Komatrinken:Elternsollenzahlen · „Nick-Knatterton-Mütze“ ausge-zeichnet worden. Der...

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Kiel – Die Nord-SPD fordert die Einrichtung eines Altschulden- fonds für Länder und Kommunen. Das hat der Landesvorstand ein- stimmig beschlossen. „Der Alt- schuldenfonds ist eine zwingend notwendige Ergänzung zur Schul- denbremse“, so Landeschef Ralf Stegner. Er schaffe Handlungs- spielräume für nötige Investitio- nen in Bildung und Infrastruktur. 1 Neustadt: Angler erwischt Prachtexemplar 2 Lübeck: Die Zahl der Bankfilialen schrumpft 3 Lübeck: Heftiger Streit um Buntekuhs „Mitte“ 4 Fastenzeit: Sieben Wochen ohne Laster? 5 Berkenthin: Autodiebstahl lähmt Sozialstation Lesen Sie im Internet: www.LN-online.de IN KÜRZE < Lübeck – Nach dem Angriff auf den NPD-Landessprecher Jörn Lemke im November in Lübeck hat die Staatsanwaltschaft Ankla- ge erhoben. Ein 20-Jähriger wer- de beschuldigt, das Auto gefahren zu haben, mit dem die beiden An- greifer vom Tatort entkommen sind. Spekulationen, es habe sich um einen Racheakt gegen Lemke aus der rechten Szene gehandelt, seien nicht bestätigt worden. Von Oliver Vogt Kiel/Berlin – 853 Kinder und Ju- gendliche ab zehn Jahren wurden 2011 mit akuter Alkoholvergiftung in Schleswig-Holstein behandelt – fast 100 mehr als noch 2010 (762). Zahlen, die für Jens Spahn, den Ge- sundheitsexperten der CDU-Bun- destagsfraktion, „nicht mehr hin- nehmbar“ sind. Er fordert jetzt, El- tern an den Behandlungskosten ih- rer Kinder zu beteiligen. In Fällen, in denen sich Kinder ins Koma trinken, schlage die Be- handlung „sicher mit zwei- bis drei- tausend Euro zu Buche“, sagte Spahn. Eine Eigenbeteiligung von 50 oder 100 Euro sei da angemes- sen.„Ich meine, das Geld für den Wodka war ja auch da“, fügt Spahn hinzu. Eltern müssten auch an ihre Erziehungsverantwortung erinnert werden. Beifall kommt von der CDU-Fraktion Schleswig-Hol- stein. „Ich unterstütze den Vor- schlag“, sagt der gesundheitspoliti- sche Sprecher Karsten Jasper. Da- bei gehe es schließlich nicht nur da- rum, den Krankenkassen die durch jugendliche Komatrinker entste- henden Kosten zumindest teilwei- se zu erstatten. „Ich verspreche mir davon eine Abschreckung mit prä- ventiver Wirkung. Den Jugendli- chen und ihren Eltern wird hoffent- lich deutlich gemacht, dass Koma- trinken kein Spaß ist, sondern töd- lich enden kann“, führt Jasper aus. Obwohl „Komasaufen“ bereits seit Jahren ein großes Problem dar- stellt, ist es bisher immer noch nicht gelungen, den Trend umzukehren. Zahlen für 2012 liegen bislang zwar nicht vor. Die AOK Schles- wig-Holstein rechnet aber damit, dass auch die Fallzahlen für das ver- gangene Jahr angestiegen sind. Al- lein bei der AOK beliefen sich 2011 die Kosten für Behandlung und Not- falltransport von Kindern und Ju- gendlichen mit Alkoholvergiftung auf 350 000 Euro. „Diese alarmierende Entwick- lung muss dringend gestoppt wer- den. Komasaufen ist kein Sport oder Wettbewerb, sondern schä- digt die Gesundheit der jungen Menschen massiv“, sagt AOK-Sprecher Jens Kuschel. Schleswig-Holsteins Gesund- heitsministerin Kristin Alheit (SPD) hält es in dem Zusammenhang zwar für erforderlich, auch Eltern an ihre Verantwortung zu erin- nern. Geld von ihnen zu verlangen, hält sie aber für den falschen Weg: „Ein Kind oder Jugendlicher mit Al- koholvergiftung muss zum Arzt! Und alles, was dagegen als Hemm- schwelle wirken könnte, sollte ver- mieden werden“, argumentiert die Ministerin. Eine „Strafpauschale“, wie von der CDU gefordert, könne aber so ein Hemmnis sein. Die steigenden Zahlen bei den Fällen von Komatrinken seien auch nicht unbedingt nur eine schlechte Nachricht, erklärt Regi- na Kostrzewa, Geschäftsführerin der Landesstelle für Suchtfragen (LSSH) in Kiel. Sie zeigten, dass die Gesellschaft auf das Problem auf- merksam geworden sei. „Heute wird dann lieber einmal zu viel der Notarzt gerufen, wenn man einen betrunkenen Jugendlichen sieht“, sagt Kostrzewa. Und das sei auch gut so. „Eine Strafzahlung könnte diesen Trend wieder umkehren, und das kann man auf keinen Fall wollen.“ Das Phänomen des Ko- masaufens sei auch nicht so neu wie vielfach angenommen. Früher hatten Jugendliche in der öffentli- chen Wahrnehmung schlicht „ei- nen über den Durst getrunken“. Peter Eichstädt, Gesundheitsex- perte der SPD im Landtag, bezeich- net den CDU-Vorstoß daher als „Schnapsidee“. „Mit solchen schlichten Maßnahmen ist diesem komplexen Problem nicht beizu- kommen.“ Boostedt – Rückzug aus Afghanis- tan: Die Bundeswehr beginnt mit der bislang größten logistischen Operation ihrer Geschichte. Heute startet dazu nach Bundeswehran- gaben ein Frachtschiff von Emden aus in Richtung Türkei. In der Schwarzmeer-Hafenstadt Trabzon richtet die Bundeswehr einen Um- schlagplatz für den Rücktransport ein. Organisiert wird der Einsatz vom Logistikbataillon 162 und dem Instandsetzungsbataillon 166 aus Boostedt (Kreis Segeberg). Lediglich sogenannte sensitive Daten wie empfindliche Aufklä- rungstechnik soll auf dem direkten Luftweg nach Deutschland zurück- geholt werden. Der überwiegende Teil des Materials soll zunächst auf dem Luftweg von Mazar-el-Sharif nach Trabzon gebracht werden. Dort sollen die Boostedter Soldaten 3500 Container-Ladungen und 1100 Fahrzeuge per Seeweg in Richtung Deutschland schicken. Oberstleutnant Ullrich Kraus, der Kommandeur des Logistikba- taillons 162, spricht von der größ- ten und komplexesten Operation in der Geschichte der Bundeswehr. Bis zu 40 Soldaten aus Boostedt werden dafür ab dem 3. März in Af- ghanistan stationiert. Mehr als 100 Soldaten aus dem Norden organi- sieren die Logistik am Hauptum- schlagsplatz Trabzon. Ein Voraus- kommando ist bereits seit Januar im Einsatz. Ende 2014 soll die inter- nationale Schutztruppe für Afgha- nistan (Isaf) der Nato vom Hindu- kusch abgezogen werden. Im Januar waren deutsche Pa- triot-Flugabwehrraketen an der tür- kisch-syrischen Grenze stationiert worden. Die 170 Soldaten kommen aus Mecklenburg-Vorpommern (aus Sanitz und Bad Sülze), Kom- mandeur Marcus Ellermann stammt vom Flugabwehrraketen- geschwader 1 in Husum. Kiel – Der Landtagspräsident und ehemalige Innenminister Klaus Schlie (CDU, Foto) ist mit der „Nick-Knatterton-Mütze“ ausge- zeichnet worden. Der Landesver- band des Bundes Deutscher Krimi- nalbeamter ehrte ihn im Rahmen der traditionellen Aschermitt- wochsveranstaltung für seinen Ein- satz gegen die Rockerkriminalität. Hamburg – Die Hamburger Bürger- schaft hat gestern mit der Mehr- heit von SPD, Grünen und Linken und einigen FDP-Abgeordneten die Einführung des Wahlrechts für Jugendliche ab dem 16. Lebens- jahr beschlossen. Zudem votierte die Bürgerschaft mit der nötigen Zweidrittelmehrheit für eine Ver- längerung der Wahlperiode von vier auf fünf Jahre. Hamburg – Zwei Männer, die am Dienstag ein Juweliergeschäft auf St. Pauli überfallen und den Inha- ber schwer verletzt haben sollen, sitzen in Untersuchungshaft. Den 39 und 40 Jahre alten Tatverdächti- gen wird gemeinschaftlicher schwerer Raub und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft gestern mitteilte. Kiel – Zwei kleinen Scheren an gro- ßen Greifarmen zerschneiden auf dem OP-Tisch in der Urologie des Universitätsklinikums Schleswig- Holstein (UKSH) in Kiel ein Stück Stoff – zu Demonstrationszwecken. Im Ernstfall können sie eine vom Krebs befallene Prostata heraus- schneiden oder eine Niere operie- ren. Sie bewegen sich aber nur scheinbar von selbst. Der Opera- teur, der alles steuert, sitzt einige Meter entfernt an einer Konsole, das Gesicht in einem Okular ver- borgen. Die Konsole, die Roboterar- me und die Software bilden zusam- men das roboterassistierte OP-Sys- tem „da Vinci“, das das UKSH sich für 2,3 Millionen Euro angeschafft und gestern vorgestellt hat. „Das ist das teuerste medizini- sche Gerät, was zur Zeit auf dem Markt vorhanden ist“, sagt Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH. Für Klaus-Peter Jünemann, den Direktor der Klinik für Urolo- gie, ist es der Beginn einer neuen Ära. „Was wir nie für möglich ge- halten haben, ist Wirklichkeit ge- worden“, schwärmt er: „Wir ste- hen praktisch im Patienten.“ Er be- tont aber: „Der Roboter operiert nicht, sondern der Chirurg.“ Der Operateur sitzt barfuß an der Konsole und steuert die Geräte und Kameras von „da Vinci“ mit Hän- den und Füßen. Die Maschine zeigt ihm seinen Gegenstand in bis zu 15-facher Vergrößerung aus ver- schiedenen Perspektiven und über- trägt die Bewegungen seiner Hän- de im Verhältnis 5:1 bis 3:1 – das heißt, sie kann bis zu fünfmal so prä- zise arbeiten wie die menschliche Hand allein. Außerdem kann sie Bewegungen ausführen, zu denen die Hand nicht fähig ist – zum Bei- spiel eine Drehung in einem Zug um bis zu 540 Grad. Das Ergebnis: Die Schnitte sind viel kleiner, es fließt weniger Blut, es wird weniger Gewebe geschä- digt, und noch weniger Männer als vorher haben nach einer Prosta- ta-Operation Kontinenz- oder Po- tenzprobleme. Das Gerät soll auch in der allgemeinen Chirurgie und in der Gynäkologie zum Einsatz kommen. Mit der entsprechenden Software lässt es sich auch als Simu- lator nutzen. Das UKSH will in Kiel ein Zentrum für Roboterchirurgie gründen und Chirurgen dafür aus- bilden. Die Hälfte der Kosten für das „da-Vinci“-System trägt die Damp-Stiftung, den Rest teilen sich das UKSH, das Land und die Deutsche Forschungsgemein- schaft. kab 26 349 Kinder und Jugendli- che sind im Jahr 2011 in Deutschland nach einer am Dienstag veröffentlichten Erhebung des Statistischen Bundesamts mit ei- ner Alkoholvergiftung in ein Kranken- haus eingeliefert worden. Das waren mehr als doppelt so viel wie vor zehn Jahren und auch mehr als 2010, als 25 995 derartige Fälle gezählt wurden. 38 Prozent der von den 2011 eingelie- ferten Kinder und Jugendlichen waren weiblich. Einen Anstieg gab es auch in der Gruppe der zehn bis 15-Jährigen. Ihre Zahl wuchs im Vorjahresvergleich um 2,1 Prozent auf 4161. 90 074 Personen über 20 Jahre wurden 2011 mit Alkoholvergiftung stationär behan- delt – fast eine Verdoppelung im Ver- gleich zum Jahr 2003 (50 310). „Das Problem betrifft Jugendliche genauso wie Erwachsene“, sagt Raphael Gaß- mann, der Geschäftsführer der Deut- schen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). „Die ganze Gesellschaft trinkt immer gefährlicher.“ Die Jugend orien- tiere sich in ihrem Verhalten lediglich an erwachsenen Vorbildern. Zu beob- achten sei, dass die Zahl der Alkohol- vergiftungen steige, der Pro-Kopf-Kon- sum jedoch konstant bleibe. Afghanistan: Boostedt plant den Rückzug Mehr als 100 Bundeswehr-Soldaten aus dem Norden in der Türkei im Einsatz. < > Mensch und Roboter vereint: Neues OP-System in Kiel Komatrinken: Eltern sollen zahlen AOK in Schleswig-Holstein gab im Jahr 2011 rund 350 000 Euro für Behandlung betrunkener Jugendlicher aus. Immer mehr Alkoholvergiftungen 17.30 Sat.1 Regional – Thema u. a.: Schwesternschüler überneh- men Krankenstation im UKSH 18.00 RTL Nord – Thema u. a.: THW-Handballer drehen Filmspots gegen Rechtsextremismus 19.30 NDR Schleswig-Holstein- Magazin – Thema u. a.: Nato-Prü- fung bei der Luftwaffe in Jagel 19.30 NDR Nordmagazin – Thema u. a.: Winterpause im Vogelpark Nord-SPD will Altschuldenfonds Nick-Knatterton-Mütze für Klaus Schlie In Hamburg dürfen jetzt 16-Jährige wählen Angriff auf NPD-Mann: Anklage erhoben Kiel – Zwischen Landesregierung und Opposition ist ein Streit über die für kommende Woche geplante Änderung des Schulgesetzes ent- brannt. Die CDU fordert wegen der Bildungskonferenz Ende Februar eine Verschiebung. Seine Fraktion werde heute im Bildungsausschuss die Absetzung der zweiten Lesung des Schulgesetzes von der Tages- ordnung der Plenarsitzung beantra- gen, sagte CDU-Fraktionschef Jo- hannes Callsen gestern. Der Koaliti- on warf er vor, den Bildungsdialog im Falle einer Verabschiedung der Änderung des Schulgesetzes aufzu- kündigen. Die Koalition aus SPD, Grünen und SSW will den Ist-Zustand in der Schullandschaft vorläufig erhal- ten. Nach dem Willen von Bildungs- ministerin Waltraud Wende (partei- los) soll sich bis zum Schuljahr 2014/2015 in dieser Frage nichts än- dern. Laut Gesetzentwurf dürfen bestehende G 8-Gymnasien künf- tig kein Abitur nach neun Jahren anbieten. G 9-Gymnasien sollen kein zusätzliches G 8-Angebot schaffen. Zugleich ermöglicht der Entwurf aber die Einrichtung von Oberstufen an den Gemeinschafts- schulen, an denen bisher noch kein Abitur erworben werden kann. TV TIPPS St. Pauli: Mutmaßliche Räuber in U-Haft Streit ums Schulgesetz CDU will Bildungskonferenz abwarten. Von seiner Konsole im Hintergrund aus steuert Carsten Maik Naumann, Leitender Oberarzt der Urologie am UKSH in Kiel, die Roboter-Greifarme des „da-Vinci“-Systems. Prostata-Operationen können damit präziser und schonender gemacht werden als je zuvor . Foto: Marco Ehrhardt „Das Geld für den Wodka war ja auch da“. CDU-Gesundheitsexper- te Jens Spahn. Foto: dpa, Roeßler „Ein Kind mit Alkoholvergiftung muss zum Arzt!“ Gesundheitsmi- nisterin Kristin Alheit (SPD). LN ONLINE Am besten geklickt NORDDEUTSCHLAND 6 14. Februar 2013 Donnerstag, < >

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Kiel – Die Nord-SPD fordert dieEinrichtung eines Altschulden-fonds für Länder und Kommunen.Das hat der Landesvorstand ein-stimmig beschlossen. „Der Alt-schuldenfonds ist eine zwingendnotwendige Ergänzung zur Schul-denbremse“, so Landeschef RalfStegner. Er schaffe Handlungs-spielräume für nötige Investitio-nen in Bildung und Infrastruktur.

1 Neustadt: Angler erwischtPrachtexemplar

2 Lübeck: Die Zahl derBankfilialen schrumpft

3 Lübeck: Heftiger Streit umBuntekuhs „Mitte“

4 Fastenzeit: Sieben Wochenohne Laster?

5 Berkenthin: Autodiebstahllähmt Sozialstation

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IN KÜRZE

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Lübeck – Nach dem Angriff aufden NPD-Landessprecher JörnLemke im November in Lübeckhat die Staatsanwaltschaft Ankla-ge erhoben. Ein 20-Jähriger wer-de beschuldigt, das Auto gefahrenzu haben, mit dem die beiden An-greifer vom Tatort entkommensind. Spekulationen, es habe sichum einen Racheakt gegen Lemkeaus der rechten Szene gehandelt,seien nicht bestätigt worden.

Von Oliver Vogt

Kiel/Berlin – 853 Kinder und Ju-gendliche ab zehn Jahren wurden2011 mit akuter Alkoholvergiftungin Schleswig-Holstein behandelt –fast 100 mehr als noch 2010 (762).Zahlen, die für Jens Spahn, den Ge-sundheitsexperten der CDU-Bun-destagsfraktion, „nicht mehr hin-nehmbar“ sind. Er fordert jetzt, El-tern an den Behandlungskosten ih-rer Kinder zu beteiligen.

In Fällen, in denen sich Kinderins Koma trinken, schlage die Be-handlung„sicher mit zwei- bis drei-tausend Euro zu Buche“, sagteSpahn. Eine Eigenbeteiligung von50 oder 100 Euro sei da angemes-sen.„Ich meine, das Geld für denWodka war ja auch da“, fügt Spahnhinzu. Eltern müssten auch an ihreErziehungsverantwortung erinnertwerden.

Beifall kommt von derCDU-Fraktion Schleswig-Hol-stein. „Ich unterstütze den Vor-schlag“, sagt der gesundheitspoliti-sche Sprecher Karsten Jasper. Da-bei gehe es schließlich nicht nur da-rum, den Krankenkassen die durchjugendliche Komatrinker entste-henden Kosten zumindest teilwei-se zu erstatten. „Ich verspreche mirdavon eine Abschreckung mit prä-ventiver Wirkung. Den Jugendli-chen und ihren Eltern wird hoffent-

lich deutlich gemacht, dass Koma-trinken kein Spaß ist, sondern töd-lich enden kann“, führt Jasper aus.

Obwohl „Komasaufen“ bereitsseit Jahren ein großes Problem dar-stellt, ist es bisher immer noch nichtgelungen, den Trend umzukehren.Zahlen für 2012 liegen bislangzwar nicht vor. Die AOK Schles-wig-Holstein rechnet aber damit,dassauch die Fallzahlen fürdas ver-gangeneJahr angestiegen sind. Al-lein bei der AOK beliefen sich 2011dieKosten fürBehandlung undNot-falltransport von Kindern und Ju-gendlichen mit Alkoholvergiftungauf 350 000 Euro.

„Diese alarmierende Entwick-lung muss dringend gestoppt wer-den. Komasaufen ist kein Sportoder Wettbewerb, sondern schä-digt die Gesundheit der jungenMenschen massiv“, sagtAOK-Sprecher Jens Kuschel.

Schleswig-Holsteins Gesund-heitsministerin Kristin Alheit (SPD)hält es in dem Zusammenhangzwar für erforderlich, auch Elternan ihre Verantwortung zu erin-nern. Geld von ihnen zu verlangen,hält sie aber für den falschen Weg:„EinKind oder Jugendlicher mitAl-koholvergiftung muss zum Arzt!Und alles, was dagegen als Hemm-

schwelle wirken könnte, sollte ver-mieden werden“, argumentiert dieMinisterin. Eine „Strafpauschale“,wie von der CDU gefordert, könneaber so ein Hemmnis sein.

Die steigenden Zahlen bei denFällen von Komatrinken seienauch nicht unbedingt nur eineschlechte Nachricht, erklärt Regi-na Kostrzewa, Geschäftsführerinder Landesstelle für Suchtfragen(LSSH) in Kiel. Sie zeigten, dass dieGesellschaft auf das Problem auf-merksam geworden sei. „Heutewird dann lieber einmal zu viel derNotarzt gerufen, wenn man einenbetrunkenen Jugendlichen sieht“,

sagt Kostrzewa. Und das sei auchgut so. „Eine Strafzahlung könntediesen Trend wieder umkehren,und das kann man auf keinen Fallwollen.“ Das Phänomen des Ko-masaufens sei auch nicht so neuwie vielfach angenommen. Früherhatten Jugendliche in der öffentli-chen Wahrnehmung schlicht „ei-nen über den Durst getrunken“.

Peter Eichstädt, Gesundheitsex-perte der SPD im Landtag, bezeich-net den CDU-Vorstoß daher als„Schnapsidee“. „Mit solchenschlichten Maßnahmen ist diesemkomplexen Problem nicht beizu-kommen.“

Boostedt – Rückzug aus Afghanis-tan: Die Bundeswehr beginnt mitder bislang größten logistischenOperation ihrer Geschichte. Heutestartet dazu nach Bundeswehran-gaben ein Frachtschiff von Emdenaus in Richtung Türkei. In derSchwarzmeer-Hafenstadt Trabzonrichtet die Bundeswehr einen Um-schlagplatz für den Rücktransportein. Organisiert wird der Einsatzvom Logistikbataillon 162 und demInstandsetzungsbataillon 166 ausBoostedt (Kreis Segeberg).

Lediglich sogenannte sensitiveDaten wie empfindliche Aufklä-rungstechnik soll auf dem direkten

Luftweg nach Deutschland zurück-geholt werden. Der überwiegendeTeil des Materials soll zunächst aufdem Luftweg von Mazar-el-Sharifnach Trabzon gebracht werden.Dort sollen die Boostedter Soldaten3500 Container-Ladungen und1100 Fahrzeuge per Seeweg inRichtung Deutschland schicken.

Oberstleutnant Ullrich Kraus,der Kommandeur des Logistikba-taillons 162, spricht von der größ-ten und komplexesten Operationin der Geschichte der Bundeswehr.Bis zu 40 Soldaten aus Boostedtwerden dafür ab dem 3. März in Af-ghanistan stationiert. Mehr als 100

Soldaten aus dem Norden organi-sieren die Logistik am Hauptum-schlagsplatz Trabzon. Ein Voraus-kommando ist bereits seit Januarim Einsatz. Ende 2014 soll die inter-nationale Schutztruppe für Afgha-nistan (Isaf) der Nato vom Hindu-kusch abgezogen werden.

Im Januar waren deutsche Pa-triot-Flugabwehrraketenan der tür-kisch-syrischen Grenze stationiertworden. Die 170 Soldaten kommenaus Mecklenburg-Vorpommern(aus Sanitz und Bad Sülze), Kom-mandeur Marcus Ellermannstammt vom Flugabwehrraketen-geschwader 1 in Husum.

Kiel – Der Landtagspräsident undehemalige Innenminister KlausSchlie (CDU, Foto) ist mit der„Nick-Knatterton-Mütze“ ausge-zeichnet worden. Der Landesver-band des Bundes Deutscher Krimi-nalbeamter ehrte ihn im Rahmender traditionellen Aschermitt-wochsveranstaltung für seinen Ein-satz gegen die Rockerkriminalität.

Hamburg – Die Hamburger Bürger-schaft hat gestern mit der Mehr-heit von SPD, Grünen und Linkenund einigen FDP-Abgeordnetendie Einführung des Wahlrechts fürJugendliche ab dem 16. Lebens-jahr beschlossen. Zudem votiertedie Bürgerschaft mit der nötigenZweidrittelmehrheit für eine Ver-längerung der Wahlperiode vonvier auf fünf Jahre.

Hamburg – Zwei Männer, die amDienstag ein Juweliergeschäft aufSt. Pauli überfallen und den Inha-ber schwer verletzt haben sollen,sitzen in Untersuchungshaft. Den39 und 40 Jahre alten Tatverdächti-gen wird gemeinschaftlicherschwerer Raub und gefährlicheKörperverletzung vorgeworfen,wie die Staatsanwaltschaft gesternmitteilte.

Kiel – Zweikleinen Scheren an gro-ßen Greifarmen zerschneiden aufdem OP-Tisch in der Urologie desUniversitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel ein StückStoff – zu Demonstrationszwecken.Im Ernstfall können sie eine vomKrebs befallene Prostata heraus-schneiden oder eine Niere operie-ren. Sie bewegen sich aber nurscheinbar von selbst. Der Opera-teur, der alles steuert, sitzt einigeMeter entfernt an einer Konsole,das Gesicht in einem Okular ver-borgen. Die Konsole, dieRoboterar-me und die Software bilden zusam-men das roboterassistierte OP-Sys-tem „da Vinci“, das das UKSH sichfür 2,3 Millionen Euro angeschafftund gestern vorgestellt hat.

„Das ist das teuerste medizini-sche Gerät, was zur Zeit auf demMarkt vorhanden ist“, sagt JensScholz, Vorstandsvorsitzender desUKSH. Für Klaus-Peter Jünemann,den Direktor der Klinik für Urolo-gie, ist es der Beginn einer neuenÄra. „Was wir nie für möglich ge-halten haben, ist Wirklichkeit ge-worden“, schwärmt er: „Wir ste-hen praktisch im Patienten.“ Er be-tont aber: „Der Roboter operiertnicht, sondern der Chirurg.“

Der Operateur sitzt barfuß an derKonsole und steuert die Geräte undKameras von „da Vinci“ mit Hän-den und Füßen. Die Maschine zeigtihm seinen Gegenstand in bis zu15-facher Vergrößerung aus ver-schiedenen Perspektiven und über-trägt die Bewegungen seiner Hän-de im Verhältnis 5:1 bis 3:1 – dasheißt, siekann biszu fünfmal so prä-zise arbeiten wie die menschlicheHand allein. Außerdem kann sieBewegungen ausführen, zu denendie Hand nicht fähig ist – zum Bei-spiel eine Drehung in einem Zugum bis zu 540 Grad.

Das Ergebnis: Die Schnitte sindviel kleiner, es fließt weniger Blut,es wird weniger Gewebe geschä-digt, und noch weniger Männer alsvorher haben nach einer Prosta-

ta-Operation Kontinenz- oder Po-tenzprobleme. Das Gerät soll auchin der allgemeinen Chirurgie undin der Gynäkologie zum Einsatzkommen. Mit der entsprechenden

Software lässt es sich auch als Simu-lator nutzen. Das UKSH will in Kielein Zentrum für Roboterchirurgiegründen und Chirurgen dafür aus-bilden. Die Hälfte der Kosten für

das „da-Vinci“-System trägt dieDamp-Stiftung, den Rest teilensich das UKSH, das Land und dieDeutsche Forschungsgemein-schaft. kab

26 349Kinder und Jugendli-che sind im Jahr

2011 in Deutschland nach einer amDienstag veröffentlichten Erhebungdes Statistischen Bundesamts mit ei-ner Alkoholvergiftung in ein Kranken-haus eingeliefert worden. Das warenmehr als doppelt so viel wie vor zehnJahren und auch mehr als 2010, als25 995 derartige Fälle gezählt wurden.38 Prozent der von den 2011 eingelie-ferten Kinder und Jugendlichen warenweiblich. Einen Anstieg gab es auch inder Gruppe der zehn bis 15-Jährigen.Ihre Zahl wuchs im Vorjahresvergleichum 2,1 Prozent auf 4161.

90 074Personen über 20Jahre wurden 2011

mit Alkoholvergiftung stationär behan-delt – fast eine Verdoppelung im Ver-gleich zum Jahr 2003 (50 310). „DasProblem betrifft Jugendliche genausowie Erwachsene“, sagt Raphael Gaß-mann, der Geschäftsführer der Deut-schen Hauptstelle für Suchtfragen(DHS). „Die ganze Gesellschaft trinktimmer gefährlicher.“ Die Jugend orien-tiere sich in ihrem Verhalten lediglichan erwachsenen Vorbildern. Zu beob-achten sei, dass die Zahl der Alkohol-vergiftungen steige, der Pro-Kopf-Kon-sum jedoch konstant bleibe.

Afghanistan: Boostedt plant den RückzugMehr als 100 Bundeswehr-Soldaten aus dem Norden in der Türkei im Einsatz.<>

Mensch und Roboter vereint: Neues OP-System in Kiel

Komatrinken: Eltern sollen zahlenAOK in Schleswig-Holstein gab im Jahr 2011 rund 350 000 Euro für Behandlung betrunkener Jugendlicher aus.

Immer mehr Alkoholvergiftungen

17.30 Sat.1 Regional – Themau. a.: Schwesternschüler überneh-men Krankenstation im UKSH18.00 RTL Nord – Thema u. a.:THW-Handballer drehen Filmspotsgegen Rechtsextremismus19.30 NDR Schleswig-Holstein-Magazin – Thema u. a.: Nato-Prü-fung bei der Luftwaffe in Jagel19.30 NDR Nordmagazin – Themau. a.: Winterpause im Vogelpark

Nord-SPD willAltschuldenfonds

Nick-Knatterton-Mützefür Klaus Schlie

In Hamburg dürfenjetzt 16-Jährige wählen

Angriff auf NPD-Mann:Anklage erhoben

Kiel – Zwischen Landesregierungund Opposition ist ein Streit überdie für kommende Woche geplanteÄnderung des Schulgesetzes ent-brannt. Die CDU fordert wegen derBildungskonferenz Ende Februareine Verschiebung. Seine Fraktionwerde heute im Bildungsausschussdie Absetzung der zweiten Lesungdes Schulgesetzes von der Tages-ordnungder Plenarsitzungbeantra-gen, sagte CDU-Fraktionschef Jo-hannesCallsengestern. DerKoaliti-on warf er vor, den Bildungsdialogim Falle einer Verabschiedung derÄnderungdes Schulgesetzes aufzu-kündigen.

Die Koalition aus SPD, Grünenund SSW will den Ist-Zustand inderSchullandschaft vorläufig erhal-ten.Nachdem Willen von Bildungs-ministerinWaltraud Wende (partei-los) soll sich bis zum Schuljahr2014/2015 in dieser Frage nichtsän-dern. Laut Gesetzentwurf dürfenbestehende G 8-Gymnasien künf-tig kein Abitur nach neun Jahrenanbieten. G 9-Gymnasien sollenkein zusätzliches G 8-Angebotschaffen. Zugleich ermöglicht derEntwurf aber die Einrichtung vonOberstufen an den Gemeinschafts-schulen, an denen bisher noch keinAbitur erworben werden kann.

TV TIPPS

St. Pauli: MutmaßlicheRäuber in U-Haft

Streit ums SchulgesetzCDU will Bildungskonferenz abwarten.

Von seiner Konsole im Hintergrund aus steuert Carsten Maik Naumann, Leitender Oberarzt der Urologie am UKSH in Kiel, die Roboter-Greifarmedes „da-Vinci“-Systems. Prostata-Operationen können damit präziser und schonender gemacht werden als je zuvor . Foto: Marco Ehrhardt

„Das Geld für den Wodka war jaauch da“. CDU-Gesundheitsexper-te Jens Spahn. Foto: dpa, Roeßler

„Ein Kind mit Alkoholvergiftungmuss zum Arzt!“ Gesundheitsmi-nisterin Kristin Alheit (SPD).

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NORDDEUTSCHLAND6 14. Februar 2013Donnerstag,

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