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Wir machen Zukunft – machen Sie mit! Klimawandel und Entwicklung Armutsbekämpfung Dürre Millenniumsentwicklungsziele Verantwortung übernehmen! Überflutungen Solarenergie Entwicklungschancen Anpassung Treibhausgase BMZ Informationsbroschüre 1|2011

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Wir machen Zukunft –machen Sie mit!

Klimawandel und Entwicklung

ArmutsbekämpfungDürre

Millenniumsentwicklungsziele

Verantwortung übernehmen!

Überflutungen Solarenergie

EntwicklungschancenAnpassung Treibhausgase

BMZ Informationsbroschüre 1|2011

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Inha l t

Vorwort Bundesminister Dirk Niebel 4

Klimaschutz und Entwicklung 6

Internationale Klimapolitik 10

Anpassung an den Klimawandel 14

Minderung von Treibhausgasen 19

REDD+ 25

Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft 31

Klimafinanzierung 37

Abkürzungsverzeichnis 41

Spielanleitung Klimaquartett 42

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V O R W O R T

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Vorwort

Bundesminister Dirk Niebel

Der Klimawandel mit seinen weit reichendenFolgen ist zu einer der größten Herausforde-rungen der Menschheit geworden. HäufigereNaturkatastrophen, zunehmende Wetterextre-me, steigende Wasserknappheit, überfluteteKüstengebiete und ein beschleunigtes Arten-sterben sind seine unmittelbaren Folgen in fastallen Ländern, aber vor allem in den Entwick-lungs- und Schwellenländern. Für die Menschenin unseren Partnerländern bedeutet dies häufigdie Gefährdung der bisher erreichten Erfolge,wenn zum Beispiel Schulen oder Krankenhäuservon einer Flut weggespült werden. Inzwischenist klar: Der Verzicht auf Klimaschutz wird unsviel mehr kosten als der Klimaschutz selbst.

Klimapolitik kann jedoch nicht funktionieren,wenn sie den Menschen Entwicklungschancennimmt. Die Menschen in den Entwicklungslän-dern haben ein Recht auf Entwicklung – undfordern es ein. Umgekehrt ist wirtschaftlicheund soziale Entwicklung weltweit ohne klima-freundliche Entwicklungspfade und erneuer- bare Energien nicht möglich.

Die Minderung der Treibhausgase, um dieglobale T emperaturerhöhung auf maximalzwei Grad Celsius zu begrenzen, steht zunächstim Vordergrund. Die Ausgangslage für Ent-wicklungsländer ist eine andere: Sie sind nur zu einem geringen Prozentsatz Verursacher des Klimawandels – doch sie werden die Haupt-leidtragenden sein. Ihre Küstenzonen und ihreLandwirtschaft sind akut bedroht. Vor allemkleine Inselstaaten und arme Entwicklungs -länder (Least Developed Countries - LDCs) brau-chen umfangreiche Unterstützung bei ihrenAnpassungsmaßnahmen – sonst können sie dieMillenniumsentwicklungsziele nicht erreichen.Das gilt selbst dann, wenn die Erderwärmungauf zwei Grad Celsius begrenzt werden kann.Anpassung ist für Entwicklungsländer also min-

destens so wichtig wie Emissionsminderung. Inder globalen Partnerschaft gilt: Je früher wirbei der Anpassung handeln, desto geringerwerden die Schäden sein!

Die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmenin Entwicklungs- und Schwellenländern sowohlzur Minderung von Treibhausgasemissionen alsauch zur Anpassung an den Klimawandel ist daherbereits seit Längerem zentraler Bestandteilunserer Zusammenarbeit mit Partnerländernweltweit.

Die angestrebten Investitionen für Minderungund Anpassung sind nur wirksam als integralerBestandteil der nationalen Strategien für einenachhaltige Entwicklung der Entwicklungs -länder. Die Herausforderung des Klimawandelshat für die Entwicklungsländer einschneidendeKonsequenzen beim Ausbau der Infrastruktur(Energie, Wasser, Stadtentwicklung, Mobilitätund Katastrophenschutz), in der Land- undForstwirtschaft und im Gesundheitssektor.Nationale Entwicklungspolitiken müssen daherauf den notwendigen Übergang auf emissions-arme und widerstandsfähige Volkswirtschaftenausgerichtet werden und erfordern dafür dieUnterstützung der internationalen Gemein-

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V O R W O R T

schaft. Entwicklungspolitik basiert heute aufgemeinsamer Verantwortung und gegensei -tigen Verpflichtungen der Partnerländer.Daher muss sich die Entwicklungszusammen-arbeit konzeptionell auf die Strategien derP artner beziehen und diese abgestimmt undkohärent unterstützen.

Deutschland ist seit Langem einer der größtenGeber für den Klimaschutz in Entwicklungs-und Schwellenländern. In den letzten Jahrenhat die Bundesregierung ihr Engagement fürden Klimaschutz in Entwicklungsländernsystematisch ausgebaut. Im Jahr 2005 lagen die Investitionen in diesem Bereich noch bei 470Millionen Euro. Innerhalb von nur fünf Jahrenkonnten sie auf rund eine Milliarde Euro jähr-lich (2009) verdoppelt werden. Ein Teil dieserFinanzmittel erwächst einem innovativenFinanzierungsinstrument in Form der Verstei-gerung von Emissionshandelszertifikaten inDeutschland. Diese Emissionshandelserlösesind neue und zusätzliche Mittel, die nicht vomSteuerzahler kommen, sondern unmittelbarvon den Verursachern der Emissionen entrich-tet werden müssen.

Zusätzlich wollen wir möglichst viele Partnermit ins Boot holen. Die Wirtschaft ist dabeibesonders wichtig. Denn ohne die Zusammen-arbeit mit der Wirtschaft ist erfolgreiche Ent-wicklungspolitik nicht möglich und ohne dieWirtschaft wird auch erfolgreicher Klima-schutz nicht gelingen. Wir wollen privatesKapital sowie die Kraft und Expertise der Wirt-schaft stärker für die Entwicklung nutzen.

Die Schaffung eines anspruchsvollen, rechts-verbindlichen globalen Regelwerkes, wie es beiden Verhandlungen zur Konvention der Ver-einten Nationen über den Klimawandel unddem Kyoto-Protokoll unternommen wird, hilftallen, diese enorme Aufgabe zu bewältigen undLasten gerechter zu verteilen. Unabhängighiervon liegt es jedoch in unserer Hand – beiStaaten, Unternehmen und jedem Einzelnen –,

die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, umdie durchschnittliche globale Erwärmung aufzwei Grad Celsius zu begrenzen und die Folgendes Klimawandels einzugrenzen. Die Zeit zuhandeln wird knapp!

Damit Entwicklungsländer die bei ihnen erfor-derlichen Maßnahmen zu Emissionsminderungund Anpassung an den sich bereits vollziehen-den Klimawandel durchführen und gleichzeitigin ihrer wirtschaftlichen und sozialen Entwick-lung voranschreiten können, benötigen sieaber – auch bei Ausschöpfung ihrer eigenenFinanzierungsmöglichkeiten – noch zusätzlichefinanzielle Unterstützung. Unterstützung hier-für wurde grundsätzlich in der Kopenhagen-Ver-einbarung der Klimakonferenz (2009) zugesagt.

Die Bundesregierung leistet ihren Beitrag zu derZusage der Industrieländer für die in Kopenhagenverabschiedete neue und zusätzliche Finanzie-rung in Entwicklungsländern in den Jahren2010 – 2012 (Fast-start-Finanzierung). Sie wirdihre Investitionen in Klimaschutz- und Anpas-sungsmaßnahmen auch in Hinsicht auf die längerfristigen Finanzierungsnotwendigkeitenweiter ausbauen.

Die Zukunft für alle Staaten liegt in der klimage-rechten Entwicklung. Hierfür wird ein globaler,verlässlicher Rahmen benötigt. Unser glaub-würdiges und transparentes Engagement fürden Klimaschutz in Partnerländern ist dabeiein Schlüssel zum Erfolg.

Dirk Niebel

Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit

und Entwicklung

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Klimaschutz und Entwicklung – Hand in Hand den Wandel gestaltenDeutschland ist einer der größten Geber für den Klimaschutz sowie die Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern. In den letzten Jahren hat die Bundesregierung ihr Engagement systematisch ausgebaut.

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Die globale Erderwärmung wurde hauptsäch-lich von den Industrienationen verursacht. DieHauptleidtragenden sind jedoch die Menschenin den Entwicklungsländern: Dürren in Kenia,berstende Gletscherseen in Nepal, Überschwem-mungen in Pakistan und Wirbelstürme in derKaribik – der Klimawandel zeigt sich in immerhäufigeren Katastrophen. Hinzu kommenschleichende Gefahren, die nicht immer aufden ersten Blick erkennbar sind: Konflikte umknappe Wasservorräte verschärfen sich in derSahelzone sowie rund um das Mittelmeer unddie Verschiebung von Klimazonen führt zueinem dramatischen Artensterben.

Im Jahr 2000 haben Regierungs- und Staats-chefs die Millenniumsentwicklungsziele (Mil-lennium Development Goals – MDGs) verein-bart, so insbesondere das Ziel, den Anteil derMenschen, die in extremer Armut leben, bis2015 zu halbieren. Armutsbekämpfung kannman nicht getrennt von den Folgen des Klima-wandels betrachten: Der Klimawandel gefähr-det bereits erlangte Entwicklungsfortschritteund das Erreichen der Millenniumsentwick-lungsziele. Doch bieten die internationalenBemühungen in diesem Zusam menhang auchEntwicklungschancen.

Verantwortung übernehmen

Deutschland übernimmt als bedeutenderIndust riestaat auf dreifache Weise internatio-nale Verantwortung:• durch die Minderung der Treibhausgase in

Deutschland um 40 Prozent zwischen 1990und 2020

• durch die Unterstützung der Entwicklungs-und Schwellenländer bei der Reduzierungvon Treibhausgasen und beim Waldschutz

• bei der Anpassung an den Klimawandel

Die Ziele der Bundesregierung

Eine Temperaturerhöhung über zwei Grad Cel-sius hinaus hätte nicht beherrschbare Folgen.Deshalb muss sie vermieden werden. Und andie nicht mehr zu vermeidende Temperatur -erhöhung bis zu zwei Grad Celsius müssen wiruns so gut wie möglich anpassen – in Entwick-lungsländern ebenso wie in Industrieländern.

Zielgerichtet finanzieren

Das Bundesministerium für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stelltjährlich zirka eine Milliarde Euro für Klima-schutz und -anpassung in Entwicklungsländernzur Verfügung und ist damit einer der größtenGeber weltweit. Zusätzlich plant die Bundesre-gierung für die sogenannte Fast-Start-Initiativeweitere 1,26 Milliarden Euro bereitzustellen. Dochauch dieser hohe Betrag darf nicht darüber hin-wegtäuschen, dass noch viel größere Anstren-gungen notwendig sind, um den Klimawandelzu bewältigen. Daher haben sich auf dem Welt-klimagipfel im Dezember 2010 im mexikanischenCancún die anwesenden Staaten darauf geeinigt,ab 2020 jährlich insgesamt 100 Milliarden US-Dollar aus öffentlichen und privaten Quellen fürKlimaschutzmaßnahmen zu mobilisieren.

Deshalb kommt es darauf an, die Mittel mög-lichst zielgerichtet und wirksam einzusetzen.Dafür setzt das BMZ an mehreren Hebelngleichzeitig an:

1. Schwerpunkte setzenDie bilaterale Unterstützung wird auf wenigeSchwerpunkte konzentriert, damit die Mittelnicht zersplittert werden. In folgenden Berei-chen ist das Engagement Deutschlands beson -ders stark: Ausbau der erneuerbaren Energienund Energieeffizienz, Waldschutz und Anpas-sung an den Klimawandel im Wasserbereich.

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2. Institutionen stärkenNeben Investitionen (beispielsweise in Wind-kraftanlagen in Ägypten oder kleine Wasser-kraftwerke in Pakistan) werden vor allem dieInstitutionen in den Entwicklungsländerngestärkt, damit sie die Herausforderung selbstannehmen können. Zum Beispiel entwickeltdie Regierung in Marokko mit deutscher Unter-stützung eine langfristige Strategie, damit dieLandwirtschaft unabhängiger von den knap-pen Wasserressourcen wird. Die Behörden inSüdafrika holen deutschen Expertenrat überunser Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein.

3. Eigenanstrengungen der Partner erwartenDamit diese Art der Zusammenarbeit funktio-niert, sind eigene Anstrengungen der Entwick-lungsländer unerlässlich. Dabei muss je nachEntwicklungsstand des Partnerlandes unter-schieden werden: In Uganda zum Beispiel ver-wenden dank deutscher Unterstützung mehr

als 500.000 ländliche Haushalte sparsame undsaubere Kochherde. Die verbrauchen wenigerFeuerholz und produzieren weniger Rauchwodurch sie auch den Wald, das Klima und dieGesundheit schonen. Die Herde werden nichtkostenlos verteilt, sondern von lokalen Klein-unternehmern hergestellt und verkauft. Soen tstehen neue Arbeitsplätze und Einkommen.Da die Menschen bei der Herstellung mithelfen,sind günstige Preise für die Herde möglich undauch arme Haushalte können sich die Anschaf-fung leisten.

4. Multilateral kooperierenDie multilaterale Zusammenarbeit ergänzt diebilateralen Schwerpunkte. Das BMZ ist auch beiden Klimainvestitionsfonds (Climate InvestmentFund – CIF) und der Globalen Umweltfazilität(Global Environment Facility – GEF) einer dergrößten Geber im Klimabereich. Diese inter -nationalen Fonds bieten ein wichtiges Forum, um

„Wie Kolumbus damals, sind wir Menschen unserer Zeit mit all den damit einhergehenden

Einschränkungen. Doch auch wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Welt! Ob wir den Stürmen des Klima-

wandels erliegen oder zusammenarbeiten, um das andere Ufer zu erreichen, ist unsere Entscheidung. Was

auf dem Spiel steht, ist nichts weniger als die langfristige, nachhaltige Zukunft der Menschheit. Deshalb

müssen wir alle als Einzelne, als Regierungen, als Weltgemeinschaft, unsere eigenen Erwartungen über-

treffen – einfach nur deshalb, weil alles andere zu wenig wäre. (...) Wir müssen im vollen Bewusstsein voran-

schreiten, dass wir den Ozean nicht mit einer einzigen Windböe überqueren können.“

Christiana Figueres,

seit Mai 2010 Exekutiv sekretärin der Klimarahmen konvention

der Vereinten Nationen (UNFCCC).

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praktische Erfahrungen mit Anpassungs- undMinderungsstrategien weiter zu entwickeln.Auf europäischer Ebene ist Deutschland dergrößte Beitragszahler zum Europäischen Ent-wicklungsfonds und zum EU-Haushalt insgesamt.

5. Entwicklungspartnerschaften fördernDie Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist seit2009 ein besonderer Schwerpunkt des BMZ undwird stetig ausgebaut. Mit dem Programmdeveloppp.de werden öffentlich-private Ent-wicklungspartnerschaften (Public-private-Part-nerships – PPPs) gefördert. Aber auch die gezielteVergabe von vergünstigten Krediten für privateKlimaschutzinvestitionen stärkt die lokaleWirtschaft. Gleichzeitig ebnet dies deutschenUnternehmen Exportchancen auf demZukunftsmarkt der erneuerbaren Energien.

6. Politische Rahmen bedingungen verbessernNeben der projektbezogenen Zusammenarbeitmüssen aber auch die gesetzlichen Rahmenbe-dingungen stimmen: Dafür sollen einerseits dieKlimaverhandlungen unter dem Dach der Ver-einten Nationenein gemeinsamesRegelwerk schaf-fen. Gleichzeitigöffnet die bilateraleEntwicklungszu-sammenarbeit dieTür, um sich mitPartnerländernüber Klimastrate-gien auszutau-schen. Bei Schwel-lenländern wieChina, Indien, Bra-silien oder Südafri-ka lösen strategi-sche Partnerschaf-ten nach und nachdie klassische Ent-

wicklungszusammenarbeit ab. Dies ist auch des-halb notwendig, weil inzwischen mehr als dieHälfte der Treibhausgasemissionen aus Schwel-len- und Entwicklungsländern stammt.

Klimawandel in die Entwicklungs -zusammen arbeit integrieren

Klimaschutz, Klimaanpassung und Entwick-lung gehören zusammen – es sind keine vonein-ander getrennten Ziele. So wird zum Beispielbei Programmen für den Waldschutz daraufgeachtet, dass die lokale Bevölkerung Einkom-men durch eine nachhaltige Bewirtschaftungerzielen kann. Und in Landwirtschaftsprogram-men wird dem Klimawandel mit angepasstemSaatgut und verbesserten Bewässerungsmetho-den begegnet. Ab Januar 2011 werden alle Pro-gramme der bilateralen Entwicklungszusam-menarbeit einer systematischen Umwelt- undKlimaprüfung unterzogen. So sollen negativeAuswirkungen auf die Umwelt und das Klimaverringert oder vermieden und Potenz iale zurTreibhausgasreduktion erschlossen werden.

Die Herausforderung Klimawandel lässt sich nur mit globalen Partnerschaften meistern.

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Internationale Klimapolitik –Akteure und AbkommenDer Klimawandel ist ein Phänomen, das die ganze Welt betrifft. Um eine globaleund nachhaltige Lösung zu finden, ist daher internationale Zusammenarbeit nötig.

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I N T E R N A T I O N A L E K L I M A P O L I T I K

Alle Staaten müssen aktiv werden, um den glo-balen CO2-Ausstoß zu senken und der weiterenErderwärmung Einhalt zu gebieten. Den Indus-trieländern kommt dabei eine besondere Ver-antwortung zu, da sie bislang den Großteil derklimaschädlichen Gase ausgestoßen haben.Doch ohne die Mithilfe der Entwicklungs- undSchwellenländer werden ihre Anstrengungennicht den nötigen Erfolg haben.

Klimarahmenkonvention - Fundament der Klimaverhandlungen

Um eine internationale Handlungsbasis für denKampf gegen den Klimawandel herzustellen,haben die Vereinten Nationen 1992 die Klima-rahmenkonvention (United Nations FrameworkConvention on Climate Change - UNFCCC)beschlossen. In dem Klimaschutzabkommenverpflichten sich die Industrieländer als Haupt-verursacher der Erderwärmung, ihre Treibhaus-gasemissionen zu verringern sowie die Ent-wicklungsländer bei der Anpassung an denKlimawandel und der Minderung von T reib-hausgasen zu unterstützen. Konkrete Maßnah-men dazu werden auf den jährlich stattfinden-den Konferenzen der momentan 194 UNFCCC-Vertragsstaaten (Weltklimagipfel) verhandelt.

Kyoto-Protokoll - Verpflichtung zur CO2-Reduktion

1997 wurde in Kyoto (Japan) vereinbart, zwischen2008 und 2012 den globalen Treibhausgasaus-stoß der Industrieländer um 5,2 Prozent gegen-über dem Ausgangswert von 1990 zu verringern.Bis auf die USA ratifizierten alle teilnehmendenIndustrieländer das völkerrechtlich verbindlicheUmweltabkommen, sodass das Kyoto-Protokoll2005 in Kraft treten konnte. Deutschland hat sichzu einer Treibhausgasreduktion von 21 Prozentverpflichtet. Bereits jetzt ist dieses Ziel erreicht.

Bali-Aktionsplan - Integration der Entwicklungsländer

Eine weitere Vertragsstaatenkonferenz, diestrategisch wichtige Eckpunkte entschieden hat,fand 2007 im indonesischen Bali statt. Dort habensich Entwicklungs- und Schwellenländer bereiterklärt, Maßnahmen zur Treibhausgasminde-rung sowie zur Anpassung an den Klimawandelzu ergreifen. Im Gegenzug sollen sie durch dieIndustrienationen finanziell unterstützt werden.

Weltklimagipfel in Kopenhagen 2009: ernüchternde

Ergebnisse.

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I N T E R N A T I O N A L E K L I M A P O L I T I K

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Die Vereinbarungen von Kopenhagen und Cancún

Auf der Vertragsstaatenkonferenz 2009 in Kopen -hagen sollte ein neues Klimaabkommen für denZeitraum ab 2013 verhandelt werden. DiesesZiel wurde noch nicht erreicht. In Kopen hagenwurde jedoch der sogenannte CopenhagenAccord vereinbart, der anschließend von einersehr großen Gruppe von Staaten unterstütztwurde. Dessen wesentliche Elemente wurdendann durch die Vertragsstaatenkonferenz 2010in Cancún in den UN-Prozess übernommen:

• Alle unterstützenden Staaten bekennen sichzum Ziel, den globalen Temperaturanstiegauf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.

• Die Entwicklungs- und Schwellenländersagen freiwillige, selbstfinanzierte Klima-schutzmaßnahmen im Rahmen ihrer Mög-lichkeiten zu. Die Industrieländer verpflichtensich, die Entwicklungs- und Schwellenländerbei weitergehenden Reduktionsmaßnahmendurch Finanz- und Technologietransfer sowieKapazitätsaufbau zu unterstützen. Sowohldiese Minderungsmaßnahmen, als auch dieUnterstützungsleistung selbst werden in

Klimaverhandlungen – warum sind sie so schwierig …?

Über 120 Regierungschefs haben mit ihrer Teilnahme am Klimagipfel in Kopenhagen 2009 den Klimaschutz

auf die höchste Ebene der Welt politik gehoben. Trotzdem kam dort keine Einigung zustande. Woran liegt das?

Einerseits befürchten Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien, dass konkrete Klimaziele ihr Wirt-

schaftswachstum begrenzen würden. Andererseits gab es in den USA bisher nicht die notwendige innen -

politische Unterstützung für verbindliche Klimaschutzziele. Die EU wie derum hat das ehrgeizige Ziel einer

Emissionsminderung um 30 Prozent zwischen 1990 und 2020 formuliert, macht dies aber von einem ambi-

tionierten und rechtlich bindenden Abkommen für alle Staaten abhängig. Für die ärmsten Entwicklungsländer

ist finanzielle Unter stützung bei der Anpassung an den Klimawandel ein zentrales Verhandlungsziel. Und die

pazifischen Inselstaaten wollen die Erd erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius begrenzen, da sie befürch-

ten, sonst in einigen Jahrzehnten überflutet und unbewohnbar zu werden.

… und wie kann die Entwicklungs politik sie fördern?

In diesem komplizierten Interessengeflecht unterstützt die Entwicklungspolitik die Verhandlungen zwei-

fach: Zum einen erleichtert finanzielle Unterstützung den Entwicklungsländern, eigene Klimaschutzmaß-

nahmen zuzusagen und diese auch international überprüfen zu lassen. Zum anderen setzen die positiven

Erfahrungen mit praktischen Klimaschutzprojekten Reformdiskussionen in den Partnerländern in Gang. Der

Klimaschutz erhält so nach und nach einen höheren Stellenwert in den Entwicklungsländern.

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Flucht vor der Flut in Pakistan – Wetterextreme treten durch den Klimawandel immer häufiger auf.

einem Register vermerkt und internationalüberprüft werden.

• Die Industrieländer stellen für die Zeit von2010 bis 2012 zusätzlich bis zu 30 MilliardenUS-Dollar für den Klimaschutz in Entwick-lungsländern zur Verfügung. Ab 2020 sollenjährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klima-schutzmaßnahmen mobilisiert werden (ein-schließlich privater Mittel), vorausgesetzt dieEntwicklungsländer erbringen selbst ausrei-chende und transparente Klimaschutzleis-tungen.

• Ein neuer „Grüner Klimafonds“ wird einge-richtet, der die bestehenden bi- und multi -lateralen Finanzierungskanäle ergänzt.Zusätzlich wurden neue Institutionen undProzesse im UN-Rahmen für Klimaanpassung,Waldschutz und Technologiekooperationbegründet.

Vertrauensbildung auf dem Weg zu einem neuen Abkommen

Die Vertragsstaaten arbeiten nach Cancún inten-siv daran, die Verhandlungen für ein neues Kli-maabkommen voran zu bringen. Dies soll nunim Dezember 2011 auf der nächsten Vertrags-staatenkonferenz in Durban, Südafrika, abge-schlossen werden. Neben den formellen Ver-handlungen unter dem Dach der VereintenNationen setzt sich die Bundesregierung aktiv fürKlimapartnerschaften und einen vertrauensbil-denden Dialog zwischen den Staaten ein – wiezum Beispiel mit der Ausrichtung des Peters-berger Klimadialogs in Bonn im Mai 2010.

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Anpassung an den Klimawandel –auf die Folgen reagierenDer Klimawandel verändert unsere Welt. Unter den Auswirkungen wie Stürmen, Dürrenoder Überschwemmungen leiden besonders die Menschen in Entwicklungs- und Schwellen-ländern. Wissen, Finanzmittel und konkrete Maßnahmen der Bundesregierung unterstützendie Partnerländer dabei, die neuen Herausforderungen zu bewältigen.

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A N P A S S U N G A N D E N K L I M A W A N D E L

Auch wenn die internationale Staatengemein-schaft die Herausforderung des Klimawandelsschon in den 1990er-Jahren erkannt hat und mitMaßnahmen zur CO2-Emissionsreduzierungdagegen steuert – die Auswirkungen sind bereitsin vielen Teilen der Erde spürbar. Zu den unmittel -baren Folgen für den Menschen zählen Ertrags-rückgänge in der Landwirtschaft, die Gefähr-dung der Wasser- und Energieversorgung, Über-schwemmungen sowie die Ausbreitung vonEpidemien.

Der Klimawandel spielt eine entscheidendeRolle bei der weltweiten Zunahme von Armutund Verschärfung sozialer Spannungen. Durchihre geringere Anpassungsfähigkeit sind Ent-wicklungsländer besonders davon betroffen.Um sich auf Dürren, Überschwemmungen undStürme vorbereiten zu können, sind technischeund finanzielle Gestaltungsmöglichkeitendaher von großer Bedeutung.

Nationale Anpassungsstrategienentwickeln

Das BMZ integriert den Klimawandel als Quer-schnittsthema in seine bilaterale Zusammen -arbeit mit Entwicklungs- und Schwellenländern.Vorrangiges Ziel deutscher Klimapolitik ist esdabei, die Partnerländer für den Klimawandel zusensibilisieren und sie beim Anpassungsprozesszu unterstützen. Um selbst die nötigen Schrittein Richtung Anpassung an eine sich änderndeUmwelt veranlassen zu können, müssen dienationalen Entscheidungsträger bestmöglichinformiert sein – zum Beispiel durch verbesserteKlimamodelle. Mithilfe von Risikobewertungenund Kosten-Nutzen-Analysen identifizieren diePartner Anpassungsmaßnahmen insbesonderein den Bereichen Wasser- und Ressourcenma-nagement, ländliche Entwicklung, Katastro-

phenvorsorge und Ernährungssicherung.Erfolgsversprechende und machbare Maßnah-men werden in die Haushaltsplanungen derPartnerländer aufgenommen. Die Maßnahmenkönnen – sofern möglich – durch eigene Mitteloder durch Unterstützung internationaler Geberfinanziert werden. Dabei geht es um „harte“Anpassungsmaßnahmen wie Deichbau oder dieEinrichtung von Hochwasser-Frühwarnsystemen,aber vor allem um den Aufbau von personellenund administrativen Kapazitäten.

Ernährung sichern

Den Bereichen Landwirtschaft und Wasserkommt dabei eine Schlüsselfunktion zu: DerKlimawandel erschwert die Aufgabe, die wach-sende Weltbevölkerung mit ausreichend Nah-rung zu versorgen – auch verändert er die Ver-fügbarkeit von Wasser. Einerseits liegt die Her-ausforderung nun darin, dass sich die Gegeben-heiten durch den Klimawandel wesentlichschneller ändern. Andererseits führt das er- wartete Bevölkerungswachstum von rund neunMilliarden Menschen bis zum Jahr 2050 zueinem höheren Bedarf an Nahrungsmitteln.

Vor Ort aktiv werden

In Kooperation mit den Partnern unterstütztdas BMZ daher in Form von länder- und regional-spezifischen Einzelmaßnahmen die Anpassungan den Klimawandel in Entwicklungsländern.Dazu gehören die Erarbeitung neuer Anbau-strategien für Agrarprodukte und die Erprobungstressresistenter Pflanzensorten genauso wiedie Einrichtung von Nationalparks zum Erhaltder biologischen Vielfalt oder die Erprobungvon Wetterversicherungen in Agrargebieten, dievon Naturkatastrophen heimgesucht werden.

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Kompetenzen für Klimaverhandlungenstärken

Auch auf internationaler Ebene setzt sich dieBundesregierung gemeinsam mit anderenGebernationen dafür ein, dass die besondersbetroffenen Entwicklungsländer ihre Interes-sen vertreten können. Denn eine erfolgreiche

Teilnahme an den UNFCCC-Klimaverhandlun-gen kann nur durch kompetentes Auftretenqualifizierter Expertinnen und Experten ausden einzelnen Ländern gewährleistet werden.Partnerländer werden in Workshops fachlichunterstützt, um eigene Positionen für die Klima-verhandlungen entwickeln und für diese wir-kungsvoll eintreten zu können.

Klimawandel gefährdet Menschenrechte

Der Klimawandel stellt eine Bedrohung für die Menschenrechte dar: Insgesamt für das Recht auf Entwick-

lung, aber auch für die Individualrechte wie die Rechte auf Bildung, Gesundheit, Nahrung, Wasser oder Wohnen.

Ebenso poli tische Menschenrechte wie die Teilnahme am öffentlichen Leben oder der Zugang zu Informa-

tionen können dadurch eingeschränkt sein – zum Beispiel für Menschen, die auch durch den Klimawandel

migrieren müssen.

Arme Menschen sind besonders verwundbar durch den Klimawandel: Ob Migranten aus Küstengebieten,

Kleinbauern in China oder Slumbewohner ohne Zugang zu sauberem Wasser – sie haben ungleich schlechtere

Möglichkeiten, sich an den Klimawandel anzupassen und damit der Einschränkungen ihrer Menschenrechte

vorzubeugen.

Die kleinbäuerliche Landwirtschaft leidet besonders unter der Erderwärmung. Da in vielen Erdteilen Frauen

besonders von ihr abhängig sind, haben sie auch stärker unter den Folgen das Klimawandels zu leiden als

Männer. Indigene Bevölkerungsgruppen, die ebenfalls meist in klimagefährdeten Gebieten wie Steppen

oder Wäldern und von der Nutzung natürlicher Ressourcen leben, sind dadurch auch stärker von extremen

Wetterereignissen betroffen.

Ein ungebremster Klimawandel würde auch die Lebenschancen zukünftiger Generationen einschränken.

Die internationale Staatengemeinschaft steht deshalb heute schon in der Pflicht, die Menschenrechte von

Morgen abzusichern. Für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit sind die Menschenrechte daher eine

treibende Kraft im Einsatz für die Stärkung der Anpassungsfähigkeit der Partner sowie für den Klimaschutz.

„Menschen, die durch den Klimawandel vertrieben worden sind, haben

genauso wie jeder andere auf der Welt Rechte. Folglich müssen ihre

grundlegenden Menschenrechte auf Leben, Freiheit und insbesondere

auf Wohnen, Land und Eigentum von den Regierungen ernst genommen

und in ihrem Handeln mitberücksichtigt werden.“

Scott Leckie, Direktor von Displace ment Solutions, einer Nichtregierungsorganisation,

die sich für die Belange von Menschen, die auch klimabedingt migrieren, einsetzt.

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Pazifische Inselstaaten – schutzlose Paradiese

Klimawandel ist für die meisten Menschen hierzulande

noch ein abstrakter Begriff, doch für manche Bewohner

der pazifischen Inselstaaten bereits harte Realität. Auf-

grund ihrer geringen Größe und Höhe sind die oft weit ver-

streut liegenden Inseln Naturereignissen schutzlos ausge-

liefert. Durch die Klimaerwärmung werden diese immer

extremer: Regenschauer und Wirbelstürme verstärken sich

und führen immer häufiger zu Überschwemmungen. Auch

Dürre perioden werden immer länger. Dies hat weit rei-

chende Konsequenzen für Mensch und Umwelt: Ernten

werden zerstört, Trinkwasser versalzt und Küsten erodieren.

Die Existenzgrundlage der Bewohner, die hauptsächlich

von Fischerei und Landwirtschaft leben, wird geschädigt

oder gar vernichtet.

Ernährung, Einkommen und Traditionen gefährdet

Auch die zirka 170 Inseln des Staates Tonga im Südpazifik

sind stark vom Klimawandel betroffen. „Früher bauten wir

viele verschiedene Sorten an, heute gedeiht hier fast nur

noch die Brotfrucht. Auch Kava, eine wichtige Einkom-

mensquelle für uns, ist durch die Dürre zerstört“, klagt die

Bäuerin und Lehrerin Fakalelu Tuuta Vailea von der kleinen

Insel Eua.

Immer mehr Bewohner von abgelegenen Inseln ziehen

mittlerweile aufgrund der besseren Berufs- und Bildungs -

situation auf die Hauptinsel Tongatapu, wo sie häufig unter

ärmlicheren Bedingungen in niedrig gelegenen Küstenorten

hausen. Dadurch sind sie der Gefahr von Stürmen und

Überschwemmungen direkt ausgesetzt.

Das kulturelle Leben indigener Gemeinschaften ist eben-

falls beeinträchtigt: Traditionelle Stoffe können nur noch

erschwert hergestellt werden, da für die typische rote

Farbe ein spezieller Lehm benötigt wird, der aufgrund der

zunehmenden Bodenerosion immer seltener zu finden ist.

Thinktank Regionalorganisation

Um nachhaltig erfolgreich zu sein, setzt die Unterstützung

durch die Bundesregierung auf allen Ebenen an – sowohl

regional, als auch national und lokal. Ein Hauptziel der

deutsch-pazifischen Entwicklungszusammenarbeit ist es

beispielsweise, mit dem Secretariat of the Pacific Commu-

nity (SPC) eine der regionalen Beratungsorganisationen zu

stärken, indem Wissen und Methoden zur Klimaproblema-

tik vermittelt werden. In der Folge wird SPC eigene Bera-

tungsleistungen dazu bereitstellen und den Klimawandel

in alle Programme als Querschnittsthema integrieren.

Nationale Politiken klimafest machen

Auf nationaler Ebene berät die Bundesregierung die Pro-

jektländer Fidschi, Tonga und Vanuatu dabei, nationale

Anpassungsstrategien zu erarbeiten und den Klimawandel

in die wirtschaftlich essentiellen Bereiche Land- und Forst-

wirtschaft sowie Landnutzungsplanung zu integrieren. So

wurden zum Beispiel 31 substanzielle Änderungen in die

neue Forstpolitik Tongas eingebracht, die der veränderten

Realität durch den Klimawandel Rechnung tragen. Damit

ist Tonga ein Vorreiter im Pazifik.

Pilotprojekte durchführen

Gleichermaßen wichtig ist es, Pilotprojekte mit den Insel-

bewohnern auf lokaler Ebene durchzuführen. So gefährdet

zum Beispiel die Übernutzung durch Wald- und Weidewirt-

schaft die Waldflächen sehr stark. Mit Unterstützung der

lokalen Bevölkerung wird diese daher von der Forstverwal-

tung umzäunt. Größere Hanglagen, denen Erosion droht,

werden aufgeforstet und ein klimafester Landnutzungs-

plan erarbeitet. In dessen Rahmen werden auch neue Tech-

niken und Nutzpflanzen für die Landwirtschaft erprobt.

Insbesondere auf den abgelegenen und nur schwer

erreichbaren Inseln wissen jedoch immer noch sehr wenige

lokale Gemeinschaften vom Klimawandel. Groß angelegte

Informations- und Aufklärungskampagnen sind daher

äußerst wichtig. In Pilotvorhaben wird dazu klimarelevantes

Unterrichtsmaterial hergestellt und in die Lehrpläne inte-

griert.

Weitere Fördermittel zugesagt

Bereits seit 1977 engagiert sich Deutschland in den pazi -

fischen Inselstaaten. Nicht zuletzt aufgrund der überregio-

nalen Auswirkungen des Klimawandels umfasst die deut-

sche Entwicklungszusammenarbeit nunmehr die gesamte

pazifische Region und nicht mehr einzelne Inselstaaten.

Für das derzeit laufende Vorhaben zur Anpassung an den

Klimawandel stellt das BMZ bereits 14,2 Millionen Euro zur

Verfügung.

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A N P A S S U N G A N D E N K L I M A W A N D E L

18

Umfangreich finanzieren

Die Staaten, die weltweit am meisten unter denFolgen des Klimawandels leiden, tragen zumglobalen Treibhausgasausstoß nur einen kleinenAnteil bei. Im Zuge der internationalen Klima-verhandlungen wurde deshalb beispielweiseein Anpassungsfonds gegründet, in den zweiProzent der Verkaufserlöse aus dem Mecha-nismus für umweltverträgliche Entwicklung(Clean Development Mechanism - CDM) fließen.Bis 2013 können so nach UN-Schätzungen bis zu

350 Millionen US-Dollar für Anpassungsvor -haben in Entwicklungs- und Schwellenländernaufgebracht werden. Die Weltbank legtejedoch Berechnungen vor, nach denen die Ent-wicklungsländer ab 2030 zirka 80 MilliardenUS-Dollar pro Jahr für Anpassungsmaßnahmenbenötigen. Deutschland unterstützt daher alseiner der größten Geber weltweit die notwendi-gen Maßnahmen zur Anpassung an den Klima-wandel über bi- und multilaterale Finanzierungs-instrumente. Damit steht Deutschland zu seinerinternationalen Verantwortung.

Klimawandel – eine Strafe Gottes?

Fakalelu Tuuta Vailea setzt sich auf der Insel Eua in Tonga für die Aufklärung über den Klimawandel ein.

Expertenhilfe von außen ist für sie dabei ein entscheidender Faktor:

„Der Klimawandel verschlechtert unsere Lebensbedingungen enorm. Die Fruchtbarkeit unseres Landes

nimmt rapide ab. Um fruchtbaren Boden zu finden, müssen wir inzwischen weite Wege zurücklegen oder gar

umsiedeln. Uns erschien das wie eine Strafe Gottes! Wir erlebten die Probleme, aber wir wussten weder, was

sie verursacht, noch wie wir sie bewältigen und uns anpassen können. Die Informationen darüber, was genau

mit unserer Insel durch den Klimawandel passiert, haben uns die Augen geöffnet.

Nun brauchen wir Fachwissen, um die Landwirtschaft an die veränderten Bedingungen anzupassen und unsere

Bevölkerung über die Hintergründe des Klimawandels aufzuklären. Gemeinsam mit den deutschen Experten

entwickeln wir Ideen, wie man zum Beispiel durch das Anpflanzen von Jungbäumen der Erosion vorbeugt und

nährstoffarme Erde wieder anreichert, damit das natürliche Ökosystem auf der Insel gestützt wird.“

Öffentlichkeitsarbeit auf Eua - in Workshops klärt Fakalelu

Tuuta Vailea die Einheimischen ihrer Insel über die Auswir-

kungen des Klimawandels auf.

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Emissionsminderung – nachhaltig wirtschaften und Klimawandel begrenzen

Bisher ging wirtschaftliches Wachstum zwangsläufig mit dem klimaveränderndenTreibhausgasausstoß einher. Diese fatale Entwicklung muss abgebremst werden. Deshalb setzt sich Deutschland dafür ein, dass seine Partnerländer wirtschaftlichwachsen können, zugleich aber den Ausstoß von Treibhausgasen verringern.

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E M M I S S I O N S M I N D E R U N G

Absolute und Pro-Kopf-Emissionen ausgewählter Entwicklungs-, Schwellen-, und Industrieländer im Vergleich

8000

7000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

USA

Brasil

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Deutsch

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EU (2

7)

Indonesie

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China

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CO

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Quelle: WRI-CAIT, Emissionen inkl. Landnutzungsänderungen

6814

2842

975

5049

2042

423 683

7187

178

1866

1 0,9

23,1

15,3

11,8 10,3 9,3

9 6,6

5,52,1

Einige Entwicklungsländer erreichten im ver-gangenen Jahrzehnt beachtliche Wachstums-raten. Dies ermöglichte unter anderem vielenMillionen Menschen in Brasilien, China undVietnam, aus extremer Armut zu entkommen.Gleichzeitig sind aber auch die Emissionen klima-schädlicher Treibhausgase rasant angestiegen.Hauptursachen sind neue fossile Kraftwerke,die Zerstörung tropischer Regenwälder unddas hohe Verkehrswachstum. China hat die USAals weltweit größten CO2-Emittenten abgelöst.Mehr als die Hälfte der jährlichen Emissionenstammt inzwischen aus Entwicklungsländern.

Die internationale Staatengemeinschaft hattesich bei der Klimakonferenz 2009 in Kopenhagendas Ziel gesetzt, den globalen Temperaturanstiegauf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Um dies zu erreichen, müssen die Industrie-staaten ihre Emissionen sofort reduzieren. Die Entwicklungsländer hingegen benötigenzunächst noch Spielraum für ihre wirtschaft -liche Entwicklung. Aber auch für sie gilt: Wirt-schaftswachstum und Treibhausgasemissionenmüssen so schnell wie möglich voneinanderentkoppelt werden.

Erneuerbare Energien ausbauen und Energieeffizienz steigern

Der Ausbau der erneuerbaren Energien und dieSteigerung der Energieeffizienz bilden zusam-men den größten Schwerpunkt der bilateralenEntwicklungszusammenarbeit. Zurzeit unter-stützt das BMZ bilaterale Energievorhaben inüber 50 Partnerländern.

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E M M I S S I O N S M I N D E R U N G

Potenziale nutzen und Armut verringern

Viele Entwicklungsländer haben sehr hohePotenziale zur Nutzung von Wind, Sonne,W asser, Biomasse und Erdwärme. Die Nutzungdieser umweltverträglichen Energiequellenbefreit auch aus der Abhängigkeit von fossilenBrennstoffen und schafft neue Arbeitsplätze.Vor allem die extrem von Energiearmut betrof-fene Landbevölkerung profitiert davon. ZumBeispiel geben kleine Solarlampen abends inHütten ausreichend Licht für die Familien sowiedie Hausaufgaben der Schulkinder – und diesohne teure Stromleitungen oder Brennstoff fürKerosinlampen zu benötigen.

Aber auch im größeren Stil tragen erneuerbareEnergien zu einer zuverlässigen Stromversor-gung für die Wirtschaft in Entwicklungsländernbei. Das zeigt sich auch darin, dass 2008 und2009 weltweit erstmals mehr Geld in erneuer-bare Energien investiert wurde als in fossileKraftwerke.

Biogasanlagen produzieren Gas zum Kochen und wertvollen Flüssigdünger.

Informieren und investieren

Die deutsche Entwicklungspolitik unterstütztdiese Zukunftstechnologien mit einem abge-stimmten Maßnahmenpaket: Energieversor-gungsunternehmen – die in Entwicklungslän-dern oftmals noch dem Staat gehören – erhalten

Beratung, wie kostendeckendeund sozialverträgliche Tarifeerhoben werden können.Durch die Modernisierung vonStromleitungen werden Ver-luste im Stromnetz verringert.Gleichzeitig wird der oft rasantanwachsende Stromverbrauchdurch den Einsatz von sparsa-mer Technik wie Bewässe-rungspumpen oder Kühlgerä-ten gedrosselt. Schließlichmüssen Handwerker für dieWartung der neuen Technolo-gien geschult werden. Durchdiese Kombination von Maß-nahmen wird sichergestellt,dass neue Wind- oder Solar-kraftwerke zu einer sicherenEnergieversorgung beitragen.Da in vielen Entwicklungslän-dern Investitionen jahrelangvernachlässigt wurden, kanndie deutsche Unterstützungnicht auf einen Schlag alle Pro-bleme lösen, aber wichtigeReformen anstoßen.

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MENA-Region – Erneuerbare Energie als Wachstumsbranche

Mit ihren flachen Wüstengebieten, dem geringen

Niederschlagsrisiko sowie dem vergleichsweise gut

ausgebauten Straßen- und Stromnetz verfügen die

Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens (Middle East

and North Africa - MENA) über optimale Bedingungen

für die Erzeugung von Sonnen- und Windenergie: Die

Nutzung von nur zwei Prozent des Saharagebietes

wären ausreichend, um den Energiebedarf der ganzen

Welt zu decken.

Erneuerbare Energien – Beitrag zu

Versorgungssicherheit und Klimaschutz

Die Energieversorgung in der Region basiert zwar noch

hauptsächlich auf fossilen Energieträgern, doch die

Mehrzahl der Länder hat die Chance erkannt und ehr-

geizige nationale Ausbaupläne für Wind- und Solarkraft

entwickelt. Das Potenzial in der Region ist so groß, dass

die Länder über die Deckung ihres nationalen Ver-

brauchs hinaus, langfristig auch „grünen“ Strom nach

Europa exportieren könnten.

Wollen die Länder einen nachhaltigen Beitrag zu ihrer

Energiesicherheit sowie zum Klimaschutz leisten, müs-

sen sowohl der Energiebedarf als auch die Kosten für

erneuerbare Energien deutlich sinken. Voraussetzung

dafür ist die Verbesserung politischer und wirtschaft-

licher Rahmenbedingungen sowie Technologie- und

Know-how-Transfer. Das BMZ unterstützt dabei die Län-

der in zahlreichen Projekten und arbeitet mit wichti-

gen Akteuren zusammen: Der Plan Solaire Méditerra-

néen (MSP) im Rahmen der Union für das Mittelmeer

soll beispielsweise regenerative Energien in den Mittel-

meerländern ausbauen. Zur Finanzierung der Infra-

struktur greifen bilaterale und multilaterale Mittel, wie

insbesondere der Fonds für saubere Technologie (Clean

Technology Fund - CTF) der Weltbank, ineinander. Der

CTF stellt der MENA-Region dafür 750 Millionen US-Dollar

zur Verfügung, wobei Deutschland der drittgrößte

Geber ist.

Neben diesen staatlichen Initiativen, setzt sich die privat-

wirtschaftliche „Desertec Industrie-Initiative (DII) lang-

fristig für den Export von „grünem“ Strom aus Nordafrika

nach Europa ein.

Marokko – ambitionierter Solarplan

Die marokkanische Regierung hat mit ihrem 2009 vor-

gestellten Solarplan signalisiert, dass sie ein engagierter

Partner auf dem Weg zu einer nachhaltigen Stromver-

sorgung sein möchte. Dabei soll die Solarthermie (Con-

centrated Solar Power – CSP) – die Stromerzeugung aus

konzentrierter Sonnenstrahlung – eine wichtige Rolle

spielen, da ihr CO2-Einsparungspotenzial ungemein

groß ist. Fünf Solarkraftwerke mit einer Kapazität von

insgesamt 2.000 Megawatt und einer Gesamtinvesti-

tionssumme von zirka 9 Milliarden US-Dollar sollen bis

2020 installiert werden. Damit könnten 18 Prozent der

jährlichen Stromproduktion gedeckt werden. Die Bun -

desregierung unterstützt aktuell die Errichtung eines

500-Megawatt-CSP-Kraftwerks in Quarzazate mit

einem zinsverbilligten Kredit über 80 Millionen Euro.

Ägypten – enormes Windpotenzial

Ägypten verfügt über einige der besten Windstandorte

weltweit. Bei Zafarana hat die Bundesregierung den

Bau des bisher mit Abstand größten Windparks des

Landes unterstützt. Allein in den Windparks am Golf

von Suez und am Golf von el Zayt sind die Errichtung

von mehreren tausend Megawatt Kraftwerkskapazität

geplant. Die notwendigen Übertragungsleitungen für

den Anschluss der Windparks an das nationale Netz

werden aus dem CTF finanziert, der 150 Millionen US-

Dollar für Ägypten bereit stellt.

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E M M I S S I O N S M I N D E R U N G

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Förderung von produktiven Kleinwasserkraftwerken in Nepal.

Klimaschutz in alle Lebensbereiche integrieren

Neben dem Schwerpunkt Energie fragen diePartnerländer auch Unterstützung in ganzspeziellen Bereichen nach: So entsteht zumBeispiel in ungeordneten Abfalldeponien Methan, das 21-mal klimaschädlicher ist alsKohlendioxid. Wenn es abgefangen und durchVerbrennung unschädlich gemacht wird, kanndamit sogar Strom erzeugt werden.

In alten Kühlgeräten lauern wiederum oftKühlflüssigkeiten, die die Ozonschicht zerstörenoder mehr als tausendmal so klimaschädlichsind als Kohlendioxid. Mit groß angelegtenAustauschprogrammen werden ungefährlicheErsatzstoffe eingeführt, obendrein sinkt dieStromrechnung der Verbraucher.

Da der Verkehrssektor mit 13 Prozent beträcht-lich zur globalen Treibhausgasemission beiträgt,

integriert die deutsche Entwicklungspolitikauch die Verbesserung öffentlicher Transport-mittel in ihre Klimaschutzstrategien.

Langfristig denken und frühzeitig umsteuern

Neben dem Einsatz einzelner Technologienarbeiten immer mehr Entwicklungsländer anumfassenden Strategien für ein klimaverträg -liches Wirtschaftswachstum. Darin sind zumBeispiel langfristige Ziele für den Ausbau dererneuerbaren Energien oder den Waldschutzenthalten. Nur wenn die Strategien anspruchs-voll genug sind, kann das 2-Grad-Klimazielnoch eingehalten werden.

Da Deutschland bereits seit Jahren ein Vorreiterin der Klimapolitik ist, stößt die Beratung durchdeutsche Experten auch in Schwellen- und Ent-wicklungsländern auf großes Interesse.

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„Jetzt weiß ich zum ersten Mal, was ein Achtstundentag ist.“

George Mtoli (40), Busfahrer bei Rea Vaya.

Johannesburg – weniger Abgase, mehr Lebensqualität

Staus, Unfälle, Lärm und Luftverschmutzung – das täg-

liche Chaos gehört in vielen Metropolen von Entwick-

lungsländern zum Stadtbild dazu. Die zunehmende

Urbanisierung droht, die Situation zukünftig noch zu

verschlimmern.

Wer kann, versucht dem Stress und der Gefahr zu ent-

gehen, indem er sein eigenes Auto benutzt. Wem aller-

dings die finanziellen Mittel dazu fehlen, ist auf den

öffentlichen Nahverkehr angewiesen. In Entwicklungs-

ländern wird dieser hauptsächlich von veralteten, hoch

emittierenden Fahrzeugen dominiert und läuft meist

unkoordiniert ab – so auch im südafrikanischen Johan-

nesburg.

Transport – entscheidender Faktor beim Klimaschutz

Mit einem Schnellbussystem (Bus Rapid Transit System -

BRTS) wurde ein effizientes und kostengünstiges Massen-

transportmittel gefunden, das die Emissionen nicht

nur in Entwicklungs-, sondern auch in Industrieländern

nachhaltig reduziert. Hauptmerkmal des BRT-Systems

sind eigens dafür vorgesehene Fahrbahnen, die unab-

hängig vom Verkehr auf den übrigen Spuren befahren

werden können. Verstopfte Straßen und Staus gehören

so für die Fahrgäste des BRTS der Vergangenheit an.

Öffentlicher Nahverkehr – Schlüssel zu mehr

Lebensqualität

Emissionsminderung ist bei einem effizienten öffent-

lichen Nahverkehr nur ein Vorteil unter vielen. Der

Zugang zu Arbeit, Krankenhäusern und Geschäften ist

fundamental für die menschliche Entwicklung.

Dadurch trägt ein preiswertes, schnelles und umwelt-

freundliches Massentransportmittel entscheidend zur

urbanen Lebensqualität bei.

Als Fahrzeuge dienen im BRTS energieeffiziente Busse

mit geringem Schadstoffausstoß. Der Fahrgast kauft

und entwertet die Fahrkarte vorab in wettergeschütz-

ten Stationen. Komfortable Buszugänge gewährleisten

einen barrierefreien und reibungslosen Ablauf des Ein-

und Aussteigens. Ein BRT-System bietet damit dasselbe

Niveau an Schnelligkeit und Bequemlichkeit wie eine

Metro oder Straßenbahn. Dies jedoch zu einem Bruch-

teil der Investitionskosten, die wiederum einen günsti-

gen Ticketpreis ermöglichen. Das macht dieses Nah-

verkehrssystem besonders für Entwicklungsländer

interessant.

Rea Vaya – Vorreiter in Afrika

Getauft wurde das Schnellbussystem in Johannesburg

auf den symbolhaften Namen Rea Vaya – Wir bewegen

uns – und ist einzigartig in Afrika. Bei Planung und Kon-

struktion standen Experten der deutschen Entwick-

lungszusammenarbeit der Stadt beratend bei. Auch

finanziell hat das BMZ das Projekt mit zwei Millionen

Euro unterstützt, sodass im August 2009 der erste Bus

seine Jungfernfahrt durch die 4-Millionen-Metropole

antreten konnte. In den nächsten zwei Jahren soll das

Streckennetz auf 120 km erweitert werden. Damit las-

sen sich bis zu 430.000 Passagiere täglich befördern.

Die Stadt Johannesburg hofft, mit dem neuen Nahver-

kehr auch 15 Prozent der Auto fahrenden Mittelklasse

für die CO -ärmere Beförderung zu gewinnen. 2

„Die Busse sind sauber und pünktlich, Taxis unzuverlässig und gefährlich.“

Magret Shimbuzi (46), Kundin des BRT-Services.

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REDD+ - Chance für Klima, Biodiversität und Entwicklung

Bäume wandeln Sonnenstrahlen, Wasser und Kohlendioxid in Sauerstoff um. Damitbinden Wälder große Mengen an CO2. Dieses wird bei der Vernichtung dieser gewal -tigen Kohlenstoffspeicher jedoch wieder abgegeben – mit fatalen Folgen für die Menschen vor Ort und das globale Klima: Rund ein Fünftel der weltweit freigesetztenTreibhausgase stammen aus dem Forstsektor. Waldverlust geht mit dem Verlust vonbiologischer Vielfalt und der ökonomischen Möglichkeiten armer Bevölkerungsgruppeneinher. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, fördert die Bundesregierung densogenannten „REDD+-Ansatz“.

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R E D D +

26

Neben ihrer stabilisierenden Wirkung für unserKlima sind intakte Wälder der Lebensraum fürunzählige Tier- und Pflanzenarten, die oftmalsnur hier ihren angestammten Lebensraumhaben. Wälder regeln den Wasserhaushalt,schützen vor Bodenerosion und liefern lebens-wichtige Ressourcen wie Holz, Nahrung undMedizin. Damit sind sie auch wichtige Einkom-mensquellen für indigene Gruppen und dielokale Bevölkerung.

Doch leider schreitet der weltweite Waldverlustseit Jahrzehnten weiter voran. Die Gründe dafürsind ein Zusammenspiel von Armut, wachsen-dem Bevölkerungsdruck und der Ausweitungvon Agrarflächen für eine steigende Nachfragenach Nahrungsmitteln und Biokraftstoffen. Auchdie Ausbeutung von Bodenschätzen sowie derillegale Holzeinschlag spielen eine große Rolle.

REDD+ stoppt Waldverlust

Um den weltweiten Waldverlust zu stoppen,die nachhaltige Waldbewirtschaftung zu för-dern und die biologische Vielfalt zu erhalten,wurde der REDD+-Ansatz (Reducing Emissionsfrom Deforestation and Forest Degradation) indie internationalen Klimaverhandlungen ein-geführt. Denn alle Partner sind sich einig, dassder Schutz von Wäldern und anderen Ökosyste-men einen entscheidenden Beitrag zum Klima-schutz leistet. Waldschutz hilft zusätzlich, dieLebensgrundlagen für einen großen sowiearmen Teil der Weltbevölkerung zu erhaltenund dem Aussterben von Tier- und Pflanzen -arten wirksam zu begegnen.

Das Konzept: REDD+ schafft Anreize für denErhalt und die Aufforstung von Wäldern alsKohlenstoffspeicher. Bei diesem transparentenund nachprüfbaren System erhalten waldreicheEntwicklungsländer Kompensationszahlungenfür nachgewiesene Emissionseinsparungen.

Brasilien – Schatzkammer der Erde

Jaguar, Tukan und Flussdelfin – das sind nur einige der

zahlreichen Tierarten, die im Amazonasgebiet leben.

Neben rund 4.700 Vogel-, Säugetier- und Fischgattungen

beherbergt der größte Regenwald der Erde zirka 40.000

Pflanzensorten. Vor allem aber ist er für mehr als 320

verschiedene indigene Bevölkerungsgruppen ein natür-

liches Zuhause. Mit einer Fläche von knapp 5.200.000

km2 macht Amazonien 60 Prozent der Gesamtfläche

Brasiliens aus und ist größer als die Europäische Union.

Viele Gebiete sind bis heute noch unerforscht.

Biodiversität bedroht

Die unermessliche Artenvielfalt in diesem beeindru-

ckenden Naturerbe ist jedoch seit Langem bedroht:

Wälder mussten Weideflächen für Rinder und Anbauflä-

chen für Soja und Mais weichen und sollten der Holzge-

winnung dienen. Auch der Bergbau, die Errichtung von

Staudämmen sowie illegale Landaneignungen führen

zu zunehmender Entwaldung.

Die Regenwälder entlang der Mata Atlântica, der Atlan-

tikküste Brasiliens, sind ebenfalls durch Besiedelung,

Landwirtschaft und industrielle Zentren stark gefährdet.

Bis zum Jahr 2008 waren in Amazonien bereits 18 Pro-

zent, im Biodiversity-Hotspot Mata Atlântica über 90

Prozent der Waldfläche verschwunden.

Grüne Lunge der Erde

Doch nicht nur die Bedrohung der indigenen Bevölke-

rung und der Biodiversität stellen ein großes Problem

dar. Auch für das globale Klima spielt der brasilianische

Regenwald eine entscheidende Rolle: Waldbrände und

illegale Abholzung führen zu erhöhten CO2-Emissionen

und tragen somit zur Klimaerwärmung bei. Die Entwal-

dung Amazoniens ist für knapp 60 Prozent der brasilia-

nischen Treibhausgasemissionen verantwortlich: Klima-

schutz bedeutet für Brasilien daher Tropenwaldschutz.

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Deutschland unterstützt Brasiliens

Klimaschutzziele

Brasilien hat sich hohe Klimaschutzziele gesetzt: Bis

2020 will Brasilien seine Treibhausgasemissionen um

bis zu 39 Prozent gegenüber 2005 senken. Um dieses

Ziel zu erreichen, soll unter anderem die Entwaldungs-

rate in Amazonien um 80  Prozent gesenkt werden.

Auch muss Brasilien seinen Verpflichtungen aus dem

Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD)

nachkommen. Um diese ehrgeizigen Ziele zu errei-

chen, arbeitet das Land eng mit der Bundesregierung

zusammen. Seit Mitte der 90er-Jahre befasst sich eine

Reihe von Projekten der Bundesregierung mit unter-

schiedlichen Aspekten des Waldschutzes. Insgesamt

hat Deutschland bereits mehr als 338 Millionen Euro in

den Schutz des brasilianischen Regenwaldes investiert.

Während der letzten Jahre haben sich Brasiliens

Anstrengungen ausgezahlt: die Entwaldungsrate wurde

bereits erheblich reduziert und Brasilien ist auf gutem

Wege, sein Ziel zu erreichen.

Indianer- und Naturschutzgebiete:

Natürliche Barriere gegen Entwaldung

Bisher wurden in Amazonien und in der Mata Atlântica

mit Unterstützung der deutschen Entwicklungszusam-

menarbeit 128 Naturschutzparks mit über 220.000 km2

Fläche geschaffen sowie 115 Indianergebiete mit einer

Fläche von 44 Millionen Hektar ausgewiesen. Dadurch

wird einerseits die Existenzgrundlage der dort lebenden

indigenen Völker gesichert und andererseits der Ent-

waldung effektiv vorgebeugt. Da auch der Großteil der

Waldrodung illegal geschieht, setzt man Funkstationen

und Satellitentechnologie zur besseren Überwachung

des unüberschaubaren Waldgebietes ein.

Wirtschaftlicher Nutzen wichtig

Um den langfristigen Erfolg von Schutzgebieten zu

gewährleisten, müssen jedoch auch wirtschaftliche

Vorteile für die lokalen Gemeinschaften entstehen.

Deshalb wurden in über 500 Kleinprojekten gemeinsam

Möglichkeiten zu umweltverträglichem und nachhalti-

gen Wirtschaften erarbeitet. Im Zuge von öffentlich-

privaten Partnerschaften (PPPs) wurden erfolgreich

neue Ideen vermarktet und nachhaltige Arbeitsplätze

für die Bewohner des Regenwaldes geschaffen.

„Die deutsch-brasilianische Zusam menarbeit ist für Brasilien sehr wichtig bei der Bekämpfung

des Klimawandels. Durch verschie dene Projekte in Amazonien und in der Mata Atlântica sowie

durch die Unterstützung des Amazonienfonds für Wald- und Klimaschutz ist die Bundesregierung

stark daran beteiligt, Emissionen aus Entwaldung in Brasilien zu verringern.“

Thais Juvenal, Direktorin für Klimawandel, Sekretariat für Klimawandel und Umweltqualität,

Brasilianisches Umweltministerium.

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R E D D +

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Die zunehmende Entwaldung der Tropenwälder treibt den Klimawandel voran und gefährdet die Lebensgrund -

lagen lokaler Bevölkerungsgruppen.

durch Waldschutz und Aufforstung. DieserAnsatz birgt großes Potenzial und fördertzudem eine nachhaltige wirtschaftliche undsoziale Entwicklung der Tropenwaldländer.

Über 350 Millionen Euro für denWaldschutz

Im Rahmen der internationalen Zusammenar-beit engagiert sich Deutschland seit vielen Jah-ren erfolgreich für den Waldschutz. Auf demPetersberger Klimadialog in Bonn und im Rah-men des Gründungstreffens der Interim REDD+-Partnership in Oslo im Mai 2010 hat die Bundes-regierung zugesichert, rund 30 Prozent der 1,26

Milliarden Euro für klimawirksame Sofortmaß-nahmen für REDD+ bereitzustellen. Das bedeutetüber 350 Millionen Euro für den Waldschutz.

Darüber hinaus beteiligt sich das BMZ an derEinrichtung und mit bis zu 54 Millionen Euroan der Finanzierung der multilateralen Wald-kohlenstoff-Partnerschaftsfazilität (Forest Car-bon Partnership Facility - FCPF) der Weltbank,die wichtige Standards und Maßstäbe für natio-nale REDD+-Programme entwickelt und pilot -hafte Kompensationszahlungen bei erfolgreicherReduzierung von Emissionen aus Waldzerstörungvorbereitet. Dies steigert auch die finanzielleAttraktivität von Waldschutz für Entwicklungs-länder.

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„Oft wird Menschen über Konzepte der Entwicklungszusammenarbeit geholfen, Produkte herzustellen.

Sie finden dann jedoch keinen Abnehmer dafür. Es wird viel investiert, ohne dass ein nachhaltiger privat-

wirtschaftlicher Erfolg da ist. In diesem Fall ist der wirtschaftliche Erfolg durch uns gegeben und

führt nachhaltig zu Einkommen der Fluss uferbewohner.“

Wolf Kropp-Büttner, Geschäftsführer des Schokoladen herstellers Hachez.

Cacau Nativo do Purus - Einkommen sichern durch Nischenmärkte

Im dichten Dschungel im Süden des Amazonas wächst

die wilde Kakaopflanze. Im April ernten die dort ansäs-

sigen Indianer die melonenartigen Früchte. Nach der

Trocknung werden die Kakaobohnen in Säcke verpackt

und nach Bremen verschifft, wo der deutsche Schoko-

ladenfabrikant Hachez seine Wild Cocoa-Schokolade

daraus herstellt. Die Sorte ist limitiert, da es sich um ein

Wildprodukt handelt, dessen Angebot begrenzt ist.

Der Aufwand für die Kakaosammlung ist größer als bei

herkömmlichem Plantagenkakao, deshalb muss die

Schokolade teurer verkauft werden.

Arbeitsplätze schaffen, Klima schützen

Durch die öffentlich-private Partnerschaft des Projek-

tes Cacau Nativo do Purus werden Einkommensmög-

lichkeiten für lokale Gemeinden diversifiziert, gleich-

zeitig bekommt der Erhalt des Regenwaldes einen

wirtschaftlichen Nutzen. So können heutige und

zukünftige Generationen die natürlichen Ressourcen

des Waldes auf nachhaltige Weise nutzen und der Wald

bleibt als Kohlenstoffspeicher erhalten.

Der 48-jährige José Camilo aus São Sebastião wurde

darin ausgebildet, Kakao nachhaltig zu bewirtschaften.

Nun leitet er selbst die Ausbildungsworkshops.

„Für mich ist alles wichtig, was mit der Nutzung von einheimischen Pflanzen und der Natur zu tun hat. Ich bin sehr

mit ihr verbunden und war immer gegen die Zerstörung des Waldes. Wir wissen, dass die Kleinbauern den Wald

nicht zerstören, während sie sich um den einheimischen Kakao kümmern. Wenn sie nach der Teilnahme an unseren

Workshops rund um ihr Haus einen halben Hektar mehr mit Kakao bepflanzen und dadurch wieder aufforsten,

macht mich das sehr glücklich. Dann weiß ich: Ich helfe nicht nur mir, sondern dem ganzen Planeten.“

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R E D D +

Projekte vor Ort beteiligen dieBevölkerung

Schon heute unterstützt Deutschland Projektevor Ort, die Strategien für REDD+ entwickeln.Diese müssen zunächst die geeigneten recht-lichen, finanziellen und institutionellen Rah-menbedingungen (REDD readiness) herstellen.In diesen Vorhaben leisten Fachleute politischeBeratung, vermitteln technisches Wissen undunterstützen beim Aufbau von Institutionen.Dazu gehören Forschungseinrichtungen zuden Themen Waldschutz genauso wie Behör-den, Ministerien und andere Organisationen,die sich vor Ort für den Erhalt des Waldbestan-des einsetzen. Die Projekte stellen notwendigeInvestitionsmittel zur Verfügung und fördernden Erfahrungs- und Wissensaustausch. Einwichtiger Erfolgsfaktor: Bevölkerungsgruppen,die auf Wälder als Heimat, Arbeitsstätte oderNahrungslieferant angewiesen sind, werdenaktiv beteiligt und ihre speziellen Bedürfnisseberücksichtigt.

Deutschland gibt wichtige Impulse

Die Bundesregierung spielt eine impulsgebendeRolle bei der Einrichtung, Ausgestaltung undStartfinanzierung der FCPF. Dabei kann sie aufErfahrungen aus anderen internationalen Initi-ativen des Waldschutzes zurückgreifen. DieFCPF begleitet in 37 Partnerländern die Ent-wicklung nationaler REDD+-Strategien undden Aufbau der notwendigen Kapazitäten, umREDD readiness zu erreichen. Auch entwickeltsie Qualitätsstandards für REDD+ und schaffteine zentrale Lernplattform, von der Partner-länder, Zivilgesellschaft und Geber profitieren.

Arten schützen und natürliche Ressourcen erhalten

Deutschland unterstützt maßgeblich das 1992beschlossene Übereinkommen über die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diver-sity - CBD). Die Ziele sind die Erhaltung der bio-logischen Vielfalt, ihre nachhaltige Nutzungund die gerechte Aufteilung der Vorteile aus derNutzung genetischer Ressourcen. Speziell fürdie Erreichung dieser Ziele hat BundeskanzlerinAngela Merkel im Jahr 2008 zugesagt, dassDeutschland bis 2012 zusätzlich 500 MillionenEuro für den Schutz der Wälder und andererÖkosysteme einsetzen wird. Ab 2013 sollen essogar 500 Millionen Euro jährlich sein.

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Entwicklungspartnerschaften –gemeinsam schneller zum ZielEntwicklung und Wirtschaft sind untrennbar miteinander verbunden. Unternehme -risches Engagement ist daher auch im Kampf gegen den Klimawandel entscheidend.

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E N T W I C K L U N G S P A R T N E R S C H A F T E N

Aufbau von personellen Kapazitäten in Partnerländern: Experten besichtigen ein Umspannwerk in Brasilien.

Auch wenn Deutschland der größte Geber fürden Klimaschutz ist, reichen öffentliche Mittelallein nicht aus, um die Millenniumsentwick-lungsziele bis zum Jahr 2015 zu verwirklichen.

Ob Windparks in Ägypten, Wetterversicherun-gen für ghanaische Kleinbauern oder fairgehandelter Kaffee aus Mexiko – die Mitgestal-tung von klimabezogenen Projekten in Ent-wicklungs- und Schwellenländern bietet auchfür die Privatwirtschaft viele Vorteile: Unter-nehmen erschließen sich für ihre Technologienneue Märkte und gewinnen neue Partner.

Geschäftsmodell der Zukunft

Damit finanzielles Engagement für die Privatwirt-schaft attraktiv wird, müssen Anreize geschaffenwerden, wie etwa die Förderung und Stabilisie-rung gesetzlicher Rahmenbedingungen oderder Aufbau wirtschaftlicher Beziehungen.

Das BMZ hat bereits im Jahr 1999 ein Programmfür Entwicklungspartnerschaften (PPPs) mit derWirtschaft entwickelt, das 2009 überarbeitet

wurde und nun unter dem Namen develoPPP.deläuft. Das Programm trägt auch dazu bei, gemein-sam mit der Privatwirtschaft klimapolitischeZiele wie Anpassung an den Klimawandel oderden effizienten Einsatz erneuerbarer Energienzu verwirklichen.

Im Fokus stehen dabei Unternehmen, dieUmwelttechnik einführen, land- und forstwirt-schaftliche Flächen nachhaltig bewirtschaftenoder Finanzinstrumente wie Wetterversiche-rungen entwickeln wollen.

Öffentliche Finanzierung privaten Engagements

Die deutsche Entwicklungspolitik trägt damitzur Senkung von Transaktionskosten unterneh-merischer Initiativen bei. Gleichzeitig erwartetsie Eigenverantwortung von den Partnerländern,um unternehmensförderliche Bedingungen zuschaffen.

Klimaschutzprojekte werden sowohl finanziellals auch personell während der gesamten Pla-

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E N T W I C K L U N G S P A R T N E R S C H A F T E N

Wirtschaftskooperationen als Chance

für die Landwirtschaft

In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern kämpfen

Kleinbauern bereits heute mit den Folgen des Klima-

wandels: Wasserknappheit, Dürren und geringere Boden-

fruchtbarkeit. Gerade Kaffee und Tee sind besonders

empfindlich – Dürren während der Blütezeit oder heftige

Regenfälle schädigen die Plantagen. Das BMZ und das

britische Fairtrade-Unternehmen Cafédirect unter-

stützten Kaffee- und Teebauern in Mexiko, Nicaragua,

Peru und Kenia bei der Entwicklung von Anpassungs-

strategien an den Klimawandel. Diese Wirtschaftskoo-

peration im Bereich Anpassung an den Klimawandel ist

bisher einzigartig.

Praktische Anpassung

Mit lokalen und internationalen Experten erarbeiteten

Kleinbauern Konzepte, wie sie die Produktion an

die veränderten klimatischen

Bedingungen anpassen sowie

einen Zugang zu Finanz ins -

trumenten und technischer

Beratung finden können.

Es wurden beispielsweise Hec -

ken bepflanzt, um die Boden-

erosion zu verhindern oder

Solartrockner gebaut, um die

Kaffeeernte vor Regenfällen

zu schützen. Lokale Wettersta-

tionen wurden ebenfalls er -

richtet, um für die Landwirte

nützliche Infor mationen über

Klimaveränderungen zu sam-

meln.

Nachhaltige Breitenwirkung

Besonders wichtig war auch die Öffentlichkeits arbeit,

um Kleinbauernorganisationen für die Anpassung an

den Klimawandel zu sensibilisieren. In Workshops eig-

neten sich die Landwirte Wissen über den Klimawandel

sowie nötige Anpassungsstrategien an. Einige der Teil-

nehmer wurden ebenfalls zu Trainern ausgebildet, um

das Wissen über Anpassungsstrategien weiteren Klein-

bauern zu vermitteln.

Sicherung von Einkommen

und Nahrungsversorgung

Alle Pilotgruppen haben es geschafft, durch die Eta-

blierung eines nachhaltigen und effizienten Kaffee-

und Teeanbaus ihre Risiken zu mindern. Die Ernteerträge

sind stabilisiert, das Einkommen ist gesichert und auch

die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln verbessert.

Viele Projekte werden auch nach Beendigung des Pro-

gramms ohne externe Finanzierung fortgesetzt.

Solartrockner schützen Kaffee in Mexiko vor Regen.

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E N T W I C K L U N G S P A R T N E R S C H A F T E N

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nungs- sowie Realisierungsphase gefördert.Dabei stellen deutsche Experten spezifi-sches Fachwissen über die Partnerländersowie nützliche Beziehungen zu Politikund Wirtschaft zur Verfügung.

„Meine Teefarm bedeutet alles für mich und meine Familie“

Wie stark der Klimawandel die Bedingungen für den Teeanbau ver-

schlechtert hat, weiß Andrew Kobia Ethuru ganz genau. Seit über

30 Jahren betreibt der Ingenieur gemeinsam mit seiner Frau eine

Teefarm in Michimikuru bei Meru in Kenia. Damals überlebte noch

fast die gesamte Aussaat, erinnert er sich heute: „Solange es genug

Regen gab, war auch der Teeanbau sehr ergiebig – wir konnten

damit für unseren Lebensunterhalt sorgen.“ Das hat sich jedoch in

den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt: „Die Nieder-

schläge sind jetzt unberechenbar und der Zyklus der Jahreszeiten

ändert sich – ein Zyklus, von dem unsere Nahrungsmittelversor-

gung und unser Einkommen abhängt.“ Insgesamt haben die extre-

meren Klimabedingungen die Ernteerträge seitdem halbiert.

„Auch Krankheiten wie Malaria, die es früher hier nicht gab, sind

jetzt aufgrund der steigenden Temperaturen weit verbreitet“ fügt

der Familienvater hinzu.

Teebauer Andrew Ethuru ist stolz auf seine Ernte.

Durch das Programm zur Anpassung an den Klimawandel hat sich

für Andrew Ethuru viel verbessert. Er ist mittlerweile Vorstandsmit-

glied in der ortsansässigen Teefabrik, dem Erstabnehmer für die

Teebauern in Michimikuru und Teilnehmer der Wirtschaftspartner-

schaft. Gleichzeitig sitzt er auch im Vorstand des britischen Fair-

trade-Unternehmens Cafédirect, mit dessen Hilfe der Teeanbau in

Michimikuru 2007 für den „fairen Handel“ zertifiziert wurde. „Das

Programm war für uns sehr erfolgreich und wir setzen es auch

nach dem Ende der offiziellen Projektphase fort“, bilanziert Ethuru.

Klima wird wertvoll

Im Kyoto-Protokoll wurde der Mechanis -mus für umweltverträg liche Entwicklung(Clean Development Mechanism - CDM)vereinbart. Unternehmen aus Industrielän-dern investieren in Klimaschutzmaßnah-men in Entwicklungsländern und erhaltendafür sogenannte Emissionsminderungs-zertifikate. Diese Zertifikate können dieUnternehmen entweder einsetzen, umihre Klimaschutzziele innerhalb des EU-Emissionshandels zu erfüllen, oder siekönnen die Zertifikate auf dem Kohlen-stoffmarkt verkaufen. Mit den Emissions-zertifikaten wurde ein neues Gut geschaf-fen: So rechnet sich Klimaschutz für dieUnternehmen.

Auf diese Weise fördern CDM-Projektenicht nur eine nachhaltige Entwicklung,sondern tragen auch zu Auslandsinvesti-tionen, Technologietransfer und vor allemzu einer klimafreundlichen Wirtschaft inden Entwicklungsländern bei. Für Privat-unternehmen ist der CDM jedoch nichtnur aus Kostengründen so attraktiv. CDM-Projekte können auch helfen, neue Märktein Entwicklungsländern zu erschließenund neue Unternehmenspartner zugewinnen.

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E N T W I C K L U N G S P A R T N E R S C H A F T E N

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„Eine Herausforderung wie den Klimawandel kann man nur in Partnerschaft bewältigen.“

Thomas Loster, Geschäfts führer der Münchner Rück Stiftung.

I n t e r v i e w

Das Rückversicherungsunternehmen Munich Re hat 2005 eine Stiftung ins Leben gerufen, die über-

wiegend in Entwicklungsländern aktiv ist. Sowohl die Versicherungsgesellschaft als auch die dazuge-

hörige Stiftung sind schon lange mit dem Thema Klimawandel konfrontiert. Thomas Loster, Geschäfts -

führer der Münchner Rück Stiftung, über die Rolle von privaten Akteuren beim Klimaschutz und der

Anpassung an den Klimawandel:

Wie profitieren private Unternehmen von

Wirtschaftskooperationen?

Große Unternehmen machen globale Geschäfte –

sie tragen auch eine soziale Verantwortung, global

etwas zurückzugeben. Auch die Reputation der

Unternehmen kann dadurch steigen.

Ein Unternehmen wie Munich Re beschäftigt sich

nicht nur ausschließlich mit Ländern, in denen es

hochentwickelte Versicherungsmärkte gibt. So ent-

stehen auch Kontakte, die später von Nutzen sein

könnten.

Welche Versicherungsmodelle kommen im

Klima bereich zum Einsatz?

Es gibt verschiedenste Modelle im Bereich der

Mikroversicherungen wie zum Beispiel Regenindex-

versicherungen für Kleinbauern, die von Dürre

betroffen sind. Aber auch neue Lösungen: Bauern in

armen Ländern nehmen beispielsweise oft Mikro-

kredite auf, um sich geschäftlich zu entwickeln.

Wenn der Regen ausbleibt oder es zu viel regnet,

entsteht für sie großer Schaden. Die Gefahr besteht,

dass die Landwirte den Kredit nicht zurück bezahlen

können. Für diesen Fall hat Munich Re eine Deckung

entwickelt, damit das Mikrokreditgeschäft nicht

durch ein Extremereignis in arge Mitleidenschaft

gezogen wird.

Wie unterstützt Sie die deutsche

Entwicklungszusammenarbeit?

Wir in der Stiftung, aber auch die Fachexperten in

Munich Re, profitieren vom enormen Wissen der

deutschen Entwicklungsexperten. Sie kennen die

politischen und kulturellen Verhältnisse sowie Ent-

wicklungsaspekte in den Ländern. Wir könnten Pro-

jekte nicht erfolgreich durchführen, hätten wir nicht

solche kompetenten Partner vor Ort.

Als großes Hindernis erweist sich jedoch häufigder Mangel an Wissen und Technologien. Sowohldie komplexen technisch-physikalischen Berech-nungen als auch die Registrierung von CDM-Projekten sind für viele Länder Neuland. Hier

leisten deutsche Experten für Entwicklungs -zusammenarbeit und Unternehmen, die aufUmwelttechnologien spezialisiert sind, ent-scheidende Hilfestellungen.

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Landwirtschaft – Beziehungen als Plus

Gerade in den Entwicklungsländern hängt dasÜberleben eines Großteils der Bevölkerung vonder Landwirtschaft ab. Sie ist die wichtigste Quel-le für Nahrung, Einkommen und Beschäftigung.Der Klimawandel bedroht die Nahrungsmittel-versorgung in vielen Erdteilen bereits heute:

Dürren, Hitze und verstärkte Niederschläge füh-ren zu Bodenerosion, Vermehrung von Schädlin-gen und damit zu schlechten Ernten.

Mit der Etablierung von Qualitätsstandards, derErschließung unfruchtbar gewordener Felderoder durch die Einführung von Wetterversiche-rungen soll die zukünftige Nahrungsversor-gung gesichert werden.

In Ghana unterstützt das BMZ bei-spielsweise die Anpassungs fähigkeitin ländlichen Regionen durch dieBereitstellung neuartiger Finanzin-strumente. Um durch Wetterextremewie Dürren oder Überschwemmun-gen verursachte Ernteverluste besserbewältigen zu können, werden starkvereinfachte Wetter ver sicherungs -sys teme entwickelt, die auch fürarme Bauern erschwinglich sind.Nationale sowie internationale(Rück-)Versicherungs gesell schaftenarbeiten dabei eng zusammen.

Gemeinsam für die Zukunft

Von Wirtschaftskooperationen pro-fitieren alle: Unternehmen, weil sieneue Abatzmöglichkeiten erschlie-ßen, Entwicklungsländer, weil dieUnternehmen Beschäftigung schaf-fen sowie Einkommen sichern undschließlich die ganze Welt, da durchden Einsatz grüner Technologienund nachhaltiger Produktionsweisenaktiver Klimaschutz betrieben wird.

CDM – effektives Mittel für den Klimaschutz in Entwicklungsländern

Das BMZ unterstützt Entwicklungsländer seit vielen Jahren,

damit diese die Chancen des Mechanismus für umweltver-

trägliche Entwicklung (CDM) besser nutzen können. Zum

Beispiel wurden in Ghana, Indien, Indonesien, Südafrika und

Tunesien die nationalen Genehmigungsbehörden für den

CDM mit deutscher Unterstützung aufgebaut. Zurzeit kon-

zentriert sich die Unterstützung darauf, auch kleinere CDM-

Projekte zu ermöglichen, wie zum Beispiel die Installation

von Solaranlagen auf Hausdächern zur Warmwasserberei-

tung. Durch solche Projekte verbessert der CDM auch die

Energieversorgung ärmerer Bevölkerungsschichten.

In den internationalen Klimaverhandlungen setzt sich die

Bundesregierung dafür ein, dass der CDM schrittweise zu

einem globalen Kohlenstoffmarkt ausgebaut wird. Ökono-

misch fortgeschrittene Entwicklungsländer sollen sich

zukünftig Klimaschutzziele für ganze Sektoren setzen – bei-

spielsweise für die Aluminium- oder Zementherstellung –

und am Emissionshandel teilnehmen können.

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Klimafinanzierung - Deutschland als verantwortungsvoller Partner Die Begrenzung des Klimawandels und seiner Folgen erfordert hohe Investitionen.Auch finanziell übernimmt Deutschland seine Verantwortung und fördert den Klima-schutz sowie die Anpassung an den Klimawandel.

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K L I M A F I N A N Z I E R U N G

Fast-Start-Finanzierung der Bundesregierung (Planung für 2010 – 2012)

■ Minderung ■ Anpassung ■ REDD+

Damit Entwicklungsländer ihre Treibhausgas-emissionen verringern und sich an den Klima-wandel anpassen können, benötigen sie finan-zielle Unterstützung. Die Industrienationensind sich dabei ihrer Verantwortung bewusstund haben diese mit der Zusage weiterer Geld-mittel im Bali-Aktionsplan 2007 und in derKopenhagen-Vereinbarung 2009 bekräftigt.

Deutschland beteiligt sich an dieser Unterstüt-zung mit einem beträchtlichen Anteil: Allein im

Jahr 2009 hat die Bundesregie-rung rund eine Milliarde Euroin den Klimaschutz investiert.Zur sogenannten Fast-start-Initiative, die auf dem Kopen-hagener Klimagipfel verhan-delt wurde, stellt die Bundes -regierung für die Jahre 2010 bis2012 weitere 1,26 MilliardenEuro bereit. Diese Mittel sindzusätzlich zu den bisherigenBemühungen zum Klima-schutz. Sie fließen in einem aus-gewogenen Verhältnis in Min-

derungs-, Anpassungs- und Waldschutzmaßnah-men. Im Jahr 2010 stellte Deutschland bereitseinen ersten Teil dieser Fast-start-Gelder in Höhevon 356 Millionen Euro zur Verfügung.

Fahrplan der Bundesregierung – bilateral und multilateral investieren

Deutschland setzt bei der Klimafinanzierungsowohl auf bilaterale als auch multilateraleZusammenarbeit.

Klimaengagement des BMZ seit 2005

1400

1200

1000

800

600

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200

0

Betr

ag in

Mill

ione

n Eu

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2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011* 2012*

*Planzahlen

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K L I M A F I N A N Z I E R U N G

Ein Blick an den Verhandlungstisch der GEF

Matthias Seiche,

Referat Klimapolitik und

Klimafinanzierung, BMZ

Die Globale Umweltfazilität ist ein wichtiges internationales Finanzierungs -

instrument für den Klimaschutz. Um gemeinsam einen effektiven und gerechten

Einsatz der Geldmittel zu bestimmen, ist es ein langer Weg. Matthias Seiche

sitzt für Deutschland mit am Verhandlungstisch.

Am Ende steht ein Abkommen zwischen der Bundesregierung und der GEF.

Aber welche Schritte sind davor notwendig?

Zwischen dem ersten Entwurf des Bundeshaushalts bis zur endgültigen Ver-

tragsunterzeichnung mit der GEF stehen viele Etappen. Dabei achten alle

Akteure – von den Bundestagsabgeordneten bis zum Ministerium – auf die

Balance zwischen einem möglichst hohen Beitrag für den globalen Umwelt-

schutz und dem verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern.

Wie kommt es zum Konsens mit den anderen Mitgliedern der GEF?

Die unterschiedlichen Interessen der Nationen in der großen Verhandlungsrunde zu vereinen, gleicht mit-

unter der Quadratur des Kreises. Einigungen kann man deshalb manchmal nur in Einzelgesprächen erzielen.

Dabei hilft, dass wir mit weniger als hundert Delegierten – je zur Hälfte aus Entwicklungs- und Industrielän-

dern – eine überschaubare Gruppe sind. Doch Ausdauer lohnt sich: Nach der letzten Verhandlungsrunde

erhöhten die Geber ihre Beiträge gemeinsam um rund 50 Prozent – ein beachtlicher Erfolg!

Nach erfolgreichen Verhandlungen: Wie geht es weiter?

Als drittgrößter Beitragszahler legt Deutschland besonderen Wert auf eine wirksame Umsetzung der Projekte.

Fast hundert Vorhaben werden jedes Jahr von den Experten der deutschen Durchführungsorganisationen

geprüft. Erst wenn Faktoren wie zum Beispiel der langfristige Beitrag für den globalen Umweltschutz oder

die Eigenleistungen des Entwicklungslandes zufrieden stellend geklärt wurden, geben wir grünes Licht.

Den größten Anteil tätigt der Bund momentanin bilateralen Projekten. So flossen 2009 mehrals 800 Millionen Euro in Anpassungs- undMinderungsprogramme in P artnerländern.Hinzu kamen knapp 100 Millionen Euro überdie Internationale Klimaschutzinitiative (IKI),die Klimaschutzprojekte mit Erlösen aus demEmissionshandel finanziert.

Neben Programmen, die eigens von Deutsch-land initiiert sind, spielen auch multilaterale

Mechanismen eine wichtige Rolle bei derFinanzierung von Klimaprojekten in Entwick-lungsländern.

Globale Umweltfazilität - Finanzierungs -instrument der Klimarahmenkonvention

Die Globale Umweltfazilität (Global Environ-ment Facility - GEF) als offizieller Finanzierungs-mechanismus der Klimarahmenkonvention hatbisher über 2,5 Milliarden Euro für Klimaprojekte

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K L I M A F I N A N Z I E R U N G

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in 165 Ländern bereitgestellt. Deutschland istmit einem Beitrag von 347 Millionen Euro inder Finanzierungsperiode von 2010 bis 2014 derdrittgrößte Geber. Unter dem Dach der GEFwurden zwei weitere Fonds eingerichtet, die aufdie Finanzierung von Anpassungsprogrammenspezialisiert sind: der Fonds für die am wenigstenentwickelten Länder (Least Developed CountriesFund - LDCF) sowie der Sonderfonds Klimawan-del (Special Climate Change Fund - SCCF). DieBundesregierung gehört zu den Hauptbeitrags-zahlern dieser Fonds.

Anpassungsfonds – Minderungserlöse für Anpassungsprojekte

Der Anpassungsfonds (Adaptation Fund - AF)unter dem Kyoto-Protokoll finanziert sich übereine Abgabe in Höhe von zwei Prozent auf dieEmissionszertifikate des CDM. Diese Verkaufs -erlöse sind zur Anpassung an den Klimawandelin Entwicklungsländern bestimmt. Deutschlandunterstützt den Anpassungsfonds im Jahr 2010mit einer Summe von 10 Millionen Euro. Auchträgt es zu dessen Operationalisierung bei, indemes die Rechtsfähigkeit des Anpassungsfonds-Rates in Deutschland gesetzlich verankert.

Klimainvestitionsfonds der Weltbank – klimafreundliche Umgestaltung der Wirtschaft

Ziel der Klimainvestitionsfonds (Climate Invest-ment Funds – CIF) der Weltbank ist es, zeitnaheine erhöhte Finanzierung von Klimaprojektenin Entwicklungsländern zu ermöglichen. Zuden bislang zugesagten 6,3 Milliarden US-Dol-lar trägt Deutschland 550 Millionen Euro bei.

Die CIFs sind aufgeteilt in den Fonds für saubereTechnologie (Clean Technology Fund – CTF)und den Strategischen Klimafonds (StrategicClimate Fund – SCF). Mit den Geldern des CTF,insgesamt zirka 4,3 Milliarden US-Dollar, werdenProgramme für treibhausgasreduzierendeTechnologien in Entwicklungs- und Schwellen-ländern finanziert. Der SCF wiederum unter-teilt sich in mehrere Unterfonds, wie zum Beispiel das Pilotprogramm für Klimaanpassung(Pilot Program for Climate Resilience - PPCR),wozu Deutschland 50 Millionen Euro beiträgt.

Europäische Kooperationen

Als wichtigstes Finanzinstrument der europä -ischen Entwicklungszusammenarbeit fördertder Europäische Entwicklungsfonds (EEF) auchProjekte im Klimabereich. Deutschland ist dergrößte Beitragszahler des EEF sowie des EU-Haushalts.

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Abkürzungsverzeichnis:

AF Anpassungsfonds - Adaptation FundBMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und EntwicklungCBD Übereinkommen über die biologische Vielfalt - Convention on Biological DiversityCDM Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung - Clean Development MechanismCTF Fonds für saubere Technologie - Clean Technology FundEEF Europäischer EntwicklungfondsEIT Transformationsländer - Economies in transition EU Europäische UnionFCPF Waldkohlenstoff-Partnerschaftsfazilität - Forest Carbon Partnership FacilityGEF Globale Umweltfazilität - Global Environment FacilityTHG TreibhausgasIKI Internationale KlimaschutzinitiativeIPCC Intergovernmental Panel on Climate ChangeLDCF Fonds für die am wenigsten entwickelten Länder - Least Developed Countries FundIPCC Intergovernmental Panel on Climate ChangeMDGs Millenium Development GoalsPPCR Pilotprogramm für Klimaanpassung - Pilot Program for Climate ResilianceREDD+ Reducing Emissions from Deforestation and Forest DegradationKMU Kleine und Mittlere UnternehmenSCCF Sonderfonds Klimawandel - Special Climate Change FundSCF Strategischer Klimafonds - Strategic Climate FundSIDS Small Island Development StatesUNFCCC Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen

- United Nations Framework Convention on Climate Change

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S P I E L A N L E I T U N G

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Klimaoptimismus oder -pessimismus? Sie haben die Karten in der Hand!Sich informieren ist gut, aktiv handeln ist besser! Wir haben dieser Broschüre ein Kartenset beigefügt, das Ihnen die Faktoren, die den Klimawandel maßgeblich beeinflussen, buchstäblichan die Hand gibt.

Diese Karten zum Thema Klima und Entwick-lung können Sie wie ein Quartett spielen undsich so auf einfache Weise mit den komplexenZusammenhängen des Klimawandels ausein-andersetzen.

Spielen Sie Ihren Einfluss aus und sprechen Siemit Ihren Freunden und Bekannten über dieMöglichkeiten, die Sie haben, selbst einenaktiven Beitrag zum Klimaschut z zu leisten.

Die Spielregeln:

Ein Set besteht aus je einer Fakten-, einer Strate-gie- und einer Beitrags-Karte in den Farben Blau,Gelb und Grün.

Die Karten werden gemischt und verteilt.Anschließend kann der erste Spieler von einembeliebigen Mitspieler eine ihm fehlende Karte

erfragen. Hat der Angesprochene die gewünschteKarte, muss er sie dem Fragenden abgeben.

Der Spieler, der an der Reihe ist, kann so langefragen, bis der Angesprochene eine geforderteKarte nicht besitzt. Anschließend ist der erfolg-los angesprochene Spieler selbst an der Reihe.Sobald ein Spieler ein Set zusammen hat, legt erdieses ab.

Ist man im Besitz der Optimistenkarte, kann manein unvollständiges Set damit komplettieren.Ist man im Besitz der Pessimistenkarte, hat maneines seiner kompletten Sets an den Gegenspielerabzugeben. Ist man im Besitz beider Karten,heben sie sich auf und man kann sie einfachablegen.

Sieger ist der Spieler, der am Ende die meistenSets gesammelt hat.

Klima 2.0 - Klimawandel interaktiv erfahrenWir hoffen, Ihnen mit dieser Broschüre einen umfassenden Überblick über das Thema Klimawandelund Entwicklung sowie das Engagement des BMZ in diesem Bereich gegeben zu haben.

Weitere Infos zum Thema, interaktive Spiele und Bildungsangebote finden Sie auf den regelmäßigaktualisierten Internetseiten des BMZ: www.bmz.de.

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Die Fakten:Wald

Gefahr für Wald und Artenvielfalt Knapp 13 Mio. Hektar Wald werden jährlich auf unserer Erde gerodet - das entspricht der Größe von Nicaragua. Doch Wälder und Moore binden CO2. So verursacht dieser Verlust rund ein Fünftel der weltweit freigesetzten Treibhausgase und ist damit der zweitgrößte Verursacher der globalen Erwärmung. Menschen, Tiere und Pflanzen verlieren ihren Lebensraum, viele Tier- und Pflanzenarten sterben aus.

Die Fakten:Wasser

Wasserknappheit Die Erderwärmung hat Extremereignisse wie Flut und Dürren zur Folge. Durch den steigenden Meeresspiegel versalzt Grundwasser, steigende Temperaturen verschlechtern die Wasserqualität – die Verfügbarkeit von Wasser wird so weltweit immer unberechenbarer. In vielen Gebieten der Erde leiden Menschen bereits jetzt unter Wasserknappheit.

Die Fakten:Energiegewinnung

Ausstoß von TreibhausgasenJe höher die Temperaturen weltweit steigen, desto dramatischer sind die drohenden Schä-den. Ca. 80% des Treibhausgasausstoßes in der EU durch die Energiegewinnung verur-sacht. Um den globalen Temperaturanstieg auf unter 2°C gegenüber dem vorindustriel-len Niveau zu begrenzen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 um über 50% reduziert werden – vor allem im Bereich der Energiegewinnung.

Die Fakten:Transport und Logistik

Klimaschädlicher VerkehrDer Verkehrssektor trägt mit 13% beträcht-lich zum globalen Ausstoß von Treibhaus-gasen bei. Gerade in den Schwellenlän-dern nimmt der Straßenverkehr rapide zu. Die Erdölförderung, die den steigenden Bedarf an Treibstoffen decken soll, verur-sacht weitere Umweltschäden.

Die Fakten:Landwirtschaft und Ernährung

Nahrungsversorgung in GefahrWeltweit kämpfen Bauern bereits mit den Folgen des Klimawandels – vor allem in Entwicklungsländern trifft es die Men-schen besonders hart: Wasserknappheit, Dürren und geringere Bodenfruchtbarkeit führen zu Ernteverlusten. Die Aufgabe, die wachsende Weltbevölkerung mit ausrei-chend Nahrung zu versorgen, wird immer schwieriger.

Die Fakten:Finanzierung

Umfangreiche Investitionen nötigDamit Entwicklungsländer ihre Treibh-ausgasemissionen verringern und sich an den Klimawandel anpassen können, benötigen sie finanzielle Unterstützung. Umfangreiche Investitionen - auch seitens der Privatwirtschaft - sind erforderlich, um erneuerbare Energien in armen Ländern zu fördern und schnelle Unterstützung bei Anpassungsmaßnahmen in den betroffe-nen Regionen leisten zu können.

Die Fakten:Energieeffizienz

Steigender EnergieverbrauchDer weltweite Energiebedarf nimmt rapide zu – durch das schnelle Wirtschaftswachs-tum vor allem in den Schwellenländern. Einsparungspotenziale durch Effizienz-maßnahmen finden sich jedoch in vielen Bereichen wie Energie, Industrie oder Gebäudesanierung. Die Potenziale zur Energieeinsparung liegen in den OECD-Ländern bei 30%, in den Entwicklungs- und Schwellenländern sogar bei 30% - 50%.

Die Fakten:Recht auf Entwicklung

Teilaspekt MigrationNaturkatastrophen, die Verschlechterung der Bodenfruchtbarkeit sowie z. B. der Anstieg des Meeresspiegels veranlassen bereits viele Menschen zur Migration. Durch den Klimawandel werden sich diese Phänomene noch verstärken. Aufgrund ihrer geringen Größe und Höhe sind die pazifischen Inseln und die dort lebenden Menschen davon besonders betroffen.

Die Fakten:Klimawandel und Armut

Entwicklungsziele gefährdetDer Klimawandel wurde hautsächlich von den Industrienationen verursacht. Er gefährdet bereits erlangte Entwicklungs-fortschritte und das Erreichen der Millenniumsentwicklungsziele. Ob Naturkatastrophen, Epidemien, Artensterben oder Flüchtlingsströme – den ärmeren Ländern fehlt es an finanziellen und technischen Mitteln, um sich ausreichend dagegen zu schützen.

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Mehr zum Thema Klima & Entwicklung unter: www.bmz.de

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Unser Beitrag:Wald

BrasilienDeutschland hat bereits 338 Mio. Euro in den Schutz des brasilianischen Regenwaldes investiert. Bisher wurden 128 Naturschutzparks geschaffen und 115 Indianergebiete ausgewiesen. So wird die Existenzgrundlage indigener Völker gesichert und Entwaldung vorgebeugt. Um illegale Waldrodung –zu verhindern, überwacht man unüberschaubare Gebiete mit Funkstationen und Satelliten.

Unser Beitrag:Wasser

IndienDer Monsun in Indien wird immer unvorhersehbarer. Das BMZ unterstützt Kleinbauern dabei, Wasserreservoirs mit Dämmen aus einheimischen Materialien zu errichten. Das so gestaute Regenwasser lässt sich für Felder, Vieh und sogar als Trinkwasser verwenden. Gleichzeitig sickert es nach und nach ins Grundwasser und stockt die sinkenden Reservoirs auf.

Unser Beitrag:Energiegewinnung

MarokkoWind und Sonne – davon gibt es reichlich in den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens. Deutschland unterstützt den Ausbau erneuerbarer Energien in der Region mit der Errichtung von Infrastruktur und der Ausbildung von Fachleuten. In Marokko sol-len bis 2020 18% des Stromerzeugung durch erneuerbare Energien abgedeckt werden. So lassen sich 3,7 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.

Unser Beitrag:Transport und Logistik

JohannesburgMit 2 Mio. € unterstützt Deutschland ein Schnellbussystem in Johannesburg. Das Streckennetz wird bald auf 120 km erweitert. Damit lassen sich bis zu 430.000 Passagiere täglich befördern. Auch die Auto fahrende Mittelklasse kann man mit günstigen Ticketpreisen, Sicherheit und Bequemlichkeit für den Umstieg auf die CO2-ärmere Beförderung gewinnen.

Unser Beitrag:Landwirtschaft und Ernährung

Ländliche AnpassungMit Unterstützung der Bundesregierung entwickeln Kaffee- und Teebauern in Mexi-ko, Nicaragua, Peru und Kenia Strategien zur Anpassung an den Klimawandel. Sie pflanzen Hecken, um Bodenerosion zu ver-hindern oder bauen Solartrockner, um die Kaffeeernte vor Regenfällen zu schützen. So stabilisieren sich die Ernteerträge, das Einkommen und die Grundnahrungsmit-telversorgung werden gesichert.

Unser Beitrag:Finanzierung

Mehr als 1 Mrd. für den Klimaschutz2009 hat die Bundesregierung rund 1 Mrd. € in den Klimaschutz investiert. Um Klima-schutzprojekte schnell umzusetzen, hat die EU für die Jahre 2010 bis 2012 im Rah-men der Fast-start-Finanzierung zusätzlich 7,2 Mrd. € zugesagt. Deutschland steuert zu diesen klimawirksamen Sofortmaßnah-men 1,26 Mrd. € bei.

Unser Beitrag:Energieeffizienz

ChileIn Chile wurden mit Unterstützung der Bundesregierung 125 Neubauwohnungen eines sozialen Wohnungsbauprojektes mit verbesserter Wärmedämmung ausgestat-tet. Dadurch lassen sich 30% der Heizener-gie einsparen.

Unser Beitrag:Recht auf Entwicklung

PazifikAuf den pazifischen Inseln vermitteln deutsche Experten Fachwissen darüber, wie man z. B. Erosion vorbeugen kann, damit Küstenzonen bewohnbar und landwirt-schaftlich nutzbar bleiben. Nur wenige lokale Gemeinschaften wissen bereits über den Klimawandel und ihre Möglichkeiten, diesem zu begegnen, Bescheid. Aufklä-rungskampagnen sind wichtig für sie, um ihre Rechte wahrnehmen zu können.

Klimaprüfungvon EntwicklungsprojektenAlle Entwicklungsprojekte im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums werden ab 2011 einer Klimaprüfung unterzogen: Dadurch wird sichergestellt, dass von ih-nen keine Risiken für das Klima ausgehen, und gleichzeitig die Anpassungsfähigkei-ten der Bevölkerung an den Klimawandel erhöht werden.

Unser Beitrag:Klimawandel und Armut

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Die Strategie:Wald

WaldschutzUm den Wald zu schützen, unterstützt die Bundesregierung bei den internationalen Klimaverhandlungen das Konzept „REDD+“ (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation): Waldreiche Entwicklungsländer, die durch Waldschutz und Aufforstung Emissionen einsparen, erhalten Kompensationszahlungen.

Die Strategie:Wasser

WassermanagementDie knappe Ressource Wasser muss nachhaltig bewirtschaftet werden. Aufforstungen in Küstenzonen, nachhaltige Waldwirtschaft sowie Maßnahmen zur Wasserspeicherung und effizienten Wassernutzung tragen dazu bei.

Die Strategie:Energiegewinnung

Erneuerbare EnergienEine zentrale Rolle bei den Klimaschutz-projekten der Bundesregierung spielen erneuerbare Energien. Nur durch ihren Einsatz lässt sich eine klimafreundliche Entwicklung gewährleisten. In den Ent-wicklungsländern lassen sich durch den Einsatz von Wind, Sonne, Wasser und Erd-wärme zur Energieerzeugung besonders viele Emissionen einsparen.

Die Strategie:Transport und Logistik

Nachhaltige VerkehrssystemeDie Bundesregierung fördert nachhaltige Verkehrssysteme in Schwellenländern. Das Schnellbusnetz ist ein günstiges Massentransportmittel, das Emissionen nachhaltig reduziert: Energieeffiziente Busse fahren auf eigens dafür vorgesehe-nen Fahrbahnen, die unabhängig vom Verkehr auf den übrigen Spuren befahren werden können. Es ist so schnell wie eine Metro, doch viel günstiger.

Die Strategie:Landwirtschaft und Ernährung

Ernährung sichernUm die Ernährung zu sichern, muss die Landwirtschaft nachhaltig und widerstandsfähig sein. Gemeinsam mit Kleinbauern vor Ort werden stressresisten-te Pflanzensorten, die Hitze, Feuchtigkeit oder Salz aushalten können, ausgetestet und neue Anbaumethoden entwickelt.

Die Strategie:Finanzierung

Finanzielle ZusammenarbeitDie Industrieländer sind sich ihrer Verant-wortung bewusst und haben umfangrei-che finanzielle Unterstützung zugesagt. Diese wird ausgewogen auf die drei Berei-che Treibhausgasreduzierung, Anpassung an den Klimawandel und Waldschutz verteilt. Deutschland investiert sowohl in Zusammenarbeit mit einzelnen Staaten als auch in internationale Klimafonds.

Die Strategie:Energieeffizienz

Energie sparenDeutschlands internationale Klimaschutz-strategie baut auf einer konsequenten Verknüpfung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienzmaßnahmen auf. Vom Ministerien über Dienstleistungsan-bieter, wissenschaftliche Institute oder die Privatwirtschaft bis hin zum Energienutzer selbst - um Energieeffizienzmaßnahmen nachhaltig umzusetzen, ist es wichtig, alle wichtigen Akteure einzubeziehen.

Die Strategie:Recht auf Entwicklung

Politikberatung und AufklärungsarbeitDeutschland berät seine Partnerländer dabei, nationale Anpassungsstrategien zu erarbeiten. Sie berücksichtigen die Auswirkungen des Klimawandels in der Entwicklungsplanung und der Landwirt-schaft - auch aus Sicht der betroffenen Menschen vor Ort. Um sich ausreichend wappnen zu können, müssen diese auch über die Hintergründe des Klimawandels und ihre Rechte aufgeklärt werden.

Integration von KlimawandelDie Millenniumsentwicklungsziele verpflichten uns bis 2015 unter anderem, den Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, zu halbieren. Um dieses Ziel zu erreichen, dürfen wir Armutsbekämp-fung nicht getrennt von den Folgen des Klimawandels betrachten. Nur wenn man den Klimawandel bei der Planung aller Entwicklungsprojekte berücksichtigt, ist eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet.

Die Strategie:Klimawandel und Armut

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Die Fakten:Katastrophenvorsorge

WetterextremeDie globale Erwärmung führt dazu, dass Naturkatastrophen immer unberechenba-rer werden - mit erheblichen Schäden und dem Verlust von Menschenleben. In Teilen Afrikas steigt die Dürregefahr, ebenso im Mittelmeerraum und in Südasien. Für Nord- und Südamerika, Nord- und Zentralasien sind hingegen extreme Niederschläge zu er-warten. Die Karibik und die USA werden von immer heftigeren Wirbelstürmen bedroht.

Unser Beitrag:Katastrophenvorsorge

MosambikEine Flut am Búzi-Fluß im Jahr 2000 koste-te über 700 Menschen das Leben. Die Bun-desregierung unterstützt drei Jahre lang ein lokales Programm mit rund 2 Mio. €. Es trägt dazu bei, die Entwicklung der Region zu fördern, die lokale Verwaltung sowie die Zivilgesellschaft zu stärken, Informa-tionstechnologien wie z. B. Funkgeräte einzuführen und den Boden nachhaltig zu bewirtschaften.

Die Strategie:Katastrophenvorsorge

Praktische Anpassung vor OrtZur Katastrophenvorsorge gehören Infrastrukturmaßnahmen wie z. B. Deich-bau. Die Einrichtung von Hochwasser-Frühwarnsystemen oder auch privatwirt-schaftlichen Versicherungslösungen spielt eine ebenso große Rolle. Vor allem ist hierfür wichtig, dass vor Ort Institutionen aufgebaut und gestärkt werden, sowie genügend Fachleute vorhanden sind.

Pessimistenkarte

Klima für PessimistenKein schönes Szenario: Wir erreichen unsere gemeinsamen Entwicklungs- und Klimaziele nicht. Meinen C02-Footprint konnte ich auch nicht verkleinern. Immer mehr Länder leiden unter den exponentiell steigenden Auswirkungen der globalen Erwärmung und sind auf Unterstützung angewiesen. Wir als Mitverursacher werden zur Verantwortung gezogen und müssen unseren Nachkommen Rechenschaft ablegen.

Optimistenkarte

Klima für OptimistenDie gemeinsamen Anstrengungen tragen Früchte und wir erreichen die interna-tionalen Entwicklungs- und Klimaziele. Meinen C02-Footprint habe ich signifikant verkleinert. Tipps zum Klimaschutz und Infos über meinen eigenen CO2-Ausstoß habe ich unter www.umweltbundeamt.de bekommen.

Klima und EntwicklungEin Kartenspiel für zwei bis vier PersonenKlima und Entwicklung – wie sehen die Fakten heute aus, welche Strategie verfolgt die Bundesre-gierung und welchen Beitrag leistet Deutschland weltweit? Einen Überblick gibt dieses Kartenspiel. Jeder Kartensatz besteht aus einer blauen Fakten-, einer grünen Strategie- und einer gelben Beitragskarte zu einem von insgesamt elf Themen. Ziel des Spiels ist es, möglichst viele komplette Kartensätze zu sammeln.

Spielverlauf für vier Spieler:Zunächst werden die Karten gemischt und einzeln an die Spieler verteilt. Der Spieler links vom Kartengeber beginnt das Spiel und fragt einen beliebigen Mitspieler nach einer eindeutig bezeichneten Karte, die ihm zur Bildung eines Kartensatzes fehlt. Ein Spieler darf nur dann nach einer bestimmten Karte fragen, wenn er von dem betreffenden Kartensatz mindestens eine Karte in der Hand hält. Wenn jedoch ein Befragter die gewünschte Karte nicht besitzt, dann ist dieser an der Reihe nach Karten zu fragen.

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Sobald ein Spieler einen vollständigen Kartensatz, z.B. alle Karten zum Thema Wald, besitzt, legt er diesen offen vor sich auf den Tisch. Hat ein Spieler keine Karten mehr in der Hand, so ist er aus dem Spiel, und sein linker Nachbar darf als nächster nach Karten fragen.Wer bis Spielende die meisten Kartensätze sammeln kann, gewinnt.

Spielverlauf für zwei Spieler:Jeder erhält zehn Karten. Die restlichen Karten werden verdeckt auf den Tisch gelegt. Wer eine gesuchte Karte nicht erhält, nimmt die oberste Karte des Stapels in sein Blatt, während der andere fragen darf. Ansonsten gelten die Regeln des Spiels für vier Personen.

Optimisten- und PessimistenkarteIst man im Besitz der Optimistenkarte, kann man ein unvollständiges Set damit komplettieren. Ist man im Besitz der Pessimistenkarte, hat man eines seiner kompletten Sets an den Gegenspieler abzugeben. Ist man im Besitz beider Karten, heben sie sich auf und man kann sie einfach ablegen.

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I M P R E S S U M

Herausgeber

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ),

Entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit

Redaktion

BMZ, Referat Klimapolitik und Klimafinanzierung

Karin Adolph, Journalistin, München

Grafische Gestaltung und Satz

F R E U D E ! design, Köln

Kartenspiel: Amos, Berlin

Druck

Schloemer Gruppe, Düren

Bildnachweis

Titel: Felix Ries/GTZ; S. 4: BMZ; S. 6: shutterstock; S. 8: UNFCCC-Sekretariat Bonn; S.9: GTZ; S. 10: dpa; S. 11: shutterstock; S. 13: Jörg Böthling/

agenda; S. 14: Karin Desmarowitz/agenda; S. 16: Scott Leckie/Displacement Solutions; S. 17: shutterstock; S. 18: Christine Fung/GTZ; S. 19: Jörg

Böthling/agenda; S. 20: shutterstock, S. 21: Elva Pacheco/GTZ; S.22: shutterstock; S. 23: Dirk Ostermeier/GTZ; S. 24 Hintergrund: shutterstock;

oben und unten: Andrea Tapper; S. 25: shutterstock; S. 26: shutterstock; S. 27: Thais Juvenal; S. 28: Jörg Böthling/agenda; S. 29 Hintergrund:

shutterstock; oben: Wolf Kropp-Büttner; unten: Jane Dantas; S. 31: Jörg Böthling/agenda; S. 32: Uwe Rau/GTZ; S. 33 Hintergrund: shutterstock;

unten: Cafédirect; S. 34: Andrew Ethuru; S. 35: Thomas Loster/Münchner Rück Stiftung; S. 37: Purnima Chattopadhayay-Dutt/GTZ; S. 38: shutter-

stock; S. 39: Matthias Seiche/BMZ

Stand

Januar 2011

Bezugsstelle

Publikationsversand der Bundesregierung

Postfach 48 10 09 | 18132 Rostock

Tel. +49 (0) 1805 77 80 90 (Festpreis 14 Cent/Min., abweichende Preise aus den Mobilfunknetzen möglich)

Fax +49 (0) 1805 77 80 94

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