Jürgen Jankowsky, Eva Maria Kohl, Norbert Schulz (Hrsg ... · PDF filedieser Form die...

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    Jrgen Jankowsky, Eva Maria Kohl, Norbert Schulz (Hrsg.)

    Eulenblumen und Pustespiegel Geschichten und Gedichte von Autoren aus Sachsen-Anhalt fr Kinder im Vorschul- und Grundschulalter Mit Illustrationen von Heike Lichtenberg

    Mitteldeutscher Verlag 2009 229 Seiten 18,00 ab 5 Vergngliches und Nachdenkliches, Sonderbares und Staunenswertes sei in dem Buch zu entde-cken, Eulenspiegeleien, Geschichten von Hier und Heute, Zaubermrchen und Sprachspielereien. Das versprechen Autorinnen und Autoren aus Sachsen-Anhalt in ihrem Vorwort. Sie haben fr Kinder, die in dem gleichen Bundesland leben wie sie selbst, mehr als hundert Geschichten, Verse und Mrchen geschrieben und wnschen sich, dass ihr Lesebuch sowohl in der Schule, als auch zu Hause, in den Familien, zur Hand genommen wird.

    Gleich die erste Geschichte Eulenblumen und Pustespiegel von Jrgen Jankofsky, die der An-thologie vorangestellt ist, steht exemplarisch fr das Anliegen der Autoren: Fantasie in den Kp-fen der Kinder anzuregen, Trume zu wecken, beim Lesen Bilder entstehen zu lassen und diese dann in Sprache zu formen.

    Anna, die nicht mehr genau wei, ob sie in ihren Hausaufgaben ber Spiegeleulen, Blumenpuste oder Eulenblumen und Pustespiegel schreiben soll, denkt sich eine Geschichte aus, in die sie ihre Trume legt, und schreibt und malt auf diese Weise ein wunderbares neues Eulenspiegelabenteu-er.

    Und so prgen sich in diesem Lesebuch vor allem die Geschichten ein, in denen Sachen und Dinge lebendig werden, in denen Wirklichkeit und Fantasie ineinanderflieen und mittels deren Poesie Botschaften bermittelt werden. Etwa die von Diana Kokot, die vom alten Birnbaum William er-zhlt, der der klitzekleinen, unbeachteten Blume Lilia hilft, gro und leuchtend zu werden, so dass jeder ihr frhliches Glockenklingeln vernehmen kann und sie viele Freunde bekommt. Oder Chris-tina Hobas Geschichte vom Schneemann, in dessen weier Brust ein Herz aus Schnee zu schlagen beginnt, als er von einem kleinen Mdchen einen Kuss auf die Wange erhlt und er sich fortan nach ihr sehnt.

    Unterwegs heit die Geschichte von Eva Maria Kohl, in der ein Weg in die weite Welt zieht und zum Feld-, Wald-, Wiesen-, Gipfel-, Fahrrad- und Uferweg wird, der aber kein Heimweg werden will. Deshalb begibt sich jemand, der ihn sehr vermisst, ebenfalls auf Reisen und sucht ihn.

    In den Geschichten geht es um Freundschaft, Liebe, Hilfsbereitschaft, Glck, Einsamkeit und Trau-rigkeit. Dass sich auch noch Grovter verlieben knnen und was fr ein Gefhl die Liebe ber-haupt ist, erfhrt der Leser in der feinsinnigen Geschichte von Ludwig Schumann.

    In Eingeschnappt setzt Irina Stern Willi, der nicht in den Kindergarten gehen mchte, in den Mittelpunkt ihrer Geschichte. Er sperrt sich in der Wohnung ein, weil er glaubt, dass seine Eltern ihn loshaben wollen. Um den traurigen Sven, der seine Eltern verschenken wrde, weil sie nie Zeit fr ihn haben, geht es in Klaus Seehafers Geschichte Kannste behalten.

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    Die Kurzgeschichten beschreiben die verschiedenen Alltags- und Gefhlswelten der Kinder, unter-schiedliche Orte, an denen sie agieren, und ihre Beziehung zu Freunden, Erwachsenen und Tieren. In Die Taube Gerda von Ursula Swinka pflegt Peter eine Taube gesund, die ihm spter zur Erfl-lung seines Traumes verhilft. In Daniela Danz geheimnisvoll-fantastischer Geschichte ngstigt sich die Ich-Erzhlerin um eine kleine Maus, der sie den Namen Miep gegeben hat und die im Keller mit einem Stck Schokolade in eine Mausefalle gelockt werden soll.

    Konrad Potthoff gelingt es in Florian und die Friedhofskatze auf sehr poesievolle und feinfhli-ge Art, sich den Themen Tod und Trauer zu nhern. Der Tod seines Vaters bringt Florians Ge-fhlswelt durcheinander. Luzi, die lebensfrohe Friedhofskatze, hilft ihm, bei der Bewltigung sei-ner Trauerarbeit bis Florian wieder froh sein kann.

    Wer gern Mrchen liest, findet in der Anthologie einige traditionelle, in der Art der Volksmrchen, z. B. Sylke Scheuflers Mrchen vom schlauen Bauern, der seinen Garten von einem Ruber um-graben lsst, oder Annette Loses Mrchen von den sieben Geilein, die sich den Bren zu Hilfe rufen, als der Wolf kommt. Aber auch moderne Mrchen entfhren die Leser in fantastische Wel-ten mit Hexen und Zauberern und ziehen sie in ihren Bann.

    Von Frohsinn und Leichtigkeit zeugen auch viele Gedichte, die bunt zwischen die Geschichten gestreut sind. Mit ihren witzigen Versen vermitteln sie den Kindern die Lust auf Reime, Sprach- und Wortspielereien und verlocken sie, mit Wrtern herumzukaspern und sich in deren Rhythmus zu wiegen:

    Es war einmal ein Kngeru / das hrte gerne Opern zu. / Statt immer nur zu springen, / beschloss es, nun zu singen

    Stellt euch vor, in Streuselschnecken, / wrden wirklich Schnecken stecken! / Und man wrde so beim Bcker, / lecker Streuselschnecken kaufen,

    Die lustigen Vignetten von Heike Lichtenberg ergnzen die Verse wunderbar und regen auch in dieser Form die Fantasie der Kinder an.

    Ihre zwlf ganzseitigen Schwarz-Wei-Zeichnungen, die in loser Reihenfolge im Buch zu entde-cken sind, zeichnet die Illustratorin mit viel Liebe frs Detail. Die lebendigen und handlungsrei-chen Szenen verstecken eine Geschichte, die von den Kindern zum Leben erweckt werden soll. Auf diesem Wege gelingt es den Herausgebern des Buches, in Dialog mit ihren Betrachtern und Lesern zu treten und sowohl ihre Lese- als auch ihre Schreiblust anzuregen.

    Natrlich sind nicht alle Geschichten und Gedichte dieser Sammlung gleich stark. Einige bleiben blass und wirken eher konstruiert und wenig poetisch verdichtet. Doch das kann den positiven Gesamteindruck des Lesebuchs nicht schmlern.

    Im Grunde ist die Anthologie selbst eine Art Pusteblume, deren hundert klitzekleine Schirmchen die Geschichten, Verse und Mrchen in die Welt hinaustragen. Und viele kleine Eulenspiegel wer-den damit ihr Vergngen haben!

    Gabi Schulze