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juin15 Nr.289 ASSEMBLÉE GÉNÉRALE 2015 DE L’ASTM KATASTROPHALER RAUFBAU AUF DEN PHILIPPINEN DOSSIER:DER 5.LËTZEBUERGER KLIMADAG COMMENT L’EUROPE EXPLOITE ENCORE PLUS L’AFRIQUE PRÉSENTATION DU RAPPORT DE DROITS HUMAINS DE HONDURAS

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juin15Nr.289

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Afrique

Philippinen

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KlimatagÉditorialKlimaschutz und der Schutz von Menschenrechten gehören zusammen ................. 1

Dossier: Der 5. Lëtzebuerger KlimadagAuf dem Weg zum Klimadag 2015 – ein informeller Werkbericht .............................. 2Umwelt- und Menschenrechte in Amazonien ............................................................. 3Statement von Marco Gandarillas aus Bolivien ........................................................... 7Statement von Adeilson Lopez da Silva aus Brasilien ................................................ 8Statement von Eriberto Gualinga aus Ecuador ........................................................... 9„Der lebende Wald“ ................................................................................................... 10

LuxembourgEn route pour de nouveaux défis ............................................................................... 12Kurznachrichten ........................................................................................................ 15

Nouvelles des partenairesEntretien avec Mme Gilda Rivera .............................................................................. 16Des années de sensibilisation et de pression politique ont porté des fruits ......................18Présentation du Conseil National d’Agriculture Biologique (CNABio) ............................19

Cercle de CoopérationLe rôle des ONG dans le changement social .............................................................. 20La vision indigène du Buen Vivir dans une communauté indigène d’Equateur ...... 22Le Buen Vivir et la transition vers des sociétés nouvelles ........................................ 24

InternationalMissachtung von Arbeitsschutzbestimmungen in den Philippinen ........................ 26Kriminell verantwortungslos .................................................................................... 27 Comment l’Europe exploite et appauvrit encore plus l’Afrique ................................ 30Trade is war ..........................................................................................................................32Journaliste, poète, artiste et brillant éditeur ............................................................. 33Kambodschanische Zwillinge ................................................................................... 34

Le coin des lectures .................................................................................................... 36

Edité par:Action Solidarité Tiers Monde55, avenue de la LibertéL-1931 LuxembourgTél: 400 427-20Fax: 400 427-27e-mail: [email protected]: www.astm.lu

Responsable de la redaction:Charles Schiltz

Ont participé à ce numéro:Dietmar Mirkes, Jean Feyder, Nicole Etikwa Ikuku, Isabel Pitz, Marc Keup, Thérèse Gorza, Jacqueline Rippert, Charles Schiltz, Julie Smit, Rainer Werning, Gabriela Cáceres, François-Xavier Dupret, Mathilde Dufranc ea.

Photo de couverture:ASTM

Impression:CA-Press Esch/Alzette.

Abonnements:Jeanny PefferTél: 400 427-63e-mail: [email protected]

Vous pouvez vous abonner à la revue Brennpunkt en versant 15 EUR (au Luxembourg) ou 25 EUR (à l’étranger) sur le compte CCP LU 71 1111 0102 3550 0000 (BIC : CCPLLULL) avec mention „abo bp3w“ en n’oubliant pas votre nom et adresse complete. Cet abonnement vous donne droit à 8 numéros. Le Brennpunkt Drëtt Welt apparaît 5 fois par an.

Reproduction/NachdruckLa reproduction des articles est auto-risée à condition que la source soit mentionnée. Der Nachdruck ist frei unter der Bedingung, dass die Quelle angegeben wird.

Réalisé grâce à un appui financier de la Coopération luxembourgeoise. Les opinions représentées dans la présente publication n’engagent que leurs auteurs.

brennpunkt

Nr.289

juin 2015

sommaire

L’ASTM a fait ses bilans lors de deux AG

Der 5.luxemburger Klimatag stand im Zeichen der Nord-Süd Beziehungen

Entretien avec Mme Gilda Rivera du CDM

Les APE appauvris-sent encore davan-tage l’Afrique

www.astm.lu

Le Brennpunkt Drëtt Welt est une revue luxembourgeoise, éditée par l'Action Solidarité Tiers Monde.

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AG de l’ASTM

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Honduras

Der Aufbau nach dem Taifun ver-läuft katastrophal

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éditorial

Klimaschutz und der Schutz von Menschenrechten gehören zusammen

Der diesjährige „Klimadag“ des Klima-Bündnis Lëtze-buerg am 28. April richtete die Scheinwerfer auf die Lage der Umwelt- und Menschenrechte in der Amazonasre-gion. Im „Europäischen Jahr für Entwicklung“ unter dem Motto „Unsere Welt, unsere Würde, unsere Zukunft“ war dies eine logische Konsequenz aus den Zielen des Klima-Bündnis: der Schutz des Weltklimas, der tropischen Regenwälder und der Rechte seiner indigenen Bewohner. Dazu hatte die ASTM als Nord-Süd-Koordination des Klima-Bündnis drei Vertreter der amazonischen Zivilge-sellschaft als Referenten eingeladen: Marco Gandarillas aus Bolivien, Adeilson Lopez da Silva aus Brasilien und Eriberto Gualinga aus Ecuador.

Ihre Kernaussagen: Die derzeitigen Handelsre-geln ermöglichen es multinationalen Konzernen, die Produktion zu verlagern oder primäre Rohstoffe billig in Drittweltländern zu erwerben und dabei Menschen-rechte zu verletzen und nicht wiedergutzumachende Umweltschäden in diesen Ländern anzurichten – und wir Europäer ziehen Vorteile daraus. Staaten aus denen die ausländischen Investitionen stammen sind mitver-antwortlich für die Verletzung der Menschenrechte, die „ihre“ Firmen in Drittländern verursachen, solange sie nicht bindende Standards für die Gewinnung von und den Handel mit Rohstoffen errichten, die denen in ihren eigenen Ländern ähnlich sind. Um ein Gegengewicht gegen die „Raubentwicklung“ an kostenloser Natur und Rohstoffen und die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich zu schaffen, ist es gerade in boomenden Ländern wie Brasilien oder Peru nötig, die Zivilgesellschaft zu stärken, Naturschutzgebiete einzu-richten, die in der Praxis auch eingehalten werden, und die Territorien indigener Völker rechtlich anzuerkennen. Die Indigenen haben aus ihrer Tradition her das Wissen, wie man den Regenwald nutzen und zugleich zum Vorteil der Weltgemeinschaft erhalten kann.

In die gleiche Richtung geht die Resolution, die die Vollversammlung des Klima-Bündnis Lëtzebuerg am gleichen Tage verabschiedet hat: “Europäische Firmen und Finanzinstitutionen müssen in Auslandsprojekten, die sie durchführen oder an denen sie beteiligt sind, Umwelt- und Menschenrechte respektieren und im Falle von Verstößen dagegen sanktioniert werden. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sollen die Schaffung eines rechts-verbindlichen Instruments der Sanktionierung solcher

Verstöße in die Wege leiten (vergleichbar dem Interna-tionalen Gerichtshof in Den Haag).” Zudem sollen die Mitgliedsstaaten der EU die ILO-Konvention Nr. 169 zum Schutz der Rechte der indigenen Völker ratifizieren.

Für das Klima-Bündnis Lëtzebuerg ist es evident, dass Klimaschutz und der Schutz von Umwelt- und Menschenrechten nicht voneinander zu trennen sind. Wenn im September auf UN-Ebene die globalen Nach-haltigkeitsziele verabschiedet werden, dann darf Luxem-burg, das zusätzlich die EU-Präsidentschaft inne hat, im „Europäischen Jahr für Entwicklung“ schon mal zeigen, wie ernst es seine Mitverantwortung für die Missachtung von Umwelt- und Menschenrechten in den Auslandspro-jekten seiner Firmen und Finanzinstitutionen nimmt. Die beste Entwicklungshilfe sind der Respekt dieser Rechte und gerechte Handelsbeziehungen.

Dietmar Mirkes, ASTM

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Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Auf dem Weg zum Klimadag 2015 – ein informeller WerkberichtAlle zwei Jahre organisiert das Klima-Bündnis Lëtzebuerg den “Lëtzebuerger Klimadag“. Da er 2015 mitten in das “Europäische Jahr für Entwicklung” und kurz vor Beginn der EU-Präsidentschaft Luxemburgs fallen würde, war für die nationale Koordination früh klar, das diesmal die Nord-Süd-Beziehungen im Mittelpunkt stehen sollten.

Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Dietmar Mirkes

Das Klima-Bündnis hat zwei Ziele: den Schutz des Weltklimas und den Schutz der tropischen Regenwälder und seiner Bewohner. So lag es nahe, sich bei der diesjährigen Ausgabe des Klimadag auf den aktuellen Zustand der tropischen Regenwälder zu konzen-trieren, mit einem Schwerpunkt auf der Amazonasregion.

Da die Europäische Kommission im “Europäischen Jahr für Entwicklung” ihren Fokus im Wesentlichen auf die Entwicklungshilfe setzt, nicht aber auf die generellen Nord-Süd-Beziehungen, und da dem “Jahr für Entwicklung” weder inhaltliche Debatten mit der europäischen Zivilgesellschaft über dessen Sinn und Zweck, geschweige denn mit der Zivilgesellschaft in den Entwicklungsländern vorausgegangen waren, hielten wir es für angebracht, einen kleinen komplementären Beitrag zu liefern. Wir wollten Vertreter der Zivilgesellschaft der Anrainerstaaten Amazoniens hier in Europa zum Thema “Entwicklung” zu Wort kommen lassen und zudem einige Dokumentationen dazu ausarbeiten.

Praktisch möglich wurde dies mithilfe von zwei Bildungsprojekten, die von der EU mitfinanziert und an denen die ASTM beteiligt ist: “From Overcon-sumption to Solidarity” und “The Future we want”. Hier waren bereits Gelder für thematisch passende Vortragsreisen von Süd-Partnern nach Europa und Ausstel-lungen vorgesehen. Wir bündelten die Europareisen von Eriberto Gualinga aus

Ecuador, Marco Gandarillas aus Bolivien und Adeilson Lopez da Silva aus Brasilien so, dass alle drei am 28. April in Luxem-burg sein konnten. Dies setzte auch die terminliche Abstimmung vor allem mit dem Internationalen Klima-Bündnis voraus, denn Eriberto Gualinga war auch Gast auf deren Jahrestagung in Dresden in Deutschland am 23. und 24. April, und anderen Partnerorganisationen – Eriberto reiste weiter zu “Frontière de Vie” in Belgien und der Regenwaldstif-tung “Oro Verde” in Deutschland, Marco Gandarillas flog weiter nach Dänemark – sowie mit Klima-Bündnis Österreich, denn sie hatten Adeilson Lopez da Silva nach Europa eingeladen.

Parallel zu dieser Tourneeplanung erfolgte die Vorbereitung der neuen Ausstellung “Paradise Lost”, die die Zerstörung von Regenwäldern und indi-genen Kulturen im indonesischen Papua thematisiert und die gerade rechtzeitig für den Klimadag fertig wurde. Von den beiden anderen, bereits existierenden Ausstellungen, “Das Land, das wir uns nehmen” und “Unser Griff nach den Rohstoffen der Welt”, zeigten wir nur die Teile, die die Folgen unserer Gier nach Biomasse und Rohstoffen in Südame-rika und Zentralafrika darstellten. Die Übersetzung des Films “Le chant de la Fleur” / “Das Lied der Blume” ins Deutsche über das Leben in Sarayaku gehörten ebenfalls zu den inhaltlichen Vorbereitungen.

Nach diesen langen Vorbereitungen konnten wir dann endlich den “5. Lëtzebuerger Klimadag” und den Tag “Der lebende Wald” (siehe die beiden folgenden Artikel) in Angriff nehmen.

Naturlich nutzten wir die Anwe-senheit unserer Gäste aus für einen Besuch bei Kooperationsminister R. Schneider und der Direktorin der Kooperation, Mme Schommer am Tag vor dem Klimadag. Dabei wies Marco Gandarillas auf die Mitverantwortung der Herkunftsstaaten der ausländischen Investitionen für Menschenrechtsverlet-zungen durch Unternehmen in Drittlän-dern hin. Zugleich stellten wir klar, dass wir weiterhin eine Ratifizierung der ILO-Konvention 169 und einen Rückzug des Pensionsfonds aus der Mine in Caja-marca fordern.

Eine ONGD-Gesprächsrunde am Tag nach “Der lebende Wald” im Cercle de Coopération und einigen Interviews mit der Presse rundeten das vollgepackte Programm ab.

Dietmar Mirkes ist Mitglied der ASTM

Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

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Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Dietmar Mirkes

Im Hinblick auf die kommende EU-Präsidentschaft hatte sich die Europäische Geschäftsstelle des Klima-Bündnis entschieden, den diesjährigen Startschuss zu der europaweit laufenden Kindermeilen-Kampagne nach Luxem-burg zu verlegen: Kinder der Schule in Mamer legten zu Beginn des Klimadags auf den unterschiedlichsten Schuh-werken, Rollen und Rädern die ersten emissionsfreien „Startschritte“ hin.

Unterstützt wurden sie dabei von den beiden Staatssekretären Marc Hansen und Camille Gira aus dem Bildungs- und Umweltministerium, Thomas Brose, dem Direktor der Euro-päischen Geschäftsstelle und dem indi-genen Filmemacher Eriberto Gualinga aus Sarayaku, Ecuador.

Umwelt- und Menschenrechte in AmazonienDer 5. Klimadag fand am 28. April im Centre Culturel de Rencontre Abbaye de Neumünster statt und richtete seinen Blick vor allem auf Amazonien.

Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Umwelt- und Menschenrechte in Amazonien

Zur Beschreibung der Lage in Amazonien hatte die ASTM als Nord-Süd-Koordination des Klima-Bündnis Lëtzebuerg drei Gäste aus Amazonien eingeladen.

Der brasilianische Ökologe Adeilson Lopez da Silva von ISA, dem Instituto Socioambiental in Sao Paulo, lieferte anhand eines Atlas von Amazonien einen Überblick über die fortschreitende Zerstörung der Regenwälder in allen Ländern Amazoniens und der Lebens-räume der Indigenen. Das ISA koordi-niert ein Netzwerk von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen aus den Amazonasanrainerstaaten; sie tragen ihr Wissen in dem „Atlas von Amazo-nien“ zusammen.

Marco Gandarillas, Direktor des

Pho

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Kinder der Mamer Schule legten die ersten emissionsfreien „Startschritte“ hin.

Dokumentationszentrums CEDIB in Cochabamba, das sich auf die Folgen des Ressourcenabbaus in Bolivien konzentriert und langjähriger Partner der ASTM ist, zeigte am Beispiel der Ausbeutung von Koltan und Gold in seinem Land, wie der immer größer und vielfältiger werdende Verbrauch von mineralischen Rohstoffen schwere irreparable Schäden für Umwelt und Anwohner in Amazonien erzeugt.

Der indigene Filmemacher Eriberto Gualinga ist Sprecher der Kichwa-Gemeinde Sarayaku im Amazonasre-genwald von Ecuador, die sich seit 30 Jahren erfolgreich gegen die Zerstörung ihres Territoriums durch Erdölförde-rung wehrt. Er stellte zunächst mit einem Kurzfilm den Regenwald als Lebensraum der Bewohner Sarayakus vor und dann ihren langfristigen und umfangreichen Entwicklungsplan, der

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Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

zeigt, wie man den Regenwald nutzen und erhalten kann.

Die anschließende lebhafte Diskus-sion mit den Zuhörern moderierte Thomas Brose von der Europäischen Geschäftsstelle.

Die weltweite Zerstörung der Regenwälder

Mit unserer Gier nach Rohstoffen treiben wir Menschen in den Industrie-ländern und die Eliten in den Schwel-lenländern nicht nur die Zerstörung der Regenwälder Amazoniens, sondern in den gesamten Tropen voran. Dies thematisierten drei Ausstellungen in den Vorräumen: Die Ausstellung „Paradise Lost ? – Peuples Premiers et Ressources Naturelles en Papouasie”, kurz vorge-stellt von Carole Reckinger, nimmt die Betrachter mit zu einem der abgele-gensten Orte der Erde – West-Papua in Indonesien – und zeigt die Folgen der Globalisierung und der Marktwirtschaft für die indigenen Bevölkerungsgruppen.

Den Blick auf die tropischen Regen-wälder vervollständigten Teile der beiden

bekannten Expos “Das Land, das wir uns nehmen” und “Unser Griff auf die Rohstoffe der Welt” über Zentralafrika und Amazonien. Alle drei Expos können bei der ASTM ausgeliehen werden.

Klimaschutz in den Gemeinden

Der Schutz des Klimas, der Regen-wälder und der Rechte der Indigenen sind die Ziele des Klima-Bündnis, und im gleichen Raum mit den Regenwald-Expos stellten Mitgliedsgemeinden des Klima-Bündnis ihre Klimaschutz-Aktivitäten vor. Hier herrschte ein reger Austausch zwischen Gemeindeverant-wortlichen, denn ein zentrales Element der Klimatage und des Klima-Bündnis insgesamt ist immer der Erfahrungsaus-tausch über “Best Practice” zwischen den Mitgliedsgemeinden.

Die Mitgliederversammlung des Klima-Bündnis Lëtzebuerg

Während der Klimadag immer öffentlich ist, waren zum Abschluss auf der Mitgliederversammlung nur die

stimmberechtigten Gemeindevertreter anwesend. Neben dem obligatorischen Finanzbericht, welcher auch ange-nommen wurde, mischte die Verab-schiedung von Pierrette Kemp-Klein die Versammlung auf: Sie hat in der interaktiven Ausstellung “Klima-Kanu-Quetschekraut” über 10 Jahre lang mit dem ihr eigenen Elan und Humor Hunderten von Schulklassen und Tausenden von Schülern das Klima und den Klimaschutz nähergebracht. Dafür bedankte sich Pol Polfer vom Mouve-ment Ecologique im Namen des Klima-Bündnis herzlich bei ihr, und Isabel Pitz von der ASTM überreichte Ihr eine Rolle mit vielen Fotos von ihren Animationen. Vielen Dank, Pierrette, und weiterhin alles Gute bei Deinen Führungen durch die Stadt Luxemburg!

Am Ende der Mitgliederver-sammlung stimmten die Gemeinden einstimmig der Resolution “Die Post-2015-Entwicklungsagenda – Von Visi-onen zu Maßnahmen und Lösungen” zu.

Dietmar Mirkes ist Mitglied der ASTM

Pho

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Es gab auch eine Menge Informationen zum Klimaschutz in den Gemeinden.

Pho

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Pierrette Klein (r.) bei ihrer Verabschiedung.

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Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Resolution des Klima-BündnisBeschluss auf der Mitgliederversammlung am 23. April 2015 in Dresden, Deutschland, und am 28.4. auf der Vollversammlung des Klima-Bündnis Lëtzebuerg in Luxemburg

Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Im Jahr 2000 verabschiedeten Staats- und Regierungschefs aus 189 Ländern die Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, die die Herausforderungen des neuen Jahrtausends darstellt. Aus ihr wurden die acht Millenniumsent-wicklungsziele (MDGs) abgeleitet, die zum wichtigsten Instrument zur globalen Armutsbekämpfung wurden – und auch von vielen Kommunen im Rahmen der Erklärung der Weltunion der Kommunen (United Cities and Local Governments; UCLG) unterzeichnet wurden. Globale Herausforderungen, wie der Klimawandel oder die immer stärkere Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und die damit einherge-hende Zerstörung der Lebensgrundlage von Millionen von Menschen, verstärken soziale Ungleichheiten und verhindern gleichzeitig die Erreichung der MDGs. Auf der Rio+20-Konferenz wurde 2012 die Entwicklung von globalen Nach-haltigkeitszielen (Sustainable Develop-ment Goals, SDGs) beschlossen, die die Herausforderungen der Armutsbe-kämpfung, des Umweltschutzes, des nachhaltigen Konsums und Produktion aufnehmen.

Die Arbeit des Klima-Bündnis basiert auf der Erkenntnis, dass die globale Über-nutzung der natürlichen Ressourcen, zu dramatischen Umweltbelastungen und sozialen Problemen führt. Nur wenn der Ressourcenverbrauch gesenkt wird, schaffen wir die Voraussetzungen für einen effektiven Klimaschutz.

2012 verabschiedeten die Mitglieder des Klima-Bündnis die Resolution „Die Millenniumskonsumziele als wichtigen Beitrag zu den Millenniumsentwick-lungszielen“. Dies unterstreicht, dass globale Ziele, die rein auf Armutsre-duzierung im Süden abzielen, weder ausreichen noch eine globale nachhal-

tige Entwicklung voranbringen. Inter-national spiegelt sich diese Erkenntnis in der Diskussion zur Verabschiedung der „Sustainable Development Goals“ (SDGs) wieder.

Basierend auf dem Grundsatz der „gemeinsamen, aber unterschiedliche Verantwortung“ sollen die Nachhaltig-keitsziele im September 2015 verab-schiedet werden. Menschenrechte, Governance-Fragen, Umwelt, wirt-schaftliche und soziale Entwicklung sollen durch diese Ziele auf globaler Ebene als zusammenhängend aner-kannt werden. Kommunen und indi-gene Völker sind zwei von neun „Major Groups“, die als wichtige Schlüsselfak-toren der Gesellschaft zum Erreichen der SDGs beitragen.

2015 wurde zudem von der Europä-ischen Union zum „Europäischen Jahr für Entwicklung“ (EYD2015) ausge-rufen. Unter dem Motto „Unsere Welt, unsere Würde, unsere Zukunft.“ sollen BürgerInnen über die Aktivitäten und die aktuelle Entwicklungspolitik der EU informiert werden.

Beschlusstext

Die Mitglieder des Klima-Bündnis bekräftigen:

Im Rahmen unserer Klima-Bündnis-Mitgliedschaft setzen wir uns weiterhin für ambitionierte globale Klimaschutz-ziele sowie für die Post-2015-Entwick-lungsagenda und globale Nachhaltig-keitsziele ein. Als Schnittstelle zwischen der internationalen, europäischen und nationalen Ebene sowie der Bevölkerung vor Ort, leisten Kommunen einen wich-tigen konkreten Beitrag für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Integrative und partizipative Kooperation mit unseren Partnern aus dem Süden ist für uns eine wichtige Voraussetzung.

Die Mitgliedskommunen des Klima-Bündnis fordern die EU sowie die inter-nationale Staatengemeinschaft auf:

Zoom

ÜBER DAS KLIMA-BÜNDNISDas „Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder e.V.“ ist ein europäisches Netzwerk von Städten, Gemeinden und Landkreisen, die sich verpflichtet haben, das Weltklima zu schützen. Die Mitgliedskommunen setzen sich für die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen vor Ort ein. Ihre Bündnispartner sind die indigenen Völker in den Regenwäldern Amazoniens.

www.klimabuendnis.org

Die ASTM koordiniert gemeinsam mit dem Mouvement Ecologique das Klima-Bündnis Lëtzebuerg.

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BP 289 - juin 20156

Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

• DieAnliegenundPotentialederlokalen Ebene müssen bei der Festle-gung von globalen Zielen berücksichtigt und KommunalvertreterInnen in die Diskussion mit eingebunden werden;

• Die Europäische Union mussdie Rolle der Kommunen in der interna-tionalen Entwicklungszusammenarbeit stärken. Dies bedarf einer gemeinsamen Weiterentwicklung der bereits beste-henden Instrumente, sowie der daran angeschlossenen Bekräftigung der finanziellen Förderung;

• Die EU-Förderlinie („Non-State Actors and Local Authorities in Development Raising public awareness of development issues and promoting development education in the European Union (DEAR)”) muss die politischen und administrativen Realitäten der Kommunen berücksichtigen. Die aktu-ellen Kriterien mit immer größeren, pan-europäischen Projekten, gefährden eine effektive Durchführung sowie die Erreichung der Ziele;

• DieEUmussdenGreenClimateFund stärken und einen transparenten

Stufenplan bis 2020 entwickeln; • DieWahrungderUmwelt-und

Menschenrechte und speziell indigener Rechte müssen bei entwicklungs- und klimapolitischen Maßnahmen gewähr-leistet werden. Die Mitgliedsstaaten der EU – selbst wenn sie keine eigene indi-gene Bevölkerung haben – sollen dem Beispiel Spaniens und der Entschlie-ßung des deutschen Bundesrates vom 27.3.2015 folgen und die ILO-Konven-tion Nr. 169 der Internationalen Arbeits-organisation ratifizieren; eine entspre-chende Empfehlung der EU dafür wäre hilfreich.

• Europäische Firmen undFinanzinstitutionen müssen in Auslandsprojekten, die sie durchführen oder an denen sie beteiligt sind, Umwelt- und Menschenrechte respektieren und im Falle von Verstößen dagegen sanktioniert werden. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sollen die Schaffung eines rechtsverbindlichen Instruments der Sanktionierung solcher Verstöße in die Wege leiten (vergleichbar dem Inter-nationalen Gerichtshof in Den Haag).

Selbstverpflichtung der Kommunen im Klima-Bündnis

Direkte Partnerschaften zu indi-genen Völkern, der Austausch von Erfahrungen zwischen Kommunen, faire Produkte in der Verwaltung, kommunale Bildungswochen oder die punktuelle Unterstützung von Projekten in Amazonien – bereits heute sind viele Mitgliedskommunen im Bereich der globalen Klimagerechtigkeit aktiv. Die Mitglieder des Klima-Bündnis bekräf-tigen die bereits bestehenden lokalen Initiativen und Aktivitäten, sagen ihnen politische Unterstützung zu und schaffen Rahmenbedingungen für neue Projekte und fördern das Engagement auf kommunaler Ebene. Damit die globalen Ziele Wirkung zeigen, müssen sie von der lokalen Ebene mit Leben gefüllt werden. Dafür ist politischer Wille und zivilgesellschaftliches Engagement gefordert – diesem Ziel verpflichten sich die Klima-Bündnis-Kommunen.

Diskussionen zu den Umwelt- und Menchenrechte in Amazonien auf dem 5. Klimadag.

Pho

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Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Statement von Marco Gandarillas aus BolivienDer Klimawandel hat verdeutlicht, wie sehr Industrie- und Entwicklungsländern in ihrer Verantwortung verflochten sind; wir bewohnen ein und denselben Planeten gemeinsam mit gleichen großen Problemen.

Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Marco Gandarillas

Im „Europäischen Jahr der Entwick-lung 2015“ lautet die Botschaft, dass Europa verstehen soll, dass sein Handelsregeln Auswirkungen auf den Rest der Welt haben. Geschäfte dürfen nicht wichtiger sein als Menschenleben und Europas Wachstum darf weder darauf beruhen, dass die Asymmetrien mit den Entwicklungsländern größer werden, noch darauf, dass Europa Vorteile erzielt durch die Verletzung von Menschenrechten oder der Zerstörung von so wichtigen Regionen wie Amazo-nien.

Der immer größer und vielfältiger werdende Verbrauch von mineralischen Rohstoffen erzeugt schwere irreparable Schäden für Amazonien. Bei der Ausbeu-tung von Koltan und Gold zum Beispiel, werden Menschenrechte der Arbeite-rInnen und der indigenen Gemein-schaften verletzt. Die Auswirkungen auf die Natur sind ebenfalls alarmierend.

Natürlich haben wir es hier zunächst einmal mit einem lokalen und nati-onalen Problem zu tun. Aber ohne die internationale Nachfrage und die Handelsregeln, die es den multinati-onalen Konzernen ermöglichen, die Produktion zu verlagern oder primäre

Rohstoffe billig in Drittweltländern zu erwerben, würde es ihnen nicht so leicht fallen, Menschenrechte zu verletzen und nicht wiedergutzumachende Umwelt-schäden in diesen Ländern anzurichten. Daher sind die Staaten, aus denen die ausländischen Investitionen stammen, mitverantwortlich für die Verletzung der Menschenrechte, die „ihre“ Firmen in Drittländern verursachen, solange sie nicht bindende Standards für die Gewinnung von und den Handel mit Rohstoffen errichten, die denen in ihren eigenen Ländern ähnlich sind.

Um einen gerechten Handel voran-zubringen, müssten alle Staaten die Konvention ILO 169 ratifizieren und sich verpflichten, dass die Aktivitäten „ihrer“ Firmen sämtliche internatio-

nalen Instrumente im Zusammenhang mit Menschen- und Umweltrechten respektieren. Mitverantwortlich sein beinhaltet aber auch für unsere Länder, sich dahingehend zu ändern, dass der Bevölkerung Gehör erteilt wird. Daher brauchen wir eine gestärkte Zivilgesell-schaft und Staaten, die die Menschen-rechte einhalten. Die internationale Entwicklungshilfe kann ein wichtiger Verbünderter sein, wenn sie begreift, dass Armut immer aus Ungerechtigkeit entsteht.

Marco Gandarillas ist Direktor des Centro de Documentación e Informa-ción Bolivia (www.cedib.org).

Marco Gandarillas, Direktor des Centro de Documentación e Información Bolivia.

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Der immer größer und vielfältiger werdende Verbrauch von minerali-schen Rohstoffen erzeugt schwere irreparable Schäden für Amazonien.

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Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Statement von Adeilson Lopez da Silva aus BrasilienDie indigenen Völker Lateinamerikas und Amazoniens verbinden mit dem Wort „Entwicklung“ aus dem Munde der Europäer seit fünf Jahrhunderten lediglich Tod und Zerstörung.

Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Adeilson Lopez da Silva

Eine Fläche des Amazonasregen-waldes von der Größe Deutschlands wurde bereits gerodet, viele Flüsse sind infolge der Gewinnung von Rohstoffen vergiftet, und viele indigene Völker wurden zwangsumgesiedelt, um Platz für dieses Entwicklungsmodell zu schaffen.

In Brasilien sind es vor allem die Sojaproduzenten, Viehzüchter und Minenunternehmen, die sich über gute Geschäftsaussichten mit Exporten für das europäische Entwicklungsmodell freuen. Es ist daher notwendig, dass die Presse, die Zivilgesellschaft und

verantwortungsvolle Regierungen sich im Klaren sind über die Folgen, die diese Art der Entwicklung für indigene Völker und empfindliche Ökosysteme hat.

In jüngster Zeit gab es zahlreiche Gesetzesinitiativen in den Anrainer-staaten Amazoniens, die die Bedin-gungen für Bergbau und intensive Landwirtschaft flexibilisieren, d.h. erleichtern. Es ist daher wichtig, dass Europa sich in diesem Szenario für höhere internationale Standards einsetzt und Anstrengungen unternimmt, um die Zivilgesellschaft in den Entwick-lungsländern zu stärken und ein Gegen-gewicht gegen diese „Raubentwicklung“ setzt. Dazu gehören die Anerkennung der Territorien der indigenen Völker

und die Errichtung und Einhaltung von Naturschutzgebieten.

Beides ist fundamental für den Schutz der Wälder und des Weltklimas. Sie bilden eine Voraussetzung dafür, soziale Konflikte zu minimieren, die bisher stets mit der Gewinnung von natürlichen Ressourcen infolge des europäischen Entwicklungsmodells auftreten.

Adeilson Lopez da Silva ist Mitarbeiter am Instituto Socioambiental (ISA) in Brasilien (www.socioambiental.org).

Adeilson Lopez da Silva (l.) referierte über die Situation der Indigenen in Brasilien.

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Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Statement von Eriberto Gualinga aus EcuadorDas autochthone Kichwa-Gemeinde von Sarayaku liegt im Osten Ecuadors in der Amazonasprovinz Pastaza am Mittellauf des Rio Bobonaza. Sie besteht aus sieben Siedlungen mit insgesamt 1200 Einwohnern auf 135.000 Hektar Fläche.

Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Eriberto Gualinga

Es gibt in diesem Teil Amazoniens keine Straßen, und um nach Sarayaku zu gelangen, muss man entweder mit dem Boot rund vier Stunden den Rio Bobonaza herunterfahren oder in 25 min vom Flugplatz Rio Amazonas bei der Stadt Puyo hierhin fliegen.

Das Volk von Sarayaku hat zahllose Taktiken angewandt, um sein Territo-rium, seine Kultur und seine Sitten, d.h. seine Existenz zu bewahren. Dennoch bedrohen immer größer werdende Projekte sein fragiles und wichtiges Ökosystem, den Regenwald.

Seit einigen Jahren hat Sarayaku die Entwicklung eines langfristigen und umfangreichen Entwicklungs-plans in Angriff genommen, den Plan Sumak Kawsay (den Plan vom Leben in

Harmonie). Er basiert auf der Lebens-kultur der Kichwas in Amazonien, ihren Kenntnissen auf technischer, spiritueller, sozialer, wissenschaftlicher, kultureller und ökonomischer Ebene. Er spannt den Bogen aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft Sarayakus und beruht auf den Prinzipien, der Vision und der Lebensweise der autochthonen Völker Amazoniens in Harmonie mit der Natur. Sein Ziel ist, das Lebensmodell der indigenen Kichwavölker Amazoniens zu stärken und das Forstbestehen ihrer Gemeinschaften und ihrer Kultur als Volk zu gewährleisten, basierend auf den philosophischen Prinzipien des Lebens in Harmonie (Sumak Kawsay) und des Lebenden Waldes (Kawsak Sacha). Er hat das Potential, zu einem Prototyp zur Lösung von sozialen und Umweltkon-flikten in Amazonien zu werden.

Sarayaku verfolgt das Leben in

Eriberto Guallinga gab eine Einführung in die Lebenswelt und Philosopie der Indigenen.

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Harmonie auf drei Achsen: Runa kuna kawsay (die Existenz und Wohlfahrt des Volkes), Sumak allpa (die gesunde Erde) und Sacha Runa yachay (die Kenntnis der Menschen vom Wald). Auf der zent-ralen Achse Sumak allpa (die gesunde Erde) sind verschiedene Programme des Schutzes der Umwelt aufgebaut; eines davon ist seit 2005 das Projekt Sisa ñampi, „Der Weg der Blumen“ oder „Die lebende Grenze“: Entlang der Grenze des Territoriums von Sarayaku pflanzen die Bewohner von Sarayaku eine Kette von blühenden Bäumen, um sie sichtbar zu markieren. Es ist direkt verbunden mit dem Plan „Tayak“, der Aktivitäten zu Stärkung des eigenen Wissens, der Kultur, der Bildung, der Gesundheit und der Ökonomie der amazonischen Völker führt, um die Kontinuität der Identität, der Kenntnisse und der Wissenschaft Amazoniens zu gewährleisten, die Terri-torien zu beschützen und die Ökosys-teme zu bewahren.

Eriberto Gualinga ist Sprecher der Kichwa-Gemeinde Sarayaku in Ecuador (www.sarayaku.org).

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Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

„Der lebende Wald“ Am 29. April, dem Tag nach dem Klimadag, trafen sich 22 Teilnehmer aus der Forstverwaltung, aus Gemeinden und Umweltorganisationen, sowie interessierte Einzelpersonen in Bettemburg zu einer außergewöhnlichen Begegnung mit Eriberto Gualinga aus Sarayaku. Die zentrale Frage lautete: Was können wir von den Indigenen Amazoniens für unseren Umgang mit dem Wald lernen?

Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

Dietmar Mirkes und Isabel Pitz

Bei herrlichem Sonnenschein führte Danièle Murat die Gruppe am Vormittag durch den frisch ergrünten Naturwald von Bettemburg und anschließend gab es Erklärungen zum Bongert Alten-hoven mitsamt Picknick dort.

Den Workshop am Nachmittag im Centre Culturel von Hüncheringen eröff-nete Eriberto Gualinga mit dem Kurz-film „Kawsak Sacha“ zum Lebensraum der Regenwald-Gemeinde Sarayaku und ging auf die zahlreichen Fragen der Teil-nehmer ein. Dabei erläuterte er unter anderem am Beispiel der „Chakras“ (Waldgärten), wie das Volk von Sarayaku die Ressourcen des Waldes im Rahmen

seiner Subsistenzwirtschaft auf exten-sive und nachhaltige Weise nutzt.

Anschließend gab Claude Parini von der Forstverwaltung einen umfassenden Überblick über die Wälder Luxemburgs

und ihre Bewirtschaftung, und Roger Schauls vom Mouvement Ecologique

lieferte zahlreiche Anregungen aus Sicht des Umweltschutzes. Die Diskussion mit den Referenten machte allen Teilneh-mern klar, wie sehr sich doch die Wälder Luxemburgs und Amazoniens unter-

scheiden, zum Beispiel durch unsere Fixierung auf die Holznutzung.

Ein Ausschnitt des Films „Der Gesang der Blume“ gab den Teilneh-mern einen Einblick in die Mingas, die gemeinschaftlichen Arbeiten, und in die naturreligiöse Philosophie der Indigenen. Es wurde in der Debatte offensichtlich, wie groß unser Informati-onsdefizit über das Leben der Indigenen ist, zum Beispiel über ihr traditionelles kollektives Besitzrecht und ihre ganz-heitliche Sicht des Waldes als Lebens-raum. Eriberto Gualinga betonte auch, wie zentral der Besitz von Territorium für ihre Lebensweise ist und dass sie sich seit Jahrzehnten in einem andauernden Kampf ums Überleben ihrer kleinen Gemeinschaft gegen den Griff der Erdöl-konzerne befinden.

In der Gruppenarbeit trat klar hervor, dass es schwierig ist, ihre Situation auf Luxemburg zu übertragen, allein schon aufgrund der unterschiedlichen Bevöl-kerungsdichte . Dennoch ist ihre Bezie-hung zum Wald ein Vorbild für uns, das

Gruppenbild der Teilnehmer

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In der Gruppenarbeit trat klar hervor, dass es schwierig ist, ihre Situation auf Luxemburg zu über-tragen(...) Dennoch ist ihre Beziehung zum Wald ein Vorbild für uns, das uns lehrt, den Wald nicht nur ökonomisch zu bewerten.

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Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag

uns lehrt, den Wald nicht nur ökono-misch zu bewerten. Die Teilnehmer sahen Umweltbildung als Sensibilisie-rung für den nachhaltigen Umgang mit dem Wald als sehr wichtig an.

Unser materialistischer Lebens-stil mit seinem hohen Verbrauch an Rohstoffen wurde kritisch gesehen, auch weil er den weltweiten Druck nach Rohstoffen vergrößert, der mitverant-wortlich ist für die existenzielle Bedro-hung des Volkes von Sarayaku durch die Freigabe neuer Konzessionsgebiete für die Erdölförderung. So wurden auch konkrete Handlungsalternativen disku-tiert zum Beispiel Recycling, do-it-your-self, Tauschringe, selber anpflanzen etc.

Vorläufiges Fazit

Dem gesteckten Ziel, nämlich herauszufinden, was wir von den Indi-genen für unseren Umgang mit dem Wald lernen können, kam man in dem sehr intensiven Workshop zwar nur ein kleines Stück näher, dafür aber ist der Samen für eine weitergehende Beschäf-tigung mit dem Leben und den Werten

Was können wir vom Umgang der Indigenen mit ihrem Wald lernen? Auf solche Fragen

suchten die Teilnehmer in intensiver Arbeit in Kleingruppen Antworten.

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Amazonia under pressure„Amazonia under pressure“ gibt einen hervorragenden Überblick über die aktuelle Situation in Amazonien. Die 68 großformatigen Seiten beinhalten thematische Karten, Fotos der ökono-mischen Nutzung, des Lebens der Indigenen und von Protestmärschen, Informationen über die Zerstörung ihrer Lebensräume. Der Atlas „Amazonia under pressure“ wird herausgegeben von dem ONG-Netzwerk RAISG, dem amazonischen Netzwerk für geogra-phische sozioökologische Information mit Sitz in Sao Paulo in Brasilien. Man kann ihn von der Website des ISA herunterladen:www.socioambiental.org.

Paradise Lost?

„Paradise Lost?“ est un projet anthro-pologique et photographique visant à mettre en lumière les défis sociaux et environnementaux que pose la globalisa-tion dans un des endroits les plus isolés de la planète : la Papouasie occidentale en Indonésie. La Papouasie abrite la 3ème plus grande forêt tropicale au monde avec une biodi-versité exceptionelle, qui est restée isolée pendant des millénaires. C’est avec le regard de l’observateur externe, mais avec une solide expérience de la région qu’Antoine Lemaire et Carole Reckinger, documentent l’impact de la globalisa-tion sur les communautés indigènes de Papouasie depuis 2008. L’ASTM et le Klima Bündnis proposent l’exposition aux communes pour une durée d’entre 2 et 4 semaines. Une visite guidée pourrait être organisée. Toutes les informations sur l‘expo sont sur le site web www.paradiselost.lu.

der Indigenen Amazoniens gelegt. Die Koordination wird weitere

Schritte in Richtung eines Waldpro-gramms für die Gemeindewälder ausarbeiten. Interessierte Gemeinden können bei der Koordination den Film „Der Gesang der Blume“ (58 min, in D oder F-Version) für eine abendliche Vorführung mit anschließender Debatte ausleihen (Kontakt: [email protected])

Dietmar Mirkes und Isabel Pitz sind Mitglied der ASTM. Die Fotos zum Dossier „5. Lëtzebuerger Klimadag“ stammen von Isabel Pitz, Rocio Meza und Roger Martinez-Dolz (alle ASTM).

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En route pour de nouveaux défis Comme c’est devenu maintenant coutume, l’assemblée générale ordinaire de l’Action Solidarité Tiers Monde – ASTM - s’est tenue en deux temps. L’association s’était donnée rendez-vous le samedi 21 mars pour discuter des rapports d’activités mais surtout des perspectives pour les années à venir alors que le soir du mardi 31 mars était consacré à la partie statutaire – avec l’adoption des rapports financiers et moraux du CA.

Assemblée générale de l’ASTM

Nicole Etikwa Ikuku

2014 était caractérisée par la clôture de deux accords-cadres (programmes de travail pluriannuels) de 5 ans soutenus par la Direction de la coopération et de l’action humanitaire du Ministère des Affaires étrangères et européennes (MAEE). Il s’agissait d’un côté des projets de solidarité que l’ASTM réalise avec 31 organisations partenaires en Asie, au Proche Orient et en Amérique latine et de l’autre côté des actions de sensibilisation et d’éducation au déve-loppement à travers un accord signé une première fois en 1999.

Concernant les partenariats en Afrique, ils se réalisent en consortium avec SOS Faim. L’accord y relatif a été reconduit en 2014 et continuera

jusqu’en 2018. Les partenaires afri-cains soutenus par l’ASTM continuent à intervenir essentiellement dans le domaine de l’agriculture. De façon générale, l’approche favorisée est une agriculture à petite échelle, renonçant aux intrants chimiques (engrais, pesti-cides) et permettant à nos partenaires d’utiliser efficacement des alternatives. Les actions englobent en général trois volets: l’amélioration de la production, l’appui pour une meilleure commerciali-sation et l’organisation des producteurs en groupements ou en coopératives.

Si les nouveaux accords-cadres s’ins-crivent dans la continuité des activités que l’ASTM développe depuis 45 ans, notre association a su relever plusieurs défis liés à la fois aux nouvelles priorités qu’elle voulait se donner et à un contexte politique général, où le droit à un déve-

loppement équitable et durable est de plus en plus remis en question.

Pour définir ses orientations, l’ASTM a sollicité la participation de l’ensemble des ses membres, des bénévoles aussi bien que de son équipe de permanents. Accompagnés par Adélie Miguel Sierra, consultante externe, un nouveau cadre stratégique a été développé, englobant le travail avec les partenaires du Sud et le travail de sensibilisation et d’éducation au développement au Nord. Il devra nous guider dans nos activités jusqu’à la fin de la décennie, c’est-à-dire jusqu’au moment où l’ASTM fêtera un demi-siècle d’existence.

Avant de se projeter dans un tel avenir, nous avons tenu à synthétiser les principaux enseignements issus de ses précédents accords-cadres. Parallè-lement un diagnostic organisationnel

Pho

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Les participants de l’assemblée générale 2015 de l’ASTM.

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interne a été entamé afin d’identifier les forces et les éléments à améliorer, ainsi qu’une analyse de l’évolution du contexte externe dans lequel l’ONG agit. Sur base de ces différents diagnostics, l’ASTM a redéfini sa vision de société à laquelle elle souhaite contribuer - tout en réaffirmant les valeurs et les principes sur lesquelles elle se fonde.

Pour des raisons inhérentes aux moyens budgétaires mis à disposition du MAEE pour les activités d’éduca-tion au développement, l’ASTM a dû scinder ses activités d’éducation en deux programmes distincts. Elaborer deux programmes spécifiques tout en mainte-nant une cohérence d’ensemble n’a pas été aisée, mais l’ASTM a relevé le défi en séparant les structures plutôt orientées vers des services rendus au public et au monde des ONGD et d’autre part, des activités plus politiques.

Les efforts de ces dernières années pour renforcer son Centre d’Information Tiers Monde (CITIM) pour en faire une vitrine de l’éducation au développement au Luxembourg, n’ont pas été en vain.

Au courant des années 2015-2017 le CITIM passera sous un mode de finance-ment à première vue plus confortable : le MAEE a accepté de le gérer sous mandat, c’est-à-dire que les dépenses liées direc-tement à l’infrastructure et aux activités pédagogiques du CITIM sont financées à 100% par l’Etat. Plus qu’un centre de documentation spécialisé sur le dévelop-pement, le CITIM pourra donc continuer à se développer comme réel espace de rencontre et d’échange entre les ONGDs. Le dédoublement de la permanence,

l’intégration dans le réseau bibnet.lu, le lancement de nouvelles formules comme les lunch-débats etc. ont contribué à faire augmenter le nombre des usagers.

Le cadre à la fois agréable et fonc-tionnel du CITIM n’empêche pas l’ASTM à continuer à développer ses actions de

sensibilisation aux niveaux communal et national. Le nouvel accord-cadre sensibilisation 2015-2017 intitulé „Les citoyens au Luxembourg, acteurs de changement social pour un monde plus juste“ décrit une large panoplie d’actions destinées à des groupes-cibles très variés - acteurs du milieu scolaire, personnes-relais, décideurs politiques ou grand public. A travers des collaborations spécifiques, l’ASTM va étendre la portée de ses actions et toucher un public encore plus nombreux. Le travail en

réseaux permet de se renforcer mutuel-lement entre acteurs du développement et de soutenir un plaidoyer partagé et plus efficace, entre-autres dans des dossiers d’actualité tel que le TTIP, les relations commerciales entre l’UE et les pays en développement, les objectifs du développement durable et la cohérence des politiques.

Mais l’ASTM devra faire face à de nouveaux défis financiers : Pour compenser sa plus large contribution au CITIM, le MAEE a limité son apport à l’AC sensibilisation, qui ne sera plus cofi-nancé, comme dans le passé à hauteur de 80%. L’ASTM devra donc faire appel, dans une plus grande mesure que par le passée, à ses partenaires et ses donateurs pour mener à bien ses efforts dans le domaine de la sensibilisation.

L’expérience que l’ASTM a su gagner au courant des dernières années lui a permis de décrocher un projet triennal cofinancé par la Commission euro-péenne. „The future we want“ permettra de renforcer le travail de sensibilisation avec les communes membres de l’Al-liance pour le climat. Cette action nous projette dans la réflexion d’une société différente, où nos modes de consomma-tion sont en phase avec un développe-ment durable.

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Le nouveau Conseil d’AdministrationComposition du Conseil d’Administration de l’ASTM suites aux élections 2015 :

• Richard Graf (président), • Monique Langevin (vice-présidente), Pierre Schmit (trésorier), • Edith Schuller-Kieffer (représentante du personnel et travailleur désigné), • Jacques Mergen (secrétaire),• Dilcia Figueroa, • Ana-Luisa Teixeira, • Pol Faber, • Niki Shillinglaw, • Jean Feyder • Raymond Wagener.

Pour des raisons inhérentes aux moyens budgétaires mis à disposition du MAEE pour les activités d’éducation au développement, l’ASTM a dû scinder ses activités d’éducation en deux programmes distincts.

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Le nouvel accord-cadre pour les projets de solidarité hors Afrique est dorénavant axé sur le renforcement des capacités de nos partenaires en tant qu’acteurs de la sociétal civile. Ce renforcement se fait d’abord au niveau organisationnel : il s’agit d’améliorer la gouvernance interne du partenaire et de développer les compétences techniques, administratives et financières, ainsi que de mettre en œuvre un processus orga-nisationnel démocratique et durable.

Ensuite, il s’agit d’améliorer les capacités techniques pour qu’ils soient en mesure de fournir des services de base (tels que l’éducation, la santé, la formation, etc.). Enfin, il est tout aussi essentiel d’augmenter les capacités d’analyse afin d’influencer l’environnement politique et d’augmenter l’impact des actions entreprises.

Le bilan financier de l’exercice 2014, présenté par Pierre Schmit, trésorier de l’association, a démontré la gestion équilibrée des différents secteurs. Les dépenses globales de l’association ont atteint 2.959.319 euros (+2,6% par rapport à 2013), dont 1.654.503 euros (+1,8%) ont été affectées aux actions de solidarité au Sud, c’est-à-dire en faveur des 31 organisations partenaires soute-nues dans 12 pays d’Afrique, d’Asie et d’Amérique latine. 133.663 euros ont été réattribués aux différents partenaires au Nord dans le cadre d’un projet de sensi-bilisation européen pour lequel l’ASTM a le rôle de leader. Les activités de sensi-bilisation et d’éducation au développe-ment au Luxembourg se sont établies à 671.723 euros, dont 173.157 euros pour les activités „Nord-Sud“ dans les

Communes de l’Alliance pour le Climat (Klima-Bündnis). L’impact luxembour-geois des projets de sensibilisation euro-péens s’est élevé à 149.522 euros.

Côté recettes, les dons et contri-butions d’origine privée ont atteint 236.665 euros, auquel il faut ajouter les contributions des communes et d’autres ONG pour les différentes acti-vités (175.561 euros), en diminution de 1,8% par rapport à 2013. L’année s’est clôturée par un déficit de 61.118 euros,

contre 84.335 euros en 2013, qui a du être comblé par les fonds associatifs. Le comité financier de l’ASTM a rappelé à cette occasion la nécessité d’augmenter les recettes d’origine privée afin de pouvoir maintenir le niveau des activités tant en ce qui concerne le soutien aux partenariats au Sud que le travail de sensibilisation au Nord.

Après la décharge accordée par l’AG, les comptes ont été soumis au contrôle d’un réviseur d’entreprise dont le rapport sera remis aux bailleurs de fonds publics.

Dans son rapport moral, Richard Graf, président du conseil d’administration, a tenu à remercier l’équipe des salariés et des bénévoles pour avoir pu exécuter tous les programmes et activités prévues au courant de l’année écoulée, tout en s’adonnant corps et âme à la préparation des nouveaux accords. Comme tout le secteur, l’ASTM a du se soumettre à une certaine modération budgétaire, mais a réussi à maintenir le niveau des acti-vités. La présence de l’ASTM dans les médias s’est encore renforcée.

Parmi les faits marquants de l’année, on a pu citer notamment la visite du Ministre Romain Schneider, accom-

pagné par Madame la directrice Martine Schommer et la responsable pou l’édu-cation au développement Allexandra Allen au CITIM, ainsi que l’organisation au Luxembourg de l’assemblée générale de l’Alliance international du climat.

L’association tout entière a été affectée en 2014 par les décès de Bernard Langevin et de Guy Schuller, deux membres fortement engagés dans l’association depuis de longues années. Leur départ pèse d’autant plus lourd que les années s’annoncent difficiles. Les mesures du „Zukunftspak“ tels que annoncées en automne 2014 pourraient mettre en danger la pérennité de nos actions et partenariats à plus long terme.

Indépendamment des débats struc-turels touchant à l’existence même de l’ASTM, elle devra poursuivre ses actions qui traitent des menaces qui se réper-cutent sur ses partenaires et sur notre propre société – que ce soit le dossier du TTIP, les négociations commer-ciales, le droit des peuples à se nourrir eux-mêmes, l’exploitation des minerais, le financement du développement, le changement climatique …

Nicole E. Ikuku est membre de l’ASTM.

Le nouvel accord-cadre pour les projets de solidarité est dorénavant axé sur le renforcement des capacités de nos partenaires en tant qu’acteurs de la sociétal civile.

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Luxembourg: Manifestation devant l’AG de SOCFIN

CE-CELAC : Revendications de la Société Civile

En amont du sommet extraordinaire des chefs d’Etat et de gouvernement qui a eu lieu le 23 avril à Bruxelles sur la question migratoire, le Cercle de Coopéra-tion des ONG du développement a lancé un appel aux responsables luxembour-geois et européens de revoir radicalement le programme „Triton“, de s’engager avec

Migrations: Appel du Cercle de Coopérationplus de ferveur encore pour des meilleures conditions de vie dans les pays d’Afrique et pour la pacification au Proche Orient. Le Cercle estime notamment que le Luxem-bourg aura une responsabilité particulière en ce domaine lors de sa présidence de l’UE, d’autant plus lors de l’Année Europé-enne du Développement.

Le 10 et le 11 juin s’est tenu le deuxième sommet des chefs d’état et de gouvernement de l’Union Européenne, de l’Amérique latine et des Caraïbes. A l’occasion de cette rencontre, la société civile des deux régions a publié une déclaration commune. Elle contient une série de propositions concrètes en

matière d’égalité socio-économique, de durabilité environnementale, de droits de l’homme et de participation cito-yenne. La déclaration met en évidence que pour la société civile les droits de l’homme doivent l’emporter sur les inté-rêts commerciaux. Le texte intégral peut être chargé sur www.concordeurope.org/.

SOCFIN, qui a son siège au Luxem-bourg, est une entreprise multinationale qui produit entre autres de l’huile de palme sur des grandes plantations en Afrique et en Asie. Des conflits fonciers ont éclatés autour des plantations de SOCFIN entre autres au Cambodge, en Côte d’Ivoire et au Liberia. Le mercredi

27 mai, l’ASTM et SOS Faim ont organisé un rassemblement lors de l’Assemblée Générale de Socfin à Luxembourg-Belair pour transmettre les revendications des ces communautés qui sont victimes d’ac-caparement des terres et pour demander une feuille de route pour la résolution des conflits.

Trotz der Weigerung der Europä-ischen Kommission die Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA zuzulassen, läuft die Unterschriften-sammlung weiter. Mittlerweile kamen über 2 Millionen Unterschriften zusammen, die dem europäische Parla-ment übergeben werden. Unterdessen

stop-ttip.org: Über 2 Millionen Unterschriftenklagen die Initiatoren vor dem Europä-ischen Gerichtshof für eine Zulassung der Initiative und gegen den Versuch den Protest abzuwürgen. Unterschriften werden nach wie vor gesammelt. Wer noch nicht unterschrieben hat, kann das weiterhin tun auf der Seite :

www.stop-ttip.org.

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Nouvelles des partenaires

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Cette année, à Genève, c’est au tour du Honduras de subir une révi-sion dans le cadre de l’examen pério-dique universel (EPU), mécanisme de surveillance du respect des droits humains dans les pays membres de l’ONU qui a lieu tous les 4 à 5 ans. Peux-tu nous décrire quelle est la situa-tion de violence contre les femmes et les enfants dans le contexte actuel du Honduras? Quelles sont les données dont vous disposez?

De 2005 à 2013, le nombre de femmes ayant subi une mort violente a augmenté constamment: de 175 décès en 2005, il est passé à 636 en 2013, ce qui signifie une augmentation de plus de 250% pendant les neuf dernières années. En 2013, 53 femmes en moyenne sont mortes chaque mois d’une mort violente, donc une femme toutes les 13 heures. Dans la plupart des cas, il s’agit des femmes qui vivent en milieu urbain et actuellement la tranche d’âge des 20 à 24 ans est la plus touchée. Dans plus de 70 % des cas, les femmes sont assas-sinées par une arme à feu et souvent on ne connaît pas l’endroit où le crime a été commis. Cela signifie que les femmes, les filles et les adolescentes victimes ont été enlevées, retenues contre leur gré, ont sans doute subi des abus sexuels et ont été torturées, pour être abandon-nées plus tard, assassinées, sur la voie publique.

Malheureusement, plus de 90% des assassinats restent impunis. Alors que entre 2009 et 2012, plus de 80.000 plaintes pour violence domestique ont

été déposées devant les Cours de justice de paix du pays, moins d’un tiers ont abouti à une sentence. Le manque de suivi des cas déclarés et l’absence de mesures de protection effective pour les femmes ainsi que de programmes de prévention dans les collectivités, conduisent à la hausse du taux de fémi-nicides.

En vue de l’examen périodique universel de l’ONU, quelles sont les principales préoccupations que les organisations de femmes souhaitent transmettre concernant la violence contre les femmes et les filles ?

Nous voulons surtout thématiser l’augmentation des meurtres de femmes et le taux élevé d’impunité, cela en raison de l’absence de volonté politique du gouvernement et de la non-existence de structures garantissant que justice soit faite. C’est aussi une conséquence des stratégies de sécurité axées sur la militarisation qui ont apporté une augmentation de la répression et de la violence dans tout le pays. Un autre problème est l’interdiction récente, avec l’accord de la direction du ministère de la santé, de la contraception d’urgence,

la pilule du lendemain, qui faisait partie de la politique de santé publique depuis le début des années 1990. S’en suit un grand nombre d’avortements clandes-tins qui est pénalisé sans exception. Il n’y a pas de débat à ce sujet à cause de l’in-fluence des hautes sphères des églises et des cercles fondamentalistes. Il y a aussi l’existence de la “loi sur l’emploi à l’heure”, c’est-à-dire le travail tempo-raire, qui a conduit à la précarisation des femmes et la dérégulation du droit du travail.

Finalement, la criminalisation et la poursuite du travail des femmes défenseures des droits humains est

un gros problème. S’il est vrai que le gouvernement a approuvé une loi sur la protection des défenseurs des droits humains, il faut dire qu’elle contient de nombreuses dispositions qui pourraient s’avérer comme des obstacles à son application.

Est-ce que les organisations de femmes du Honduras ont été consul-tées lors de la préparation des rapports sur la situation des droits humains à soumettre au Conseil des droits de l’homme?

Présentation du rapport de droits humains de HondurasGilda Rivera est psychologue et membre fondatrice du Centre de Droits des Femmes (CDM), partenaire de l’ASTM depuis 2010. Elle est activement engagée pour la défense des droits humains et participe dans diverses instances de coordination du mouvement social et populaire du Honduras. Soutenu par l’ASTM, le Centre des Droits des Femmes met en place un observatoire qui rassemble et analyse des informations relatives aux droits humains des femmes, notamment celles liées à la violence dont elles sont victimes.

Entretien avec Mme Gilda Rivera

De 2005 à 2013, le nombre de femmes ayant subi une mort violente a augmenté constamment: de 175 décès en 2005, il est passé à 636 en 2013.

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En tant qu’organisations de femmes, nous n’avons pas été consultées lors de l’élaboration du rapport. Les orga-nisations de femmes et féministes ont promu une série de stratégies pour mettre la violence faite aux femmes à l’ordre du jour du débat public. Nous avons organisé des manifestations publiques, présenté des rapports aux responsables des Nations Unies, devant le système interaméricain, nous avons écrit des communiqués de presse, organisé des manifestations de rue, des entretiens avec les autorités au plus haut niveau, etc. Mais force est de constater que cette stratégie a échoué, surtout avec le gouvernement actuel qui refuse d’écouter la société civile et les citoyens surtout lorsqu’ils ont une attitude critique à son égard. En plus, il y a eu très peu ou pas de budget alloué, ni de volonté politique pour établir des mécanismes et procédures pour régler le problème de la violence faite aux femmes.

Quel a été le rôle de l’Union européenne dans la lutte contre la violence faite aux femmes en Amérique Centrale?

Je dirai qu’au moins le sujet n’a pas été oublié. Il faut saluer que l’UE soutient des projets de lutte contre la violence faite aux femmes et donne son soutien aux défenseurs et défenseuses des droits humains. On ne connaît cependant pas le pourcentage par rapport au total des projets de coopération. J’ai l’impression que dans l’appui au gouvernement, l’UE n’a pas exigé des politiques globales permettant la garantie des droits des femmes. Mais l’actuel ambassadeur de l’UE a montré une ouverture vers un dialogue sur la problématique.

Est-ce qu’ils font assez d’après vous?

Ce n’est jamais assez si l’on considère le contexte dans lequel nous vivons. Il ne suffit pas d’intégrer l’approche de genre,

si les instances de l’Etat ne montrent pas d’engagement ou de volonté poli-tique réelle par rapport aux droits des femmes et qu’au contraire ils favorisent les groupes ou personnes qui s’opposent et violent ces droits humains.

Dans les projets bilatéraux du gouver-nement hondurien avec l’UE devraient figurer des indicateurs permettant de mesurer de façon précise l’impact des projets gouvernementaux auxquels l’UE donne son appui sur les droits de la population. Les gouvernements du Honduras sont experts dans la mise en place de lois, de politiques, de cadres juridiques, sans qu’il existe des budgets et des mécanismes afférents, et encore moins la volonté politique pour rendre effectives les avancées formelles.

Quelles recommandations pouvez-vous donner pour le travail des réseaux de la société civile présente à Bruxelles?

Il est évident que la région centramé-ricaine n’est plus prioritaire sur l’agenda de la coopération, et ce à un moment crucial de régression et de perte de droits de la population de cette région. La soli-darité est fondamentale, si l’on essaye de retourner le regard de la société civile et des réseaux sur les graves problèmes qui se présentent dans des pays comme le Honduras, en reconnaissant la mili-tarisation, la fragilité d’un Etat comme le hondurien, cela a des répercussions significatives qui vont bien au delà des frontières honduriennes.

Entrevue réalisée par le réseau Grupo Sur, dont l’ASTM est membre. Traduit par Thérèse Gorza (ASTM).

Gilda Rivera, membre fondatrice du CDM, lors d’une visite au Luxembourg.

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Nouvelles des partenaires

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Des années de sensibilisation et de pression politique ont porté des fruitsAu cours des dernières années, des critiques se sont fait entendre contre l’aide accordée à des pays à revenu intermédiaire tels que l’Inde, l’argument étant que ces pays ont les moyens financiers de prendre en charge eux-mêmes les personnes pauvres de leur population.

Notre partenaire indien CHINTAN

Julie Smit

Ces critiques sont justifiées dans le cas où des ONG indiennes financées par l’aide venue de l’étranger mettent en place des programmes dans les secteurs tels que la santé et l’éducation sans exhorter en parallèle le gouvernement indien à assumer ses responsabilités en instaurant des services publiques consi-dérés comme minimums pour toute la population. Cependant, la situation est très différente en ce qui concerne l’appui accordé aux organisations de la société civile dans leur lutte pour des conditions de vie décentes, pour plus d’égalité ou dans leur opposition contre des prétendus projets de développement qui ont un impact négatif sur les popu-lations locales. En général, ces organisa-tions n’obtiennent pour leurs activités ni

le soutien des gouvernements, ni celui des élites fortunées dont les actions caritatives sont d’habitude limitées à des activités philanthropiques et qui montrent peu d’intérêt au soutien des causes progressistes.

L’ASTM estime que les organisations de la société civile dans les pays à revenu intermédiaire ont un rôle important à jouer en tant que leviers du change-ment social pour créer des sociétés plus inclusives dans les années futures. C’est pourquoi les activités qui renforcent les organisations de la société civile dans les pays émergents occupent un rôle central dans la stratégie de nos projets pour l’Inde et l’Amérique Latine. Récemment, Chintan, un de nos partenaires en Inde, nous a fourni un exemple concret qui montre comment de nombreuses années de plaidoyer auprès du gouvernement ont porté leurs fruits lorsque certaines de leurs demandes ont été acceptées.

Chintan a travaillé pendant de multiples années pour améliorer le statut des recycleurs de déchets informels dans la capitale indienne. En collectant et en recyclant 20 % des ordures munici-pales, ils réduisent considérablement les émissions de gaz à effet de serre et donc l’impact du réchauffement climatique. En plus, le secteur informel de recyclage des déchets offre du travail à 1% de la population.

Malgré cela, les recycleurs de déchets informels reçoivent peu de reconnais-sance de la part de la société et au cours des récentes années leurs emplois ont été graduellement menacés par les politiques gouvernementales qui favorisent l’inci-nération des déchets par des compagnies privées.

Pendant plusieurs années, Chintan a mené des actions de plaidoyer pour que les recycleurs de déchets informels soient inclus dans les politiques de gestion des déchets, afin qu’ils puissent conserver leurs emplois, et contre la construction d’incinérateurs qui ont des conséquences très négatives sur l’environnement et sur la santé de ceux qui vivent à proximité des installations.

Le gouvernement indien vient de publier un projet de loi sur la gestion des déchets. Chintan a accueilli avec beaucoup d’enthousiasme le fait que les nouvelles règles mettent l’accent sur l’inclusion du secteur informel. De plus, l’incinération pour générer de l’énergie est présentée comme une solution de dernier recours. Cela aura un impact très positif dans la réduction de la pollution causée par l’émission de dioxines et de furanes en Inde.

Chintan n’est pas totalement satisfait de toutes les mesures contenues dans le projet de loi. Par exemple, l’inclusion des ramasseurs de déchets a progressé dans la nouvelle législation alors que les petits commerçants de déchets, qui sont des parties intégrantes du processus de recyclage, ne sont pas mentionnés. Par ailleurs, il n’y pas d’appel à réduire les déchets, en fait les consommateurs seront encouragés à utiliser le plastique ! Cependant, notre partenaire se réjouit de cette nouvelle législation: „c’est vraiment un grand pas en avant, espérons que la loi sera adoptée sans modifications. Nous continuons le combat !“.

Julie Smit est membre de l’ASTM. Article traduit de l’anglais par Pala Opta (ASTM).Collectionneur de déchets à Delhi.

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Nouvelles des partenaires

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Présentation du Conseil National d’Agriculture Biologique (CNABio)L’agriculture biologique existe au Burkina depuis plus de 20 ans, mais est tournée quasi exclusivement vers l’exportation. La certification par des tiers, très coûteuse, ne permet pas aux producteurs de certifier leurs produits biologiques pour le marché national. L’absence d’un cadre organisé des acteurs concernés et l’absence d’un référentiel national de production et de transformation sont les deux contraintes majeures pour le bio local.

Nouveau partenaire au Burkina Faso

Charles Schiltz

L’ASTM a le plaisir d’annoncer un nouveau partenariat au Burkina Faso. Il s’agit du Conseil National d’Agricul-ture Biologique (CNABio), créé en mars 2011. Le CNABio vise à développer la production biologique du producteur jusqu’au consommateur au Burkina Faso et il regroupe une trentaine de membres cotisants. Il est actuellement présidé par Mathieu Savadogo, directeur d’ARFA, une organisation partenaire de longue date de l’ASTM.

La reconnaissance de l’agricul-ture biologique et de produits bios a augmenté considérablement auprès des consommateurs burkinabé ces dernières années. Dans ce contexte favorable, il

est important d’entamer un plaidoyer de grande envergure. Il faut convaincre les décideurs politiques et les fonctionnaires d’une prise en compte de l’agriculture biologique dans les textes, programmes et projets publics afin d’ancrer cet intérêt croissant dans la politique nationale.

La collaboration vise à renforcer davantage les capacités du CNABio pour mieux répondre à ces attentes crois-santes. En effet, depuis sa naissance, le CNABio a atteint une certaine visibilité et a réalisé quelques actions fortes comme l’élaboration et la validation de la norme burkinabé de l’agriculture biologique. Il s’agit maintenant de consolider ces acquis et d’élargir les activités.

Trois volets seront abordés lors de cette première phase de démarrage. Le système de certification participatif des

produits bio que le CNABio avait élaboré l’année dernière sera mis en pratique en formant des comités de certifica-tion. Un autre volet consistera dans la formation technique des membres des pratiques agro-écologique. Un troisième axe important regroupe les activités de sensibilisation de la population et du plaidoyer politique pour l’agroécologoqie et pour une politique agricole durable. Cette première phase de la collaboration est prévue sur 8 mois jusqu’à fin 2015.

Charles Schiltz est membre de l’ASTM.

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Les objectifs du CNABio•Créeruncadred’échangesetde

concertation entre les acteurs actifs dans l’agriculture biologique

•Contribueraurenforcementdecapacités des acteurs

•Faireconnaitrelesavantagesdel’agriculture biologique au Burkina Faso

• Contribuer à la création d’uncadre législatif et réglementaire favo-rable à l’épanouissement de l’agricul-ture biologique au Burkina Faso

• Contribuer à la création d’unmarché national des produits biolo-giques

http://www.cnabio.net

Les formations sont particulièrement adaptées aux besoins des petits producteurs.

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Le rôle des ONG dans le changement social Au 21ème siècle, est-ce aux personnes „du Nord“ de résoudre les problèmes „du Sud“? La coopération au développement est née dans la foulée des mouvements d’indépendance des pays du Sud ; on considérait alors qu’il était nécessaire de les accompagner dans leur transition. On peut se demander si ce type d’approche est encore approprié et si la vision tiers-mondiste est encore pertinente.

Présentation d’Olivier Consolo lors de l’assemblée générale du Cercle

Mathilde Dufranc

Beaucoup d’organisations de solida-rité internationale ont encore la certi-tude de pouvoir exporter des éléments nécessaires au développement des nations du Sud, avec parfois une atti-tude auto-culpabilisatrice néocoloniale. il faut repenser la manière de travailler des ONG ; notamment dans leur façon d’aborder le partenariat Nord/Sud.

Les ONG se sont lancées depuis quelques années dans une politique assidue de plaidoyer envers les gouver-nements. Mais le plaidoyer que nous menons se limite trop souvent au secteur de la coopération et ne prend pas suffisamment en compte les aspects systémiques du mal développement. Ces dernières années, la montée en puissance du concept de Cohérence des Politiques pour le Développement (CPD) marque une réelle avancée, un vrai tournant dans l’approche qui devient alors plus systémique. Pour simplifier, l’approche répond au concept : „ne prenons pas d’une main ce qu’on donne de l’autre“... Mais il ne suffit pas que notre plaidoyer se focalise sur cet aspect uniquement. L’approche de la cohérence des poli-tiques, bien qu’essentielle, ne met pas en question les causes profondes de la pauvreté et le système.

Si l’objectif de notre secteur de coopération est de viser une solida-rité d’égal à égal, une équité nord/sud, alors il est important que les acteurs de la société civile travaillent de manière coordonnée au niveau local et national. Nous avons également une responsa-bilité sur l’impact de nos activités sur l’environnement. Les ONG de dévelop-

Autrement dit, l’industrie de l’aide génère une demande d’efficacité. Il est difficile aujourd’hui de choisir librement avec qui et où on travaille. Par exemple, certains bailleurs nous obligent à mettre un terme à des partenariats conclus avec les populations les plus pauvres, au risque de ne pas obtenir suffisamment et dans un temps limité, des résultats satisfaisants...

Mais l’efficacité est-elle un concept

pement et les ONG environnementales devraient s’allier pour faire face aux problématiques globales et leurs effets sur les populations.

Depuis l’Agenda de l’Efficacité de l’Aide et du Développement, notre secteur est entré dans une logique orientée vers les résultats, dans laquelle on doit démontrer notre propre effica-cité. Nous nous sommes vus imposer un cadre pour nos actions par nos bailleurs.

Zoom

Etre au cœur du changement de paradigme: Repenser nos actions, repenser le système…

Le modèle économique productiviste et consumériste actuel est fortement remis en question par les crises sociales, financières et environnementales qu’il génère. Un nombre toujours plus grand d’acteurs reconnaissent l’absolue nécessité d’un changement systé-mique qui questionne notre culture consumériste, le monde financier et notre relation avec l’environnement. Ce mouvement a pris le nom de transition écologique et sociale. Au coeur de cette réflexion, se trouve en autres le travail théorique sur la grande Transfor-mation de Karl Polanyi (1886-1964) et le concept du „Buen Vivir“.Le Cercle de Coopération des ONG s’est engagé à entreprendre avec ses membres un processus de réflexion autour de ces enjeux déterminants. Cette réflexion a pour objectif de permettre aux ONG de comprendre leur positionnement comme acteur de change-ment et d’aligner leurs pratiques et leurs approches aux évolutions du contexte.A cet effet, le Cercle a invité Olivier Consolo à animer un atelier de réflexion sur le rôle des ONG comme acteur de changement social lors de l’Assemblée Générale 2015. Cet ancien directeur de Concord et membre actif de l’organisation Smart CSO , nous a donné un aperçu du contexte actuel de la coopération au développement et des nouveaux défis auxquels devront faire face les ONG. Ensuite Eriberto Gualinga membre de la communauté Sarayaku dans l’Amazonie équa-torienne nous a donné lors d’un entretien avec les ONG une vision de première main du concept de Buen Vivir pour les communautés indigènes et pour la société équato-rienne. Ce même concept de Buen Vivir est également abordé dans une entrevue avec le chercheur argentin Adrian Beling qui nous éclaire sur les forces sociales et politiques de changement qui gravitent autour de ce concept.

Cercle de Coopération

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pertinent pour mesurer l’impact de nos actions? Le cadre contraignant de l’effi-cacité est-il adapté à l’impact de notre secteur et aux changements sociaux?

Les ONG se considèrent comme des acteurs de changements ayant pour ambition de modifier une situation inacceptable pour la rendre convenable. Mais sommes-nous encore aujourd’hui ces acteurs de changements? Avec qui œuvre-t-on pour ce changement? Quelle place pour nos partenaires dans cette stratégie?

Il est important de noter que les transferts de fonds du Nord vers le Sud (entre ONG) continuent à instaurer un rapport de force entre les parte-naires. Trop souvent, on se contente de consulter les partenaires ; on est souvent loin de l’élaboration d’une stratégie commune et partagée.

Le plaidoyer politique comme outil de changement

Notre technique de plaidoyer est également à questionner. Le change-ment s’envisage lentement et progres-sivement, petit à petit. Nous visons de petits changements législatifs. Nous sommes devenus des experts, spécialisés sur des détails techniques. Mais est-ce satisfaisant ? Devons-nous mobiliser la plupart de nos efforts et énergies vers cet aspect spécifique? Quels espaces inves-tissons-nous en dehors du face à face avec les institutions ?

Plus on combat le système, plus il se renforce... Si nous n’investissons pas d’autres champs de l’action poli-tique, nous risquons de survoler les problèmes. Il serait nécessaire d’en-visager une action politique envers le secteur économique. On s’épuise vers les acteurs institutionnels publics, puisque ce sont eux qui potentiellement font/modifient les lois ; mais c’est l’éco-nomie qui dirige et sous-tend le système actuel. Nous avons donc besoin de réin-vestir ce secteur! Il s’agit ici de remettre en cause la gouvernance économique, notamment par la promotion d’autres

systèmes économiques (comme les coopératives par exemple).

Afin de se détacher d’un plaidoyer institutionnel, il faudrait également entrer en pourparlers avec les partis poli-tiques eux-mêmes puisque ce sont eux qui dessinent les stratégies.

La notion de temporalité est au cœur de ces questions. Il est temps d’oser exiger de nos bailleurs plus de flexibilité afin de nous engager sur le long terme, sur des générations! Cet aspect reste tabou, remettant en cause la structure même de nos organisations, ancrées dans l’approche projet (sur un temps court), envisageant le changement pas à pas...

Les mouvements sociaux et ONG, points de contacts et diver-gences…

Malheureusement, les ONG sont souvent étrangères aux mouvements (sociaux) qui œuvrent pour un chan-gement du système en profondeur (printemps arabe et mouvements des indignés par exemple). Ces mouvements n’ont à l’évidence pas besoin des ONG pour se mettre en action. Ils considè-

rent d’ailleurs souvent que les ONG font partie du système qu’ils veulent changer!

Il existe différents types de mouve-ments sociaux. Les mouvements de la transition écologique par exemple, qui se sont construits depuis la base pour s’organiser ensuite à l’échelle mondiale. Ces initiatives comme le mouvement „Villes en transition“, visent à repenser un modèle économique, concevoir une alternative à la répartition du public et du privé, à proposer une nouvelle gestion „des biens communs“.

Ces mouvements sont actifs dans le tissu local, même au Luxembourg. Quel lien notre secteur de la solidarité inter-nationale entretient-il avec ces mouve-ments alternatifs? Nous devons nous rapprocher d’eux. Qu’est ce qui nous reconnecte à l’échelle locale aujourd’hui ? Qu’est-ce qui nous reconnecte à cette nouvelle génération qui est au cœur d’un changement structurel, remettant en cause le système de production et de consommation ?

Peut-être avons-nous besoin de consi-dérer une modification de nos modalités d’action et de nos fonctionnements. Les ONG risquent de devenir obsolètes si elles ne se remettent pas en question ni ne s’approchent de nouveaux acteurs et se reconnectent avec la base. Face à l’échec des politiques de développement des dernières 40 années, les populations du Sud créent d’autres façons de vivre, comme le paradigme du „Buen vivir“... A nous de nous remettre en question pour avancer, évoluer et s’adapter! Nous avons besoin d’écrire un nouveau récit, de construire un autre monde.

Compte-rendu des propos d’Olivier Consolo réalisé par Mathilde Dufranc (Cercle) lors de l’atelier de l’AG du Cercle de Coopération Le 17 mars 2015, à Luxembourg. Olivier Consolo, a été directeur de CONCORD (Confédération Européenne des ONG d’urgence et de Développement) pendant 11 ans. Il est aujourd’hui consultant et activiste au sein du réseau Smart CSO.

Olivier Consolo, activiste au sein du réseau

Smart CSO.

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Le Buen Vivir et la transition vers des sociétés nouvellesAdrian Beling est un sociologue argentin et travaille à un doctorat pour l’Université Humboldt de Berlin et l’Uni-versité Alberto Hurtado du Chili. Il est enseignant et chercheur à la Faculté de Sciences Sociales d’Amérique Latine (FLACSO), il enseigne également à l’Université de Mendoza et l’Université Alberto Hurtado de Santiago.Il fait partie du comité d’édition d’un blog académique (www.alternautas.net) destiné à diffuser des idées latinoaméricaines sur les alternatives aux modèles actuels de développement.

Entrevue avec le sociologue Adrian Beling

Pourriez vous nous expliquer la genèse du concept du „Buen vivir“ ?

Il y a une grande différence entre le „Buen vivir“ comme il a été formulé comme un discours social et politique en Equateur et en Bolivie et ce que sont les conceptions du Buen Vivir dans les communautés indigènes. Cette notion est élaborée de nouveau dans le monde académique et parfois considère la vision indigène comme un concept homogène et idéalisé. La récupération approximative du concept par la sphère politique montre le Buen Vivir comme un programme de gouvernement et non comme un idéal qui régule la vie en société. Donc le Buen Vivir est dérivé de trois sources différentes : la vision indigène, le discours académique et le discours politique. Il convient donc de considérer maintenant le concept de Buen Vivir actuellement utilisé comme un concept généralement éloigné de la vision indigène initiale.

La transposition du Buen Vivir „indigène“ vers le concept de Buen Vivir „étatique“, j’entends par là la refonte des constitutions bolivienne et équatorienne autour de ce concept et la mise en place de politiques de dévelop-pement donne-t-elle de bons résultats ?

Evaluer ce que les gouvernements équatoriens et boliviens ont atteint avec le concept de BV après quelques années et tirer de la des conclusions sur la validité du concept de Buen Vivir est une erreur. Pour ces deux pays, les dirigeants sont

arrivés au pouvoir avec un large appui indigène. Même s’ils ont développé une série de politiques en faveur des classes populaires, je crois qu’il existe au sein de la population qui les a élu un certain désenchantement avec le cap qu’a pris la politique de ces gouvernements. Ce que font actuellement Evo Morales et Rafael Correa n’a que peu à voir avec le concept du „Buen vivir“ indigène. Les caractéris-tiques du „Buen Vivir“ qui trouve son origine dans la tradition indigène du monde andin se base sur des valeurs qui sont complétement incompatibles avec les économies extrativistes de ces pays.

D’autre part je crois qu’observer ce que font les gouvernements n’est pas forcément le plus intéressant. La prise en considération du concept de Buen Vivir dans le dialogue global sur le dévelop-pement durable change complétement le cadre de la discussion. Le concept de „Buen Vivir“ est quasiment l’antithèse du discours du développement actuel. Ce concept a une influence considérable dans le débat actuel sur les modes de développement et la croissance. Ces processus de transition vers des modèles de développement plus durables sont des processus d’apprentissage très lents et il est donc trop tôt pour juger.

Le Buen Vivir est une proposi-tion radicalement opposé au modèle développementiste global, c’est une proposition utopiste qui influence de nombreux acteurs de changement dans le monde …

C’est une utopie, mais l’utopie est

quasiment indispensable par ce qu’elle nous donne un cap, elle nous permet de nous projeter au-delà de notre cadre de référence actuel. Paul Raskin , Fondateur de l’institut Tellus, et grand théoricien et promoteur de la Grande Transition parle de la „marche aveugle de l’histoire“. Le peu d’expériences qui ont tenté de concevoir des modèles de société différents à partir d’idéologie toutes faites ont été négatives ; elles ont débouchées en totalitarismes et géno-cides. Dans le débat qui nous intéresse, personne ne veut imposer un modèle préfabriqué, cela n’est pas viable. Cela ne veut pas dire qu’il faut laisser l’histoire suivre son cours aveugle en acceptant

L’enseignant et chercheur Adrian Beling.

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tout ce qui se passe ! Il faut essayer d’influencer le cours de l’histoire par de petites manœuvres. La vie collective est politique, ne pas prendre de décisions, être un simple spectateur c’est laisser les autres décider à sa place. C’est pour cela qu’avoir une vision, même si elle paraît inatteignable, donne une orientation aux petits pas en avant que nous voulons faire. La question principale est de savoir si l’ensemble de petites initiatives qui vont dans la même direction peu mener à un changement systémique.

Nous avons parlé des petites initia-

tives construisent le chemin vers cette grande transition. Quelles sont-elles ?

Il y a beaucoup d’interventions, d’initiatives qui vont dans ce sens. On distingue trois types d’acteurs qui s’im-pliquent dans des actions qui visent un changement systémique :

D’abord, les mouvements de base parmi lesquels les peuples indigènes, qui sont marginalisés et qui subissent le système de manière quasiment oppres-sive, ils sont souvent dans un état de grande vulnérabilité. Mais c’est juste-ment par cette condition d’oppression et de marginalisation que ces commu-nautés développent certains liens très étroits de réciprocité et de solidarité. Souvent, le contact avec le monde urbain et l’institutionnalisation des organisations mènent à une érosion de ces liens de solidarité et des structures sociales traditionnelles. Malgré leur vulnérabilité, ces structures sociales traditionnelles et ces liens de solidarité en marge de la globalisation écono-mique, sont souvent plus résilients que les autres. Ces groupes sont une source d’inspiration importante pour le débat sur le développement durable, car ils observent la réalité sous une autre pers-pective.

Ensuite il y a des organisations plus établies. Par exemple en Allemagne il y a les ONG de développement qui sont financées par l’Eglise comme Misereor, Brot für die Welt,…. Ces organisations

sont très bien acceptées et intégrées dans la vie sociale et politique. Mais elles ont un certain degré d’indépendance finan-cière qui leur permet d’amener des posi-tionnements car elles ne dépendent pas d’un philanthrope ou de financements privés opaques, ni du gouvernement. Cela leur donne une caractéristique unique qui leur permet d’avoir un posi-tionnement très différent par rapport à des acteurs de développement étatiques comme la GIZ.

Enfin, il y a toute une série d’ini-tiatives qui sont également des initia-tives qui viennent de la base mais qui ne sont pas de groupes marginalisés socialement. Il s’agit alors de groupes des classes moyennes qui commencent à remettre notre système en ques-tion. Ils génèrent une dynamique qui permet dans un premier temps d’iden-tifier et d’expliciter les problèmes et qui ensuite permet de trouver des solutions pratiques pour se préserver et se décon-necter un peu du système. C’est une démarche très pragmatique, ce n’est pas un rejet total de notre société actuelle, mais c’est une démarche qui permet de n’être plus esclave du système. C’est revendiquer une certaine autonomie vis à vis des contraintes qui nous entourent. C’est une démarche que le système veut éviter car il préfère tout contrôler et que chaque citoyen soit un consommateur discipliné.

De quelle manière ces mouvements pourraient s’articuler pour que le mouvement prenne de l’ampleur.

AB: Parfois les organisations inves-tissent une grande partie de leur énergie à la survie et ont développé une culture de concurrence entre les OSC, contraire à leur essence. Elles se doivent d’être ouvertes au dialogue et tournées vers le décloisonnement. D’autre part, les mouvements sociaux ont parfois tendance à se positionner de manière frontale et radicale sur certaines théma-tiques et cela peut être contreproductif. C’est ce qui s’est passé avec le mouve-

ment hippie des années 70. Ils pensaient pouvoir changer le monde avec leurs propositions radicalement opposées au système et ils ont été considérés comme des allumés. Leur discours a été discré-dité, et ils se sont auto-marginalisés. Il est important en tant qu’OSC d’être autocritique et critique mais aussi d’être en permanence à la recherche d’une articulation avec d’autres mouvements et organisations.

Pour les ONG de développement, comment sortir de nos routines et se redéfinir pour faire face aux défis qui vont se présenter à nous et contribuer au changement systémique ?

Il n’y a pas de recette miracle, mais il est clair qu’un changement doit se faire à petit pas, il y a un processus d’adap-tation. C’est la seule manière pour se réorienter et identifier un nouveau chemin. Ce n’est pas facile d’identifier ces nouveaux axes stratégiques. Il faut commencer à questionner certaines choses et cela en dialoguant avec les autres organisations. Il faut ensuite proposer des changements substantiels dans sa façon de travailler sans pour autant se marginaliser et perdre sa crédi-bilité et légitimité.

Adrian Beling est un sociologue argentin et travaille à un doctorat pour l’Université Humboldt de Berlin et l’Université Alberto Hurtado du Chili. Il est enseignant et chercheur à la Faculté de Sciences Sociales d’Amérique Latine (FLACSO). Entretien réalisé par Fran-çois-Xavier Dupret du Cercle de Coopé-ration.

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La vision indigène du „Bien Vivre“ En avril, à l’ocasion du Klimadag, l’ASTM recevait la visite d’Eriberto Gualinga de la communauté de Sarayaku en Equateur. Le Cercle et l’ASTM ont alors organisé une rencontre avec d’autres ONG luxembourgeoises, durant laquelle cet entretien a été réalisé.

Entretien avec Eriberto Gualinga

Pourriez-vous nous parler de vous et votre communauté ?

Je viens de la communauté de Sarayaku et je suis responsable de la communication audiovisuelle.

Le peuple Kichwa de Sarayaku compte environ 150 familles soit environ 1200 personnes. Notre territoire est situé dans le Sud de l’Amazonie équa-torienne dans la province de Pastaza. Pour accéder à la communauté, il faut prendre une pirogue ou voler avec un petit avion. Il n’y a pas encore de route et nous luttons afin que la route vers nos territoires ne soit pas construite. Notre territoire est notre grand espace de vie où nous pouvons chasser, pêcher où nous pouvons semer. Nous sommes conscients que nous ne pouvons pas rester isolés à Sarayaku et que nous devons rester ouvert au monde et aux nouvelles technologies pour pouvoir défendre nos intérêts. Nous utilisons la communication et les technologies pour répertorier et faire connaître nos connaissances et nos traditions cultu-relles. Nous considérons l’éducation comme une opportunité de transmis-sion de nos traditions à nos enfants mais également comme une manière d’acquérir les connaissances qui nous permettent de nous articuler avec la société équatorienne et le monde en général.

Cela fait trente ans que nous sommes en résistance pour protéger notre terri-toire et nos valeurs. En 2002 nous avons été envahi par les entreprises pétrolières accompagnées par les militaires. Nous avons fait des campements pour bloquer la progression des entreprises.

Grâce à la lutte de nos dirigeants, notre cas a pu arriver dans les bureaux

de la commission interaméricaine des droits humains pour arriver par la suite à la court interaméricaine de justice.

Sarayaku a gagné son procès contre l’état et par la même nous avons établi un précédent important pour la défense des peuples indigènes d’Equa-teur, d’Amérique Latine et du reste du monde. Aujourd’hui, le gouvernement se remet de nouveau à vouloir inter-venir dans les territoires indigènes sans considérer les réalités territoriales et les valeurs des peuples indigènes. Il n’y a aucune consultation organisée auprès des communautés au sujet des projets d’exploration pétrolière dans l’Amazonie équatorienne. Les projets de prospection pétrolière vont affecter, entre autres, les bassins versants des fleuves Pastaza, Curarai et du fleuve Bobonaza duquel notre communauté dépend pleinement. Ce sera notre prochaine lutte, celle d’empêcher l’entrée des compagnies pétrolières.

Le gouvernement nous enjoint à nous „civiliser“, à nous „développer“.

Cela signifie-t-il que tout notre système de valeur est caduque ? Que tout ce que nous enseignons à nos enfants n’a aucune valeur ? Le gouvernement veut nous réduire dans les villes du Millénaire, étudier dans les collèges du Millénaire, tout est réduit à ce concept développé par l’Etat avec l’appui de l’entreprise Petroamazonas.

Que représente le concept du concept Buen vivir ou Sumak Kawsay dans votre culture ?

C’est un concept qui trouve ses origines chez les peuples indigènes. Je me souviens qu’en 2006, j’ai fait une vidéo qui s’appelle „les connaissances de l’homme de la forêt“ qui traitait le thème de Sumak Kawsay. Ce concept est très lié au territoire, à l’harmonie entre l’homme et la nature.

Pour nous, c’est vivre en coopération respectueuse avec les autres peuples, c’est réaliser le travail communautaire de la „minga“, c’est aller pêcher, plani-fier l’usage de notre territoire selon nos besoins.

Nous avons été éduqués dans le respect de la forêt et des êtres qui la peuplent. Tout ce système d’interdépen-dances est le Sumak Kawsay.

En 2007 la président Correa a appelé a la création d’une assemblée constituante pour redéfinir la constitu-tion équatorienne. D’après la nouvelle constitution qui a été approuvée en 2008, le développement du pays doit s’inspirer du concept de Buen Vivir pour la définition et la mise en œuvre des politiques publiques. Que pensez vous de ce concept de Buen Vivir que le gouvernement promeut ?

Eriberto Gualinga.

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Le gouvernement de Correa arrivé en 2007 a copié ce concept pour présenter un modèle de développement alternatif. Si il l’a mal copié et s’il interprète ce concept à sa manière ? C’est une autre histoire…

Le problème pour beaucoup d’agents gouvernementaux c’est qu’ils gouver-nent derrière leurs bureaux. Par exemple ils vont développer des programmes de constructions d’habitation en Amazonie avec des toits en tôle ondulée, qui ne sont pas du tout adapté aux conditions climatiques tropicales. Au lieu d’ob-server et de mettre en valeur notre archi-tecture, d’apprendre de nos cultures, ils nous imposent des techniques et matériaux qui ne correspondent pas aux besoins et à la réalité du terrain. Il y a une dimension paternaliste et l’avis des citoyens n’est pas pris en considération. Le gouvernement a également tendance à s’entourer de représentant indigènes qui se sont détachés de la base et ne sont plus représentatifs des demandes et revendications des communautés.

Nous ne voyons pas d’un bon œil le concept de „Buen vivir“ que promeut Correa parce qu’il ne renforce pas notre culture, parce qu’il ne renforce pas notre éducation, parce qu’il ne renforce pas nos connaissances traditionnelles en médecine et en agriculture.

Correa a une proposition qui s’ap-

pelle „Socio Bosque“ ou l’état donne de l’argent pour protéger la forêt. Mais dans cette forêt tu ne peux pas chasser, couper du bois et tu n’es quasiment plus propriétaire de cet espace.

A Sarayaku nous essayons d’abord de trouver nos propres solutions et d’ana-lyser ce que nous pouvons faire nous même. Notre futur dépend de notre spiritualité et cette spiritualité dépend de notre forêt, de notre territoire. Les deux sont indissociables. Si une route est construite et si les entreprises pétro-lières entrent dans notre territoire, nous deviendrions pauvres, nous serions dépendants du travail et des patrons. Jusqu’à présent nous avons pu vivre sans salaire mais en cultivant, allant chasser et pêcher. Je vis simplement, mais je n’ai pas besoin de stresser toute la journée.

Vous avez eu l’occasion de voyager à plusieurs reprises en Europe et au Luxembourg, qu’est ce que cela vous inspire ?

Je ne veux pas critiquer la société luxembourgeoise, je ne viens pas avec des recettes toutes faites pour vivre mieux, mais je viens avec une approche basée sur le dialogue. Je respecte comment vous vivez, mais il est important que votre système respecte aussi notre façon de concevoir le monde. Nous vivons sur

la même planète. Tout est lié et ce que je fais chez moi à des impacts à l’autre bout de la terre. Chez vous, tout dépend de l’horloge, nous, nous avons une relation plus décontractée avec le temps, nous travaillons 2 heures puis nous pouvons décider de faire autre chose.

Je respecte votre mode de vie, ce sont vos choix, mais il est important que votre envie de luxe et de richesse ne porte pas préjudice aux peuples d’Amérique Latine ou d’Afrique.

Au sein de la société civile équato-rienne, y-a-t-il des mouvements alter-natifs qui vont dans le sens du Sumak Kawsay et vous appuie?

Il y des groupes d’étudiants dans des grandes villes comme Guayaquil qui nous appuient. Il y a aussi des organi-sations qui intervient pour la protection du parc Yasuni. Mais nous ne pouvons et ne voulons pas être trop dépendants des organisations. Même les grandes organisations indigènes courent parfois le risque d’être instrumentalisées, nous préférons lutter directement en face à face sans toutefois nous désolida-riser d’organisations faitières comme la COICA. Notre prochain travail sera de lutter contre le racisme envers les peuples indigènes qui est très important en Equateur.

Je pense que la société équatorienne devrait plus prendre en compte les valeurs indigènes pour améliorer leur modèle de développement. Dans les communautés indigènes, il y a une vraie démocratie, ici les votes ne sont pas secrets, nous discutons des heures et des heures les uns en face des autres afin de trouver un accord. L’état équatorien pourrait appendre de notre expérience, de notre relation avec la nature.

Eriberto Gualinga est le porte-parole de la communauté indigène de Sara-yaku en Equateur. Entretien réalisé par François-Xavier Dupret du Cercle de Coopération.

Comunidad del Milenio Cuyabeno, ville nouvelle financée par le plan „Buen Vivir“ du gouver-

nement équatorien destinée à accueillir des familles indigènes.

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Tatsache, dass die Fenster mit Eisengit-tern verriegelt waren, führten dazu, dass die meisten Opfer im zweiten Stock zu beklagen waren. Langjährige Angestellte der Firma teilten mit, dass, soweit sie sich erinnern konnten, die vorgeschrie-benen Brandschutzübungen nie durch-geführt wurden. Vor diesem Hintergrund fragen sich die NROs, wie es überhaupt möglich war, dass die Firma noch 2014 ein offizielles Konformitätszertifikat erhielt.

Abgesehen von den fehlenden Sicherheitsmaßnahmen bei der Kentex-Fabrik gab es laut den Überlebenden auch regelmäßige Arbeitsrechtsverlet-zungen. Viele der Kentex-Angestellten waren Zeitarbeiter, die keinen formellen Arbeitsvertrag hatten; so trägt die Firma keine Verantwortung ihnen gegenüber. Sogar Arbeiter die schon über 10 Jahre in der Firma waren erhielten lediglich den Mindestlohn, Sozialversicherungs-beiträge wurden nicht bezahlt und die Gewerkschaft wurde vom Firmeneigen-tümer gelenkt.

Für kritische philippinische NROs und progressive Gruppen wie die Forschungs- und Lobbygruppe IBON-Foundation steht diese Tragödie im Zeichen der Regierungspolitik, die die Gewinnmaximierung der Industrie als oberstes Ziel hat, eine Kultur der frei-willigen Einhaltung der Arbeitsgesetze fördert und die Rechte der ArbeiterInnen ignoriert.

Sie fordern das Arbeitsministerium auf, schnellstmöglich eine Untersuchung der Inspektion bei der Firma Kentex vom letzten Jahr einzuleiten und diesen und andere Fälle von Fabrikbränden zu überprüfen, die in den letzten Jahren mehrere Menschenleben forderten. Vor

allem die Regierung müsse selber die Verantwortung für die Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen am Arbeits-platz übernehmen; die Sicherheit der ArbeiterInnen sei zu wichtig, als dass sie der freiwilligen Einhaltung von Arbeits-schutznormen durch die Unternehmen überlassen werden könne.

Julie Smit ist Mitglied der ASTM

Missachtung von Arbeitsschutzbestimmungen für den Tod von über 72 Fabrikarbeitern verantwortlichDer Brand in einer Fabrik des Schuhherstellers Kentex in einer Vorstadt Manilas am 13. Mai machte wieder einmal die Missachtung der Arbeitsrechte auf den Philippinen deutlich.

Philippinen

Julie Smit

In einer Stellungnahme nach dem Brand, bei dem 72 Menschen umkamen und weitere noch vermisst werden, erklärte Arbeitsministerin Rosalinda Baldoz, die Arbeitsschutzmaßnahmen in der Fabrik wären im September 2014 vom Ministerium überprüft und für einwandfrei befunden worden. Die Firma besaß ein Brandschutzzertifikat der für den Feuerschutz zuständigen Behörde. Auch der Bürgermeister von Valenzuela City , Rex Gatchalian, sowie der Rechts-berater der Firma Kentex erklärten der Presse, die Firma hätte die notwendigen Sicherheitsnormen eingehalten.

Eine Gruppe von Nichtregierungsor-ganisationen, die am Tag nach der Kata-strophe die abgebrannte Fabrik besuchte und mit Überlebenden redete, bekam hingegen ein ganz anderes Bild der Situ-ation. In Gesprächen mit Familien der Opfer stellte sich nämlich heraus, dass es massive Verletzungen der Sicherheits-vorschriften gegeben hatte, die höchst-wahrscheinlich zu der extrem hohen Opferzahl geführt hatten.

Der Brand wurde bei Schweißar-beiten in der Fabrikhalle ausgelöst, als Funken einen Chemikalienbehälter trafen. Laut Sicherheitsbestimmungen hätten die Behälter deutlich gekenn-zeichnet in einem separaten, mit Brand-schutzmauern verstärkten Raum gela-gert werden sollen, was offensichtlich nicht der Fall war.

Ferner fehlten die auf jedem Stock gesetzlich vorgeschriebenen Notaus-gänge, die eine Evakuierung der Arbeits-räume zu jeder Zeit innerhalb von fünf Minuten erlaubt hätten. Dies und die

Demonstration für mehr Arbeitsrechte auf

den Philippinen.

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Kriminell verantwortungslosEs war der stärkste Wirbelsturm, der je auf Land getroffen ist. Am 8. November 2013 traf der Supertaifun Haiyan (lokaler Name: Yolanda) mit Windgeschwindigkeiten über 350 km/h auf die Visayas, die zentrale Inselgruppe der Philippinen, und hinterließ eine etwa 600 Kilometer breite Schneise der Zerstörung. Ein Interview über die aktuelle Situation im Katastrophengebiet mit Dr Efleda Bautista von der Bürgerbewegung „People Surge“.

Interview mit Dr. Efleda Bautista

in der Hauptstadt der Insel Leyte, in Tacloban City, an der sich 13.000 Menschen beteiligten.

Dr. Efleda Bautista (67), Vorsitzende von „People Surge“, reiste kürzlich im Rahmen einer Informationskampagne nach Europa.

Können Sie die wichtigsten Entwicklungen nach den Yolanda-Geschehnissen zusammenfassen – wie reagierten die Regierung und die soge-nannte internationale Gemeinschaft?

Nach Yolanda hat es fast anderthalb Jahre lang keine bemerkenswerten Veränderungen im Leben der Überle-benden gegeben. Tatsächlich wuchs noch die Zahl der Opfer nach dem Super-taifun Hagupit (lokal: Ruby), der vom 4. bis 8. Dezember 2014 das Land erreichte

und die noch vorhandenen Häuser hinwegfegte, die von den Betroffenen selbst und einigen NGOs zwischenzeit-lich wieder aufgebaut worden waren. Das neue Jahr 2015 begann mit Taifun Jangmi (lokal: Seniang). Er überflutete – wenn auch in geringerem Maße als Ruby – weite Bereiche von Farmland in den Ostvisayas und tötete aufgrund von herabrutschenden Bergmassen mehr als 50 Menschen.

Wir, die Überlebenden, erlebten seitens unserer Regierung übelste Gleich-gültigkeit, Täuschung und Repression. Wir erlebten so viel Unrecht – gegen die Armen gerichtete Big-Business-Projekte, Veruntreuung von Hilfsfonds, militä-rische Besetzung von Gemeinden, ferner Verschlimmerung von Umweltschäden und Klimaveränderung.

Wie reagierten die Menschen, die von dieser Katastrophe am härtesten betroffen waren?

Als sie noch eine Woche nach dem Supertaifun Yolanda nicht die geringste Hilfsleistung der nationalen Regierung erfahren hatten, zeigten die Medien weltweit Tausende von Überlebenden, die mühsam Nahrung und Wasser oder vermisste Familienmitglieder suchten.

In dieser nahezu verzweifelten Situation wurde das „People Surge“ geboren – ein Bündnis von und für die Yolanda-Überlebenden, das schließlich angesichts der sträflichen Nachlässigkeit dieser Regierung Gerechtigkeit forderte. Anfänglich zogen über 13.000 Überle-bende zwei Monate nach dem Taifun in die Stadt Tacloban, um angesichts der saumseligen Regierung Ärger und Protest zum Ausdruck zu bringen. Bei seiner Suche nach notwendiger Hilfe

Laut Vereinten Nationen waren 14 Millionen Menschen vom Wirbel-sturm betroffen. Etwa 6.300 Menschen kamen nach offiziellen Angaben ums Leben, 30.000 wurden verletzt, über 1,2 Millionen Häuser zerstört oder schwer beschädigt. Die Zahl der Toten dürfte indes nach Meinung von Experten weitaus höher liegen. Die Regierung in Manila hörte Anfang 2014 einfach auf, weitere Opferzahlen zu nennen.

Die Bewegung „People Surge“ („Woge des Volkes“ oder auch „Aufwal-lung der Bevölkerung“) wirft der Regie-rung unter Präsident Benigno S. Aquino III. „kriminelle Verantwortungslosigkeit und Gleichgültigkeit“ gegenüber den Menschen vor, die der Taifun mit voller Wucht getroffen hat. Diese „grassroots“-Bewegung organisierte am 25. Januar 2014 eine erste Großdemonstration

Für Efleda Bautista ist das Krisenmanagement der Regierung katastrophal.

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diente das Bündnis als Sprachrohr der Überlebenden: Es machte auf die Versäumnisse, die massive Korruption und die ungerechte Behandlung der Überlebenden seitens der Regierung aufmerksam.

„People Surge” wurde nicht nur von einheimischen, sondern auch von inter-nationalen humanitären und Menschen-rechtsgruppen unterstützt, ferner von solchen, die sich mit dem Problem der Klimaveränderung befassen.

Der ehemalige Senator Panfilo Lacson wurde als sogenannter „Wiederaufbauzar“ („rehabilitation czar“) bejubelt – was tat er, was genau waren seine Leistungen und wo und wie agiert er derzeit?

Anfänglich reagierte die philippi-nischen Regierung lediglich mit ihrer „no-build zone“-Politik, die die Überle-benden ihrer Häuser und Grundausstat-tungen beraubte.

Eine vom unabhängigen Forschungs-institut „Ibon Foundation“ ein Jahr nach der Yolanda-Katastrophe veröf-fentlichte Studie wies darauf hin, dass von den insgesamt 1,2 Millionen durch den Supertaifun zerstörten Häusern seitens der Regierung nur 364 Häuser in Tanauan und Tacloban wieder aufgebaut wurden. Tausende Überlebende hausen immer noch in den „no-build-zones“ in Schlafbaracken und armseligen Hütten und warten auf die Chance, ihr Heim an sicheren Plätzen zu bauen, wo sie sich wieder um ihren Lebensunterhalt kümmern können. Drohende ebenso wie schon vollzogene Zerstörung von Häusern, die Überlebende aus Trüm-mern errichtet hatten, machen den Weg frei für Regierungsprojekte – etwa für Fischereihäfen oder ökotouristische Aktivitäten.

Lacson präsentierte zehn Monate nach dem Taifun Yolanda einen Master-plan. Dessen Hauptziel ist ein von der Regierung abgesichertes „Public-Private Partnership“-Programm“ (PPP), wobei Wiederaufbaumaßnahmen prioritär

privaten Investoren überlassen bleiben – einschließlich einheimischen wie inter-nationalen Initiativen seitens NGOs. Das Projekt „Reconstruction Assistance for Yolanda“, kurz RAY getauft, scheint offen gegen die Interessen der betroffenen Bevölkerung und für das Big Business geschaffen worden zu sein.

Für diesen Masterplan in Sachen Wiederaufbau ist ein Gesamtbudget in Höhe von 167 Milliarden Peso (umge-rechnet etwa 348 Mio. Euro) bereit gestellt. Der Löwenanteil dieser Gelder ist jedoch für die Wiederherstellung der öffentlichen Infrastruktur vorgesehen. Lediglich ein magerer Prozentsatz bleibt für dringend erforderliche Aufbau-projekte der Überlebenden übrig. Der Hausbau für sie und ihre Angehörigen zieht sich über insgesamt drei Jahre hin. In dieser Zeit werden die Überlebenden weiterhin in Schlafbaracken und Elends-hütten leben müssen.

Lacson zog sich zu Beginn dieses Jahres „nach Erfüllung seines Auftrags“, so seine Wortwahl, von seinem Posten

zurück. Er hegt offensichtlich Ambiti-onen, an den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2016 teilzunehmen.

Glauben Sie, dass Yolanda – unter anderem – auch als Vorwand für weitere Aufstandsbekämpfung genutzt wurde – ganz im Sinne des „Operati-onsplans Nachbarschaftshilfe“ (Oplan Baynihan)? Falls ja, könnten Sie das bitte erläutern?

Nach den Erfahrungen von „People Surge“ ebnete „Yolanda“ tatsäch-

lich den Weg für das intensivierte Aufstandsbekämpfungs-Programm der Regierung. Unter dem Vorwand „humanitärer Dienstleistung“ an die Überlebenden in den besonders hart betroffenen Gebieten wurden auf der gesamten Insel Samar und in einigen Gegenden von Leyte ganze Battaillone von Armeeangehörigen eingsetzt. Die Bauern, die dort überlebt haben, leben heute in ständiger Furcht vor Bedro-hungen und Schikanen. Sie können ihre Äcker nicht bestellen und werden noch ärmer als zuvor. „People Surge“ hat sogar im Rahmen des Programms Tote zu beklagen. Zwei unserer Mitglieder wurden niedergeschossen; unsere Führungskräfte stehen unter ständiger militärischer Beobachtung.

Seitens des US-amerikanischen und philippinischen Militärs wurden im pazifischen Raum gemeinsame Übungen durchgeführt, darunter eben auch in jenen Gemeinden, die von den Flutwellen schwer gezeichnet wurden. Vom US-Militär wurden hier und da

Medikamente verteilt, in Tacloban und anderen Bezirken in der Region gab es Basketballturniere und Konzerte – Propagandaveranstaltungen angesichts blanker Not der Überlebenden.

Was muss konkret getan werden, um die Lebens- und Arbeitsbedin-gungen der Menschen zu verbessern, die von Yolanda am meisten betroffen wurden?

Seitens „People Surge“ haben wir 18 Forderungen vorgelegt, die sich nicht

Unter dem Vorwand „humanitärer Dienstleistung“ an die Überlebenden in den besonders hart betroffenen Gebieten wurden auf der gesamten Insel Samar und in einigen Gegenden von Leyte ganze Battaillone von Armeeangehörigen eingsetzt.

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nur auf die dringenden Bedürfnisse der Überlebenden beziehen, sondern auch die Nachhaltigkeit ökonomischer Bemü-hungen und die Entwicklung stabiler und überlebensfähiger Gemeinden sichern sollen – auch und gerade zur Abwehr von Menschenrechtsverletzungen und Klimaschädigung. In unserer ersten Petition Anfang 2014 hatten wir bereits als Minimum dreierlei gefordert: Erstens: Jede vom Sturm betroffene Familie soll eine finanzielle Soforthilfe in Höhe von 40.000 Peso (umgerechnet etwa 830 Euro - RW) erhalten, was es einem sechsköpfigen Haushalt gerade mal erlaubt, zwei Monate lang über das Nötigste zu verfügen. Zweitens: Die „no-build zones“ gehören abgeschafft, weil sie den Menschen die Möglichkeit nimmt, ihre Häuser in Küstennähe wieder aufzubauen. Und schließlich muss eine angemessene Verteilung lebensnotwendiger Hilfsgüter in den ländlichen und städtischen Regionen gewährleistet sein.

Nach anderthalb Jahren permanenter Vernachlässigung und äußerster Gleich-gültigkeit gegenüber den Nöten der unglücklichen Überlebenden machen wir die Aquino-Regierung für die kriminellen Versäumnisse ihrer Admi-nistration verantwortlich, und zwar sowohl vor, während und nach dem verheerenden Supertaifun Yolanda, der Tausende das Leben kostete und Milli-arden Werte an Hab und Gut vernichtete.

Wir fordern ferner Transparenz im Blick auf die ausländischen, für die Yolanda-Überlebenden bestimmten Gelder und auf die Verwendung einhei-mischer Gelder für Notfallhilfe, desglei-chen auch faire, gerechte und syste-matische Verteilung von Hilfe für die Überlebenden.

Schliesslich sollten die „pro-people”-Projekte und –Programme so umgesetzt werden, dass sie den Überlebenden, mehrheitlich Bauern, wirklich helfen, ihre Landwirtschaft wieder in Stand zu setzen, dazu auch für Gerätschaften und Saatgut zu sorgen – und für eine alter-native Landwirtschaftsstruktur im wirk-

lich kooperativen Geist von bayanihan (Nachbarschaft/Gemeinschaft – RW).

Was meinen Sie: Wird es in abseh-barer Zukunft noch mehr Yolandas geben? Falls ja: Wie ist damit umzu-gehen?

Da das Problem des Klimawandels unverändert weiter besteht, dürfte der Supertaifun Yolanda ein Vorläufer weiterer Supertaifune gewesen sein. Bereits ein Jahr nach Yolanda haben wir ja tatsächlich drei weitere Supertai-fune erlebt, die erneut das Land in den Ostvisayas überschwemmten. Selbst der jüngste Supertaifun Maysak (lokal: Chedeng) bedrohte dieselbe Region aufs Neue.

Dieser Trend stellt eine Herausfor-derung für die Bewohner der philippi-nischen Inseln dar, besonders für die Menschen in den Ostvisayas, die nach der Yolanda-Katastrophe fast vor dem Nichts stehen. Es ist eine bittere Ironie der Geschichte, dass die Philippinen im Vergleich zu den industrialisierten Ländern nur geringfügig zur Klima verändernden Vergiftung der Erde beitragen, dennoch aber die Hauptlast und die verheerendsten Auswirkungen der Klimaveränderung tragen. Ange-sichts der Erfahrung der Yolanda-Tragödie kann man nicht leugnen, dass

der Klimawandel eine Realität ist.„People Surge” erwuchs aus eben

dieser Tragödie. Es macht auf die drin-gend notwendige Nahrungsbeschaf-fung und Unterbringung aufmerksam, kämpft für ihre Rechte und gegen allge-genwärtige Bestechung und Korrup-tion, staatliche Repression und andere Formen von Schikane. Gleichzeitig macht es aber auch auf eine wesentliche Ursache solcher Tragödie aufmerksam: den Klimawechsel.

Im Osten der Visayas tut man einiges im Blick auf die Anpassung wie auch die Milderung der Auswirkungen des Klima-wandels. Wir üben mit den Mitgliedern von „People Surge“, wie sie sich auf Katastrophen einstellen können. Wir helfen ihnen, kreativ mit den Problem der Verschmutzung von Luft, Land und See und der Umweltschäden umzu-gehen, ferner dazu, aktiv an Kampagnen gegen massiven Bergbau und illegales Abholzen teilzunehmen

In diesem Zusammenhang ist „People Surge“ Teil der globalen Kampagne gegen den Klimawandel geworden.

Das Interview führte Rainer Werning, Politikwissenschaftler und Publizist mit dem Schwerpunkt Südost- und Ostasien. Die Übersetzung aus dem Englischen stammt von Klaus Schmidt.

Dr. Efleda Bautista bei einer Kundgebung.

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ans, mais l’essentiel aura lieu en 15 ans.Le rapport rappelle que, dans le

passé, les accords que l’UE a conclus avec ces pays étaient basés sur le prin-cipe de la non-réciprocité : l’UE accor-dait aux exportations de l’AO un accès presque totalement libre au marché européen, alors que, de leur côté, les Etats de l’AO n’avaient aucune obliga-tion d’offrir ces mêmes avantages à l’UE. Or, pour l’UE, ce type d’arrangement est contraire aux règles de l’OMC qui prévoit pour des accords commerciaux bilatéraux la libéralisation réciproque des échanges. Le rapport demande pourquoi l’UE n’a pas demandé une dérogation à l’OMC, comme elle l’a fait dans le cas de la Moldavie. Pour l’UE „la Moldavie est le pays le plus pauvre du continent européen et n’a pas la compétitivité nécessaire pour prendre des engage-ments de réciprocité dans un accord de libre-échange avec l’UE“. L’UE se refuse d’accorder ce traitement à l’AO pourtant plus pauvre encore que la Moldavie.

L’UE avait menacé certains pays non-PMA, comme le Ghana et la Côte d’Ivoire, de leur faire perdre le libre accès au marché européen et de leur appliquer le système des préférences généralisés s’ils n’allaient pas signer. Cela aurait conduit au prélèvement de droits de douane sur les exportations des produits de ces pays.

Le rapport examine les cinq avan-tages que, selon l’UE, cet accord devrait réserver aux pays de l’AO.

Un libre accès sur le marché UE ?

S’il est vrai que cet accord continue

de garantir un accès au marché euro-péen, l’AO doit accorder des contre-parties considérables en éliminant l’essentiel des droits de douane prélevés sur les importations provenant de l’UE. Ces contreparties sont mêmes offertes par les pays les moins avancés (PMA) de la région- comme le Mali, le Sénégal, le Burkina Faso et le Niger - alors que le régime commercial „Tout sauf les armes“ assure de toute façon à ces pays un accès libre unilatéral au marché euro-péen. Ces pays auraient eu avantage à ne pas conclure un accord APE. Le rapport fait état de „l’écart considérable de déve-loppement“ entre les deux partenaires commerciaux. Il y a „un rapport de force inégal“ qui menace les productions exis-tantes et risque d’entraver la naissance de nouvelles activités créatrices d’emploi et de richesse.

L’APE soutient-il l’intégration régionale?

Pour CONCORD, c’est en grande partie faux de prétendre que l’accord soutiendrait l’intégration des pays d’AO. En 2012/2013, le commerce entre les pays d’AO représentait moins de 9% du total de ses activités commerciales. L’UE aurait dû donner la priorité non pas à l’ouverture du marché régional aux entreprises européennes, mais à l’inté-gration de la région.

Le rapport rappelle que Dieter Frisch, qui fut, de 1982 à 1993, directeur général du développement à la Commission européenne, écrit que „On ne connaît historiquement aucun cas où un pays au stade précoce de son évolution

Comment l’Europe exploite et appauvrit encore plus l’AfriqueUn Accord de partenariat économique (APE) a été conclu entre l’UE et l’Afrique de l’Ouest (AO) qui regroupe seize pays. Il est soumis pour ratification au Parlement européen fin octobre prochain puis aux parlements des 28 Etats membres de l’UE. Une incertitude subsiste à cet égard, étant donné que quelques Etats de l’AO, dont le Nigéria, n’ont pas encore signé cet accord.

Libre-échange

Jean Feyder

La confédération des ONG euro-péennes, CONCORD, a récemment publié un rapport sur les Accords de Partenariat (APE) dans le cadre de la cohérence des politiques. Il demande : A qui profite cet Accord de partenariat économique ? Cet accord prévoit une large libéralisation du commerce entre les deux régions, couvrant 75 % de toutes les lignes tarifaires. Mais il s’agit en fait de 82% de la valeur des marchan-dises européennes exportées. Elle aura lieu en trois étapes, dans un délai de 20

Selon la logique neolibérale, une paysan-

ne burkinabée doit être mise en concurrence

avec tous les paysans du monde.

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économique se serait développé grâce à son ouverture à la concurrence interna-tionale. Le développement s’est toujours amorcé sous une certaine protection qu’on a pu diminuer au fur et à mesure que l’économie s’était suffisamment fortifiée pour affronter la concurrence extérieure“.

Les produits agricoles sont-ils exclus de la libéralisation ?

Vrai et faux dit le rapport. Certes, les produits agricoles constituent une grande partie des 18 % de produits dits „sensibles“ pouvant conserver leurs protections. J’ajouterais qu’une telle protection est un leurre. Car dès à présent, et grâce aux programmes d’ajustement structurel imposés par la BM et le FMI, les produits agricoles sont déjà largement libéralisés au point de ne plus bénéficier de protection. Des produits importants comme la poudre de lait et les céréales sont même entiè-rement libéralisés. Le rapport note que l’agriculture procure plus de 60 % des emplois et satisfait 80 % des besoins alimentaires de la région.

Si l’UE s’engage à ne pas recourir aux subventions à l’exportation, les aides internes de la Politique Agricole Commune permettent toujours de vendre sur les marchés des pays de l’AO à un prix inférieur à son prix de revient et de concurrencer son agriculture de manière déloyale.

L’APE prévoit-il des aides?

Selon le rapport, les aides dont l’UE ne sont pas des fonds européens addition-nels, mais un recyclage de financements existants destinés à la région, provenant notamment du Fonds européen de déve-loppement (FED), ainsi que des budgets de l’UE et des Etats membres. Selon le Centre Sud de Genève, l’AO perdrait 746 millions d’euros par an de recettes fiscales pour les produits qui seront libé-ralisés après 5 ans et même 1,9 milliard au bout de 20 ans. Les versements de

l’UE pour cet APE s’élèveraient à seule-ment1,3 milliard.

L’APE respecte-t-il les marges de manœuvre politiques?

Selon le rapport, c’est en grande partie faux. Les pays subiraient une baisse des recettes fiscales nécessaires au financement de leur développement. Quant aux mesures de sauvegarde ou à la clause relative aux industries nais-santes, le rapport indique que l’applica-tion de tels instruments comporte des lourdeurs et des coûts - p. ex. prouver qu’il y a dumping - qui les rend pratique-ment inapplicables.

Recommandations

La société civile Ouest africaine et européenne s’oppose à l’APE. L’UE reprend d’une main ce qu’elle donne de l’autre, ce qui constitue une incohé-rence manifeste de l’APE AO-UE avec les objectifs de développement. L’AO sera privée d’outils économiques majeurs pour améliorer les conditions de vie de ses habitants. Il s’agit surtout d’un Accord au profit de l’Europe. Ainsi, les parlementaires sont invités à ne pas ratifier l’APE et ils devraient demander dans une résolution à la Commission, au Conseil et aux Etats membres, de quali-fier l’AO de région PMA, 12 pays sur 16 faisant partie de cette catégorie et de lui faire bénéficier du régime commercial „Tout sauf les armes“. La Commission serait à inviter à procéder à une analyse d’impacts de l’accord sur le développe-ment et les droits de l’homme, conçue et réalisée avec tous les acteurs concernés.

Les APE au Forum Social Mondial

Plusieurs ateliers ont été organisés fin mars au Forum Social Mondial (FSM) sur la question des APE, certains par une alliance d’ONG africaines et euro-péennes. Un séminaire de deux jours s’est tenu en amont du Forum sur initia-tive de la Fondation Rosa Luxembourg,

Sénégal. Le professeur Jacques Berthelot a animé plusieurs de ces ateliers. Il a expliqué l’importance du rôle que jouent les grands hommes d’affaires. Il a cité le cas de Robert Fabre qui exporte chaque année 21 000 tonnes de bananes et 50 000 tonnes d’ananas de la Côte d’Ivoire, 50 000 tonnes de bananes et 30 000 tonnes d’ananas du Ghana, 130 000 tonnes de bananes du Cameroun. Robert Fabre entretient d’excellents contacts avec des Présidents africains et européens.

Un Malien, membre du CADTM, a expliqué que les APE signifient la mort des industries africaines. La perte de recettes fiscales pour les Etats aggrave leur situation pour faire face aux problèmes de santé, d’éducation et de nourriture. En 2030, l’AO aura une population de 510 millions d’habitants.

Marius, militant du Sénégal, a signalé qu’une coalition nationale formée par 20 ONG, tous les syndicats et les partis politiques, a été créée contre les APE. Le Sénégal a déjà une longue histoire de lutte contre ces accords qui avait déjà commencé sous le Président Wade, lui-même opposé à ces accords. Une forte campagne de mobilisation et de sensibilisation a été relancée.

Une délégué de l’Afrique de l’Est a indiqué que cinq pays de sa région ont signé un APE parce que le Kenya exporte des fleurs dans l’UE et ne veut pas risquer de perdre l’accès à ce marché. Elle a ajouté que l’UE a refusé de discuter dans le cadre de ces négo-ciations de la question des subventions payées à ses agriculteurs. Un autre grave problème résulte du rendez-vous pris par les Africains par les APE d’ouvrir des négociations sur les questions des inves-tissements, des marchés publics et de la propriété intellectuelle que les Africains avaient réussi à rejeter dans le cadre de l’OMC.

Jean Feyder est membre de l’ASTM

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Trade is warYash Tandon est un Ougandais d’origine indienne. Il a une longue expérience en négociations commerciales menées par l’OMC et par l’UE. De 2004 à 2009, il a été directeur exécutif du South Center à Genève. Actuelle-ment, il poursuit ses travaux de recherche à Oxford. Il a créé SEATINI, le „Southern and Eastern African Trade Information and Negotiations Institute“, qui est un réseau léger établi dans plusieurs pays de l’Afrique de l’Est.

Conférence avec Yash Tandon

Jean Feyder

Le 24 avril dernier, Yash Tandon a donné une conférence au CITIM sur invitation de l’ASTM qui a cofinancé la traduction vers le français de son nouveau livre „Trade is war“. Il y met en cause le concept selon lequel le libre échange favorise le développement. Au contraire, il cause des vagues de violence et l’appauvrissement des populations. Pour Yash Tandon, l’UE et les Etats-Unis ne voient aucun intérêt dans le développement de l’Afrique. L’OMC est une arme de guerre. Une guerre pour les ressources se déroule en Afrique et en Ukraine.

Il a signalé que le Kenya Small Scale Farmers Forum (KSSFF) avait introduit une plainte devant la Haute Cour de Justice contre le gouvernement prêt à signer un APE sans avoir consulté la société civile. La Cour a condamné le gouvernement à signer un tel accord seulement après avoir consulté la société civile y compris les organisations paysannes.

Un pays comme l’Ouganda ne possède pratiquement rien. 95% des revenus du café sont pris par les entre-prises. Le pays n’est donc pas réellement indépendant. Le commerce tue souvent plus que des bombes et selon Tandon il a totalement détruit les économies des pays du Sud. Ainsi, l’Ouganda a perdu ses huit fabriques de coton et dans les magasins de Kampala, vous trouvez de la viande de poulet de Belgique. Tout cela conduit nombre d’Africains à partir et à aller mourir en Méditerranée. Mais le commerce n’a pas toujours été comme cela, rappelle Yash Tandon. En témoigne

le commerce que durant des siècles, l’Inde a développé avec l’Afrique.

S’agissant des APE, Tandon a souligné l’immense déficit en informa-tions sur ces accords et leurs implica-tions tant pour les Etats africains que les Etats européens. A Bruxelles, seules les entreprises sont bien représentées et les ambassadeurs africains sont des bureaucrates qui encaissent les per diem. Yash Tandon est critique à l’égard de la dépendance financière européenne de l’Afrique. Le secrétariat de l’Afrique de

Yash Tandon (à gauche) lors de la conférence au Citim à Luxembourg.

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l’Est établi à Arusha est financé à 60% par l’UE. L’aide serait une pure fabrication, un mythe. Yash Tandon est également opposé à la privatisation du savoir et de la propriété intellectuelle, patrimoine de l’humanité, dont les Occidentaux ont fait une marchandise. Une voix critique et lucide qu’on entend trop rarement.

Jean Feyder est membre de l’ASTM.

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et a été constamment réédité. Eduardo Galeano a aussi été un acteur et chroni-queur engagé des luttes d’émancipation qui se sont déroulées sur le continent sud-américain dans le dernier quart du XXe siècle.

Dans „Les veines ouvertes“, Eduardo Galeano examine cinq siècles de pillage des richesses matérielles et humaines des nations d’Amérique centrale et d’Amé-rique du Sud. Il décrit l’histoire de son continent en se mettant dans la perspec-tive des peuples opprimés, des indigènes exploités mais aussi de ceux soucieux de construire un continent autonome, sur base de ses propres ressources.

J’ai relu ce livre et j’arrive à la conclu-sion qu’il garde une très grande actualité. Dans la première partie, Galeano expose la conquête de Christophe Colomb et de ses armées, la destruction des cultures et des économies locales, l’amassement de richesses fabuleuses par les Européens

comme l’argent de Potosi, le développe-ment des cultures de canne-à-sucre puis de café au Brésil et aux Caraïbes grâce à l’esclavage pratiqué à grande échelle. Entre 1492 et 1640, la population est réduite de quelque 70 à 3 millions. Il montre également que l’Espagne n’a pas su utiliser ces richesses pour développer une industrie propre, mais s’en est servi pour enrichir ses vassaux et payer ses dettes aux créanciers néerlandais. Il explique le fonctionnement et les méca-nismes économiques du capitalisme qui ont conduit à l’accaparement des ressources d’abord par l’Espagne, puis par l’Angleterre - surtout au cours du 19ième siècle - et finalement les Etats-Unis.

J’ai été frappé en particulier, dans la deuxième partie, par une dimension qui garde une très grande actualité. C’est l’opposition et la lutte souvent acharnée entre politiques basées les unes sur le libre-échange, les autres sur le protec-tionnisme. Ainsi, il montre comment les Etats-Unis à partir de leur création au 19ième siècle, ont opté pour une poli-tique protectionniste contrairement aux Britanniques résolument tournés vers le libre-échange. Des luttes entre différentes factions de ces tendances économiques ont eu lieu dans plusieurs pays de l’Amé-rique Latine qui, le plus souvent, ont été remportées par les oligarchies et latifun-distes en faveur d’un marché ouvert se rendant complices des puissants intérêts étrangers, des multinationales et des banques. Celles-ci n’ont jamais été à court d’idées pour corrompre les élites latino-américaines et pour les mettre au service de leurs intérêts.

Jean Feyder est membre de l’ASTM.

Journaliste, poète, artiste et brillant éditeurLe journaliste et écrivain uruguayen Eduardo Galeano est mort le 13 avril dernier, à l’âge de 74 ans, dans sa ville natale, Montevideo. Il a surtout été l’auteur d’un classique de l’Amérique latine, „Les veines ouvertes de l’Amérique Latine“, écrit en 1971.

Décès d’Ernesto Galeano

Jean Feyder

Ce livre a toujours été présenté comme une lecture de référence par excellence pour quiconque a voulu connaître l’histoire de l’Amérique Latine. En marge du sommet des Amériques, en 2009, Hugo Chavez, le président véné-zuélien, en avait offert et dédicacé un exemplaire à son homologue américain, Barack Obama - „Pour Obama, affec-tueusement“. Pour le journal Le Monde, Eduardo Galeano a été une figure emblé-matique de la gauche latino-américaine. Selon le Guardian, „il a été un des grands auteurs de l’Amérique Latine; son oeuvre inhabituelle et caractéristique a servi à éclairer l’histoire et la politique de tout le continent. Son savoir a été ency-clopédique“. Il a été à la fois journaliste radical, poète, artiste et brillant éditeur. Ce livre a été traduit en vingt langues

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Eduardo Galeano est décédé le 13 avril 2015.

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Rainer Werning

Am 17. April 1975, noch zwei Wochen vor der desaströsen Niederlage der USA in Vietnam, waren im Nachbar-land Kambodscha die Truppen der Roten Khmer unter dem Jubel der Bevölkerung in Phnom Penh einmarschiert. Vorbei war die verhasste Militärherrschaft unter dem früheren Premier- und Verteidi-gungsminister, dem späteren Marschall Lon Nol, der sich 1970 mit Hilfe der CIA an die Macht geputscht und den auf Reisen im Ausland weilenden Staatschef Prinz Norodom Siha-nouk unzeremoniell abgesetzt hatte. Der Siegestaumel in Phnom Penh währte nur kurz. Die antiimperialistische Linke weltweit feierte die Ereignisse in Kambodschas Hauptstadt und wenige Tage darauf in Saigon als das langer-sehnte Heraufziehen einer Morgenröte.

Schockstarre herrschte indes in den beiden US-amerikanischen Botschaften, wo Washingtons akkreditierte Chef-diplomaten, John Gunther Dean in Phnom Penh und Graham Martin in Saigon, Hals über Kopf gemeinsam mit handverlesenen Kollaborateuren ausge-flogen wurden. Bezeichnend waren die Codenamen, die man dieser jeweils panikartigen Flucht aus plötzlichem Feindterrain gab – „Operation Eagle Pull“ und „Operation Frequent Wind“. In Phnom Penh musste der amerika-nische Adler abgezogen und in Saigon stark aufbrausendem Gegenwind ausge-wichen werden.

Die Formierung der Roten Khmer als ernstzunehmende oppositionelle Kraft gelang erst gegen Ende der 1960er und im Sog der „Vietnamisierung des Indochinakrieges“ Anfang der 1970er Jahre. Die Regierung unter Prinz Sihanouk hatte Bauernrevolten in der

westlichen Provinz Battambang, traditi-onell die Reiskammer des Landes, blutig niederschlagen lassen und damit zusätz-lichen Protest und Widerstand unter der Landbevölkerung gegen gewalt-same Landenteignungen und drastisch erhöhte Ernteabgaben geschürt. Die im Sommer 1969 verkündete Nixon-Doktrin (benannt nach dem damaligen US-Präsidenten Richard M. Nixon) ging angesichts wachsender Verluste US-amerikanischer Soldaten in Vietnam davon aus, verstärkt südvietnamesische Bodentruppen in den Krieg einzu-binden. „Asiaten gegen Asiaten kämpfen zu lassen“, lautete fortan das Motto in Washington. Demnach konzentrierten sich die USA auf den Einsatz ihrer Luft-waffe, während gleichzeitig der Kriegs-schauplatz auf Kambodscha ausgedehnt wurde. (Im Nachbarland Laos führten die USA bereits seit 1964 einen „geheimen Krieg“!) Für Nixon und seinen dama-ligen Nationalen Sicherheitsberater (und späteren Außenminister), Henry A. Kissinger, waren Kambodscha und Laos keine souveränen Staaten, sondern „Zustände“, die es gemäß ihren Vorstel-lungen zu modellieren galt. Und das musste glücken, weil Nixon Kissinger laut einem damaligen Mitarbeiter im Weißen Haus in seiner ihm eigenen Derbheit zu verstehen gegeben hatte: „Wenn das nicht klappt, kostet es dich deinen Arsch, Henry“.

Die Ausweitung der Aggression gegen das neutrale Kambodscha und pausen-lose B-52-Flächenbombardements zerstörten die bäuerlichen Strukturen, verschärften die ohnehin virulenten Stadt-Land-Gegensätze und schufen die Grundlage für ein Bündnis, das Jahre zuvor schier undenkbar gewesen wäre. Auf einmal sahen sich Sihanouk-Royalisten in einer Allianz mit Kadern

Kambodschanische ZwillingeVor 40 Jahren zogen die Roten Khmer siegreich in die Hauptstadt Phnom Penh ein. Wer über deren Despotie redet, darf über die Kissinger-Nixon-„Realpolitik“ nicht schweigen.

Asien

Fernsehansprache des Präsidenten Nixon über die US-Angriffe auf Kambodscha (April 1970).

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der kommunistischen Partei vereint, die Sihanouk bevorzugt als „Rote Khmer“ bezeichnete. Allein 1973, so der wegen seiner investigativen Recherchen mehr-fach ausgezeichnete australische Jour-nalist John Pilger, wurden über Kambod-scha mehr Bomben abgeworfen als über Japan während des Zweiten Weltkriegs – „in ihren Wirkungen vergleichbar mit fünf Hiroshimas”. Ein wahrlich „episches Verbrechen”, wie Pilger in einem Interview mit der Phnom Penh Post (27.9.2014) zu Recht betonte.

Die vormals schläfrige Hauptstadt Phnom Penh war während der systema-tischen US-Flächenbombardements zu einem etwa zwei Millionen Flüchtlinge zählenden Moloch angeschwollen (bei einer damaligen Gesamtbevölkerung von etwa 7,5 Millionen Einwohnern), der in der Endphase des Krieges nur dank einer von der US-Armee aufrecht erhaltenen Luftbrücke mit Nahrungs-mitteln versorgt wurde. Angesichts solcher Bedingungen war die Sihanouk-Rote Khmer-Allianz um ihren „Sieg“ nicht zu beneiden. Von einem auf den anderen Tag war die logistische Versor-gung der Stadt aus der Luft gekappt, so dass sich nur die Alternative stellte, die Stadtbevölkerung zu evakuieren oder ein Massensterben in Folge von Hunger und Krankheiten in Kauf zu nehmen. Beide Optionen schlossen zwangsläufig Tod und Entbehrungen gigantischen Ausmaßes ein, weil schlicht die Mittel fehlten, um Elend und Not zu lindern. In dieser Situation ordneten die Roten Khmer die zwangsweise Evakuierung Phnom Penhs an, was zu chaotischen Verhältnissen führte und bereits Tausende das Leben kostete – gestorben an Malaria und Erschöpfung.

Die politische Marge, über die die neuen Machthaber verfügten, wurde durch die martialische Zweiteilung der Gesellschaft in „Altvolk“ und „Neuvolk“ verspielt. Unter „Altvolk“ verstanden die Roten Khmer die bäuerliche Bevölke-rung als soziale Hauptstütze ihrer Herr-schaft und gleichzeitig als Kern ihres nach chinesischem Vorbild avisierten

Agrarkommunismus. Unter die Kate-gorie „Neuvolk“ wurden hingegen all jene städtischen Elemente subsumiert und denunziert, die sich dem rigorosem politischen Konzept der neuen Herr-scher unterzuordnen hatten. Im Klima eines derartigen Voluntarismus waren zusätzliche scharfe soziale Konflikte programmiert. Da brachen die traditi-onellen Stadt-Land-Gegensätze erneut offen aus, alte Rechnungen wurden in Form unkontrollierter Racheakte und staatlich gelenkter „Säuberungen“ beglichen. China und das Königreich Thailand unterstützten aus jeweiligem Eigeninteresse die Roten Khmer und das von ihnen repräsentierte Demo-kratische Kampuchea. Peking ging es darum, seinen ideologischen Kurs gegen die Sowjetunion fortzusetzen und deren Verbündeten Vietnam in Schach zu halten. Bangkok war darauf erpicht, im Gegenzug für unbehelligte Grenzü-berschreitungen und logistische Unter-stützung der Roten Khmer mit dem Verkauf kambodschanischer Edelhölzer und Edelsteine lukrative Geschäfte zu machen. Schließlich waren es die Vereinten Nationen und die USA, die das Demokratische Kampuchea auch zwölf Jahre nach dessen Untergang 1979 politisch-diplomatisch anerkannten und ihm den UN-Sitz in New York reser-vierten.

Das Kambodscha-Tribunal, offi-ziell unter der sperrigen Bezeichnung „Außerordentliche Kammern an den Gerichten Kambodschas für die Verfolgung von Verbrechen während der Periode des Demokratischen Kampuchea“ bekannt, war erst aufgrund eines Abkommens zwischen den UN und Kambodschas zwischenzeitlich mäch-tigem Premierminister Hun Sen im Sommer 2003 gebildet worden. Dieses Hybrid-Tribunal, da (mehrheitlich) aus einheimischen und ausländischen Juristen bestehend, nahm seine Arbeit tatsächlich allerdings erst im Jahre 2006 auf. Hun Sen und Parlamentspräsident Heng Samrin trugen Mitschuld an dieser Verzögerung; unter den Roten Khmer

hatten sie einst selbst Kommandopo-sten im Osten des Landes inne. Erst im zweiten Hauptprozess, der 2011 begann und Anfang August 2014 endete, saßen vier ehemalige Führungskader der Roten Khmer auf der Anklagebank, von denen letztlich nur zwei zu lebenslanger Haft verurteilt wurden: Nuon Chea war einst Stellvertreter des bereits 1998 verstor-benen Rote Khmer-Chefs Pol Pot und dessen Propagandachef, Khieu Samphan diente als Staatschef des Demokra-tischen Kampuchea, während Ieng Sary als dessen Vizepremier und Außenmi-nister sowie seine Frau Ieng Thirith als Sozialministerin fungiert hatten. Letz-tere wurde wegen Demenz für verhand-lungsunfähig erklärt, während ihr Mann 2013 verstarb. Das Richtergremium befand Nuon Chea und Khieu Samphan für schuldig „wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter Ausrottung einschließlich Mord, politische Verfol-gung und inhumane Akte, darunter Zwangsvertreibung, Verschwinden-lassen und Angriffe auf die menschliche Ehre.“

Von Verständigung, Aussöhnung, gar Aufarbeitung der Vergangenheit konnte in diesem langwierigen, gut 200 Mio. US-Dollar teuren Prozess nicht die Rede sein. Dafür kam er zu spät und hatte eine schwere Schlagseite. Die kambod-schanischen Machthaber nach 1979 setzten auf Vertuschung ihrer eigenen (vielfach Rote Khmer-) Vergangen-heit. Und die Verstrickung involvierter ausländischer Mächte (Chinas, der USA, Britanniens, Thailands) blieb gänzlich unberücksichtigt. In einem internatio-nalen Strafgerichtsverfahren hätte auf die Anklagebank zweifellos auch ein Mann gehört, der sich bis heute lieber als „elder statesman“ zelebrieren lässt – Dr. Henry A. Kissinger.

Dr. Rainer Werning ist Politikwissen-schaftler und Publizist mit dem Schwer-punkt Südost- und Ostasien.

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Les liens qui libèrent, 2015 : 160 pages

Michael Goodwin, Dan E. Burr :Economix

Alberto Acosta :Buen vivir : Vom Recht auf ein gutes Leben

Le Centre d’Information Tiers Monde (55, avenue de la Liberté L-1931 Luxembourg) est ouvert aux horaires suivantes: lundi fermé, mardi de 14h à 18h, mercredi à vendredi de 11h à 18h et le samedi de 11h à 13h.

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Le coin des lectures

Toujours plus: plus de concurrence et de profits, de pollution et d’OGM, de gaz et pétroles de schiste, d’hormones et d’inégalités. Approfondir sans relâche la guerre économique, tel est le projet de société partagé par les élites européennes et nord-américaines et porté par les Traités de libre échange TAFTA et Ceta. Le but: donner aux multinationales le pouvoir de défaire les règles sociales et économiques. Ce coup de force mettrait la démocratie sous tutelle de part et d’autre de l’Atlantique. A l’inverse, Attac en propose ici un décryptage limpide en montrant comment on en est arrivé là, sans catastrophisme ni théorie du complot, et en proposant des pistes concrètes pour abandonner le libre-échange, ce navire à la dérive sur le pont duquel nos „élites“ dansent en toute impunité.

Alle sprechen von Ökonomie, aber was versteckt sich hinter all den hochtrabenden Worten und Theorien? Michael Goodwin fasst in Economix die Geschichte der Ökonomie verständlich zusammen und überprüft die Realität sowie das Funktionieren oder eben Nicht-Funktionieren der ökonomischen Theorien. Der Erzähler dieses außergewöhnlichen graphischen Werkes hat Antworten auf Fragen gesucht, die viele von uns umtreiben. Economix erklärt uns alles, von den Anfängen der westlichen Wirtschaftsgeschichte über wirtschaftliches Versagen und Erfolge bis hin zu Anoma-lien und Zukunftsaussichten.

Jacoby Stuart Verlag, 2014 : 304 Seiten

Buen vivir ist ein zentrales Prinzip in der Weltanschauung der Völker des Andenraums und kann als „Zusammenleben in Vielfalt und Harmonie mit der Natur“ verstanden werden. Die Anknüpfungspunkte zu westlichen Vorstellungen über Nachhaltigkeit und Suffizienz sind unübersehbar – die Konfliktpunkte mit der im westlichen Kapitalismus herrschenden Wachstumsgesellschaft ebenfalls. Das Buch von Alberto Acosta bietet viele Denkanstöße, um unser Verständnis von Gesellschaft, Natur und Wirtschaft neu zu durchdenken.

Oekom Verlag, 2015 : 208 Seiten

ATTAC :Les naufragés du libre-échange – De l’OMC au TAFTA

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Le Centre d’Information Tiers Monde (CITIM) est une bibliothèque de prêt qui propose, depuis 1982, une documentation spécialisée sur la coopération internationale et le développement durable. Au CITIM vous trouvez des ouvrages thématiques et scien-tifiques, de la littérature, des livres pour enfants et adolescents, des journaux spé-cialisés, du matériel et des coffres pédagogiques. L‘emprunt du matériel est gratuit.

55, avenue de la Liberté - Luxembourg-Garetél.: 400 427-31 / [email protected] / www.citim.lu

Heures d‘ouverture: ma: 14h-18h, me-ve: 11h-18h, sa: 11h-13hLe CITIM est un service de l‘Action Solidarité Tiers Monde

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