Kammer kompakt Die Abreife ist weiterhin verhalten · 2019. 9. 25. · Durch kalte Nächte bekommen...

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22 Kammer kompakt BAUERNBLATT | 21. September 2019 Reifeprüfung Silomais – 3. Mitteilung Die Abreife ist weiterhin verhalten Die wöchentlichen Zuwächse beim Trockensubstanzgehalt der Gesamtpflanzen im Mittel von 1,4 % aller beprobten Standorte in Schleswig-Holstein zeigen, dass die Maisbestände in diesem Jahr wei- terhin verzögert abreifen. Erklärbar ist dies mit den vielen Niederschlä- gen und der geringen Sonnenein- strahlung. Neben regional unter- schiedlichen klimatischen Einflüs- sen führen auch Anbaubedingun- gen, Düngung, Bestandesdichten, Bodenqualitäten und die angebau- te Sorte zu einem regional unter- schiedlichen Abreifeverhalten. Im Norden gab es einen Zuwachs der Trockensubstanz (TS) im Mit- tel von 2,0 %, ermittelt von den Standorten Wallsbüll (SL), Husum (NF), Scholderup (SL), Dannewerk (SL) und Schuby (SL). Im südlichen Landesteil hat die Abreife im Mit- tel nur um 0,7 % zur Vorwoche auf den Standorten Krumstedt (HEI), Futterkamp (PLÖ), Barkhorn (RD), Hemdingen (PI) und Leezen (SE) zugenommen. Die deutlich gerin- geren Zuwächse im Süden sind mit den fehlenden wöchentlichen Zu- wächsen der Standorte Barkhorn und Krumstedt zu erklären. Die Pflanzen zur Beprobung waren vollgesogen mit Wasser, wie das Häckselgut bereits schon zeigte. Mit Blick auf die Witterung kann es jedoch bei anhaltend trocke- ner und warmer Witterung zu wö- chentlichen Zunahmen von 2 bis 3 % des TS-Gehaltes kommen. Nie- derschläge können allerdings den TS-Zuwachs auch stoppen. Nach wie vor gilt es, Ruhe zu be- wahren, die Bestände sind noch grün, vital und gesund und die Kol- ben oftmals noch nicht reif. Bei ei- ner zu frühen Ernte ist der Kolben noch nicht voll ausgebildet und es kommt zu Verlusten bei der Kon- servierung, bei Qualität und Ertrag. Müssen Maisbestände vorzeitig ge- erntet werden, sollte die Häcksel- höhe angehoben werden. Dies kann auf Qualität und TS-Gehalt positiv einwirken. Mit 10 cm län- geren Stoppeln nimmt der Trocken- substanzgehalt um etwa 1 % zu, auch die Energie- konzentration erhöht sich um rund 0,1 MJ NEL/kg Tro- ckenmasse. Der Rohfaser- gehalt verringert sich dage- gen. Allerdings nimmt auch die Strukturwirkung im Fut- ter ab und der Masseertrag sinkt. In diesem Jahr ist über das höhere Häckseln bei vorzeitiger Ernte nach- zudenken. Sickersaft kann vermindert und der Stärke- gehalt etwas angehoben werden. Doch sollte die Be- fahrbarkeit der Ackerflä- chen bei der Ernte gege- ben sein. Die hier aufgeführten Ergeb- nisse der Reifeprüfung dienen der Orientierung. Die regional auftre- tenden Unterschiede in Entwick- lung und Witterung erlauben es nicht, die aufgezeigten Abreifeda- ten als Richtwerte für eigene Mais- flächen anzusehen. Weitere Informationen sind im Internet unter www.lksh.de > Landwirtschaft > Ackerkulturen > Mais zu finden. Die nächste Mel- dung zur Reifeprüfung erscheint kommende Woche im Bauernblatt. Dr. Elke Grimme Landwirtschaftskammer Arbeitnehmerdeputierte treffen sich in Futterkamp Öffentlichkeitsarbeit trifft Arbeitsorganisation Die Arbeitnehmerdeputierten der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein trafen sich auf Einladung der Gewerkschaft IG Bauen Agrar Umwelt kürzlich im Lehr- und Versuchszentrum der Landwirtschaftskammer (LVZ) in Futterkamp. Claus-Peter Boyens, Leiter des LVZ Futterkamp, stellte den De- putierten die Entwicklung vor und richtete besonderes Augenmerk auf aktuelle Herausforderun- gen. Themen wie Digitalisierung, Düngeverordnung und Mitarbei- tergewinnung werden zukünftig neben Tierhaltungssystemen so- wie Aus- und Weiterbildung eine entscheidende Rolle spielen. Mit der Baulehrschau, in der die neus- ten Entwicklungen in der Stall- technik regelmäßig gezeigt wer- den, hat sich der Standort be- reits einen Namen gemacht. Doch auch im Bereich Öffentlichkeitsar- beit leistet Futterkamp viel: Neben dem Tag der offenen Tür und den agrarpädagogischen Klassenfahr- ten, wo Landwirtschaft zum An- fassen geboten wird, werden auch Schulungen von Fleischereifach- verkäufern angeboten, durch die Die Silomaisernte lässt noch auf sich warten. Foto: Dr. Elke Grimme Tabelle: Ergebnisse der Reifeprüfung Silomais vom 11. September 2019 Trockensubstanz der Gesamtpflanze in % Siloreifezahl S 210 S 220 S 230 S 250 Wallsbüll (SL) 26,2 24,5 25,1 24,7 Scholderup (SL) 27,1 24,8 25,0 24,9 Schuby (SL) 30,5 28,0 28,5 29,0 Dannewerk (SL) 28,6 28,3 27,7 26,3 Husum (NF) 28,9 26,9 25,9 26,9 Barkhorn (RD) 27,4 27,8 27,6 27,1 Krumstedt (HEI) 24,6 25,5 24,3 24,0 Futterkamp (PLÖ) 26,7 27,3 25,8 26,3 Hemdingen (PI) 29,9 29,2 26,8 29,1 Leezen (SE) 27,4 26,4 25,9 26,2 15 20 25 30 35 40 16.8. 22.8. 28.8. 4.9. 11.9 18.9. 25.9. % Trockensubstanz Datum 2017 2018 2019 Grafik 1: Reifeprüfung Mais 2019 – nördlicher Landesteil 15 20 25 30 35 40 16.8. 22.8. 28.8. 4.9. 11.9 18.9. 25.9. % Trockensubstanz Datum 2017 2018 2019 Grafik 2: Reifeprüfung Mais 2019 – südlicher Landesteil

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  • 22 Kammer kompakt BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■

    Reifeprüfung Silomais – 3. Mitteilung

    Die Abreife ist weiterhin verhaltenDie wöchentlichen Zuwächse beim Trockensubstanzgehalt der Gesamtpflanzen im Mittel von 1,4 % aller beprobten Standorte in Schleswig-Holstein zeigen, dass die Maisbestände in diesem Jahr wei-terhin verzögert abreifen. Erklärbar ist dies mit den vielen Niederschlä-gen und der geringen Sonnenein-strahlung. Neben regional unter-schiedlichen klimatischen Einflüs-sen führen auch Anbaubedingun-gen, Düngung, Bestandesdichten, Bodenqualitäten und die angebau-te Sorte zu einem regional unter-schiedlichen Abreifeverhalten.

    Im Norden gab es einen Zuwachs der Trockensubstanz (TS) im Mit-tel von 2,0 %, ermittelt von den Standorten Wallsbüll (SL), Husum (NF), Scholderup (SL), Dannewerk (SL) und Schuby (SL). Im südlichen Landesteil hat die Abreife im Mit-tel nur um 0,7 % zur Vorwoche auf den Standorten Krumstedt (HEI), Futterkamp (PLÖ), Barkhorn (RD), Hemdingen (PI) und Leezen (SE) zugenommen. Die deutlich gerin-geren Zuwächse im Süden sind mit den fehlenden wöchentlichen Zu-wächsen der Standorte Barkhorn und Krumstedt zu erklären. Die

    Pflanzen zur Beprobung waren vollgesogen mit Wasser, wie das Häckselgut bereits schon zeigte. Mit Blick auf die Witterung kann es jedoch bei anhaltend trocke-ner und warmer Witterung zu wö-chentlichen Zunahmen von 2 bis 3 % des TS-Gehaltes kommen. Nie-derschläge können allerdings den TS-Zuwachs auch stoppen.

    Nach wie vor gilt es, Ruhe zu be-wahren, die Bestände sind noch grün, vital und gesund und die Kol-ben oftmals noch nicht reif. Bei ei-ner zu frühen Ernte ist der Kolben noch nicht voll ausgebildet und es kommt zu Verlusten bei der Kon-servierung, bei Qualität und Ertrag. Müssen Maisbestände vorzeitig ge-erntet werden, sollte die Häcksel-höhe angehoben werden. Dies kann auf Qualität und TS-Gehalt positiv einwirken. Mit 10 cm län-geren Stoppeln nimmt der Trocken-

    substanzgehalt um etwa 1  % zu, auch die Energie-konzentration erhöht sich um rund 0,1 MJ NEL/kg Tro-ckenmasse. Der Rohfaser-gehalt verringert sich dage-gen. Allerdings nimmt auch die Strukturwirkung im Fut-ter ab und der Masseertrag sinkt. In diesem Jahr ist über das höhere Häckseln bei vorzeitiger Ernte nach-zudenken. Sickersaft kann vermindert und der Stärke-gehalt etwas angehoben werden. Doch sollte die Be-fahrbarkeit der Ackerflä-chen bei der Ernte gege-ben sein.

    Die hier aufgeführten Ergeb-nisse der Reifeprüfung dienen der Orientierung. Die regional auftre-tenden Unterschiede in Entwick-lung und Witterung erlauben es nicht, die aufgezeigten Abreifeda-ten als Richtwerte für eigene Mais-flächen anzusehen.

    Weitere Informationen sind im Internet unter www.lksh.de > Landwirtschaft > Ackerkulturen > Mais zu finden. Die nächste Mel-dung zur Reifeprüfung erscheint kommende Woche im Bauernblatt.

    Dr. Elke GrimmeLandwirtschaftskammer

    Arbeitnehmerdeputierte treffen sich in Futterkamp

    Öffentlichkeitsarbeit trifft ArbeitsorganisationDie Arbeitnehmerdeputierten der Landwirtschaftskammer Schleswig- Holstein trafen sich auf Einladung der Gewerkschaft IG Bauen Agrar Umwelt kürzlich im Lehr- und Versuchszentrum der Landwirtschaftskammer (LVZ) in Futterkamp.

    Claus-Peter Boyens, Leiter des LVZ Futterkamp, stellte den De-putierten die Entwicklung vor und richtete besonderes Augenmerk auf aktuelle Herausforderun-gen. Themen wie Digitalisierung, Dünge verordnung und Mitarbei-tergewinnung werden zukünftig

    neben Tierhaltungssystemen so-wie Aus- und Weiterbildung eine entscheidende Rolle spielen. Mit der Baulehrschau, in der die neus-ten Entwicklungen in der Stall-technik regelmäßig gezeigt wer-den, hat sich der Standort be-reits einen Namen gemacht. Doch

    auch im Bereich Öffentlichkeitsar-beit leistet Futterkamp viel: Neben dem Tag der offenen Tür und den agrarpädagogischen Klassenfahr-ten, wo Landwirtschaft zum An-fassen geboten wird, werden auch Schulungen von Fleischereifach-verkäufern angeboten, durch die

    Die Silomaisernte lässt noch auf sich warten. Foto: Dr. Elke Grimme

    Tabelle: Ergebnisse der Reifeprüfung Silomais vom 11. September 2019

    Trockensubstanz der Gesamtpflanze in %

    Siloreifezahl

    S 210 S 220 S 230 S 250

    Wallsbüll (SL) 26,2 24,5 25,1 24,7Scholderup (SL) 27,1 24,8 25,0 24,9Schuby (SL) 30,5 28,0 28,5 29,0Dannewerk (SL) 28,6 28,3 27,7 26,3Husum (NF) 28,9 26,9 25,9 26,9Barkhorn (RD) 27,4 27,8 27,6 27,1Krumstedt (HEI) 24,6 25,5 24,3 24,0Futterkamp (PLÖ) 26,7 27,3 25,8 26,3Hemdingen (PI) 29,9 29,2 26,8 29,1Leezen (SE) 27,4 26,4 25,9 26,2

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    Reifeprüfung Mais 2019 - Nördlicher Landesteil SH

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    Grafik 1: Reifeprüfung Mais 2019 – nördlicher Landesteil

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    Reifeprüfung Mais 2019 - Nördlicher Landesteil SH

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    Grafik 2: Reifeprüfung Mais 2019 – südlicher Landesteil

  • 23Kammer kompakt■ BAUERNBLATT | 21. September 2019

    diese in die Lage versetzt werden, ihren Kunden Hintergründe rund um die Tierhaltung direkt an der Ladentheke weiterzugeben.

    Bei einer Führung durch den Milchviehstall stellte sich Imke Jun-ge, Kammerberaterin in der Rinder-haltung, den Fragen der Arbeitneh-

    merdeputierten zu Hal-tung und Abläufen. Dabei ging sie insbesondere auf die Arbeitsorganisation in diesem Bereich ein. Die He-rausforderung, den Tieren, Mitarbeitern und dem be-triebswirtschaftlichen Er-trag gleichermaßen ge-recht zu werden, erforde-re gut durchdachte orga-nisatorische Strukturen, so Junge.

    Der stellvertretende Geschäftsführer Dr. Mar-kus Coester lieferte einen Rundumblick über die ak-tuellen Entwicklungen und Arbeitsbereiche der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.

    In seinem Abschlussstatement machte Vizepräsident Arno Cars-tensen deutlich: „Futterkamp ist ein wichtiger Vorzeigebereich für unsere Landwirtschaftskammer. Hier gelingt es, neben der Aus-

    und Weiterbildung tragfähige Brü-cken zu Verbrauchern und Gesell-schaft zu schlagen und für die Pra-xis gangbare Lösungsansätze in der Tierhaltung aufzuzeigen.“

    Solveig OhlmerLandwirtschaftskammer

    Ernte von Äpfeln, Birnen und Pflaumen hat begonnen

    Unterdurchschnittliche Erträge erwartet Die ersten Augustäpfel sind ge-pflückt und die Ernte von Birnen und Pflaumen folgt. Damit kön-nen der Einkauf sowie das Selbst-pflücken von lokalem Kern- und Steinobst, am besten direkt beim regionalen Erzeuger, beginnen. Informationen, wo sich die Er-zeuger in Schleswig-Holstein be-finden, gibt es unter https://www.lksh.de/fileadmin/PDF_Downloadcenter/Flyer_ Broschueren/Verbraucher/Flyer_ Direktvermarkter_Obst_SH.pdfAufgrund von Frostnächten im Mai und April sowie geringer Aktivität der Bestäubungsinsek-ten zum Blühzeitpunkt ist der Fruchtansatz bei den genann-ten Obstsorten nur unterdurch-schnittlich. Das derzeit wüchsi-ge Wetter kann jedoch noch zu durchschnittlichen Erträgen füh-ren. Zurzeit schätzt das Statisti-kamt Nord bei Äpfeln einen um 9 %, bei Birnen einen um 5 % und bei Pflaumen einen um 6 % geringeren Ertrag als im sechs-jährigen Durchschnitt.Der Anbau von Äpfeln findet in Schleswig-Holstein auf einer Flä-che von zirka 480 ha statt. Die wichtigsten Apfelsorten sind ,Elstar‘, ,Holsteiner Cox‘, ,Jona-gold‘ und ,Braeburn‘. Birnen und

    Pflaumen werden hingegen auf jeweils zirka 20 ha geerntet. Äpfel, Birnen und Pflaumen eig-nen sich bestens zum rohen und auch gekochten Verzehr. Aus ih-nen können beispielsweise Mar-melade und Kompott zuberei-tet werden. Obst enthält viele verschiedene Vitamine, Spuren-elemente und Mineralstoffe. Nele Daumann Tilmann Keller Obstbauversuchsring des alten Landes e. V.

    Durch kalte Nächte bekommen die Äpfel eine rote Färbung. Äpfel zum Selberpflücken gibt es beim heimischen Erzeuger. Foto: Nele Daumann

    Kreisbereisung nach Dithmarschen

    Erneuerbare Energien und MeerIn diesem Jahr führte die Kreis-

    bereisung der Landwirtschafts-kammer in den Kreis Dithmarschen und war zu Gast bei Tim Brandt, Geschäftsführer des Unterneh-mens Wind to Gas Energy in Bruns-büttel. Im Fokus standen Themen, die speziell die Region betreffen, aber auch überregionale Strahl-kraft haben. Was noch Zukunfts-musik scheint, macht das Energie-unternehmen heute schon vor. Es hat einen Weg gefunden, aus Er-

    neuerbaren Energien Wasserstoff für die Zapfsäule zu erzeugen.

    Mitunter sind landwirtschaftli-che Betriebe auch Eigentümer oder Miteigentümer von Windkraftan-lagen. Nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung suchen einige nach einer alternativen Verwendung ih-res „Windstroms“. Wie dies funkti-onieren kann, lesen Sie auf den Sei-ten 44 bis 46.

    Daniela RixenLandwirtschaftskammer

    Energieberater Dirk Wietzke, Vorstandsmitglied Heino Hansen, betriebswirtschaftlicher Berater Sönke Harders, Kammergeschäftsführer Peter Levsen Johannsen, Tim Brandt, Präsidentin Ute Volquardsen, Vizepräsident Arno Carstensen, Eike Brandt, Repräsentantin der Kammer des Kreises Dithmarschen, sowie Pressesprecherin Daniela Rixen informierten sich über die Erzeugung von Wasserstoff sowie Wasserstofftankstellen und Fahrzeuge (v. r.). Foto: Nele Daumann

    Besonders die Kälber hatten es den Arbeitnehmervertretern angetan.

    Arno Carstensen, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer, lud die Arbeitnehmerdeputierten in das Lehr und Versuchszentrum ein.

    Leiter des LVZ Futterkamp, ClausPeter Boyens, informierte über die Entwicklungen und Herausforderungen. Fotos: Solveig Ohlmer

  • 24 Finanzen BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■

    Wenn die Hofnachfolge ungewiss ist

    Offene Fragen möglichst früh klären

    Wie sollen sich Betriebe bei un-gewisser Hofnachfolge verhal-ten? Welche Beratung benötigen sie? Mit diesen brisanten Fragen hat sich ein Beraterseminar der Landwirtschaftskammer jüngst in Rendsburg beschäftigt. Die Thema-tik wurde aus drei verschiedenen Perspektiven, betriebswirtschaft-lich, rechtlich und steuerlich, be-leuchtet und anschließend jeweils mit den Teilnehmern verschiedener Beratungsinstitutionen diskutiert.

    Betriebswirtschaftliche Perspektive

    Enno Karstens, Fachbereichslei-ter für Beratung in der Landwirt-schaftskammer, stellte die betriebs-wirtschaftliche Sicht dar. Vorweg stellte er einige Thesen auf: Je frü-her Klärungen in Sachen Hofüber-gabe erfolgen, desto besser kön-nen sich die Familie und Beratung darauf einstellen. Ist die Hofnach-folge ungewiss, sind fachlich zum Teil sehr komplexe Fragestellungen zu beantworten. Neben der Fach-beratung ist der „Faktor Mensch“ von besonderer Bedeutung. Ins-besondere die Beziehungsebe-ne ist von Relevanz. Ärger, Zunei-gung, Antipathie, Bedürfnisse, un-geschriebene Gesetze, Tabus, Ver-trauen, Misstrauen oder Ähnliches können ein grundsätzlich gutes Konstrukt, das in der Familie mit Argumenten und schlüssigen In-halten erarbeitet wurde, zum Ein-sturz bringen oder eben auch ge-lingen lassen. Dazu müssen sich alle Beteiligten ihrer Rollen und ihrer

    Verantwortung bewusst sein. Und auch das ist wichtig: Diese Rollen und Verantwortungen werden sich im Laufe des Übergabeprozesses in der Regel grundlegend verändern. Sehr schwierig wird es insbesonde-re auch dann, wenn die Beteiligten zum Beispiel krank oder auf ande-re Art und Weise gehandicapt sind.

    Drei klassische Problemfelder bei ungewisser Hofnachfolge wurden im Seminar thematisiert:

    ● Der Hof hat keine wirtschaftliche Perspektive.

    ● Es gibt keinen Nachfolger in der Familie, eine außerfamiliäre Hof-nachfolge kommt infrage.

    ● Es gibt zwei oder mehrere poten-zielle Hofnachfolger, die gerne den Hof übernehmen möchten – eine Entscheidung steht an.

    Enno Karstens empfahl, den ers-ten Punkt mithilfe des Leitfadens

    der sozioökonomischen Beratung zu bearbeiten. Dieser kann Grund-lage für die Entscheidung der Fa-milie bei der Frage sein, ob der Betrieb weitergeführt, auf einen Nebenerwerbsbetrieb umgestellt oder aufgegeben werden soll.

    Bei einer außerfamiliären Hof-übergabe sind verschiedene Pha-sen bis zur endgültigen Übergabe zu durchlaufen. Eine kleine Check-liste für potenzielle familienfremde Übernehmer hilft Interessierten zu klären, ob so ein Prüfungsprozess infrage kommt. Bei einer außerfa-miliären Hofübergabe ist das Be-dürfnis des Übergebers nach Erzie-lung eines wirtschaftlichen Vorteils in der Regel höher als bei einer in-nerfamiliären Übergabe. Auch das Misstrauen bezüglich der Vertrags-erfüllung ist bei Fremden in der Re-gel stärker als bei Familienangehö-rigen und führt oft zu detaillierte-ren Absicherungsklauseln.

    Sofern die Familie sich dafür ent-scheidet, den Hof an zwei Kinder

    zu übergeben, ist die Gründung ei-ner Personengesellschaft eine Op-tion. Mitunternehmer wären dann in diesem Fall die beiden Geschwis-ter. Schlüsselfragen sind hier:

    ● Fragen zu den Zielen: Was wol-len die Beteiligten erreichen? In welche Richtung soll der Betrieb entwickelt werden?

    ● Die Frage nach der Ökonomie: Kann ein ausreichender Gewinn er-zielt werden? Wie soll der Gewinn verteilt werden? Welche Entnah-men werden vereinbart? Welche Investitionen stehen an? Wer trägt das Risiko und die Haftung?

    ● Die Frage nach dem Zusammen-spiel: Sind die Personen für eine Kooperation geeignet? Wie soll die Arbeit erledigt werden? Wer hat das Sagen? Wie soll auf Verände-rungen reagiert werden? Was pas-siert bei Konflikten? Wie soll eine Auflösung umgesetzt werden?

    Was ist rechtlich zu beachten?

    Dr. Lennart Schmitt, Rechtsan-walt beim Bauernverband Schles-wig-Holstein, ging im Seminar auf rechtliche Besonderheiten bei un-geklärter Hofnachfolge ein. Für Schmitt kommt es zunächst darauf an, die (wahren) Interessen der Be-teiligten herauszuarbeiten. Diese sind mit der gesetzlichen Rechtsla-ge abzugleichen, bevor es schließ-lich zur individuellen Vertragsge-staltung kommt. Er erläuterte an-schließend, wie eine präventive Vertragsmediation gelingen kann.

    Schmitt beleuchtete aus juris-tischer Perspektive im Detail fol-gende Punkte: Motivation und Szenarien, Möglichkeiten eines nicht fortgeführten Hofes, Mög-lichkeiten der Erhaltung des Hofes

    EMPFEHLUNG VON DR. LENNART SCHMITT

    „Die Hofnachfolge ist ein komple-xer Prozess mit vielen emotiona-len, rechtlichen und wirtschaft-lichen Hürden. Entscheidend ist der Einzelfall – es gibt keine Lö-sungen von der Stange. Die Aus-schöpfung und das Durchden-ken sämtlicher Modelle sowie das Finden einer maßgeschnei-derten, ganzheitlichen Lösung sind von besonderer Bedeutung. Es geht nicht ohne umfangrei-

    che rechtliche Beratung zum frü-hestmöglichen Zeitpunkt. Vom betreuenden Berater erfordert die Situation besonders viel Fin-gerspitzengefühl. Die Stärkung der Nachhaltigkeit des Vertrags-werkes, der Vertragsautonomie der Beteiligten und das Entschär-fen möglicher späterer Konflikt-punkte müssen immer im Mittel-punkt stehen“, fasste Schmitt sei-ne Ausführungen zusammen.

    Wenn man nicht der Letzte sein will ... Foto: Johannes Karstens

    ohne jegliche Gegenleistung

    Übertragung

    ausschließlichgegen

    Versorgungsleistungen

    gegen Versorgungs-leistungen und/nur sonstiges

    Entgelt (Ab�ndung)

    Ab�ndung < Kapitalkonto des Betriebs/Anteils

    Ab�ndung > Kapitalkonto des Betriebs/Anteils

    = unentgeltlichBuchwertfortführung

    = entgeltlichVeräußerungsgewinn

    Grafik 1: Einstufung als unentgeltliche oder entgeltliche Betriebsübertragung

  • Name und Vorname

    Straße und Hausnummer

    PLZ und Ort

    Telefon E- Mail

    IBAN DE_ _ I _ _ _ _ I _ _ _ _ I _ _ _ I _ _ _ _ I _ _

    Datum Unterschrift Abo-Nummer

    Aus Kostengründen werden Buchbestellungen nur gegen Banklastschrift ver-sandt. Hierfür bitten wir um Ihr Verständnis.

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    [email protected] · www.bauernblatt.com Gläubiger -Identifikationsnummer: DE56ZZZ00000054154 Mandatsreferenz wird separat mitgeteilt. SEPA -Lastschriftmandat: Ich ermäch-tige die Bauernblatt GmbH, einmalig eine Zahlung von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der Bauernblatt GmbH auf mein Konto gezogene Lastschrift einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kredit institut vereinbarten Bedingungen.

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    25Finanzen■ BAUERNBLATT | 21. September 2019

    in einer Hand trotz Betriebseinstellung, Umgang mit anschließender Aufgabe und Aufteilung der Betriebseinheit, Möglichkeiten bei außerfamiliärer Hofübergabe. Betriebspacht, Hofübergabevertrag, Abgabe an gemeinnützige Träger, Kaufvertrag und gleitende Hofübergabe.

    Was ist steuerlich zu beachten?

    Sebastian Nehls, Leiter der Steuerabteilung des Landwirtschaftlichen Buchführungsverbandes in Kiel, wies auf wesentliche steuerliche Aspekte hin, die es zu beachten gilt: „Um eine Fortführung der Buchwerte zu ermöglichen, ist der Betrieb mit allen wesentlichen Grundlagen (unentgeltlich) zu übertragen. Als Empfänger kommen Abkömmliche beziehungsweise Kinder infrage. Auch nahestehende Dritte (Neffen, Nichten, Schwiegerkinder) sind als Übernehmer möglich, wenn das Versorgungsbedürfnis des Übergebers ausschlaggebend ist. Grundsätzlich ist auch eine Übergabe unter Fremden denkbar, wenn persönliche Be

    ziehungen zum Übergeber und ein persönliches Interesse an der lebenslangen Versorgung des Übergebers bestehen“, sagt der Steuerexperte.

    Bei der Einstellung der aktiven Bewirtschaftung ist eine Betriebsveräußerung eine Option. Der Betrieb muss in diesem Fall mit allen wesentlichen Grundlagen gegen Entgelt veräußert werden. Es erfolgt dann eine Aufdeckung sämtlicher stiller Reserven. In diesem Fall fließt Liquidität zu, aus der auch Steuerbelastungen bezahlt werden können. Eine begünstigte Besteuerung ist möglich, wenn das 55. Lebensjahr vollendet ist oder eine

    dauernde Berufsunfähigkeit vorliegt. Diese Begünstigung kann allerdings nur einmal im Leben in Anspruch genommen werden.

    Sofern der Betrieb im Eigentum der Familie bleibe und keine aktive Bewirtschaftung mehr erfolge, könne ebenfalls eine Betriebsaufgabe Sinn machen, so Nehls. In diesem Falle ist eine Betriebsaufgabeerklärung gegenüber dem Finanzamt abzugeben. Es darf nicht vergessen werden, dass die Aufdeckung sämtlicher stiller Reserven

    bei dieser Variante ohne Zufluss von Liquidität erfolgt. Die Voraussetzungen für eine steuerliche Begünstigung entsprechen denen bei einer Betriebsveräußerung. Nach der Betriebsaufgabe wird das Vermögen steuerlich dem Privatvermögen zugerechnet. Eine Verpachtung danach ist möglich sowie auch eine Übertragung auf Kinder oder Erben. Nach Ablauf von zehn Jahren ist eine steuerfreie Veräußerung möglich.

    Bei Übertragung des Hofes auf mehrere Kinder ist die neue Rechtsprechung zur Realteilung zu beachten. Anhand von verschiedenen Beispielen wurden von Nehls steuerauslösende und steuerunschädliche Gestaltungswege beschrieben. In diesem Zusammenhang sei auf jüngste Veröffentlichungen im Bauernblatt verwiesen.

    Enno KarstensLandwirtschaftskammerTel.: 0 43 31-94 [email protected]

    EMPFEHLUNG VON SEBASTIAN NEHLS

    „Rechts und Steuerberatung ist bei ungewisser Hofnachfolge zwingend geboten, damit nicht aus Unwissenheit eine Steuerbelastung ausgelöst wird. Man sollte den richtigen Zeitpunkt einer

    möglichen Betriebsübergabe nicht verpassen. Wenn möglich, sollte eine ,Familienlösung‘ gefunden werden, bei der das Kind /die Kinder in eine Entscheidung eingebunden werden“, rät Nehls.

    EMPFEHLUNG VON ENNO KARSTENS

    Die Themenfelder, die bei ungewisser Hofnachfolge zu klären sind, sind sehr komplex und sollten sorgfältig bearbeitet werden. Mögliche Hemmnisse und Konfliktpotenziale sind genau zu beleuchten. Es empfiehlt sich, kompetente Beratungskräfte aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Rechts und Steuerberatung früh

    zeitig einzuschalten. Sie haben eine besondere Verantwortung, die Familie bei den anstehenden Entscheidungsprozessen zu begleiten. Die Entscheidung kann jedoch keiner dem Abgeber, dem Übernehmer sowie den weichenden Erben abnehmen. Die Landwirtschaftskammer bietet hier kompetente Beratung an.

    Aufgabe der aktiven Tätigkeit

    BetriebsveräußerungErklärung der

    BetriebsaufgabeBetriebsverpachtung

    Aufdeckung allerstillen Reserven

    keine Aufdeckungstiller Reserven

    Grafik 2: Steuerlicher Effekt bei Einstellung der aktiven Bewirtschaftung

  • 26 Finanzen BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■

    Beratung rund um das Geld: Milchkontrakte an der Warenterminbörse

    Planungssicherheit durch Preisabsicherung

    Im normalen Fall bestimmt immer noch die Meierei den Milchpreis – und das häufig erst, nachdem die Milch schon abgeliefert wur-de. Seit August 2018 gibt es nun auch die Möglichkeit, Flüssigmilch über die Warenterminbörse abzu-sichern. Dieses Instrument ermög-licht dem Viehhalter, das Preisrisi-ko zu streuen, indem er im Vorwe-ge bis zu 1,5 Jahre im Voraus den Milchpreis planbar macht.

    Hat ein Unternehmer sich hin-gegen für den Weg der Direktver-marktung entschieden, kann er selbst den Preis festlegen, zu dem die Milch an den Konsumenten ver-äußert wird. Somit hat er es in der Hand, wie hoch der Milchpreis aus-fällt, zumindest für den Anteil der Milch, die direkt vermarktet wird.

    Risiko absichernDaneben hat ein Milcherzeu-

    ger zusätzlich die Möglichkeit, sei-nen Milchpreis für die Zukunft ab-zusichern. Seit 2010 ist der Handel mit Futures für Milchprodukte an der Börse möglich. Getreide an der Warenterminbörse zu handeln, ist nichts Ungewöhnliches mehr. An-ders ist es mit der Preisabsicherung für Milchprodukte. Diese Möglich-keit wird hierzulande erst von we-nigen Milchbetrieben genutzt. Da-bei ist das Absichern des Milchprei-ses über die Warenterminbörse eine gute Möglichkeit für Milcher-zeuger, das Preisrisiko einzugren-zen. Auch Ausfallrisiken können so vermieden werden. Für Unter-nehmer ist Planungssicherheit eine wichtige Größe, vor allem, seitdem der Milchpreis seit 2007 größeren Schwankungen unterliegt.

    Vorteile der AbsicherungDie Liquidität auf landwirt-

    schaftlichen Betrieben muss stets gewährleistet sein. Gerade für größere Milchviehbetriebe, die in-vestiert haben und Fremdarbeits-kräfte beschäftigen, ist dies wich-tig. Planbare Einnahmen sind für den stetig fälligen hohen Kapital-dienst und die regelmäßigen Löh-ne für familienfremde Arbeitskräf-te entscheidend. Mithilfe von Kon-

    trakten über die Warentermin-börse entsteht Planungssicherheit auf der Erlösseite. Eigentlich ist es nichts anderes, als eine Entschei-dung für ein bestimmtes Preisni-veau für die Zukunft zu treffen. Ähnlich, wie viele landwirtschaft-liche Betriebe schon mithilfe von Futtermittelkontrakten beim Land-handel eine große Kostenposition in einem bestimmten Zeitfenster planbar machen.

    Funktion der AbsicherungFür Milchprodukte ist die Euro-

    pean Energy Exchange AG (EEX) in Leipzig der führende Terminmarkt für Milch/Milchprodukte in Europa. An der Warenterminbörse ist es möglich, Butter, Magermilch(MMP)- sowie Molkenpulver und seit gut ei-nem Jahr nun auch Flüssigmilch zu handeln. Anders als das Wort Wa-renterminbörse vermuten lässt, fin-det kein Warenhandel statt. Es wer-den standardisierte Kontrakte ge-handelt mit festgelegter Menge, Einheit, Qualität und Währung. So sichern die Marktteilnehmer einen Verkaufs- und Einkaufswert für das entsprechende Milchprodukt für ei-nen Termin in der Zukunft ab. Beim Verkauf von Flüssigmilch- und auch Butter- oder Pulverkontrakten wird die Milch also trotzdem weiter an die Meierei geliefert. Die Kontrakte sind maximal 18 Monate im Voraus

    handelbar, derzeit entsprechend bis März 2021.

    Hedger und SpekulantenAls Hedger überträgt der Milch-

    erzeuger sein Preisrisiko auf einen Finanzinvestor. Dieser gilt dann als Spekulant, da er auf einen kurzfris-tigen Gewinn hofft, indem er das Risiko übernimmt. Um am Waren-terminmarkt Milch oder andere Milchprodukte zu handeln, muss ein Milchviehhalter einen Börsen-makler (Broker) beauftragen. Die-ser wird bei der zentralen Abrech-nungsstelle, der sogenannten Cle-aringstelle, ein Konto einrichten lassen. Auf dem Konto muss vom Milcherzeuger eine Sicherheits-leistung (Initialmargin) hinterlegt werden. Es handelt sich dabei um einen Vorschuss in Form von Bar-geldeinlagen und/oder Bankbürg-schaften, der die Einhaltung der eingegangenen vertraglichen Ver-pflichtungen gewährleistet. Da-bei ist die Höhe der Initialmargin abhängig vom Kontraktvolumen. Über die Clearingstelle werden die Gewinne und Verluste für die Bör-senteilnehmer täglich am Handel-stagende abgerechnet. Beim Ver-tragsabschluss kennen sich Käufer und Verkäufer nicht.

    Bis vor einem Jahr war es nur möglich, Butter oder Pulver an der Börse zu handeln. Auch weiterhin steht diese Möglichkeit zur Verfü-gung und wird auch von größeren Milchviehbetrieben sowie Molke-reien genutzt. Die Faustformel ist: 100.000 kg Rohmilch entsprechen 10 t MMP und 5 t Butter. Somit wer-den im Verhältnis zwei MMP-Kon-trakte und ein Butterkontrakt ge-handelt.

    Prinzipiell ist der Flüssigmilch-kontrakt für den Milchviehhalter eine besser handhabbare Mög-lichkeit, Milch an der Börse zu handeln, als die Kombination aus Butter- und MMP-Kontrakten. Ein Flüssigmilch-Future umfasst näm-lich nur 25.000  kg Milch. Dieser wird beispielsweise verkauft und in gleicher Höhe zum Zeitpunkt X wieder gekauft. Das sogenannte Glattstellen ist allerdings nur mög-lich, wenn es entsprechende Ge-genpositionen gibt. Problematisch ist aktuell noch, dass Flüssigmilch-kontrakte in zu geringem Umfang gehandelt werden.

    Nur wenige Betriebe nutzen bisher die Möglichkeit, den Milchpreis am Wa-renterminmarkt abzusichern. Fotos: landpixelZINSBAROMETER

    Stand 16. September 2019Die Zinsspannen am Kapital-markt nehmen zu. Das Zinsba-rometer bietet lediglich erste Anhaltspunkte zur aktuellen Kapitalmarktsituation (ohne Gewähr). Bei den gekenn-zeichneten Zinssätzen können sich je nach persönlicher Ver-handlungssituation deutliche Abweichungen ergeben.

    ZinsenGeldanlage %Festgeld 10.000 €,3 Monate1) 0,05 - 0,81

    KrediteLandwirtschaftliche Rentenbank2)

    % effektiv(Sonderkreditprogramm)Maschinenfinanzierung6 Jahre Laufzeit,Zins 6 Jahre fest 1,00langfristige Darlehen10 Jahre Laufzeit,Zins 5 Jahre fest 1,0020 Jahre Laufzeit,Zins 10 Jahre fest 1,00

    Baugeld-Topkonditionen3)Zins 10 Jahre fest 0,48 - 2,44Zins 15 Jahre fest 0,79 - 3,02

    1) Marktausschnitt (100 % Einlagensicherung)2) Zinssatz Preisklasse A, Margenaufschlag 0,35 bis 2,85 %, je nach Bonität und Besiche-rung (7 Preisklassen)3) Quelle: www.capital.de (Spanne der Topkonditionen)

  • 27Finanzen■ BAUERNBLATT | 21. September 2019

    Die Abrechnung erfolgt, indem die Milchpreise von vier Ländern zusammengeführt werden zu ei-nem EEX European Liquid Milk In-dex. Zu jeweils einem Viertel wer-den, basierend auf den Angaben des „Milk Market Obervatory“ der EU, die Preise aus Deutschland, Ir-land, Dänemark sowie den Nie-derlanden berücksichtigt. Dabei muss der Milcherzeuger im Kopf haben, dass die Abrechnung mit einer Zeitverzögerung von zwei Monaten vorgenommen wird. Die Kosten werden auf etwa 0,3 ct/kg Milch beziffert.

    Ein BeispielMilchviehhalter Fiebelmilch

    möchte die Hälfte seiner monat-lichen Milchlieferung im Septem-ber absichern. Bei 140 Kühen und einer durchschnittlichen Leistung von 9.000 kg ergeben sich im Mo-nat 105.000 kg. Für die Hälfte be-nötigt er zwei Kontrakte mit je 25.000 kg. Um die Milchlieferung im September abzusichern, muss er den Liefermonat November an der Börse wählen. Dort wird die Milch beispielsweise zu einem Kurs von 34  €/100  kg gehandelt, zu dem Milcherzeuger Fiebelmilch dann zwei Kontrakte verkauft. Die Si-cherheitsleistung wird rund 10 % des Warenwertes eines Kontrak-tes (25.000 kg mal 34 €/100 kg = 8.500 €) betragen, also 850 €. Der Landwirt müsste für die zwei Kon-trakte 1.700 € hinterlegen. Um das Liquiditätsrisiko zu reduzieren, ist aber die doppelte Sicherheit zu hinterlegen, also 3.400 €.

    Die Abrechnung der Milchan-lieferung im September erfolgt im Oktober. Geht man im Beispiel von einem leichten Rückgang des Milchpreises vor Ort und an der

    Börse auf 31  ct/kg Milch aus, so wird Letzterer entsprechend ab-gerechnet. Ist auch in den ande-ren Ländern Irland, Dänemark und den Niederlanden eine ähnli-che Entwicklung eingetreten, wür-de sich ebenso bei dem Index, der dann im November zur Verfügung steht, ein Wert von 31  €/100  kg Milch ergeben. Dieser Wert wird im November mit dem abge-schlossenen Wert von 34 €/100 kg gegengerechnet. Das ergibt eine Differenz von 3 €/100 kg, die dem Milcherzeuger Fiebelmilch gutge-schrieben wird.

    Bei einer anderen Preisentwick-lung, beispielsweise einem Anstieg von 3 €/100 kg, wird dieser entspre-chend von dem Konto eingezogen. Zwischenzeitlich wird auch eine tägliche Bewertung der Kontrak-te mit entsprechendem Einzug der

    Verluste beziehungsweise der Gut-schrift der Gewinne vorgenommen.

    Stärke, Schwäche, ChanceIn der Theorie funktioniert die

    Absicherung von Milchprodukten über die Warenterminbörse sehr gut. Positiv bewertet werden die Markttransparenz sowie -sicher-heit. Außerdem sind die Kosten für die Milchpreisabsicherung über die Börse relativ überschaubar. Vorteil ist außerdem, dass die Milch wei-terhin zur Meierei geliefert wird. Aktuell findet jedoch noch nicht sehr viel Handel mit Flüssigmilch-kontrakten an der Warentermin-börse statt. So kann es mitunter schwierig werden, weil Verträge nicht glattgestellt werden können aufgrund fehlender Gegenpositio-nen. Besonders schwierig wird es, wenn Hedger und Spekulanten nicht auf einen steigenden Markt setzen.

    Tendenziell steigt aber die Nach-frage nach Warentermingeschäf-te mit Milchprodukten. Nachtei-lig ist, dass Milcherzeuger für die Marktüberwachung Zeit investie-ren müssen beziehungsweise je-manden für die Marktinformatio-nen bezahlen, indem die Aufgabe abgegeben wird.

    Service für MitgliederAuch Molkereien sehen die

    Möglichkeit, ihren Lieferan-ten ein Instrument zur Preisabsi-cherung mit an die Hand zu ge-ben. Sie bieten ihren Milcherzeu-gern beispielsweise die Abwick-

    lung von Warentermingeschäften mittels Festpreisen an. Innerhalb Deutschlands sind es bisher zwei Molkereien, die diese Art der Ri-sikostreuung unterstützen. Dazu zählt auch die schleswig-holstei-nische NordseeMilch. Ihre Mitglie-der können bis zu 50 % der produ-zierten Milchmenge über die Bör-se absichern, wobei die Mindest-menge bei 10.000 kg liegt. Über die Homepage der Molkerei kann für einen Zeitraum von bis zu zwölf Monaten jeweils am dritten Mitt-woch im Monat ein entsprechen-der Festpreis festgelegt werden. Die Basis beträgt 1  ct/kg Milch. Dazu kommt eine Bearbeitungs-gebühr von bis zu 0,5 ct/kg.

    So haben Milcherzeuger die Chance, auf sich wandelnde Markt-situationen zu reagieren. Vor dem Abschluss der ersten Kontrakte sollte eine einzelbetriebliche Stra-tegie entwickelt werden, an die der Hedger sich hält. Das Risiko hinge-gen besteht darin, die Nerven zu verlieren und zu einem verfrühten Zeitpunkt von der Strategie abzu-weichen. Das Absichern des Milch-preises soll im Schnitt nicht unbe-dingt zu einem wesentlich höhe-ren Milchpreis führen, sondern viel mehr zu einem planbaren Milchpreis, mit dem die Liquidität auf einem Betrieb gesichert wird. Denn die Preisschwankungen wer-den weniger groß ausfallen als am Kassamarkt.

    Judith WahlLandwirtschaftskammerTel.: 0 43 31-94 [email protected]

    FAZITDie Warenterminbörse kann als Instrument zur Preisabsi-cherung genutzt werden. Mit dem Handel von Flüssigmilch- Futures kann ein Milcherzeu-ger seine Milcherlöse bis zu 18 Monate im Voraus plan-bar machen. Zu Beginn ist es hilfreich, die Börsennotierun-gen zu verfolgen. Man sollte zunächst ein Gefühl für den Handel entwickeln. Bei Inter-esse kann man über den Kieler Börsenverein Warentermin-markt den Handel mit Futures spielerisch ausprobieren. Für die Wissensvertiefung ist ein Seminar der Landwirtschafts-kammer zum Thema „Milch-vermarktung der Zukunft“ für die neue Weiterbildungs-saison vorgesehen.

    Beim Hedge wird durch ein Gegengeschäft das Preisrisiko abgesichert.

    20,00

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    019

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    gewichteter EU-Durchschnittspreis für Milch

    Abbildung: Entwicklung des europäischen Rohmilchpreises bis Juli 2019

    Bis 2007 schwankte der Milchpreis nur geringfügig. Seitdem ist der Milchpreis nur schwierig einzuschätzen. Eine Absicherung des Milchpreises an der Warenterminbörse ist daher eine gute Möglichkeit, den Milch-preis in der Zukunft planbarer zu machen. Quelle: DG Agri, Milk Market Obervatory

  • 28 Pflanze BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■

    Landessortenversuche Ökowinterweizen

    Überraschend gute bis sehr gute Ergebnisse

    Ökowinterweizen wird im ökolo-gischen Landbau zum überwie-genden Teil zur Verwendung als Brotgetreide angebaut. In den vergangenen Jahren hat, bedingt durch die vermehrte Umstellung von Milchviehbetrieben auf Öko und die damit gestiegene Nach-frage nach Ökokraftfutter, die Produktion von Ökoweizen auch zu Futterzwecken an Bedeutung gewonnen. Der Anbau von Öko-winterweizen erfolgt zum über-wiegenden Teil auf den besseren, tiefgründigen Lehmböden. Öko-winterweizen ist mit die wichtigs-te Kultur, die auf Ökobetrieben in der Fruchtfolge steht, das gilt auch für die Vermarktung.

    Beim Brotgetreide sind die wich-tigsten Qualitätsparameter der Protein-, Feuchtklebergehalt und der Sedimentationswert. Beim Fut-terweizen sind der Ertrag und die Blattgesundheit die ausschlagge-benden Faktoren. Um die unter-schiedlichen Vermarktungsberei-che bedienen zu können, bietet das Sortenspektrum ein umfangrei-ches Angebot an Weizensorten der Qualitätsgruppe E und A zur Pro-duktion von Brotweizen. Die Sor-ten dieser Qualitätsgruppe wur-den schon langfristig getestet und werden auch weiterhin geprüft. In den vergangenen Jahren zeichne-

    te sich aber auch ein erhöhter Be-darf an Sorten der Qualitätsgruppe B und C für den Futtermittelbereich ab. Dementsprechend werden auch Sorten dieser Qualitätsgruppe in den Ökolandessortenversuchen ge-prüft. An die Nährstoffversorgung stellt Ökowinterweizen von allen im ökologischen Landbau angebauten Getreidearten die höchsten Ansprü-che. Ökowinterweizen sollte darum niemals nach stark zehrenden Kul-turen angebaut werden. Bevorzugt sollte Ökowinterweizen nach Klee-gras oder einer Leguminose ste-hen. Sind auf dem Betrieb organi-sche Dünger verfügbar, wirkt sich ihr Einsatz zum Ökowinterweizen positiv auf Ertrag und Qualität aus.

    Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Wasserversorgung. Eine aus-reichende und gleichmäßige Nie-derschlagsverteilung ist von Vor-teil. Im Jahr 2019 war diese leider nicht immer gegeben. Die Nieder-schlagsverteilung war regional sehr unterschiedlich. Dadurch ist auch die Mineralisation des Stick-stoffes im Boden nicht an jedem Standort optimal verlaufen. Sind die Erträge an den Standorten in Schleswig-Holstein gut bis sehr gut ausgefallen, blieb das Ertragser-gebnis in Niedersachsen hinter den Erwartungen zurück. Die erreich-ten Qualitäten in Schleswig-Hol-stein waren befriedigend bis gut. Ökowinterweizen ist gegenüber

    den Unkräutern recht konkurrenz-stark. Ein zweimaliges Striegeln reicht daher in den meisten Fällen aus, um eine ausreichende Unkrau-tregulierung zu erzielen. Ab dem Dreiblattstadium kann der Strie-gel eingesetzt werden. An Stand-orten mit Problemunkräutern wie zum Beispiel Ackerfuchsschwanz hat sich der Einsatz einer Hackma-schine bewährt. Soll im Ökowin-terweizen gehackt werden, ist der Reihenabstand entsprechend der verwendeten Hacktechnik anzu-passen.

    Versuchsstandorte des Anbaugebietes 2 (AGB 2)Ökowinterweizen wurde 2019

    an den Versuchsstandorten Olden-dorf II der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und an den Ver-suchsstandstandorten Futterkamp und Langballig/Lundsgaard der Landwirtschaftskammer Schles-wig-Holstein geprüft. Um auf den drei Standorten ein einheitliches Grundsortiment prüfen zu kön-nen, erfolgt zur Herbstaussaat des jeweiligen Jahres, Ende August, eine Ökosortimentsabsprache hin-sichtlich der Ökowinterungen. Die Versuchsergebnisse der Ökowinte-rungen des AGB 2 werden dabei bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein verrechnet.

    Ökowinterweizen erzielte in der Ernte 2019 erstaunlich gute Erträge.

    Tabelle 1: Angaben zu den VersuchsstandortenFutterkamp Langballig/

    LundsgaardOldendorf 2

    Bodenart sandiger Lehm sandiger Lehm sandiger LehmBodenpunkte 60 45 60Vorfrucht Kleegras Winterraps KörnererbseVorvorfrucht Kleegras Kleegras KartoffelArt der Bodenbearbeitung

    9.10.2018Pflug o. Packer

    14.9.2018Pflug o. Packer

    Herbst 2018Pflug mit Packer

    organische Düngung

    April 2019: 15 m3 Gärrest

    ohne ohne

    Datum der Aussaat 9.10.2018 10.10.2018 14.11.2018Aussaatmenge K./m2 400 400 400mechanischeUnkrautbekämpfung

    3x Zinkenstriegel1x Rollstriegel

    2x Zinkenstriegel 4x Zinkenstriegel

    Ernte 6.8.2019 29.7.2019 8.8.2019

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    29Pflanze■ BAUERNBLATT | 21. September 2019

    Geprüfte Sorten im Überblick

    Auf den Versuchsstandorten der Landwirtschaftskammer Schles-wig-Holstein wurden Sorten des Qualitätssortimentes E, A, B und C geprüft. In Futterkamp und Lang-ballig/Lundsgaard standen insge-samt jeweils 24 zugelassene Sor-ten. In den Ökowinterweizenver-suchen ist auch eine Wertprüfung des Bundessortenamtes (BSA) inte-griert worden. Zusätzlich wurden auch noch acht Stämme des BSA geprüft. Die Grundbodenbearbei-tung und die Aussaat an den bei-den Versuchsstandorten der Land-wirtschaftskammer Schleswig-Hol-stein erfolgten unter sehr guten, fast schon zu trocknen Bedingun-gen. Da die Aussaat unter optima-len Bedingungen verlief, war der Aufgang des Ökowinterweizens entsprechend gut.

    Der relativ trockene und küh-le Witterungsverlauf im Frühjahr hatte Einfluss auf die Pilzerkran-kungen: Gelbrost kam nur am Ver-

    suchsstandort in Langballig/Lunds-gaard vor. Am Standort Futter-kamp traten dafür Braunrost und Blattseptoria auf und bereiteten einigen Sorten mehr oder weniger große Probleme.

    Geprüfte Sorten des E-Sortiments

    Die Saatzucht Selgen (CZ) hat 2016 für die Sorte ,Annie‘ die Zu-lassung erhalten. ,Anni‘ zeigte mit relativ 96 in Lundsgaard/Langbal-lig und relativ 105 in Futterkamp unterschiedliche Ergebnisse. Stär-ke Schwankungen gab es auch bei den ermittelten Qualitäten. So lag der Proteingehalt mit 11,3  % in Lundsgaard/Langballig und 10,2 % in Futterkamp leicht über dem Durchschnitt. Der Feuchtkleber-gehalt lag mit 23,7 % in Langbal-lig/Lundsgaard über dem Durch-schnitt, in Futterkamp konnte mit 19,8 % ein nur leicht unterdurch-schnittliches Ergebnis erzielt wer-den. Die Sedimentationswerte la-gen an beiden Versuchsstandor-

    ten über dem Durchschnitt. Der Wachstumsverlauf der Sorte war gleichmäßig. Auffällig war nur der erhöhte Befall mit Braunrost am Standort in Futterkamp. ,Annie‘ ist eine im Wuchs kürzere Sorte.

    Die Sorte ,Aristaro‘ ist eine Züch-tung des Dottenfelder Hofes. Mit relativ 95 in Lundsgaard/Langbal-lig und relativ 91 in Futterkamp la-gen die Erträge unter dem Durch-schnitt. Die Proteingehalte von 11,4  % in Lundsgaard/Langbal-lig und 10,9  % in Futterkamp la-gen leicht über dem Durchschnitt. Die Feuchtklebergehalte waren mit 26,0 % (Lundsgaard/Langbal-lig) und 21,9 % (Futterkamp) über-durchschnittlich. Die Sedimentati-onswerte schwankten. In Lunds-gaard/Langballig war er mit 38 ml deutlich über dem Durchschnitt, in Futterkamp konnte mit 28 ml nur der Durchschnitt erreicht werden. Der Wachstumsverlauf der Sorte war gleichmäßig. ,Aristaro‘ zeig-te in den Versuchen eine durch-schnittliche Blattgesundheit. Es handelt sich um eine längere Sorte.

    Die Sorte ,Edelmann‘ wurde 2019 erstmalig geprüft. Sie hat eine EU-Zulassung und stammt aus dem Hause der Saatzucht Edel-hof. Ertraglich lag sie in Langbal-lig/Lundsgaard mit relativ 100 auf Durchschnittsniveau. In Futter-kamp reichte es mit relativ 96 nur zu einem leicht unterdurchschnitt-lichen Ergebnis. Die Qualitäten be-wegten sich an beiden Standorten in Schleswig-Holstein im Mittelfeld beziehungsweise lagen leicht un-ter dem Durchschnitt. Der Wachs-tumsverlauf in der Vegetation ver-lief zufriedenstellend. Mit einer Pflanzenlänge um die 110 cm ge-hört ,Edelmann‘ zu den etwas län-geren Sorten.

    ,Expo‘, eine aus dem Hause Deut-sche Saatveredelung AG stam-mende und 2018 zugelassene Sor-te, stand erstmalig im Versuch. Die Erträge lagen im Durchschnitt der Versuchsstandorte (relativ 102 in Langballig/Lundsgaard; relativ 99 in Futterkamp). Bei den Qualitäts-parametern Protein- und Feucht-klebergehalt sowie dem Sedimen-

  • 30 Pflanze BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■

    tationswert lagen die Ergebnis-se ebenfalls im Mittelfeld. ,Expo‘ entwickelte sich kontinuierlich in der Vegetationsperiode ohne Auf-fälligkeiten. Etwas anfällig scheint die Sorte für Blattseptoria zu sein, was die über dem Durchschnitt lie-gende Boniturnote in Futterkamp zeigt. Mit einer Halmlänge von un-ter 100 cm gehört ,Expo‘ zu den kürzeren Sorten.

    ,Genius‘: Die 2010 zugelasse-ne Sorte der Nordsaat brachte es in Futterkamp auf relativ 97. Am Standort in Langballig/Lundsgaard erreichte sie mit relativ 106 ein über dem Durchschnitt liegendes Ergeb-nis. Qualitativ lag ,Genius‘ im Mit-telfeld, wobei die Sedimentations-werte über dem Durchschnitt la-gen. Die Entwicklung in der Vege-tation war etwas zögernd, das zeigen die Bonituren des Boden-deckungsgrades, die unter dem

    Durchschnitt waren. In der ab-gelaufenen Vegetationsperiode zeigte sich ,Genius‘ durchschnitt-lich blattgesund. ,Genius‘ ist vom Wuchs her eine kürzere Weizen-sorte.

    ,Govelino‘ wurde von der Getrei-dezüchtungsforschung Darzau un-ter biologisch-dynamischen Bedin-gungen gezüchtet. Die Zulassung erfolgte 2015 durch das Bundessor-tenamt. ,Govelino‘ hat 2019 mit re-lativ 82 in Langballig/Lundsgaard und relativ 78 in Futterkamp nur unterdurchschnittliche Erträge er-zielen können. Die Stärke der Sor-te liegt in der Bildung von Qualität. Die Proteingehalte von 12,7 % in Langballig/Lundsgaard und 11,4 % in Futterkamp sowie Feuchtkleber-gehalte von 28,9 % in Langballig/Lundsgaard und 26,0 % in Futter-kamp lagen über den Durchschnitt. Ebenfalls lagen die Sedimentati-onswerte über dem Durchschnitt und belegen damit, dass es sich um eine Qualitätssorte handelt und nicht um eine Ertragssorte. Die Sor-te wuchs am Standort in Langbal-lig/Lundsgaard besser als in Futter-kamp. Leichte Probleme hatte ,Go-velino‘ mit dem Befall von Gelb-rost (Langballig/Lundsgaard) und Braunrost (Futterkamp). Tolerant zeigte sie sich gegenüber Befall mit Blattseptoria, die Boniturnote fiel entsprechend niedrig aus. ,Goveli-no‘ ist eine längere Sorte.

    ,Moschus‘ aus dem Hause Saat-zucht Strube wurde 2016 zugelas-sen. Sie erreichte 2019 überdurch-schnittliche Erträge (relativ 108 in Langballig/Lundsgaard und re-lativ 105 in Futterkamp). Durch-schnittlich waren die Proteinge-

    halte an beiden Versuchsstandor-ten. Die Feuchtklebergehalte von 25,4 % in Langballig/Lundsgaard und 23,3 % in Futterkamp konn-ten den Durchschnitt sogar über-treffen. Noch deutlicher über dem Durchschnitt lagen die Sedimenta-tionswerte. Mit 40 ml in Langbal-lig/Lundsgaard und 34 ml in Futter-kamp konnte die Sorte ,Moschus‘ hier für sich Punkte sammeln. Der Wachstums- und Entwicklungsver-lauf der Sorte war durchschnittlich bis gut. Gegenüber dem Befall mit Blatterkrankungen zeigte sich die Sorte tolerant. ,Moschus‘ ist eine durchschnittlich lange Sorte.

    ,Ponticus‘ aus dem Hause Saat-zucht Strube wurde 2013 zugelas-sen. Sie erreichte überdurchschnitt-liche Erträge von relativ 107 in Fut-terkamp und ebenfalls relativ 107 in Langballig/Lundsgaard. Die Qua-litäten waren durchschnittlich. Ge-genüber den Erkrankungen mit Gelb- und Braunrost zeigte sich ,Ponticus’ tolerant. Es war kein Be-fall festzustellen. Der Befall mit Blattseptoria am Standort in Fut-terkamp bewegte sich im Durch-schnitt und hatte keinen Einfluss auf den Ertrag. Der Entwicklungs- und Wuchsverlauf war gut und gleichmäßig. ,Ponticus‘ gehört zu der Gruppe der kurzwüchsigen Ge-treidesorten im Versuch.

    ,Roderik‘ ist eine Sorte der Ge-treidezüchtungsforschung Darzau. Diese wurde unter biologisch-dy-namischen Bedingungen gezüch-tet und 2018 zugelassen. Sie stand das zweite Jahr im Prüfungssor-timent am Versuchsstandort in Futterkamp und auch in Langbal-lig/Lundsgaard. Mit relativ 89 in

    Tabelle 2: Erträge von Ökowinterweizen in Schleswig- Holstein und Niedersachsen 2019

    Sorte Kornertrag dt/ha (rel)

    Lundsgaard Futterkamp Oldendorf Mittel

    Genius* 97 106 106 103Elixer 124 122 117 121Ponticus 107 107 102 105KWS Livius* 108 107 114 110Trebelir* 85 92 85 87Aristaro* 95 91 94 93Moschus* 108 105 107 107Bosporus* 116 113 104 111Arminius* 84 84 94 87KWS Talent* 111 106 115 111Annie 96 105 102 101Roderik* 89 86 84 86Govelino 82 78 102 87Alessio* 86 94 94 91Senaturo* 120 117 104 114Argument 107 106 102 105Informer 129 116 116 120Edelmann 100 96 97 98Boss 118 127 123Expo 102 99 101Julius 102 111 106Rockefeller 108 129 119Tobias 76 80 78Safari 127 123 125Apostel1 115 115Rubisko1 88 88Wendelin1 102 102Thomaro1 91 91Purino1 98 98KWS Essenz1 102 102Asory1 113 113Standardmittel dt/ha 45,2 43,5 26,8 38,5Versuchsmittel 100 103 102 102GD 5 % 10 11 9

    * Sorten des Standardmittels; 1 Sorte nicht an jeden Standort geprüft

    Die diesjährige Boniturschulung im Ökoweizen fand im Juni in Futterkamp statt. Fotos: Gerd-Ullrich Krug

  • 31Pflanze■ BAUERNBLATT | 21. September 2019

    Langballig/Lundsgaard und rela-tiv 86 in Futterkamp lagen die Er-träge unter dem Durchschnitt. Die Stärken der Sorte liegen im Bereich der Qualität. Hier sind besonders die über dem Durchschnitt lie-genden Feuchtklebergehalte von 25,8 % in Langballig/Lundsgaard und 22,1 % in Futterkamp zu nen-nen. Leichte Abzüge sind allerdings bei den Sedimentationswerten zu machen. Diese lagen an den bei-den Standorten unter dem Durch-schnitt. Gegenüber dem Befall mit Blatterkrankungen ist ,Roderik‘ et-was anfälliger als der Durchschnitt, wie das aus den Boniturnoten er-sichtlich ist. Der Wachstumsverlauf der Sorte war gut und gleichmäßig. ,Roderik‘ ist eine mittellange Sorte.

    ,Tobias‘ ist eine Sorte der Saat-zucht Donau aus Österreich. Sie hat eine EU-Zulassung. ,Tobias‘ konn-te in diesem Jahr mit relativ 76 in Langballig/Lundsgaard und relativ 80 in Futterkamp nur unterdurch-schnittliche Erträge erreichen. Von den Qualitäten her gehört sie zu den Sorten, die hier beim Protein-gehalt leicht und bei den Feucht-klebergehalten und Sedimenta-tionswerten deutlich über dem Durchschnitt liegen. Für den Befall mit Blatterkrankungen zeigte sich

    ,Tobias‘ nur in Langballig/Lunds-gaard anfällig. Blattseptoria war in Futterkamp auffällig. Der Wachs-tumsverlauf war zum Anfang der Vegetation etwas schwächer und zurückhaltender. ,Tobias‘ ist eine mittel- bis längerwüchsige Sorte.

    ,Trebelir‘ ist eine weitere Sorte aus der biologisch-dynamischen Züchtung des Züchterhauses Ge-

    treideforschung Darzau. Sie wur-de 2016 zugelassen. Am Versuchs-standort in Langballig/Lundsgaard erreichte sie relativ 85 und in Fut-terkamp relativ 92. Qualitativ zeig-te ,Trebelir‘ ihre Stärke im Feucht-klebergehalt mit 25,3 % in Lang-ballig/Lundsgaard und mit 24,4 % in Futterkamp. Die Proteingehal-te und die Sedimentationswerte

    lagen an beiden Standorten auf Durchschnittsniveau. Einzig und al-lein der Befall mit Blattseptoria am Standort in Futterkamp war etwas erhöht. In der Vegetation verlief die Entwicklung der Sorte gleich-mäßig. Die Bonituren für den Bo-dendeckungsgrad blieben etwas unter dem Durchschnitt. ,Trebelir‘ ist eine etwas längere Sorte.

    Geprüfte Sorten des A-Sortimentes

    Die Sorte ,Alessio‘ ist im Vertrieb der Hauptsaaten Rheinprovinz. 2019 stand die Sorte mit EU-Zulas-sung zum zweiten Mal im Versuch. Mit relativ 86 in Langballig/Lunds-gaard und relativ 94 in Futterkamp konnte sie den Durchschnitt der Versuchsstandorte nicht erreichen. Als eine Sorte des A-Sortimentes erreichte ,Alessio‘ im Durchschnitt liegende Proteingehalte.

    Die Feuchtklebergehalte von 25,3 % in Langballig/Lundsgaard und 24,4 % in Futterkamp lagen über dem Durchschnitt. Die Sedi-mentationswerte bewegten sich um den Durchschnitt. Bei dem Be-fall mit Blatterkranken konnte ein erhöhter Befall mit Blattseptoria in Futterkamp festgestellt werden. Die Entwicklung der mittellangen Sorte war im Verlauf der Vegetati-on zufriedenstellend.

    Aus dem Hause Saatzucht Do-nau stammt die Sorte ,Arminius‘. Sie hat eine EU-Zulassung. Mit re-lativ 84 in Langballig/Lundsgaard und Futterkamp lagen die Erträ-ge unterhalb des Durchschnittes der Versuchsstandorte. Überzeu-gen konnte sie mit guten Qualitä-ten. Der Proteingehalt von 10,8 % am Standort in Futterkamp lag etwas über dem Durchschnitt. In Langballig/Lundsgaard konnte der Durchschnitt deutlich übertroffen werden. Noch deutlicher über den Durchschnitt lagen die ermittelten Qualitätsergebnisse für die Feucht-klebergehalte und die Sedimenta-tionswerte. Die Werte sprechen für eine Sorte, deren Schwerpunkt Qualität ist und weniger der Ertrag. ,Arminius‘ zeigte sich als recht ge-sunde Sorte in den Versuchen und durchlief die Vegetation ohne Auf-fälligkeiten.

    Die Sorte ,Julius‘ entstammt dem Hause KWS. Ihre Zulassung erhielt sie 2008. 2019 brachte es die Sor-te an beiden Standorten auf über dem Durchschnitt liegende Er-tragsergebnisse. Der in Langballig/Lundsgaard ermittelte Ertrag lag bei relativ 102. In Futterkamp war es relativ 111. Lagen die Erträge

    Tabelle 3: Qualitäten von Ökowinterweizen in Schleswig-Holstein 2019Sorte Proteingehalt in % Feuchtklebergehalt in % Sediwert in ml

    Lundsgaard Futterkamp Lundsgaard Futterkamp Lundsgaard Futterkamp

    Genius* 10,8 10,4 21,6 21,3 37 33Elixer 9,2 8,9 17,2 15,3 15 15Ponticus 11,0 10,1 24,4 20,0 32 32KWS Livius* 10,0 9,3 15,3 18,6 22 27Trebelir* 11,3 10,4 25,3 24,4 31 30Aristaro* 11,4 10,9 26,0 21,9 38 28Moschus* 11,7 10,8 25,4 23,3 40 34Bosporus* 11,0 8,6 14,3 13,0 23 22Arminius* 12,8 10,8 26,7 24,4 51 30KWS Talent* 9,4 9,1 17,4 18,3 22 24Annie 11,3 10,2 23,7 19,8 32 29Roderik* 11,5 10,5 25,8 22,1 29 24Govelino 12,7 11,4 28,9 26,0 37 30Alessio* 11,5 10,9 23,9 21,5 41 36Senaturo* 11,2 8,7 18,7 12,2 27 24Argument 10,0 9,2 14,2 13,3 26 24Informer 8,9 9,1 12,8 12,4 21 22Edelmann 10,6 10,5 20,5 20,9 27 26Boss 9,6 9,8 17,5 19,3 17 20Expo 10,4 9,8 20,3 17,7 27 27Julius 9,5 8,9 15,9 16,1 25 24Rockefeller 10,3 7,7 12,9 11,3 20 19Tobias 11,6 11,1 27,2 25,8 42 31Safari 10,2 8,5 14,4 12,7 25 22Standardmittel 11,1 10,0 21,9 20,1 33 28Versuchsmittel 10,7 9,8 20,4 18,8 29 26

    * Sorten des Standardmittels

    Ökowinterweizen-Wertprüfung in Langballig/Lundsgaard im Mai

  • 32 Pflanze BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■

    noch über dem Versuchsmittel, sah es bei den Protein- und Feuchtkle-bergehalten etwas anders aus. An beiden Standorten hat ,Julius‘ nur unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielen können. Schwächen hatte die Sorte auch beim Sedimentati-onswert zu verzeichnen. 2019 zeig-te ,Julius‘ eine leicht erhöhte An-fälligkeit für Gelb- und Braunrost. Blattseptoria war nicht das Prob-lem. Die Entwicklung in der Vege-tationszeit verlief durchschnittlich. ,Julius‘ ist eine recht kurze Sorte.

    Geprüfte Sorten des B-Sortimentes

    Die Sorte ,Argument‘ wurde 2018 zugelassen und stand 2019 erstmalig im Versuch. Züchter ist die Saatzucht Streng. Mit den Er-trägen von relativ 107 in Langbal-lig/Lundsgaard und relativ 106 in Futterkamp hatte die Sorte einen guten Start im Ökoversuchsan-bau. Bei den Qualitäten sah es lei-der anders aus. Die Proteingehal-te (10,0 % Langballig/Lundsgaard, 9,2  % Futterkamp), die Feucht-klebergehalte (14,2 % Langballig/Lundsgaard, 13,3  % Futterkamp) und auch der Sedimentationswert (26  ml Langballig/Lundsgaard, 24  ml Futterkamp) lagen unter dem Durchschnitt. ,Argument‘ war im Versuchsjahr recht blattgesund. Die Entwicklung der mittellangen Sorte war gleichmäßig.

    ,Bosporus‘ ist eine Sorte der Seco-ba und stammt aus Frankreich. Sie wurde 2012 zugelassen und stand 2019 das zweite Jahr im Versuch. Mit relativ 116 in Langballig/Lunds-gaard und relativ 113 in Futterkamp war der Ertrag überdurchschnittlich. Die Rohproteingehalte schwank-ten an den Versuchsstandorten. In Langballig/Lundsgaard wurde ein im Durchschnitt liegender Gehalt von 11,0 % erreicht, und in Futter-kamp konnte mit 8,6 % ein nur un-terdurchschnittlicher Wert erzielt werden. Die Feuchtklebergehalte und auch die Sedimentationswerte lagen unter dem Durchschnitt. Et-was anfällig ist die Sorte gegenüber Blattseptoria. Der Befall lag 2019 im Durchschnitt und hatte keinen Ein-fluss auf den Ertrag. ,Bosporus‘ ent-wickelte sich vom Start weg gut und kräftig und ist eine kürzere Sorte.

    Die Sorte ,Boss‘ ist eine weitere Sorte der Secoba aus Frankreich. Sie wurde 2018 erstmalig geprüft und stand 2019 zum zweiten Mal im Versuch. Erträge mit relativ 118 in Langballig/Lundsgaard und relativ 127 in Futterkamp stehen für die er-tragliche Leistungsfähigkeit dieser

    Sorte. Die Qualitäten lagen an allen Standorten unter dem Durchschnitt und deuten auf eine ertragsbeton-te Sorte hin. Die Entwicklung war ausgewogen und gut. Gegenüber

    pilzlichen Erkrankungen zeigte sich ,Boss‘ nur bei dem Befall mit Gelb-rost etwas anfälliger. Gegenüber Braunrost und Blattseptoria war die Sorte tolerant.

    Die Saatzucht Breun hat 2018 für den erstma-lig im Versuch stehende ,Informer‘ die Zulassung erhalten. Auch dieser Sorte ist mit relativ 129 in Langballig/Lundsgaard und relativ 116 in Futter-kamp ein guter Start ge-lungen. Wie schon bei den vorangegangen Sor-ten des B-Sortimentes lie-gen die Qualitäten unter dem Durchschnitt. Der Entwicklungsverlauf der Sorte war gut. ,Informer‘ zeigte über dem Durch-schnitt liegende Boden-deckungsgrade. Sehr to-lerant zeigte sich ,Infor-mer‘ gegenüber dem Befall mit Blatterkran-kungen. ,Informer‘ ist eine kürzere bis mittel-lange Sorte.

    Die Sorte ,KWS Livi-us‘ erhielt ihre Zulassung

    als EU-Sorte und stammt aus dem Züchterhaus KWS Lochow. Die Sorte erreichte 2019 in Langballig/Lundsgaard mit relativ 108 und re-lativ 107 in Futterkamp über dem

    Tabelle 4: Bonituren des Entwicklungsverlaufes von Ökowinterweizen in Schleswig-Holstein 2019

    Sorte Mängel nach Winter Note 1-9

    Massenbildung Note 1-9

    Bodendeckungsgrad in %

    Pflanzenlänge in cm

    Lundsgaard Futterkamp Lundsgaard Futterkamp Lundsgaard Futterkamp Lundsgaard Futterkamp

    Genius* 1,8 3,3 3,8 6,0 71,3 68,8 92,5 91,3Elixer 1,5 2,5 5,0 7,0 80,0 72,5 92,5 95,0Ponticus 1,8 3,0 4,3 6,8 88,8 72,5 87,5 90,8KWS Livius* 1,8 3,0 4,0 6,3 75,0 71,3 91,3 91,3Trebelir* 1,5 3,0 5,0 6,5 77,5 72,5 106,3 111,5Aristaro* 2,5 3,3 4,8 6,3 91,3 67,5 127,5 120,8Moschus* 2,0 2,8 5,0 6,0 86,3 70,0 95,0 95,0Bosporus* 2,3 2,3 3,8 6,5 85,0 73,8 88,8 97,0Arminius* 2,0 2,5 4,8 6,5 78,8 72,5 120,0 124,3KWS Talent* 1,5 2,8 4,3 6,3 86,3 65,0 91,3 94,8Annie 2,3 3,0 4,5 6,0 88,8 67,5 87,5 93,5Roderik* 1,8 3,3 3,8 6,0 86,3 70,0 108,8 110,0Govelino 1,0 5,0 5,5 6,0 82,5 63,8 113,8 113,3Alessio* 2,3 3,0 4,0 6,0 75,0 66,3 96,3 104,0Senaturo* 1,8 2,8 3,5 6,0 93,8 67,5 97,5 100,0Argument 1,3 3,0 3,5 6,0 86,3 68,8 101,3 102,8Informer 1,8 2,5 4,3 6,3 93,8 72,5 96,3 94,0Edelmann 1,8 3,3 4,8 6,8 82,5 70,0 111,3 112,8Boss 2,0 2,0 4,5 6,8 80,0 70,0 86,3 89,8Expo 1,5 3,5 4,0 6,3 75,0 70,0 95,0 97,8Julius 2,5 2,5 3,0 6,0 81,3 72,5 87,5 92,3Rockefeller 2,0 2,8 3,3 6,0 81,3 66,3 85,0 91,0Tobias 1,8 3,3 4,3 6,8 78,8 70,0 108,8 115,8Safari 1,8 2,5 4,3 6,8 76,3 72,5 88,8 92,8Standardmittel 1,9 2,9 4,2 6,2 82 70 101 104Versuchsmittel 1,8 2,8 4,3 6,3 82 70 99 102

    * Sorten des Standardmittels

    So sah der Bestand nach dem Striegeleinsatz im Dreiblattstadium in Futterkamp im November 2018 aus.

  • 33Pflanze■ BAUERNBLATT | 21. September 2019

    FAZITGegenüber dem Vorjahr konn-ten beim Ökowinterweizen gute Erträge eingefahren werden. Be-währt haben sich im E-Sortiment ertraglich die Sorten ,Ponticus‘, und ,Moschus‘. Die beiden Sor-ten vereinen für einen E-Weizen gute Erträge mit befriedigenden Qualitäten. Wenn Qualitätswei-zen mit guten und sicheren Qua-litäten angebaut werden soll, sind die Sorten ,Trebelier‘ und Rode-rick‘ eine gute Wahl. Bei diesen handelt es sich um Sorten, bei de-nen der Qualitätsgedanke im Vor-dergrund steht. Im A-Sortiment konnte ertrag-lich nur die Sorte ,Julius‘ über-zeugen, wobei in diesem Sorti-ment die Betonung auf dem Er-trag liegt. Wenn Futterweizen angebaut werden soll, kommen die Sorten des B- und C-Sorti-

    mentes infrage. Überzeugt ha-ben hier aus dem B-Sortiment die Sorten ,Boss‘ und ,Bosporus‘. Interessant ist auch die erstma-lig geprüfte Sorte ,Informer‘. Um die Ertragsleistung dieser Sorte besser beurteilen zu kön-nen, wird sie weiter geprüft. Aus dem C-Sortiment konnten im Er-trag die Sorte ,Elixer‘ und ,Safari‘ überzeugen.Die Sorte ,Senaturo‘ ist eine Sor-te der Saatzucht Streng. Sie be-findet sich noch in der Register-prüfung des Bundessortenamtes und wird deshalb in diesem Arti-kel nicht weiter beschrieben.Die hier veröffentlichten Tabel-len sind auch auf der Internetsei-te der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Bereich ökologischer Landbau zu finden (www.lksh.de).

    Versuchsdurchschnitt liegende Er-gebnisse. Da es sich bei ,KWS Livi-us‘ um eine B-Sorte handelt, deren Gene dazu dienen, mehr Ertrag als Qualität zu bilden, sind die unter dem Durchschnitt liegenden Qua-litätsergebnisse erklärlich. Der Ent-wicklungsverlauf von ,KWS Livius‘ war zufriedenstellend. Der Be-fall mit Krankheiten wie Gelbrost und Braunrost spielte nur eine un-tergeordnete Rolle. Etwas erhöht war der Befall mit Blattseptoria am Standort Futterkamp.

    Das Züchterhaus KWS Lochow erhielt 2017 die Zulassung für die Sorte ,KWS Talent‘. Mit relativ 111 am Standort in Langballig/Lunds-gaard und relativ 106 in Futter-kamp wurden die Durchschnittser-träge an den Versuchsstandorten überschritten. Die Qualitäten der Sorte zeigten, dass es sich um eine Ertragssorte handelt. Die Ergebnis-se der Qualitätsanalysen liegen alle unter den Durchschnittswerten der Versuchsstandorte. Die Entwick-lung der Sorte war kontinuierlich und gleichmäßig. Ein erhöhter Be-fall mit Krankheiten der mittellan-gen Sorte war nicht festzustellen.

    Geprüfte Sorten des C-Sortimentes

    Eine Züchtung der Saatzucht Boris von Eckendorf ist die Sorte ,Elixer‘. Sie wurde 2012 zugelassen. In Lang-ballig/Lundsgaard erreichte ,Elixer‘ relativ 124 und in Futterkamp rela-tiv 122. Als Sorte, deren Züchtungs-schwerpunkt auf dem Ertrag liegt, verwundern auch bei ihr die unter-

    durchschnittlichen Qualitätsergeb-nisse an den beiden Versuchsstand-orten nicht. Während der Vegeta-tion war der Entwicklungsverlauf

    dieser Sorte kontinuierlich und dem Verlauf der Witterung angepasst. Sie zeigte keine bonitierbaren Män-gel. ,Elixer‘ hatte 2019 keine Prob-

    leme mit Blatterkrankungen. Sie ist eine mittellange Sorte.

    ,Rockefeller‘ ist eine weitere Sor-te des C-Sortimentes, die im Ver-such stand. Sie stammt aus Däne-mark vom Züchterhaus Sejet Plan-teforaedlink. ,Rockefeller‘ wurde 2015 zugelassen. Der Ertrag der Sorte lag mit relativ 108 am Stand-ort in Langballig/Lundsgaard über dem Durchschnitt. In Futterkamp erreichte sie relativ 129 und lag damit weit über dem Durchschnitt. Die ermittelten Qualitätsergebnis-se sind typisch für ein C-Sorten-sortiment. Sie liegen unter dem Durchschnitt der Versuchsstand-orte. Der Entwicklungsverlauf war gleichmäßig und kontinuierlich. 2019 zeigte sich ,Rockefeller‘ ge-genüber dem Befall mit Blatter-krankungen tolerant.

    Dritte Sorte im C-Sortiment im Ökoversuch war die Sorte ,Safari‘ aus dem Haus Syngenta. 2017 zu-gelassen, erzielte sie in Langballig/Lundsgaard einen Ertrag von relativ 127 und in Futterkamp relativ 123. ,Safari‘ war von den drei geprüften Sorten die ertragsstärkste. Qualitativ lagen ihre Ergebnisse der Qualitäts-parameter (Proteingehalt, Feucht-klebergehalt, Sedimentationswert) unter den Durchschnitt. Die Entwick-lung im Laufe der Vegetation verlief gleichmäßig. Safari‘ hatte keine Pro-bleme mit Blatterkrankungen. Sie ist eine kürzere Sorte.

    Gerd-Ullrich KrugLandwirtschaftskammer Tel.: 0 43 31-94 [email protected]

    Gelungener Start für den Ökowinterweizen im Frühjahr 2019 in Futterkamp

    Tabelle 5: Bonituren der Blattkrankheiten von Ökowinterweizen in Schleswig-Holstein 2019

    Sorte Gelbrost Note 1-9

    Braunrost Note 1-9

    Blattseptoria Note 1-9

    Lunds-gaard

    Futter-kamp

    Lunds-gaard

    Futter-kamp

    Lunds-gaard

    Futter-kamp

    Genius* 1,5

    Kra

    nkhe

    it a

    m S

    tand

    ort

    nich

    t au

    fget

    rete

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    1,8

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    n

    4,0

    Elixer 1,3 2,5 3,8Ponticus 1,0 1,0 4,0KWS Livius* 1,0 3,0 4,8Trebelir* 1,0 2,3 4,8Aristaro* 1,3 2,5 3,3Moschus* 1,0 2,0 3,3Bosporus* 1,0 1,8 4,0Arminius* 1,8 1,5 3,8KWS Talent* 1,3 1,8 3,8Annie 1,8 4,8 4,3Roderik* 2,0 3,0 3,8Govelino 2,3 2,5 3,5Alessio* 1,5 1,0 5,8Senaturo* 1,3 2,3 3,5Argument 1,5 2,3 3,3Informer 1,0 1,5 2,5Edelmann 1,3 1,3 4,0Boss 4,3 1,5 3,0Expo 1,0 1,8 5,5Julius 2,5 2,8 3,3Rockefeller 1,0 1,5 3,0Tobias 6,0 1,0 4,5Safari 1,5 1,8 3,5Standardmittel 1,3 2,1 4,0Versuchsmittel 1,6 2,0 4,0

    * Sorten des Standardmittels

  • 34 Pflanze BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■

    Weiterentwicklung in der Sätechnik

    Bessere Verteilköpfe und Schare

    Flexible Einsatzmöglichkeiten, er-höhte Bedienerfreundlichkeit und Präzision sind wichtige Treiber für aktuelle technische Entwicklungen bei Drill- und Einzelkornsämaschi-nen. Hierzu kommen sowohl neue elektronische als auch mechani-sche Komponenten auf den Markt. Die gleichzeitige Düngerausbrin-gung mit der Drillsaat gewinnt an Bedeutung. Mehrere Maschinen ermöglichen hier Alternativen zur klassischen Maisaussaat und bil-den ein neues Marktsegment.

    Weiterentwicklungen der Sä-technik zielen auf breitere Ein-satzmöglichkeiten der Maschinen ab sowie auf die weitere Verbes-serung der Bedienerfreundlichkeit durch elektronische und mecha-nische Systeme. Die teilweise ex-treme Sommertrockenheit 2018 machte auf die Notwendigkeit auf-merksam, Sämaschinen zukünftig noch variabler einsetzen zu kön-nen. Bei Drillmaschinen fokussier-ten sich mehrere Hersteller auf die gleichzeitige und räumlich variab-le Ablage von Saatgut und Dünger sowie auf intelligente Systeme zum Anlegen von Fahrgassen.

    Die von Horsch entwickelte Tech-nik zur Kornvereinzelung von Ge-treide wurde im Oktober 2017 zum Serienverkauf freigegeben. Der Hersteller ergänzte jetzt das Sys-tem um die Option des Double- Shoot-Schares. Dieses Schar be-sitzt die bekannte Technik zur Kornvereinzelung und bietet dar-über hinaus die Möglichkeit, bis zu 80 kg/ ha Dünger möglichst nahe an den Keimling zu bringen.

    Das Düngerband wird in dem von der Doppelscheibe geform-ten Säschlitz abgelegt und von der folgenden, speziell geformten Kufe mit einer dünnen Erdschicht bedeckt. Auf dieser leicht rückver-festigten Ebene erfolgt die Ablage der vereinzelten Saatkörner. Diese Technologie reduziert Ätzschäden und Keimwasserkonkurrenz bei Trockenheit und stellt gleichzeitig die Nährstoffe für die junge Pflan-

    ze frühzeitig und in hoher Konzen-tration zur Verfügung.

    Für die Aussaat von Raps und Bohnen unter direktsaatähnli-

    chen Bedingungen sowie auf Flä-chen mit hohen Mengen schlecht aufbereiteter Ernterückstände an der Oberfläche stellte Horsch ein

    Mit dem Frontbehälter Solitär 23 erweitert Lemken sein Programm der pneumatischen Sätechnik. Der Behälter für Saatgut oder Dünger ist, kombiniert mit verschiedenen Geräten, vielfältig einsetzbar. Fotos: Werkbilder

    Das Horsch-Singular-System mit Double-Shoot-Schar kombiniert Kontakt-düngung und Getreidevereinzelung.

    Abbildung 1: Möglichkeiten der Saatgut- und Düngerpositio-nierung der Cirrus-CC Double-Shoot

  • 35Pflanze■ BAUERNBLATT | 21. September 2019

    Elektrische Halbseitenabschaltung, linke Seite ist abgeschaltet.

    neues Zinkenschar vor. Das Schar ist für den Einsatz an der Drill-maschinenbaureihe Focus TD mit Reihenabständen von 28/30 oder 35 cm (je nach Focus-Modell) kon-zipiert. Die bekannte Tiefenfüh-rungsrolle am Säschar dient der exakten Tiefenführung bei der Saat sowie der Rückverfestigung der Saatfurche.

    Drillmaschinen werden noch flexibler

    Die flexible Einsatzbarkeit er-langt auch bei Drillmaschinen wachsende Bedeutung für die An-wender. Die Flexibilität bezieht sich sowohl auf die ausgebrachten Stof-fe wie Saatgut und Dünger als auch auf deren räumliche Zuordnung: in einer Furche (Single- Shoot-System) oder getrennt in mehre-ren Bereichen (Double- oder Mul-ti-Shoot-System). Amazone stellt eine flexible Dosiermöglichkeit für die Säkombination Cirrus mit 4 und 6 m Arbeitsbreite vor. Die neu ent-wickelte Fördereinheit ermöglicht die in Abbildung 1 gezeigten Mög-lichkeiten der Saatgut- und Dün-gerpositionierung. Bei kombinier-ter Single- und Double-Shoot-An-wendung sind Teilmengen im Ver-hältnis 50:50 oder zirka 75:25  % einstellbar. Die Anordnung der vor-laufenden Düngerschare ist auf das Profil der Matrix-Packerreifen ab-gestimmt, sodass der Dünger in wenig verdichtete Bereiche abge-legt wird. Das System ermöglicht Unterfuß- oder Kontaktdüngung sowie die gleichzeitige Ausbrin-gung von Hauptfrucht und Unter-saaten.

    Bei Großflächendrillmaschinen von Amazone mit 8 bis 15 m Ar-beitsbreite gestattet ein neu vor-gestelltes System mit drei elekt-risch angetriebenen Dosiergerä-ten neben allen Isobus-Funktio-nen eine gestaffelte Entleerung des Saatgutbehälters. Dies hat zum Ziel, für möglichst lan-ge Zeit eine hohe Belas-tung der Traktorhinter-achse und damit eine hohe Traktion sicher-zustellen. Eine neue elektrische Halbsei-tenabschaltung ar-beitet mit Linearmo-toren und ermög-licht die wahlweise Abschaltung der rech-ten oder linken Maschinensei-te mittels Iso-bus (siehe Bild rechts).

    Details mit hohem Nutzwert

    Einen flexibel einsetzbaren Fronttank für Saatgut oder Dün-ger mit 1.900 l Fassungsvermögen stellte Lemken vor. Er ist als Injek-tor- oder Druckbehälter konzipiert und kann bei 12 km/h bis zu 400 kg Dünger pro Hektar dosieren. Op-tional ist ein Wiegesystem für die Echtzeitüberwachung von Behäl-terinhalt und Ausbringmenge lie-ferbar. Die Schlauchverlegung er-folgt wahlweise unter oder neben dem Traktor, die Verbindungsele-mente sind mit Schnellkuppelsyste-men verfügbar. Frontreifenpacker und modulare Koffergewichte ste-hen dem Kunden ebenfalls zur Ver-fügung.

    Weitere Hersteller wie zum Bei-spiel Amazone und Pöttinger ha-ben Wellscheiben zur minimalinva-siven, streifenweisen Bearbeitung des Saathorizontes in ihr Verkaufs-programm aufgenommen. Diese Technik erweist sich vor allem un-ter sehr trockenen Saatbedingun-gen als vorteilhaft.

    Lemken stellt neue Verteiler-köpfe mit integrierter Fahrgas-senschaltung vor. In den Saatgut-verteilern sind zwei Lochpatronen übereinander angeordnet. Die un-tere Patrone dient der regulären Aussaat, in der oberen Patrone sind die entsprechenden Auslässe blockiert. Für die Fahrgassenschal-tung wird diese Patrone hydrau-lisch nach unten bewegt, das Sys-tem arbeitet ohne Saatgutrückfüh-rung (Abbildung 2).

    Die optimierte Form der Ausläs-se sorgt nach Herstellerangaben für niedrige Variationskoeffizienten bei der Querverteilung auch bei der An-lage der Fahrgassen. Spurbreiten und Reihenzahl der Fahrgassen las-sen sich durch Auswechseln der Pat-ronen im Verteiler einfach anpassen.

    Müller-Elektronik entwickelte in Kooperation mit Kverneland und CCI eine Spezifikation für automa-tische Fahrgassenschaltungen, die drei verschiedene Implementie-rungslevels aufweist:

    ● Level 1 – Lenksystem als Übertra-gungssystem ● Level 2 – Lenksystem/Task-Con-troller; das Anbaugerät berech-net die Fahrgassen.

    ● Level 3 – der Task-Control-ler berechnet die Fahrgassen.

    Ein Nachteil üblicher Fahrgassenschaltungen ist die Notwendigkeit, stets Anschluss zu fah-ren. Das bei Müller-Elek-tronik umgesetzte Tram-line-Management ba-siert auf dem Level 2 und erweitert die Applikati-

    on Track-Leader um eine GPS-ge-stützte, automati-sche Fahrgassen-schaltung. Durch

    die positionsabhängig an die Sä-maschine übermittelte Nummer der Überfahrtsreihe entfällt die Notwendigkeit, Anschluss zu fah-ren, und Spuranreißer sind nicht mehr notwendig.

    Die Fahrgassen werden zusätz-lich zu den Führungslinien für die Sämaschine auf der Bedienoberflä-che angezeigt. Bei Bedarf signali-siert ein Pfeil auf der Führungsli-nie die erforderliche Fahrtrichtung, und das System warnt den Fahrer bei einer falschen Fahrtrichtung. Die angelegten Fahrgassen wer-den zu den Felddaten abgespei-chert und stehen im Farm-Manage-ment-Informationssystem als Leit-spur für nachfolgende Pflegearbei-ten zur Verfügung.

    Prof. Till MeinelTechnische Hochschule KölnTel.: 02 21-82 75-24 [email protected]

    FAZITFür Drillmaschinen sind mehre-re neu entwickelte Schare auf den Markt gekommen, un-ter anderem zur kombinierten Anwendung von Getreidever-einzelung und Düngerablage. Elektronische Systeme ermög-lichen die intelligente Fahrgas-senanlage ohne den Einsatz von Spuranreißern. Ein Vertei-lerkopf mit integrierter Fahr-gassenschaltung erzielt auf-grund seiner optimierten Form sehr gute Querverteilungswer-te auch bei der Anlage von Fahrgassen. Viele Einsatzmög-lichkeiten bietet ein modular aufgebauter Fronttank, der wahlweise als Injektor- oder Drucktank arbeiten kann.

    Abbildung 2: Verteiler mit Fahrgassenschaltung und Vergleich der Querverteilung

    LD*…Querverteilung 150 kg/ha Weizen, 8 km/h; VK…Variationskoeffizient

  • 36 Tier BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■

    Rinder aktuell: Rund um die Geburt

    Welche Faktoren beeinflussen die Leistung der Nachkommen?

    Die Beeinflussung der Körperkondi-tion vor und nach der Geburt durch die Fütterung ist ein immer wieder viel diskutiertes Thema. Die Füt-terung, insbesondere im zweiten Drittel der Trächtigkeit, hat nicht nur einen Einfluss auf die Gesund-heit und Leistung des Muttertieres, sondern ebenso auf die des Kalbes.

    Es ist bekannt, dass die Ernäh-rung bereits während der Trächtig-keit in unmittelbarem Zusammen-hang mit der eigenen Leistungsfä-higkeit und dem eigenen Gesund-heitszustand steht. Bekannt ist in diesem Zusammenhang der Be-griff der „metabolischen Program-mierung“. Er besagt, dass zeitlich begrenzte Einflüsse Auswirkungen auf die gesamte Lebenszeit haben können. Meist sind davon einzelne Organe betroffen, die durch solche Einflüsse in ihrer Funktion „pro-grammiert“ werden. Darüber hi-naus können solche Einflüsse aber auch Auswirkungen auf die folgen-de Generation haben. Für diese Er-scheinung ist der Begriff Epigene-tik geprägt worden. Hierbei wer-den keine chromosomalen Verän-derungen in Form von geänderten DNA-Sequenzen an die Nachkom-men weitergegeben, sondern zum Beispiel stoffwechselrelevante In-formationen, die an die Chromoso-men gekoppelt sind und zur dau-erhaften Beeinflussung von damit betroffenen Organen führen.

    Ein sehr gutes Beispiel hierfür sind die sehr genau untersuchten Auswirkungen des sogenannten Hungerwinters 1944/1945 in den westlichen Niederlanden mit einer extremen Hungersnot, der seine Ursache in der Belagerung durch deutsche Besatzungstruppen hat-te. Frauen, die während dieser Zeit in diesem Gebiet schwanger wa-ren, gebaren Kinder, die in ihrem späteren Leben ein erhöhtes Risi-ko für diverse Erkrankungen, unter anderem auch Diabetes Typ 2 be-saßen. Dies ist ein Beispiel für eine metabolische Programmierung, die während der Schwangerschaft stattgefunden hat. Das erhöhte Ri-siko, an Diabetes Typ 2 zu erkran-ken, wurde, wie wir heute wissen, sogar an die nachfolgende Genera-tion weitergegeben, ein epigeneti-scher Effekt (Roseboom et al. 2011).

    Das Diabetesrisiko entsteht durch eine aufgrund der Mangel-

    ernährung während der Schwan-gerschaft schwächer mit Langer-hansschen Inselzellen ausgestatte-te Bauchspeicheldrüse des heran-wachsenden Fötus. Der Fötus stellt sich damit auf ein geringes Nähr-stoffangebot in der Zeit nach sei-ner Geburt ein. Steht dann aller-dings ein reichhaltiges Nahrungs-angebot zur Verfügung und wird es auch konsumiert, insbesonde-re kohlenhydratreiche Nahrung, steigt das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Im umgekehrten Fall beeinflusst eine gute Ernäh-rung während der Schwanger-

    schaft auch die Leistungsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse des Fötus durch Bildung von mehr und grö-ßeren Langerhansschen Inselzellen, die in der Lage sind, erhöhte Men-gen an Insulin zu bilden, das wie-derum für den Kohlenhydratstoff-wechsel benötigt wird.

    Folgen vorgeburtlicher Unterversorgung

    Diese Effekte gibt es jedoch nicht nur beim Menschen, sondern in gleicher Weise in der Tierwelt. Ins-besondere bei der Färsenaufzucht dürfen wir nicht vergessen, dass diese Tiere, obwohl sie noch nicht ausgewachsen sind, bereits tra-gend sind. Das Risiko, während der Hochträchtigkeit in ein Nährstoff-defizit hineinzukommen, ist darum nicht gering. Umgekehrt ist eine Überkonditionierung von Färsen zum Geburtszeitraum ebenso pro-

    blematisch und wirkt sich negativ auf das Stoffwechselgeschehen in der folgenden Laktation aus. Dar-aus ergibt sich die Frage, wie eine optimale Kondition für tragende Färsen vor der Geburt aussieht, die sich positiv auf die eigene Leistung, Gesundheit und die der Nachkom-men auswirkt.

    Man weiß, dass die Versorgung von Muttertieren mit Energie und Eiweiß insbesondere während der Hochträchtigkeit einen Einfluss auf die Geburtsgewichte hat. Ader-mann (2015) untersuchte den Ein-fluss der Körperkondition anhand

    der Rückenfettdicke von 646 hoch-tragenden Färsen unter anderem auf das Geburtsgewicht der Käl-ber. Die Rückenfettdicke und da-mit die Ernährung der Färse korre-lierte in diesem Zusammenhang si-gnifikant positiv mit dem Geburts-gewicht der Nachkommen.

    Volkmann et al. (2014) stellten im Rahmen einer Metaanalyse im Milchviehbereich, für die 2.252 Tie-re zur Verfügung standen, einen

    hochsignifikanten Einfluss des Ge-burtsgewichtes auf das Gewicht mit einem halben Jahr fest. Den glei-chen Zusammenhang wiesen die Autoren auch für Kälber nach, die in den ersten 14 Lebenstagen hohe Tageszunahmen hatten, so wie es bei ad libitum getränkten Kälbern der Fall ist. Diese Zunahmen hat-ten ebenso einen hochsignifikan-ten Einfluss auf das Gewicht mit ei-nem halben Jahr. Der Unterschied zwischen der Gruppe mit den ge-ringsten und den höchsten Zunah-men in den ersten beiden Lebens-wochen betrug nach einem halben Jahr 25 kg. Eine Beeinflussung der Futteraufnahme und damit der Zu-nahmen durch eine potentere Bauchspeicheldrüse im Sinne einer metabolischen Programmierung ist denkbar. Für die Mast ist dies ein positives Zeichen. Die spätere Milchleistung schwerer geborener weiblicher Kälber ist, wenn diese nicht auch ihrem Gewicht entspre-chend mit einer hohen Milchmenge im Anschluss an die Geburt weiter aufgezogen werden, nur in gerin-gem Maße erhöht.

    Stellt die Bauchspeicheldrüse sich ein?

    Eine Ad-libitum-Tränke erhöht in den ersten Lebenstagen bezie-hungsweise Wochen die Anzahl und Größe der Langerhansschen In-selzellen in der Bauchspeicheldrüse (Tabelle, Prokop et al. 2015), das ist bekannt. Man geht davon aus, dass eine solche Beeinflussung nicht nur nach der Geburt durch eine ent-sprechende Ernährung möglich ist, sondern auch während der Träch-tigkeit durch die Nährstoffzufuhr des Fötus durch die Mutter statt-findet. Das haben die zu Beginn er-wähnten Studien über die Auswir-kungen des Hungerwinters 1944/45 in den Niederlanden gezeigt. Das

    Eine metabolische Programmierung kann auch während der Trächtigkeit stattfinden und Auswirkungen bis in die zweite Generation haben. Foto: Dr. Hans-Jürgen Kunz

    Tabelle: Zahl und Fläche der pankreatischen ß-Zellen (Langerhanssche Inselzellen) ad libitum und restriktiv ernährter männlicher Kälber zum Zeitpunkt der Schlachtung mit 23 8± 0,8 Lebenstagen

    Pankreas ad libitum restriktiv Diff. p

    n 21 21Zahl der ß-Zellen 9,1 ± 0,3 7,8 ± 0,3 17 %

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    Ausgabe 41/19

    Bauen auf dem LandeErscheinungstermin: 12. 10. 2019

    Anzeigenschluss: 30. 9. 2019

    Ausgabe 42/19

    SchleppertestErscheinungstermin: 19. 10. 2019

    Anzeigenschluss: 8. 10. 2019

    Ausgabe 43/19

    Jagen im NordenErscheinungstermin: 26. 10. 2019

    Anzeigenschluss: 15. 10. 2019

    Schwerpunktthemenim Oktober 2019

    37Tier■ BAUERNBLATT | 21. September 2019

    heißt, bei einer nährstoffreichen Ernährung werden mehr und grö-ßere Langerhanssche Inselzellen und bei einer nährstoffarmen Er-nährung weniger und kleinere In-selzellen angelegt. Welchen Ein-fluss jedoch eine nährstoffreiche Ernährung des Fötus im Mutterleib und eine anschließende gegen-sätzliche nährstoffarme Ernährung nach der Geburt durch eine ratio-nierte Milchtränke auf die Entwick-lung der Bauchspeicheldrüse haben, ist bisher nicht untersucht worden. Ob sich die Effekte wieder aufhe-ben oder noch teilweise wirken, ist unbekannt.

    Man weiß, dass für einen po-sitiven Effekt der metabolischen Programmierung die Mindestvo-raussetzung eine sofortige Ad-li-bitum-Tränke nach der Geburt ist. Es ist ebenfalls davon auszugehen, dass sich eine vorgeburtliche und eine nachgeburtliche nährstoffrei-che Versorgung des Fötus/Kalbes summieren und das spätere Leis-tungsvermögen der Tiere weiter steigern.

    Auch auf die Milchleistung wirk-ten sich in der Studie von Volkmann et al. (2014) höhere Zunahmen im ersten Lebensjahr positiv aus. Hier-bei spielt sicherlich der Altersbe-reich, in dem hohe Zunahmen re-alisiert werden, eine wichtige Rol-le, da mit zunehmendem Alter der Anteil an Fettgewebe bei den Zu-nahmen ansteigt. Eine ganz ande-re Einflussgröße hatte ebenfalls einen entscheidenden Anteil an der Leistung der ersten Laktation, und das war der Zeitpunkt der Kal-bung. Herbst- und Winterkalbun-gen waren mit den höchsten Erst-laktationsleistungen verbunden. Am niedrigsten waren die Leistun-gen der Erstlaktierenden, wenn der Geburtstermin im Frühjahr lag, gefolgt von Sommergeburten. Der Grund mag der negative Einfluss von höheren Temperaturen auf die Futteraufnahme sein.

    Schauen wir noch einmal auf die Untersuchungen von Adermann (2015). Nicht nur das Geburtsge-wicht korrelierte positiv mit der Rückenfettdicke des Muttertieres, in diesem Fall der Färse, sondern ebenso andere Merkmale. Dazu gehörten auch die Kolostrummen-ge sowie der Gehalt von Immun-globulin G (IgG). Während die Ko-lostrummenge mit der Zunahme der Rückenfettdicke anstieg, sank der Gehalt an IgG zwar leicht; be-zogen auf das Gesamtgemelk stieg jedoch auch die absolute Menge an IgG mit steigender Rückenfett-dicke an.

    Weiterhin sank mit steigender Rückenfettdicke zum Zeitpunkt der Geburt insgesamt der Anteil kran-ker Tiere signifikant. Unter den zum Zeitpunkt der Geburt mageren Tie-ren mit einer Rückenfettdicke von weniger als 10 mm zeigten fast drei Viertel gesundheitliche Probleme. Bei den gut konditionierten Färsen mit einer Rückenfettdicke von mehr als 20 bis maximal 25 mm war es hin-gegen nur die Hälfte. Die Autorin beschreibt, dass bei der untersuch-ten Herde mit gut bis mäßig kon-ditionierten Tieren das Fettgewebe als „energetischer Puffer“ insbeson-dere in der zweiten bis vierten Lak-tationswoche zur Bewältigung der Energiemangelsituation beiträgt. Sie weist jedoch auch darauf hin, dass dieser Bereich eng begrenzt ist. Bei einer stärkeren Verfettung mit Rückenfettdicken oberhalb von 25 mm steigt das Erkrankungsrisiko in der folgenden Laktation wieder-um deutlich an.

    Dr. Hans-Jürgen Kunz Christian-Albrechts-Universität zu KielTel.: 04 31-880-26 [email protected]

    FAZITEine metabolische Program-mierung, über die in den letz-ten Jahren gerade im Zusam-menhang mit der Ad-libi-tum-Tränke von Kälbern viel geschrieben wurde, gibt es nicht nur für den unmittelba-ren Zeitraum nach der Geburt, sondern auch vor der Geburt in der Phase der Hochträchtigkeit. Hier darf es weder zu einer Un-ter- noch zu einer Überversor-gung der Muttertiere kommen. Eine Unterversorgung kann zu einer im Sinne der Leistungsop-timierung negativen metaboli-schen Programmierung führen, die möglicherweise sogar bis in die zweite Generation weiter-gegeben wird. Eine Überver-sorgung wirkt sich zwar nicht negativ auf eine mögliche me-tabolische Programmierung des Kalbes aus, wird aber zu Stoffwechselproblemen beim Muttertier führen. Dies un-terstreicht die Wichtigkeit ei-ner genauen Beobachtung der Körperkonditionierung der Färsen und Kühe im Betrieb, für die eine BCS-Beurteilung (Beurteilung der Köprerkon-dition) sicherlich sehr hilfreich und zu empfehlen ist.

  • 38 Technik BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■

    Wie wissende Computer den Menschen besser verstehen

    Wie denken die Maschinen?

    Bei allem technischen Fortschritt kommen uns Computer manch-mal ziemlich dumm vor. Offen-sichtliche Zusammenhänge, die Menschen intuitiv erkennen, blei-ben Computern oft verborgen. Informiert zum Beispiel ein Mit-glied eines Opel-Fanklubs seine Vereinskameraden, er habe sich einen neuen Manta gekauft hat, wird wohl keiner der Kameraden davon ausgehen, er sei Aquarist geworden und habe sich gerade einen Rochen gekauft. Computer-anwendungen wie Suchmaschinen fällt es aber immer noch schwer zu entscheiden, wonach ein Nutzer gerade suchen möchte.

    Homonyme (auch als Teekessel-chen bezeichnet, wie im Manta- Beispiel) und Synonyme bereiten Computern weiterhin Probleme, da dem Computer notwendiges Hin-tergrundwissen zu dem jeweiligen Kontext fehlt. Doch natürlich wird auch an diesem Problem intensiv geforscht, und es wurden bereits beachtliche Fortschritte erzielt. Um aber zu verstehen, wie Computer Wissen erlangen, müssen einige grundlegende Begriffe voneinan-der abgegrenzt werden.

    Zeichen – Daten – Informationen – WissenWährend man in der Frühzeit der

    Computerisierung überwiegend von elektronischer Datenverarbei-tung (kurz EDV) sprach, ist heut-zutage der Begriff der Informati-onstechnologie (kurz IT) geläufi-ger. Und in der Tat muss zwischen Zeichen, Daten, Informationen und Wissen unterschieden werden. Zei-chen sind grafische Symbole wie Buchstaben, Zahlen oder auch Son-derzeichen wie zum B