vater Haydns sind dadurch ans Tageslicht gekommen. Immerhin ist es nicht ausgeschlossen, daß sich noch ungedruckte Haydn-Kompositionen im Privatbesitz befinden. Wer von unsern Lesern hiervon Kenntnis haben sollte, möge es uns im Interesse der Sache mitteilen. Bis­her sind erschienen drei Bände Symphonien, drei Bände Klaviersonaten und die Partituren der Jahres­zeiten und der Schöpfung. Noch in diesem Jahre werden die einstimmigen Lieder. erscheinen, unter denen sich auch mehrere befinden, die noch un­bekannt waren.

Von Mozart sind nun 9 der bekanntesten Klavier- Konzerte, einschließlich des Konzertes für 2 Klaviere in Eulenburg s kleiner Partitur-Ausgabe, erschienen.

Die Konzerte sind sowohl einzeln, als auch in einer Gesamt-Ausgabe in 2 Halbleder-Bänden gebunden, mit einer Heliogravüre des Komponisten und Ein­führung von Friedrich Blume, zu haben.

Der Musikverlag Ed. Bote & Bock läßt unter dem Titel „Handel-Renaissance“ eine neue Sammlung un­bekannter Arien von G. F. Händel erscheinen, die von Dr. Felix Günther neu bearbeitet wurden. Diese Sammlung, die eine Anzahl der schönsten und bis jetzt völlig unbekannten Opern- und Oratorien-Arien Handels umfaßt, wird zweifellos in den musikalischen Kreisen erhebliches Interesse erwecken. Maria Basca, Karin Branzell, Mafalda Savatini, Hertha Stolzenberg, Cornells Bronsgeest, Arthur Fleischer, Wilhelm Gutt- tnann, Manfred Lewandowski und Peter Raitscheff haben bereits eine Anzahl der in dieser Sammlung vereinten Arien in die Programme ihrer für diesen Winter geplanten Konzerte aufgenommen.

Eine Reichschulmusik woche. Bei der viertenSchulmusikwoche, die von dem „Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht“, Berlin, und der Ober­schulbehörde Hamburg vom 4. bis 10. Oktober 1925 in Hamburg veranstaltet wird, werden u. a. Ministe­rialdirektor Kaestncr, Berlin, über „Schule und Freude“, Professor Hermann Abert über „Die Musik­geschichte in der Schule“, Direktor Professor Carl Thiel, Berlin, über „Die Ausbildung der Musiklehrer für höhere Schulen“ sprechen. Professor Dr. Hans Freyer, Leipzig, wird das Thema „Musik und Er­ziehung“, Professor Willibald Gurlitt, Freiburg, das Thema „Alte und neue Musik in der Schule“ be­handeln.

Breslauer Rundfunk programm vom 20. bis 26. SeptemberSchlesische Funkstunde flUG., Breslau / Direktion: Alexander VogtKünstlerische Leitung: Fritz Ernst Bettauer und Kapellmeister Dr. Edmund Nick

Sonntag, den 20. September 1925 12 Uhr: Morgenfeier. Mitwirkende: Dr. Friedrich Bartsch (Vortrag), Bruno Sänke (Bariton). Am Seiler­flügel: Dr. Curt Hoffmann. 1, a) „So sei, o Seele, sei zufrieden“ aus der Kantate 155 — b) „Wohlzutun und mitzuteilen“ aus der Kantate 39, von J. S. Bach (B. Sänke). 2. „Die Gemeinde, die Zukunft der Völker“, Vortrag von Dr. Friedrich Bartsch. 3. a) „Laßt dem Höchsten ein Danklied erschallen“, aus der Kantate 66 — b) „Gib Dich zufrieden“, von •L S. Bach (B. Sänke). — 12,55 Uhr: Nauener Zeit­zeichen, Zeitansage, erster Wetterbericht, Wasser­stände der Oder. — 4—4,30 Uhr: Kindermärchen, er­zählt von Kitty Seiffert. — 4,30 Uhr: Rätselfunk. — 5—6,30 Uhr: Teemusik der „Savoy-Haus- kapeli e“. Leitung: Heinz Elsner. — 6,45 Uhr: Winke für den Einkauf. — 7—7,30 Uhr: „Der Glatzer Schneeberg“, fünfte Wanderung von Bernhard König. — 8 Uhr: Heiterer Abend. Mitwirkende: Robert Koppel (Berlin). Am Seilerflügel: Eugen Greiner. Die Hauskapelle. 1. Florentiner Marsch, von Fucik. !,).uv.er.türe zur Operette: „Das Spitzentuch derKönigin“, von J. Strauß. Mondnacht auf der Alster, Walzer von Petras (Die Hauskapelle). 2. Eins, zwei, drei, geht das Glück vorbei, von E. Lebieg. Shanghai, von H. Nicholls. Du hast den süßen, veilchenblauen Blick, von R. Gilbert. Annemarie, komm doch in die Laubenkolonie, von R. Gilbert (R. Koppel). 3. Martha, Martha, Du entschwandest, Blues, von Benes, Der Kreisel, Intermezzo von Heyken. Wien bei Nacht,

Potpourri von K. Komzäk (Die Hauskapelle). 4. Som­mernacht, blaue Sommernacht, von J. Berlin. Jonny, bring mir noch einen Flip, von W. W. Goetze. 1 woaß net, wie mir is, Volkslied. Wenn ich keinen Dalles hätt', von W. Rosen (R. Koppel). 5. Aus der Ope­rette: „Die hellblauen Schwestern“, von E. Kiinnecke. Mädchenaugern Walzerlied. „Schatz, Du mußt nicht so traurig sein“, Foxtrott. Petersburger Schlitten­fahrt, Galopp von F. v. Blon (Die Hauskapelle). 6. Die Badereise, von E. Petsch-Krapp. Simon Lackner, von L. Thoma. Aus dem Roman: „Patriarch Mahnke", von O. Euking. Da Schweizerkas, von P. Roscher (R. Koppel). 7. Schlußmarsch. Zweiter Wetter­bericht, Zeitansage, neueste Pressenachrichten,

Hackebeils Sportfunkdienst.

Gleichbleibende Vortragsfolgen von Montag bis Sonnabend:

11,15 Uhr: Wirtschaftsnachrichten (Berlin Freiverkehr 10,40 vorm.), erster Wetterbericht, Wasserstände der Oder. — 12,30—1,25 Uhr: Mittagskonzert der Haus­kapelle. — 12,55 Uhr: Nauener Zeitzeichen. —1,25 Uhr: Zeitansage. — 1,30 Uhr: Zweiter Wetter­bericht und Wirtschaftsnachrichten (Breslau amtlich). — 3 Uhr: Pressenachrichten und Wirtschaftsnach­richten (Berlin amtlich). — 3,30 Uhr: Erster land­wirtschaftlicher Preisbericht. — 5 Uhr: Zweiter land­wirtschaftlicher Preisbericht. — 5—6 Uhr: Unter­

haltungsmusik der Hauskapelle.

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Montag, den 21. September 19256,45 Uhr: Winke für den Einkauf. — 7—7,30 Uhr: „Deutsche Siedlungen in Brasilien“, Vortrag von Hubert Henoch, Leiter der Schlesischen Auswan­dererberatung. — 7,30—8 Uhr: „Die chronischenBeinleiden und ihre Folgeerscheinungen“, Vortrag von M. Zeuke. — 8,30 Uhr: Kammermusik.(Werke von L. v. Beethoven.) Mitwirkende: Bronis­law von Pozniak (Klavier), Eduard Stöhr (Klarinett), Karl Freund (Violine), Joseph Schuster (Cello). 1. Sonate C-moll Op. 30 Nr. 2 für Violine und Klavier. Allegro con brio — Adagio cantabile — Scherzo — Finale (K. Freund und B. v. Pozniak). 2. Sieben Variationen über das Thema „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ für Klavier und Cello (J. Schuster und B. v. Pozniak). 3. Sonate Es-dur Op. 31 Nr. 3 für Klavier. Allegro — Scherzo. Menuetto — Presto con fuoco (B. v. Pozniak). 4. Trio B-dur Op. 11 für Klarinette, Cello und Klavier. Allegro con brio — Adagio — Thema con variazioni (E. Stöhr, .1. Schuster, B. v. Pozniak). Dritter Wetter­bericht, Zeitansage, neueste Pressenachrichten,

Hackebeils Sportfunkdienst.

Dienstag, den 22. September 19256,45 Uhr: Winke für den Einkauf. — 7—7,30 Uhr: „industrielle Psychotechnik“, Vortrag von Ingenieur E. Herms. — 7.30—8 Uhr: „Die Chemie in der Küche“, Vortrag von Dr. Rudolf Robi. — 8,30 Uhr: „0 e r Königsleutnant“, Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Gutzkow. Spielleitung: Fritz Ernst Bettauer. Ort der Handlung: Frankfurt a. Main. Zeit: Der siebenjährige Krieg. Dritter Wetterbericht, Zeit­ansage, neueste Pressenachrichten, Hackebeils Sport­

funkdienst.

Mittwoch, den 23. September 19256,05 Uhr: „Breslauer Hausfrau.“ — 6,45 Uhr: Winke für den Einkauf. — 7—7,40 Uhr: Hans Bredow- Schule: „Starkstromtechnik“, eine Vortragsreihe, gehalten von Prof. Karl Laudien (8. Stunde). — 7,45—8,15 Uhr: „Moderne Mädchenerziehung“, Vor­trag von Margot Krohn. — 8,30 Uhr: Ei der H e e m t e, ernste und heitere schlesische Dichtungen, vorgetragen von: Emma Schmidt, Friedrich Box­hammer. Dritter Wetterbericht, Zeitansage, neueste Pressenachrichten. Hackebeils Sportfunkdienst. An­schließend: 10 Minuten Esperanto. Darauf: „Vox“- Schallplattenkonzert, veranstaltet vom „Vox“-Ver- trieb Schlesien, G. m. b. H„ Breslau 13, Kaiser-

Wilhelm-Straße 57.

Donnerstag, den 24. September 19255,03—6 Uhr: Zweites Konzert für die Jugend (für Kinder von 11—12 Jahren). Mitwirkende: Studien­rat Büke (Vortrag), Herbert Büke (Bariton). — 6 Uhr: Bekanntgabe der Fleisch- und Wurstpreise im Klein­handel. — 6,45 Uhr: Winke für den Einkauf. — 7—7,30 Uhr: „Wohl gespeist“, Vortrag von Studien­leiter Leo Fiedler. — 7,30—8,15 Uhr: Hans Bre- dow-Schule: „Italenisch“, 25. Unterrichtsstunde, erteilt von Professor Victor Chiusano, italienischer Konsul in Breslau. — 8,30 Uhr: Moderne Klein-

k u n s t. Mitwirkende: Karl Zander (vom Deutschen Theater in Berlin). Der Komponist Harry Waldau, Berlin (am Seilerflügel). 1. „Von den Tiefen des Lebens“, aus dem Tingel-Tangel von Streichholz­mädchen, Seeleuten, Gauklern und anderen. 2. „Vom Taumel des Lebens.“ (Glossen und Satyren unserer Zeit: die moderne Wohltätigkeit — Geld und Sen­sation — vom Morphium und Alkohol und anderes.) 3. „Von den Freuden des Lebens“, das Lachen — die Musik — der Tanz — die Liebe — von Frauen und noch und noch. Dritter Wetterbericht, Zeitansage, neueste Pressenachrichten, Hackebeils Sportfunk­

dienst.

Freitag, den 25. September 19256,05 Uhr: „Breslauer Hausfrau.“ — 6,45 Uhr: Winke für den Einkauf. — 7—7,40 Uhr: Hans Bredow- Schule: „Richtiges Sprechen“, eine Unterrichts­reihe von Lotte Schwarz. — 7,45—8,15 Uhr: Würck- liche historia von der Haubtstatt Breßlau geträulich erzehlet von Erich Landsberg. — 8,30 Uhr:Konzert. Mitwirkende: M.-G.-V. Breslauer Sänger­chor (Leitung: Georg Scheider), Franz Bollon(Klavier). 1. Hymne an die Musik, von V. Lachner. Waldmorgen, von E. Köllner. Lied Rechbergscher Reiter, von A. Aumann. Meine Muttersprache, von Engelsberg (Männetchöre). 2. Papillons, von R. Schu­mann (F. Bollon). 3. Frühlingswarnung, von A. Oehl. Bächlein im Wiesengrund, von M. Filke. Der Stu­denten Nachtgesang, von K. L. Fischer. Maientanz, von E. Hauser (Männerchöre). 4. Faust-Walzer von F. Liszt (F. Bollon). 5. Die Mühle im Tale, vonH. Wesseler. Wie die wilde Ros’ im Wald, von F. Mair. Drei Wünsche — Der Jäger aus Kurpfalz, Volkslieder, bearbeitet v. Othegraven (Männerchöre). Dritter Wetterbericht, Zeitansage, neueste Pressenach­richten, Hackebeils Sportfunkdienst. Anschließend:

Tanzmusik der Hauskapelle.

Sonnabend, den 26. September 1925 4—4,30 Uhr: „Naturgeschichtliche Volksmärchen“, ge­lesen von Friedrich Reinicke. — 5—6 Uhr: Unter­haltungsmusik der- Hauskapelle. Berühmte Tänze.I. Deutsche Tänze, von F. Schubert. 2. Toreador et Andalouse, a. Ballkostüme, von A. Rubinstein. 3. Me­nuett, von Paderewsky. 4. Arabischer Tanz aus der Suite Peer Gynt, von E. Grieg. 5. Polnischer Tanz, von Scharwenka. 6. Valse triste, von J. Sibelius. 7. Totentanz, von C. Saint-Saens. — 6—6,30 Uhr: '„Schachfunk“, Anregungen für Schachspieler von Ad. Kramer. — 6,45 Uhr: Winke für den Einkauf. — 7—7,30 Uhr: Hans Bredow-Schule: Fortbil­dungskursus in Kurzschrift, geleitet von Hugo Till­wichs (letzte Stunde). — 7,30—8 Uhr: „Populäre Ge­spräche über das Seelenleben“, Schlußvortrag, Vor­trag von Kaplan Haertel, Oltaschin. — 8.30 Uhr: Dorine und der Zufall. Lustspiel mit Musik in drei Akten von Fritz Grünbaum und Wilhelm Stark. Musik von Jean Gilbert. Personen: Dorine (Julia Michaelis), Emanuel (Karl Neumayer), Robert (Otto Marauschek), Paul (Ernst Wendler), Dr. Sutri (Oskar Brandt), Franz, Diener (Willy Koch). Leitung: Dr. Edmund Nick. Dritter Wetterbericht, Zeitansage, neueste Pressenachrichten, Hackebeils Sportfunk­

dienst.

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