Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

40
BERUFLICHE BILDUNG IN BAYERN akzente akzente Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 Unsere Themen VLB-Fachtagung zum Thema Kompetenzzentren Staatsregierung will Schulen den Rücken stärken VLB-Klausurtagung zur Lehrerbildung Berufsschüler bauen ge- schichtsträchtige Modelle VLB-Online hinterlässt nachhaltig Eindruck Meinungsbildung im VLB VLB-Fachgruppen – Plattform fachlicher Kommunikation Studienreise des VLB- Bildungs- und Förderungs- werkes nach China Regionaler Berufsbildungs- kongress in Regensburg VLB-Fachtagung zum Euro- päischen Jahr der Sprachen Rückblick auf’s Referendariat Verband der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern e.V. (VLB) für Aus- und Weiter- bildung. Die vertikale Lösung: als Kompetenz- zentren ... Berufliche Schulen ...

Transcript of Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

Page 1: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

BERUFLICHE BILDUNG IN BAYERNakzenteakzente

Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01

Unsere Themen

– VLB-Fachtagung zum Thema Kompetenzzentren

– Staatsregierung will Schulenden Rücken stärken

– VLB-Klausurtagung zur Lehrerbildung

– Berufsschüler bauen ge-schichtsträchtige Modelle

– VLB-Online hinterlässt nachhaltig Eindruck

– Meinungsbildung im VLB

– VLB-Fachgruppen – Plattformfachlicher Kommunikation

– Studienreise des VLB-Bildungs- und Förderungs-werkes nach China

– Regionaler Berufsbildungs-kongress in Regensburg

– VLB-Fachtagung zum Euro-päischen Jahr der Sprachen

– Rückblick auf’s Referendariat

Verband der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern e.V. (VLB)

für Aus-und Weiter-bildung.

Die vertikale Lösung:

als Kompetenz-zentren ...

Berufliche Schulen ...

Page 2: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

Titelfotos: Franz-Oberthür-Schule, Würzburg

2 akzente 07/01

HERAUSGEBERVerband der Lehrer anberuflichen Schulen in Bayern e.V. (VLB)VLB Verlag e.V.Dachauer Straße 4, 80335 MünchenTelefon: (0 89) 59 52 70Telefax: (0 89) 5 50 44 43Internet: http://www.vlb-bayern.dee-mail: [email protected]

REDAKTIONPeter ThielAm Happach 40, 97218 GerbrunnTelefon: (09 31) 70 76 91Telefax: (09 31) 70 76 91 und 7 95 31 13e-mail: [email protected]

Martin RufNußbaumweg 9, 97084 WürzburgTelefon: (09 31) 66 14 15Telefax: (09 31) 66 07 291e-mail: [email protected]

ANZEIGENVERWALTUNGGeschäftsstelle des VLB Verlages e.V.Dachauer Straße 4, 80335 MünchenTelefon: (0 89) 59 52 70Telefax: (0 89) 5 50 44 43

GESTALTUNGLattke und Lattke GmbHwww.lattkeundlattke.deTelefon: (0 931) 6 60 66-0Telefax: (0 931) 6 60 66-90

DRUCKHelmut Preußler-VerlagDagmarstraße 8, 90482 NürnbergTelefon: (09 11) 9 54 78-0Telefax: (09 11) 54 24 86

ERSCHEINUNGSWEISE UND BEZUGSPREIS„VLB akzente“ erscheint 10 x jährlichJahresabonnement 50,– DM zzgl. Versand

KÜNDIGUNGDie Kündigung kann bis drei Monate vorAblauf eines Jahres beim Verlag erfolgen.

COPYRIGHTDie veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mitGenehmigung der Redaktion.

MANUSKRIPTE UND BEITRÄGEManuskripte gelten erst nach Bestätigungdurch die Redaktion als angenommen.Für unverlangt eingesandte Manuskripteübernehmen wir keine Haftung.

Namentlich gekennzeichnete Beiträgedecken sich nicht unbedingt mit derMeinung der Redaktion.

„VLB akzente“ wird laufend im Dokumen-tationsdienst der Ständigen Konferenz derKultusminister der Länder, im Dokumenta-tionsdienst der DEUTSCHEN BIBLIOTHEKund im Dokumentationsring DOPAEDbibliographisch nachgewiesen.

REDAKTIONSSCHLUSSfür Heft 10/01: 2001-09-10für Heft 11/01: 2001-10-08für Heft 12/01: 2001-11-05

ISSN 0942 – 6930

HALT:INIIMPRES UMS

THEMA DES TAGES

3 Peter Thiel: Nicht in der Organisationsreform stecken bleiben

BILDUNGSPOLITIK

4 Martin Ruf: VLB-Fachtagung zum Thema Kompetenzzentrum7 Peter Thiel: „Der Schule den Rücken stärken“

LEHRERBILDUNG

9 Heiko Pohlmann: VLB-Klausurtagung zur Lehrerbildung

PÄDAGOGIK UND UNTERRICHT

12 Margit Schwandt: Geschichte wird lebendig14 Europäisches Jahr der Sprachen

AUS DEM VERBANDSLEBEN

Landesverband: 16 Hans Käfler: Meinungsbildung im Verband und neue Medien17 Wolfgang Towara: VLB-Fachgruppen – Plattform der fachlichen

Kommunikation20 Lothar Fischer: Zweite Studienreise des VLB nach China

Bezirks- und Kreisverbände:22 BV Oberpfalz: 1. Oberpfälzer Berufsbildungskongress mit Prof. Dubs;

KV Ofr.-Nordost; KV Nürnberg; BV OberfrankenReferate und Fachgruppen:

28 FG Fremdsprachen: Fachtagung Fremdsprachen an beruflichenSchulenFG Sozialpädagogik/Sozialpflege; FG WirtschaftsschulenReferendare:

34 M. Bäumler/F.J. Gretsch: Rückblick auf das ReferendariatSenioren:

35 Berthold Schulter: Schily will Versorgung kürzen36 Gerwolf Hergert: Mittelfränkische Senioren unterwegs36 Personalien

UMSCHAU

37 Kommunale Schulen: Günther Albrecht – Neues vom AVENUE-Netz-werk

38 Bücher/Medien: Neues vom Büchermarkt40 Letzte Seite: Josef Eisele – Schulsplitter

VERANSTALTUNGSANKÜNDIGUNGEN

13 Schulwirklichkeit und Wissenschaft - Kongress in Würzburg

Page 3: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

THEMA DES TAGES

PETER THIEL

Bei aller Bekenntnis zur Dezentrali-sierung – Stichwort Subsidiarität –Zentren haben Konjunktur: Sport-zentrum, Leistungszentrum, Reha-Zentrum, Freizeitzentrum, Einkaufs-zentrum – auf was stößt man danicht alles, wenn man sich ein wenigumschaut. Und dann natürlich dieKompetenzzentren, Sie wissen schon,die für Aus- und Weiterbildung.

„Zentrum“, das klingt nach Stär-ke, nach zielgerichteter Bündelungaller Kräfte, nach einer Mittelpunkt-stellung. Es assoziiert besondere Be-deutung und hohe Leistungsfähig-keit, mit einem Wort: Kompetenz.Wenn man so will, ist der BegriffKompetenzzentrum also ein Pleo-nasmus, was soviel wie Anhäufungsinngleicher Wörter bedeutet unddurch den vielzitierten „weißenSchimmel“ veranschaulicht wird.Allzu lange gibt es den Begriff „Kom-petenzzentrum“ noch nicht. Dieje-nigen, die ihn in die Welt setzten,meinten es wohl besonders gut mitden beruflichen Schulen, indem sieauf deren Kompetenz gleich doppelthinwiesen.

Gut meinten es sicher auch diechristlich-sozialen Landtagsabge-ordneten Dodell, Pschierer undKnauer, als sie kürzlich eine „Orga-nisationsreform an den Berufsschu-len“ forderten. In ihrem Antrag anden Bayerischen Landtag heißt esu.a.: „... Ziel ist im Einzelnen die Zu-sammenfassung beruflicher Schul-arten zu beruflichen Kompetenzzen-tren für Aus- und Weiterbildung (be-rufliche Schulzentren) sowie dieStrukturierung nach fachlichenSchwerpunkten. In diesen beruf-lichen Kompetenzzentren sollen Be-rufe, Berufsgruppen, Berufsfelder, zuderen Ausbildung ein differenziertesAusbildungsangebot, eine fachlicheSpezialisierung der Lehrkräfte und/oder eine kostenintensive bzw. kurzenInnovationszyklen unterliegende Fach-raumausstattung erforderlich ist, zurBildung fachlicher Schwerpunktezusammengeführt werden ...“

Der VLB sieht es natürlich gern,wenn man es gut meint mit den be-ruflichen Schulen und wenn sichdie Politik mit deren Anliegen be-schäftigt. Besonders erfreut ist er,wenn die von ihm vorgeschlageneLösung – nämlich die vertikale Glie-derung von Kompetenzzentren –Berücksichtigung findet, wie im vor-liegenden Antrag der Fall, auch wenndies aus dessen Titel nicht eindeutigersichtlich ist. Vertikale Gliederungwill sagen, dass die weiterführendenberuflichen Bildungsgänge mit insBoot gehören, die studienqualifizie-renden (FOS und BOS) ebenso wiedie berufsqualifizierenden (Techni-kerschulen, Fachakademien, Meis-terschulen). Durch das Zusammen-wirken verschiedener Niveaustufendes beruflichen Bildungsweges untereinem Dach ergeben sich bei klugerFührung ungeahnte Möglichkeitender Synergie.

Gegen eine fachspezifische Glie-derung der Schulen ist durchausnichts einzuwenden; dann wärendie verschiedenen Niveaustufen desgewerblichen, des kaufmännisch-verwaltenden sowie des hauswirt-schaftlich-sozialpflegierischen Be-reichs – fachspezifisch getrennt – je-weils unter einem eigenen Dach.

Wortschöpfungen signalisierenBewusstseinsveränderungen. Der Be-griff „Kompetenzzentrum“ ist – wiegesagt – eine solche Neuschöpfungund belegt, ob Pleonasmus oder nicht,dass etwas in Fluss geraten ist in derberuflichen Bildung.

Bis die Dinge rund um die „Orga-nisationsreform“ ganz im Lot sind,wird es freilich noch eine Weile dau-ern und so manches Gerangel gebenim Lande, wie es sich seit einigerZeit abzeichnet: „Gibst Du mir, geb‘ich Dir“, Sie kennen das sicher ausdem eigenen Umfeld. Die Verschie-berei löst verständlicher Weise Un-sicherheit und Irritationen aus. Sobetrachtet klingt es vernünftig, wennes im obengenannten Antrag heißt:„Bei der Ausarbeitung des Konzeptssoll ein besonderes Augenmerk aufden ländlichen Raum gelegt werden.

Dem Konzept soll ein Plan beigefügtwerden, aus dem die regionale Ver-teilung der Kompetenzzentren inBayern ersichtlich ist.“

Bei aller Notwendigkeit struktu-reller Neuordnung der beruflichenSchulen im Lande, zwei Anliegen er-fordern ein hohes Maß an Finger-spitzengefühl: Zum einen dürfen dieVeränderungen für die Schüler keinenkosten- und zeitaufwendigen Aus-bildungs-Tourismus auslösen, sonstwird die ganze Sache kontraproduk-tiv. Wie das Wasser nicht den Berghinauf fließt, können Schülerströmenicht gegen die Entwicklung in denWirtschaftsregionen gelenkt werden.Dies würde schon deshalb danebengehen, weil es jeglicher Lernortko-operation den Boden entzöge. Dieseaber gehört zu einem Kompetenz-zentrum wie das Ross zum Reiter.

Das zweite Anliegen betrifft un-sere Kolleginnen und Kollegen. Waskann ihnen an Mobilität abverlangtwerden? Eine rigorose Verschiebereivon Lehrpersonal per Anweisung,sozusagen über die Köpfe hinweg,würde zu beträchtlichem Frust füh-ren und den kann an den beruflichenSchulen wohl keiner brauchen.

Wie gesagt – es ist etwas in Bewe-gung geraten, und der VLB wird alleHände voll zu tun haben, dabei ge-staltend mitzuwirken. Es gilt Sorgezu tragen dafür, dass die Verände-rungen nicht in einer reinen Orga-nisations- und Sparreform steckenbleiben, sondern dass sie auch in-haltliche sowie didaktische Anliegenenthalten und dies insbesondere beiden neuen Berufen. Dazu müssendiejenigen Schritte getan werden,die der VLB schon seit geraumer Zeitfordert, z. B. die Versorgung der be-ruflichen Schulen mit entsprechendkompetentem Lehrpersonal oder dieModernisierung der Ausbildung un-seres Lehrernachwuchses. Erst wenndies geschehen ist, können wir ohneAbstriche von beruflichen Schulenals Kompetenzzentren sprechen.

Nicht in der Organisationsreform stecken bleiben

3akzente 07/01

Page 4: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

BILDUNGSPOLITIK

4 akzente 07/01

MARTIN RUF

Besser hätte Landesvorsitzender Her-mann Sauerwein das Ergebnis derVLB-Fachtagung 'Berufliche Schulenals Kompetenzzentren – Chancenund Risiken' am 19. Mai in Bambergnicht zusammenfassen können. Dassdiese Tagung dringend notwendigwar, zeigten die große Resonanz(mehr als 200 Teilnehmer) sowie diezahlreichen konstruktiven Redebei-träge. Aber der Reihe nach:

AuftaktBereits das Motto des 5. VLB-Berufs-bildungskongresses 'Berufliche Schu-len – Kompetenzzentren für Aus- undWeiterbildung' im Herbst vergange-nen Jahres in Bad Windsheim zeigteden Weg auf, den die beruflichenSchulen in Bayern in den nächstenJahren gehen müssen. Auslöser deraktuellen Diskussion war der Land-tagsbeschluss vom 5. April 2001, derin der Kernaussage eine neue Orga-nisationsstruktur der beruflichenSchulen in Bayern einforderte. „Da-mit Kompetenzzentren nicht die ele-gante Umschreibung von Einspar-maßnahmen werden, hat der VLB zudieser Sachstandsdiskussion einge-laden,“ so Landesvorsitzender Sauer-wein bei seinen Begrüßungsworten.Zudem sei es wichtig, dass alle be-ruflichen Schulen erfasst werden.„Der VLB sucht die Kooperation mit

allen Beteiligten.“ In diesem Sinnewünschte sich Sauerwein eine 'heiße'Diskussion, die sich dann auch tat-sächlich einstellte.

Der VormittagIn gewohnt souveräner Weise führteAlexander Liebel, VLB-Referent fürschul- und bildungspolitische Fra-gen, durch die in Qualität aber auchQuantität sehr gut besetzte Podiums-diskussion am Vormittag.

Interessant waren zunächst dieSichtweisen, die die Podiumsteil-nehmer am Anfang der Diskussionin ihren Statements zu den Kompe-tenzzentren abgaben. Wie ein roterFaden zog sich dabei der Satz 'Kom-petenzzentren sind keine Verord-nung von oben nach unten' durchalle Redebeiträge.

So sei es Ziel der CSU, die Reformvoranzubringen, wie der BambergerCSU-Landtagsabgeordnete HeinrichRudrof feststellte. Er sieht die Be-rufsschule als starken Partner derWirtschaft, d. h. die fachliche Kom-petenz ist noch zu stärken, damitdem starken Innovationsdruck auchin der Ausbildung standgehalten wer-den kann. Letztlich sei die Berufs-schule als ein Dienstleistungszen-trum zu sehen. Wichtig ist ihm auch,dass die Berufsschule in der Flächeerhalten bleibt.

Während Rudrof die positivenAspekte der Reform betonte, warf ihm

sein SPD-Landtagskollege EberhardIrlinger vor, dass in dem Reform-konzept nicht einmal ein pädagogi-sches Konzept zu erkennen sei. Viel-mehr stelle sich immer mehr her-aus, dass es sich um ein reines Spar-konzept handle. Weiterhin erkenntIrlinger eine Gefährdung der kleinenSchulen und forderte deshalb nichtnur eine Chance für die Schule inder Fläche, sondern auch keine allzugroßen Zentren. Auch sah er in Über-einstimmung mit seinem Landtags-kollegen die Berufsschulen als Dienst-leistungseinrichtungen, die letztlichwie selbständige Unternehmen zuführen seien.

„Stirbt die Region?“ war die Frage,die der Bamberger Landrat Dr. Gün-ther Denzler in die Runde einbrachte.Sein Plädoyer auch vor dem Hinter-grund, dass Landkreise und Kom-munen weiterhin als Sachaufwands-träger fungieren müssen, war des-halb, dass die Standortfragen derKompetenzzentren in der Region zuentscheiden seien. Er forderte zu einem breiten Dialog aller Beteilig-ten auf.

Gespannt war man auf die Aus-führungen der beiden Kammerver-treter vor allem im Hinblick auf dieFrage der Weiterentwicklung derBerufsschulen zu Fort- und Weiter-bildungseinrichtungen. Karl-HeinzFeser (HWK) sieht hier – was nur all-zu verständlich ist – Wettbewerbs-

VLB-Fachtagung zum Thema Kompetenzzentren:

„Aus Betroffenen müssen Beteiligte werden”

Das Podium amVormittag – vonlinks: Berthold Geh-lert (VLB), Hans-Wilhelm Thomé(KM), Dr. GüntherDenzler (Landrat),MdL Heinrich Ru-drof (CSU), Alexan-der Liebel (VLB),MdL Eberhard Ir-linger (SPD), Karl-Heinz Feser (HWKUnterfranken), OttoDietrich Knapp(IHK Nürnberg) undHermann Sauer-wein (VLB).

Page 5: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

BILDUNGSPOLITIK

5akzente 07/01

probleme. Wenn eine solche Reformerfolgreich sein solle, gehe das nichtohne Einbeziehung der Ausbildungs-betriebe. Hier allerdings erfolgte dieBeteiligung viel zu spät, so Feserweiter. Im Interesse der Handwerks-kammern liege natürlich die Beibe-haltung der Regionalität, und so för-dere er ein Konzept für die Region.Otto Dietrich Knapp, IHK Nürnberg,widersprach seinem Kammerkolle-gen insofern, als die Kammern inMittelfranken frühzeitig in die Dis-kussion miteinbezogen worden sind.Er persönlich begrüße die Entwick-lung der Berufsschulen hin zu Kom-petenzzentren, wenn es 'echte' Kom-petenzzentren werden. Wichtig warihm auch die Festsstellung, dass ein-zügige Klassen möglich sein müssen.

Alexander Liebel fasste die bishergemachten Aussagen zusammen.Über provokante Thesenstellungenwie• Kompetenzzentren sind nur

Sparmodelle,• Entwicklung erfolge nur von oben

nach unten,• Regionalität gehe verloren und• Kompetenzzentren sind nur eine

Addition von Schülerzahlen,fragte er Hans-Wilhelm Thomé vomKultusministerium nach dem Kon-zept zur Weiterentwicklung der be-ruflichen Schulen zu Kompetenz-zentren.

Thomé betonte, dass das Kultus-ministerium kein Konzept vorgebe,sondern der Ansatz von unten nachoben gehen solle, wobei den Bezirks-regierungen nach Vorgabe von be-stimmten Richtlinien die Moderato-renrolle zufalle. Die Richtlinien sind:• Regionen abgrenzen, dann mit-

einander reden;• Ausgleich zwischen zwei Schulen

herstellen und keine Standort-aufgabe;

• als Richtwert eine Zweizügigkeitder Klassen angestreben;

• Reform ist keine Verwaltungsre-form, sondern ein offenes Verfah-ren, allerdings mit unterschied-lichen Handlungsweisen der Be-zirksregierungen.

Interessant war auch Thomé's Sicht-weise der Reform als eine 'Flurbe-reinigung vor Ort' – eine Betrach-

tung, die viele Interpretationen mög-lich macht. Letztlich entscheide aberdie Bezirksregierung, wo Kompetenz-zentren entstehen, so Thomé weiter.

'Kompetenzzentren – ein Begriffaus dem Rotstiftmilieu', so wollteder Arbeitskreisleiter der Schulleiterim VLB, Berthold Gehlert, die Re-form nicht verstanden wissen. Aller-dings beklagte er, dass die Einbezie-hung der Schulleiter in die Diskus-sion sehr unterschiedlich sei, ja zumTeil bisher noch gar nicht stattge-funden habe. Weiter führte er aus,dass für eine vernünftige Grundver-sorgung zu sorgen sei. Ausdrücklichbetonte er, dass es keinen Kampfzwischen 'Stadt (Ballungszentrum)und Land (Region)' geben darf. Letzt-lich gehe es doch darum, dass sichjeder im Kompetenzzentrum 'wohl-fühle'.

Die anschließende Möglichkeit derEinmischung des Auditoriums in dieDiskussion wurde reichlich genutzt.Dabei spielte ein Aspekt eine ge-wichtige Rolle, der von den Podiums-teilnehmern außen vor gelassenwurde: die Einbeziehung der betrof-fen Lehrkräfte und Personalräte so-wie der Schüler in die Diskussion.Ein Schulleiter berichtete, dass ihmund seinen Kollegen im Regierungs-bezirk eine Diskussion mit dem Kol-legium über die Reform seitens derBezirksregierung untersagt wordensei – weiterer Kommentar überflüssig.

Interessant waren auch die Ein-würfe, die die Reform mit einer Dis-kussion um die 'Abwendung vonUmzügen' in Bezug brachten sowiedie Vorgehensweise der Bezirksre-

gierungen nach dem Motto des 'ge-ringsten Widerstandes' bei der Um-setzung.

Auf die Frage, ob die Landräte Ei-geninteressen verträten, zeigte dieEinstellung von Landrat Dr. Denzlerden Weg, wie mit entsprechenderSachlichkeit eine Problemlösung ge-funden werden könne: er fühle sichneben den Schulen auch den Schü-lern und Betrieben verantwortlichund setze darauf die anstehendenRegionalkonferenzen ohne Vorent-scheidungen anzugehen.

Alexander Liebel bedankte sichzu vorgerückter Zeit bei allen Betei-ligten für die faire Diskussion undauch klaren Antworten.

Der Nachmittag'Unterschiedlicher geht es kaum' –so könnte das Ergebnis der Diskus-sionsrunde des Nachmittages zu-sammengefasst werden, als die Ver-treter der Bezirksregierungen ihreUmsetzungskonzepte vorstellten.

Einleitend wies Alexander Liebelnochmals auf die bedeutsame Stel-lung der Bezirksregierungen bei derUmsetzung des Reformvorhabenshin, als er die Regierungsvertreter ausOber-, Mittel- und Unterfranken so-wie aus Oberbayern – Dr. JürgenSelzam, Klaus Drotziger, EduardWörner und Hans Dobner – vor-stellte. Daneben forderte Liebel auchdie Beteiligung des Kollegiums andem Prozess.

Die anschließenden Statementsmussten beim Zuhörer den Eindruckerwecken, dass derzeit nach demMotto vorgegangen wird: Da ist eineVorgabe (= Landtagsbeschluss) nunmacht (= Bezirksregierungen) maldas Beste daraus.

Die Sachlage: In Oberfranken, soDr. Selzam, wurde als erster Schritteine Stärke-/Schwächeanalyse anden Schulen durchgeführt. Allerdingskönne er über die Ergebnisse nochnichts aussagen, da sie sich derzeitnoch in der Auswertungsphase be-findet. Als Ziel formulierte er die Er-stellung eines Schulentwicklungs-planes auf der Basis der gewonne-nen Erkenntnisse mit der klarenForderung, dass es kein Verschiebenvon Schülern geben dürfe. Danebensolle jede Berufsschule an den 'mo-

Engagiert mischten sich Teilnehmer in dieDiskussion mit ein.

Page 6: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

BILDUNGSPOLITIK

6 akzente 07/01

dernen' Berufen' teilhaben, wobeies allerdings schon Schulen mit Aus-bildungsschwerpunkten wegen desSachaufwandes geben sollte. Pro-blematisch sei in Oberfranken ge-rade für Bamberg und Forchheimdie unmittelbare Nähe zum Bal-lungszentrum Nürnberg-Fürth-Er-langen. Gleiches gilt letztlich für alleSchulen im Einzugsgebiet der Bal-lungszentren.

Klaus Drotziger wies eingangs be-sonders daraufhin, dass die Chancender Reform besser betont werdensollten und wehrte sich gegen dieUnterstellung, dass seitens der Re-gierungen kein Wollen vorhandensei. Für Mittelfranken gehe es nacheiner Ist-Sachstandsanalyse darum,Lösungen für die Region mit Indivi-dualität zu finden. Die Umsetzungsolle dann nach Gesprächen mit allenBeteiligten in Regionalkonferenzendurchgeführt werden.

Für einen Nichtoberbayern war esziemlich schwer, in den Ausführungenvon Hans Dobner ein oberbayeri-sches Umsetzungskonzept zu er-kennen. Zwar nannte er als Topzieldie Steigerung der Schulqualität ohnedafür Wege aufzuzeigen. Er führteweiter aus, dass die Bildung von Kom-petenzzentren und damit die Zu-sammenfassung von Berufen letzt-lich an den Betrieben scheitere. Diesverhindere dann auch ein wichtigesZiel des Reformvorhabens – die Ver-meidung von einzügigen Klassen aneiner Berufsschule. Positiv ist beider geplanten Organisationsstrukturjedoch eine gewisse Entlastung derSachaufwandsträger zu sehen, die esvor allem verhindere 'weitere Fehlin-vestitionen in die Landschaft' zu set-

zen. Ihm dränge sich bei der geplan-ten Umorganisation insbesondere derGedanke der Mangelverwaltung auf.

Ziemlich unruhig wurde es beiden Zuhören als Eduard Wörner dasunterfränkische Konzept vorstellte.Er führte aus, dass in Unterfrankennach einer grundlegenden Konzept-erstellung durch die Regierung die-ses dann mit den Schulleitern ver-feinert werden solle. Kurzfristig gehe es bei der Organisationsreformzunächst um den Abbau von Min-derklassen. Wenn dies erreicht sei,können dann die nächsten Schritteeingleitet werden wie die Bünde-lung von Fachabteilungen (Klassen-mehrzügigkeit), die gerechte Vertei-lung der Schülerströme sowie derErhalt der kleinen Berufsschulen.

Die Ausführungen der Regierungs-vertreter fasste Moderator AlexanderLiebel mit den Worten zusammen,dass es bisher anscheinend noch keinfertiges Konzept gebe, was vielleichtin der Kürze gar nicht möglich sei.

Die anschließenden Redebeiträgerichteten sich zunächst gegen dieunterfränkische Vorgehensweise, inder viele das nicht gewollte 'vonoben nach unten' sahen. Eine andere

Forderung war, dass in dem Prozessmehr Transparenz geschaffen wer-den müsse, damit – wie eingangs er-wähnt – aus Betroffenen Beteiligtewerden. Große Ängste wurden auchvon Kollegen an 'kleinen' Berufs-schulen geäußert, die einmal das'Schlucken' vor allem von größerenSchulen und von den Ballungszen-tren oder das Aufgeben von 'Spezia-lisierungen' befürchten. Interessantwar auch zu beobachten, dass dieRegierungsvertreter in der Diskussionihre eingeschlagenen Wege vehementverteidigten.

FazitDer Vormittag beleuchtete dabei imBesonderen die 'politische Dimen-sion', während am Nachmittag dieUmsetzung vor Ort im Vordergrundstand. Der Tag insgesamt hat jedocheindringlich gezeigt, dass diese Fach-tagung dringend notwendig war.Zum einen deshalb, um eine bayern-weite Sachstandsanalyse zu erfahrenund zum anderen, um Anregungenmitzunehmen, den Prozess im Posi-tiven voranzubringen. Nachdenklich,so Landesvorsitzender HermannSauerwein in seinem Schlusswort,stimme ihn, dass in der ganzen Dis-kussion das integrale Denken für alleberuflichen Schularten fehle. Viel zusehr wird immer nur von der Berufs-schule als Kompetenzzentrum ge-sprochen. Besser wäre doch eineFormel z.B.: Berufsschule + weiter-führende Schulen (FOS, BOS, TS, FAK)= Kompetenzzentrum.

Für den VLB hat der Tag in Bam-berg gezeigt, dass es trotz aller Risi-ken doch auch viele Chancen beider Entwicklung hin zu Kompetenz-zentren gibt. Der VLB will dabei An-sprechpartner und Mitgestalter sein.

Ein volles Haus undgespannte Aufmerk-samkeit belegen,dass die Thematik„unter den Nägelnbrennt“.

Das Podium amNachmittag – vonlinks: Eduard Wör-ner (Regierung vonUnterfranken), HansDobner (Regierungvon Oberbayern),Klaus Drotziger (Re-gierung von Mittel-franken), AlexanderLiebel (VLB) und Dr. Jürgen Selzam(Regierung vonOberfranken).

Page 7: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

BILDUNGSPOLITIK

7akzente 07/01

Aus dem Bericht des bayerischen Ministerrats:

„Der Schule den Rücken stärken”PETER THIEL

Wie im Bericht zur Kabinettsitzungvom 22. Mai zu lesen ist, will diebayerische Staatsregierung Lehrernund Schulleitungen den Rücken stär-ken. Das ist gut so, das können wirbrauchen. Die Schulen sollen mehrHandlungsfreiheit erhalten und dieLehrer hinsichtlich ihrer sozialenKompetenz gefördert werden, heißtes in dem Bericht.

Zitiert wird auch KultusministerinHohlmeier: „Die Lehrer prägen un-sere Kinder und Jugendlichen nichtnur durch die Art, wie sie Wissen ver-mitteln und die Schüler lehren, Pro-bleme zu lösen, sondern auch durchdie Vermittlung grundlegender Wert-orientierungen“. Damit die Schulen„ihre wichtigen Aufgaben optimalerfüllen können“, hat der Ministerratmehrere Maßnahmen beschlossen:

1. Bereits bei der Lehrerausbildungsollen die pädagogischen Studien-anteile ausgebaut und die Schul-praktika erweitert werden. „Die Leh-rerausbildung steht auf zwei Pfei-lern“, so die Kultusministerin undweiter: „Wir brauchen zum einen einehohe fachliche Qualifikation. Zu-nehmend wichtig aber wird auch diesoziale Kompetenz der Lehrkräfte“.Die reine Wissensvermittlung auffachlich hohem Niveau reiche nicht.„Die Schüler benötigen oft Orientie-rung und Sicherheit in Fragen, diemit dem Unterrichtsfach unmittel-bar nichts zu tun haben. Die Lehrerkönnen das Elternhaus nicht erset-zen, sie haben aber zunehmend mitProblemen zu tun, die über die fach-lichen Fragen hinausgehen. Dafürwollen wir sie besonders qualifizie-ren“. Die Kultusministerin kündigteferner an, bei der Überarbeitung derPrüfungsordnungen besonders aufdie soziale Kompetenz zu achten.

2. Bei der Einstellung und bei derVersetzung von Lehrern sollen die

Schulen mehr Entscheidungsfreiheiterhalten. Dazu werden im kommen-den Jahr Modellversuche gestartet,bei denen auch der strenge Noten-rahmen gelockert wird, damit dasspezifische Profil der Schule sowiedie individuelle Qualifikation derLehrer eine größere Rollen spielen.„Der Bewerber mit der Staatsnote2,0 muss nicht unbedingt der bessereLehrer sein als der mit 2,07“ wird dieMinisterin zitiert.

Offene Stellen sollen künftig im Inter-net ausgewiesen werden. Es könnensich dann alle interessierten Lehrerin-nen und Lehrer bewerben. Die Schu-len teilen den zuständigen Personal-stellen dann die aus ihrer Sicht ambesten geeigneten Lehrer mit. Damitkönnen die für das jeweilige Schul-profil besten Lehrkräfte gewonnenund gleichzeitig deren Zufriedenheiterhöht werden.

3. Neben den Schulleiterstellen willman künftig alle Funktionsstellen inder Schulleitung und bei der Leh-rerfortbildung ausschreiben. Damitwerde zum einen die Mobilität derLehrer gestärkt und zum anderenBeförderungsmöglichkeiten trans-parenter gemacht. „Die Führungs-kompetenz wird immer wichtiger,weil wir den Handlungsspielraum dereinzelnen Schule erhöhen wollen.Deshalb brauchen wir die Möglich-keit, die Schulleitungen aus einemmöglichst großen Kreis geeigneterBewerber auszuwählen“, so die Kul-tusministerin.

4. Angestrebt werde, dass den ein-zelnen Schulen in den nächsten Jah-ren Mittel für eigene Schwerpunkt-setzung zur Verfügung gestellt wer-den. Innovative Schulen sollen ver-stärkt über ein eigenes Aktionsbud-get verfügen, mit dem sie Schwer-punkte in der Unterrichtsarbeit set-zen können. „Wir wollen, dass dieLeiter größerer Schulen ihre Füh-rungsaufgaben stärker eigenverant-

wortlich wahrnehmen können. Dazubrauchen sie auch mehr Budgetho-heit“.

Man kann nicht erwarten, dass eineVerlautbarung des Ministerrats aufganz konkrete Einzelmaßnahmeneingeht, dennoch wird man – mit Ver-laub – einige Fragen stellen dürfen:• Was beispielsweise hat man sichunter der „Vermittlung grundlegen-der Wertorientierung“ vorzustellen?Was soll vermittelt werden, Werteoder Orientierung? Abgesehen vonder sprachlichen Unschärfe: In einervom Wertepluralismus bestimmtenGesellschaft ist soetwas – soll es nichteinfach so daher gesagt sein – eingeradezu unerschöpfliches Thema.• Dass Schule mehr ist als reine Wis-sensvermittlung ist keine neue Er-kenntnis. Sollte man dies im Minis-terrat erst jetzt entdeckt haben, dannwurde bislang was falsch gemacht.Das gilt auch für das in Punkt 2 ge-nannte Notenbeispiel zum Lehrer-examen: Von welch vielfältigen Fak-toren hängt eine Examensnote dochab! Und um wievieles anders sind dieAnforderungen des Schulalltags. Sobetrachtet ist die Feststellung der Kul-tusministerin geradezu verblüffend.• Der Lehrerberuf war schon immereine sozial bestimmte Tätigkeit, ohnesoziale Kompetenz ist die Lehrertätig-keit nicht denkbar. Die Frage ist aller-dings, wie man Sozialkompetenz, sollsie keine Worthülse bleiben, im Rah-men der Lehrerbildung fördern undvor allem wie man sie prüfen kann. • Bei aller Würdigung der Absicht,Innovationen zu fördern und inno-vationsfreudige Schulen über dieBudgetierung zu belohnen: man solltenicht übersehen, dass der „LernortSchule“ Ruhe, Beständigkeit undRegelmaß benötigt. Ständiger demZeitgeist entsprechender Aktionis-mus kann für das schulische Lernenauch kontraproduktiv sein.

So löblich der Vorsatz der Staatsre-gierung auch sein mag, der Absichts-erklärung müssen konkrete Schrittefolgen, erst dann wird den Lehrernwirklich der Rücken gestärkt.

Page 8: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

BILDUNGSPOLITIK

8 akzente 07/01

„Hans Maier – Wegbereiter moderner beruflicher Bildung”... so lautet der Titel einer brandneuen Veröffentlichung in der Schriftenreihe des VLB. Anlaß zur Drucklegung warder 70.Geburtstag des ehemaligen bayerischen Kultusministers Prof. Dr. Hans Maier. Unbestritten hat Prof. Maierin seiner Amtszeit als Kultusminister der Gleichwertigkeit des beruflichen Bildungsweges mit dem allgemeinbil-denden zum Durchbruch verholfen.

Auf rund 180 Seiten im Format DIN A5 würdigt das Werk nicht nur die Verdienste des kämpferischen ehemaligenKultusministers um die berufliche Bildung und die beruflichen Schulen. Es erläutert auch die bildungshistori-schen und bildungspolitisichen Hintergründe vom Humanismus bis zur heutigen Position. Den großen Nestorender beruflichen Schulen

Georg Kerschensteiner, Aloys Fischer und Eduard Sprangersind eigene Kapitel gewidmet. Ihr Denken und ihre Werke beeinflussten Prof.Dr.Hans Maier nachhaltig. Nicht nurBerufspädagogen und andere Freunde der Geistesgeschichte werden die Broschüre mit Genuss lesen. Auch jungenLeuten auf dem Weg zur Lehramtsprüfung kann man deren Lektüre nur empfehlen.

Hans Huber, erfahrener Berufsschullehrer, langjähriger Seminarvorstand, Ministerialbeauftragter a. D. VLB-Mitglied und großer Idealist ist Autor dieses Werkes.

Erwerben können Sie die Schrift zum Preis von 15.– DM (VLB-Mitglieder 10.– DM) über unsere Geschäftsstelle,Dachauer Straße 4, 80335 München, Telefon 089/59 52 70, Telefax 089/5 50 44 43, E-Mail: [email protected].

Page 9: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

LEHRERBILDUNG

9akzente 07/01

Klausurtagung des VLB:

Neue Ideen für die Lehrerbildung und Lehrerfortbildung

HEIKO POHLMANN

„Die Wirtschaft erwartet heute voneinem Berufsschullehrer, dass erneben Fachkompetenz auch Me-thoden- und Sozialkompetenz be-sitzt, im Team arbeiten, den Unter-richt handlungs- und projektorien-tiert gestalten, die Schüler zum selbst-organisierten Lernen und eigenver-antwortlicher Projektarbeit motivie-ren kann, dass er sich bei der hohenInnovationsgeschwindigkeit ständigfortbildet, die Lehrerrolle als die einesModerators begreift und Lernpro-zesse initiiert, organisiert und betreutund dass er als Mitglied in Prüfungs-ausschüssen gleichrangig und gleich-wertig mithilft, objektive Prüfungs-ergebnisse zu erzielen“, so stellteFranz Schropp den idealen Berufs-pädagogen vor.

Als Geschäftsführer der AbteilungBerufsbildung der Industrie- undHandelskammer für München undOberbayern war Schropp einer derReferenten, die bei der Klausurtagungihre Gedanken zur Lehrerbildung undLehrerfortbildung darlegten. Zu fra-gen ist natürlich, ob ein Lehrer an be-ruflichen Schulen diesem Anspruchgerecht werden kann oder je ein Mit-arbeiter im Betrieb diese Visionenerfüllt. Da aber auch immer der Wegdas Ziel sein kann, wollten wir bei die-ser Klausurtagung unter dem Motto„Die Zukunft der Lehrerbildung undLehrerfortbildung an beruflichenSchulen“ Anfang Mai in Hohenkam-mer einen möglichst guten und für

alle Beteiligten attraktiven Weg fin-den, einen solchen Berufspädagogenaus- und fortzubilden.

Die Vorstellungen der Universität

Einen ersten Schritt zeigte Prof.Andreas Schelten vom Lehrstuhl fürPädagogik an der Technischen Uni-versität München auf, indem er dieEntstaatlichung der Lehrerbildung inder ersten Phase an der Universitätforderte. Parallel zum Studiengangfür die Wirtschaftspädagogen, dersich seit vielen Jahren bewährt habe,müssten nun auch die gewerblich-technischen Studiengänge in Diplom-Studiengänge umgewandelt werden,so Schelten. Der Anreiz für die Stu-denten, ein solches Studium zu wäh-len sei sicher größer als gegenwärtig,auch könne damit das Image bei denStudenten sicher verbessert werden.Die Anzahl der Studenten in denErstsemestern in Metall- und Elek-trotechnik ist erschreckend niedrigund decke bei weitem nicht den Be-darf, so Schelten weiter. Noch bessersei, gleich einen „Master-Studien-gang“ zu installieren, um damit derinternationalen Entwicklung entge-genzukommen. Inzwischen, so zeigtdie Diskussion, haben sich schonviele Kolleginnen und Kollegen auchan entscheidungsträchtigen Stellenmit diesem Gedanken angefreundet.

Zentrale Lehrerfortbildung –Visionen und Fiktionen

Hingegen wurden die Ausführungenmit dieser Themenstellung von Tho-mas Sachsenröder, dem neuen Di-rektor der Akademie für Lehrerbil-dung und Personalführung in Dil-lingen mit großem Interesse aufge-nommen. Zwei Aspekte scheinen indiesem Bereich wichtig zu sein: Fürdie angebotsorientierte Fortbildungist die Akademie zuständig, für dienachfrageorientierte Fortbildung dieRegierungen oder die Schulen. Fer-ner würden, so Sachsenröder weiter,in Dillingen zunehmend die Lehrerals Funktionsträger fortgebildet, dievor Ort als Multiplikatoren dienensollten.

Erwartungen der Wirtschaft

Neben den oben dargestellten Er-wartungen der Wirtschaft an einenBerufspädagogen stellte Schropp dar,dass auch die Wirtschaft inzwischenerkannt habe, dass der Bedarf an Be-rufspädagogen zukünftig nicht mehrgesichert sei. Er sieht die Lösung desProblems darin, Teile des Berufs-schulunterrichts in Berufsbildungs-zentren zu verlagern. Deckungsgleichmit den Ansichten von Daniel Goeu-devert, der in seinem Buch „Der Ho-rizont hat Flügel, die Zukunft der

Prof. Andreas Schelten: Die Anzahl der Stu-denten in der Metall- und Elektrotechnik isterschreckend gering.

Akademiedirektor Thomas Sachsenröder: Für die angebotsorientierte Fortbildung ist dieAkademie zuständig.

Page 10: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

LEHRERBILDUNG

10 akzente 07/01

Bildung“ die Schaffung von Berufs-akademien vorschlägt, forderteSchropp in seinem Referat dieSchaffung von Berufsbildungszen-tren. In denen sollten sowohl Aus-bilder als auch Berufspädagogen un-terrichten, wenn bei dem anstehen-den Lehrermangel der Berufsschul-unterricht nicht erteilt werden kann.Dazu seien, so Schropp weiter, diefast 10.000 hauptamtlichen Ausbilderin den Berufsbildungszentren ein ge-eignetes Potential, da sie über eineMeisterprüfung verfügten und stän-dig methodisch und didaktisch wei-tergebildet würden. Dieses Modellstieß aber bei den Zuhörern auf we-nig Gegenliebe.

Die Sicht des Ministeriums

Im Kultusministerium für die Leh-rerbildung und Lehrerfortbildungzuständig, unterstützte Ministerial-rat Adolf Tengg Sachsenröders Vor-stellungen. So plane das Ministeri-um, die Fortbildung mehr in die Re-gionen zu verlagern, für die gegen-wärtig 970.000 DM aus dem UMTS-Erlösen zur Verfügung stünden. Inden Mittelpunkt seiner Ausführun-gen stellte er aber das Problem derNachwuchsgewinnung. So versuchender VLB und das Kultusministeriumzur Zeit gemeinsam, dieses Problemzu lösen, indem an allen Schulenund Schularten die Werbung für dasStudium des Lehramtes an beruf-lichen Schulen forciert wird. Mitneuen Studienorten im nordbayeri-schen Raum sollen neue Studentengewonnen werden, ebenso mit denattraktiven Zweitfächern „Informa-

tionstechnik“ oder „Telematik“ und„Mechatronik“ an der TU München.Neben den schon eingeleiteten Son-dermaßnahmen zur kurzfristigenDeckung des Bedarfs in den IT-Be-rufen und an Lehrern für Elektro-und Metallberufe in den Regierungs-bezirken Unter- und Oberfranken seies dringend nötig, den Nachwuchsauch langfristig zu sichern. Ein Ge-setzentwurf zur Änderung der Qua-lifikationsverordnung liege bereitsim Landtag, so Tengg weiter, nachdem Dipl.-Ingenieure aus der FHmit einem Ergänzungsstudium odernach bestandenem Vordiplom in denStudiengang für das Lehramt an be-ruflichen Schulen wechseln könn-ten. Erfreulich sei auch, dass die Ka-pazitäten zur Ausbildung von Fach-lehrern in Ansbach erweitert wor-den seien und der Bedarf nun bessergedeckt werden könne.

Während der Landesvorsitzendedes VLB, Hermann Sauerwein, dieDiskussion nach den Referaten mitgroßem Engagement moderierte,übernahm der Referent für Lehrer-bildung und Lehrerfortbildung, HeikoPohlmann, die Organisation derWorkshops am folgenden Tag.

Steigerung der Attraktivität desLehramtes

Äußerst zielstrebig und mit sehr vielElan versuchten die zahlreichen Kol-leginnen und Kollegen in Arbeits-kreisen auf der Grundlage der Refe-rate die Frage zu beantworten: „Wielässt sich die Ausbildung und Fort-bildung für das Lehramt an beruf-lichen attraktiver gestalten?“

Als Antworten darauf wurden die fol-genden Lösungsmöglichkeiten vor-gestellt:

Geplanter ModellversuchEine erste Antwort auf diese Frageversuchte Arnulf Zöller, Leiter der be-ruflichen Abteilung des ISB, als wei-terer Referent zu geben, indem er dengeplanten Modellversuch „Adres-satenbezogene Qualifizierung: Attrak-tivitätssteigerung des Lehrerberufsan beruflichen Schulen“ vorstellte.Dieses Vorhaben soll im Rahmen desProgramms „Innovative Fortbildungder Lehrer und Lehrerinnen an be-ruflichen Schulen“ der Bund-Län-der-Kommission in den Studiensemi-naren Ost- und Südbayern durchge-führt werden. Der Antrag dazu wirdzur Zeit im Kultusministerium bear-beitet.

Die Qualifizierungsverantwortungsoll auf die Schulen verlagert werden,indem die Schulleiter sich ihre zu-künftigen Lehrer schon an den Uni-versitäten aussuchen und diese indem Personalentwicklungszeitraumvon zwei Jahren so ausbilden lassen,dass sie in den Bedarf der Schule in-tegriert werden können. Das „Semi-narpersonal“ wird zu „Personalent-wicklern“. Diese und andere schul-interne Personalverantwortliche qua-lifizieren die Referendare in Pflicht-und Wahlmodulen nach einer vonder Schule vorgelegten Bedarfsmel-dung. Die Lehrerausbildung soll da-durch qualitätssteigernd wirken, soZöller weiter, weil sowohl die Be-dürfnisse des Bewerbers als auch dieErwartungen der Schule stärker be-

Franz Schropp, IHK München und Oberbayern:Mit seinem Vorschlag auf weniger Gegenliebegestoßen.

Ministerialrat Adolf Tengg: Die Fortbildungmehr in die Regionen verlagern.

Arnulf Zöller, ISB: Die Qualifizierungsverant-wortung den Schulen übertragen.

Page 11: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

LEHRERBILDUNG

11akzente 07/01

rücksichtigt würden. Ferner wirke siequantitätssichernd, weil sie attraktivund auch für Seiteneinsteiger flexi-bel anpassbar sei.

Imagewirksame Komponenten dererste PhaseUnter der Leitung von Prof. DetlefSembill, Lehrstuhl für Wirtschafts-pädagogik an der Universität Bam-berg, hat der Arbeitskreis unter ande-rem folgende Ergebnisse erarbeitet:• Die Informationen über das Lehr-amt an beruflichen Schulen müssenin gemeinsamen Veranstaltungen mitden Schulen und Arbeitsämtern op-timiert werden.• Das spezielle Qualifikationsprofildes Berufspädagogen muss deutlicherherausgestellt werden.• Im Grundstudium muss der per-sönliche Kontakt zu den Studentenverbessert werden, Lern-, Arbeits-und Studiertechniken eingeführt undein vor- und nachbereitetes Schul-praktikum eingeführt werden.• Im Hauptstudium sollte die Aus-einandersetzung der Studierendenmit Forschungsergebnissen stärkerin den Vordergrund treten.• Es sollte mehr Wert auf die Integra-tion von fachinhaltlichen und päda-gogisch-psychologischen Aspektengelegt werden.• Das Ziel muss auf eine „best prac-tice“ orientierte Ausbildung auf demErkenntnisstand der Wissenschaftzum Zeitpunkt des Absolvierens derAusbildung sein.• Es gibt keine Alternative zur uni-versitären Lehrerbildung.

Attraktive Verbesserungen in derzweiten PhaseDieser Arbeitskreis unter der Leitungdes Referenten für Lehrerbildungund Lehrerfortbildung im VLB, andem auch der Leiter der AusbildungSüd und Südwest der Siemens AG,Karl-Heinz Peters teilnahm, kam zufolgenden Ergebnissen:• Die Anwärtergrundbeträge der Re-ferendare müssen erhöht werden; dieReferendare sollten möglichst mit A 13 eingestellt oder bei einem Un-terrichtsauftrag von 12 Stunden mit12/24 von A 13 bezahlt werden.• Die Seminarlehrer führen die Refe-rendare möglichst schnell in den ei-

genverantwortlichen Unterricht von12 Stunden ein. Möglichst viele Stun-den sollten als Parallelstunden or-ganisiert werden.• Dazu muss die Zusammenarbeitzwischen den Praktikumslehrern undden Seminarlehrern verbessert wer-den.• Die Prüfungen im ersten Ausbil-dungsabschnitt werden weiterhinwie in der LPO II durchgeführt, imzweiten Ausbildungsabschnitt wirddie 3. Lehrprobe durch einen „Mehr-stündigen Unterricht“ ersetzt, der 2bis 3 Stunden umfasst. Er stellt eineSequenz aus einem größeren Lern-feld dar. Die Hausarbeit wird zu ei-ner Dokumentation dieses „Mehr-stündigen Unterrichts“, in der Be-gründungen und weitere Informa-tionen zu dem Unterricht dargestelltwerden. Die Klausur soll entfallen.• Das bisherige Einstellungsverfah-ren nach der Beendigung des Vorbe-reitungsdienstes wird vorgezogen.Die Referendare bewerben sich beiden Einsatzschulen, an denen sienach der Beendigung des Referen-dariats weiter beschäftigt bleiben.• Betreut werden sie von einem zu-sätzlich ausgebildeten Betreuungs-lehrer, der den neuen Kollegen auchin der Berufseingangsphase weiterbetreut. Somit ist eine enge Verzah-nung zwischen der 2. Phase der Leh-rerbildung und der Berufseingangs-phase gegeben.• Die Unterrichtsverpflichtung be-trägt ebenfalls 12 Stunden, kann beiBedarf auf 16 erhöht werden oderdurch an der Schule nachgefragteModule ergänzt werden.• Seiteneinsteiger können somit di-rekt in den Vorbereitungsdienst ein-treten.• Die Schulen als Kompetenzzen-tren können ihre Lehrer schon im 2. Ausbildungsabschnitt auf ihrenBedarf hin ausbilden.• Die Schulleiter haben die Möglich-keit, bei der Einstellung der Referen-dare Informationen aus den Studi-enseminaren zu erhalten.

Leitidee der LehrerfortbildungUnter der Leitung des Referatslei-ters für berufliche Schulen in derAkademie für Lehrerfortbildungund Personalführung in Dillingen,

Günter Grunick, wurden folgendeErgebnisse erarbeitet: • Die Unterrichtsqualität muss durcheffektive Fortbildungen gesichertwerden.• Die Qualifizierungsmaßnahmenmüssen schulintern vorausschauendgeplant werden.• Fortbildungen in der Wirtschaftmüssen stärker gefördert werden.• Die Fachmitarbeiter an den Regie-rungen sollten zu Fortbildungen indie Betriebe gehen. Danach solltensie die Ergebnisse zusammenfassen,Leitfäden für die Lehrer erstellenund diese dann als Multiplikatorenmöglichst umfassend und schnell indie neuen Erkenntnisse einweisen.• Die Teilnehmer an Fortbildungensollten mehr zur Multiplikation ver-pflichtet werden. Dazu müssten dieErgebnisse umfangreich dokumen-tiert werden.• Der Zugang zu den Seminar- undTagungsunterlagen müsste auch aufelektronischem Weg möglich sein.• Lehrkräfte in besonders fortbil-dungsintensiven Berufsbereichensollten für die Fortbildung Anrech-nungsstunden erhalten.

Attraktivitätssteigerung aus derSicht der FachlehrerIn diesen Zusammenhang müssenauch die von Dorothea Helbig, Refe-rentin für Fachlehrerfragen im VLB ,in die Diskussion eingebrachten Vor-schläge erwähnt werden:• Fachlehrer müssen bei der Vorbe-reitung und Durchführung des Un-terrichts in Lernfeldern besser in dasLehrerteam integriert werden.• Nach der pädagogischen Ausbil-dung am Institut für die Ausbildungvon Fachlehrern sollte das erste Jahrals Trainee-Programm durchgeführtwerden, das von einem Betreuungs-lehrer geleitet in Module aufgeteiltist.• Die Anwärterbezüge müssten er-heblich erhöht werden.

Die vielen guten und teilweise neuenIdeen werden sicher in die weiterenÜberlegungen zur Lehrerbildung undLehrerfortbildung einfließen. Ent-sprechende Schreiben an das Kultus-ministerium sind inzwischen schonauf den Weg gebracht worden.

Page 12: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

PÄDAGOGIK UND UNTERRICHT

12 akzente 07/01

MARGIT SCHWANDT

Seit etwa 13 Jahren beschäftigen sichSchüler und Lehrer der StaatlichenBerufsschule Rothenburg-Dinkels-bühl damit, die Fränkische Hand-werkerkrippe zu bauen. Im Maßstab1:10 werden alte fränkische Häuserund Kirchen originalgetreu nachge-arbeitet. Das Krippendorf ist alljähr-lich während der Advents- und Weih-nachtszeit in der Kapelle des Ans-bacher Bezirkskrankenhauses zubesichtigen.

Doch jetzt haben sich Schülerund Lehrer an etwas ganz neues ge-wagt: Während die bisher nachge-bauten Objekte im Original in Fran-ken, nämlich überwiegend im Frän-kischen Freilandmuseum in BadWindsheim zu finden sind, solltejetzt etwas entstehen, was 1938 in derReichskristallnacht unwiederbring-lich zerstört worden ist. Es handeltsich um die Scheunensynagoge imMarkt Bechhofen.

Bechhofen ist eine Außenstelleder Berufsschule, ausschließlich dortwerden alle Auszubildenden im Pin-sel- und Bürstenmacherhandwerkaus ganz Deutschland beschult. Hiertrafen sich die Lehrer alle drei Jahrezur traditionellen Weihnachtsfeier,hier wurden die während des Jahresentstandenen Krippenneubautenvorgestellt, hier war auch Bürger-meister Dieter Distler zu Gast. Under erzählte der interessierten Tisch-gemeinschaft von der in Bechhofenabgebrannten Scheunensynagoge.

Günther Heyn, bis August 2000Schulleiter an der Berufsschule undseither im wohlverdienten Ruhe-stand, hatte die Idee und auch dasZiel, bis zum großen Fest des Mark-tes Bechhofen, nämlich dem 650jäh-rigen Jubiläum seiner Markterhe-bung im September d. J., die Scheu-nensynagogen wieder aufzubauen –wenigstens im Modell im Maßstab1:10.

Die Scheunensynagoge ist fertiggeworden: In über 700 Stunden

tur aber auch als eine der schönstenund prachtvollsten in Süddeutsch-land beschrieben. Dies kann sichnur auf den Innenraum des nachaußen so schlichten Gebäudes be-ziehen. Der aus Böhmen stammendeMaler Elieser Sussmann hat in derZeit von 1699 bis 1727 die außeror-dentlich farbenfrohe Innenausma-lung der Synagoge vorgenommen.Dem detailierten Bericht des ameri-kanischen Reisejournalisten MaxUntermayer-Raymer von 1937 ist eszu verdanken, dass die Innenaus-malung zumindest verbal nachvoll-zogen werden kann. So schreibt er:„In Bechhofen verwendete er (ElieserSussmann) eine Palette von leuch-tenden Rot- und Blautönen. AmDeckengewölbe, bemalt mit Blumen-und Tiermotiven sowie Motiven ausalttestamentlichen Schriften, ist dieWirkung besonders großartig. Ander Ostseite steht die Bundeslade,geschnitzt und bemalt im bäuerli-chen Barockstil; ... Die Anordnungdes gesamten Raumes, der einen bei-nahe quadratischen Grundriss hat,dreht sich um die in die Mitte ge-stellte Bima.“

Dem orthodoxen Brauch folgend,hatte die Synagoge einen nach Ostengebauten dunklen Männerflügel, undeinen hinten angebauten Frauen-flügel (grau gestrichen). Im erstenStock befand sich die sog. Juden-schule, wo Kinder jüdischen Glau-bens ihren Religionsunterricht er-hielten.

Auch die Innenausstattung solltemöglichst originalgetreu werden. Sogelang es dem Lehrer Reinhard Patz-

Schüler- und Lehrerarbeit und ei-nem Materialaufwand von 1800 DMist eine Rekonstruktion entstanden,die einmalig ist. Zweiundvierzig First-ziegeln, achtunddreißig Reihen Bie-schwanzziegel decken das Gebäude,was anhand alter Lichtbilder von1926 herausgefunden werden konnte.Auch der Grundriss und die Auftei-lung der Räume, sowie die Höhe desGewölbes ließen sich rekonstruie-ren. Es mag erstaunen, dass die Be-chhofener Scheunensynagoge imJahr 1685 aus Holz gebaut wordenist. Sie passte sich so völlig dem Bau-stil ihrer Umgebung an – und warabsolut unauffällig. Es mag hier dieErwartung des Messias bei frommenJuden eine Rolle gespielt haben.Nicht die Äußerlichkeiten einer ma-teriellen Welt, sondern die geistigenWerte des reinen Glaubens stehenhier im Vordergrund. Eine weitereErklärung könnte auch sein, dass jü-dische Menschen, meist Handwer-ker und Händler, die aus Nord- undOsteuropa fliehen mussten, in denunbekannten und meist abgelegenenDörfern Frankens geduldete Auf-nahme fanden und ihre Glaubenmöglichst unauffällig praktizierten.Auch in Colmberg und Unterlim-purg bei Schwäbisch Hall fandensich ähnliche Bethäuser aus Holz.

Die Scheunensynagoge wird vonVerfassern zeitgenössischer Litera-

Berufsschüler bauen geschichtsträchtige Modelle:

Geschichte wird lebendig

Das Modell imMaßstab 1:10.

Page 13: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

PÄDAGOGIK UND UNTERRICHT

13akzente 07/01

ner, aus dem Hallischen Museum inSchwäbisch Hall originale Malereienvon Elieser Sussmann zu finden undsich einen Eindruck von der Farbge-bung zu verschaffen. Gestühl, Thora-schrank und Bima, das Podest fürdie Lesungen des Gesetzes, wurdengeschreinert und bemalt, ein kleinerMenoraleuchter aus Israel von Danund Sarah Arad geschickt, die sichim Zusammenhang mit ihrem Holo-

caust-Vortrag über die Modell-Sy-nagoge informierten und zutiefst be-eindruckt waren vom Engagement fürdiese Projekt. (Dan Arad berichteteüber sein Überleben in Auschwitzan der Berufsschule).

Auch ein sog. Beschneidungsstuhlkonnte noch rekonstruiert worden.

Das Modell der Scheunensyna-goge ist bis 31. Juli im 1. Stock derStaatlichen Berufsschule Rothenburg

während der Unterrichtszeiten ab7.45 Uhr bis 15.30 Uhr zu besichti-gen. Eine Dokumentation über dasProjekt „Scheunensynagoge“ schil-dert die Entstehungsgeschichte derSynagoge. Im September zum Jubi-läum wird das Modell dem MarktBechhofen übergeben, wo es danndauerhaft im Pinsel- und Bürsten-museum besichtigt werden kann.

Die Paukschule von gestern ist tot, die Schule von morgen noch nicht konzipiert. Mit Computer und Internet sindneue Methoden in den Alltag der Schule gekommen. Innovationen in Naturwissenschaft und Technik müssen ver-mittelt werden, bewährte Fächer stehen auf dem Prüfstand. Dieser Wandel spielt sich vor dem Hintergrund starkveränderter Werte ab. Vieles, was gestern richtig war ist heute antiquiert. Der Wertewandel in der Gesellschaft be-einflusst die Werteerziehung in Familie und Schule. Der Würzburger Lehrstuhl für Psychologie IV, verantwortlichfür die Ausbildung von Lehrern, will Lehrer als Praxisexperten mit Wissenschaftlern ins Gespräch bringen. Welchemethodisch-didaktischen Ansätze versprechen Erfolg? Wo liegen Probleme im Verhalten und beim Lernen? Wiewirken sich die veränderten Werte in der Schule aus? Beim

Kongress „Schulwirklichkeit und Wissenschaft”vom 27. bis 29. September 2001 in Würzburg

werden Antworten gesucht. Der Kongress beabsichtigt Probleme, die alle Schularten betreffen, aber auch schulart-und fachspezifische Fragen in Referaten und Workshops darzustellen. Die Wissenschaft verspricht sich von derVeranstaltung Einblick in die Realität des Schulalltags, der Lehrer kann seine Schwierigkeiten relativieren und An-regungen für seinen Unterricht mitnehmen.

Die Themenbereiche spannen sich von Lehr- und Lernformen mit zahlreichen didaktisch-methodischen An-sätzen in bestimmten Fächern und Schularten über Steigerungsmöglichkeiten der sozialen Kompetenz bis zumnormabweichenden Verhalten. Hier sind neben den klassischen Problemen des Sonderschulbereichs zunehmenddie Hochbegabten und der Problemkreis Aggressionsprophylaxe und -therapie von Bedeutung. Der Kongress istein erster Versuch, Theorie und Praxis zu verschränken und so den wichtigen Bereich Bildung und Ausbildung zuoptimieren. Die Veranstaltung soll neue Kontakte ermöglichen und die Universität mit den Schulpraktikern in Ver-bindung bringen.

Anmeldungen zu dieser Veranstaltung, die als Lehrerfortbildungsmaßnahme anerkannt ist, sind zu richten andas Institut für Psychologie der Universität Würzburg, Lehrstuhl für Psychologie IV, Wittelsbacher Platz 1,97074 Würzburg, Herrn Dr Friedrich Ch. Sauter, E-Mail-Adresse: [email protected] .

Page 14: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

PÄDAGOGIK UND UNTERRICHT

14 akzente 07/01

Europäisches Jahr der Sprachen:

Bayern beteiligt sichDie Europäische Kommission hat am11.06.2001 im Rahmen des Europä-ischen Jahres der Sprachen 2001 (EJS)die Teilfinanzierung von weiteren18 Projekten in Deutschland ange-kündigt.

Hauptthemen sind: • Europa ist und bleibt mehr-

sprachig • Das Erlernen von Sprachen er-

öffnet bedeutende kulturelle undwirtschaftliche Möglichkeiten

• Jeder Mensch kann Sprachen lernen

Die Kommission fördert weiterhindas „Europa Mobil“. Es fährt querdurch Deutschland, um die Botschaf-ten des Europäischen Jahres der Spra-chen zu verbreiten. Das „EuropaMobil“, das von der OrganisationEuro-Schulen aus Stockstadt (Bay-ern) gestaltet wird, reist nach Erfurt,Riesa, Berlin-Reinickendorf, Freiberg,Recklinghausen, Leipzig, Landshut,Worms, Görlitz, Würzburg und Bam-berg. Die letzte Station in Bambergam Europäischen Tag der Sprachen(26. September) wird mit einer öf-fentlichen Abschlussveranstaltunggefeiert werden.

Weitere Informationen über diedeutschen EJS-Projekte finden Sieunter www.na-bibb.de/ejs/projekte_index.htmDas Europäische Jahr der Sprachenwird von der Europäischen Unionund dem Europarat organisiert. Dieeuropäische Informationskampagneumfasst unter vielen anderen Dingeneine mehrsprachige interaktive In-ternet-Site (www.eurolang2001.org)und eine Broschüre „Sprachenlernenfür alle“ für Erwachsene. Die Euro-päische Kommission hat zudem eineweitreichende „Eurobarometer“-Umfrage über die Fremdsprachen-kenntnisse der Europäer und ihr Ver-hältnis zu Sprachen durchgeführt.Die Ergebnisse können über die Web-site eingesehen werden.

Ausgewählte Projekte, die in Bayernstattfinden:

Euro-Sign KongressAm 7. und 8. September 2001 organi-siert der Deutsche Gehörlosen-Bundin München eine Zeichensprachen-Konferenz in Zusammenarbeit mitgrößeren europäischen Gehörlosen-Organisationen. Während der Kon-ferenz soll die Unterschiedlichkeitinnerhalb der Familie der europä-ischen Zeichensprachen angespro-chen werden und Nichthörbehin-derte für diese Sprachen interessiertwerden.

Koordination: Rudi Sailer, Deut-scher Gehörlosen-Bund e.V., E-Mail:[email protected] ; Internet: www.gehoerlosen-bund.de

„Sprachparcours für Europa“Im Rahmen dieses Projektes wird u. a.am 26. September 2001 ein „Sprach-Parcours“ in Schweinfurt organisiert.Zielgruppe sind Schüler ab 13 Jahrensowie Studenten aus der RegionMainfranken (Bayern). Hauptanlie-gen ist zu zeigen, in welchem Maßesich Fremdsprachenkenntnisse po-sitiv auf Ausbildung und Beruf aus-wirken. Die Aktivitäten beinhalteneine Vielzahl von Fragespielen undpraxisbezogenen Präsentationen.

Koordination: Prof. Dr. ChristaFritzke, E-Mail: [email protected]

Europa-SprachenDie Universität Bayreuth organisiertzusammen mit regionalen Behör-den und Medien am 14. Oktober ei-nen Internationalen Tag der Fremd-sprachen und Kulturen. An diesemTag werden geboten: Informations-stände, Gesprächsrunden, kulturelleVeranstaltungen, Schnupperkurseund eine Party.

Zweieinhalb-Minuten-Schnupper-kurse im Lokalsender gibt es vom 8.bis 14. Oktober. Für ganz Nordbayernwird eine entsprechende Öffentlich-keitskampagne gestartet.

Koordination: Prof. Dr. Dr. h. c.Peter Rütger Wossidlo, E-Mail: [email protected]; Internet:uni-bayreuth.de

Sprachen mobil – Das Europa-SprachmobilEin „Europa-Mobil“ in Form einesLastwagens besucht zehn deutscheStädte (s. o.) und möchte die Bereit-schaft zum Erlernen von Fremd-sprachen erhöhen. Die Aktivitätenumfassen Fragespiele, Wettbewerbe,computergestütztes Sprachenlernenund beraten zu diesem Thema inder jeweiligen Region. Schlussver-anstaltung ist der Europäische Tagder Sprachen (26. September). DieWebseite des Projekts umfaßt audio-visuelle Berichterstattung über dieBesuche der o. a. Städte.

Koordination: Alexandra Angress,Euro-Schulen Organisation, Haupt-straße 23, 63811 Stockstadt, Tel.: +496027 41 88 73, Fax: +49 6027 41 88 10,E-Mail: AngressA- [email protected];Internet: www. eso.de BIBB

Internet-SuchtInternet-Sucht ist heutzutage keinEinzelfall mehr. Bei Betroffenennimmt die Online-Beschäftigungeinen wesentlichen Paltz im Lebenein. Ausschlaggebender Faktor istnicht nur die Zeit, die man Onlineverbringt, sondern auch die Be-deutung, die man dieser virtuellenWelt gibt. Nach einer Studie derBerliner Homboldt-Universitätsind von knapp 20 Millionen deut-schen Usern etwa 650 000 Inter-net-süchtig. Den typischen Inter-net-Süchtigen gibt es nicht. Nichtzutreffend ist die Auffassung, dassInternet-Abhängige scheu, intro-vertiert und kontaktgestört seien.Online-Sucht ist in Deutschlandnicht als Krankheit anerkannt undviele Ärzte und Psychotherapeutenkennen dieses Phänomen noch zuwenig. Etwas paradox: Der Vereinfür Online-Süchtige hat auch ei-ne Internetseite als Kontaktmög-lichkeit: www.onlinesucht.de.

Page 15: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

VLB-ONLINE

15akzente 07/01

CARLO E. POSSELT/MARTIN RUF

Anfang Mai fand in Fulda ein Presse-und Internetseminar unter der Lei-tung des VWL-Bundesvorsitzenden,Manfred Weinhold, und Presserefe-renten des Bundes, Helmut Hahn,statt. Zielgruppe waren Mitarbeiter/innen aus den Landesverbänden,die für die Presse-, Internet und Zeit-schriftenarbeit zuständig sind. Daszweitägige Seminar teilten sich HeikeSchmoll (FAZ) und Josef Kraus (DL)zum Thema Pressearbeit eines Ver-bandes und Johannes Münch undMartin Ruf zum Online-Auftritt vonLehrerverbänden.

Pressearbeit

Die nachfolgenden Ausführungengelten nicht nur für die Verbands-arbeit, sondern auch für die Öffent-lichkeitsarbeit beruflicher Schulen.

Heike Schmoll, FAZ-Redakteurin fürBildungspolitik und evangelischeKirche, und Josef Kraus, Präsident desDeutschen Lehrerverbandes, warendie Referenten des ersten Tages. Ineinem Rollenspiel interviewte derBildungspolitiker Josef Kraus dieRedakteurin Heike Schmoll über dieStellung der Bildungspolitik in denRedaktionen, Fehler der Verbands-vertreter bei der Pressearbeit undPersönliches. Auf diesem Wege er-fuhren die Anwesenden viel Interes-santes. Es gibt zumindest zwei Ge-meinsamkeiten zwischen Redakteu-ren und Lehrern: bei beiden Berufenfühlt sich die breite Öffentlichkeitberufen, deren Leistungen zu kom-mentieren, jeder meint es zu könnenund keiner erkennt die Professiona-lität, die dahinter steht. Als zweiteGemeinsamkeit zwischen den Be-rufen wurde entdeckt, dass auch dieRedakteure das Bedürfnis haben, et-was zu vermitteln.

Seit die Bildung in der Politikscheinbar wieder an Bedeutung ge-wonnen hat, ist auch in den Redak-

tionen der Zeitungen der Stellenwertder Bildungspolitik wieder gestiegen.Allerdings hat die Bildungspolitiknoch nicht den Stellenwert, der ihrgebührt, insbesondere die beruflicheBildung wird nicht angemessen be-rücksichtigt. Immerhin sind 70 Pro-zent der jungen Menschen im Sys-tem der beruflichen Bildung. EinGrund liegt in der gymnasialen Fixie-rung der Öffentlichkeit und der Re-daktionen. Ein weiterer Grund liegtdarin, dass das berufliche Bildungs-system überaus kompliziert und vonAußenstehenden schwer zu durch-schauen ist. Hier liegt eine wichtigeAufgabe der Verbände, den Journa-listen die Unübersichtlichkeit desgesamten Systems der beruflichenBildung näher zu bringen.

Die Lehrerorganisationen müssenin ihrer Öffentlichkeitsarbeit zweiAspekte vermeiden: „Jammern undStandespolitik“. Die Verbände müs-sen die Konsequenzen der Verlaut-barungen der KMK und Kultusminis-terien aufzeigen, kritisch kommen-tieren und spiegeln. Selbst wenn Be-rufsinteressen zu wahren sind, darfnicht die Interessenpolitik durch-scheinen, sondern auf einem Zwi-schenweg, zwischen Standes- undBildungsaspekt versteckt, muss dieInformation transportiert werden.Auf gar keinen Fall sollte ein Verbandin einer Pressemitteilung sich aufKosten eines anderen zu profilierenversuchen.

Abschließend wurde einige Emp-fehlungen für das Erstellen einerPresseerklärung erarbeitet:• Die Überschrift muss „allgemei-

nes“ Interesse wecken.• Der erste Nachrichtensatz muss

die wichtigste Information bein-halten.

• Die Aussagen sollen in Thesen-form erfolgen, keine Erörterun-gen geben.

• Die Presseerklärung muss so ge-schrieben sein, dass die Journa-listen sie vom Ende her kürzen

können.• Die wichtigsten Aussagen gehören

in die ersten 30 Zeilen (1 Zeilegleich 45 Anschläge).

• Die Statements müssen mit Stu-dien oder Zahlenmaterial belegtwerden.

• Die Zusammenarbeit mit anderenOrganisationen sollte in den Vor-dergrund gestellt werden.

• Positives ist zu vermitteln.

Das Wichtigste ist und bleibt aller-dings der persönliche Kontakt zu denJournalisten. Hier sollte versucht wer-den, einen langfristigen vertrauens-vollen Umgang aufzubauen und zupflegen.

Eine Aufforderung zur Selbstbe-schränkung beendete diesen Teil derVeranstaltung. Heike Schmoll warntevor einer Flut von Presseerklärungenan die Zeitungen. Der Erfolg wenigeraber aussagekräftiger Presseerklä-rungen sei größer. Auch von demVersenden der Presseerklärungenper E-Mail riet Frau Schmoll ab, daderen Flut im PC zur Unübersicht-lichkeit und Entmutigung der Re-dakteure führt.

Im zweiten Interview befragte dieRedakteurin Heike Schmoll nunmehrden Bildungspolitiker Josef Kraus.

Wie schon das erste Interview,beeindruckte auch dieses durch diegeschliffene Rhetorik der beiden Re-ferenten. Josef Kraus, mit dem Mutzu unkonventionellen Aussagen, fandhier in Heike Schmoll eine gleich-wertige Gesprächspartnerin. Die Teil-nehmer der Veranstaltung bekamenInterviews mit Witz und Geist undInformationen geboten, die ein Ge-nuss waren. Hierbei stellte sich her-aus, dass Josef Kraus es durch seinenBekanntheitsgrad und seine Freudean klaren Beschreibungen der Bil-dungspolitik nicht schwer hat, mitseinen Aussagen in die Presse zu ge-langen. Vielmehr fragt hier die Pressenach. Eine Strategie für diesen Erfolgkonnte Josef Kraus leider auch nichtvermitteln.

Verbandspressarbeit unter der Lupe:

VLB-online hinterlässt nachhaltig Eindruck

Page 16: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

VLB-ONLINE

16 akzente 07/01

Hieran schloss sich die Evaluati-onsphase an. Die Teilnehmer solltenanhand von Thesen Presseerklärungerarbeiten, die von Heike Schmoll undJosef Kraus redigiert wurden. Hierzeigte sich die Schwierigkeit dasTheoretische in die Praxis umzuset-zen und den Anforderungen der Re-ferenten gerecht zu werden.

Online - Auftritt von Verbänden

Der zweite Tag stand im Zeichen desInternets. Er begann mit unlösbarenProblemen des Internetzugangs.Doch die Referenten JohannesMünch und Martin Ruf bewältigtendieses Problem professionell. Daswar kein Verlust der Qualität des Vor-trages. Johannes Münch ging auf dietechnischen Anforderungen und Pro-bleme einer Homepage ein. Da derOnline-Auftritt des VLB anerkann-termaßen als sehr professionell gilt,stellte Münch den Internetbeauf-tragten und Pressereferenten am Bei-spiel von www.VLB-Bayern.de unterverschiedenen Gesichtspunkten dasbayerische Online-Konzept vor. Inden Kästen finden Sie dabei diewichtigsten Aspekte, die mit denTeilnehmern intensiv diskutiert wur-den. Martin Ruf stellte anschließendeine Verbindung zwischen Verbands-zeitung und Internetnutzung dar. DasInternet und die Zeitung schließen

sich nicht gegenseitig aus, sondernsind ergänzend zu nutzen. Ruf be-tonte, dass es wichtig ist, die Arbeitzu teilen. Der Zeitungsredakteur solltedie Weisungsbefugnis behalten, wasins Internet gestellt wird. Außerdemmuss er kontrollieren, ob die Seitehinsichtlich Aktualität gepflegt wirdund die eingehenden Kontakte auchbeantwortet werden. Auf der anderenSeite ist ein Mitarbeiter nötig, derdiese Seiten technisch betreut unddie Artikel ins Internet stellt. BeideVerantwortlichkeiten auf einer Schul-ter überfordern den Mitarbeiter.

Fazit

Die Veranstaltung war ein voller Er-folg. Sie gab nicht nur viele Anre-gungen, sondern hat durch ihrenPraxisbezug und die Mitarbeit derTeilnehmer sehr geholfen das Presse-handwerk besser zu verstehen. Be-sonders hilfreich war die Fülle vonErfahrungen, die nicht nur die Refe-renten, sondern auch der Bundes-vorsitzende Manfred Weichholt undder Pressereferent des Bundes, Hel-mut Hahn, an die Teilnehmer/innenweitergaben. Eine Anregung aus derVeranstaltung war die Einrichtungvon Regionalkonferenzen für dieBetreuer der Internetseiten, die dorttechnische Erfahrungen austauschenund Probleme erörtern können.

Ein Gedanke, der vielleicht auchvon den Schulen aufgenommen wer-den könnte, um deren Internetauftrittzu verbessern.

Der VLB wünscht

allen Kolleginnen

und Kollegen eine

erholsame Som-

merpause.

Warum Internet im Verband?• Mehr Nähe zu Mitgliedern• Öffentlichkeitsarbeit, Präsenz• Gewinnung neuer Mitglieder• Bildungspolitische Informati-

onsquelle

Historie vlb-bayern.de• Erstversion 1993/1994• Eigene Domain 1995 (DFN)• Erweiterte Dienste 1997• Ausbau 1999• Relaunch 2001

Konzept, Daten vlb-bayern.de• Ø 4000 Besucher (visits/Monat)• Verbandspolitisches Informa-

tionsangebot• Unterrichtsdienstleistungen• Kommunikation Bezirke, Kreise

Dienste vlb-bayern.de• Diskussions-Datenbank• Online-Terminkalender• Newsletter• Verzeichnis Ansprechpartner• VLB-akzente online• Suchmaschine

Page 17: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

17akzente 07/01

Landesverband

Meinungsbildung im Verband und die neuen MedienHANS KÄFLER

Für jeden Interessenverband ist esauf die Dauer lebenswichtig, die Mei-nung der Mitglieder zu berücksich-tigen und sie in grundlegende Ent-scheidungen mit einzubeziehen. DerVLB gewährleistet diese selbstver-ständliche Forderung unter anderemdurch seine demokratische Struktur.Dass dies trotzdem nicht immer zurZufriedenheit aller Mitglieder gelingt,belegen beispielsweise die einschlä-gigen Anträge bei Vertreterversamm-lungen. Das Problem scheint meinerAnsicht nach hauptsächlich im Be-reich der Kommunikation angesie-delt zu sein und hier liegt es nahe,sich von den neuen Medien Verbes-serungsmöglichkeiten zu verspre-chen. Bevor diese Möglichkeitenuntersucht werden können, ist je-doch notwendig die Art und Weise,wie der Vorstand des Verbandes zuseinen Entscheidungen kommt, vor-zustellen:

Zwischen den Vertreterversammlun-gen ist der Hauptvorstand das Ent-scheidungsgremium des Verbandes.Der Hauptvorstand tagt drei- bisviermal pro Jahr und gewährleistetdurch seine Zusammensetzung, dassüber die Bezirksvorstände die Mei-nung der „Basis“ eingebracht wird.Der Geschäftsführende Vorstand (GV)setzt die Entscheidungen des Haupt-vorstandes um und führt die laufen-den Geschäfte. Soweit die Satzung,wie sieht es nun aber in der Realitätaus?

Als Interessenverband und Standes-vertretung steht der Verband haupt-sächlich in Person des Landesvorsit-zenden in dauernden Verhandlun-gen mit dem Kultusministerium, mitAbgeordneten, mit Vertretern der du-

alen Partner usw. Er versucht imRahmen seiner Lobby-Arbeit, die In-teressen des Verbandes bei all diesenGesprächspartnern zu vertreten undwird natürlich auch um die Meinungdes VLB insbesondere zu bildungs-politischen Themen gefragt. Der Lan-desvorsitzende steht also im Schnitt-punkt der Informations- und Kom-munikationskanäle, verfügt über eineenorme Menge an formellen und vorallem informellen Daten, die ein-zeln nicht immer verwendbar, in ih-rer Summe mosaikartig jedoch mei-nungsbildend wirken. Aufgrund die-ses enormen Informationsvorsprungsdes Landesvorsitzenden und über dieregelmäßigen Sitzungen auch desGV verschiebt sich die Entschei-dungsebene zwangsläufig hin zumGV. Dies ist auch notwendig, da Ent-scheidungen nicht immer auf dienächste Sitzung des Hauptvorstandeswarten können. Auf diese Weise ent-stehen hin und wieder Situationenwie etwa bei der Entscheidung derabl zu den Faschingsferien. Hier warEile geboten, da die Anfrage des Kul-tusministeriums, Stellung zur Ein-führung dieser Ferienwoche zu neh-men, bereits durch einen Antrag imLandtag einen anderen Stellenwerterhalten hatte. Die in der abl ein-stimmig getroffene Entscheidungeine Presseerklärung gegen die Ein-führung der „Faschingsferien“ her-auszugeben, musste deshalb umge-setzt werden, bevor der Hauptvor-stand dazu Stellung nehmen konnte.

Diese Situation ist zugegebener-maßen unbefriedigend und es stelltsich die Frage, ob etwa über die mo-dernen Medien eine Meinungsbil-dung zu grundlegenden Fragen aufMitgliederebene innerhalb kurzerZeit herbeigeführt werden kann.Dabei versteht es sich von selbst, dass

seriöse Meinungsbildung eine fun-dierte Information voraussetzt. DasHauptinstrument dazu ist unsereVerbandszeitschrift. Hier ist auch diebeste Plattform gegeben, um mitglie-derwirksam unterschiedliche Stand-punkte zu Verbandsthemen auszu-tauschen und so in breiter Form zurMeinungsbildung im Verband beizu-tragen. Leider wird diese Möglichkeitin den letzten Jahren m. E. zu weniggenutzt.

Bei kurzfristigen Angelegenheiten istdie „Plattform“ VLB-akzente natür-lich zu langsam. Als Alternativenbieten sich hier Flugblätter, Wand-zeitungen oder möglicherweise auchE-Mails an. Die letzte Variante ist mitSicherheit am schnellsten, zu fragenist nur, an wen diese Mails verschicktwerden sollten, um den größtmög-lichen Adressatenkreis zu erreichen.Ein Versand an jedes einzelne Mit-glied ist derzeit wohl auch aus tech-nischen Gründen kaum möglich. Einerealistische Alternative dazu scheintmir jedoch der Kreis der Kontaktkol-legen an den Schulen zu sein. DieKontaktkollegen müssten dann dieVerteilung der Information und dieMeinungsbildung organisieren undwürden über diese Aufgabe ihre Rolleals Anlaufstelle an den Schulen fürverbandliche Themen stärken. Aus-serdem könnte die Verbandsarbeitan der Basis belebt werden.

Für den Rückfluss der Meinungenwürde ich unbedingt wieder auf dieOrganisationsstruktur des Verbandeszurückgreifen. Nicht nur, dass keinehrenamtliches Vorstandsmitglied inder Lage wäre die möglichen Flutenan E-mails zu bewältigen. Die Mei-nungsbilder der einzelnen Kontakt-kollegen müssten gebündelt werden,um ein regional gegliedertes Bild zuerhalten. Dies könnte eine wichtigeAufgabe der Kreis- und Bezirksvor-stände sein, die auf diese Weise auchein Meinungsbild ihrer Region er-hielten und auf dieser Basis im Haupt-vorstand mit entsprechendem Ge-wicht argumentieren könnten; undder geschäftsführende Vorstand er-hielte mit diesen regional struktu-rieren Informationen der Bezirksvor-stände eine zusätzliche Grundlage

Page 18: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

18 akzente 07/01

für seine Arbeit, die sicherlich die eineoder andere Irritation verhindernkönnte.

Schon die Tatsache, dass alle Vor-standsmitglieder ehrenamtlich tätigsind und damit nur einen begrenztenTeil Ihrer Zeit dem Verband widmen

können, wird verhindern, dass wir zueiner reinen Basisdemokratie kom-men. Dies ist auch satzungsmäßignicht vorgesehen. Andererseits kanndas Wissen über die Meinung derMitglieder zu bestimmten Themendem Vorstand in seiner Arbeit nurvon Nutzen sein. Nachdem wir über

die technischen Möglichkeiten ver-fügen, diese Vorschläge umzusetzen,sollten wir einfach einmal auspro-bieren, ob wir auf diese Weise denunvermeidlichen Abstand zwischenVorstand und Basis nicht etwas ver-ringern können.

Die Fachgruppen im VLB – Plattformfachlicher KommunikationWOLFGANG TOWARA

Zur traditionellen Jahrestagung tra-fen sich die VLB-Fachgruppenleite-rinnen und -leiter am 23. Juni 2001in Nürnberg zu einem Erfahrungs-und Meinungsaustausch mit demGeschäftsführenden Vorstand.

Landesvorsitzender HermannSauerwein betonte in seiner Einlei-tung den Stellenwert der Fachgrup-pen, die als zentraler Ort der fach-lichen Meinungsbildung wichtigesBindeglied zwischen den Mitgliedernund den Beschlussorganen seien.

Aktuelle Verbandsarbeit – derVLB gestaltet mit

Sauerwein und verschiedene Refe-renten berichteten über die aktuelleVerbandsarbeit und setzten folgen-de Schwerpunkte:• Durch die Altersstruktur der imDienst befindlichen Lehrer wird sichdie Lehrerversorgung an beruflichenSchulen in den nächsten Jahren dra-matisch verschlechtern. Der Verbandhat seit Jahren auf das Problem auf-merksam gemacht. Die geplante Ein-führung eines IT-Studiums in Nürn-berg/Erlangen wird zumindest indiesem Fachbereich die Situationverbessern.• Stellvertretender VLB-Landesvor-sitzender Hans Käfler berichtete überdie Themen Lehrerversorgung, Leh-rerbildung und das neue Einstel-lungsverfahren. Er betonte, dass Be-darf und Angebot an Lehrern in denverschiedenen Fachbereichen unter-

schiedlich sei. So werden zwar inElektroberufen Lehrer benötigt, esfinden sich aber wenig Studierendeim Fach Elektrotechnik mit Interesseam Lehrberuf. Abhilfe könnte eineverstärkte Werbung und vor allemdie geplante Einrichtung eines zu-sätzlichen Studienortes in Erlangen/Nürnberg bringen.

Im Bereich Lehrerbildung ist dieForderung des VLB die Beibehaltungdes grundständigen Lehramtstudi-ums, die Anhebung der Anwärterbe-züge und die Modernisierung vonStudium und Vorbereitungsdienst.• VLB-Referentin für Fachlehrerfra-gen Dorothea Helbig forderte, dassder Verband sich für einen schnellenUmbau des Staatsinstituts in Ans-bach zur Ausbildung von Fachleh-rern einsetzt. Sie führte weiterhin aus,dass die FL H/H-Ausbildung gemäßdes Landtagsbeschlusses vom 15.Februar 2001 Mängel aufweise, weilsie keine Berufspraxis beinhalte undstellte das Fachlehrermodell des VLBdagegen.

• Alexander Liebel, Referent für Bil-dungspolitik im VLB, referierte überdie Bildung von Kompetenzzentren,die Synergie- und Spareffekte bringensollen. Er erläuterte, dass ein Schul-ort, der nur aus Minderklassen (we-niger als 16 Schüler) besteht, nichtzu halten sei, wenn die entspechendeInfrastruktur fehle. Es müsse auchnicht eine Schulart komplett zusam-men sein, sondern eine vertikaleKompetenzbildung in Schulzentrenmit einem entsprechend attraktivenAngebot sei das Gebot der Stunde.

In der Diskussion wurde deutlich,dass in der Praxis die Beteiligten vorOrt zu wenig in das Entscheidungs-verfahren einbezogen werden. MehrTransparenz würde aber helfen, Ver-unsicherungen abzubauen und dieChancen, die Kompetenzzentren bie-ten, zu nutzen. Hauptziel muss auchsein, Vertrauen bei den Kooperations-partnern zu schaffen.• Als weiteres Thema wurde das neueEinstellungs- und Versetzungsver-fahren an der Berufsschule und derFOS/BOS angesprochen. Die Schu-len melden ihren Bedarf, die Regie-rung verteilt die Planstellen, die imInternet der KMK-Site veröffentlichtwerden. Die Referendare bewerbensich direkt an der Schule und derSchulleiter erteilt seine Zusage. Vor-

„Die vertikale Glie-derung von Kompe-tenzzentren ist dasGebot der Stunde“.Alexander Liebel,Referent für Bil-dungspolitik imVLB.

Page 19: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

19akzente 07/01

teile sind, dass die Vorstellungen derReferendare und Schulen berücksich-tigt werden können. Nachteilig ist,dass attraktive Standorte bevorzugtwerden und andere das Nachsehenhaben. In der Diskussion wurde be-tont, dass sich die Schulen in Rich-tung Unternehmen weiterentwickelnwerden und die beruflichen SchulenWegbereiter für diese Entwicklungsind.• Ein weiteres Thema waren dieLehrkräfte an Berufsfachschulen fürGesundheitsberufe, für die sich derVLB als Vertretung verstärkt einset-zen möchte. Der Bereich Studium-und Lehrkräfteangebot bei der Leh-rerausbildung an der TU Münchenwurde angesprochen. Dabei wurdekritisch angemerkt, dass bislang keineFachdidaktik angeboten wird.• Bei der Diskussion über die Mög-lichkeiten der Fachgruppenkommu-nikation über das Internet schlugKollege Gerhard Hacker vor, einePlattform im Internet zu schaffen,die einen Informationsaustausch er-

möglicht. Als Möglichkeit böte sich‚Quickspace’ an, wo man einem be-stimmten Kreis virtuelle Räume zu-gänglich machen und dort Informa-tionen und Material ablegen kann.

Weiterhin wurde angeregt, Mail-Listen mit Kontaktkollegen/Schul-arten etc. anzulegen, um den Infor-mationsfluss innerhalb des VLB zuvereinfachen.• Berthold Schulter, im VLB jetzt zu-ständig für die Senioren, referiertezum Thema Besoldungs-/Versor-gungsanpassungsgesetz und Ren-tenreform. Er gab einen Überblicküber den gegenwärtigen Stand derDiskussion und betonte, dass dieBeamten sich in den letzten Jahrenbereits an Sparmaßnahmen (z. B.durch ihren Beitrag zur Altersver-sorgung) beteiligt haben und des-halb z. B. bei der angedachten Sen-kung des Rentenniveaus von 70 auf67 Prozent scharfer Protest des Be-amtenbundes gefordert ist.

In der Diskussion wurde deutlich,dass die Kollegen verbittert darübersind, dass die erhöhte Dienstarbeits-zeit nicht zurückgenommen wurde.Durch Vorleistung ohne Gegenleis-tung sei jetzt ein Maß erreicht, andem sich Unmut im Kollegium breitmacht und die Motivation sinkt.

Die Fachgruppen im VLB – Zen-traler Ort der fachlichen Mei-nungsbildung

Die einzelnen Fachgruppen berich-teten von ihren Tätigkeiten in die-sem Jahr und sprachen verschiedeneProblemfelder aus ihren Fachberei-chen an.• Bruno Hemmert betonte, dass dieSchulpsychologie an beruflichen

Schulen schlecht ausgestattet sei.Der Verband solle sich für eine Ver-besserung der Situation einsetzen.• Alexander Liebel sprach die Betei-ligung von Lehrkräften an Berufsab-schlussprüfungen an. Er schlug statteiner Mehrarbeitsvergütung bei derMitwirkung eine Integration der Prü-fungen in den Unterrichtsauftrag mitentsprechender Freistellung vor.• Wolfgang Towara wies darauf hin,dass die Arbeit an der Zertifikats-prüfung in Englisch z. B. durch An-rechnungsstunden angemessen ge-würdigt werden sollte und bat denVorstand, sich für diese Forderungeinzusetzen.• Hansjörg Bosch, im VLB zuständigfür Fragen der FOS und BOS, bedau-erte die Kürzung von Stunden an dengenannten Schulen und betonte, dieEinsparungen würden sich mittel-fristig sehr negativ auswirken.

Die Teilnehmer waren sich einig, dassdie Öffentlichkeitsarbeit und Infor-mation der Fachgruppen verstärktwerden sollte und erörterten ver-schiedene Möglichkeiten der Verbes-serung. Betont wurde, dass die Fach-gruppen sich und ihre Arbeit im VLBakzente noch stärker präsentierensollten, damit alle Kolleginnen undKollegen von den Ergebnissen profi-tieren können.

Landesvorsitzender Sauerwein ver-band seinen Dank mit dem Appellan die Fachgruppenleiter, weiterhinso aktiv und konstruktiv für die Soli-dargemeinschaft tätig zu sein.

VLB-Seniorenvertre-ter Berthold Schulterspricht zu Fragender Besoldung, Ver-sorgungsanpassungund Rentenreform.

Bedauert die Kürzung von Unterrichtsstundenan FOS und BOS. Hansjörg Bosch, VLB-Referentfür die weiterführenden beruflichen Schulen.

„Zur Verbesserung der Kommunikation einePlattform schaffen“. Kollege Gerhard Hacker,Leiter des Arbeitskreises ‚Einzelhandelsberufe‘im VLB.

Page 20: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

20 akzente 07/01

Zweite Studienreise des VLB-Bildungs-und Förderungswerks nach China

REISEEINDRÜCKE VON

LOTHAR FISCHER

Erwartungsvoll starteten 93 Teilneh-mer von München und Frankfurt ausam 8. April zum Flug nach Shanghai,weniger zwar als vor zwei Jahrennach Peking, doch die meisten zumzweiten Mal dabei – ein Beweis fürdie Attraktivität des Angebots. Orga-nisationspartner war wiederum Geo-Tours.

Um es gleich vorwegzunehmen:Es war einhellige Meinung, dass dasheutige Chinabild sich eher in Shang-hai als in Peking spiegelt. Zwar führtan Peking kein Weg vorbei, da nurdort die mehrtausendjährige Ge-schichte dieses riesigen Reiches un-mittelbar spürbar wird. Aber dieganze Gewalt, mit der das bis nochvor wenigen Jahrzehnten eher abge-schottete Riesenreich den Konkur-renzkampf mit der übrigen Welt auf-nimmt, dies vermittelt Shanghai un-gleich eindrucksvoller. Erst hier wirddie ungeheuere Dynamik auf engs-tem Raume deutlich, beeindruckt derrasante Fortschritt den Besucher,sichtbar werdend an Straßen- undHochhausbauten ebenso wie an gutgekleideten, sehr gut verdienendenund entsprechend selbstbewusst auf-tretenden Scharen von Chinesen.

Das beginnt sofort bei der Lan-dung auf dem neuen Flughafen, derdurch Größe und Glanz erstaunen

lässt angesichts der großzügig ele-ganten Architektur, der gärtnerischaufwändig gepflegten Anlagen undder Autobahn, die den Gast in die fast40 km entfernte Stadt bringt – noch,denn schon in wenigen Jahren solldas bekanntlich der von Deutschlandgebaute TRANSRAPID übernehmen,der dafür nur 7 Minuten benötigenwird . Es steigert sich beim grandio-sem Blick von der 60 m hohen Auto-bahnbrücke auf den Huangpu undseine Seeschiffe und die zahllosenWolkenkratzer, die heute die Skylinevon Shanghai bilden. So richtig baffaber ist man erst, wenn der Bus sichdanach in die „größte Kreuzung derWelt“ einfädelt, wo sich die Stadt-autobahnen in sechs Stockwerkenunter- und übereinander schachtelnund man den Hochhäusern direkt indie oberen Stockwerke blicken kann.

Die chinesischen Reiseführer sindsich dieses Eindrucks bewusst, ent-gehen ihnen, die sie meist gutesDeutsch sprechen und sich sofortnach der Landung um die „Lang-nasen“ kümmern, doch die anerken-nenden Kommentare ihrer Gästenicht. Offenbar um deren Staunennoch zu verstärken und den häufigzu hörenden Vergleich, Shanghai seidas Paris des Ostens zu belegen, boten sie gleich für den erstenAbend für eine 25 Mark-Zugabe eine„Lichterfahrt“ durch die Stadt an.Besonders eindrucksvoll der Blick

vom „Bund“, der traditionellen Fla-niermeile am Ufer des Huangpu, wosich vom gegenüberliegenden, durcheinen Tunnel erreichbaren neu auf-strebenden Stadtteil Pudong aus u. a.der Fernsehturm und das 99-stöckigeGrand Hyatt Shanghai nicht nur fürden Fotografen sehr wirksam in Szenesetzen.

Die Tage brachten eine Fülle neuerEindrücke in und außerhalb der16,76 Millionen Metropole Shang-hai, die zwar weitaus weniger Histo-risches zu bieten hat als Peking, diesaber liebevoll präsentiert: den Tempeldes Jade Bhuddas, den historischenKern mit Teehaus und Yuyuan Gartenoder – zwar neu, aber in der Präsen-tation seiner historischen Exponatevom Feinsten – das Shanghai Muse-um. Dazu war Gelegenheit gegeben,in zahllosen Kaufhäusern westlichenZuschnitts Geld auszugeben, z. B. inder berühmten Nanjing Lu, Shang-hais Einkaufsstraße Nr. 1, beim Be-such einer Teppichknüpferei, einesSeide verarbeitenden Betriebes odereiner Teeplantage.

Chinesische Tradition boten zweiAusflüge ins ca. 80 km entfernte Suz-hou, das noch im 19. Jahrhundertweit wichtiger war als Shanghai undhöchsten Beamten als Wohnsitzdiente. Mit großspurig angelegtenHäusern und prachtvollen Gärtenwussten sie ihr Leben zu verschönen.Wie sehr, wurde augenfällig im herr-lichen 4 ha großen „Garten des be-scheidenen Beamten“, der in seinerVielfalt an Bäumen und Blumen in-mitten malerisch angelegter Teicheund brückenüberspannter Flüsschendie „Bescheidenheit“ in Frage stellte– und das nicht nur angesichts derwundervollen Bonsai-Sammlung.

Eine zweite Überraschung be-scherte der Zwei-Tage-Ausflug ins200 km entfernte Hangzhou, dasschon Marco Polo als „schönste Stadtder Welt“ bezeichnet haben soll, diedem Paradies gleichkomme. Die ca.zweistündige Zugfahrt bot interes-sante Ausblick in die vorüberziehen-de Landschaft und ließ auch für dasflache Land einen deutlichen Auf-schwung beim Lebensstandard er-kennen: rege Bautätigkeit, in beacht-lich schmucken Siedlungen schöneArchitektur ohne die früher im Osten

Page 21: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

21akzente 07/01

so häufige Billig- oder Plattenbau-weise.

Hangzhou selbst überraschte alleTeilnehmer mit einem hypermoder-nen Bahnhof, einem sauberen, mo-dernen Stadtbild mit breiten, sehrsauberen Straßen, in denen regesLeben pulsiert, die Leute gut geklei-det – kurz, durch ein China, dasssich in dieser Form wohl niemanderwartet hatte. Dazu die wunder-schöne Lage am sagenumwobenenWestsee, unweit dessen uns ein Ho-tel von beachtlichem Komfort Quar-tier bot.

Bei warmem Sonnenwetter ginges durch gepflegte Alleen hinaus anden Qiantang-Fluss zur 7 stöckigen„Pagode der sechs Harmonien“, diedurch Scheinarchitektur 13 Stock-werke vortäuscht. Malerisch überdem breiten Fluss gelegen ist siegleichzeitig Mittelpunkt für Modelleder berühmtesten Pagoden Chinas,die hier im Maßstab 1:10 bis 1:50 einen originalgetreuen Eindruck ge-ben von der Pagodenvielfalt diesesLandes. Im nahegelegenen Teedorf„Longjing“ = „Drachenbrunnen“ bil-deten Teepflückerinnen unter breitgerandeten Reisstrohhüten maleri-sche Motive, ließen aber gleichzeitigeine Ahnung aufkommen von derHärte dieser mühsamen Pflückerei.Die Teegewinnung wurde erläutertund mancher Kaufinteressierte er-kannte spätestens hier, warum für125 Gramm 50 DM zu berappen sind.Auch wenn Bilder wie das vom Be-such Elisabeth II. den edlen Wert des

hier wachsenden Grünen Tees unter-streichen, so bestärkte die ausge-dehnte Teeprobe doch manchen:Geschmack ist eben „Geschmacks-sache“.

Nachhaltig beeindruckte amnächsten Tag der „Tempel der Seelen-zuflucht“ uns Touristen wie die zahl-reichen buddhistischen Pilger. Er sollauf einen indische Mönch zurück-gehen, der 326 n.Chr. einen aus seiner Heimat hierher geflogenenBerg zu erkennen glaubte. Unzäh-lige Skulpturen von Buddha, seinenBegleitern oder Nachfolgern sind inFelswände gemeißelt und beein-drucken die Besuchermassen, diesich durch das Tal und anschließenddie drei Tempelhallen wälzen. Eigent-licher Anziehungspunkt ist ein la-chender Buddha aus dem 10. Jahr-hundert sowie ein fast 20 m hohesSakyamuni-Arrangement mit Gu-anyin, der Göttin der Barmherzigkeit.In einer riesigen Nebenhalle beein-drucken durch ihre Zahl und Phy-siognomienvielfalt 500 lebensgroße„Arhats“, Mönche, die ob ihres Le-benswandels oder ihrer Taten als„Heilige“ verehrt werden.

Reichlich 20 Teilnehmer ließensich am letzten Tage für 110 Mark zueinem weiteren Ausflug locken nachZhouzhuang, einem Fischerdorf in-mitten eines vielfältigen Kanalsys-tems, das seiner Abgeschiedenheitwegen erst vor wenigen Jahren vomTourismus entdeckt worden ist unddeshalb im Kern seine Ursprünglich-keit noch gewahrt hat. Ein uraltes

Dorfensemble mit originalgetreuerhaltenen Häusern aus vergange-nen Jahrhunderten säumen male-risch drapiert enge Kanäle, nebendenen sehr schmale Gassen den Zu-gang zu den Häusern ermöglichen.Der Lastentransport spielt sich aus-schließlich auf dem Wasser ab, woFrauen ihre Boote in der Art vene-zianischer Gondeln lenken, heuteallerdings befrachtet durch je 8 Tou-risten, die sich dieses Erlebnis nichtentgehen lassen wollen. Besucht wirdzudem das Haus von Zhou Di, dermit Salzschmuggel steinreich ge-worden, 1086 aus privaten Mitteln13 ha der Northern Song Dynastyspendierte. Doch Undank war offen-bar auch damals schon der Welt Lohn:Sein gewaltiger Reichtum weckte denNeid des Kaisers, der ihn ins Gefäng-nis steckte und den Besitz einzog.Noch heute kann sein mit 7 aufein-anderfolgenden Hallen außerge-wöhnlich aufwendiges Haus – nurdem Kaiser stand eine derartigePracht zu, wie die 9 Hallen in der„Verbotenen Stadt“ in Peking bele-gen – besichtigt werden, in originärerBauweise und bestückt mit den da-maligen Möbeln.

Und das tun alle. Spätestens hiermerkt man, dass in Zhouzhuang dietausendjährige Einsamkeit vorbei istund man sich im volkreichsten Landder Erde befindet: Mit uns wälzten,drängelten und schoben sich Tau-sende chinesischer und anderer Be-sucher durch die für solche Besu-cherströme viel zu engen Gassen,

Auf den Wasserstraßen von Zhouzhuang.

Am sagenumwobenen Westsee in Hangzhou.

Page 22: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

22 akzente 07/01

stets auf der Hut, nicht den Anschlusszu verlieren oder unfreiwillig in dertrüben Brühe des Kanals zu landen.Nun, es passierte nichts, das Ganzewar ein grandioses Erlebnis und seinGeld wert, und das nicht nur derleckeren Schweinshaxen wegen, dieals Spezialität des Dorfes zu Hun-derten in den zahllosen Geschäftenangeboten werden und dort mitgoldgelber Haut nach Art der Peking-

ente hungrigen Touristen das Was-ser im Munde zusammenlaufen las-sen. Sie schmeckten köstlich!

Fazit: Nach acht erlebnisreichen Tagen betraten nach 15stündigemFlug (mit Zwischenladung in Peking)alle Teilnehmer zwar müde, des mi-serablen deutschen Wetters wegenauch frierend, aber sonst wohlbe-halten und mit dem Erlebten wie

Gebotenen zufrieden wieder deut-schen Boden. Die vielfältigen Ein-drücke müssen sich erst „setzen“,und wenn die Fotos und Videos aus-gewertet sind und der schulischeAlltag wieder Besitz ergriffen hat,wird manches davon den Daheim-gebliebenen wenigstens zu einer Ah-nung verhelfen von dem, was ver-säumt wurde.

Bezirks- und Kreisverbände

PETER KLAMA/EDUARD RIGHI/JOSEF BEZOLD

Ca. 200 Oberpfälzer Berufsschulleh-rer und geladene Gäste folgten derEinladung des Kreisverbandes Re-gensburg zum „1. Oberpfälzer Berufs-bildungskongress“ und fanden sichab 9 Uhr im stilvollen Festsaal des„Leeren Beutel“ ein, um nach einem„pädagogischen Frühschoppen“ undden Grußworten dem Hauptreferatvon Prof. Rolf Dubs zu lauschen, deres wieder einmal verstand, seineZuhörer mit seinem ganz besonderenSchweizer Charme und mit einemnicht nur sehr klar strukturierten,sondern auch äußerst kurzweiligvorgetragenen Referat zu fesseln.Nach einer kurzen Pause mit einerkleinen Stärkung teilte man sich inzwei Gesprächsrunden zu den The-menkreisen „Kreativpädagogik“ und„Pädagogik & Bildungspolitik“ auf.Im Anschluss an das gemeinsameMittagessen konnte man sich imkulturellen Nachmittagsprogramm,das in Fortführung des parallelenVormittagsprogramms für Begleit-personen stattfand, für eine von dreialternativ angebotenen Veranstaltun-gen (Führung im fürstlichen Schloss„Thurn und Taxis“ – Stadtführung –

Besichtigung der Alten Kapelle) ent-scheiden. Jede der drei Veranstaltun-gen fand hervorragenden Anklangbei den Teilnehmern.

Auftakt

Der Bezirksvorsitzende Michael Bir-ner eröffnete den Kongress und stelltedie in der Öffentlichkeit viel zu we-nig diskutierten Besonderheiten derberuflichen Bildung dar:

An keiner anderen Schulgattung,so führte er aus, habe man ständigmit neuen Berufen, neuen Lehrplä-nen zu tun, erlebe wegen der dualenPartnerschaft mit den Betrieben sohautnah die rasante Entwicklung derKommunikationstechnik, sei einem

unentwegten Fortbildungsdruck aus-gesetzt, übernehme anerkannter-weise die Vorreiterrolle bei der inne-ren und äußeren Schulentwicklung,stehe vor der Aufgabe der Konzep-tion von Kompetenzzentren, geheeinem besorgniserregendem Leh-rermangel entgegen und sehe sichimmer mehr jungen Menschen ge-genüber, mit dem Anspruch auf einOptimum an Qualität und Vielfalt derBildungsangebote. „Wer hier, auswelchen Gründen auch immer, dieAugen verschließt, handelt unver-antwortlich.“

Auf die Kompetenzzentren einge-hend unterstrich der Bezirksvorsit-zende die Haltung des VLB. „Wo sichInhalte rasant ändern oder teuersteAusstattung nötig ist, da halten auchwir die Bündelung personeller undsächlicher Kompetenz für geboten.“Die Zahl der Parallelklassen allein seifür ihn aber noch kein Indiz für Qua-lität und Kompetenz und dem BegriffZentrum würden Parallelklassen al-leine noch nicht gerecht. „Unter ei-nem Zentrum verstehen wir auch dieVielfalt der Bildungsangebote untereinem Dach.“

Würde auch nur die Hälfte der bei

Berufsbildungskongress des Bezirksverbandes Oberpfalz in Regensburg:

„Berufliche Bildung – eine pädagogi-sche Herausforderung”

Der neue Bezirks-vorsitzende MichaelBirner (rechts) ver-abschiedet seinenVorgänger LotharFischer.

Page 23: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

23akzente 07/01

uns ausgebildeten Berufe an be-stimmten einzelnen Schulen gebün-delt, seien Tausende von Schülernin der Oberpfalz zu teilweise sehr wei-ten Schulwegen gezwungen, würdenbestehende Kooperationen mit Be-trieben zerstört werden, wären mas-sive Eingriffe in die über viele Jahregewachsenen und mit viel Engage-ment gepflegten Strukturen unsererSchulen unvermeidlich. Diese Kon-sequenzen seien bekannt, sie seienweitreichend und machten uns deut-lich, dass hier mit Augenmaß zu han-deln sei.

„Wie in der Vergangenheit so wer-den wir auch künftig aus Verantwor-tung für die Zukunft unserer Kinderund Gesellschaft mithelfen, die rich-tigen Antworten auf drängende Fra-gen zu finden.“

Im Anschluss wurde dem bisheri-gen Bezirksvorsitzenden Lothar Fi-scher für sein langjähriges Engage-ment für die Belange des Verbandesmit großem Beifall die Ernennungs-urkunde zum Ehrenbezirksvorsit-zenden überreicht.

In seinem Grußwort würdigte derSchulreferent der Stadt Regensburg,Bürgermeister Gerhard Weber, dieberuflichen Schulen und ihre Lehr-kräfte: „Wie in keinem anderen Be-reich schulischer Bildung müssenbesonders die Lehrkräfte an den Be-rufsschulen unmittelbar auf die tiefgreifenden Strukturveränderungenin Wirtschaft und Beschäftigungs-system sowie auf die rasante techni-sche Entwicklung reagieren. Diesepermanenten fachlichen und päda-gogisch-didaktischen Herausforde-rungen prägen das Profil der beruf-lichen Schulen und das Berufsbildihrer Lehrerinnen und Lehrer. DieLeistungsfähigkeit der Berufsschulesteht und fällt deshalb mit ihrenLehrkräften. Ihre hohe Qualifikationist unumstritten und dennoch müs-sen sie sich alle ständig der Forderungnach Innovation und Qualitätsver-besserung stellen.“ In seinem Schluss-wort fügte er dem Motto der Tagungnoch ein Zitat von Hartmut von Hen-tig als „Untertitel“ hinzu: „Damit et-was neu werde und damit es in die-ser Welt Bestand habe, muss es radi-kal gedacht und behutsam gemachtwerden.“

Professor Dr. Rolf Dubs: „Irrwege modernistischerPädagogik“

Prof. Dubs ging in seinem Referat vonseiner Sorge über die „Pendelschlägein der Pädagogik„ aus. Wenn manimmer nur die Nachteile der z. Z. vor-herrschenden pädagogischen Rich-tung thematisiere, führe dies zu ei-nem Pendelschlag in der Pädagogik,wobei bei der neuen Richtung dannzunächst nur die Vorteile wahrge-nommen würden. Solche Extremeseien natürlich wichtig für den wis-senschaftlichen Fortschritt, jedochdürfen diese Pendelschläge nichtständig aufeinanderfolgen, da sie Ver-unsicherung und Belastungen in dieSchule trügen. Vieles, was da aus derWissenschaft und der Politik käme,sei nur beim ersten Hinsehen über-zeugend. Vergessen werde allzu oftdie Schwierigkeit bei der Umsetzungin der Realität mit der problembe-hafteten Belastungssituation derLehrkräfte. Dubs fordert die Lehrerund die Schulverwaltungen bis hin-ein ins Kultusministerium auf demZeitgeist bloßer Modernismen zuwiderstehen. Dies alles trage nur neueBelastungen in den Unterricht.

In seinem Vortrag stellte Prof. Dubsfünf Problemkreise vor, die verant-wortlich für diese Pendelschlägeseien:1. Subjektorientierung und Belie-

bigkeit der Lerninhalte.2. Lernen für und durch die Lebens-

wirklichkeit.3. Selbstbestimmtes und selbstre-

guliertes Lernen.

4. Defunktionalisierung der Lehr-person und des Lehrens.

5. Vom individuellen zum koopera-tiven Lernen.

Das Reagieren der Schulen auf neueLebens- und Wirtschaftssituationensei natürlich notwendig, aber ebennur mit Augenmaß und ohne gleichdas Altbewährte über Bord zu werfen.Es müsse ein Sowohl-als-Auch geben:Lehrerzentrierten neben schülerzen-triertem Unterricht, Frontal- nebenGruppenunterricht, Einzel- nebenTeamarbeit, Noten neben Wortgut-achten. Das Übel stecke in der Sim-plifizierung und oft auch Dogmati-sierung der im Keim oft richtigenneuen wissenschaftlichen Erkennt-nisse. Für „grundfalsch“ hält es Dubs,immer mehr auf systematische Wis-sensvermittlung und entsprechendeLehrpläne und feste Lernorte zu ver-zichten, um so zu mehr Subjekt-orientierung und damit selbstbe-stimmtem Lernen kommen zu wol-len. Der Pädagogikprofessor nenntes „den größten Irrtum der Päda-gogik“, ohne strukturierte Lehrpläneund geeignete Inhalte auskommenzu wollen. Dubs: „Man kann nichtalles an allem lernen.“ Richtig seivielmehr, dass nur der selbstbestimmtund dann ein Leben lang lernenkönne, dem ein Basiswissen vermit-telt und ein System beigebracht wor-den sei, sich Wissen anzueignen. Indiesem Licht gesehen, werde derLehrer weiterhin die zentrale Rollein der Wissensvermittlung spielenund nicht zum bloßen Moderatoreines von der Gruppe gesteuerten

Prof. Dubs wie wirihn kennen: kompe-tent, überzeugendund temperament-voll.

Page 24: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

24 akzente 07/01

Lernprozesses werden. Andererseitsmüsse es das Ziel jeder Lehrtätigkeitsein zur Selbständigkeit bei der Wis-sensaneignung zu erziehen. Das gehe aber nur in einem allmählichenProzess. Das gelte auch für Lernfor-men im Team. Nur wer selbst eineWissensbasis habe, sei zur Teamar-beit fähig. Auch das Lernen am PCeröffne eigentlich keine neue Dimen-sion. Dubs bringt es auf den Punkt:„Wer nichts weiß, kann auch nichtssuchen. Ohne Grundlagenwissenkommen wir auch mit den neuenMedien nicht zurecht. Leute ohneWissensstrukturen können auchnicht kreativ sein.“ Vor einer Schuleder Beliebigkeiten warnt der Schwei-zer und fordert gleichzeitig Ausrich-tung des Schulgeschehens auf dieLebenswirklichkeit der Schüler. Je-doch werde Lernen als bloße Lustschöne Illusion bleiben. Ohne Arbeitgäbe es halt kein Wissen.

Workshops

Kreative Aspekte der Unterrichts-arbeitNach dem Referat und der anschlies-senden Diskussion befasste sich derWorkshop I unter der Leitung derKollegen Gerhard Achatz und Jo-achim Pellizzari von der StädtischenBerufsschule III Regensburg mitkreativen Aspekten der Unterrichts-arbeit.

Gerhard Achatz zeigte sein Projekt„Gründung eines Unternehmens“auf. Dabei stellte er vor, wie er dieZielsetzungen:• Vermittlung von Schlüsselqualifi-

kationen;• projektorientiertes und interdis-

ziplinäres Lernen und• Heranführen von Schülerinnen

und Schüler an unternehmeri-sches Denken und Handeln

im Unterrichtsablauf umsetzte.

Beispiele wie auch kleine Unterrichts-sequenzen durch Kreativität gewin-nen, stellte Joachim Pellizzari u. a. mitseiner Ergebnissicherung nach demModell der Quizshow „Wer wird Mil-lionär“ vor. Umfangreiche Wissens-gebiete können so z. B. für eine Vor-bereitung auf eine Schulaufgabe inangenehmer Atmosphäre aufgefrischt

werden. Neben Verfestigung desFaktenwissen, so der Referent, wirdauch bei den Schülern die Kommu-nikations- wie auch die Koopera-tionsfähigkeit erhöht.

Pädagogik und Bildungspolitik Der Workshop II hatte als Schwer-punkt das Zusammenwirken vonPädagogik und Bildungspolitik. AlsGesprächsleiter standen AlexanderLiebel, der Referent für Schul- undbildungspolitische Fragen im VLB,Josef Bezold, Schulleiter der kauf-männischen Berufsschule III in Re-gensburg und Heribert Mohr, von derberuflichen Schule in Schwandorfbereit.

Berufliche Schulen moderner Prä-gung verstehen sich heute als Dienst-leistungsunternehmen, die sich „kun-denorientiert“ in das Wirtschaftsle-ben und die Gesellschaftspolitik einerRegion einfügen. Sie sollen unserejungen Menschen fit machen fürihren beruflichen und persönlichenWerdegang. Neben der fachlichenAusbildung hat die menschlich-ethische Bildung einen hohen Stel-lenwert. Als Berufsbildungszentrenleisten sie dadurch einen wesent-lichen Beitrag zur Stärkung des je-weiligen Wirtschaftstandortes.

Unsere Berufsschulen braucheneine bessere Wahrnehmung vonaußen. Im Rahmen der moderneSchulentwicklung bieten sich vieleMöglichkeiten unser Schulprofilstandortspezifisch deutlich zu ma-chen. Kreativität, Innovationsfähig-keit und Mut zum offenen Dialog mitallen an der Ausbildung Beteiligtensind dafür notwendig.

Von Kommunen und Staat for-dern wir nicht nur Lippenbekennt-nisse für eine Aufwertung der beruf-lichen Bildung, sondern auch eineentsprechende personelle und ma-terielle Unterstützung. Der Vortragvon Professor Rolf Dubs gab unsneue Schubkraft und neuen Mut,die Weichen für die Zukunft der be-ruflichen Bildung richtig zu stellen,so Josef Bezold, der Moderator desWorkshops.

Alexander Liebel erläuterte in sei-nem Eingangsstatement fünf Pos-tulate zur aktuellen Pädagogik undBildungspolitik:

1. Berufliche Schulen sind wichtigeStandortfaktorenStädte, Gemeinden und Landkreisebrauchen für die wirtschaftliche Ent-wicklung berufliche Schulen, die indas schulische und wirtschaftlicheNetzwerk eingebunden sind. Sie lie-fern nicht nur Nachwuchs für die je-weilige Wirtschaft eines Raumes,sondern sind auch wichtige Arbeit-geber und Auftraggeber. Ein Berufs-schulstandort ist ein bedeutenderZentralitätsfaktor, der einen erheb-lichen Einfluss auf die staatlichenZuwendungen für einen Ort hat.

2. Die Sachausstattung muss demStandard der Wirtschaft entspre-chenModerne Technik wie CNC gesteuerteMaschinen, Computer gestützterUnterricht und multimediale Präsen-tation zur Vermittlung von Lernin-halten und Informationen sind heuteParameter einer gut ausgestattetenberuflichen Schule. Nur wenn unserejungen Menschen an der Berufs-schule über Arbeitsmittel verfügen,die den Anforderungen der täglichenArbeitswelt genügen oder in man-chen Bereichen sogar darüber hin-ausgehen, werden sie Freude habenund motiviert sein. Als kundenori-entierte Dienstleister sind wir nichtnur interessiert, dass die Wirtschaftunsere sozial- und fachkompetentenLehrer anerkennt, sondern auch da-ran, dass die technische Ausstattungunserer Schulen dem Level der regio-nalen Wirtschaft entspricht.

Zur nachhaltigen Finanzierungdieser Ausstattung müssen wir unsin Zukunft intelligentere Nutzungs-konzepte moderner Technik undMedien überlegen.

3. Kompetenzzentren entstehennicht auf dem Reißbrett„Quantität erleichtert Qualität“, soein „Schlagwort“ in der Diskussionum die Bildung neuer Kompetenz-zentren. Für die Gegner dieses Kon-zeptes ist dies der „Totenschein“ fürdie kleineren Berufsschulen. Sie se-hen in KOBAS und Kompetenzzen-tren einen Widerspruch. Beide Wegewird es in der Zukunft aber gebenmüssen, sowohl dezentrale Lösun-gen für bestimmte Berufe – unum-

Page 25: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

25akzente 07/01

stritten sind Metzger, Bäcker, Ver-käufer o. ä. – als auch zentrale Be-schulungen für sehr anspruchsvolleBerufe wie Steuerfachangestellte,IT-Berufe, Mechatroniker o. ä. AuchBerufsbereiche, die einen sehr hohenFinanzbedarf für die Ausstattunghaben, werden aus Gründen einesverantwortlichen Umganges mitimmer knapper werdenden öffent-lichen Mitteln nach zentralen Wegenrufen. Ein wichtiger sozialer Aspektist die dauerhafte Leistungsfähigkeitunserer Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter. Wir können es uns aus ge-sundheitshygienischer Sicht nichtleisten unsere Mitarbeiter in einemSpannungsfeld zwischen schwieri-geren jungen Menschen und sichständig rascher ändernden Lernin-halten zu „verheizen“.

Um die Berufsschulen, die ört-liche Wirtschaft und die kommuna-len Mandatsträger behutsam auf dieEinrichtung von Kompetenzzentrenvorzubereiten, sollten keine über-eilten Schritte getroffen werden. Ein„weiter so“ wie bisher wird es in Zu-kunft aber nicht geben. Das lebt unsdie Wirtschaft vor, das fordert einverantwortungsvoller Umgang mitSteuergeldern und last not least un-ser Vertrauen in eine „zukunftsfähigeJugend“.

4. Berufliche Schulen brauchenNachwuchsPersonalentwicklung war bisher anstaatlichen beruflichen Schulen ein„Fremdwort“ und deshalb kaummöglich. Auch die Leitungsgremiender Schulen waren darauf nicht vor-bereitet. Vom Ministerium und nach-rangig von den Regierungen wurdenLehrkräfte zugewiesen, oft nicht mitdem Profil, das man vor Ort brauchte.Einige bayerische Großstädte miteigenen beruflichen Schulen hattenbisher als „Einstellungsbehörde“ ei-nen Vorteil. Nun hat der Staat dieEinstellungsverantwortung im Rah-men der modernen Schulentwicklungfür eine eigene Profilfindung der Be-rufsschule an die Schulleiter über-tragen. Wir begrüßen diese Entwick-lung. Das Kultusministerium ist da-mit nun meist schneller und flexiblerals die Kommunen, welche die Be-werber durch komplizierte Einstel-

lungsgremien „schleusen“.Die jahrelange Warnung vor dem

Lehrerberuf, die nicht vorhandenePersonalbedarfsplanung, das Nicht-beachten langfristiger demographi-scher Gegebenheiten und die relativstarren universitären Ausbildungs-zyklen haben dazu geführt, dass esheute und auch in mittelfristigerZukunft, in den meisten Berufsbe-reichen zu einem bisher kaum ge-kannten Lehrermangel kommen wird.

Die Auswirkungen werden erstdann wirklich gravierend sein, wennder „Schülerberg“ in den nächstenJahren auf die beruflichen Schulenzukommen wird.

Ein weiteres Manko der qualitati-ven Lehrernachwuchsversorgung ist,dass die Universitäten für die mo-dernen IT-Berufe nicht die entspre-chende Lehrerausbildung anbieten.Wir erwarten uns eine flexiblere undschulpraxisgerechtere Nachwuchs-ausbildung von den Hochschulen,als sie bisher war.

Die Forderungen der Workshop-teilnehmer:• Deutliche Verbesserung des Be-

rufsschullehrerimages durch ent-sprechende Öffentlichkeitsarbeitdurch Wirtschaft, Ministeriumund Politik.

• Gezielte Werbemaßnahmen in denMedien zum Wert der beruflichenSchulen für den Wirtschaftsstan-dort Bayern oder die Region Ober-pfalz.

• Langfristige Personalnachwuchs-planung.

• Stärkere Verzahnung von Hoch-schulen und Schulpraxis, damitder spezifische Lehrernachwuchsrelativ elastisch an die Anforderungder Berufsschulen und der Wirt-schaft angepasst werden kann.

• Moderne, permanente Fortbil-dungskonzepte in einer sinnvollenKombination innerhalb und aus-serhalb des Schulbetriebes.

• Fortbildungszeitkontingente alsgrundsätzlicher Bestandteil derUnterrichtspflichtzeit.

• Anhebung der völlig unzureichen-den Finanzmittel für die Lehrer-fortbildung im staatlichen Bereich.(Im Gegensatz sei hier die StadtRegensburg als positives Beispiel

angeführt, die recht gute Seminareauch für Lehrer im Rahmen derstädtischen Fortbildungen an-bietet.)

• Ein modernes Personalentwick-lungskonzept und Personalma-nagement für Führungskräfte anberuflichen Schulen.

5. Schulentwicklung braucht Frei-räumeDie derzeitigen Ansätze der moder-nen Schulentwicklung sind vielver-sprechend. Berufsschulen erhaltenFreiräume für ein eigenes Schulprofil,mit eigenen freien Stundenkontin-genten und eigener Budgetverant-wortung. Dies lässt kreativen und in-novativen Kräften ausreichende Spiel-räume für die Ausgestaltung einerregionalspezifischen Berufsschule,die den Anforderungen der Kunden– Schüler, Eltern und Wirtschaft –gerecht wird. Schulleitungen undLehrkräfte einer Schule haben es nunselbst in der Hand engere Dialogezwischen Schule und Betrieb zu füh-ren und die Anerkennung als gleich-wertige Partner auszubauen. DieBudgetschulen können auf der Suchenach eigenen Finanzquellen Räume,Technik und Personal „vermarkten“und erschließen sich individuelleHandlungsfreiheit. Ein Schulklima,das von diesen Freiräumen Gebrauchmacht, wird getragen von einer hohenVertrauens- und Kommunikations-kultur, in dem Beraten, Helfen undMotivieren im Vordergrund stehenund Kontrolle nur auf das Notwen-dige beschränkt ist.

Ko-Moderator Heribert Mohr riefzu einer gemeinsamen Verantwor-tung auf. Es werde kein „entwederoder“ geben, sondern vielmehr eingemeinsames „sowohl als auch“ ineiner sich wandelnden Berufswelt.Wir Berufspädagogen haben einenganzheitlichen Bildungsauftrag, wirvermitteln nicht nur Fachwissen,sondern erfüllen unseren Verfas-sungsauftrag mit einer Bildung vonKörper Geist und Seele.

Page 26: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

26 akzente 07/01

KV Oberfranken-Nordost

Mitgliederversammlung

Gerammelt voll – sozusagen bis aufden allerletzten Platz – war das Ne-benzimmer im Hotel Schmidt in Selb,als die Mitgliederversammlung un-seres Kreisverbandes stattfand. Lages daran, dass wir mit Ingrid Heck-ner – Hauptpersonalrätin und stell-vertretende VLB-Landesvorsitzende –nicht nur eine hochkarätige, sonderndarüber hinaus auch charmante Re-ferentin eingeladen hatten, war esvielleicht auch das Bedürfnis unse-rer Lehrerkollegen/innen, nach lan-gen Wintermonaten wieder einmalzusammen zu kommen und sich aus-zutauschen? Wie auch immer – wirerlebten einen interessanten sowieauch kurzweiligen Abend.

Themenbereiche anzusprechen,die uns Berufsschullehrer derzeit sehrbeschäftigen, ja zum Teil große Sor-gen machen, Probleme aber auch auf-zugreifen, die speziell uns in Nord-ost-Oberfranken schwer am Herzenliegen, war unser großes Anliegen.So verwunderte es auch weiter nicht,dass unser KV-Vorsitzender, AlfredErnst, sofort nach der Begrüßung dieThemenbereiche kurz anriss undIngrid Heckner in ihrem Referat so-dann jeweils entsprechend Stellungdazu bezog.

„Welche Richtung schlägt die be-rufliche Bildung in Bayern künftigein?“ Unter diesen Leitgedankenstanden nun die nachfolgenden Aus-führungen bzw. Diskussionsbeiträge.

Da ging es zunächst einmal umdie Kompetenzzentren, deren Schaf-fung bayernweit bis zum Jahr 2008vollzogen sein soll und von welchenman sich nicht nur eine Qualitäts-verbesserung der beruflichen Bil-dung verspricht, sondern darüberhinaus auch eine wenigstens par-tielle Kompensation des zunehmenddrängender werdenden Lehrerde-fizits auf Grund des künftigen Weg-falls einzügig geführter Abteilungen,wobei jedoch die damit verbundeneWahrscheinlichkeit von zwangsläu-figen dienstlichen Versetzungen nichtverkannt werden darf.

Einen breiten Raum nahmen auchdie neu geschaffenen Versetzungs-

richtlinien ein, deren zweifelloser Vor-teil darin liegt, dass jeder Schulleiterkünftig Lehrkräfte nach dem jewei-ligen Anforderungsprofil einstellenkann. Andererseits besteht jedochkünftig die Gefahr, dass Lehrkräfteverstärkt in attraktivere Gegendenabwandern könnten, was regionalsodann massive Lehrerversorgungs-engpässe mit sich bringen würde.Gleichzeitig müssten sich allerdingsdie Schulleiter für ein angenehmesArbeiten an der jeweiligen Schulestark machen.

Das Problem Lehrerversorgung istund bleibt wohl ohnehin ein Sorgen-kind speziell unserer Region, wes-wegen diesem Bereich besondereAufmerksamkeit gewidmet wurde.Die rege, teils leidenschaftlich ge-führte Diskussion der Stichpunkte„mobile Reserve an beruflichen Schu-len“, „Arbeitszeitkonto“, „Erhöhungder Attraktivität des Lehramts an be-ruflichen Schulen“, „Sofortmaßnah-men zur Behebung von Engpässenbei der Lehrerversorgung“, wie z. B.das „Einstellen von Diplom-Ingeni-euren aus IT-Berufen in bestimmtenRegierungsbezirken“, etc., sollen be-kunden, wie sehr gerade diese Pro-blematik die Gemüter unserer Lehr-kräfte bewegt.

Dabei sollte nicht außer Acht ge-lassen werden, dass in keinem an-deren Beruf so starke ununterbro-chene Konzentration (6 Stunden undmehr am Tag) gefordert ist, wie ge-rade beim Lehrer an beruflichenSchulen.

Das Thema Faschingsferien wurdesehr kontrovers diskutiert, da mit denFaschingsferien die flexiblen Ferien-tage als Ersatz verwendet werden.Die Mitglieder Reinhard Burger,

Uwe Espig, Willi Merkel, Ernst Wag-ner, Günther Dreßel, Robert Fischer,Hans Hofer, Klaus Juhl, Reiner Korn-müller, Andreas Reinlein, KlausSchnabel, Helga Rostek, ReinhardVogel, Clemens Weiß, Thomas Meh-ringer und Hans Rosenberger wur-den zum 25-jährigen VLB-Mitglieds-jubiläum geehrt. Peter Huber

KV Nürnberg

Mitgliederversammlung

„Wenn man einen Berg erklommenhat, sieht man zunächst nichts an-deres als weitere Berge“, mit diesemSatz von Nelson Mandela umriss inder Mitgliederversammlung des KVNürnberg der Vorsitzende NorbertSchammann die Situation des neuenVorstandes, der seit einem Jahr imAmt ist. Die Vorhaben, die der Kreis-vorstand angehen möchte, sind je-doch nur erfolgreich durchführbar,sind nur durchsetzbar, wenn sich dieMitglieder aktiv beteiligen und ihreErfahrungen, Anregungen und ihreKontakte einbringen. Probleme bzw.Aufgaben, die der KV im kommen-den Jahr angeht, werden sein: die Sicherung des Lehrernachwuchses(hier hat der KV bereits begonnen inden Gymnasien gezielt auf den Lehr-beruf an beruflichen Schulen hinzu-weisen), mögliche Veränderungender beruflichen Schulen durch dieweitere Bildung von Kompetenzzen-tren und vor allem die Vorbereitungauf die Personalratswahl im kom-menden Jahr. Im Hinblick daraufwurde zu Bereitschaft zur Kandi-datur aufgerufen, denn zu besetzen

Bei der Ehrung derJubilare (von links):KreisvorsitzenderAlfred Ernst, Bezirks-vorsitzende Dr. An-gelika Rehm, die Ju-bilare Robert Fischer,Reinhard Vogel unddie stellvertretendeLandesvorsitzendeIngrid Heckner.

Page 27: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

27akzente 07/01

Diskutierten enga-giert die NürnbergerProbleme (von links):Barbara Regitz(CSU), AlexanderLiebel (VLB), BrigitteWellhöfer (Bündnis90/Die Grünen) undHorst Förther (SPD).

sind Personalräte an der Basis, in derStufe und im Gesamtpersonalrat derStadt Nürnberg. Um den Mitgliedernihr Engagement zu erleichtern, wiesder Kreisvorsitzende darauf hin, dassdie Arbeit im Personalrat interessant,abwechslungsreich ist und einen Blicküber den „Tellerrand“ ermöglicht.

In einem kurzen Rückblick erin-nerte der Norbert Schammann anverschiedene Veranstaltungen desKreisverbandes, z. B. an die Informa-tionsveranstaltungen zu Auswirkun-gen der Strukturreform im beruf-lichen Schulwesen an B6 und B11,über das Schulentwicklungskonzeptan B3 oder den angewandten Um-welt- und Klimaschutz an der B1 mitder Kraft – Wärmekoppelung imschuleigenen Blockheizkraftwerk. DieHerbstwanderung des VLB in Ambergunter Leitung des Kollegen HeinerHacker fand bei herrlichem Wetterstatt und das Jahr endete mit einemHighlight, der Jahresabschlussfeiermit Ehrungen langjähriger Mitglie-der und einem Kulturprogramm mitGünter Stössel: „Nürnberg EnglishSpoken“ im „Bratwurströslein“.

An dieser Stelle dankte der Kreis-vorsitzende allen Kontaktkollegenund Aktivisten, die den Vorstand tat-kräftig unterstützt haben.

Nach dem Bericht des Schatz-meisters, der über die finanzielle Situation des KV eine positive Bilanzziehen konnte, leitete Kollege Alex-ander Liebel zum Höhepunkt desAbends über, der Diskussionsveran-staltung mit den bildungspolitischenSprechern der im Stadtrat vertrete-nen Parteien.

Wie in den letzten Jahren stelltensich den Fragen der VLB-Mitgliederfür die CSU-Fraktion, Stadträtin Bar-bara Regitz, für die SPD-Fraktion,

Stadtrat Horst Förther, für das Bünd-nis 90/Die Grünen, Stadträtin BrigitteWellhöfer. Die Diskussionsleitungübernahm Alexander Liebel in ge-wohnter Manier.

Vier Themen beherrschten denAbend:• Fortbildung der Lehrkräfte im

DV-Bereich;• Leistungsprämien;• Sicherung des Lehrernachwuchses;• Sicherung der finanziellen Aus-

stattung der beruflichen Schulen.

Als Konsequenz der realisierten DV-Ausstattung an den Nürnberger be-ruflichen Schulen stellte Förther dienotwendige Weiterbildung der Lehr-kräfte in den Vordergrund. Er gingdavon aus, dass das PädagogischeInstitut (PI) dies erfolgreich realisie-ren könne. Auf den Sparzwang an-gesprochen ging er davon aus, dassim Schulbereich nicht mehr weitergespart werden kann und darf.

Brigitte Wellhöfer stellte fest, dassin den letzten Jahren immer ungefährgleichviel für die städtischen beruf-lichen Schulen ausgegeben wurde,die Stadt sollte jedoch vom LandBayern mehr finanzielle Mittel fürihre Schulen bekommen. Die Grünenunterstützten grundsätzlich die For-derung nach der Gewährung vonLeistungsprämien und der Einstel-lung von Systembetreuern, beson-ders für die Wartung der DV-Anlagen,doch gäbe es wegen der Finanzlageder Stadt kaum Spielraum. Wegen dessehr hohen Anteils an Jugendlichenin Nürnberg, die ohne Schulabschlussvon der Schule abgehen und dannzunächst in ein tiefes „beruflichesLoch“ fallen, müssen die beruflichenSchulen sachlich und personell wei-

ter ausgebaut werden, um diese Ju-gendlichen aufzufangen.

Dass die Bildungslandschaft sodifferenziert wie möglich sein muss,um die Leistungsfähigkeit jedes ein-zelnen Schülers zu unterstützen, istfür Barbara Regitz eine dringendeNotwendigkeit. Deshalb setzt sich dieCSU-Fraktion für den Erhalt derMeisterschulen, der Fachschulen undder BVJ-Klassen ein. Auch sie gehtdavon aus, dass die Leistungsprämiedurchgesetzt wird.

Auf die Problematik des Lehrer-nachwuchses angesprochen, wiesStadtschuldirektor Dr. Wolz auf denbereits akuten Lehrkräftemangel ineinigen Berufsfeldern hin, z. B. imDruckbereich und bei den Handels-fachpackern. In einigen Jahren, wennallein an Nürnberger beruflichenSchulen mehr als 400 Lehrkräftepensioniert werden, zeichnet sichein bedrohlicher Mangel in fast al-len Bereichen ab. Dr. Wolz rief diebayerische Staatsregierung auf, dieAttraktivität des Lehrerberufes zusteigern und um angehende Lehr-kräfte zu werben, um so eine Katas-trophe in der beruflichen Bildung zuverhindern. In diesem Zusammen-hang wurde die Erhöhung der Ein-gangsbesoldung und die Durchfüh-rung einer abgestimmten Leistungs-prämienregelung im Bereich desstädtischen (beruflichen) Schulwe-sens gefordert.

Werner Reichenbach/Norbert Schammann

BV Oberfranken

Kontaktkollegentreffen inHimmelkron

Der Einladung in die Frankenfarmin Himmelkron sind viele Kollegenaus dem Bezirk Oberfranken gefolgt,obwohl das Wetter nicht sehr einla-dend war.

Die schöne Lokalität der Franken-farm sorgte sogleich für eine gemüt-liche und lockere Atmosphäre, ganzungezwungen kam man miteinanderins Gespräch.

Die Bezirksvorsitzende Dr. Ange-lika Rehm berichtete über das Wich-

Page 28: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

28 akzente 07/01

tigste aus dem Hauptvorstand, einerege Diskussion entwickelte sich überdas neue Beurteilungsverfahren, z. B.über die Umsetzung früher Beurtei-lungsnoten in das Punktesystem oderden geforderten 9 Punkte Schnitt.

Einig waren sich die Kontaktkol-legen, dass ein Studienort in Bayreuthein dringend nötig sei, um den Leh-rermangel in Oberfranken wirksambekämpfen zu können.

Eine Handreichung für alle Kon-taktkollegen rundete die gelungeneVeranstaltung ab.

Hermann RupprechtVon links: Norbert Dillig, Monika Grüner-Schürer, Ruth Banckmann, Dr. Angelika Rehm, HermannRupprecht, Alfred Ernst, Pankraz Männlein und Klaus Tkotz.

Referate und Fachgruppen

Fachtagung Fremdsprachen zum Europäischen Jahr der Sprachenin Ingolstadt am 5. Mai 2001:

Fremdsprachen an beruflichen Schulenöffnen TürenWOLFGANG TOWARA

Unter dem Motto „Fremdsprachenan beruflichen Schulen – Eintritts-karte in ein Europa ohne Grenzen“fand am 5. Mai 2001 anlässlich desEuropäischen Jahres der Sprachenin Ingolstadt eine Fachtagung desVLB in enger Kooperation mit derAbteilung Berufliche Schulen amStaatsinstitut für Schulpädagogikund Bildungsforschung (ISB) statt.

VLB-Landesvorsitzender HermannSauerwein und Arnulf Zöller, Leiterder Abteilung Berufliche Schulen amISB begrüßten in ihrer Eröffnungs-rede die erste gemeinsame Veranstal-tung von VLB und ISB in diesemRahmen und betonten, dies sollte„Schule machen“.

Sie führten aus, dass Fremdspra-chen an der Schule, insbesondereauch an der beruflichen Schule, heutewichtiger denn je seien: Fremdspra-chenkompetenz ist zu einer Schlüs-selqualifikation geworden und es istdeshalb eine große Herausforderungfür unser Bildungssystem, junge Men-

schen mit Hilfe von Fremdsprachenprivat und beruflich mobil zu ma-chen, um ihnen den Zugang zu an-deren Menschen und Kulturen aberauch zu anderen Wirtschafts- undArbeitsmärkten zu öffnen.

Die Arbeit der Modellversucheam ISB – „Fremdsprachen an beruf-lichen Schulen – Chancen für denArbeitgeber in der EG von morgen“(1990) und der Nachfolger „Fremd-sprachenpflichtunterricht in der Be-rufsschule“ und nicht zuletzt die Ent-wicklung eines Fremdsprachen-zertifikats (1996/97) waren wichtige

Schritte um den Fremdsprachenun-terricht an der Berufsschule zu eta-blieren und um damit die Schülerauf die Herausforderungen einerglobalen Arbeitswelt adequat vor-zubereiten.

Aktuelles Thema der Fremdspra-chenlehrkräfte ist die „qualitativeWeiterentwicklung der Prüfungen“an den weiterführenden Schulen. Zielist eine Verbesserung der kommuni-kativen Kompetenz, was bedeutet,dass in die Prüfungen mündliche An-teile und eventuell Hörverstehens-teile integriert werden. Auch dieschriftlichen Teile der Prüfung sindreformbedürftig.

Diese Arbeit im Bereich Fremd-sprachen verdeutlicht, dass sich dieberuflichen Schulen durch ein ho-hes Innovationspotential auszeich-nen.

Im Anschluss daran skizzierteLRSchD Walter Rezac kurz die Vor-stellungen des Kultusministeriumszum Thema Fremdsprachen an be-ruflichen Schulen, die er später inder Podiumsdiskussion vertiefte.

„Die Ausbildung derFremdsprachenlehrerfür berufliche Schu-len muss praxisbe-zogener werden“.Dr. Georg Aigner undGerhard Finster in-formieren über dieÄnderung der LPO I.

Page 29: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

29akzente 07/01

Dr. Werner Kieweg: „Fremd-sprachenlernen kann span-nend sein“.

Dr. Werner Kieweg vom Lehrstuhl fürDidaktik der englischen Sprache undLiteratur an der Universität Münchendemonstrierte eindrucksvoll in Theo-rie und Praxis, dass Fremdsprachen-lernen spannend sein kann und weitmehr ist, als dem Schüler grammati-kalische Regeln und Vokabeln ‚ein-zutrichtern’.

In seinem fulminanten Vortragzum Thema „Fremdsprachen imneuen Jahrtausend – Schlüsselqua-lifikation für eine Arbeitswelt ohneGrenzen“ spannte er den Bogen vonden Komponenten des Spracherzeu-gungsprozesses über die mentalenProzesse und aktivierten Systemebeim dialogischen Sprechen zummultisensorischen Lernen undmachte mit vielen praktischen Bei-spielen deutlich, dass moderner, be-rufsbezogener Fremdsprachenunter-richt den Abschied von einer über-zogenen formalgrammatischen Kon-zeption und überwiegend textgetra-genen Sprachvermittlung bedeutet.Um Fremdsprachen zu einer Schlüs-selqualifikation für eine globale Ar-beitswelt werden zu lassen, muss derUnterricht lebensnah und kommu-nikativ gestaltet werden. AutonomesLernen in der Schule ist eine Unter-richtsmethode, die Gruppenarbeitfordert und fremdsprachliche Kom-munikation in der Gruppe fördert,wodurch der Anteil der Sprechaktepro Schüler enorm erhöht wird. Zu-dem wird Lernerautonomie immermehr eine Notwendigkeit in unsererschnelllebigen Gesellschaft, in derdas Wissen mit ungeheuerer Ge-schwindigkeit verfällt und derMensch beruflich nur überlebenkann, wenn er die Fähigkeit zum autonomen, selbstgesteuerten Wis-senserwerb entwickelt.

Anhand eines 20-Stufen-Modellszu einem stärker prozessorientiertenUnterricht in den beruflichen Schu-len zeigte Dr. Kieweg einen Weg aufden Schülern die benötigten Fremd-sprachenkenntnisse für eine globaleArbeitswelt zu vermitteln.

In der anschließenden Diskussionwurde deutlich, dass Dr. Kiewegs in-

novativen Ansätze und Anstöße „Pro-gramm für alle Englischlehrer“ seinsollten, wie es ein Teilnehmer for-mulierte.

Informationsforen zu zentralenThemen des Fremdsprachen-unterrichts an beruflichenSchulen

Vier Informationsforen gaben einenEinblick in zentrale Themen im Be-reich Fremdsprachen.

Das Forum „Mündliche Gruppen-prüfungen zur Stärkung eines kom-munikativen Fremdsprachenunter-richts“ informierte über die vom Ar-beitskreis „Mündliche Leistungser-hebung“ des ISB erarbeiteten Vor-schläge, die mündliche Kommuni-kationsfähigkeit der Schüler nach-haltig zu stärken. Das Ergebnis desArbeitskreises ist, dass eine verpflich-tende mündliche Gruppenprüfungals Teil der Abiturabschlussprüfungan FOS und BOS nicht nur der For-derung der Gesellschaft und Wirt-schaft nach guten Englischkennt-nissen in schriftlicher und insbeson-dere auch mündlicher Form ent-spreche, sondern der Mündlichkeitbereits im vorbereitenden Unter-richt einen wesentlich höheren Stel-lenwert als bisher zugestehen würdenund damit einen innovativen, be-lebenden Fremdsprachenunterrichtzur Folge hätte, der interessanterwäre und in den sich der Schülermehr einbringen könnte.

Josef Biro (ISB), Karl Fuchs (FOS

Marktheidenfeld) und Wolfgang To-wara (VLB) stellten Unterrichtsbei-spiele und Möglichkeiten vor Grup-penprüfungen – auch organisato-risch – in der Praxis umzusetzen.

Das Forum „Das KMK-Fremdspra-chenzertifikat an der Berufsschule“unter der Koordination von Dr. Hil-degard Träger (ISB) stellte die Zerti-fikatsprüfung vor, an der die Schülerder Berufsschule freiwillig teilneh-men können. Die Prüfung wird aufbis zu drei Niveaustufen (Waystage,Threshold und Vantage) angebotenund ist inhaltlich nach den Erforder-nissen der verschiedenen Berufsbe-reiche wie z. B. kaufmännisch-ver-waltende, gewerblich-technische undgastgewerbliche Berufe differenziert.

Die Zertifikatsprüfung umfasstvier Teilbereiche:1. Texte und gesprochene Mitteilun-

gen verstehen (Reception);2. Schriftstücke erstellen (Produc-

tion);3. Texte und gesprochene Mitteilun-

gen wiedergeben (Mediation);4. Gespräche führen und/oder dol-

metschen (Interaction/Mediation).

Insbesondere Teil 4 ist neu im Fremd-sprachenunterricht an der Berufs-schule: Hier handelt es sich um eineverpflichtende mündliche Prüfung,die bestanden werden muss, um dasZertifikat zu erhalten. Dabei werdenjeweils zwei bis drei Kandidatengleichzeitig geprüft, die sich mitein-ander über Alltag, Betrieb und Berufunterhalten. Neu ist auch, dass dieabgeprüften Leistungen nicht mehrdurch reine Notenziffern dokumen-tiert, sondern für jedes Prüfungs-niveau detailliert beschrieben sindund in Prozentzahlen auf dem Zerti-fikat ausgewiesen werden. Die Ak-zeptanz dieser Prüfung, die in Bay-ern im Zusammenhang mit demModellversuch des ISB „Fremdspra-chenpflichtunterricht an der Berufs-schule“ entworfen wurde, nimmt vonJahr zu Jahr zu und ist mittlerweileauch bei den dualen Partnern unum-stritten. Heute liegt die Zahl der Teil-nehmer alleine in Bayern bei 5000.

Gerhard Finster von der Akademiefür Lehrerfortbildung und Personal-führung Dillingen und Dr. GeorgAigner gaben einen Überblick über

Dr. Werner Kieweg: „Lebensnah und kommu-nikativ sollte er sein, der Fremdsprachenun-terricht“.

Page 30: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

30 akzente 07/01

den gegenwärtigen Stand der Aus-und Weiterbildung.

Gerhard Finster stellte die Fort-bildungslehrgänge für die Kollegenvor, die keine Qualifizierung in Eng-lisch haben und das Fortbildungs-programm für Fremdsprachenlehrer,das sich nach den Wünschen undBedürfnissen der Kollegen richtet.

Dr. Georg Aigner führte aus, dassdie Vorschläge für die geplante neun-te Änderung der LPO I (Englisch alsnicht vertieftes Fach) ein Betriebs-praktikum für alle Lehramtskandi-daten vorsieht, das auch im Auslandabgehalten werden kann. Pädagogikund Psychologie sollen um 8 Semes-terwochenstunden erhöht werden.Die Translation im bisherigen Staats-examen soll durch eine Übersetzungersetzt und Grammatik bereits vorabdurch einen Schein nachgewiesenwerden.

Walter Christ (VLB) informierteüber die „Internationalisierung derBerufsausbildung durch Austausch-programme“. Er stellte die Maßnah-men der Europäischen Union zurFörderung des Sprachenlehrens- und-lernens vor (Sokrates, Leonardo-da-Vinci) und zeigte anhand selbstdurchgeführter Austauschmaßnah-men die Chancen und Möglichkeitenauf, die Austausche eröffnen.

Fazit der Podiumsdiskussion –Fremdsprachen werden im be-ruflichen Bereich immer wich-tiger

In der anschließenden Podiumsdis-kussion „Zukunft des Fremdspra-chenunterrichts – Perspektiven fürdie beruflichen Schulen“ unterstrichWalter Christ die Position des VLB zurAusbildung von Fremdsprachenleh-rern an beruflichen Schulen. Ermachte deutlich, dass die bisherigeLPO I sich nicht für die Ausbildungvon Fremdsprachenlehrern an be-ruflichen Schulen eigne. Er stellteden alternativen Vorschlag der Fach-gruppe Fremdsprachen im VLB vor,der insbesondere die Inhalte derfachwissenschaftlichen Ausbildunganders gewichtet. Angesichts dergegebenen Inhalte des berufsbezo-genen Fachstudiums und der spezi-fischen Anforderungen des Unter-

richts an beruflichen Schulen solltenLiteratur- und Sprachwissenschaftdurch ein vertieftes Kulturenstudi-um (Auslandswissenschaft) und diefremdsprachliche Aufbereitung vongeeigneten Inhalten des berufsbe-zogenen Fachstudiums (z. B. Inter-nationales Marketing, Informations-technologie) ersetzt werden. Als sehrbedeutsam wird ein gründliches Stu-dium der Fachdidaktik angesehen,da der Fremdsprachenunterricht anberuflichen Schulen sowohl auf dieAnwendung von Fremdsprachen-kenntnissen im Fachstudium als auchin der beruflichen Praxis vorbereitet.

Bei der Diskussion zum Thema„Welche Möglichkeiten der Weiter-bildung offeriert werden sollten“wurde deutlich, dass das angestrebteZiel, die Erhaltung und der bedarfs-orientierte Ausbau der Berufs- undFremdsprachenkenntnisse am ehes-ten durch Auslandsaufenthalte er-reicht werden. Hier bietet sich an dieFörderung durch die europäischenBildungsprogramme Leonardo undSokrates-Comenius zu nutzen.

Alle Diskussionsteilnehmer warensich einig, dass die zusätzlichen Leis-tungen im Rahmen der Zertifikats-prüfung honoriert werden sollten.LRSchD Walter Rezac befürworteteeine finanzielle Vergütung, der VLBbevorzugt eine Kompensation überAnrechnungsstunden. Josef Biro be-tonte, dass Abnahme und Bewertungder Zertifikatsprüfung auch weiter-hin in der Hand der Kolleginnenund Kollegen bleiben sollte, die denUnterricht an den Schulen erteilen.

Wichtig erschien den Teilneh-mern den Fremdsprachen an beruf-lichen Schulen ein eigenes Profil zugeben. Das eigenständige Profil des

Fremdsprachenunterrichts an beruf-lichen Schulen besteht zunächsteinmal aus Sprachanwendung imGegensatz zum Spracherwerb. An derberuflichen Schule handelt es sich umeinen berufsbezogenen Fremdspra-chenunterricht, bei dem typische Be-rufssituationen in der Fremdsprachebewältigt werden. Die Tatsache, dassals Grundlage für die berufsbezoge-nen Zertifikatsprüfung erstmals euro-päische Richtlinien („Common Euro-pean Framework“) zu Grunde gelegtwurden, war ein Weg das Profil derFremdsprachen an beruflichen Schu-len zu schärfen. Die Einführung einermündlichen Gruppenprüfung als Teilder Abschlussprüfung der FOS/BOSwäre ein weiterer wichtiger Schrittzur Profilbildung der beruflichenSchule.

Auf die Frage, was im Fremdspra-chenunterricht an beruflichen Schu-len geändert werden solle, unterstri-chen Biro und Towara, dass Englischin den Fächern, in dem die Fremd-sprache beruflich relevant ist, alsPflichtfach eingeführt werden sollte,so z. B. bei der Neuordnung derElektro- und Metallberufe.

An der Berufsschule wird Englischnur mit einer Wochenstunde unter-richtet, was aus fachlichen Gründeneine unbefriedigende Situation ist.Eine Erhöhung ist anzustreben, ins-besondere deshalb, weil Englisch imBeruf immer wichtiger wird.

An allen beruflichen Schulen isteine Abschlussprüfung mit obligato-rischem mündlichen Teil anzustre-ben, da nur so sichergestellt werdenkann, dass Sprechfertigkeit und Hör-verstehen im Unterricht den für dieBerufspraxis notwendigen Stellen-wert erhalten.

„Hören, Sprechen,Lesen, Schreiben aufEnglisch an Handvon Beispielen ausder Berufspraxis“.Dr. Hildegard Träger,Peter Millitzer undRuth Bankmann(von rechts) zeigendie Vorteile des pra-xisorientierten KMK-Zertifikats auf.

Page 31: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

31akzente 07/01

AUS DEM VERBANDSLEBEN

Beispiele aus der Praxis –Fremdsprachenunterricht ander Berufsschule ist innovati-ver Fremdsprachenunterricht

Interessant für die Tagungsteilnehmerwar auch das Begleitprogramm: Be-rufschüler aus Waldkirchen unter derLeitung von Thomas Hochleitnerstellten ihr deutsch-tschechischesFachwörterbuch für Holzhandwerkvor.

Bernhard Luntz von der Franz-Oberthür-Schule Würzburg demon-strierte an einer von Schülern er-stellten CD-ROM „Buying a PC“, wie

man mit Hilfe des Computers Eng-lisch lernen kann.

Fazit: Es gibt viel zu tun im Be-reich Fremdsprachen

Ein herzliches Dankeschön gilt auchRichard Lacher und seinem Teamvon der Leo-von-Klenze-Schule inIngolstadt für die hervorragende Un-terstützung und Gastfreundschaft,die zum Gelingen der Veranstaltungwesentlich beitrugen.

Die Fachtagung Fremdsprachenin Ingolstadt vermittelte dem inter-essierten Fremdsprachenlehrer einen

Überblick über gegenwärtige Ent-wicklungen im Fremdsprachenun-terricht und ermöglichte einen inter-essanten und fruchtbaren Gedan-kenaustausch und Ausblick in dieZukunft.

Ein Teilnehmer brachte es auf denPunkt: „Fremdsprachen öffnen un-seren Schülern die Tür zu einer glo-balen Zukunft. Wir haben heute eineZwischenbilanz bekommen um zusehen, was getan werden muss“.

Bleibt zu hoffen, dass die frucht-bare Kooperation zwischen VLB undISB Schule macht.

FG Wirtschaftsschulen

Wirtschaftsschulen tagen inBad Wörishofen

Im Rahmen der Schulentwicklungwird oft die stärkere Beteiligung vonEltern am Schulleben gefordert.Nichts Neues für Wirtschaftsschulenauf Verbandsebene: Sie tagen mitder Landeselternvereinigung Bay-erischer Wirtschaftsschulen (LEV)und der Direktorenvereinigung Bay-erischer Wirtschaftsschulen (DBW)traditionell zusammen. Dank gebührtvor allem dem Elternbeirat, den ander Organisation beteiligten Lehr-kräften und vor allem dem Schul-leiter der Wirtschaftsschule BadWörishofen, Robert Fröhlich, diezusammen souverän zum Gelingender Tagung beitrugen.

Im Mittelpunkt des Elterninter-esses stand die Tatsache, dass Wirt-schaftsschulen nach wie vor in ihrerEntwicklung beschränkt werden, vorallem durch die Deckelung der staat-lichen Wirtschaftsschulen. Nach Mei-nung der Eltern wäre es höchste Zeit,hier gleiche Wettbewerbsbedin-gungen gegenüber konkurrierendenSchularten, vor allem gegenüber denM-Zügen der Hauptschulen, herzu-stellen.

Weiter forderten die Eltern einRecht auf Mitbestimmung im Auf-nahmeverfahren, wie es bei Gymna-sien und Realschulen mittlerweilepraktiziert wird. Die Forderungenwurden engagiert und fundiert vom

langjährigen Vorsitzenden der LEV,Manfred Drescher, vorgetragen. DasEnde der Geduld gegenüber restrik-tiven Maßnahmen des Kultusminis-teriums zu Lasten der Wirtschafts-schulen war dabei unüberhörbar.

Diese Forderungen wurden eben-so in der Tagung der Schulleiter vor-getragen und deutlich als wichtigstesjetzt zu verfolgendes Ziel festgehal-ten. Weiter beschäftigten sich dieDirektoren vor allem mit den anste-henden Neuerungen, die durch neueLehrpläne, neue Wirtschaftsschul-ordnung und neue Prüfungsformenin der Abschlussprüfung verursachtwurden.

Flexibilisierungsmöglichkeiten inder Stundentafel wurden durchwegbegrüßt, sind doch bei kreativerHandhabung deutliche Verbesserun-gen der Stundenverteilung unter Be-rücksichtigung der Bedingungen ein-zelner Schulen möglich.

Ebenso wurde die Neugestaltungder Abschlussprüfung unter dem As-pekt der Herstellung eines noch stär-keren Praxisbezugs gut geheißen: AlsNeuerungen seien beispielsweise ge-nannt die Prüfung der Finanzbuch-haltung am PC, der starke Fallbezugder Betriebswirtschaftslehre (ab 2002)und im Fach Englisch die Hörver-stehensprüfung (ab 2003) sowie dieverbindliche mündliche Gruppen-prüfung (ab 2004). Auch die Zusagevon dem Vertreter des Kultusminis-teriums, Dr. Güttler, dass mit einerPrüfungsordnung für Wirtschafts-schulen im Fach Textverarbeitung

zu rechnen sei, trägt den neuen An-forderungen des Faches nach Weg-fall der Kurzschrift in hohem MaßeRechnung.

Unakzeptabel dagegen empfan-den die Direktoren die nach wie vorfehlenden Anrechnungsstunden fürdie Systembetreuer. Leider scheinteine Lösung wieder nicht in Sicht.

Beklagt wurde ferner die Haltungdes KM Schulen weiterhin bei Aus-scheiden eines Schulleiters „in Per-sonalunion“ zu führen. EindeutigeAussage – auch von betroffenenSchulleitern – war, dass die Größeder Schulen und die räumliche Dis-tanz das Hauptproblem darstellen.Synergieeffekte, die hinter den Über-legungen des KM stehen, wurden inGegenrechnung mit den daraus re-sultierenden Nachteilen als äußerstgering angesehen. Vor allem Ansätzeder viel propagierten und gefordertenSchulentwicklung bleiben auf derStrecke.

Ein weiteres Problem, das sichernicht nur den WirtschaftsschulenSorge bereitet, ist die jetzt schonschwierige Versorgung mit Lehrkräf-ten. Hier wurde zugesagt, dass mit derGenehmigung von Philologen durchdie Regierungen sehr großzügig ver-fahren werden soll.

Fazit: Die zukunftsorientierten undwegweisenden Umgestaltungen derWirtschaftsschulen werden weiter-hin dafür sorgen, dass ihre Absolven-ten wie bisher eine fast 100 %ige Ga-rantie für Ausbildungsplätze besitzenwerden. Der Positionierung muss

Page 32: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

32 akzente 07/01

aber die Angleichung der Wettbe-werbsbedingungen gegenüber an-deren Schularten folgen.

Bernhard Zeller

FG Sozialpädagogik/Sozialpflege

Altenpflegegesetz vorläufiggestoppt!

Das BVG hat am 22. Mai 2001 dieNormenkontrollklage des FreistaatesBayern gegen das neue Altenpflege-gesetz angenommen und aufgrundder möglichen Auswirkungen einesInkrafttretens zum 1. August 2001gleichzeitig eine einstweilige Verfü-gung erlassen. Dadurch ist das neueAltenpflegegesetz des Bundes vor-läufig gestoppt. Damit können imkommenden Schuljahr in allen Bun-desländern die Ausbildungen zum/zur AlterpflegerIn nach den bisherbewährten schulrechtlichen Regelun-gen beginnen.

In seiner Begründung weist das

BVG ausdrücklich auf die verfas-sungsmäßig relevanten Auswirkun-gen des Gesetzes hin und betont, dassmit der einstweiligen Verfügung keineAussage über eine Entscheidung ge-fallen ist. Diese muss das Gericht erstverhandeln. Wie lange es bis zu einemUrteil dauert ist ungewiss, erfah-rungsgemäß drei bis vier Jahre, dieaufschiebende Wirkung der einst-weiligen Verfügung gilt zunächst fürsechs Monate. Das Gericht wird übermehrere verfassungsrechtlich be-deutsame Fragen zu entscheidenhaben, unter anderem darüber, ob essich bei Berufen in der Altenpflegeum sog. „andere Heilberufe“, (derenRegelung folglich in die Gesetzge-bungskompetenz des Bundes fallenwürde)handelt. Der genaue Wortlautder Entscheidung kann im Internetunter der Adresse: www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungenabgerufen werden.

Neuregelung der ErzieherausbildungIm Zuge der KMK-Vereinbarung zur

Erzieherausbildung wird das Vor-praktikum an den Fachakademienfür Sozialpädagogik in ein Sozialpä-dagogisches Seminar umgewandelt,die angehenden ErzieherInnen wer-den zukünftig ErzieherpraktikantInheißen. Die zweijährige Vorbildungschließt mit dem Berufsabschluss„Staatlich geprüfte Kinderpflegerin“ab. Die ErzieherpraktikantInnenwerden dieselben Prüfungen wie dieSchülerInnen der Berufsfachschulenfür Kinderpflege ablegen.

Im sozialpädagogischen Seminarwerden im ersten Jahr 8 Unterrichts-stunden, im zweiten Jahr 10 Unter-richtsstunden pro Woche abgehalten.Im Rahmen des Unterrichts werdenauch Wahlangebote eingeführt.

Die praktische Ausbildung mussin zwei Tätigkeitsfeldern absolviertwerden, z. B. in verschiedenen Alters-gruppen. Es wird einen Ausbildungs-rahmenplan geben. Die Ausbildungs-inhalte werden lernfeldorientiertunterrichtet. Wilhelm Ott

Page 33: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

33akzente 07/01

Süddeutsche Zeitung, 30.05.2001

Hohlmeier bejubelt BVG-Urteil

Bayerns Antrag stoppt ein-heitliche Altenpflegeaus-bildungMünchen – Auf Antrag der bayeri-

schen Staatsregierung hat das Bun-

desverfassungsgericht in Karlsruhe

das Bundesgesetz für eine einheitliche

Altenpflegeausbildung vorläufig ge-

stoppt . In Bayern löste die Nachricht

zwiespaltige Gefühle aus. „Die Staats-

regierung hat mit ihrer Klage einen

Sieg für den Föderalismus und die

Kulturhoheit der Länder errungen“,

erklärte Kultusministerin Monika

Hohlmeier.

Die CSU-Politikerin besteht darauf,

dass die Altenpflegeausbildung aus-

schließlich Ländersache sei, bei der

die Bundesregierung nicht hineinzu-

reden habe. Folglich stellte sie den

Antrag, das Inkrafttreten des neuen

Bundesgesetzes zu verschieben, bis

über ihren Normenkontrollantrag end-

gültig entschieden ist. Den vorläufigen

Erfolg kommentiert das Kultusminis-

terium so: „Die Verfassungsrichter ha-

ben die enormen Nachteile, das Bun-

desaltenpflegegesetz zur Folge hätte,

ausdrücklich zur Sprache gebracht.

Die Richter sehen zeitliche und per-

sönliche Benachteiligungen für die

Auszubildenden, die Schulen, die Lehr-

kräfte und für die Länder.“

Hohlmeiers Triumphgefühle wer-

den von der Landesarbeitsgemein-

schaft der freien Wohlfahrtspflege nicht

geteilt: „Wir wissen nicht, ob wir lachen

oder weinen sollen, denn so werden die

Probleme nur aufgeschoben“, erklärte

ihr Sprecher Johann Frankl. Selbst

wenn das bayerische Pflege-Ausbil-

dungsmodell von Karlsruhe bestätigt

werden sollte, so sei es auf jeden Fall

reformbedürftig. Theresa Schopper,

sozialpolitische Sprecherin der Land-

tagsgrünen, warnte davor, die Staats-

regierung werde die Karlsruher An-

ordnung als „Freischein missbrauchen,

um im Bereich der Altenpflegeausbil-

dung weiterhin auf dem Status quo

zu verharren“. Der Pflegeberuf brauche

aber eine neue Perspektive.

Initiative Bayerns erfolgreich

Verfassungsgericht stopptAltenpflege-Gesetz

Karlsruhe begründet Entscheidung

mit möglichen Nachteilen für Auszu-

bildende und Schulen

Karlsruhe – Die Ausbildung von Alten-

pflegern bleibt vorläufig weiterhin Sache

der Länder. Das Bundesverfassungsge-

richt stoppte auf Antrag Bayerns per

einstweiliger Anordnung das für den

1. August geplante Altenpflegegesetz

wegen Zweifeln an der Zuständigkeit

des Bundes. Der Zweite Senat begrün-

dete die Eilentscheidung mit möglichen

Nachteilen für Auszubildende und Schu-

len, wenn das Gesetz jetzt in Kraft treten

und später wieder aufgehoben würde.

Mit einem Urteil in der Hauptsache ist

im nächsten Jahr zu rechnen.

Dem Streit zwischen München und

Berlin liegen unterschiedliche Auffas-

sungen sowohl über die Gesetzgebungs-

zuständigkeit als auch über die Ausbil-

dung selbst zu Grunde. Zum einen sieht

Bayern nach der Kompetenzordnung

der Verfassung keine Gründe und keine

Notwendigkeit für eine bundeseinheit-

liche Regelung. Zum andern setzt Bayern

in seinen 81 privaten Fachschulen auf

eine Zweitausbildung von berufserfah-

renen Personen, während der Bund eine

dreijährige Erstausbildung für Schul-

abgänger einführen will. Langfristiges

Ziel Berlins ist eine bundesweit einheit-

liche, praxisorientierte Ausbildung in

Alten-, Kranken- und Kinderpflege.

Demgegenüber legt Bayern den Schwer-

punkt auf die Theorie. Die Pflege- und

Berufsverbände stehen hinter dem

Konzept des Bundes.

Das Bundesverfassungsgericht be-

tonte in seiner Entscheidung, dass es

den Vollzug eines beschlossenen Geset-

zes nur in ganz seltenen Fällen aufhal-

ten dürfe. Eine einstweilige Anordnung

setze Gründe von besonderem Gewicht

voraus. Diese sah Karlsruhe in den

möglichen Nachteilen vor allem für

Berufsanfänger, Umschüler und die

Mehrheit der in Bayern betroffenen

kleineren Altenpflegeschulen. Diese

müssten bei einem Inkrafttreten des

Gesetzes mit erheblichen finanziellen

Konsequenzen rechnen. Nach Berech-

nungen Bayerns würde die bevorste-

hende Umstellung seiner Fachschulen

auf Berufsfachschulen geringere Zu-

schüsse und damit eine Mehrbelastung

der privaten Schulträger von 20.000 DM

pro Klasse und Jahr bedeuten. Karlsruhe

wies auch auf die erheblichen Verän-

derungen des Schulbetriebs hin. So

entstünden wegen des voraussichtli-

chen Blockunterrichts künftig „Leer-

zeiten“ des Lehrpersonals, die zu einer

Verringerung der Stundenzahl oder gar

zu Entlassungen führen könnten. Diese

Eingriffe in das Berufs- und Privatleben

der Lehrkräfte könnten später nicht

rückgängig gemacht werden.

Besonders betroffen wären von einer

zweimaligen Änderung der Rechtslage

nach Darstellung des Gerichts die Aus-

zubildenden. So hätten künftige Beruf-

sanfänger möglicherweise ihre Zeit

vergebens investiert. Wer sich in Bayern

eine Ausbildung in Teilzeit oder als

Umschüler überlege, werde möglicher-

weise wegen des Bundesgesetzes dar-

auf verzichten. Für eine dritte Gruppe

von Auszubildenden wirke sich das

Bundesgesetz als Zugangssperre aus.

Wenn es später für verfassungswidrig

erklärt würde, seien für die Betroffenen

bereits nicht wieder gutzumachende

Nachteile eingetreten.

Karlsruhe hielt die mit einem Inkraft-

treten des Altenpflegegesetzes verbun-

denen Unsicherheiten bei gleichzeitigem

Schweben der Verfassungsklage für so

gravierend, dass es bis zu einem end-

gültigen Urteil die bestehende Rechts-

lage fortgelten ließ (Az. 2 BvQ 48/00).

Süddeutsche Zeitung, 30.05.2001

Der VLB ist online …

Der VLB ist auch online zu erreichen. Unsere Homepage

finden Sie unter der Adresse http://www.vlb-bayern.de

Page 34: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

34 akzente 07/01

Rückblick auf das Referendariat:

Der Anfang vom Ende ...

MICHAEL BÄUMLER/ F.J. GRETSCH

... des Vorbereitungsdienstes. ZweiJahre Vorbereitung auf den Unterrichtan beruflichen Schulen gehen nachzahlreichen Prüfungsleistungen, wieLehrproben, Hausarbeit, Klausur undmündlicher Prüfung sowie einer ex-tremen finanziellen Durststrecke jetztdem Ende entgegen. Dies ist der ge-eignete Zeitpunkt, um nach einigenUmzügen und vielfältigen Einblickenin das Schulleben zurückzublicken.

Sicherlich dient das Referendariatals zweite Phase der Lehramtsaus-bildung als Möglichkeit, sich nachder eher theoretischen Hochschul-ausbildung mit dem Schulleben ver-traut zu machen, Routine im Umgangmit einer Schulklasse zu sammelnund viele Unterrichtsinhalte didak-tisch und methodisch aufzubereiten.Dabei wird man von Seminarlehrernbegleitet und erhält seitens der Kol-leginnen und Kollegen an den Schu-len vielfältige Hilfestellung.

Erstrebenswert wäre jedoch eineinheitliches „Mindestcurriculum“ angenauer bezeichneten Ausbildungs-inhalten für die Ausbildung an denSeminarschulen, da die Regelungender ZALB und LPO II eine sehr freieAuslegung der Inhalte ermöglicht.Zu den vorliegenden heterogenenEingangsvoraussetzungen der Refe-rendare (z. B. je nach Studiumsstan-dort oder Zweitfach) entstehen so-mit zusätzlich nicht vertretbare Un-gleichheiten hinsichtlich einer aus-reichenden Prüfungs- bzw. Praxis-vorbereitung.

Die Ausbildung am jeweiligenStaatlichen Studienseminar in denHauptseminarsitzungen bietet dieMöglichkeit des Informationsaus-tausches zwischen den Referendarenund gerade hier werden dann Aus-bildungsunterschiede an den einzel-nen Seminarschulen sehr deutlich.Pflicht- und Wahlmodule, wie sie von

verschiedenen Seiten angebotenwurden (Intel® – Lehren für die Zu-kunft, Methodenseminar, Präsenta-tionstechniken, Planspiele ...) soll-ten von allen Haupt- und/oder Stu-dienseminaren angeboten werden.Der Einsatz des PCs und der Umgangdamit sollten dabei aber nicht als be-sonders „modern“ sondern als selbst-verständlich angesehen werden. Dasshierzu eine gewisse Mindestausstat-tung der Seminarschule oder desStaatlichen Studienseminars not-wendig ist, sollte nicht besonderserwähnenswert sein!?

Die Ausbildung an den Einsatz-schulen ermöglicht durch den ver-stärkten zeitlichen Unterrichtseinsatzund das damit verbundene eigen-verantwortliche Unterrichten einegute Vorbereitung auf die kommendeZeit danach bei vollem Stundende-putat. Dass die Betreuungslehrer al-lerdings die Referendare zusätzlichzu ihrem normalen Unterricht „sonebenbei“ betreuen müssen, kannkein zufriedenstellender Zustandsein. Hier sollten Regelungen gefun-den werden, die eine bessere Betreu-ung ermöglichen.

Mit dem für uns nun nahendenEnde des Vorbereitungsdienstes istaber gleichzeitig ein neuer Anfangverbunden. Im Rahmen des neuenEinstellungsverfahrens mit einermöglichen Direktbewerbung an be-ruflichen Schulen oder nach wie vordurch Zuweisung beginnt wiederumein weiterer Abschnitt, welcher mitneuen Herausforderungen verbun-den ist. Die These vom lebenslangenLernen findet somit auch hier An-wendung.

Letztendlich ist aber auch dieInitiative durch die Referendareselbst gefragt, denn durch entspre-chendes Engagement und kons-truktive Kritik kann durchaus eineVerbesserung erreicht werden. Be-reits Erich Kästner drückte es ein-mal in einem Sprichwort so aus:„Auch aus den Steinen, die dir inden Weg gelegt werden, kannst duetwas Schönes bauen.“ In diesemSinne danken wir allen, die unserenbisherigen Weg begleiteten undwünschen denjenigen, die das Re-ferendariat noch vor sich haben vielErfolg und Kreativität.

Referendare

Nachbesprechung – oder: Ein nicht ganz alltägliches Seminar

Der Seminarlehrer spricht mit Gott über das Universum.

Gott sah sich um und sagte: „Ich denke, es ist mir sehr gut gelungen.“

Darauf lächelt der Seminarlehrer milde und erwidert:„Nun ja, man merkt, dass sie noch nicht so viel Praxis haben. Der Einstiegmit dem Urknall war sicher zündend. Dann war allerdings ein paar Milli-arden Jahre das Ziel nicht bekannt.

Die Sterne hätte man durch verschiedene Farben stärker hervorhebenkönnen. Die Verschiebung der Kontinente konnten sie nicht ausreichendsichern.Außerdem haben sie die Menschen viel zu spät eingeführt.

Insgesamt hätte ich mir mehr Schwung erwartet ...... und fertig geworden sind sie leider auch nicht!“

Frei nach: MOSES, Buch Genesis, 1,1-1,19 – Die Anfänge

Der VLB ist online …

Der VLB ist auch online zu erreichen. Unsere Homepage

finden Sie unter der Adresse http://www.vlb-bayern.de

Page 35: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

35akzente 07/01

Letzte Meldung – nicht nur für Pen-sionisten:

Damit haben sich – zumindest nachjetzigem Stand – unsere schlimms-ten Befürchtungen bewahrheitet.Obwohl – wie wiederholt dargestellt –

Senioren

Schily will VersorgungkürzenWeniger Pension für Beamte?

Berlin (DPA) Die knapp zwei Mil-lionen Beamten müssen sich inden nächsten Jahren ebenso wieArbeiter und Angestellte auf eineKürzung ihrer Altersversorgungeinstellen. BundesinnenministerOtto Schily (SPD) kündigte amMittwoch an, dass der mit der all-gemeinen Rentenreform im Maibeschlossene Abschlag auch aufdie Beamtenpensionen übertragenwerden soll. Der Deutsche Beam-tenbund (DBB) sprach von einer„doppelten Benachteiligung“. DieBeamten seien bereits mit dem vonder alten Bundesregierung einge-führten Versorgungsabschlag kräf-tig zur Kasse gebeten worden.

Nach Schilys Konzept soll vomJahr 2003 bis zum Jahr 2010 derAnstieg der Pensionen um insge-samt 5 Prozent abgesenkt werden.Zugleich sollen sich Beamte wiealle anderen Arbeitnehmer an dervom Staat geförderten privatenVorsorge beteiligen können. Diegesetzlichen Voraussetzungen da-für sollen bis Ende des Jahres ge-schaffen werden.

Der Höchstsatz bei den Pen-sionen von jetzt 75 Prozent desGehalts wird dann auf 71,25 Pro-zent sinken. Die Absenkung geltefür alle Versorgungsempfänger,sagte Schily. Die seit Juni 1999 er-hobene Versorgungsrücklage von0,2 Prozentpunkten Abschlag proBesoldungserhöhung will Schilyzwischen 2003 und 2010 aussetzen.

Main-Post vom 21.06.2001

die Beamten im Gegensatz zu denRentenempfängern bereits erhebli-che Abstriche/Einbußen hinnehmenmussten, sollen nun die Abstriche beiden Renten – noch mal – wirkungs-gleich auf die Pensionen übertragenwerden.

Auch die bereits in Pension Befind-lichen sollen betroffen werden. DieEmpfehlung bzw. der Ratschlag, auchdie Versorgungsempfänger könntenund sollten sich eine vom Staat ge-förderte private Vorsorge aufbauen,können – abgesehen von ihrer Ver-fassungswidrigkeit – vom Pensionis-ten nur als zynisch eingestuft werden.

Der Schily-Vorstoß zum jetzigenZeitpunkt überrascht. Aus SPD-Krei-sen war zu hören, dass dieses heißeEisen nicht vor den nächsten Bundes-tagswahlen angegriffen werden solle:Der Vorsitzende der SPD-Bundestags-fraktion Peter Struck hatte geäußert,für die geplante Änderung der Be-amtenversorgung müsse das Grund-gesetz geändert werden und die da-für notwendige 2/3-Mehrheit seheer z. Zt. nicht, und SPD-Generalsekre-tär Franz Müntefering will vor derBundestagswahl „keinen neuen Är-ger“. Man darf gespannt sein, wersich durchsetzt. Auf jeden Fall be-steht allerhöchste Alarmstufe. Jetztist der Beamtenbund wie schon langenicht mehr gefordert!

Berthold Schulter

Erste Reaktion des DBB:

Positionspapier desDBBzu Vorschlägen des Bundesinnen-ministers für eine Versorgungsre-form 2001-06-28

Der DBB weist die Vorschläge desBundesinnenministers, die Versor-gungsbezüge bis 2010 um 5 % abzu-senken, entschieden zurück. Die Be-amtenversorgung ist durch Vorhabenals Folge des Versorgungsberichts1996 längst auf eine gesicherte finan-zielle Grundlage gestellt worden.Hinweise auf eine mögliche Unter-deckung fehlen. Ein akuter Versor-gungsbericht wird vorenthalten. EinHandlungsbedarf für Korrekturen in

der Beamtenversorgung besteht ausfinanziellen Gründen nicht.

Auch gibt es dazu aus Rechtsgrün-den keine Veranlassung. Der DBBbesteht auf einer Versorgung ausdem letzten Amt anstelle einer Ver-sorgung nach Lebenszeitabschnittenoder nach Lebenseinkommen. EineAbkopplung der Versorgung von derBesoldung ist für ihn ebenso unzu-lässig wie die Einführung von Beiträ-gen der Beamten zu ihrer Altersver-sorgung. Es ist ferner unverrückbar,dass die Höchstversorgung in jedemFall rechtzeitig erreicht werden muss.

Der DBB erwartet, dass endlich inder Beamtenversorgung Kontinuitätund Verlässlichkeit eintritt.

Sofern ein Gleichklang der Beam-tenversorgung mit dem Rentenrechtdennoch durch Absenkung derHöchstversorgung erfolgen soll, müs-sen Vorleistungen der Beamten undVersorgungsempfänger, die im Ren-tenrecht ebenfalls keinen Nieder-schlag gefunden haben, zunächstrückgängig gemacht werden.

Dazu gehören die einschränken-den Maßnahmen des Reformgesetzes1997 (z. B. geänderte Tabellenstruk-tur, Versorgung bei Dienstunfähig-keit aus erreichter Stufe, veränderteZurechnungszeiten bei Pensionie-rung wegen Dienstunfähigkeit, Weg-fall des Erhöhungsbetrages, Nicht-berücksichtigung struktureller bzw.quasi-struktureller Maßnahmen) unddie Regelungen des Versorgungsre-formgesetzes 1998 (Kürzungen derWartefrist für eine Versorgung ausdem Beförderungsamt) und nichtzuletzt die Vorschriften zur Schaf-fung einer Versorgungsrücklage durchZurückbleiben der Bezüge hinter derallgemeinen Einkommensentwick-lung.

Außerdem sind Sonderregelungenfür vorhandene Versorgungsempfän-ger und Übergangsregelungen für ver-sorgungsnahe Jahrgänge zu schaffen.

Konsequenterweise ist es für denDBB unerlässlich, dass Beamte überdie amtsangemessene Alimentationhinaus die zusätzliche und öffentlichgeförderte Versorgung erhalten.

Über diese erste ‚papierene’ Reak-tion des Beamtenbundes erwarten wirnun politische Aktionen des Beam-tenbundes!

Page 36: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

36 akzente 07/01

Personalien

Wir gratulieren im August zum …

… 80. Geburtstag

Kielmann, Erika, 12.08.90451 Nürnberg, KV Mfr.-Nord

Sadowsky, Walter, 17.08.91522 Ansbach, KV Mfr.-Süd

Kollmannsberger, Hans, 24.08.93098 Mintraching, BV München

… 75. Geburtstag

Kukla, Friedrich, 08.08.63814 Mainaschaff, KV Untermain

Söffler, Georg, 09.08.91459 Markt Erlbach, KV Mfr.-Nord

Sterr, Helmut, 10.08.84034 Landshut, KV Donau-Wald

Sailer, Maria, 12.08.89407 Dillingen, KV Nordschwaben

Ippisch, Hermann, 16.08.92421 Schwandorf, KV Schwandorf

Kittner, Hans-Joachim, 28.08.84524 Neuöttig, KV Altötting/Mühldorf

Machsor – Menorah –Mikwe

Begriffe, die uns – die Senioren desVLB-Bezirksverbandes Mittelfran-ken – neugierig machten; im Nach-schlagewerk steht zu lesen: Machsor: jüdisches Gebetbuch fürdie FeiertageMenorah: siebenarmiger LeuchterMikwe: rituelles jüdisches Tauchbad

Neugier kann man fast immer befrie-digen; deshalb besuchten wir am 31.Mai 2001 das jüdische Museum Fürth.

In der Presse wurde zwar immerwieder über das Museum berichtetund über dessen Konzeption äußerstkontrovers diskutiert. Wir wolltenuns aber selbst einen Eindruck ver-schaffen.

Schauen wir zunächst was der of-fizielle Führer durch das Museumschreibt (Zitat Seite 12).:

„Das jüdische Museum in Fürththematisiert an vielen Stellen dieSchoa, die Ermordung von sechs Mil-lionen Juden durch Deutsche in diesemJahrhundert. Es versteht sich aber nicht

als Holocaust-Museum.Die Schoa hat einen deutlichen

Bruch verursacht, dennoch gibt es inDeutschland seit 1945 wieder jüdi-sches Leben und damit auch jüdischeGeschichte, der mehrere Themensta-tionen gewidmet sind.“

Diesen Eindruck konnten auch wirgewinnen.

Kompetente Mitarbeiter vom Ver-ein „Geschichten für Alle“ leitetenuns von der „Mikwe“ (Tauchbad imKeller) bis zur „Sukka“ (Laubhütte aufdem Dachboden) durch das Haus.Neben zahlreichen Exponaten – vomChanukka-Leuchter bis zum Seder-Teller, auf dem die vorgeschriebenenSpeisen für das Pesach-Fest bereitgehalten wurden – sahen wir unteranderem wertvolle silberne Tora-Auf-sätze (Rimmonim) sowie das WienerMemor-Buch der Fürther Klaus-Sy-nagoge.

Der letzte Eintrag in diesem 1633begonnenen Buch waren die Namendreier Fürther für das Vaterland Ge-fallener im Ersten Weltkrieg. 1932endeten die Eintragungen.

Wir erfuhren auch etwas über jü-dische Feiertage z. B. „Rosch Hasch-ma“ (jüd. Neujahrsfest), „Jom Kipur“(Versöhnungsfest) oder „Bar Mitzwa“,wenn der 13jährige Knabe religiösvolljährig wird.

Außerdem hörten wir etwas überden Fürther Bürger und FabrikantenHeinrich Berolzheimer (1836 – 1906)und den Schriftsteller Jakob Wasser-mann (1873 – 1934).

Nach diesem interessanten, wennauch etwas bedrückenden Museums-besuch, folgten wir gerne der Einla-dung des VLB-Bezirksverbandes Mit-telfranken zu Kaffee und Kuchen indie Fürther Theater-Gaststätten.

Nach lebhaften Gesprächen im„Pensionistenkreis“ berichtete nochunser mittelfränkischer Bezirksvor-sitzender Horst Lochner über neues-te Informationen und Aktivitäten ausdem Hauptvorstand. Auch der Pen-sionisten-Vertreter meldete sich zuWort.

Es war ein harmonischer Nach-mittag, an dem Geschichte, Kulturund auch das leibliche Wohl nicht zukurz kamen. Gerwolf Hergert

… 70. Geburtstag

Herrmann, Hans, 09.08.82398 Polling, KV Mfr.-Süd

Zeiler, Eberhard, 10.08.91522 Ansbach, KV Mfr.-Süd

Götz, Luise, 23.08.97318 Kitzingen, KV Würzburg

Baur, Robert, 31.08.86899 Landsberg, KV Obb.-Südwest

… 65. Geburtstag

Elflein, Bernd, 09.08.97318 Kitzingen, KV Würzburg

Wagner, Siegfried, 14.08.88161 Lindenberg, KV Allgäu

Fischer, Lothar, 17.08.92637 Weiden, KV Opf.-Nord

Schmitt, Ulrike, 19.08.97531 Theres, KV Main-Rhön

Pöhlmann, Herbert, 22.08.91207 Lauf, KV Mfr.-Nord

Rahn, Richard, 24.08.91484 Sugenheim, KV Würzburg

Neubauer, Hansotto, 30.08.91301 Forchheim, KV Bamberg-Forchheim

… 60. Geburtstag

Bauer, Heinz, 01.08.93326 Abensberg, KV Regensburg

Wilfert, Gertrud, 05.08.86946 Vilgertshofen-Stadl, KV Obb.-Südwest

Müller, Sigmund, 05.08.95445 Bayreuth, KV Bayreuth-Pegnitz

Nübling, Imelda, 09.08.86152 Augsburg, KV Augsburg

Effenberger, Erich, 10.08.84034 Landshut, KV Landshut

Kämmler, Hermann, 11.08.96123 Litzendorf-Naisa, KV Bamberg-Forch-heim

Knäble, Eckhard, 11.08.97616 Bad Neustadt, KV Main-Rhön

Köhler, Franz, 12.08.97782 Gräfendorf, KV Untermain

Eder, Wolfgang, 16.08.89420 Höchstädt, KV Nordschwaben

Ber, Gisela, 20.08.81735 München, BV München

Schnabl, Ulrich, 20.08.81547 München, BV München

Wawra, Peter, 21.08.85053 Ingolstadt, KV Obb.-Nordwest

Steinhardt, Wolfgang, 25.08.81241 München, BV München

Widmann, Johann, 27.08.86453 Dasing, KV Nordschwaben

Mürbeth, Josef, 28.08.92660 Neustadt, KV Opf.-Nord

Page 37: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

AUS DEM VERBANDSLEBEN

37akzente 07/01

Arnold, Georg, 29.08.81333 München, BV München

Wild, Peter, 30.08.87435 Kempten, KV Allgäu

Fugmann, Eva, 31.08.83703 Gmund a. Tegernsee, KV Obb.-Südwest

Käb, Klaus, 31.08.84307 Eggenfelden, KV Ndb.-Ost

Reinhart, Helmut, 31.08.91781 Weissenburg, KV Mfr.-Süd

Wir gratulieren im September zum …

… 90. Geburtstag

Deuchert, Richard, 27.09.97688 Bad Kissingen, KV Main-Rhön

… 80. Geburtstag

Schöpka, Edith, 09.09.83278 Traunstein, KV Traunstein-BGL

Zellner, Anton, 18.09.97072 Würzburg, KV Würzburg

Gürth, Martha, 19.09.86179 Augsburg, KV Augsburg

Gleissner, Max, 20.09.81377 München, BV München

Pirkl, Eleonore, 30.09.84130 Dingolfing, KV Landshut

… 75. Geburtstag

Schäffler, Friedrich, 01.09.87545 Burgberg, KV Allgäu

Schmid, Agathe, 03.09.87600 Kaufbeuren, KV Allgäu

Klaus, Karl, 11.09.90451 Nürnberg, KV Nürnberg

Titz, Gunther, 23.09.89407 Dillingen, KV Nordschwaben

… 70. Geburtstag

Hofmann, Friedrich, 05.09.96110 Scheßlitz-Roschlaub, KV Bamberg-Forchheim

Kempf, Albrecht, 05.09.63785 Obernburg, KV Untermain

Beer, Erich, 13.09.92224 Amberg, KV Amberg-Sulzbach

Städtler, Helene, 13.09.86163 Augsburg, KV Augsburg

Bihler, Günther, 14.09.86163 Augsburg, KV Augsburg

Schmidt, Franz, 17.09.86356 Neusäß, KV Augsburg

Poller, Johannes, 20.09.96317 Kronach, KV Ofr.-Nordwest

Kohl, Leonore, 25.09.83253 Rimsting, KV Rosenheim-Miesbach

von Hugo, Bernd, 29.09.97082 Würzburg, KV Würzburg

… 65. Geburtstag

Weigand, Charlotte, 13.09.90518 Altdorf, KV Mfr.-Nord

Weigand, Alfred, 16.09.86163 Augsburg, KV Augsburg

… 60. Geburtstag

Jörck, Dieter, 02.09.89168 Niederstotzingen, KV Nordschwaben

Vogelsang, Eugen, 02.09.86163 Augsburg, KV Augsburg

Krinner, Günther, 08.09.84498 Baldham, BV München

Scharrer, Walter, 08.09.91792 Ellingen, KV Mfr.-Süd

Weber, Josef, 08.09.93426 Roding, KV Cham

Pfeufer, Helmut, 10.09.91781 Weißenburg, KV Mfr.-Süd

Zierhut, Christa, 10.09.97084 Würzburg, KV Würzburg

Wiedemann, Gallus, 13.09.86482 Aystetten, KV Augsburg

Dressler, Evi, 16.09.92334 Berching, KV Neumarkt

Junge, Ursula, 16.09.90562 Heroldsberg, KV Nürnberg

Kuhla, Peter, 16.09.94315 Straubing, KV Donau-Wald

Maier, Werner, 16.09.91207 Lauf, KV Nürnberg

Zeller, Josef, 19.09.85567 Grafing, KV Rosenheim

Staudt, Marianne, 20.09.90453 Nürnberg, KV Nürnberg

Krisch, Dieter, 23.09.92331 Lupburg, KV Neumarkt

Sedlmair, Christa, 23.09.81549 München, KV Obb.-Südwest

Krauss-Pellens, Werner, 24.09.82152 Krailing, BV München

Neubauer-Kohn, Hannelore, 24.09.90403 Nürnberg, KV Nürnberg

Sterr, Gerhard, 25.09.94315 Straubing, KV Donau-Wald

Stößel, Oswald, 25.09.96482 Ahorn/Witzmannsberg, KV Ofr.-Nordwest

Willibald, Xaver, 27.09.83646 Wackersberg-Arzbach, KV Obb.-Südwest

Regensberg, Veronika, 29.09.90607 Rothenberg, KV Nürnberg

Ringholz, Holger, 29.09.85307 Paunzhausen, KV Obb.-Nordwest

In den Ruhestand sind gegangen …

Hoffmann, Miriam, KV Nürnberg

Mende, Klaus, KV Nürnberg

Steinle, Wolfgang, KV Nordschwaben

Wiesentheit, Karl-Heinz, KV Mfr.-Süd

Wir trauern um …

Becke, Alfred, KV Nordschwaben (79)

Bergmann, Edgar, KV Bayreuth-Pegnitz (74)

Beyer, Ignaz, BV München (80)

Hager, Alfred, KV Bamberg-Forchheim (70)

Dr. Zintl, Martin, BV München (98)

Kommunale Schulen

Neues vom AVENUE-Netzwerk:

DAWN – ein europäi-sches Pilotprojekt fürden Austausch vonPraktikumsplätzen

Seit zwei Jahren entwickeln die 12Partnerschulen aus acht europä-ischen Ländern des AVENUE-Netz-werkes, das 1994 die FachoberschuleMünchen für Wirtschaft, Verwaltungund Rechtspflege mit begründete,eine Logistik, welche es ermöglicht,über das Internet Praktikumsplätzeim Ausland für Schülerinnen undSchüler zu organisieren. Dieses Pro-jekt wird mit EU-Mitteln nach demLeonardoprogramm gefördert.

An dem Projekt sind Institutionenmit Richtlinienkompetenz beratendbeteiligt, z. B. Skotvec vom Bildungs-ministerium in Edinburgh, die IHKin München und die südschwedischeHandelskammer in Helsingborg.Auch die Siemens Technik Akademieund das zentrale Elektrokraftwerk inLandskrona, Schweden, sind mitdabei.

Die konkreten Ziele des DAWNProjektes sind es, zunächst für dieMitgliedsschulen die Möglichkeit zuschaffen, ohne größeren AufwandSchülerinnen und Schülern für einenkürzeren oder längeren ZeitraumPraktikumsplätze im Ausland zu ver-mitteln. Alle Partnerschulen habeneine Website mit einem Rastersys-tem (Templates) eingerichtet mit re-levanten Informationen über Insti-tutionen und Firmen, die Praktikums-plätze anbieten, so dass alle Partner

Page 38: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

UMSCHAU

38 akzente 07/01

(die notwendigen Kontrollen sindüber „Keywords“ und „Codes“ mit-bedacht) Zugriff haben.

Auch Formulare, die man benötigt,um Praktikumsplätze zu beantragen,sind ebenso abrufbar wie Musterbe-werbungen, -lebensläufe, Vorschlägefür detaillierte Ablaufpläne einerPraktikumsphase, Logbuchformularefür die Berichtshefte der Praktikan-ten und Bewertungskriterien zur Be-urteilung der Praktika. Nicht zu ver-gessen sind die einheitlich europa-weiten Zeugnisformulare über dasabgelegte Praktikum.

Hintergrundinformationen überGeschichte, Land und Leute, Sittenund Gebräuche der betreffendenLänder sind eingestellt und könnenin der jeweiligen Landessprache oderauf Englisch abgerufen werden. Sorichteten beispielsweise die beidenbeteiligten Münchener Schulen, dieFachoberschule für Wirtschaft unddie Technikerschule Deroystraße, imInternet einen „Link“ zum Fremden-verkehrsamt München ein. Schüle-rinnen und Schüler aus dem Aus-land, die über die beiden Schulenein Praktikum im Münchener Raumableisten wollen, können sich darü-ber unterrichten, was während derPraktikumsphase „in München sonstnoch los“ ist, neben allen Informa-tionen über die Museen, die Sehens-würdigkeiten etc. Die beteiligten Part-nerschulen werden für ihre Städteund Länder ähnliche „Links“ errich-ten.

Gegenwärtig werden von der Eu-ropaabteilung des Schulreferats F 1in München Gespräche geführt, dasDAWN Netzwerk der AVENUE-Schulen mit dem XARXA Netzwerkder Städte Edinburgh, Barcelona,Lyon und anderen europäischen Städ-ten, die auf privater Ebene eine ähn-liche Logistik entwickelt haben, zu-sammenzuführen.

Sobald das Projekt abgeschlossenist (Juli 2001), wird es im Internet zurVerfügung stehen. Interessierte Fir-men, Institute und Schulen, die Prak-tikumsplätze suchen und auch wel-che anbieten, können es unter ge-wissen Vorgaben nutzen.

Weitere Informationen: GüntherAlbrecht, E-Mail: Fam [email protected] Günther Albrecht

Titel: Six Sigma umsetzen – Die neue

Qualitätsstrategie für Unternehmen

Autor/en: Magnusson, Kroslid, Bergman

Verlag: Carl Hanser Verlag München/Wien

ISBN-Nr.: 3-446-21633-2

Rezensent: Helmut Stephan

Das Buch beschreibt Anwendungsründe,

Erfolgsfaktoren und Fallbeispiele der Six

Sigma-Methodologie, die vor zehn Jahren

in den USA entstanden ist und jetzt in

Europa ante portas steht. Es ist ein Weg-

weiser zur neuen Welt der Six Sigma als

einem Programm, Produkte und Prozesse,

aber auch einzelne Transaktionen, nahe-

zu fehlerfrei zu machen. Denn das grie-

chische Sigma misst Prozessleistungen,

wobei der Skalenwert 6 das Auftreten von

nur 3,4 Fehlern pro Million Möglichkeiten

(FpMM) bedeutet. Six Sigma ist von der

Industrie für die Industrie entwickelt wor-

den, etabliert sich aber zunehmend im

Dienstleistungsbereich einschließlich des

Öffentlichen Dienstes.

Der Hauptgrund für den Erfolg von Six

Sigma ist seine konsequente Ergebnis-

orientierung in allen Verbesserungsinitia-

tiven. Six Sigma ist im Ansatz pragma-

tisch und handlungsorientiert. Daher

scheint sich auch eine Eignung für die

Pädagogik und Schule anzubahnen, für

Unterrichtsprozesse (Lehr- und Lern-

prozesse) und schulische Verwaltungs-

prozesse. Ein Prozess ist eine Aktivität

oder Aktivitätenkette, die für den Kunden

auf wiederholbare Weise Einsatzfaktoren

in Produkte und Dienstleistungen ver-

wandelt. Das Identifizieren von Kunden-

anforderungen ist eine integrale Kompo-

nente von Six Sigma, deren Einbezug in

Prozess- oder Produktmerkmale auch

realiter umgesetzt wird. Das Messen der

FpMM liefert die Fehlerquote in ausge-

wählten Merkmalen, die für den Kunden

als relevant gelten. Six Sigma-Projekte

führen zu erhöhter Kundenzufriedenheit,

wodurch Marktanteile vergrößert und

Umsätze erhöht werden.

Für Lehrer von kaufmännischen und ge-

werblichen Auszubildenden in der In-

dustrie ist dieses Buch lesenswert. Die

Teildisziplinen Six Sigma Engineering

und Six Sigma Management zielen auf

techno-ökonomische Verbesserungen.

Stakeholder einzubeziehen heißt, Mitar-

Bücher/Medienbeitern, Lieferanten, Kunden und Gesell-

schaftern die Six Sigma-Methodologie

zu vermitteln. Das Gürtelsystem des

Kampfsports, Weiß-, Grün-, Gelb- und

Schwarzgürtelträger sowie Schwarze

Meistergürtel kennzeichnen den Ausbil-

dungsstandard von Six Sigma-Experten.

Zum ersten Mal wurde hier zu Lande von

einem internationalen Konzern in einer

FAZ-Stellenanzeige vom 19.05.2001 ein

zertifizierter Six Sigma Master Black Belt

als Wegbereiter zur Business Excellence

mit Erfahrung im Projekt- und Change-

management gesucht. Gibt es vielleicht

in absehbarer Zukunft den Six Sigma

Schoolmaster Black Belt? Denn Six Sig-

ma ist der handlungsorientierte Weg zu

Spitzenleistungen.

Titel: Schools That Learn

Autor/en: Peter Senge et al.

Verlag: Nicholas Brealey Publishing,

London

ISBN-Nr.: 1-85788-244-X

Rezensent: Helmut Stephan

Allen gesellschaftlichen Kräften obliegt es

heutzutage, in gemeinsamen Anstren-

gungen die Kinder auf die sich schnell

wandelnde Welt vorzubereiten. Dieses

Pionierbuch von Peter Senge, Honorar-

professor an der Massachussetts School

of Business, beinhaltet eine fundierte An-

regungspalette für all diejenigen, die sich

der Herausforderung stellen wollen, Fa-

milie, Schule, Betrieb, Behörde, Gewerk-

schaft und Politik, in einer Pro-Kind-

Koalition zusammenzuschließen. Dieses

Buch will dazu beitragen, wie Schulen

sich umorientieren können, wie falsche

Gewohnheiten verlernt und pädagogische

Relevanzfaktoren angeeignet werden

können, wie z. B. Gemeinschaftsbewusst-

sein, Unternehmungsgeist, Teamfähig-

keit, Menschlichkeit, Risikobereitschaft,

Spontanaktivität. Das Klassenzimmer vor

allem soll funktional durchdacht und

energetisiert werden, damit seine Effek-

tivität nicht auf der Strecke bleibt. Das

Buch präsentiert breitgefächerte Diskus-

sionsmaterialien über die Erziehung und

Bildung der Kinder für das 21. Jahrhun-

dert. Das Lernen beginnt früher und en-

det später. Grenzlinien zwischen Schule,

Arbeit und Leben sollen verwischen. 113

angelsächsische Autoren haben in diesem

Sammelwerk 191 Beiträge geliefert, oft

sehr pragmatisch und problemlösend,

Page 39: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

UMSCHAU

39akzente 07/01

Autorenverzeichnis:

Albrecht, Günter FOS, Lindwurmstr. 90, 80337 München, Tel.: (0 89) 2 33 - 3 25 04

Gretsch, F.J./Bäumler, M. Drahthammer 21, 92717 Reuth, Tel.: (0 96 82) 91 96 83

Eisele, Josef Am Heidebruch 13a, 81375 München, Tel.: (0 89) 70 50 33

Fischer, Lothar Zum Burgstall 13, 92637 Weiden, Tel.: (09 61) 4 63 88

Käfler, Hans Stellvertretender VLB-LandesvorsitzenderJakob-Endl-Str. 10a, 94032 Passau, Tel.: (08 51) 5 32 21

Klama, P./Righi, E./Bezold, J. BS I, Alfons-Auer-Str. 18, 93053 Regensburg, Tel.: (0 92 41) 5 70 30 32

Leischner, Dietmar Robert-Koch-Str. 10, 85521 Ottobrunn, Tel.: (0 89) 6 08 36 10

Pohlmann, Heiko VLB-Referent für LehrerbildungKapellenstr. 82, 82239 Alling, Tel.: (0 81 41) 81 85 24

Schulter, Berthold VLB-SeniorenbeauftragterWeitlstr. 66/4084, 80935 München, Tel.: (0 89) 38 58 - 40 84

Schwandt, Margit Wilhelm-Schacht-Str. 14, 91541 Rothenburg o.d.T., Tel.: (0 98 61) 8 69 66

Towara, Wolfgang Gertrud-v.-le-Fort-Str. 23a, 97076 Würzburg, Tel.: (09 31) 27 44 25

darunter Methodenmodelle wie „ladder

of inference“, „alignment“, „iceberg“

und „trouble basket“. Auch die Home-

work wird in einem neuen Licht der

Kreativität gesehen. Im deutschen Schrift-

tum sind Nurturing Pedagogy, Transfor-

mative Pedagogy und Generative Peda-

gogy noch nicht so ausführlich beschrie-

ben worden. Das Buch bereichert jede

pädagogische Seminarbibliothek.

Titel: Verkaufstraining mit Video, Unter-

richtsvorbereitungen und Schulungsvideo

Autor/en: Pohrer, Schuster, Streng, Waas-

Schneeloch, Weberpals und Ziesler

Verlag: Eigenverlag „media nova“, Bucher

Str. 95, 90419 Nürnberg

Rezensent: Gerhard Hacker

Sechs engagierte Lehrkräfte, die seit vielen

Jahren das Fach Warenverkaufskunde

unterrichten, sich im VLB engagieren und

in Dillingen referieren, taten sich vor eini-

ger Zeit zusammen mit der Absicht, durch

gezielten Erfahrungsaustausch ihren Un-

terricht effektiver und praxisnäher zu

gestalten: Renate Pohrer (Fürth), Lothar

Schuster (Lauf), Reinhard Streng (Neu-

stadt/Aisch), Maria Waas-Schneeloch

(Schwabach), Reinhold Weberpals (Er-

langen) und Hans Ziesler (Schwabach).

Das Ergebnis, nämlich Unterrichts-

einheiten, verknüpft mit Schulungsvideos,

liegt nun vor und soll ab sofort auch an-

deren Lehrkräften und Trainern zur Ver-

fügung stehen.

Methodisch wird in den Unterrichts-

einheiten von einem handlungsorien-

tierten Unterrichtskonzept ausgegangen,

das insbesondere durch Spiele und

Übungen ein hohes Maß an Schüler-

selbsttätigkeit fordert. Daneben gibt es

auch Beispiele für einen eher klassisch

erarbeitenden Unterricht mit Anregun-

gen für ein freies Unterrichtsgespräch.

Ein Trainerhandbuch bildet mit dem

dazu gehörenden Videoband eine Ein-

heit. Die aufgezeichneten Verkaufsge-

spräche sind aus unterschiedlichen Bran-

chen ausgewählt. Alle Videosequenzen

sind genau auf das jeweilige Unter-

richtsthema abgestimmt und in den ge-

planten Unterrichtsablauf eingebaut.

Zuerst ein „Warming-up“

Die Autoren beginnen mit einem sog.

„Warming-up“. Nach einer Abhandlung

der Anforderungen an die Mitarbeiter

im Verkauf werden verbale und nonver-

bale Kommunikation inklusive Frage-

technik geschult. Daran schließt sich die

klassische Verkaufsschulung mit Kontakt-

aufnahme, Kaufmotive, Bedarfsermitt-

lung, Warenvorlage, Argumentation und

Kaufabschluss an. Sonderfälle des Ver-

kaufs werden eingebaut und können direkt

in den Unterricht eingebunden werden.

Das Trainerhandbuch als „roter Faden“

Das Trainerhandbuch ist in 18 Kapitel

unterteilt. Auf den ca. 200 Seiten finden

sich die methodischen Hinweise, Verlaufs-

planungen, Spielanleitungen ebenso wie

die Texte zu den Videoaufnahmen, Folien-

vorlagen, Tafelbilder, Arbeitsblätter und

Übungsblätter mit dazugehörigen Lö-

sungen. Ergänzend dazu gibt es Rollen-

spielkarten mit abgestimmten Beobach-

tungsbogen.

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“

Das Schulungsvideo visualisiert mit Po-

sitiv- und Negativbeispielen typische

Verkaufssituationen aus unterschiedli-

chen Branchen: Vom Handel mit Werk-

zeugen, Unterhaltungselektronik, Haus-

haltswaren, Textilien und Lederwaren,

Schmuck und Parfum bis hin zur Le-

bensmittelbranche.

Der Nutzen im Schulalltag

Mit dieser Medienkombination erreichen

die Kolleginnen und Kollegen mehr In-

teresse am Unterricht. Sie sparen kost-

bare Zeit für Unterrichtsvorbereitung und

sichern den Unterrichtserfolg ab. Nach

Aussagen der Autoren arbeiten bereits

fast 40 % aller bayerischen Berufsschulen

mit Einzelhandelsklassen auf dieser Basis

und die Nachfrage aus anderen Bundes-

ländern habe auch schon eingesetzt.

Der VLB ist online …

Der VLB ist auch online zu er-

reichen.

Unsere Homepage finden Sie

unter der Adresse

http://www.vlb-bayern.de

Page 40: Juli 2001 · 10. Jahrgang · ISSN 0942-6930 07/01 ... - VLB

akzente 07/01

VLB Verlag e.V.,Dachauer Straße 4,80335 München

B 05130, PVSt,Deutsche Post AG,Entgelt bezahlt

Schulsplitter:

Ferienglück

Urlaubszeit und Ferienruhe:Längst heiß ersehnt – es ist so weit. Da stört die Frau und ihr Getueund auch der Anlass: Zeugnisstreit!

Des Sohnes Leistungsstand in Matheweckt Zweifel an der Vaterschaft.Weil Mutter auch mal Fünfer hatte,ist sie´s, die mit Vererbung straft?

Der Tochter Noten: unerfindlich,dass Religion so schwer sein kannwie Deutsch und Englisch, und man fragt sich:Was hat das Kind gelernt und wann?

Der Streit mischt Wut und Analyse,wühlt tief in der Vergangenheitund einer tritt des andern Füße,die Mutter heult, der Vater schreit.

Vom Kampf erschöpft und nach drei Stunden– fünfmal schon stahl der Mops das Ei –leckt eins des andern tiefe Wunden,so geht auch dieser Streit vorbei.

Der Ferienfrieden ist gerettet,ein Kindervorsatz glänzt wie Schnee.Des Zornes Wogen sind geglättet Und vor der Stadt ruht still ein See.

Da zieht ein Karpfen seine BahnenUnd grundelt friedlich kreuz und quer, schiebt stumm im Schlamm ein dunkles Ahnensanft mit den Flossen vor sich her.

Josef Eisele