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Karls- Universität Prag im späten Mittelalter Vortrag von Dr. Dr. Agáta Dinzl- Rybářová Fachbereich Slawistik

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Karls-Universität Prag im späten

MittelalterVortrag von

Dr. Dr. Agáta Dinzl-Rybářová

Fachbereich Slawistik

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• Karl IV.• *1333 - †1368

• Köln, Wandgemälde aus dem Hansasaal im Rathaus, um 1360/1370, Zyklus. Kaiser Karl IV., Wandbild, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Dep. 0268

• Quelle: www.bildindex.de, obj 05023195,T:0005

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Situation in Böhmen im 14. Jh.

• 1306 Aussterben der Přemysliden nach der männlichen Linie

• Der Streit um den böhmischen Thron

• Die Luxemburger werden dank dem diplomatischen Geschick die böhmischen Könige (1311)

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Das Wappen

• Kaiserliches Wappen Karls IV.: böhmischer Löwe im HRR-Adler

• Quelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Armoiries_empereur_Charles_IV.png

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Die Eltern des Karls IV. (Wenzels)

• Johann von Luxemburg

• 1296 -1346

• Elisabeth von Böhmen

• 1292 -1330

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Die Vermählung des Johann von Luxemburg mit Elisabeth von Böhmen aus dem Stamm

der Přemysliden

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Die Krönung Karls IV.Quelle: Müller-Baden, Emanuel (Hrsg.): Bibliothek des allgemeinen und praktischen

Wissens, Bd. 2. - Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart: Deutsche

Verlaghaus Bong & Co, 1904. - 1. Aufl

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Rückkehr Karls IV. nach Böhmen im Jahre 1333

• Prag wird zur Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches → die Notwendigkeit einer Universitätsstiftung (gelingt 1348)

• Die Erhöhung des Prager Bistums zum Erzbistums im Jahre 1344

• Ausbau Prags: Prager Burg, Kirchen (Veitsdom), Burgen (Karlstein)

• Prager Humanismus (Petrarca, Rienzo)

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Karls IV. schwieriges Erbe:

• 2 Erben: – Wenzel IV.

– Sigismund

• Teilung des Landes

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• Die Herr-schafts-gebiete Karls IV.

• Quelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:HRR_14Jh.jpg

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Die Gründung

der Universität

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Der 2. Versuch einer Universitätsgründung in Prag

• 1. Versuch: König Wenzel II.

• Dieser Versuch schlug im Jahre 1294 wegen dem Widerstand des böhmischen Adels fehl

• Der böhmische Adel fürchtete sich vor der Stärkung des Einflusses des Klerus

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Ausschnitt aus der Chronik des Peter von Zittau:

• „Wenzel habe bemerkt, dass das Recht in seinem Land unvollkommen und verstreut sei, er habe eine Kodifikation anregen wollen. Durch die Vermittlung eines Kardinals habe sich ein gewisser Gozon von Orvieto, Magister beider Rechte, in Prag eingefunden. Doch der böhmische Adel habe aus Furcht, die alten Vorteile einzubüßen, die ihm aus der Ausübung der Gerichtsbarkeit erwuchsen, gegen die Neuerung intrigiert. Schließlich habe Wenzel sich damit begnügen müssen, einen jungen Mann namens Konrad zum Rechtsstudium nach Orléans zu schicken und die Kodifizierung des böhmischen Rechts auf unbestimmte Zeit zu vertagen.“[1] [1] Frank Rexroth: Deutsche Universitätsstiftungen von Prag bis Köln, Böhlau, 1992, S 84.

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Karls IV. Belehrung:

• Karl IV. hatte bessere Karten für die Universitätsgründung:

• Das Gewinnen des Adels an seine Seite durch Privilegien

• Privilegien (Prager Bürger, Prof.-Stud.)• Der Erzieher Karls war der spätere

Papst Clemens VI. (Päpstliche Urkunde)• Karl IV. hatte Kontakte zur Pariser

Universität (Erfahrungen)

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Besondere Beachtung:

• der Adel

• der Klerus

• Prager Bürger

• Professoren

• Studenten

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Die Gründungsurkunde der Universität vom 7. April 1348

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Die Konzeption der Stiftungsurkunde:

• 3 Säulen: • der Herrscher

• der Adel

• die Universität

• Keine Erwähnung des Papstes und der päpstlichen Bulle

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Prager Bürger:

• „Risikogruppe“

• Probleme in anderen Universitätsstädten:

– Paris, Oxford, Orléans

• Spannungen in Prag waren nicht heftig

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Weitere Schritte:

• Privilegien für Scholare und Professoren

• Steuererlass für die Studierenden

• Suche geeigneter Professoren und Studenten

• Berufung der Professoren aus dem Ausland

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Das Siegel:

• Interessante Konzeption:

• Karl IV. ließ sich gemeinsam mit dem böhmischen Landespatron den Hl. Wenzel abbilden

• Karl IV. stellte sich mit Hl. Wenzel gleich

• Karl IV. verpflichtete sich dem böhmischen Adel

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DAS SIEGEL

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Auswirkung weiterer Universitätsgründungen:

• 1365 - Universität Wien

• 1364 - Universität Krakau

• Karl IV. fasste diese Gründungen als dynastische Konkurrenz der Habsburger und Piasten auf

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Die Stärkung der Prager Universität

• Die Sicherstellung des Lehrpersonals an den stärksten Fakultäten (der artistischen und theologischen) durch die Stiftung der Kollegien

– Geeignete Lehr- und Studienbedingungen

– Gratis Verpflegung und Wohnen für Professoren

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Die wichtigsten Kollegien:

• Karl IV.:

- Kollegium Carolinum (1366)

- Das Allerheiligen Kolleg auch das Engelskolleg genannt (Collegium Sanctorum alias Angelorum )

• Wenzel IV.:

- Collegium Wenzeslai (1381)

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Finanzierung der Universität durch:

• die böhmische Staatskasse• die Einführung einer Steuer für

den Prager Klerus• Schenkungen,

Geldsammlungen• Studiengebühren (Zuschlag für

Sitzen in den ersten Reihen)

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Struktur der Universität

• Gebildet nach dem Vorbild von den Universitäten Paris und Bologna

• Teilung in 4 Fakultäten:– Artistische– Juridische– Theologische– Medizinische

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Studenten:

• 4 Studentenvölker:

• Böhmen (Böhmen, Mähren, Slowakei und Ungarn )

• Polen (Schlesien, Polen, Litauen)

• Baiern (Bayer, Österreicher)

• Sachsen (alle aus dem Nordwesten)

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Bedingungen für die Aufnahme:

• Männliche Studenten: ab dem 14. Lebensjahr (in der Regel: mit 16 Jahren)

• Kenntnisse der Unterrichtssprache (Latein)

• Lesen, Schreiben, Mathematik, Gesang

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Studiendauer:

• Artistische Fakultät:

Magister → 5 Jahre

• Juridische ,Theologische, Medizinische Fakultäten

Bakkalaureat → 4 – 5 Jahre

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Gesetze für Studenten:

• Werde ein Student bei einer Straftat ergriffen, so solle er dem Rektor der Universität übergeben werden, sofern sich der Vorfall bei Tag ereignete; werde er nachts ergriffen, so solle er an ehrbarem Ort bis zum nächsten Morgen festgehalten und dann ausgeliefert werden. Die Stadt müsse er für Leistungen entschädigen.

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Weiterer Geschichtsverlauf 1350 - 1621

• Der Prager Frühhumanismus (Hochblüte)

• Die Hussiten Kriege (Verfall der Universität)

• Das 15. Jahrhundert bis 1621• Das 17. Jahrhundert

(Rekatholisierung der Universität)

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Der Prager Frühhumanismus:

• entsteht in der II. Hälfte des 14. Jahrhunderts in Prag als eine neue philosophische Richtung

• Besuch des Francesco Petrarca in Prag in den 50er Jahren (Urkundestreit)

• Korrespondenz mit Karl IV. und Johannes von Neumarkt (Kanzler in den Jahren 1353-1356)

• Nach 1420 zu Ende (Hussiten Kriege)

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Der Prager Frühhumanismus:

• Auswirkung auf: – die Rhetorik (sprachliches Vorbild:

Mittellatein)– die Literatur (Übersetzungen des

Johannes von Neumarkt ins Frühneuhochdeutsche (nach 1375), Johannes von Saaz: „Ackermann aus Böhmen“ (ca. 1400), „Der alttschechische ‚Weber‘“ (ca. 1407))

– die Malerei, die Bildhauerei

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Jan Hus (der böhmische Märtyrer)

• studierte Freie Künste und Theologie• 1409-1410: Rektor• 1409: Kuttenberger Dekret• 1410: Verbot der öffentlichen Tätigkeit und

Predigt• 1415: Reise nach Konstanz: Verteidigung der

Reden• 6.7. 1415: Verbrannt am Konzil in Konstanz• Seit 1415: Hussitenbewegung

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Das Kuttenberger Dekret• 1409 vom König Wenzel IV. (1363-1419)

unterschrieben • Das Kuttenberger Dekret besagt, dass

das Recht an der Karls-Universität wie folgt aufgeteilt wird: 3 Stimmen haben die Böhmer und 1 Stimme die Ausländer inne

• 1000 Studenten und Professoren verlassen die Universität

• Gründung der Universität in Leipzig

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Die Hussiten Kriege

• Utraquistische Universität• Der Verfall und die Isolierung der

Universität• Der Verlust der einzigartigen Stellung• Die Einstellung des Lehrbetriebs

(1419-1430)• Der Humanismus hat sich erst am Ende

des 15. Jahrhunderts durchgesetzt• 1419-1622: nur Artistenfakultät

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16. Jahrhundert bis 1621

• 1609: Reform der Karls-Universität durch Rudolf II.

• Aufschwung der Universität (besonders im Bereich der Naturwissenschaften)

• 1618: die Universität beteiligt sich aktiv am böhmischen Ständeaufstand gegen die Habsburger

• 1621: die Niederlage der Stände• Universität verlor ihre Autonomie• Übergabe an Jesuiten u. Rekatholisierung

(Bücherverbrennung, Auswanderung)