Kerstin Allram, Universität Graz 15. Oktober 2013 · Qualität ist ein Konzept, das subjektiv...

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Kerstin Allram, Universität Graz 15. Oktober 2013

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� Was ist Qualität beim Dolmetschen?

� Wie kann Qualität beurteilt werden?

� Was ist Qualitätssicherung?

� Beispiel: Zertifizierung und Akkreditierung von GebärdensprachdolmetscherInnen in Österreich

Kerstin Allram, Fachtagung, Okt. 2013

QUALITÄTQUALITÄTQUALITÄTQUALITÄT

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� Qualität als Konstrukt

◦ muss näher definiert werden

◦ nicht direkt messbar

◦ muss in kleinere greifbarere Teile unterteilt werden

� Auffassung von Dolmetschen

� bestimmte Qualitätskriterien und -standards

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� Qualität ist ein Konzept, das subjektiv

definiert und wahrgenommen und von

sozialen und kognitiven Faktoren beeinflusst

wird. (Grbić 2004)

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� Wer? Aus welchem Grund?

� Pöchhacker (2001):◦ AT-SenderIn

◦ ZT-EmpfängerIn

◦ DolmetscherIn

◦ KundInnen bzw. AuftraggeberInnen

◦ KollegInnen

◦ ForscherInnen

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� Konferenzdolmetschen � Vergleich AT und ZT

◦ Mangel an theoretischen Überlegungen zur

Dolmetschqualität

◦ Konzentration auf quantifizierbare Textmerkmale

� Auswirkungen von komplexen

psychokommunikativen Beziehungen

� Auswirkungen von Rahmenbedingungen

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Auffassung von Qualität � Wahl der Methode

� Befragungen

◦ DolmetscherInnen

◦ RezipientInnen

� Experimentelle Studien

� Korpusanalysen

� Fallstudien

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� Perspektive: eher interaktionsorientiert als

produktorientiert

� Bewusstsein über eigene Auffassung von der

Tätigkeit „Dolmetschen“ (Dienstleistung,

Sprachmittlung, Kulturmittlung etc.)

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Dreiteilung von Qualitätskriterien (Grbić 2004)

1. Sprachliche Kriterien oder Produktkriterien

2. Handlungsbezogene Kriterien oder

Prozesskriterien

3. Personenbezogene Kriterien

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1. Sprachliche Kriterien oder Produktkriterien

1.1 ZT-bezogen (Flüssigkeit der Wiedergabe, ZT-

Kohärenz, grammatikalische Korrektheit, adäquate

Terminologie, muttersprachlicher Akzent, Intonation

u.Ä.)

1.2 Verhältnis AT-ZT (adäquate Wiedergabe hinsichtlich

Inhalt, Stil, Register des AT und der Intention des

Redners/der Rednerin, Vollständigkeit u.Ä.)

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2. Handlungsbezogene Kriterien / Prozesskriterien

(Erzielen des gewünschten Effekts,

Funktionieren der Kommunikation u.Ä.)

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3. Personenbezogene Kriterien

3.1 Bezogen auf DolmetscherInnen

3.1.1 Merkmale (Geschlecht, Stimme, Ausdauer u.Ä.)

3.1.2 Verhalten (gute Vorbereitung, sicheres Auftreten,

Teamfähigkeit, Pünktlichkeit, Respekt, Kabinenverh. u.Ä.)

3.1.3 Ethik

(Ehrenkodex � Unparteilichkeit, Verschwiegenheit u.Ä.)

3.2 Bezogen auf das Verhältnis DolmetscherIn/KlientIn

(Vertrauenswürdigkeit, Sympathie etc.)

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1. Sprachliche Kriterien oder Produktkriterien1.1 ZT-bezogen (Flüssigkeit der Wiedergabe, ZT-Kohärenz, grammatikalische Korrektheit,

adäquate Terminologie, muttersprachlicher Akzent, Intonation u.Ä.)

1.2 Verhältnis AT-ZT (adäquate Wiedergabe hinsichtlich Inhalt, Stil, Register des AT und der

Intention des Redners/der Rednerin, Vollständigkeit u.Ä.)

2. Handlungsbezogene Kriterien oder Prozesskriterien(Erzielen des gewünschten Effekts, Funktionieren der Kommunikation u.Ä.)

3. Personenbezogene Kriterien3.1 Bezogen auf DolmetscherInnen

3.1.1 Merkmale (Geschlecht, Stimme, Ausdauer u.Ä.)

3.1.2 Verhalten (gute Vorbereitung, sicheres Auftreten, Teamfähigkeit, Pünktlichkeit,

Respekt, Kabinenverhalten…)

3.1.3 Ethik (Ehrenkodex in Bezug auf Unparteilichkeit, Verschwiegenheit u.Ä.)

3.2 Bezogen auf das Verhältnis DolmetscherIn/KlientIn

(Vertrauenswürdigkeit, Sympathie etc.)

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� Pöchhacker und Kolb (2009)◦ untersuchen Dolmetschungen in Asylverfahren

� Qualität:◦ DolmetscherIn tritt als Co-WriterIn des Protokolls

auf◦ Protokoll = besonders wichtig im

Entscheidungsprozess um Asyl

� DolmetscherInnen formulieren eher schriftlich

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� „Qualitätssicherung“ oder „quality assurance“

� Ziele

◦ Erreichung eines bestimmten Qualitätsniveaus

◦ Erhaltung des erreichten Qualitätsstandards

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� Wer will Qualität sichern?

Grbić (2004):

◦ intrinsisches Interesse

◦ extrinsisches Interesse

◦ Qualität – was immer einzelne oder Gruppen zu einem

bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Kultur

darunter verstehen – wird immer angestrebt werden und

muss daher auch gesichert werden

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� der/die DolmetscherIn allein (Garzone 2002)

� der/die DolmetscherIn + der/die SprecherIn(Vuorikoski 2004)

� der/die DolmetscherIn + alle anderen Beteiligten (Kalina 2005)

� „durch die Fähigkeiten und Fertigkeiten Einzelner kann Qualitätssicherung nicht betrieben werden“ (Grbić 2004)

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� Grundvoraussetzungen (Grbić 2004)

◦ Wissenschaft und Forschung

◦ DolmetscherInnen

◦ AusbildnerInnen

◦ Berufsverbände

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� Qualitätssicherung als Anstrengung des einzelnen

Dolmetschers/der einzelnen Dolmetscherin

� KonferenzdolmetscherInnen

◦ Aufnahme von Ausgangs- bzw. Zieltexten

◦ Vergleich und Diskussion mit

KollegInnen/TeamdolmetscherInnen

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� KommunaldolmetscherInnen

◦ keine Aufnahmen, kaum Arbeit im Team

� Berufsverbände!

� Qualitätssicherung durch

- Akkreditierung von DolmetscherInnen

- Erstellung von Ehrenkodizes

- Weiterbildungsangebote

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� Kellet Bidoli (2003)◦ Einsatz professioneller DolmetscherInnen

◦ Rahmenbedingungen für deren Arbeit müssen den Anforderungen angepasst werden

� Vega Lechermann (2000)◦ Teamarbeit � konstruktive Kritik

◦ regelmäßige Treffen

◦ „Supervisor“ für konkrete Dolmetscheinsätze◦ Weiterbildungen

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� Gerstbach (Präsidentin des ÖGSDV)

das gesamte österreichische

Zertifizierungs- und Prüfungssystem für

GebärdensprachdolmetscherInnen ist ein

„System „System „System „System der der der der Qualitätssicherung“Qualitätssicherung“Qualitätssicherung“Qualitätssicherung“

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� ÖGSDV (Österreichischer

GebärdensprachdolmetscherInnen und

–übersetzerInnen-Verband)

� seit 1998 „Berufseignungsprüfung“

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� eine Prüfung für alle Dolmetschsettings und

Dolmetschbereiche

� freiwillige Prüfung, jedoch von Öffentlichkeit

sowie Gehörlosengemeinschaft anerkannt

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� zur Prüfung zugelassen werden Personen

mit einem Abschluss…

◦ des Dolmetschstudiums am ITAT in Graz

◦ der Fachausbildung GESDO in Linz

◦ der Seminarreihe AchtungFertigLos des ÖGSDV

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� Aufbau der Prüfung

◦ schriftlicher Teil (nicht für AbsolventInnen der

Ausbildungen in Graz oder Linz)

� Text zum Berufsbild

� Fallanalyse

� Wissenstest

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� Aufbau der Prüfung

◦ mündlicher Teil

� Simultandolmetschung aus dem Deutschen in die ÖGS

� Simultandolmetschen aus der ÖGS ins Deutsche

� Dolmetschung im Bereich des Kommunaldolmetschens

� Evaluierung der eigenen Dolmetschleistung im Dialog mit

der Prüfungskommission

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� Beurteilung◦ alle mündlichen Prüfungsteile werden gleich stark

gewichtet

◦ Beurteilung durch Prüfungskommission� zwei ÖGSDV-Mitglieder� zwei gehörlose Personen� VertreterIn der Arbeitsgruppe für Gebärdensprache

und Gehörlosenkultur an der Universität Graz

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� Mitgliedschaft beim ÖGSDV

◦ Berufs- und Ehrenordnung verbindlich

◦ Kriterien zur Ausweisverlängerung nach drei

Jahren

� laufende Praxis als GebärdensprachdolmetscherIn

� besuchte Weiterbildungen

� Verbandsinteresse

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� Ziele des ÖGSDV

◦ Berufsvertretung

◦ Aus- und Weiterbildung der DolmetscherInnen;

◦ in deren Folge Qualitätssicherung;

◦ Förderung der Zusammenarbeit der GebärdensprachdolmetscherInnen;

◦ Austausch mit Dolmetsch- und Gehörlosenorganisationen im In- und

Ausland;

◦ Öffentlichkeitsarbeit;

◦ alle weiteren Aktivitäten, die das Gebärdensprachdolmetschwesen in

Österreich fördern.

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Ein Modell für die Lautsprachen?Ein Modell für die Lautsprachen?Ein Modell für die Lautsprachen?Ein Modell für die Lautsprachen?

Wie gehen Sie mit dem Qualitätsbegriff um?

Welche Faktoren zählen Sie zu Ihrer persönlichen Qualitätssicherung?

Warum?

� Akkreditierung in einem Berufsverband

� Ehrenkodex bzw. Berufsordnung

� Weiterbildung

� Teamarbeit bzw. Feedback

� …

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� Gerstbach, Barbara (2007) „Klein, aber oho (Small but Powerfull)“, in: EFSLI (ed.) Setting Quality Standards. EFSLI Conference, 14 – 16 September 2007, Zurich, Switzerland, Conference Proceedings. o. O.: EFSLI [CD-ROM].

� Garzone, Giuliana (2002) „Quality and Norms in Interpretation“, in: Garzone, Giuliana/Viezzi, Maurizio (eds.) Interpreting in the 21st Century. Challenges and Opportunities. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins, 107-119.

� Grbić, Nadja (2004) „Von der individuellen Dolmetschleistung zur gemeinschaftlichen Qualitatssicherung – Ein kooperatives Modell“, in: Das Zeichen 18:68, 428-435.

� Grbić, Nadja (2008) „Constructing interpreting quality“, in: Interpreting 10:2, 232-257.

� Kalina, Sylvia (2002) „Interpreters as Professionals“, in: Across Languages and Cultures 3:2,169-187.

� Kalina, Sylvia (2005) „Quality Assurance for Interpreting Processes“, in: Meta 50:2, 769-784.

� Kellett Bidoli, Cynthia Jane (2003) „Quality in Sign Language Conference Interpreting“, in: Collados Aís, Angela/Fernández Sánchez, María Manuela/Pradas Macías, E. Macarena/Sánchez Adam, Concepción/Stévaux, Elisabeth (eds.) La evaluación de la calidad en interpretación: docencia y profesión. Granada: Comares, 267-273.

� Kurz, Ingrid (2001) „Conference Interpreting: Quality in the Ears of the User“, in: Meta 46:2, 394-409.

� Moser-Mercer, Barbara (2008) „Constructing quality“, in: Hansen, Gyde/Chesterman, Andrew/Gerzymisch-Arbogast, Heidrun (eds.) Efforts and Models in Interpreting and Translation Research. A Tribute to Daniel Gile. Amsterdam: John Benjamins, 143-156.

� ÖGSDV (2010) Berufseignungsprüfung zum/zur GebärdensprachdolmetscherIn. http://www.oegsdv.at/download_public/PruefungsordnungOeGSDV_2010.pdf [08.06.2012].

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� ÖGSDV (2011) Statuten. http://www.oegsdv.at/download_public/StatutenOeGSDV.pdf [08.06.2012].

� Pöchhacker, Franz (2000) Dolmetschen. Konzeptuelle Grundlagen und deskriptive Untersuchungen. Tubingen: Stauffenburg (Studien zur Translation 7).

� Pöchhacker, Franz (2001) „Quality Assessment in Conference and CommunityInterpreting“, in: Meta 46:2, 410-425.

� Pöchhacker, Franz (2004) Introducing Interpreting Studies. London: Routledge.

� Pöchhacker, F./Kolb, W. (2009) „Interpreting for the record”, in: Hale, Sandra/Ozolins, Uldis/Stern, Ludmila (eds.) The Critical Link 5. Quality in interpreting – a shared responsibility. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins (Benjamins Translation Library 87), 119-134.

� Timischl, Wolfgang (32002) Qualitätssicherung. Statistische Methoden. München: Carl Hanser.

� Vega Lechermann, Elvira (2000) „Qualitätssteigerung in einem Team von freiberuflichen Dolmetschern oder wie organisiere ich meine Professionalisierung?“, in: Das Zeichen 14:52, 306-310.

� Vuorikoski, Anna-Riitta (2004) A Voice of its Citizens or a Modern Tower of Babel? The Quality of Interpreting as a Function of Political Rhetoric in the European Parliament. Tampere: University Press.

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� Befragungen◦ Bühler, Hildegund (1986) „Linguistic (Semantic) and Extra-linguistic (Pragmatic) Criteria for

the Evaluation of Conference Interpretation and Interpreters“, in: Multilingua 5:4, 231-235.

◦ Mesa, Anne-Marie (1997) L’interprète culturel: un professionnel apprécié. Étude sur les services d’interprétation : le point de vue des clients, des intervenants et des interprètes. Montréal : Régie régionale de la santé et des services sociaux de Montréal-Centre.

◦ Kurz, Ingrid (1994) „What do different User Groups expect from a Conference Interpreter?“, in: The Jerome Quarterly 9:2, 3-7.

◦ Pöchhacker, Franz (2000b) „The Community Interpreter's Task: Self-Perception and Provider Views“, in: Roberts, Roda P./Carr, Silvana E./Abraham, Diana/Dufour, Aideen (eds.) The Critical Link 2: Interpreters in the Community. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins, 49-65.

� Korpusanalysen◦ Cokely, Dennis (1992) Interpretation: A sociolinguistic Model. Burtonsville: MD Linstok

Press.◦ Kalina, Sylvia (1998) Strategische Prozesse beim Dolmetschen : theoretische Grundlagen,

empirische Fallstudien, didaktische Konsequenzen. Tübingen: Narr.

� Fallstudien◦ Pöchhacker, Franz (1994) Simultandolmetschen als komplexes Handeln. Tubingen: Narr.◦ Wadensjö, Cecilia (1998) Interpreting as Interaction. London/New York: Longman.

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