Kees. Die Lebensgrundsätze Eines Amonspriesters Der 22. Dynastie

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    1/15

    Band 74.]

      H E R M AN N K E E S :

      Die Lebensgrund sätze eines Am onspriesters der 22. Dy nast ie.

      7 3

    D ie Lebensgrundsä tze eines Am onspriesters der 22 Dyna stie

    V O N H E R M A N N K E E S .

    Bei meinen Untersuchungen über das ägyptische Priestertum des NR. bin ich

    wiederholt auf die biographischen Inschriften der thebanischen Amonspriester der

    22. Dynastie gefü hrt worden

    1

    . Die Tex te erwiesen sich dabei als rech t intere ssan t,

    teilweise auch als recht schwierig; besonders gilt dies für die auf einem Würfelhocker

    des Amo nspriesters Neb neteru, der zur Zeit Osorkons II . (um   8 6 5 — 8 4 2  v. Chr.) leb te,

    auf der Kairoer Statue

      4 2 2 2 5

      aus Karnak

    2

    . Bei meiner Ägyptenreise im Frü hja hr

      1 9 3 7

    konnte ich die Texte in Kairo am Original nachvergleichen und später nochmals an

    einer von Dr. S. Schott angefertigten Abschrift nachprüfen. Dabei ließen sich wohl

    einige Fehler in der Wiedergabe bei Legrain berichtigen, daneben blieben aber recht

    viele andere, die dem alten Handwerker oder seiner Vorlage zur Last fallen und das

    Verständn is des ohnehin schwierigen T extes beeinträchtigen. Da er aber wegen seiner

    philosophierenden Einlagen uns einen Einblick in die bisher nur ganz ungenügend er-

    kennbare geistige Haltung einer Übergangszeit gestattet, überdies unter den Abschriften,

    die Sethe  1905  in Kairo von Denkmälern dieser Zeit für das Berliner Wörterbuch an-

    gefertigt und bearbeitet hatte, nicht vorhanden ist, glaubte ich, einen Erklärungs-

    versuch wagen zu müssen. Ich bin mir bew ußt, daß man che meiner Deutungen sehr

    prob lematisch sind. Auch meine Hinweise auf Parallelstellen sollen in erster Linie An-

    regungen zu einer gründlichen Analyse dieser Textgruppe darstellen und konnten das

    vorhandene Material in keiner Weise ausschöpfen.

    ι Familie und Stand des Nebneteru

    Über die Familie des Nebneteru (•^7

    C

    j

    C

    j

    C

    j als Ku rznam e

      Trj

    ) und ihre zahl-

    reichen Ämter und Titel hat Legrain in seinen genealogischen Forschungen alles bis

    1907  insbesondere aus den Karnaker Statuenfunden erreichbare Material zusammen-

    gestellt

    3

    . Ich besch ränke mich daher auf einige grundsatzli¿n wichtige Pun kte.' Die

    Herkunft unseres Amonspriesters Nebneteru läßt sich aufwärts nur bis zu seinem gleich-

    namigen Großvater mit Sicherheit verfolgen. Auch dieser führt bereits den in seiner

    Familie bis ins 6. Glied vererbten Bea mten titel ^ ^ „kgl. Brief-(Urkun-

    den)-Schreiber des P ha ra o und bekleidet3 den R an g eines „W edelträgers zur Rechten

    des Kön igs . Dieser Titel mu ß etwas Ähnliches bed euten wie der im ganzen N R. häufige

    und wichtige des „R ekruten schre ibers . So ist z.B.- unte r den Ahnen eines

    Am onspriesters der Z eit Osorkons I. der Am onspriester und ^ ^ ^

      Bk n

    sw

      der Sohn eines | jí^, ^ , »kgl· Rekrutensch reibers von Oberägypten,

    Generals

    4

    . Wie in dem vorgenannten Beispiel sinngemäß auf das politische Hoheits-

    gebiet des thebanischen Gottesstaates (Thebaïs) eingeschränkt, erscheint der Titel „kgl.

    1) Z. B. Zur Inn enp oli t ik der S aiten dyn ast ie . Gö tt . Nach r. phil . -hist . Kl. N F. I, 5 (1935) S. 105. —

    2 Kairo Cat . gén .  L E G R A I N

    ,

      Sta tu es I I I , S . 58f . und T af . 32 . —  3 Le dossier de la

     famille

      Nibnout i rou , R ee .

    de trav. 30, S. 73f.  S. 160f. G esa m tstam m bau m der Fam ilie bei S. 160. Die Sta tue 42225 dor t auf S. 165f.

    a l s „D ocu me nt 13 = K arn ak Nr. 347 behand el t . —  4 Kairo 42189 (Cat . gén.  L E O R A I N

    ,

      Statues II, S. 57).

    Zeitschr . f . Ägyp t . 8pr . , 74. Band. 10

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    74

    HERMANN KE E S:

      D ie Lebensgrundsätze eines Amonspriesters der 22. Dynastie. [74. Band.

    Urkundenschreiber" mehrfach bei den Nachkommen des Nebneteru I., war also erblich.

    So nennt sich sein Enkel, unser Nebneteru (II.) selbst, 1 nU—o«-  ̂ΛΛΛΑνΛΛ

    Φ ι „kgl. Urkun-

    denschreiber von

      Oberägypten" mit mannigfachen Ehrenbezeichnungen wie

     

    >= -jj-

    „Hochehrwürdiger in Oberägypten" (s.u. Inschr. e,  Ζ. 1) oder ^ ^ ^

    ^^ ^^ ® Legrain Inschr. d, Z. 2 coli.) „zu dessen Zeit  Oberägypten gedieh"

    1

    .

    Noch der jüngste bisher bekannte Nebneteru (III.), Sohn des Hori, des Enkels unseres

    Nebneteru II., erbte den Titel als  L̂Lo wŵ

    (

     " Der Vater unseres Nebneteru (II.),

    Nesamun genannt wie dann wieder der Sohn unseres Nebneteru, hatte als „Vorsteher

    der Hauptstadt, Vezir, Mund von Nechen, Prophet der Wahrheit" die höchste Beamten-

    stelle seiner Landeshälfte erreichen können

    3

    . An geistlichen Pfründen besaß unser

    Nebneteru (II.) von seinem Großvater her die Stelle eines „Propheten, der die Türflügel

    des Himmels öffnet in K arnak", also als Amonspriester, dazu einige Nebenpfründen,

    darunter die auch bei seinem Vater, dem Vezir, verzeichnete

    4

     eines „Größten der Schauen-

    den, der das Herz des Rê-Atum befriedigt in Theben", die dem titularen Hohenpriester

    am Sonderheiligtum des Rê-Atum in der Amonsdomäne gehört und sich früher in

    der Ramessidenzeit mehrfach mit dem Hohenpriesteramt des Amon-Rê selbst ver-

    einigt findet

    5

    . Auch diese Pfründe blieb offenbar in der Familie; jedenfalls begegnet

    sie noch bei einem Hori, Sohn des Nesamun (Kairo 42226/ 27), der wohl sicher der Enkel

    unseres Nebneteru II. ist (s. u.). Ob unser Nebneteru (II.) selbst eine bereits im Besitz

    seines Großvaters Nebneteru I. befindliche Pfründe als Monthpriester in K arnak (Neb-

    neteru I. war im Monthtempel sogar „erster Prophet des Month, Herrn von Theben")besessen hat, geht aus den Inschriften seiner Statue nicht unmittelbar hervor®; jeden-

    falls fiel sie wieder an seinen Enkel Hori und dessen Sohn Nebneteru III., die beide

    sogar zum „Prophetenvorsteher des Month" emporstiegen

    7

    .

    Die Herstellung des Stammbaumes in der Form, wie es auch

      L E G R A IN

      annimmt,

    daß Hori der Enkel unseres Nebneteru II. war, hat eine scheinbare Schwierigkeit darin,

    daß in den Inschriften unseres Nebneteru (Kairo 42225) nur von „seinem Sohn"

    Hori die Rede ist, der auch die Statue geweiht hat

    8

    .

    Da aber Nebneteru II., wie er selbst erzählt, das Alter von 96 Jahren erreichte

    und damit „die Lebenszeit jedes Mannes zu seiner Zeit überschritt", ist es verständlich,

    daß sein Enkel Hori an Stelle des wahrscheinlich vorher verstorbenen Sohnes Nes-

    amun die Gedächtnisstatue nach dem Tode des Großvaters aufstellen ließ und sich

    darauf der Sitte entsprechend als „Sohn" = Erbe bezeichnet. Das anzunehmen hat um

    so weniger Bedenken, als der zeitliche Abstand stimmt: der Großvater lebte unter

    Osorkon II., dessen Kartusche auf der Statue Kairo 42225 angebracht ist, also um

    865—842 v. Chr. ; die Ehrenstatuen seines Enkels Hori wurden aus Gnaden des Königs

    Petubastis I. (Anf. der 23. Dyn. um 750 v. Chr.) im Amonstempel zu Karnak aufge-

    1) An Stelle von „Oberägypten" erscheint in Titeln dieser Zeit staatsrechtlich zutreffend die Variante

    V Í n T Amonsdomäne" = Thebaïs, ζ.

     Β.

     Kairo 42189 Inschr. c, Z. 8. —

     2 LEGRAIN ,

      Ree. de trav. 30,

    S. 161 f Document 10). Zum Sohn und Enkel unseres Nebneteru II., s.u. —

     3

    A.

      WEIL,

      Veziere, S. 131 f.

    § 3)

     ;

     der dort aufgestellte vorläufige Stammbaum seiner Familie ist gegenüber

     LEGRAIN

     veraltet und unvoll-

    ständig. —

     4

    Kairo 42225 Inschrift i, vgl. auch

      WEIL

      a. a. 0. —

     5

    Nachweise bei

      LEFEBVRE

    ,

      Histoire des

    Grands-prêtres d'Amon S. 258, 262, 266, 271 ; zum vermutlichen Zusammenhang mit Hermonthis

    s.

     KEES,

     ÄZ. 53, S. 81 f. ;

     ANTHES

     ÄZ. 67, S. 2 f. —

     6

    Allerdings nennt er sich Kairo 42225 Inschr. f. „Propheten-

    vorsteher al ler Götter" (von Theben) —

      7

    Hori:

      LEGRAIN

      a. a. O., S. 161 f.  (Document 10); auf seinen

    Ehrenstatuen Kairo 42226/ 27 vorerst nur „Prophet des Month, Herrn von Theben." Nebneteru III.:

    ebenda. —

     8

    Inschriften g, h am Sockel der Statue Kairo 42225.

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    Band 74.1

      H E R M AN N K E E S :

      Die Lebensgrundsätze eines Amonspriesters der 22. Dynastie.

    7 5

    s te l lt (Ka iro 42226 /27) . Der auf der Sta tu e des Nebneteru II . aus begrei f lichen Grün-

    den übergangene Sohn N esam un II . , der V ater des Hori , führt nach den Inschri ften

    seines Sohn es die typisch en erblichen Titel der Fa m ilie ^ |

      -vww*

      j  t—   2 j j

     

    ^ '

    1

    1

    . Dazu

    daß er vor seinem alten Vater verstorben ist, passen auch die

    *

      Π  ΛΛΛΛ - i

    Worte des Vaters ebneteru

      „daß ich sehe meine Kinder als große Priester, indem einer

    der Sohn des andern i s t , der aus mir hervorging

    2

    .

    Der Enkel Hori ist anscheinend zu besonders hohen Ehren beim König aufgestiegen,

    und ihm is t daher auch die Erlaubnis zur Aufstel lung der Gedächtniss tatue für den

    verstorbenen Großvater zu dank en. Ne sam un II . wurde offenb ar e iner solchen beson-

    deren Auszeichnung nicht gewü rdigt . Jen er Hori war verm ählt mit der Prinzessin

    Sb-n-spd-t

    3

    , Tochter des al lmächtigen Hohen priesters des Am onrasonter und „G en er als

    von Herakleopol is Nemarut, e ines Sohnes Königs Osorkon II . , der , kraft se iner Stel lung,

    praktisch über „ g a n z O berä gyp ten im alten Sinne d. h . bis an die Grenze von Memphis

    herrschte . Er tra t dam it in verwan dtschaftl iche Beziehungen zur Dy nastie , wie zur

    Zeit Osorkons II . auch der Amonspriester

      Bk-n-hnsw,

      der eine Tochter der Prinzessin

    Nsj-hns-p-hrd,

      Tochter des Hohen priesters des Am un und „Vorstehers von Ob eräg yp ten

    Iput, des jüngeren Sohnes Königs Scheschonk I . , zur Frau erhielt

    4

    . Man sieht schon

    an diesen beiden Beispielen die be wußte Pol i t ik der B ub astide n, die über die Besetz un g

    der Hohenpriesterste l len der beiden geis t l ichen Fürstentümer Oberägyptens , Theben

    und Herakleopol is , hinaus durch Heiraten Männer aus den führenden Amonspriester-

    famil ien Thebens an das Königshaus binden woll ten

    5

    . Diese Leu te, die sich als Ver-

    trauensleute „Augen des Kö nigs in K a rn a k o . ä . nennen, lassen die Einflußna hme des

    Königs auf die Angelegenheiten des Gottesstaates der Thebaïs als Ste l lvertreter des

    Gott- Kön igs mitunter deutl ich erkennen. Wie jener

      Bk-n-hnsw

      von sich sagt: „er (der

    Kön ig) ernannte mich, um mich nach Obe rägypten zu schicken ich l ieß Amu n

    bei se inen Festen erscheinen

    8

    , so hebt Hori , der Enkel unseres Nebneteru, „dessen

    Binse beide Län der um fa ß t hervor „ ich wurde geschickt im Au ftra g des Landesherrn ,

    um Ägypten se inem Herrn zu vervo l lkommnen

    7

    . Freilich erstre ckt sich da s insbeson-

    dere auf Aus führung von Bauarbe i ten im Namen des Königs , deren Überwachung auch

    unser Nebn eteru als „Au gen des Kö nigs in K a rn a k hervorhebt. Hori rühm t s ich ebenso

    wie se ine Gemahlin, besonders der „Is i s von der großen St ä tt e e inen Nebentem pel

    y w » . ^

      L

    | ' j aus gutem K alkst ein err ichtet zu haben

    8

    . Wie die gewisse Zwiespältig-

    keit gegenüber des nach der Staats t heorie völl ig „e xe m te n Go ttessta ates des Am un

    in den Inschri ften dieser königl ichen Vertrauensleute als Amonspriester zum Ausdruck

    kommt, sol len später e inige Bemerkungen im Anschluß an die Biographie unseres Neb-

    neteru veranschaulichen.

    2 Di e biographischen Insch riften des Neb neteru

    Zur Einführung gebe ich unter Weglassung der e inlei tenden Titulaturen eine Über-

    se tzung der auf der rechten Se i te des W ürfelhockers be findlichen F ü r b i t t e für N eb-

    ne te r u

    9

    :

    1)  Z. B. Kairo 42227 Inschr. d. —   2)  S. u. S. 76 (Insclir. c, Z. 6). —   3)  Zur Person siehe Kairo 42228

    und   L E G R A I N ,  Ree. de trav. 30,  S .  167 f. (Docum ent 14/15) ;  G A U T H I E R , L ivre des rois III ,  S .  345 f. —   4 )  Kairo

    42213. Stamm baum der Famil ie

      L E G R A I N

    ,

      Ree. de trav. 27, S. 75f. Ein Schwager des

     Bk n hnsw

      war der

    „vierte Prophet des Amun " Dd Dhwtj-iwf-nh.  Ka i ro 42 206/42409 ; gleichfalls Zeitgenosse Osorkon II. un d des

    Hohenpriesters Harsiêse; vgl. auch  G A U T H I E R

    ,

      Livre des rois III,  S .  322 f. —   5 )  Hierzu  E D . M E Y E R

    ,

      Gottes-

    staat, Sb. Beri. Akad. 1928, S. 514f. kürzer Gesch. d. Alt.

    2

      II , 2 , S . 3 3 . - 6 ) Kairo 42213 Inschr . d , Z. 11/12. —

    7 )  Kair o 42226 Inschr. h, Z. 3. —   8 )  Kairo 42226 Inschr. k; vgl. 42228 Inschr. c und i. —   9 ) L E G R A I N

    (Cat. gén.) Statues III,  S .  59/60 Inschrift d, Z. 5f.

    1 0

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    7 6

    HERMANN KEES

    : Die Lebensgrundsätze eines Amonspriesters der 22. Dyna stie . [74. Ban d.

    „Mögen dir deine Ortsgötter , A m o n r a s o n t e r , der e inzig süße Gott , mit dauern-

    der Lobpreisung, der Allherr im Himmel und auf Erden, der Horizontische, der im Licht-

    land aufgeht, von dem alle Wesen leben, der erhabenste an Gestalt , Herr der Sieges-

    freude , Oberhaupt von Karna k , und R ê - H a r a c h t e , aus dessen Sti rnsch lange Glanz

    strahlt, der in alle Augen scheint, und der große  Ρ t a  südlich seiner Mauer, Herr von

    An chtau i (Memphis), He rr der W ahrh eit , der alles Vorhandene bildete, und O s ir is .

    Herr der Unendlichkeit, Herrscher der Ewigkeit, sich so verhalten, daß sie dich lieben,

    wenn du in Frieden kommst, mögen sie deinen Ka erneuern in der Gotteshalle, möge

    dein Sitz weit sein, gleich wie du auf Erden weiltest, mögen dich alle Lebenden lieben,

    mögst du riechen von Myrrhen und Festgeruch, und empfangen die Reinigung der bei-

    den Herren

      nä-wj).

      Mögen dir die beiden Wasse rflasche n (

    snb-t

    ) ihre Gaben spenden,

    mögst du empfangen dein Weißbrot in Rinderform   iw i  ·/) in der Halle, möge dich deine

    Seele täglich an den Opfertisch bringen und die Hand sich (opfernd) neigen in deiner

    Nekropole. Möge dir das Naß  {ttj)  der . . . -

    1

      gegeben werden von den Händen des Gottes-

    gefolges und alle Speisen hingeschüttet werden durch die großen Reinen (Wêb), mögen

    deine Glieder von neuem gebildet werden, dein Leib sich wiederum veredeln (s

    c

    A), als

    Entgelt dafür, daß du eintratest zum Gott, Araun schautest in der Säulenhalle, daß du

    öffnetest die Türflügel am Außentor des Horizontes (des Tempels), daß du Sonnenschein

    brachtest aus dem Morgenland

      {Blh),

      daß du gereinigt eintr ates t mit Sprüchen der

    Reinigung, daß du deine monatlichen Reinigungen vergrößertest  swr),  daß deine Hand

    gesund, deine Zunge nach der Richtigkeit war, daß du verschlossenen Mundes Sünde

    zu sagen warst, deine Zunge bewahrtest wie das [. . .]

    2

      ihrer Majestät (Gottheit ) , daß du

    deine Re de freihielte st v on U nre cht, d afür mögen dir alle guten Dinge gegeben werden

    und ein deinesgleichen angemessenes Totenopfer.

    Der Text läßt erkennen, daß die eigentliche Aufgabe des Priesters „der die Tür-

    flügel des Him mels öffnet in Ka rn a k in der Ausführung des täglichen Morgenrituals

    besta nd, d as uns in Niederschriften dieser Zeit erhalten ist . Als kennzeichnend mag

    man noch anm erken, daß Am onrasonter selbst für seine eigene Priestersch aft n icht der

    einzige „ S ta d tg o tt ist , sondern auch hier nacheinander die drei Reich sgötte r der Ram es-

    sidenzeit Amon-Rê (Theben), Rê-Harachte (Heliopolis) und Ptah (Memphis) dazu Osiris

    als Totengott angerufen werden, deren Bilder entsprechend auf der Vorderseite des

    Würfelhockers erscheinen

    3

    .

    Die eigentlichen biographischen Angaben finden sich in der Inschrift auf der Vor-

    derseite (c) und vor allem der auf der linken S eite der Fig ur (e). Ich beginn e m it In-

    schrift c unter Weglassung der einleitenden Titulatur:

    Ν Ν ^

    =35 J *>·=1 l e n i v i Ξ

    H T

    1 Lesun g nich t ganz sicher. —   2  Es fehlt ein  zerstörtes Zeichen.

      3 LEGRAIN

      a. a.

      0 . I I I

      Taf . 32.

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    Band 74. ]

      H E R M A NN K E E S :

      Die Lebensgrundsätze eines Amonspriesters der 22. Dynastie .

    77

    so

    Ü b e r s e t z u n g :

    I c h wa r e in e inz ig be wä hr te r , g r oß in se ine r S ta d t , e in Hoc he hr wür d ige r im

    G o t t e s h a u s . M ich e r na nn te Am un zum Öf f ne r de r Tür f lüge l de s Him m e ls , so da ß i c h

    seine Ges tal t im Hor izon t scha ute . E r fü hr te mich ein in den Pal as t (Tempel) in seiner

    Heil igkeit (

    dsrw

    ) , so da ß ich den H oru s in seinem Abb ild sah. Ich su chte d as me iner

    St ad t Nütz l iche zu meiner Ze i t, so da ß es gesamm el t i s t {him- t ) im G ot tesh aus . E r

    gab mir Entge l t an Gnaden, e r beschenkte (mich) nach se inem Wunsch und s ta t te te

    mich aus  dwn)  mit meinem Sohn, der (mein) Amt  ssm)  a usüb t , we nn i c h da s La nd

    meiner Bes t immung be t re te ; daß ich schaue se ine Schönhe i t be im Umkre isen des Hor i -

    zonts wie e in Königsgeehr te r im Pa las t , (meinen Sohn) den Prophe ten des Amun, Wedel-

    t räger zur Re chten des Königs , kgl . Urk unde nschre ibe r des Land eshe r rn H or i ; da ß ich

    sehe meine Kinder a ls große Priester , e iner der Sohn des andern, der aus mir hervorging. —

    Ich e r re ichte 96 Jah re , indem ich gesund war ohne Kran kse in . W enn m an s ich v ie l

    meiner Lebensze i t wünscht , dann muß man den Got t anf lehen für e inen andern (  kj)

    in meinem Namen.

    Oh ihr Prophe ten und Got tesvä te r des Amon-Rê , mögt ihr auf Erden se in wunsch-

    los durch die Gnade des Amon-Rê, wenn ihr Wasser meinem Bilde gebt, das zu preisen

    meine See le f rühmorgens herane i l t , für den Ka des Prophe ten und kgl . Br ie f schre ibers

    Trj , täg l ich ohne aufzuhören.

    E r l ä u t e r u n g e n z u r Ü b e r s e t z u n g .

    AWM/g

    i c

      Λ̂Μ\ΛΛΛ g

    linn -

    Z . 2 .  F ü r

     ra D

     ι

    lies

     m

     ^ ,

    Z. 3. μ ιDie Lesun g

     him t

      nac h Coli, ges ichert, we nn a uch die Schre ibung

    merkw ürdig . Vie l le icht pseud. — pa r t . f em . gemeint , das auf

      ih-t

      „ N ütz l i c he s" z u be -

    ziehen. Die Phraseo logie is t deutl ich vom Verk ehr am Königshof (Ho rus ) auf d en

    , ,Pa las t " des Go t tes über t rag en. W ei teres h ie rzu un ten , Absc hni t t 3c .

    Z. 4.  ^L^  I lies  dwn-f wj  , ,er beschenkte mich (mit)" cc .  m  vgl . Äg. Wb. V

    S. 431, 17, wo diese Ko ns tru kt ion bisher erst , ,S p ät " belegt is t .

    ^ ^ J j J j

      hnbb

      cc.

     

    „ e twa s be t r e t e n" ; im se lbe n S inne a uc h t r a ns i t iv ge br a u c h t

    vgl. ebenfalls aus Dyn.  2 2  Äg . Wb. I I I  S . 3 7 6 ,  :  J JA  [ j

     

    jJ | ̂ S P I E G E L B E R G ,

    P S B A

      1902

      S.

      321

      Z.

      2

      u n d

      J] | )Τ \ Ν

    3

     ̂

    Annal , du Serv.

      22

      S.

      266

      ptol . Sta tue

    ΛΛΛΛΛΛ I

    au s K arn ak , K a i ro J o u rn a l  d ' ent rée 47277)

    1

    .

    Ζ. 7 .  fĉ ^

    r

    — ^ ^ ^

    d w i • tw ntr η k j m rn j

      „ d a n n  m uß m a n de n Got t

    für e inen andern unte r meinem Namen anf lehen" , v ie l le icht : s ich auf mich a ls Be ispie l

    für andere berufen .

    Z. 8. H in te r ^ ^ A las ich in Ab weichu ng von Legrain deu tl ich nic ht

    Zu dieser Verpf l ichtung der See le vergle iche man e twa die Wor te der Fürbi t te

    „möge dich deine Seele täglich an den Opfer t isch br ingen". An sich wäre natür l ich auch

    „ m e in Sohn" de nkba r .

    1 Ich verdanke den Nachweis der Be ispie le der Freundl ichke i t von Grapow.

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  • 8/19/2019 Kees. Die Lebensgrundsätze Eines Amonspriesters Der 22. Dynastie

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    7 8

    HERMANN KEES: Die Lehe nsgrun dsätze eines Anionspr iesters der 22 Dyn ast ie [74 Ba nd

    Die In sch r i f t e l i nke Se i t e ) .

    U b e r s e t z u n g 

    Es lebt der Erbfürst , Graf , Siegler des Königs von Unterägypten, der Prophet ,

    der die Türf lügel des Himmels öffnet in Kar nak , der das Geheime betr i t t im hohen Tor

    sbh-i Königspalast) dieses Landes, ein Minister der Vorhalle, der das Land leitet mit

    seinem Plan, ein Hochehrwürdiger in Oberägypten, kgl. Urkundenschreiber von Ober-

    äg yp ten Neb net eru , de r selige, Sohn des Stad tvors teher s, Vezirs, Mundes von N echen,

    Propheten der Wahrheit Nesamun, des sel igen, er sagt:

    Ich lebte auf Erden als einer, der eintrat zum Gott als Augen des Königs in Karnak,

    einer der An leitung bei jeder Bauarbeit gibt , . . . . der die Ha ndw erkersc haft lei tet nach

    der Vorschrift, der seinen Mund kennt beim Reden im Palast, der das Übel vertreibt

    übera ll, der alle G ötte r befriedig t m it ihren Reinigungen. Ich redete die Menschen an

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  • 8/19/2019 Kees. Die Lebensgrundsätze Eines Amonspriesters Der 22. Dynastie

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    B au d 74 ] HERMANN KEES  Die Lebensgrundsätze eines Amonspriesters der 22. Dynastie.

    79

    mit dem, was s ie wünschten, ich beurtei l te jedermann nach seiner Farbe

      (iwn —

     Cha-

    rakter) , indem ich bemüht war, ihm zu hel fen   (3bb).

    Ich verbrachte meine Lebenszei t in Genuß, ohne Sorge, ohne Kranksein , ich

    m ach te meine Tage fes t l ich m it Wein und Fe t t . Ich habe meinem H erzen R uh e gegönnt( ?),

    wo ich ( jetzt ) d ie Du nkelhe i t im W üsten tal kenne. Der wird nich t tör ich t sein , der

    seinen Herzenswunsch ausführte . Der Prophet des Amun, kgl . Urkundenschreiber Teri ,

    e r sp r i ch t :

    Wie jugendfr isch is t der , der seine Lebenszei t verbrachte, indem er seinem Wunsche

    („He rzen") fo lg te un ter der Gnade des Am un Er ha t t e mein Am t a l s „Öffne r der T ür-

    f lügel des Him m els" verl iehen, er ern ann te mich zum Liebling im Pala s t . Ich hab e die

    Lebenszei t jedes Mannes meiner Zei t überschri t ten und erreichte das Wüstental unter

    seiner Gnade. Das Land klagt , nachdem ich dahingegangen bin . Meine Angehörigen

    (o. ä .) unter d en M enschen erhoben s ich nicht aus der Sorge:

    „Verhüte, daß etwas ihm Gleiches geschieht  Der Ausgang des Lebens ( is t ) Trauer ,

    bedeu te t Dürf t igke i t

      (Ans- )

      an dem , was frü he r bei d i r war , und Lee rhei t (

    s w j

    - ' ) an

    deinem Besi tz; bedeutet Si tzen in der Hal le der Bewußt los igkei t   (nhm-ib)  beim Ver-

    künden ein Morgen, das doch nicht kommt, bedeutet als Ersatz   (m idn  ?) ein Auge, das

    t r i e f t — verhü te , daß es ko m m t —, bedeu te t Nich twissen , bedeu te t Sch lafen , wenn d ie

    Sonne zur Linken ( im Osten) s teht , bedeutet Dürs ten zur Sei te des Bieres "

    Der Wes ten (aber ) ver l ang t : „Gib . . . . dem , der se inem Herz en fo lg te Da s Herz

    ist ein Gott , dessen Kapelle der Magen ist , der sich aber freut, wenn die (anderen) Glie-

    der in fes t l icher St immung („bei ihren Festen") s ind." — Oh ihr Propheten und Got tes-

    väter des Amun, die ihr eint retet in den Himmel auf Erden, groß an Reinhei t am Monats-

    beginn, d ie ihr einführt das Auge bei den beiden Gängen des Mondes , bewegt nicht mein

    Bild von seinem Platze for t . Hütet euch vor dem Tadel (db ' ) des Amun, sondern vol l -

    führt d ie kgl . Opfergabe für meinen Ka tägl ich mit al len Uberres ten (

    s p j - t

    ) des Amun,

    Brot , Bier , Wein, ö l von der Opfertafel der Herren von Theben

    -

    für den Ka dieses t reff-

    l ichen Notabel (sr).

    E r l ä u t e r u n g e n z u r U b e r s e t z u n g :

    Z. 1. Da s Zeichen fü r in h at eine ganz unge wöh nliche, in uns ere n

    Typen nicht vorhandene Form, die Legrain i r reführend durch J wiedergibt .

    Z. 3. ^ ^ — h i n t e r

      m ki-tnb-t

      wohl fehle rhaf t ents te l l t . Ähnl iche Phra sen

    über die Beaufs ich tigung der Handw erker aus der 11. Dynas t i e s iehe P o l o t s k y , Zu den

    I n s c h ri f te n d e r l l . D y n . § 7 2 .

    „ihm zu he l fen " o . ä .

      ibb

      begegnet auch Kairo

      4 2 2 0 8 L E G RA IN ,

      Sta-

    tues I I I S . 22) Inschr . c Z . 15 J Í S ^ N I '

      E s f e W t i n d i e s e r B e d e u t u n

    g

    im Äg. W b. I S. 8.

    Z. 4— 5 . ^ ^ ^ e s . ^

      Φ ^ „ ich habe meinem Herzen Ru he

    gegönnt" ; das kann im Zusammenhang s inngemäß nur bedeu ten : e rs t nach dem Tode

    habe ich meinem Herzen Ruhe gegönnt . Zweifelnd habe ich zuers t e ine Korrektur in

    ^ „ e k e l h a f t w a r mi r Ma t t i gk e i t me i nes H erzen s " e rw o gen , d och p a ß t d as

    nicht zum Folgenden.

    WW

     

    á

    Ζ 7 ^

      _ys3ú

    c=sf=

    ' könn te auch bedeu ten : „wie bek lagenswer t  (nh wj ti)  ist

    die Erd e, nac hde m ich dah ingeg ang en bin ", vg l. Äg. W b. I I S. 305, 14. Doc h ziehe ich

    wegen des folgenden Zi tates die gegebene Ubersetzung vor .  —»— ^  jj J\  | ist

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  • 8/19/2019 Kees. Die Lebensgrundsätze Eines Amonspriesters Der 22. Dynastie

    8/15

    8

    H

    ERMANN

      K

    E E S : Die Lebensgrundsätze eines Amonspriesters der 22. Dyn astie. [74. Ban d.

    natürlich in — ^ J ^ ^ A | zu verbessern. — • j j ^ I J Í L , , '

    sicher feh lerh aft. Vielleic ht sollte statt  \ hsbw-j  stehen, das in diesen In -

    schriften in der Bedeutun g „Angehörige, Un terge ben e mehrfach vorkom mt z. B.

    Ka iro 559 Z. 6, vgl. Äg . W b . I I I S. 168. Eine Übe rsetzu ng „mein e

    Angehör igen un t e r s c h i e d e n sich nicht vo n den Menschen scheint daran zu scheitern,

    daß

      tn j

      in dieser Bedeutung gewöhnlich cc.

      r,

      aber, wie mir G r a p o w ausdrücklich

    bestätigt, niemals cc.  m   belegt ist, vgl. Ä g. W b . V S. 375, D .

    Z. 8. ^ ^ ® J p j ] I wohl ebenfalls ungenau geschrieben. Gem eint ist

    offenbar der gerade in jungen Texten nicht seltene Gebrauch der alten Wendung

      tp hr

    mis· i  „ K o p f a u f de m K n i e im Sinn e v on „ T r a u e r ; v gl. ® J ^ l ^ j j f f ?

      F e s t

    ~

    gesänge 4, 17 und J p f | Petosirisgrab Nr . 56, 7 „in Tr au er (Äg. W b . Beleg-

    stellen zu Bd . I I 32, 10). Verständlich wird der Satz nur, wenn m an ihn als Par allel-

    satz zu allen folgenden mit der Präposition   m   eingeleiteten Beispielsätzen auffaßt „Der

    Ausgan g des Lebens b e d e u t e t Traue r . ^ im Sinne von Lebensende

    (eigentlich

     pr-t m.

     '

    n h

    ) ist, wie mir G r a p o w freundlichst bestätigt, bisher nicht belegb ar.

    I ^ I Legrain fehlerhaft | J ^ ) von der H an d = geizig,

    kleinlich*Tvgl. Äg . W b . II I S. 116, 15—16.

    Z. 9. ^ f p j ^ trotz der anorm alen Schreibung sicher

      m sh nhm-ib

    „in der Hal le des He rzen sraub ens = Bewußtlosigkeit , anscheinend ein poetischer Au s-

    druck für das Grab bzw. das Jenseitsland, den ich sonst nicht kenne.

    · Wie das masc. Suffix zeigt, ist wohl

      dwi •w

      „morgiger

    T a g im Sinne von „Z uk un ft (Äg . W b . V S . 423, B ) gemeint

    1

    . Eine ähnliche Phrase,

    anscheinend wie ein Sprichwort (Zitat) gebraucht, findet sich Kairo 42227 Inschr. b

    « Ì ^ O I 0 ̂

      VA

      „ich dachte: es ist ein Morgen, das ko m m t . D a die W ort e „belohn t

    wird d er Tüch tige m it dem , was ihm getan w ir d folgen, scheint der Sinn dort zu sein:

    M an soll an die Zuku nft denken. Dagegen w ürde an unserer Stelle „ein Morgen ankü n-

    digen, das (doch) nicht k om m t im Anschluß an das Lahm legen des Bewußtseins   {nhm-ib

    im Jenseits ein Bild für trostloses Hoffen sein. Vielleicht liegt darin eine ironische An-

    spielung auf anspruchsvolle Bezeichnungen in der konventionellen Beamtenbiographie,

    w ie  ρ · = > - λ - ^ ^ ^ $ „der vorhersag t, bevor es e int ri tt ; de r s ieht, ehe es ge-

    schieht Le iden V 7 (MR . )

    2

      u. ä.

    Da s Ganze im G runde eine gleiche furchtbare Ketzerei wie das W or t „ N i e gehst

    du wieder her aus der Seele im Gespräch mit dem Lebensm üden im Gegensatz zu dem

    offiziellen Leitsatz des Totenbuches „h erauszugehen an den T a g .

    yps^ ΛΛΛΛΛΛ Λ f\  ΛΛΛΛΛΛ ?

    λ λ λ λ λ λ

      I Ι

      λ λ λ λ λ λ

     —»—  echo η durch die unsichere Lesun g des einleitenden Ve r-

    ΛΛΛΛΛΛ I

     ΛΛΛΛΛΛ

      1 I

     ΛΛΛΛΛΛ

     

    bums (

      n

     ?) erschwert, h abe ich ganz h ypothetisch als eine vo m alternden Menschen

    übernommene Augenkrankheit (Ophthalmie

     

    vgl. das aus med. Texten bekannte

    V W

      Λ Γ. ΛΛΛΛΛΛ

      ßv JT*

    λ λ λ λ λ λ Μ Μ   λ λ λ λ λ λ

      „n äs se n ) beh an delt. D er folgende E in sch ub H ^ r ü b ^ ^ - ^ - sollte

    ΛΛΛΛΛΛ 1

      ΛΛΛΛΛΛ

      J—J 7Γ }

    dann die  ominöse Nenn un g des Wo rtes unschädlich machen ( „u nb eru fen ) .

    1 ) Den Ausdruck  sr dwiw  belegt mir Grapow freundl ichst aus dem W örterbuch mater ia l mit Tb .

    N av . K ap . 182, 10 von T ho t gesagt ) , vg l . Urk. IV 481. — 2) D i e St el le verdanke i ch w iederum G r a p o w .

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  • 8/19/2019 Kees. Die Lebensgrundsätze Eines Amonspriesters Der 22. Dynastie

    9/15

    Band 74.]  HERMANN KE ES: D ie Lebensgr imdsä tze p ines Amonspr i es t e rs der 22 . Dynas t i e .

    81

    Ζ .  10 l|

      D

      £ η  (so nach S c h o t t  ; L e g r a i n  g i b t ¿ =  ̂ ξ_= 1  ) „gib . . . . ,

    unvers tänd lich . Der Sinn ver lang t e ine A n e r k e n n u n g des Grundsa tzes des ^ ^^ J

    durch den W esten s. u. A bsclin. 3b.

    Z . l l . J ^ ( | ^ j „seine K apelle (Schrein) ist der M agen .  Kirj  im

    Zusammenhang mit dem Herzen wird auch, worauf mich J. Spiegel hinwies, im Anfang

    der Lehre des Am enem opet gen annt „eintreten des Herzens in seinen Schrein , doch

    ist d ie Bedeutung dort le ider unklar

    1

    .  J „M age n siehe Äg. W b. II S. 393, 14.

    über die literarische Bedeutung der Stelle (Fabel?) siehe unten Abschn. 3b.

    Z. 12.  Í j p ° f f

    e n

    b a r die beiden Hälf te n des M ondmo nats. Die Zeremonien

    beziehen sich wohl auf bestimmte Opferhandlungen (vgl. Bringen des   Wdi  -/-Auges)

    bei den Mondmonatsfesten.

    3. Folgerungen und Ergebnisse.

    a) V e r h ä l t n i s z u S t a a t u n d T e m p e l .

    Die Phraseo log ie des Ganzen i s t unverkennbar der idea len Beamtenbiograph ie

    nachgebildet . Mit Rü cksich t auf die eifersüchtig überw achte Selbständigkeit der A mons-

    domäne wird  ζ. B. in der Inschrif t auf der Vordersei te gleich anfangs das „Gotteshaus

    in Parallele zur  Bewährung für „die S ta dt (Theben) gestel lt . Selbstverständlich sol l

    d ie „Ern enn ung zum Pr ies te r auch durch A m u n , n ich t durch den König e r fo lg t se in .

    Das entspr icht der mindestens sei t der Ramessidenzeit anerkannten Theorie vom Priester-

    tu m

    2

    . Es ist ganz diplomatisc h abgewogen, wenn dann der Anteil der königlichen Gna de,

    ebenso die Hofämter des Nebneteru, gegenüber der Stel lung als Amonspriester mehr in

    der Sei teninschrif t (e) hervortreten . Wie E d . M ey er r icht ig hervo rhebt , h iel ten die

    Bub ast iden die Theorie vom „ex em ten Go ttesstaat des Am un in der Thebaïs auf-

    recht, wie vorher die tanitischen Könige

    3

    . Osorkon II . , unter dem unser N ebn eteru

    lebte, bes tät igte das ausdrücklich bei seinem S edfest im 22. Reg ierungsjähre vor Am un

    im Sedfes thaus

    4

    : „Da sagte er vor seinem Vater Amun: „Ich werde Theben schützen

    in seiner Höhe und seiner Breite, als rein und gegeben seinem Herrn (Amun); nicht

    darf es durch Beauftragte  rwä)  des Königshauses betreten werden, denn seine Men-

    schen sind ewiglich geschützt im großen Namen des guten Gottes .

    Frei lich war , geschichtl ich betra chte t , der sogen. „G ot tes st aa t Theben schon bei

    seiner Schöpfung durch Herihor eine rein politische Schöpfung, wenn sie auch um der

    Zeitströmung Rechnung zu tragen, stark rel igiös getarnt wurde

    5

    . In dieser Hinsicht

    sehe ich die Triebkräf te von Anfang der thebanischen Selbständigkeit her anders als

    Ed. Meyer, der die Tatsache, daß sich eine selbständige Thebaïs bereits gegen Eingriffe

    der Tanitenkönige nicht wehren konnte, a l lzu ver trauensvoll gegenüber der ägyptischen

    (und antiken) Ideologie auf das Bestehen einer ganz konsequenten Theokratie in Theben

    zu r ü ck f ü h r t

    6

    . Wahrscheinlich war man immer nur ängstlich darauf bedacht, den Schein

    zu wahren, wie dies auch die Vertrauensleute der Bub ast iden als „Aug en des Kö nigs

    ta te n. Gelegentlich fäll t dabe i einer dieser Kollegen unseres Neb nete ru etw as aus der

    1) LANGE, W eishe itsbu ch des Am enem ope S. 25 „Die ses is t wohl eine gew ählt e Red ensa rt für „sich

    bes innen . SPIEGEL, Präam bel des Amen emop et S . 11 dachte zwei fe lnd an e inen Euph em ismus für

    „sterb en. — 2) Siehe m eine K ulturg eschich te S. 252. — 3) ED. MEYER, Go ttes staa t Sb. Beri . Aka d. 1928

    S. 513f. — 4) NAVILLE, Festival hal l of Osorkon II . Taf. 6 . — 5) KEES, Herihor und die Aufrichtung des

    thebanischen Gottess taate s . Nachr . Gött . Ges . NF . I I , 1 (1936). — 6) Al s Fo lge der konsequen ten

    Theokra tie erscheint ihm , daß „die Pol i t ik als selbständiger Fak tor aus de m staa tl iche n Leb en auage-

    schaltet i s t .

    ZELTSCHR. F. ÄGYPT. SPR., 74 . BAND. 1 1

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  • 8/19/2019 Kees. Die Lebensgrundsätze Eines Amonspriesters Der 22. Dynastie

    10/15

    8

    H E R M A NN H E E S

    :  D ie Le b e nsg f und sä t z e e ines Am o nspr i e s t e r s de r 22 Dy na s t i e [ 74 B a nd

    Rolle und versteht das doppelte Gesicht seiner Rolle als Amonspriester und Vertrauens-

    man n des Königs nich t so g a n z g eschickt zu wahren. Am deutlichsten wird in dieser

    Bezieh ung jener „W edelträger zur Rechten des Kön igs pp.  Dd-hnsw-iwf- nh,  der unter

    Osorkon I. und seinen Nachfolgern diente

    1

    : „ich gelangte nach Theben in vorgerücktem

    Alter (m ht khkh) . .  . ich wurde ernannt zum Munde des Königs  {bjtj)  an seiner Spitze

    . . . ich verhinderte, daß man Ausgaben (prw) über die Anordnung des Königs machte,

    ich schützte den Besitz für die Kleinen, indem ich Achtung vor ihrem Herrn ihnen auf-

    erlegte, einer der den Arm des Räubers abwehrt, da ich Macht besaß, indem ich Akten

    vor den König gelangen ließ in Fällen zwecks Auflösens von Schlechtem   er bestätigte . . .

    me ine Au ssprü che . . . . Hier hat sich der Mann in seinem Streben , sich ganz im Stil

    eines alten Feudalherrn, der seine Untertanen gerecht behandelte, und gegen Ausbeutung

    der Mächtigen schützt, zu schildern, vielleicht etwas zu offen als Treuhänder des Königs

    bek ann t. In die herkömm liche Vorstellung von der klerikalen Selbstverw altung des

    G ottesstaa tes pa ßt das schlecht. Freilich schildert gerade derselbe H ofmann vorher

    seinen vertrauten Umgang mit.dem König besonders eindringlich: , ,sein (des Königs)

    Trank war süß, ich aß mit ihm und ich trank Wein ihm zu-

    sammen. Der Gott ehrte ( imih) mich wegen der Annehmlichkeit meiner Handreichung

    2

     

    ( » g J S J

      3

      d. h. wohl als M undschenk . Übr igens läßt sich diese b ehaglich -welt-

    männische Stimmung recht gut mit der bewußten Lebenshaltung unseres Nebneteru

    in Einklang bringen.

    b) D a s L e b e n s i d e a l d e s

      sms-ib.

    Der Schlüssel zu dem Bekenntnis des Nebneteru ist in der gewollten G e g e n ü b e r -

    s t e l l u n g zweier verschiedener Lebensauffassungen zu f inden. Die eine, of fenbar nach

    den leider durch Fehler entstell ten Einleitungsworten als die v o l k s t ü m l i c h e bezeich-

    nete, wird in ihrem Kernstück schon äußerlich durch Verwend ung der 2. pers. m asc.

    als Z i t a t gek ennzeichnet . Sie betrachtet Tod und Jen seits als schlimm es Los etwa im

    Sinne der pessimistischen E instellung der „Se ele im Gespräch des Lebensm üden und

    übereinst immend mit dem Ton gewisser Harfnerl ieder , d ie , wie s ich der Ägypter

    selbst bei dem Versuche einer Widerlegung ausdrückt, aussprechen was „die Tadler

    sagen , „wenn sie das Dasein auf Erden groß preisen und die Totenstadt gering achten

    4

    .

    Wir wissen, daß sich zuerst die Herakleopolitenzeit offen in der Literatur mit solchen Stim-

    mu ngen au seinand ergesetzt hat. Wir wissen aber auch aus der Literatur, daß diese

    Skepsis in den Totenklagen bei der Beerdigung und beim Totenmahl, vom Harfner vor-

    getragen, weiterklingt, und vielleicht spielt der Text unseres Nebneteru mit den über-

    leitenden Worten „das Land klagt, nachdem ich dahingegangen bin'' unmittelbar auf

    diese Lieder an. Da nn ha ndelt es sich in dem folgenden Zitat wahrscheinlich um die

    Wiedergabe e ines bekannten Liedes , das mit den Worten

      ^ Ξ Ξ ^ - s ^ L ,

    s e

    i

    n e n

      An-

    fang  nähme.

    Entschließt man sich zu dieser Erklärung, dann muß man notwendig erwarten,

    daß der Weise seine eigene überlegene Lebensauffassung am Ende des Abschnittes der

    1) Kairo 559 aus Luxor (C'at. gén. Borchardt)

      Ζ . 8 f . Auf diesen Fal l der Altersversor gung eines H of-

    mannes durch e ine  Priesterpfründe hatte ich zuerst in meinem Aufsatz „Zur Innenpol i t ik der Saïten-

    dy na stie Nac hr. Gött , Ges. NF . I , 5 (1935) S. 105 verwiesen. — 2) A. a.

      Ο . Z . 7 —8 . — 3 ) D a bei

     sspd t

    ein Suff ix unentbehr l ich scheint vg l. kopt .  UJI ITOOT=),  soll offenbar  sspdt j  gelesen werden. —  4 Vgl.

    hierzu

      E RMAN ,

      Liter atur S. 316 Neferho tepgrab n ach Gardiner) und das n.

      ä. Klagel ied

      K E E S,

      ÄZ.

      6

    S .

      76

      (19. Dyn.) .

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    11/15

    Band 74 .] HERMANN KE ES: Die Lebensgrun dsätze eines Amon spriesters der 22. Dy nas tie.

    8 3

    im Liede vertretenen Volksmeinung gegenüber nochmals zum Ausdruck bringt

    1

    . Diese

    logisch notwendige Widerlegung kann dann aber nur in dem eigenartigen Schluß-

    bild vom Herzen als Gott gefunden werden, das ebenfalls wie ein Zitat, aber aus einem

    Weisheitsbuch, klingt und das zur Bekräftigung dem Westen selbst in den Mund gelegt

    ist, der sich als höchster Triumph der Lebensfreude im Gegensatz zu dem öden Pessi-

    mismus der Leben den zum Grundsatz des ij ^ als der richtigen L eben sauffassun g be-

    ken nt. So klingt das Ganze höchst wirkungsvoll aus. Die hier vertreten e Lebensau f-

    fassung ist natürlich keine Sonderheit des Nebneteru, sondern, wie bereits die äußerlich

    erkennbare Zitatform nahelegt, alte Weisheit, die allerdings im Laufe der Zeiten mannig-

    fache Auslegungen und Abwandlungen erfahren h at. Am deutlichsten erklären die

    Sprüche des Ptahhotep den Grundsatz des

      s m s - i b \

      ich setze darum die ganze Stelle hier-

    h e r

    2

    :

    „Folge deinem Herzen  sm s i b - k )   die Zeit deines Daseins. Tue n icht m ehr, als

    was gesagt wurde. Verm indere nich t die Zeit der Lebensfreude denn es ist

    für die (gute) Stimm ung   { K B )  abscheulich, wenn man ihre (richtige) Stun de beein träch tigt.

    Übertreibe nicht den Fall des Alltäglichen darüber hinaus, dein Haus in Ordnung zu

    halten. Ist Be sitz vorhanden, dann genieße (sms- ib). Niemals wird etwas vollendet

    werden, wenn es (das Herz) unmutig ist

      s / S

      ) . Diese Lebensweisheit warnt vor Auf-

    gehen in der Sorge des Alltags, vernünftiges Genießen macht auch Besitz erst wertvoll.

    Im gleichen Sinne sagt das Weisheitsbuch des Amenemopet, das zeitlich unserer In-

    schrift recht nahesteht „Nützlicher sind Brote, wenn das Herz froh   n dm )   ist, als Macht

    m it K um m er oder „Bemü he dich nich t, Überfluß zu erlangen, wenn dein Bedar f sicher-

    gestellt ist

    3

    . Höch stens im Dienst seines Kön igs und Herrn durfte man sich zum Tun

    „ m eh r als was gesagt wurde bekennen

    4

    . Allerdings gehört zum vernünftigen Leben,

    daß freudiger Überschwang Ausnahme bleibt, wie Festesfreude mit Tru nke nh eit. E s

    ist daher verständlich, daß je nach Erfordernis bei der Abgrenzung zwischen Lebens-

    freude und nüchterner Arbeit der Akzent des Ideals verschieden gesetzt w ird. Wen n

    ein Amtmann der thebanischen Königin   N f r w - k i j - t   (l l . D y n .) mit feinem Wortspiel

    den kühlen Verstand des Herzens pre ist

    5

      — n_

    « O ΛΛΛΛΛΛ —»

    j j

      Ω

      „nich t betran k ich mich nicht war ich vergeßlich, . . . mein Verstand ( = Herz) war

    es, der meine Stellung vor rüc kte , so scheint das ij ̂ auf anderen G rabsteinen des M R.

    recht anders gewertet,  ζ. B . „ich war einer der das Essen liebte und das Schw atzen des

    [Genossen] des Festtages

      h a ß t e

    6

    . Fein er malt die Lehre des Ptah ho tep aus, daß die

    gute Stimmung zum wirklichen Genuß des Essens gehört und diese durch lästiges Ge-

    schwätz gestört werden kann

    7

    . Eine andere Idealbiographie, wieder von einem Gefolgs-

    1) Also wie der Weise im Gespräch mit seiner unvernünftigen Seele, und Atum im herakleopoli-

    tanischen Tb. Kap. 175 (2. Teil) in seinem Jenseitsgespräch mit Osiris (KEES, Religionsgeschichtliches Lese-

    buch. Ägyp ten S. 27f .) . — 2) Ptahho tep 7, 9f . (ed. Dévaud M ax. 11), bei PIANKOFF, L e cœur S. 86 ist

    nur der Anfang zitiert, auch ERMAN, Literatur S. 91 gibt keine vollständige Übersetzung. — 3) Amenem-

    o pet I X , 7 - 8 un d I X , 1 2 - 1 3 . - 4 ) M R , ^ $ | f ^ 9 j

      β  ^ L e i d e n

    V 4 = SETHE,

      Lesestücke S. 72, 20. ^ ^ ^ 9 ^ ^ ^ Louv re C. 167 Z. 7/8 . Dagegen

    bedeutet das im MR. mehrfach als gute Eigenschaft hervorgehobene

      β ^ ^ ^ ^  ζ. B. Urk . VII

    22. 66.  (S iût), L ouv re C 168  Ζ. 3 eher „frei von  Üb erma ß ( im Reden) vgl . Äg. W b. I I I S. 16 . — 5 ) Kairo

    20 54 3 = PETRIE, Dendereh Taf. 15

      Ζ. 16/1 7. — 6 Br it. M us. Stelae II I Taf. 32 Nr. 10 59, vg l. POLOTSKY, ZU

    den Inschriften der 11. Dyn. S. 23. — 7 Ptahh otep 6, 1 1 — 7 ,3 ; zur Sache siehe meine Kulturgeschichte S. 65 .

    11»

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  • 8/19/2019 Kees. Die Lebensgrundsätze Eines Amonspriesters Der 22. Dynastie

    12/15

    84

    H E R M A NN K E E S :  Die Leb ensgru ndsätz e eines Am onspr ies ters der 22. Dyn as t ie . [74. Band .

    ma nn der 11. Dyn. , kom m t ganz nahe a n das naive B eke nntn is unseres Ne bne teru . .ich

    gestal tete meine Tage fes t l ich mit Wein und Fe t t hera n, wenn er sa gt

    1

    : . .I ch . . . . w a r

    einer, der den Tag voll ausnutzte, nicht zog ich eine Zeit vom Tage ab, nicht verminderte

    ich eine schöne Stu nd e. Auch hier l iegt unzw eideut ig eine beabsicht igte Anlehn ung an

    Weishei tslehren wie die des P tah ho te p vo r . üb rig en s s ta m m t, wie die zuletzt ge nan nten

    biographischen Bruchstücke, auch das berühmte bis ins NR. wei ter ausgestal tete Harfner-

    l ied aus einer thebanischen Quelle, dem Grab eines der Antefkönige (wohl der 13./17. Dyn.).

    Im gleichen Sinne will auch Nebneteru in einer Zeit gesteigerter Frömmigkeit als höherer

    Pries ter durchaus nicht zynisch wirken, sondern er bet rachtet Lebensfreude und Gesund-

    hei t a l s e ine gö t t l i che Gnade , genau so gu t wie e twa über legene Klughei t , d ie eben-

    fa ll s im Herzen ih ren Sit z ha t , a ls K ra f t des „E rke nn en s gö t t l icher H er ku nf t i s t

    2

    .

    Ausdrückl ich sagt Nebneteru :  „Wie jugen dfr isch is t einer , der seine Lebensze i t ver bra chte

    ij

      u n

    ^

    e r

      d

    e r

      G n a d e d e s A m u n . Im äh n li ch en S in n e s ag t s ein E n k e l Ho r i

    3

    „ich vol lendete Jahre der Herzensfreude (

    ndm-ib

    ) , das is t d ie Belohnung für den, der

    Nützl iches t a t und „ich erreich te das Al ter , ohne da ß m an Mangel an mir fan d, ich

    vol lendete meine Lebenszei t der Herzensfreude

      {ndm-ib),

      denn der Tücht ige wird für

    seine Treffl ichkeit

      mnh)

      belo hn t . Auc h seine Fr au r üh m t diese heil ige Sorglosigkeit

    des Lebens in Theben „das Sorge nicht kennt

    4

    :

    Ì i — I — ®

      L

     S

      í®

     ^

      Κ

      Zi

     i

     xf

    s st die

    selbe Gesinnung, die aus einem Pries terwort dieser Zei t spricht

    5

    : „Wie  schön ist

    doch, geradeaus zu gehen ) auf dem G ottesweg un d da nn zu ruhe n in meinem

    G r a b m a l .

    Auch unser Nebneteru kann s ich zur Verteidigung dieser sel igen Lebensfreude auf

    die al lgemeingül t ige Lehre berufen , da ß das „ H e rz (als Sitz des Ve rs tandes) ein Go t t

    sei f j n ^ ^ ) , d a ß d a he r sein B e ge hr n i ch t s ü n d h a f t ist, v ie lm e hr g ö t t l i c h e m

    W i l l e n f o l g t

    6

    . Zur Bekräft igung ruft er eine Sentenz auf , d ie ihre l i terar ische Herkunft

    deut l ich ve rrä t : „das He rz is t ein Got t . Seine Kap el le (d .h . seine W ohn ung ) is t der

    Magen, es fre ut s ich aber , wenn seine Gl ieder (al le) in Fe sts t im m un g s in d. Da s Motiv

    des Körpers, dessen Glieder eine Einheit bilden, in der Herz und Zunge aber als Träger

    der Schöpferkraf t das Pr imat beanspruchen , i s t bekannt l i ch sehr a l t und ha t se ine theo-

    logische Verwendung berei ts f rühzei t ig im Denkmal memphi t ischer Theologie gefunden.

    Hier werden aber Magen und Gl ieder hervorgehoben , a l so das Thema der Fabel des

    Menenius Agrippa angeschlagen

     

    Bisher war uns aus ägypt ischen Quel len nur das Bruch-

    s tück einer Fabel

    7

    , d ie den Strei t der Gl ieder behandel t , bekannt : der Leib klagt , daß

    der Kopf den Vorrang beans pruc he. Viel leicht i s t es kein Zufal l , da ß dieses Br uch stüc k

    1) Ste le aus dem thebanischen Antef f r iedhof Metropol . Mus . New York 14 , 2 . 6 .  P O L O T S K Y ,  a. a. 0.

    S. 32 ;

      K E E S ,

      Ku l turge schic hte S. 66 . —

      2

    B eka nn t l i ch wi rd de r Go t t Tho t auch „H er z des R è genann t

    B O Y L A N ,  Th oth S. 114 . Na ch dem De nkm al me mp hi t isc her Theologie ha t dagegen das He rz in Horus ,

    d ie Zunge in Thot Ges ta l t gewonnen.

      S E T H E ,

      D r a m a t i s c h e T e x t e

      S .

      50f . —

      3

    Kairo 42226 Inschr . c und h .

    4

    Kairo 42228 Inschr . i . —

      5

    Ka iro 4220 8 Inschr . c Z. 24 /25 . —

      6

    Daß man dabei s te ts d ie \

    r

    e r -

    nünf t igkei t un ters te l l t , ze ig t

      ζ. B. die

      Sch luß bem er kung de r I n s ch r i f t des R ückenp f e i l e r s Ka i r o 559 Z. 6

    (22. Dyn.) (]

      λ λ λ / w v

      ^ ' „De r Go t t h an d e l t n ach se ine r E r k e n n tn i s d . h . n i ch t e twa n ach

      G u t d ü n k e n ,

    1 I

      Λ Λ Λ Λ Λ Λ —

    sondern er vermag das menschl iche Tun nach  höherer Erkenntn is zu beur te i len , vg l . dazu d ie berühmt ge-

    wordene Ste l le aus der Lehre des Amenemopet

      X I X ,

      3f f . —

      7

    E n t d e c k t v o n

      M A S P E R O ,

      É t u d . é g y p t .

      I

    S. 260f . , der bere i ts auf d ie Ve rw and tsch af t m i t der Fab el des Agr ip pa h inw ies ; vg l.  E R M A N ,  L i t e r a t u r

    S. 224.

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  • 8/19/2019 Kees. Die Lebensgrundsätze Eines Amonspriesters Der 22. Dynastie

    13/15

    Band 74.]

      H E R M A NN K E E S :

      Die Lebensgrundsätze eines Amonspriest-ers der 22. Dynastie.

    85

    sich gerade auf einer Schreibtafel derselben 22. D yn ast ie fand. Meines Erachtens erweist

    unsere Stelle, daß das Thema der Agrippa-Fabel im Ägypten der Bubastidenzeit gut

    bekannt war. Aber auch da waren solche Gedanken nicht neu. Daß man dem Herz als

    „Gott, der in dir ist die Stellung eines zweiten W esens im M enschenleib einräumt, es

    sich damit allerdings mit dem Begriff des Ka als umfassende Wesenheit des Menschen

    zu überschneiden beginnt, läßt sich bis zum Anfang des NR. hinauf verfolgen

    1

    . Und ganz

    im Einklang m it den Äußerungen aus der 22. Dy nastie beha uptet der Tote auf einem

    Sarg der Ptolemäerzeit

    2

     

    „Das Herz des Menschen ist sein eigener Gott, und mein Herz

    war zufrieden m it dem, was ich getan hab e. Seit den Pyram identexten ist es eine

    ständige Sorge aller Totente xte, daß das Herz „w ie es richtig ist und wie es auf Erden

    war, beim Toten bleibe. Es ist auch menschlich verständlich, daß mitunter der Wunsch,

    auch nach dem Tode auf die Erde zurückzukehren und schrankenlos „seinem Herzen

    folgen zu können, sehr irdisch-sinnliche Ausmalung erhält

    3

    . Sehr gedäm pft klingt

    dieser Unterton gewiß auch in den sonst ganz streng gehaltenen Harfnerliedern in Grä-

    bern der Ramessidenzeit

    4

     

    „Du iß t wie auf Erden. De in Herz ist heil

      ndm)

     in der N ekro-

    pole ; oder frischer und für das Festmahl des Totengedenkens passender: „Wie ange-

    nehm

      ndm)

      ist es, zu sitzen in Theben, wenn das Herz täglich in Freude ist (d. h. hier

    wohl: an den thebanischen Festen teilhaben kann).

    Jeden falls ist es uns wertvoll, d aß u ns Äußerungen gesunder Lebensfreude gerade

    aus Priestermund in einer Zeit entgegenklingen, die uns sonst immer mehr unter einer

    Maske fast bigotter Frömmigkeit zu erstarren scheint

    5

    . Sie klären aber auch weitere

    Zusammenhänge: Denkt man sich solche Lebensauffassung im Volksmund vergröbert,

    kann man begreifen, daß ein Idealbild gemessener Lebensfreude in die wohl von grie-

    chischem Witz gepfefferten bösartigen Novellen vom Volkskönig Amasie als   φ ιλ ο π ό τ η ς

    κ α ι φ ιλ ο σ κ ώ μ μ ω ν κ α ι ο υ δ α μ ώ ς κ α τ ε σ π ο υ δ α σ μ έ ν ο ς ν η ρ

      verzerrt werden konnte

    6

    .

    c Z u m S p r a c h s t i l .

    Versucht man an Beispielen den Gesamteindruck d es Sprachstils der ganzen Gruppe

    von Inschriften thebanischer Amonspriester klarzustellen, so

      fällt ein ziemlich schroffer

    Wechsel zwischen altmodisch klingenden Wendungen und rein neuägyptischen Ein-

    lagen auf

    7

    , ein zwiespältiges Bild, das sich auch rein äußerlich in der Orthographie und

    der Zusam mensetzung der Titel widerspiegelt. In gewissem Sinne setzt sich dam it

    eine Übung fort, die sich bereits in dem Mischwerk zwischen klassischem Mittelägyptisch

    und rein neuägyptischen Formen an den historischen Inschriften Ramses' III. feststellen

    läßt

    8

    . Dab ei fehlt es beiden Textgruppen durchaus nicht an sprachlichen Neuschöp-

    fungen. Un zw eifelhaft benutzen W endun gen, wie die folgenden Ehrentitel altes Sprach-

    gut, das insbesondere in den Inschriften der Feudalzeit ausgebildet ist

     

    Unser Nebneteru

    1 ) K E E S ,

      Totenglauben

      S .

      83/84.

      S P I E G E L B E R G ,

      Da s Herz als zw eites Wesen des Menschen,

    ÄZ. 66 S. 35.

      P I A N K O F F ,

      Le cœur

      S .

      92/93. —

      2 ) K E E S

      a. a. 0.

      S .

      84 nach

      W R E S Z I N S K I ,

      Wien. Hofmus.

    Inschr. S. 160. — 3 ) KEES, Toteng lauben S. 391 und bes. S. 414 f. — 4 ) A. VARILLE, Trois nouve aux chants

    de harpistes. Bu llet, inst. fr. archéo l. or. 35 S. 156 (Grab Nr. 158) und S. 159 (Grab Nr. 331). — 5) Übrigen s

    beze ichnet auch R. ANTHES, Leb ensreg eln un d Le ben swe isheit der alte n Ägyp ter (AO 32, 2) S. 31 „d ie

    F r e u d e am L e b en ausdrücklich als e inen „bemerkenswerten Zug in der Lehre des Amenemope. —

    6 )

      Zum Inhalt

      S P I E G E L B E R G ,

      Die demotische Literatur, ZDMG85 (1931)

      S .

      152 f. Zur richtigen Beurteilung

    der ägyptischen geistigen Haltun g s. meine Kulturg eschichte S. 66. 289. — 7) Rein neuägy ptisch z. B.

    der große Amonshymnus auf der Statue Kairo 42208

     ;

      ebenfalls das Lob der Elternliebe Inschr. e. — 8) J. A.

    W I L S O N

      in Oriental I nstitu te Chicago Com munications N r. 7 (1930) und meine B emerkungen GGA 1931

    S .

      185 f.

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  • 8/19/2019 Kees. Die Lebensgrundsätze Eines Amonspriesters Der 22. Dynastie

    14/15

    8

    HERMANN K EE S: Die Lcbensgrundsätze eines Amonspriesters der 22. Dyn ast ie . [74. B an d.

    nennt sich  ζ . Β . ^ ^ -τ ^ ^ \ J p „der den Palast betr i t t in seiner He il igkeit

    1

    (ähnl ich Kairo 42213 ( l^K

    1

    " ^ $ ?

      c=

    = — wobei

      knh

      sich in dieser

    1 _Z1 — ^

      ΑΛΛΛΛΛ

     

    , |J ^ t= M * -

    Verwendung = „P a la st erst seit Dy n. 22 nachweisen

      l ä ß t

    2

    ) und weiterhin

    ^ ^ f v c r z :  „der begnad et herausgeht aus der kühlen Ha lle " (das übliche

      t = _ —

    ' .Λ  V

    ΛΑΛΛΛΛ L t ~

    ^ ^ c r u Kairo 422 26h ) . Wei terhin t re f fen wir das im M R. so typ ische

    < = >  ü ^ ^ , ,auf dessen Kommen man wartet im Pa las t "

    3

    ; und in einer

    anderen Insch rift des Neb neteru < = > ^ j Ö ^ t — „ein Mund mit scharfer Red e

    in der Ein sam ke it" ( = Palast ) , das ebenfal ls aus einer Kombinat ion al ter Teile beste ht

    4

    .

    Aber prüft man die Übereinstimmungen auf Einzelheiten, dann findet man, daß schon

    die zeitgemäße Übertragung höfischer Phraseologie auf den Dienst beim Gott im Tempel

    (ganz auffällig in unserer Inschrift c Z. 2—3 s. o. S. 76) allerlei Austauschmöglichkeiten

    im Wortschatz ergibt (dahin scheint  ζ. B. die Verwendung von

      |γ

      c rm a ls „Pa las t

    ΛΛΛΛΛΛ I

    zu   gehören, s. Äg. W b. I I S. 90, 18— 19). Überdies begegnen, wie schon in den Erlä u-

    terungen zur Übersetzung verschiedent l i ch fes tges te l l t wurde, or ig inel le Neufassun-

    g en alter G edankengänge. Dies im einzelnen zu verfolgen und dabei auch den gewiß

    nicht zu unterschätzenden Anteil des NR. an der Weitergabe dieses Wortschatzes fest-

    zustellen, wäre eine lohnende Aufgabe für die Zukunft.

    Was uns hier vor allem für die geistige Einstellung der Bubastidenzeit interessiert,

    ist die unzweifelhafte Tatsache, daß Stil und Haltung der alten Feudalzeit zum Vor-

    bild dient. Die Schilderung der selbstlosen Fürsorge für die Untergeben en „meiner

    Stadt" auf dem Rückenpfeiler der Kairener Statue 559 bietet ein besonders deutliches

    Beispiel

    5

    . Dasselbe Idealbild kom mt in den ersten Zeilen der Insch rift e unseres Neb-

    neteru zum Ausdruck

    6

    , wenn dort auch die W ortfassung selbständiger ist . Mit der

    Geis tesha l tung des MR. t r i f f t man auch im Bekenntnis zur P ie tä t spf l i cht gegen die

    eigene Familie bis zu den Vorfahren hinauf, denen man Stellung und Vermögen ver-

    dankt , zusammen

    7

    .

    D e n S a t z

    8

    : „ Nich t darf das W üsten tal vernachlässigt werd en; kom mt der eine,

    geht der andere dahin. Der eine muß des andern gedenken. Ich war einer, der Opfer

    darbrachte den Vorfahren, den Brüdern, die vordem dahingingen" kann man unmittel -

    bar neben bekannte Worte aus der alten Königslehre für Merikerê stellen

    9

    . Das Ver-

    trauen auf die Pietät des Sohnes und Nachfolgers, den der Gott aus Gnade an die Stelle

    des Vate rs im Tem pel beruft , das gegenseitige Lob von Sohn und Elt ern

    1 0

      findet aber

    1 Ka iro 42 211 t ^ f | ^ ^ ^ „der e int r i t t in den Palas t , während die Großen drau-

    ßen s tand en " . Ähnl i che Gedanken in anderer Fassung z . B . K openhagen N y Carl sberg A. 689 (Antefs te le )

    Z. 6 und auf der Men thuhoteps te le  G r i f f i t h  P S B A 1 8  S .  195 f. Z. 3 (beides 11. Dy n.) . —   2 Ä g . W b .  V

    S .  133, 13. —   3 Hierzu   G a u t h i e r , M on. P iot X X V S . 181 f . ;  S p i e g e l b e r g , Ä Z. 64 S . 72 f . —   4 Z. B.

    Ρ JL A ^ k  Ffi— ί

    1

     

    Urk

    ·

    vn 9;

     Ρ Α Τ k  l Λ Î Τ ?

    Brit

    ·

    Mus

    ·

    stelae

    K R ^

      H a m m a m â t N r . 1 1 4 Z . 6 ( 1 1 . D y n . ) v g l . P O L O TS K Y , Z U d e n I n s c h r i f t e n d e r

    11. Dyn . § 76. —  5 Weiteres zu den Inschri ften dieser Figur s . o. S . 82. —   6 S. o. S. 78. —   7 Z u m M R .

    vgl. K

    e e s

    , Totenglau ben S . 30 5f . 3 39 . 381 f . — 8) Ka i ro 4223 0 Inschr . d . — 9) Mer ikerê  Ζ. 116/118 vgl .

    meine  Übersetzung Rel ig ionsgeschicht l . Lesebuch, Ägypten S . 42 . —   10 Beispiele : Lob des pietätvol len

    Sohnes Kai ro 42213 , andererse i t s „ i ch war nützl i ch meinem Vater" Kai ro 42220 .

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  • 8/19/2019 Kees. Die Lebensgrundsätze Eines Amonspriesters Der 22. Dynastie

    15/15

    B a n d 7 4 . ]

      HERMANN KE ES

    : D i e L eb en s g r u n d s ä t ze c i n es A m o n s p r i e s t e r s d e r 2 2 . D y n as t i e .

    8 7

    bezeichnenderweise nicht ausschließlich im klassischen Mittelägyptisch, sondern mit-

    unter auch fast hymnisch in neuägyptischer Sprachform

    1

      Aus druck Ka nn man weiter-

    hin die bew ußte Anlehnu ng a n die Feud alzeit des MR . äußerlich am schlagend sten durc h

    den H inweis veran schaulichen , d aß ein Amons priester aus der Z eit Osorkons II . für

    seine Ehrenstatuen in Karnak entweder Bildnisse des MR. (in Vezirtracht) kopierte oder

    sogar einfach usurpier te

    2

    , so lassen sich auch die leider auf stilistische Äußerlichkeiten

    beschränkten Untersuchungen von Frl . K. Bosse an den Würfelhockern der 22. Dynastie

    mit dieser Zwiespältigkeit in Einklang bringen: Sie ergaben im Gegensatz zu der in der

    theban i schen P la s t ik de r Äth iopen - und Sa ï t enze i t vo rhe r r schenden Anknüpfung an

    das MR. zunächst eine Fortführung der Tradit ion des NR.

    3

    . Dies be stäti gt das einstige

    Urtei l v . Bissings über die damals noch wenigen Bildwerke der Bubastidenzeit

    4

      „Die

    Plastik der sogenannten Libyschen Zeit schließt an die Kunst der Ramessidenzeit an,

    aber sie ist auf dem Wege zu dem , was wir als saitischen Stil zu bet rach ten ge-

    wohnt s ind ."

    Wir haben diese Zeit und ihre geistigen Erzeugnisse bisher vorwiegend unter dem

    pessimist ischen Eindruck einer sinkenden Ku ltur betra chten lernen. Und gerade die

    formalistische Erstarrung in lebensfremder Bigotterie schien die Schuld hieran so ein-

    deutig der Vorherrschaft priesterlichen Denkens zuzuweisen, deren Geist, um ein Wort

    von W . W olf zu gebrauche n, sich „wie ein Schleier über alle etwa noch vorha nden en

    Regungen wirklichen Lebens legt

    5

    ", daß wir mit um so größerer Aufmerksamkeit Äuße-

    rungen gesunden Lebenswillens, wie sie uns bei Nebneteru übereinstimmend mit den

    Leh rsätze n des Am enem opet en tgegenklingen, als wesentlich in der Vorbe reitungszeit

    zur „Renaissance" der Spätzeit aufnehmen werden.

    1 )

     Kairo 42208, vgl. oben S. 85 A nm. 7. —

      2 )

      Kairo 42206/7

      L E G R A I N ,

      Statues

      I I I

      Taf. 13/14. —

      3 )  Κ .

    B O S S E , Die m enschliche Figur in der Rundplastik der ägypt. Sp ätze i t= Ägy pto l . F orschungen  Scharff)  Η . 1 . —

    4)  Denkmä ler ägypt. Skulptur, Te xt zu Taf. 58. Daß es auch in der eigentlichen „ Spä tzeit verschiedene

    Kunstrichtungen gab, insbesondere auch Anknüpfungen an den Klassizismus des NR. versucht werden, ist

    oft und richtig beton t worden und war nach Auffindung des thebanischen Grabes des  Ρ A BA SA  26. Dyn . vgl.

    Metropol. Mus. Bullet. New York Juli 1920 Part II) schlechterdings nicht zu

      übersehen, vgl. meine „Ägyp-

    tische Kunst (1926) S. 69 f.; und GGA 1926 S. 428 zu  H .  R .  H A L L ,  Cambridge Anc. History  I I I  (1925)

    S. 318f. —   5 ) W . W O L F ,  Zur Auseinandersetzung zwischen der ägypt. und griech. Kunst, Archiv f. Orient-

    forschung VI S. 266. Da ß eine Unterschätzung der Kräfte der Spätzeit , wie sie a m krassesten bei H. R.

    H A L L

      in der obengenannten Cambridge Anc. History

      ( I I I )

      in Erscheinung tritt , für die entscheidende Frage

    der Auseinandersetzung mit der griechischen Welt eine falsche Ausgangsstellung schafft, habe ich GGA

    1926 S. 426

     f.

      und in meiner Kulturge schichte S. 336

     f.

      betont. Ich möchte in diesem Zusammenhang

    darauf hinweisen, daß z. B. R.  A N T H E S ,  Lebensregeln und Lebensweisheit der alten Ägypter S. 36 wieder

    unter Hinweis auf das Weisheitsbuch des Amenemopet in dem Abschluß der geistigen Entwicklung

    Ägyptens „zugleich den ersten Vorboten eines neuen Abschnittes in der Geistesgeschichte der Mensch-

    heit erkennt.