KAUKASUS GEORGISCHES KAMMER- … · eine Sammlung von Miniaturen für Streichquartett nach...

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31. MÄRZ 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL KAUKASUS GEORGISCHES KAMMER- ORCHESTER INGOLSTADT

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31. MÄRZ 2018ELBPHILHARMONIEGROSSER SAAL

KAUKASUSGEORGISCHES

KAMMER-ORCHESTER

INGOLSTADT

Samstag, 31. März 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

19 Uhr | Einführung im Großen Saal mit Klaus Wiegmann

GEORGISCHES KAMMERORCHESTER INGOLSTADT KHATIA BUNIATISHVILI KLAVIER GVANTSA BUNIATISHVILI KLAVIER DIRIGENT RUBEN GAZARIAN

Sulchan Zinzadse (1925–1991)

Miniaturen für StreichorchesterSazekwao (Tanzweise) – Suliko – Satchidao (Kampf) – Zizinatela (Glühwürmchen) – Indi-Mindi – Chumroba (Scherz) – Mtskemsuri (Hirtentanz) – Zoli gamididgula (Das hochnäsige Weib) – Gandagan – Sopluri Sazekwao (Ländlicher Tanz)

ca. 20 Min.

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur KV 316a (ca. 1780) Allegro – Andante – Rondeau: Allegro

ca. 25 Min.

Pause

Vaja Azarashvili (*1936)

Bilder des alten Tiflis / Suite für Kammerorchester Kinto – Mukhambasi – Barrel organ – Beautiful Margarita – Lovesick – The jolly bath-attendant – The travelling musician – Isani

ca. 15 Min.

Sulchan Nassidse (1927–1996)

Kammersinfonie Nr. 3 (1970) ca. 20 Min.

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Der Kaukasus gehört zu den interessantesten und vielseitigsten Regionen der Welt – ethno-grafisch, sprachlich, vor allem aber kulturell. Grund genug also, der Musik aus den Ländern Georgien, Armenien und Aserbaidschan ein eigenes Festival zu widmen. Einen intensiven Eindruck seiner Heimat vermittelt heute das Georgische Kammerorchester, das Ingolstadt zu seiner zweiten Heimat erkoren hat. Mit drei georgischen Werken, zwei georgischen Solis-tinnen und einem armenischen Dirigenten stellt es den Farbenreichtum und die große Musikalität des Kaukasus eindrucksvoll unter Beweis.

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Berg-Karabach

FASZINIERENDE VIELFALT

Die Länder und Musikstile des Kaukasus

»Kein ferner, sondern ein fremder Osten, 70 Jahre abgeschnitten von der west-lichen Welt, geprägt von der hellenistischen, der byzantinischen, der persischen Kultur, von Russland, von der Sowjetunion. Schnittstelle, Nahtstelle, Nord und Süd, Grenzland also, Durchgangsland, Anfang und Ende. Kein einfaches Land, ungeeignet für Kategorien und klare Verhältnisse.« So berichtet der deutsche Schriftsteller Clemens Eich in seinen Aufzeichnungen aus Georgien (1999). Und was für Georgien gilt, trifft erst recht auf die gesamte Kaukasus-Region zu.

Das Kaukasus-Gebirge erstreckt sich über 1100 Kilometer zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Durch seine bis zu 5000 Meter hohen Gipfel ist es in viele kleine Täler und Lebensräume zerklüftet, was zu einer ent-sprechenden ethnischen Fragmentierung führte: Auf beiden Seiten des Gebirgs-zuges leben etwa 30 Millionen Menschen, die sich auf gut 50 Völker und fast ebenso viele Sprachen verteilen. Ethnografisch zählt der Kaukasus daher zu den interessantesten Gebieten der Welt – kulturell so vielseitig wie die Natur, die von eisigen Gletschern bis zu warmen Meeres stränden reicht.

Höchste Zeit also, den von Eich beschriebenen »fremden Osten« zu entdecken – und zwar über die Musik. Das Elbphilharmonie-Festival »Kaukasus« porträtiert die drei südkaukasischen Länder Georgien, Armenien und Aserbaidschan, indem es ein Panorama unterschiedlichster Musikstile nachzeichnet: von liturgischen Gesängen aus den Anfängen des Christentums bis zu klassischer Orchester-musik, von traditioneller Volksmusik bis zum Jazz.

Georgien wird aufgrund seiner Lage auch »Balkon Europas« genannt; für Russen ist es das, was für uns Italien ist. Hier treffen Spuren antiker Kultur, frühes Christentum, postsowjetische Relikte und die Aufbruchsstimmung einer westlich orientierten jungen Generation aufeinander. Schon in vorchristlicher Zeit wurden die Georgier für ihren mehrstimmigen Gesang gerühmt, der sie nicht nur von den stets einstimmigen Musikstilen anderer Kaukasus-Völker unterschei-det, sondern auch deutlich älter ist als die westeuropäische Vokalpolyphonie. »Was die Georgier singen, ist wichtiger als alle Neuentdeckungen der modernen Musik«, erkannte schon Igor Strawinsky. Ihre Harmonie setzt sich nicht wie bei uns aus Halbtonschritten, sondern aus Viertel- und sogar Achteltönen zusam-men. »Es ist unvergleichlich. Ich habe nie etwas Besseres gehört.«

Vor über 1700 Jahren machte Armenien als erstes Land überhaupt das Christen-tum zur Staatsreligion. Davon zeugen Bauten wie das im 4. Jahrhundert in einer Felsschlucht errichtete Kloster Geghard, dessen Chor den Abschluss des Fes-tivals gestaltet. Einst reichte das Gebiet bis zum Mittelmeer, fiel aber großteils an das Osmanische Reich bzw. die Türkei, die die armenische Bevölkerung mit Gewalt vertrieb. Die Volksmusik des Landes blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sie ist geprägt von uralten Tonsystemen und Instrumenten wie der Kas-tenzither Kanun, der Laute Kemençe und der Duduk – einer Art Oboe, die als armenisches Nationalinstrument gilt. Der westlichen Tonsprache hat sich das Land erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts geöffnet. Berühmtestes Beispiel: Aram Khatschaturians auf der ganzen Welt bekannter Säbeltanz.

Schließlich Aserbaidschan. Über Jahrhunderte prägten die engen Beziehun-gen zum persischen und arabischen Raum die Kultur des Landes, denn schon im 6. und 7. Jahrhundert verbreiteten Eroberer den Islam. Krass ist heute vor allem der Kontrast zwischen entlegenem Hinterland und der Ölindustrie rund um die glitzernde Hauptstadt Baku. Die traditionelle Musik heißt Muğam. Hochvirtuos, komplexen Regeln folgend und ausschließlich mündlich überliefert, gehört die Gesangskunst heute zum Unesco-Weltkulturerbe. Und mit Alim Qasimov kommt gleich der größte Muğam-Meister der Gegenwart zum Kaukasus-Festival.

DER KAUKASUS

DAS WESEN GEORGIENS

Sulchan Zinzadse: Miniaturen für Streichorchester

Für den Dirigenten des heutigen Abends, Ruben Gazarian, stellt die Musik von Sulchan Zinzadse die »Schatztruhe der georgi-schen Streichermusik« dar. Während Zinzadses Komponisten-Kollege Sulchan Nassidse in seiner eher düster und melancho-lisch gefärbten Kammersinfonie Nr. 3 die musikalische Situation der Sowjetzeit reflektiert, erscheinen die Miniaturen für Streich-orchester von Sulchan Zinzadse dagegen wie Charakterstü-cke aus einer helleren und heileren Welt. Es ist ein »anderes Georgien«, das in den Miniaturen beschworen wird. Folkloristi-sche Elemente, die im Werk von Nassidse – wenn überhaupt – nur als gebrochene Reminiszenz anklingen, verwendet Zin-zadse ganz ungebrochen, fast naiv. Die uralte Kultur des Landes scheint in den Miniaturen wie in kolorierten und ausgebleichten Ansichtskarten die Zeiten überdauert zu haben.

Sulchan Zinzadse (1925–1991) begann seine musikalische Laufbahn in den 1940er Jahren als Cellist im Staatlichen Georgi-schen Streichquartett. Schon eine seiner ersten Kompositionen, eine Sammlung von Miniaturen für Streichquartett nach geor-gischen Volksliedern, war ein unmittelbarer Erfolg. Zin zadse schrieb mehrere Opern, Ballette, Sinfonien und Konzerte; die Kompositionen für Streichquartett nehmen jedoch eine heraus-ragende Stellung in seinem Schaffen ein.

Die Miniaturen, die er selbst für Streichorchester bearbeitete, sind in unterschiedlichen Lebensabschnitten des Komponisten entstanden. Es sind beispielhafte Transkriptionen georgischer Volksmelodien, bei denen er die teilweise extrem polyphone Struktur der Lieder – ein Markenzeichen georgischer Musik – geschickt auf das Streichquartett überträgt. Und so konstatiert Gazarian: »Es öffnet sich eine kleine Welt – man sieht hinein und staunt. Hier wird man in wenigen Minuten durch das Wesen Georgiens hindurchgeführt.«

BURKHARD SCHÄFER

FAMILIENDUETT

Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für zwei Klaviere und Orchester

Am heutigen Abend nehmen mit Gvantsa und Khatia Buniatishvili zwei Geschwis-ter als Solistinnen an den beiden Klavieren Platz. Das ist insofern passend, als auch Mozart gerne mit seiner Schwester Anna Maria, genannt »Nannerl«, zusammenspielte. Um mit ihr auftreten zu können, schrieb er gleich mehrere Werke mit zwei Solopartien, darunter das Doppelkonzert Es-Dur.

Für Mozarts Geschwisterliebe spricht auch die Machart des Werks, das darauf ausgerichtet ist, zwei gleichberechtigte Solisten mit größtmöglichem Effekt dem Orchester gegenüberzustellen. Obwohl »concertare« wörtlich »streiten« bedeu-tet, ist das Verhältnis der Solisten eher partnerschaftlich angelegt, sodass beide ihre virtuose Musikalität unter Beweis stellen können. So spielen sie im ersten Satz über weite Strecken abwechselnd, um am Ende überraschend zusammen-zufinden. Fantasievolle Verzierungen prägen den innigen zweiten Satz, der als dritten Partner auch die Oboe einbezieht. Im Finale stürmt das Orchester mit rhythmischem Drive voran und liefert so den Impuls für pianistische Kunst stücke der Solisten bis hin zur eindrucksvollen Solokadenz. Mozart gefiel sein Stück so gut, dass er es mitnahm, als er von zu Hause auszog und nach Wien ging. Ein fabelhaftes Werk für (musikalische) Geschwister, damals wie heute.

LAURA ETSPÜLER

Sulchan Zinzadse auf einer Schallplattenhülle

Familie Mozart um 1780. Von links nach rechts Nannerl, Wolferl und Vater Leopold, dazwischen an der Wand ein Porträt der 1778 verstorbenen Mutter Anna Maria.

DIE MUSIK

KALEIDOSKOP DER VOLKSMUSIK

Vaja Azarashvili: Bilder des alten Tiflis

Der 1936 geborene georgische Komponist Vaja Azarashvili zählt zu den führenden Komponisten seiner Heimat. Seine Musik eröffnet neue Klangräume, die durch die besondere Charakte-ristik ihrer musikalischen Sprache faszinieren. Mit seiner 1990 entstandenen Konzertsuite Bilder des alten Tiflis entführt Aza-rashvili in die Stadt, in der er selbst studiert und gelehrt hat und die auf eine über 1500-jährige Geschichte zurückblickt. Er breitet in diesem Werk atmosphärisch dichte Erinnerungen aus, indem er die Klänge seiner Heimat in seine eigene Tonsprache einwebt. Den Dirigenten Ruben Gazarian fasziniert diese Kom-positionsweise sehr: »Ähnlich wie bei Sulchan Zinzadse handelt es sich um eine Sammlung kurzer Stücke zwischen einer und drei Minuten. Es sind musikalische Skizzen – komponiert, wie ein Straßenmaler Szenen des Alltags beobachtet und aus die-sen Eindrücken seine Kunst destilliert.«

Azarashvilis klingende Gemälde vereinen den georgischen Volkston mit einem spätromantischen Gestus, wie Gazarian erläutert: »Die Miniaturen von Azarashvili sind nicht ganz so eingängig wie die von Zinzadse, doch es sind echte Perlen der georgischen Musikliteratur. Jede hat ihr eigenes Gesicht, vom Charakter her völlig unterschiedlich. So entstehen starke Kon-traste; die Musik ist dadurch spannend zu spielen und zu hören. Ähnlich wie bei Zinzadse besitzt sie ein südosteuropäisches Kolorit – sehr mitreißend und gar nicht fremd für unsere Ohren. Schließlich basieren Azarashvilis Werke letztlich auf den Geset-zen des ›klassischen‹ Komponierens. Sie sind ja überwiegend zu Sowjetzeiten entstanden, und so stehen sie fast zwangs läufig auch unter dem Einfluss von Schostakowitsch, Katschaturian, Prokofjew und so weiter. Mit Sozialistischem Realismus hat das aber nichts zu tun. Ich würde Azarashvilis Miniaturen als Kalei-doskop bezeichnen, dessen Wurzeln bis in die Volksmusik hin-einreichen.«

BURKHARD SCHÄFER

Vaja Azarashvili

DIE MUSIK

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EXPRESSIV BIS ZUM BERSTEN

Sulchan Nassidse: Kammersinfonie Nr. 3

Sulchan Nassidse (1927–1996) war Pianist, Kompositionslehrer und ab 1962 Vor-standsmitglied des Georgischen Orchesterverbandes. Er zählt heute zu den bekanntesten georgischen Komponisten. Neben insgesamt acht Sinfonien schrieb er Konzerte, Kammermusik, Ballette und das Oratorium My Country.

Die Kammersinfonie Nr. 3 komponierte Nassidse im Jahr 1969 und widmete sie dem Georgischen Kammerorchester. Dirigent Ruben Gazarian zeigt sich von der überbordenden Ausdrucksfülle des Stückes beeindruckt: »Meine erste Asso-ziation war: eine ausgeprägte, bis zum Bersten vorangetriebene Expressivität. Das Werk quillt geradezu über vor motivisch-thematischen Einfällen. Nassidse setzt hier Kontraste, die bis zum Exzess ausgereizt werden. Seine erstaunliche Kompositionstechnik verbindet er zudem mit der tiefen Kenntnis eines jeden Streichinstruments.«

Architektonischer Expressionismus: Das Ministerium für Straßenbau in Tiflis auf einer Postkarte aus dem Jahr der Eröffnung, 1975

Die Kammersinfonie ist auf dem Papier zwar einsätzig, folgt aber bei genaue-rem Hinsehen und Zuhören einer verdeckten Dreiteiligkeit. Sie beginnt mit einer von den Streichern zunächst unisono gespielten Einleitung, die die pathetische Grundstimmung der Komposition bereits anklingen lässt. Doch schon nach kur-zer Zeit übernehmen aggressive Akkorde die Herrschaft, bevor sie wieder der getragenen Stimmung weichen. Der erste »Satz« endet mit klagenden harmo-nischen Wendungen, wie man sie vielleicht von Streichquartetten Dmitri Schos-takowitschs oder Alfred Schnittkes kennt.

Der mittlere Teil der Kammersinfonie entfaltet diese aggressiven Akkorde dann mit ganzer Wucht und Energie. Wütende, motorisch stampfende Streicher-klänge, die an Béla Bartók und Sergej Prokofjew erinnern, treiben das Werk unerbittlich nach vorn. Die Musik steigert sich zu einer Art ungutem Tanz, der nach einem furiosen Höhepunkt wieder abebbt.

Der dritte und letzte Teil der Kammersinfonie ließe sich als Largo mit abschließendem Epilog bezeichnen. Es ist ein ergreifender, zutiefst melancho-lischer Klagegesang, dessen fallend-glissandierende Melodiebögen wie resig-native Seufzerfiguren wirken. Am Ende steht ein leiser Dialog zweier einzelner Violinen, der wie aus weiter Ferne Erinnerungen an Naturlaute weckt und schließlich verstummt. Der Epilog mündet, wie eine offene Frage, ins Schweigen.

Nassidses Gefühl für Spannung und Dramaturgie, gepaart mit einer höchst virtuosen Tonsprache, die dem Streicherapparat spieltechnisch das Äußerste abverlangt, ließen ein Werk entstehen, das sich nicht dem klassischen Gerüst einer Sinfonie unterordnet, sondern dem linearen Verlauf einer Erzählung folgt. Gazarian bringt die Charakteristik des Stückes auf den Punkt: »Es handelt sich um ein extrem persönliches Stück für den Komponisten. Hier ist wirklich jede Note durchdacht – von Anfang bis Ende. Und am Schluss dekonstruiert sich die Musik mit den zwei verbleibenden Solo-Geigen selbst. Die Kammersinfonie voll-bringt das Kunststück, beides zu sein: zugleich zutiefst emotional und von einer hohen und weitgespannten Intellektualität.«

BURKHARD SCHÄFER

DIE MUSIK

KHATIA BUNIATISHVILI KLAVIER

1987 in Georgien geboren, gehört Khatia Buniatishvili längst zu den gefragtesten Pianistinnen ihrer Generation. Mit drei Jahren begann die jüngere der beiden Buniatishvili-Schwestern mit dem Klavierspiel und gab bereits drei Jahre später ihr erstes öffentliches Konzert.

Nach dem Studium in Tiflis und Wien debütierte sie 2008 in der New Yorker Carnegie Hall; es folgten zahlreiche weitere Konzerte in den bedeutenden Konzertsälen weltweit, darunter die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles, die Royal Festival Hall London, das Concertgebouw Amsterdam sowie die Berli-ner und die Pariser Philharmonie. Khatia Buniatishvili ist bei den führenden internationalen Orchestern zu Gast und auch bei internationalen Festivals gefragt, etwa bei den BBC Proms, den Salzburger Festspielen, dem Verbier Festival und dem Klavier-Festival Ruhr. In der aktuellen Saison konzertiert sie in ganz Europa, Japan und in den USA.

Dass ihr noch weitaus mehr als Musik am Herzen liegt, beweist die Wahl-Pariserin mit ihrem sozialen Engagement. So konzertierte sie beim 70-jährigen Jubiläum der Vereinten Natio-nen zugunsten der Opfer des syrischen Bürgerkrieges und beim Global Citizen Festival in Hamburg (2017). In Kiew nahm sie an einem Benefizkonzert für Verwundete aus dem Kampfgebiet der Ostukraine teil; gemeinsam mit Martha Argerich und Daniel Barenboim machte sie in der Berliner Philharmonie auf Verlet-zungen von Menschenrechten in Russland aufmerksam. Khatia Buniatishvili ist Botschafterin des Kinderhilfswerks Plan Inter-national sowie der Fondation Cœur et Recherche.

Khatia Buniatishvilis Diskografie umfasst die Alben Chopin (2012) sowie Motherland (2014). Sowohl ihr Liszt-Album (2012) als auch ihre jüngste Solo-CD Kaleidoscope (2016) wurden mit einem Echo Klassik ausgezeichnet. In ihrer jüngsten Einspielung wid-met sie sich – mit der Tschechischen Philharmonie unter Paavo Järvi – den Klavierkonzerten Nr. 2 und 3 von Rachmaninow.

Zwei Schwestern am Klavier, beide hochtalentiert, klassisch ausgebildet, souverän an den Tasten. »Gvantsa ist Erde, ich bin Luft«, sagt Khatia Buniatishvili, »aber wir spüren einander.«

Mit Duo-Abenden sind sie internatio-nal erfolgreich und unter anderem in Prag, München, Hamburg, Genf und Salzburg aufgetreten. Auch eine gemeinsame CD mit vier- händigen Klavierwerken haben die beiden Schwestern veröffentlicht.

GVANTSA BUNIATISHVILI KLAVIER

Gvantsa Buniatishvili, geboren und aufgewachsen in Georgien, besuchte die Zen-trale Musikschule in Tiflis und studierte im Anschluss am dortigen staatlichen Konservatorium Klavier. Bereits im jungen Alter gab sie Klavierabende, konzer-tierte mit Orchestern oder vierhändig am Klavier mit ihrer Schwester Khatia.

Ihr erstes Konzert außerhalb Georgiens gab Gvantsa Buniatishvili 1999, seither ist sie in den wichtigsten Musikmetropolen weltweit zu Gast. Konzerte führten sie unter anderem nach Deutschland, Österreich, Frankreich, Tschechien und in die Schweiz. Sie gastierte bei internationalen Festspielen wie dem Festival de la Roque d’Anthéron, dem Klavier-Festival Ruhr, dem Lucerne Festival und dem Gstaad Menuhin Festival.

DIE KÜNSTLER

DIRIGENT RUBEN GAZARIAN

Ruben Gazarian begann seine musikalische Laufbahn als erfolg-reicher Geiger – unter anderem als Solist des Staatlichen Arme-nischen Kammerorchesters und im Staatlichen Klaviertrio des Armenischen Rundfunks und Fernsehens. Mitte der 90er Jahre jedoch absolvierte der Armenier in Leipzig ein zweites Studium, nämlich Dirigat – mit Erfolg: 1999 wurde Gazarian, damals noch Konzertmeister des Westsächsischen Symphonieorchesters (heute: Leipziger Symphonieorchester), zu dessen Chefdirigen-ten gewählt. »Das klingt vielleicht paradox«, sagt der Künstler heute, »aber das Geigenspiel, das stundenlange Üben lag mir nicht besonders. Ich habe viel mit der Geige erreicht, aber ich wollte dem Geigenspiel nicht so sehr auf den Grund gehen, wie ich das mit dem Dirigieren tue.« Prompt erhielt er 2002 den Preis des Internationalen Dirigentenwettbewerbs »Sir Georg Solti« in Frankfurt am Main.

Seit der Saison 2002/03 ist Ruben Gazarian künstlerischer Leiter des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn und seit 2015 Leiter des Georgischen Kammerorchesters Ingol-stadt. Daneben wurde er auch als Gastdirigent von zahlreichen bedeutenden Orchestern eingeladen. So stand er unter anderem am Pult der Radiosinfonieorchester von WDR, SWR und hr und gastierte bei den Symphonikern Hamburg, dem Deutschen Sym-phonie-Orchester Berlin sowie dem Zürcher Kammerorchester. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet Ruben Gazarian mit namhaften Solisten wie den Brüdern Gautier und Renaud Capuçon, Julia Fischer, Hilary Hahn, Sabine Meyer und Daniel Müller-Schott.

Die umfangreiche Diskografie Gazarians reicht vom Barock bis in die Gegenwart und umfasst die neun Sinfonien Ludwig van Beethovens (mit dem Württembergischen Kammerorches-ter Heilbronn), zahlreiche armenische Werke sowie Aufnahmen zeitgenössischer Musik.

DIE KÜNSTLER

DIE KÜNSTLERDIE KÜNSTLER

Im Exil zu Hause: Seit seiner Übersiedlung nach Deutschland 1990 hat sich das Georgische Kammerorchester mit Sitz in Ingolstadt zu einem festen Bestand-teil des regionalen und überregionalen Kulturlebens entwickelt. Das Streicher-Ensemble wurde 1964 in Tiflis als Georgisches Staatskammerorchester gegrün-det. Nach 26 Jahren in der georgischen Hauptstadt zog das Orchester nach Ingolstadt um, wo es seit 28 Jahren eine zweite Heimat gefunden hat. Noch immer spielen fast nur Musiker aus Georgien, der ehemaligen Sowjetunion und Osteuropa in dem Ingolstädter Ensemble.

Künstlerisch geprägt wurde das Orchester durch seine langjährige Leiterin, die Geigerin Liana Issakadze, sowie Dirigentenpersönlichkeiten wie Lord Yehudi Menuhin und Kurt Masur. Seit 2015 steht der Armenier Ruben Gazarian als Chef-dirigent am Pult.

Namhafte Gastdirigenten und herausragende internationale Künstlerpersön-lichkeiten wie Barbara Hendricks, Svjatoslav Richter, Tabea Zimmermann und Gidon Kremer standen bereits mit dem Orchester auf der Bühne. Seit 2015 sor-gen jährlich wechselnde Artists in Residence für weitere künstlerische Impulse.

So gastierte erstmals der Violinist und Dirigent Julian Rach-lin beim Georgischen Kammerorchester, auf ihn folgte 2016 die Klarinettistin Sharon Kam sowie 2017 der Cellist Daniel Müller-Schott.

Das Georgische Kammerorchester Ingolstadt fühlt sich nicht nur für ein denkbar breites Repertoire verantwortlich, sondern auch als kultureller Botschafter der Stadt Ingolstadt. So treten die Musiker mit rund neunzig Konzerten im Jahr auch regel-mäßig auf Musikfestivals sowie bei Gastspielen im Ausland auf, unter anderem in Spanien, Frankreich, Österreich, Ungarn, Georgien, in der Schweiz sowie zuletzt in Israel.

GEORGISCHES KAMMERORCHESTER INGOLSTADT

BESETZUNG

VIOLINE IIrakli Tsadaia*Mamuka ParesiAlexei TchubiniLali KordzakhiaKonstantinos MalamisEsther Agusti MataboschIgnasi Roca Selles

VIOLINE IIAlexander Konjaev**Igor LobodaRaluca-Diana BadescuAna TigashviliPetra VarlanAnastasia Simeonidi

VIOLAVadim Makhovskiy**Sergei KurashviliIa KhartonishviliPhilne BlachnyPin-Lin Chu

VIOLONCELLOZurab ShamugiaNikoloz ShamugiaHeike SchuchValentin MadorskyAnna Khubashvili

KONTRABASSDimitri Gagulidze**Andrei ShynkevichIgor Sojatovic

OBOEMarin TinevMiriam Ströher

FAGOTTTeimuraz BuknichashviliTadija Mincic

HORNRalph FickerIsaac Seidenberg

* Konzertmeister** Stimmführer

HÖHEPUNKT IM KONZERTKALENDER»Utopie« – dieses Motto hat sich das Internationale Musikfest Hamburg in seiner dritten Ausgabe auf die Fahne geschrieben. Mit insgesamt 61 Konzerten stellt das Festival wieder einen Höhepunkt im Kulturkalender dar. Es vereint die führenden Hamburger Orchester und hochklassige Gast-Ensembles und Solisten. Die Konzerte laden nicht nur in Elbphilharmonie und Laeiszhalle ein, sondern auch in weitere Hamburger Spielorte. Zur Eröffnung erklingt Beethovens »Missa solemnis«, dirigiert von NDR-Chef Thomas Hengelbrock. Ein besonderer Schwer-punkt ist Karlheinz Stockhausen (Foto) gewidmet, dem wohl größten Utopisten der modernen Musik.

27.4.–30.5.2018 | alle Konzerte unter www.musikfest-hamburg.de

Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeschäftsführung:Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jack F. Kurfess, Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura EtspülerLektorat: Ferdinand LeopoldGestaltung und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISsofern bezeichnet: Familie Mozart: Gemälde von Johann Nepomuk della Croce (Mozarteum Salzburg); Gvantsa und Khatia Buniatishvili (Gela Megrelidze); Ruben Gazarian, Georgisches Kammerorchester Ingolstadt (beide Schrägformat Fotografie)

VORSCHAU

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FÖRDERSTIFTUNGENKlaus-Michael Kühne StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens Stiftung

Stiftung Elbphilharmonie

Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

MEDIENPARTNERNDRDer SpiegelByte FMVAN MagazinNDR Kultur

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