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Klaus North / Peter Friedrich / Maja Bernhardt Die Gesundheitshebel

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Klaus North / Peter Friedrich / Maja Bernhardt

Die Gesundheitshebel

Klaus North / Peter Friedrich / Maja Bernhardt

Die Gesundheitshebel Partizipative Gesundheitsförderung in der Pflege

GABLER

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1 . Auflage 2009

Alle Rechte vorbehalten © Gabler I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009

Lektorat: Guido Notthoff

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Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Krips b.v., Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands

ISBN 978-3-8349-1515-3

Geleitwort des Projektträgers

Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich um ein Produkt des vom Bundesministe­rium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts ,,3P-Pflege Dich Selbsti" (Förderkennzeichen OlF A0605 und OlF A0606), das vom Allee-Hospital Darmstadt und der Hochschule RheinMain Wiesbaden (Prof. North) gemeinsam durchgeführt wurde. Das Vorhaben gehörte zu den "Gewinnern" der vom BMBF unter dem Titel "Präventiver Ar­beits- und Gesundheitsschutz" veröffentlichten Förderbekanntmachung.

Die Beteiligten haben einen wesentlichen Beitrag zur Ausgestaltung des Förderprogramms "Innovationsfähigkeit in einer modemen Arbeitswelt" und der dazu veröffentlichten Aus­schreibung geleistet. Mit seinen Zielen nalun der Verbund Bezug insbesondere auf die in der Bekanntmachung formulierten förderpolitischen Ziele "Partizipation, Führung und präventive Arbeitsgestaltung" sowie "Prävention als Bestandteil des betrieblichen Innova­tionsmanagements". Zentral für den Erfolg war die hier vorgestellte Methodik der "Ge­sundheitshebel", mit dem die Gesundheitsförderung von professionell Pflegenden durch die Entwicklung von Gesundheitskompetenzen erreicht werden kann. Das Projekt blieb also nicht bei der Leerformel stehen, dass unser Gesundheitswesen krank sei; es begnügte sich auch nicht mit der resignierenden Redensart, dass die besten Ärzte (resp. die besten Pflegenden) die schlechtesten Patienten sein sollen. Im Gegenteil: Wie die ebenfalls im Projekt (weiter)entwickelte "Gesundheits-Scorecard" nachweisen kann, können durch den Einsatz der sog. Gesundheitshebel gesundheitliche Belastungen/Beanspruchungen im Gesundheitswesen über partizipativ entwickelte, selbstorganisiert einsetzbare Formen der Bewältigung minimiert werden. Dem Instrumentarium ist somit ein möglichst weiter Ver­breitungsgrad zu wiinschen.

Bei den Projektnehmern bedanke ich mich daher im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und für den Projektträger "Arbeitsgestaltung und Dienstleistun­gen" für die stets kompetente und passionierte Durchführung des Vorhabens. Ich habe mich unweit von Mathilden- und Rosenhöhe bei Ihnen im Allee-Hospital immer wohl und gut aufgehoben gefühlt.

Bonn,imJuli2009 Volker Schütte

Vorwort

In. den Jahren von 2006 bis 2009 wurden im Alke-Hospital Darmstadt und in den Dar­mstädter Kinderklinken Prinzessin Margaret mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter wissenschaftlicher Begleitung der Hochschule RheinMain ( vonnals Fachhochschule Wiesbaden) Methoden der partizipativen Gesund­heitsförderung in der Pflege' entwickelt (www.alice-3p.de). Mit den "Gesundheitshebeln" werden Mitarbeitern in der Pflege Instrumente an die Hand gegeben, die ihnen den Abbau von Arbeitsbelastungen ermöglichen.

Die beiden Krankenhäuser haben auch in der Vergangenheit erhebliche Anstrengungen mit gesundheitsfördernden Maßnahmen für Mitarbeiter unternommen. Die Krankheits­quote lag auch bisher unter den bekannten Durchschnittswerten für Pflegepersonal in Krankenhäusern. Trotz dieser eigentlich positiven Ausgangslage war nach Auffassung der Autoren vor allem im Hinblick auf die zukünftigen Anforderungen an das Personal in Krankenhäusem ein neuer/ partizipativer Ansatz notwendig.

Im Projektzeitraum haben sich die Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser drama­tisch verschlechtert. Entscheidender ist aber der Personalabbau in der Pflege, der bundes­weit über 29.000 Beschäftigte (8,9 Prozent) betrug (Statistisches Bundesamt 2007). Im Er­gebnis heißt das, dass die Belastung des einzelnen Mitarbeiters drastisch gestiegen ist.

Die Situation der Pflegekräfte verändert sich noch stärker, da immer mehr Tätigkeiten, die bisher von Ärzten durchgeführt wurden, auf Pflegekräfte übertragen werden. Dies obwohl die Zahl der Ärzte in Krankenhäusern im Vergleichszeitraum gestiegen ist (Statistisches Bundesamt 2007).

Diese Veränderungsprozesse erhöhen die Belastungen der Mitarbeiter im Pflegedienst weiter und führen zu einem Anstieg von Krankheitszeiten und häufig zu einem Ausschei­den aus der Berufstätigkeit (vgl. NEXT -Studie 2005). Die verbleibenden BeschäftigIen begeben sich in vielen Fällen in einer "Opferrolle der Pflege" und gefährden sich gewis­sennaßen selbst.

Um diese "Opferrolle" zu durchbrechen, ist nach Auffassung der Geschäftsführungen der beiden Krankenhäuser die Partizipation der Mitarbeiter bei der Gestaltung von belasten­den Prozessen im Arbeitsfeld der Mitarbeiter unumgänglich.

Dabei ist die klassische Sichtweise mit dem Blick darauf wie Krankheiten verhütet werden können nicht mehr Ziel führend. Obwohl hier in den vergangenen Jahren erhebliche Ans­trengungen unternommen wurden, muss nach unserer Auffassung, die Sichtweise geän­dert werden. Der Blickpunkt soll auf dem liegen, was Menschen gesund erhält. Mitarbei­ter, hier die Pflegenden, sollen durch Kompetenzentwicklung selbst befähigt werden Ver-

1 Mehr über das 3P-Projekt mit dem Förderkennzeichen OlF A0605/6 finden Sie im Anhang.

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antworhmg für ihr Handeln und ihre Gesundheit zu übernehmen. Mitarbeiter sollen als "Experten ihrer seIbst" ausgebildet werden.

Dieser partizipative Ansatz stößt in der Praxis auf viele Vorbehalte. Die Unternehmenskul­tur und die Organisation von Krankenhäusern sind häufig nach traditionellen hierarchi­schen Gesichtspunkten ausgerichtet. Mitarbeiter, die in solchen Strukturen sozialisiert worden sind, können nicht von heute auf morgen die eingeräumten Partizipationsmög­lichkeiten nutzen. Ein Beispiel für diese Einstellung sind das "schlechte Gewissen" oder ein "falsch verstandenes" Berufsverständnis der Pflegenden. Überspitzt formuliert: "Ich bin für die Gesundheit der Patienten verantwortlich, und es ist mil' 11 verboten" an meine eigene Gesundheit zu denken. 11

In unserem Projekt wurde versucht, mithilfe von GesundheitshebeIn besonders belastende Faktoren im BerufsalItag zu verändern. Die Mitarbeiter definieren ihre Belastungen selbst und übernehmen damit ein Stöck Verantwortung für die eigene Arbeitssituation. Sie erhal­ten die "Freiheit" entsprechende Veränderungen vornehmen zu können.

Die erreichten Ergebnisse zeigen, dass mit dem Einsatz der Gesundheitshebel und ihrer Verankerung in die tägliche Routine, die Mitarbeiter in die Lage versetzt werden von der subjektiven emotionalen Ebene weg zu kommen und diese mit einer objektiveren, rationa­len und weniger emotionalen Sicht auf die Probleme zu tauschen. Die Investition in ein Zeitbudget, das dem Team für festgelegte, regelmäßige "Entlastungstreffen" zur Verfü­gung gestellt wird, hat sich ausgezahlt. Pflegekräfte, die sich bezogen auf ihre Arbeitsum­welt an Entscheidungsprozessen beteiligen und denen von der Führung in diesem Bereich auch Entscheidungskompetenzen überlassen werden, sind deutlich motivierter und zu­friedener. Mit der von uns entwickelten "Gesundheits-Scorecard" lassen sich die eingetre­tenen Veränderungen beobachten und besser interpretieren.

Die Berufsgenossenschaft Gesundheit und Wohlfahrtspflege hat das Engagement der bei­den Krankenhäuser mit dem BGW-Gesundheitspreis 2009 ausgezeichnet.

Unser Dank gilt den Mitarbeitern der beiden Kliniken, die sich auf ein "Abenteuer" einge­lassen haben und mit großem Engagement an der Entwicklung der Gesundheitshebel, ihrer Erprobung und ihrem Transfer mitgearbeitet haben. Die Übernahme von zusätzlicher Verantwortungs- und Entscheidungskompetenz durch das Team und das "Einlassen" der Führungskräfte auf diesen Prozess hat der Vertrauenskultur in den beiden Krankenhäu­sem eine neue Dimension eröffnet. Besonderen Dank auch an den Betriebsrat und beson­ders an den Vorsitzenden Herrn Hubert Steinert, der sich intensiv und engagiert in das Projekt eingebracht hat und mit vielen Ideen zum Erfolg beigetragen hat. Wir sind sicher, dass die beiden Häuser die schwierigen Rahmenbedingungen damit besser und erfolgrei­cher bewältigen können.

Darmstadt, im September 2009

PD Dr. Bemhard Lettgen Geschäftsführer Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret

Dr. Richard Röhrig Kaufm. Geschäftsführer Stiftung Allee-Hospital

Inhaltsverzeichnis

Geleitwort des Projektträgers .......................................................................................................... 5

Vorwort ............................................................................................................................................... 7

Einleitung .......................................................................................................................................... 11

1 Gesundheitskompetenzen entwickeln - aber wie? ........................................................... 15 1.1 Arbeitsbelastungen sind durch Pflegende gestaltbar ............................................. 15 1.2 Partizipative Gesundheitsförderung ......................................................................... 23 1.3 Was sind Gesundbeitskompetenzen? ....................................................................... 30 1.4 Hebelwirkungen und Nebenwirkungen

partizipativer Gesundheitsförderung ........................................................................ 38

2 Die Gesundheitshebel. ........................................................................................................... 49 2.1 Einführung in die Gesundheitshebel ......................................................................... 49 2.2 Gesundheitshebel "Prioritäten setzen" ..................................................................... 53 2.3 Gesundheitshebel "Handhabung von Abweichungen" ......................................... 58 2.4 Gesundheitshebel "Kommunikation und Zusammenarbeit" ................................ 63 2.5 Gesundheitshebel "Handhabung von

organisatorischen Rahmenbedingungen" ................................................................ 69 2.6 Gesundheitshebel "Handhabung von Qualitätsvorgaben" ................................... 75 2.7 Gesundheitshebel "Erholung" .................................................................................... 80 2.8 Leitfragen für den Einstieg .......................................................................................... 87

3 Der partizipative Entlastungsprozess ................................................................................. 92 3.1 Belastungsabbau im Team ........................................................................................... 92 3.2 Der Entlastungsprozess 5chritt für Schritt ................................................................ 97

4 Die Gesundheils-Seorecard ................................................................................................ 106 4.1 Wirkungen partizipativer Gesundheitsförderung messen .................................. 106 4.2 Die Gesundheils-Seorecard -

Bindeglied zwischen Partizipation und Führung .................................................. 111 4.3 Interpretation der SOOreeard-Ergebnisse ................................................................. 122

5 Partizipative Gesundheitsförderung in der Organisation verankem .......................... 125 5.1 Sind Sie fit für die partizipative Gesundheitsförderung? ..................................... 125 5.2 Verankerung von Gesundheitsförderung in Ziel- und Feedbackprozessen ..... 130 5.3 Die Unterstötzer: Paten und Präventionscoachs ................................................... 134 5.4 Verankerung von Gesundheitsförderung im Alltag ............................................. 143

10 Inhaltsverzeichnis

6 Einführung und Erlernen der Gesundheitshebel... ......................................................... 147 6.1 Der Einführungsprozess des Gesundheitshebel-Konzeptes ................................ 147 6.2 Die Gesundheitshebel in der Ausbildung

zu Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegeberufen ........................................ I53 6.3 Das "Gesundheitshebel-Experiment"

mit Studierenden der Pflegewissenschaft ............................................................... 158

7 Ausblick ................................................................................................................................. 165

Glossar ............................................................................................................................................. 167

Anhang ............................................................................................................................................ 171 Anhang A: Das 3P-Projekt und seine Akteure ................................................................ 171 Anhang B: Formulare .......................................................................................................... 177 Anhang C: Seminarprogramm für die Einführungsveranstaltung .............................. 181

Literaturverzeichnis ...................................................................................................................... 183