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E-COMMERCE Andreas Weigend, Ex-Chief Scientist Amazon AGRARWIRTSCHAFT Prof. Dr. Georg F. Backhaus, Präsident Julius Kühn-Institut IT-SICHERHEIT Was gegen Angriffe aus dem Netz wirklich hilſt KLAUS KROSCHKE Geschäſtsführender Gesellschaſter Kroschke Unternehmensgruppe Nr. 70 Jun 2017

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E-COMMERCEAndreas Weigend, Ex-Chief Scientist Amazon

AGRARWIRTSCHAFTProf. Dr. Georg F. Backhaus, Präsident Julius Kühn-Institut

IT-SICHERHEITWas gegen Angriffe aus dem Netz wirklich hilft

KLAUS KROSCHKEGeschäftsführender Gesellschafter Kroschke Unternehmensgruppe

Nr. 70 Jun 2017

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3EDITORIAL

Gedruckt & Digital

ImpressumHerausgeber BZV Medienhaus GmbH

Verlag JHM Verlag GmbH, Hintern Brüdern 23, 38100 Braunschweig

Telefon (0531) 39 00 0

www.jhm-verlag.de

Geschäftsführung Claas Schmedtje, Michael Wüller, Martin Schmelzer, Jürgen Schwier

Verlagsleitung Trixi Kersten

Redaktionsleitung Christian Göttner (verantwortlich), Dr. Holger Isermann

Redaktion Kristina Künnemeyer, Bastian Lüpke, Anica Neumann, Regio Press, Elif Redžo

Leiter Herstellung Marco Schneider

Layout Chris Collet, Anastasia Schneider

Titelfoto Holger Isermann

Anzeigen Michael Heuchert (verantwortlich)

E-Mail [email protected]

Druck Michael Grunenberg GmbH, Groß Vahlberger Straße 2a, 38170 Schöppenstedt

Vertrieb Anne Lorenz

Auflage 10.000 Exemplare

BRAUNSCHWEIG GIFHORN

GOSLAR

HELMSTEDT

PEINE

SALZGITTER

WOLFENBÜTTEL

WOLFSBURG

Liebe Leserinnen und Leser,Kultur wird gern als Schmiermittel der Gesellschaft bezeichnet. Mindestens genauso wichtig dafür, dass Ungleichheit nicht zu Frust wird, ist aber auch der Mythos, dass es jeder schaffen kann. Diese Idee des sozialen Aufstiegs lässt schließlich die vielen vom Platz an der goldenen Tafel träumen und die wenigen den Schampus beschwingter genießen. Denn wenn alle die gleichen Chancen haben, ist Erfolg verdient. Punkt, Ausrufezeichen. Zwar zeigen Studien regelmäßig, dass die Herkunft wesentlich für den sozialen Status ist, den wir in unserem Leben erreichen. Aber was sind schon Daten und Fakten, wenn immer wieder außergewöhn-liche Unternehmergeschichten zeigen, dass der Mythos lebt? Eine davon hat Klaus Kroschke geschrie-ben. Aus dem elterlichen Kleinstunternehmen hat er in knapp 50 Jahren eine Firmengruppe mit rund 130 Millionen Euro Umsatz geformt. Danach sah es anfangs nicht aus. Der kleine Klaus wuchs auf einem Resthof in der ehemaligen DDR auf, seine Mutter arbeitete in einer LPG, der Vater reparierte Fahrräder. Wer den Geschäftsführer heute sprechen will, muss hoch hinaus. Wir haben den 70-Jährigen im 6. Stock der Firmenzentrale zum Titelinterview getroffen und erzählen neben dieser noch drei weitere Unter-nehmer-Geschichten aus der Region: Den Anfang macht Jägermeister-Namensgeber Curt Mast, dessen Biografie gerade erschienen ist und der die Weichen für den Aufstieg des Spirituosen-Herstellers gestellt hat. Außerdem waren wir bei Tan-dure-Betreiber Metin Aslan. Vor 45 Jahren ist er aus Ostanatolien nach Braunschweig gekommen und hat hier nicht nur eine neue Heimat, sondern über den Boxsport auch zum Erfolg als Gastronom gefun-den. Als Dirk Bode nach dem Studium bei fme einstieg, hatte das Unternehmen zweieinhalb Mitarbeiter, heute unterstützen rund 200 die Kunden des IT-Dienstleisters bei der digitalen Transformation. So viel Erfolg in nur einer Ausgabe – was nützen da schon Daten und Fakten?

Ihre Standort38-Redaktionsleitung

Die crossmediale Markenfamilie unseres Entschei-der-Magazins Standort38 ist seit der Erstaus-gabe im Jahr 2007 immer wei-ter gewachsen. Neben dem Print-Magazin und dem gleichnamigen B2B-Portal sind unsere redakti-onellen Inhalte mittlerweile auf vier weiteren Plattformen zu Hause.

Dr. Holger IsermannChristian Göttner

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4 INHALT

METIN ASLAN – GASTRONOM UND UNTERNEHMER

PALÄON – FORSCHUNGS- UND ERLEBNISZENTRUM4048

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16. ZUKUNFTSKONGRESS IN WOLFSBURG

DIRK BODE – GESCHÄFTSFÜHRER FME AG

GELESENDer Jägermeister-Gründer Curt Mast als Unternehmer und Kommunalpolitiker 6Neue Ratgeber und Wirtschaftsbücher 7

TITELKlaus Kroschke, geschäftsführender Gesellschafter Kroschke Gruppe, im Interview 8

E-COMMERCEDie Sendung aus dem Äther 14Andreas Weigend, Ex-Chief-Scientist Amazon, im Interview 16Dr. Kai Hudetz, E-Commerce-Experte, im Interview 20

UNTERNEHMENMetin Aslan und das 30-jährige Bestehen seines Braunschweiger Restaurants Tandure 22Der IT-Dienstleister fme AG im Porträt 48

STANDORTBraunschweig 24Gifhorn 26Goslar 27Helmstedt 28Peine 29Salzgitter 30Wolfenbüttel 33Wolfsburg 34

INHALT

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5INHALT

ANDREAS WEIGEND – EX-CHIEFSCIENTIST AMAZON

KLAUS KROSCHKE – GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER KROSCHKE UNTERNEHMENSGRUPPE

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CURT MAST, JÄGERMEISTER-GRÜNDER

KOLUMNESpruchreif 41New York 51

KULTURDas Forschungs- und Erlebniszentrum Paläon 38

WISSENSCHAFTDas Julius Kühn-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen 42Dr. Georg F. Backhaus, Präsident des JKI, im Interview 44

ENGAGEMENTEinsatz und Spenden für Bildung und Soziales 47

RÜCKBLICKPop meets Classic in der Volkswagenhalle, Wirtschaftsjunioren, Hannover Messe, Büssing, Wolfs-burger Wirtschaftsempfang, IHK Sozialtransferpreis, 25 Jahre Großraumverband 52

AUSBLICKDer 16. 2b AHEAD Zukunftskongress in Wolfsburg 59Die 6. Fachtagung Cyber-Sicherheit der Kämmer Consulting GmbH 60Das erste Hightech Entrepreneurship & Innovation Forum an der TU Braunschweig 61

PERSÖNLICHAxel Schliephake, Geschäftsführer Schliephake Bestattungen 62

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6 GELESEN

Der Jägermeister-Gründer Curt Mast als Unternehmer und Kommunalpolitiker

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VON CHRISTIAN GÖTTNER

Bis heute besitzt das Produkt und die Marke Jägermeister eine enorme Anziehungs- und Strahlkraft. Das Rezept für den Kräuterlikör gibt es

seit 1934, 1935 wurde das Produkt auf dem deutschen Markt eingeführt. Seit Anfang der 1970er Jahre wird Jägermeister expor-tiert – heute in über 80 Staaten der Erde. Jägermeister ist mit Abstand die wertvollste Spirituosenmarke Deutschlands und eine der größten Premiumspirituosen der Welt.

Fähigkeiten wie Glaubwürdigkeit, Mut, Geschick, Einfühlungs- und Durchhalte-vermögen waren nötig, um die grüne Fla-sche mit dem Hubertushirsch-Logo auf dem Markt durchzusetzen – und all diese besaß Curt Mast (1897-1970). Der Weingroßhändler und Essighersteller aus Wolfenbüttel, Ent-wickler des dunklen Gemischs aus 56 Kräu-tern, avancierte zu einem der erfolgreichsten Unternehmern der Wirtschaftswunder-Zeit. Das Buch „Curt Mast – Ein Unternehmer in der Politik“ (Wallstein Verlag, 24,90 Euro) erzählt nun auf 454 Seiten die faszinierende Geschichte des Firmenchefs und die weni-ger bekannte Geschichte des Politikers, der

„Eine komplexe Persönlichkeit“

seine politische Laufbahn in der Weimarer Republik als Stadtverordneter der Strese-mann-Partei (DVP) begann und als Frakti-onsvorsitzender der CDU im Kreistag von Wolfenbüttel beendete.

Ein halbes Jahrhundert politische Akti-vität, die überstrahlt wird vom Glanz der Marke. Doch der Erfolgsweg war lang und steinig: „Curt Mast hat in seinem Leben und seiner Karriere nicht nur Aufstiegs-, son-dern auch viele Krisensituationen erlebt und gemeistert. Er war ein Stehaufmänn-chen, der einen starken Beharrungswillen gezeigt und Geistesgegenwart bewiesen hat“, behauptet Autor Thomas Klingebiel und fügt hinzu: „Als Jägermeister entwickelt wurde, befand sich die Firma Mast auf dem Tiefpunkt. 1934 hatte sie 100.000 Reichsmark an Verbindlichkeiten bei einem Umsatz der bei nur noch 300.000 Reichsmark lag. Die Auseinandersetzung mit seinem Bruder Wilhelm Mast II, der 1936 selbstverschul-det aus dem Unternehmen ausschied, kam noch erschwerend hinzu. Curt Mast war eine durchaus vielschichtige und komplexe Per-sönlichkeit“. Seine Erfolgsgeschichte und die des berühmten Kräuterschnaps beweist

aber auch: Gewinnermarken wachsen nicht durch Anpassung oder Kreativität. Sie ent-stehen durch Konsequenz und auch gegen Widerstände. Nur dann schaffen sie Ver-trauen und geben Sicherheit – die Ur-Funk-tion einer jeden Marke.

„Das Buch ist keine klassische Biografie, sondern ein faktenreiches, wissenschaft-lich fundiertes Werk, in dem viele Fragen beantwortet werden“, betont Michael Eichel, Direktor Unternehmenskommunikation der Mast-Jägermeister AG. Unter anderem auch Fragen zu Verbindungen und Verstrickun-gen in die NS-Dikatur. Das Buch präsentiert Curt Mast als Ausnahme-Unternehmer, der sein eigenes Verhalten unter der Hitler-Dik-tatur schon bald nach dem Sturz des Regi-mes zu reflektieren begann – und sich für die Rückerstattung jüdischen Eigentums und die Wiedergutmachung insgesamt einsetzte. Zudem leistete er einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer neuen demokratischen Ordnung im weithin zerstörten Nachkriegs-deutschland. Ein ereignisreiches Menschen-leben und ein wichtiges Stück regionale Wirtschaftsgeschichte, die seit über 80 Jah-ren die Spirituosenwelt bewegt.

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7GELESEN

Im Start-up-HimmelNeue Ratgeber und Wirtschaftsbücher

DIE START-UP ILLUSIONSteven Hill Knaur

Start-ups sind modern und stehen

hoch im Kurs bei jun-gen Wirtschaftseinstei-gern. Sie versprechen Erfolg und Innovati-onen, aber die wahre

Bilanz sieht weniger vielversprechend aus: „Wenige Gewinner – viele Verlierer“, so betitelt es Wirtschaftsjournalist Ste-ven Hill, der selbst in der Start-up-Hoch-burg Silicon Valley lebt. Deutschland hat sich mit dem Start-up-Fieber angesteckt, doch das ist keineswegs nur als positive Entwicklung anzusehen. Die negativen Sei-ten der rasant wachsenden Internet-Öko-nomie sind bereits schon jetzt bei uns zu beobachten: unbefristete Arbeitsverträge haben sich durchgesetzt und das Fieber hat noch mehr Nebenwirkungen im Gepäck, wie etwa niedrige Honorare, ungeregelte Arbeitszeiten oder fehlender Urlaubsan-spruch. Dieses Buch bietet auf rund 250 Seiten einen interessanten Einblick in die mögliche Start-up-Zukunft Deutschlands und zeigt in Kapiteln wie „Start-up-Him-mel oder Start-up-Hölle“ oder „Vom Silicon Valley zur Silicon Allee“ auf, wieso Ame-rika nicht unbedingt ein gutes Vorbild ist. Wortgewandt und erfahrungsreich hält der Autor ein Plädoyer für den Mittelstand als wichtigen Wirtschaftsmotor Deutsch-lands und gibt Lösungsvorschläge zu sei-ner Erhaltung. A.N.

DER KLÜGERE DENKT NACHMartin Wehrle Mosaik Verlag

Mach dich nicht zum Außensei-

ter!“, „Sag doch auch mal was!“, „Sei doch nicht so sensibel!“ – Sie kennen solche Aussagen und füh-

len sich dadurch unter Druck gesetzt, weil Sie das geforderte Menschenbild hinter sol-chen Aussprüchen nicht erfüllen können? Dann ist dieses Buch vielleicht genau das richtige für Sie. Martin Wehrle, Karriere- und Lebenscoach, richtet sich ganz spezi-ell an die Introvertierten und Stillen, die es im Arbeitsleben oft schwer haben. Aber dieses Buch wird Ihnen nicht beibringen, wie sie am lautesten schreien, um gehört zu werden. In Kapiteln wie „Wie Sie den Phrasen-Hasen abhängen“, „Warum ehrlich am längsten liebt“ oder „Wie Sie die Ritter der Schwafelrunde beeindrucken“ gibt der Autor Tipps, wie man trotz verschlossener Art und ohne zu übertreiben glänzen kann. Wichtig ist es dabei mithilfe von geziel-ter Selbstreflexion die eigenen Stärken zu erkennen und einzusetzen, ohne sich dafür verändern zu müssen. In zehn Kapiteln führen Übungen, Selbsttests und amüsante Anekdoten durch die aktuelle Situation der Arbeitswelt hin zu prägnanten Kernaus-sagen – „Anti-Schwätzer-Training“. Ziel ist es, ein positives Selbstbild über die eigenen Verhaltensweisen zu finden und sich dabei treu zu bleiben. A.N.

PAUSEAlex Soojung-Kim Pang Arkana Verlag

Tue weniger und erreiche mehr – das

klingt in einer digita-len Leistungsgesell-schaft, in der vor allem schnelle Ergebnisse zählen und in der Wor-kaholics bewundert

werden, absurd. In unserer Arbeitswelt werden Arbeit und Erholung als Gegen-sätze gedacht. Genau in dieser Sichtweise liegt der Fehler, behauptet Alex Soojung-Kim Pang, Managementberater und Gast-wissenschaftler an der Stanford Univer-sity. Er hat den Arbeitsalltag erfolgreicher Personen untersucht und herausgefunden, dass erholsame Auszeiten ebenso wichtig sind wie die eigentliche Arbeit, um Höchst-leistungen zu erbringen. Ein kurzes Nicker-chen oder Gespräche fernab der Arbeitsauf-gaben helfen dem Gehirn Informationen zu verarbeiten und Platz zu schaffen für neue Ideen. Das klingt einleuchtend, den-noch ist seine prägnanteste Erkenntnis wohl gewöhnungsbedürftig für uns, den-ken wir doch bei „Leistungssteigerung“ eher an lange Arbeitszeiten: Vier bis maxi-mal sechs Stunden am Tag sind ideal, um sich einer anspruchsvollen Aufgabe zu wid-men. Das wären 20 bis 30 Stunden bei einer fünftägigen Arbeitswoche. Das klingt uto-pisch, aber genau nach diesem Ideal haben bekannte Überflieger wie Albert Einstein oder Thomas Mann gehandelt – und waren damit produktiv und erfolgreich. A.N.

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Nachfolger gesucht?

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VON CHRISTIAN GÖTTNER & HOLGER ISERMANN

Klaus Kroschke hat das elterliche Kleinstunternehmen in knapp 50 Jahren zu einer Firmen-gruppe mit mehr als 130 Millionen Euro Umsatz geformt. Eine außergewöhnliche Braunschweiger Unter-nehmergeschichte in Interviewform …

„Viele Mitarbeiter sind besser als ich“„Viele Mitarbeiter

sind besser als ich“

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Wie alt waren Sie beim Umzug? Zehn Jahre. Es war eine dra-matische Geschichte, von langer Hand geplant. Meine Großeltern waren Rentner und durften legal ausrei-sen. Irgendwann kam das Umzugsunternehmen Grove aus Braunschweig. Der Anhänger war komplett voll mit Möbeln und die gehör-ten nicht nur meinen Groß-eltern (lacht).

Haben Sie den Schritt damals als Kind verstanden?Nicht wirklich. Mir wurde gesagt, im Westen sei alles besser. Aber ich habe mich auch in der DDR wohlge-fühlt. Wir haben damals auf einem Restbauernhof gelebt und hatten alles, was man sich als Kind wün-

schen kann – ich hatte sogar zwei Fahrräder. Und im Westen hatte ich gar keins. Sozialer Abstieg (lacht). Da kommt man in den golde-nen Westen und hat nichts.

Wie kann man sich denn Braunschweig vor 60 Jahren vorstellen? Wir sind 1957 in die Stadt gekommen. Das war schon eine andere Welt. Da gab es noch den alten Bahnhof am Friedrich-Wil-helm-Platz und die Reste des Schlosses standen.

Wie verlief Ihre Kindheit in der Stadt? Ich war immer in der elter-lichen Firma, sobald ich Ferien hatte. Das war nicht uninteressant, denn es gab Trinkgeld. Offiziell war das Anbauen der Kennzeichen kostenlos – Service. Aber die Kunden haben gesagt: „Junge, das hast du gut gemacht, dafür bekommst du 50 Pfennig.“ Manchmal sogar eine Mark. Also hatte ich am Ende des Tages zwi-schen 5 und 8 Mark in der Tasche. Das war wahnsinnig viel Geld. Ich habe damals kein Taschengeld bekom-men, aber ich hatte immer mehr als alle anderen.

Was haben Sie mit Ihrem kleinen Vermögen gemacht? Ich habe alles gespart. Die-ser Job war nicht mein ein-ziger. Nach der Arbeit bei meinen Eltern bin ich in die Firma meines Onkels gefah-ren und habe mich dort um die Hausdruckerei geküm-

Herr Kroschke, die Geschäftsidee Ihrer Eltern war 1957 das Prägen von Autokenn-zeichen. Wie sah das damals aus? In Viewegsgarten gab es eine KFZ-Zulas-sungsstelle. Meine Mutter stand damals vor der Tür und wartete auf Kunden. Sie hat alles aufgeschrieben, und mein Vater hat im Keller in der Georg-Wolters-Straße die Schil-der gefertigt.

Gab es viel Konkurrenz? Es war hart. Meine Eltern hatten zu Beginn nur eine kleine Bretterbude und ein Fahrrad. Die anderen hatten Geld, ein Netzwerk und fuhren schon Mercedes. Im Laufe der Zeit hat meine Mutter das aber gedreht. Am Ende waren fast alle Kunden bei ihr.

Was war ihr Erfolgsrezept? Persönlicher Einsatz – kümmern, kümmern, kümmern. Sie hat alles möglich gemacht.

War sie eine geborene Verkäuferin?Das war sie. Sie wurde in Schlesien geboren, kam aus der Landwirtschaft, und war dann zwölf Jahre lang in der DDR in einer LPG tätig. Eine kaufmännische Ausbildung hatte sie nicht.

Woher kam dann die Idee mit den Schildern?Ihr Bruder Helmut Seela hatte sich hier in Braunschweig schon etwas geschaffen und neben seiner Fahrschule auch ein Auto-schildergeschäft. Darauf konnte man auf-bauen. Es hat immer gereicht zum Leben, aber mehr auch nicht. Und deswegen konn-ten wir weder in den Urlaub fahren, noch irgendwelche Geschenke oder Taschengeld bekommen. Wenn ich mir trotzdem etwas leisten wollte, musste ich etwas dafür tun.

Sind Sie in der ehemaligen DDR geboren?Ja, in Alberstedt. Das ist ein kleiner Ort bei Eisleben. Meine Mutter wollte weg, als sie vom Eisernen Vorhang gehört hat.

Lächelnd betritt Klaus Kroschke die Unternehmenszentrale in der Kroschke-straße 1. Nach dem morgendlichen Fit-nesstraining (Laufband und Schwimmen) steht nun für den Inhaber der Kroschke-Gruppe ein ausführliches Interview an.

Vier Tochtergesellschaften mit rund 500 Mitarbei-tern sind heute im Kerngeschäft Kennzeichnung und Arbeitssicherheit tätig. Das Produktspekt-rum reicht von individuellen oder normgerechten Sicherheits- über Maschinen- und Industriekenn-zeichen, nachleuchtenden Produkten, Etiketten-druckern bis hin zu komplexen digitalen Expona-ten. Jährlich produziert die Kroschke-Gruppe über 35 Millionen Schilder und Aufkleber – genau abge-stimmt auf Einsatzzweck, -ort und -dauer. Ange-fangen hat diese außergewöhnliche Braunschwei-ger Erfolgsgeschichte ganz klein mit dem Prägen von Autokennzeichen. In diesem Monat feiert der sympathische Unternehmenslenker seinen 70. Geburtstag und zugleich 60 Jahre Firmenge-schichte. Das sind viele Gründe für einen Standort-Besuch in Braunschweig-Veltenhof.

mert. Schularbeiten waren dann erst nach dem Abendbrot an der Reihe. Das war natür-lich nicht immer ganz einfach.

Hatten Sie keine Hobbys? Eigentlich nicht, Fußball habe ich im Sport-unterricht gespielt, ansonsten hatte ich keine Zeit. Ich habe ja immer gearbeitet, hatte aber dennoch keine furchtbare Kind-heit. Für mich war es eine gute Zeit, weil ich es freiwillig und gern gemacht habe.

Wie ging es mit dem Geschäft Ihrer Eltern weiter?Später sind sie in die Guntherstraße gezo-gen, weil die Zulassungsstelle dorthin ver-legt wurde. Das Geschäftslokal war eine bes-sere Garage. Dort bin ich 1969 eingestiegen. Wir waren ein Team, meine Mutter hat ver-kauft, mein Vater hat die Schilder hergestellt und ich habe sie angeschraubt.

Wie alt waren Sie da? 22 Jahre alt.

Was haben Sie gelernt? Steuerfachangestellter. Meine Mutter sagte damals: „Eine kaufmännische Ausbildung? Das bringt doch nichts. Du kannst doch schon verkaufen. Geh mal lieber zum Steu-erberater, wenn du Unternehmer werden willst.“ Dort war ich vier Jahre, dann ging ich zur Bundeswehr und danach bin ich bei meinen Eltern eingestiegen.

Wirtschaftswunderkind: Klaus Krosche arbeitete schon als

Junge im elterlichen Betrieb mit.

„Viele Mitarbeiter sind besser als ich“

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Handel jenseits der Autoschilder auszu-bauen. Mein Vater hatte sich schon einige Standards überlegt – „Einfahrt freihalten“, „Betreten verboten“. Ich habe zum Beispiel geschaut, welche Werkzeuge wir bisher hat-ten und habe eine Liste an alle Eisenwa-renhändler in Norddeutschland geschickt. Außerdem haben wir angefangen Barken und Signalanlagen zu vertreiben. Das lief eine Zeit lang ganz gut …

… aber?Irgendwann war es nicht mehr lukrativ genug. Unsere Schilder aus Aluminium waren zwar gut, aber viel teurer als die Kunststoffalternativen. Wie man diese pro-duziert, wollte ich lernen, hatte aber keine Ahnung von Siebdruck. Meine Mutter hat

dann über Umwege einen Grafiker kennen gelernt und irgendwann standen wir bei uns im Keller und haben mit einem Perlonstrumpf und Schellack ausprobiert, wie Siebdruck funktioniert.

Wirklich marktreif klingt das noch nicht …Es war ein Anfang. Immer, wenn wir keine Autoschil-der geprägt haben, haben wir fortan Standardschilder gedruckt. Mit einem rund 20 Seiten starken Katalog bin ich dann auf Messen und zu Unternehmen gefahren. Über die Sicherheitskenn-zeichnungen kam schließlich die Idee auf, unsere Kunden auch mit anderen Artikeln zu beliefern. Heute sind es rund 20.000. Wir verkaufen weiterhin Schilder, aber auch Produkte aus dem Bereich Arbeitsschutz und Betriebs-ausstattung. Kroschke hat alle bekannten Marken im Angebot, mittlerweile

aber auch einige Eigenmarken – alles aus einer Hand.

Wie verlief diese steile Wachstumsge-schichte genau? 1957, im ersten Jahr, haben meine Eltern umgerechnet 3.000 Euro Umsatz gemacht, 1958 waren es 15.000. 1969 bin ich eingestie-gen, da waren es schon 79.000 Euro. 1974 kam mein Bruder dazu. Er hat sich vor allem um das Geschäft mit den Autoschildern geküm-mert, ich mich um die Sicherheitskennzeich-nungen und Schutzausrüstung. Bis 1993 haben wir beide Bereiche parallel entwickelt und uns dann getrennt. Das Unternehmen meines Bruders sitzt heute in Ahrensburg.

Wie war das Verhältnis zu Ihrem Bruder?

War das von vornherein klar? Ja, hundertprozentig. Mein ehemaliger Chef war mal bei uns und hat ein Auto zugelassen. Hinterher hat er in der Kanzlei erzählt, „das müsst ihr euch mal vorstellen, der Kroschke, der schraubt jetzt Schilder an.“ Bei ihm sollte ich Abteilungsleiter werden. Zwei Jahre spä-ter ist er wiedergekommen und hat uns für den Fortschritt gelobt – das war fair.

Woher stammt Ihr Unternehmer-Gen? Mein großes Vorbild war mein Onkel Hel-mut Seela. Selbst etwas zu machen, das war immer mein Leben.

Welche Ideen haben Sie ins elterliche Unternehmen eingebracht?Anfangs hatte ich vor allem das Ziel, den FO

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1957: Erste Prägestelle für Kfz- Schilder in der Guntherstraße.

Herr der Schilder: Kroschke freut sich im Jahr 1997 über

den 40. Firmengeburtstag.

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Insgesamt gut. Er ist schon ein anderer Typ, aber wir haben uns auch ergänzt.

Können Sie mehr verraten?Mein Bruder ist noch wesentlich unternehmens-lustiger als ich und wollte möglichst weltweit geschäft-lich expandieren. Hier war ich schon damals etwas bodenständiger, auch die Familien hatten sich unter-schiedlich entwickelt. So hatte mein Bruder damals fünf Kinder und ich nur einen Sohn. Somit stellten wir uns die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre das Unterneh-men aufzuteilen.

Wie verlief die Trennung?Erfolgreich, auch wenn es nicht einfach war. Heute sind wir beide sehr glücklich damit. Beide Unternehmen laufen sehr gut.

Klingt nach einer guten Entscheidung …Ja, unbedingt es war sogar eine sehr gute Entscheidung, sowohl privat als auch geschäftlich. Das war wie ein Befrei-ungsschlag. Warum? Man konnte plötzlich unabhängig entscheiden und das war für beide Seiten gut und wichtig.

Wie sehr haben Sie sich seit 1994 gegensei-tig beäugt? Es ist natürlich immer interessant, die gegenseitigen Entwicklungen zu verfolgen und zu sehen, wie es auf der anderen Seite weitergegangen ist. Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, dass ich mit der Entwicklung meines Unternehmens sehr zufrieden bin. Auch mein Bruder hat sich ständig weiter-entwickelt und kann mit seiner Unterneh-mensgruppe ebenfalls sehr zufrieden sein.

Haben Sie in der ganzen Zeit nie den Glauben an sich und Ihre Geschäftsidee verloren? Wissen Sie, wenn man jung ist, hat man keine Zweifel. Heute würde ich das eine oder andere Risiko wohl nicht mehr ohne weite-res eingehen.

Gab es schlaflose Nächte? Natürlich. Sie sind 24 Stunden Unterneh-mer. Neben meinem Bett liegt auch heute noch ein Zettel. Ich schreibe dort immer alle Ideen auf, damit ich nichts vergesse.

Konnten Sie sich bereits damals, als Sie hier im Norden der Stadt gebaut haben, vorstellen, wie rasant sich das Unterneh-men entwickeln wird?

Überhaupt nicht. Wir hatten hier anfangs zwei Büros und eine Mitarbeiterin für die Buchhaltung. Später kamen meine Frau und ein weiterer Mitarbeiter dazu. Wir haben fast jedes Jahr angebaut …

… und sind gewachsen. Ihr Umsatz lag 2003 noch bei 45 Millionen Euro, 2012 waren es bereits 110 Millionen ... Anfangs waren es jedes Jahr 10 Prozent, im Moment wachsen wir eher um 5 bis 6 Pro-zent. Wobei es stark auf die Unternehmens-bereiche ankommt. Aktuell geht es bei Per-malight in den USA wie verrückt bergauf. Auch bei Labelident in Schweinfurt – da sind es momentan zwischen 25 und 30 Pro-zent Wachstum. Dort bauen wir gerade wie-der. Außerdem gehören zur Unternehmens-FO

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2017: Aktueller Standort in der Kroschkestraße.

1985: Betriebsgebäude in der Daimlerstraße.

Gut gelaunt und ausgeglichen beim Interview mit Standort38.

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gruppe die Kroschke Gesellschaft bei Wien und die Firma Hein in Sinsheim.

Welchen Umsatz erwarten Sie 2017? 2017 werden es wohl mehr als 130 Millionen sein. Jetzt im 1. Quartal, sind wir bei 38 Mil-lionen Umsatz.

Welche Unternehmensbereiche sind besonders lukrativ? Wo sehen Sie das größte Potential? In der industriellen Herstellung von Kenn-zeichnungsprodukten. Das steht schon im Vordergrund. Der Bereich persönliche Schut-zausrüstung wird immer schwieriger. Der Wettbewerb ist groß. Eine Zeit lang wollten wir mehr Handel, aber in Zukunft wollen wir stärker auf Eigenproduktionen setzen.

Konnten Sie immer aus sich heraus wachsen?Anfangs nicht. Wir hatten einfach kein Geld. Mein Vater hatte rund 30.000 D-Mark gespart und einen Bausparvertrag. Trotz-dem haben wir es geschafft, zu bauen – mit wenig Mitteln und viel Eigenleistung. Es war aber nicht leicht, das Geld von der Bank zu bekommen. Und die ganze Familie hat mit angepackt. Jeden Tag und das Wochenende durchgehend haben wir gebaut, bis wir ein-ziehen konnten.

Den deutschen Mittelstand zeichnet eine relativ hohe Eigenkapitalquote aus. Wie sieht diese bei Ihnen aus?Sie liegt bei 80 Prozent. Das ist schon rela-tiv gut.

Der Gang zur Bank dürfte heute nicht mehr notwendig sein, oder? Gar nicht. Wir brauchen eigentlich keine Banken und investieren nur aus dem Eigen-kapital. Im Grunde genommen ist kein Finanzierungsbedarf vorhanden. Gott sei Dank hat es sich so entwickelt.

Wie wichtig sind Ihre Mitarbeiter für den Unternehmenserfolg?Alleine kann kein Chef etwas erreichen. Ich brauche gute Mitarbeiter und die habe ich auch. Unseren Auszubildenden sage ich am ersten Arbeitstag Folgendes: „Bei Kroschke

arbeiten nur gute und sehr gute Mitarbeiter. Schlechte haben wir nicht und schon gar nicht lange.“

Klingt positiv gesagt nach aktiver Personalführung …Ja, das stimmt. In der heu-tigen Zeit ist es besonders wichtig, darauf zu achten, möglichst viele gute Mitar-beiter zu haben, da der Wett-bewerb immer härter wird.

… aber?Wir müssen rechtzeitig Kon-sequenzen ziehen, wenn ein Mitarbeiter nicht zu uns passt. Sonst leidet das gesamte Unternehmen. Das

klingt viel schlimmer, als es ist. Wir haben nämlich eine sehr gute Unternehmenskultur und veranstalten beispielsweise jedes Jahr eine Weihnachtsfeier. Die ist legendär und die gibt es in Braunschweig nicht noch ein-mal. Das fängt abends um sechs an und hört morgens um sechs auf. Oder nehmen Sie das Betriebsrestaurant, das wir gerade bauen. Das kostet mehr als eine Million Euro, aber es ist trotzdem richtig und wichtig.

Ist es leichter oder schwerer geworden, gute Mitarbeiter zu finden? Man muss schon sehr viel tun. Wir machen Werbung, gehen auf Messen. Die Quantität ist weniger geworden und die Qualität auch. Deshalb prüfen wir jeden Kandidaten vor der Einstellung auf Herz und Nieren.

Wie würden Sie Ihre Branche und die Mitbewerber beschreiben? Es ist ein Zusammenspiel aus technischen Großhändlern, Versandhändlern, wie wir es sind und den Herstellern selbst. Die liefern auch direkt, wenn der Auftrag groß genug ist.

Wo steht Kroschke?Wir sind unter den Vollsortimentern Markt-führer in Deutschland und eigentlich auch in Europa. Wir liefern alles und vor allem schnell. Heute bestellt, morgen da. Das heißt, unsere Kunden haben einen Lieferan-ten und können ihr eigenes Lager quasi auf-lösen. Es gibt keine Bestellung und es gibt keine Rechnung. Der Kunde greift virtuell bei uns ins Regal, und wir greifen beim Kun-den in die Kasse. Das spart unheimlich viele Verwaltungskosten.

Wie stark sind Ihre Prozesse mittlerweile digitalisiert? Egal ob im Vertrieb oder in der Produktion – ich will jetzt nicht sagen, dass wir komplett digitalisiert sind, aber wir sind schon ziem-lich weit.

Wie lange wollen Sie noch einen Katalog drucken? Aktuell versenden wir eine Million Exemp-lare. Wie lange noch? Ich glaube, der Kata-log wird länger leben, als wir heute denken.

Wie eng ist Ihr Draht zu den anderen Unternehmern in der Region? Ich habe hier in Braunschweig ein sehr gutes und großes Netzwerk. Zu meinem 70. Geburtstag werden ungefähr 350 Gäste kommen, und das sind keine Kunden oder Geschäftspartner, sondern alles persönliche Freunde. Das Gute an Braunschweig ist, dass es ein großes Dorf ist. Wir kennen uns alle. Früher trafen wir uns bei den Wirtschaftsju-nioren, später beim Marketingclub, oder der Industrie- und Handelskammer, der Kauf-männischen Union oder beim Arbeitgeber-verband. Man trifft und hilft sich.

Sind Sie eigentlich ein Fan einer möglichen Fusion der beiden IHKs? Es hört sich zwar gut an und würde in Teil-bereichen zur Kostenreduzierungen füh-ren, aber es gäbe auch einige Nachteile für die Mitglieder in der Zusammenarbeit auf vielen Ebenen.Meine Wunschvariante wäre, wenn man es schaffen könnte, Wolfsburg und Gifhorn für die IHK Braunschweig zu gewinnen.Diese sinnvolle Lösung kenne ich schon seit über 30 Jahren, leider scheint sie auch heute noch nicht machbar zu sein.

Es heißt, dass Sie jeden Morgen auf dem Laufband und in Ihrem Pool aktiv sind. Was ist da dran? Das ist immer noch so. Heute Morgen bin ich wegen unseres Termins um 6 Uhr aufge-standen. Rasieren, Zähne putzen und dann geht’s 40 Minuten aufs Laufband, danach schwimme ich 30 Minuten lang.

Wie oft machen Sie Frühsport? Jeden Tag. Das ist für mich mittlerweile wie Zähne putzen. Wenn Sie erst darüber nach-denken, ob es gut ist, dann ist es viel einfa-cher, sich wieder umzudrehen und noch eine Runde zu schlafen (lacht).

Was treibt Sie beruflich noch an? Eigent-lich haben Sie doch alles erreicht …In erster Linie freue ich mich, dass ich noch hierher kommen und mitmischen kann. Ich darf noch arbeiten. Was würde ich sonst machen? Immerhin einen halben Tag pro Woche nehme ich mir mittlerweile frei. Dann ist Oma- und Opa-Tag. Das ist so schön, die Zeit nehme ich mir für meinen Enkel.

Was gehört alles zu Ihren Aufgaben?Neben der Leitung des Unternehmens vor allem der Einkauf von Maschinen, Immobi-lien, Hardware und Software. Da lässt sich ordentlich Geld sparen.

Sind Sie ein harter Verhandler? Hart aber herzlich. Da vorne (zeigt auf einen Stuhl am Tisch) ist bei Verhandlungen mein Platz, darauf steht 20 Prozent. Neulich wollte uns ein großes Softwareunternehmen beim Kauf von Anwendungen nur 7 Pro-zent anbieten, am Ende waren es 21. Natür-lich mache ich auch noch Öffentlichkeits-arbeit für das Unternehmen. Und ich bin beim Deutschen Institut für Norm in Berlin in verschiedenen Normungskreisen und in

Die Treppe als Fitness- programm: Der Firmen-

chef geht immer zu Fuß.

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13TITEL

Österreich bei der ÖNORM. Außerdem bin ich Richter beim Handelsgericht in Braun-schweig und beim niedersächsischen Lan-desarbeitsgericht in Hannover. Sie sehen, es gibt immer etwas zu tun …

Haben Sie für sich einen Zeitplan? Wann wollen Sie aufhören? Für diese Frage bin ich nicht zuständig. Das sagt irgendwann der liebe Gott. Seit Januar ist mein Sohn Lars mit in der Firma, und ich mache noch so lange weiter, wie ich fit bin. Die Weichen sind gestellt. Das Unter-nehmen läuft, egal ob ich da bin oder nicht, denn es darf nie von einzelnen Personen abhängen. Es gibt einen Spruch: Man ist erst ein guter Manager, wenn man Menschen findet, die besser sind als man selbst. Das kön-nen viele Alphatiere nicht akzeptieren …

… und Sie? Viele Mitarbeiter sind bes-ser als ich. Ich kann doch nicht der beste EDV-Mann, der beste Marketing-Mana-ger, der beste Produktioner sein. Meine Stärken liegen woanders. Ich sage immer, es reicht, als Unternehmer gute Mitarbeiter zu finden, sie zu binden und zu motivieren. Damit hat man genug zu tun.

1993 haben Sie mit Ihrem Bruder die Kroschke Kinderstiftung gegründet. Was war damals der Anlass? Es ging uns gut und wir wollten etwas im sozialen Bereich tun. Da sind wir rela-tiv schnell zum Thema Kin-

der gekommen. Mein Bruder hatte damals schon fünf Kinder, heute sind es sechs. Unser Ziel ist seitdem immer gewesen, kran-ken Kindern zu helfen, gesund zu werden, oder mit der Krankheit besser leben zu kön-nen. Ich bin froh, dass ich vor über zehn Jah-ren Ulli Hartmann ins Stiftungsboot holen konnte. Das war ein Glücksfall.

Wo feiern Sie Ihren 70. Geburtstag? Am Flughafen. Ich baue dort derzeit einen Flugzeug-Hangar. Darin feiern wir.

Noch ein neues Geschäft? Es ist eine Kombination. Einmal steht dort

natürlich unser eigener Flie-ger, aber es ist noch Platz für zehn weitere Flugzeuge, so dass im Endeffekt unser Flieger hoffentlich kos-tenlos darin parken kann. Das wäre ein toller Effekt. Denn einen Hangar nur für ein eigenes Flugzeug zu bauen, ist natürlich sehr aufwendig.

Wie groß ist der Hangar? Rund 2.500 Quadratmeter Innenfläche. Das Grund-stück hat rund 6.000 Quad-ratmeter. Dort stand früher das Waggumer Weghaus.

Haben Sie Wünsche oder Visionen, die Sie sich noch nicht erfüllt haben? Mein einziger Wunsch ist lange gesund zu bleiben und das alles hier weiter erleben zu können. Alles andere habe ich schon, oder

ich brauche es nicht. Vielleicht bin ich ein bisschen wie Udo Jürgens. Er war bis zum Schluss auf Tournee, hat mit 80 noch sein Haus umgebaut. Einfach weiterleben, das Jetzt genießen und dann wird sich der Rest schon regeln.

Haben Sie rückblickend eine einzigartige Braunschweiger Unternehmergeschichte geschrieben? Für mich persönlich auf jeden Fall (lacht). Diese Chance hat aber grundsätzlich jeder. Ich hatte keine reichen Eltern, sondern habe mir meinen Erfolg gemeinsam mit guten Mitstreitern erarbeitet.

Über 70 Maschinen stellen im Sieb- und Digitaldruck Etiketten und Schilder in vielen Variationen her.

Einen Fluchtweg benötigt Klaus Kroschke nicht – er ist immer noch jeden Tag in

seinem Unternehmen tätig.

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14 E-COMMERCE

Die Sendung aus dem

ÄTHERImmer mehr Geschäft verlagert sich aus deutschen Innenstädten und Fach-marktzentren ins Netz. Dort dominieren US-Riese Amazon, Otto und Zalando!

Die Sendung aus dem

ÄTHER

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15E-COMMERCE

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44 Millionen Deutsche kaufen oder strea-men regelmäßig bei Amazon. Das sind rund drei Viertel aller hiesigen Internetnut-

zer. Mit knapp 7,8 Millarden Euro Umsatz hat der Internet-Riese einen Marktanteil am deutschen B2C-Onlinehandel von rund 45 Prozent. Zählt man die Verfol-ger Otto und Zalando hinzu, bildet sich ein dominantes Trio. Die drei größten Online-Händler vereinen fast soviel Umsatz auf sich, wie die Konkurrenz auf den Plätzen 4 bis 100 zusammen und drängen die Kleinen immer mehr in die Nische. 90 Prozent der reinen Online-Händler werden in der Folge nicht überleben, sagt Dr. Kai Hudetz vom IFH Köln im Interview ab Seite 20. Denn Amazon fängt gerade erst an, wichtige Waren-segmente, wie Textil oder Food zu erschließen. Außerdem dürf-ten dem Unternehmen mittelfris-tig Synergien aus verschiedenen Dienstleistungen einen weiteren Schub verschaffen. Ein Beispiel dafür ist die Amazon Prime-Mit-gliedschaft. Das Paket aus Film-, Musik- und Premium-Versand bin-det aktuell immer mehr junge User ans Unternehmen – die Kundschaft von morgen. Die enorme Reichweite der Platt-form befeuert zudem ein weiteres Geschäftsfeld: Nach Schätzungen von Barclays hat Amazon im letz-ten Jahr erstmals mehr als zwei Millarden US-Dollar mit Online-Werbung umgesetzt, der Finanz-dienstleister BMO Capital geht davon aus, dass es im Jahr 2024 rund 150 Milliarden sein werden. Ein weiterer Wachstumstreiber des Konzerns ist die Tochter Ama-zon Web Services (AWS), die sich in den vergangen zehn Jahren zum Marktführer bei Online-Speicher-diensten und Miet-Rechnerleis-tung entwickelt hat. Das macht sich bezahlt: Amazon-Gründer Jeff Bezos gilt mit einem Privatvermögen von 75,3 Milliar-den US-Dollar als zweitreichster Mensch der Welt. Wie er tickt und was der viel zitierte Amazon-Algo-rithmus für uns und unsere infor-mationelle Selbstbestimmtheit bedeutet, haben wir Andreas Wei-gend gefragt. Der frühere Chief Scientist hat den Aufstieg des Unternehmens von Anfang an begleitet und lehrt heute an der Universität Berke-ley ...

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16 E-COMMERCE

VON HOLGER ISERMANN

Herr Weigend, Sie waren Chief Scientist bei Amazon. Wie stark haben Sie persön-lich das Unternehmen geprägt und auf die Datenspur gebracht?Ich habe einiges ins Unternehmen einge-bracht. Vor allem bei der Mentalität: wie wir Daten sammeln und welche Schlussfolge-rungen wir daraus ziehen. Da hat mir mein Hintergrund als Physiker geholfen. Zu die-sen Themen habe ich mich damals wöchent-lich mit Jeff Bezos ausgetauscht und wir haben viele Brücken zu anderen Diszipli-nen geschaffen – zum Beispiel zur Kogniti-onspsychologie. Am Ende war es das Ziel, unsere Ideen an Millionen von Kunden aus-zuprobieren. Dafür benötigen Sie auch viel Domain-Knowledge und Wissen im Bereich Algorithmen.

Ging es in erster Linie darum, die Men-schen zu verstehen oder, sie zu lenken?Mir ging es immer um das Verständnis. Schon während des Studi-ums bei Terry Winograd in Stanford habe ich ein Essay mit dem Titel „Unterstanding understanding“ geschrieben. Die spannenden Fragen sind für mich, was die Achsen oder Dimensionen und die Werte oder Missionen sind, die zu einer menschlichen Entschei-dung führen. Diese sollten aber weiterhin dem Kunden überlassen werden.

Was war damals Ihr Job?Unter anderem die Methodo-logie hinter dem Unterneh-men Amazon aufzustellen. Das Ziel war ein Handbuch,

„This Game is over!“Andreas Weigend war Chief Scientist bei Amazon und unterrichtet heute an der Universität Berkeley. Von den Erfahrungen im Silicon Valley und dem Win-win-Game im Internet erzählt er in seinem Buch „Data for the People“. Standort38 hat als erstes deutschsprachiges Medium nachgefragt …

das zeigt, welches Bild wir von unseren Kunden haben. Dabei ging es um Ermächti-gung für den Menschen als Teil der Gesell-schaft, andererseits auch um eine Hand-lungsanweisung für Unternehmen, damit sie nicht Daten absaugen und dieses ver-schleiern, sondern sich als Datenmanufak-tur positiv absetzen – und zwar nicht nur in der Frage, welche Daten gesammelt werden, sondern auch dahingehend, wie transpa-rent man damit umgeht und welchen Wert man anschließend daraus für den Kunden erzeugt.

Wie wichtig ist es Ihnen, dass heute vor dem Chief Scientist ein Ex- steht?Ich sehe Jeff Bezos noch regelmäßig und halte extrem viel von ihm als Menschen. Aber Amazon ist heute natürlich eine ganz andere Firma als zu meiner Zeit – viel diver-sifizierter. Wenn Leute an Amazon denken, denken sie an Online Retail. Es ist erstaun-lich, was für einen kleinen Anteil E-Com-

merce heutzutage noch bei Amazon aus-macht. Aber das zeigt die Vision eines Genies, der die richtigen Dinge zum richti-gen Zeitpunkt getan hat.

Wie tickt Jeff Bezos? In was für einer Welt lebt er, wie denkt er über die Menschen?Wenn man 400.000 Mitarbeiter hat ist es ganz klar, dass es manche gibt, die nicht zufrieden sind. Ich bewundere seine Fri-sche, seine Offenheit. Jeder Tag ist für ihn Day One. To not get stuck. Das ist Jeffs Mentalität.

Haben Sie ein Beispiel?Wir saßen damals mal in einem Meeting zu Personalangelegenheiten. Jeff kommt rein, hört sich das Ganze ein paar Sekunden lang an, sagt „Falscher Film“ und geht wieder. Sein Blick ist immer aufs große Ganze gerichtet. Die stetige Bereitschaft, Neues zu gestalten, ist allgegenwärtig.

In Ihrem Buch haben Sie ein Zitat von Marshall McLuhan abgewandelt: „Je mehr die Datenfirmen über jeden einzelnen von uns speichern, desto stärker existieren wir und desto mehr können wir über uns selbst erfahren.“ Für viele europäische Daten-schützer dürfte das wie ein Zwischenruf aus der Hölle klingen … McLuhan, den ich sehr schätze, sagte das Gegenteil. Deshalb fand ich das Zitat so bemerkenswert, denn entweder hat er das Datensammeln anders verstanden als wir

heute, oder wir stimmen in der Bewertung nicht über-ein. Zum Inhalt: Ich bin über-zeugt, dass wir das Datensam-meln nicht abstellen können. Damit müssen wir leben.

Klingt nach Resignation …Nein, ich sage aber, lasst uns die Energie auf etwas fokus-sieren, das wir wirklich ver-ändern können.

Wie naiv ist die europäische Idee, das Internet doch noch zu einem regulierten Raum zu machen?Ich finde es gut, dass die EU bestimmte Regeln anziehen Selfie mit dem Chef: Amazon-Gründer Jeff Bezos und Andreas Weigend. FO

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17E-COMMERCE

will. Das Wichtige ist aber, dass die Verant-wortlichen verstehen, was sie regulieren können, und wo der Zug bereits abgefah-ren ist.

Haben Sie ein Beispiel?Ich habe mal bei BMW einen Vortrag gehal-ten. Am Abend davor saßen wir mit Füh-rungskräften beim Abendessen und einer meinte „In unseren Autos wird es kein Google geben. Dann wissen die ja immer, wo unsere Kunden sind und das wollen wir nicht“. Am nächsten Tag stand ich dann auf der Bühne und habe in den Saal gefragt, wer an jedem Tag Google Maps verwendet. Viele Hände gingen hoch. Google ist also schon im Auto, egal ob bei BMW, Mercedes oder VW – und ganz gleich, ob die Autobauer sich mit Here für ein Sekundärprodukt entscheiden oder nicht. Das ist ein Beispiel dafür, dass man versucht, Probleme zu lösen, die bereits keine mehr sind.

Viele Menschen nutzen die kostenlosen Angebote der Internetriesen und kritisie-ren zugleich das Geschäftsmodell dahin-ter? Sehen Sie darin eine Doppelmoral?Ja!

Eine kurze Antwort …Wir sollten einfach nicht davon ausge-hen, dass alle unsere Entscheidungen rati-onal sind. Es gibt viele Studien, die zeigen, dass die Menschen für ein Bonbon oder Stück Schokolade bereit sind, Daten preis-zugeben, die viel mehr wert sind. That’s not new. Ich habe gerade gestern mit Kollegen

gesprochen, die aus Frankfurt kamen und von den Plakaten am Flughafen erzählt haben. Was die Consulting Firmen und Banken darauf zu erzäh-len versuchen, hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Aber wer schaut tiefer?

Was denken Sie?Kaum jemand. Das gleiche gilt für die Internetfirmen. Wir brauchen heute eine Search Engine genauso wie eine Bank. Mir persönlich wäre es aber lieber, wenn Google eine Bank wäre, als eine Bank Google.

Sie schreiben, Amazons Datenraffinerie habe das Kaufverhalten von einer Milliarde Menschen verändert. Was entgegnen Sie Kritikern, die behaupten, dass dabei weite Teile des Einzelhandels zerstört wurden?Sie haben Recht. Amazon hat verändert, wie eine Milliarde Menschen einkaufen, Google, wie diese über Wissen und Facebook wie sie über sich selbst denken. Aber bleiben wir beim Einkaufen. Amazon hat natürlich enorme Vorteile, die sich allein aus Unter-nehmensgröße ergeben und nutzt diese extrem aus. Sowohl beim Lernen aus dem Kundenverhalten als auch bei der Logistik. Aber das sind strukturelle Veränderungen, die wir schon aus der industriellen Revolu-tion kennen. Ausgangspunkt sind nicht Indi-viduen mit Zerstörungswut, sondern effizi-entere Strukturen, die Geschäftsmodelle verändern.

Was halten Sie von dem in Deutschland eine Zeit lang heiß diskutierten Dash-Button?Als ich das erste Mal davon gehört habe, dachte ich, es sei ein Aprilscherz. Ich wusste gar nicht, dass den irgendjemand diskutiert. Eine ganz andere Sache ist natürlich die Dame mit A, deren Namen ich nicht kom-plett aussprechen möchte, weil Sie sich dann meldet …

… Sie meinen Alexa?Genau. Sie sitzt direkt neben mir und hier stellt sich zum Beispiel besonders die Frage des staatlichen Zugriffs auf die Daten. Es gab vor zwei Wochen einen Fall in den USA, wo eine Regierungsbehörde von Amazon eine Offenlegung der aufgezeichneten Gesprä-che gefordert hat. In Deutschland glauben die Menschen eher an den Staat und weni-ger an die Unternehmen. In den USA ist es anders herum, ganz besonders jetzt.

Woher kommt die US-amerikanische Skepsis dem Staat gegenüber?Ein Beispiel: Gestern bekam ich eine Nach-

richt von einem Bekannten, der erst bei Tesla war und jetzt bei Facebook arbeitet. Also tele-fonierten wir und er erzählte, dass sein Bankkonto leer sei. Was war passiert?

Ich bin gespannt …In einem Gerichtsurteil in Los Angeles wurde jemand schul-dig gesprochen, dessen Name sehr ähnlich war und man zog das Geld von seinem ver-meintlichen Konto ein. Weder die Bank, noch der Staat oder die Polizei konnten ihm hel-fen, denn er sei ja nicht der Angeklagte und deshalb nicht autorisiert, Informatio-

nen zu erhalten. Das zeigt, wie kleine Daten-fehler große Auswirkungen auf das Leben des Einzelnen haben können …

Es gibt viele Autoren in Deutschland, wie Yvonne Hofstetter, die einen „Clash of Cultures“ zwischen den USA und Europa und auch die Notwendigkeit sehen, dass sich die Europäer auf der Hardware- und Softwareseite emanzipieren. Fühlen Sie sich in dieser Frage noch als Europäer? Ihr Buch „Das Ende der Demokratie“ habe ich gelesen und ich halte sehr viel von Yvonne. Aber in diesem Fall bin ich wohl mittler-weile Amerikaner. Ich verbringe jedes Jahr zwei Monate in Shanghai, insofern bin ich vielleicht auch Weltbürger. Und aus dieser Perspektive muss man sagen, dass Europa zwar nicht klein ist, aber es mir schwer fällt, an einen eigenen europäischen Weg bei der Hard- und Software zu glauben. This game is over!

Sie legen Ihr eigenes Leben auf Ihrer Internetseite offen. Wo Sie sind, welche Flüge Sie verwenden, das alles lässt sich nachlesen. Warum?

Weigend ist Experte für mobile Technologien, Big Data und Kundenverhalten.

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DIE TOP 10 ONLINE-SHOPS IN DEUTSCHLANDIN DEUTSCHLAND ERWIRTSCHAFTETE UMSÄTZE 2015Die Umsatzangaben beruhen überwiegend auf Statista-HochrechnungenQUELLE: Statista/EHI – E-Commerce Markt Deutschland 2016

7.790,6 Mio. €

2.300,0 Mio. €

1.031,8 Mio. €

610,9 Mio. €

491,3 Mio. €

484,7 Mio. €

450,0 Mio. €

433,2 Mio. €

376,7 Mio. €

369,6 Mio. €

18 E-COMMERCE

Aus dem Glauben heraus, dass diese Infor-mationen nicht zu verbergen sind. Man kann die Illusion leben, dass diese Dinge nicht auffindbar sind, aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Ein weiterer Gedanke dahin-ter ist, dass ich so die Kontrolle über meine Daten behalte und weiß, dass sie stimmen.

In Ihrem Buch schreiben Sie, dass es darauf ankommt, zu gewährleisten, dass die Interessen der Bürger im Netz geschützt werden. Wie sehen diese in den sozialen Medien oder beim Einkaufen auf Shopping-Portalen denn konkret aus?(Überlegt lange). Dies ist übrigens das erste Interview zu dem Thema auf Deutsch. Dass ich nicht sofort eine Antwort parat habe, liegt nicht daran, dass ich nicht antworten möchte, sondern eher daran, dass ich zum ersten Mal darüber nachdenke. Was sind unsere Interessen? Ich würde gern eine Gegenfrage stellen: Inwiefern sind unsere Interessen sozial konstruiert? Was davon sind wirklich unsere Interessen und was ist Peer Pressure?

Aus Ihrem Buch lässt sich herauslesen, dass Ihnen Transparenz wichtig ist. Und wenn wir den Prozess nicht aufhalten können, sollten wir wenigstens Einsicht bekommen …Ja, das ist der Kern! Um eingreifen zu kön-nen, ist es notwendig, zunächst Einsicht zu bekommen.

Sie haben sechs Grundrechte für unsere Daten aufgestellt. Wie wollen Sie diese gegen die GAFAM-Unternehmen durchsetzen? Ich glaube nicht, dass es ein Win-lose-Game ist. Das Ziel sollte ein Win-win-Game sein, in dem nicht nur die Unternehmen, son-dern auch die User profitieren. Dieses Prin-zip kennen wir bereits seit zehn Jahren aus dem Web 2.0. Der Gedanke, dass der Nut-zer sich einbringt und die Möglichkeit hat, in den Prozess einzugreifen – dieser Dialog mit der Datenraffinerie ist ein Denkansatz, der wohl den entscheidenden Unterschied zwischen dem Silicon Valley und weiten Tei-len der europäischen Gesellschaft ausmacht.

In der Tat!Trotzdem. Wenn es um Daten geht, spielen wir kein Zero-sum-Game – im Gegensatz zu den Verteilungskämpfen auf dem Woh-nungs- oder Finanzmarkt. Daten sind keine begrenzten Ressourcen, die pro Person weni-ger werden, wenn man sie teilt.

Über Unternehmen wie Google liest man immer wieder, dass es ihnen gar nicht ums Geld, sondern eher darum geht, das Leben der Menschen zu vereinfachen. Sind die Konzernlenker im Silicon Valley wirklich Idealisten?Ganz klar, die Antwort ist ja! Larry Page ist einer der Menschen, die ich sehr dafür schätze, dass er immer versucht, die Welt

zum Besseren zu verändern. To make the world a better place. Das trifft auch auf Jeff Bezos und Marc Zuckerberg zu, obwohl viele bei Facebook geteilter Meinung sind, dass nicht alles dort stubenrein ist. Aber dieses „To make the world a better place“ wurde nicht nachträglich angeschraubt, sondern war von Anfang an der Antrieb. Und selbst Kritiker müssen eingestehen, dass Google, Facebook und Amazon dazu beigetragen haben, den Menschen neue Optionen zu geben.

Jeff Bezos gilt als zweitreichster Mensch der Welt. Haben Sie das Gefühl, dass so viel Geld Menschen verändert oder spielt das Ihrer Meinung nach eher eine untergeordnete Rolle?Ich glaube, es macht überhaupt keinen Unterschied, ob er eine Milliarde hat oder zweitreichster Mensch der Welt ist. Die Frage, ob man genug zum Leben oder Geld hat, sich a la Zuckerberg eine Prunkvilla in die Mitte von San Francisco zu setzen, ver-ändert dagegen schon die Menschen – und nicht notwendigerweise zum Besseren.

Was genau treibt Sie an? Warum schrei-ben Sie ein Buch und geben Kurse an der Universität? Ich halte sehr gerne Vorlesungen und zwar wegen meiner Studenten. Mein Vater war Lehrer und meine Liebe zum Lehren kam wohl von ihm – zu sehen, wie er seinen Lebenssinn daraus gezogen hat, Menschen etwas beizubringen, war toll. Vor einigen Jahren haben wir in einem Kurs die Frage gestellt, was ein Freund ist. Meine Antwort darauf lautete – jemand, durch dessen Augen ich die Welt sehen möchte. Diese Metapher des Lichtes und der Transparenz liegt mir sehr am Herzen. In einer Vorlesung mit tol-len Studenten zu sein, die mir ihre Welt zei-gen, bringt mich weiter.

Was war das Letzte, das Sie bei Amazon gekauft haben?Ganz kleinen Moment, ich muss kurz nach-schauen. (Tippen im Hintergrund) Es ist ja ein stetiger Bestellungsfluss.

Klingt, als ob Sie häufiger dort kaufen?Täglich. Ah (lacht)! Mein eigenes Buch war das letzte, was ich gekauft habe. Es war für fünf Euro im Angebot, da habe ich zugeschlagen. Aber ich kann gerne davor schauen, dann waren es ein Kabel und ein Ladegerät für die Reise.

War Ihr Schritt in die USA im Jahr 1986 rückblickend die beste Entscheidung Ihres Lebens?Ich hatte extrem viel Glück, dass ich vor 30 Jahren nach Amerika kam und obwohl ich in Physik promoviert habe, dort den Querein-stieg in die künstliche Intelligenz geschafft habe. Damals kam gerade das Feld von neu-ronalen Netzen auf und niemand hat erahnt, wie wichtig es wird. In Deutschland hätte ich sicherlich auch nicht auf der Straße geses-sen, aber die Möglichkeit, hier etwas Neues zu schaffen, war phänomenal.

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VON HOLGER ISERMANN

Herr Hudetz, die Berichterstattung über den Zustand des deutschen Handels war in den letzten Jahren alles andere als positiv. Wie geht es der Branche wirklich?Nicht so schlecht, wie es oft wirkt. Insge-samt haben wir eine sehr gute Binnenkon-junkturlage in Deutschland, von der der Einzelhandel profitiert. Wir hatten in den letzten Jahren tatsächlich Wachstum. Das ist keine Selbstverständlichkeit, weil der Markt eigentlich gesättigt ist. Aber wir sehen natürlich auch einen Verdrängungswettbe-werb und es gibt Gewinner und Verlierer.

Wer sind die größten Verlierer, wer die größten Gewinner der letzten Jahre?

Der größte Verlierer ist leider der mittelstän-dische Fach- und Einzelhandel. Er verliert in allen Kategorien. Der große Gewinner ist ganz klar der Online-Handel.

Können die Filialisten dem Druck aus dem Internet am ehesten standhalten und was bedeutet das für unsere Innenstädte? Die Filialisten rollen ihre Konzepte überall aus. Diese Entwicklung gab es bereits vor dem Aufschwung des E-Commerce. In der Schildergasse in Köln haben wir mittler-weile einen Filialisierungsgrad von über 98 Prozent. Wir sehen aber interessanterweise auch Gegenentwicklungen, selbst in den Shoppingcentern.

Wie sehen diese aus?Es wird immer stärker versucht, eine regio-nale Handschrift in die Center zu bringen. Denn die Uniformität reicht nicht mehr, um die Konsumenten in den stationären Handel zu ziehen.

Zurück zur Digitalisierung: Hat der klassische Einzelhandel das Schlimmste bereits hinter sich?Im B2B-Geschäft kommt der Peak auf jeden Fall erst noch und auch im Endkundenbe-reich ist der Prozess noch in vollem Gange. Wir sehen beispielsweise, dass Amazon beim Thema Textil erst jetzt richtig Gas gibt.

Inwieweit ist die Online-Affinität beim Kauf altersabhängig und wann wird der letzte klassische Innenstadt-Bummler ausgestorben sein?Natürlich gibt es hier eine Korrelation zum Alter, obwohl wir sagen müssen, dass die Online-Käufer bereits heute in allen Alters-gruppen unter 60 Jahren die Mehrheit bil-den und wir auch bei den Silver Surfern besonders starke Zuwachsraten haben. Bringdienste bieten einen hohen Mehrwert, wenn die eigene Mobilität nachlässt.

Aktuelle Studien zeigen, wie weit der Konzentrationsprozess im Online-Handel mittlerweile fortgeschritten ist. Was hat das für Folgen für die mittleren und kleinen Händler?90 Prozent der reinen Online-Händler wer-den nicht überleben. Das haben wir bereits 2014 prognostiziert. Amazon gewinnt unheimlich schnell Marktanteile und schiebt sich quasi zwischen Handel und Kunde. Denn die größten Wachstumsraten gibt es aktuell im Marketplace.

Haben Sie konkrete Zahlen?Der Online-Markt wächst derzeit um gut zehn Prozent, Amazon doppelt so schnell. Der Internetriese hat schon heute rund 45 Prozent Marktanteil im digitalen B2C-Geschäft; schon bald wird es mehr als die Hälfte des Kuchens sein. Das ist für andere Anbieter natürlich eine gefährliche Entwicklung.

Was haben Sie zuletzt bei Amazon bestellt?Ganz typisch, eine wunderbare Bündelung. Das war zum einen ein Kleid für meine Nichte und zum anderen waren es Akkus.

„Mittelmaß hat keine Zukunft“Dr. Kai Hudetz ist einer der wichtigsten E-Commerce-Experten unseres Landes. Der Geschäftsführer des IFH Köln sprach am Rande des GDV-Abends in der Welfenakademie mit uns über die Dominanz Amazons, Auswege aus der Preisfalle und Kunden, die immer Recht haben.

ONLINEHANDEL WÄCHST UNVERMINDERT WEITER

UMSATZ ONLINEHANDEL IN DEUTSCHLAND GESAMTQUELLE: IFH Köln – Branchenreport Online-Handel, Köln, 2016

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

23,6 Mrd. €

28,7 Mrd. €

33,1 Mrd. €

37,7 Mrd. €

42,0 Mrd. €

47,0 Mrd. €

52,3 Mrd. €

20 E-COMMERCE

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Haben Sie manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn Sie bei Amazon kaufen?Ehrlich gesagt: nein! Einfach, weil Amazon mir besten Service bietet. Sie sind in dem, was sie tun, exzellent. Trotzdem kann ich die Frage verstehen und wir kennen dieses Gefühl aus unseren Befragungen: „Ich kaufe leider auch viel bei Amazon“, heißt es dort manchmal.

Sind Sie als Marktforscher Amazon-Fan? Ein Stück weit ja. Ich versuche, unsere Kunden auch dahin zu bringen, ähnlich zu ticken. Amazon setzt viele klassische Händ-lerthemen sehr konsequent um. Es geht darum, alles vom Kunden her zu denken und davon ausgehend rückwärts zu entwickeln. Der Kunde steht im Zentrum der Aktivitä-ten und hat außerdem wirklich immer recht.

Klingt nachvollziehbar, aber spätestens beim Scale dürften kleine Einzelhändler an ihre Grenzen stoßen, oder? Amazon hat letztes Jahr 136 Milliarden US-Dollar umgesetzt, das ermöglicht natürlich ganz andere Strategien beim Einkauf und der Logistik.

Welche No-Gos sind heute in deutschen Einzelhandels- oder Fachgeschäften immer noch an der Tagesordnung?Aus meiner Sicht vernachlässigt der Einzelhandel vor allem den Faktor Personal. Es muss mehr in Personal und eine bessere Beratung investiert werden – in Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter, die mit den Kunden umge-hen können. Häufig sieht der Einzel-handel Personal jedoch leider vor allem als Kostenfaktor und nicht als Investition und Erfolgsfaktor. Das ist grundlegend falsch!

Viele Kunden dürften beim Gang in den Elektro- oder Baumarkt das Gefühl haben, dass sie besser Bescheid wissen, als der Verkäufer, der ihnen gegenüber steht. Ist das nicht fatal? Wenn Sie sich zwei Wochen lang mit Staubsau-gern beschäftigt haben, bevor sie ins Geschäft gehen, ist es zu viel verlangt, dass der Fachbera-ter zu allen Model-len mehr weiß als Sie. Was Sie aber erwarten können, ist, dass er kundenorientiert und sympathisch ist, dass er Sie abholt. Es wird dann letztlich auf die

DAS SIND DIE WICHTIGSTEN CROSS-CHANNEL-SERVICES AUS KUNDENSICHT (B2B)QUELLE: ECC Köln – ECC-Cross-Channel-Studie B2B 2016, Köln, 2016.

Elektronischer Katalog, aus dem direkt im Online-Shop bestellt werden kann

Angebot individueller Preise und Rabatte bei allen Beschaffungen, unabhängig vom gewählten Vertriebskanal

Zurverfügungstellung der Rechnungen, Quittungen und Belege aller Beschaffungen in elektronischer Form im Kundenkorb

Abholung von Retouren im eigenen Unternehmen durch das verkaufende Unternehmen, unabhängig vom gewählten Vertriebskanal

Zentrales Kundenkonto, das alle Beschaffungen aus den verschiedenen Vertriebskanälen aufführt

Kundenkarte, die über mehrere Kanäle hinweg genutzt werden kann

Mobil optimierte Version des Online-Shops

Persönlichkeit ankommen und auf die sozi-ale Kompetenz.

Welchen Stellenwert hat am Ende noch der Preis? Das Preisniveau gleicht sich immer wei-ter an, das beobachten wir seit einiger Zeit. Händler müssen nicht immer das güns-tigste Angebot haben, das hat zum Beispiel auch Amazon längst nicht immer. Entschei-dend ist das Zusammenspiel aus Preis und Service.

Wer sitzt beim Preiskampf am längsten Hebel?Eine Preisführerschaft wird es im Internet nur noch von Amazons Gnaden geben. Das muss man so knallhart sagen. Sie ziehen auf jeden Preis nach, können jeden erdrücken, wenn sie es wollen. Also müssen Händler raus aus der Preisfalle und sich über andere Argumente abgrenzen.

Sie betonen in Ihren Vorträgen immer wieder den Satz „Retail is

detail“. Sollten kleinere Einzelhändler sich komplett aufs Ladenge-schäft konzentrieren?

Sie sollten ihre Stärken weiter schärfen. Das ist sinnvoller als alles ein bisschen zu machen. Ein Einzelhändler muss stationär top sein, sonst braucht er sich mit anderen Themen nicht zu beschäftigen. Das allein reicht aber nicht mehr aus.

Was ist die Minimallösung im Netz?Kunden erwarten mittlerweile zumindest eine digitale Visitenkarte und dass sie den Warenbestand einsehen können. Immer wichtiger wird es auch, dass sich online Ter-minvereinbarungen für Beratungsgesprä-che treffen lassen. Über all diese Angebote wird sich ein Händler aber nicht positiv dif-ferenzieren können. Dafür braucht er auch den freundlichsten und kompetentesten Verkäufer – zumindest in seiner Region. Er braucht außerdem das beste Sortiment, die überzeugendste Ladengestaltung und muss das tollste Einkaufserlebnis bieten. Mittel-maß hat keine Zukunft.

Wie wichtig sind die sozialen Medien für den stationären Handel? Das kommt auf die Branche an. Im Fashion-Bereich sind Facebook, Instagram und Co. ein Muss – gerade bei jungen Zielgruppen. Sie müssen dort sein, wo Ihre Kunden sind

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22 UNTERNEHMEN

VON ELIF REDZO

Tunceli. Hier treffen das anatoli-sche Hochland, Obermesopotamien und die Berge des Schwarzen Mee-res aufeinander. Die Sommer sind

heiß und trocken, die Winter kalt und sehr schneereich. Im Alter von 15 Jahren ver-ließ ein Jugendlicher seine konfliktgeplagte Heimatregion in Ostanatolien und suchte zusammen mit seinem Vater in Deutsch-land nach Arbeit und Glück. Dieser 15 Jahre alte Junge ist heute 60 Jahre alt und heißt

Boxer, Löwe, Gastronom

Metin Aslan und das 30-jährige Bestehen seines Braunschweiger Restaurants Tandure

Metin Aslan. Sein Ziel hat der Mann, dessen Nachname aus dem Türkischem stammt und Löwe bedeutet, nie aus den Augen ver-loren: Ein besseres Leben für sich und seine Familie. Und dafür musste er viele Jahre lang hart arbeiten und kämpfen. „Leider musste ich damals meine Mutter und meine acht jüngeren Geschwister in der Türkei zurück-lassen. Ich konnte diese erst neun Jahre spä-ter, im Jahr 1980, nach Deutschland holen“, erzählt Aslan über seinen schwierigen Start in der Bundesrepublik Deutschland.

GLASBLÄSER, STAHL- ARBEITER, SCHLOSSER, LKW-FAHRER

Heute ist er ein erfolgreicher Geschäfts-mann, besitzt zwei Restaurants in

Braunschweig und Hannover und ist einer von drei Inhabern des Großhandels Aslan Import GmbH. Besonders am Herzen liegt ihm das Restaurant Tandure in der Frank-furter Straße 4 im Artmax. Der Name lei-tet sich vom türkischen Wort „Tandir“, zu Deutsch Lehmofen ab. Damit der Name europäischen Klang erhält und einfacher auszusprechen ist, bekam das türkische Restaurant den Namen Tandure. In diesem Jahr feiert das Restaurant sein dreißigjähri-ges Bestehen – doch bis zur Eröffnung war es ein langer Weg voller Hindernisse.

Aus wirtschaftlichen Gründen verließ Aslan zusammen mit seinem Vater die Tür-

kei und suchte zunächst in Frank-reich und Österreich nach

Arbeit – vergeblich. In Deutschland angekom-

men, fanden die bei-den schließlich Arbeit: Während sein Vater in Ulm als Bauarbeiter tätig war, verdiente Aslan in der Gastro-

nomiebranche sein Geld. Acht Monate spä-

ter fing er seine Ausbil-dung als Glasbläser bei der

WMF Group GmbH in Geislin-gen/Steige an. Anschließend bekamen Vater und Sohn Anstellungen im Volkswagen-Werk in Salzgitter, Aslan arbeitet fünf Jahre lang im Stahlbereich. Weiter auf der Suche nach seiner Berufung, folgten acht Monate als LKW-Fahrer und neun Jahre als Schlos-

ser beim Fahrzeug- und Maschi-nenbaukonzern MAN Truck

& Bus AG.Ende 1986 ein erneuter Wechsel: Zusammen mit einem Freund, eröffnete er das Restaurant Ararat in Salzgitter. Rund acht Monate spä-

ter übernahm Aslan das Restaurant Tan-

dure; sein Lokal in Salz-gitter betrieb der 60-Jäh-

rige fünf Jahre lang weiter, bis er es verkaufte. „Anfangs war es sehr schwer für mich. Ich war fremd hier, konnte auch nicht so gut Deutsch sprechen“, blickt Aslan zurück. Geholfen hat ihm damals der Sport. Er war sein Ventil, um Berührungsängste mit der fremden Kultur, dem fremden Land und den fremden Leuten überwinden zu können. Durch das Boxen im Box-Athletik-Club in Wolfenbüttel lernte Aslan nicht nur die Region besser kennen, sondern gewann auch neue, deutsche Freunde dazu. Und auch im Ring setzte er sich eindrucksvoll durch: In den Jahren 1974 und 1976 wurde er zweimal Niedersachsen-Meister. „Ohne den Sport hätte ich wahrscheinlich viel länger gebraucht, um mich zu integrieren.“ FO

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Boxer, Löwe, Gastronom

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23UNTERNEHMEN

Metin Aslan und sein Restaurant Tandure sind seit 30 Jahren in Braunschweig vertreten – den passenden Nachnamen bringt er gleich mit: Das Wort „Aslan“ stammt aus dem Türki-schen und bedeutet Löwe.

Langjähriges Team zwischen Küche und Tresen: Behcet Aslan, Metin Aslan, Süleymen Uzun und Recep Tatli.

Gerichte aus dem traditionellen Lehmofen stehen seit Anfang an auf der Speisekarte.

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TÜRKISCH- ORIENTALISCHES FLAIR

Seine Berufung hat er, nach all den Jah-ren der Berufsfindung in der Gastrono-

mie gefunden – seine Leidenschaft und sein ganzes Herzblut steckt im Tandure: „Der Gedanke, dass wir Gerichte zubereiten und es den Leuten schmeckt, das ist ein beson-deres Gefühl. Deswegen macht dieser Job auch so viel Spaß“, betont der Vollblut-Gas-tronom. Darüber hinaus möchte er seinen Gästen etwas aus seiner Kultur und seiner Mentalität weitergeben. Diese sollen sich wie in Anatolien fühlen, Anatolien schmecken. Die Einrichtung hat Aslan selbst ausgesucht; besonderes Augenmerk hat der Deutsch-Türke auf Accessoires gelegt. Nahezu alle Dekoarti-kel hat er selbst aus der Türkei mitgebracht. Nun schmücken sie das Restaurant und tra-gen zum türkisch-orien-talischen Flair bei. „Braun-schweig ist eine Universitäts-, Wissenschafts- und Volkswagen-stadt. Hier spielt das Multikulturelle eine sehr wichtige Rolle und das kommt der Gas-tronomie zu Gute“, betont der Restaurant-leiter und fügt hinzu: „Mittlerweile ist hier nicht nur die deutsche, türkische, asiatische und italienische Küche vertreten, sondern auch die griechische, arabische, bosnische oder brasilianische Küche. Braunschweig ist sehr vielfältig geworden. Ich merke auch jedes Mal, wenn ich in anderen Großstädten bin, dass wir bezüglich des Gastronomiean-gebots mit diesen Städten definitiv mithal-ten können.“

Für den Erfolg des Tandures ist seiner Mei-nung nach die Qualität der Zutaten, insbe-sondere des Fleisches, die Authentizität der Speisen sowie die Gastfreundlichkeit verantwortlich. Anfangs übernahm Aslan viele Aufgaben selbst, war ständig zwischen Küche, Tresen und Tischen unterwegs, mitt-lerweile tritt er etwas kürzer. Doch um den Einkauf kümmert er sich nach wie vor selbst. Das Lammfleisch, was am häufigs-ten im Lokal verzehrt wird, stammt von iri-schen Lämmern. Auch Aslan persönlich isst am liebsten Lamm-Kebab mit einem guten Glas Rotwein.

POLITIKER UND PROFISPORTLER

Apropos Erfolg: Seit Beginn, um genauer zu sein seit 24 Jahren, ist

das Tandure mit einem Stand beim ATP Turnier Sparkassen Open vertreten: „Unser 30-jähriges Bestehen wollen wir gemeinsam mit unseren Gästen beim ATP-Turnier fei-ern“, erzählt Aslan, der in der ganzen Region bekannt ist. Zu seinen Freunden zählt er Außenminister Sigmar Gabriel, Profi-Spie-ler von Eintracht Braunschweig, dem VfL Wolfsburg oder den Basketball Löwen Braunschweig. Besonders stolz ist Aslan auf den Besuch vom ehemaligen Bundeskanz-ler Gerhard Schröder: Ein Foto der beiden hängt hinter den Tresen an der Pinnwand. Doch Aslan betont, dass alle Gäste bei ihm willkommen sind und auch gleich behandelt wer-den. Ebenso viel Wert legt er auf Tradition: Das Tandure ist ein Familiengeschäft und es soll auch innerhalb der Familie blei-ben. Einen Nachfolger hat er bereits auser-koren: Seinen Sohn Behçet, der aktuell als Koch im Tandure tätig ist. Zudem arbeiten

seine Frau und seine Nichte im Betrieb, die weiteren 25 Mit-arbeiter gehören bio-logisch gesehen nicht zu seiner Familie, aber Aslan bezeichnet sein Team gerne als „die Tandure Familie“: „Das Team sind die Beine vom Tandure – ohne sie, würde hier nichts laufen“, erklärt Aslan scherzend.

Auch wenn er in der Türkei geboren und aufgewachsen

ist, fühlt sich der erfolgreiche Gastronom in Braunschweig, in Deutschland, zuhause. Die aktuelle politische Situation in der Türkei, macht den Gastronomen jedoch fassungs-los. Er ist bestürzt über die Verfassungsän-derung zur Einführung eines Präsidialsys-tems und die momentane Lage. Dennoch hält der 60-Jährige an seiner Heimat fest. Mindestens einmal im Jahr reist er nach Alanya und Izmir, besucht seine Familie und genießt die anatolische Sonne: „In mei-ner Freizeit verbringe ich am liebsten Zeit

mit meinen Enkelkindern.“ Viel Frei-zeit hat er zwar nicht, nichtsdesto-

trotz geht der Deutsch-Türke in seinem Beruf als Restaurant-

betreiber vollkommen auf: „Für mich ist es jedes Mal eine Ehre, wenn türkisch-stämmige oder aus dem Balkan stämmige Gäste zu uns kommen und sagen:

„Es schmeckt genauso, wie in meiner Heimat.“

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24 STANDORT BRAUNSCHWEIG

NEUBEGINNWECHSEL IN DER BASKETBALL-LÖWEN-FÜHRUNGSEBENE

Der Klassenerhalt ist gesichert. Nun gibt es Veränderungen in der Führungsebene bei den Basketball Löwen Braunschweig

zu verkünden. Ab dem 1. Juli 2017 tritt der langjährige Aufsichts-ratsvorsitzende Michael Doering (Vorstandsvorsitzender der Öffentlichen Versicherung Braunschweig – siehe Standort38 Interview Mai 2017) zurück. Er übergibt sein Amt an den bishe-rigen stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Anfang (stellvertretender Vorstandsvorsitzender BS/Energy). Zudem wird Löwen-Geschäftsführer Stefan Schwope zum 30. Juni 2017 aus dem Unternehmen ausscheiden.

TOP-PLATZIERUNGWELFENAKADEMIE AUF PLATZ EINS IM HOCHSCHULRANKING

Nach zahlreichen Top-Platzierungen in den vergangenen Jah-ren im Hochschulranking, das die Wochenzeitung Die Zeit

jährlich veröffentlicht, landet die Braunschweiger WelfenAkade-mie erstmals auf Platz eins im Fach BWL (Dual) unter allen pri-vaten Hochschulen Deutschlands. WelfenAkademie-Geschäfts-führer Dr. Jens Bölscher sagte: „Wir sind sehr stolz auf dieses Ergebnis. Die hohe Qualität unseres Angebots haben wir uns über Jahre erarbeitet. Außerdem verdanken wir diesen Erfolg unseren zahlreichen Kooperations-Unternehmen im dualen Stu-dium sowie unseren ausgezeichneten Studierenden.“Wichtige Faktoren für das Top-Ranking waren u. .a. der moderne Campus, die enge Verzahnung von Theorie und Praxis, kleine Stu-diengruppen und qualifizierte, individuelle Betreuung.

MILLIONEN-PROJEKTDIE BRAUNSCHWEIGER UNTERNEHMERFAMILIE BLOCK BAUT UM

Voriges Jahr feierte das Braunschweiger Unternehmen Block am Ring, Vertragshändler für die Automobilmarken BMW

und Mini, seinen 120. Geburtstag. Und das mitten in einer Umbau-phase. Seit Ende 2014 investiert das familiengeführte Unterneh-men an allen sieben Standorten, um die Betriebe für die Zukunft fit zu machen. Im April ist mit dem Startschuss in Braunschweig die letzte Phase des millionenschweren Projekts eingeleitet wor-den. Ende des vergangenen Jahrhunderts gründete August Block in der Kastanienalle das Unternehmen und zog bald darauf zum Altewiekring, der letztlich der Firma den Namen gab. Im Jahr 1967 entschied Klaus Block der steigenden Nachfrage wegen in die Gifhorner Straße umzuziehen. 50 Jahre später ist es Tochter Claudia Block, die mit dem Millionen-Investment den Grundstein für eine weitere erfolgreiche Zukunft legt. „Es wurde Zeit für mehr Komfort für unsere Kunden und bessere energetische Rah-menbedingungen“, erklärt die Geschäftsführerin.

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Absolventen der WelfenAkademie, Fach- und Führungskräfte der Zukunft, sind sehr zufrieden mit der Studiensituation.

Computersimulation des neuen Firmengebäudes.

Paul Anfang (rechts) wird Nachfolger von Michael Doering im Auf-sichtsrat der Basketball Löwen Braunschweig GmbH.

„BRANCHENÜBERGREI-FENDE PROJEKTARBEIT“ARBEITSAUSSCHUSS FEIERT 10-JÄHRIGES JUBILÄUM

Im Jahr 2007 schlossen sich auf Initiative der Braunschweig Stadtmarketing GmbH elf Unternehmen aus der Braunschwei-

ger Tourismusbranche zusammen und gründeten den ATB. Zehn Jahre später kann der Vorsitzende Wieslaw Puzia ein erfolgrei-ches Fazit ziehen: „Wir investieren viel Zeit in themenspezifische Arbeitsgruppen. Im ATB erarbeiten die Mitglieder Konzepte und Maßnahmen in den Arbeitsgruppen für Hotelgewerbe und Gast-ronomie, für Kultureinrichtungen, für Kultur- und Kreativschaf-fende und für Marketing. Diese branchenübergreifende Projekt-arbeit ist einzigartig in Braunschweig und hat sich in den letzten Jahren bewährt.“ Für das Jubiläumsjahr 2017 sind zwei Schwer-punkte geplant: Mit einem neuen Konzept steht im Bustourismus die Akquisition von Busreiseunternehmen im Vordergrund. Ein weiteres Ziel ist die Stärkung des überregionalen Radtourismus.

Die ATB-Mitglieder vor dem Hotel Vienna House Easy Braunschweig.

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25STANDORT BRAUNSCHWEIG

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Sven Hansmeier, geschäftsführender Gesellschafter der FIBAV, Heinz-Georg Leuer, Stadtbaurat Braunschweig, und Manfred Koch, Leiter der Projektentwicklung, setzten die Spaten ein.

Die neue Auto-Vermietstation für Privat- und Firmenkunden an der Schmalbachstraße in Braunschweig.

BRAUNSCHWEIG WÄCHSTNEUE BAUPROJEKTE DER FIBAV UNTERNEHMENSGRUPPE

Mit dem symbolischen 1. Spatenstich im Baugebiet Thune-Parkkamp begeht die FIBAV Unternehmensgruppe nicht

nur den Beginn des dortigen Bauvorhabens von 12 Reihenhäu-sern, die noch in diesem Jahr fertiggestellt werden, sondern mar-kiert auch den Start einer Reihe von weiteren Wohnbauprojekten in Braunschweig. „Thune, Querum, Waggum, Schölke – so können wir unseren diesjährigen Fahrplan für Braunschweig beschrei-ben“, umriss Sven Hansmeier die weiteren Bauvorhaben. So steht in Querum ein modernes Fünf-Familienhaus kurz vor der Fertig-stellung, in Waggum werden elf Reihenhäuser neu gebaut und im westlichen Ringgebiet beginnen noch in diesem Jahr die Bau-aktivitäten im Bereich „An der Schölke“. Dort entsteht ein inte-ressanter Mix aus Einfamilien-, Mehrfamilien- und Reihenhäu-sern. Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer konstatierte: „Braunschweig wächst weiter mit großen Schritten.“

RENT-A-CAR VOLKSWAGEN FINANCIAL SERVICES ERÖFFNET SEINE ERSTE VERMIETSTATION FÜR BRAUNSCHWEIG

Für Privat- und Firmenkunden baut die Autovermietsparte von Volkswagen Financial Services ihr Mobilitätsangebot weiter

aus. So können Kunden von nun an alle neuen Fahrzeugmodelle der Marken Volkswagen Pkw und Nutzfahrzeuge, Audi, Seat und Škoda (inklusive Navigationssystem und Bluetooth-Freisprech-einrichtung) an der Schmalbachstraße in Braunschweig mieten. Zu diesem Zweck wurde ein neues Gebäude am Kundenpark-platz des Konferenz- und Finanzcenters des Finanzdienstleisters gebaut. „Wir setzen damit ein klares Statement für den Stand-ort Braunschweig. Nun können auch die Braunschweiger Bürger von unserem umfassenden Mietangebot profitieren – ob für den Umzug oder für den Wochenendausflug“, konstatiert Joerg Feld-heim, Geschäftsführer der Euromobil Autovermietung GmbH.

Kraftstoffverbrauch Volvo XC60 D4 AWD Geartronic, 140 kW (190 PS), in l/100 km: innerorts 6,7, außerorts 5,1, 5,7 kombiniert, CO2-Emission kombiniert 149 g/km, (gem. vorgeschriebenem Messverfahren)1) Private-Leasing-Angebot der Volvo Car Financial Services, ein Service der Santander Consumer Leasing GmbH (Leasinggeber), Santander-Platz 1, 41061Mönchengladbach – für den Volvo XC60 D4 AWD Geartronic, 140 kW (190 PS), 42.043,75 Euro Nettodarlehensbetrag, 15.000 km Gesamtfahrleistungpro Jahr, 36 Monate Vertragslaufzeit, 4.947,58 Euro Leasing-Sonderzahlung, Monatliche Leasingrate 349,00 Euro, 17.511,58 Gesamtbetrag,3,78 % effektiver Jahreszins, 3,72 % fester Sollzinssatz p.a. zzgl. 780,00 Euro Überführungskosten und zzgl. 145,00 Euro Zulassungskosten.Repräsentatives Beispiel: Vorstehende Angaben stellen zugleich das 2/3-Beispiel gem. § 6a Abs. 4 PAngV dar. Bonität vorausgesetzt. Gültig bis 30.06.2017.

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26 STANDORT GIFHORN

NEUES FAHRERLEBNISDIE IAV ENTWICKELT MIT DEM CLOUDCAR EIN AUTOS FÜR DIE ZUKUNFT

Der Engineering-Partner IAV, der seine Büro- und Forschungsflächen am Standort Gifhorn

erst vor kurzem durch ein neues Gebäude erwei-terte, arbeitet am Auto der Zukunft. Auf der Con-sumer Electronic Show (CES) in Las Vegas stellte IAV das „CloudCar“ vor. Die Vernetzung von Fahr-zeugen und die Nutzung von Daten aus der Cloud bietet laut IAV ein neues Fahrerlebnis und macht den Weg frei für neue Dienste und Services. Das CloudCar, ein modifizierter Seat Leon Cupra, kann über ein Tablet gesteuert werden und ver-bindet sich mit der Smartwatch des Fahrers. Dar-über erkennt es den Zustand des Fahrers und passt gegebenenfalls die Klimaanlage, Beleuch-tung und Infotainmentsysteme automatisch an.

Ein virtueller Co-Pilot unterstützt den Fahrer und weist während der Fahrt auf Gefahrensitua-tionen hin, gibt Hinweise auf den richtigen Zeit-punkt zum Schalten oder die Geschwindigkeit vor einer Kurve abzubremsen.

Gleichzeitig präsentierte IAV Security und Pri-vacy Systeme, die das vernetzte Fahrzeug vor Hackerangriffen schützen sollen.

Das CloudCar ist in Zusammenarbeit mit Hew-lett Packard Enterprise (HPE), welche die Cloud zur Verfügung stellten, entstanden.

„Wir freuen uns, die Partnerschaften und Lösungen vorstellen zu können, die wir durch die Entwicklung der künftigen Mobilitäts-, Sicher-heits- und Fahrzeugvernetzungslösungen aufge-baut haben“, berichtete Andy Ridgway, CEO von IAV Inc. in den USA. „Wir beginnen gerade erst zu realisieren, wie IT- und Automobilunternehmen erfolgreich zusammenarbeiten können, um intel-ligente Verkehrssysteme weiterzuentwickeln.“

Auch in Gifhorn, dem größten IAV-Standort mit über 3.500 Mitarbeitern, wird an der Weiter-entwicklung des automatisierten Fahrens sowie der Digitalisierung rund um das Thema Mobi-lität geforscht. Durch den Büro-Neubau in der Rockwellstraße 12 konnte IAV thematisch zusam-menhängende Teams an einen Standort bringen und die interne Zusammenarbeit verbessern. Die Büros des Standortes Braunschweig bleiben wei-terhin bestehen.

ÜBER DIE REICHSBAHN UND VOLKSWAGEN IN DIE MODERNEDER FAMILIENBETRIEB RAULFS GMBH FEIERT SEIN 110-JÄHRIGES BESTEHEN

Die Raulfs GmbH in Gifhorn hat in diesem Jahr ihr 110-jähriges Bestehen, eine große

Feier ist jedoch erst im nächsten Jahr geplant. „111 ist eine schöne Schnapszahl“, findet Stefan Raulfs, der das Familienunternehmen mit sei-nem Vater Wolfgang und Bruder Sebastian leitet. „Die Profis für Raum & Farbe“, so der Leitsatz des Unternehmens, bieten Maler- und Bodenarbeiten sowie Bauten- und Sonnenschutz an.

Im Jahr 1907 gründete der Dekorations- und Schriftenmaler Ernst Raulfs Senior, der Urgroß-vater von Stefan Raulfs, die Firma. Neben Privat-kunden zählte auch die Deutsche Reichsbahn zu den ersten Kunden. „Es hat klassisch begonnen“, sagt Stefan Raulfs. Die gute Auftragslage führte das Unternehmen über beide Weltkriege.

„Danach setzte mit den wich-tigen Auftraggebern Volkswa-gen und dem Gelände des Bun-desgrenzschutzes, auf dem sich heute die Wohnungsbaugesell-schaft befindet, ein größeres Wachstum ein“, berichtet Raulfs. Sein Vater übernahm 1984 in drit-ter Generation die Geschäfts-führung, die beiden Brüder sit-zen erst seit 2015 mit im Boot. Zu den vier Sparten, welche der

Betrieb abdecke, gehören das Gewerbe, private und öffentliche Kunden sowie die Industrie. „Als Heimatstandort spricht die zentrale Lage zwi-schen Braunschweig, Hannover und Wolfsburg für uns“, hebt Raulfs hervor. Die Mitarbeiterzahl schwanke zwischen 80 und 90 Angestellten.

Gegenwärtig beteiligt sich die Firma am Bau des Millionen-Projekts Lindenhof in Gifhorn, dem Seniorenzentrum La Patria in Betheln und ist für die Fußbodenbeläge im BraWoPark in Braunschweig verantwortlich.

Der Weg in die Zukunft ist ebenfalls geebnet. Raulfs erklärt: „Wir organisieren uns gerade neu, richten einen Musterraum für unsere Kundinnen und Kunden ein und überarbeiten die Homepage.“

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Das CloudCar: Tablet-Steuerung und Verbindung zur Smartwatch.

Die Fahrzeugflotte vor dem Firmengebäude. FOTOS: W

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Fokus auf ServiceWALKE NEW MEDIA

Für Kevin Walke ist seine Firma kein Start-up.

Nicht nur, weil es seine Firma Walke New Media seit mehr als dreizehn Jah-ren gibt, gefällt dem jungen Unternehmer der Begriff nicht. „Die Bezeichnung Start-up ist überdehnt. Ich möchte nicht darauf redu-ziert werden. Wir legen besonderen Wert auf Ver-lässlichkeit und lange Part-nerschaft mit unseren Kun-den. Unser Fokus liegt auf Service“, erklärt der 26-Jäh-rige, der 17 Mitarbeiter an zwei Standorten beschäf-tigt, selbstbewusst.

Als Teenager schrieb er seine ersten PHP-Scripte und kleine Programme, die er verkaufte. 2008 ent-wickelte er easyRMA, ein Programm zum Reklama-tions-Management, für den Einsatz in einem Unter-nehmen mit Online-Han-del, das mit starken Retou-ren kämpfen musste. 2010 kam der Durchbruch: easy-RMA richtet sich an Online-händler und reparieren-des Gewerbe, aber auch an Service-Dienstleister wie Hotels und IT-Dienstleister. Daneben gibt es das etwas flexiblere RMA für Groß-unternehmen, das an alles anpassbar ist und in die bestehende IT-Landschaft der Firma integriert wer-den kann. Neben eigenen Lösungen ist WNM auch Servicepart-ner für das Online-Waren-wirtschaftssystem JTL.

Junger Chef: Kevin Walke.

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27STANDORT GOSLAR

BATTERIESICHERHEIT STÖSST AUF GROSSES INTERESSEFORSCHUNGSEINRICHTUNGEN BILDEN DEN BATTERIE-SICHERHEITSCAMPUS DEUTSCHLAND

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Ein voller Erfolg für den Batterie-Sicher-heitscampus Deutschland (BSD) in

Goslar war dessen Präsentation auf der „Energy Storage 2017“, der Fachmesse für Energiespeicherung in Düsseldorf. „In vie-len persönlichen Gesprächen konnten wir den BSD vorstellen und mit unseren Stär-ken überzeugen“, sagt Dr. Jörg Aßmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Goslar (WiReGo). Die BSD-Initia-tive will die in der Region bestehende For-schungskompetenz im Bereich Batteriesi-cherheit publik machen und mittelfristig Investoren für den Campus und den Land-kreis Goslar gewinnen.

„Vor der Messe hatten wir rund 40 Ausstel-ler kontaktiert und mit etwa 15 von ihnen Gesprächstermine vereinbart“, erläutert Aßmann. Darunter waren namhafte Unter-nehmen wie TÜV Rheinland, Mercedes-Benz Energy und Maxwell Technologies aus den USA.

„Wir haben gemerkt, dass das Thema auf Interesse stößt.“ Aßmann verdeutlicht, ein Unternehmen aus Österreich sei über die Internetseite www.batteriesicherheit.eu auf die Initiative aufmerksam geworden, und ein Unternehmen aus Hannover habe eine Anfrage für Produkttests in Goslar gestellt.

Den technischen Ansatz für die Tests lie-

Dr. Jörg Aßmann (links) und Jan Meyer (von rechts) im Gespräch auf der Messe Energy Storage in Düsseldorf.

fert das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Insti-tut, das eine Sensor-technologie entwi-ckelt hat, mit der man „in die Batterie hinein-fühlen kann“, erklärt Aßmann. So könne erkannt werden, wie sich Batterien verhal-ten. „Batterien müs-sen Leistung bringen“, bemerkt der WiReGo-Geschäftsführer und nennt den Einsatz in der Elektromobilität als Beispiel. Es geht etwa um Reichweite und Ladezeit.

Der Geschäftserfolg vieler Unternehmen ist abhängig von der Sicherheit von Ener-giespeichern. „Der Batterie-Sicherheitscampus Deutschland mit seinen exzellenten Partnern wird seine überregionale Bekanntheit noch deutlich steigern“, ist sich auch Landrat Thomas Brych sicher. Neben dem Fraunhofer Insti-tut (Abteilung Faseroptische Sensorsysteme)

und WiReGo sind unter anderem die Stadt und der Landkreis Goslar, das Energie-For-schungszentrum Niedersachsen, die Tech-nische Universität Clausthal, die Wolfsburg AG und die Allianz für die Region GmbH Teil der gut ein Jahr alten Initiative des Batterie-Sicherheitscampus' Deutschland in Goslar.

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28 STANDORT HELMSTEDT

HYDRAULIK FÜR DEN WELTMARKTDIE GÜNTER TILL GMBH & CO. KG , PARTNER FÜR DEN NATIONALEN UND INTERNATIONALEN MASCHINEN- UND ANLAGENBAU

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Von Helmstedt und Braunschweig aus bedient die Günter Till GmbH & Co. KG

als hochwertiger System- und Komponen-tenlieferant Deutschland und den Welt-markt. Dabei setzt das Hydraulikunterneh-men auf ständige Weiterentwicklung im Bereich der Zylinder-, Ventil- und Steue-rungstechnik. Der 1962 von Günter Till gegründete, ehe-malige Handwerksbetrieb beschäftigt mitt-lerweile rund 270 Mitarbeiter an insgesamt drei Standorten in Helmstedt und Braun-schweig – darunter neun Azubis. Gerd-Die-ter Dymke und Jörg Börner leiten heute die Geschäfte des Betriebs, dessen Kunden auch aus China und Japan stammen.

Der Erfolg gründet sich auf ein „genaues Verständnis der spezifischen Anforderun-gen des Kunden und seiner Anwendung“, berichtet Till-Mitarbeiter Marco Müller. Diese seien „für die Entwicklung der hy-draulischen Steuerungstechnik zwingend erforderlich“. Die Kunden kommen dabei aus den unterschiedlichsten Branchen: Medizintechnik, Land- und Forsttechnik, Baumaschinen, Nutzfahrzeuge und Logis-tik. An die hydraulischen und elektrohyd-raulische Lösungen stellen die Kunden oft unterschiedliche Anforderungen: Funkti-

onalität, Gewicht, Bauform, Drücke, Volu-menströme, elektrische Steuerung/Rege-lung. Die Kunst bestehe darin, diese parallel und intelligent umzusetzen, so Müller.

Für die Medizintechnik gebe es etwa

extrem hohe Anforderungen an die Ver-fügbarkeit und die Funktionalität. „Eine hohe Funktionsdichte sowie Präzision und eine einfache Bedienung“, sind dafür erforderlich.

Die Till-Geschäftsführer Jörg Börner und Gerd-Dieter Dymke.

Mit freundlicher Unterstützung von:

www.palaeon.deEin Projekt finanziert von:

FördervereinSchöninger Speere –Erbe der Menschheit e.V.

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29STANDORT PEINE

„DIE POSITION DES CHEFS IST SUPER“DREI FRAGEN AN … CATHRIN LOPEZ, DIREK-TORIN SALES & MARKETING IM IT-STARTUP DEVBRAIN AUS PEINE

Frau Lopez, junge IT-Unternehmen kommen oftmals aus Hannover oder Braunschweig. Wie kam es, dass Sie Peine als Standort für Ihr Unternehmen wählten?Wir haben Peine als Standort gewählt, weil es in Braunschweig nur die Möglichkeit gab, große Büroräumlichkeiten anzumieten, das heißt 100 m² und aufwärts. Das ist nicht nötig für ein Start-up-Unterneh-men. Wenn wir größer geworden sind, wer-den wir sicher nach größeren Büroräumen Ausschau halten.Aktuell sind wir auf der Suche nach vier neuen Mitarbeitern im C#.NET-Bereich. Wir freuen uns auf Bewerberinnen und Bewer-ber, die im Alter von 25 bis 35 sind und unser Team verstärken möchten. Gleichzeitig freuen wir uns auf neue Kooperationen mit Firmen, denen wir dabei behilflich sein kön-nen, die Abläufe im Unternehmen mit Ein-satz unserer IT-Kenntnisse zu optimieren.

Devbrain berät bei IT-Fragen und entwi-ckelt Software, basierend auf Microsoft-Technologie. Was für Aufträge erhalten Sie von Ihren Kunden?In unserem Unternehmen sind Spezialis-ten im C#.NET-Bereich tätig. Genau in die-sem Bereich nehmen wir Projekte an, die die Unternehmen ausschreiben. Das heißt, die Firmen nennen ihr Problem in einem bestimmten Bereich – für dieses Problem setzen wir uns mit der Firma zusammen und erarbeiten gemeinsam eine Lösung.

Sie und Devbrain-Geschäftsführer Gervais Ngongang haben mehrere Jahre in unterschiedlichen Branchen gearbeitet. Was ist denn einfacher: Angestellter oder Chef sein?Die Positionen der Angestellten sowie die des Chefs haben beide ihre Herausforde-rungen. Als Angestellter möchte man immer gute Ergebnisse dem Chef gegenüber ablie-fern und ist um eine tolle Zusammenarbeit bemüht. Die Position des Chefs ist generell super, es verbirgt sich aber auch ein riesiger Teil Arbeit und eine große Verantwortung dahinter. Ich persönlich finde beide Positio-nen genial. Meine Aufgaben variieren, so dass ich in bei-den Bereichen eingesetzt werde. Ein genau zu mir passender Job.

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Statt Stahlproduktion sollen in Ilsede zukünftig Ideen produziert werden.

Gunter Eckhardt, wito-Geschäftsführer.

NEUE ROHSTOFFEDAS EHEMALIGE HÜTTENGELÄNDE SOLL SICH ZUM GIGA-PARK WANDELN

Glasfaser statt Eisenerz, Start-up statt Stahlkocher: In Ilsede entsteht auf

dem ehemaligen Hüttengelände jetzt der Giga-Park – ein Projekt der Gemeinde zusammen mit der Wirtschafts- und Tou-rismusförderungsgesellschaft für den Landkreis Peine (wito). Wo einst gewal-tige Rauchwolken aus der Stahlproduk-tion aufstiegen, sollen jetzt innovative Ideen entstehen. Ein Pfund, mit dem die wito wuchert, ist etwa die schnelle Internetleitung von einem Gigabit pro Sekunde, mit der Start-Up-Unterneh-men wie etwa Webshop-Betreiber und EDV-Dienstleister aber auch Ingenieure, Agenturen sowie Architekten ab dem Sommer angelockt werden sollen. Das Fuhsetal soll sich einen kleinen Schritt in Richtung Silicon Valley verwandeln.

Dafür bietet die Gemeinde unter dem Label „Starterhof“ Büroräume mit der schnellen Leitung an. Ilsedes Bürger-meister Otto-Heinz Fründt verspricht komplett eingerichtete „Alles-Inklusive-Büros“ mit Netzwerkverkabelung, Fest-netztelefon, WLAN und Büroeinrich-tung. Notebook mitbringen und loslegen – diese Arbeitsweise sei dann möglich. Das dürfte wohl auch Freelancer anspre-chen. Noch dazu gebe es die Möglich-keit, sich ein Büro mit anderen zu teilen. Die Bürofläche gebe es noch dazu zum Starterpreis.

Mit diesem Schritt wird der Gewerbe-park Ilsede, zu dem auch die moderne Veranstaltungslocation Gebläsehalle gehört, noch mal deutlich aufgewertet. „Gründern und Jungunternehmern stehe zudem Besprechungs- sowie Tagungs-räume in verschieden Größen zur Verfü-gung“, sagt wito-Geschäftsführer Gun-ter Eckhardt. Sein Team aus erfahrenen Unternehmensberatern stehe den Start-Ups außerdem zur Verfügung. „Wir bera-ten zu Themen wie Büroorganisation, Mitarbeiterführung und Workflow“, so

Eckhardt. Zudem stehen die wito-Mitar-beiter auch bei der Unternehmensgrün-dung beratend zur Seite – etwa beim Thema Businessplan oder Startkredit der NBank.

Die wito will auf diese Weise jungen Unternehmen beim Wachsen helfen. Sind sie dann „groß“ geworden, könnte sich ein Wechsel in den an den Gigapark angeschlossenen Gewerbepark anbie-ten. Dort bietet die Gemeinde größe-ren Unternehmen Gewerbefläche an, die ebenfalls mit den Gigabit-Anschlüssen versorgt werden sollen.

Stolz unterstreicht Bürgermeister Fründt, dass Ilsede damit nicht nur im Landkreis Peine, sondern weit darü-ber hinaus über ein einzigartiges Ange-bot verfügt. „Hier, wo vor 20 Jahren noch Roheisen produziert wurde, geben wir jetzt Unternehmen eine gute Basis, deren Rohstoff die digitale Information ist.“

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30 STANDORT SALZGITTER

Sehr erfreulich sei der Start in das aktuelle Geschäftsjahr verlaufen, teilt

der Salzgitter-Konzern mit. So habe der Konzern in den ersten drei Monaten das das höchste Quartalsergebnis seit 2008 erzielt.Das Ergebnis hätten insbesondere die Segmente Flachstahl, Handel und Technologie eingespielt. „Ohne die konse-quente Umsetzung unserer 2013 eingelei-teten Maßnahmen wären wir nicht dort, wo wir jetzt stehen. Allen Widrigkeiten zum Trotz haben wir uns nicht irritieren lassen, sind unserer Strategie stringent gefolgt und haben uns aus eigener Kraft zurück in die Gewinnzone gearbeitet. Jetzt sehen wir, wie die Saat aufgeht und gedeiht“, wird der Vorstandsvorsitzende Heinz Jörg Fuhrmann in einer Pressemit-teilung des Konzerns zitiert.

Der Außenumsatz des Salzgitter-Kon-zerns (2.353,9 Millionen Euro; 1. Quar-tal 2016: 1.868,8 Millionen Euro) erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um ein Vier-

tel. Hierzu trugen die Geschäftsberei-che Handel, Flachstahl sowie Grobblech / Profilstahl vor allem aufgrund verbesser-ter Durchschnittserlöse für Stahlerzeug-nisse maßgeblich bei, aber auch die übri-gen Segmente verzeichneten Zuwächse. Der Vorsteuergewinn stieg auf 77,1 Mil-lionen Euro (1. Quartal 2016: 3,1 Millio-nen Euro) und beinhaltet –7,6 Millionen Euro aus dem 2 Aurubis-Engagement (1. Quartal 2016: 11,6 Mio. €), das als Folge der Bewertung einer Umtauschanleihe nega-tiv abschnitt. Der Gewinn nach Steuern rangierte bei 48,7 Millionen Euro (1. Quar-tal 2016: 1,0 Millionen Euro).

Nach dem guten Auftaktquartal erhöhte die Salzgitter AG Anfang Mai ihre Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 2017. So rechnet der Kon-zern jetzt mit einem auf etwa 9 Milliar-den Euro gesteigerten Umsatz und einem Vorsteuergewinn zwischen 125 und 175 Millionen Euro.

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IN GEWINNZONEDER SALZGITTER-KONZERN HEBT ERGEBNISPROGNOSE AN

Panaorama des Hüttenwerks in Salzgitter.

Bilanzpressekonferenz der Salzgitter AG: Vorstandsvorsitzender Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann und Finanzvorstand Burkhard Becker präsentierten die Zahlen des Geschäftsjahres 2016 und gaben einen Ausblick auf 2017.

Kampstraße 37 – 4138226 SalzgitterTel. 05341 / 1890-0www.hotelamsee.com

Man solldie Feste feiern,wie sie fallen...

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Auf ein entspanntes Bier zunetten Leuten in die Schänke

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32 STANDORT WOLFENBÜTTEL

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Tobias Sell und Mitarbeiter beim kickern.

VON BASTIAN LÜPKE

Bilder von Design-Studien – etwa neuen Fahrzeugen – sind ja ganz ansprechend. Doch sie bleiben zwei-dimensional – flach und ohne Tiefe.

Wenn ein solcher Entwurf aber in voller Größe dreidimensional vor dem Betrachter steht, er alle Details anschauen kann, dann wirkt alles gleich viel bunter, echter – nah dran am Leben. Virtuelle Realität (VR) macht es möglich.

Im Zusammenspiel mit 360-Grad-Videos, immer besserer VR-Brillen-Technik und neuen Soundsystemen nimmt diese Tech-nologie derzeit ordentlich Fahrt auf. Die Einsatzbereiche werden sich auf das ganze Leben erstrecken – auch auf die Wirtschaft.

Apps mit 360-Grad-Videos in virtuellen Umgebungen – die sind eben nicht nur für Gamer interessant. „Es gibt unzählige Mög-lichkeiten, diese neue Techno-logie für den Business-Bereich anzuwenden“, sagt Tobias Sell im brandneuen VR-Lab sei-ner Firma Mobfish in Wolfen-büttel. „VR ist absolut im Auf-wind. Derzeit wird überall viel ausprobiert, um die neue Tech-nik auszureizen“, sagt der mob-fish-Gründer. Die Situation sei vergleichbar mit der Anfangs-zeit der Smartphones. Selbst die albernsten Anwendungen sorgen im Augenblick für Wow-Effekte allein wegen der neuen Perspektive.

„Was die absolute Killer-Appli-kation ist, weiß derzeit noch niemand“, sagt Sell, der mobfish zusammen mit Raphael Haus

Von Wow-Effekten und Killer-ApplikationenMobfish bringt Unternehmen in die virtuelle Welt

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leitet. Die App- und Software-Entwickler haben sich bereits vor etwa fünf Jahren welt-weit einen Namen gemacht, als sie die mobile Spiele-App „Wer wird reich?“ entwickelten und herausgaben. Diese wurde sieben Millio-nen Mal heruntergeladen. Seitdem ist einiges bei ihnen passiert. Der Fokus liegt inzwischen im B2B-Bereich. Das bei mobfish vorhandene Know-How über mobile Anwendungen ver-knüpft mit spielerischen Ansätzen kommt jetzt Wirtschaftsbetrieben zugute.

Erst kürzlich hat das Wolfenbütteler Start-up-Unternehmen für BS/Energy das VR-Spiel „Pistensause“ entwickelt – ein gelungener PR-Coup für den Energielieferanten. Ein weite-res Projekt ist „Lostfriesland“ – ein interak-tiver 360-Grad-Film, der den Nutzer in eine friesisch-mysteriöse Umgebung versetzt – eine Auftragsarbeit für ein Hamburger Film-studio. „Im Marketing sehe ich ein Riesen-

potenzial für Virtual Reality“, sagt Sell. Viele Ideen hat er auch schon für kleinere und mit-telständische Unternehmen umgesetzt. Fir-menpräsentationen für den Messe-Auftritt gehören etwa dazu. „Die Leute stehen derzeit auf der Messe Schlange“, sagt Sell. Die neue Technologie wollen eben alle kennenlernen. Mit VR-Brillen könne man zudem auch ältere Menschen erreichen. „Die Bedienung ist noch intuitiver“, sagt Sell – wer etwa ins Bild zoo-men will, geht einfach einen Schritt näher heran. Außerdem gebe es keine Knöpfe, die man aus Versehen drücken könnte, wovor die meisten älteren Jahrgänge die größte Angst haben.

Auf den Messeständen geben die jeweili-gen Unternehmen die Brillen an die Besu-cher. Sobald sie aufgesetzt sind, betreten die Besucher eine virtuelle Welt. Sie können etwa das Firmengebäude betreten, ein Gespräch mit dem Geschäftsführer führen. Auch Droh-nenflüge können mit eingebunden werden. Als Grundlage dafür läuft eine Software aus dem Hause mobfish, die sich an fast jeden Bedarf individuell anpassen lässt.

Neben Marketing-Coups und Unterneh-mensporträts eigne sich VR zudem fürs Recruting oder als Erlebniswelt für Museen. „Es ist auch eine perfekte Technologie, um etwa Prototypen vorzustellen“, sagt Sell. Der Kunde könne etwa ein neues Automobil in voller Größe vor sich sehen.

Empfindliche Daten könne man vorher ausblenden. Und die Augenbewegungen des Betrachters lassen sich problemlos nachver-folgen – perfekt für die spätere Auswertung.

Vieles steckt noch in den Kinderschuhen. „Ein Hauptproblem, an dem die Branche der-zeit arbeitet, ist die Motion Sickness“, erklärt Sell: Manchen Nutzern wird von virtuellen Erlebnissen schlecht. Eine weitere Heraus-forderung ist die Hardware. Sie muss besser werden. Die Brillen müssen einfach beque-mer zu tragen sein.

„Der nächste große Schritt wird die Aug-mented Reality sein“, blickt Sell voraus. Dabei sieht der Nutzer die echte Umgebung – gleichzeitig werden ihm zusätzliche Infor-mationen angezeigt. Bei Sicherheits-Schu-lungen könnte sich Sell das gut vorstellen. „Alles was ich nicht anfassen darf, wird rot angezeigt“, erklärt der mobfish-Chef. Ihm fal-

len noch zahlreiche weitere Bei-spiele ein: dem Taxifahrer wird die Stadtkarte angezeigt, der Business-Analyst hat stets die Zahlen vor Augen. Im Zusam-menspiel mit immer besserer Spracherkennungs-Soft- und Hardware werde diese Tech-nologie das Leben stark verän-dern. „Bildschirme und Tasta-turen werden dann überflüssig sein“, prophezeit Sell.

Er lädt Unternehmer gerne zu sich ein, erst recht jetzt, da das VR-Lab in Gang kommt. „Hier kann man High-End-VR direkt erleben.“ Er liebt es, mit Kunden Ideen zu spinnen. Im Kundenge-spräch werden die spannends-ten Ideen geboren.

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33STANDORT WOLFENBÜTTEL

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Für die Oscars hat es leider nicht gereicht. Dass die Wolfenbütteler

Unternehmen Pan Acoustics und MKN in der Endrunde für den Außenwirtschafts-preis vertreten waren, gilt aber bereits als Auszeichnung. Es waren pro Katego-rie schließlich nur fünf Vertreter aus Nie-dersachsen nominiert.

Bei der Vergabe der Preise, die traditio-nell während der Hannover Messe statt-findet, gab es daher auch für die Wol-fenbütteler Urkunden aus den Händen des Wirtschaftsministers Olaf Lies. Die Freude bei Pan-Acoustics-Geschäftsfüh-rer Udo Borgmann war jedenfalls groß. Der innovative Lautsprecher-Produzent war als eines von insgesamt fünf Unter-nehmen aus Niedersachsen in der Kate-gorie kleinere und mittlere Unternehmen nominiert und wurde damit für seine Export-Erfolge gewürdigt.

„Alle Nominierten sind Sieger“, betonte Lies bei der feierlichen Übergabe der Urkunden und bescheinigte Pan Acou-stics wie den anderen auserwählten Unternehmen besondere Innovations-kraft und hohe interkulturelle Kompe-tenzen. Diese seien notwendig, um sich auf den internationalen Markt und seine Kunden einzustellen. „Sie haben durch besonders erfolgreiches Engagement zur Internationalisierung des Standorts Niedersachsen beigetragen“, dankte der Wirtschaftsminister.

Borgmann war mit seinem Unterneh-men bereits 2014 nominiert und konnte seitdem die Auslandsgeschäfte wei-ter ankurbeln. „Mittlerweile exportie-

ren wir in über 20 Länder weltweit. Auf vier Kontinenten kommen unsere Laut-sprecher schon zum Einsatz“, zählt der Geschäftsführer und Firmengründer von Pan Acoustics auf. So wird jährlich der Nobelpreis aus Zeilenlautsprechern des Wolfenbütteler Herstellers im Stadshu-set Stockholm verkündet. Ebenso finden sich Installationen im Mailänder Dom, am Pariser Flughafen Charles de Gaulles, im Parlament von Angola oder in einer riesigen Shoppingmall in Dubai. Weitere Märkte sollen hinzukommen, gibt Borg-mann die Marschroute vor.

Zum achten Mal wurde der Niedersäch-sische Außenwirtschaftspreis, bekannt als „Export-Oscar des Nordens“, vom Nie-dersächsischen Ministerium für Wirt-schaft, Arbeit und Verkehr verliehen. Die Verleihung fand während des Außenwirt-schaftstages auf der Hannover Messe statt.

Knapp 60 Unternehmen hatten sich für diese Auszeichnung beworben, die eine zehnköpfige Jury aus Vertretern von Banken, Handelskammern und Ver-bänden unter dem Vorsitz der damali-gen Staatssekretärin Daniela Behrens bewertete. Sieger in der Kategorie KMU wurde die Fresh Breeze GmbH aus der Wedemark.

Auch der Wolfenbütteler Großküchen-Hersteller MKN gehörte zu den Oscar-Nominierten, hat es aber in der Kategorie Großunternehmen nicht auf den ersten Platz geschafft. Hier gewann die BMA Braunschweigische Maschinenbauan-stalt AG.

KEINE OSCARS FÜR PAN ACOUSTICS UND MKNDIE WOLFENBÜTTELER UNTERNEHMEN WURDEN TROTZDEM VOM WIRTSCHAFTSMINISTERIUM AUSGEZEICHNET

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Udo Borgmann (rechts) nimmt die Urkunde von Olaf Lies entgegen.

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BAU-BOOMHKL FREUT SICH ÜBER ETWAS ANDERE KUNDSCHAFT UND EIN HAUS AUS HOLZ

Seit den Anfängen des Baumaschinen-Händlers HKL in Wolfsburg, sitzt die Ver-

waltung im Bauwagen. Das soll sich bald ändern. Holzbau Kausche baut als Grund-stückseigentümer und Vermieter der HKL-Niederlassung derzeit einen Bürotrakt plus Lagerhalle. Der bauliche Clou: Das Gebäude besteht komplett aus Holz. „Das ist eine schnelle und ökologische Bauweise“, freut sich Niederlassungsleiter Nils Hülshof.

Rund 160 Quadratmeter Bürofläche und 130 Quadratmeter Lagerhalle entstehen dort. Im Sommer soll der Bau fertiggestellt werden. Eine offizielle Eröffnung findet im August statt. „Ich freue mich auf die neuen Räume“, so Hülshof. Der Start in Wolfsburg sei inge-samt bislang gelungen, findet der Niederlas-sungsleiter. „Wir werden gut angenommen.“ Das Unternehmen verzeichnet dabei mehr Privatkunden als erwartet. HKL ist eigentlich auf gewerbliche Kunden aus der Baubran-che spezialisiert, an die sie etwa Bagger und Radlader verkauft und vermietet. Über die etwas andere Kundschaft freut sich Hülshof natürlich trotzdem. „Das lässt sich auf den anhaltenden lokalen Bau-Boom zurückfüh-ren.“ Neben den Bauarbeiten des Vermieters will HKL auch selbst tätig werden. Hülshof erzählt: „Wir planen, einen Waschplatz mit Entsorgungseinheit zu errichten“.

HKL-Niederlassungsleiter Nils Hülshof.

DREI NEUE SILOS IM HAFENAGRAVIS INVESTIERT 2,5 MILLIONEN EURO AM STANDORT FALLERSLEBEN

Die Agravis Niedersachsen-Süd GmbH investiert rund 2,5 Millionen

Euro in drei neue Silos am Hafen Fal-lersleben „Wir sind weitgehend im Zeit-plan. Und der Winter kann uns ja jetzt keinen Strich mehr durch die Rechnung machen“, sagt Geschäftsführer Alexan-der Nergonewitsch. Er sei zuversichtlich, dass die neuen Silos nebst Getreidean-nahme wie vorgesehen zur diesjährigen Ernte zur Verfügung stehen. „Wir inves-tieren hier, weil wir das Agrargeschäft an diesem Standort weiter ausbauen wollen. Schon in den vergangenen Jah-ren haben wir den Umschlag landwirt-schaftlicher Güter über den Hafen Fal-lersleben kontinuierlich gesteigert. Die neuen Silos erhöhen unsere Leistungs-kraft und Dienstleistungsfunktion für die Landwirtschaft in der Region noch-mals erheblich.“

Die drei Vorratsbehälter haben zusam-men ein Fassungsvermögen von 10.000 Tonnen, das größte wird etwa 30 Meter hoch werden und eine Kapazität von 5.000 Tonnen haben. Die beiden kleine-ren können 2.500 Tonnen aufnehmen und werden auch etwa 30 Meter hoch

sein. Die Investitionssumme beträgt rund 2,5 Millionen Euro. „Unsere land-wirtschaftlichen Kunden werden recht-zeitig zu der für sie wichtigsten Zeit des Jahres von unserer erhöhten Schlag-kraft profitieren“, so Nergonewitsch. Mit den neuen Silos kann Agravis am Fal-lersleber Hafen künftig knapp 35.000 Tonnen Getreide und Ölsaaten lagern, um sie anschließend per Schiff weiter-transportieren zu lassen.

Vorrangig werden die Getreidela-dungen über den Mittellandkanal und daran angebundene Wasserwege ver-schifft, um Ware für Futtermittelwerke und Getreidemühlen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, sowie für den Export – in der Regel über den Hambur-ger Hafen – zur Verfügung zu stellen. Zudem kann Agravis gut 6.000 Tonnen Düngemittel am Hafenplatz lagern.

Der Umschlag landwirtschaftlicher Güter auf dem Wasserweg weist bei der Tochtergesellschaft der Agravis seit eini-gen Jahren eine kontinuierlich steigende Tendenz auf. Im vergangenen Jahr waren es 45.000 Tonnen Getreide und 15.000 Tonnen Düngemittel.

Alexander Nergonewitsch, Geschäftsführer der AgravisNiedersachsen-Süd GmbH.

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35STANDORT WOLFSBURG

ZAHLEN BITTE: 25 X STAUNENIM „RAUMSCHIFF“ PHAENO DREHT SICH SEIT DEM JAHR 2005 ALLES UMS ENTDECKEN

Als im September die aktuelle Sonder-ausstellung im Wolfsburger Wissen-

schaftsmuseum Phaeno eröffnet wurde, war es gleichzeitig ein kleines Jubiläum: „Manometer!“ ist die 25. Sonderschau in dem von Zaha Hadid entworfenen, futuris-tisch wirkenden Betonbau.

Während sich die Sonderausstellung bis Februar 2018 mit der Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers beschäftigt, zeigt sich ein Spezialgebiet des Phaeno in einem anderen Bereich: Zahlen. Nicht nur im Rah-men der Experimente, die die Besucher mit-machen und beobachten können, sondern auch über sich selbst. Zu fast jedem Objekt im Gebäude können die Mitarbeiter (pha-enomen und phaenowomen genannt) Fak-ten zur Länge, Alter, Schwere oder Dichte erzählen. Die Rolltreppe zur Ausstellungs-ebene? 19,5 Meter lang. Ausstellungsfläche? 6.000 Quadratmeter. Höhe des Feuertorna-dos? Ungefähr 6 Meter.

Die Vorstellung, dass ein Wissenschafts-museum Begeisterung auslösen soll, wurde im Vorfeld der Eröffnung im Jahre 2005 eher belächelt. Auch der graue Betonklotz

als Museumsbau hatte damals nicht nur Freunde. Doch die Besucherzahlen spre-chen für sich: Schon am 17. September 2013 betrat der Zweimillionste Besucher das Museum, fast zwei Jahre eher als erwar-tet. Zur Eröffnung rechnete die Stadt mit durchschnittlich 180.000 Besuchern pro Jahr, tatsächlich sind es rund 70.000 mehr. Aus rein statistischer Sicht könnte dieses

Jahr der Dreimillionste Gast begrüßt wer-den. Der Großteil der Besucher kommt aus dem norddeutschen Raum, mit Schwer-punkt rund 100 Kilometer um Wolfsburg, allerdings kommen nur neun Prozent der Besucher aus Wolfsburg selbst. Dabei ist das Verhältnis zwischen den Besucher-gruppen relativ ausgewogen. Einen leich-ten Überschuss haben Familien, die 36 Pro-zent der Besucher ausmachen, weitere 33 Prozent sind Einzelbesucher oder Gruppen, während Schulen und Kindergärten 31 Pro-zent der Besucher stellen.

Innerhalb von zehn Jahren konnte das Phaeno 66,5 Millionen Euro Einnahmen generieren. Neben den Eintrittsgeldern bringen Vermietungen und Events zusätz-lichen Umsatz. Damit finanziert sich das Museum zur Hälfte selbst, nur 42,2 Prozent der Aufwendungen soll es aus öffentlichen Zuschüssen und privaten Zuwendungen erhalten. Durchschnittlich sind übers Jahr 140 Mitarbeiter beschäftigt, ungefähr die Hälfte davon im Ausstellungsbereich. Dane-ben arbeiten Mitarbeiter im Shop, in der Gastronomie und in der Werkstatt.

„GROSSER WIDERHALL“VFL-GESCHÄFTSFÜHRER THOMAS RÖTTGERMANN HÖRT ZUM 30. JUNI AUF

So schnell kann es gehen: In der Stand-ort38-Juni-Ausgabe führten wir noch

ein längeres Interview mit VfL-Geschäfts-führer Thomas Röttgermann – nun ver-lässt er den Fußballbundesligisten zum Ende des Monats. Der Grund: „Unter-schiedliche Auffassungen über die per-spektivische Ausrichtung und inhaltli-che Weiterentwicklung“. Röttgermann: „Ich danke Herrn Dr. Garcia Sanz und dem gesamten Aufsichtsrat für das in den vergangenen sieben Jahren entgegenge-brachte Vertrauen. Wir haben den VfL gemeinsam zu einem der modernsten und professionellsten Fußballklubs in Europa weiterentwickelt.“ Die Regelung der künf-tigen Aufgabenverteilung innerhalb der Geschäftsführung wird der Aufsichtsrat in Abstimmung mit der Geschäftsführung zu Beginn der Saison 2017/2018 bekanntgeben.

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Die Wege von Thomas Röttgermann und dem VfL Wolfsburg trennen sich.

Haarsträubend: Bandgenerator im phaeno.

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Warum sollten sich Unternehmer die BZV NewsBox für ihre Geschäft sräume holen?Unterm Strich geht es darum, Entertain-ment zu bieten. Dank gefühlt kürzerer Wartezeiten sind Kunden zufriedener und damit off ener – auch für die Angebote und Informati onen des Aufstellers, die sie über die BZV NewsBox erreichen.

Welche Erfahrungen machen die ersten Kunden der BZV NewsBox?Die beiden Mensen an der TU Braunschweig sind bereits seit dem Sommer 2016 mit acht Bildschirmen ausgestatt et. Das Studenten-werk OstNiedersachsen gibt den Erstsemestern auch auf diesem Kanal Tipps, wie sie etwa schneller zum BAföG kommen. Und den Studis gefällt natürlich, dass in der Mensa neben den Nachrichten der Braunschweiger Zeitung auch Events und Geschichten von szene38.de, studi38.de und standort38.de laufen. So bieten wir der jungen Zielgruppe einen opti malen Info-Mix.

Wie setzen klassische Unternehmer die BZV NewsBox ein?Sehr vielseiti g. Autohäuser, wie zum Beispiel das Autohaus Härtel in Braunschweig und Wolfenbütt el, platzieren große Bildschirme in ihren Wartebereichen. So wird die Wartezeit gleich viel unterhalt-samer und informati ver. Außerdem erfahren Kunden von Sonder-akti onen ihres Autohauses. So wird aus Wartezeit Umsatzpotenzial.

Zwischen den Nachrichten läuft auch Werbung anderer lokaler Unternehmen – warum?Damit die BZV NewsBox günsti g bleibt. Einen negati ven Einfl uss auf das Seherlebnis hat dies aber nicht. Die Leser sind erfahrungs-gemäß gegenüber Werbung von lokalen Unternehmen sehr auf-geschlossen und begreifen sie eher als nützliche Informati on. Für die Werbekunden wiederum ist das redakti onelle Umfeld und die dadurch erzeugte hohe Aufmerksamkeit besonders att rakti v als Werbeumfeld. Und natürlich bewerben wir keine Wett bewerber des Kunden, das regelt ein Konkurrenzausschluss.

Wie unterstützen Sie Ihre Kunden bei der Installati on?Das BZV NewsBox Team bietet immer Full-Service-Pakete: Unsere Mitarbeiter vereinbaren einen Liefer- und Installati onstermin und nehmen dann vor Ort die BZV NewsBox kostenlos in Betrieb. Sollte der Kunde noch keinen geeigneten Bildschirm besitzen, profi ti ert er von den att rakti ven Konditi onen unserer lokalen Elektronik-Kooperati onspartner. Diese liefern dann den Bildschirm, hängen ihn auf und nehmen auch gleich die BZV NewsBox in Betrieb. Einmal installiert, zeigt jeder Bildschirm automati sch aktualisierte regionale und überregionale Nachrichten des gewünschten Paketes.

Wie kommen die eigenen Inhalte der Kunden über die BZV News-Box auf die Bildschirme?Eigene Bilder und Videos setzen nicht nur Kaufanreize, sondern unterhalten und überraschen die Kunden. Diese Inhalte können Kunden über einen speziellen Zugang ganz leicht zwischen den Nachrichtenblöcken platzieren. Für Unternehmen, die noch keine eigenen Animati onen oder Videos haben, bietet der BZV günsti ge Komplett pakete an. So wird die BZV NewsBox zur perfekten Bühne für Produkte und Angebote.

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38 KULTUR

„Ein Leuchtturm mitten im

Strukturwandel“

„Ein Leuchtturm mitten im

Strukturwandel“

Zwischen 1994 und 1998 haben Archäologen im ehemaligen Braunkohletagebau Schö-ningen acht hölzerne Wurf-speere ausgegraben. Unsere Vorfahren haben sie vor rund

300.000 Jahren hergestellt und mit ihnen vor allem Wildpferde erlegt. Die Schönin-ger Speere sind damit die ältesten bisher entdeckten Jagdwaffen der Menschheit und haben die Geschichte des Homo hei-delbergensis neu geschrieben. Sie wird seit 2013 im Paläon erzählt, das aufgrund der großen Investitionssumme von 15 Millionen Euro und hoher laufender Kos-ten von Anfang an nicht unumstritten war. Für die Akzeptanz des Forschungs- und Erlebniszentrums wirbt neben Schö-ningens Bürgermeister Henry Bäsecke seit Anfang des Jahres auch Manfred Cas-per. Der ehemalige Chef des Arbeitgeber-verbandes Braunschweig engagiert sich als Geschäftsführer in der Paläon GmbH. Mehr Sichtbarkeit sollen zukünftig grö-ßere Events erzeugen – zum Beispiel ein Picknick-Konzert mit dem Staatsorches-ter Braunschweig am 18. Juni. Weitere Informationen gibt es unter www.picknickkonzert.de.

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39KULTUR

VON CHRISTIAN GÖTTNER & HOLGER ISERMANN

Wenn Sie die Zeit seit der Einweihung des Paläons im Jahr 2013 betrachten: Wurde das Potential seitdem genutzt? Manfred Casper: Wir wünschen uns eine hohe Identifikation der Schöninger mit dem Paläon. Sie sollen es als ihr Wohnzim-mer begreifen. Dazu brauchen wir niedrig-schwellige Veranstaltungen, auf die jeder Lust hat. Für die Zukunft gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, aber wir konzentrie-ren uns weiterhin auf unser Kerngeschäft: Wir sind kein Disneyland oder Wacken-Fes-tival, sondern ein Haus für Ur- und Frühge-schichte mit einem Bildungsauftrag, dem wir gerecht werden wollen.

Wie groß ist die Akzeptanz der Bürger? Es gab ja auch kritische Stimmen ...Henry Bäsecke: Wir sind die Paläon-Stadt Schöningen. Natürlich gab es Menschen, die gefragt haben, warum man die Speere nicht einfach in Hannover oder Braunschweig in einem bereits vorhandenen Museum aus-stellt. Das ist aber nicht authentisch. Die Speere wurden hier im Tagebau gefunden, das war eine Sensation und deshalb gehö-ren sie hierher. Manch einer sagt: Mit dem Geld hätten man auch eine Schule oder ein Schwimmbad sanieren können, aber dafür hätten wir es nicht bekommen. Das war eine einmalige Chance – ein Leuchturm mitten im Strukturwandel ... Casper: … auf den ein Großteil der Men-schen hier gewartet hat. Das habe ich bei meinen Einzelgesprächen mit Ehrenamtli-chen und Mitarbeitern schnell festgestellt. Durch die Schließung des Bergbaus ist ein brachialer Strukturwandel ausgelöst wor-den, der die Frage aufwirft: Wo geht die Reise für die Region hin?

Haben Sie eine Antwort für uns?Casper: Wenn der Tagebau in zehn bis 20 Jahren geflutet ist und der Grüngürtel ent-sprechend weiterentwickelt wird, könnte um uns herum ein Naherholungsgebiet mit Strahlkraft ins gesamte südliche Nieder-sachsen entstehen. Und das Paläon mitten-drin. Was kann ihnen eigentlich Besseres passieren? Bäsecke: Wir arbeiten darauf hin, dass die Menschen, die kommen, um das Paläon zu besuchen, nicht nach drei bis vier Stunden abreisen, sondern einige Tage bleiben. Nur dann wird es auch zu einem wirtschaftli-chen Faktor für die Region. Deshalb sind wir dabei, hochinteressante Freizeiteinrich-tungen zu schaffen. Wir haben zum Beispiel einen wunderbaren Golfplatz am Elmrand, vor anderthalb Jahren unser Badezentrum saniert und sind dabei, die stillgelegte Eisen-bahnstrecke touristisch wiederzubeleben.

Wann wird man am Paläon baden können? Bäsecke: Der Lappwaldsee in Helmstedt hat 2032 seine Obergrenze erreicht, dann kön-nen Sie dort Ruderboot fahren oder schwim-men. Der Elmsee, das ist der Arbeitstitel des Gewässers, das direkt hier am Paläon ent-stehen soll, braucht rund 40 bis 50 Jahre.

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40 KULTUR

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der Besucherzahlen? Casper: Da muss mehr passieren, das muss man deutlich sagen, wobei wir im Vergleich mit ähnlichen Einrichtungen im oberen Mittelfeld rangieren. Aktuell kommen rund 50.000 Besucher pro Jahr.

Herr Bäsecke, wie schwierig ist es im Rat Mehrheiten für die Finanzierung zu erhalten? Bäsecke: Wir diskutieren natürlich jedes Jahr, wie wir in der Lage sind, uns einzu-bringen. Die Kommune hat einen defizitären Haushalt. Das macht es besonders schwer, aber wir haben bisher immer die Zustim-mung erhalten.

Über welche Zahlen sprechen wir? Bäsecke: Jährlich eine halbe Millionen Euro für den Landkreis Helmstedt und die Stadt Schöningen. Für die Kommune ist das schon ein mächtiger Schluck aus der Pulle. Mit dem Land Niedersachsen haben wir eine Vereinbarung über eine Million Euro, die es über drei Jahre zur Verfügung stellt, aber eben projektbezogen.

Herr Casper, wie kam es dazu, dass es Sie vom Arbeitgeberverband hier nach Schöningen verschlagen hat?Casper: Ein wesentlicher Grund, dieses Pro-jekt in Angriff zu nehmen, ist Idealismus. Ich bin in der DDR geboren und aufgewachsen und dann, nach gescheitertem Fluchtver-such und Inhaftierung, freigekauft worden und habe hier meine Heimat gefunden. Ich denke, es ist nur recht und billig, mit dem was ich erleben und lernen durfte, was ich hier mit meiner Familie gefunden habe, auch ein bisschen was zurückzugeben. Natürlich kommt hinzu, dass ich mich noch nicht als klassischen Rentner betrachte, der nach der Gartenarbeit erschlagen ins Bett fällt. Bäsecke: Ich würde sagen, der neue Job ist ein hervorragender Karrieresprung (lacht). Casper: Aber in welche Richtung? Das wol-len wir jetzt mal nicht weiter vertiefen ... (lacht auch).

Wie haben Sie das Haus vorgefunden? Casper: Ich habe eine hochmotivierte Mannschaft angetroffen, die allerdings sehr unstrukturiert aufgestellt war. Das Paläon war letztendlich eine Art Start-up, da ist das nicht untypisch. Herr Dr. Westphal sehe ich nicht als Vorgänger, sondern als Partner an meiner Seite. Er ist ein sehr engagierter, hochintelligenter Archäologe, aber er hat noch nie ein Unternehmen geführt.

Das dürfte jetzt Ihr Bereich sein, oder?Casper: Wir haben einen Deal gefunden und können in den nächsten Jahren als Team einiges bewirken – er für die Archäologie und ich in der kaufmännischen Verantwor-tung für die Zahlen und die Organisation.

Wie bewerten Sie die Finanzierungssicher-heit des Paläons?Casper: Ich habe eine sehr heterogene und unüberschaubare Trägerschaftsstruktur vorgefunden. Wir sind zu abhängig von zu vielen Geldgebern, die zu viele Entschei-dungszwänge vor sich herschieben. Das ist auf Dauer nicht tragbar, weil wir uns dann in einem operativen Klein-Klein verschleißen. Das Ziel muss sein, langfristig eine Träger-struktur zu finden, die uns mehr Planungs-sicherheit verschafft. Bäsecke: Wir haben die Situation, dass wir die Paläon GmbH damals mit sechs Gesell-schaftern gegründet haben. Die Frage ist, ob man nicht mittelfristig in eine Gesellschaft öffentlichen Rechts oder Stiftung über geht. Das würde etlichen Akteuren die Möglich-keit geben, sich kontinuierlich zu beteiligen, zum Beispiel dem Land Niedersachsen.

Herr Casper, können Ihre hervorragenden Kontakte in der Wirtschaft helfen? Casper: Davon bin ich fest überzeugt. Ich bin erst wenige Monate hier und bekam bereits Anrufe von zwei Interessenten, die investieren wollen. Wir haben viele Visionen.

Zum Beispiel?Casper: Es ist ein Turm geplant, von dem aus man die Ausgrabungen beobachten kann.

Außerdem gibt es die Idee, ein Drohnenter-minal aufzubauen, und von dort aus über die Umgebung zu fliegen. Das wäre doch abge-fahren für junge Leute. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir eine Verbindung für autonom fahrende Fahrzeuge von der Auto-stadt bis hierher einrichten, wenn die Region Braunschweig-Wolfsburg bei diesem Thema Referenzregion wird. Bäsecke: Da kann ich ergänzen, mit Herrn Dr. Schmid, dem ehemaligen IHK-Präsiden-ten, haben wir im Förderverein „Schönin-ger Speere, Erbe der Menschheit“ jemanden, der in den letzten vier Jahren fantastisches geleistet hat und wie Herr Casper über tolle Kontakte verfügt. Das ist für mich ein wun-derbares Beispiel einer guten Zusammenar-beit von Kommune, Gesellschaft, Industrie und dem Land Niedersachsen, die sich hier im Paläon manifestiert.

Wie schwer ist es, der digitalisierten Jugend die kulturgeschichtliche Bedeu-tung von Holzspeeren klar zu machen? Casper: Sehr schwer: 90 Prozent der Besu-cher deutscher Museen sind älter als 60 oder Eltern, die mit ihren Kindern kommen. Die Millenials sind unsere „Lost Generation“, die sehen wir so gut wie nie. In der Phase, wo es mit dem Erwerb losgeht und Familien gegründet werden, haben die Menschen einen anderen Fokus. Senioren und Schu-len sind uns sehr wichtig. Deshalb wird das Picknick-Konzert am Paläon auch keine Rock'n'Roll-Show.

Können die Besucher eine Art Klassik im Park am Paläon erwarten?Casper: Genau. Das Staatsorchester wird wohl leichte Klassik aus den verschiedens-ten Aufführungen spielen, aber genau wollte Herr Weller das noch nicht verraten. Es wird Bürgertafeln geben, die man vorher buchen kann, wenn man nicht auf dem Boden sitzen möchte. Auch kulinarisch wird etwas gebo-ten – und zwar Foodtrucks mit Spezialitäten aus der Region. Außerdem ist für die Kinder das Abenteuercamp geöffnet. Bäsecke: Als wir das 3. Allgemeine Musik-fest veranstaltet haben, waren hier an einem Wochenende fast 10.000 Menschen unter-wegs. So viele werden es beim Picknick-Kon-zert nicht werden, aber es wäre schön, wenn viele Schöninger mit uns einen wunderba-ren Tag verbringen.

Wie wichtig ist diese Eventisierung?Casper: Sie unterstützt unsere Kernbot-schaft. Events sind nicht notwendig, um das Museum zu halten, sondern eher, um ein Stück zu Hause zu schaffen. Kultur wirkt als Klebstoff für die Gesellschaft, damit die Menschen sich nicht abgehängt fühlen. Bäsecke: Das Stichwort Zuhause finde ich unheimlich gut: Wir wissen mittlerweile, wo die Jagd vor 300.000 Jahren stattgefun-den hat, aber nicht hunderprozentig, wo die Jäger zu Hause waren. Sehr wahrscheinlich war es oben am Rand von Schöningen. Von dort hatten die Menschen einen guten Über-blick über die Ebene und schon für unsere Vorfahren war dieser Ort Heimat.

Blick auf die Ausgrabungsstätte, Internationale Archäologen-teams erwarten hier noch weitere spektakuläre Funde.

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41KOLUMNE

RICHTUNGSWEISENDES URTEIL ZUR

SCHEINSELBSTSTÄNDIGKEITLiebe Leser,kennen Sie das auch? Sie bor-gen einem Kollegen etwas und es fehlt der Rücklauf. Eugen Roth hat das mal treffend so formuliert: „Wer andern seine Zange leiht, vermisst sie dann für lange Zeit“. Als Jurist denkt man bei sowas unwillkürlich an den Tatbestand der Ersit-zung, § 937 BGB. Man kann nämlich Eigentum anderer Leute auch dadurch erwerben, dass man es mindestens zehn Jahre lang im Besitz hat und gutgläubig ist …

Ihre Elke FasterdingRA beim AGV Braunschweig

Das Bundessozialgericht hat am 31.03.2017 – B 12 R 7/15 R – ein wichtiges Urteil zum Vor-wurf der Scheinselbstständigkeit gefällt. Die Honorarhöhe wurde dabei als wichtiges Kri-terium eingeführt.

Geklagt hatte der Landkreis Erlangen-Höchstadt gegen die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV); denn diese hatte im Rahmen einer Prüfung die Scheinselbstständigkeit eines Heilpädagogen festgestellt. Dieser war im Auftrag des Landkreises tätig und betreute als Erziehungsbeistand Jugendliche zu Hause. Neben einer Vollzeittätigkeit arbeitete er für den Landkreis vier bis sieben Stunden wöchentlich auf Basis einzelner Honorarverträge und erhielt ein Honorar von 40,00 bis 41,50 Euro je Betreuungsstunde. Die Rentenversiche-rung war zu dem Ergebnis gekommen, dass der Heilpädagoge scheinselbstständig gewe-sen sei und der Sozialversicherungspflicht unterliege. Mit seiner dagegen gerichteten Klage hatte der Landkreis in allen Instanzen Erfolg.

In der bislang nur vorliegenden Pressemitteilung heißt es:

„Das Bundessozialgericht hat die Revision der Rentenversicherung zurückgewiesen. Der Heilpädagoge war beim Landkreis nicht abhängig beschäftigt. Denn die zwischen ihm und dem Landkreis geschlossenen Honorarverträge sehen vor, dass er weitgehend weisungsfrei arbeiten kann und nicht in die Arbeitsorganisation eingegliedert ist. Die Verträge wurden so, wie sie schriftlich vereinbart waren, auch in der Praxis durchgeführt, also „gelebt“. Dem Honorar kam im Rahmen der Gesamtwürdigung der Einzelumstände eine besondere Bedeutung zu: Denn liegt das vereinbarte Honorar deutlich über dem Arbeitsentgelt eines vergleichbar eingesetzten sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmers, zum Beispiel eines festangestellten Erziehungsbeistands, und lässt es dadurch Eigenvorsorge zu, ist dies ein wichtiges Indiz für eine selbstständige Tätigkeit.“

Die abhängige Arbeit ist in § 7 Sozialgesetzbuch IV definiert: „Anhaltspunkte für eine Beschäftigung sind eine Tätigkeit nach Weisungen und eine Eingliederung in die Arbeits-organisation des Weisungsgebers …“ Daran ändert sich auch künftig nichts. Aber das Bun-dessozialgericht macht deutlich, dass das Honorar als weiteres Kriterium zur Feststellung der Scheinselbstständigkeit Relevanz hat. Es stellt dabei auf den Stundensatz und nicht auf das Monatseinkommen ab.

Das Urteil ist zwar kein Freifahrschein für Freelancer, aber die Höhe der Vergütung ist zu einem wichtigen Kriterium geworden.

SPRUCHREIFDIE RECHTS-KOLUMNE FÜR ENTSCHEIDER

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42 WISSENSCHAFT

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VON HOLER ISERMANN & KRISTINA KÜNNEMEYER

Belastete und begrenzt verfügbare Böden, die Folgen klimatischer Ver-änderungen und die Frage nach den biogenen Ressourcen der Zukunft

sind polarisierende Themen unserer Gegen-wart und gehen uns alle an. Das Julius Kühn-Institut (JKL) widmet sich ganz beson-ders den Fragen, die sich eben darum ranken, erforscht Ursachen und sucht nach Lösun-gen. Benannt wurde es nach Professor Julius Kühn (1825–1910), der das Universitätsstu-

dium der Agrarwissenschaften in Deutsch-land ins Leben rief. In der jetzigen Struktur existiert das JKI seit dem 1. Januar 2008. Die Geburt lag in einer Neuorganisation durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft begründet. „Am Julius Kühn-Institut ist seitdem die Ressort-For-schung zur Kulturpflanze gebündelt. Unser Spektrum reicht von der Pflanzengenetik, Züchtungsforschung und Züchtung über den nachhaltigen Pflanzenbau, die Boden-kunde bis hin zu Pflanzenkrankheiten und

Vom Pflanzen- und Boden- bis zum BienenschutzDas Julius Kühn-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

Strategien, die Schäden verhindern, ohne die Umwelt maßgeblich zu belasten“, erläutert Präsident und Professor Dr. Georg F. Back-haus. „Die Wiege unserer Forschung steht in Berlin-Dahlem, wo wir im Jahr 1898 als neue Abteilung gegründet wurden und ab 1905 als Kaiserliche Biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft die Arbeit aufnahmen.“

Warum wurde diese Institution damals ins Leben gerufen? Ein wichtiges Initial waren Missernten, die die bis Mitte des 19. Jahrhun-derts in Deutschland sogar zu Hungersnöten

Smart Farming könnte in den nächsten Jahren die Landwirtschaft revolutionieren.

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führten. Um die Ernährung der Bevölkerung zu sichern, sollte die Landwirtschaft höhere Erträge und bessere Qualitäten der Nah-rungsmittel erzeugen. „Dazu gehört es, Pflan-zenkrankheiten und Schädlingen vorzu-beugen oder sie gezielt zu bekämpfen, neue, widerstandsfähige Sorten zu entwickeln und den Böden entzogene Nährstoffe wieder zuzuführen. Unser Namensgeber Professor Julius Kühn war übrigens einer der Begrün-der der Phytomedizin – der Lehre von den Pflanzenkrankheiten, quasi der Robert Koch auf diesem Gebiet“, weiß der gebürtige Wal-decker, der in Hannover Gartenbauwissen-schaften studierte und in der Phytomedi-zin promovierte. Ab dem Jahr 2002 hatte er die Leitung der Biologischen Bundesanstalt inne und seit 2008 die Gesamtverantwor-tung für das Julius Kühn-Institut.

„Heute geht es am JKI um nachhaltige Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwirt-schaft, wo Kulturpflanzen die Hauptrolle spielen. Anpassung an Klimawandel, Siche-rung der Welternährung, Schwund wertvol-ler Agrarflächen, Endlichkeit fossiler Roh-stoffe und Bodenschätze – das alles sind globale Herausforderungen, die die Land-wirtschaft betreffen. Um die Produktion qualitativ hochwertiger Nahrungsmittel und wichtiger Rohstoffe auch in Zukunft sicher zu stellen, müssen wir forschen. Denn Kul-turpflanzen sind ein sehr bedeutender Teil unsere zukünftigen Lebensgrundlagen.“

Dabei kooperiert das JKI, das aus sieb-

Statue des namensgebenden und bedeuten-den Agrarwissenschaftlers.

zehn spezialisierten Fachinstituten an zehn Standorten von Rostock bis in die Pfalz besteht, mit zahlreichen Partnern. Es arbei-tet mit anderen Bundeseinrichtungen wie

dem Bundessortenamt, dem Bundesinsti-tut für Risikobewertung, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel-sicherheit oder dem Thünen-Institut sowie mit Ländereinrichtungen zusammen. Auch mit vielen Universitäten und Hochschu-len bestehen Kooperationsvereinbarungen. „Wir haben gemeinsame Forschungsprojekte und unsere Wissenschaftler lehren dort. Sie engagieren sich in Ausbildung und Qualifi-zierung des Wissenschaftsnachwuchses, den wir in Zukunft dringend benötigen.“ Aktuell arbeiten rund 80 Doktorandinnen und Dok-toranden am JKI, ein erheblicher Teil von Ihnen kommt aus dem Ausland. National arbeitet das Institut mit rund 300 wissen-schaftlichen Partnereinrichtungen zusam-men. Weitere rund 250 internationale Part-ner kommen aus knapp 70 Ländern.

Allem voran ist eine Botschaft Präsident Backhaus wichtig: „Auf unserer ohnehin begrenzten Ackerfläche wachsen neben Nahrungs- und Futtermitteln auch wichtige Rohstoffe. Der Bedarf nach diesen Ressour-cen wächst weltweit. Landwirte kämpfen jedoch nach wie vor mit Ernte gefährden-den Schadorganismen. Das sich verändernde Klima betrifft Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwirtschaft mehr als jede andere Branche. Um zukunftsfähig zu sein, müssen wir diese Probleme lösen und dabei nach-haltig wirtschaften, die Ressourcen schüt-zen und die Vielfalt bewahren. Dazu trägt das JKI bei.“

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„Wandel geht nur mit den Landwirten“

Dr. Georg F. Backhaus, Präsident des JKI, im Interview

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„Wandel geht nur mit den Landwirten“

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VON HOLGER ISERMANN & KRISTINA KÜNNEMEYER

Herr Prof. Backhaus, wie gut gelingt der Agrarindustrie der Spagat zwischen öko-nomischem Erfolg und Nachhaltigkeit?Zunächst mag ich den Begriff Agrarindust-rie nicht. Wir haben in Deutschland zu gro-ßen Teilen eine familienorientierte mittel-ständische Landwirtschaft. Nehmen Sie Hessen als Beispiel: dort werden fast 70 Pro-zent der Agrarflächen von Familienbetrie-ben im Nebenerwerb bestellt, da es zum Haupterwerb nicht mehr reicht. Es stimmt, dass die deutsche Landwirtschaft vor einem Dilemma steht: auf der einen Seite stehen Forderungen, die Produkte nachhaltig zu erzeugen, Umwelt- und Verbraucherschutz zu gewährleisten, auf der anderen Seite sol-len Lebensmittel in hoher Qualität, zugleich preiswert und immer verfügbar sein. Das hat in der Vergangenheit zu einem Struk-turwandel geführt und wird diesen weiter befördern.

Wie sieht der konkret aus?Vor über zwanzig Jahren hatten wir noch 530.000 Millionen Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland. Heute gibt es keine 300.000 mehr. Die Flächen sind größer, werden mit modernsten Maschinen bewirtschaftet, die Fruchtfolgen sind jedoch einseitiger gewor-den. Die einst große Vielfalt von Kultur-pflanzen, die angebaut wurden, ist auf eine überschaubare Zahl so genannter Cash-Crops zusammengeschrumpft. Ich denke da an heimische Eiweiß- oder Futterpflan-zen, die heute kaum noch angebaut werden. Auch wenn wir uns bemühen, den Anbau „kleiner Kulturen“ wie Gemüse oder Arznei-pflanzen aufrechtzuerhalten, leidet die Agro-biodiversität insgesamt. Die Systeme werden störanfälliger, die Artenvielfalt sinkt.

Lässt sich das noch aufhalten oder sogar zurückdrehen?Die Entwicklung kann man sicher positiv beeinflussen. Nachhaltige Landwirtschaft ist unser Hauptarbeitsgebiet am JKI. Ein Beispiel: Mit unserer Züchtungsforschung legen wir den Grundstein für neue krank-heitsresistente Sorten, die mit deutlich weni-ger Pflanzenschutzmitteln auskommen. Wir koordinieren die Deutsche Genbank Obst und die Rebengenbank – beides Netzwerke, die alle Mitspieler, die alte Sorten bewahren oder wie wir neue züchten, deutschlandweit verbindet. Das schließt auch Wildarten ein. Denn die sind oft robuster und haben Merk-male, die neue Sorten aufwerten würden.

Was kann jeder konkret tun, um zu helfen?Es gibt viele Möglichkeiten, um selbst Arten-vielfalt zu erhalten; zum Beispiel regionale und saisonale Produkte zu kaufen. Auch sollte man weniger Nahrungsmittel weg-werfen, die hier mit Herzblut erzeugt wor-den sind. Ich appelliere an alle, im Garten oder auf dem Balkon ökologische Nischen zu schaffen; z. B. ein Insektenhotel zu platzie-ren, die richtigen Blütenpflanzen für Biene, Hummel oder Schwebfliege anzupflanzen. Als Leiter einer Forschungseinrichtung wünsche ich mir, dass wissenschaftliche

Erkenntnisse gerade zu Fragen der Land-wirtschaft den Stellenwert bekommen, den sie verdienen, und nicht Pseudowissenschaf-ten beginnen zu dominieren.

Wen sehen Sie beim polarisierenden Thema Düngung in der Verantwortung?Alle Beteiligten. Allen voran aber die For-schungseinrichtungen. Wenn die Politik Vor-gaben macht, müssen den Landwirten auch Methoden zur Umsetzung an die Hand gege-ben werden. Die muss die Wissenschaft erar-beiten und in Versuchen erproben und dann in die Beratung einfließen. Oft laufen Sie bei den Landwirten offene Türen ein, denn die meisten möchten selbst die Biodiversität verbessern und ihren Erben einen fruchtba-ren Boden hinterlassen, den diese noch lange bewirtschaften können.

Wie groß ist Ihrer Meinung nach das Imageproblem der Landwirte hierzulande?Zum Teil gravierend und ich glaube, oft ungerechtfertigt. Wir haben heute exzellent ausgebildete Landwirte und Gärtner. Trotz-dem entscheiden sich viele gegen die Über-nahme des Familienbetriebs, weil sie nicht ständig als Prügelknaben der Gesellschaft herhalten wollen. Natürlich gibt es, wie übri-gens in anderen Branchen auch, fehlgelau-fene Entwicklungen. Hier müssen wir ana-lysieren und gegensteuern. Aber ein Wandel geht nur mit den Landwirten und nicht, indem wir sie permanent anklagen.

Wie verändert der Strukturwandel unsere Beziehung zum Lebensmittel?Im 19. Jahrhundert arbeiteten über 60 Pro-zent der Bevölkerung in der Landwirt-schaft. Heute sind es noch 1,3 Prozent. Auch die starke Urbanisierung hat den Bezug der Menschen zur Landwirtschaft verändert. Etliche Menschen machen sich keine Gedan-ken mehr, woher ihre Lebensmittel stammen und wie mühsam es ist, diese in guter Qua-lität zu erzeugen. Es gibt Einrichtungen, die bemühen sich um Aufklärung, aber so man-

che Werbung gaukelt den Menschen die Landwirtschaft des 19. Jahrhunderts vor. Hier wünsche ich mir mehr Realitätssinn.

Würden die Menschen eine totale Transpa-renz überhaupt ertragen?Wir profitieren heute davon, dass die Land-wirtschaft in den letzten hundert Jahren enorme Fortschritte gemacht hat. Eigent-lich wissen die meisten Menschen, unter welchen Bedingungen heute Landwirtschaft stattfindet und unter den gegeben ökonomi-schen Verhältnissen auch stattfinden muss. Im Übrigen muss fast alles, was Landwirte heute tun, dokumentiert werden z. B. über Schlagkarteien, die heute sogar über Smart-phones geführt werden. Es ist also trans-parent, nachvollziehbar und wird auch kontrolliert.

Hat der Ökolandbau sein Potenzial bereits ausgeschöpft?Momentan liegt der Anteil der Ökoflächen in Deutschland etwa bei sieben Prozent. Da ist deutlich Luft nach oben. Die Verbrau-cher zeigen, dass sie mehr ökologische Pro-dukte kaufen wollen, als wir in Deutschland derzeit selbst herstellen können – daher die vielen Importe. Doch, die Aufbruchszeiten, als der Verbraucher bereit war, jeden Preis dafür zu bezahlen, sind vorüber. Auch bei den Ökoprodukten gibt es mittlerweile Kon-kurrenz, Preiskampf und globale Waren-ströme. Es herrschen harte ökonomische Rahmenbedingungen, auch wenn die Erlöse derzeit noch deutlich höher sind, als bei inte-griert angebauten Produkten.

Wünschen Sie sich weniger Geiz beim Lebensmittel-Einkauf?Klares ja: Nirgends in Europa sind hochwer-tige Nahrungsmittel so günstig wie bei uns. Auf der anderen Seite gibt es trotz des rela-tiv hohen Grundeinkommens gesellschaftli-che Gruppen, denen es wehtun würde, wenn man die Preise zu stark anhebt. Ich meine dennoch, dass Nahrungsmittel eine höhere Wertschätzung verdienen, die auch als Geld-

Obst-Vielfalt: Das JKI koordiniert die Deutsche Genbank Obst und die Rebengenbank, um alte Sorten zu bewahren.

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wert bezahlt werden sollte. Mehr Regiona-lität täte uns ebenfalls gut – sowohl dem Bewusstsein der Verbraucher, als auch den Landwirten. Das ist aber ein sehr komplexes Gebilde: Deutschland ist einer der größten Agrarexporteure, aber auch einer der größ-ten Nahrungsimporteure.

Welche Auswirkungen wird die smarte Agrartechnik haben?Wir haben gerade ein spannendes Projekt mit der TU Braunschweig und dem Thü-nen-Institut am Laufen, in dem sich Wis-senschaftler Gedanken darüber machen, wie Landwirtschaft im Jahr 2030 oder 2050 aussehen könnte. Muss es so sein, dass Flä-chen und Technik immer größer werden oder kann man sich auch eine völlig andere Art von Landwirtschaft und Agrartechnolo-gie vorstellen? Zum Beispiel wieder kleinere Feldflächen, mit auf den Boden abgestimm-ten unterschiedlichen Fruchtfolgen, bewirt-schaftet von Minirobotern, die den Bedarf der einzelnen Pflanze ermitteln und sie pfle-gen. Dazwischen ökologische Nischen wie Blühstreifen, Hecken, Tümpel oder andere Landschaftsstrukturelemente für Insekten, Vögel und Wassertiere. Ich erwarte zudem, dass uns smarte Technik helfen wird, Ver-fahren des biologischen Pflanzenschut-zes besser zu nutzen oder mittels Fern-erkundungsdaten Dünger noch gezielter und daher reduzierter auszubringen.

Wie groß ist der Einfluss der Industrie auf Ihr Institut? Wir als JKI legen größten Wert auf Unab-hängigkeit. Wir haben einen Doppelcharak-ter: zum einen sind wir eine Bundesbehörde, zum anderen eine Bundesforschungsein-richtung, die im gesellschaftlichen Interesse arbeitet. Unser Ziel ist es, wissenschaftli-che Daten zu liefern, die grundsätzlich allen zugänglich sind, aber auch als Entschei-dungsgrundlage für die Politik dienen.

Wie sieht die Arbeit des JKI konkret aus?Wir tragen mit unserer Forschung dazu bei, die Kulturpflanzen fit zu machen für

den Klimawandel, sie gegen Krankheiten und Schädlinge zu wappnen; auch jene, die zunehmend mit dem internationalen Han-del eingeschleppt werden und hier große Schäden anrichten würden. Wir unter-suchen auch neue Anbaumethoden und Fruchtfolgesysteme, um beispielsweise die Vielfalt in der Agrarlandschaft zu erhal-ten oder das Bodenleben zu schützen. Auch Pflanzenschutzgeräte, Nutzung von Fern-erkundungsdaten oder der Einsatz von Drohnen sind Arbeitsgebiete. Man muss auch offen ansprechen, dass in vielen Fäl-len derzeit kein Weg an chemischen Pflan-zenschutzmitteln vorbeiführt. Letztere unterliegen in der EU intensivsten Über-prüfungen, insbesondere durch Umwelt-behörden, ergänzt durch eigene nationale Evaluierungen.

Wie groß wird die Bedeutungsver-schiebung von der Nahrungsmittel- zur Rohstoffproduktion?Eine spannende Frage. Auf Regierungsebene laufen etliche Debatten zur Bioökonomie, da geht es u. a. um den Ersatz fossiler Rohstoffe durch biobasierte Rohstoffe. Die sinnvolle Nutzung der begrenzten Ressource Boden

wird zu Diskussionen führen und die wer-den im dichtbesiedelten Deutschland anders geführt als z. B. in Brasilien. Wir verlieren hier täglich rund 80 Hektar wertvolle Acker-fläche durch Infrastrukturmaßnahmen.

Bleibt da noch Platz für Bioenergie in unserem Land?Bioenergie vom Acker habe ich schon immer kritisch betrachtet. Ich sehe Biogas und Bio-diesel als wichtigen Zwischenschritt. Ich glaube jedoch nicht, dass dieser Anbau bei uns auf Dauer nachhaltig betrieben wer-den kann. Aber es geht ja nicht nur um Tank versus Teller. Wir brauchen schlüssige Kon-zepte für die Erzeugung, den Handel und die Nutzung biobasierter Rohstoffe im Rahmen einer biobasierten Wirtschaft und müssen dabei die Biotechnologien, die Mehrfachnut-zung wertvoller Abfallstoffe und andere Faktoren sowie moderne Technologien mit einbeziehen.

Haben sie Beispiele und braucht es da politische Weichenstellungen?Spannend und denkbar sind Pflanzen, die Impfstoffe produzieren oder solche, die hel-fen, Böden zu sanieren. Wir sind aktuell Partner in Forschungsprojekten, bei dem aus Kaukasischem Löwenzahn Gummi für Autoreifen gewonnen wird – namhafte Rei-fenhersteller sind sehr interessiert. Wir müs-sen also wesentlich mehr unter einen Hut bekommen: neben klassischen Agrarflä-chen auf denen wir Lebensmittel erzeugen, brauchen wir Flächen zum Rohstoffanbau, für Freizeitaktivitäten, für Infrastruktur, für Industrie und Handel. Es gibt inzwischen etliche Staaten, die eine Bioökonomiestrate-gie haben. Wir in Deutschland haben sogar zusätzlich zur Bioökonomie-Strategie der Bundesregierung, eine Forschungsstrategie für die Bioökonomie, die neben der Land-wirtschaft und der Industrie weitere Betei-ligte des Wirtschaftslebens sowie die Ver-braucher mit berücksichtigt. Somit haben wir eine gewisse Vorreiterrolle. Die ersten internationalen Konferenzen zur Bioöko-nomie unter Beteiligung vieler Staaten und internationaler Organisationen fanden unlängst in Deutschland statt.

Der Konzentrationsprozess in der Landwirt-schaft führt zu weniger immer größeren Betrieben.

Manche Werbung gaukelt dem Verbraucher die Landwirtschaft des 19. Jahrhunderts vor. Backhaus wünscht sich mehr Realitätssinn. FO

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47ENGAGEMENT

Kindern helfen

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Jamal BoykinIM KINDERGARTEN

Den Klassenerhalt haben die Basketball Löwen Braunschweig geschafft – auch Dank Jamal Boykin. Der überraschte kürz-lich Kinder des Kindergartens Hasenwinkel der Lebenshilfe Braunschweig. Der Power Forward zeichnete nicht nur mit ihnen, sondern übergab auch ein Bild, das sym-bolisch für das Geschenk steht, welches vom Erlös der Verkäufe seines gezeichne-ten Löwen-Teamposters (550 Euro kamen zusammen) für den Lebenshilfe-Kindergar-ten erworben wurde. Für den Betrag wurde ein neues Kinder-Fahrzeug für das Außen-gelände bestellt.

24-Stunden-LaufZUGUNSTEN UNITED KIDS FOUNDATIONS

Eine Spende von 2.010 Euro zugunsten des Kindernetzwerks United Kids Founda-tions haben die Teilnehmer des Rüninger 24-Stunden-Laufs durch ihren sportlichen Einsatz ermöglicht. Bei der Spendenüber-gabe gab es großes Lob für die Organisa-toren und Läufer. Klaus Ander vom TSV Rüningen e.V., der gemeinsam mit dem Lauftreff Rüninger Roadrunner die beliebte Laufveranstaltung organisiert, war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden: „Eine Rekordzahl von 482 Teilnehmern hat bei unserem Lauf rund um die Uhr insgesamt 20.069 Kilometer zurückgelegt.“

RechtsanwaltskanzleiENGAGIERT SICH

„Unser Herz schlägt für Kinder und wir engagieren uns gern für ihr Wohl. Wir sind von der Idee der Volksbank BraWo Stiftung, die Kinder und Jugendliche mit ihrem Kindernetzwerk United Kids Found-ations hier vor Ort zu fördern, begeistert“, betonte Dr. Hans-Werner Schrader, Kanzlei Schrader, Thierack & Köhler. Worten ließ er Taten folgen – sein Unternehmen spendet 15.000 Euro für UKF. Jürgen Brinkmann, Vorstandsvorsitzender Volksbank BraWo, erklärte: „Ohne Sie und die vielen anderen Spender wäre unser Angebot für die Kinder in unserer Region undenkbar“.

Lions Clubs spendetFÜR LERNORT STADION

Unter dem Motto „Lasst Kinderaugen strah-len“ fand im Dezember 2016 der traditio-nelle Weihnachtsbaum-Verkauf des Braun-schweiger Lions Clubs Löwenherz statt. Zahlreiche Unternehmen, aber auch Privat-personen, erwarben ihre Nordmanntanne für den guten Zweck, sodass insgesamt ein Erlös von 7.600 Euro erzielt werden konnte. Diese Summe wurde im Vorfeld des Heim-spiels der Eintracht gegen den VfL Bochum (2:0) an die Eintracht Braunschweig Stif-tung gespendet. Mit dem Geld wird in der kommenden Saison erneut das Projekt „Lernort Stadion“ unterstützt.

Kalender vomLIONS CLUB LÖWENHERZ

Der Lions Club Löwenherz aus Braun-schweig erzielte mit dem Verkauf der „Lichtblick-Kalender 2017“ und einem Bene-fizkonzert im Lichthof des städtischen Museum im September 2016 einen Erlös in Höhe von 8888,88 Euro. Bereits zum drit-ten Mal wurde dieser Kalender mit Moti-ven aus Braunschweig in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Marc Lewandowski erstellt. Das Geld fließt zu hundert Pro-zent in das Projekt „Benefiz38 – Eine Region bewegt was!“. Hier geht es um Kinder aus Familien, deren Väter oder Mütter an psy-chischen/seelischen Krankheiten leiden.

Sammeln und helfenFOOTIART FUSSBALLBILDER

Fußball-Fans auf der ganzen Welt sam-meln seit dem Jahr 1961 Bilder in Panini-Alben, Fußball-Fans in der Region sammeln Footi Art. Thomas Schnelle und sein Team vom Oker11 media house aus Braunschweig stellt nicht normale Fotos der Spieler in den Fokus, sondern die Motiv-Interpretationen eines Künstlers. Erhältlich sind die Sticker und zwei Sammelalben „Eintracht Braun-schweig 1966/67“ und „Eintracht Braun-schweig 2015/16“ in limitierter Auflage. Aus den Erlösen wird ein soziales Projekt im Bereich regionalen, Kinder- und Jugend-sport unterstützt.

Marco Spiller, Vorstandsmitglied Lebenshilfe Braunschweig, Löwen-Spieler Jamal Boykin und Martin Hippe, Kindergartenleiter.

Klaus Ander, 1. Vorsitzender vom TSV Rünin-gen und Steffen Krollmann, Vorstandsvorsit-zender der Volksbank BraWo Stiftung.

Stefan Riecher, Direktor BS Privatbank, Dr. Hans-Werner Schrader, Steffen Krollmann, Volksbank BraWo Stiftung, Jürgen Brinkmann, Vorstandsvorsitzender Volksbank BraWo.

Volker Heemsoth, Claudia Klar-Lustermann, Dr. Gisela Rösch, Claudia Heemsoth (Lions Club) und Rainer Cech (Eintracht Braun-schweig Stiftung) im Eintracht-Stadion.

Michael Schwarze, Vorsitzender Eine Region für Kinder e.V. und Dr. Johannes Klute, Präsi-dent Lions Club Löwenherz.

Künstlerin Kerstin Mündorfer und Stadion-sprecher Stefan Lindstedt mit Sammelalbum.

Einsatz und Spenden für Bildung und Soziales

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49UNTERNEHMEN

Dirk Bode lenkt seit 2001 den Aufstieg der Braun-schweiger fme AG. Standort38 traf im ehemaligen Feldschlösschen-Gebäude einen Mann, der lieber kluge Fragen stellt, als einfache Antworten zu geben und die Rolle des Chefs genauso modern interpretiert, wie die seines Unternehmens im Beratungsprozess. Das passt zum Geschäftsmo-dell: Denn der IT-Dienstleister unterstützt seine Kunden weltweit bei der Digitalen Transformation.

Im ehemaligen Gebäude der Brauerei Feldschlößchen an der Wolfenbütteler Straße liegt heute der Hauptsitz von fme.

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VON HOLGER ISERMANN

Als Dirk Bode 1996 bei fme einsteigt, genügen dem Zweieinhalb-Mann-Unternehmen noch rund 60 Quad-ratmeter in der Hennebergstraße.

Mittlerweile firmiert das Unternehmen als AG im ehemaligen Feldschlößchen-Gebäude, beschäftigt an fünf Standorten in Deutsch-land, Rumänien und den USA rund 200 Mitarbeiter und macht 20 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Diese Entwicklung hat der gebürtige Wolfsburger erst als Geschäfts-führer und schließlich Vorstand begleitet. Von einer geradlinigen Aufstiegsbiogra-phie will er beim Gespräch in der Unterneh-menszentrale in Braunschweig aber nichts wissen. Und das, obwohl sich aus seiner Vita durchaus jene Mischung aus Themengespür, Weitblick und richtigem Timing herauslesen lässt, die Karrieren macht.

Das Computer-Fieber beginnt, wie so oft in dieser Generation, mit dem legendären C64. Anstatt aber wie viele andere zu zocken, programmiert der damals Zwölfjährige lie-ber mit Basic. „Was mich seit jeher faszi-niert hat, ist, dass man einer Maschine Leben einhauchen kann.“ Ein klassischer Nerd will Bode nicht gewesen sein, „aber ich bin auf der Welle der Begeiste-rung über den Compu-ter mitgeschwommen“.

Aus dem Interesse für Informatik und Wirtschaft wird später ein Studium der Wirt-schaftsinformatik an der TU Braunschweig. Bode gehört zum zwei-ten Jahrgang nach der Einführung des neuen Studiengangs und bricht 1993 zu einem Auslandssemester in die USA auf. An der Universität in Albany kommt er erstmals in Berührung mit einer E-Mail. „Ich wusste nicht, was das @-Zei-chen bedeutet und meine Kommilitonen

haben schon online ihre Kurse ausgewählt.“ Ein digitaler Kulturschock, der dem deut-schen Austauschstudenten nachhaltig die Augen für die unendlichen Weiten des World Wide Web öffnet.

Doch Bode ist kein Typ, der für eine Idee alles hinschmeißt. Auch dann nicht, wenn sie vielversprechend erscheint. Er kommt aus einem bürgerlichen Haushalt, will erst einmal sein Studium beenden und schreibt eine Diplomarbeit über das Marketing von Softwareherstellern, anstatt ein cooles Start-up zu gründen.

Eigentlich will der frisch gebackene Diplo-mand anschließend noch promovieren, ent-scheidet sich dann 1996 aber doch für die Wirtschaft. Mit dem Einstieg als Marketing- und Vertriebsbeauftragter bei der damals einjährigen fme ist Bodes Geschichte auch die des Braunschweiger IT-Dienstleisters. „Wir sind an die Sache eigentlich recht naiv und blauäugig rangegangen und fanden es einfach toll, etwas eigenes zu machen“, erin-nert er sich. Den einen oder anderen Trend

hat das Braunschweiger Kleinstunterneh-men dann auch verschlafen. Andere sind bei Themen wie Ticket- oder Web-Content-Management-Systemen einfach schneller. Richtig los geht es mit dem Elektronischen Dokumenten Management und dem Mobile Computing.

Bode erkennt damals ein Muster wieder: „Es passierte das Gleiche wie mit dem Inter-net, nur viel schneller. Das war superspan-nend“, und fme diesmal vorne dabei. Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Wirt-schaft, ist auch das Unternehmen stetig gewachsen. Einer der größten Kunden ist heute Volkswagen, im Life-Sciences-Bereich gehören u. a. der Pharmariese Boehringer-Ingelheim und das US-amerikanische Blut-plasma-Unternehmen CSL zu den Umsatz-treibern. Dabei hilft den Braunschweigern, dass Englisch mittlerweile Firmensprache ist. „Es gibt wenig kleine oder mittlere Bera-tungsunternehmen, die ohne weiteres inter-nationale Projekte stemmen können.“

In der Regel fängt ein Auftrag mit einem zwei- oder dreitägigen Workshop an, in dem die fme-Berater zunächst analysieren, wo der Kunde technologisch und mit dem eige-nen Geschäftsmodell steht. Danach folgen meist Disruptions-Workshops mit klaren Fragen: Was müsste passieren, damit das eigene Geschäftsmodell zerlegt wird? Wel-che Trends und neuen Technologien gibt es? Was machen Wettbewerber? „Wir helfen natürlich auch mit Strategien und dem rich-tigen Werkzeug bei der Umsetzung. Aber am Ende heißt es weiterhin, „a fool with a tool is still a fool“.

Wichtig findet Bode deshalb zu verstehen, was die Digitalisierung tatsächlich bedeutet – nämlich weitaus mehr als das Überfüh-ren von analogen Signalen in eine digitale

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50 UNTERNEHMEN

Der Chef als Teamplayer: Dirk Bode hält als CEO der fme AG zwar alle Fäden in der Hand, interpretiert seine Rolle aber sehr modern.

Repräsentation. „Unsere Sprache gibt in der Wortbedeutung nicht mehr her, aber es geht um eine Kombination aus Technolo-gie und kulturellem Wandel, die völlig neue Geschäftsmodelle ermöglicht.“ Zahlreiche Beispiele wie Uber, Airbnb oder Net-flix machen für ihn deutlich, dass alles von einem Produkt in einen Service übergeht.

Spätestens jetzt beschwört der 47-Jäh-rige im verregneten Braunschweig den Geist des Silicon Valleys – die Idee der Demokratisierung von wirtschaftli-chem Erfolg: „Das Gute ist, dass alle den Zugang zu den Werkzeugen haben. Jedes Groß-Unternehmen und jedes Start-up.“ Eine Warnung an die Großen und Etablierten schwingt da gleich mit: Es braucht „Hunger in Paradise“. „Man-che glauben, dass sie der Erfolg schützt und das tut er auch eine Weile. Aber irgendwann wird die Digitalisierung auch sie erfassen.“

Deshalb seien Geschwindigkeit wie Agilität wichtig – und eine Unternehmenskultur, die auf Netzwerke setzt. fme macht es vor und unterhält intern eine Socialmedia-Plattform, sozusagen ein Facebook fürs Unternehmen.

Das hat nicht nur den Austausch unter Kol-legen strukturiert, sondern auch die E-Mail-Flut eingedämmt und so mehr Freiräume für Kreativität geschaffen. „Eine hierar-chische Struktur hat immer einen Single-

Point of Failure: Wenn der Chef es nicht will, geht es nicht weiter.“ Es sei aber wichtig, dass Mitarbeiter Ideen haben und sich die guten durchsetzen – ganz egal von wem sie stammen. „Wie schaffe ich es also, dass ein Auszubildender seine Ideen auf den Mana-ger überträgt und bei der Umsetzung wie-der alle an einem Strang ziehen?“ Gute Frage!

„Es braucht zu allererst Vertrauen und ein Wir-Gefühl, aber auch den Mut, etwas zu wagen“, schiebt Bode nach. „Fail fast“, lau-tet ein weiteres Mantra aus dem digitalen Schmelztiegel rund um San Jose, das auch

in der Wolfenbütteler Straße gilt. „Aber bitte mit Vorsicht. Nur mit Fehlern kön-nen wir keine Gehälter bezahlen“. Auch hier geht fme seit sechs Jahren einen eigenen Weg und zahlt einen Großteil des Geldes fix aus. Eigentlich spielen in der Berater-Zunft variable Bestandteile beim Gehalt eine große Rolle, „aber wir glauben, dass unsere Mitarbeiter Lust haben, das Unternehmen voranzubrin-gen. Dafür braucht es keine finanziel-len Anreize.“

Dass an der Spitze eines IT-Dienstleis-ters ein Digital-Optimist sitzt, der in der

Transformation vor allem Chancen sieht, ist keine wirkliche Überraschung. Und so ist der smarte Unternehmensvorstand auch sicher, dass uns trotz aller in der Öffentlichkeit her-umschwirrenden Automatisierungs-Dysto-pien nicht die Arbeit ausgehen wird. Zwar hätte die Industrialisierung einen ähnlichen Effekt gehabt und Millionen von Menschen von den Feldern geholt, aber zugleich neue Berufszweige wie Webprogrammierer und Yoga-Lehrer ermöglicht.

Am vielversprechendsten erscheint ihm ohnehin eine Augmentation – also die Fusion von Mensch und Maschine, von Intuition und Rechenleistung. „Im Schach gibt es eine offene Disziplin, die zeigt: Ein Mensch, der von einem Computer unterstützt wird, kann von einem Computer alleine nie geschlagen werden.“ FO

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„Eine hierarchische Struktur hat immer einen Single-Point

of Failure: Wenn der Chef es nicht will,

geht es nicht weiter.“

Fit für den Wandel?Dirk Bode wird zusammen mit Justus Perschmann, dem Geschäftsführer der Perschmann Gruppe (siehe Standort38-Titelinterview 2/2016), beim 16. Steinberg Dialog referieren – das Thema: „Fit für den Wandel! Die Bedeutung der Unternehmens-kultur in der Digitalisierung“. Los geht es am 12. Juni ab 17 Uhr auf der Steinberg Alm oberhalb von Goslar.

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51KOLUMNE

Vor einigen Wochen moderierten wir eine besondere Führungskräfte-

Klausur. Die Top-Entscheider einer Firma hatten sich vorgenommen, einen halben Tag über Führungsthemen zu diskutieren. Weg von den Kennzahlen, hin zur Reflexion über die eigene Arbeit. „Okay, ein halber Tag ist sportlich“, dachten wir uns, und dennoch – besser ein halber Tag als keiner.

Es ist ein traditionsbewusstes Unternehmen, das uns da ange-heuert hatte. Ein Unternehmen mit hoher Mitarbeitertreue. Die Betriebszugehörigkeit liegt im Schnitt bei mehr als 20 Jahren, auch unter den Führungskräften. Leistungsdenken und hierarchische Strukturen prägen das Handeln. Der obere Führungskreis ist in rei-ner Männerhand. Und so überraschte uns weder, dass alle Teilneh-mer in Anzug und Krawatte erschienen, noch, dass sich viele Füh-rungskräfte untereinander siezten, und das trotz jahrzehntelanger Zusammenarbeit. Die sollte sich allerdings ändern. Der Vorstand hatte im Vorgespräch betont: „Wir können nicht ewig so weiterma-chen, sonst überholt uns irgendwann der Markt.“

Es war ein diskussionsreicher Nachmittag mit vielen intensi-ven Gesprächen, manche in konstruktiver Atmosphäre – andere mit hitzigen Disputen und gegenseitigen Anfeindungen. Auffäl-lig war, dass es vielen Führungskräften schwerfiel, über ihre eigene Arbeit zu sprechen. Sie schienen regelrecht blockiert und verloren sich immer wieder in Konjunktiven und Verallgemeinerungen. „Wir müssten mal … , Man sollte … !“ Andere sagten sogar kaum ein Wort.

KLEIDER MACHEN LEUTE?! Eine ernsthafte Schwere machte sich breit. Trotz allem beschloss die Gruppe

zumindest eine Neuerung: Den regelmä-ßigen Austausch über die eigene Führungsarbeit.

Wären wir direkt nach der Klausur gefahren, hätten wir wenig Hoffnung gehabt, dass sich in der Organisation in den kommenden Monaten etwas bewegt. Doch nach dem Workshop verwandelte sich die verstockte Truppe schlagartig in einen aufgeweckten Hau-fen. Wo zuvor noch Zurückhaltung und Zynismus spürbar waren, entstanden plötzlich aufgeweckte, amüsante und auch inspirie-rende Unterhaltungen.

Wie kam es dazu?Während wir nach dem Workshop noch kurz einige Flipcharts

abfotografierten, hatten sich die Teilnehmer in kürzester Zeit fürs Abendessen umgezogen. Da standen sie nun: Kapuzenpulli, Shirt, Jeans und Turnschuhe. Die gerade noch steifen Anzugträger wirk-ten wie verwandelt – regelrecht befreit. Wir blickten sie entgeis-tert an, doch wich diese Überraschung der Vorfreude darauf, nun die Menschen hinter den Anzügen kennenzulernen. Ihre Geschich-ten erzählten von spannenden Ereignissen, lustigen Begebenheiten und mutigen Vorhaben. Wo so viel Leben ist, ist auch Veränderung möglich. Was es braucht ist ein Raum, in dem sich Menschen zeigen können, mit ihren Emotionen, Gedanken und Ideen.

Die nächste Klausur findet übrigens ohne Anzug und Krawatte statt.

NEW WORKEINE KOLUMNE VON

NADINE NOBILE & SVEN FRANKE

SVEN FRANKE führt seit Jahren Prozesse der Mitarbeiterbeteiligung in Unternehmen ein. 2013

hat der Change Manager und Gründer das Projekt

„AUGENHÖHE“ mitinitiiert. Er ist außerdem als Dozent

an der TU Berlin tätig.

NADINE NOBILE Nadine Nobile ist Gründerin von

CO:X. Sie unterstützt Unternehmen als Prozess-

begleiterin organisationaler Veränderungsprozesse

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52 RÜCKBLICK WEITERE FOTOS AUF www.standort38.de

„Wunderbarer Wahnsinn“POP MEETS CLASSIC IN DER VOLKSWAGEN HALLE

„I can feel it coming in the air tonight, oh Lord. And I've been waiting for this moment for all my life …“ sang Pop-meets- Classic-Moderator Markus Schultze im Raumfahreranzug während er zur Hal-lendecke schwebte, zur Einstimmung von Pop meets Classic. Mit der, vom Staats-orchester Braunschweig eindringlich orchestrierten Phil-Collins-Coverversion ging es los auf eine dreistündige musi-kalische Reise mit vielen Facetten. Als „Wunderbaren Wahnsinn“ bezeichnete Schultze die aufwändige Veranstaltung, die mit neuer Bühne, neuem Line-Up und neuem Sponsor glänzte. Die Volksbank BraWo hatte das Weiterleben des größten Showspektakels der Region ermöglicht – und das wurde zum elften Mal eindrucks-voll in der Volkswagen Halle inszeniert. Unter anderem sorgten Die Comedian Harmoninsts in Concert, „The Voice“-Finalist Ayke Witt, und eine Kiss-Tribute-Band aus Budapest für abwechslungsrei-che Momente bei diesem „Neustart“. Über 6.000 Besucher dankten es mit blinken-den Digitalarmbändern und viel Applaus.

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Dritte Business-Lounge WIRTSCHAFTSJUNIOREN GIFHORN-WOLFSBURG LUDEN IN SCHLOSSREMISEN

Die dritte Auflage des After-Work-Party-Formates lockte wieder zahlreiche Gäste aus Gifhorn und Wolfsburg an. Erneut trafen sich in den Schlossremisen junge Unternehmer und Führungs-kräfte zum Netzwerken und Tanzen. Geladen hatten wieder die Wirtschaftsjunioren Gifhorn-Wolfsburg um Kreissprecher Daniel Romano, der auch die Eröffnungsrede hielt. Die Teilneh-mer konnten sich in einer Fotobox ablichten lassen, genossen das mediterrane Antipasti-Büffet, eine Glenfiddich-Whiskey-Verkostung und entspannte Gespräche. Kreissprecher Daniel Romano zeigte sich begeistert von der Party. „Eine rundum gelungene Veranstaltung in einem sehr schönen Ambiente“.

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„Sagenhafter Einsatz“VERABSCHIEDUNG VON TU-PRÄSIDENT JÜRGEN HESSELBACH

Dieser Mann hat viel bewegt: Professor Jürgen Hesselbach (siehe auch Standort38-Interview April 2017) wurde im Hörsaal der TU Braunschweig verabschiedet – und seine Nachfolgerin, Professor Anke Kaysser-Pyzalla, gleichzeitig begrüßt. Niedersachsens Wis-senschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić lobte Hesselbachs Engagement: „Ihr Einsatz für die Universität und den Wissen-schaftsstandort Braunschweig war sagenhaft.“Büssing kommt auf Touren

NEUE LUXUSBUS-FLOTTE FÜR „DER SCHMIDT“

Heinrich Büssing, der berühmte Fahrzeug-Pionier und Querden-ker, brachte die Region im wahrsten Sinne des Wortes ins Rollen. Jetzt wurde der historischen Marke der Staub vom Löwen-Logo poliert: Auf Anregung des Wolfenbütteler Reiseunternehmens Der Schmidt wurden vom Fahrzeughersteller MAN zwölf Reisebusse gefertigt, die den neuesten Standards der modernen Technik ent-sprechen. Erstmals seit 1971 prangt nun wieder der Name Heinrich Büssing auf den neuen Fahrzeugen. Bei der Braunschweiger Bus-taufe auf dem Burgplatz verfolgten Anfang Mai viele Menschen gespannt die Rückkehr der Traditionsmarke. Eindrücke der Luxus-Limousinen kann man sich im Videobeitrag unter www.standort38.

225.000 BesucherHANNOVER MESSE 2017 PRÄSENTIERTE INDUSTRIE 4.0. AN FÜNF TAGEN

An fünf Messetagen war Hannover Ende April die Welthauptstadt von Industrie 4.0. Alle an der Digitalisierung der Industrie betei-ligten Branchen zeigten Lösungen für die aktuell wichtigste Frage der Industrie: Wie mache ich mein Unternehmen fit für die digitale Zukunft? „Mehr Besucher, mehr Internationalität, mehr Lösun-gen. So lässt sich die Hannover Messe 2017 zusammenfassen“, sagte Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe AG. Das Partnerland Polen war mit 200 Unternehmen vertreten und empfahl sich als innovativer Partner für die globale Industrie. Von den 225.000 Besuchern (217.000 im Vergleichsjahr 2015) kamen mehr als 75.000 aus dem Ausland – das gab es noch nie.“

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Die regionale Klammer25 JAHRE GROSSRAUM BRAUNSCHWEIG IN DER STADTHALLE

Ein Jubiläum galt es, in der Stadthalle Braunschwieg zu feiern: 25 Jahre Zweck-verband Großraum Braunschweig. Die-ser war ein Viertel Jahrhundert zwi-schen Harz und Heide, Hohenhameln und Helmstedt, die regionale Klammer in der Region. Die Weiterentwicklung zum Regi-onalverband im März 2017 bestätigt diese wichtige Aufgabe. Der Verband ist bis-her zuständig für den gesamten ÖPNV auf Schiene und Straße. Künftig wird er eine verkehrsträgerübergreifende Ver-kehrsentwicklungsplanung, mit Indivi-dual- und öffentlichen Verkehr, erarbei-ten. Verbandsvorsitzender Detlef Tanke begrüßte als Ehrengäste u. a. Niedersach-sens Ministerpräsident Stephan Weil und die Niedersächsische Wissenschaftsmi-nisterin Gabriele Heinen-Kljajić. In seiner Begrüßung wies er nachdrücklich dar-auf hin, wie wichtig es für die Region sei, künftig noch mehr mit einer Stimme zu sprechen und die anstehenden Heraus-forderungen gemeinsam anzugehen.

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Digitale Vorreiterolle5. WOLFSBURGER WIRT-SCHAFTSEMPFANG IN DER VOLKSWAGEN ARENA

Anzug statt Trikot, Gespräche statt Tore, standen beim 5. Wolfsburger Wirtschafts-empfang in der Volkswagen Arena im Vor-dergrund. Rund 500 Gäste traten in einen zukunftsorientierten Dialog für Wolfsburg und die Region. Hauptredner war Trend-forscher Sven Gábor Jánszky. Oberbür-germeister Klaus Mohrs betonte in seiner Rede: „Politik und Verwaltung setzen sich gegenwärtig stark dafür ein, die Digitali-sierung in der Stadtentwicklung gezielt und zügig voranzutreiben, um auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle in Deutschland einzunehmen. Die Investitionen sind wich-tige Maßnahmen, um Wolfsburg als moder-nen und attraktiven Standort zum Arbeiten und Leben weiterzuentwickeln.“

Nur Online reicht nichtGDV-VORTRAGSABEND IN DER WELFENAKADEMIE

Unter dem Motto „Alles online oder was? Wie die Digitalisierung die Kundenanspra-che verändert“ lud der Großhandels- und Dienstleistungsverband Braunschweig (GDV) zu einem Vortragsabend in der Wel-fenakademie. Dr. Kai Hudetz, E-Commerce-Experte (siehe Interview Seite 20 und 21), begeisterte mit seinen Ausführungen mehr als 100 Gäste und machte zudem nachdenk-lich: „Wer zukünftig mithalten will, braucht mehr als einen Onlineshop: Kundenbin-dung, persönlicher Service und konsistente Prozesse sind entscheidend.“

„Fundament der Demokratie“150 JAHRE GRAFF-FESTAKT IM DOM BRAUNSCHWEIG

Es gibt nicht viele Unternehmen, die ihr Jubiläum im Dom feiern. Der Braunschwei-ger Buchhandlung Graff wurde Ende April diese Ehre zuteil. Zudem gab es weitere Gründe für diesen Festakt: Den „Welttag des Buches“ und „500 Jahre Reformation“. Zu den Gratulanten gehörten u. a. Oberbür-germeister Markurth, der Geschäftsführer der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz, Tobias Henkel, sowie CDU-Urgestein Hei-ner Geißler, der die Buchhandlungen „als Ort der geistigen Freiheit und als Funda-ment unserer Demokratie“ lobte.

Von Ergonomie bis IT-Sicherheit1. BRAUNSCHWEIGER MITTELSTANDSTAG

IT-Sicherheit, Dokumenten- und Work-flow-Management, Archivierung, Ergono-mie, Raum- und Einrichtungsplanung sowie Print-, Copy- und Scan-Management waren Themen des Braunschweiger Mittelstands-tages, der von Büro innovativ, Linet Servi-ces und Reese veranstaltet wurde und mit 100 Teilnehmern im Eintracht-Stadion statt-fand. Christian Shah, Geschäftsführer büro innovativ, erklärte: „Zusammen ergeben wir einen rundum ausgestatteten Arbeitsplatz für Mittelstandsunternehmen. Eine Neu-auflage der Veranstaltung ist geplant.“

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58 RÜCKBLICK WEITERE FOTOS AUF www.standort38.de

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Ehrenamtliche ProjekteVERGABE DES IHK- SOZIALTRANSFERPREIS IM GEWANDHAUS

Die Region ist geprägt von vielen Unternehmern, die sich engagieren – oft bereits seit vielen Jahren und in Kooperationen mit sozialen Einrich-tungen. Dies würdigte der Anfang Mai zum achten Mal im Gewandhaus von der Industrie- und Handelskammer Braunschweig verliehene Sozialtrans-ferpreis. Der Hauptpreis ging an die Marilyn Rangel Werbeagentur, die Mobil Macher GmbH und die Medie-nagentur Michael Skolik für das Pro-jekt „Weihnachten für alle“. Über 10.000 Euro Preisgeld konnte sich die Diako-nische Gesellschaft Wohnen und Bera-ten mbH als Projektpartner freuen. Zwei weitere Preise wurden an die BMA und den AntiRost Braunschweig e. V. für ihre Kooperation in dem Pro-jekt „Gemeinsam für Afrika – Aufberei-tung humanitärer Hilfsmittel“ sowie an den IT-Dienstleister GOD verlie-hen, der mit der Jugendberatungsstelle mondo X das Projekt „IT goes social“ initiierte. Die Organisationen erhielten jeweils 5.000 Euro. FO

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59AUSBLICK

VON ANICA NEUMANN

Big Data, Echtzeit-Analysen – die Digitalisierung beschäftigt schon heute viele Unternehmen. Aber was, wenn diese bekannten Techno-

logien marktreif und in den Geschäftspro-zessen angekommen sind? Was bringt die Zukunft von morgen? Diese Frage stellen sich Zukunftsforscher bereits heute. Einer von ihnen ist Sven Gábor Jánszky, der Lei-ter des 2b AHEAD Think Tank. Das Tren-dinstitut beschäftigt sich mit den Themen, die in zehn Jahren aktuell sein werden, um Chancen und Risiken für Unternehmen zu erforschen. Ergebnisse werden auf dem 16. Zukunftskongress in Wolfsburg vorgestellt.

Im Fokus stehen dabei Predictive Ana-lytics, ein Bereich des Data Minings, mit dem auf Basis von Analysen großer Daten-bestände Vorhersagen für die Zukunft getroffen werden. Dazu werden unter ande-rem Datenmustererkennungen, statistische Berechnungen und Simulationen einbezo-gen. Möglich ist das heute schon, wie etwa das Meinungsmacher-Tool Cambridge Ana-lytica zeigt. Richtig interessant wird die Technologie aber erst, wenn die Entwick-lung der Quantencomputer in den nächs-ten Jahren voranschreitet und ihre enorme Rechenleistung die Verarbeitung der stetig wachsenden Datenmengen beschleunigen wird. Mit den dann möglichen Vorhersagen steht die Überholung der Echtzeit bevor. „Nicht nur IT-Experten, sondern wir alle werden uns daran gewöhnen müssen, dass sich unsere Vorstellung davon verändert, was Daten sind, wo sie herkommen und was ich damit machen kann“, so Jánszky.

Dass die Möglichkeit solcher Vorher-sagen den Markt verändern wird, steht

Daten – die Währung von morgenDer 16. 2b AHEAD Zukunftskongress am 20. und 21. Juni im Schloss Wolfs-burg steht unter dem Motto „Think Quantum – The Prediction Of Everything“

außer Frage. Aber was bedeutet dies für die Unternehmen? Der Kongress will dafür ein Zukunftsbild für das Jahr 2027 entwer-fen und die Teilbereiche Kundenbedürf-nisse, Führungsstrategien, Produkte und Gesellschaft behandeln. Redner aus unter-schiedlichsten Branchen, wie etwa Julian Wheatland (Geschäftsführer von Cam-bridge Analytica), Stephen Brobst (techni-scher Direktor der Teradata Corporation) oder Dr. Martin Hofmann (Leiter der Kon-zern-IT der Volkswagen AG), werden über eine große Bandbreite von Themen referie-ren, beispielsweise über Daten als Produkt,

die wachsende Intelligenz von Computern oder Predictive Politics. Aber auch die Rolle des Menschen, dessen Aufgaben sich mit den neuen Techniken verändern werden, wird beleuchtet.

Das ist ziemlich viel Zukunftsmusik für eine Gesellschaft, die gerade noch um den Anschluss an die Gegenwart kämpft. Der Tipp des Trendforschers Jánszky lautet: „Wer innovativ sein will, muss vergessen lernen!“ – Offen sein für Neues und kreativ über die eigenen Perspektiven nachdenken, das ver-sucht der Kongress mit einfallsreichen Dis-kussionsformen, Elevator Pitches und Ver-netzungsgesprächen. Dazu finden sich jährlich zahlreiche nationale und interna-tionale CEOs und Innovations-Chefs, sowie Unternehmer und Führungskräfte verschie-denster Branchen ein.

Ex-Lufthansa und Telekom-Vorstand Thomas Sattelberger beim Zukunftskongress 2016.

Ausrichter Sven Gábor Jánszky.

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VON CHRISTIAN GÖTTNER

Die 6. Fachtagung über Cyber-sicherheit findet am 15. Juni 2017 in Braunschweig statt und richtet sich an IT-Sicher-heitsbeauftragte und Ent-scheidungsträger in Unter-

nehmen und Kommunen. Standort38 sprach vorab mit Andreas Stammhammer, Prokurist, IT-Qualifizierung und Leiter Seminarmanagement vom Veranstalter Kämmer Consulting GmbH

Herr Stammhammer, was bedeutet IT-Sicherheit bzw. Cybersicherheit konkret?Der Begriff Cyber-Sicherheit ist eigent-lich eine Wortschöpfung, die sich aus den Begriffen „Cyber“, aus dem griechischen für „steuern oder Steuerung“ und „Sicherheit“ zusammensetzt. Man versteht darunter alle Aspekte der Sicherheit in der Informations- und Kommunikationstechnik, wie der phy-sische Schutz von Gebäuden und Serverräu-men, Schutzmaßnahmen gegen Malware, Netzwerksicherheit sowie Sicherung von Cloud-Infrastrukturen, mobilen Systemen und dem IoT. Die klassische IT-Sicherheit wird dabei auf den gesamten Cyber-Raum ausgeweitet.

Ein Viertel der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland sichert ihre Daten nicht oder nur sehr unregelmäßig. Welche Folgen kann das haben?

AUSBLICK

Achtung Datenklau!Andreas Stammhammer von der Kämmer Consulting GmbH im Interview über Cyber-Sicher-heit, sensible Daten und Schutzkonzepte

Daten zählen mittlerweile zu den wertvollsten Gütern eines Unternehmens, wes-halb Maßnahmen zu Siche-rung eine hohe Priorität haben müssen. Können Daten nicht durch ein Backup wiederhergestellt oder rekon-struiert werden, sind die ent-stehenden Folgen enorm und können bis zu einem Konkurs führen. Laut einem Bericht der US-amerikanischen National Archives and Records Administration in Washington überleben 93 Prozent aller Unternehmen, die zehn oder mehr Tage wegen eines Datenver-lusts ausfielen, das nächste Geschäftsjahr nicht mehr. Obwohl die meisten Unterneh-men regelmäßig Daten sichern.

Welche Maßnahmen kann und sollte man treffen?Für die Datensicherung ist ein regelmä-ßiges Backup einzurichten. Im Allgemei-nen ist es empfehlenswert, den aktuellen Datenbestand mindestens einmal täglich zu sichern und ein wöchentliches Gesamt-backup durchzuführen. Für automatisierte Sicherungen gibt es zahlreiche Softwarelö-sungen. Dabei sollte nicht am falschen Ende gespart werden und es sollten regelmäßige Restore-Tests gefahren werden, um sicher-zugehen, dass die Konsistenz und Integrität der Daten gewahrt bleibt.

Was sind sensible Daten und wie sollte man damit umgehen?Um § 3 Absatz 9 des Bundesdatenschutz-gesetzes (BDSG) zu zitieren, sind sensible Daten die besonderen Arten personenbe-zogener Daten. Dies sind Angaben über die ethnische Herkunft, politische Meinung, religiöse oder philosophische Überzeugung, Gewerkschaftszugehörigkeit, Gesundheit oder Sexualleben. Sobald ein Unternehmen sensible Daten erfasst oder verarbeitet, gelten strengere Vorgaben. Die betroffenen Bereiche und die einhergehenden Verpflichtungen gehen aus dem BDSG hervor und es gelten besondere Pflichten, die unter anderem die Anwendung weiterer Gesetze zur Folge haben können. Ein Beispiel dafür ist, dass bei der Erfassung von Sozialdaten, die Vorgaben des Sozialge-setzbuchs (SGB) zu berücksichtigen sind.

Wie erstellt man ein vernünftiges IT-Sicherheitskonzept?Ein Sicherheitskonzept ist das zentrale Dokument der Sicherheitsprozesse des Unternehmens. Aus diesem Grund ist es entscheidend, wie sorgfältig ein Sicher-heitskonzept geplant und umgesetzt sowie regelmäßig überprüft wird. Da ein Sicher-heitskonzept im Allgemeinen eine Analyse möglicher Angriffs- und Schadenszenarien enthält, die das Ziel verfolgen, ein definier-tes Schutzniveau zu erreichen und zu behal-ten, empfiehlt es sich einen externen Dienst-leister zu integrieren. Dieser verfügt über

entsprechendes Know-How und kann, zumindest in der Planungs- und Umsetzungs-phase, eine richtige Umset-zung gewährleisten. Sofern auf externe Hilfe ver-zichtet wird, kann auf die Definitionen des IT-Grund-schutzes des Bundesamtes für Sicherheit in der Infor-mationstechnik, kurz BSI, zurückgegriffen werden.

Wann hat eine interne Lösung Sinn und wann

sollte man das Thema Datensicherheit bzw. Datenschutz outsourcen?In der Praxis sind in KMUs (kleinere und mittlere Unternehmen bis zu 250 Mitarbei-ter) ein, maximal zwei Mitarbeiter für die IT zuständig. Diese sind in der Regel mit den täglich anfallenden Aufgaben wie Behe-ben von Drucker- oder PC-Problemen, frei-schalten gesperrter Nutzerkonten oder der Unterstützung der Anwender beim Umgang mit der Firmensoftware meist so stark aus-gelastet, dass wichtige Aspekte wie die Umsetzung eines Datenschutz- oder Sicher-heitskonzeptes unter den Tisch fallen. Das Outsourcen dieser Bereiche führt in der Regel erst dazu, dass die Sicherheit und der Datenschutz umgesetzt werden. Die Vor-teile des Unternehmens liegen dabei auf der Hand: es werden dafür keine eigenen Res-sourcen gebunden und Weiterbildungs- und Qualifizierungskosten für eigene Mitarbei-ter werden gespart.

Andreas Stammhammer

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61AUSBLICK

Am Anfang steht die IdeeDas erste Hightech Entrepreneurship & Innovation Forum bringt hochkarätige Referenten an die TU Braunschweig

Dr. Ute Günther

Dr. Philip RöslerFOTOS: H

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VON ANICA NEUMANN

Am Anfang eines erfolgreichen Unternehmens steht immer eine innovative Idee. Aber der Weg zu einem originellen Konzept ist

ebenso schwierig, wie die eigentliche Umset-zung. Das trifft insbesondere auf Hightech-Gründungen zu, die aus Universitäten oder außeruniversitären Forschungseinrichtun-gen heraus entstehen. Genau diese Schnitt-stelle und ihre Chancen sind Themen des Hightech Ent-repreneurship & Innovation Forums, das der Lehrstuhl für Entrepreneurship sowie die Fakultät für Maschinen-bau der TU Braunschweig ausrichten.

„Ein Entrepreneur ist ein Veränderer – ist jemand der etwas neues schafft“, erklärt Prof. Dr. Reza Asghari, Leiter des Lehrstuhls für Entrepre-neurship. Der Unterschied zu

einem klassischen Unterneh-mensgründer liegt also in der Innovation, welche die nach-haltige Wettbewerbsfähigkeit einer Region stärken kann.

Ziel des Forums ist es, den Weg vom Forschungsergeb-nis bis hin zum innovativen Produkt zu beleuchten: von der ökonomischen Relevanz

für die Region Braunschweig, über High Tech Strate-gien der Bundesregierung sowie der Standford Univer-sity, bis hin zum Innovations-management. Höhepunkt ist die Podiumsdiskussion „Inno-vation vs. Invention“, an der unter anderem der ehemalige Bundesgesundheitsminister und heutige Geschäftsführer des World Economic Forum,

Dr. Philip Rösler teilnehmen wird. Außerdem reist Dr. Bur-ton Lee von der Stanford Uni-versity nach Braunschweig und wird mit TU-Vizepräsi-dent Prof. Dr. Reimers und Prof. Dr. Bikker, Vizepräsi-dent der Ostfalia Hochschule, diskutieren.

Zudem laden die Veran-stalter zu informativen Vor-trägen und Erfahrungsbe-richten mit hochkarätigen Referenten wie Dr. Ute Gün-

ther (Vorstand Business Angels Network Deutschland e.V.) und Serienunternehmer Jens Horstmann (COO Salt Flats LLC, Sili-con Valley) ein. Abgerundet wird das Event durch mehrere Pitches. Dazu Organisator Asghari: „Innovation ist die Summe von Wis-sen und Tun.“

Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es unter: www.entrepreneurship-forum.de.

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62 PERSÖNLICH

Axel SchliephakeGeschäftsführer Schliephake Bestattungen

VON KRISTINA KÜNNEMEYER

Die meisten Menschen befassen sich erst mit dem Thema Bestat-tung, wenn es akut ansteht. Es wird stigmatisiert, dabei ist es so

wichtig“, findet Axel Schliephake, der das Unternehmen für seine Frau Tanja Schlie-phake zusammen mit Cedrik Schwarzer in Schöningen und Esbeck leitet. Bestatter zu werden, das war nicht von Beginn an der Wunsch des gebürtigen Schöningers, der gelernter Heizungsbauer und Einzelhan-delskaufmann ist. „Irgendwann habe ich dann das Bistro-SchöBi eröffnet. Es war eine schöne Zeit. Als ich dann meiner heutigen Frau begegnete, lernte ich auch das Bestat-tungsunternehmen ihrer Eltern kennen. Wir heirateten und ich absolvierte die Bestatter-prüfung. Berührungsängste hatte ich von Beginn an kaum, da mich die Branche schon immer interessierte.“ Den Familienbetrieb, den es seit 1865 gibt, leitet Axel Schliephake seit 15 Jahren mit. „Ich war einer der ersten Fachbestatter des Bezirks Braunschweig. Das bedeutet, dass wir auch eine Patholo-gieabteilung haben und ausbilden können.“

Fünf Festangestellte, davon zwei in Vollzeit, unterstützen seine Arbeit.

Angefangen als reine Tischlerei, diffe-renzierte sich das Traditionsunternehmen immer weiter aus. So gibt es zwei Depen-dancen mit Grabsteinen in Schöningen, die Buchhaltung mit Sitz in Watenstedt und in Esbeck findet man eine Trauerhalle und ein Café auf 500 Quadratmetern. Für mehr Aus-stellungsfläche, zieht man innerhalb Schö-ningen gerade in Innenstadtnähe. Einmal im Monat wird in Esbeck ein Café ausgerichtet, ein Nachmittag, an dem Trauernde und Inte-ressierte zusammenkommen und sich aus-tauschen. Auch Schulklassen der Grund-schule in Schöningen bietet der Bestatter regelmäßig einen Einblick, zeigt ihnen den Betrieb und beantwortet ihre Fragen.

Wie hat sich die Branche gewandelt? „Viele Menschen möchten inzwischen kremiert werden. Mittlerweile gibt es auch kleinfor-matige Urnen, um einen kleinen Teil der Asche symbolisch Zuhause hinzustellen. Manche wünschen auch Diamanten, die aus der Asche hergestellt werden. Aber allem voran die Naturbestattung nimmt stark zu.

Wir bieten auch die Aufzucht eines Baumes mit der Asche an, sodass die Hinterbliebenen nach neun Monaten den ‚Tree of life‘ bei uns abholen können.“ Schliephake bietet optio-nal auch das Onlinegedenkportal an. Dort kann man mit einem Zugangscode dem Ver-storbenen gedenken, Fotos und Videos hoch-laden und Trauernde können ihre Gedanken austauschen.

Später einmal soll Cedrik Schwarzer, Schliephakes ehemaliger Auszubildender und heutiger Mitarbeiter, das Unternehmen weiterführen. Man ist eine Familie, früh-stückt zusammen und verarbeitet Erleb-tes im Team. Der Inhaber ist sich sicher, es gehört eine gewisse Härte dazu, den Beruf des Bestatters auszuüben, aber eben auch Empathie und Raum für Trauer. „Es gibt Fälle, die lassen einen niemals los“, stellt er sichtlich bewegt fest. „In meiner Freizeit ist mir Abstand und die Zeit mit meiner Fami-lie am allerwichtigsten. Ich lebe meinen Beruf, aber das funktioniert wirklich nur mit einem so tollen Team, wie ich es habe.“

Der Fachbestatter, der auch Leichname präparieren darf, und sein Mitarbeiter, hal-ten auch Trauerreden. „Viele möchten heut-zutage nicht mehr vom Pastor beigesetzt werden, weil ihnen der Bezug zur Kirche fehlt. Dann sind wir da.“ Beide legen gro-ßen Wert darauf, den Menschen zu skizzie-ren und neben Positivem auch Schwächen zu erwähnen, um einen authentischen, liebe- und respektvollen Rückblick auf ein Leben zu geben, das zu Ende ist. FO

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DER SCHREIBTISCH VON …

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