klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd...

20
Doblinger Verlagsnachrichten sound:files 27 | Herbst 08 klan punkte Bernd Richard Deutsch (Foto: Renate Publig)

Transcript of klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd...

Page 1: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Doblinger Verlagsnachrichten

sound:fi les

27 | Herbst 08

klan punkte

Bernd Richard Deutsch(Foto: Renate Publig)

Page 2: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Jubiläumsausgabe zum Haydn -Jahr 2009

Haydn Year Anniversary Edition 2009

SÄMTLICHE / COMPLETE

Urtext Edition (Reginald Barrett-Ayres & H. C. Robbins Landon)

StreichquartetteString Quartets

JOSEPH HAYDN

13 Studienpartituren im Schuber, Format 17x24cm, broschiert

13 Study Scoresin a box,

size 17x24cm,paperback

Stp. 750 ISMN M-012-19837-6 ISBN 978-3-900695-97-2

Die Stimmen sind separat, einzeln oder als Bandausgaben (13 Bände) erhältlich.The parts are available separately, individually or in 13 volumes.

Weitere Informationen / More information:www.doblinger-musikverlag.at

Jubiläumsausgabe

zum Sonderpreis /

Anniversary Edition

at a special price€ 99,00

Page 3: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

In dieser Jahreszeit werden die Schatten länger, zumal bei einem so großen Ereignis: Martyrium oder Die Dinge sind, Bernd Richard Deutschs bisher umfangreichstes Werk, steht im Mittelpunkt eines ausführlichen klang:focus. Walter Wei-dringer bietet einen kleinen Leitfaden durch dieses „Neuro-tische Oratorium“, das am 7. Februar 2009 in prominenter Besetzung in Stuttgart aus der Taufe gehoben wird. Apropos prominente Besetzung: Schönsten Nachhall verursachten so-wohl die Aufführungen von Ernst von Dohnányis Konzertstück für Violoncello und Orchester mit Robert Nagy, den Wiener Philharmonikern und Lorin Maazel, als auch eine Premiere von Gerald Resch, dessen neues Werk Land das Internationale Brucknerfest Linz eröffnet hat (klang:echo). Unsere in Ausgabe 24 (Frühjahr 2007) begonnene „Geldscheinsonate“ fi ndet ihre Fortsetzung in einem zweiten Satz: Renate Publig stimmt ein kleines Lamento über versiegende Förderungen für etliche je-ner Orchester und Ensembles an, die sich um zeitgenössische Musik bemühen. Dies tut selbstverständlich auch das Pierrot Lunaire Ensemble Wien in exemplarischer Weise – und expor-tierte zum zehnjährigen Jubiläum seiner internationalen Kon-zerttätigkeit Werke von Friedrich Cerha, Christian Ofenbauer, Hannes Raffaseder, Gerald Resch, Helmut Schmidinger und Wolfram Wagner nach Südamerika. Anlass genug für Renate Publig, mit Gustavo Balanesco ein ausführliches Gespräch in unserer Reihe klang:interpreten zu führen. „Kann auch ich kom-ponieren?“, fragt sich hingegen Prälat Joachim Angerer – und berichtet beeindruckt von einem Kompositionsworkshop der GLOBArt Academy unter der Leitung von Shih (klang:bildung). Damit wären wir bereits beim Thema Pädagogik angelangt: Claudia Böckle hat mit Walter Wretschitsch über das erfolg-reiche Heft Flute update gesprochen, das junge FlötistInnen mit ebenso junger Musik zusammenbringt. Änderungen sind manchmal notwendig – bei Doblinger geschehen sie freilich im Zeichen der Kontinuität. Nach über vierzig Jahren in der Firma und mehr als einem Vierteljahrhundert an deren Spitze, hat sich Helmuth Pany zurückgezogen und die Geschäftsfüh-rung in die Hände seines Sohnes Peter Pany übergeben, der ja bereits als Verlagsdirektor tätig war – und von der MusicChina 2008 in Shanghai Erfreuliches zu berichten weiß (klang:echo). Und übersehen Sie auch nicht unsere Geschenktipps, äh, par-don: klang:novitäten und klang:träger…

Gemütliche Advent-Lesestunden wünscht IhnenIhr klang:punkte-Team

editorial

Impressum

klang:punkte 27 (99 527), unverkäufl iche Promotion-Zeitschrift des Musikverlags Doblinger: Musik-verlag Doblinger, Dorotheergasse 10, A-1010 Wien. Redaktion: Mag. Walter Weidringer. Für denInhalt verantwortlich: Peter Pany. Beiträge von DDr. Joachim Angerer, Mag. Claudia Böckle, KatharinaKnessl, Renate Publig M.A., Peter Pany, Mag. Walter Weidringer. Englische Übersetzungen: Mag. Nicolas Radulescu. Layout: Barbara Ployer (Konzept), Andrea Wimmer, Mira Valenta (Ausführung). Erscheinungsweise: Zweimal jährlich, jeweils Frühjahr und Herbst. Für weitere Informationen: INFO-Doblinger, Postfach 882, A-1011 Wien, Telefon: +43 1 515 03-0, Telefax: + 43 1 515 03-51, [email protected], www.doblinger-musikverlag.at

DEAR READER!

This is the season of lenghtening shadows, especially with such a huge event: Martyrium, Bernd Richard Deutsch’s so far most ambitious work, is the centerpiece of our sound:fi les – we give a guide to this ‘neurotic oratorio’ which will have its world premiere by distinguished performers in Stutt-gart on February 7, 2009. Ernst von Dohnányi’s ConcertPiece for cello and orchestra was performed by Robert Nagy, the Vienna Philharmonic and Lorin Maazel; Gerald Resch’s new composition Land was performed at the In-ternational Bruckner Festival of Linz: we give resonance to these two beautiful performances. We continue our ‘notes on (bank) notes’, begun in issue 24, with a lament: on the drying up of fi nancial support for orchestras and ensem-bles who propagate contemporary music. One such en-semble is the exemplary ‘Pierrot Lunaire Ensemble Wien’ – it exported, for its tenth anniversary, works by Cerha,Ofenbauer, Raffaseder, Resch, Schmidinger and Wagnerto South America: we interview Gustavo Balanesco.Joachim Angerer tells us of a composition workshop con-ducted by Shih. Thus, we reach the fi eld of pedagogy and our interview with Walter Wretschitsch about his success-ful Flute update which brings young fl utists into contact with just as young music. Sometimes, change is necessary – at Doblinger’s, it happens under the sign of continuity. After more than 40 years in the fi rm, and more than 25 years at its helm, Helmuth Pany has retired and given the management into the hands of his son, Peter Pany.He brings us good news from the Shanghai fair ‘MusicChina’.And don’t overlook our gift ideas, – begging pardon: ‘klang:novitäten’ (sound:novelties) and ‘klang:träger’ (sound:carriers)….

We wish you cozy hours of Advent reading!Your sound:fi les team

Doblinger Verlagsnachrichten

sound:fi les

27 | Herbst 08

klan punkte

Bernd Richard Deutsch(Foto: Renate Publig)

ser!

ie Schattenein rtyrium odeBernd Richard Deutschs bisher umfangreicim Mittelpunkt eines ausführlichen klang:fodringer bietet einen kleinen Leitfaden durctische Oratorium“, das am 7. Februar 200Besetzung in Stuttgart aus der Taufe gehob

en Nachhallt von Dohnámit Robert N

azel, als auchWerk Land

t (klang:echo)ene „Geldschten Satz: Ren

rsiegende Förmbles an, di

tut selbstveWien in exem

hrigen Juberke von F

aseder, GWagner

G

e

mal beige sind,

, steht Wei-

Page 4: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung. Ein kleiner Leitfaden durch dieses gewaltige „Neurotische Oratorium“.

Von Walter Weidringer

Nachtseiten, Krisen, Abgründe

klang:focus

Seite 4

„Jeder Mensch ist ein Abgrund; es schwindelt einem, wenn man hinabsieht“: Die hellsichtige Erkenntnis des geschundenen Woy-zeck in Büchners gleichnamigem Dramenfragment formuliert zugleich ein künstlerisches Bedürfnis (nicht erst) der Moderne, die Widrigkeiten, Nachtseiten und Krisen des menschlichen Da-seins zu benennen und zu bannen. Den musikalischen Blick in ei-nen solchen riesenhaften psychischen Schlund wagt nun Bernd Richard Deutsch in seinem bisher umfangreichsten Werk. Im Auftrag des SWR Stuttgart und zum größten Teil bereits 2001 entstanden, aber in vierjähriger Arbeit mehrfach umgestaltet, bis die endgültige Fassung feststand, gibt Martyrium oder Die Dinge sind ausführlich-detaillierten Einblick in die Geistesverfas-sung eines manisch-depressiven Menschen. Dafür ist konsequen-terweise ein Riesenapparat nötig: drei Gesangssoli (Sopran, Te-nor und Bariton), zwei Sprecherparts, großer Chor, Orchester (u. a. mit vierfach besetzten Bläsern und reichhaltigem Schlagzeug)

Foto

s: R

enat

e Pu

blig

und Orgel nebst Videozuspielungen, die in der Regie von Ulrich Kaufmann und unter Mitarbeit des Komponisten eigens produ-ziert wurden und das „Neurotische Oratorium“, so der Untertitel, auch zum multimedialen Kunstwerk machen. Den Text dazu hat der Komponist selbst aus ganz verschiedenen Quellen so zusam-mengestellt, dass die einzelnen Stellen zum Teil dialogisierend abwechseln. So treffen einander Dante Alighieri (1265–1321) mit seiner Divina Commedia, übersetzt von Wilhelm G. Hertz, der deutsche Barockdichter Andreas Gryphius (1616–1664), der nie-derländische Maler Vincent van Gogh (1853–1890), der durch eigene Hand gestorben ist, der an Syphilis zugrunde gegangene Komponist Hugo Wolf (1860–1903), dessen geistige Verwirrung einen Selbstmordversuch im Traunsee zur Folge gehabt hatte, der linke italienische Schriftsteller Cesare Pavese (1908–1950), der sich mit einer Überdosis Schlafmitteln das Leben nahm, der provokativ-avantgardistische österreichische Schriftsteller Kon-

Beschwört „schreckliche Geister der tunckelen Hoelen“: Bernd Richard Deutsch

Page 5: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Seite 5

rad Bayer (1932–1964), der ebenfalls den Freitod gewählt hat, zwei weitere österreichische Literaten, die durch tragische Um-stände ums Leben gekommen sind, nämlich der alkoholkranke Dramatiker Werner Schwab (1958–1994) und die Lyrikerin und Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926–1973), sowie als ein-ziger lebender Autor der 1947 geborene deutsche Philosoph und Essayist Peter Sloterdijk.Bei der Erstellung des collagierten Librettos sei ihm bald klarge-worden, verrät der Komponist in seinem Konzept für die Video-zuspielungen, „dass es sich um drei Arten von Text handelt: zu singender ‚lyrischer’ Text […], zu sprechende Texte […] und sol-che, die einer visuellen Umsetzung bedürfen, also ein szenisches Element aufweisen, was den Einsatz von Videozuspielungen na-helegt. Bei den Videos handelt es sich somit um einen integralen Bestandteil des Werks und der Vermittlung eines großen Teils der darin vorkommenden Textpassagen.“ – In den fi lmischen Teilen begegnet man einem Künstler (Schriftsteller, wie der Komponist präzisiert) in psychischer Krise zwischen Depression und Kreativität, Alkohol und Tabletten, der bereits mehrmals in stationärer psychiatrischer Behandlung war, an einer problema-tischen Beziehung zu einer Frau leidet und zum Teil von einer mephistophelischen Figur verfolgt, ja von deren Einfl üsterungen getrieben scheint.Der Titel des Oratoriums ist eine inhaltliche Gegenüberstel-lung zweier Pole, drückt alternative Weltsichten aus: „Das Wort ‚Liebe zur Kunst’ ist nicht richtig; man müsste Glauben sagen, Glauben bis zum Martyrium“ heißt es in einem Brief van Goghs,

während Konrad Bayer lakonisch feststellt: „DIE DINGE SIND IN ORDNUNG / DIE DINGE SIND IN DER ORDNUNG / DIE DINGE SIND“. – Ob man also überzeugt ist, ein Martyrium zu durchleiden, oder ob man einfach akzeptiert, wie „die Dinge sind“, bleibt dem einzelnen überlassen. Die dreizehn Teile des eineinhalbstündigen Werks gehen ineinander über und sind nur an wenigen Stellen durch Generalpausen getrennt. Drei große Orchesterzwischenspiele an zweiter, vierter und achter Stelle zei-gen in den Worten des Komponisten eine klare „Tendenz nach unten“, beschreiben ein großes Absacken der Kräfte: Vom Schaf-fensrausch im ¾-Takt der Energie über den als Filmmusik zu rea-lisierenden Abschnitt Ein Hundeleben bis zu Der Rhythmus der Einsamkeit verläuft ein großer, erschlaffender Bogen. Lärmende Geschäftigkeit kann eben auch dazu dienen, Probleme zuzude-cken – und mündet nur allzu oft in Depression. Inschrift (1.) – Leise eröffnet der Chor das Werk mit jenem Spruch, der in Dantes Commedia über dem Tor der Hölle ge-schrieben steht: „Durch mich gelangt man zu der Stadt der Schmerzen…“ – in Stein gehauene, bald schmerzlich sich auf-bäumende Expressivität, die in die schon erwähnte Energie (2.) übergeht. Die hyperaktive, vielfältige Geschäftigkeit fl aut ab und öffnet das Tor zu Die Hölle (3.): Ein rezitativisches Posau-nensolo und das Intervall der pendelnden kleinen Terz ruft As-soziationen an Gustav Mahler hervor (namentlich Dritte Sym-phonie). „Ach! und Weh!“, klagt der Solosopran zunächst allein, dann im Duett mit dem Bariton, während der Chor Gryphius’ Gedicht Die Hölle skandiert: „Mord! Zetter! Jammer / Angst / Creutz! Marter! Würme! Plagen …“ Allmählich weitet sich der Ambitus im Chor, bis sich schließlich in dramatischen Aufwal-lungen auch Schreie und Pfi ffe ins Geschehen mengen. Da hat jedoch bereits der Sprecher 1 alle Aufmerksamkeit auf sich ge-zogen: „Durch Lüfte hört ich ohne Sternenlicht…“, so setzt er (no-tiert mit angedeuteten Tonhöhen) Dantes Dritten Höllengesang fort, vom Chor lautmalerisch begleitet. „Hieronymus Bosch als Musik“ fasst Deutsch den Inhalt des Teils in Anspielung auf den niederländischen Maler (1450–1516) zusammen, Das Gesche-hen führt direkt ins bizarr anmutende Hundeleben (4.), das in den geteilten Bratschen mit einem schleppenden Grundrhyth-mus aus punktierter Viertel und folgender Achtel anhebt. „Zu diesem als ‚Filmmusik’ bezeichneten Orchesterzwischenspiel satirisch-dramatisch-grotesken Charakters“, so verlangt der

DE NIRO SPRICHT DEUTSCH

Eine prominente Besetzung wird Deutschs Martyrium in Stuttgart realisieren: Unter der kundigen Leitung vonRupert Huber singen und spielen das SWR Vokalensemb-le und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart; die Solisten führt Otto Katzameier an, der Star-Bariton der Neuen Musik. An seiner Seite Isabelle Müller-Cant (Sopran) sowie als Sprecher Markus Thill und Christian Brückner – wobei letzterer über eine der bekanntesten und markantesten Stimmen des deutschen Sprachraums verfügt, ist er doch als Synchronsprecher besonders von Robert de Niro, aber auch von Robert Redford, Alain Delon oder Harvey Keitel in unzähligen Filmen präsent.

Page 6: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Seite 6

klang:focus

Komponist, „wird ein Stummfi lm gedreht, dessen Verlauf aus der Musik heraus entwickelt sein soll. Dabei ist es der Phantasie des Regisseurs überlassen, inwieweit er versucht auf die formale Struktur bzw. den genauen Ablauf der Komposition einzugehen oder diese Faktoren zu konterkarieren. Da die Musik vorwiegend kompliziert und übersteigert wirkt, empfi ehlt es sich eine betont einfache Bildsprache zu suchen. Die handelnden Personen sind dieselben wie in den übrigen Videozuspielungen. Der Titel Ein Hundeleben verweist einerseits auf den Stummfi lm A dog’s life von Charlie Chaplin aus dem Jahr 1918, andererseits parodis-tisch auf Ein Heldenleben von Richard Strauss.“ – In An sich selbst (5.) nach Gryphius spricht nun erstmals, nach der allgemeinen Hölle ringsum, ein Ich: „Mir grauet vor mir selbst, / mir zittern alle Glider“ singen Sopran und Bariton in einer gespenstisch an-mutenden, zum Teil von Cembaloklängen begleiteten Beschrei-bung körperlichen Verfalls – eine Reaktion, wie der Komponist verrät, auf die Überalterungs-Diskussion der westlichen Welt zu Beginn des dritten Jahrtausends. Darauf folgen Wider-Sprüche (6.): Der Tenor-Solist feuert dümmliche Sentenzen ab, scheinbar hilfreiche und gute, aber letztlich nur gut gemeinte, platte Le-bensweisheiten, die aus der Misere helfen sollen, die Kluft zwi-schen depressiver Weltsicht und Pseudo- und Zweck-Optimismus aber nur vertiefen: „Leiden ohne sich zu beklagen, das ist das einzige, was es in diesem Leben zu lernen gilt“, wird grundiert von den Agitations-Rhythmen etwa des Banjos, die den Gehalt der Zeilen schonungslos desavouieren. In raschem, direktem Wechsel und Überlagerungen zwischen beiden Sprechern und Chor ergibt sich in Deutschs Worten ein „hysterischer Wasser-fall möglicher Gedanken“, ein „Einblick in die Gedanken- und Erlebniswelt“ des Künstlers „zwischen Euphorie und Depression, zwischen Schaffenskraft und Leere“, leidenswilligem „Künstler-

Seite 6

“Every human being is an abyss; one gets dizzy when one looks down”: this clairvoyant perception of the maltreated Woyzeck in Büchner’s drama fragment also formulates an artistic need of (not only) modernism to name and to capture the adversities, dark sides and crises of human existence. Bernd Richard Deutsch dares a musical gaze into such an enormous mental gorge in his so far most substantial work. Largely composed already in 2001, but having been several times revised in four years’ worth of work until the fi nal version was completed, Martyrium oder Die Dinge sind provides elaborate and detailed insight into the frame of mind of a manic-depressive human being. Logically, this necessitates huge forces: three solo singers (soprano, tenor and baritone), two speaking parts, large choir, orchestra (including quadruple winds and large percussion section) and organ, as well as video feeds which have been especially produced (directed by Ulrich Kaufmann under collaboration by the composer); thus ma-king the “neurotic oratorio”, as it is called in its subtitle, also a multi-media work of art. Its text was compiled by the composer

from very different sources, so that the individual excerpts some-times form a dialogue. Thus, Dante Alighieri’s (1265–1321) Divi-na Commedia, translated by Wilhelm G. Hertz, meets the Ger-man baroque poet Andreas Gryphius (1616–1664), the Dutch painter Vincent van Gogh (1853–1890), who died by his own hand, the composer Hugo Wolf (1860–1903), who was ruined by syphilis and whose mental instability had resulted in an attempt to drown himself in the Traunsee, the leftist Italian writer Cesare Pavese (1908–1950), who had ended his life with an overdose of sleeping pills, the provocative avant-garde Austrian writer Kon-rad Bayer (1932–1964), who also committed suicide, two further Austrian writers who had died in tragic circumstances – the al-coholic dramatist Werner Schwab (1958–1994) and the writer and poet Ingeborg Bachmann (1926–1973), as well as the only

CRISES, ABYSMS, AND THE DARK SIDE

Martyrium oder Die Dinge sind by Bernd Richard

Deutsch will have its world premiere on February 7,

2009 at the Stuttgart Theaterhaus.

Seite 6

Ethos […] und suizidaler Verzweifl ung“. Das fi ndet auch seine fi l-mische Entsprechung: „Eine Aneinanderreihung gegensätzlicher Emotionen und Begebenheiten. Die einzelnen Sequenzen sind kurz, die Schnitte häufi g. Als Inspirationsquelle dient der eben-falls kompliziert verschachtelte und kontrastreiche Text“. Slot-erdijks Ansicht, dass wir „Missgeburten im Kopf“ hätten, geht einher mit einer ironischen Mischung aus H-Dur-Weihnachtslied („das passiert oft“) und den rhythmischen Verschleierungen des Tristan-Liebesduetts. – An zentraler siebenter Stelle folgt darauf Bayers idiot: Sprecher 1 trägt die von hemmungslos übersteiger-ter Brutalität geprägte Szene vor, während die illustrative Musik die geschilderten Entsetzlichkeiten minimal mildert: Deutsch beschreibt dies als Action-Film, der sich ins Absurde wende. Ant-wort gibt der Rhythmus der Einsamkeit (8.). Ein Motiv aus Vier-telnote gefolgt von zwei Achteln, Schuberts „Wanderer“-Rhyth-mus, durchpulst in verschiedenen simultanen Tempi die Musik, eine im Schlagzeug dramatisch tönende Säge, die ein Holzscheit zerscheidet (inspiriert von einer Szene aus Ingmar Bergmans Film Das siebente Siegel), rückt etwaigen Assoziationen an eine

Page 7: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Seite 7

living author: the German philosopher and essayist Peter Slo-terdijk (b. 1947). The composer tells us in his concept for the video feeds that, in preparing his libretto collage, he had be-come aware “that we deal with three kinds of text: ‘lyrical’ text meant to be sung […], texts to be spoken […], and texts that need visual support, that contain a scenic element: this sugge-sted the use of videos. Thus, the videos are an integral part of the work in conveying a large part of the used texts.” – In these fi lmed parts one makes the acquaintance of an artist (a writer, as the composer states) in a mental crisis between depression and creativity, alcohol and drugs, who had already been in psychiatric hospital care and who suffers under a problematic relationship with a woman and who sometimes seems to be pursued by a Mephistophelian fi gure and to be driven by its whisperings.The oratorio’s title is a juxtaposition of two poles, expresses alternative world outlooks: in one of van Gogh’s letters, one can read, “The word ‘to love art’ is not correct; one should say faith, faith up to martyrdom”. On the other hand, Konrad Bayer laconically states “THINGS ARE IN ORDER / THINGS ARE IN THE ORDER / THINGS ARE”. – That is: it is up to the individual to decide whether one goes through martyrdom or accepts how “things are”.

klang:echo

Großer Erfolg für Ernst von Dohnányis Konzertstück für Violoncello und Orchester op. 12 mit den Wiener Philharmonikern unter Lorin Maazel in Wien und Budapest

„Dass Neupräsentationen einen Anfl ug von Frische haben, der sich auf den Zuhörer überträgt, dafür war die Aufführung von Ernö Dohnányis Konzertstück für Violoncello und Orchester der überzeugende Beweis. Dieses Konzerstück ist seit dem Jahr 1939 im Konzerthaus nicht mehr gespielt worden und zu-sammen mit dem gesamten Schaffen von Dohnányi in Verges-senheit geraten. Wie man hörte, ist das sehr schade. Schlug er doch in seinem 87 Jahre währenden Leben die Brücke von seinem Mentor Johannes Brahms bis zu seinem Zeitgenossen Béla Bartók und Zoltán Kodály. In besagtem Konzertstück aus dem Jahr 1905 dominierte allerdings noch der Einfl uss von Johannes Brahms. Wollte man respektlos sein, zeichnete sich dieses Werk durch einprägsamere melodische Einfälle aus als so manches von Brahms. Fast möchte man sagen, es war die labyrinthische Fülle an melodischer Thematik, die den Hörer aufs Angenehmste verwirrte. Und dies umso mehr, als Robert Nagy den Solopart zwar ohne Schmalz, aber trotzdem mit fühl-barem Empfi nden spielte. Mit der Wiederaufführung dieses Werkes gelang den Philharmonikern eine glaubwürdige dra-maturgische Erweiterung ihres Repertoires.“ (Peter Vujica, Der Standard, 28. Mai 2008)„Knappe 70 Jahre wartete das Konzerthaus-Publikum auf eine neuerliche Aufführung von Ernst von Dohnányis Konzertstück für Violoncello und Orchester. Mit den Wiener Philharmoni-kern unter Lorin Maazel hat das spätromantische Werk nun passende Interpreten gefunden. Hier wurde nicht nur mit den gängigen Stilmitteln der Entstehungszeit (1950) gespielt. Die Philharmoniker ließen Dohnányi in herrlich transparentem Licht erscheinen; bewegend der lyrische Ausdruck des unga-rischstämmigen philharmonischen Solo-Cellisten Robert Nagy, beeindruckend präzis sein Dialog mit den Cello-Kollegen.“ (dawa, Wiener Zeitung, 28. Mai 2008) „Quasi als stilistisch logische Fortsetzung nach Brahms das sich ins Ohr einschmeichelnde Konzertstück für Violoncello und Orchester von Ernö Dohnányi. Bravourös der ungarische Solist Robert Nagy.“ (Luise Hahn, Kurier, 28. Mai 2008)

Philharmonisches all’ungarese

Schatten spendende Linde gleichsam physisch zu Leibe. Das star-re Ende leitet in Die schöne Gesellschaft. Schrei in der Nacht (9.) über, worin der narzisstische Künstler (zu Bayers der sech-ste sinn) sich in die von ihm verachtete Gesellschaft begibt und (ein letztes Mal?) deren leere, äußerliche Rituale beobachtet und ihre Dialoge als Scheingespräche von Untoten erlebt. Ein letztes Mal visualisiert hier eine Videozuspielung das Geschehen. Die Kadenz des Leidens (10.) greift sodann das Konzept der Wider-Sprüche auf: „Leiden ist eine Dummheit, Leiden ist immer unse-re Schuld“, lässt sich der Chor vom Tenor überzeugen. Eine von den Hörnern aufgespannte Klangfl äche ist es, welche die Vision (11.) eröffnet, die auf die bedrohte Natur im Rhythmus der Ein-samkeit verweist: Werner Schwabs Ruf nach einer Landschaft ohne Menschen bedeutet den Wunsch, Tod und Leiden endlich entfl iehen zu können. Die Musik folgt dem Text mit sensiblen Klangmalereien. Hohes Holz und Klavier stimmen sodann die rätselhaft wechselnden Akkorde von Enigma (12.) an: „Nichts mehr wird kommen“, klagt der Solosopran ausdrucksvoll trau-ernd mit Ingeborg Bachmann. Den Schluss markiert ein ähnlich lapidarer Chor, wie die Inschrift zu Beginn: Man könne nichts ändern, kurz: „Die Dinge sind“. Das vom Orchester dahinter ge-setzte Rufzeichen aber klingt „falsch“: ein durch zusätzliche Töne verunreinigtes c-Moll. Das Geschehen erlischt, endet aber doch mit einem Fragezeichen, wenn der Chor zuletzt ironisch fl üstert: „Nun wollen wir mal das Bewusstsein erweitern“.Martyrium oder Die Dinge sind beschreibe insgesamt ei-nen Weg vom Äußeren ins Innere, erklärt der Komponist. Der Mensch ist ein Abgrund, gewiss. Aber „je weiter man einer Sa-che auf den Grund geht, desto näher kommt man dem Nichts“, erwidert Bernd Richard Deutsch.Das muss kein Fehler sein.

Foto

: Chr

is L

ee

Page 8: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

klang:echo

Seite 8

„Lichtblick zum rettenden Leuchtturm war ... das traditionelle Auftragswerk, das diesmal der junge Linzer Komponist Gerald Resch realisierte. Mutig, aber voller Respekt ging er daran, Sym-bole zu hinterfragen, indem er das Material für seinen ‚Varia-tionszyklus’ aus der österreichischen Bundeshymne destillierte. So blitzten in Land da und dort Floskeln der Mozart’schen Me-lodie durch, verdichteten sich, fanden in neuer Strukturierung zu neuem Leben und ließen ebenso schemenhaft kritische Stimmen laut werden. Diese traten sich als solistische oder in der Gruppe geführte Instrumente hervor und versuchten, dem Überlieferten neue Facetten abzugewinnen, die in einer übersteigerten Stret-ta durchaus auch bedrohliche Dimensionen annehmen können. Mutig war das Unterfangen auch deshalb, weil manche de-monstrativ nicht applaudierten, als dürfe man dies mit Staats-symbolen nicht machen. Da mag etwas dran sein, aber wenn es derart meisterhaft und respektvoll geschieht, dann ist es Kunst und braucht nicht um Erlaubnis zu fragen. Das Brucknerorche-ster unter Ingo Ingensand war engagierter Helfer bei der frei-en Meinungsäußerung.“ (Bernhard Lichtenberger und Michael Wruss, Oberösterreichische Nachrichten, 15. September 2008)

„Respekt und Entschleunigung“„Das zum Anlass fällige Auftragswerk lieferte der Linzer Kom-ponist Gerald Resch (33): Land, ein kurzes, ansprechendes Orchesterstück über eine Tonfolge aus der Bundeshymne. Die ausgewählten Töne sind interessant verfl ochten, in phantasie-volle Klangfarben gekleidet und lassen das Original in Umrissen

Erfolg für Gerald Reschs Land bei der Eröffnung des Internationalen Brucknerfestes 2008

Hymnisches Land

deutlich vernehmbar durchschimmern.“ (B. Sulzer/C. Tröster, Kronen Zeitung, 15. September 2008)„Bei den wenigen Musikentrees für das Fest war die Urauffüh-rung der Brucknerhaus-Auftragskomposition Land des 33-jäh-rigen Komponisten Gerald Resch erfreulich. Sein neues Stück be-zieht die Grundmelodie von der Österreichischen Bundeshymne und verarbeitet diese erfi ndungsreich im Klangbereich, ohne die Maßstrenge formaler Zusammenhänge zu vernachlässigen.“ (Georgina Szeless, Neues Volksblatt, 15. September 208)„Land für großes Orchester basiert auf einer Notenfolge aus der Österreichischen Bundeshymne, die mit großem Können, Klangsinn und Einfühlungsvermögen in 20 Teilen (!) facettenreich verändert wird. Diese Miniaturen ergeben mit changierenden ‚Farben’ bei Soloinstrumenten und Orchester-Gruppen ein oft fi ligran luftiges Gebilde. Mit großem Einsatz hat das Orchester diese Geistesblitze bis hin zur voll tönenden Coda eingefangen und plausibel vermittelt.“ (Franz Zamazal, Kulturbericht OÖ, Ok-tober 2008)Details zur Entstehung des Werks und vieles mehr hat Gerald Resch Sabine Reiter im mica-Interview verraten: www.mica.at/musiknachrichten/detail_18067.html. Unterdessen werden sei-ne Werke auch auf CD immer stärker präsent. Das bei Wien Modern 2005 durch Patricia Kopatchinskaja und das RSO Wien unter Johannes Kalitzke mit großem Erfolg uraufgeführte Vio-linkonzert Schlieren ist bereits als Mitschnitt bei col legno er-schienen (siehe auch Seite 19), und nun steht eine weitere CD unmittelbar vor der Veröffentlichung: Noch rechtzeitig vor Weih-nachten bringt der ORF in seiner Edition Zeitton ein Kompo-nistenporträt Gerald Reschs heraus, zu dem der Künstler Chri-stoph Kiefhaber bereits jenes Werk geschaffen hat, welches das Cover zieren wird (Abbildung links). Es ist inspiriert von Reschs Knoten für Fagott und Kammerorchester.

Foto

: Ren

ate

Publ

ig

Page 9: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

klang:echo

Doblingers Shanghai-Reisezur MusicChina 2008

Doblinger hat sich bei Asiens größter Musikmesse, derMusicChina (9.–12. Oktober 2008) am österreichischen Gemein-schaftsstand der AWO (Außenwirtschaft Österreich) präsen-tiert und konnte auch heuer – auf Einladung des Österreichischen Generalkonsulats – Verlagskomponisten und Musiker für meh-rere Messe- und Workshopveranstaltungen nach Shanghai mitnehmen. Für die Bühne sorgte wieder die Wirtschaftskam-mer Österreich/AWO, das Klavier wurde von Wendl&Lung zur Verfügung gestellt. So kam es neben Messerepräsentanz und Kontaktpfl ege durch Doblinger Neo-Geschäftsführer Peter Pany auch zu einer vielbeachteten Konzertserie durch das Gitarren-duo Sabine Ramusch & Michael Langer und den Pianisten (und Mitarbeiter der Doblinger-Verlagsleitung) Michael Publig.Außerdem hielt Publig am Shanghai Conservatory of Music einen Workshop über die Klavierreihe Jazz On! und die Einbin-dung von Jazzmusik in das klassische Klavierstudium. Langer hielt einen Workshop an der Shanghaier Tongji University, unter-stützt durch Sabine Ramusch und unter aktiver Einbindung mehrerer Studenten. Sein unverkennbarer Stil, die Verknüpfung von Popularmusik und klassischer Gitarre und seine internati-onal verbreitete Unterrichtsmethode PLAY GUITAR (die erste westliche Gitarrenschule in China!), kamen bestens an. Beide Künstler erlebten volle Säle mit hunderten chinesischen Studen-tinnen und Studenten – und eine Begeisterung, wie sie bei uns primär Popstars zuteil wird! In Partnerschaft mit den beiden größten chinesischen Musikverlagshäusern, dem ShanghaiMusic Publishing House und dem People’s Music Publishing House (Beijing), sind mittlerweile eine beachtliche Anzahl von Doblinger-Verlagswerken in chinesischen Lizenzausgaben er-schienen. Eine China-Tournee mit öffentlichen Konzerten und Workshops ist für 2009 bereits angedacht. P. P.

Doblingerbegeistert China

The publishing house of Doblinger has been present at Asia’s largest music fair, MusicChina (October 9 – 12, 2008), at the Austrian collective stand of AWO (Austrian Chamber of Commerce); and could bring – invited by the Austrian consul general – several composers and musicians connected with Doblinger to Shanghai.Thanks to the partnerships developed during several years with the two largest Chinese music publishing houses, Shang-hai Music Publishing House and People’s Music Publishing House (Beijing), a considerable number of works published by Doblinger are available now in Chinese licensed editions; among others, several works by the renowned Austrian ped-agogues Michael Langer (guitar) and Michael Publig (piano). Since both of these are also exceptional musicians, they have been invited to present their Chinese music editions also in concerts ath the fair and in seminars.The stage at the AWO collective stand was once again kindly supplied by the Austrian Chamber of Commerce/AWO, the piano by the Viennese piano manufacturer Wendl&Lung, who entertains a production partnership with a Chinese pi-ano manufacturer. Thus, Doblinger was not only represented by its new general manager, Peter Pany, who also worked on human relations, but also by a very popular concert series by the guitar duet Sabine Ramusch & Michael Langer and the pi-anist (and member of Doblinger’s publishing board) Michael Publig. Furthermore, Publig held a workshop/master class at the Shanghai Conservatory of Music about the piano series Jazz On! and its introduction of jazz music into classical pia-no studies. Langer held a guitar workshop at the Shanghai Tongji University, supported by Sabine Ramusch and with the active collaboration of several guitar students. His unmista-kable style of masterly combining popular music with classi-cal guitar, and his internationally used method PLAY GUITAR (the fi rst Western guitar method in China!), met with wide ac-claim. Both musicians experienced full halls with hundreds of Chinese students – and an enthusiasm here usually reserved for pop stars! A China tour with public concerts and work-shops in 2009 is in planning stages.During their trip to Shanghai, Pany and Publig also met China’s star conductor, Chen Xiyang, music director and chief conductor of the renowned Shanghai Symphony Orchestra. Maestro Chen and the fortuitously present virtuoso percus-sionist, Li Biao, took time to get to know the Austrian publi-shing house. Mr. Li Biao, who had also studied in Germany, is also very interested in contemporary music. Classical conduc-tor Chen Xiyang, who also conducts New Year’s Concerts and who also has repeatedly conducted in Vienna’s Musikverein, was especially taken with Doblinger’s Johann Strauss Com-plete Edition. P. P.

DOBLINGER DELIGHTS CHINA

Doblinger’s Shanghai trip: MusicChina 2008

Peter Pany, Michael Langer, Sabine Ramusch, Michael Publig

Foto

s: p

riva

t

Page 10: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

4. Internationaler Joseph Haydn

Kammermusik Wettbewerb im

Joseph Haydn Gedenkjahr 2009

Von 15. bis 23. April 2009 veranstaltet die Universität für Mu-sik und darstellende Kunst Wien in Kooperation mit den Haydn-Festspielen Eisenstadt den Internationalen Joseph Haydn Kam-mermusik Wettbewerb für Klaviertrios und Streichquartette zum vierten Mal. Dabei werden Ensembles aus aller Welt Joseph Haydn, dem großen österreichischen Komponisten und „Vater“ der Kammermusik, ein lebendiges Denkmal setzen und anläss-lich seines 200. Todestages wesentlich zur weltweiten Wert-schätzung und Verbreitung beitragen. Darüber hinaus gibt der Wettbewerb auch der Musik der klassischen Moderne und der Gegenwart ein Forum. Zu den Pfl ichtstücken der Auswahlrunden

zählen daher ausgewählte Werke der Zweiten Wiener Schule und der klas-sischen Moderne sowie zwei Auftrags-kompositionen junger Komponist/innen,

die in einem universitätsinternen Vorwettbewerb ermittelt wer-den. Dadurch spannt sich ein inhaltlicher Bogen von der Wiener Klassik über die Wiener Schulen zur zeitgenössischen Musik. Den Wettbewerb eröffnet eine Soiree am 15. April im Joseph Haydn-Saal der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, wo auch in den folgenden Tagen die öffentlich zugänglichen Aus-wahlrunden stattfi nden. Beim Finalkonzert im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses am 23. April werden die Preise verliehen. Tags darauf rundet ein Galakonzert der Preisträgerensembles im Haydn-Saal des Schlosses Esterházy in Eisenstadt mit Verga-be eines Publikumspreises die Veranstaltung ab.

Seite 10

klang:splitter

FRIEDRICH CERHA

Quintett für Klarinette und Streichquartett (Bestellnr. 06 817)„Vom ersten Takt an nimmt ein beinahe romantisch anmutendes ‚Vorwärts’ seinen Lauf. ‚Stürmisch’ lautet die Satzüberschrift und eine echte Sturmmusik hat Cerha komponiert. Die Klarinet-te lässt sich mit dem Quartett treiben, vereinzelt sich wie ein irre taumelndes Blatt und verströmt sich im choralartigen Zentrum des Satzes, um alsbald noch wilder und leidenschaftlicher in das Geschehen einzugreifen. Gespenstische Ruhe im langsamen, sehr langsamen Mittelsatz – und dabei gespannt, ausdrucksvoll und voller Ernst. Man muss wohl die achtzig überschreiten, um solche langsamen Sätze schreiben zu können. Ein von burlesken Pizzicati und rhythmischen Verschiebungen geprägtes Intermez-zo leitet über zu einem effektvollen und virtuosen Finale, das mit immer neuen Seitenblicken zu begeistern weiß und ein Publikum zielsicher zu Stürmen der Begeisterung herausfordern wird.“ (En-semble, 5/2008)

CHRISTIAN DIENDORFER

Seiten für Saiten. Sechs leichte bis mittelschwere Stücke für Vio-loncello und Klavier (Bestellnr. 03 833)

„Seiten für Saiten ist ein echter Wurf für experimentierfreudige Mittelstufenschüler, wobei sich diese Einordnung sowohl auf den Cello- als auch auf den Klavierpart bezieht […] Da sage noch einer, Neue Musik sei eine freudlose Angelegenheit!“ (Gerhard Anders, Üben&Musizieren Aug./Sept. 2008)

RICHARD DÜNSER

Beim Internationalen Brahmsfest 2008 in Mürzzuschlag fungierte „Nachtkomponist“ Richard Dünser als Composer in Residence und gab dazu im mica-Interview Einblicke in sein Schaffen: www.mica.at/musik-nachrichten/detail_18084.html

JÜRGEN ESSL

Demoltokata op. 21

Linz, Martin-Luther-Kirche, 30. Juli 2008. Markus Ei-chenlaub – Orgel

„…eine durch Kontraste und Rhythmen ausgezeich-nete Collage auf die d-Moll-Tokkata Bachs und damit: Vergnügen pur.“ (Franz Zamazal, OÖ Nachrichten, 1. August 2008)

HERBERT LAUERMANN

Vater unser. Meditation für gemischten Chor und Orgel (Be-stellnr. 45 466)

„Ein ausdrucksstarker Beitrag zu heutiger, stimmiger geistlicher Musik gerade in unserer zeitlich/geografi schen Situation. Be-sten Dank dafür!“ (Singende Kirche 3/08)

FEDERICO GARCÍA LORCA

Canciones Españolas, arr. Rafael Catalá (Bestellnr. 08 951)

“The mainly Andalusian tunes are presented clearly, without over decoration, while the guitar parts, which could easily be trans-ferred onto the piano, are just as uncluttered. […] The range of the music is best suited to mezzo-soprano or baritone voices, and the main technical challenges lie in getting the mouth round the quickfi re salvos of often elided Spanish syllables (Englishtranslations are provided at the back of the book), and the mor-

dents. The melodies themselves are simple in contour and rhythm, and the songs generally follow a strophic form. Consequently, this collection is a highlyapproachable and valuable addition to the relatively limited Spanish song repertoire.” (Music Teacher Magazine, September 08)

Foto

: pri

vat

Foto

: Mis

cha

Erbe

n

www.haydnchambermusiccompetitionvienna.at

Page 11: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Seite 11

CHRISTIAN OFENBAUER

Kurz bevor er im September 2008 am 13. Komponistenforum Mittersill teilnahm, stand Christian Ofenbauer im mica-Interview Sabine Reiter Rede und Antwort und erzählte von japanischem Bogenschießen, Adornos Dilemma, seiner eigenen Musik und warum er Stilbrüche braucht: www.mica.at/musiknachrichten/detail_18061.html

THOMAS DANIEL SCHLEE

Jiggs op. 48

Wien, Konzerthaus, 15. Mai 2008. Wiener Kammerorchester, Dirigent: Joji Hattori

„Mit Thomas Daniel Schlees ‚Jiggs‘ op. 48 ging es [nach Joseph Haydn] an das andere Ende der österreichischen Musikge-schichte: Unter größtem Körpereinsatz verwirklichte das Kam-merorchester, angespornt vom strengen Blick des anwesenden Komponisten, dessen polyphone Auffassung vom Tanzen.“ (Da-niel Wagner, Wiener Zeitung, 17. Mai 2008)

TRISTAN SCHULZE

18 Präludien und Septupelfuge für Blechbläserseptett undOrchester

Wien, Musikverein – Großer Saal, 23. Oktober 2008. Mnozil Brass, Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, Dirigent: Krist-jan Järvi

„Mnozil Brass jagt durchs Alpengelände“

„… eine neue Alpensymphonie! (…) Komponist Tristan Schulze machte die Pole Stadt und Land zum Thema, jagt die Bläser-truppe durch alpines Gelände – und durch den Musikverein. Virtuos, im-provisierend, jazzig und mit hohem Komikfaktor. Ein Run durch die Mu-sikgeschichte mit praller Fülle an sti-listischen und thematischen Zitaten

Führungswechsel bei Doblinger

Dir. Helmuth Pany, seit 1966 in der Firma tätig und ab 1980 Geschäfts-führer des Unternehmens, konnte am 19. September 2008 seinen 65. Geburtstag begehen und ist mit dem 1. Oktober 2008 in den Ruhestand getreten. Er hat sich damit von seiner aktiven Funktion zurückgezogen und seinem Sohn Peter Pany, der seit 1987 ambitioniert und erfolgreich in der Firma tätig und bereits seit 2003 Co-Geschäftsleiter ist, per 1. Oktober 2008 nun die Ge-schäftsführung übertragen. Damit steht nach Bernhard Herz-mansky sen. (1852–1921) und jun. (1888–1954), Christian Wolff (1913–1991) und Helmuth Pany bereits ein Ururenkel des Ver-lagsgründers und damit die fünfte Familiengeneration an der Doblinger-Spitze. Helmuth Pany bleibt dem Hause freilich als Senior-Geschäftsführer in beratender Funktion erhalten.

Doblinger’s Change in Leadership

Our managing director, Helmuth Pany, in the fi rm since 1966 and its mana-ging director since 1980, celebrated his 65th birthday on September 19, 2008. He retired from his active position on October 1 of this year and turned over the management, as of October 1, into the hands of his son, Peter Pany, who has been an ambitious and successful

member of the fi rm since 1987 and who already has been joint managing director since 2003. After Bernhard Herzmansky the elder (1852–1921) and the younger (1888–1954), Christi-an Wolff (1913–1991) and Helmuth Pany, Peter Pany represents the fi fth generation of the founding family to be at the helm of Doblinger’s (he is a great-great-grandson of the publishing house’s founder). Of course, Helmuth Pany remains faithful to the house in an advisory function.

– vergnüglich neu gemischt! Von barocker Verspieltheit über im-pressionistische Idylle bis zum fulminanten gemeinsamen Cre-scendo. …“ (ki, Kronenzeitung, 7. November 2008)

GERHARD SCHEDL

Der Totentanz von anno neun

Wien, Musikverein – Brahmssaal, 10. November 2008 (Wien Modern). Ensemble Kontrapunkte, Dirigent: Peter Keuschnig

„Krasser Außenseiter in diesem Feld: Gerhard Schedls Totentanz von anno 9 (1980) nach dem Gemälde von Egger-Lienz. Wie da der Kontrabass das Motiv des Herzschlags über alle Episo-den der anderen Instrumente hinweg bis zum fi nalen Erlöschen unbeirrt festhält, wirkte zutiefst berührend.“ (Gerhard Kramer, Wiener Zeitung, 12. November 2008)

GERNOT WOLFGANG

Common Ground – Groove oriented Chamber Music (CD Alba-ny Records. Judith Farmer – Fagott u. a.)

„The four-minute Dual Identity for bassoon solo […] which high-lights both its energetic and its lyrical capabilities, is quite de-lightful. […] Metamorphoses – a really compelling composition […] Each is clever, engaging, and subtle in its appeal; it is all good fun without being simplistic in the least. (Walter Simmons, fanfaremag.com, 7. August 2008)

ERICH ZEISL

Piano Concerto (CD cpo. Gottlieb Wallisch – Klavier, RSO Wien, Dirigent: Johannes Wildner)

„CPO has issued the premiere recor-dings of Zeisl’s Piano Concerto and the ballet suite, Pierrot in der Flasche, with Vienna Radio Symphony Orchestra and pianist Gottlieb Wallisch, under conduc-tor Johannes Wildner. The 1951 Piano

Foto

: Ren

ate

Publ

ig

Page 12: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Seite 12

„Es ist in seinen letzten Lebensjahren in Los Angeles entstanden und zeigt Erich Zeisl als eleganten Klangfarbenzauberer, der einem farbigen Orchestersatz ein nicht minder farbiges Klavier entgegenzusetzen vermag. Diese Musik enthält alles, was gute Musik auszeichnet: fein gesponnene und beinahe schwebende Harmonien, die oft einen modalen Einschlag tragen. Rhythmen, die ihre Herkunft aus Osteuropa nicht verleugnen. Warme und fein ausgehörte Orchesterfarben (Hollywood lässt grüßen) und ein gerüttelt Maß an Virtuosentum. Orientalisch anmutende Kantilenen, aschkenasische Musik und ein großer Zug von Melan-cholie und Verzweifl ung.“ (Manuel Rösler, Piano News, 3/2008)

Streichquartett Nr. 2 d-Moll

Klosterkirche Pulgarn, 26. Juni 2008. aron quartett

„Dem Vergessen entrissen“

„Ebenso ‚spätromantisch‘ das 2. Streichquartett von Eric(h) Zeisl, der 1938 Österreich in Richtung Los Angeles verließ und nur schwer an die großen Erfolge als 30-Jähriger in Wien anknüpfen konnte. Dennoch ist das 1953 entstandene Quartett meisterlich in seiner Erfi ndung und handwerklich perfekt inszeniert. Vom pathetischen Anfang hin bis zum weltumfassenden Andante, zum quirligen Scherzo und dem sehr bewegten Rondofi nale hat alles seine klassische Ordnung und spricht trotzdem eine eigene Sprache.“ (Michael Wruss, OÖ Nachrichten, 28. Juni 2008)

Bewegende Einblicke gewährt Erich Zeisls Biographin Karin Wagner in ihrem neuen, im Czernin-Verlag erschienenen Buch ...es grüßt Dich Erichisrael. Zeisls Briefwechsel mit der von den Nazisvertriebenen Kunst- und Kultur-welt seiner alten Heimat wird darin in einer umfangreichen, vielfach erstveröffentlichten Aus-wahl zugänglich gemacht: Der Gedankenaustausch mit Hilde Spiel bildet bei dieser Sammlung das Rückgrat, ergänzt um Korre-spondenz mit Richard Stöhr, Ernst Toch, Hans Kafka u. a.; Kurzbio-graphien bilden die willkommene Ergänzung.

klang:kommentar

In the penultimate issue of our “sound:fi les” we have looked at the topics of commissioned work, rental fees and royalties from the publisher’s point of view. In the second part of our “notes on (bank) notes” we wish to bring the situation of or-chestras and organizers to your attention.Orchestral concerts are very expensive, and only rarely their total cost can be covered by ticket sales. One can apply to the state for support; the exact amount of these subventions is published in the so-called “Kunstbericht”. If one compares the years 2000 and 2006 (the Kunstbericht for 2007 is not yet available), one can see that the situation of those orchestras and concert organizers who advocate contemporary music has not exactly improved. While seven major orchestras and organizers get 85 % of the subventions, 29 orchestras have to share the meager rest of 15%.

“NOTES ON NOTES AND BANK NOTES” – PART II

Die Geldscheinsonate:

In der vorletzten Ausgabe der klang:punkte wurden die The-men „Auftragswerk“, „Leihgebühren“ und „Tantiemen“ beleuch-tet, um einen Einblick in die Situation eines Musikverlages zu geben: Mit welchen Einnahmen ein Verlag rechnen kann, zur wenigstens teilweisen Abdeckung der Kosten zeitgenössischer Orchesterwerke. Im zweiten Teil der „Geldscheinsonate“ wird die Aufmerksamkeit nun auf unsere Partner, auf Veranstalter und Orchester gelenkt.Orchesterkonzerte sind mit einem großen fi nanziellen Aufwand verbunden: Bezahlung der Künstler (Orchestermusiker, Diri-genten, eventuell Solisten, die alle auch für die Proben entlohnt werden), Saalmiete, Leihgebühren etc. Selten sind die Kosten mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten gedeckt, um sich diese Konzerte dennoch leisten zu können, kann beim Staat (konkret beim Ministerium für Unterricht, Kunst und Kul-tur) um eine Förderung angesucht werden. Welche Institutionen in welcher Höhe unterstützt wurden, kann die Öffentlichkeit im sogenannten „Kunstbericht“ nachlesen. Vergleicht man nun die Kunstberichte seit 1999, kann man einen beunruhigenden Rück-gang der Jahresförderung feststellen: Der Regierungswechsel 2000 brachte eine Kürzung der Jahresförderung um insgesamt 54%, wenn man die Jahre 1999 und 2001 als Vergleich her-anzieht. Im Kunstbericht 2006 (für das Jahr 2007 liegt der Be-richt noch nicht vor) fällt auf, dass sich mit einer Ausnahme (das Klangforum Wien) vor allem die Lage jener Orchester-Veranstal-ter, die sich für zeitgenössische Musik einsetzen, nicht gerade verbessert hat. Im Gegenteil: Prestigeobjekte werden gefördert,

Über die Förderungssituation von Orchester-Veranstaltern, die sich um die Pfl ege zeitgenössischer Musik bemühen

Von Renate Publig

Concerto was not performed until 2005. This gives some measure of magnitude of the scandal of his neglect, becau-se this is simply one the best of its kind from the mid-20th century. I defy anyone not to be swept up by this music. Each of the three movements has a wonderfully distinctive and at-tractively developed theme. This is Romantic music with an edge and a great deal of character. Along with beauty, the-re is an expressive eeriness to sections of the Andante, and some bracing harshness to the opening chords of the third and last movement. The Concerto is immediately engaging and highly memorable. May its success bring us more of his music – how about Zeisl’s Cello Concerto?” (Robert R. Reilly, Crisis Magazine, 29. Juli 2008)

klang:splitter

Page 13: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

die kleineren Orchester müssen sich das im Laufe der Jahre immer kleiner werdende Stück vom „Kuchen“ teilen. Während sieben Großveranstalter und –orchester 85% des Förderungs-budgets erhalten, müssen sich 29 Orchester mit den restlichen mageren 15% begnügen.Musikland Österreich erfreut sich einer sehr langen Tradition an Komponisten, umso wichtiger ist es, nicht in der Vergangenheit stecken zu bleiben, sondern die Tradition fortzuführen und ak-tuelle Kompositionen dem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Die Realisierung eines Konzertprogramms mit zeit-genössischen Werken verursacht jedoch höhere Kosten, zum ei-nen, weil für geschützte Werke Tantiemen zu bezahlen sind. Zum anderen erfordert die Aufführung dieser Werke oft eine höhere Anzahl von Proben. Aus diesem Grund treffen sinkende Förde-rungen besonders hart jene Orchester, die regelmäßig zeitge-nössische Musik in Konzertprogramme einbauen. Dennoch zeigt sich auch im so genannten „Musikland“ die beklagenswerte Ten-denz, Förderungen zu senken oder gar zu streichen. Die Kultur-initiativen sind ohnehin zahlreichen Unsicherheiten ausgesetzt, sodass sich ein Großteil stets am Rande der Existenz befi ndet. Auf die Angabe konkreter Zahlen wird verzichtet, da diese das Bild verzerren. Um absolute Zahlen vergleichen zu können, müsste die Situation des jeweiligen Orchesters genauer aufzeigt werden, beispielsweise mit Angabe der Anzahl der Konzerte, Anzahl der Musiker, Proberäumlichkeiten, Aufführungsräume, Eintrittspreise etc. Eine Einsicht in den Kunstbericht 2006 kann unter http://www.bmukk.gv.at/medienpool/15397/kunst-bericht_2006.pdf genommen werden.Einige Orchester nun als Beispiel: Der Wiener Con-cert-Verein gab 2006 insgesamt 38 Konzerte, davon 20 im Ausland. In achtzehn Konzerten wurden zwölf verschiedene Werke österrei-chischer zeitgenössischer Komponisten aufge-

2. Satz „Lamento“

Austria, the country of music, has a very long tradition of com-posers. Therefore, it is extremely important to make the inte-rested public acquainted with current compositions. Because of royalties and often a higher number of rehearsals, producing a concert program with contemporary works often costs more. Because of this, one can see, even in the so-called “country of music”, the deplorable tendency to reduce or even cancel sub-ventions.Some examples: the Wiener Concert Verein gave 38 concerts in 2006, 20 of these abroad. In 18 concerts, 12 different works of contemporary Austrian composers were performed; including 8 world premieres. The ensemble reconsil, too, sees its main task in spreading Austrian contemporary music and can boast one of the highest rates of world premieres as well as an extreme-ly broad stylistic range. The Wiener Kammerorchester tries to integrate contemporary works in its regular concert programs; these works are already a fi xture in the Konzerthaus cycle “in-

ternational prize winners”. The list of examples continues: the JANUS ensemble completely lost all subventions; ensemble on-line, which used to have its own Musikverein cycle, can now only realize individual projects. Ensemble Kontrapunkte, ensemble xx. Century, spirit of europe, die reihe: none of these are rich. It is impossible to make a comprehensive list of all orchestras who promote new music. It is a fact that alarmingly little money is made available to smaller orchestras. The result: several or-chestras who used to perform contemporary music were forced to reduce or even completely cancel these programs.There is much afoot in Austrian politics at this moment: new elections with a surprising result, and the formation of an – as is to be hoped: long term – new coalition government. It remains to be seen, how all this refl ects on Austrian culture. One can only hope that these orchestras’ efforts in caring for and in con-tinuing the Austrian music tradition will meet with proper – and monetary – support.

führt, darunter acht Uraufführungen (zwei Kammeropern). In der Reihe „Composer in Residence“ stellt der Wiener Concert-Verein einen ausgewählten österreichischen Komponisten pro Saison in den Mittelpunkt (in den letzten Jahren z.B. Iván Eröd, Paul Walter Fürst oder Gerald Resch) und vergibt Kompositionsaufträge.Auch das ensemble reconsil hat sich die Verbreitung österrei-chischer zeitgenössischer Musik zur Aufgabe gemacht und kann im Verhältnis eine der höchsten Uraufführungsraten sowie ein sehr breitgefächertes stilistisches Spektrum vorweisen.Das Wiener Kammerorchester bemüht sich um Positionierung zeitgenössischer Werke im regulären Konzertabonnement, im Konzerthaus-Zyklus „Internationale Preisträger“ sind diese Werke bereits Fixbestandteil der Programme. Weitere Orchester und Ensembles, deren fi nanzielle Situation alles andere als rosig aussieht: Dem JANUS-Ensemble wurde die Förderung komplett gestrichen; Das Ensemble On Line, das einst einen eigenen Zyklus im Musikverein hatte, kann nur Ein-zelprojekte realisieren. Auch das Ensemble Kontrapunkte, das ensemble xx. jahrhundert, spirit of europe oder das ensemble die reihe schwimmen nicht gerade in Geld. Diese Orchesterliste, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, zeigt, dass für viele kleinere Orchester erschreckend we-nig Geld zur Verfügung steht, und die Tendenz ist sogar noch sinkend. Das Ergebnis: Einige Orchester, die in früheren Zeiten noch Zeitgenössisches auf dem Programm hatten, haben diese Programme eingeschränkt oder komplett eingestellt. Derzeit tut sich einiges in der österreichischen Innenpolitik: Neuwahlen mit ungewöhnlichem Wahlergebnis, das Bilden einer hoffentlich lan-ge regierungsfähigen Koalition. Welche Auswirkungen dies auf das österreichische Kulturgesche-

hen hat, wird sich zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass auf Seite der Geldgeber ein stärkeres Bewusstsein für die Not-

wendigkeit der Pfl ege und Fortführung Österreichs Musiktradition gebildet wird und die Bemühungen der Orchester gebührend mit klingender Münze un-terstützt werden.

Seite 13

Foto

: pho

toev

eryw

here

.co.

uk

Page 14: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

klang:interpreten

Seite 14

breitere Palette, ist die Chance größer, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Und der Erfolg des Konzepts zeigt sich darin, dass nach den Konzerten die Leute oft zu uns kommen und berichten, wie ihnen die verschiedenen Stücke gefallen haben. Man ermög-licht ihnen einen anderen Zugang zur zeitgenössischen Musik und die Beschäftigung mit unterschiedlichen Werken! Es ist uns auch sehr wichtig, die Werke nicht nur in Randfestivals zu positionieren, sondern in ganz ‚normalen‘ Veranstaltungen.“Balanesco ist es ein besonderes Anliegen, österreichische zeit-genössische Musik nicht nur in Österreich, sondern weltweit zu spielen. „Wenn uns ein Werk anspricht, spielen wir es öfter. Es ist sehr schade, ein Werk nur einmal aufzuführen, durch mehrmalige Auseinandersetzung kann man ein Stück viel besser erfassen.“ Die umfangreichen Konzertreisen ins Ausland kann das Pierrot Lunaire Ensemble Wien dank fi nanzieller Unterstützung durch Außenministerium, Kulturforum, AKM, Austro Mechana etc. täti-gen. „Natürlich sind wir auch dem Verlag Doblinger dankbar, mit dem die Zusammenarbeit von Anfang an gut funktioniert hat!“ Mit ausländischem Publikum hat das Ensemble sehr gute Erfah-rungen gemacht. „Als österreichisches Ensemble hat man noch

Seit nunmehr zehn Jahren unternimmt das Pierrot LunaireEnsemble Wien Konzertreisen ins Ausland. Das Jubiläum wird mit einer Südamerikatournee gefeiert, auf den Programmen fi n-det sich wie immer eine unglaubliche Vielfalt vor allem an zeitge-nössischen Komponisten – ein willkommener Anlass, mit GustavoBalanesco, dem Begründer des Ensembles zu sprechen.Gustavo Balanesco ist die Multikulturalität quasi in die Wiege gelegt worden: Sowohl Großeltern als auch seine Mutter stam-men aus Österreich, geboren wurde Balanesco jedoch in Argen-tinien, wo er im Alter von acht Jahren seinen ersten Klavierunter-richt erhielt. In der Familie gibt es keine professionellen Musiker, doch wurde oft über Musik gesprochen, über Gustav Mahler, die Staatsoper, über Bruno Walter. „Die Jahrhundertwende fi nde ich überhaupt die spannendste Zeit!“ Aufgrund eines Stipendiums studierte er zehn Jahre bei Emil Gilels am Tschaikovsky-Konserva-torium in Moskau. Danach zog es Balanesco nach Österreich. Ob es Zufall ist, dass sich derzeit eine größere Anzahl von Künstlern aus dem südamerikanischen Raum einen Namen macht? „Viele Europäer sind nach Südamerika emigriert, dadurch gab es dort eine sehr spezifi sche kulturelle Entwicklung. Doch nun kehren viele wieder zurück nach Europa!“Da sich Balanesco musikalisch nicht einschränken lassen will, war die logische Konsequenz die Gründung des eigenen Ensembles. „Ich möchte immer Neues machen!“ Die Idee für den Namen „Pierrot Lunaire Ensemble Wien“ stammt von Ehefrau und Mit-begründerin Silvia Gelos. Mittlerweile hat das Ensemble diesen durch das Opus 21 von Arnold Schönberg inspirierten Namen schützen lassen.Einen Schwerpunkt in den Konzertprogrammen bildet Neue Mu-sik: „Wir leben durchschnittlich 80 Jahre. Die Zeit davor ist un-endlich, ebenso die Zeit danach. Spannend ist für mich aber, was jetzt passiert. In Österreich gibt es natürlich eine große Tradition mit Haydn, Mozart, Schubert usw., aber für uns ist die Auseinan-dersetzung mit dem, was jetzt geschrieben wurde, von großer Be-deutung!“Das Ensemble verfügt mit mehr als 300 Werken von rund 150 Komponisten über ein breites Repertoire. Vor allem die große Palette ästhetischer Positionen will auffallen, allein aus dem Ver-lag Doblinger standen bisher unter anderem die Komponisten Bischof, Eder, Eröd, Kratochwil, Lauermann, Radanovics, Schedl, Schiske und Urbanner am Programm, bei der Jubiläums-Tournee werden Werke von Cerha, Ofenbauer, Raffaseder, Resch, Schmi-dinger und Wagner aufgeführt. „Es hat sich im Lauf der Musik-geschichte einiges geändert. In früheren Musikepochen gab es ästhetische Linien, stattdessen fi ndet man heute eine große Band-breite an Kompositionsstilen, und das möchten wir nutzen. Nie-mand kann sagen, was von unserer aktuellen Musik einmal übrig-bleiben wird, was „gute“ Musik ist. Bietet man dem Publikum eine

„Am Puls der Zeit bleiben!“Gustavo Balanesco und sein Pierrot Lunaire Ensemble Wien ® im Gespräch

Von Renate Publig

Foto

s: P

ierr

ot L

unai

re E

nsem

ble

Wie

n ®

Page 15: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Seite 15

immer ein gutes Entree!“ Es gebe oft eine größere Offenheit gegenüber Neuer Musik, allerdings werden die Konzerte durch Workshops ergänzt, und durch das Einbeziehen anderer Interpre-ten im Rahmen von Meisterklassen gelingt es, das Interesse an den Programmen zu wecken. Wichtig ist Balanesco das Gesamt-konzept, auch die aktuelle Tournee ist mit Workshops und Meis-terklassen verbunden. „Für die Workshops schicken wir im Vorfeld die Noten an die Professoren, die die Werke mit den Studenten vorbereiten, und im Workshop erarbeiten wir die Stücke. Dabei handelt es sich oft um Werke lebender Komponisten, um am Puls der Zeit zu bleiben.“ Die Förderung noch nicht etablierter junger KomponistInnen ist für Balanesco unverzichtbar, so initiierte er be-reits zum 2. Mal einen Kompositionswettbewerb. Durch die Konzertreisen unter anderem in die USA, nach Europa, Alaska und Südamerika konnte man viele kulturelle Erfahrungen machen: „Paris oder Berlin ist zum Beispiel ganz anders als Wien, in diesen Städten ist das Interesse an Neuem viel größer. Wien ist eine wunderbare Stadt, aber möglicherweise ist hier das musika-lische Angebot zu groß. In Wien spielen wir manchmal vor fünf Leuten, manchmal vor hundert.“ Anders als in anderen Städten und Ländern, wo sich das Ensemble über volle Konzertsäle freu-en darf. „In Österreich und Deutschland wird Neue Musik noch immer zu einem hohen Anteil für Randgruppen gespielt. Es gibt eine einzige wöchentliche Veranstaltungsreihe für Neue und Zeit-genössische Musik in Deutschland, die Reihe ‚Unerhörte Musik‘ in Berlin. Diese fi ndet jeden Dienstag in einem Kabarett statt und ist ausverkauft! Vielleicht kann man so etwas auch in Wien aufzie-hen, aber das ist schwierig.“Über organisatorische Probleme, die sich durch Auslandstourneen ergeben, könnte Balanesco, der zusammen mit Silvia Gelos das Ensemble selbst managt, mittlerweile ein Buch schreiben: Über Verträge, denen man hinterherlaufen muss. Oder wenn man in London drei Tage im Schneesturm sitzt, nicht ausreisen kann, und dadurch ein Konzert in Mexiko ausfällt, das nachgeholt werden muss. Oder wenn für eine Reise nach Brasilien alles organisiert ist, Flüge und Hotel gebucht, Verträge ausgehandelt, Plakate von der Universität gedruckt – und dann die Flüge gestrichen werden. Oder wenn man wegen Stromausfalls in der ganzen Stadt mitten im Konzert plötzlich im Dunkeln sitzt. Zum Glück hat bisher alles geklappt. „Früher hat mir das viel mehr Sorgen bereitet, aber heu-te bin ich viel ruhiger, wenn etwas anders als ursprünglich ausge-macht ist.“Zeit zum Organisieren der Programme und der Tourneen fi ndet Balanesco von Montag bis Sonntag „Wir haben kein Büro, son-dern eine große Wohnung. Das hat Vor- und Nachteile: der Nach-

Gustavo Balanesco was, so to speak, born into several cul-tures: his grandparents and his mother came from Austria, but he was born in Argentina, where he received his fi rst piano lessons at the age of 8. After receiving a scholarship, he spent 10 years studying with Emil Gilels at the MoscowTchaikovsky conservatory.Since Balanesco refuses to be musically constrained in any way, the ‘logical consequence was to form his own ensemble. His wife, co-founder Silvia Gelos, had the idea for the name “Pierrot Lunaire Ensemble Wien”. A major emphasis of the en-semble is contemporary music: “I fi nd exciting what happens now. Of course, music has a great tradition in Austria, but for me it is much more interesting to deal with compositions of our own time!” Balanesco prefers a multitude of stylistic con-cepts. “Of course we talk with the organizers also about what fi ts into their individual concepts. The works shouldn’t just fi t into fringe festivals, but into regular programs.” Balanesco stresses the importance of an overall concept: not to confi ne oneself to giving concerts, but also to host work-shops and master classes; it is essential to advocate young, not yet established composers. Thus, Balanesco initiates a composition competition already for the second time. The Pierrot Lunaire Ensemble Wien goes on tour abroad alrea-dy for 10 years, supported fi nancially by the Austrian Foreign Ministry, Culture Forum, AKM, Austro Mechana, etc. This givesBalanesco the opportunity to realize his special concern: to perform Austrian contemporary not only in Austria, but world-wide.His wish for his personal future? “That all remains as it is!”

AN INTERVIEW WITH GUSTAVO BALANESCO

Pierrot Lunaire Ensemble Wien Goes Abroad Cele-

brating its 10-year Anniversary

teil ist, dass man Privates und Beruf schwer trennen kann, man liest auch am Sonntag noch E-Mails. Der Vorteil: Man kann auch einmal eine ganze Woche abschalten. Da meine Frau die gleichen Interessen und Energien hat, passt das wunderbar und funktio-niert seit 20 Jahren, sonst wäre das alles nicht möglich.“Zur Entspannung liest Balanesco gerne und beschäftigt sich mit Philosophie und Archäologie. Und gelegentlich gibt es sogar Ur-laub, wenn das Ensemble auf Tournee ist. „Da hängen wir ein paar Tage an, und da gibt es dann keine Musik, keinen Computer, gar nichts!“Sein Wunsch für die persönliche Zukunft? „Dass alles so bleibt, wie es ist!“

Page 16: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

klang:bildung

Seite 16

Unter dem Motto „Entschleunigung – Die Entdeckung der Langsamkeit“ veranstaltete die Kulturinitative GLOBArt von 21. bis 24. August im Kloster Pernegg die 11. GLOBArt ACADEMY. Mit im Programm: Ein Kompositionsworkshop unter der Leitung von Shih, von dem Prälat Joachim Angerer in der Folge aus eigener Anschauung berichtet.

Kann auch ich komponieren?

„Workshop VI Komposition, Leitung: Shih“ stand an die Tafel zum Eintrag der Teilnahme geheftet. Drei Namen waren ein-getragen, zwölf Damen und Herren warteten mit Spannung im „Engelssaal“, dem Repräsentationsraum der ehemaligen Präla-tur des Klosters Pernegg auf das Erscheinen des Vortragenden, eines Chinesen, wie der Name verrät. In weiß gekleidet, dunkles Haar, gut aussehend, elegante Bewegungen, gelang es dem Vortragenden schnell, die im Anblick großer, mit Notenlinien versehener Tafeln Wartenden auf sich zu konzentrieren. Nach wenigen Sätzen, mit denen der geistige Vorgang schöpferischen Tuns erklärt und das Ineinanderwirken von Text und Melodie ver-deutlicht worden war, teilte der als Komponist weit über Öster-reich hinaus bekannte Professor Blätter mit einem Gedicht von Theodor Storm aus: Dämmerstunde. Er selbst las in feinem Deutsch, mit Gesten, die schon Musik aus-zuströmen schienen, die ersten Liedzeilen vor:

Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen –Das Haupt zu dir gewendet, saßen wir;

Er wiederholte Wort für Wort, jedes mit unterschiedlicher Be-tonung und Ausdruck, um in die Textaussage eindringen zu können. Hier schon wurde die Gruppe in die fein ziselierte Beto-nungen, Zerlegungen und Ausdrucksweisen einbezogen. Es ging zunächst um die richtige Textauslegung, eine Exegese, wie sie sonst nicht einmal in Sakralräumen spürbar wird. In der Folge ergaben die nächsten Zeilen bereits Harmonie, indem Satz für Satz oft wiederholt wurde:

Und sanfter fühlten wir die Stunden fl ießen,Und stiller ward es zwischen mir und dir; Bis unsre Augen in einander sankenUnd wir berauscht der Seele Atem tranken.

Schließlich waren einzelne aus der Gruppe eingeladen, das ge-samte Poem auf ihre Weise zu rezitieren, um es dann im Chor zu sprechen, keineswegs unisono, sondern auf eine Weise, in der sich, wie von selbst, Rhythmus, Höhen und Tiefen ergaben. Ein Notenschlüssel wurde gesetzt, die Frage erging an die Gruppe: welcher Ton gehört an den Anfang, höher, tiefer, wie soll die Me-lodie weitergehen? Der Dialog zwischen Lehrer und „Schülern“, alt, jung, vorgebildet, Amateure, Musizierende, gestaltete sich geistreich und lebendig. In diesem Wechselspiel entstand nach fast zwei Stunden eine Komposition, eine Neuvertonung eines aussagekräftigen Textes, ausgewählt von einem Künstler, für den Theodor Storm kein „Landsmann“ war, der für ihn aber Inhalte in eine Sprache hüllte, die zu erobern, zu entdecken und in Melodie und Rhythmus zu bringen Freude bereitete. Ein großer Gewinn für alle Teilnehmer, weil man lernte, was componere heißt: zusammen bringen, zu-sammen zwingen, zusammen stellen, untersuchen, entdecken und Neues schaffen.

Foto

s: G

LOBA

rt /

Dan

Car

abas

Page 17: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Walter Wretschitschunterrichtet seit 1981 an der Universität für Musik und darstel-lende Kunst Wien die Fächer Flöte, Didaktik und Lehrpraxis. Er ist Mitbegründer des Ensembles Vienna Flautists, mit dem er in vielen europäischen Ländern, in Südamerika und Asien konzer-tierte, Mitglied der Studienkommission für Instrumental- und Ge-sangspädagogik und leitet seit 2002 das Institut Franz Schubert (Blas- und Schlaginstrumente in der Musikpädagogik).

35 029

Für Flöte solo (und mit Begleitung)For solo flute (and with accompaniment)

Herausgegeben von / Edited by

Walter Wretschitsch & Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

FLUTE UPDATENeue Musik für junge FlötistenNew Music for Young Flutists

inkl. Bonus-CD

klang:pädagogik

Wie kam die Komponistenauswahl zustande?Die beteiligten Komponisten sind alle hervorragende Instrumen-talisten, sehr kreative Menschen, „Neuer“ Musik gegenüber sehr aufgeschlossen, zum Teil auch im Jazz- und Popbereich zu Hause und sie waren sofort und gerne bereit, an diesem Projekt mitzu-arbeiten. Einige von ihnen sind auch Absolventen bzw. Lehrende der Musikuniversität. Daraus hat sich auch die Möglichkeit einer guten und kollegialen Zusammenarbeit ergeben.

Gibt es einen gemeinsamen „roten Faden“, also: Bedin-gungen, die die Stücke erfüllen mussten?Das oberste Ziel war, Musik zu schreiben, die Kinder oder Ju-gendliche gerne spielen, die sie motiviert und nicht überfordert. Bezüglich der Länge der Stücke, dem Schwierigkeitsgrad, dem Tonumfang und dem Verwenden der erweiterten Spieltechniken habe ich meine Wünsche und Vorgaben gemacht, die auch weit-gehend berücksichtigt wurden. Kreatives Schreiben unter be-stimmten Vorgaben ist vielleicht schwierig, aber ich denke, dass die Kollegen trotz meiner Aufl agen hervorragende Flötenmusik komponiert haben.

Mit welchen technischen Besonderheiten werden die Schüler vertraut gemacht?Jedes Stück hat seine Besonderheiten. Entweder sind es Multi-phonics oder perkussive Elemente, verbunden mit ungewohnten Artikulationstechniken oder es sind besondere rhythmische Her-ausforderungen, die zu meistern sind. Aber auch die Arbeit an der Intonation und an den Klangfarben wird in einigen Komposi-tionen einen besonders hohen Stellenwert haben.

Geht die universitäre Musiklehrerausbildung auf Neue Mu-sik im Anfängerunterricht ein?

Sowohl im künstlerischen Einzelunterricht, als auch in den Lehr-veranstaltungen Lehrpraxis und Didaktik werden die Studieren-den mit Neuer Musik und ihrer Bedeutung im Anfängerunter-richt konfrontiert, so dass sie später an den Musikschulen ihre Erfahrungen weitergeben können. Das Erlernen neuer Spieltech-niken am Instrument hat auch sehr viele positive Effekte, die große Auswirkungen auf das Musizieren im klassischen Sinn ha-ben, wie zum Beispiel auf die Ansatzfl exibilität, die dynamische Spannweite sowie die Artikulationsvielfalt und den Farbenreich-tum, um nur einige zu nennen. Bei den Diplomprüfungen ist es selbstverständlich, ein modernes Flötenstück mit erweiterten Spieltechniken zu spielen.

Ist die Vermittlung von Neuer Musik im Anfängerunterricht ein Trend oder warum sollte diese Epoche im Unterricht nicht fehlen?Musik, die heute geschrieben wird, ist Neue Musik. Manchmal wird sie notiert, wie dies seit Jahrhunderten üblich ist. Oft entste-hen aber Kompositionen, die mit der herkömmlichen Notation und den uns gewohnten Klängen nicht auskommen. Jeder Musi-ker wird im Laufe seiner berufl ichen Laufbahn mit dieser neuen Tonsprache konfrontiert werden. Je früher wir damit anfangen, diese neue Tonsprache zu lernen, desto selbstverständlicher und natürlicher werden wir damit umgehen.

Inwiefern hat die Musikuniversität Wien bei dem Projekt mit-gewirkt?Am Projekt waren Absolventen, Studierende und Lehrende der Musikuniversität beteiligt. Die Universität hat uns das Tonstudio und den Tontechniker für die Aufnahme der CD zur Verfügung ge-stellt aber auch sonstige Ressourcen, die für die Abwicklung dieses Projektes notwendig waren.

Neue Musik für junge Flötisten FLUTE UPDATE, herausgegeben von Walter Wretschitsch

Wie vielfältig und farbenreich Neue Musik sein kann, beweisen die ausnahmslos von FlötistInnen für den Unterricht komponierten kurzen Stücke dieses Heftes, die bis zu einem bestimmten Schwierigkeitsgrad beinahe alle Aspekte des Flötenspiels berücksichtigen. Mit jazzigen Rhythmen und erweiterten Spieltechniken werden neue Klangwelten für die jungen FlötistInnen eröffnet, die für die instrumentale und musikalische Weiterentwicklung höchst bedeutsam sind und darüber hinaus großen Spaß bereiten. Claudia Böckle hat mit Walter Wretschitsch gesprochen, der das Heft zusammen mit der Universität für Musik und darstellende Kunst herausgegeben hat.

Page 18: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Seite 18

klang:träger

klang:novitäten

manovsky-Orlando war die humorvolle Inspirationsquelle für dieses Quintett in bester böhmischer Blasmusiktradition.

Kurt ESTERMANN: Missa Brevis für vierstimmig gemischten Chor, Chororgel und große OrgelBestellnr.: 45 467

Gerald RESCH: Nebel für KlaviertrioBestellnr.: 37 217

Helmut SCHMIDINGER: Akrostichon (Violinkonzert)Bestellnr.: Stp. 728 (Studienpartitur)

SHIH: Ein Takt für Klarinette und StreichquartettBestellnr.: 06 820

SHIH: Ein Takt für Klavier und vier StreicherBestellnr.: 07 269

SHIH: Epitaph II für Klarinette, Bassetthorn, 2 Fagotte und 2 HörnerBestellnr.: 36 601

Jenö TAKÁCS: Suite arabe für 2 Klaviere op. 15Bestellnr.: 01 961

Rafael CATALÁEncrucijadaToros de ceniza (Alegrías)Rafael Catalá – GitarreCD Gramola 98842

Iván ERÖDTrio Nr. 1 für Violine, Violoncello und Klavier op. 21(+ Schostakowitsch)Eggner TrioCD Gramola 98837„Mich fasziniert Eröds prophetisch anmutende Tonsprache. Inmitten der gänzlich anders gearteten Klänge der sogenann-ten avantgardistischen Kompositionen der 1970er-Jahre muss dieses Werk gleichsam ‚rückblickend’ geklungen haben. Be-trachte ich jedoch die aktuellen Klangmittel und Trends der Ge-genwartskomposition, so erklingt für mich die Musik Eröds weit ‚vorausblickend’, bis in unser Heute – oder noch weiter?“ (Chris-toph Eggner)

Neue CDsEchoes of Flamenco

Rafael Catalá Roger Blávia Katalin Halmai Albert Kreuzer István Tóth

SanzDe FallaMontoyaCatalá

Anton HEILLERChristkönigsmotette Dem König aller Zeiten für gemischten Chor(+ di Lasso, Durufl é, Mendelssohn Bartholdy u. a.)Regensburger Domspatzen, Leitung: Roland BüchnerCD Regensburger Domspatzen (www.domspatzen.de)

Federico García LORCACanciones españolas y un poema – für Gitarre bearbeitet von Rafael CataláCarlos Àlvarez – Bariton, Rafael Catalá – GitarreCD Gramola 98844„Die Balance ... funktioniert per-fekt, die künstlerische Harmonie lässt sich nicht überhören und in ihrem Ansatz, den enormen Ge-fühlsreichtum dieser Lieder bis zur Neige auszukosten, gelingen dem üppig strömenden Bariton des Sängers aus Malaga und des ebenso kreativen wie sen-siblen Gitarristen packende In-terpretationen.“ (Kleine Zeitung)

Carlos Álvarez Rafael Catalá

Federico García Lorca Canciones españolas y un poema

Notenneuerscheinungen zeitgenössischer MusikRainer BISCHOF: Sello de Luisa für Flöte soloBestellnr.: 35 031

Rainer BISCHOF: Lieder nach Texten von France Prešeren für Alt-stimme und Klavier op. 60 Bestellnr.: 08 691France Prešeren war der größte Dichter der Slowenen; mit seiner souveränen Beherrschung der verschiedenen klassischen dichte-rischen Formen hat er die slowenische Dichtung in den europä-ischen Parnass geführt. Die Auswahl der vertonten Gedichte spie-gelt die persönliche Erkenntnis seines tragischen Lebens dar. Mit seinem untrüglichen Instinkt und seiner Sensibilität trifft der Kom-ponist Rainer Bischof den Inhalt und die Stimmung dieser Gedichte genau.

Rainer BISCHOF: Der Erlöser für OberchorBestellnr.: 64 493

Bernd Richard DEUTSCH: Toccata octophonica für OrgelBestellnr.: 02 459

Iván ERÖD: Die Wassertrompeter für BlechbläserquintettBestellnr.: 36 675Eine im alten Böhmen angesiedelte Erzählung von Fritz von Herz-

Page 19: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

Seite 19

klang:daten

GEBURTSTAGE 2009

22. 01.: Petr EBEN 80 (gest. 2007)

23. 01.: Alexander MÜLLENBACH 60

26. 01.: Ernst KÖLZ 80

27. 02.: Heimo ERBSE 85 (gest. 2005)

18. 03.: Kurt SCHMIDEK 90 (gest. 1986)

21. 03.: Karl Heinz FÜSSL 85 (gest. 1992)

21. 04.: Karl SCHEIT 100 (gest. 1993)

01. 05.: Richard DÜNSER 50

03. 05.: Martin LICHTFUSS 50

11. 05.: Helmut SCHMIDINGER 40

05. 06.: Alfred UHL 100 (gest. 1992)

23. 06.: Hans Ulrich STAEPS 100 (gest. 1988)

11. 07.: Erich ROMANOVSKY 80

28. 07.: Hans-Dieter VERMEER 75

08. 08.: Walther NUSSGRUBER 90

03. 09.: José CARLI 80

17. 09.: Gerhard TRACK 75

10. 10.: Michael LANGER 50

06. 11.: Robert NESSLER 90 (gest. 1996)

14. 11.: Paul ENGEL 60

GEBURTSTAGE 2010 (BIS JUNI)

15. 01.: Hannes RAFFASEDER 40

28. 01.: Hans Volker BLOCK 70 (gest. 1979)

01. 02.: Erik FREITAG 70

09. 02.: Ernst von DOHNÁNYI 50

12. 02.: Herbert TACHEZI 80

13. 02.: Werner PIRCHNER 70 (gest. 2001)

15. 02.: Joseph KRONSTEINER 100 (gest. 1988)

18. 03.: Reinhard AMON 50

30. 03.: Gerhard DALLINGER 70

04. 04.: Fritz LEITERMEYER 85

09. 04.: Franz PILLINGER 50

23. 04.: Rafael CATALÁ 50

26. 04.: Ernst TITTEL 100 (gest. 1969)

29. 04.: Otto M. ZYKAN 75

11. 05.: Karl Maria KUBIZEK 85 (gest. 1995)

16. 05.: Horst EBENHÖH 80

21. 05.: Franz SCHÖGGL 80 (gest. 1982)

04. 06.: Alfred PRINZ 80

18. 06.: Herbert PAULMICHL 75

25. 06.: Kurt SCHWERTSIK 75

29. 06.: Christoph CECH 50

Eine Broschüre „Geburtstage/Gedenktage 2007 – 2011“ kann kostenlos über unsere Informationsabteilung bezogen werden.

URAUFFÜHRUNGEN JÄNNER – MAI 2009Iván ERÖD: Ode nach dem Gedicht „Óda“ von Attila Jószef für zwölf Instrumente op. 84

Ensemble „die reihe“, Dirigent: Alexander Drcar

04. Februar 2009 Linz, Brucknerhaus

Bernd Richard DEUTSCH: Martyrium oder Die Dinge sind. Neurotisches Oratorium für Sprecher, Soli, Chor, Orchester und Videozuspielung (Nr. 12)

Isabelle Müller-Kant – Sopran, N. N. – Tenor, Otto Katzameier – Bariton, Christian Brückner, Markus Thill – Sprecher, SWR Vokalensemble, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, Dirigent:Rupert Huber

07. Februar 2009 Stuttgart, Theaterhaus

Josef Friedrich DOPPELBAUER: Duo-Sonate für Klarinette und Fagott

Werner Mayrhuber – Klarinette, Hannes Wregg – Fagott

Helmut EDER: Trio für zwei Flöten und Bratsche op. 126

Wolfgang Schulz – Flöte, Matthias Schulz – Flöte, Ulla Schulz – Viola

12. März 2009 Linz, ORF-Landesstudio Oberösterreich

Erich URBANNER: Begegnungen für großes Orchester

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dirigent: N. N.Mai 2009 München (Musica Viva)

Gerald RESCHSchlieren für Violine und Or-chester(+ Kühr, Zykan)Patricia Kopatchinskaja – Violi-ne, Radio-Symphonieorchester Wien, Dirigent: Johannes Ka-litzkeCD col legno 20279

Karl SCHISKESymphonie Nr. 5 „auf B“ op. 50 / Choralpartita für Orgel op. 46 /Divertimento für zehn Instru-mente op. 49 / Dialog für Vio-loncello und Klavier op. 51RSO Wien, Dirigent: András Ligeti / Andreas Juffi nger –Orgel / die reihe, Dirigent: Erich Urbanner / Wolfgang Panhofer – Violoncello, Huw James – KlavierORF CD 3026

Page 20: klan punkte - Willkommen bei Doblinger-Musikverlag · Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart seine Uraufführung.

WIR SORGENDAFÜR, DASS MUSIKETWAS WERT IST.

Zu unseren Mitgliedern imBereich zeitgenössische Musikzählen unter vielen anderen:

Paul AngererRainer BischofMartin BjelikFriedrich CerhaBernd Richard DeutschChristian DiendorferRichard DünserHorst EbenhöhIvan ErödHeinz Karl GruberHerbert LauermannWolfgang MuthspielLudwig NussbichlerChristian OfenbauerHannes RaffasederGerald ReschKurt SchwertsikErich UrbannerWolfram WagnerHerbert Willi…

Uns vertrauen mehrals 15.000 Komponistenund Textautoren die Verwaltungihrer Musikrechte an.

Baumannstraße 10, 1030 WienT +43 (0) 50717–0 F-DW 19199 E [email protected]

WIR TUN ETWAS FÜR DIE MUSIK.WWW.AKM.CO.AT