Jubiläumsschrift 100 Jahre SVP...

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SVP Dietlikon 10 Ja 100 Jahre Jubiläumsschrift

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SVP Dietlikon

10 Ja

100 Jahre

Jubiläumsschrift

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Grussworte

Präsident der Kantonalpartei

Mir ist es eine grosse Ehre, der SVP Dietlikon zu ih-rem Jubiläum zu gratulieren. Auf ein 100-jähriges Bestehen kann man zurecht stolz sein. Die Ortssektion Dietlikon verkörpert das, was un-sere Partei so aussergewöhnlich macht. Die letzten 100 Jahre waren geprägt durch wirtschaftliche, ge-sellschaftliche und aussenpolitische Hochs und Tiefs, die unser Land immer wieder vor neue Her-ausforderungen stellten. Der SVP Dietlikon ist es gelungen, in diesen oft schwierigen Zeiten die rich-tigen Lösungen für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu finden.

Die Volksnähe der Ortssektion Dietlikon schlägt sich auch in der Entwicklung der Wähleranteile nie-der. Die SVP Dietlikon konnte den riesigen Auf-schwung, den die SVP seit den 80er Jahren in unse-rem Land hat, stets übertreffen. Dies schafft nur, wer Vertrauen in der Bevölkerung geniesst und Antworten auf die lokalen Fragestellungen in der Gemeinde hat. So wünsche ich der SVP Dietlikon auch in den kom-menden Jahren viel Glück und Erfolg. Stellen Sie weiterhin die Bürgerinnen und Bürger in den Mit-telpunkt Ihrer politischen Tätigkeit! Meinen aufrichtigen Dank möchte ich allen Partei-mitgliedern, Sympathisanten und Mandatsträgern aussprechen. Dem Vorstand danke ich für seine grossartige Arbeit. Konrad Langhart Präsident der SVP des Kantons Zürich

Präsident der Bezirkspartei Bülach

Es waren fortschrittliche Bauern, oft dem Land ver-bundene Gemeinderäte, die vor 100 Jahren in ver-schiedenen Gemeinden und im Kanton Zürich Bau-ernparteien gegründet haben. Keimzelle dafür war der Bezirk Bülach, wo bereits zehn Jahre früher, nämlich 1907, eine Bezirks-

Bauernpartei gegründet wurde. Für die Interessen der Landbevölkerung setzten sich nämlich weder vornehme Liberale, noch die radikal-gewerkschaftli-che Sozialdemokratie ein. Gerade dass sich Demo-kraten und Liberalen zu wenig gegen den Sozialis-mus stemmten, war Treiber für die Bauernparteie, die sich für Freiheit, Sicherheit und Selbstbestim-mung einsetzte. Schon damals wider "roten" und "goldenen" Internationalismus und stattdessen für das bäuerliche und gewerbliche Unternehmertum. Setzen wir uns in der Zeit zurück: Es war der 1. Welt-krieg, die russische Revolution: «Dietlikon first» - «Bezirk Bülach first» - «Kanton Zürich first» - «Switzerland first» in dieser Reihenfolge war eine

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überlebenswichtige Haltung für unsere Gemein-schaft und nach wie vor ist die SVP die einzige grosse Partei, die das so sieht. Dabei hat diese «Opposition aus Schollenverbun-denheit» nicht etwa ins Abseits geführt, sondern die SVP wurde auf der Landschaft staatstragend. In den 90ziger-Jahren gehörten über die Hälfte der Unter-länder Gemeindepräsidenten der SVP an - auch heute stellt die SVP alle Gemeinden des Bezirks zu-sammengenommen über 130 Behördenmitglieder.

Ein Netzwerk mit Tradition und Wirkung - das einzig davon lebt, dass sich viele Menschen in den SVP-Sektionen mit gesundem Menschenverstand selbst-bewusst und tagtäglich für vernünftige Beschlüsse in Ihrem direkten Umfeld einsetzen. Vielen Dank der SVP Dietlikon und auf weitere 100 Jahre! Matthias Hauser Präsident SVP Bezirk Bülach

Gemeindepräsidentin von Dietlikon

Erstmals in der 100jährigen Geschichte der SVP Dietlikon darf der Gemeindepräsident seiner eige-nen Ortspartei zum stolzen Jubiläum gratulieren. Es ist auch das erste Mal in der Geschichte Dietlikons, dass dieses Amt von einer Frau ausgeübt wird. Es freut mich sehr, dass diese Première durch eine Ver-treterin der SVP Dietlikon stattfindet. Dies ist gar nicht so unpassend, denn die Vorgängerinnen der heutigen SVP, die damalige Bauernpartei und spä-tere Bauern- Gewerbe- und Bürgerpartei, denen v.a. Vertreter des Bauernstandes angehörten, konnten schon immer auf die selbstverständliche Mitarbeit

ihrer Frauen zählen. Ohne sie hätten die Betriebe im Alltag nicht funktioniert, schon gar nicht während der beiden Weltkriege. Seit dem letzten SVP Jubiläum vor 25 Jahren ist Diet-likon von 6000 Einwohnern auf 7600 Einwohner und 6000 Arbeitsplätze angewachsen und gehört im Kantonalen Richtplan zur Stadtlandschaft des Glatt-tals. Dietlikon ist definitiv keine ländliche Gemeinde mehr. Trotzdem hat sie sich dank klugen Entschei-den der Behörden, Grundeigentümer und der Stimmberechtigten ihre Identität, ihren Charme u. ihre Eigenständigkeit bewahrt. Das erneute Prädikat „der Geheimtipp“ vom statistischen Amt des Kan-tons Zürich zum Gemeindeprofil Dietlikons bestätigt dies. Während vieler Jahrzehnte hat die SVP mit ih-ren Behördenvertreterinnen und -vertretern die Dietliker Geschichte und Entwicklung mitgeprägt. Dafür gebührt ihnen unser Dank. Edith Zuber-Haueter Gemeindepräsidentin Dietlikon

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Parteipräsident SVP Dietlikon - Jede Stimme zählt

Die SVP nimmt sich in der Regel nicht viel Zeit, um sich selber zu feiern. Aber 100 Jahre nach der Grün-dung der SVP Dietlikon darf selbst für uns ein feier-licher Anlass nicht fehlen. Zum Jubiläumsanlass vom 20. April 2018 lädt die SVP Dietlikon zahlreiche Gäste und die Bevölkerung von Dietlikon ein, um das Jubiläum der hundertjährigen Partei zu feiern. Seit der Geburtsstunde hat sich die SVP immer für die Schweizer Grundwerte eingesetzt. Natürlich ging es bei der Gründung der damaligen Bauernpar-tei auch um die wirtschaftlichen Interessen der Bauernschaft. Die Unabhängigkeit des Landes stand aber seit je her im Zentrum. Die späteren Na-menswechsel zur Bauern-, Gewerbe- und Bürger-partei und zur Schweizerischen Volkspartei waren Ausdruck der gesellschaftlichen Veränderungen. Zwischendurch war auch die SVP nicht von Krisen verschont. 1975, als der SVP-Wähleranteil unter 10 Prozent fiel, prophezeiten viele den Untergang der SVP. Als in den achtziger und neunziger Jahren zu-nehmend bürgerliche Parteien die eidgenössischen Grundwerte relativierten, wurde die SVP unter Zür-cher Führung die starke Partei, welche die zentra-len Grundwerte wie Unabhängigkeit, Neutralität, Sicherheit, Demokratie und Föderalismus vertei-digt. Ohne die SVP wäre es nicht möglich gewesen, im Jahr 1992 den EWR-Beitritt und damit wohl auch einen späteren EU-Beitritt zu verhindern. Seit jeher kämpft die SVP unermüdlich für ein fortschrittli-ches, freies und unabhängiges Land. Die Schweiz ist föderalistisch organisiert. Der Bund, die Kantone und die Gemeinden haben eigene po-litische Organe und eigene Kompetenzen zur Rege-lung ihrer Aufgaben. Es braucht demnach auf allen Ebenen Personen, welche sich für unsere Gesell-schaft einsetzen. Gerade auf Gemeindeebene wird

es zunehmend schwieriger, Personen zu finden, welche sich nebenberuflich politisch engagieren und sich für eine Behördentätigkeit zur Verfügung stellen. Dabei ist diese Arbeit elementar wichtig. Viele Fragen und Probleme können nicht alleine auf Gemeindeebene gelöst werden. Ich denke da zum Beispiel an die Planung der künftigen Verkehrsinf-rastruktur oder an die Entwicklung der Region Glatttal. Der Austausch unter den Gemeinden, zwi-schen den Gemeinden und dem Kanton wird immer wichtiger. Gemeindebehörden sind gezwungen, sich politisch zu vernetzen. Parteimitglieder haben es wesentlich einfacher, kommunale Anliegen via Fraktion in den Kantonsrat einzubringen. Darum legt die SVP Dietlikon Wert darauf, dass ihre Vertre-ter in den Behörden nicht nur die Grundwerte der SVP teilen, sondern auch SVP Mitglied sind. Die SVP Dietlikon mit ihren rund 50 Mitgliedern dis-kutiert jährlich an vier Versammlungen die aktuel-len kommunalen Geschäfte und die Abstimmungs-vorlagen auf kantonaler und eidgenössischer Ebene. Die Diskussionen zeigen, dass sehr verschie-dene Meinungen vertreten werden. Bei Abstim-mungsvorlagen kommt es immer wieder vor, dass die SVP Dietlikon eine im Vergleich zur kantonalen oder schweizerischen SVP abweichende Parole fasst. Das ist auch gut so. Die politische Meinungs-bildung soll von der Basis aus gemacht werden. In diesem Sinne ermuntere ich die Dietlikerinnen und Dietliker sich einzubringen und die SVP Dietlikon zu unterstützen. Der Wähleranteil von rund 30 Pro-zent bei Kantonsrats- oder Nationalratswahlen zeigt, dass die Anliegen der SVP von breiter Seite Unterstützung geniessen. Wichtig ist, dass sich die Stimmberechtigten bei Wahlen und Abstimmun-gen äussern. Dabei zählt jede Stimme. Das ist ge-lebte Demokratie. Mit der Unterstützung der breiten Wählerbasis schauen wir nach vorne, nehmen die nächsten 100 Jahre in Angriff und arbeiten mit voller Kraft für un-sere Gesellschaft. Ich danke allen, welche sich im Sinne der SVP für unser Land, unseren Kanton und unsere Gemeinde engagieren. Beat Lüönd, Präsident SVP Dietlikon

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100 Jahre SVP Dietlikon

Aus den Anfängen Im Jahr 1917 wurde die Bauernpartei des Kantons Zürich gegründet. In den nachfolgenden Jahren entstanden viele Ortssektionen. Diese Parteigrün-dungen müssen im Zusammenhang mit den dama-ligen politischen und wirtschaftlichen Verhältnis-sen gesehen werden. Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich die schweizerische Landwirtschaft auf die Bedürfnisse des Weltmarktes ausgerichtet. Es kam zu einer star-ken Ausrichtung der landwirtschaftlichen Produk-tion auf die Milch- und die exportorientierte Käse-produktion. Dadurch war die Schweiz zunehmend auf Futtermittel- und Getreideimporte aus dem Ausland angewiesen.

Neue Winterthurerstrasse früher

Neue Winterthurerstrasse heute

Durch den Ersten Weltkrieg wurde aber das inter-nationale Handelssystem gestört. Für die Schweiz stellte sich das Problem der Versorgung mit Brotge-treide und Mehl. Seit der Jahrhundertwende waren Australien, Argentinien, Russland, Kanada und die USA die Hauptexporteure für Getreide. Für die Schweiz war bereits vor dem Krieg die USA das Hauptbezugsland von Weizen; während des Ersten Weltkrieges kamen sogar bis zu 99 Prozent der Weizenzufuhr aus den Vereinigten Staaten. Die weltweiten Missernten 1916 und 1917 führten zu

einer Verknappung und stark steigenden Getreide-preisen. Daher mussten am 1. Oktober 1917 Brot und Mehl rationiert werden. Ähnliche Versorgungsschwierigkeiten wie beim Brotgetreide gab es ab 1917 auch bei Butter, Käse, Milch, Fett, Reis, Mais, Zucker, Hafer, Gerste, Kar-toffeln und Fleisch. Das Rationierungssystem kam auf drei Ebenen zur Anwendung: kommunal, kan-tonal und eidgenössisch. Die Gemeindebehörden, welche die Hauptarbeit bei der Verteilung zu leis-ten hatten, waren von der Vielfalt des Systems überfordert. Da die Versorgungspolitik jedoch von Kanton zu Kanton unterschiedlich gehandhabt wurde, waren die Rationen für die Bevölkerung un-terschiedlich hoch.

Konsumverein Dietlikon

Da die früheren Importe während des Ersten Welt-krieges fast vollständig ausfielen, hatte die schwei-zerische Landwirtschaft die Aufgabe die Sicherstel-lung der Nahrungsmittelversorgung zu überneh-men (wie übrigens auch im Zweiten Weltkrieg). Durch die beträchtliche Ausweitung der Produktion verbesserte sich auch die wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft in der Schweiz. Die Kriegskonjunk-tur hatte aber auch eine verhängnisvolle Steige-rung der Landpreise zur Folge, was die Gesamtver-schuldung in der Schweiz förderte. Aber bald nach Kriegsende wurden die kriegswirt-schaftlichen Massnahmen bezüglich Selbstversor-

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gung rapid abgebaut. Die Folge war, dass die Ein-fuhr ausländischer Agrarprodukte erneut rasch zu-nahm. Die Preise landwirtschaftlicher Erzeugnisse sanken, während die Bedarfs- und Konsumgüter-preise sowie die Zinslasten stiegen. Es folgte eine schwere Agrarkrise. Diese rief nach einem verstärk-ten Zusammenschluss der Bauern und führte in der Folge zur Gründung der Bauernpartei, um die wirt-schaftlichen und politischen Anliegen effizient ver-treten zu können. Auf Aufforderung der noch jungen Bezirksbauern-partei Bülach wurden auf Sonntag, den 6. Januar 1918, die Bauern der Gemeinde Dietlikon und ge-sinnungsverwandte Einwohner zwecks Gründung einer Bauernpartei Sektion Dietlikon eingeladen.

Erstes Schulhaus in Dietlikon

An der Gründungsversammlung vom 6. Januar 1918 wurde ein dreiköpfiger Vorstand bestellt, so-wie ein Jahresbeitrag von Fr. 1.- pro Mitglied be-schlossen. Eigentliche Parteistatuten sollten erst später ausgearbeitet werden. Nach Ende des Krieges war die Versorgungslage noch sehr prekär. Daher musste jeder Bauer Kartof-feln und Getreide abliefern. So wurde an der ersten Parteiversammlung vom 25.9.1918 bekannt gege-ben, dass dort, wo wegen kleiner Erträge keine Ab-gaben möglich seien, die Mindererträge amtlich nachgewiesen werden müssten. Wurde das Pflicht-quantum nicht abgeliefert, musste eine Busse ent-richtet werden. Jeder Produzent hatte das Recht, pro Person im Haushalt den Ertrag von 2 Aren Kar-toffeln zu behalten und von den weiteren Aren

mussten je 90 kg abgeliefert werden. Beim Ge-treide konnte pro Person der Ertrag von neun Aren behalten werden, von jeder weiteren Are waren aber 15 kg Körner abzuliefern. Das stete Ansteigen der Preise bei gleichbleibenden Löhnen ergab soziale Spannungen und schwelende Unzufriedenheiten. Einer der Gründe, die schliess-lich im November 1918 zum Generalstreik führten. An der Versammlung vom 11. November 1918 wurde deshalb mitgeteilt, dass das Oltener Komi-tee einen Generalstreik für die ganze Schweiz ange-ordnet habe. Der Vorstand der Dietliker Bauernpar-tei beantragte, es sei als Gegenaktion die Milchab-gabe aus der Sennhütte ebenfalls einzustellen. Die Versammlung beschloss jedoch, diesem Antrag nicht zu folgen.

Dorfplatz Dietlikon

Zu dieser Zeit gab es in Dietlikon bereits eine sozi-aldemokratische Partei. Am 11. Februar 1919 er-folgte die Gründung der Bürgerlichen Partei Dietli-kon, später BVD genannt. Am 21. Juli 1919 fasste die Parteiversammlung den Beschluss zur Ausarbeitung von Statuten. Aber erst an der Generalversammlung vom 4. Februar 1922 erfolgte die Genehmigung der ersten Parteistatu-ten. Nebst der Regelung der üblichen administrati-ven und organisatorischen Angelegenheiten waren darin auch folgende Leitgedanken festgehalten: • Bestrebungen zur Förderung der Wohlfahrt,

von Ordnung und Recht des werktätigen Vol-kes, insbesondere der Landwirtschaft;

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• Unterstützung der dazu notwendigen wirt-schaftlichen und politischen Massnahmen;

• Die Sektionsmitgliedschaft beinhaltet gleichzei-tig auch die Mitgliedschaft in der Bezirks- und Kantonalpartei;

• Unentschuldigte Abwesenheit an der Hauptver-sammlung konnte gebüsst werden.

Während den ersten 20 Jahren beschränkte sich die Parteitätigkeit vor allem auf Wahlgeschäfte in der Gemeinde, wobei angestrebt wurde, zusammen mit der bürgerlichen Partei Listenverbindungen zu erreichen. Die Wahlvorschläge wurden durch Flug-blätter und in der Lokalzeitung „Glatt“ bekannt ge-geben.

Altes Schul- und Gemeindehaus

Im Winter 1922 wurde erstmals in Zusammenarbeit mit der Bürgerlichen Partei eine öffentliche Veran-staltung gegen die Initiative der Sozialdemokraten betreffs Vermögensabgabe durchgeführt. Ende der 20er Jahre war die Parteitätigkeit wenig aktiv. So wurde 1927, 1929 und 1930 zu keiner einzigen Ver-sammlung eingeladen. An der Versammlung vom 16. Dezember 1933 be-schloss diese, dass bei zwei Mitgliedern aus dersel-ben Familie das Erste nur den Sektionsbeitrag und das Zweite den Sektions-, Bezirks- und Kantonalbei-trag zu entrichten habe. Am 4. April 1934 beschloss die Versammlung, dem Landwirtschaftlichen Be-zirksverein Bülach beizutreten. Der Jahresbeitrag betrug pro Mitglied Fr. -.50.

1935 beschloss die Versammlung den Abgeordne-ten an Delegiertenversammlungen die Bahnspesen zu vergüten. 1937 wurde zusätzlich noch eine Spe-zialentschädigung von Fr. 2.- gebilligt. Mitglieder-beiträge und Spesenentschädigungen wurden spä-ter laufend den aktuellen Verhältnissen angepasst. Von der Bauernpartei zur BGB Bis Mitte der 30er Jahre war die Bauernpartei tat-sächlich vorwiegend eine Partei der Bauern. Mass-gebliche Leute, wie beispielsweise der ehemalige Bundesrat Rudolf Minger, befürworteten aber eine Verbreiterung der Basis, um ein besseres Durchset-zungsvermögen zu erreichen. So wurde 1936 ge-samtschweizerisch und damit auch in Dietlikon die neue Parteibezeichnung Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB) eingeführt, nachdem eine sol-che Partei im Kanton Bern bereits seit 1921 be-stand.

Gemeindehaus Dietlikon

Ab den 40er Jahren schlossen die Jahresrechnun-gen öfters negativ ab. Dies eine Folge des stärkeren Einsatzes auch für die kantonalen und eidgenössi-schen Wahlen und Abstimmungen. So wurde an der Generalversammlung vom 9. Februar 1948 be-schlossen, dass zur Deckung des Defizits ein ausser-ordentlicher Mitliederbeitrag von Fr. 2.- zu erheben sei und dass die Milchproduzenten-Genossenschaft einen Beitrag von Fr. 100.- zu entrichten habe. Ähnliche Aktionen wiederholen sich in der Folge des Öfteren. Ab 1949 zahlten die BGB-Behörden-

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und Kommissionsmitglieder nebst dem ordentli-chen Mitgliederbeitrag zusätzlich 2% vom Grund-gehalt aber mindestens Fr. 1.- in die Parteikasse. 1956 erfolgte die Gründung der FDP Dietlikon. In der Folge wurden die Gemeindewahlen meist durch eine Wahlgemeinschaft der drei bürgerlichen Parteien BGB, BVD und FDP bestritten.

Hallen- und Schwimmbad Dietlikon

Allgemein ist festzustellen, dass sich die Parteitätig-keit ab den 60er Jahren immer mehr intensivierte. So wurden, und dies ist auch heute noch der Fall, die kantonalen und eidgenössischen Vorlagen und Wahlen eingehend besprochen um die Meinungs-bildung zu erleichtern. Eine zentrale Bedeutung kommt selbstverständlich der Diskussion der Ge-meindegeschäfte zu, gilt es doch, zu diesen als Par-tei Stellung zu nehmen. Aus den unzählig vielen behandelten Geschäften seien als Beispiele einige herausgepickt: 1959 Diskussion über die neue Bauordnung; 1964 Beratung der Gemeindeordnung; 1965 Bespre-chung Projekt neues Gemeindehaus; 1967 Diskus-sion der Abtrennungsbestrebungen Dietlikons von der Oberstufenschulgemeinde Wangen-Brüttisel-len-Dietlikon; 1969 Zustimmung zum Baukredit Schulhaus Fadacher; 1970 Zustimmung zu Projekt und Kostenvoranschlag Hallen- und Freibad Faiss-wiesen; 1971 Ablehnung einer Motion betreffs Vereinigung der Schulgemeinde mit der Politischen Gemeinde. An der Generalversammlung von 1972, also 54

Jahre nach der Gründung, wurden neue Parteista-tuten, welche auch die Möglichkeit der Frauenmit-gliedschaft enthielten, genehmigt. Diese Gelegen-heit der Mitgliedschaft wurde denn auch sofort von einigen Frauen wahrgenommen.

Wandlung zur Schweizerischen Volkspartei Mit dem Eintritt der Glarner und Bündner Demo-kraten in die Schweizerische Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei wurde die Partei im Jahre 1971 neu als Schweizerische Volkspartei (SVP) umbe-nannt. Die Dietliker Sektion war dem neuen Namen gegenüber vorsichtig abtastend und bezeichnete sich vorläufig als SVP - BGB. Erst 1984 übernahm die Sektion Dietlikon die inzwischen gut eingeführte of-fizielle Parteibezeichnung SVP. Diese Öffnung der Partei erlaubte es viel besser, neue Mitglieder auch ausserhalb der Bauernschaft und des Gewerbes zu finden. Grundsätzlich blieb aber die Politik liberal-konservativ. Die Anliegen der Landwirtschaft stel-len immer noch ein wichtiges Thema der Partei dar.

Dietlikon Süd

Ungeachtet der Namensänderung blieb die Tätig-keit der lokalen Sektion unverändert. Unter ande-rem wurden die folgenden Gemeindegeschäfte be-handelt: 1985 Zustimmung zu Projekten Klimm und Sporthalle Hüenerweid; 1987 Zustimmung zu Bau-vorhaben Alters- und Leichtpflegeheim Dietlikon sowie neues Feuerwehrgebäude; 1988 Beratung der zu revidierenden Gemeindeordnung mit eini-gen Änderungsanträgen: 1994 Unterstützung der

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Revision der Bau und Zonenordnung; 1997 Zustim-mung zum Bauvorhaben Neues Friedhofgebäude. Unter der Leitung der SVP hatte die Arbeitsgruppe „Projektbegleitung Aufwandreduktion“ im Jahre 2000 die Gemeindestrukturen überprüft. Empfeh-lungen und Anträge bezüglich • Elimination von Doppelspurigkeiten in der Poli-

tischen- und Schulgemeinde, • Reduktion der Arbeitsbelastung der Behörden, • Berechnungsgrundlage der Behördenentschä-

digung, wurden an den Gemeinderat und die Schulpflege gestellt. Einige der angeregten Punkte wurden in der Zwischenzeit realisiert. Nach der hauchdünnen Annahme des umstrittenen Baukredits für den Bertea Dorftreff im Jahre 2000 wurde unter der Führung der SVP zusammen mit der FDP eine Initiative eingereicht, die zwingend eine Urnenabstimmung bei Ausgaben ab Fr. 3 Mio vorsah. An der Urne wurde die Initiative im Jahre 2001 angenommen und damit die Kompetenz der Gemeindeversammlung reduziert, da diese bis dato ohne Kostendach entscheiden konnte.

„Bertea Dorftreff“

2003 Zustimmung zur Ausgliederung der Gemein-dewerke, was aber an der Urne abgelehnt wurde; 2004 Eingabe einer Initiative zur Neuplanung des Bertea Dorftreffs, die jedoch an der Gemeindever-sammlung abgelehnt wurde; 2005/2009 Ableh-nung zum Bauvorhaben Mehrfachturnhalle; 2007 Zustimmung zur Initiative Einheitsgemeinde, die al-

lerdings vom Souverän abgelehnt wurde; 2008 Zu-stimmung zur Sanierung Hallen- und Freibad und Umwandlung in eine AG; 2009 Zustimmung zum Baurechtsvertrag und Darlehen für die Stiftung Hofwiesen (Wohnen im Alter); 2010 Zustimmung zum Erweiterungsbau Schulhaus Dorf sowie Zu-stimmung einer Initiative von SVP und FDP für eine regionalen Sporthalle zusammen mit Wangen-Brüttisellen, die aber bereits in Wangen-Brüttisel-len abgelehnt wurde, so dass diese in Dietlikon gar nicht mehr behandelt wurde; 2011 Zustimmung zum Kredit für einen versuchsweisen Betrieb eines Ortsbusses sowie einer Einfachturnhalle im Hüen-erweid; 2013 Zustimmung zum Objektkredit Fibre-to-the-home, die das Koaxialkabel in der ganzen Gemeinde bis Ende 2017 ersetzen soll; 2014 Zu-stimmung zur Totalrevision der Bau und Zonenord-nung, 2015 Zustimmung zum Kredit für die Umset-zung der regionalen Verkehrssteuerung (RVS) und verkehrstechnische Massnahmen in Dietlikon Süd; 2017 Zustimmung für Baurecht und Darlehen für Alterswohnungen und Spitex Zentrum auf dem Nä-gelihofareal.

Visualisierung „Wohnen im Alter“ mit Spitex

Wie umfangreich die Parteitätigkeit sein kann, zeigt das bis anhin intensivste Jahr 1998. So wurden nebst den statuarischen Geschäften 16 Gemeinde-geschäfte, 18 kantonale und 10 eidgenössische Vorlangen und Abstimmungen an 4 Abenden disku-tiert. Obwohl die Sektion Dietlikon eine Unterabteilung der Schweizerischen und Kantonalen SVP ist, be-wahrt sie aber doch ihre Selbständigkeit. Dies zeigt

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sich darin, dass gelegentlich Abstimmungsparolen der Dietliker von denjenigen der übergeordneten Parteigremien abweichen. Auf der andern Seite hat die SVP Dietlikon aber die Möglichkeit ihre Interes-sen mit Vertretern auf Kantonsebene zu diskutie-ren und damit allenfalls Abstimmungen im Kan-tonsrat zu beeinflussen. Dies war erst kürzlich wie-der der Fall, als der Kantonsrat nach vorgängiger Anhörung der Gemeindepräsidentinnen von Dietli-kon, Wangen-Brüttisellen und Bassersdorf von der geplanten Linienführung der Glatttalautobahn ab-wich. Dadurch kann diese zum Schutz der nahen Wohnquartiere tiefergelegt und überdeckt wer-den, was klar im Interesse der Gemeinde ist.

Bahnhof Dietlikon ab 1990 mit S-Bahn

Schlusswort Die ursprüngliche Bauernpartei, spätere BGB und heutige SVP Dietlikon hat in Dietlikon einen festen

Platz im politischen Leben. Obwohl die aktive Mit-gliederzahl nicht sehr gross ist, erhält die Partei an Gemeinde-, kantonalen- und eidgenössischen Wahlen immer grösseren Zuspruch als die effektive Parteistärke. Das lässt darauf schliessen, dass die SVP Dietlikon noch auf viele Bürger mit gleichem Gedankengut zählen darf, auch wenn diese sich nicht am Parteigeschehen beteiligen.

Gemeindepräsidentin mit Gastrednerin Heidi Diethelm-Gerber an der 1. August-Feier 2017

Die SVP Dietlikon war bis anhin auch immer in der Lage, gut qualifizierte und ausreichend Behörden- und Kommissionsmitglieder zu stellen. Erstmalig gelang es ihr mit Edith Zuber-Haueter – als erste Frau überhaupt - im 2014 das Gemeindepräsidium zu übernehmen und ein Jahr später mit dem Partei-präsidenten Beat Lüönd in der RPK nachzudoppeln. Es bleibt zu hoffen, dass unsere Partei auch in Zu-kunft gewichtig an der Gestaltung der Gemeinde mitarbeiten kann.

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Präsidentenverzeichnis 1918 – 1925 Alfred Benz Müller 1970 – 1977 Karl Müller 1925 – 1933 Georg Benz 1977 – 1981 Andreas Messerli 1933 – 1941 Fritz Benz 1981 – 1985 Herbert Brütsch 1941 – 1948 Edwin Benz sen. 1985 – 1991 Franz Menzi 1948 – 1953 Jakob Stadelmann 1991 – 2007 Otto Zuberbühler 1953 – 1957 Edi Kuhn 2007 – 2014 Martin Würgler 1957 – 1967 Franz Menzi 2014 – Beat Lüönd 1967 – 1970 Kurt Kühni

Einwohnerzahl von Dietlikon

Parteienstärke Nationalratswahlen ab 1975

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2000

3000

4000

5000

6000

7000

8000

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1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2015

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40.0

1975 1979 1983 1987 1991 1995 1999 2003 2007 2011 2015SVP National FDP + Liberale National CVP National SP National SVP in Dietlikon