Kirche bewegen 2/2009

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KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009 Aktuelle Meldungen Forschung Buchvorstellungen Service Thema: Regionalisierung Tagungsbeiträge Evangelischer Kirchentag 2009 1 „Warum könnt ihr Protestanten eigentlich kei- nen Gottesdienst ohne Pfarrer feiern?“ Es ist mal wieder Kirchentag und tausende von Be- suchern belagern die Hansestadt an der Weser. Das Spektrum der Frömmigkeitsrichtungen ist ebenso breit vertreten wie die Vielfalt von gemeindekirchlich Distanzierten und Suchen- den. Und ebenso mannigfaltig ist auch dieses Jahr erneut die für den normalen Kirchen- tagsbesucher schier überwältigende Menge an Infoständen im „Markt der Möglichkeiten“. Inmitten dieser turbulenten Welt fallen einem große gelbe Sonnenschirme ins Auge. Hier hat „Wir sind Kirche“, die römisch-katholische Kir- chenVolksBewegung, ihren „Jakobsbrunnen“ aufgebaut, um mit Gästen über Ökumene und andere aktuelle Themen ins Gespräch zu kommen. Der biblische Jakobsbrunnen als Ort der Begegnung zwischen Jesus und der Sama- riterin ist dabei ganz bewusst gewählt, denn er war Schauplatz für etwas, das man als erstes „ökumenisches Gespräch“ bezeichnen kann. Rund um den schön dekorierten Brunnen mit einem echten Wasserbottich in der Mitte versammeln sich interessierte Kirchentags- besucher, denn ein interessantes Thema nach Editorial von Stefan Bölts dem anderen lockt die durch die vielen Gänge strömende Menschen an. Nun bin ich selbst an der Reihe und werde zum Thema „Reform- prozesse und Vernetzung von Reformideen“ interviewt. Daraus entwickelt sich eine offene und angeregte Diskussion mit den Zuhörern. Schnell wird in diesem interaktiven Gespräch deutlich, wo der Reformbedarf auf den Nägeln brennt, wo die unterschiedlichen Schwer- punkte, aber auch gemeinsame leidvolle Er- fahrungen in den beiden großen Volkskirchen liegen. Und wer glaubt, die evangelischen Lan- deskirchen seien mit ihren synodal-presbyte- rial strukturierten Beteiligungsmöglichkeiten besser aufgestellt, wird im Gespräch prompt eines besseren belehrt. Kurz und bündig wird ein Beispiel aus der ökumenischen Basisbewegung geschildert. Wortgottesdienste ohne Eucharistie können von den Laien in der römischen Schwester- kirche allein verantwortet werden, doch wenn es darum geht, einen ökumenischen Got- tesdienst mit ehrenamtlichen Aktiven aus evangelischen Gemeinden zu feiern, tauchen immer wieder dieselben Beobachtungen auf: „Wie? Wir können doch keinen Gottesdienst ohne den Pfarrer feiern!“ Eines der Themen, das den Beteiligten auf den Nägeln brannte, war die Beteiligungskul- tur in den Gottesdiensten. „In vielen evange- lischen Landeskirchen sind die Pfarrerinnen und Pfarrer meist nur noch Alleinunterhal- ter im sonntäglichen Trauerspiel“, attestiert ein Mitglied einer evangelischen Gemeinde. Das es bei anderen Gottesdienstformen mit moderner Musik und einem modernen Ar- beitsmanagement bei der Beteiligungskultur Editorial kirche b ewegen Wir vernetzen Wissen und Ideen Ausgabe 2 / 2009

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Thema: Regionalisierung

Tagungsbeiträge

Evangelischer Kirchentag 2009

1

„Warum könnt ihr Protestanten eigentlich kei-

nen Gottesdienst ohne Pfarrer feiern?“ Es ist

mal wieder Kirchentag und tausende von Be-

suchern belagern die Hansestadt an der Weser.

Das Spektrum der Frömmigkeitsrichtungen

ist ebenso breit vertreten wie die Vielfalt von

gemeindekirchlich Distanzierten und Suchen-

den. Und ebenso mannigfaltig ist auch dieses

Jahr erneut die für den normalen Kirchen-

tagsbesucher schier überwältigende Menge

an Infoständen im „Markt der Möglichkeiten“.

Inmitten dieser turbulenten Welt fallen einem

große gelbe Sonnenschirme ins Auge. Hier hat

„Wir sind Kirche“, die römisch-katholische Kir-

chenVolksBewegung, ihren „Jakobsbrunnen“

aufgebaut, um mit Gästen über Ökumene

und andere aktuelle Themen ins Gespräch zu

kommen. Der biblische Jakobsbrunnen als Ort

der Begegnung zwischen Jesus und der Sama-

riterin ist dabei ganz bewusst gewählt, denn er

war Schauplatz für etwas, das man als erstes

„ökumenisches Gespräch“ bezeichnen kann.

Rund um den schön dekorierten Brunnen

mit einem echten Wasserbottich in der Mitte

versammeln sich interessierte Kirchentags-

besucher, denn ein interessantes Thema nach

Editorialvon Stefan Bölts

dem anderen lockt die durch die vielen Gänge

strömende Menschen an. Nun bin ich selbst

an der Reihe und werde zum Thema „Reform-

prozesse und Vernetzung von Reformideen“

interviewt. Daraus entwickelt sich eine offene

und angeregte Diskussion mit den Zuhörern.

Schnell wird in diesem interaktiven Gespräch

deutlich, wo der Reformbedarf auf den Nägeln

brennt, wo die unterschiedlichen Schwer-

punkte, aber auch gemeinsame leidvolle Er-

fahrungen in den beiden großen Volkskirchen

liegen. Und wer glaubt, die evangelischen Lan-

deskirchen seien mit ihren synodal-presbyte-

rial strukturierten Beteiligungsmöglichkeiten

besser aufgestellt, wird im Gespräch prompt

eines besseren belehrt.

Kurz und bündig wird ein Beispiel aus der

ökumenischen Basisbewegung geschildert.

Wortgottesdienste ohne Eucharistie können

von den Laien in der römischen Schwester-

kirche allein verantwortet werden, doch wenn

es darum geht, einen ökumenischen Got-

tesdienst mit ehrenamtlichen Aktiven aus

evangelischen Gemeinden zu feiern, tauchen

immer wieder dieselben Beobachtungen auf:

„Wie? Wir können doch keinen Gottesdienst

ohne den Pfarrer feiern!“

Eines der Themen, das den Beteiligten auf

den Nägeln brannte, war die Beteiligungskul-

tur in den Gottesdiensten. „In vielen evange-

lischen Landeskirchen sind die Pfarrerinnen

und Pfarrer meist nur noch Alleinunterhal-

ter im sonntäglichen Trauerspiel“, attestiert

ein Mitglied einer evangelischen Gemeinde.

Das es bei anderen Gottesdienstformen mit

moderner Musik und einem modernen Ar-

beitsmanagement bei der Beteiligungskultur

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anders ausschaut, kann nur für kurze Zeit

das Bild einer „heilen Welt“ in evangelischen

Gemeinden malen. Denn schon in der nächs-

ten Fragerunde wird thematisiert, dass die

meisten katholischen Pfarrgemeinderäte und

Laienbewegungen vor Ort, in dem ihnen mög-

lichen Rahmen, viel aktiver sind, als ein durch-

schnittlicher Kirchenvorstand der inzwischen

sehr pfarrerzentrierten Landeskirchen. Von

Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen bis

zur „Kirche der Freiheit“, von Mitarbeitenden-

selbstverständnissen bis zur Sparpolitik in

den Synoden - immer wieder wird deutlich,

dass der deutsche Protestantismus längst zu

einer Kirche der Pastoren und Pastorinnen ge-

worden ist und das „Priestertum aller Getauf-

ten“ auch fast 500 Jahre nach der Reformation

Martin Luthers im Wesentlichen ein Lippenbe-

kenntnis auf geduldigem Papier bleibt. Wenn

man von der „Kirche der Beteiligung“ spricht,

hat man zwar schnell das Ideal eines „evange-

lisch Kirche sein“ vor Augen – doch die Reali-

tät sieht anders aus. „Not macht erfinderisch“

– inzwischen haben die katholischen Laienbe-

wegungen das ehrenamtliche Engagement im

Protestantismus nicht nur eingeholt, sondern

weit abgeschlagen und hinter sich gelassen.

Aber woran liegt es, dass die Dynamik eines

konziliaren Prozesses oder das Streben nach

einer fairen und nachhaltigen Welt bei den

„Evangelen“ dem stumpfen Gemeindealltagst-

rott gewichen sind und nur noch in jährlichen

Rhythmen bei bundesweiten Treffen wie dem

Kirchentag für die nächste Durststrecke beat-

met werden? Ist es die Resignation vor immer

wiederkehrenden Strukturdebatten? Oder

liegt es daran, dass die Vielfalt des deutschen

Protestantismus postmodern in eine Kultur

der uninteressierten Beliebigkeit umgekippt

ist? Kann es sein, dass unsere Gremien zu viel

und zu lange beratschlagen und niemand

schnelle Entscheidungen verantworten will?

Oder haben wir es uns in der evangelischen

Kirche einfach zu bequem gemacht? Soll doch

die Pfarrerin ihr Ding machen, schließlich

wird sie dafür bezahlt...

Die bundesdeutsche Wahlbeteiligung

an der zurückliegenden Europawahl unter-

streicht mal wieder: „Das Dumme an der De-

mokratie ist, dass man sie erst zu schätzen

lernt, wenn man sie vermisst.“ Die, die wählen

können, bleiben daheim in der Stube, wäh-

rend andere, die nicht frei wählen dürfen, zu

tausenden auf der Straße demonstrieren und

Repressalien erdulden.

Aber wie schaut es mit Beteiligung und De-

mokratie in der evangelischen Kirche aus? Die

Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten

in der Kirchenvorstandsarbeit sind so immens

interessant, dass bei jüngst zurückliegenden

Kirchenvorstandswahlen nicht wenige Kir-

chengemeinden noch nicht einmal ihre Kan-

didatenlisten haben füllen können. Auch bei

den Reformdebatten wird auf Kirchentagen

und anderen Orten stets die „Beteiligung der

Basis“ und eine „dichte Rückmeldekultur“ ein-

gefordert, doch die Entscheidungen werden

immer wieder gern und ebenso leichtfertig an

Editorial

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Hauptamtliche abgetreten. Über die Gemein-

defusion streiten sich so nur noch die betrof-

fenen Pfarrerinnen und vom EKD-Reformpro-

zess haben sich zwischenzeitlich die meisten

demokratisch legitimierten Gremien mental

verabschiedet.

Würden wir im evangelischen Bereich eine

etablierte Basisbewegung haben, so würde

sie mit Sicherheit kritisieren, dass man in-

zwischen versucht, unter der Mogelpackung

„Kirche im Aufbruch“ die todgeredete „Kirche

der Freiheit“ wiederzubeleben, die spätestens

seit dem ersten Kongress in Wittenberg jeden

realistischen Basisbezug verspielt hat. Man

würde auf dem Kirchentag nicht mehr nur

hinter vorgehaltener Hand darüber sprechen,

dass die Vorstellung von Best Practice Beispie-

len aus Gemeinden auf der EKD-Zukunfts-

werkstatt in Kassel zu einer Farce und einem

einmaligen Strohfeuer zu werden droht: Wo

„Gemeinde“ drauf steht, ist bei so manchem

Beispiel keine echte Basisinitiative drin. Und

eine nachhaltige Vernetzung mit bereits vor-

handenen Basisinitiativen oder bundesweiten

Netzwerken lehnen „die Macher“ aus dem

Kirchenamt der EKD strikt ab. Man setzt lie-

ber auf die durch viele Ausschüsse gefilterten

„politisch korrekten“ Beispiele auf kopierten

Internetseiten, statt der Dynamik einer Basis-

bewegung freien Lauf einzuräumen.

Mit Sicherheit ist dies eines der Erfolgsge-

heimnisse, warum Bewegungen um die Theo-

logie der Befreiung in Lateinamerika oder die

Basisimpulse einer internationalen Kirchen-

VolksBewegung in der römischen Weltkirche

einen solch langen Atem haben: Erfolgreiche

Reformbewegungen wachsen von „unten“ –

Reformen können eben nicht von „oben“ ver-

ordnet werden, dies wird langsam auch in so

manchem Landeskirchenamt verstanden und

deshalb bleibt mir persönlich die Hoffnung,

dass diese Einsicht und Weitsicht auch einmal

das Kirchenamt der EKD erreicht.

„Warum gibt es in der evangelischen Kir-

che eigentlich keine KirchenVolksBewegung?“,

fragt mich ein interessierter evangelischer Be-

sucher in der letzten Fragerunde am Jakobs-

brunnen. Das ist wahrlich eine gute Frage!

Zum einen lassen wir uns vielleicht zu leicht

damit zu frieden stellen, dass wir dank der

synodal-presbyterialer Ordnungen und Kir-

chenverfassungen strukturell ein Quantum

Trost an „mehr“ an Beteiligungsmöglichkei-

ten haben, was Entscheidungsfindungen ge-

legentlich allerdings auch entsprechend auf-

wändig, langwierig und schwierig gestaltet.

Zum anderen ist aber vermutlich auch die Not

in den Landeskirchen noch nicht groß genug,

um die Mitglieder entsprechend zu mobilisie-

ren. Dieses Phänomen kennen wir von vielen

vakanten Kirchengemeinden: Sobald ein neu-

er Pfarrstelleninhaber die Vakanz beendet,

bricht das ehrenamtliche Engagement wieder

zusammen, denn entweder verlassen sich alle

Aktivposten wieder auf die bezahlte Fachkraft

als den schon zitierten „Alleinunterhalter“

oder aber der

Pfarrer selbst ver-

hindert schleu-

nigst jede Eigen-

initiative unter

den einfachen

Kirchenmitglie-

dern.

Das auch in den

Gliedern evange-

lischer Kirchen

mehr Potential

stecken kann,

wurde jüngst an

einem kleinen

Beispiel in der sonst harmonischen Olden-

burgischen Kirche deutlich. Aus Protest trat

die gesamte neunköpfige Mitarbeitendenver-

tretung zurück, um pressewirksam auf Miss-

stände aufmerksam zu machen.

Eigentlich stellt sich nur noch die Frage,

wann die bisher eher schweigende Masse

an ehrenamtlich Aktiven ihre ganz eigenen

Vorstellungen über die Zukunft der Kirche

formieren und das „Protestieren“ wiederent-

decken, um der Bezeichnung als Protestanten

von neuem alle Ehre zu erweisen.

Aber so lange sich Forderungen nach mehr

Beteiligung und Demokratie in der Kirche

nicht vernetzen, wird es auch keine evangeli-

sche KirchenVolksBewegung geben. Schließ-

lich hat uns die Reformation Martin Luthers

anstelle des einen Papstes in Rom das Papst-

tum der vielen Talarträger gebracht, und of-

fenbar scheint die Mehrheit im deutschen

Protestantismus mit diesem Modell von Kir-

che glücklich und zufrieden zu sein.

Editorial

Kann man auf 64 Seiten eine Orientierung zum Thema „Kirchenreform“ geben? – Stefan Bölts

wagt diesen Versuch! In

kurzweiliger Form zeigt er,

dass Kirchenreform mehr

ist, als die Kürzung von

Gemeindepfarrstellen und

die endlose Diskussion um

Positionspapiere.

Neuerscheinung Juli 2009, www.cundp.de

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Die Bühne Mensch, die Bühne Gott von Johannes Röser, CHRIST IN DER GEGENWART

Schon eine halbe Stunde vor Beginn des

Abendgottesdienstes war die Kirche jenseits

der Weser, am Rande von Bremens Innen-

stadt, dicht gefüllt. „So etwas habe ich noch

nie erlebt“, sagte die ältere Frau gerührt und

erhob sich von ihrer Kirchenbank, um den

hereinströmenden jungen Leuten ihren Platz

anzubieten. „Ich bin ja Gemeindemitglied. Ich

freue mich, dass so viele da sind.“

„Mensch, wo bist du?“ Unter diesem Leit-

wort stand der jüngste evangelische Kirchen-

tag im kleinsten Bundesland. Er knüpfte an

die erste biblische Frage Gottes an Adam - und

Eva - an, um das Menschenpaar, das sich im

Garten Eden versteckt hatte, ans Licht der

Öffentlichkeit zu locken. Auch Bremen lockte

viele der inzwischen sehr viel weniger gewor-

denen engagierten Christen an. Wieder waren

100.000 gekommen, um miteinander öffent-

lich zu feiern, zu beten, zu singen, Rednern

und Musikern zuzuhören, um zu essen und zu

trinken und Abendmahl zu halten. Inmitten

einer größeren Gemeinschaft der Glaubenden

wollen sie sich auch meditierend ins Geheim-

nis des Glaubens versenken.

Es war erneut ein junges Christentreffen.

Vierzig Prozent der Teilnehmenden hatten die

Dreißig noch nicht erreicht. Fast jeder zweite

Besucher kam aus der kirchlich extrem dis-

tanzierten mittleren Generation zwischen

dreißig und sechzig. Dabei bestätigte sich:

Christentum ist weiblich. Die Frauen stellten

knapp zwei Drittel der Teilnehmer.

Für Pastor Renke Brahms setzt sich ein

Trend im Protestantismus fort: „Die Feier des

Glaubens und die Vergewisserung im Glau-

ben spielen eine große Rolle.“ Der sogenannte

Schriftführer der Bremischen Kirche, die an-

ders als andere Landeskirchen nicht bischöf-

lich oder präsidial verfasst ist, sondern den Ge-

meinden weitgehende Autonomie einräumt,

sieht eine große evangelische Sehnsucht nach

Spiritualität und Liturgie. Viele Kirchentags-

veranstaltungen sind inzwischen „Kult“, nicht

nur im säkularen Sinne von Faszination und

Wiederholung. Zu beobachten ist eine Wieder-

entdeckung des Sakralen: Kerzen, Farbe, heili-

ge Räume, Stille, Versenkung, Stundengebete

im Takt der Tageszeiten.

Junge Architekturstudenten setzten in

Bremen in Zusammenarbeit mit Psychologen

und Theologen und natürlich ihren Profes-

soren eigene Akzente für eine Neubewertung

des Sakralen inmitten des Alltäglichen. Sie ge-

stalteten mobile Mini-Kapellen, die wie kleine

Zelte mitten im Trubel der Geschäftigkeit auf-

gestellt werden können.

Der Einzelne, der zu Besinnung oder Gebet

einkehrt, ist durch mehr oder weniger trans-

parente Stoffe von der Außenwelt getrennt,

„geschützt“ und kann trotzdem innerhalb von

Sekunden den Anschluss ans bunte Leben wie-

dergewinnen. Ein wunderbares künstlerisch-

theologisches Experiment für eine Passanten-

religiosität, im Kontext der Kunstkirche. Leider

nur scheint solche asketische Architektur dem

breiten Massenbedürfnis nach konventionel-

ler Behaglichkeit und überladener sakraler

Sinnlichkeit nicht zugänglich zu sein.

Bildung, wo bist du?Was Größe und Menge betrifft, lassen die Kir-

chentage die Katholikentage um Längen hin-

ter sich. Beim Gemeindegottesdienst sind die

Verhältnisse genau umgekehrt. Offensichtlich

fördert es den Kirchentagsbesuch, dass sich

evangelische Christen in ihrer Heimatge-

meinde besonders einsam und verlassen füh-

len und daher Ausgleich in der Ferne suchen:

Gemeinschaft, Gefühl, Gemüt des Glaubens.

Die liturgischen Akzente sind unübersehbar.

Auch wird stets ein christologisch-eucharisti-

scher Schwerpunkt gesetzt durch die Feiera-

bendmahle jeweils am Freitag. Der Tisch des

Kelches gehört neben dem Tisch des Wortes

zur selbstverständlichen Schwingung der fünf

Tage.

Solches Bekenntnis zu einer pfingstlichen

Evangelischer Kirchentag 2009

CHRIST IN DER GEGEN-

WART richtet sich als wö-

chentliches Magazin an

religiös Interessierte, an

ein bildungsorientiertes

Publikum: Glauben durch

Lesen, ökumenisch und

weltoffen.

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Ökumene gegenseitiger Bereicherung statt

neokonfessionalistischer Selbst-Profilierung

freut auch Katholiken, die sich mit der blei-

ernen kirchlichen Neo-Stagnation ebenfalls

nicht abfinden wollen. Immerhin knapp acht

Prozent der Kirchentagsteilnehmer waren Ka-

tholiken.

Bildung, wo bist du? Für den Religionspä-

dagogen Fulbert Steffensky liegt ihr Kern in

der biblischen Botschaft. „Die Bibel führt uns

dahin, wo wir noch nicht sind. Sie bildet uns.

Sie ist eine alte Lehrerin.“ Steffensky, der in ei-

gener Weise als früherer Benediktinermönch

die Grenzüberschreitung zwischen den Kon-

fessionen und Spiritualitäten gewagt hat, ist

zu einem bedeutenden geistlichen Redner der

evangelischen Christenheit geworden, inzwi-

schen mit seinem katholischen Ordensbru-

der Anselm Grün, der stets Hallen überfüllt.

Steffensky wies darauf hin, dass die biblische

Spiritualität widerborstig, anstoßerregend,

aufrührend ist - somit politisch. Die Bibel ist

eine Bibel der Armen. Wie aber können sich

begüterte Wohlfahrts-Christen wie wir daran

messen und davon korrigieren lassen?

Steffensky sieht es so: „Die Bibel ist das

Gottesgespräch unserer Toten, unserer Väter

und Mütter.“ So inspiriert sie das kritische

Gottesgespräch von uns Lebenden. „Die Bi-

bel ist auch das Buch der Unsagbarkeiten, die

Gott und Christus nennt.“ Sie reißt uns heraus

aus dem, womit wir Christus verniedlicht, uns

gefügig gemacht haben. „Die biblische Gepflo-

genheit ist Schwarzbrot, nicht Kuchen.“ Daran

muss man kauen. Steffensky plädiert dafür,

dieses Kauen selbst dann wie eine Pflicht zu

üben, wenn man keine Lust und keine Zeit hat,

in spirituellen Dürrezeiten. Die einfache, be-

scheidene Gewohnheit hilft weiter. „Aus Frag-

menten setzt sich unser Glaube zusammen.“

Das aber genau ist Bildung, eine Anstrengung

und Übung in Fragmenten, in einem dauer-

haften Prozess.

Nicht Aufstieg, vielmehr TeilhabeDie ehemalige Universitätspräsidentin und

Katholikin Gesine Schwan steckte in einem

glänzenden Vortrag den weiten Horizont zwi-

schen Bildungsnot und Bildungslust ab. Ihr

gelang dabei ein äußerst seltener Brücken-

schlag zwischen säkularem und christlichem

Bildungsideal.

Gegen das eindimensionale Ziel, Bildung

allein für den persönlichen Aufstieg einzuset-

zen - womöglich noch exklusiv für die Eliten

- und sie damit ökonomisch-technischen Inte-

ressen im „entfesselten Wettbewerb“ zu unter-

werfen, plädierte die Politikwissenschaftlerin

für eine Neuorientierung und Öffnung des Bil-

dungsbegriffs. Entscheidend sei, dass sie dem

Menschen zur Teilhabe verhelfe, zur Teilhabe

an Gesellschaft, Welt, Mitmensch und - dem

Schöpfungsauftrag Gottes. Gesine Schwan

war eine der wenigen Persönlichkeiten, die

Sensibilität und Professionalität besaßen, die

fachliche Erörterung von Sachfragen mit der

Gottesfrage zu verbinden und damit ebenso

mit dem, was sie persönlich berührt - und das,

ohne die Ebenen in falscher Weise zu vermi-

schen. Solche Intellektuelle sind leider selten

geworden, auch im Kirchenleben.

Gesine Schwan benannte als Ziel einer

neuen Bildungsoffensive, dem einzelnen

Menschen zu helfen, die Vielfalt der Talente

zu entwickeln. Die Menschen sind zwar nicht

gleich in dem, was sie leisten, aber sie sind

gleich vor Gott. Bildung im christlichen Sin-

ne soll dazu beitragen, die Persönlichkeit zu

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entfalten, wie es das Grundgesetz im zweiten

Artikel als Recht formuliert. Gesine Schwan

scheute den theologischen Bezug nicht: Es sei

das christliche Verständnis „der gleichen Got-

teskindschaft aller Menschen“. Bildung und

Bildungspolitik müsse sich dem Anspruch

stellen, „Gottes Schöpfung durch Teilhabe

weiterzuentwickeln“. Entsprechend appellier-

te die Wissenschaftlerin: „Hören wir auf, un-

sere eigenen Zukunftsängste auf unsere Kin-

der zu übertragen.“ Das verlange auch, damit

aufzuhören, die nachfolgenden Generationen

nur fit machen zu wollen für einen Weltmarkt,

der überhitzt zusammenzubrechen droht.

Darf man es Herzensbildung nennen, wie Ge-

sine Schwan andeutete? Oder gar noch direk-

ter: „Freude, mitzuwirken am Weinberg des

Herrn“? Das sind Worte, die in den Ohren einer

säkularen Öffentlichkeit befremdlich klingen,

aber sie sind wahr. Wie Bildung ist auch Religi-

on kein funktionalistisches Schmiermittel für

Staat, Politik oder Ökonomie.

Arzt, wo bist du?Arzt, wo bist du? Was rettet uns, wenn uns das

bisherige aufgeblähte medizinisch-industri-

elle Gesundheitswesen nicht mehr so unbe-

grenzt zur Verfügung stehen kann wie bisher?

In Bremen wurde vor großem Publikum auch

gefragt, ob nur noch der ärztlich bestens ver-

sorgt wird, der es sich finanziell leisten kann.

Was wird aus dem Kassenpatienten? Staatsse-

kretär Klaus Theo Schröder warnte davor, un-

ser Gesundheitssystem schlechtzureden. Man

müsse sehen, was es inzwischen leistet. Nicht

einmal ein halbes Jahrhundert ist vergangen,

seitdem in Südafrika die erste Herztransplan-

tation vorgenommen wurde. Heute gehören

solche Eingriffe zur Tagesroutine. Vor noch

nicht allzu langer Zeit mussten Patienten bei

Nierenversagen sterben. Heute kann jeder mit

einer Dialyse als Regelversorgung rechnen.

„Dieses System ist sehr viel robuster und leis-

tungsfähiger, als viele glauben.“ Es bleibe da-

bei: „Es wächst aus Solidarität.“

Die Mediziner setzten andere Akzente. Sie

sehen die Probleme erheblicher Bürokratisie-

rung, Reglementierung und Gängelung, die

sie in ihrer ärztlichen Vollmacht beschneiden

und das Heilungsethos beeinträchtigen. Da

die Ressourcen begrenzt sind, gilt es, ein neues

Maß, eine neue Mitte zu finden zwischen dem

Notwendigen und dem Nichtnotwendigen.

Jeanne Nicklas-Faust, Professorin für Innere

Medizin und engagiert in der Lebenshilfe für

Menschen mit geistiger Behinderung, sieht

die ärztlichen Spielräume noch längst nicht

ausgeschöpft. Es liege ebenso in der Kreativi-

tät und Unterscheidungsfähigkeit der Ärzte,

Sinnvolles von weniger Sinnvollem zu unter-

scheiden und die Maßnahmen zu gewichten.

„Zum ärztlichen Ethos gehört ein vernünftiger

Gebrauch der ärztlichen Kunst und der medi-

zinischen Wissenschaft.“ Die Ärztin, die schwer

chronisch kranke Patienten aus schwierigen

sozialen Schichten betreut, erläuterte, dass

es selbst in der vermeintlich aufklärungsres-

istenten Bevölkerung Chancen gibt, Einsicht

zu wecken, gesundheitsschädliches Verhalten

aufzugeben, Risiken vorzubeugen. Dazu sei

eine intensive ärztliche Gesprächsführung

wichtig. Nur: „Das wird leider kaum an der Uni

gelehrt.“

Ökumene, wo bist du?Ökumene, wo bist du? Ein Jahr vor dem zwei-

ten Ökumenischen Kirchentag waren zwar

Vertreter verschiedener Konfessionen an

zahlreichen der über 2500 Veranstaltungen

beteiligt. Doch das theologische ökumenische

Gespräch blieb seltsam blass. Auch fehlten -

abgesehen vom ökumenischen Gottesdienst

zu Christi Himmelfahrt - Feiern mit starker

symbolischer Ausstrahlung, wie es berührend

beim letzten Katholikentag in Osnabrück der

Fall war. Reicht die Krise der Ökumene doch

tiefer, als es die Funktionäre der Ökumene zu-

geben möchten?

Ja, es ist vieles erreicht worden, von dem

unsere Großeltern und Eltern nicht einmal

träumen konnten. Aber insgesamt scheint

sich nachhaltige Enttäuschung eingestellt zu

haben. Wer denkt heute noch daran, dass be-

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reits 1984 beim Katholikentag in München

Hans Küng eine Eucharistie nach der Lima-

Liturgie leitete, mit Jörg Zink an seiner Seite.

Die einst große Hoffnung weckenden, auch

vom Vatikan anerkannten Lima-Dokumente

der Weltkirchenratskommission für Glaube

und Kirchenverfassung sind dem Vergessen

anheimgegeben. In Bremen wurde ein Got-

tesdienst gemäß der hochkirchlichen Lima-Li-

turgie, die sehr weit der katholischen Liturgie

angepasst ist, gefeiert, freilich ohne jedwede

Resonanz auf katholischer oder orthodoxer

Seite. Am Altar standen leitend ein alt-katholi-

scher Bischof, ein anglikanischer Bischof und

drei evangelische Kirchenführer, darunter eine

Frau. Unter den Teilnehmern der Liturgie wie-

derum machten viele das Kreuzzeichen und

gaben sich so als Katholiken zu erkennen, um

dann auch die eucharistischen Gaben zu emp-

fangen, über die der alt-katholische Bischof

die Wandlungsworte gesprochen hatte. Drif-

ten wir faktisch längst auf eine Privat-Ökume-

ne zu, der es gleichgültig ist, was das Lehramt

sagt? Das sollte nicht sein. Warum aber lassen

Lehramt und Theologie den Glaubenssinn des

Volkes Gottes derart im Stich und vertrösten

permanent weiter, ohne dass sich substanziell

etwas rührt? Was ist denn aus all den schon

vor Jahrzehnten vorgebrachten bedeutenden,

zukunftsweisenden Vorschlägen geworden -

von Rahner, Küng, Fries, Pannenberg, Meyer,

Jüngel, Pesch?...?

Es wäre ungerecht, für Blockaden einseitig

vatikanische Einsprüche verantwortlich zu

machen. Leider wird auf evangelischer Seite

nicht thematisiert, dass bei der substanziellen

Annäherung zwischen Lutheranern und Ka-

tholiken in der Rechtfertigungserklärung fast

zweihundert evangelische Theologieprofes-

soren bevorzugt aus dem deutschen Sprach-

raum mit ihrem „Lehramt“ die faktisch er-

reichte Einigung im gemeinsamen Dokument

hintertrieben und somit jenen vom Lutheri-

schen Weltbund und vom Vatikan gebilligten

großartigen Text seiner ursprünglich zuge-

dachten Autorität beraubten. Wann wird die

evangelische Kirche mit ihren evangelischen

Theologen einmal redlich, wahrhaftig und

selbstkritisch über diesen selbstproduzierten

evangelischen und damit auch universalkirch-

lichen Gau diskutieren?

Theologe, wo bist du?Kirchen- wie Katholikentage haben an theolo-

gischem Profil und theologischer Inspiration

massiv verloren. Vielleicht liegt es daran, dass

große Gelehrte und Lehrmeister des Glaubens

mit Kreativkraft nicht mehr so nachwachsen

wie einst. Ähnliches gilt für geistliche Persön-

lichkeiten, die mit Intellektualität und Emotio-

nalität Visionen entwerfen und die Menschen

aufrütteln, mitnehmen. Allzu vieles bleibt im

Vagen, Zaudernden, Beliebigen, Appellativen,

Moralisierenden. Theologe, wo bist du?

Spitzenpolitiker waren dagegen auch in

Bremen wieder vielfach vertreten. Nur lei-

den deren Äußerungen auch dort unter der

allgemeinen Sprechblasen-Rhetorik und PR-

Routine. Alles schön rund, blass, irgendwie

schon gehört. Den wohl einzig aufgrund des

Promifaktors überfüllten Podien wünschte

man sich einmal ein Politiker-Fasten: dass

wenigstens hin und wieder die Veranstalter

darauf verzichten, die Berliner „Schaubühne“,

die über Fernsehen und Talkshows hinrei-

chend bekannt ist, einzufliegen, um nur zu

wiederholen, was nicht wiederholenswert ist.

Eine solche Askese spricht nicht gegen die

Politik und ihre Protagonisten. Sie spricht

nur für mehr Sensibilität zur rechten Zeit am

richtigen Ort. Es ist schon eigenartig, dass die

Kirchen- wie Katholikentage ständig unpoli-

tischer geworden sind, je mehr Politiker dort

auftauchten. Manche scheinen nicht einmal

mehr zwischen Rednerpult und Kanzel un-

terscheiden zu können, so dass sie sogar nach

rituell-liturgischen Veranstaltungen meinten,

die Wahl-Werbetrommel für sich rühren zu

müssen. Aber es gibt eben aus gutem Grund

im Leben nicht nur verschiedene Atmosphä-

ren, sondern auch verschiedene Sphären.

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Die interessantesten Gestalten der Kir-

chentage treten meistens gar nicht auf den

großen Bühnen auf, obwohl sie auf den wirk-

lich großen und bedeutenden Bühnen der

wahren Welt zu Hause sind, auf den Bühnen

der Kunst, des Theaters. Ein solcher Theater-

mann, Ulrich Khuon vom Thalia in Hamburg,

demnächst Intendant des Deutschen Theaters

in Berlin, fand etwas abseits ein kleines, aber

sehr nachdenkliches Publikum: bei einer so-

genannten Kunstkirche. Seine Bibelarbeit über

das Gleichnis vom barmherzigen Samariter

war ein Meisterstück erzählerischer Kraft, die

uns die professionelle Exegese leider allzu oft

vorenthält. Womöglich hat das Theater mit

dem echten Spiel des Lebens inzwischen auch

viel mehr zu tun als das Theater der Liturgie,

des heiligen Spiels des Gottesdienstes, bei dem

doch eigentlich das Drama von Leben, Leiden,

Tod und Auferweckung Jesu Christi und damit

unserer Erlösung inszeniert sein sollte, zu un-

ser aller Erschütterung.

Khuon wies darauf hin, dass in der Bibel oft

die Frage auftaucht: „Was muss ich tun?“ Und

dann: Was muss ich darüber hinaus tun, um

das richtige Leben zu leben und das ewigen

Leben zu erlangen? Manchmal stecke dahinter

eine Anmaßung. Der Einzelne will gleich die

ganze Welt verändern - und scheitert daran.

Beim barmherzigen Samariter ist die Antwort

der Erzählung scheinbar einfach: Der Mensch

soll aus dem Augenfälligen die Konsequenzen

ziehen. Khuon sieht darin eine wohltuende re-

ligiöse Bescheidenheit. Der Samariter tut das

Schlichte, und das ist genau das Notwendige,

Wahre, Richtige. „Und er tut es praktisch, ver-

nünftig.“ Dann erst geht sein Einsatz für den,

der unter die Räuber gefallen ist, weit über

das hinaus, was man erwarten würde. Wer ist

der Nächste? Kein philosophisches Konstrukt,

keine psychologische Definition. Nicht das

Objekt der Liebe ist der Nächste, sondern das

Subjekt hat sich am Ende als der Nächste er-

wiesen. Der Notleidende macht mich zu sei-

nem Nächsten. „Der Begriff des Nächsten wird

entschränkt und enttheoretisiert.“

Gott, wo bist du?Ist Gott, der Fernste, für uns vielleicht doch

der, den wir Bedürftigen zu unserem Nächsten

machen können? Gott, wo bist du? Die Umkeh-

rung der Adamsfrage wird zur großen Frage

nicht nur der Bibel, sondern der Menschheit

aller Zeiten. Khuon sieht sie verankert in der

Liebe und ihrer tödlichen Zerbrechlichkeit,

diesem immerwährenden größten Mensch-

heitsthema. Der Intendant erinnerte an den

verstorbenen Religionsphilosophen Bernhard

Welte, der immer wieder betont habe, dass am

Anfang von allem die Liebe Gottes steht - und

nicht, dass wir liebesfähig handeln könnten.

Diese Liebe Gottes ist universal, ein freies

Geschenk, keine Leistung. Sie ist für Khuon

Überschuss, kein Tauschgeschenk. Sie steht

unter einem eschatologischen Vorbehalt. Die

menschliche Liebe bewirkt nicht das Reich

Gottes. Aber sie ist eine Vorstufe, eine - so

Khuon - „diesseitige Verschwendung der Kräf-

te“, ohne Belohnung zu erwarten. Wie schön

aber ist es, wenn der, der liebt, geliebt wird! Ist

das Theater nicht nur der Bibel am Ende doch

die wahre Bühne des Lebens?

Der evangelische Kirchentag von Bremen

hatte - wie alle Treffen dieser Art - viele Büh-

nen quer durch die Stadt aufgestellt, und sie

alle wurden dort von zigtausend Zuschauern

umlagert, immer wieder neu. Manchmal mei-

nen wir Menschen, bei unserem Lebensspiel

und Glaubensspiel nur Objekte zu sein. Tat-

sächlich sind wir Spieler, Protagonisten der

ewig neuen, ewig alten Frage: Mensch, wo bist

du? Und wenn wir von Zeit zu Zeit dann trotz-

dem weiterfragen: Gott, wo bist du?, dann ist

die Antwort angekommen auf der Bühne, die

wir selbst sind. Bremen war ein bewegendes,

schönes Glaubens- und Kirchenfest. Kleines

Theater im besten Sinne. Aber was wäre der

kleine Mensch ohne das große Theater Gott,

was wäre Gott ohne das große Theater Mensch

im tragikomischen kosmischen Welttheater?

www.christ-in-der-gegenwart.de

(aus CHRIST IN DER GEGENWART, Heft 22/2009)

Johannes Röser, geboren 1956, Chefredakteur

der Wochenzeitschrift CHRIST IN DER GEGEN-

WART (Freiburg im Breisgau). Schwerpunkte:

Religion, Theologie,

Gesellschaft, Na-

turwissenschaften,

Lateinamerika und

Afrika.

Nach Studium der

Theologie in Frei-

burg und Tübingen

seit 1981 Journalist.

Autor und Her-

ausgeber verschie-

dener Bücher zur

religiösen Frage, zuletzt: „Mein Glaube in Be-

wegung - Stellungnahmen aus Religion, Kulur

und Politik“, „Mut zur Religion - Erziehung,

Werte und die neue Frage nach Gott“, „Was sag

ich Gott? Was sagt mir Gott? - Jugendgebete

und Gedanken“ (Verlag Herder).

Evangelischer Kirchentag 2009

Page 9: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Thema: Regionalisierung

Tagungsbeiträge

Editorial

9

Christliche Werte definierenund zum Leben erweckenCorporate Identity (CI) auf dem Bremer Kirchentag

„Mensch, wo bist du?“ war

auch beim CI-Workshop im

Rahmen des „Zentrums Ge-

meinde“ eine zentrale Frage.

Zu diesem Workshop, aus

einer Reihe von Veranstal-

tungen, die das Netzwerk

Kirchenreform während des

Kirchentags anbot, hatten

sich hier am Samstag gut 25

Teilnehmer unter der Leitung

von Gerhard Regenthal (Cor-

porate Identity-Akademie,

Braunschweig) und Prof. Dr.

Wolfgang Nethöfel zu diesem

intensiven Arbeitstreffen ein-

gefunden.

Mit der einfachen ZUG-

Methode, also der Frage: „Wo

herrscht Zufriedenheit, wo

Unzufriedenheit, wo gibt es

Gestaltungsvorschläge?“ wa-

ren alle Teilnehmer sofort

bei der Analyse ihrer eigenen

Gemeindesituation und nach

zehn Minuten Murmelphase

lagen 30 Ergebnisse auf dem

Fußboden, an denen konkret

weiter gearbeitet werden

könnte.

Im Anschluss an diesen

Einstieg gab es ein reges Fra-

ge- und Antwortspiel um die

Kirchentagslosung „Mensch,

wo bist Du?“. Nach Ansicht

der beiden Referenten reicht

aber die bloße Antwort „Hier

bin ich“ nicht mehr aus.

Christliche Werte müssen

bewusst und klar benannt,

Arbeitsweisen der Kirchen

müssen schlüssig erklärt wer-

den können.

Haben Sie das schon ein-

mal probiert? Können Sie an-

deren gegenüber Ihre Kirche

oder Ihre kirchliche Organi-

sation in nur zwei kurzen ein-

fachen Sätzen präsentieren.

Versuchen Sie doch einmal

das spezifische Profil Ihres

kirchlichen Denkens und Ar-

beitens verständlich und zu-

sammengefasst als Antwort

auf die Frage „Wer sind Sie

eigentlich?“ zu verdeutlichen

und dabei das Besondere her-

auszuheben.

Oftmals hört man Reakti-

onen wie diese: „Wir machen

doch gute kirchliche Arbeit,

haben ein gutes Konzept und

ein vielseitiges Gemeinde-

leben. Unsere Zielgruppen

schätzen unsere Einrichtung,

wir sind sehr angesehen. Wir

müssen keine Werbung ma-

chen. Kirche und kirchliche

Einrichtungen brauchen kei-

ne billige Reklame, das haben

wir gar nicht nötig. Manage-

ment- und Marketingstrate-

gien, wie in der Wirtschaft,

brauchen wir nicht.“

Brauchen Kirchen eine

ganzheitliche CI? Eigentlich

ist das gar nicht die richti-

ge Fragestellenung, denn

Kirchen haben immer eine

ganz spezifische Corporate

Identity – nur ist ihnen diese

oft nicht bewusst. Ganzheit-

liches Denken und vernetz-

tes Arbeiten (= corporate)

sowie gemeinsames Selbst-

verständnis, Motivation und

Selbstbewusstsein (= identi-

ty) sind aber für alle Beteilig-

ten notwendig, um mit den

Veränderungen, Anforderun-

gen und Belastungen fertig

zu werden. Darüber hinaus

braucht es Kraft und Mut,

um die eigenen christlichen

Vorstellungen, Werte und Vi-

sionen verwirklichen zu kön-

nen. Effektives und strategi-

sches Zusammenarbeiten für

eine gemeinsame Sache, für

die sich jeder engagiert und

nicht in der Motivation nach-

lässt, macht einen fundierten

CI-Prozess notwendig.

Kirchen und kirchliche

Einrichtungen brauchen Cor-

porate Identity weil ...

... ganzheitliche christli-

che Denkweisen, ganzheitli-

che Konzepte und Strategien

eine ganzheitliche Theorie

brauchen.

... sie eine herausragende

Positionierung in unserer Ge-

sellschaft haben, vermehrt in

der Öffentlichkeit stehen und

entsprechend ihres Auftrages

die christlichen Werte vertre-

ten, vermitteln und präsen-

tieren.

... sie als große Organisa-

tion so viele Projekte haben,

die aufeinander abgestimmt

werden müssen und die ihre

Zusammenarbeit ständig

weiter verbessern müssen,

sonst bleibt es blinder Aktio-

nismus und Verzettelung mit

mehr Belastungen und Auf-

wand und sich aufhebenden

Wirkungen.

Evangelischer Kirchentag 2009

Page 10: Kirche bewegen 2/2009

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Evangelischer Kirchentag 2009

10

Die Krise als Chance?Bericht von der Jahrestagung des Netzwerks auf dem 4. KVI-Kongress

von Stefan Bölts

Warme Sonnenstrahlen locken viele Men-

schen in den Innenhof des Erbacher Hofs in

Mainz. Wie nobel die geschlossenen Jacketts

aussehen, hat man sich untereinander schon

zur Eröffnung des KVI Kongresses rund um

Kirche, Verwaltung und Informationstechno-

logien präsentieren können. Nun nutzt man

mit erleichterter Anzugsordnung die seltene

Chance, bei einer Tasse Kaffe im informellen

Rahmen mit Anbietern, Fachexperten aus

Wirtschaft und Forschung, sowie potentiellen

Kunden aus kirchlichen Einrichtungen und

Verwaltungen ins Gespräch zu kommen.

Die Verzahnung von Vertretern aus der

Praxis mit den Anbietern passender Soft-

warelösungen ist dabei ebenso reizvoll, wie

der Austausch zwischen den einzelnen profes-

sionalisierten Fachrichtungen der Verwaltun-

gen. Vom Facilitymanagement bis zum Rech-

nungswesen, von der Gebäudeklassifizierung

bis zum Einsatz von Geoinformationssyste-

men hatte auch der 4. Kongress diesen For-

mats wieder ein breit aufgestellten Programm

und bot eine Fülle von Fachvorträgen, inter-

essanten Workshopangeboten und eine Viel-

zahl an Infoständen. Und so wie sich im ver-

gangenen Jahr eine Fachgruppe zum Thema

„Kirchliche Tagungshäuser“ gefunden hatte,

wurden auf dem diesjährigen Kongress vier

weitere Fachgruppen ins Leben gerufen – zu

den Themenbereichen „Energie & Umwelt“,

„Geoinformation“ und „Rechnungsprüfung

& Controlling“ gesellte sich als viertes eine

Fachgruppe „Personalmanagement“, zu deren

Thematik das Netzwerk Kirchenreform auf

dem zurückliegenden Kongress ein Symposi-

um organisiert hatte.

Auch in diesem Jahr beteiligte sich das

Netzwerk Kirchenreform und bettete die

Jahrestagung in den bewährten Rahmen des

KVI-Kongresses ein, der nun schon zum zwei-

ten mal im Erbacher Hof, dem kirchlichen Ta-

gungszentrum des Bistums Mainz, unweit des

altehrwürdigen Doms stattfand. Zum Einstieg

in unser diesjähriges Thema „Leitungs- und

Führungskultur in der Kirche“ referierte kein

geringerer als der Vorstandsvorsitzender der

Führungsakademie für Kirche und Diakonie

(FAKD) und Geschäftsführer der Bundesa-

kademie für Kirche und Diakonie gGmbH

(BAKD), Prof. Dr. Udo Krolzik aus Berlin. Zur

Eröffnung dieses vierten KVI-Kongresses ver-

mittelte er einen Input zur Krisenpräsenz und

bereicherte die aktuelle Debatte, um diverse

tatsächliche oder herbei geredete Krisen, mit

der religionswissenschaftlichen Dimension

eines „Leitungshandeln zwischen Kairos und

Alarmismus“.

Dabei unterstrich er seine Grundthese,

dass der Alarmismus in der gegenwärtige

Finanz- und Wirtschaftskrise nur bewirke,

dass mögliche Chancen verkannt werden:

„Schwarzmalerei führt dazu, dass Menschen

resigniert die Hände in den Schoß legen“. Er

verglich die vieldiskutierte Wirtschaftskrise

mit einer Epidemie, die ihre bestimmten Pha-

sen in Form von Ausbruch, Höhepunkt und

Abklingen mit sich bringt und in verschieden

stark ausgeprägter Intensität wellenförmig

immer wieder auftritt. Es wird nicht immer

die gleiche Krise sein, sondern neue Wellen

der Krise werden neue Gesichter haben. Sie

werden aus neuen Gründen entstehen und

bedürfen deshalb immer wieder neue und be-

sondere Therapien. Sein kompletter Vortrag

wird in der nächsten Ausgabe dieses Magazins

zu lesen sein.

Zum Auftakt der Netzwerktagung stand

Prof. Krolzik im ersten Programmblock für

Fragen und Diskussion über seinen Vortrag

zur Verfügung und bekräftigte, dass aktuelle

Krisen in der Kirche entstehen, weil die Füh-

rungsstrukturen innerhalb der Kirchen nicht

mehr stimmen. Zudem dauere das Verändern

KVI-Kongress 2009Eine Veranstaltung der

Initiative „Kirche, Verwal-

tung & Informationstech-

nologien“

www.kvikongress.de

Tagungsbeiträge

Page 11: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

11

einer Führungskultur in der Wirtschaft rund

sechs bis acht Jahre, in der Kirche könne man

für den gleichen Fortschritt mit einem Zeit-

raum von bis zu 25 Jahren rechnen. Entschei-

dende Veränderung muss dabei sein, dass

man die zentrale Steuerung zugunsten flexib-

ler Steuerung vor Ort mit den entsprechenden

ausgelagerten Kompetenzen und Entschei-

dungsbefugnissen aufgibt.

Nach der Feststellung, dass uns Krisen in

der Kirche nun schon seit Jahren beschäftigen

und eine Art von Dauerzustand zu werden

scheinen, kamen im Publik weitere Fragen

auf: Warum reagieren wir seit Jahren nur auf

Krisen, statt aktiv Veränderungen herbeizu-

führen? Und warum gelingt es nicht, eine dau-

erhafte Krisenbewältigung herbeizuführen?

„Die Veränderung ist langwierig, da nicht

nur Strukturen, sondern auch Personen ver-

ändert werden müssen“, erklärte der Referent

und kritisierte, dass bei der Besetzung von

Führungspositionen häufig nur auf die fach-

lichen, nicht aber auf die persönlichen Vor-

aussetzungen geachtet wird. Ein Beispiel ist

der oft vollzogene Aufstieg aus einer Sachbe-

arbeiterposition in eine Führungsrolle. Damit

gewinnt man zwar gute und fachlich qualifi-

zierte Kräfte, aber keine Führungspersönlich-

keiten.

Als weiteres Beispiel führt er aus, dass un-

ter typischen Führungspersönlichkeiten oft

narzisstische Züge vertreten sind. „Aber ein

Übermaß an Narzissmus disqualifiziert für

eine Führungsrolle. Diese Menschen haben

Schwierigkeiten zu delegieren, die Verantwor-

tung auch dort zu lassen, wo sie hingehört

und sorgen so für frustrieren Mitarbeiter. Man

braucht in der Krise glaubwürdige, fähige Füh-

rungspersönlichkeiten. Nur sie schaffen das

notwendige Vertrauen, das zur Überwindung

der Krise führt.“

„Gier frisst Hirn“, kommentierte Dietmar

Krüger von der Bank für Sozialwirtschaft

nicht nur das Verhalten seiner Berufskolle-

gen in der Finanzwirtschaft, sondern auch die

in den USA lange vorherrschende Mentalität

eines „Kaufen auf Pump bis zum Umfallen“.

Zum Einstieg des zweiten Programmblocks

unserer Jahrestagung präsentierte er kurz und

informativ die entscheidenden Etappen der

zurückliegenden Jahre und Monate, die zur

aktuellen Krisensituation in der Finanz- und

Wirtschaftswelt geführt haben und schloss

seine Einführung mit der These, dass ein

freiwilliges Rating und offene Kommunika-

tionsstrukturen das Aufkommen neuer „Kre-

ditblasen“ vorbeugen könne: „Der Erfolg liegt

im wechselseitigen Vertrauen zwischen Bank

und Kunde“.

Da die Sozialwirtschaft eher konservativ

ausgerichtet ist und deshalb „träge“ auf so

manchem Hype in der Finanzbranche rea-

giert, sei sie nun ein stabilisierender Anker in

der Gesamtwirtschaft. Kritisch sieht er aber

die Entwicklungen, dass die Spendenbereit-

schaft insgesamt sinkt und wichtige Banken-

gruppen sich aus dem Segment des Sozialwe-

sens zurückziehen.

In der anschließenden Diskussion wurde

vor allem seine Aussage hinterfragt, dass eine

Privatisierung in den meisten Fällen die bes-

sere Lösung gegenüber einer kommunalen

Trägerschaft darstelle. Einige Zuhörer sahen

eine Privatisierung gerade im Sozialmarkt

besonders skeptisch und forderten hier eine

gesellschaftliche Solidarität ein. Krüger sieht

hingegen einen Vorteil im Ideenwettbewerb:

„Not macht erfinderisch“, und unterstrich

ein anderes Statement aus dem Publikum,

dass entsprechende Kompetenzen gebraucht

werden, um inhaltliche Signale zu setzen und

beispielsweise den Markenkern von Caritas

und Diakonie zu profilieren. In karitativen

oder diakonischen Werken und Einrichtungen

gäbe es oft eine Diskussion um den Spagat

zwischen Nächstenliebe und Profit. Aus seiner

Sicht sei dies aber kein großes Thema: „Der

Gewinn eines Unternehmens ist kein Selbst-

zweck, sonder eine notwendige Grundlage für

eine vernünftige Rücklagenpolitik“.

„Es gibt keine Auferstehung ohne das Ster-

ben“. Das war eines der theologischen Schlag-

lichter, die Dr. Holger Böckel in seinem Input

zum abschliessenden Programmblock der

Tagungsbeiträge

„Leitung und Führung in

der Kirche ist auch eine

Frage der Richtungsent-

scheidungen. In der EKD

legt man momentan

einen großen Wert auf

die Konzentration aufs

Kerngeschäft. Die Kirche

ist aber nicht dazu da,

Pastoren glücklich zu ma-

chen. Das Erfolgskonzept

der Urkirche lag darin,

die Bedürfnisse derer

wahrzunehmen, die in der

Gesellschaft ‚unten‘ und

‚an den Rändern‘ verortet

waren.“

Page 12: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Thema: Regionalisierung

Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

12

Netzwerktagung ausführte. Unter dem Titel

„Durch Werte führen - gerade in der Krise?“

griff er dabei verschiedene biblische Motive

auf, um Leitungshandeln zu beschreiben. Zum

einen gehe es beim Leiten darum, das Säen

und Ernten, nicht aber das Wachsen an sich,

organisieren zu wollen. Zum anderen könne

gerade auch im wirtschaftlichen Handeln De-

mut und ein Angewiesensein auf Vergebung

ein Zeichen der Stärke sein.

Besondern einprägend war in der abschlie-

ßenden Diskussionsrunde das Statement ei-

nes Teilnehmers, dass sich Führung notfalls

auch von unten neu organisieren kann: „Wenn

die Leitkuh einer Herde Elefanten stirbt, dann

irren die Elefanten zunächst im Kreis und lau-

fen mal der einen oder anderen hinterher, bis

sich schließlich eine damit abfindet, dass die

gesamte Herde hinter ihr herläuft.“

Führung ist vor allem etwas, an dem man

wächst und lernt, weshalb eine Kultur des Ler-

nens wieder gestärkt werden sollte und eine

Balance zwischen „Verantwortung tragen und

dafür auch einsteigen“ und eine gesunde „Of-

fenheit für Fehler und Lernfähigkeit“ gefun-

den werden muss. Wer Führung wahrnimmt,

sollte Treiber sein und nicht Getriebener. Lei-

der wird in der Kirche schnell nur noch über

„Macht und Autorität“ diskutiert, wenn man

sich an dieses historisch geprägte „heiße Ei-

sen“ einer Führungskultur annähert.

Das eine Führung notwendig ist, sollte aber

inzwischen außer Frage stehen. Dabei geht es

aber nicht primär um die Frage, wie man eine

Entscheidung umsetzt, sondern wie man zu

einer Entscheidung kommt. Hier sind Struk-

turen von Leitungsgremien ebenso zu hin-

terfragen wie das Rollenbild von Führungs-

persönlichkeiten. Diese sollten nicht durch

herorische Bilder vom Führen überfordert

werden. Der Fokus muss auf Lern- und Ent-

wicklungsfähigkeit liegen. Dabei kann man

sicherlich auch aus Bereichen der Wirtschaft

lernen, wobei eine wesentliche Erkenntnis

die ist, dass es nicht „die Wirtschaft“ oder „die

Kirche“ gibt, sondern dass sich gerade in der

freien Wirtschaft eine Vielzahl an organisa-

torischen Strukturen und Führungskulturen

entfaltet hat. Hier spielen auch Management-

methoden, Delegationsinstrumente und die

Schulung entsprechender Methodenkompe-

tenzen eine Rolle. Gerade die Kompetenz in

der Nutzung dieser Werkzeuge kommt in der

Kirche aber viel zu kurz: „Die Kirche läuft 20

bis 25 Jahren hinter den Entwicklungen in der

Wirtschaft hinterher“, kommentierte ein Teil-

nehmer die Abschlussdiskussion.

Mission und BildungEin Pladoyer für Glaubenskurse

Ein leidenschaftliches Plädoyer für Glaubens-

kurse hielt Dr. Burghard Krause in seinem

Hauptvortrag auf der diesjährigen Deligier-

tentagung des AMD in Hofgeismar. Er ging da-

bei auch auf das nicht immer spannungsfreie

Verhältnis von Mission und Bildung ein. Sie

finden im Folgenden die ersten vier Haupt-

punkte seines Vortrags, den kompletten Text

finden Sie im Internet: www.a-m-d.de.

1. Mission und Bildung - was haben beide

miteinander zu tun? Sollten sie sich aus dem

Weg gehen, weil sie sich gegenseitig doch nur

stören? Oder brauchen sie einander? Muss

es vielleicht sogar eine enge Verbindung zwi-

schen beiden geben, wenn das Evangelium

nachhaltig unter die Leute kommen soll? Wie

sieht eine bildungsoffene Mission aus? Und

wie eine missionsoffene Bildung? Welche Kri-

terien sind an missionarische Bildungsange-

bote anzulegen, damit Mission ihr Anliegen

nicht verrät und Bildung ihre Standards nicht

einbüßt? Und was hat das alles mit den Glau-

benskursen zu tun, für die sich die AMD so lei-

denschaftlich einsetzt - mit „Emmaus“, „Stu-

fen des Lebens“ und „Christ werden – Christ

bleiben“? Um diese Fragen soll es in meinem

Referat gehen.

2. Mission und Bildung – kein Paar zum

Verlieben. So sah es bislang aus. Man ging sich

geflissentlich aus dem Weg. Evangelische Bil-

dungsträger und evangelistisch motivierte

Missionsfreunde misstrauten sich gegensei-

tig. Eine missionsvergessene Religions- und

Gemeindepädagogik stand einem bildungs-

vergessenen missionarischen Gemeindeauf-

Tagungsbeiträge

Page 13: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Evangelischer Kirchentag 2009

13

bau gegenüber. Vorbehalte blockierten das

Gespräch. Mission mache den Menschen zum

rein rezeptiven Objekt und beraube ihn seines

mündigen Subjektseins in der Auseinander-

setzung mit religiösen Themen – so ein Vor-

wurf der Bildung an die Mission.

Bildung im Raum der Kirche erspare den

Menschen die werbende Einladung zum

Glauben, den Ruf in die Nachfolge und zum

Leben in der Gemeinde – so ein Vorbehalt

der missionarischen Szene gegenüber kirch-

licher Bildungsarbeit. Den Religions- und Ge-

meindepädagogen ging es um ergebnisoffene

Lernprozesse zu Glaubensthemen. Den mis-

sionarisch Engagierten dagegen um ein ganz

und gar nicht offenes Ergebnis: dass nämlich

Menschen tatsächlich zum Glauben finden.

Zwei Welten ohne Korridore. Und so gebärdete

sich die kirchliche Bildungsarbeit lange Zeit

dezidiert missionsresistent. Und die missio-

narische Arbeit zeigte sich am Bildungsthema

kaum interessiert. Heute sehen wir: Das hat

beiden Seiten nicht gut getan.

3. Mission und Bildung - es gibt Anzeichen

dafür, dass sich das zwischen Desinteresse und

Gegnerschaft schwankende Verhältnis zwi-

schen beiden zur Zeit verändert. Allerdings:

Es gibt in beiden Szenen auch Einwände ge-

gen die neue Annäherung. Die Vorbehalte auf

der Bildungsseite will ich hier nicht näher be-

leuchten. Aber die aus dem missionarischen

Lager können wir als AMD nicht übergehen. So

höre ich unter den evangelistisch Engagierten

Stimmen wie: Dürfen wir als AMD dem Bil-

dungsverständnis der Evangelischen Erwach-

senenbildung so einfach die Hand reichen?

Büßen wir nicht in einer Annäherung an die

innerkirchliche Bildungsszene unser missio-

narisches Proprium ein? Suchen wir vielleicht

nur deshalb das Gespräch mit der kirchlichen

Erwachsenenbildung, um Mission in der Kir-

che wieder salonfähig zu machen? Aber um

welchen Preis?

4. Hinter diesen kritischen Einwänden

steht die Angst vor einem missionarischen

Profilverlust als Folge fragwürdiger Kompro-

misse. Das ist ernst zu nehmen. Darum sage

ich gleich zu Beginn: Es kann bei einer neuen

Bestimmung des Verhältnisses von Missi-

on und Bildung nicht darum gehen, dass wir

uns als AMD unhinterfragt einem fremden

Bildungsparadigma unterwerfen, das unser

missionarisches Anliegen verwässert oder ab-

schwächt. Es geht vielmehr darum, im Dialog

mit anderen Bildungsbegriffen ein seriöses ei-

genes, ein missionarisches Bildungsverständ-

nis zu entwickeln und dafür offen zu werben.

Dabei wird sich dann zeigen, ob und wo dieses

Bildungsverständnis anschlussfähig ist.

Aber diese Arbeit an einem missionari-

schen Bildungsbegriff setzt eins voraus: Wir

müssen in der missionarischen Szene endlich

begreifen: Wir haben selbst einen Nachholbe-

darf in Sachen Bildung. Das Bildungsthema ist

ja kein missionsfremdes Thema, das uns von

außen aufgedrängt wird. Es ist unser ureige-

nes, wenn auch oft sträflich vernachlässigtes

Thema seit Anbeginn der Kirche. Denn wo im-

mer Glaube geweckt und gestaltet wird, sind

Bildungsprozesse mit im Spiel. Gerade dieje-

nigen, die Mission wollen, dürfen der damit

verbundenen Bildungsdimension nicht aus-

weichen. Um der Mission willen gilt: Bildung

und Mission gehören zusammen. [ ... ]

Tagungsbeiträge

„Intelligent Transformation“ Ev. Kirchbautag 2009: Kirchenbau und Kirchenreform im 21. Jahrhundert

von Prof. Dr. Thomas Erne

Die EKD unternimmt gegenwärtig den Ver-

such einer Reform der Kirche an Haupt und

Gliedern. Der äußere Anlass sind Zahlen. Die

vorhandenen kirchlichen Strukturen müssen

an sinkende Einnahmen und schwindende

Mitglieder angepasst werden. Dieses „Intel-

ligent Shrinking“ betrifft in einer alternden

Gesellschaft nicht nur die Kirche. Aber für

die Kirche verbindet sich das quantitative

Schrumpfen mit einem Interesse an qualita-

tivem Wachstum. Denn die moderne Selbst-

organisation des eigenen Lebens (U. Beck) hat

zur Folge, dass auch die christliche Religion

unter die Bedingung der Wählbarkeit fällt.

Menschen wählen frei ihre religiösen Orien-

tierungen und sie wählen frei die Art ihrer

Bindung an die Kirche.

Auf diese Herausforderung muss die Kir-

che mit einem Qualitätssprung reagieren,

sowohl bei ihren Inhalten wie in ihrer Orga-

nisationsform. Worin besteht nun bei dieser

„Intelligent Transformation“ der Kirche die

Page 14: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Evangelischer Kirchentag 2009

14

Bedeutung der Kirchengebäude? Drei Aspekte

scheinen mir wichtig zu sein:

1. Institution Kirchengebäude sind öffentliche Zeichen der

christlichen Religion. Sie stehen für die ge-

samtgesellschaftliche Akzeptanz der Religion,

die der individuellen Wahl des Einzelnen vo-

rausgeht. Das erklärt den hohen öffentlichen

Symbolwert der Kirchengebäude. Die Kirche

kann im Grunde keine Kirche verkaufen oder

abreißen. Sie würde sonst ihre gesellschaftli-

che Basis eigenhändig unterminieren.

2. OrganisationKirchengebäude bleiben aber nur dann öf-

fentliche Zeichen der christlichen Religion,

wenn in ihnen auch attraktive Religionsange-

bote gemacht werden, die für die Menschen

von heute von Belang sind. Darin sehe ich das

Wahrheitsmoment von Luthers Empfehlung,

wo keine lebensrelevante religiöse Kommu-

nikation mehr stattfindet, „solle man dieselbe

Kirche abbrechen, wie man alle anderen Häu-

sern tut, wenn sie nimmer nütz sind“ (Martin

Luther Kirchenpostille). Das Zeichen „Kirchen-

gebäude“ ist auf Dauer nur dann ein öffentli-

ches Zeichen der Religion, wenn in ihnen auch

regelmäßig und verlässlich christliche Religi-

on stattfindet.

3. InteraktionKirchengebäuden wächst unter der Bedin-

gung der freien Wählbarkeit der Religion ein

neue Aufgabe zu. Sie sind zumindest doppelt

codiert: Einerseits sind sie domus ecclesiae,

der Raum für den Gottesdienst einer Ortsge-

meinde, anderseits sind Kirchen „Räume der

Begegnung“ (Kulturdenkschrift der EKD) für

Passanten, für Suchende, Fragende und Neu-

gierige.

Die Kirchengebäude werden als eine Art

„Übergangszone zwischen Innen und Außen“

(U. Wagner-Rau, Auf der Schwelle) in Anspruch

genommen. In ihnen finden Begegnungen

mit christlicher Religion in vielfältigen For-

men und Medien statt, die vom Raumerlebnis

über das Gästebuch bis zur Videoinstallation

reichen, und nicht an die Mitgliedschaft in der

Kirche und die Zugehörigkeit zur Ortsgemein-

de gekoppelt sind.

Aus diesen drei Aspekten ergibt sich die

Aufgabe die strategische Ressource der „Kir-

chengebäude“ zu gestalten, eine Aufgabe,

an der sich das EKD-Institut für Kirchenbau

und kirchliche Kunst der Gegenwart beteiligt

durch die Organisation des Ev. Kirchbautages,

die Herausgeberschaft der Zeitschrift „kunst

und kirche“, die Homepage www.kirchbautag.

de, wissenschaftliche Tagungen, Vorträge und

Workshops in Kirchen und Gemeinden und

durch religionsästhetische Schwerpunkte im

Studium der Evangelischen Theologie an der

Universität Marburg:

a. Erhaltung und Neubau

In Zusammenarbeit mit den kirchlichen

Bauämtern begleitet das Marburger EKD-In-

stitut die Bemühungen, die Kirchengebäude

flächendeckend zu erhalten. Das kann nur in

Kooperation mit Kommunen, Vereinen, Stif-

tungen wie der KiBa gelingen. Zugleich sucht

das Institut, indem es gelungene Beispiele

benennt, den Spielraum für qualitativ neue

Konzepte zu erweitern. Bestimmte Kirchen

müssen sich entwickeln können zu City-, Kul-

tur- und Jugendkirchen, um der Situation der

freien Wählbarkeit religiöser Orientierung

gewachsen zu sein. Und neue Kirchen und

Kapellen müssen an den Orten entstehen, wo

Menschen sie brauchen, um der christlichen

Religion neu zu begegnen, in Neubaugebie-

Prof. Dr. Thomas ErneInstitut für Kirchenbau

und kirchliche Kunst der

Gegenwart , Philipps-

Universität Marburg

www.kirchbautag.de

Tagungsbeiträge

Page 15: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Evangelischer Kirchentag 2009

15

ten, an Autobahnen, auf Flughäfen, in Stadien,

in touristischen Zentren.

b. Nutzungserweiterungen

Das EKD-Institut reflektiert die ekklesio-

logischen Chancen und Risiken, die sich aus

Nutzungserweiterungen von Kirchen ergeben.

Das inhaltliche Zentrum einer Kirche kann ge-

stärkt werden, wenn die religiöse Kommunika-

tion durch die erweiterte Nutzung der Kirche

neu an die sozialen Prozesse in einem Dorf

oder Stadtteil angeschlossen wird. Die Risiken

sind nicht nur ein möglicher Profilverlust der

Kirche, sondern auch ein Verlust an „empty

space“, an zweckfreier Weite. Eine Qualität, die

Kirchenräume als einzige öffentliche Gebäude

in einer Stadt repräsentieren.

c. Religionsästhetik

Die Begegnung mit der christlichen Reli-

gion in den Räumen der Kirche bedarf einer

ästhetisch reizvollen Inszenierung, die reli-

giös von Belang ist. In Zusammenarbeit mit

den Kunstbeauftragten der Landeskirchen

organisiert und reflektiert das Marburger

EKD-Institut das Zusammenspiel der Künste

und der christlichen Religion im Blick auf die

gastfreundliche Gestaltung der Kirchenräume

und im Blick auf neue sinnlich-sinnige Litur-

gien.

Tagungsbeiträge

Page 16: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Tagungsbeiträge

Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

16

Freiraum Region – AlbtraumRegionalisierung? Erste Konsultationen am neuen Standort des Gemeindekollegs der VELKD

von Andreas Brummer

Regionalisierung ist

anders, so das Fazit

einer Arbeitsgruppe

nach dem „Praxistag“

der Konsultation. Sie

vollzieht sich anders

in einem württember-

gischen Kirchenbezirk,

einem hannoverschen Kir-

chenkreis oder einer Region

am Rand des Braunkohleab-

baus in Sachsen-Anhalt. Und

wieder anders im Fusions-

prozess dreier Landeskirchen

oder in der Regionalentwick-

lung zwischen Kommunen

aus Bayern und Thüringen.

Bei all dieser Unterschied-

lichkeit wurden im Verlauf

der Konsultation jedoch auch

gemeinsame Einsichten und

Perspektiven deutlich:

Wer in Regionalisierungs-

prozesse verantwortlich

eingebunden ist, der findet

sich in einem Spannungs-

feld wieder, das sich nicht

einfach auflösen lässt. In ih-

ren „Verortungen“ zu Beginn

der Konsultation haben die

Teilnehmenden dieses Span-

nungsfeld in mehrfacher

Hinsicht beschrieben, z.B. als

Spannung zwischen Inhalt

und Struktur oder zwischen

einer Regionalisierung „von

oben“ (Top down) und einer

„von unten“ (Bottom up) bzw.

zwischen befürchtetem (lo-

kalen) Relevanzverlust und

erhofftem (regionalen) Rele-

vanzgewinn.

Den „Königsweg“ gibt es

nicht. Deutlich ist jedoch: Ex-

terne Beratung gibt Prozess-

sicherheit und sorgt für die

Überschaubarkeit des Prozes-

ses. Darüber hinaus können

landeskirchliche Beratungen

inzwischen auf weitreichen-

de Prozesserfahrungen und

ausgefeilte Methoden und

Werkzeuge (z.B. der geogra-

phischen Statistik) zurück-

greifen. Horst Bracks von der

Gemeindeakademie in Rum-

melsberg und Mathias Besser

vom Erlanger Civos-Institut

haben dies am Beispiel der

Dekanatsberatung in Bayern

aufgezeigt. Auch die befris-

tete Anstellung einer Orga-

nisationsentwicklerin auf

Kirchenkreisebene – wie im

Kirchenkreis Burgwedel-Lan-

genhangen – bietet die Chan-

ce zu einem passförmigen

„Prozessdesign“.

Fixierungen auf die Orts-

gemeinde sind nicht weiter-

führend. Bereits vom Neuen

Testament her lässt sich die

Anfrage an eine „Ortskir-

chenromantik“ stellen. Lan-

desbischof Kähler machte in

seinem Vortrag deutlich, dass

Paulus über die Gemeinde hi-

naus gedacht hat (vgl. z.B. 2.

Kor 1,1), und verwies auf übe-

rörtliche Organisationsmerk-

male urchristlicher Gruppen.

Kommunale Prozesse

vollziehen sich – durch pro-

fessionelles Regionalmanage-

ment gestützt – häufig par-

allel zu kirchlichen, werden

aber kirchlicherseits kaum

wahrgenommen. Kirchliche

Prozesse bleiben so oft bin-

nenorientiert, wechselseitige

Lernprozesse bzw. Koope-

rationen finden kaum statt.

Frank Neumann vom Inge-

nieurbüro für Planung und

Umwelt in Erfurt zeigte auf,

welche Chancen sich im Blick

auf Beteiligung, die Erschlie-

ßung von Finanzmitteln oder

die Mitgestaltung des öffent-

lichen Raumes ergeben könn-

ten.

Hilfreich ist eine verän-

derte Wahrnehmung der Am-

bivalenzen und Spannungen

im Handlungsfeld der

Regionalisierung. Profes-

sor Jan Hermelink knüpfte in

diesem Zusammenhang an

den Begriff der „konziliaren

Zusammenkünfte“ bei Ernst

Lange an, der Differenz und

Dissens nicht als Defizit, son-

dern als Ausdruck der Leben-

digkeit von Kirche deutet. Die

Inszenierung des Konflikts

erweist sich auf diesem Hin-

tergrund als eine erste und

notwendige Aufgabe auf dem

Weg zum „Mehrwert der grö-

ßeren Wahrheit“.

Regionalisierung braucht

geistliche Verankerung.

Wo die gottesdienstlichen

Formen, die der Kirche zur

Verfügung stehen, selbstver-

ständlich und zweckfrei ge-

nutzt werden, können sie zu

Ressourcen auch in Regiona-

lisierungskonflikten werden.

Der „Mehrwert der Regio-

nalisierung muss reale oder

befürchtete Nachteile deut-

lich übersteigen“, so ein Teil-

nehmer in seinem Tagungsfa-

zit. In den Diskussionen und

Arbeitsgruppen, aber auch in

den informellen Begegnun-

gen im Zinzendorfhaus wa-

ren die Teilnehmerinnen und

Teilnehmer diesem Mehr-

wert auf der Spur. Sie gingen

mit „geschärftem Blick für

die örtliche Situation“ nach

Hause, wie es eine Teilneh-

Thema: Regionalisierung

Page 17: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Evangelischer Kirchentag 2009

17

merin in ihrem Feedback

formulierte. Deutlich wurde

in Neudietendorf aber auch:

Der Austausch über landes-

kirchliche Binnenhorizonte

hinweg ist weiterhin nötig

– Regionalisierung bleibt ein

Kundschafterthema.

www.gemeindekolleg.de

(Beitrag aus „Kirche in Bewe-

gung“, Mai 2009)

Pro Provincia

von Albert Herrenknecht

Das ländliche Entwicklungs-

büro „PRO PROVINCIA“ beschäf-

tigt sich seit über 30 Jahren

mit der „Binnenmodernisie-

rung ländlicher Räume“ und

der daraus folgenden „sozio-

kulturellen Ausdifferenzierung

der ländlichen Bevölkerung“.

Zur sozialräumlichen und so-

ziologischen Beschreibung die-

ses Erweiterungsprozesses wur-

de von PRO PROVINCIA in den

1990er Jahren der Begriff des

„Regionalen Dorfes“ (weitere

Informationen, siehe: www.pro-

provincia.de / Link: Regionales-

Dorf) geprägt.

Das „Regionale Dorf“ hat

inzwischen auch die Dorf-Kir-

che erreicht. Das Dorf ist inzwi-

schen - fast überall - eine Mi-

niatur der Gesamtgesellschaft

geworden: Noch nie in der

Dorfgeschichte gab es so viele

unterschiedlichen Berufsarten,

Wohnstile und Alltagsleben wie

im heutigen „Regionalen Dorf“

(Albert Herrenknecht).

Dieser Binnenmodernisie-

rungsprozess läuft auch an der

Dorfkirche nicht vorbei, son-

dern geht teilweise mitten

durch diese hindurch. Die „Re-

gionalisierung der Kirche“ ist

also nicht nur eine „räumliche

Frage“ zwischen Pfarrerpräsenz

vor Ort oder regionaler Zentra-

lisierung, sondern auch ein „in-

nerörtlicher Prozess“ einer im-

mer breiteren sozio-kulturellen

Ausdifferenzierung der (Kir-

chen-)Bevölkerung. Diese zwei-

te Seite (die „inner-örtliche Re-

gionalisierung zu Dorf-Kirchen

in der Kirche“) wird in der ak-

tuellen „Regionalisierungsde-

batte“ um Kirche leider bisher

vollkommen vernachlässigt.

Die neue plurale Zusam-

mensetzung der regionalen

Dorfgesellschaft hat auch den

Blick auf die lokale Dorf-Kir-

che grundlegend verändert. Die

neuen Lebensformen der Dorf-

bewohner haben neue Ansprü-

che, aber auch neue Distanzen,

zur Kirche und zur Arbeit der

Kirchengemeinde geschaffen.

Welche Ansprüche haben

die neu-entstandenen dörfli-

chen Kulturkreise im heutigen

„Regionalen Dorf“ an Kirche ?

Wie das heutige Verhältnis

der unterschiedlichen dörfli-

chen Kulturkreise (= der „Alt-

Dörfler“, der „Neu-Dörfler“, der

„Emanzipierten Dörfler“ und der

„Dorf-Rand-Dörfler“) zur loka-

len Kirche und Kirchengemein-

de vor Ort ist, kann im PRO-

PROVINCIA-Workshop „KIRCHE

IM REGIONALEN DORF“ unter-

sucht und erarbeit werden.

Aus ihm heraus werden

wichtige Erkenntnisse ge-

wonnen, wie plural inzwi-

schen das Kirchenbild im

heutigen Dorf aus Sicht der

Bürger geworden ist und wie

die Kirche(ngemeinde) mit die-

ser pluralen Sichtweise heute

richtigerweise umgehen sollte.

Der Workshop hilft dabei,

die neue Realität von Kirche im

heutigen Dorf in vollem Um-

fang zu erfassen und die statt-

gefundenen Verschiebungen

genauer zu analysieren. Die

neue Kirchen-Wahrnehmung

kommt sozusagen in der neu-

en Wirklichkeit des „Regionalen

Dorfes“ an.

Welche unterschiedlichen

orts-kirchlichen Interessens-

gruppen gibt es bereits im heu-

tigen „Regionalen Dorf“ ?

Ein weiterer PRO-PROVIN-

CIA-Workshop befasst sich mit

den heute bereits in jedem Dorf

bestehenden unterschiedli-

chen „ORTS-KIRCHLICHEN IN-

TERESSENSGRUPPEN IM REGI-

ONALEN DORF“. Unter diesem

Begriff werden inzwischen die

sehr ausdifferenzierten, unter-

schiedlichen Nutzer-Interessen

an Kirche im Dorf verstanden,

also das ganze Spektrum der

Ansprüche und Erwartungen,

aber auch der Distanzierungen

und Ablehnungen an eine zeit-

gemäße „Dorfkirche“, bzw. „Re-

gionalkirche“ thematisiert.

Dieser neue Ansatz schafft

den dringend notwendigen

Perspektivwechsel innerhalb

der bisher einseitig aus dem

„Kirchturmsblick“ (d.h. vom

Blickwinkel der Kirche auf das

Dorf) geführten Kirchendebat-

te, deren Hauptfrage immer

vorschnell lautet: „Wie können

wir mehr Leute für die Kirche

(zurück)gewinnen ?“

Anstatt immer nur vom

Pfarrhaus und vom Kirch-

„Dorf-Kirche im Regionalen Dorf“Eine dorf-gemeindliche Betrachtung der Kirchenthematik

Thema: Regionalisierung

Page 18: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

18

turm aus auf die Christenschar

der Dorfbewohner zu schau-

en, wird hier der „Gegen-Blick“

(d.h. vom Dorf und seinen Be-

wohnerinteressen) auf die

Kirche(ngemeinde) gewagt und

gefragt: „Welche Kirche wollen

eigentlich die heutigen Dorfbe-

wohner ?“

Dieser Workshop hilft dabei,

das bisher kaum thematisierte

„Selbstbild der Kirche vor Ort“

kritisch zu hinterfragen und ge-

nauer auszuloten, wie weit die

Kirche noch in den Lebensalltag

der Menschen hineinreicht und

wie die Dorfbewohner selbst

heute ihr „Kirche-Sein“ definie-

ren und leben wollen.

Beide „Workshops“ garantie-

ren, dass alle Teilnehmer in ei-

ner tiefgründigen Diskussion

der Thematik einen klaren, lo-

kal-verwertbaren Erkenntnis-

gewinn erzielen, indem ihnen

sozusagen eine „Brille“ für den

schärferen Blick auf „ihre Dorf-

Kirche“ verpasst wird. Der klei-

ne Nachteil dabei ist: Keiner

wird sein eigenes Dorf danach

mehr mit den gleichen Augen

sehen, sondern immer wieder

diesen in den Workshops er-

lernten „analytischen Blick“ an-

wenden.

Das PRO PROVINCIA – Mo-

dul: „DORF-KIRCHE IM REGI-

ONALEN DORF“ umfasst diese

beiden Workshop-Angebote, die

separat umgesetzt, aber auch

im Paket (als „Doppel-Work-

shop“) gebucht werden können.

Es ist auch möglich, Teile dar-

aus nur als Vortrag oder als Se-

minarteil (Referat, Arbeitsgrup-

pen-Einstieg usw.) „zu leasen“,

oder einen eigenständigen Bei-

trag zur Thematik: „Kirche im

heutigen Dorf – Annäherung

an die dorf-kirchliche Realität

im Regionalen Dorf“ erarbeiten

zu lassen.

Der besondere Analyse-An-

satz von PRO PROVINCIA könn-

te auch dazu genutzt werden,

die unterschiedlichen Inter-

essensfraktionen im Dorf (z.B.

zur Frage: „Die Kirche muss im

Dorf bleiben - die wahre Dorf-

kirche kann nur eine Ortskirche

sein !“) genauer auszuloten und

das „Für-und-Wider“ der Kir-

chengemeinde-Zusammenle-

gung von Seiten der Bürgerin-

teressen her differenzierter zu

betrachten.

PRO PROVINCIA versteht

sich als ländliches Entwick-

lungsbüro in alter ländlicher

Handwerkstradition, d.h. wir

fertigen - auf den jeweiligen Be-

darf hin - maßgeschneiderte

Veranstaltungs- und Vortrags-

modelle an. Sollten Sie Inter-

esse an einer Zusammenarbeit

haben, so bitte wir um eine

diesbezügliche Anfrage.

Buchbesprechung in der „Bestenliste 2009“ von PRO-REGIO-ONLINE

Obwohl das Thema „Regio-

nalisierung“ für die Kirchen ei-

gentlich kein neues Thema ist,

sondern bereits seit den 1970er

Jahren immer wieder diskutiert

wird, hat es sich in den letzten

Jahren zu dem zentralen Struk-

turthema sowohl in der evan-

gelischen, als auch in der ka-

tholischen Kirche entwickelt.

Die Ursachen für die aufgebro-

chene, inzwischen sehr breite

„Regionalisierungsdebatte“ in

den beiden Volkskirchen liegen

zum einen in den innerkirchli-

chen Verschiebungen (wie z.B.

im Rückgang der Kirchenmit-

glieder, in den sinkenden Kir-

chensteuereinnahmen und in

dem - vor allem bei den Katho-

liken - eingetretenen Priester-

mangel) begründet, zum an-

deren sind sie die Folge von

stattgefundenen Verschiebun-

gen im gesellschaftlichen Be-

zug zur Kirche (wie z.B. der, im

rapiden Schwund der Kirchen-

besucher allgemein-spürbaren

Relevanzkrise von Kirche vor

Ort, der zunehmenden Ausdif-

ferenzierung der kirchlichen

Nutzermilieus und der neu-

en und gestiegenen Erwartun-

gen an das Pfarramt). Hinzu

kommt, dass sich in einigen Kir-

chengemeinden im Zuge die-

ser Prozesse und des allgemei-

nen demographischen Wandels

die lokale Kirchengemeinde be-

reits zu einem kleinen Kreis ei-

ner alternden Kerngemeinde

(quasi zu einem „ekklesiologi-

schen Altersheim“) herunterge-

schrumpft hat, die Kirche lokal

nur noch in einer Art „Club-

und Wagenburgmentalität“

pflegt und damit jegliche Öff-

nung und Veränderung erstickt.

Das idyllische Bild, dass unter

jedem Kirchturm ein Pfarrer

sitzt, ist häufig nicht nur nicht

mehr finanzierbar, sondern

auch von Seiten der alltäglichen

praktischen Bedeutung der Kir-

che vor Ort auch nicht mehr zu

rechtfertigen, d.h. die Notwen-

digkeit zur Regionalisierung ist

auf breiter Front gegeben. Das

Problem dabei ist, dass der Be-

griff der „Regionalisierung“

heute in Regel – wie es beim

einst auch eher positiv–besetz-

ten Begriff der „Reform“ eben-

falls der Fall war – inzwischen

eher negative Assoziationen

hervorruft und zum Synonym

für Zwangsfusion, Gemein-

deauflösung oder den Abbau

von hauptamtlichen Stellen im

kirchlichen Arbeitsbereich ge-

worden ist. Gegen diese „Enteig-

nungs-Ängste“ hat es die Regio-

nalisierung schwer, ihre Vorteile

einer profilierten und struktu-

rierten Aufgabenverteilung zu

Thema: Regionalisierung

Stefan Bölts, Wolfgang

Nethöfel (Hrsg.)

Aufbuch in die RegionKirchenreform zwischen

Zwangsfusion und profi-

lierter Nachbarschaft

ISBN 978-3-936912-88-3

Preis: 26,80 Euro

Page 19: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

19

vermitteln. Gerade im ländli-

chen Raum kommt bei vielen

älteren Gemeindebewohnern

noch die „traumatische Erfah-

rung“ mit den negativen Fol-

gen der Gebietsreform und der

dauerhaften infrastrukturellen

Ausdünnung hinzu: Nachdem

den Dörfern ihre Eigenständig-

keit und Selbstversorgung ge-

raubt wurde, will nun auch die

Kirche – als die letzte verblie-

bene Basis einer Großorgani-

sation im Dorf – ihre Bastion

räumen, sich, als meist noch

einziger Kulturträger, Begeg-

nungsort und Orientierungs-

punkt in der Fläche, davonma-

chen. „Die Kirche muß im Dorf

bleiben !“ wird für diese, meist

älteren, Kirchengemeindemit-

glieder zu einer zweiten Glau-

bens- und Glaubwürdigkeitsfra-

ge für und an ihre Institution.

Sie sind mit der felsenfesten

Einheit von Ort und Kirche, mit

dieser lokal-eingebetteten Paro-

chie, mit der klaren Parole: „Ein

Dorf – ein Pfarrer“, aufgewach-

sen und können und wollen

sich eine Kirche außerhalb die-

ser Ordnung nicht vorstellen.

Sie sind auch kaum umzustim-

men mit den Argumenten der

Regionalisierungs-Befürwor-

ter, die ins Felde führen, dass

die Dörfer heute längst mobi-

le Orte, eingebunden in eine re-

gionale Arbeitsteilung, mit sehr

ausdifferenzierten Bürgerinte-

ressen, geworden sind und die

Kirche dieser neuen Komplexi-

tät und Realität auch in ihrem

Angebot und in ihren Organi-

sationsstrukturen endlich fol-

gen sollte.

Der „Regionalisierungs-

kampf“ in der Kirche tobt also

weiter und ihre „neue regi-

onale Subjektwerdung“ zwi-

schen „Heimatmuseum und

Zukunftswerkstatt“ wird an-

dauern. Gleichzeitig ist festzu-

stellen, dass es, obwohl es zu

diesem Thema inzwischen Re-

formpapiere, Studien und Ar-

beitshilfen zuhauf gibt, diese

offensichtlich an der Kirchen-

basis kaum Beachtung finden.

Die Kirche hat ein Kommuni-

kationsproblem das darin liegt,

ihren Mitgliedern ihre Reform

nicht klar verständlich und

nachvollziehbar machen zu

können. Diese Diskrepanz war

eines der Motive, diesen Sam-

melband aufzulegen, um der

breiter werdenden Schar von

Interessierten diesen, bisher

primär auf der kircheninternen

Funktionärs- und Wissenschaft-

sebene geführten, Diskurs zu-

gänglich zu machen. Der Rea-

der versammelt sowohl ältere

grundlegende Artikel, als auch

aktuell-erstellte Einzelbeiträge

zum Thema, stellt sowohl ana-

lytische Beiträge, als auch Er-

fahrungsberichte vor und bie-

tet auf seinen umfangreichen

475 Seiten eine Fülle von Anre-

gungen, Diskussionsbeiträgen

und Praxisansätzen zum The-

ma „Regionalisierung“. Obwohl

das Buch primär die Kirchen-

diskussion innerhalb der evan-

gelischen Kirche wiedergibt,

befinden sich in ihm auch Ar-

tikel zur Regionalisierungspra-

xis aus der katholischen Kirche.

Die beiden Volkskirchen sind

also in der „Frage der Regiona-

lisierung“ wieder ökumenisch

vereint.

Der große Verdienst dieses

Sammelreaders ist, dass er mit

dieser sehr guten Zusammen-

stellung der teilweise bisher

nur in einzelnen Fachzeitschrif-

ten oder kircheninternen Mate-

rialsammlungen, Leitfäden und

Richtlinien, geführten Diskussi-

on diese nun öffentlich zugäng-

lich macht und sie damit quasi

in den öffentlichen Gemeinde-

raum hinein rück-überträgt.

Ein wichtiges Buch für alle Kir-

chenmitglieder, Kirchenenga-

gierten und Kircheninteressier-

ten, die sich zur Kirche vor Ort

Sorgen, Gedanken oder Reform-

wünsche machen und vor allem

für die Kirchengemeinden und

Bürger in den Dörfern, für die

es die Chance bietet, aktiv und

informiert an dieser Struktur-

debatte teilzuhaben und teilzu-

nehmen. Dieses Buch wird von

uns zur breiten Lektüre und

Diskussion empfohlen und ge-

hört daher zurecht auf Platz 3

unserer BestenListe.

www.pro-regio-online.de

Thema: Regionalisierung

Regionale Kooperation undFusion Ein Ratgeber für Gemeinden in der Reihe Gemeindepraxis

Buchbesprechung von Kerstin Neddermeyer

Der sehr handliche und pra-

xisorientierte Band „Regiona-

le Kooperation und Fusion“

von Dieter Pohl liest sich wie

ein Bericht gelingender Bera-

tungsarbeit.

Nach grundlegenden Ge-

danken zur Entstehung und

Entwicklung von Kirche und

Gesellschaft, nach der Suche

einer Orientierung in diesem

Veränderungsprozess, der

einer Kirche Jesu Christi an-

gemessen ist, beschreibt der

Autor mögliche Perspektiven

für die Zusammenarbeit von

Gemeinden. Die besondere

Aufmerksamkeit legt Dieter

Page 20: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Tagungsbeiträge

Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

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Impressum

Redaktion (ViSdP): Stefan Bölts <stefan.boelts(at)netzwerkkirchenreform.de>

Redaktionsadresse: Netzwerk Kirchenreform, Postfach 1165, 61477 Glashütten

Autoren dieser Ausgabe: Stefan Bölts, Andreas Brummer, Prof. Dr. Thomas Erne, Albert Herrenknecht, Martin Horstmann, Kerstin Neddermeyer, Elke Neuhausen, Dr. Burghard Krause, Gerhard Regenthal,

Johannes Röser.

Internet: www.netzwerk-kirchenreform.de

Sprecher des Netzwerks: Prof. Dr. Wolfgang Nethöfel, Propst Dr. Sigrud Rink

Vertrieb: Sie können dieses Magazin auf der Internetseite des Netzwerks Kirchenreform online abonnieren und auch wieder abbestellen: http://www.kirche-bewegen.de

Pohl dabei auf die Zukunfts-

fähigkeit von Gemeinden, die

ihre Arbeit miteinander ver-

knüpfen. Die Erarbeitung re-

gionaler Handlungsfähigkeit

steht somit im Mittelpunkt

der Perspektiventwicklung,

die in diesem Buch angebo-

ten wird.

Von einer klaren und

unerbittlichen Analyse der

Ist-Situation in der Evange-

lischen Kirche im Rheinland

führt der Weg über die Bil-

dung von Regionen bis hin

zu Zusammenschlüssen von

Kirchengemeinden.

Gedacht ist das Buch „Re-

gionale Kooperation und

Fusion“ als Ratgeber für Ge-

meinden, die sich in die Ver-

änderung begeben wollen.

Wie weit dieser Band das leis-

ten kann, weiß ich nicht zu

sagen. Viele Überlegungen

zum Verlauf der Sitzungen

und des Prozesses scheinen

mir an Beratende gerichtet

zu sein, oder doch zumindest

Handelnde im Blick zu haben,

die prozessorientiert planen.

Durch die Anbindung der

Prozessschritte an einen kon-

kreten Beratungsfall wird der

Lesende auf der einen Seite

gut in den Veränderungsver-

lauf dieser Kirchengemeinde

hinein genommen. Auf der

anderen Seite bleibt aber die

Perspektive der Entwicklung

eng an dieser konkreten Situ-

ation gebunden. Bei dem sehr

emotional besetzten Thema

der Vereinigung wird den Fra-

gen der Konfliktbearbeitung

und Trauerarbeit nur wenig

Raum zugedacht und die an-

gebotenen Hilfen bleiben in

allgemeinen Aussagen zum

Kommunikationsgeschehen

stecken.

Dieter Pohl stellt jedoch

bewährte Arbeitsmaterialien

vor und stellt den Beraten-

den 26 Schaubilder zur Wei-

terarbeit zur Verfügung. Die

Erläuterungen zu den Schau-

bildern helfen, den Anwen-

dungsrahmen der einzelnen

Schritte gut nachzuvollzie-

hen.

Den Abschluss der Dar-

stellung bildet konsequen-

terweise die Empfehlung

einer Gestaltungshilfe zur

Feier eines Gottesdienstes

zur Schließung einer Gottes-

dienststätte.

Für die Beratungspraxis

ist diese Materialsammlung

eine schöne Ergänzung zum

eigenen Planen.

Dieter Pohl

Regionale Kooperation und FusionEin Ratgeber für Gemeinden

Reihe Gemeindepraxis, Bd. 3

Preis 12,80 Euro

Paperback

184 Seiten mit zahlreichen

Checklisten

ISBN 978-3-374-02649-4

Evangelische Verlagsanstalt

Leipzig

Thema: Regionalisierung

Page 21: Kirche bewegen 2/2009

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Thema: Regionalisierung

Tagungsbeiträge

Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

21

Forschung

Suchet der Stadt Bestes!Studie zu Erfolgsfaktoren in der Gemeinwesendiakonie

von Martin Horstmann und Elke Neuhausen

Das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD

(SI) führt, in Kooperation mit dem Kirchen-

amt der EKD und dem Diakonischen Werk der

EKD, von Sommer 2008 bis Ende 2009 ein

Forschungsprojekt zur Gemeinwesendiakonie

durch. Ziel ist es, Erkenntnisse über gemein-

wesendiakonische Arbeit zusammenzutra-

gen, um theoriegeleitete Empfehlungen für

die Praxis ableiten zu können.

Im Bereich von Kirche und Diakonie stößt

man zunehmend auf Hinweise zur Gemein-

wesendiakonie, wenn auch nicht dem Namen

nach, so zumindest von der Sache her. Bisher

gibt es allerdings noch wenig systematische

Erkenntnisse über die Gemeinwesendiakonie.

Mit dem Forschungsprojekt nimmt das

SI nun die Gemeinwesendiakonie sozialwis-

senschaftlich in den Blick. Im Frühjahr und

Sommer 2009 werden an sechs Standorten

gemeinwesendiakonisch ausgerichtete Pro-

jekte mit Methoden der qualitativen Sozial-

forschung untersucht. Von November 2008

bis Januar 2009 startete eine deutschland-

weite Abfrage zu gemeinwesendiakonischen

Projekten.

Diese Abfrage wurde speziell für die Aus-

wahl der Untersuchungsstandorte konzipiert.

Aufgrund der positiven Rückmeldungen

möchten wir jedoch über die Projektauswahl

hinaus einige Ergebnisse der Abfrage vorstel-

len. Dadurch ergeben sich Einblicke in die ge-

meinwesendiakonische Projektlandschaft von

Kirche und Diakonie. Die zusammengetrage-

nen Ergebnisse können nicht den gegenwär-

tigen Stand der Gemeinwesendiakonie abbil-

den, bieten aber Aufschlüsse über Trends.

Der Begriff Gemeinwesendiakonie be-

schreibt eine Gestalt kirchlich-diakonischer

Arbeit, die von Kirchengemeinden, diakoni-

schen Diensten und Einrichtungen gemein-

sam getragen wird. Gemeinsames Handeln

von verfasster Kirche und organisierter Dia-

konie setzt eine strategische Zusammenar-

beit voraus, um so Klienten-, Mitglieder- und

Gemeinwesenorientierung in Balance zu

bringen. Wir unterscheiden zwischen den Be-

griffen Gemeinwesenarbeit und Gemeinwe-

senorientierung. Gemeinwesenorientierung

bezeichnet eine „Öffnung einer Institution

zum Stadtteil hin, um deren Arbeit effektiver

zu machen, z.B. Öffnung der Schule, Dezentra-

lisierung psychosozialer Dienste, stadtteilori-

entierte Volkshochschularbeit“. Synonym wird

der Begriff der Statteilorientierung verwendet.

Der Begriff Gemeinwesenarbeit geht über eine

bloße Gemeinwesenorientierung hinaus und

wird definiert als „eine sozialräumliche Stra-

tegie, die sich ganzheitlich auf den Stadtteil

und nicht pädagogisch auf einzelne Individu-

en richtet. Sie arbeitet mit den Ressourcen des

Stadtteils und seiner Bewohner, um seine De-

fizite aufzuheben. Damit verändert sie dann

allerdings auch die Lebensverhältnisse seiner

BewohnerInnen“.

In der Theorie zur Gemeinwesenarbeit

wird grundsätzlich zwischen dem Arbeits-

feld Gemeinwesenarbeit und dem Arbeits-

prinzip Gemeinwesenarbeit unterschieden.

Beim Arbeitsfeld Gemeinwesenarbeit rücken

vor allem die beteiligten Institutionen und

Personen in den Vordergrund, beim Arbeits-

prinzip Gemeinwesenarbeit handelt es sich

um eine grundsätzliche Herangehensweise

an soziale Problemlagen. Gemeinwesenar-

beit als Arbeitsprinzip wird gegenwärtig im

Zusammenhang mit einer Sozialraumorien-

tierung diskutiert. Diese „hebt die klassische

Abgrenzung von Fallarbeit, Gruppenarbeit

und Gemeinwesenarbeit auf und integriert

die Arbeitsformen der Sozialen Arbeit zu ei-

nem mehrschichtigen Ansatz“. Der Begriff der

Sozialraumorientierung umfasst damit auch

den Begriff der Gemeinwesenarbeit. Früchtel/

Cyprian/Budde verstehen Sozialraumorien-

tierung als integrierten mehrdimensionalen

Arbeitsansatz, der folgende sechs theoretische

Konzepte aufgreift: Lebensweltorientierung,

Empowerment, Neue Steuerung, Organisa-

tionsentwicklung, Soziales Kapital und eben

das Arbeitsprinzip der Gemeinwesenarbeit.

Wenn wir im Folgenden von Gemeinwe-

senorientierung sprechen, meinen wir damit

die Ausrichtung der kirchlich-diakonischen

Akteure auf das Gemeinwesen hin. Einerseits

um dessen Ressourcen zu nutzen, anderer-

seits um vor Ort Wirkung zu erzielen. Dazu

bedarf es der Vernetzung mit weiteren Ko-

operationspartnern vor Ort. Kooperationen

sollen nicht ausschließlich Versorgungsstruk-

turen optimieren, sondern eine eigenständige

Die komplette Studie mit

der Auswertung und allen

Ergebnissen erhalten Sie

beim Sozialwissenschaftli-

chen Institut der EKD:

www.si-ekd.de

Page 22: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

Aktuelle Meldungen

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Thema: Regionalisierung

Tagungsbeiträge

Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

22

Form vernetzter kirchlich-diakonischer Arbeit

ermöglichen, um im Gemeinwesen selbst eine

Wirkung zu entfalten.

Das unsere Abfrage leitende Verständnis

von Gemeinwesendiakonie geht von drei zen-

tralen Aspekten aus:

Gemeinwesendiakonisches Handeln als ge-meinwesenorientiertes Handeln:

Gemeinwesenorientierung bezeichnet

die Öffnung zum Gemeinwesen hin. Dies

geschieht durch Kooperationen im Gemein-

wesen, den Einbezug von Ressourcen vor Ort

und der Vernetzung verschiedener Akteure,

auch über die Bereiche von verfasster Kirche

und organisierter Diakonie hinaus.

Gemeinwesendiakonisches Handeln als ge-meinsames Handeln von verfasster Kirche und organisierter Diakonie:

Erst wenn kirchliche und diakonische

Akteure gemeinsam Verantwortung vor Ort

und für den Ort wahrnehmen, kann von Ge-

meinwesendiakonie gesprochen werden. Eine

sozialräumliche (Neu-)Ausrichtung diakoni-

scher Einrichtungen oder die Ausweitung der

Gemeindeaktivität zur Gemeinwesenaktivität

sind in unserem Verständnis noch kein ge-

meinwesendiakonisches Engagement.

Gemeinwesendiakonisches Handeln als stra-tegisches Handeln der beteiligten Akteure:

Die Beteiligten begreifen ihr gemeinwe-

sendiakonisches Engagement als strategi-

sches und nicht als bloß zufälliges Handeln.

Davon unbenommen bleibt, dass dieses Han-

deln durchaus zufällig und situativ entstehen

kann. Um in unserem Verständnis tatsächlich

von Gemeinwesendiakonie sprechen zu kön-

nen, bedarf es allerdings der bewussten Ent-

scheidung, dieses Handeln als strategisches

Handeln zu begreifen.

In einem zeitlichen Rahmen von Novem-

ber 2008 bis Januar 2009 erfolgte eine bun-

desweite Abfrage unter dem Titel „Suchet der Stadt Bestes!“ Studie zu Erfolgsfaktoren in der Gemeinwesendiakonie: Modellprojekte gesucht!

Der Fragebogen erfasst Projektträger, in-

haltliche Projektschwerpunkte, Laufzeit des

Projektes, zur Verfügung stehende Räumlich-

keiten und Personal, beteiligte Kooperations-

partner und die Projektfinanzierung.

Eine Schwierigkeit bestand für uns darin,

dass wir die Abfrage nicht direkt an die Tätigen

in der Gemeinwesendiakonie richten konn-

ten. Gegenwärtig gibt es keine (überregional)

organisierte Struktur der gemeinwesendiako-

nisch Tätigen in Deutschland. Daher wurde

die Abfrage per Email an folgende Fachkreise

gesandt mit der Bitte um Weiterleitung an Be-

teiligte in der Gemeinwesendiakonie:

› Referenten des Diakonischen Werks

der EKD

› Referenten bzw. Kontaktpersonen der

Diakonie-Landesverbände für den

Bereich „Soziale Stadt“,

› Diakonie-Referenten der Landeskirchen,

› eingetragene Teilnehmer des Netzwerks

„Diakoniekirchen in Europa“.

Die Anforderung an die Projektstandorte be-

stand in der Beteiligung von Akteuren aus

dem Bereich der verfassten Kirche, der or-

ganisierten Diakonie und aus dem sozialen,

politischen oder wirtschaftlichen Bereich.

Außerdem sollen die Projekte gemeinwesen-

orientiert ausgerichtet sein. Inhaltlich wurde

die Gemeinwesenorientierung nicht näher be-

stimmt und operationalisiert; an dieser Stelle

genügt die Selbstdefinition der Projektbetei-

ligten.

Aus der Auswertung der Fragen zu Träger-

struktur, Finanzierung und Kooperationspart-

nern ließen sich vier verschiedene Typen von

Kooperationen erkennen und eindeutig un-

terscheiden:

› Kooperation zwischen Akteuren der

verfassten Kirche und der organisierten

Diakonie, die sich zum Gemeinwesen hin

öffnen, aber über keine weiteren Koope-

rationspartner außerhalb von Kirche und

Diakonie verfügen.

› Kooperation zwischen Akteuren der

verfassten Kirche und der organisierten

Diakonie, die sich zum Gemeinwesen hin

öffnen und darüber hinaus über weitere

Kooperationspartner im Gemeinwesen

verfügen.

› Kooperation zwischen Akteuren organi-

sierter Diakonie, die sich zum Gemeinwe-

sen hin öffnen und mit weiteren Akteuren

im Gemeinwesen kooperieren, allerdings

ohne expliziten Einbezug kirchlicher

Akteure.

› Kooperation zwischen Akteuren verfass-

ter Kirche, die sich zum Gemeinwesen

hin öffnen und mit weiteren Akteuren

im Gemeinwesen kooperieren, allerdings

ohne expliziten Einbezug von Akteuren

der organisierten Diakonie.

Forschung

Page 23: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

Aktuelle Meldungen

Forschung

Service

Thema: Regionalisierung

Tagungsbeiträge

Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

23

Buchvorstellungen

Gottesdienst feiern -aber wie?

Keine christliche Gemeinde

ohne Gottesdienst. Aber was

macht den Gottesdienst zum

Gottesdienst? Und wie feiern

Christen im dritten Jahrtau-

send? Pfarrer Johannes Eiß-

ler, Prälat Ulrich Mack, Refe-

rentin Martina Liebendörfer

u.a. erzählen von Erfahrun-

gen in ihren Gemeinden.

Theologisch fundierte und

praktische Beiträge runden

die persönlichen Statements

ab. So wird verständlich, was

Gottesdienst ausmacht und

wie man ihn attraktiv und

kreativ feiern kann.

Das Buch erscheint als

dritter Band der Reihe „Kir-

che wächst“ und wird von

Maike Sachs, der Leiterin des

Projektes „Wachsende Kirche“

des Evangelischen Gemein-

dedienstes für Württemberg

herausgegeben.

Preis: 12,95 Euro (D)

August 2009

Paperback, ca. 208 Seiten

ISBN 978-3-7751-5082-8

MissionarischeGemeindeentwicklung

Lassen (Zweit)Gottesdienste,

Glaubenskurse und Haus-

kreise Gemeinden neu auf-

brechen? In diesem neuen

PraxisBuch sind die Ergeb-

nisse der Neuendettelsauer

Tagung „Gemeinde im Auf-

bruch“ zusammengefasst

und durch weiterführende

Artikel ergänzt.

Das Buch enthält eine Ein-

führung in verschiedene Mo-

delle und Konzepte aus den

Bereichen (Zweit-)Gottes-

dienst, Glaubenskurs und

Hauskreis; bietet viele hilf-

reiche Tipps und Hinweise,

und es zeigt die Spannung

zwischen Resignation und

Hoffnung in der Gemeinde-

entwicklung auf.

Mit Beiträgen von zehn

Autoren aus Wissenschaft

und Praxis, u.a. Prof. Paul M.

Zulehner, Prof. Beate Hof-

mann, Dr. Thomas Popp,

Hans-Hermann Pompe, Fritz

Neubacher; Herausgegeben

von Friedrich Rößner

Preis: 9,60 Euro (D)

Paperback, 100 Seiten

ISBN 978-3-00-027101-4

Verantwortet Kirchesein - hier und heute

Wie geht es mit unseren Ge-

meinden, wie geht es mit

unserer Kirche weiter? Das

fragen sich viele Haupt- und

Ehrenamtliche in unseren

Pfarreien, dazu gibt es aber

nur wenige Visionen.

In Form eines Sammelbandes

publiziert die Theologische

Fakultät Fulda Beiträge aus

dem 6. Symposion zum Pas-

toralen Prozess und führt die

dort diskutierten Überlegun-

gen weiter.

Dabei wird vor allem deut-

lich, das Aktionismus die

Kirche nicht weiter führt. Es

braucht eine vertiefte Refle-

xion auf die Wurzeln und die

Sendung der Kirche. Hilfreich

ist der Blick in außereuropä-

ische kirchliche Wirklichkeit,

aber auch auf eine Weitung

der Milieus, eine Weitung der

Pastoralen Räume und der

Kooperationen. Dabei muss

manches aufgegeben werden,

um Freiraum für missionari-

sche Praxis zu gewinnen.

Nicht der Blick auf die

schrumpfende Kirche fördert

die Hoffnung, sondern das

Wagnis, mit neuen Ideen, un-

gewohnter Kooperation an-

dere anzusprechen, verheißt

Zukunft. So will das Buch Mut

machen und schaut hoff-

nungsfroh in die Zukunft.

Allen die sich haupt- und eh-

renamtlich in der Kirche en-

gagieren ist dieses Buch zur

Lektüre und zum vertiefen-

den Gespräch zu empfehlen.

Preis: 16,00 Euro (D)

Juli 2009

Paperback, 204 Seiten

ISBN 978-3-7820-0914-0

Buchvorstellungen

Page 24: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

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Thema: Regionalisierung

Tagungsbeiträge

Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

24

Auf dem Gelände der Lan-

desgartenschau möchte Pas-

tor Gunnar Urbach, Ev.-Luth.

Kirchengemeinde Harkshei-

de, eine Gläserne Kirche errich-

ten. Damit soll ein besonde-

rer Akzent gesetzt werden, der

sich transparent in die Land-

schaft einfügt. Die Gläserne Kir-

che soll dauerhaft und nachhal-

tig für Gottesdienste (z. B. auch

als Hochzeitskirche) und kirch-

liche Veranstaltungen genutzt

werden. Als Anregung für die

Gestaltung dient die Wayfarers

Chapel in Rancho Palos Verdes,

Kalifornien/USA.

Die Gläserne Kirche soll

den zentralen Mittelpunkt der

kirchlichen Aktivitäten zur Lan-

desgartenschau im Jahr 2011

bilden. Sie soll durch ihre ein-

zigartige Gestaltung und durch

ihre Angebote Menschen an-

sprechen, die mit den kirchli-

chen Angeboten bisher kaum

oder nicht erreicht werden.

Dazu werden u. a. Gottesdiens-

te und Andachten „unter frei-

em Himmel“ und mit „Blick in

die Schöpfung Gottes“ sowie

vielfältige weitere kirchliche

Veranstaltungen gehören.

Die Gläserne Kirche soll,

mit einem Blick durch den Al-

tarraum auf

den großen

See, direkt

an der gro-

ßen Prome-

nade lie-

gen. Der

E i n g a n g s -

bereich von

Westen her liegt bereits im

Waldpark. Ganz besonders wer-

den daher die Blickverbindun-

gen in die Kirche hinein und

aus der Kirche heraus sein.

Durch die weitgehende Ver-

wendung von Glas soll eine

größtmögliche Transparenz

und zusätzlich eine Transzen-

denz geschaffen werden. Die

Gläserne Kirche wird als inno-

vatives und ökologisches Mus-

terprojekt gestaltet werden. Sie

setzt wie ein „Leuchtturm“ ein

Zeichen für die grundlegenden

Werte des Lebens und für die

Bewahrung der Schöpfung. Ihre

Architektur strahlt in die umge-

bende Landschaft aus. Sie wird

einzigartig in Deutschland sein

und ein besonderes Alleinstel-

lungsmerkmal für die Landes-

gartenschau und für die Stadt

Norderstedt bedeuten.

Die Kirche soll 80 bis 120

(max. 180) Plätze haben und

wird eine Grundfläche von ca.

300 m2 umfassen.

Der architektonische Ide-

enwettbewerb für die Gestal-

tung der Gläsernen Kirche ist

Anfang Mai mit über 25 Studie-

renden der HafenCity Universi-

tät Hamburg gestartet worden

und wird als Prüfungsarbeit

durchgeführt. Die Jury wird

am 15. Juli im Kirchlichen Zen-

trum am Falkenberg tagen und

mit der Preisverleihung durch

Stadtpräsidentin Kathrin Oeh-

me abschließen. Anschließend

werden die Entwürfe dort aus-

gestellt und können bis zum 26.

Juli besichtigt werden.

Die Stadt Norderstedt ist ge-

beten worden, das Grundstück

zur Verfügung zu stellen und

die Erschließung zu überneh-

men. Die Baukosten von maxi-

mal 1,2 Mio. E sollen ausschließ-

lich durch Spenden finanziert

werden. Erster Sponsor ist die

HPI Ingenieurbüro GmbH,

Hamburg, die unentgeltlich die

Vorarbeiten begleitet und die

Projektsteuerung übernom-

men hat. Der Oliver Hauschildt

Verlag und Werbeagentur un-

terstützt die Öffentlichkeits-

arbeit mit Spenden und Sach-

leistungen. Kontakte gibt es

außerdem bereits zu großen

Unternehmen der Glasindust-

rie und zu GlaskünstlerInnen,

die sich am Bau der Gläsernen

Kirche beteiligen wollen.

Nach historischem Vorbild

wird jetzt eine Bauhütte ge-

gründet, in der Handwerksfir-

men und BürgerInnen zusam-

menarbeiten, um den Bau der

Gläsernen Kirche zu erreichen

und zu vollenden. Deshalb bit-

tet Pastor Gunnar Urbach: „Ge-

ben Sie der Vision Leben. Bauen

Sie mit an der Gläsernen Kir-

che!“

Weitere Informationen

im Internet:

www.glaeserne-kirche.de

Der Himmel steht offen ...Die Gläserne Kirche auf der Landesgartenschau in Norderstedt 2011

Gottesdienst in der „Way-

farers Chapel“ im kali-

fornischen Rancho Palos

Verdes. Die Norderstedter

Kirche könnte laut Pastor

Gunnar Urbach ganz ohne

eine Holzkonstruktion und

komplett aus Glas gebaut

werden.

Aktuelle Meldungen

Page 25: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

Forschung

Buchvorstellungen

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Thema: Regionalisierung

Tagungsbeiträge

Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

25

Die Barmer Theologische

Erklärung wurde auf der ers-

ten Bekenntnissynode der Be-

kennenden Kirche von 29. - 31.

Mai 1934 in Wuppertal-Barmen

verabschiedet. Sie bezeichnet

einen der wenigen Momente,

da die evangelische Kirche in

Deutschland ernsthaften Wi-

derstand gegen den totalitären

Anspruch des nationalsozialis-

tischen Weltanschauungsstaa-

tes geleistet hat. Damit trug sie

vor allem zu einem innerkirch-

lichen Konsolidierungsprozess

bei, während die Wirkung in

die Gesellschaft hinein gering

blieb.

„Die evangelische Kirche

muss sich heute entscheiden“,

so Bernd Hans Göhrig, Bun-

desgeschäftsführer der IKvu,

„ob sie die Barmer Theologi-

sche Erklärung auf ein musea-

les Podest erheben will, um sich

ihrer damit faktisch zu entledi-

gen, oder ob sie sich ernsthaft

darum bemühen wird, der Ak-

tualität der Barmer Erklärung

nachzugehen und sich von ihr

anfragen zu lassen.“

Sockel oder Basis, Main-

stream oder beständige Refor-

mation aus eigener Kraft und

Quelle - die evangelische Kir-

che hat die Wahl. Ansatzpunk-

te dafür gäbe es viele:

- Die Verwerfung totalitä-

rer Ansprüche hat nach wie vor

Gültigkeit - nur dass die Kirche

heute in der Bundesrepublik

nicht durch den Totalitätsan-

spruch eines Weltanschauungs-

staates bedroht ist, sondern sich

gegen das universelle Heilsver-

sprechen des totalen Marktes

zur Wehr setzen muss. Dass die

Propheten des Neoliberalismus

mangels Sinn und Erfolgsnach-

weis in der Finanzkrise vorü-

bergehend kleinlaut geworden

sind, ist nur eine Momentauf-

nahme.

- Außerdem legte die Bar-

mer Theologische Erklärung

den Grundstein für kollektive

und demokratische Leitungs-

strukturen in der evangeli-

schen Kirche und leistete damit

einen Beitrag zur Überwindung

des landesherrlichen Führungs-

prinzips. „Für die vom Top-

Down-Syndrom geplagte evan-

gelische Kirche in Deutschland

könnte daher von der Barmer

theologischen Erklärung ein

heilsamer Impuls ausgehen“,

so Uwe-Karsten Plisch, evange-

lischer Theologe und Mitglied

im Leitungsteam der IKvu.

- Zudem sollte die stren-

ge Anbindung der Barmer The-

ologischen Erklärung an das

evangelische Schriftprinzip die

evangelische Kirche an die seit

Jahren vernachlässigte ehema-

lige protestantische Kernkom-

petenz der verantwortlichen Bi-

belauslegung gemahnen.

- Ein weiterer Anstoß wäre

die ernste Anfrage, ob die evan-

gelische Kirche den Umbau der

Bundeswehr von der Vertei-

digungsarmee zur internatio-

nal agierenden Interventions-

armee durch Militärseelsorger

geistlich begleiten muss oder

nicht vielmehr mutig dagegen

streiten müsste.

www.ikvu.de

Jahrestag ist MahnungPressemitteilung des Ökumenischen Netzwerks „Initiative Kirche von unten“

„Dialogverweigerung“Pressemitteilung zu: Bischöfe dürfen Protestierer aus Räten ausschließen

Als neuerliches und äußerst

bedenkliches Zeichen der in-

nerkatholischen Dialogver-

weigerung sieht die Kirchen-

VolksBewegung „Wir sind

Kirche“ die Entscheidung des

obersten Gerichtshofs der ka-

tholischen Kirche (KNA-Mel-

dung: Bischöfe dürfen Protes-

tierer aus Räten ausschließen

vom 25.5.2009), die Bischöfen

das Recht zuspricht, Mitstrei-

ter der „Wir sind Kirche“-Be-

wegung aus kirchlichen Gre-

mien auszuschließen.

Ausgehend von einem Ein-

zelfall im Bistum Regensburg

- der Klage eines seit seiner Ju-

gend in der katholischen Kir-

che engagierten Mannes we-

gen des Entzugs des passiven

Wahlrechts bei der Kirchenver-

waltungswahl - wird der Ver-

such unternommen, eine seit

bald 15 Jahren weltweit vertre-

tene innerkatholische Reform-

bewegung grundsätzlich zu dis-

kreditieren. Dies geschieht in

totalitärer Art und Weise von

römischen Schreibtischen aus,

ohne dass es je eine Anhörung

oder die Möglichkeit einer Stel-

lungnahme gab. Der Kläger aus

dem Bistum Regensburg hat

das vom 14. März 2009 datier-

te Dekret nur auf Latein erhal-

ten, der KirchenVolksBewegung

wurde es bisher noch nicht ein-

mal auf Anfrage zur Kenntnis

gegeben.

Die heute veröffentlichte

Entscheidung ruft Erinnerun-

gen wach an die schrittweise

Ausgrenzung von Katholikin-

nen und Katholiken, die sich

Aktuelle Meldungen

Page 26: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

Forschung

Buchvorstellungen

Service

Thema: Regionalisierung

Tagungsbeiträge

Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

26

in der Schwangerschaftskonf-

liktberatung in dem von ZdK-

Mitgliedern gegründeten Ver-

ein „Donum Vitae“ bzw. in dem

zur KirchenVolksBewegung ge-

hörenden Verein „Frauenwür-

de e.V.“ engagieren sowie an die

erst kürzlich von einigen Bi-

schöfen verweigerte Zustim-

mung zum designierten Präsi-

denten des Zentralkomitees der

deutschen Katholiken (ZdK).

Falls einzelne Bischöfe dem

Beispiel des Regensburger Bi-

schofs Dr. Gerhard Ludwig

Müller folgen und in der Kir-

chenVolksBewegung engagier-

te Menschen aus kirchlichen

Gremien ausschließen sollten,

so würde das schon jetzt vie-

lerorts gestörte Vertrauens-

verhältnis zwischen Kirchen-

volk und Kirchenleitung weiter

massiv beeinträchtigt, ja die

Gefahr einer Kirchenspaltung

„von oben“ von den amtskirch-

lichen Verantwortlichen selbst

provoziert. Solche Art der Dia-

logverweigerung widerspräche

auch eklatant der Communio-

Theologie („communio“ heißt

„Gemeinschaft“), die das Zwei-

te Vatikanische Konzil (1962-

65) besonders in der Dogma-

tischen Konstitution über die

Kirche „Lumen gentium“ for-

muliert hat.

Den Bischöfen sollte be-

wusst sein, dass nicht nur so-

genannte „Laien“, sondern auch

viele Priester, pastorale Mit-

arbeiterInnen und Ordens-

leute die Reformanliegen der

KirchenVolksBewegung unter-

stützen. Auch für die Freiheit

der theologischen Forschung

bedeutet das Dekret eine gro-

ße Gefahr, stellt es doch jedes

Vorausdenken und damit die

Reformwilligkeit und Reform-

fähigkeit der römisch-katholi-

schen Kirche grundsätzlich in

Frage, und dies trotz des so of-

fensichtlichen Reformstaus auf

vielen Gebieten.

Wären die Bischöfe zum

konstruktiven Dialog bereit,

wie ihn die Internationale Be-

wegung „Wir sind Kirche“ schon

seit Jahren sucht und ihn auch

das Staatssekretariat in Rom im

Sommer 2006 empfohlen hat,

hätte es nicht zu dieser pau-

schalen Ausgrenzung der Kir-

chenVolksBewegung kommen

können, die sich um innerkirch-

liche Reformen auf der Linie

des Zweiten Vatikanischen Kon-

zils und der darauf aufbauen-

den theologischen Forschung

und pastoralen Praxis bemüht.

Mit Schreiben vom 23. Au-

gust 2006 hatte das Staatsse-

kretariat in Rom über die Apos-

tolische Nuntiatur in Berlin der

KirchenVolksBewegung mit-

teilen lassen: „Sie und die an-

deren Mitglieder können zu je-

der Zeit mit den Bischöfen und

Priestern der zuständigen Bis-

tümer und Pfarreien einen kon-

struktiven Dialog über die ak-

tuellen Fragen und Probleme

in der Kirche führen.“ Doch lei-

der währt die auch nach die-

sem Schreiben praktizierte Di-

alogverweigerung schon lange:

Bereits 1991 – noch vor dem

KirchenVolksBegehren 1995 –

hatte das ZdK in seiner Schrift

„Dialog statt Dialogverweige-

rung“ die Dialogverweigerung

der Bischöfe konstatiert.

Sogar das katholische Kir-

chenrecht sieht im Canon 212

§ 3 CIC vor, dass die Gläubigen

„entsprechend ihrem Wissen,

ihrer Zuständigkeit und ihrer

hervorragenden Stellung ... das

Recht und bisweilen sogar die

Pflicht (haben), ihre Meinung in

dem, was das Wohl der Kirche

angeht, den geistlichen Hirten

mitzuteilen und ... den übrigen

Gläubigen kundzutun.“ Die-

ser Kanon wird durch das Agie-

ren des vermutlich durch sehr

kirchenkonservative Kardinäle

und Bischöfe geprägten obers-

ten vatikanischen Gerichtshofs

stark in Frage gestellt.

www.wir-sind-kirche.de

Aktueller Lesetipp: Norbert Brieskorn SJ

Recht auf Kirchenkritik

„Stimmen der Zeit“

7/2009

Seite S. 433 f.

Aktuelle Meldungen

E I N L A D U N G

26. öffentliche Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche“

am 23. - 25. Oktober 2009 in München

zur Vorbereitung des 2. Ökumenischen Kirchentages 2010 in München

Mit Prof. em. Dr. Urs Baumann (Institut für ökumenische Forschung der Universität Tübingen)

und Prof’in Johanna Haberer (Professorin für Christliche Publizistik an der Theologischen Fakul-

tät der Universität Erlangen, angefragt) im „Ökumenischen Dialog“ über die aktuellen Probleme

und Hemmnisse der Ökumene, vor allem aber über neue zukunftsweisende Perspektiven.

Weitere Informationen und Anmeldeunterlagen bei der Referentin der KirchenVolksBewegung:

Annegret Laakmann, Flaesheimer Straße 269, D-45721 Haltern,

Tel.: (02364) 5588, Fax: (02364) 5299,

E-Mail: <laakmann(at)wir-sind-kirche.de>

Page 27: Kirche bewegen 2/2009

KircheBewegen - Ausgabe 2 / 2009

Aktuelle Meldungen

Forschung

Buchvorstellungen

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Thema: Regionalisierung

Tagungsbeiträge

Editorial

Evangelischer Kirchentag 2009

27

Veranstaltungshinweise

Service

Neue Aufbrüche in der Kirche

Vortrag von Alt-Bischof Axel Noack (Magdeburg) mit an-schließend Podiumsgespräch und Projektvorstellung

Veranstalter:

Institut zur Erforschung von

Evangelisation und Gemein-

deentwicklung, Greifswald

Veranstaltungsort:

Universitätshauptgebäude

Greifswald

Termin:

8. Juli 2009, 20:00 Uhr

Referenten:

Bischof a.D. Axel Noack,

Bischof Dr. Hans-Jürgen

Abromeit, OKR Dr. Erhard

Berneburg, OKR Dr. Thies

Gundlach, PD Dr. Johannes

Zimmermann, Prof. Dr. Mi-

chael Herbst (Moderation)

Informationen:

www.ieeg-greifswald.de

EKHN - Kongress „Lust auf Gemeinde“

Kirchenvorstandstag mit Ideenmesse und umfangrei-chen Programmangeboten

Veranstalter:

Evangelische Kirche in

Hessen und Nassau (EKHN),

Darmstadt

Veranstaltungsort:

Rhein-Main-Hallen,

Wiesbaden

Termin:

19. Sept. 2009, 10 – 18 Uhr

Referenten:

u.a. Dr. Peter Böhlemann,

Prof. Dr. Kristian Fechtner,

Kirchenpräsident Dr. Volker

Jung, Hans-Ulrich Keßler, An-

dreas Klein, Hans-Martin Lüb-

king, Bischof a.D. Axel Noack,

Thorsten Schäfer-Gümbel

Informationen:

www.lust-auf-gemeinde.de

Vom Machen undLassen

Gemeinde Entwicklungs-Trainig – Impulse zur Gemeindeentwicklung

Veranstalter:

Arbeitsgemeinschaft Missio-

narische Dienste (AMD) und

Gemeindekolleg der VELKD

Veranstaltungsort:

Gemeindekolleg der VELKD,

Neudietendorf

Termin:

24.- 25. November 2009

Referenten:

Peter Barz, Horst Bracks, An-

dreas Brummer, PD Dr. Reiner

Knieling, Volker Roschke

Informationen:

www.gemeindekolleg.de