kompakt Dezember 2010

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Autozulieferer Saar Gummi ist insolvent – wie geht es für die Beschäftigten weiter? TENDENZEN Unterwegs für mehr Gerechtigkeit – die bundesweiten Herbstaktivitäten der IG BCE TIPPS Wenn ein Job nicht reicht – was bei mehreren Beschäftigungsverhältnissen zu beachten ist Nr. 12 I DEZEMBER 2010 www.igbce.de Bitte nicht alle in einen Topf Viele meckern pauschal über Integrationsverweigerer. Den Menschen und der Wirklichkeit in unserem Land wird das nicht gerecht.

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kompakt - das Mitgliedermagazin der IG BCE

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Autozulieferer Saar Gummi ist insolvent – wie geht es für die Beschäftigten weiter?

TENDENZEN Unterwegs für mehr Gerechtigkeit – die bundesweiten Herbstaktivitäten der IG BCE

TIPPS Wenn ein Job nicht reicht – was bei mehreren Beschäftigungsverhältnissen zu beachten ist

Nr. 12 I DEZEMBER 2010 www.igbce.de

Bitte nicht alle in einen TopfViele meckern pauschal über Integrationsverweigerer. Den Menschen und der Wirklichkeit in unserem Land wird das nicht gerecht.

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Anzeige Westend

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>unter uns

hilo Sarrazin hat fast eine Million Exemplare eines Buchs verkauft, das den Titel trägt: Deutschland schafft sich ab. Man mag diesen Absatzerfolg bedauern, schließlich findet sich auf 464 Seiten wenig

Gehaltvolles, dafür viel krudes Zeug über Ausländer und Deutsche. Mit Kopfschütteln allein ist es aber nicht getan, sondern man sollte ernst nehmen, was sich hinter dem Phänomen Sarrazin verbirgt: Es gibt durch-aus Schwierigkeiten im alltäglichen Miteinander von Menschen unter-schiedlicher Herkunft. Auch das ist eigentlich nicht überraschend, sondern ein Stück weit sicherlich normal. Aber bei vielen Menschen herrscht offenbar Unbehagen, dass solche Schwierigkeiten allzu lange kaum ein öffentliches Thema waren. Denn das ist eben nicht normal.

Ein doppEltEs tabu hat uns diese Sprachlosigkeit eingebrockt. Konser-vative wollten nicht darüber reden, dass Deutschland ein Einwanderungs-land ist. Und die anderen fürchteten, es würde die Ausländerfeindlichkeit befördern, wenn Probleme der Zuwanderung benannt werden. Es wäre viel gewonnen, wenn die sogenannte Integrationsdebatte das Ergebnis hätte, solche Verkrampfungen aufzulösen.

Doch da sind Medien wie Bild oder Politiker wie Horst Seehofer vor. Mit populistischem Eifer versuchen sie den Eindruck zu erwecken, als müssten sich die Deutschen gegen »Integrationsverweigerer« verteidigen. Das spaltet und schadet, weil es wieder wegführt von einem unbefangenen, realis-tischen Blick auf unsere Gesellschaft, in der es beides gibt: ein unglaublich hohes Maß an erfolgreichem, gelungenem Miteinander und zweifelsfrei diskussionswürdige Probleme. Eben weil die Debatte um Zuwanderung und Integration aus dem Ruder zu laufen droht, ist die Titelgeschichte dieser kompakt-Ausgabe stärker positiven Beispielen gewidmet. Wir sprechen mit den Menschen, über die seit Wochen ständig geredet wird, und geben ihnen Raum zu erzählen, wie sie sich selbst als Zuwanderer in Deutschland erleben.

Ein wEnig nächstEnliEbE oder auch Solidarität einzufordern und selbst zu üben, das sollte uns allen in diesen vorweihnachtlichen Tagen selbst-verständlich sein. Als Teil der gut entwickelten kulturellen Wurzeln unserer Gesellschaft. In diesem Sinne wünscht die Redaktion allen Leserinnen und Lesern friedliche und freudvolle Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr.

Keine tabus, aber mehr Miteinander

christian hülsMEiEr Chefredakteur

[email protected]

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Foto: Martin schlüter

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Opfer der Expansion?Trotz Vollauslastung drohen bei Lang-Papier Entlassungen.

Chancen durch »1000 für 1000«Tarifvertrag sorgt für die Übernahme junger Menschen.

Saargummi: Hoffnung trotz InsolvenzMitarbeiter bauen auf neuen Investor.

Weißes Pulver aus der OberpfalzEin bayerischer Spezialchemieproduzent sorgt dafür, dass

Kabel nicht so schnell in Brand geraten.

VOR ORT 21–29

IMMER IM HEFT

03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Der Landesbezirk Westfalen berichtet auf dieser Seite

über Jubilarehrungen.

Titelbild: Dirk Kirchberg

12 Das geht nicht einseitigWie kann Integration gelingen? kompakt sprach mit

Mitarbeitern mit sogenanntem Migrationshintergrund.

16 Stark aus der KriseBundesarbeits- und Sozialministerin Ursula von der

Leyen über Leiharbeit und die Rente mit 67.

18 Nach vorne blicken Gesine Schwan rezensiert für kompakt das Buch

»Für den Fortschritt« von Michael Vassiliadis.

32 Für mehr Gerechtigkeit In Dortmund, Nürnberg, Augsburg, Cottbus und vielen

anderen Orten haben IG-BCE-Mitglieder sich an den

Herbstaktivitäten des DGB beteiligt.

34 Ein großer SchrittBis 2012 werden Hunderte Bergleute aus dem Saarland

nach Westfalen verlegt. kompakt hat einen getroffen.

36 Wenn ein Job nicht reichtWer zwei Tätigkeiten ausübt, muss einiges beachten.

38 Manchen winkt eine Erstattung Wer als Betriebsrente eine Direktversicherung hat, kann

vielleicht auf mehrere Tausend Euro von seiner Kranken-

kasse hoffen. Näheres erklärt der Ratgeber.

TITEL

THEMEN

TENDENZEN

TIPPS

11 StandpunktMichael Vassiliadis über Unternehmensstrategien

nach der Krise

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>INHALT DEZEMBER 2010

Weiter Weg 34

16 Interview: Stark aus der Krise Zwei sind einer zu viel 36

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Gemeinsam für mehr Gerechtigkeit 32

42 Der Profi lgeber

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Erst einmaleinsparenWENIGE WOCHEN nach seinem Amts-antritt setzt Vorstandsvorsitzender Marijn Dekkers den Rotstift an: Weltweit sollen bei der Bayer AG ab 2013 rund 4500 Stellen gestrichen werden, davon 1700 in Deutschland. Und das, obwohl die Beschäftigten in der Krise drastische Einschnitte hingenommen haben und das Unternehmen seit dem Aufschwung kräftige Gewinne erzielt. Peter Hausmann, Aufsichtsratmitglied der Bayer AG sowie Tarifexperte der IG BCE, hält von einer solchen Unternehmenspolitik gar nichts: »Rekordgewinne und Arbeitsplatz-abbau – das geht nicht zusammen und ist für uns nicht akzeptabel.«

BILD DES MONATS

92 STUNDEN waren die elf Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll unterwegs. Noch nie dauerte der Castor-Transport von der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ins Zwischenlager Gorleben so lange wie in diesem Jahr. Und noch nie stellten sich so viele Menschen dem Castor in den

Weg. Der Protest der rund 25 000 Demonstranten richtet sich vor allem gegen die schwarz-gelbe Bundesregierung und ihren Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg. Denn die Endlagerfrage ist noch immer offen – obwohl jährlich mehr als 400 Tonnen radioaktiver Müll produziert werden.

Heiße Ladung

AUFREGER DES MONATS

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DIE AUSSICHTEN für den deutschen Steinkohlenbergbau und seine Beschäftigten haben sich deutlich verbessert. Der federführende Ausschuss des EU-Parlaments hat sich für eine Beihilferegelung bis 2018 ausgesprochen und empfi ehlt dem Parlament einen entsprechenden Beschluss. Auch die Botschaf-ter der EU-Mitgliedstaaten sind mit großer Mehrheit für eine solche Regelung. Bisher will die Kommission die Subventionen bereits 2014 einstellen. »Damit sind wir unserem Ziel einen guten Schritt nähergekommen, aber wir haben es noch nicht erreicht«, sagt der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis. Die Protestaktionen der Bergleute, die Gespräche der IG BCE und ihr Drängen auf geschlossenes Auftreten der Bundesregie-rung in Brüssel haben diesen Erfolg ermöglicht. Vassiliadis:»Ich hoffe nun, dass die EU-Kommission rechtzeitig zum EU-Wirtschaftsministerrat am 10. Dezember einen neuen Vor-schlag für eine sozialverträgliche Regelung bis 2018 macht.«Unterdessen hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf beschlossen, der die Streichung der Revisionsklausel aus dem Steinkohlenfi nanzierungsgesetz vorsieht. »Endgültig wird darüber aber der Bundestag entscheiden«, sagt Michael Vassiliadis. »Und zwar nachdem in Brüssel eine neue Beihilfe-regelung ausgehandelt worden ist.«

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>AKTUELLES

Gute Chancen für 2018ARBEITEN BIS 67 – für viele Beschäftigte unvorstellbar. Nicht

nur, weil ein Großteil allein aus gesundheitlichen Gründen

nicht so lange durchhält, sondern auch, weil es gar nicht so

viele Arbeitsplätze für Ältere gibt. Doch die Bundesregierung

hat nun einen Bericht zur Lage älterer Arbeitnehmer vorgelegt,

der eine positves Bild

zeichnet: Die Beschäf-

tigungsquote der 60- bis

65-Jährigen habe sich

zuletzt auf 38 Prozent

erhöht und damit inner-

halb der vergangenen

zehn Jahre fast verdop-

pelt. Deshalb sei die

2012 beginnende An-

hebung des Rentenein-

trittsalters auf 67 Jahre

vertretbar und notwendig. Sind die Bedenken der Arbeitneh-

mer damit ausgeräumt? Im Gegenteil. »Der Bericht zeigt deut-

lich, Ältere haben nach wie vor schlechte Chancen auf dem

Arbeitsmarkt, es gibt schlicht nicht genug Arbeitsplätze«, kri-

tisiert der stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende Ulrich Freese.

Zudem entsprechen die Arbeitsbedingungen nicht den Er-

fordernissen älterer Belegschaften. Von den Neurentnern des

Jahres 2009 war denn auch jeder sechste vor Beginn der Alters-

rente arbeitslos. Freese: »Solange dies so ist, solange kann

und darf das Renteneintrittsalter nicht auf 67 steigen.«

NACHRICHT DES MONATS

0,6 %STUDIERENDE ohne Abitur sind in Deutschland immer noch

die Ausnahme. Ihr Anteil liegt derzeit gerade mal bei 0,6 % von

2,1 Millionen Studenten an den Universitäten und 1,9 % an

den Fachhochschulen. Einige Bildungsminister haben den for-

malen Zugang (zum Beispiel für Meister) zwar gelockert, aber

nur wenige Hochschulen haben diese Gruppe im Blick. Ob-

wohl alle Bundesländer versprochen haben, die Hochschulen

für Berufstätige zur Fort- und Weiterbildung zu öffnen. Bislang

gibt es aber keinen Überblick, welche Studiengänge an wel-

chen Hochschulen konkret für Berufstätige offen sind. Das

will die IG BCE ändern und gibt auf ihrer Internetseite einen

Überblick. Damit künftig mehr Berufserfahrene studieren.

www.igbce.de/portal/site/igbce/studieren_ohne_abitur/

ZAHL DES MONATS

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Bei der Rente fehlt der Durchblick.

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Gesucht: Arbeitsplätze

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> HEIMS HOMEPAGE

KULTUR Aus der Bundes-hauptstadt

UNIVERSAL-GELEHRTER Leibniz im Internet

LEBENSGEFÜHL Die Kunst, Rollbrett zu fahren

MODERosa ist (k)eine Mädchenfarbe

Darf es eine Spur härter sein? Politik aus Berlin, aber nicht die der Bundesregierung. Die Blogrebellen Kreuzberg machen ein politisches Musikblog. Hier schreiben ein selbst-ernannter Medienterrorist, eine Mediendesignerin und einer, der auf der Suche nach dem perfekten Groove ist. Eine spannende Mischung.http://blog.rebellen.info/

2007 erklärte die UNESCO den Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibniz zum Bestandteil des Weltge-dächtnisses. Er enthält rund 15 000 Briefe mit 1100 Korrespondenzpart-nern weltweit. Er zeuge von den »Bemühungen um die Konstituierung einer Weltgesellschaft des Wissens und der Vernunft«, heißt es aufwww.leibnizcentral.de, wo die Briefe und viele Infos zu fi nden sind.

Skateboardvideos gibt es viele. Die Suche nach »skateboard« liefert allein bei Youtube 551 000 Treffer. Gut, alle habe ich mir nicht ange-schaut und werde ich auch nicht! Allerdings hier meine Empfehlung: die Videos von Juan Rayos http://vimeo.com/juanrayos und das besonders gelungene Kilian Martin Video http://bit.ly/cegVzV. Da bleibt einem glatt die Spucke weg.

O.k. Milena, ich mag dich. Dein Blog wirkt luftig, leicht und rosa. Aber wenn ich mir die Kommentare durchlese, kriege ich vor lauter Gefl öte Ohrensausen (Zitat: »Woher hast du die mega tollen Kissen?«). Bezahlst du die Leute? Und dann hätte ich selbst noch eine Frage: Woher hast du eigentlich das megatolle, vintage Geschirrtuch? :-)http://bit.ly/bq0KJf

RUDOLF HEIMIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de

präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem Web

E-Mail: [email protected]

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> AKTUELLES>

Gewerkschafterin im EKD-Rat

Große Unbekannte wird 100

EDELTRAUD GLÄNZER ist am 9. No-

vember in den Rat der Evangelischen

Kirche in Deutschland (EKD) gewählt

worden. Auf der Synode in Hannover,

dem jährlich stattfindenden Spitzen-

treffen der EKD, erhielt die Gewerkschaf-

terin mit 110 von 144 Stimmen bereits

im ersten Wahlgang die notwendige

Zwei-Drittel-Mehrheit.

»Gestaltungskraft für mehr Teilhabe

und Gerechtigkeit braucht Bündnispart-

ner«, sagt das Vorstandsmitglied der IG

BCE. Sie will nun den Dialog zwischen Kirche und Gewerkschaften intensivieren.

»Es gibt eine Menge gemeinsamer Themen, bei denen Kirche und Gewerkschaft als

Stimme und Anwalt für Gerechtigkeit und Teilhabe in unserer Gesellschaft gefordert

sind«, begründet sie ihr Engagement im Rat der EKD. »Wir setzen uns beide ein für

junge Menschen, für ein solidarisches Gesundheitswesen und für verantwortliches

unternehmerisches Handeln in der sozialen Marktwirtschaft.«

JAHRELANG läuft alles bestens im Be-

ruf. Doch ein Moment der Unaufmerk-

samkeit genügt: Arbeitnehmer verursa-

chen einen Schaden und werden vom

Arbeitgeber dafür belangt.

Schnell kann so ein Missgeschick den

Beschäftigten in finanzielle Nöte brin-

gen. Damit es nicht soweit kommt, hilft

die »Gewerkschaftliche Unterstützungs-

einrichtung für Verkehrsberufe« (GUV/

FAKULTA) – und das bereits seit 100 Jah-

ren. Gegründet wurde die Solidarkasse,

deren Mitglieder einer der DGB-Gewerk-

schaften angehören müssen, 1910 auf

Antrag der Berliner Kraftwagenführer,

deren Mitglieder regelmäßig auf Schä-

den sitzen blieben.

Unter nationalsozialistischer Herr-

schaft zerschlagen und in den Zeiten der

deutschen Spaltung in die Organisa-

tionen GUV (http://www.guv-fakulta.de) im

Westen und Fakulta im Osten aufge-

splittet, besteht die Gewerkschaftsorga-

nisation seit 1991 in der heutigen Form

und vertritt rund 134 000 Mitglieder –

Tendenz steigend.

Johannes Friedrich, bayerischer Landesbi-schof, gratuliert Edeltraud Glänzer zur Wahl.

Ende einer Dienstfahrt: Schon 1929 war Autofahren gefährlich – die GUV half bereits damals.

> Ausländer unerwünscht?»Ihre Eltern hatten ihnen die Bun-

desrepublik als eine Art Paradies

geschildert. So kamen sie, in der

Hoffnung auf eine Berufsausbil-

dung«, heißt es in der Juni-Ausgabe

1980 der Gewerkschaftszeitung der

IG Chemie-Papier-Keramik »gp«. Die

Situation von jungen Einwanderern

ist nicht erst seit Thilo Sarrazins Buch

ein Thema. Viele Jugendliche aus der

Türkei folgten ihren Eltern nach

Deutschland. Doch sie wollten nicht

die »Drecksarbeit« leisten, sondern

einen anständigen Beruf erlernen.

Die Hürden schienen dafür aber oft

unüberwindlich. Nur die Hälfte

schaffte einen Hauptschulabschluss,

weil die Sprachschwierigkeiten

vielfach zu groß waren. Doch auch

wer schon einen Abschluss aus der

Türkei mitbrachte, hatte kaum

Chancen auf einen Ausbildungsplatz.

Schnell bekamen die jungen Türken

den Eindruck, dass die Deutschen

ihnen keine Zukunftschancen geben

wollen, sondern sie nur als »Reserve-

arbeitskräfte« betrachten. Und so

appellierte der Autor des Textes

schon damals: »Es ist höchste Zeit,

dass wir den jungen Ausländern eine

faire Chance geben. Nicht nur den

Türken. Und nicht nur in Berlin.«

Seitdem ist viel passiert in Deutsch-

land, dennoch hat dieser Satz auch

heute, 30 Jahre nach Veröffent-

lichung, noch genauso viel Gültigkeit.

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Diesen Aufschwung haben wir verdient

Es fällt in diesem Jahr deutlich leichter

als noch 2009, sich auf unbeschwerte

Weihnachtstage zu freuen. Mit der

Krise sind viele Sorgen entschwunden, die

Menschen blicken wieder optimistischer in

die Zukunft. Und das mit gutem Grund. Statt

Kurzarbeit gibt es in den Unternehmen rich-

tig zu tun, die Kapazitäten sind ertragreich

ausgelastet und die Gewinne in aller

Regel mehr als ordentlich. Das muss

nun auch in einem Themenwech-

sel zum Ausdruck kommen. Jetzt

ist es an der Zeit, über Teilhabe

und gute Arbeit zu sprechen.

Denn natürlich muss sich der

Aufschwung auch für die Ar-

beitnehmerinnen und Arbeit-

nehmer lohnen. Das ist nur

gerecht nach all den Anstren-

gungen, die es gekostet hat,

Unternehmen und Arbeitsplät-

ze möglichst unbeschadet durch

die Krise zu bringen.

VON DER GEMEINSAMKEIT, mit der wir bes-

ser als andere Länder durch die Krise gekom-

men sind, wollen allerdings einige Verant-

wortliche in den Unternehmen heute nicht

mehr viel wissen. Stattdessen werden die alten

Konzepte zum Personalabbau aus der Schub-

lade geholt – als hätte uns die Krise nicht ge-

lehrt, dass qualitatives Wachstum und ein

nachhaltiger Unternehmenserfolg nur mit der

Kreativität und dem Know-how einer leis-

tungsstarken und motivierten Belegschaft zu

erreichen ist. Wer immer noch glaubt, Rendite

einseitig auf Kosten der Beschäftigten steigern

zu müssen, der hat offenbar nichts gelernt.

Gemeinsinn ist keine auf Krisenzeiten be-

schränkte Tugend, das werden wir überall in

Erinnerung bringen.

UNSEREN ANTEIL am Aufschwung sichern

wir am besten mit einer starken Gewerkschaft

und guten Tarifverträgen. Wir wollen faire Be-

zahlung, erstklassige Ausbildung und ausge-

zeichnete Arbeitsbedingungen statt Personal-

abbau und ständiger Leistungsverdichtung.

Weil es Spitzenleistung nicht ohne entspre-

chende Gegenleistung geben kann. Das wer-

den wir in den Unternehmen zum Thema

machen. Damit sich der Aufschwung in ech-

tem Fortschritt für die Menschen auszahlt.

>STANDPUNKT

»Gemeinsinn ist keine

auf Krisenzeiten

beschränkte Tugend.«

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MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG BCE

[email protected]

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12 | kompakt | Dezember 2010

> TITEL INTEGRATION

Das gehtnichteinseitig

Der Mann mit den rehbraunen

Augen ist zweifellos ein hervor-

ragender Fußballspieler. Und ein

integrativer dazu. Auf dem Platz ist es

sein ständiges Bestreben, andere zu be-

dienen, sie mitspielen zu lassen. Außer-

dem spricht er, der aus einer türkischen

Familie stammt, passabel Deutsch, hat

also auch selbst seine Integrations-

hausaufgaben gemacht. Dass nun Mesut

Özil, der Mann mit dem Rehblick, den

»Bambi« für gelungene Integration ver-

liehen bekommen hat, ist trotzdem ir-

gendwie des Guten zu viel. Klar, er

bemüht sich seit dem Sommer auch in

Spanien eifrig, integriert zu werden. Al-

lerdings doch wohl eher im Mittelfeld

des spanischen Rekordmeisters. Warum

die Jury des Fernsehpreises Bambi den-

tausends«. Aber es beschäftigt viele in

Deutschland. Nicht nur im Fernsehen

wird darüber diskutiert. In Betrieben,

Vereinen und Familien sind viele Men-

schen erregt, irritiert, genervt.

DEN ANFANG machte Thilo Sarrazin

mit seinem Beststeller »Deutschland

schafft sich ab«, in dem er unbequeme

Thesen über Muslime und andere

angebliche Integrationsverweigerer auf-

stellt. Die muslimischen Einwanderer,

so der frühere Bundesbank-Vorstand,

integrierten sich schlechter als andere

Gruppen in Deutschland. Und deren

Zuwanderung untergrabe auf Dauer die

deutsche Gesellschaft.

Den Zorn vieler Menschen im Land

schürten dann Medienberichte über Be-

WIE KANN DAS MITEINANDER GELINGEN? Deutschland diskutiert über Integrationsverweigerer und vergisst, dass die Mehrheit der Einwanderer längst die Sprache spricht und Steuern zahlt.

Foto: Dirk Kirchberg

noch eigens für den Jungstar von Real

Madrid einen »Integrations-Bambi« ge-

schaffen hat, bleibt ihr Geheimnis.

Wahrscheinlich, weil es eben im Mo-

ment ein Thema ist, an dem man nicht

vorbeikommt.

Der Fernsehpreis für den Fußballstar –

vorläufiger Höhepunkt der Integra-

tionsfestspiele. Wo man auch hinzappt,

das Thema verfolgt einen. Irgendwo saß

in den letzten Monaten immer eine be-

troffen blickende Schar Menschen auf

Sofas und diskutierte mit heiligem Ernst

über die Notwendigkeit, dass Ausländer

sich in Deutschland integrieren. Oder

dass sie von der Gesellschaft integriert

werden. Oder eben beides.

Integration – ein türkischer Blogger

nennt es genervt das »Unwort des Jahr-

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13kompakt | Dezember 2010 |

schimpfungen von deutschen Kindern

auf Schulhöfen. So berichtet die Welt

unter der Überschrift »Die Schule der

Angst« über Berliner Schulklassen mit

20 Schülern aus zehn verschiedenen

Nationen. Deutsche Jugendliche trauten

sich dort kaum noch, ihren Namen zu

nennen. Eine Schülerin erzählt, sie habe

in der Pause und im Unterricht »nichts

verstanden«, denn alle hätten Türkisch

und Arabisch miteinander gesprochen.

Ein typischer Fall von Integrationsver-

weigerung also? Von »zehn bis zwölf Pro-

zent Integrationsverweigerern« spricht

Bundesinnenminister Thomas de Mai-

zière (CDU) inzwischen. Was genau er

mit Verweigerung meint, sagt er hinge-

gen nicht. Seine Schätzung zeigt zudem,

dass die Masse der Migranten entweder

Einzige Tatsache im Integrationsnebel

scheinen Einzelfälle zu sein, die medien-

wirksam aufbereitet werden. Doch die

Welt ist nicht schwarz-weiß und das

Thema Integration viel zu komplex, um

es auf einfache Wahrheiten zu reduzie-

ren. Fakt ist: Es gibt eine Menge Proble-

me, über die man sprechen muss. Die

Kanzlerin lud deshalb Anfang November

zum inzwischen vierten Integrations-

gipfel ein. Besonders viel kam dabei nicht

heraus: 2011, beim fünften Gipfel, sollen

erstmals klare Ziele definiert werden.

FÜR GEWERKSCHAFTEN ist das Thema

Integration absolut nicht neu. Seit vielen

Jahrzehnten arbeiten sie erfolgreich dar-

an mit, Zuwanderer in die deutsche Ge-

sellschaft zu integrieren – und das

Vera Fischer, Aylin Yelmen, Tsetsegee Jamiyan, Guy Baki und Jonathan Lange sind IG-BCE-Mitglieder und gut qualifi zierte BASF-Mitarbeiter. Und haben einen sogenannten Migrationshintergrund.

gut integriert oder zumindest willig ist.

Auf welchen Fakten die Schätzungen al-

lerdings beruhen, bleibt allein sein Ge-

heimnis. Wenn der Minister nämlich die

Teilnahme an den Integrationskursen

meint, wird es schwierig. Denn seit

ihrer Einführung 2005 haben schon

600 000 Migranten die 645 Unterrichts-

stunden umfassenden Seminare be-

sucht. Doch den Kommunen, die für die

Kurse zuständig sind, fehlt Geld für Leh-

rer, Räume und Material. Schätzungen

zufolge warten deshalb aktuell knapp

9000 Ausländer auf einen Platz. Selbst

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) räumte

kürzlich ein, man könne erst »in fünf

bis sieben Jahren« allen Migranten, die

einen Integrationskurs belegen wollen

oder müssen, einen Platz anbieten.

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> TITEL INTEGRATION

erlebbar. »Integration gelingt vor allem

über den Arbeitsmarkt«, das sieht auch

die Integrationsbeauftragte der Bundes-

regierung, Maria Böhmer, in ihrem Jah-

resbericht 2010 so. Dort steht allerdings

auch, dass die Arbeitslosenquote von

Migranten nach wie vor doppelt so hoch

ist wie die von Menschen ohne Migra-

tionshintergrund. Ein Problem: Die Ab-

schlüsse vieler hoch qualifizierter Mig-

ranten werden hier nicht anerkannt.

IN DER MONGOLEI hatte Tsetsegee

Jamiyan Betriebswirtschaft studiert. Mit

29 Jahren kam sie nach Deutschland. Ihr

Studium wurde hier nicht anerkannt, sie

putzte in einem Hotel, holte ihr Abitur

nach. »Das war nicht schön, mit 30 noch

einmal die Schulbank zu drücken«, sagt

sie. Aber sie biss sich durch, studierte

Wirtschaftsinformatik, arbeitet heute im

European Shared Service Center der

BASF in Berlin. 900 Mitarbeiter aus

50 Nationen erbringen hier Personal-

und Finanzdienstleistungen für die

BASF-Gruppe in ganz Europa.

Tsetsegee hat eine Menge investiert,

um hier zu leben. Sie fühle sich integ-

riert, sagt die 38-Jährige. »Aber nicht ak-

zeptiert.« Die Deutschen, so sagt sie, er-

schienen ihr kaltherzig. »Höflichkeit gilt

hier als Schwäche.« Die schlechte Stim-

mung gegenüber Migranten spricht sich

langsam herum. »Dann eben ohne uns«

titelte der stern im November und erzähl-

te die Geschichten von gut ausgebildeten

Migranten, die ausgewandert sind, weil

sie in Deutschland an bürokratischen

und menschlichen Hürden scheiterten.

2009 wanderten erstmals mehr Men-

schen aus Deutschland aus als Einwan-

derer dazukamen. Dabei werden drin-

gend Fachkräfte gebraucht. Laut einer

IHK-Studie klagt jeder fünfte Unterneh-

mer über Probleme bei der Besetzung

1 | GELEBTE INTEGRATION:Guy Baki ist Betriebsrat bei BASF Services Europe GmbH – und hat seinen Sprachkurs selbst bezahlt.

2 | DEUTSCH-NACHHILFE:Emre war früher ein Intensivtäter – heute macht er Abitur und hilft Jugendlichen bei den Hausaufgaben.

3 | NICHT AKZEPTIERT:Tsetsegee Jamiyan ist Informatikerin. Die Deutschen fi ndet sie kaltherzig: »Höfl ichkeit gilt hier als Schwäche.«

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»In den Medien werden nur

negative Beispiele gezeigt.«

schon früh mit pragmatischen Zielen.

So forderte die IG Chemie-Papier-Kera-

mik auf ihrem Gewerkschaftstag 1972,

vor bald 40 Jahren, die »soziale und ge-

sellschaftliche Integration der auslän-

dischen Arbeitnehmer« und insbesonde-

re den Unterricht für Ausländerkinder

auszubauen. Die IG Bergbau und Ener-

gie forderte ebenfalls 1972, auch die

Ehepartner zu überbetrieblichen Kursen

und Lehrgängen von ausländischen Ar-

beitnehmern einzuladen. Und die Ge-

werkschaft Leder machte sich auf ihrem

Gewerkschaftstag 1972 dafür stark, die

unzureichende vorschulische Betreuung

von Einwandererkindern zu verbessern.

Es wurde nicht nur gefordert: In den Jah-

ren des Gastarbeiterzuzugs bis zum

Anwerbestopp 1973 sorgten Betriebs-

räte im ganzen Land

für schnelle, unbüro-

kratische Lösungen,

wenn es zum Beispiel

um die Vergabe von

Werkwohnungen

ging. Und Gewerkschaften setzten auch

die Novellierung des Betriebsverfas-

sungsgesetzes im Jahre 1972 durch. Die

damit verbundene Einführung des passi-

ven Wahlrechtes im Betrieb sorgte dafür,

dass immer mehr ausländische Arbeit-

nehmer zu Betriebsräten gewählt wur-

den. Vorher konnten sie nur selbst wäh-

len – so wurde Integration praktisch

1

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15kompakt | Dezember 2010 |

freier Stellen. Guy Baki hat inzwischen

eine Stelle gefunden. Der 45-Jährige

wurde in Halle/Saale geboren, wuchs

im Kongo auf und lebt inzwischen seit

17 Jahren in Berlin. Ihn stört etwas ande-

res: die Pauschalisierung in der Integra-

tionsdebatte. »Man unterscheidet nicht

zwischen Biografien«, sagt der Finanz-

experte, der die französischsprachigen

BASF-Gruppengesellschaften in Europa

betreut. »Wer die Sprache spricht und

hier Steuern zahlt, kommt überhaupt

nicht in der Diskussion vor.« In den Me-

dien würden nur negative Integrations-

beispiele transportiert. »Ich habe damals

meinen Sprachkurs selbst finanziert«,

sagt der Betriebsrat stolz.

»Man muss sich schon selbst bewegen,

wenn Integration gelingen soll«, sagt

auch Gordon Gisa. Der 30-jährige Che-

mikant, dessen englischer Vorname nur

eine Hommage an den in Australien le-

benden Teil seiner Familie ist, arbeitet in

Dormagen bei der Bayer MaterialScience

AG in einer Schicht mit zwölf Kollegen.

Sechs verschiedene Nationalitäten und

kulturelle Wertvorstellungen träfen in ih-

rer Gruppe aufeinander. Zu Gisas Kolle-

gen gehören ein Türke, ein Marokkaner,

ein Pole, ein Philipino und ein Thai. Der

Schichtführer, selbst Türke, manage die

kulturellen Unterschiede der Schicht

sehr gut. »Wir akzeptieren und helfen

uns«, sagt Gisa. Dazu gehöre auch, dass

man Vorwürfe und Gerüchte entkräfte.

»Etwa dass Arbeit liegen bleibt, wenn

mein muslimischer Kollege beten geht«,

sagt Gisa. Denn ob er nun fünf Minuten

Pause mache oder ein muslimischer

Kollege kurz beten gehen würde, mache

doch keinen Unterschied. Es reiche nicht

aus, nur Fakten zu kennen – etwa, dass

praktizierende Muslime tagsüber mehr-

mals beten –, sagt Gisa. Man müsse auch

Verständnis und Einfühlungsvermögen

für den anderen mitbringen: »Integra-

tion funktioniert eben nicht nur ein-

seitig.« Alexander Nortrup/dkb

ARBEIT IM BRENNPUNKT:WIE EIN HAMBURGER STREETWORKER AUSLÄNDISCHEN JUGENDLICHEN HILFT

Berlin ist nicht der einzige Ort, an dem es Schwierigkeiten gibt. »Ich arbeite präventiv hier«, sagt Streetworker Tansel Kiliç. »Noch ist Schenefeld kein sozialer Brennpunkt.« Schenefeld ist ein kleines Städtchen an der Grenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. 18 000 Menschen leben hier, eine Brotfabrik gibt Arbeit, ein großes Einkaufszentrum lädt zum Shoppen ein. Es ist der Treffpunkt der Jugendlichen, dort verbringen viele von ihnen ihren Tag. Sie kommen aus der Türkei, aus Afghanisten, aus Russland, aus Ägypten. Es ist keine heile Welt – es gibt Prügeleien, Diebstähle, Probleme mit Drogen. »Aber noch gibt es hier keine Überfälle am hellichten Tag«, sagt der Streetworker. »Noch ziehen keine Banden durch die Stadt.«

Ein paar Häuserblocks weiter, in Hamburg-Osdorf, ist genau das längst Realität. Dort sind gleich drei Street-worker im Einsatz. Viele der Jugend-lichen, die bei Tansel Kiliç in Schenefeld abhängen, wohnen dort. In monströsen Wohnblöcken mit trostlosen Balkonen und dem hohen Anteil an Hartz-IV-Empfängern. Die Polizei fährt hier regelmäßig Streife, es gibt ständig Probleme. Mit deutschen Jugendlichen genauso wie mit ausländischen. Aber es ist diese Mixtur – ausländische Jugend-liche und Gewalt – aus der Bild-Schlag-zeilen sind. Eher selten steht dagegen in der Zeitung, wie wichtig es ist, solche Jugendliche auf die richtige Bahn zu bringen.

Aufsuchende Jugendarbeit heißt das, was Tansel Kiliç tut. Der 36-jährige Deutsche türkischer Herkunft geht dorthin, wo die Jugendlichen sind, baut zu ihnen eine Beziehung auf. Auch zu Emre. Der 22-Jährige war ein Intensivtäter, ein Problem-Ausländer sozusagen. Mit 13 fi ng seine Karriere an:

Drogen, Diebstähle, Überfälle. Immer wieder bekam er Arbeitsaufl agen, saß im Jugendarrest. Als sich nach einem schweren Überfall die Gefängnistüren hinter ihm schlossen, fragte er sich: Was, wenn du nicht mehr rauskommst? Es machte »klick« bei ihm. Er verab-schiedete sich von seinem kriminellen Freundeskreis und brauchte dafür Hilfe. Im Jugendzentrum, wo Tansel arbeitet, bekam Emre Anerkennung, Respekt und praktische Hilfe. Man vermittelte ihm eine Stelle als Nachhilfelehrer. Jetzt bringt er anderen Jugendlichen Deutsch und Mathe bei, holt sein Abi nach, will BWL studie-ren. Ein Fall, der für viele steht: Damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen, hilft Tansel Kiliç den Jugendlichen, berufl ich voranzukommen. Einen Abschluss zu machen, eine Ausbildung. »Viele wollen einfach nur schnell Geld verdienen«, sagt er. »Was sie nicht kapieren: Ohne Abschluss wird man nichts in Deutsch-land.« Guy Baki im Videointerview und Links

zum Thema Integration unter: www.igbce.de

Streetworker Tansel Kiliç ist zwar viel auf der Straße unterwegs – spricht aber auch mit Eltern, Ämtern und Polizei.

Page 16: kompakt Dezember 2010

16 | kompakt | Dezember 2010

> INTERVIEW URSULA VON DER LEYEN

DIE ARBEITSLOSENZAHLEN sinken, doch viele Probleme bleiben ungelöst: Von der Leiharbeit bis zur Beschäftigungssituation Älterer besteht Handlungsbedarf.

Die Arbeitsmarktzahlen sind so gut wie lange nicht mehr. Hält der Trend an?Im Augenblick ist der Arbeitsmarkt robust und stabil. Eine sehr

erfreuliche Entwicklung, aber wir dürfen uns nicht auf den

Lorbeeren ausruhen. Die nächste große Herausforderung steht

mit dem demografischen Wandel schon in der Tür. Richtig ist:

Wir kommen stärker aus der Krise, als wir reingegangen sind.

Woran liegt das?Es hat in der Krise ein hervorragendes Zusammenspiel vor

allem der Tarifpartner gegeben. Die Kurzarbeit hat sich be-

währt. Die Unternehmen haben nicht entlassen, die Beschäf-

tigten waren bereit, Einbußen hinzunehmen. Und die Politik

hat mit etlichen Milliarden ihren Teil beigetragen. Das alles hat

dazu geführt, dass wertvolle Fachkräfte und Betriebswissen er-

halten geblieben sind. Deshalb ist Deutschland im Ausklang

der Krise schneller aus den Startlöchern gekommen als andere.

Dennoch sind die Probleme nicht zu übersehen. Deutschland steht vor einem Fachkräftemangel. Reicht eine Qualifi zierungsoffensive aus oder brauchen wir auch Fachkräfte aus dem Ausland?In zehn Jahren werden wir fünf Millionen weniger Erwerbs-

fähige haben. Alle Experten sagen, dass wir diese Lücke nicht

allein mit Arbeitsuchenden im Inland schließen können. Des-

wegen brauchen wir auch qualifizierte Zuwanderung. Aber

das müssen Menschen sein, die zu uns passen und die Wirt-

schaft weiter voranbringen. Jeder Ingenieur aus dem Ausland,

der einen Ingenieursplatz ausfüllt, der mit Inländern nicht

besetzt werden kann, sichert auch die Stelle des Meisters in

der Montage, der Sekretärin und des Pförtners im Unter-

nehmen.

Etwa ein Drittel der Beschäftigten arbeitet in aty-pischen Verhältnissen, prekäre Beschäftigung nimmt zu. Wo bleibt die Fairness auf dem Arbeitsmarkt? 90 Prozent der Arbeitsverhältnisse sind immer noch unbefris-

tet, aus vielen Teilzeitstellen werden jetzt im Aufschwung Voll-

zeitstellen. Wir sollten auch nicht vergessen, dass ein guter Teil

der Flexibilität auch gewollt war. Frauen haben lange für das

Thema Teilzeit gekämpft, für etliche eine Voraussetzung über-

haupt einen Job annehmen zu können. Aber natürlich müssen

wir ständig aufpassen, dass mit der Flexibilität kein Schind-

luder getrieben wird.

Wie bei der boomenden Leiharbeit?Bei der Leiharbeit geht es um 2,6 Prozent aller Arbeitsverhält-

nisse. Trotzdem kann es nicht angehen, dass Stammbeleg-

schaften abgebaut und durch Leiharbeiter ersetzt werden. Wir

wollen mit einer gesetzlichen Regelung einen Riegel vorschie-

ben, dass Leiharbeit als »Drehtür« zur Verschlechterung der

Arbeitsbedingungen missbraucht wird.

»Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« will die Bundes-regierung trotzdem nicht gesetzlich verankern. Hier sind zunächst die Gewerkschaften gefordert. Ich verstehe,

dass das kein einfacher Prozess ist. Wird für Stammbelegschaf-

ten und Leiharbeiter gemeinsam verhandelt, fällt für alle die

Tariferhöhung vielleicht geringer aus. Grundsätzlich möchte

ich aber daran erinnern, dass es Abweichungen vom Equal

»Stark aus der Krise«

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen stellt sich den Fragen der kompakt-Redakteure Christian Hülsmeier (rechts) und Michael Denecke.

Page 17: kompakt Dezember 2010

17kompakt | Dezember 2010|

Pay nur geben kann, wenn Arbeitgeberverbände und Ge-

werkschaften entsprechende Tarifverträge für die Zeitarbeits-

branche abschließen.

Sie stellen Dumping-Abkommen von Scheingewerk-schaften auf eine Stufe mit echten Tarifverträgen. Ich kann verstehen, dass die IG BCE als traditionsreiche und

seriöse Gewerkschaft die neuen Akteure kritisch sieht. Trotz-

dem sollten in einem Rechtsstaat Gerichte urteilen, wann ge-

setzliche Regeln widerrechtlich unterlaufen werden und wann

nicht. Soweit ich das sehe, funktioniert das auch ganz gut.

Vom Mai 2011 an herrscht volle Freizügigkeit in der EU. Wird dann in Deutschland zu lettischen Löhnen gearbeitet?Der große Ansturm wird ausbleiben. Wir müssen aber trotz-

dem aufpassen, dass wir nicht in der Zeitarbeit mit Tarifverträ-

gen aus dem Ausland Dumpinglöhne importieren. Dies kann

durch einen Mindestlohn in der Zeitarbeitsbranche, der dann

auch ausländische Tariverträge bindet, verhindert werden.

Es gibt bei Weitem nicht genügend Arbeitsplätze für Ältere. Aber die Rente mit 67 wird eingeführt.Die Rente mit 67 wird stufenweise bis 2029 eingeführt. Das ist

noch eine lange Zeit, die wir aber auch für die Chancen älterer

Arbeitnehmer nutzen müssen. Wenn wir gleichzeitig immer

älter und immer weniger werden, lässt die Mathematik nur

drei Wege offen: eine drastische Erhöhung der Beiträge auf

Kosten der nachfolgenden Generation, eine massive Renten-

kürzung oder zwei Jahre länger zu arbeiten. Ich halte die

moderate Anhebung des Eintrittsalters bis 2029 für die beste

Alternative. Was nun die Zahl der Arbeitsplätze für die Älteren

angeht . . .

. . . sieht es düster aus.Nur, wenn Sie ausblenden, was in den vergangenen zehn Jah-

ren geschehen ist. Die Zahl älterer Erwerbstätiger hat sich ver-

doppelt, wenn auch von einem niedrigen Ausgangsniveau. Ich

will nicht beschönigen, dass es noch viel zu tun gibt. Beispiels-

weise müssen die Arbeitsbedingungen altersgerecht gestaltet

werden. Das ist allerdings nicht allein Sache der Politik, da sind

auch Wirtschaft und Gewerkschaften gefordert. Mit dem Tarif-

vertrag »Demografie und Lebensarbeitszeit« gehört die IG BCE

zu den Trendsettern. Auf diesem Weg müssen wir weitergehen.

ZUR PERSON

Ursula von der Leyen ist seit November 2009 Bundesminis-terin für Arbeit und Soziales. Zuvor führte die siebenfache Mutter das Bundesfamilien-ministerium. Die 52-Jährige studierte Volkswirtschaft und anschließend Medizin in Göttingen, Münster und Hannover. Sie ist stellver-tretende CDU-Vorsitzende.

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Page 18: kompakt Dezember 2010

18 | kompakt | Dezember 2010

> THEMEN BUCHVORSTELLUNG>

FÜR DEN FORTSCHRITT – so heißt das gerade erschienene Buch von Michael Vassiliadis. Der IG-BCE-Vorsitzende beschreibt in neun Thesen seine Vision einer Industriepolitik für das 21. Jahrhundert. Eine Rezension von Gesine Schwan.

Das Buch ist im vorwärts-Verlag erschienen, hat 120 Seiten und kostet zehn Euro.ISBN: 978-3-86602-891-3

M ichael Vassiliadis ist ein poli-

tischer Gewerkschafter, der nach

vorn schaut. Er weiß, dass man

Gutes nur bewahren kann, wenn man

vorangeht, den Herausforderungen der

Zukunft ins Auge schaut und frühzeitig

Vorsorge für neue Entwicklungen trifft.

Michael Vassiliadis ist ein strategischer

Kopf.

Kein Wunder, dass er sich im »vor-

wärts/buch« den Fortschritt zum The-

ma macht. Denn die Parole »Fortschritt«

– eine traditionelle Grundorientierung

der Arbeiter- und Gewerkschaftsbe-

wegung – hat bei vielen in den letzten

Jahren seinen guten Klang verloren.

Ohne Fortschritt aber – so Michael

Vassiliadis – haben Deutschlands In-

dustrie und Deutschlands Arbeitneh-

mer, hat Deutschland keine gute Zu-

kunft. Freilich gibt es Gründe dafür,

dass die jahrzehntelange Hoffnung auf

Fortschritt an Schwung verloren hat.

Zweifel an technischen Lösungen, deren

Nebenwirkungen oder Gefahren ihre

Vorzüge konterkarieren, gehören dazu.

Unsere Umwelt hat mehr gelitten, als

Fortschrittsoptimisten ursprünglich an-

genommen haben und die Nuklearener-

gie trifft auf heftigen Widerstand, weil

eine Entsorgung, die Jahrhunderte hal-

ten soll, kaum denkbar ist. Die Men-

schen dürfen sich nicht übernehmen.

Deshalb plädiert Michael Vassiliadis

für eine neue Fortschrittskultur, die die

Erfahrungen der letzten Jahrzehnte in-

telligent aufnimmt und technologische

Erneuerung mit sozialer Gerechtigkeit

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GESINE SCHWAN, SPD-Politikerin und ehema-lige Präsidentin der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder.

Page 19: kompakt Dezember 2010

der Energiepolitik. Wenn das Klima ge-

schont werden und die Energieversor-

gung bezahlbar bleiben soll, muss bis

zur vollständigen Versorgung durch er-

neuerbare Energien eine Brückentech-

nologie gefunden werden.

Das soll die Kohleverstromung sein,

nicht die Verlängerung der Laufzeiten

für Kernkraftwerke. Vassiliadis plädiert

für Abscheidung und Verpressung kli-

maschädlicher Gase. Damit berührt er

in der Umweltpolitik einen neural-

gischen Punkt. Denn Umweltschützer

propagieren eine Strategie, mit der »Ab-

fälle« möglichst gar nicht anfallen,

und ökologischer Umsicht verbindet.

Sein Plädoyer mag manchen nicht sen-

sationell erscheinen. Aber es kommt

ihm nicht auf Sensationen, sondern

auf vernünftige Abwägung an. Gerade

das ist wichtig, wenn man als Gewerk-

schafter strategisch verantwortliche, ge-

meinwohlorientierte Politik verfolgt und

nicht nur auf Partikularinteressen fixiert

ist.

Seine Mahnung geht an jene, die

sich vor schwierigen Entscheidungen

drücken wollen und damit einen gefähr-

lichen industriellen Stillstand in Kauf

nehmen. Das ist besonders wichtig in

»Nach vorne blicken«

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sondern wiederverwendet werden, auch

CO2-Abfälle. Forschungen dazu wer-

den zurzeit intensiviert. Vassiliadis’ Fort-

schrittsplädoyer ist auch dafür hilf-

reich, weil es den Glauben an den tech-

nologischen Erfindungsgeist stärkt. Es

kommt eben darauf an, sozial-partizipa-

torische, ökologische und technolo-

gisch-erfinderische Initiativen mitein-

ander zu verbinden.

Das Buch ist eine intelligente und ab-

wägende Aufforderung an uns alle, nach

vorne zu blicken, Verantwortung zu

übernehmen und an unsere Intelligenz

zu glauben. Gesine Schwan

Page 20: kompakt Dezember 2010

>

20 | kompakt | Dezember 2010

LESERFORUM

> Nur noch leervon Yasmin Karg (11/2010)

Heiße Themen

@ Herzlichen Dank für die

Novemberausgabe der

IG BCE kompakt. Habe

seit langer Zeit wirklich viele

Anregungen in Ihrem Heft ge-

funden und bin vor allem

über die Tipps zu psychischen

Erkrankungen sehr dankbar.

Bitte weiter so! Ich bin sehr

froh darüber, dass auch die

IG BCE diese heißen Themen

wie zum Beispiel psychische

Probleme anpackt und darü-

ber berichtet. Mir als altge-

diente Betriebsrätin fehlen oft

gerade diese Anspechpartner,

um meinen Kollegen mit Rat

und Tat zur Seite stehen zu

können.

Sabine Schroft, per E-Mail

DrohkulisseDieser hervorragen-

de Bericht trifft den

Nerv des Zeitgeschehens. Ich

bin ebenfalls von Depressio-

nen betroffen, war mehrere

Monate arbeitsunfähig. Ich

weiß, wie männlich geprägte

Unternehmenskulturen mit

dem Thema umgehen. Der

Aufbau von Angst- und Droh-

kulissen ist nach wie vor All-

Hier folgt der Titel für Oktober 2010

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Der Mobilfunkanbieter O2 will 1100 Stellen abbauen — die IG BCE protestiert

TENDENZEN Was ein deutsch-türkischer Betriebsrat von der Integrationsdebatte hält

TIPPS Warum in Arbeitszeugnissen nicht immer die Wahrheit steht

Nr. 11 I NOVEMBER 2010 www.igbce.de

Bis nichts mehr geht Die Arbeitswelt fordert viel

von den Menschen. Oft mehr, als sie leisten können.

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

ChefredakteurChristian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chef vom DienstAlexander Nortrup

RedaktionSarah Heidel, Rudolf Heim,

Dirk Kirchberg, Dr. Ulrike Börger

FotoredaktionUlrike Neufeld

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-329/-698

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungBWH GmbH – Die Publishing CompanyPostfach 92 01 55, 30440 Hannover

Telefon 0511 94670-0Telefax 0511 94670-38Gültige Anzeigenliste Nr. 9 vom 01. 05. 2010

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Jürgen Oberschilp

Zusendungen: Für unverlangte Einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:22. 11. 2010

Druckaufl age: 681 434 (II/2010) Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

tag in Betrieben und gehört zu

männlichen Führungskom-

petenzen. Ein Instrument für

mehr soziale Verantwortung

im Betrieb könnte die Frauen-

quote sein.

Thomas Schmidt, Mönchengladbach

> Bitterer Boomvon Michael Denecke (11/2010)

Besser stellen

@ In kompakt werden

immer wieder Probleme

angesprochen, die die Leihar-

beit betreffen. Ich frage mich,

warum Leiharbeiter nicht an

der Gewinnsteigerung parti-

zipieren können. Das heißt,

sie bekommen einen höheren

Lohn als die Stammbeleg-

schaft. Denn wenn Unterneh-

men verstärkt auf Leiharbeit

zurückgreifen, heißt das, dass

sie unplanmäßig hohe Ge-

winne erwirtschaften. Sie ha-

ben also falsch kalkuliert und

zu wenig Stammpersonal an-

gelegt. Der zweite Grund für

eine höhere Bezahlung wäre

eine Besserstellung der Leih-

arbeit. Drittens spräche die

hohe Flexibilität eines Leihar-

beiters und der damit verbun-

dene größere Aufwand, den

er hat, für eine entsprechende

Entschädigung. Oder wird die

Leiharbeit nur zur Kostensen-

kung eingesetzt?

Detlev Schnickmann, per E-Mail

> Magere Kostvon Thomas Gesterkamp (11/2010)

Zukunft verspielt

@ Als wir 1989/90 unse-

ren ersten Betriebsrats-

lehrgang in Kagel besuch-

ten, kann ich mich noch an

folgende Worte eines älte-

ren Gewerkschaftsmitgliedes

aus dem Saarland erinnern:

»Wir haben jetzt ein ein-

heitliches Deutschland. Ich

würde mich freuen, wenn

wir nun auch ein einheit-

liches Schulsystem bekä-

men.« 20 Jahre ist es

der Regierung gelungen,

das Bildungsproblem unter

den Tisch zu kehren. Des-

halb müsste es im Kommen-

tar von Edeltraud Glänzer

heißen: »Die Zukunft der

Bildung haben wir bereits

verspielt.«

Eckehard Pampel, per E-Mail

> Zu kompakt(11/2010)

Weiter so!Die letzte Ausgabe

von kompakt ist

sehr gelungen. Ob es der

Standpunkt des Vorsitzenden

Michael Vassiliadis ist, die

Titelgeschichte, der Artikel

über die Armutslöhne, die

tollen Aktionen in Brüssel

oder die Tipps – alle Artikel

waren gut verständlich ge-

schrieben. Kaum jemand, der

nicht betroffen ist und die Ar-

tikel auch mit dem Herzen

lesen konnte. Besonders freue

ich mich über die Protestak-

tionen, die im Herbst vielfäl-

tig von der IG BCE unterstützt

werden. Weiter so! In Nord-

rhein-Westfalen hängt eben

viel daran, den Bergbau als

Sockelbergbau zu erhalten.

Unser aller Wohlstand hängt

daran.

Klaudia Scholz, Herne

Page 21: kompakt Dezember 2010

kompakt | Monat 20XX | 21

VOR ORT

Weiße WeihnachtWie in Bayern aus Pulver Geld wird

Voller Hoffnung trotz InsolvenzSaar Gummi ist pleite – wie geht es weiter?

Trotz voller AuslastungProtest gegen Stellenabbau bei Papierfabrik Lang

Übernahme gesichertTarifvertrag gibt jungen Leuten eine Chance

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Page 22: kompakt Dezember 2010

> VOR ORT NABALTEC

Das weiße Pulver ist ein-

fach überall. Am Be-

ginn seiner Reise sieht

man es noch kaum – da liegt

es in großen Säcken im La-

gerraum. Später aber, wenn

man die Produktionsflächen

betritt, ist es allgegenwärtig:

Es läuft durch riesige Maschi-

nen, zuerst trocken, dann als

klumpige Masse, schließlich

wieder feinpulvrig. Es be-

deckt die Flure wie eine weih-

nachtliche Schneedecke.

Das weiße Pulver ist Alu-

miniumhydroxid. Und so un-

scheinbar es auch sein mag,

für den niederbayerischen

Chemiebetrieb Nabaltec ist es

eine zentrale Ressource. Denn

die Nabaltec-Kunden brau-

chen genau diesen Stoff, um

ihre Produkte zu veredeln; um

Schaumstoffe, Katalysatoren

und Kabel feuerfest zu ma-

chen. Der Bedarf dafür ist rie-

sig. Nabaltec ist für die meis-

ten Menschen ein unsichtbares

Unternehmen. Es gehört zu

jenen, die Zwischenprodukte

herstellen, und deshalb für

Endkunden nicht in Erschei-

nung treten. Für Werner

Mandl ist das normal. »Man

sieht bei uns eben kein End-

produkt«, sagt der Betriebsrats-

vorsitzende. »Hinten geht wei-

ßes Pulver rein und vorn

kommt weißes Pulver raus.

Das ist nicht spektakulär.«

Sehr beeindruckend ist da-

gegen die Halle, in der der

chemische Prozess beginnt.

Es ist warm hier, ein süßlicher

Geruch liegt in der Luft. In ge-

waltigen Bottichen schwimmt

braune Flüssigkeit, eine

Schaumkrone thront darauf.

Hier wird das weiße Pulver,

Aluminiumhydroxid, in einer

Mischung mit Natronlauge

drei Tage lang gerührt. Dann

geht die Reise weiter: Es wird

gewaschen, gemahlen, ver-

edelt. Irgendwann ist eine

weiße Masse entstanden, die

Die FeuerprobeOB FLUGHÄFEN ODER WOLKENKRATZER – ein bayerisches Unternehmen sorgt dafür, dass in Kabelschächten keine Brände entstehen. Und nach der Krise läuft es hier richtig rund.

1

22 | kompakt | Dezember 2010

Page 23: kompakt Dezember 2010

auf einem Fließband mit des-

tilliertem Wasser besprüht

wird. Wieder wird die Feuch-

tigkeit abgesaugt. Die weiße

Masse, die inzwischen aus-

sieht wie dick aufgetragene

Farbe, bröckelt langsam am

Ende des Fließbandes herun-

ter und wird auf einem weite-

ren Band geföhnt.

Am Ende kommt knochen-

trockenes Pulver heraus. Es ist

immer noch Aluminiumhyd-

roxid. Aber wenn ein Kabel-

hersteller es in seinem Pro-

duktionsprozess verwendet,

hindert es durch die spezielle

Veredelung ein Kabel am

Brennen. Ob das wirklich

funktioniert, testet Verena

Götz. Die 23-Jährige ist Che-

mielaborantin, dazu Mitglied

des Betriebsrates. Und hält

täglich Testkabel in Flammen.

Je mehr Sauerstoff es braucht,

um sich zu entzünden, desto

besser. Dann hat das Alumi-

niumhydroxid seinen Dienst

getan. Auch heute gelingt Ve-

renas Test: Erst bei 42 Prozent

Sauerstoffkonzentration in

der Luft brennt das Kabel.

»Das ist genug«, sagt sie –

denn die Atemluft enthält nur

20 Prozent Sauerstoff.

Als Zulieferer hängt Na-

baltec an vielen Industrie-

branchen und erlebt haut-

nah mit, wenn die Nach-

frage schwankt. »Automobil,

Kunststoff, Glas, Porzellan –

wir nehmen jede Krise mit«,

sagt Werner Mandl mit einer

Prise Galgenhumor. »Selbst

für die Stahlindustrie stellen

wir feuerfeste Stoffe für die

Hochöfen her. Wenn dann

dort die Zahlen runtergehen,

sind wir auch betroffen.«

Der 56-Jährige ist gelernter

Elektriker, seit knapp zehn

Jahren ist er Betriebsratsvor-

sitzender. Das Verhältnis zur

Geschäftsführung ist gut, sagt

er. Die Mitarbeiterzahl stieg

kontinuierlich, mehr als die

Hälfte von ihnen sind IG-

BCE-Mitglieder. Die Auftrags-

bücher waren jahrelang voll.

BIS DIE KRISE Ende 2008

auch im oberpfälzischen

Schwandorf ankam. »Da

brach unheimlich viel weg«,

erinnert sich der Betriebs-

ratsvorsitzende. Noch im

Dezember wurde schleunigst

eine Betriebsvereinbarung ab-

geschlossen, die Arbeitszeit

auf 35 Stunden pro Woche

abgesenkt. Doch es reichte

nicht. Ab Februar musste

auch hier Kurzarbeit einge-

führt werden. Anfangs waren

70 Prozent der Mitarbeiter

betroffen, in der Spitze bis zu

90 Prozent. »Das war für viele

nicht einfach«, sagt Mandl.

»Die Leute haben bis zu

200 Euro weniger verdient.«

Mehr als ein Jahr ging das so.

Während der Krise stand

vor dem Unternehmen im-

mer wieder das Infomobil des

IG-BCE-Bezirks, der Betriebs-

rat lud ins Freizeitheim, er-

klärte die neuesten Entwick-

lungen. Die freie Zeit wurde

zur Qualifizierung genutzt:

Wer an einer Anlage noch

nicht fit war, wurde angelernt.

Kein Mitarbeiter wurde ent-

lassen. Als der Aufschwung

kam, stand Nabaltec dann

mit voller Mannschaftsstärke

früh gut da. Im Juni 2010

wurde die Kurzarbeit einge-

stellt. Und das zweite Quartal

2010 war das umsatz- und er-

tragsstärkste Quartal in der

Firmengeschichte. So werden

aus Krisen Chancen.

Alexander Nortrup

1 | JETZT BRENNT ES:Verena Götz testet, ob das Kabel erst bei hohem Sauerstoffwert Feuer fängt.

2 | DA SCHAU HER:

Detlev Sturm und Johann Fleischmann überwachen die reibungslose Produktion.

3 | JETZT REISST ES:

Hans Gokorsch hat genau im Blick, wie elastisch die Kunststoffprobe ist.

3

2

Die Nabaltec AG ist ein Unternehmen der chemischen Industrie. Auf der Basis von Aluminiumhydroxid und Aluminiumoxid sowie anderen mineralischen Rohstoffen entwickelt, produziert und vertreibt Nabaltec hoch spezialisierte Erzeugnisse. Sie fi nden sich in Kabeln, Teppichen, Kunststofffens-tern, Isolierungen, Leiter-platten, Zündkerzen. 70 Pro-zent davon gehen in den Export. Das Unternehmen ist im Arbeitgeberverband, der Flächentarifvertrag gilt. Es gibt zwei Produktions-standorte in Deutschland – Schwandorf und Kelheim –sowie seit 2006 das Joint Venture »nashtec« in Corpus Christi, USA. 350 Mitarbeiter produzieren jährlich knapp 240 000 Tonnen Aluminium-hydroxide und Spezialoxide. 37 junge Menschen werden aktuell unter anderem zu Elektrikern, Schlossern und Chemikanten ausgebildet.

www.nabaltec.de

DAS UNTERNEHMEN

23kompakt | Dezember 2010 |

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»Wir beliefern sehr viele Branchen. Selbst für die Stahlindustrie stellen wir feuerfeste Stoffe für die Hochöfen her.«

Werner MandlBetriebsratsvorsitzender Nabaltec

Page 24: kompakt Dezember 2010

| kompakt | Dezember 201024

> VOR ORT AKTUELLES

Lang-Papier ist offensicht-

lich in die Mühlen einer

europaweiten Konzernver-

schiebung in der Papierbran-

che geraten. »Da soll die

Braut halt noch fein gemacht

werden«, ist sich Torsten

Falke, IG-BCE-Bezirksleiter

in Augsburg, sicher. Wie

bekannt wurde, verspürt

der finnische Papierkonzern

UPM Kymmene Expansions-

gelüste und hat ein Auge auf

Myllykoski geworfen. Dieses

ebenfalls finnische Unter-

nehmen hatte 1987 die Pa-

pierfabrik übernommen.

Das Unternehmen in Ett-

ringen mit derzeit rund

550 Mitarbeitern hat eine

lange Geschichte. 1897 ge-

gründet, liegt der Schwer-

punkt heute auf der Produk-

tion von Magazin- und

Zeitungsdruckpapieren.

Doch jetzt sollen 85 Stellen

gestrichen werden, obwohl

die Auftragsbücher voll sind

und im Werk ein enormer

Arbeitsdruck besteht. Erkran-

kungen häufen sich.

Mit Übernahmeplänen

lässt sich auch erklären, war-

um Myllykoski die Planung

vorantreibt und zweifelhafte

Beratungsfirmen beauftragt.

Der Betriebsrat hat sich, weil

die Arbeitgeber mit Informa-

tionen mauern, mittlerweile

mithilfe der IG BCE juristi-

sche Unterstützung gesichert.

Betriebsratsvorsitzender

Bernd Ulbrich: »Wir müssen

uns bei den Gesprächen auf

Augenhöhe befinden. Die

nervliche Belastung der Be-

schäftigten wächst von Tag

zu Tag.« Wolfgang Strähler

Der Startschuss fiel im Au-

gust 1990. Anlässlich der

100-Jahr-Feier der IG Che-

mie-Papier-Keramik, Vorgän-

gerin der IG BCE, wurde in

Hannover die Stiftung Arbeit

und Umwelt gegründet. Ers-

tes Projekt der neuen Institu-

tion war eine Analyse der

arbeitsmarkt- und umwelt-

politischen Probleme im ost-

deutschen Chemiedreieck.

In den ersten Jahren enga-

gierte sich die Stiftung vor-

rangig im betrieblichen

Umweltschutz. In den Folge-

jahren kamen unterneh-

mensübergreifende Themen-

stellungen hinzu.

Ihren Umweltpreis vergab

die Stiftung zum ersten

Mal 1993. Im Jubiläumsjahr

2010 stand der mit insgesamt

Seit 20 Jahren die Umwelt im BlickHANNOVER | Stiftung Arbeit und Umwelt zeichnet im Jubiläumsjahr fünf Unternehmen aus

25 000 Euro dotierte Preis

unter dem Thema »Energie-

effizienz mit Mitarbeiter-

beteiligung«. Ausgezeichnet

wurden fünf Unternehmen.

Sieger war die Stadtverwal-

tung Hannover. Der zweite

Preis ging an Evonik Degussa,

Werk Rheinfelden und an die

Deutschen Edelstahlwerke in

Witten. Den dritten Preis teil-

ten sich Currenta in Lever-

kusen und UPM Nordland

Papier in Dörpen. Der Sonder-

preis des nordrhein-westfä-

lischen Umweltministeriums

fiel an die Rheinberger Solvay

Chemicals. Andrea Pilch

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

BONN | »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« – bei Connect Consulting ist das Prinzip »Equal Pay« verwirklicht, die IG BCE hat Ende Oktober einen entsprechenden Haus-tarifvertrag abgeschlossen.

Kernpunkt des Abkom-mens: »Überlassenen Arbeitnehmern (Leiharbeit-nehmer) sollen grundsätzlich die gleichen wesentlichen Arbeitsbedingungen gewährt werden wie vergleichbaren Arbeitnehmern des Ent-leihers.« Das betrifft insbe-sonders das Arbeitsentgelt.

IG-BCE-Tarifpolitiker Peter Hausmann: »Wir wollen dazu beitragen, den Missbrauch der Leiharbeit zu beenden. Da ist zunächst der Gesetzgeber gefragt, aber auch tarifpoli-tisch können wir etwas tun.«

50 JahreDGB-Reisen

DORTMUND | DGB-Reisen feiert den 50. Geburtstag mit drei besonderen Jubiläums-reisen. Ziele sind das Zillertal sowie eine Donau- und eine Südnorwegen-Kreuzfahrt. Weitere Infos im »Jubiläums-Katalog 2011« oder bei DGB-Reisen GmbH, Königswall 36, 44137 Dortmund (Telefon 0231 95 85 557 oder: [email protected]).

»Die nervliche Belastung der Beschäftigten wächst von Tag zu Tag.«

Bernd Ulbrich Betriebsratsvorsitzender Lang-Papier

Der Jugend zugewandt: Projekte wie etwa »Responsible Care« ani-mieren Azubis und Schüler zum Mitmachen.

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Papierfabrik Opfer der Expansion?ETTRINGEN | Trotz Vollauslastung drohen bei Lang-Papier Entlassungen

Page 25: kompakt Dezember 2010

kompakt | Dezember 2010 | 25

Tarifvertrag sorgt für Übernahme BURGKIRCHEN/GELSENKIRCHEN/PIRMASENS | Innovative Vereinbarung gibt nach der Ausbildung eine Chance

Im Juni sah es nicht gut

aus für Stephanie Basner.

Zwar hatte sie ihre Lehre

im neuen Ausbildungsberuf

»Fachkraft für Schutz und Si-

cherheit« ordentlich zu Ende

gebracht; doch ihr Lehrbe-

trieb, die BP Gelsenkirchen

als Betreibergesellschaft eines

komplexen Chemie- und Raf-

fineriestandorts, bildet über

Bedarf aus, hat eine Ausbil-

dungsquote von zehn Prozent.

Einigen der Ausgelernten bot

das Unternehmen dann kei-

ne Übernahme an. Stephanie

Basner war eine von ihnen.

Aber: »Im Juli aber erhielt

ich einen Anruf aus der

Personalabteilung, dass ich

doch eine Stelle bekomme«,

berichtet sie. Es gebe für sie

die Möglichkeit einer ein-

jährigen Anstellung. Das lie-

ge daran, dass Mittel aus der

zwischen der IG BCE und

den Chemiearbeitgebern ab-

geschlossenen Tarifverein-

barung »1000 für 1000« zur

Verfügung stünden.

Nicht nur Stephanie Basner

freute sich. Thorsten Merten,

zuständiger Betriebsrat bei

BP Gelsenkirchen: »Wegen

des Tarifvertrags wurden zwei

Fachkräfte für Schutz und Si-

cherheit, eine Fachkraft für

Lagerlogistik und eine Elek-

tronikerin für ein Jahr über-

nommen.« Die Hoffnung ist,

dass aus der einjährigen An-

stellung eine Dauerbeschäf-

tigung wird.

DAS IST DER ZWECK des

Tarifvertrags, den IG BCE

und BAVC im Frühjahr so

formulierten: »Die Chemie-

tarifvertragsparteien gehen

davon aus, dass aufgrund

der weltweiten Wirtschafts-

und Finanzkrise, die die Un-

ternehmen der chemischen

Industrie hart getroffen hat,

ein bedeutender Teil der Aus-

gebildeten von den Betrieben

nicht übernommen werden

kann. Bei einem Anziehen

der Konjunktur werden je-

doch gut ausgebildete Fach-

kräfte dringend benötigt.«

Die aus dieser Tarifverein-

barung stammenden Gelder

zapfte auch Michael Schnabl

an. Er ist Betriebsratsvorsitzen-

der der Infraserv Gendorf. Das

Unternehmen betreibt einen

Industriepark im bayerischen

Burgkirchen nahe Altötting.

»Der Tarifvertrag machte es

möglich«, sagt er, »dass alle,

die wollten, für mindestens

ein Jahr übernommen wur-

Entspannter Blick nach vorn: Erik Bohry wurde von seinem Ausbildungsbetrieb, BIS Industrieservice in Frankfurt, übernommen. »1000 für 1000« hat es möglich gemacht.

den.« Fünf junge Menschen

nutzten die Chance.

FÜR AUSGELERNTE noch

besser lief es bei dem Welt-

marktführer für Kunststoff-

Fensterprofile, der Troisdor-

fer Profine Group. Zu Profine

gehört die pfälzischen Tra-

ditionstochter Kömmerling

Kunststoffe in Pirmasens.

»Wegen dieses Tarifvertrags

hat das Unternehmen 14 Ju-

gendliche übernommen«,

sagt Klaus Maier, der Ge-

samt- und Konzernbetriebs-

ratsvorsitzende. Und zwar

in diesem Fall nicht nur

für ein Jahr, sondern un-

befristet.

Inzwischen sind es mehre-

re Hundert junge Menschen,

die ihre erste reguläre An-

stellung dem am 21. April

unterzeichneten Vertrag der

Chemiesozialpartner ver-

danken. Michael Weisbrodt

Foto

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reas

Man

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So funktioniert der Vertrag: Die Arbeitgeber haben sich verpfl ichtet, einmalig 25 Mil-lionen Euro einzusammeln und beim Wiesbadener »Unterstüt-zungsverein für die Chemische Industrie« (UCI) einzuzahlen. Von diesem Geld erhalten Betriebe für Tausend erstmals eingestellte junge Menschen ein Jahr lang Lohnzuschüsse von bis zu 1000 Euro monat-lich.

Voraussetzung: Die Unternehmen sind in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Oder die Stellen werden zusätzlich geschaffen. Das eine der beiden Bedingungen erfüllt ist, muss der Betriebs-rat schriftlich bestätigen.

DAS IST »1000 FÜR 1000«

http://bit.ly/90MTQp

»Wir haben >1000 für 1000< genutzt und die Übernahme von 14 Jugendlichen er-reicht, sogar unbefristet!«

Klaus Maier GesamtbetriebsratsvorsitzenderKömmerling Kunststoffe Pirmasens

Page 26: kompakt Dezember 2010

| kompakt | Dezember 201026

> VOR ORT AKTUELLES

Der IG-BCE-Beirat fordert, den Missbrauch der Leiharbeit zu beenden.

Kritisiert hat der Beirat der

IG BCE Ende Oktober

den Entwurf der Bundesregie-

rung für ein geändertes Ar-

beitnehmerübernehmerlas-

sungsgesetz (AÜG). Der Ge-

setzentwurf, so das Gremium,

verhindere nicht, dass Leihar-

beit zu Lohndumping genutzt

wird – weil Leiharbeitskräfte

weiterhin schlechter bezahlt

werden als ihre fest angestell-

ten Kollegen. Der Gesetzent-

Arbeitsmarkt in Ordnung bringenHANNOVER | Der Beirat der IG BCE fordert: »Missbrauch der Leiharbeit beenden!«

wurf gehe auch nicht wirk-

sam dagegen vor, dass immer

größere Teile der Stammbe-

legschaften durch Leiharbeit-

nehmer ersetzt werden.

Stattdessen präsentiere der

Entwurf einige, wenig wirksa-

me Maßnahmen gegen Fälle

wie beim Discounter Schle-

cker. Dort waren Festan-

gestellte entlassen und als

Leiharbeitnehmer wieder ein-

gestellt worden.

Angesichts der Verwerfun-

gen, für die Leiharbeit inzwi-

schen am Arbeitsmarkt sorgt,

»greift der Gesetzentwurf zu

kurz«, so der IG-BCE-Beirat

in einer Entschließung. »Mit

Kosmetik ist es nicht getan.

Der Arbeitsmarkt muss in

Ordnung gebracht, der Miss-

brauch der Leiharbeit beendet

werden.«

Rund 200 Teilnehmerin-

nen und Teilnehmer dis-

kutierten Anfang November

auf der dritten Betriebsräte-

Tagung der IG BCE in Hanno-

ver unter dem Motto »Innova-

tion und Beschäftigung« die

Zukunft von Arbeit und Un-

ternehmen. Der IG-BCE-Vor-

sitzende Michael Vassiliadis

betonte zur Begrüßung: »Be-

triebsräte sind mit Gestal-

tungsanspruch unterwegs,

wir sind keine Verhinderer.«

Auch der stellvertretende IG-

BCE-Vorsitzende Ulrich Freese

stärkte den Betriebsräten den

Rücken. Sie seien die Kons-

tante im Betrieb. Denn viele

Führungskräfte hätten längst

ihre Bodenhaftung verloren,

weil sie die »Sprache der Men-

»Keine Verhinderer«HANNOVER | Betriebsräte betonen Gestaltungsanspruch

schen an den Arbeitsplätzen

nicht mehr sprechen oder

nicht mehr verstehen«. Be-

triebsräte, so Ulrich Freese,

hätten diese Distanz nicht:

»Sie haben die Erfahrungen,

oder sie wissen, wo sie diese

Erfahrungen finden können.«

Wie Innovation in der Pra-

xis im Betrieb aussieht, schil-

derten Betriebsräte aus ver-

schiedenen Branchen. Ihre

Botschaft: Der Weg zum

Erfolg kann unterschiedlich

ausfallen. Ausschlaggebend

ist, dass die Menschen am Ar-

beitsplatz ihre fachliche und

soziale Kompetenz einbrin-

gen können. Sarah Heidel

Foto

: Mic

hael

Cin

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Tarifmeldungen

FEINKERAMIK | Die Tarifverhandlung am 2. November in Würzburg ist ergebnislos vertagt worden, nachdem die Arbeitgeberseite im Anschluss an die Wirt-schaftsdebatte erklärt hatte, es bestünden keinerlei Verteilungsspielräume. Dies hat die Tarifkommission entschieden zurückgewiesen. Die Verhandlungen werden – nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe – am 29. November fortgesetzt.

RWE | Beim Energiekonzern RWE werden Warnstreiks vorbereitet. Die gemeinsame Tarifkommission von IG BCEund ver.di hat nach vier er-gebnislosen Verhandlungs-runden diesen Beschluss gefasst.

SCHUHINDUSTRIE | In der ersten Tarifverhandlung am 4. November hat die Arbeit-geberseite einen Abschluss trotz der ausgesprochen positiven Umsatzentwicklung abgelehnt. Die Angebote der Arbeitgeberseite entspra-chen im Ergebnis nicht der Forderung nach einer ange-messenen Erhöhung, so die IG-BCE-Tarifkommission.

Ausführliche Informationenunter: http://u.nu/2vw7a

BREHNA | Anfang November

haben IG BCE und Chemie-

arbeitgeber Gespräche zur Ta-

rifeinheit aufgenommen. Das

Entgeltgefälle zwischen Ost

und West wurde 2009 nahezu

eingeebnet. Nun fordert die IG

BCE Vereinbarungen zur voll-

ständigen Angleichung. Kon-

kret geht es um die Bereiche

Arbeitszeit, Entgeltgarantie

und Jahresleistung.

Kommissionen sollen nun

die strittigen Punkte bera-

ten. »Ostdeutschland braucht

dieselben Rahmenbedingun-

gen«, unterstrich Petra Rein-

bold-Knape, IG-BCE-Landes-

bezirksleiterin Nordost, »Nur

mit gleichen Arbeitsbedingun-

gen lassen sich gut qualifizier-

te Fachkräfte halten und an-

werben.« foer

Ost-West-Gefällejetzt einebnen

PAPIER | Auch bei der zwei-ten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber kein Angebot zur Vergütung gemacht. Da-gegen wurden Regelungen des Manteltarifvertrags (Monats-lohn, Urlaubsgeld, Spät-schichtzulage) weitgehend abschlussreif verhandelt. Nächster Verhandlungstermin ist der 1. Dezember.

Mehr Informationen über die Konferenz: http://bit.ly/9gZSPf

Die Entschließung gibt´s im Internet: http://bit.ly/aAmmmu

Page 27: kompakt Dezember 2010

kompakt | Dezember 2010 | 27

Trotz Insolvenz voller HoffnungBÜSCHFELD | Bei Saargummi bauen 1200 Mitarbeiter auf den Abgang von Finanzinvestor und Geschäftsführung

Sealing the future« lau-

tet der Unternehmens-

slogan, was man über-

setzen kann mit »die Zukunft

wasserdicht machen«. Beim

Dichtungshersteller Saargum-

mi ist die Zukunft jedoch alles

andere als gesichert. Anfang

November meldete der Auto-

zulieferer aus dem saarlän-

dischen Büschfeld Insolvenz

an und versetzte 1050 Ange-

stellte und 140 Leiharbeiter in

Angst um ihren Job.

Als wenige Tage nach dem

Gang zum Insolvenzgericht

900 Saargummi-Mitarbeiter

die Büschfelder Schlossberg-

halle bis auf den letzten Platz

füllen, spürt man aber auch

Erleichterung. »Wir brauchen

in Zukunft Manager, in deren

Brust ein Herz schlägt und

keine Rechenmaschine«, ruft

der Betriebsratsvorsitzende

Arno Dühr unter Beifall in die

Halle. »Wir sind froh«, bestäti-

gen Zuhörer später, »wenn die

Zeit der Heuschrecke und ih-

rer Geschäftsführung zu Ende

geht. Das ist unsere Chance.«

Der Finanzinvestor ist die

Berliner Private-Equity-Gesell-

schaft Odewald & Compagnie.

Sie kaufte 2007 Saargummi

vor allem mit geliehenem

Geld, das nun als Schulden-

berg (angeblich 200 Millio-

nen Euro) die Firma belastet.

DER EINBRUCH im Autoge-

schäft verschärfte das Liqui-

ditätsproblem – trotz Bürg-

schaft und Grundstücksauf-

kauf in Millionenhöhe durch

das Land. Die Geschäftsfüh-

rung, so urteilte sogar das

Handelsblatt, »fast verzweifelt

und mit der Brechstange« ver-

sucht, Kosten zu senken.

Allerdings nur zulasten der

Beschäftigten. »Es gab keiner-

lei Kompromisse, sondern

immer nur das Kozept, die

Belegschaft auf 400 Kollegen

abzubauen, Produktionsbe-

reiche zu verkaufen und die

Löhne um 20 Prozent zu drü-

cken«, berichtet Betriebsrat

Dieter Schmitt. Auch die

CDU-Landtagsabgeordnete

Helma Kuhn-Theis argwöhn-

te, »dass sich hier jemand vor

dem Hintergrund der Krise

die Kasse füllen will«.

Das ist gründlich schief-

gegangen, Saargummi gehört

jetzt den Banken. Hoffnung

gibt den Mitarbeitern, dass

Banken, namhafte Automobil-

hersteller und die Insolvenz-

verwalter dem Unternehmen

eine gute Prognose geben. Ge-

sucht wird nun ein strate-

gischer Investor.

»Der Laden brummt», sagt

Betriebsratschef Arno Dühr,

»jetzt besteht die Chance,

Saargummi ohne nennens-

werten Personalabbau wieder

zurück in die Profitabilität

zu bringen.« Frank Rolle, stell-

vertretender IG-BCE-Bezirks-

leiter in Saarbrücken, pflichtet

bei: »Was den Beschäftigten

in den vergangenen Monaten

zugemutet wurde, darf sich

nicht wiederholen.«

Als er am Tag der Insolvenz

den Kollegen die schlimme

Nachricht überbrachte, hätten

sie sofort geantwortet, dass sie

alles tun, um Saargummi zu

retten, erzählt Arno Dühr. »Es

hat mich sehr berührt, wie alle

geschlossen hinter Werk und

Betriebsrat stehen. Wir kämp-

fen um das Unternehmen.«

DEUTLICHE WORTE fanden

Betriebsrat und IG BCE nach

der Versammlung, auf der al-

lein sie über die Insolvenz

informierten. Von der Unter-

nehmensleitung war niemand

anwesend. Das brachte IG-

BCE-Bezirksleiter Dietmar

Geuskens mächtig auf die

Palme: »Ein Armutszeugnis.«

Die IG BCE werde jetzt ge-

meinsam mit den Menschen

alles daran setzen, den Stand-

ort zu stabilisieren.

Stefan Scheytt

Die Produktion bei Saargummi »brummt«. Beschäftigte und Be-triebsrat hoffen nach der Insolvenz nun auf einen neuen Investor.

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»Wir brauchen Manager mit Herz und nicht mit einer Rechenmaschine in der Brust.«

Arno Dühr Betriebsratsvorsitzender Saargummi

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Klare Ansage: Die Saargummi-Beschäftigten geben nicht auf. Sie kämpfen für ihr Werk.

Page 28: kompakt Dezember 2010

> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

28 | kompakt | Dezember 2010

Informationen aus erster HandSTUTTGART | In-

formationen aus

erster Hand zu

»Stuttgart 21« im

Turm des Haupt-

bahnhofs, eine

Einführung in die

Arbeit des Landtags

und als Höhepunkt

noch eine Plenar-

sitzung – für die 15 RAKer aus Göppingen-Gmünd war

es ein informativer Ausflug in die Landeshauptstadt. Ein-

geladen hatte der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Hofe-

lich (auf dem Foto mit der Gruppe vor dem Landtag) die

RAKer, die Mitglieder des Rentner- und Seniorenarbeits-

kreises.

Mehr als sieben Jahrzehnte treuKORNWESTHEIM | Sie bringen es auf

beachtliche Zah-

len: Edgar Losch

aus Kornwestheim

ist 60 Jahre in

der Gewerkschaft,

Adolf Entenmann

aus Benningen gar

70 Jahre. Doch das ist nichts gegen Friedrich Oster. Der bald

90-Jährige aus Bietigheim-Bissingen kann auf eine 75-jäh-

rige Mitgliedschaft zurückblicken. Die Ortsgruppe Korn-

westheim/Stuttgart ehrte ihre Jubilare auf der jährlichen

Versammlung. Unser Foto zeigt die Jubilare zusammen mit

Bezirksleiter Andreas Klose (links), Ortsgruppenvorsitzen-

de Sabine Dürr (rechts) und Karin Rüffel (ganz links).

Großes Fest für die Jubilare in UlmULM | Zu einem

gemeinsamen Fest,

verbunden mit

dem traditionellen

Seniorenausflug,

hatte der Bezirk

Ulm auch dieses

Jahre seine Jubilare

und ihre Angehö-

rigen eingeladen. Bezirksleiter Thomas Echtermeyer be-

dankte sich für die langjährige Treue zur Gewerkschaft.

Harry Hauber sorgte mit seiner »Fartun Magic Show« für

»zauberhafte« Unterhaltung.

An der Seite der ArbeitFREIBURG | Katholische Kirche empfängt Betriebsräte

»Ihre Arbeit ist eine

wesentliche Errun-

genschaft des Rechts-

und Sozialstaates.«

Weihbischof Dr.

Bernd Uhl würdigte

in Freiburg die Arbeit

der Arbeitnehmerver-

tretungen und mach-

te deutlich, dass er

kein Verständnis habe,

wenn Unternehmen

Betriebsräte blockier-

ten oder gar verhinderten.

Auf Einladung des Erzbis-

tums Freiburg hatten sich

rund 100 Arbeitnehmer ge-

troffen, um mit Vertretern der

katholischen Arbeitnehmer-

bewegung über die Arbeit

von Betriebs- und Personal-

vertretungen zu diskutieren.

Andreas Becker, Betriebs-

ratsvorsitzender der H.C.

Starck aus Laufenburg, schil-

derte eindringlich die Verän-

derungsprozesse in dem von

Finanzinvestoren übernom-

menen Unternehmen. Be-

cker: »Wir müssen den Wahn-

sinn heute ausbaden.«

Schock für GrenzachGRENZACH/WHYLEN | BASF fährt Standort runter

»Die Menschen am

Standort Grenzach

sind die Verlierer der

Übernahme von Ciba

durch die BASF«, so

Michael Schreier, der

Vertrauensleutevor-

sitzende. Nachdem

bereits 170 Arbeits-

plätze gestrichen wor-

den waren, wurden

durch die Geschäftsleitung

im April weitere 125 Arbeits-

plätze infrage gestellt.

Jetzt hat der Unterneh-

mensbereich EP (Papierche-

mikalien) im November den

Ausstieg aus Grenzach ver-

kündet. Das bedeutet einen

Verlust von weiteren 300 Ar-

beitsplätzen.

Der beabsichtigte radikale

Umbau des Standortes hat

die Beschäftigten geschockt.

Sie versammelten sich spon-

tan vor dem Werktor und

demonstrierten ihren Unmut.

Betriebsratsvorsitzender Hei-

ko Wodarkiewicz: »Die BASF

verspielt ihr Vertrauen. Wenn

wir keine belastbaren Zusa-

gen für den Standort und die

Arbeitsplätze erhalten, mache

ich mir große Sorgen für die

Zukunft.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Andreas Becker (links) mit Weihbischof Dr. Bernd Uhl und Betriebsrat Edgar Mewes der Firma Alno aus Pfullendorf.

Spontane Demonstration von BASF-Mit-arbeitern in Grenzach.

Page 29: kompakt Dezember 2010

29kompakt | Dezember 2010 |

Mannheim feiert 680 JubilareMANNHEIM | Erst

kamen die Schlager

der 50er-, 60er-

und 70er-Jahre,

dann interpretierte

Hella Boysen Mu-

sicalhits. So perfekt

eingestimmt, nahm

der Bezirk Mann-

heim seine diesjäh-

rige Jubilarehrung in der Stadthalle Weinheim vor. Erich

Hohenadel (Foto, Mitte) wurde dabei zu seinem 70-jähri-

gen Gewerkschaftsjubiläum gratuliert. Uscha Mankiewicz,

die stellvertretende Bezirksleiterin, bedankte sich bei den

Gewerkschaftsmitgliedern und verwies darauf, dass die so-

zialen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte ein

Verdienst der Jubilare seien.

Gäste aus Frankreich zu BesuchMANNHEIM | Der Besuch der französischen Gewerkschafter

in Mannheim war von der politischen Diskussion be-

herrscht. Die Kollegen waren direkt von einer Demonstra-

tion in Paris (Heraufsetzung des Rentenalters) gekommen.

Schon drei Jahre gibt es die Kontakte zwischen der IG BCE

Mannheim und den Kollegen in Frankreich. Organisator

der Treffen ist die Ortsgruppe Ruhrkohle.

Versammlungen neu gestalten MANNHEIM | Die

Vertrauensleute der

Reckitt Benckiser

Produktion haben

die »Neugestaltung

der Betriebsver-

sammlungen« als

Zielgruppenprojekt angepackt. So machten sie mit einem

»Begrüßungsapfel« (Foto) unlängst auf den Aspekt Gesund-

heit aufmerksam.

Delegiertenkonferenz in Mannheim MANNHEIM | Eine positive Bestandsaufnahme bei der jähr-

lichen Delegiertenkonferenz im Bezirk Mannheim: Mehr

als 83 Prozent der bei den Betriebsratswahlen 2010 gewähl-

ten Betriebsratsmitglieder sind Mitglied der IG BCE. Egbert

Biermann vom geschäftsführenden Hauptvorstand der

IG BCE referierte zum Thema »Jetzt gehts um uns: Gewerk-

schaftliche Forderungen für eine Gesellschaft des Fort-

schritts«.

STUTTGART | 45 000 Ge-

werkschafter demonstrierten

am 13. November in Stuttgart

gegen die zunehmende so-

ziale Schieflage. »Das reicht

für die große Kehrwoche!«,

rief ihnen DGB-Landeschef

Nikolaus Landgraf zu. »Wir

wollen, dass wieder Politik

für die Menschen gemacht

wird – für die Arbeitneh-

merinnen und Arbeitnehmer,

für die Familien, für die Ar-

beitslosen und für die Men-

schen am Rand unserer Ge-

sellschaft«, forderte Landgraf.

»IG BCE mitgestalten« BIBERACH | Ein Mitmach-Tagebuch informiert im Internet

Erik Volkmann (23) ist JAV-

Vorsitzender bei Boehringer

Ingelheim (Standort Bibe-

rach) und Mitglied im Lan-

desbezirksjugendausschuss. Er

hat im Internet sein Tagebuch

öffentlich gemacht: »Ich woll-

te mal zeigen, welche Mög-

lichkeiten es gibt, als Ehren-

amtlicher die IG BCE mitzu-

gestalten. Das kann auch als

Aufforderung zum Mitma-

chen verstanden werden.«

Das Tagebuch beginnt mit

einem Eintrag am Freitag,

1. Oktober 2010 um 14:45

Uhr: »›Hallo und herzlich will-

kommen zur Vorstellung der

JAV bei euch, dem neuen ers-

ten Lehrjahr!‹ Mit diesen Wor-

ten begrüßte ich einen Teil

der Auszubildenden, die am

13. September neu angefangen

hatten. In den darauf folgen-

den anderthalb Stunden in-

formierte ich

mit meinen

Kolleginnen

und Kolle-

gen der Ju-

gend- und

Auszubil-

dendenver-

tretung (JAV)

über die Auf-

gaben und

Rechte, die wir als Jugendver-

treter haben, und über die

Wichtigkeit unserer Gewerk-

schaft. Unterstützt wurden wir

von Moritz Hautmann aus

der Abteilung Junge Gene-

ration/Ausbildung bei der IG-

BCE-Hauptverwaltung.

Nach der interessanten und

lockeren Vorstellung gingen

die Azubis in den Feierabend.

Ich machte mich auf den

Weg zum Wochenendseminar

›JAV-Kandidatenschulung‹.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Demo gegen die soziale Schiefl age

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Erik Volkmann schreibt ein In-ternet-Tagebuch.

www.baden-wuerttemberg.igbce.de

Page 30: kompakt Dezember 2010

Plus für MitgliederMÜNCHEN | Eine zusätzliche Leistung für IG-BCE-Mitglie-

der konnte beim Tarifabschluss für die Südwestdeutschen

Salzwerke und Südsalz erzielt werden: Neben der Tarifer-

höhung von drei Prozent ab 1. Dezember gibt es jährlich

eine bezahlte Freischicht.

UmgezogenKELHEIM | Der IG-BCE-Bezirk Kelheim-Zwiesel zieht um

und hat vom 1. Dezember an eine neue Adresse: Emil-Ott-

Straße 22, 93309 Kelheim; Telefon 09441 7063-0, Tele-

fax -20. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag

von 08:00 bis 16:00 Uhr, Freitag bis 13:00 Uhr.

Vom Agieren und Reagieren MÜNCHEN | Der Bezirk München hatte zum 1. Betriebsrats-

forum Telekommunikation geladen. Mehr als 20 Betriebs-

räte von Telefónica O2 und BT informierten sich über ihren

Einfluss auf Unternehmensstrategien.

Aktuell will O2 2000 Stellen streichen! Mit der einhelligen

Kritik »Immer nur auf die am grünen Tisch in Madrid oder

London gefällten Entscheidungen zu reagieren, das kann es

doch nicht sein!« wurde eine intensive Diskussion ausge-

löst.

Experten stellten Möglichkeiten von »Agieren und Reagie-

ren« vor. Fazit eines Teilnehmers: »Ich hätte nicht gedacht,

dass wir so viel tun können!«

Werberhitparade113 Aufnahmen: JAV (Wacker Chemie AG, Burghausen).

18 Aufnahmen: JAV (InfraServ GmbH & Co. Gendorf KG),

Roland Berninger (Industriecenter Obernburg).

16 Aufnahmen: Markus Schütt (Flachglas Wernberg

GmbH, Wernberg-Köblitz).

10 Aufnahmen: JAV (Siltronic AG, Burghausen), Johann

Grau (Firma Kautex, Mallersdorf).

9 Aufnahmen: Peter Bernpaintner (Telefónica O2, Nürn-

berg).

8 Aufnahmen: Birgit Altmannshofer (Clariant, Standort

Gendorf), Helmut Faber (MD, Plattling), Georg Tagger

(Michelin Reifenwerke, Hallstadt).

7 Aufnahmen: Reinhard Brandhuber (Clariant, Stand-

ort Gendorf), Josef Glöcklhofer (Clariant, Standort Gen-

dorf).

5 Aufnahmen: Marko Fartelj (Wacker Chemie AG, Burg-

hausen), Franz Malzer (Schott Rohrglas, Mitterteich), Petra

Neft (Technical Plastic Systems, Wackersdorf), Alexander

Schätz (CeramTec, Lauf), Richard Sinzinger (Papierfabrik

Rieger, Trostberg).

IG BCE trifft »Studis«WEIDEN | Zukunftsgewerkschaft sucht den Dialog

Viele Studierende kom-

men während des Stu-

diums erstmals mit der

Arbeitswelt in Kontakt.

Doch mit Gewerkschaf-

ten haben die meisten

noch wenig am Hut.

Das will die IG BCE

Nordostbayern mit ih-

rem Hochschulprojekt

»Studenten und Zu-

kunftsgewerkschaft«

ändern.

Ziel ist es, die Vorteile einer

Mitgliedschaft in der IG BCE

zu vermitteln – von der Hilfe-

stellung bei der Praktikums-

platzsuche über Kontakte zu

den Personalbüros bis zu Be-

werbungshilfen.

Um auf das Projekt auf-

merksam zu machen, ist die

IG BCE in die Hochschulen

gegangen. Fortgeführt wurde

der Dialog dann bei einem

ersten IG-BCE-Stammtisch

für Studierende der Fach-

hochschule Amberg. Dort

diskutierte Bezirksleiter Hart-

muth Baumann mit den

Ingenieurstudenten.

Branche im AufschwungKELHEIM | Gute Perspektiven für Kunststoffi ndustrie

Um die bayerische Kunststoff-

industrie ging es bei der in-

dustriepolitischen Tagung der

IG BCE in Kelheim. Landesbe-

zirksleiter Seppel Kraus pro-

phezeite der Branche vor den

rund 70 Betriebsräten und

Arbeitgebervertretern enorme

Zukunftsmöglichkeiten – vor

allem im Automobil- und

Baubereich. Die Politik solle

jedoch die Rahmenbedingun-

gen für die Klein- und Mittel-

betriebe verbessern.

Auch Ministerialrätin Dr.

Niedzela-Schmutte, die an-

stelle des Wirtschaftsministers

gekommen war, bestätigte

den Aufschwung. Nur noch

neun Prozent der Firmen in

der Kunststoffbranche wür-

den derzeit über einen Um-

satzrückgang klagen.

Auf der Tagesordnung stan-

den auch Referate von Ex-

perten zum demografischen

Wandel und zu innovations-

unterstützenden Dienstleis-

tungen des Chemie-Clusters

Bayern.

Einen Wunsch hatten nicht

nur die Gewerkschafter am

Ende der Veranstaltung: einen

Forschungsstandort für die

Carbonindustrie in Kelheim.

Kraus: »Universitäre For-

schung und die hier in der Re-

gion ansässigen Firmen wür-

den sich gegenseitig poten-

zieren. Wir wünschen uns

vom Wirtschaftsministerium

entsprechende Unterstützung.

Wir sind sicher, dass dadurch

noch mehr neue Arbeitsplätze

in der Kunststoffindustrie ge-

schaffen werden könnten.«

> VOR ORT BAYERN

| kompakt | Dezember 201028

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Viel Zuspruch für die IG BCE an der Fachhochschule.

Page 31: kompakt Dezember 2010

30 000 demonstriertenNÜRNBERG | 30 000 Menschen aus ganz Bayern demons-

trierten am 13. November in Nürnberg für eine andere

Politik.

Für eine andere Politik

MÜNCHEN | Der

Aufschwung ist

da, allerdings

greifen Unter-

nehmen vor al-

lem auf Leih-

arbeitskräfte zu-

rück. Vor diesem

Hintergrund ver-

abschiedeten auf

einer Betriebs-

ratsfachtagung

der IG BCE die mehr als

100 Teilnehmer eine gemein-

same Erklärung.

Ihre Forderungen sind unter

anderem: gleiches Entgelt für

gleiche Arbeit, ein erweitertes

Mitbestimmungsrecht für Be-

triebsräte bei Leiharbeit, keine

Leiharbeit bei längeren Be-

schäftigungen, Leiharbeit nur

zum Abfangen von Auftrags-

spitzen. Die bayerische Staats-

regierung soll über den Bun-

desrat eine entsprechende Ini-

tiative zur fairen Gestaltung

der Leiharbeit starten.

Zuvor informierten der Ar-

beitsrechtler Wolfgang Steen,

IG-BCE-Chef Michael Vassilia-

dis und Landesbezirksleiter

Seppel Kraus über rechtliche,

gewerkschaftliche und betrieb-

liche Handlungsmöglichkei-

ten. Bei einer Podiumsdiskus-

sion stellten sich auch die Po-

litiker Max Straubinger (CSU)

und Anette Kramme (SPD)

den Teilnehmern.

In der Münchner Innenstadt

verteilte der Bezirksjugend-

ausschuss Flyer, in denen er

auf die fehlende soziale Ba-

lance im Sparpaket aufmerk-

sam machte. Eigens für die

Aktion hatten sich die jungen

Kollegen T-Shirts (Foto) be-

drucken lassen. Eine andere

Gruppe war im öffentlichen

Nahverkehr unterwegs und

»diskutierte« lautstark über

die Flyer der IG-BCE-Jugend

und über das Sparpaket. Beim

Aussteigen ließen sie die Flyer

liegen und bestiegen den

nächsten Wagen. Die liegen

gelassenen Flyer wurden so-

fort von Mitreisenden in Au-

genschein genommen.

29kompakt | Dezember 2010 |

G R O S S K U N D G E B U N G D E S D G B

Auf dem Podium diskutierten (von links): Wolf-gang Steen, Max Straubinger, Michael Vassilia-dis und Anette Kramme.

www.bayern.igbce.de

Leiharbeit fair gestalten

In den letzten Wochen haben aktive IG-BCE-Mitglieder Flagge gezeigt – gegen das Sparpaket der Bundesregie-rung, die Kopfpauschale in der gesetzlichen Krankversiche-rung oder die Rente mit 67, für mehr Chancen für die Ju-gend, gleichen Lohn für Leiharbeiter und soziale Reformen.

Jugend gegen das Sparpaket

Mehr zu den Veranstaltungen:

Page 32: kompakt Dezember 2010

> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN

| kompakt | Dezember 201028

Führungswechsel im LandesbezirkFRIEDEWALD | In Anwesenheit

des IG-BCE-

Vorsitzenden

Michael Vassi-

liadis (auf dem

Foto links) hat

der Landesbe-

zirksvorstand

Hessen-Thürin-

gen der IG BCE im November einstimmig einen Nachfolger

für Rainer Kumlehn (rechts) gewählt, der den Landesbezirk

Hessen-Thüringen seit 21 Jahren leitet und im kommenden

Jahr in die passive Phase der Altersteilzeit geht. Der 53-jäh-

rige Mittelhesse Volker Weber (Mitte) war bisher stellvertre-

tender Landesbezirksleiter. Er übernimmt die Leitung des

Landesbezirks mit Beginn des neuen Jahres.

Prekäre Beschäftigung stoppenBREUBERG | Mit klaren Wor-

ten wandte sich

Michael Vassi-

liadis (Foto) bei

einer Betriebs-

versammlung

des Reifenher-

stellers Pirelli gegen die ständige Ausweitung der Leiharbeit.

Damit sprach er auch dem Betriebsrat und den Vertrauens-

leuten aus dem Herzen. Der IG-BCE-Vorsitzende kündigte

harte Auseinandersetzungen mit der Bundesregierung und

der Kanzlerin über dieses Thema an.

»Jetzt gehts um uns!« JENA | Ge-

meinsam mit

Mitgliedern an-

derer DGB-Ge-

werkschaften,

Verbände und

Parteien de-

monstrierte die

IG BCE Thürin-

gen Ende Oktober gegen das unausgewogene Sparpaket der

Bundesregierung. Am IG-BCE-Stand in der Einkaufspassage

gab es viele Gespräche mit interessierten Bürgerinnen und

Bürgern. Die äußerten meist ebenfalls Unmut über die

ungleiche Kostenverteilung durch die Berliner Koalitions-

beschlüsse.

Lebendige GeschichteFULDA | Konferenz würdigt 45 Jahre Gewerkschaftsleben

Gemeinsam mit der Hessi-

schen Landeszentrale für Poli-

tische Bildung veranstaltete

die IG BCE Hessen-Thüringen

im November eine Konferenz

zur Gewerkschaftsgeschichte.

Der Historiker Hans-Otto

Hemmer stellte vor rund 70

Betriebsräten und weiteren

Gewerkschaftern aus Hessen

und Thüringen dar, wie die

Gewerkschaften in West-

deutschland nach dem Krieg

um ihren Kurs rangen.

Als Zeitzeuge berichteten

Armin Clauss, langjähriger

DGB-Vorsitzender und So-

zialminister in Hessen, so-

wie Werner Bischoff und

Wolfgang Schultze, der eine

zuletzt geschäftsführendes

Mitglied im Hauptvorstand

der IG BCE, der andere lange

hauptamtliches Vorstands-

mitglied des niedersächsi-

schen DGB und der Gewerk-

schaft Chemie-Papier-Kera-

mik (IG CPK) – Vorgängerin

der IG BCE.

»Nach den Erfahrungen der

Nazizeit«, so Armin Clauss,

»sollte es nie wieder eine Spal-

tung in den Gewerkschaften

geben.« Doch die Kommunis-

ten hätten sich im Westen

durch »gewerkschaftsfeindli-

che Politik« ins Abseits gestellt.

Werner Bischoff und Wolf-

gang Schultze schilderten, wie

sie als junge Gewerkschafter

Emissäre aus der DDR bei

dem vergeblichen Versuch er-

lebten, Einfluss auf den DGB

zu gewinnen. Die IG CPK

habe sich damals mit ihren

»Fuldaer Beschlüssen« gegen

alle extremistischen Bestre-

bungen abgegrenzt.

Einig zeigte sich das Podi-

um mit Modatorin Carmen

Everts von der Landeszentrale

für Politische Bildung in ei-

nem: Mit Parteien oder Orga-

nisationen, die nicht auf dem

Boden der demokratischen

Verfassung stehen, dürfen die

Gewerkschaften auch künftig

nicht zusammenarbeiten.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Spannende Geschichtsstunde mit (von links) Armin Clauss, Wolfgang Schultze, Hans-Otto Hemmer, Carmen Everts, Werner Bischoff und Christoph Kleßmann.

Vortrag über GewaltpräventionHANAU | Die gewerkschaftli-

chen Vertrauensleute im In-

dustriepark Wolfgang haben

»Gewalt auf den Straßen« the-

matisiert. Nachdem sie sich

zunächst bei der Stadt Hanau

und der Polizeidirektion

Main-Kinzig. sachkundig ge-

macht hatten, luden sie unter

dem Dach der bundesweiten

Kampagne »Gewalt – Sehen –

Helfen« zu einem Vortrag

über Gewaltprävention ein.

Etwa 40 Mitarbeiter kamen.

Page 33: kompakt Dezember 2010

29kompakt | Dezember 2010 |

Hoffnung auf PipelineNEUHOF | Kalibergbau spricht mit Umweltschützern

Die Salzrückstände

des Kalibergbaus

standen im Mittel-

punkt eines konst-

ruktiven Gesprächs

Ende Oktober zwi-

schen der Deut-

schen Umweltstif-

tung, der K+S KALI

GmbH, Werk Neu-

hof und der IG BCE.

Stiftungsvorsitzen-

der Jörg Sommer war »be-

eindruckt von der Profes-

siona lität und Ernsthaftig-

keit«, mit der Fragen des

Umwelt schutzes diskutiert

wurden.

Sommer forderte eine »öko-

logisch und ökonomisch« ver-

tretbare Lösung, die »auch

die sozialen Aspekte« nicht

übersieht. Vor allem könne

»das Salzwasser nicht Tag für

Tag mit unzähligen Lkw-Fuh-

ren durch die Region trans-

portiert« werden. Bernd Klee,

der kaufmännische Leiter des

Werks Neuhof, berichtete von

den Anstrengungen und Er-

folgen des Unternehmens be-

züglich der Wasserqualität von

Werra und Weser. Er warb

um Unterstützung für den

Bau einer Salzwasserleitung

von Neuhof nach Philipps-

thal.

Volker Weber, stellvertreten-

der Landesbezirksleiter der

IG BCE, ist froh, dass das An-

hörungsverfahren für diese

Leitung inzwischen angelau-

fen sei und zeigte sich zuver-

sichtlich, dass das Planfest-

stellungsverfahren bald ab-

geschlossen sei.

Konfl ikt um VorsorgeFRANKFURT | Unterschiedliche Ansichten bei Sanofi -Aventis

Der Tarifvertrag »Lebensar-

beitszeit und Demografie«

sieht einen Demografiebetrag

vor, über dessen Verwen-

dungsart sich die Betriebs-

parteien einigen müssen. Das

Pharmaunternehmen Sanofi-

Aventis beispielsweise ver-

wendet ihn für eine zusätz-

liche betriebliche Altersver-

sorgung. Aus persönlichen

Gründen schlagen aber Be-

schäftigte ihren Anspruch aus

und lassen das Geld verfallen.

In einer Gesamtbetriebs-

vereinbarung übertrug nun

die Geschäftsleitung dem Ge-

samtbetriebsrat die Entschei-

dung, was aus den nicht ab-

gerufenen Beträgen wird. Der

entschied: Das Geld fließt zu-

sätzlich in die Altersversor-

gung derjenigen, die ihren

Anspruch nutzen und tarifge-

bunden – also Gewerkschafts-

mitglied – sind. Denn sie tra-

gen persönlich und finanziell

die Last, solche Tarifverträge

möglich zu machen. Das ge-

fällt der Geschäftsleitung we-

niger. Möglicherweise kommt

es darüber zum Rechtsstreit.

Umweltstiftungs-Chef Jörg Sommer (Zwei-ter von links) im Gespräch mit den K+S-Ma-nagern Günter Ciernioch (links) und Bernd Klee (rechts) sowie Volker Weber von der IG-BCE (Zweiter von rechts).

Die Regierungen sind weiter gefordertWir sind im nun zu Ende gehenden Jahr schneller aus der

Krise herausgekommen, als fast alle Experten vermutet hat-

ten. Die Verursacher der Krise sind immer noch nicht zur

Verantwortung gezogen. Es gibt auch immer noch keine

weltweit oder zumindest europaweit wirkenden Instrumen-

te, derartige Zusammenbrüche globaler Märkte künftig zu

verhindern oder zumindest die Verantwortlichen dafür zur

Kasse zu bitten. Da sind die Regierungen weiter gefordert.

Richtige Konsequenzen aus früheren Erfahrungen haben

die Bundesregierungen in den letzten drei Jahren zur Bewäl-

tigung der Krise gezogen. Die Ausdehnung des Kurzarbeiter-

geldes hat uns ermöglicht, Beschäftigung zu erhalten. Dafür

haben die betroffenen Kolleginnen und Kollegen viel be-

zahlt. Aber ohne diese Möglichkeiten und unsere auf »Flexi-

bilität in der Not« angelegten Tarifverträge wäre alles noch

viel teurer geworden. Wahrscheinlich wären einige Millio-

nen Arbeitsplätze verloren gegangen. Und niemand weiß, ob

und wann sie wirklich wieder aufgebaut worden wären.

Nun geht es darum, die Arbeitnehmer am neuen und für

viele unverhofften wirtschaftlichen Erfolg teilhaben zu las-

sen. Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte,

bezeichnen einige Wirtschaftsvertreter nun schon wieder als

Bedrohung des Aufschwungs. Das ist Unsinn. Deshalb wer-

den wir im Frühjahr eine Tarifrunde haben, mit der die Ein-

kommen der Beschäftigten in unseren Branchen angemes-

sen steigen. Dazu muss allerdings jeder seinen Teil beitragen.

Denn von selbst kommt da erfahrungsgemäß leider nichts.

Ich wünsche euch geruhsame Feiertage und einen guten

Start in ein neues Jahr, in dem wir unsere Kräfte bündeln

und verstärken müssen, um erfolgreich zu sein.

Z W I S C H E N R U F

RAINER KUMLEHN,Landesbezirksleiter

Hessen-Thüringen

[email protected]

»Die Beschäftigten müssen am

wirtschaftlichen Erfolg teilhaben «

Page 34: kompakt Dezember 2010

> VOR ORT NORD

28 | kompakt | Dezember 2010

Gleiches EntgeltOLDENBURG | Über das beste Rezept für Entgeltgerechtig-

keit im Betrieb und die Möglichkeiten für Betriebsräte, ge-

schlechtsabhängige Entgeltunterschiede zu erkennen und

dagegen vorzugehen, diskutierten 51 Teilnehmer mit Edel-

traud Glänzer vom geschäftsführenden Hauptvorstand der

IG BCE. Fazit von Bezirksleiterin Vera Ackermann: Das bes-

te Rezept für Entgeltgerechtigkeit ist die Chancengleichheit.

170 Jubilare in SchöningenSCHÖNINGEN | 170 Mitglie-

der konnten jetzt für ihre

langjährige Treue zur IG BCE

geehrt werden, ein Jubilar so-

gar für 75 Jahre und drei Ju-

bilare für 70 Jahre Mitglied-

schaft. Unser Foto: Heinz

Nebel aus der Ortsgruppe

Büddenstedt, der von Peter

Hausmann, Mitglied des ge-

schäftsführenden IG-BCE-Hauptvorstandes, und Bezirkslei-

ter Jörg Liebermann für 70 Jahre Treue ausgezeichnet wurde.

Ehrungen in LübeckLÜBECK | In einem festlichen Rahmen ehrte die Ortsgruppe

Lübeck zusammen mit dem DGB-Vorsitzenden Nord, Uwe

Polkaehn, und dem Bezirksleiter des IG-BCE-Bezirks Schles-

wig-Holstein, Ralf Erkens, insgesamt 19 Jubilare.

Abgeordneter geehrtBAD OLDESLOE | Für 40 Jahre Mit-

gliedschaft konnte

der frühere Staats-

sekretär und ehe-

malige IG-Chemie-

Geschäftsführer von

Hamburg, Franz

Thönnes (links), mit

vielen anderen Mit-

gliedern der Ortsgruppe vom Vorsitzenden der Ortsgruppe,

Hermann Biehl (rechts) und IG-BCE-Sekretär Alexander

Suß (hinten rechts), geehrt werden.

Treue JubilareWUNSTORF | Die Ortsgruppe Wunstorf/Bokeloh ehrte

23 Gewerkschafter für ihre langjährige Treue zu unserer

Gewerkschaft in einer Feierstunde.

Branchendialog GlasBAD MÜNDER | Betriebe brauchen preiswerte Energie

Betriebsräte und Un-

ternehmensvertreter

aus der Glasindustrie

hatten vor den Plänen

der Bundesregierung

gewarnt, die Steuer-

begünstigung der ener-

gieintensiv produzie-

renden Industrie ab-

zuschaffen. Hans Georg Diek-

mann, Gesamtbetriebsrats-

vorsitzender der Ardagh Glass

GmbH, befürchtet, dass dann

die sechs Glashütten des We-

serberglandes mit 3000 Be-

schäftigten gefährdet seien.

Auf der Veranstaltung dabei:

die Bundestagsabgeordneten

Sebastian Edathy (SPD) und

Jutta Krellmann (Die Linke)

sowie Silvia Nieber, Bürger-

meisterin von Bad Münder,

und Helmut Heyne vom nie-

dersächsischen Wirtschaftsmi-

nisterium. Wolfgang Blossey,

IG-BCE-Bezirksleiter Hanno-

ver: »Wenn wir keine verläss-

lichen Bedingungen garantie-

ren, dürfen wir uns nicht wun-

dern, wenn Unternehmen ins

Ausland abwandern.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Eine spannende Diskussion erlebten die Teilnehmer des Branchendialoges Glas.

Energie für StadeSTADE | Unternehmen warten auf neues Kraftwerk

Mit einer energiepoli-

tischen Tagung unter-

strich die IG BCE ihre

Forderung nach einer

umweltschonenden,

zuverlässigen und be-

zahlbaren Energiever-

sorgung. Bürgermeis-

ter Andreas Rieckhoff

bezeichnete Stade mit

elf bedeutenden Un-

ternehmen aus den

Bereichen Chemie,

Aluminium, Flugzeugbau

und Energiegewinnung als

»Motor der wirtschaft-

lichen Entwicklung in Nord-

deutschland«.

Dr. Ralf Bartels, Leiter des

Ressorts Bergbau und Ener-

giepolitik der IG BCE, betonte,

bis 2030 müsse es eine Ver-

doppelung der Energieerzeu-

gung geben, um den Bedarf

zu decken. Die Betriebsrats-

vorsitzenden von Dow und

AOS in Stade, Thomas Mellin

und Harald Amling, forder-

ten einen Ausbau der Infra-

struktur. Nach Angaben von

Dow-Stade-Werkleiter Reiner

Roghmann ist das Genehmi-

gungsverfahren für das Dow-

Kraftwerk in Stade 2013 ab-

geschlossen, drei Jahre später

könne das 1,5-Milliarden-

Projekt in Betrieb gehen.

Wollen gute Energieversorgung für Stades Industrie (von links): Ralf Bartels, Andreas Rieckhoff, Reiner Roghmann, Thomas Mellin und Harald Amling.

Page 35: kompakt Dezember 2010

29kompakt | Dezember 2010 |

Von wegen ReformNEUSTADT | Bei der

Podiumsdiskussion

»Gesundheitsre-

form – Rente – Ar-

mut« (unser Foto)

der IG-BCE-Orts-

gruppe Neustadt

und des Sozialver-

bands Deutschland (SoVD) ließen die rund 80 Gäste kräftig

»Dampf« ab. Nachdem sich der FDP-Vertreter nicht blicken

ließ, traf ihre Kritik vor allem die CDU-Bundestagsabgeord-

nete Dr. Maria Flachsbarth. Bemängelt wurde vor allem die

Entlassung der Arbeitgeber aus der paritätischen Finanzie-

rung der gesetzlichen Krankenversicherung. »Wir haben ei-

nen Zuwachs an Kapital, aber keine gleichmäßige Belastung

beider Seiten mehr, das kapiert draußen kein Mensch.« Mit

solchen Äußerungen konnte Bernd Gutheil (IG BCE) beim

Publikum ebenso punkten wie Edelgard Bulmahn (SPD)

mit der Forderung, die Zusatzbeiträge wieder abzuschaffen.

»Viele bleiben verunsichert, fühlen sich von der Politik

belogen und betrogen«, so die SoVD-Vorsitzende Ulrike

Weisang.

Reif für die InselBALTRUM | Klimawandel

und Meeresspiegelschwan-

kungen sowie den Lebens-

raum Nordsee erkundeten

die Teilnehmer eines Bil-

dungsurlaubsseminars (un-

ser Foto). Highlights waren

ein spontaner Vortrag von

Dr. Cord Landsmann, Finanzvorstand bei E.ON Climate &

Renewables, der zurzeit auf Baltrum Urlaub macht, sowie

ein Ebbe&Flut-Vortrag von Horst Unger, dem ehemaligen

Leiter des Nationalparkhauses Baltrum (Gezeitenhaus).

Neuanfänger feiernGRÖMITZ | 29 junge

Berufsanfänger lie-

ßen sich im Jugend-

dorf vom Bezirksju-

gendausschuss und

Jugendsekretär Jörg

Gabriel die Mög-

lichkeiten in der IG

BCE samt Freizeit-

möglichkeiten der Fejo GmbH erklären, bevor es zum Trave-

münder Hochseilgarten ging.

Konzertierte AktionWILHELMSHAVEN | Netzwerk für Raffi neriestandort

Ein Netzwerk aus Betriebs-

rat, IG BCE, Arbeitgeberver-

band ChemieNord, der Stadt

Wilhelmshaven und dem

Land Niedersachsen soll den

bedrohten Standort retten.

Rückenstärkung gibt es inzwi-

schen durch eine Verein-

barung, die während eines

Gesprächs mit dem nieder-

sächsischen Wirtschaftsmi-

nister Jörg Bode (FDP) getrof-

fen wurde.

Die Beteiligten sind sich

einig, dass der Standort Wil-

helmshaven nicht aufgegeben

werden darf und es Zukunfts-

chancen für die Raffinerie

gibt. »Die IG BCE wird, ge-

meinsam mit Betriebsrat, Be-

legschaft und dem Arbeit-

geberverband die Initiative

ergreifen und in einem Netz-

werk diejenigen Kräfte bün-

deln, die nötig sind, um ein

Standortkonzept für die Raf-

finerie zu entwickeln«, so Ralf

Becker, Landesbezirksleiter

der IG BCE Nord. Für Minis-

ter Bode wäre »die Schließung

der Raffinerie der schlimmste

Fall, den es zu verhindert

gilt«. Dr. Jochen Wilkens,

Hauptgeschäftsführer Che-

mieNord: »Wir brauchen ei-

nen Investor, der in die Zu-

kunft des Standortes ver-

traut.«

Eigentümer ConocoPhil-

lips hat die Deutsche Bank

mit den Verkaufsaktivitäten

beauftragt. Das Netzwerk will

diese Aktivitäten abgestimmt

unterstützen. Dabei soll ein

zeitnaher regelmäßiger Infor-

mationsaustausch auch unter

Einbindung der Raffinerie

selbst erfolgen.

Perspektiven gefordertHANNOVER | Podiumsdiskussion der IG-BCE-Jugend

Berufliche Perspekti-

ven junger Menschen

waren Thema einer

Podiumsdiskussion

der IG BCE Hanno-

ver. »Man darf nicht

Fachkräftemangel

schreien und gleich-

zeitig keine Ausbil-

dungsplätze bereit-

stellen«, so Bezirks-

leiter Wolfgang Blos-

sey. Denn nur 38 Prozent al-

ler ausgelernten Auszubilden-

den werden unbefristet über-

nommen.

Die ehemalige Bundes-

bildungsministerin Edelgard

Bulmahn (SPD) forderte, die

Unternehmen müssten ihrer

sozialen Verpflichtung nach-

kommen und Ausbildungs-

plätze schaffen – und erhielt

dafür Applaus. »Wir haben

deutlich gemacht, dass junge

Menschen Perspektiven brau-

chen – Leiharbeit kann keine

Alternative sein«, zog JAV-

und Jugendreferent Mustafa

Erkan abschließend Bilanz.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Sie diskutierten (von links): Mustafa Erkan (IG BCE), Edelgard Bulmahn (SPD), Her-bert Behrens (Linke), Patrick Nüß (IG BCE), Sebastian Lechner (Junge Union) und Sven-Christian Kindler (Grüne).

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Page 36: kompakt Dezember 2010

> VOR ORT NORDOST

| kompakt | Dezember 201028

Termine – kurz notiertCOTTBUS | 6. Dezember: Lausitz-Konferenz zum Thema

Energie.

BERLIN | 13. Dezember: Forum für Ausbildung und

Arbeitsmarktfragen in der chemischen Industrie Ost.

Flashmob bei O2

TELTOW | Aus dem Nichts war die Menschenansammlung

entstanden. Rund 50 Mitarbeiter von O2 in Teltow (Foto)

sprachen lautstark in ihre Handys, entrollten ein Banner

und kannten dabei nur ein Thema: Stellenabbau und Aus-

gliederungen. Organisiert hatte den Flashmob die IG BCE,

denn nach den aktuellen Plänen der Konzernleitung Tele-

fónica soll das Callcenter in Teltow verkauft werden. Ein

Video der Aktion ist auf Youtube zu sehen.

Fit für Tarifrunden 2011GROSSWALTERSDORF | Vertrauensleute der Siltronic AG

Freiberg und von Wacker Chemie, Werk Nünchritz disku-

tierten ihre Argumente für die Tarifrunde 2011 der chemi-

schen Industrie und planten Aktionen in den Betrieben.

Auch für die aktuelle Tarifrunde Chemie Ost, die Anfang

November in Brehna startete, gilt es zur Überwindung der

Unterschiede zwischen

Ost und West bei der

Arbeitszeit, Jahresleis-

tung und Entgeltstruk-

turen in den Betrieben

Flagge zu zeigen und

neue Mitglieder zu ge-

winnen.

Sanierung UranerzbergbauCHEMNITZ | Im Mittelpunkt der jährlichen Betriebsrätekon-

ferenz der vier Wismut-Standorte stand die Sanierung des

ehemaligen Uranerzbergbaus in Sachsen und Ostthüringen.

Drei strategische Aufgaben stehen an: die Anpassung der

Unternehmensstruktur an den Sanierungsfortschritt, die

Neubewertung des Sanierungsprogramms und die Über-

tragung von Altlasten und Langzeitaufgaben an die Länder.

20 heiße JahrePOTSDAM | Tagung zur betrieblichen Mitbestimmung

Auf einer Tagung erinnerten

etwa 50 Betriebsrätinnen und

Betriebsräte an die Anfänge

der betrieblichen Mitbe-

stimmung in Ostdeutschland

und diskutierten mit dem

Betriebsverfassungsgesetz-Ex-

perten Prof. Dr. Wolfgang

Däubler die aktuellen Her-

ausforderungen. Der stellver-

tretende IG-BCE-Vorsitzende

Ulrich Freese berichtete,

wie Gewerkschaften und Be-

triebsräte gemeinsam dafür

sorgten, dass Ostdeutschland

nicht zum Experimentierfeld

wurde.

Mehr als 20 Jugendliche

gingen fast zeit-

gleich in einem

Seminar in Kagel-

Möllenhorst auf

Entdeckungsreise

in die Zeit der

Wende und er-

fuhren mehr über

das Leben und

Arbeiten in der

DDR.

Beruf und FamilieBITTERFELD-WOLFEN | Zeit für Kinder und Pfl ege

Der Bezirksfrauenausschuss

Halle-Magdeburg beschäftigt

sich intensiv mit Lösungen

für eine familienfreundliche

Personalpolitik in kleinen

und mittelständischen Unter-

nehmen. Im September hatte

Jana Csongár vom Qualifizie-

rungsförderwerk Chemie die

Projektarbeit mit dem Be-

triebsrat der Zellstoff Stendal

GmbH gestartet und stellte

verschiedene Ansätze vor. Er-

folgreich umgesetzt wurde

das Projekt zur Vereinbarkeit

von Beruf und Familie seit

2009 bereits bei der SOEX

TSG & TRG mbH.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Landesbezirksleiterin Petra Reinbold-Knape be-grüßt Prof. Däubler (links) und Ulrich Freese.

Cornelia Schaaf-Altenburg, Betriebsratsvorsitzende Escosoil Ost, zu den Herausforderungen in internationalen Betriebsräten.

www.igbce-blogs.de/heissejahre

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Page 37: kompakt Dezember 2010

29kompakt | Dezember 2010 |

Zukunftsprozess 2020BERLIN | Wie sieht die Zukunftsgewerkschaft 2020 aus?

Was muss getan werden, um weiterhin eine starke und

schlagkräftige IG BCE im Landesbezirk Nordost zu sein?

Mit dieser Frage beschäftigten sich in den vergangenen Mo-

naten alle Bezirke gemeinsam mit den Vertrauensleuten

und Kolleginnen und Kollegen in den Ortsgruppen. Lan-

desbezirksleiterin Petra Reinbold-Knape: »Es geht darum,

die IG BCE fit für die Zukunft zu machen!«

Überall im Lan-

desbezirk stellt der

demografische

Wandel in den Be-

trieben und Orts-

gruppen beson-

dere Herausforde-

rungen an die Ge-

werkschafter. Mitgliederzahlen zu stabilisieren, neue Bran-

chen zu erschließen und eine serviceorientierte Betreuung

sind zentrale Punkte im Strategiekonzept 2020 in Halle-

Magdeburg (Foto).

Dies gilt auch im Bezirk Cottbus, der sich zusätzlich dem

Thema Energie besonders widmen will und sich die offen-

sivere Mitgliederwerbung auf die Fahnen geschrieben hat.

In Berlin-Mark Brandenburg stehen »Gute Arbeit«, Tarife

und die junge Generation im Mittelpunkt. Als Idee wurde

hier eine repräsentative Befragung von Mitgliedern und

Nichtmitgliedern nach ihren Wünschen und Vorstellungen

an die IG BCE diskutiert.

Der Bezirk Leipzig will sich besonders der Generationen-

gerechtigkeit widmen und die IG BCE auch außerhalb der

Betriebe bekannter machen. Dresden-Chemnitz konzent-

riert sich unter anderem auf die intensive Arbeit mit den

Betriebsräten, deren Qualifizierung und Betreuung. Außer-

dem will die IG BCE hier die Haustarifverhandlungen of-

fensiver führen.

Regionale PressearbeitCOTTBUS | Bei al-

len drei Regional-

foren im Bezirk

Cottbus ging es

um die regionale

Presse- und Öf-

fentlichkeitsarbeit

auch mit Blick auf

das Thema »Zukunftsgewerkschaft 2020«. Referentin war

Medienprofi Susanne Kettelför (Foto, rechts, in der Diskus-

sion mit Teilnehmerinnen). Bezirksleiter Ralf Hermwapel-

horst informierte über die Wahl der Versichertenvertreter

der Knappschaft-Bahn-See.

Kraftvolle Energie COTTBUS/ALT-TRÖGLITZ | Herbstaktionen Braunkohle

Mehr als 4000 Menschen in

Cottbus (Foto oben) und

1100 Teilnehmer der öffent-

lichen Betriebsversammlung

bei der MIBRAG (Foto unten)

machten die Herbstaktionen

für die Braunkohle zu einem

Erfolg. Der IG-BCE-Vorsit-

zende Michael Vassiliadis

unterstrich in Cottbus die

Schlüsselrolle der Kohle und

forderte die schnelle Verab-

schiedung eines CCS-Geset-

zes. Für die Brandenburger

Landesregierung

stellte sich Ar-

beitsminister

Günter Baaske

klar hinter die

Braunkohle. Bei

der MIBRAG

betonte IG-BCE-

Hauptvorstands-

mitglied Peter Hausmann:

»Braunkohle bietet Energie-

sicherheit und ist der wich-

tigste subventionsfreie Ener-

gieträger.«

Landesbezirksleiterin Petra

Reinbold-Knape machte klar,

dass die Industrie- und Ener-

giepolitik ganz oben auf der

Tagesordnung in Nordost

bleibt. Zu den Aktionen wa-

ren auch Bergleute von der

Saar und aus dem Rhei-

nischen Revier angereist.

Zurück zu 37,5 StundenBERLIN | Bausch & Lomb ohne neue Vereinbarung

2005 hatte die IG BCE für den

Pharmaspezialisten Bausch &

Lomb/Dr. Mann Pharma in

Spandau eine umfassende

Standortsicherungsvereinba-

rung unter anderem mit

einer Wochenarbeitszeit von

40 Stunden abgeschlossen,

die im Dezember ausläuft. Be-

triebliche Umstrukturierun-

gen und Stellenabbau im letz-

ten Jahr erschütterten aber

das Vertrauen der Kollegin-

nen und Kollegen. Jetzt reicht

es ihnen, sodass sie auf einer

Mitgliederversammlung Mitte

Oktober eine Fortführung ab-

lehnten. Ab dem 1. Januar

2011 gilt deshalb wieder die

37,5-Stunden-Woche!

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www.markbrandenburg.igbce.de

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Page 38: kompakt Dezember 2010

VOR ORT NORDRHEIN>

| kompakt | Dezember 201028

»Politische Gratwanderung«KREUZAU | Der

SPD-Bundestagsab-

geordnete Dietmar

Nietan besichtigte

auf Einladung der

IG-BCE-Vertrauens-

leute das Metsä-Tis-

sue-Werk in Kreuzau. In einem anschließenden Gespräch

erläuterte er seine Standpunkte zur Energiepolitik und dis-

kutierte mit Beschäftigten des Papierunternehmens über

die »politische Gratwanderung« zwischen Arbeitsplatzer-

haltung und Umweltschutz.

Gemeinsam stärkerLEVERKUSEN | Ver-

trauensleute von

Currenta, Tectrion

und Chemion in

Leverkusen wollen

enger zusammen-

arbeiten. Bei einem

Workshop definier-

ten sie erste gemeinsame Projekte und Aufgaben, unter an-

derem eine bessere Kommunikation in den Betrieben und

die gemeinsame Ausrichtung der gewerkschaftlichen Ak-

tivitäten.

Seminar zu KommunikationstypenNÜMBRECHT | Unterschiede zwischen weiblicher und

männlicher Kommunikation standen im Mittelpunkt eines

Seminars des Bezirksfrauenausschusses (BFA) Alsdorf in

Nümbrecht. Referentin Angelika Enderichs schärfte bei den

14 Teilnehmerinnen unter anderem den Blick für »typisch

männliche« Gesprächsstile und Kommunikationsarten.

Werberhitparade im OktoberJoline Macek (58, Currenta Dormagen, Köln-Bonn), Julian

Schäfer (42, Bayer Uerdingen, Moers), Felix Schultz (35,

Currenta Leverkusen, Leverkusen), Ismail Tekin (32, RWE

Power PBG, Alsdorf), Jens Bamhusen (24, Evonik Gold-

schmidt, Duisburg), Matthias Dürbaum (13, RWE Power

PBH, Alsdorf), Ralf Reisgen (13, RWE Power PBI, Alsdorf),

Ralf Laus (13, SDO, Köln-Bonn), Jenny Schumacher (12,

Bayer Dormagen, Köln-Bonn), Daniele Gioco (12, Currenta

Leverkusen, Leverkusen), Sascha Jansen (12, Kinon Saint

Gobain, Alsdorf), Dieter Trierscheidt (12, Pronova BKK, Le-

verkusen).

Chemie wieder im TrittDÜSSELDORF | Konferenz diskutiert Tarifrunde 2011

Die chemische Industrie in

Nordrhein hat nach der Wirt-

schaftskrise wieder Tritt ge-

fasst. Bei der tarifpolitischen

Konferenz des IG-BCE-Lan-

desbezirks in Düsseldorf

sagte Landesbezirksleiter Rei-

ner Hoffmann vor mehr als

100 Vertrauensleuten und

Betriebsräten der chemischen

Industrie, dass in über 70 Pro-

zent der hiesigen Chemie-

unternehmen der zusätz-

liche Konjunkturbonus ge-

zahlt werden konnte. Da-

durch erhöhten sich die Ein-

malzahlungen auf 650 bezie-

hungsweise 975 Euro.

Hoffmann betonte, die IG

BCE habe mit dem Tarifab-

schluss 2010 einen wichtigen

Beitrag zur Beschäftigungs-

sicherung in der Krise geleis-

tet. Zudem seien die Perspek-

tiven für die Jugend lichen

nach der Ausbildung durch

zusätzliche 1000 Übernah-

men verbessert worden.

Der neue NRW-Wirt-

schaftsminister Harry Kurt

Voigtsberger forderte, die Be-

schäftigten auch in Zukunft

deutlich am wirtschaftlichen

Erfolg der Chemieunterneh-

men zu beteiligen. Er bekann-

te sich zur neuen CO-Pipeline

und zum Neubau des Kohle-

kraftwerks Datteln. Für Pro-

fessor Dr. Ronald Schettkat

von der bergischen Univer-

sität Wuppertal hat die Wirt-

schafts- und Finanzmarkt-

krise das Scheitern der neo-

liberalen Politik bewiesen.

Peter Hausmann vom

geschäftsführenden IG-BCE-

Hauptvorstand erläuterte die

Ziele der nächsten Tarifrun-

de in den folgenden Jahren.

Neben einer angemessenen

Entgelterhöhung würden die

Weiterentwicklung des Demo-

gra fietarifvertrages und die

Modernisierung des Bundes-

entgelttarifvertrages eine Rol-

le spielen.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Mehr als 100 Vertrauensleute und Betriebsräte nahmen an der tarif-politischen Konferenz teil.

www.nordrhein.igbce.de

Wirtschaftsprofessor Ronald Schettkat, NRW-Wirtschaftsminister Harry Kurt Voigtsberger, Landesbezirksleiter Reiner Hoffmann und Peter Hausmann, Mitglied im geschäftsführenden Hauptvorstand, (von links) diskutierten mit Betriebsräten und Vertrauensleuten.

Page 39: kompakt Dezember 2010

29kompakt | Dezember 2010 |

Solidarität mit Lausitzer RevierCOTTBUS | Vertrau-

ensleute und Be-

triebsräte aus dem

rheinischen Braun-

kohlenrevier mach-

ten sich auf den

Weg ins 700 Ki-

lometer entfernte

Cottbus. Dort solidarisierten sie sich mit den Beschäftigten

des Lausitzer Braunkohlenreviers.

HerbstaktionenALSDORF | Ak-

tions-Herbst auch

im IG-BCE-Bezirk

Alsdorf: IG-BCE-

Ortsgruppen or ga-

nisierten Infostände

in den Innenstädten

von Aachen, Herzo-

genrath (Foto), Heinsberg und Geilenkirchen. Dort wurde

rege über Themen wie »Rente mit 67«, Kopfpauschale oder

Mindestlöhne informiert und diskutiert.

Betriebsräte-AG wählte VorstandMARL | Die Be-

triebsräte-AG der

Erdöl-, Kohle- und

Grundstoffchemie

in NRW wählte ei-

nen neuen Vor-

stand. Neuer Vor-

sitzender ist Arndt

Küpper (Zweiter von links), Betriebsratsvorsitzender bei

Clariant in Oberhausen. Die weiteren Mitglieder des Vor-

standes sind Detlef Gajewski (links, BP Gelsenkirchen) so-

wie (von rechts) Ralf Knust (TMD Friction EsCo), Malte

Rodammer (Rütgers Germany), Hardi Meier (OXEA-Werk

Ruhrchemie) und Claudia Nikolowski (VTA). Nicht auf

dem Foto sind die Vorstandsmitglieder Gerhard Franzke

(Shell) und Herbert Figaj (Hexion Specialty).

Krimi-Dinner als DankeschönALSDORF | Als Dankeschön für ehrenamtliches Engage-

ment und Mitgliederwerbung initiierte der IG-BCE-Bezirk

Moers eine Krimi-Dinner-Gala im Mülheimer Schloss

Broich. Bei einem Vier-Gänge-Menü waren die Teilnehmer

selbst Mitwirkende bei einem Theaterstück.

Erfolgreiche JAV-WahlDÜSSELDORF | Engagierte Arbeit fi ndet breite Zustimmung

In vielen Betrieben waren

bei Redaktionsschluss dieser

kompakt-Ausgabe die

Wahlen zu den neuen Ju-

gend- und Auszubildenden-

vertretungen (JAV) zwar noch

nicht abgeschlossen, doch

Beispiele erfolgreicher Arbeit

gibt es schon jetzt. Die JAV

von Evonik Carbon Black

in Kalscheuren etwa wurde

schon im Februar gewählt –

und hat bereits viel erreicht.

Das liegt auch daran, dass

gemeinsam mit den Evonik-

Standorten in Wesseling und

Lülsdorf die JAV Rheinland

gebildet wurde. Diese plant

und organisiert gemeinsam.

Die JAV Rheinland hat auch

durchgesetzt, dass Jugendver-

treter mit zur Einführungs-

woche für neue Azu-

bis fahren, um dort

Ansprechpartner und

Betreuer zu sein.

Frisch gewählt nah-

men die Jugend-

vertreter schon im

Februar an der Auf-

taktveranstaltung zur

Tarifrunde der chemi-

schen Industrie teil.

Auch unterstützten

sie die Aktionen des

Bezirksjugendaus-

schusses zur Landtagswahl

oder am »Tag der Arbeit«.

Für die JAV von Bayer und

Currenta in Wuppertal-Elber-

feld gab es vor zwei Jahren

einen Neuanfang. Bis auf

zwei »Alt-JAVis« setzte sich

das Gremium aus Neulingen

zusammen. Sie können mit

dem bislang Erreichten zu-

frieden sein.

Der größte Erfolg: Seit Ende

2009 regelt eine Betriebsver-

einbarung das erste Mal seit

Jahren eine feste Übernahme

nach der Ausbildung. Seit-

dem werden in Wuppertal-

Elberfeld 50 Prüflinge pro

Jahr, welche einen Noten-

durchschnitt von mindestens

1,9 haben, über Bedarf fest

übernommen.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Enis Ahmetovic, Sezer Elkirmis, Mehmet Yilmaz, Dennis Gayk und Sinan Aslan sind die neue JAV des Bergwerks West in Kamp-Lintfort. Alle jungen Beschäftigten haben sich dort an ihrer Wahl beteiligt.

Sozialplan bei Cinram »steht«ALSDORF | Beim Alsdorfer

CD- und DVD-Hersteller Cin-

ram sind jetzt nicht mehr 170,

sondern 100 feste Mitarbeiter

von Kündigung bedroht.

Durch verschiedene weitere

Maßnahmen könnte die Zahl

noch weiter sinken. Nach lan-

gen und intensiven Verhand-

lungen haben sich Geschäfts-

führung und Betriebsrat

zwischenzeitlich auf die Eck-

punkte des Sozialplans für die

betroffenen Beschäftigten ge-

einigt. Im Zuge der Umstruk-

turierungen verlieren aber

auch viele Leiharbeitnehmer

und befristet beschäftigte Mit-

arbeiter ihren Arbeitsplatz.

Cinram hatte den bisherigen

Großkunden Warner-Home-

Video verloren.

Page 40: kompakt Dezember 2010

VOR ORT RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND>

| kompakt | Dezember 201028

Sie waren immer dabeiUNKENBACH | Mehr als 80 Ju-

bilare, allesamt

ehemalige oder

heutige Mitar-

beiter von Mi-

chelin in Bad

Kreuznach, be-

gingen in die-

sem Jahr ein be-

sonderes Jubiläum. Sie hatten ihrer Gewerkschaft 25, 40,

50 oder gar 60 Jahre die Treue gehalten. Viele von ihnen

folgten jetzt einer Einladung von Claus Bensing, dem Vorsit-

zenden der gewerkschaftlichen Vertrauensleute bei Miche-

lin und Ortsbürgermeister von Unkenbach (Foto, oben).

Dort bedankte sich auch der Mainzer IG-BCE-Bezirksleiter

Walter Dörrich bei den Jubilaren für ihre langjährige Zu-

gehörigkeit zur Gewerkschaft. Grußworte sprach auch Ver-

bandsbürgermeister Arno Mohr, er ist ebenfalls seit vielen

Jahren Gewerkschaftsmitglied. Die Festansprache hielt

Alois Heinevetter, langjähriger Betriebsratsvorsitzender bei

Michelin in Bad Kreuznach und selbst seit 50 Jahren Mit-

glied der IG BCE.

Zahlreiche

Jubilare des Be-

zirks Mainz er-

lebten kürzlich

ein frohes Fest,

und zwar im

dortigen kur-

fürstlichen

Schloss (Foto).

Höhepunkt war die Ehrung von Hella Heck-Voigt, Manfred

Henss, Alois Hetfleisch und Karl Volk für die 60-jährige Ge-

werkschaftszugehörigkeit.

IG-BCE-Frauen bleiben am BallSAARBRÜCKEN | Aus An-

lass des seit zehn Jahren

bestehenden »Welttag des

Mannes« organisierte der

Bezirksfrauenausschuss

Saarbrücken nun schon

zum zweiten Mal eine

Männeraktion in zwei

saarländischen Betrieben,

bei Ursapharm in Bübin-

gen und bei Fresenius, Sankt Wendel. Bei Ursapharm sorgte

Betriebsratsvorsitzende Monika Bastuck-Weisgerber für Ge-

sundheitsinfos und leckere Milchriegel.

Viele kritische Fragen LUDWIGSHAFEN | Meister-Dialog bei der BASF

Der Chemiekonzern BASF

SE strebt im Produktionsbe-

reich tief greifende organi-

satorische Neuerungen an.

Dazu betreibt er seit Septem-

ber 2009 ein Projekt zur »Op-

timierung der Produktion in

Antwerpen und Ludwigs-

hafen im 21. Jahrhundert«,

kurz OPAL21.

Aus Sicht der Gewerkschaft

müssen notwendige Maßnah-

men aber nachvollziehbar sein

und dürfen die Belastungsfä-

higkeit der Beschäftigten nicht

untergraben. Deshalb lud die

IG-BCE-Zielgruppe Meister in-

nerhalb der BASF jetzt den

OPAL-Projektleiter Theo Proll

und den Werkleiter Bernhard

Nick zu einer offenen Diskus-

sion zwischen Verantwort-

lichen und Betroffenen ein.

300 Interessierte kamen zu

der Veranstaltung. Viele Teil-

nehmer trugen kritische Fra-

gen vor oder reichten sie

schriftlich ein. Es ging dabei

um die künftigen Belastun-

gen, um die technische Si-

cherheit, um das Entgelt und

um die Auswirkungen des

Projekts auf persönliche be-

rufliche Perspektiven.

Diese Fragen »werden auch

in die weiteren Beratungen

aufgenommen«, versprach

Franz Pings, der Vorsitzende

der IG-BCE-Zielgruppe Meis-

ter. Die Zielgruppe, so Pings,

benötige viele weitere Rück-

meldungen von den Betrof-

fenen und werde alles tun,

dass es bei der Optimierung

»wirklich keine Verlierer

gibt«.

Wehren sind für den Ernstfall gerüstetENSDORF | Wenn

es drauf ankommt,

muss alles wie am

Schnürchen klap-

pen. Deshalb ab-

solvierten die Be-

rufsfeuerwehr des

Bergwerks Saar

und die Freiwillige Feuerwehr

Ensdorf kürzlich eine ge-

meinsame Übung auf der

Anlage Duhamel des Berg-

werks. Fazit: Die beiden Weh-

ren arbeiten gut zusammen

und sind für den Ernstfall ge-

rüstet.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Die Diskussion zum Optimierungsprozess stieß auf große Resonanz.

Page 41: kompakt Dezember 2010

29kompakt | Dezember 2010 |

Gemeinsam viel erreicht

LUDWIGSHAFEN | Seit 60 Jahren ist der langjährige ehema-

lige BASF-Vertrauensmann Roland Koch in der Gewerk-

schaft. Bei der Jubilarfeier der IG BCE blickte er zurück.

»1948 gab es erst zwölf Urlaubstage, zwei davon waren

Samstage«, berichtet er, »aber in den 70er-Jahren haben wir

das auf sechs Wochen aufgestockt.« Roland Koch kennt vie-

le weitere Erfolge. Zum Beispiel: »Wir haben die Stechkarten

für gewerbliche Arbeitnehmer abgeschafft, was entgegen al-

ler Befürchtungen wunderbar funktioniert hat.« Von den

850 Gästen im Pfalzbau Ludwigshafen erhielten er und sein

Mitjubilar Rudolf Schmidt stellvertretend für 98 weitere

Mitglieder mit 60 Jahren Gewerkschaftsmitgliedschaft viel

Applaus.

Die Festansprache zur Ehrung der Jubilare mit 80, 60, 50

und 40 Jahren Mitgliedschaft hielt Egbert Biermann, Mit-

glied im geschäftsführenden Hauptvorstand. Ludwigshafen

beherbergt mit 33 000 Mitgliedern schon seit Langem den

stärksten Bezirk der IG BCE in Deutschland. »Es waren nicht

immer einfache Zeiten«, sagte rückblickend der Bezirksvor-

sitzende Wolfgang Daniel, »aber es sollen immer gemein-

same Zeiten sein.«

Boehringer kickt am bestenMAINZ | Die

IG-BCE-Jugend

des Bezirks

Mainz veran-

staltete Ende

Oktober in der

Mainzer Soc-

cerhalle ein

Fußballturnier

(Foto).

Mannschaften folgender Unternehmen nahmen teil:

Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Evonik

Röhm Worms, Röchling Automotive Worms, Simona AG

Kirn, Michelin Reifenwerke Bad Kreuznach, Schott AG

Mainz.

Im Laufe eines aufregenden Fußballtages setzten sich die

Jugendlichen von Boehringer als Sieger durch. Den zweiten

Platz eroberte die Mannschaft von Evonik Röhm Worms,

den dritten die von Röchling Automotive Worms.

Hilfe für die PrüfungMAINZ | Azubis machen sich in »WiSo« fi t

Junge Gewerkschafterinnen

und Gewerkschafter sind an

Wirtschafts- und Sozialkunde

meist ziemlich interessiert.

Aber eine Abschlussprüfung

in dem Fach ist auch für sie

nicht ganz ohne. Die IG-BCE-

Jugend des Bezirks Mainz bot

Auszubildenden aus Betrie-

ben des Bezirks deshalb jetzt

wieder an, sie für die »WiSo«-

Prüfung fit zu machen. Im

Mainzer DGB-Haus führten

die Teamer Nadine Lammoth

und Sascha Kopp die Teil-

nehmer einen Tag lang

durch die unterschiedlichsten

Prüfungsthemen (Foto). Alle

empfanden die Unterstüt-

zung als hilfreich.

Spannende FührungBREITSCHEID | Senioren besuchen Feuerfest-Fabrik

In Breitscheid am Dreiländer-

eck Rheinland-Pfalz – Hes-

sen – Nordrhein-Westfalen

gibt es eine moderne Feuer-

fest-Fabrik, die »Niederlas-

sung Westerwälder Thonin-

dustrie«. Auch in Bendorf am

Rhein hat die Feuerfest-Bran-

che – sie produziert vor allem

aus Ton gebrannte Steine

(Schamotte) für Feuerungs-

anlagen – eine lange Tradi-

tion. Deshalb gehören dem

Bendorfer IG-BCE-Senioren-

kreis viele »Kenner« solcher

Fabriken an. Mit großer

Spannung besichtigten sie die

»Westerwälder Tonindustrie«.

Viele zeigten sich erstaunt

über die sauberen Werkhal-

len und Arbeitsplätze, vor al-

lem aber über die technische

Ausstattung. Die Senioren

freuten sich auch darüber,

dass sie gleichsam ein alter

Bekannter durch das Werk ge-

führt hatte. Dessen Vater war

ihnen nämlich als Werkleiter

in Bendorf noch in bester Er-

innerung.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Sie erklären, wie eine moderne Feuerfest-Fabrik arbeitet.

Gemeinsam büffelten junge Gewerkschafter in Mainz für die Prüfung.

Page 42: kompakt Dezember 2010

VOR ORT WESTFALEN>

| kompakt | Dezember 201028

IG-BCE-SeminareOEDING | 25. bis 27. März 2011: Der gläserne Mensch

(LBZ300.05.01.01.11).

HALTERN AM SEE | 4. bis 8. April 2011: Ist Deutschland

noch ein Industriestandort? (LBZ300.05.02.01.11).

Anmeldungen beim zuständigen IG-BCE-Bezirk oder direkt

beim Landesbezirk. Weitere Infos:

Zukunft im Bergbau

BOTTROP | Die berufliche Zukunft hat für 105 Jugendliche

auf dem RAG-Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop begon-

nen. Sie starteten dort in diesem Herbst ihre Ausbildung.

Neuer SchwerbehindertenvertreterMARL | Michael

Blaucza (links)

wurde einstimmig

zur Vertrauensper-

son der Schwer-

behindertenvertre-

tung des RAG-

Bergwerkes Augus-

te Victoria in Marl gewählt. Stellvertretende Vertrauensper-

sonen wurden Erika Krebs, Karl Nathaus und Uwe Weste.

Infos zu befristeten VerträgenRECKLINGHAUSEN | Mit einer neuen Broschüre informiert

der IG-BCE-Bezirk Recklinghausen: Der Flyer »Informatio-

nen zu befristeten Arbeitsverträgen in Deutschland« weist

auch auf Beratungsangebote der IG BCE hin.

Was tun im Pfl egefall?BORKEN | Was ist zu tun, wenn ein Angehöriger pflegebe-

dürftig wird? Um diese Frage kümmerte sich das IG-BCE-

Regionalforum West bei einer Veranstaltung in Borken.

»Durch die Hintertür«BÖNEN/HERTEN | Aktionen für sozialere Politik in Berlin

Für Aufmerksamkeit

sorgte die IG-BCE-

Ortsgruppe Bönen

am Marktplatz der

Gemeinde: Sie infor-

mierte gemeinsam

mit dem DGB über

die Gesundheitsre-

form der Bundesre-

gierung und sam-

melte mit großem

Erfolg Unterschriften

gegen ihre unsozia-

len Änderungen zu-

gunsten der Arbeitgeber.

Insgesamt 150 Marktbe-

sucher unterschrieben. Orts-

gruppenvorsitzender Werner

Kümmel: »Zuvor hatten wir

bei unserer Jubilarehrung be-

reits 200 Unterschriften ge-

sammelt.« Der Plan, die Bei-

träge für die Arbeitgeber ein-

zufrieren, widerspreche dem

Solidargedanken und sei

quasi eine Kopfpauschale

durch die Hintertür, so Wer-

ner Kümmel.

Auch die IG-BCE-Ortsgrup-

pe Disteln startete

mit dem DGB in

Herten eine gemein-

same Aktion und

informierte über die

DGB-Herbstaktion

»Gemeinsam für ein

gutes Leben«. Die

Ortsgruppenmitglie-

der sammelten eben-

falls Unterschriften

und riefen zur Teil-

nahme an der Pro-

testveranstaltung am 13. No-

vember in der Dortmunder

Westfalenhalle auf.

Die aktuelle Steinkohlesituation, die DGB-Herbstkampagne 2010 und das Thema »Kopfpauschale« standen im Mittelpunkt einer Veranstal-tung des IG-BCE-Bezirks Gelsenkirchen. Das Bezirksteam und Gast-referent Udo Eisberg informierten dort 100 Vertreter aus Ortsgrup-pen und Vertrauenskörpervorständen.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

In Herten war die IG-BCE-Ortsgruppe Disteln aktiv »für ein gutes Leben«.

Die IG-BCE-Ortsgruppe Bönen sammelte Unterschriften gegen die unsoziale Ge-sundheitsreform der Bundesregierung.

www.westfalen.igbce.de

Foto

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Page 43: kompakt Dezember 2010

29kompakt | Dezember 2010 |

Ortsvorsteher aus der IG BCE BERGKAMEN | Im

Bergkamener Orts-

teil Oberaden wur-

de Michael Jürgens

(Zweiter von rechts),

stellvertretender

Vorsitzender der

dortigen IG-BCE-Ortsgruppe, als neuer Ortsvorsteher ge-

wählt. Ortsgruppenvorsitzender Willi Null und Hauptkas-

sierer Heinz Mathwig gratulierten und verabschiedeten den

vorherigen Ortsvorsteher Martin Blom (links).

Kirche – Kohle – KumpelGLADBECK | Zum

Ende der Ausstellung

»Kirche – Kohle –

Kumpel« wurden

die jungen Gewin-

ner eines Preisrät-

sels über die Glad-

becker Stadtgeschichte geehrt. Die Ortsgruppe Gladbeck-

Mitte hatte die Ausstellung gemeinsam mit der evange-

lischen Kirchengemeinde Gladbeck und dem REVAG-

Geschichtsverein »Zeche Graf Moltke 1/4« organisiert.

Oktoberfest für AzubisMARL | Viel Spaß beim ersten »Oktoberfest auf der Chemie-

park Wiesn«. Der Kennlern-Abend für die neuen Auszubil-

denden wurde vom Bezirk Recklinghausen, dem Betriebsrat

und der JAV des Evonik-Gemeinschaftsbetriebes organisiert.

Sportliche GewerkschaftsarbeitMARL | Unter dem Motto »Gewerkschaftsarbeit ist sport-

lich!« stand ein Turnier des Bezirksjugendausschusses

Recklinghausen. Zwölf Mannschaften mit 82 Spielerinnen

und Spielern aus dem Chemiepark Marl und vom Bergwerk

Auguste Victoria kämpften um Tore. Die Gruppe »FC Me-

chaniker 08« schaffte es auf den ersten Platz.

Besuch im HundertwasserhausESSEN | Mitglieder des IG-BCE-Regionalforums Essen be-

sichtigten das Hundertwasserhaus im Essener Grugapark.

Wenn schwer kranke Kinder im benachbarten Klinikum be-

handelt werden, bietet das Haus ihren Familien ein kosten-

günstiges »Zuhause auf Zeit«. Das ist dank vieler Spenden

und rund 80 ehrenamtlicher Helfer möglich. Auch das

Regionalforum spendete 145,54 Euro.

Papierindustrie im BlickBOCHUM | Betriebsräte informierten sich beim Seminar

Der Bezirk Dortmund-Hagen

organisierte ein Branchen-

seminar für die Papierindus-

trie. Aus den Unternehmen

Grünewald, Reno de Medici,

Stora-Enso und Wepa kamen

insgesamt 30 Betriebsräte.

Nach der Begrüßung durch

Bezirksleiter Adi Siethoff er-

läuterte Peter Schuld von der

IG-BCE-Hauptverwaltung in

Hannover die wirtschaftliche

Lage der Papierindustrie. Bir-

git Biermann, Rechtsschutz-

sekretärin beim IG-BCE-Lan-

desbezirk Westfalen, ging auf

wichtige Arbeits- und Sozial-

rechtsurteile ein. Aus Sicht

des Arbeitgeberverbandes be-

schrieb Stora-Arbeitsdirektor

Eberhard Potempa die Situa-

tion der Branche.

Werben in BerlinWULFEN/BERLIN | Unterschriften für Energiekampagne

Der Vorstand der Ortsgruppe

Wulfen warb in Berlin für die

Kampagne »Unsere Industrie

braucht sichere Energie« des

Bezirks Recklinghausen. Bei

einem Besuch des SPD-Bun-

destagsabgeordneten Michael

Gerdes diskutierten sie mit

ihm die Industriekampagne.

»Gerdes versprach, sich im

Bundestag für die Interessen

der Industriestandorte einzu-

setzen«, so Ortsgruppenvor-

sitzender Rüdiger Kentrup.

Michael Gerdes unterschrieb

die industrie- und energie-

politischen IG-BCE-Forde-

rungen und die Wulfener

nutzten in Berlin weitere Ge-

legenheiten, um dort weitere

Unterschriften für die Kam-

pagne zu sammeln.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Betriebsräte der Papierindustrie im IG-BCE-Bezirk Dortmund-Hagen trafen sich zu einem Branchenseminar.

Die Ortsgruppe Wulfen warb in Berlin für die Energiekampagne des Bezirks Recklinghausen.

Page 44: kompakt Dezember 2010

30 | kompakt | Dezember 2010

> EINER VON UNS

Die Nacht im Sucher

ANDRÉ THISSEN ist äußerst gewissenhaft als Materialbe-sorger. Ebenso detailverses-sen geht er als Fotograf vor, wenn er sein liebstes Motiv ablichtet – die Dunkelheit.

Wenn andere die Fotokamera

einpacken, weil es eigentlich

längst zu dunkel ist für gute

Aufnahmen, begibt sich André Thissen

erst auf Motivsuche. Der gelernte Berg-

mechaniker, der als Materialbesorger im

Bergwerk West in Lintfort arbeitet, be-

vorzugt die Nacht. Die künstliche, oft-

mals farbintensive Beleuchtung von Ge-

länden und Gebäuden reizt ihn.

Seit rund sechs Jahren fotografiert der

46-Jährige, meist zusammen mit sei-

ner Lebensgefährtin, Fabrikgelände, Ze-

chengebäude, Kauen – und auch unter

Tage hat er das wenige Licht zu ein-

drucksvollen Fotos komponiert. Für ihre

ersten Aufnahmen hätten sie viel Kritik

einstecken müssen, erinnert sich Thissen.

Die Nutzer der bekannten Internetseite

fotocommunity.de hätten ihnen ernorm

geholfen. »Wir haben im Sieben-Meilen-

Stiefel-Tempo gelernt«, sagt Thissen.

Über die Webseite schrieb ihn dann

auch ein Verlag an, der einen Fotokalen-

der mit Thissens Bildern produzieren

wollte. »Durch die Stadt zu gehen und

die eigenen Bilder im Schaufenster zu se-

hen – das ist schon doll«, sagt Thissen.

Nie hätte er zu träumen gewagt, dass

seine Arbeiten einmal öffentlich ausge-

stellt werden würden. Nun präsentiert

der Bauchfotograf, wie Thissen sich

selbst bezeichnet, in einer Ausstellung

im Moerser Restaurant »Schacht V« 46

großformatige Abzüge. Schräg gegen-

über – in Blickweite seiner Bilder – liegt

die 1990 geschlossene Zeche Rheinpreu-

ßen, auf der er 1981 seine Ausbildung

begann. Wohin die Fotografie Thissen

noch führen wird, wisse er nicht. Es darf

aber ruhig dunkel sein, so viel steht fest.

Dirk Kirchberg

»Es muss etwas leuchten, sonst packe ich

meine Ausrüstung gar nicht erst aus«Der Kalender »Bergbau im Ruhrgebiet 2011« mit Motiven von André Thissen ist bei Beate Härig, Mayener Bücherstube, erschienen und kostet 24,90 Euro. Wir verlosen zehn Ex-emplare unter allen, die uns schreiben, wie das Kleidungsstück heißt, das Bergleute gegen das Durchwetzen der Hosen trugen. Schreiben Sie uns bis 15. Dezember an [email protected] oder an kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover.

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Page 45: kompakt Dezember 2010

Walter Nickel wurde von seiner Ortsgruppe Gladbeck-

Mitte für 75 Jahre in der Gewerkschaft ausgezeichnet. Horst

Kopka, der langjährige Bildungsobmann der Ortsgruppe

und frühere Knappschaftsälteste, wurde für sein »70-Jäh-

riges« gefeiert. Seit 60 Jahren sind Hans Joachim Cyborra,

Günter Gendreizik, Franz Juznik, Alfred Künne und Kurt

Merkel dabei. Ihr »goldenes« Jubiläum begingen Ralf See-

mann, Wilhelm Marek, Kurt Maxim, Jürgen Semmnet und

Karl Heinz Wieners. Vor 40 Jahren sind Heinrich Fojtzik,

Rolf Grosse-Besten und Hans Dieter Huetges in die Gewerk-

schaft eingetreten.

Mit einem großem Fest zu ihrem eigenen zehnjährigen Be-

stehen feierte die Ortsgruppe des Kreises Höxter auch ihre

Jubilare. Willi Beller und Manfred Bulk wurden für ihre

»goldene« Mitgliedschaft ausgezeichnet. Vor 40 Jahren sind

Franz und Horst Böddeker, Rudolf Müller sowie Franz To-

maszewski in die Gewerkschaft eingetreten.

Die Ortsgruppe Essen-Zollverein ehrte ihre diesjährigen

Jubilare. Besonders wurden Wilhelm Holtkamp und Anton

Kwasny für 75 Jahre sowie Kurt Schwertner für 70 Jahre in

der Gewerkschaft ausgezeichnet. Das 60-Jahre-Jubiläum

begingen Johann Gruenheid, Heinz Josefs, Heinrich Lan-

ger, Hans Lerke, Franz Marfeld, Edmund Minke, Erwin

Neugebauer, Oswald Schors und Alfred Wanke. Vor einem

halben Jahrhundert sind Reinhard Borowski, Emil Felscher,

Heinrich Froehlich, Rudi Kalthoff, Rudolf Kneifel, Helmut

Kullinat, Raimund Pilz, Karl Schulz und Helmut Zerbe in

die Gewerkschaft eingetreten. Ihr 40-jähriges Jubiläum fei-

erten Ali Arslan, Mustafa Aydeniz, Horst Bogs, Erwin Denk,

Bernhard Ebing, Hubert Hoefel, Theodor Hübner, Rein-

hold Jabs, Celal Kale, Heinz-Jürgen Langenbrink, Siegfried

Leuffert, Karl Müller, Werner Rogalla, Alfred Schäfer und

Uwe Somberg.

Helmut Schmitz

wurde von der

Ortsgruppe Gel-

senkirchen-Has-

sel-Süd für 75

Jahre Mitglied-

schaft gefeiert.

Fritz Mross ist

seit 65 Jahren

dabei, Heribert Teimel und Werner Thiel seit 60 Jahren.

40-jähriges Jubiläum feierten Dieter Denneborg, Horst Dreis-

sig, Egon Frank, Georg Gawek, Fredi Nadrowski, Bruno Pio-

trowski, Reinhard Rogalla und Wolfgang Schmiedeberg.

G l a d b e c k - M i t t e K r e i s H ö x t e r

E s s e n -Z o l l v e r e i n

G e l s e n k i r c h e n - H a s s e l - S ü d

VOR ORT WESTFALEN>

30 | kompakt | Dezember 2010

Josef Gerstkamp wurde

von der Ortsgruppe Dort-

mund-Huckarde/Rahm

besonders gefeiert. Er ist

seit 75 Jahren in der Ge-

werkschaft.

H u c k a r d e / R a h m

Zu seinem 90. Geburtstag

wurde Hans Ambree von

der Ortsgruppe Castrop 12

zusätzlich gefeiert: Der Ju-

bilar ist seit 75 Jahren in

der Gewerkschaft.

C a s t r o p 1 2

Page 46: kompakt Dezember 2010

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Ihr Reiseverlauf1. Tag: AnreiseFlug von Deutschland nach Hurghada. Empfang durch Ihredeutschsprachige Reiseleitung und Transfer ins Hotel TheGrand Resort, Hurghada.2. Tag: Hotelaufenthalt in Hurghada3. bis 9. Tag: Transfer nach Luxor und Beginn der Nil-kreuzfahrtEinschiffung auf Ihr 5-Sterne Nilkreuzfahrtschiff* MSGrand Palm. Lernen Sie das alte Ägypten auf den inklu-dierten Ausflügen kennen: Tal der Könige, Hatschepsut-Tempel, Memnon-Kolosse, Karnak- und Luxor-Tempel, Edfu(Horus-Tempel), Kom Ombo (Sobek-Tempel), Assuan Stau-damm (Nassersee), Philae-Tempel, antiker Steinbruch mitunvollendetem Obelisk und Bootsfahrt auf dem Nil.10. bis 14. Tag: Ausschiffung und Badeaufenthalt inHurghada Ausschiffung und Bustransfer nach Hurghada zu Ihrem 5-Sterne Hotel The Grand Resort. Inkl. Halbpension.15.Tag: Transfer zum Flughafen Hurghada und Rückflugnach Deutschland.Programmänderung vorbehalten.

Ihr 5-Sterne Nilkreuzfahrt-schiff* MS Grand Palm

Die MS Grand Palm bietet Ihnen eine geschmackvoll ein-gerichtete Lounge Bar mit Panoramafenstern, Wäscherei-service und Fitnessgeräte. Auf dem Sonnendeck befindensich Sonnenschirme und ein Pool. Liegen und Auflagen er-

halten Sie hier kostenlos. Badetücher in den Kabinen. DieSundeck Bar bietet Ihnen Erfrischungen für jeden Ge-schmack.Die 63 Außen-Kabinen (ca. 20 qm) verfügen über Dusche/WC, Klimaanlage, TV, Kühlschrank, Telefon und eine kleineSitzecke.Die All-Inclusive Verpflegung an Bord besteht aus reich-haltigen Frühstücks-, Mittags- und Abendbuffets und nach-mittags Kaffee, Tee und Kuchen, außerdem alle nationa-len alkoholischen und nichtalkoholischen Getränke von 9Uhr bis 24 Uhr.

Ihr 5-Sterne Luxus Hotel The Grand Resort

Das beliebte Hotel im maurischen Stil liegt nur ca. 150 mvom Strand entfernt. Zur Ausstattung gehören eine ge-schmackvoll eingerichtete Empfangshalle mit Rezeption,Lobby Bar, drei Hauptrestaurants, zwei À-la-carte Restau-rants, diverse Bars und drei Swimmingpools. Am Pool undam Strand stehen Ihnen Liegen, Auflagen und Sonnen-schirme kostenfrei zur Verfügung.Die luxuriösen Deluxe-Zimmer verfügen über Bad/WC, Kli-maanlage, Telefon, TV, Kühlschrank, Safe, Haartrockner,Sitzgelegenheit sowie Balkon oder Terrasse mit Poolblick.Im Rahmen der Halbpension genießen Sie täglich einreichhaltiges Frühstück und Abendessen in Buffetform.(Hotel- und Freizeiteinrichtungen teilweise gegen Gebühr.)

Inklusivleistungen pro Person

• Charterflug mit airberlin (oder gleichwertig) vonDeutschland nach Hurghada und zurück

• Alle Flughafensteuern und Sicherheitsgebühren• Luftverkehrssteuer in Höhe von 25,– €• Willkommensgetränk

IG BCE-Mitgliederreisen

• Großes Ausflugspaket im Wert von 150,– € inklusive• Nilkreuzfahrt auf dem 5-Sterne Nilkreuzfahrtschiff*

MS Grand Palm mit All-Inclusive• Badeaufenthalt im 5-Sterne Hotel

The Grand Resort mit Halbpension

3 % Rabatt für Mitglieder und deren Mitreisende

15-tägige Reise

ab E924,–p. P./DZ

• 7 Übernachtungen auf dem 5-Sterne Nilkreuzfahrt-schiff* MS Grand Palm in der Doppelkabine

• Täglich All-Inclusive Verpflegung an Bord• 7 Übernachtungen im 5-Sterne Hotel The Grand

Resort (Landeskategorie) im Doppelzimmer • Täglich Halbpension im Hotel• Ausflugspaket wie beschrieben• Qualifizierte, deutschsprachige Reiseleitung auf

allen Transfers und vor Ort• Reisepreis-Sicherungsschein

HOLIDAYCHECK Stand: 11/2010Weiterempfehlungsrate:94 % 5-Sterne Nilkreuzfahrtschiff* MS Grand Palm88 % 5-Sterne Luxus Hotel The Grand Resort

Termine und Preise p. P. 2011 im DZ in E15-tägige Komfort-Nilkreuzfahrt mit Bade-aufenthalt im The Grand Resort, Hurghada Abflughäfen/Zuschläge in €:Karlsruhe Baden-Baden/Köln-Bonn/München +0,–, Leipzig/Nürnberg +15,–, Frankfurt +18,–, Düsseldorf +20,–, Stuttgart +23,–, Hamburg +25,–, Berlin-Tegel +28,–, Hannover +32,– Flugtag: Samstag 15 TageA 18.06., 25.06. 924,–B 28.05., 04.06. 974,–C 07.05., 14.05., 21.05. 1.024,–D 02.07., 03.09., 10.09., 17.09., 24.09. 1.094,–

11.06., 16.07., 23.07., 20.08., 27.08., E01.10., 08.10., 15.10., 22.10., 29.10.

1.204,–

Kennziffer: 55556 Buchungscode: HRG01P Termine 18.06. nicht ab Karlsruhe Baden-Baden, Stuttgart, München undNürnberg, 25.06. und 08.10. nicht ab Frankfurt, 01.10. nicht ab Hamburg undBerlin-Tegel, 15.10. nicht ab Leipzig und Hannover, 22.10. nicht ab Düsseldorfund Köln-Bonn buchbar. Wunschleistungen p. P.: Einzelkabinen- und Ein-zelzimmerzuschlag Saison A 149,– €, Saison B 319,– € und Saison C – E369,– €. Rail & Fly ab 25,– € pro Strecke. Zusätzliche Kosten: Trinkgelderauf dem Schiff ca. 30,– € p. P. (vor Ort zahlbar). Einreisevisum ca. 22,– € p.P. (vor Ort zahlbar). Hinweise: *Schiffsklassifizierung nach Landes kategoriegemäß ägyptischem Tourismusministerium. Programmablauf: Einschiffungimmer montags. Die Nilkreuzfahrt liegt in der Verantwortung des Kapitäns.Das Besichtigungsprogramm während der Fahrt kann auf Grund der Jahres-zeit, der Wetterlage oder geänderten Öffnungszeiten vor Ort geändert wer-den. Programminhalte werden hiervon nicht berührt.

BusFlugSchiff

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Page 47: kompakt Dezember 2010

32 | kompakt | Dezember 2010

> TENDENZEN HERBSTAKTIVITÄTEN

Für mehr Gerechtig IN DER KRISE mussten enorme Lasten getragen und Einschnitte hingenommen werden. Doch nun geht es wieder bergauf, der Auf-schwung eröffnet neue Chancen. In ganz Deutschland demonstrierten deshalb IG-BCE-Mitglieder für Kurskorrekturen in Politik und Wirtschaft.

Unter dem Motto »Jetzt gehts um

uns!« beteiligte sich die IG BCE

an den Herbstaktivitäten des

Deutschen Gewerkschaftsbunds. »Wir

fordern unseren Anteil am Auf-

schwung«, sagte der IG-BCE-Vorsitzen-

de Michael Vassiliadis, »wir wollen kei-

nen XXL-Aufschwung mit XXL-Leih-

arbeit.« Nun sei es »Zeit für mehr

Gerechtigkeit und Fortschritt«.

Die bundesweite Kampagne, in die

mehr als 40 000 Vertrauensleute, Be-

triebsräte und Funktionsträger in den

Ortsgruppen einbezogen waren, infor-

mierte und mobilisierte rund eine Mil-

lion Beschäftigte. Der Schwerpunkt lag

in den Betrieben, dazu kamen regionale

Veranstaltungen und Kundgebungen.

Fairness in der Arbeitswelt, Rente mit 67,

Steuergerechtigkeit und die Gesund-

heitsreform waren die beherrschenden

Themen der Herbstaktionen. Weiter im

Fokus: Ausbildungsfragen und die Pers-

pektiven für junge Leute. Die fehlende

soziale Balance stellte der IG-BCE-Be-

zirksjugendausschuss in München in

den Mittelpunkt seiner Aktionen. Die Ju-

gendlichen verteilten im Zentrum der

bayerischen Landeshauptstadt Flug-

blätter und »diskutierten« das Sparpa-

ket der Bundesregierung lautstark in der

Münchner U-Bahn. Und in Nürnberg

DORTMUND: In der Westfalenhalle zeigten am 13. November mehrere Zehntausend Menschen Flagge.

Page 48: kompakt Dezember 2010

33kompakt | Dezember 2010 |

keit und Fortschrittgingen mehr als 20 000 Teilnehmer aus

ganz Bayern gegen den Sozialabbau auf

die Straße.

DIE KRISE ist vorbei. In zahlreichen Be-

triebsversammlungen wurden bereits die

Tarifrunden des kommenden Jahres

thematisiert. Noch sind keine Forde-

rungsbeschlüsse gefasst, aber die

Marschrichtung ist klar. »Die Zeit der

Krisen-Tarifverträge ist vorbei, jetzt geht

es um Aufschwungverträge«, sagt der IG-

BCE-Tarifpolitiker Peter Hausmann.

Eine besondere Rolle während der

Herbstaktivitäten nahm die Steinkohle

ein. Scharf kritisierte Vassiliadis das

energiepolitische Konzept der schwarz-

gelben Regierung, es sei ebenso wenig

schlüssig wie tragfähig. »Wir brauchen

die Kohle als Brücke in das regenerative

Zeitalter. Aber die Bundesregierung baut

nicht an dieser stabilen Zukunftsbrücke,

sondern sie baut auf Illusionen.« In

Cottbus gingen mehr als 4000 Men-

schen für die Braunkohle auf die Straße.

Bei der öffentlichen Betriebsversamm-

lung der Mibrag in Alt-Tröglitz unterstri-

chen 1100 Gewerkschafter die Bedeu-

tung dieses Energieträgers im nationalen

Energiemix.

In Stuttgart, Hannover, Kiel, Nürn-

berg, Erfurt und Dortmund demonst-

rierten Mitte November mehrere Zehn-

tausend Gewerkschafter gegen die

zunehmende soziale Schieflage. Ein

kräftiges Signal für eine Kurskorrektur,

die Politik des »Weiter so« führt in die

Sackgasse. Berlin muss wissen: Wer in

Deutschland gegen die Prinzipien von

Fairness und sozialer Gerechtigkeit ver-

stößt, kann keine Wahlen gewinnen. Der

IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis

brachte es auf den Punkt: »Wir haben ge-

nug Zeit verloren mit dem lähmenden

Dauerstreit in der schwarz-gelben Koali-

tion. Jetzt muss gehandelt und der Re-

formstau aufgelöst werden. Jetzt gehts

um uns!« Dirk Kirchberg

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DORTMUND

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FRANKFURT-HOECHST

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AUGSBURG

Page 49: kompakt Dezember 2010

34 | kompakt | Dezember 2010

> TENDENZEN BERGBAU

Großer SchrittBERGLEUTE SIND SESSHAFT. Aber weil im Saarland die Zeche 2012 dichtmacht, gehen nach und nach Hunderte Bergleute ins westfälische Ibbenbüren. kompakt hat einen getroffen.

Erschöpft blickt Michael Scherer

auf die Uhr am Schacht. Kurz vor

zwölf. Wieder ist eine Schicht ge-

schafft. »Die Arbeit unter Tage ist hart«,

sagt Michael. »Doch es hat sich gelohnt,

dafür so viel aufzugeben.«

Kurz darauf ertönt das Signal – der

Korb ist endlich da. Die Bergleute strö-

men hinein, rücken eng zusammen. Das

Schutzgitter rasselt herunter, der Korb

rauscht nach oben.

Michael Scherer ist Bergmann im west-

fälischen Ibbenbüren. Doch eigentlich

ist er ein waschechter Saarländer. Seit

seiner Ausbildung 1986 arbeitet der

40-Jährige unter Tage. Um auch weiter-

hin seinem Beruf nachgehen zu können,

wechselte er im Juni 2009 von der Saar

auf die 460 Kilometer entfernte Zeche

Ibbenbüren. Denn die Grube an der

Saar wird 2012 geschlossen. 168 Saar-

länder sind bereits umgezogen, bis 2012

werden rund 1500 folgen.

Knatternd biegt der Roller in die

Wohnsiedlung »Am Beustschacht«. Vor

einem Mehrfamilienhaus – nur vier Ki-

lometer vom Bergwerk Ibbenbüren ent-

fernt – bleibt Michael Scherer stehen.

Foto

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Stürmisch begrüßt ihn der Jack-Russell-

Terrier Bobby. Der Hund ist der einzige

Ibbenbürener in der Famile und immer

der Erste an der Tür, wenn Michael nach

Hause kommt. Doch auch seine Frau

Michaela und sein zwölfjähriger Sohn

Janik warten schon auf ihn.

VIELE BERGLEUTE gehen vorerst ohne

ihre Familie nach Ibbenbüren und pen-

deln an den Wochenenden. Doch für

Scherers war von Anfang an klar: Entwe-

der gehen alle oder keiner. »Es wäre

schrecklich, meine Familie nur alle zwei

Page 50: kompakt Dezember 2010

35kompakt | Dezember 2010 |

Wochen zu sehen«, sagt Michael. Und so

war die Familie eine der ersten, die von

der Saar nach Ibbenbüren umzog. Sie

gingen freiwillig, noch bevor die ersten

Bergleute offiziell verlegt werden sollten.

»Ich wäre bei der ersten Rutsche im April

2010 dabei gewesen«, sagt Michael.

»Wieso sollten wir also warten?«

Als am 23. Februar 2008 im Saarland

die Erde bebte – ausgelöst durch den

Bergbau – veränderte sich das Leben von

Familie Scherer schlagartig. Die Förde-

rung wurde gestoppt, rund 4000 Be-

schäftigte in Kurzarbeit geschickt. Für

die Bergleute war völlig ungewiss, wie es

weitergehen sollte. Vertreter der Landes-

regierung und Teile der Bevölkerung for-

derten ein sofortiges Ende des Bergbaus

an der Saar. Michael Scherer denkt nur

ungern an diese Zeit zurück, in der eini-

ge die Bergleute beschimpften und per-

sönlich für die Erschütterungen verant-

wortlich machten. »Wir waren plötzlich

nicht mehr erwünscht«, erinnert er sich.

Nach langem Ringen der IG BCE und

des Bergwerksunternehmen RAG mit

der Landesregierung wurde ein Kompro-

miss geschlossen: Die Kohle sollte weiter

abgebaut werden, allerdings nur bis

2012. Dann ist endgültig Schluss mit

dem Bergbau an der Saar.

IN IBBENBÜREN ist die Stimmung

gegenüber den Bergleuten völlig an-

ders. Die saarländischen Bergleute wer-

den nach ihrer Ankunft persönlich vom

Bürgermeister empfangen. Und einige

Hausbesitzer vermieten ihre Wohnun-

gen nur an Bergmannsfamilien. Auch

die Betriebsräte beider Bergwerke stehen

den Bergleuten mit Rat und Tat zur Sei-

te, helfen beim Umzug und bei Proble-

men jeglicher Art. Eine Situation, die bei

Michael Scherer ein lange vergessenes

Gefühl auslöst – das Gefühl, gebraucht

zu werden. Und gebraucht werden die

Bergmänner aus dem Saarland mehr als

dringend. Der Altersdurchschnitt der

Belegschaft in Ibbenbüren ist sehr hoch,

jedes Jahr gehen rund 130 Bergleute in

bin mir sicher, das Richtige gemacht zu

haben.«

Schon seit Jahrzehnten wechseln Berg-

leute auf andere Zechen, weil ihr Bergwerk

geschlossen wird. Im Ruhrgebiet müssen

in den nächsten drei Jahren rund 3700 ih-

ren Arbeitsplatz wechseln. Doch es ist un-

gewöhnlich, dass Bergleute über mehrere

Hundert Kilometer umziehen. Für viele

ein schmerzhafter Schritt. Doch sie halten

sich an den zwischen Gewerkschaft, Un-

ternehmen und Regierung geschlossenen

Kompromiss. Ein vorzeitiges Ende des

Steinkohlenbergbaus wäre für Michael

Scherer eine Katastrophe. »Wir haben im

Saarland alles zurückgelassen, damit ich

weiter als Bergmann arbeiten kann.« Der

Vorschlag der EU-Kommission, die Stein-

kohlen-Subventionen bereits 2014 einzu-

stellen, macht den Bergmann wütend.

»Was sind Gesetze denn heute noch

wert?« Sarah Heidel

Foto

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»Ich bin mir sicher, das Richtige gemacht zu haben.« Michael Scherer fühlt sich wohl auf dem neuen Pütt in Ibbenbüren.

Inzwischen haben sie sich in Westfalen eingelebt: Michaela Scherer und ihr Sohn Janik.

den Ruhestand. Doch die erste Zeit war

nicht leicht in der neuen Stadt, weit weg

von Freunden und Familie.

Vor allem für Sohn Janik ist es schwer,

den geliebten Großvater nicht mehr je-

den Tag zu sehen. Und Michaela Scherer

brauchte Zeit, um sich einzuleben. Wäh-

rend ihr Mann auf der Arbeit war und Ja-

nik in der Schule, fühlte

sie sich oft einsam. »An

einigen Tagen hätte ich

am liebsten die Koffer

gepackt«, erinnert sie

sich.

Die Bergleute haben Michael gut in ih-

ren Reihen aufgenommen. Unter Tage ist

eben unter Tage – da gibt es keinen Unter-

schied. Bis auf die Sprache. Denn bei den

saarländischen Bergleuten heißen einige

Geräte anders als in Ibbenbüren. »Das

hat am Anfang für Verwirrung gesorgt«,

sagt Michael und lacht. »Die Kollegen ha-

ben mich manchmal schlicht nicht ver-

standen.«

Mittlerweile ist Ibbenbüren Scherers

Zuhause geworden. Michaela arbeitet in

einer Bäckerei, Sohn Janik hat Anschluss

in der Schule gefunden. Und Michael

fühlt sich wohl auf dem neuen Pütt. »Ich

»Die erste Zeit war nicht

leicht in der neuen Stadt.«

Eine Bild-Ton-Schau über Michael Scherer unter: www.igbce.de

Page 51: kompakt Dezember 2010

36 | kompakt | Dezember 2010

> TIPPS NEBENVERDIENST

Wenn ein Job nicht reicht

A lle Deutschen haben das Recht,

Beruf, Arbeitsplatz und Ausbil-

dungsstätte frei zu wählen«,

regelt Artikel 12 des Grundgesetzes. Zu

dieser Berufsfreiheit gehört auch das

Recht von Arbeitnehmern, sich einen

zweiten Arbeitsplatz zu suchen. »Dabei

hat der ›Erstarbeitgeber‹ im Prinzip

nichts mitzureden«, betont Norbert

Schuster, Arbeitsrechtler beim Haupt-

vorstand der IG BCE. Dies gilt auch

dann, wenn im Arbeitsvertrag ein gene-

relles Nebentätigkeitsverbot vorgesehen

ist. »Solche Formulierungen verstoßen

gegen geltendes Recht«, so Schuster.

Denn ein Verbot sämtlicher Nebentätig-

keiten im Arbeitsvertrag ist unwirksam.

So hat das Landesarbeitsgericht Rhein-

land-Pfalz 2005 entschieden (Akten-

zeichen: 8 Sa 69/05).

Chefs dürfen nur dann »nein« zum

Nebenjob sagen, wenn ihre eigenen

JEDER DRITTE Arbeitnehmer hat inzwischen nur eine Teilzeitstelle. Vielen reicht der halbe Verdienst nicht. Und auch manche Vollzeit-beschäftigte wollen oder müssen hinzuverdienen. Was müssen Arbeitnehmer mit zwei Jobs beachten?

Foto: Ben Borgards/mauritius

Page 52: kompakt Dezember 2010

37kompakt | Dezember 2010 |

schützenswerten Interessen durch die

zweite Beschäftigung verletzt werden.

Deshalb ist es verboten, wenn Arbeit-

nehmer einen Zweitjob bei der Kon-

kurrenz annehmen.

Wichtig ist weiterhin: Die im Arbeits-

zeitgesetz festgelegten Obergrenzen für

die Arbeitszeit dürfen durch den Neben-

job nicht gesprengt werden. Die (Ge-

samt-)Arbeitszeit von Arbeitnehmern

darf also acht Stunden an Werktagen

nicht überschreiten. Nur ausnahms-

weise darf die tägliche Arbeitszeit bis zu

zehn Stunden betragen. Dann muss aber

wenigstens in einem Zeitraum von sechs

Monaten eine durchschnittliche tägliche

Arbeitszeit von acht Stunden eingehal-

ten werden.

Statt woanders einen Zweitjob aufzu-

nehmen, lässt sich manchmal auch die

Arbeitszeit im Hauptjob verlängern – vor

allem, wenn beim Arbeitgeber eine freie

Vollzeitstelle zu besetzen ist. Dann muss

ein teilzeitbeschäftigter Arbeitnehmer

bei der Besetzung der Vollzeitstelle im

eigenen Betrieb bevorzugt werden. Das

bestimmt Paragraf 9 des Teilzeit- und

Befristungsgesetzes.

Anderes gilt laut Bundesarbeitsge-

richt nur, wenn »dringende betriebliche

Gründe« gegen den Wunsch nach län-

gerer Arbeitszeit des Arbeitnehmers an-

geführt werden können (Aktenzeichen:

9 AZR 874/06). Da solche »dringenden«

Gründe von den Arbeitsgerichten aber

nur selten anerkannt werden, haben

Teilzeitler gute Karten, wenn sie sich bei

ihrem Arbeitgeber auf eine frei werdende

Vollzeitstelle bewerben.

»Natürlich ist es für die Betroffenen

allemal günstiger, ihren Hauptjob aufzu-

stocken, statt zwei oder mehr Beschäf-

tigungen zu stückeln«, meint Norbert

Schuster. Denn das gebe immer wieder

Koordinationsprobleme – etwa beim Ur-

laub: »Wenn ich zwei Jobs habe, habe

ich keinen Anspruch darauf, dass Arbeit-

geber Nummer zwei sich auf den Ur-

laubszeitpunkt einlässt, den ich mit

Nummer eins abgemacht habe.«

Rolf Winkel

MINIJOB ODER »NORMALE«ZWEITBESCHÄFTIGUNG? Viele Arbeitnehmer haben als Zweitbe-

schäftigung lediglich einen Minijob. Da-

für dürfen sie dann monatlich 400 Euro

sozialabgaben- und steuerfrei verdienen.

Abgaben dafür zahlt in der Regel nur

der Nebenarbeitgeber. Der Nachteil: Ein

Minijob bringt keine (zusätzlichen) An-

sprüche bei den Sozialversicherungen.

So gibt es etwa bei längerer Krankheit

nach der sechswöchigen Lohnfortzah-

lung kein Krankengeld für den Minijob.

Beschäftigungen mit Einkünften über

400 Euro sind dagegen – wie der Haupt-

job – sozialversicherungspflichtig.

Das bedeutet andersherum: Sozialver-

sicherungspflichtige Doppeljobber er-

halten im Krankheitsfall nach dem

Ende der sechswöchigen Lohnfortzah-

lung Krankengeld für beide Jobs.

DAS BETRIEBSVERFASSUNGS-GESETZ NUTZENWie bereits erwähnt, muss ein teilzeit-

beschäftigter Arbeitnehmer bei der Be-

setzung einer Vollzeitstelle im eigenen

Betrieb bevorzugt werden.

Hier sollten Betriebsräte auch die

Möglichkeiten des Betriebsverfassungs-

gesetzes nutzen. Denn Paragraf 93 be-

sagt: »Der Betriebsrat kann verlangen,

dass Arbeitsplätze, die besetzt werden

sollen, allgemein oder für bestimmte Ar-

ten von Tätigkeiten vor ihrer Besetzung

innerhalb des Betriebs ausgeschrieben

werden.«

Per Betriebsvereinbarung könnte da-

nach beispielsweise verbindlich geregelt

werden, dass vor jeder Ausschreibung ei-

ner neuen Stelle zu prüfen ist, ob statt-

dessen nicht die Arbeitszeit von Teilzeit-

lern verlängert werden kann.

DEN ARBEITGEBER INFORMIERENIm Zweifelsfall sollten Arbeitnehmer den

Arbeitgeber über ihren Nebenjob infor-

mieren. Dies gilt insbesondere für Tätig-

keiten, die als »problematisch« ange-

sehen werden könnten, weil durch sie

der Hauptjob beeinträchtigt wird. Etwa

wenn man wochentags nach acht Stun-

den Arbeit beim Hauptarbeitgeber bis

spät in die Nacht als Türsteher oder Kell-

ner in einer Disko jobbt. Wer bei solchen

unangemeldeten Nebenjobs erwischt

wird – zum Beispiel weil ein Mitarbeiter

der Personalabteilung die Disko besucht –

muss gegebenenfalls mit harten Schrit-

ten seines Hauptarbeitgebers rechnen.

WENN EIN JOB VERLOREN GEHT: TEILARBEITSLOSENGELD Geht einer von zwei sozialversicherungs-

pflichtigen Jobs verloren, so zahlen die

Arbeitsagenturen das sogenannte Teil-

arbeitslosengeld. Ein Arbeitnehmer mit

Kind, der einen Zweitjob mit monat-

lichen Einkünften von 1000 Euro brutto

verliert, hat zum Beispiel Anspruch auf

431,70 Euro Teilarbeitslosengeld – und

das für bis zu sechs Monate.

FREIBETRAG EINTRAGEN ODER STEUERN ZURÜCKFORDERN Für die Zweitbeschäftigung braucht man

bei Einkünften über 400 Euro im Mo-

nat eine zweite Steuerkarte mit Steuer-

klasse VI. Die Abzüge sind dabei zu-

nächst hoch. Aber: Im Endeffekt wird

Job 2 wie Job 1 besteuert. Die zu viel ge-

zahlte Steuer wird im Folgejahr auf An-

trag erstattet. Wer will, kann außerdem

von vornherein seine steuerlichen Frei-

beträge gleichmäßig auf beide Jobs

verteilen. Dafür muss man auf der

Steuerkarte für den Hauptjob einen so-

genannten Hinzurechnungsbetrag und

auf der Karte für den Zweitjob einen

Freibetrag eintragen lassen.

»Der

Erstarbeitgeber

hat im Prinzip

nichts

mitzureden.«

Nichts für schwache Nerven: Wer mehrere Jobs bewältigen muss, braucht defi nitiv Superkräfte.

Page 53: kompakt Dezember 2010

38 | kompakt | Dezember 2010

> TIPPS BETRIEBSRENTEN

Manchen winkt eine Erstattung

Von 500 Euro monatlicher Be-

triebsrente bleiben für Versicher-

te mit mindestens einem Kind

derzeit nur noch 415,75 Euro übrig,

2011 sind es wegen des steigenden

Krankenkassenbeitrags sogar nur noch

412,75 Euro. »Aufpassen sollten aller-

dings diejenigen, die eine sogenannte Di-

rektversicherung als betriebliche Alters-

vorsorge abgeschlossen hatten«, weiß

Eckehard Linnemann, Leiter der Abtei-

lung Sozialpolitik beim Hauptvorstand

der IG BCE. Denn sie könnten nach

einem Urteil des Bundesverfassungs-

gerichts (BVerfG) vom 28. September

(Aktenzeichen: 1 BvR 1660/08) für die

Vergangenheit Beiträge erstattet bekom-

men und in Zukunft einen geringeren

Beitrag bezahlen. »Das gilt allerdings

nur dann, wenn die Direktversicherung

– etwa nach dem Ausscheiden aus dem

Betrieb – eine Zeit lang vom Arbeitneh-

mer und nicht vom Ex-Arbeitgeber als

›Versicherungsnehmer‹ geführt wurde«,

EIN GLATTES SECHSTEL der Betriebsrente geht an die gesetzliche Kranken- und Pfl egeversiche-rung. Doch wer eine Direktversicherung abgeschlossen hat, kann nach einem Gerichtsurteil jetzt mit einer satten Beitragsrückzahlung rechnen. kompakt erklärt, was zu tun ist.

Foto: Eisenhans/Fotolia

Page 54: kompakt Dezember 2010

39kompakt | Dezember 2010 |

so Linnemann. Denn genau so verhielt

es sich in einem Fall, über den das Ge-

richt urteilte: Für den klagenden Rentner

(Jahrgang 1943) hatte sein früherer Ar-

beitgeber im Mai 1979 eine Betriebsren-

te im Wege der Direktversicherung als

Kapitallebensversicherung abgeschlos-

sen und die Beiträge für den Vertrag

bezahlt. Dann machte der Betrieb Ende

1987 Pleite. Das Beschäftigungsverhält-

nis des Klägers endete und sein Ex-Ar-

beitgeber übertrug ihm alle Rechte und

Pflichten aus dem Versicherungsvertrag.

So wurde er im Januar 1988 neuer Ver-

sicherungsnehmer und zahlte die Bei-

träge bis Ende April 2004 aus eigener

Tasche. Knapp neun Jahre lang war also

der Ex-Arbeitgeber und fast doppelt so

lang – gut 16 Jahre – der jetzige Rentner

Versicherungsnehmer. Zum 1. Mai 2004

wurde ihm aus der Lebensversicherung

eine einmalige Kapitalleistung in Höhe

von 67 443,51 Euro ausgezahlt – was

seine Krankenkasse auf den Plan rief.

DER AUSZAHLUNGSBETRAG wurde

– wie üblich – rechnerisch auf zehn Jahre

mit jeweils 12 Monaten verteilt. Pro Mo-

nat ergab sich damit ein (fiktiver) Ren-

tenbetrag von 562,03 Euro (67 443,51 Eu-

ro geteilt durch 120 Monate). Hierauf

wurden Beiträge zur Krankenversiche-

rung erhoben. Diese betrugen 2004 ge-

nau 77 Euro pro Monat.

DAS VERFASSUNGSGERICHT sah nun

im Vorgehen der Kasse einen Verstoß ge-

gen den Gleichheitsgrundsatz. Denn in

den Jahren, in denen der Kläger selbst

Versicherungsnehmer war, habe sich sei-

ne Versicherung gar nicht von normalen

privaten Renten- oder Lebensversiche-

rungen unterschieden. Für diese sind

nach der Auszahlung keine Beiträge zur

Kranken- und Pflegeversicherung fällig.

Ergo müsse das Gleiche ab Januar 1988

auch für die Versicherung des Klägers

gelten. Für den Rentner, der mit seiner

Klage in Karlsruhe Erfolg hatte, bedeutet

dies: Seine Krankenkasse wird ihm wohl

etwa zwei Drittel der bereits gezahlten

Versicherungsbeiträge erstatten müssen.

Einzelheiten muss nun zwar erst das

Bundessozialgericht klären, an das die-

ses Verfahren zurückverwiesen wurde,

aber einige 1000 Euro werden schon zu-

rückzuzahlen sein.

MIT RÜCKZAHLUNGEN kann jeder rech-

nen, der

• aus einem Beschäftigungsverhältnis

ausgeschieden ist,

• fortan die Versicherungsbeiträge selbst

entrichtet hat und

• auch offiziell (statt des Ex-Arbeitge-

bers) als Versicherungsnehmer in den

Versicherungsvertrag eingetreten ist.

Das Gleiche müsste für diejenigen gel-

ten, die eine Kapitallebens- oder Renten-

versicherung zunächst privat geführt

haben und diese später erst in eine be-

triebliche Versicherung umgewandelt

haben.

BETRIEBSRENTNER sollten nun schnell

einen Überprüfungsantrag bei ihrer

Kranken- und Pflegekasse stellen. Bis zu

vier Kalenderjahre rückwirkend gibt es

die Beiträge. Wer seinen Antrag noch

2010 stellt, kann also für die Zeit ab dem

1. Januar 2006 mit einer Rückerstattung

und für die Zukunft mit weniger Bei-

trägen rechnen. Gleichzeitig sollten die

Betroffenen ihr Versicherungsunterneh-

men anschreiben und dieses bitten, den

»betrieblichen« und »privaten« Anteil

der ausgezahlten Betriebsrenten zu be-

rechnen und zu bescheinigen. Diese

Bescheinigung sollte dann umgehend an

die Krankenkasse weitergereicht werden.

AUCH VERSICHERTE sollten aktiv wer-

den. Denn das Urteil hat Folgen für sie.

Wer nach Beendigung eines Beschäf-

tigungsverhältnisses eine Kapitallebens-

oder Rentenversicherung fortführt, die

eine Zeit lang als betriebliche Direkt-

versicherung geführt wurde, sollte um-

gehend seinen Versicherungsvertrag

prüfen. Falls er später als Rentner von

Kranken- und Pflegeversicherungsbei-

trägen wenigstens teilweise verschont

bleiben will, muss er jetzt selbst als

»Versicherungsnehmer« eingetragen sein.

Wenn dies nicht der Fall ist, sollte

er dies umgehend ändern lassen. Erst ab

dem Zeitpunkt der Änderung ist der Teil

der späteren Rentenleistungen, der auf

der privaten Einzahlung beruht, beitrags-

frei. Rolf Winkel

Weitere Informationen und ein Musterschreiben an die Krankenkasse gibt’s im Internet unter: www.igbce.de

DIREKTVERSICHERUNG

Ein Unternehmen schließt zugunsten eines bei ihm beschäftigten Arbeit-nehmers eine Kapitallebens- oder eine private Rentenversicherung ab. Dann ist das Unternehmen »Versicherungs-nehmer« – bezugsberechtigt für die spätere Rente ist aber der Arbeitnehmer. Die fälligen Beiträge werden per Ent-geltumwandlung direkt vom Bruttolohn abgezogen. Das heißt: Teile des Lohns werden in Vorsorge umgewandelt und vom Arbeitgeber an das ausgewählte Versiche-rungsunternehmen überwiesen. Dadurch sinkt der Bruttolohn der begünstigten Beschäftigten. Die Beiträge zur Betriebs-rente sind dann in gewissem Rahmen steuer- und sozialversicherungsfrei.

STICHWORT

»Einige 1000 Euro wird die Krankenkasse

schon zurückzahlen müssen.«

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>

4 7 11 1851 13 1912 146 152 9 178 10 163

Zwei-finger-faultier

überaus,beträchtlichBuchungs-unterlage

Herren-kleidungs-stück

trostlosJunge(süd-deutsch)

alle Nutz-tiere einesAgrar-betriebs

Bienen-zuchtskandin.Münze

HauptstadtderMalediven

Leichtme-tall (Kzw.)

Gilde

BerlinerWappentiergefährlicheFilmszene

außer-dem,zusätzlich

Gemäldevon da VinciGast-stättenart

Feder-bett

ähnlich

ZündschnurfrüheredreistufigePapstkrone

Rhein-zuflussFerien-zeit

Strenge,Unnach-giebigkeitVorfahrin

lediglich

Eiskunst-laufsprung

24. Buch-stabe desgriech.Alphabets

gerösteteEss-kastanie

schmal imDurchlassAuge(englisch)

TeilderWoche

unge-bunden

Nutztierder Lappen

Handlungs-weiseKilowatt-stunde (Abk.)

Stadt amOberlaufder Oka

eng-lisch:drei

Anzahlung

Rotes Kreuz(Abk.)

Schling-pflanzezu keinerZeit

falscheVor-gehens-weise

schluss-folgernder,logischerVerstand

dt. Jugend-schriftstel-ler † (Karl)US-Stadt

Großstadtin derWest-schweiz

haar-oderfederlos

Skat-ausdruckAn-sprache

anderesWort für:Schluss

Gewerk-schaft (Abk.)

Zweitstück

Eirund

kleinesSchiff

Figurin der„Zauber-flöte“

langsamund schwer-fälliggehen

Abkürzungfür diepersönlicheGeheimzahl

getrock-netes Grasals Vieh-futter

per procura(Abk.)Kaltstart-hilfe

Benzin(ugs.)

Fußball-treffer

frech

Kurzfilm(Kurzwort)Staat inOstasien

Wüstein Nord-afrika

Sender inHamburgMarsch-pause

west-sibirischeStadtam Tom

asiatischerKochtopfKleinbau-ernhaus

Ver-mächt-nis

Autokz. v.Helmstedtsüdamer.Staat

Strichcode(Abk.)Bart-entfernung

verwegen,wagemutig

Bez. für ein.Musiker

EuropäerimBaltikum

Mann(englisch)ein Satz-zeichen

Hobel-abfallAcker-gerät

Verbund-bau-stoff

Kinder-fahr-zeug

afrikan.KropfstorchBogen aufzwei Säulen

nichtjetzt, inZukunftEiland

warmeQuelle

Unter-weisungSchwer-metall

Emp-fehlung

Läuse-EiWiesen-pflanze

Unterwelt d.röm. Sage

vermuten

einfacheHolzhütte

afr. Kuh-antilopeGewebe-art

Körner-frucht

Maler †(Peter Paul)

Gliedam Fuß

zäherBoden

oriental.Kappe

Autokz. v.Mettmann

heutigerName Clays

Seevogel

biblischeGestalt

Wirtschafts-bund (Abk.)

laut(Abk.)

Mosel-zufluss

Stadt inBabylonien

Paradies-garten

Kunst-griff

kleineVer-tiefung

AnhängerdesIslams

Geltung,Bedeu-tung

Urlaubs-tourübersMeer

4 7

11 18

5

1

13

19

12

14

6

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2

9

17 8

10

16 3

1401199

Musik zum FestmahlBald steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Egal ob Ente, Gänsebraten, Fisch oder Würstchen mit Kartoffelsalat – das Essen an Heiligabend wird auf jeden Fall ein Festmahl. Damit das Kochen auch richtig Spaß macht, verlosen wir zehnmal ein Topfset von WMF. Um in Weihnachtsstim-

mung zu kommen, braucht man natürlich Weihnachtsmusik. »Oh Tannenbaum« oder »Ihr Kinderlein kommet« können mit einem von 40 MP3-Playern von

Intenso auch unterwegs gehört werden. Wir wünschen fröhlichen

Ratespaß!

RÄTSEL>

| kompakt | Dezember 201040

mung zWeihnaoder »mit ei

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41kompakt | Dezember 2010 |

Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der an Weihnachten in vielen Kinder-zimmern zu hören ist. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der 17. Dezember 2010 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Ein-sendern richtiger Lösungen fi elen die zehn Haupt-gewinne – ein Bodenstaubsauger von Miele – an:Helmut Hattwig, Rinteln; Helmut Wittwer, Lenne-stadt; Elke Molch, Tschernitz; Gerold Rahe, Ibben-büren; Herbert Alt, Wertheim; Ernst Meyer, Ham-burg; Silvia Huckele, Schwetzingen; Sabine Schroft, Baden-Baden; Manfred Auer, Schwabmünchen; Gabriele Köhler, Borkheide.

JE EINE BUSINESS-SPORTTASCHE erhalten:Karl-Heinz Soethe, Dortmund; Hermann Holz-Greve, Delligsen; Gerda Ludwig, Speyer; Holger Schmier-eck, Brehna; Ute Witzmann, Saarlouis; Klaus Dieter Heuer, Petershagen; Claudia Voll-Mann, Großait-lingen; Richard Rosenthal, Dortmund; Brigitte Weiß, Rees; Jörg Buthge, Weißwasser; Paul Werner, Eppel-born; Gerda Gehrer, Eislingen; Manfred Große, Borna; Heinrich Brink, Augsburg; Egon Anthofer, Marl; Ernst Wagner, Dankmarshausen; Matthias Monien, Roßdorf; Heide Jentzsch, Rethwisch; Heike Panzer, Bad Hersfeld; Klaus-Martin Lüttig, Rüdnitz; Gerhard Heckmann, Schlüchtern; Florian Süß, Hirschau; Otfried Ramdohr, Weinheim; Maria Hinze, Lübbenau; Albert Silberreiß, Berlin; Dieter Haußner, Pirmasens; Frank Schmidt, Haltern am See; Stefan Koch, Lampertheim; Susanne Aichinger, Reischach; Klaus Wiedenbach, Sassnitz; Gudrun Schmitt, Pottenstein; Torsten Planer, Dorndorf; Josua Hoff, Bad Kreuznach; Detlev Krebs, Hannover; Angela Stern, Stadtbergen; Marc Thiel, Börnsen; Franz-Josef Gerlach, Wesseling; Beatrice Schneider, Bind-lach; Steffen Rummel, Zuzenhausen; Beate Neber, Grefrath.

Cartoon

GLÜCK & GLOSSE

>

@La

ppan

-Ver

lag,

Ger

hard

Glü

ck

Weihnachten naht. Man merkt

das daran, dass im Fernsehen

nur noch Rückblicke laufen

und in der Werbung ungeföhnt-sympa-

tische Chaosmädchen in riesigen Woll-

pullovern mit dampfenden Teetassen

auf Sofas kauern. Sowie natürlich dar-

an, dass Menschen ernsthaft den Er-

werb elektrischer Parmesanreiben in

Erwägung ziehen, auch wenn das wohl

das Ende ihrer Ehe wäre. Verzweiflung

allerorten. Im Grunde ist es ein (Weih-

nachts-)Wunder, dass die böse Indus-

trie das Fest der Feste noch nicht in

Kaufnachten umbenannt hat.

Es kann schwer in die Hose gehen,

wenn Menschen sich etwas schenken

wollen. Wichtigste Regel: Kaufen Sie nie-

mals Gegenstände, die unter dem Deck-

mantel falscher Identitäten artfremde

Funktionen erfüllen (Pinguin-Thermos-

kannen, Kuschelbär-Wärmflaschen,

Cheeseburger-CD-Taschen). Zweite Re-

gel: Nein, Ihre Frau freut sich nicht über

den Hochdruckreiniger »Kärcher 5.75

Jubilee«. Dritte Regel: Ein Teppich, der

aussieht wie eine Scheibe Mortadella,

ist exakt 45 Sekunden lang lustig. Eltern

haben es gut. Sie können die Verant-

wortung für den hässlichen Rentierpulli

an den Weihnachtsmann delegieren

(»Ja, Chantal-Jaqueline, ich weiß, dass

du einen iPod wolltest, aber der Weih-

nachtsmann . . .«). Erwachsene beschlie-

ßen oft, sich nichts mehr zu schenken.

Aber sie merken bald, dass es ein großer

Unterschied ist, ob man sich nichts

schenkt oder ob man sich WIRKLICH

ABSOLUT ÜBERHAUPT GAR NICHTS

schenkt. Das kann peinlich werden,

wenn Heiligabend einer von beiden

sagt: »Hier, für dich! Ich dachte, wir

meinten das nicht so streng.« Ansons-

ten: Frohes Fest. Und passen Sie auf,

dass Heiligabend nicht zu Eiligabend

wird. Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

F R A T A S M TM O H R R U E B E B R O T D O S E

H A I P I C A S S O E R N T EA R T E M I S M I T T A G L A R

M S I E D R U H R S I ND U D E N Z E D E R E F E N D IA S U D R U M S Z U N A M E N

C O D E G O L F M A X I F CH A R N O A H

K E K S C A R EF L O E Z B R E H M

M I O G E IB O N E O M A N

A U E L U N Z EP E D A L A M O U R

S I N N B S AI S E R E I N T U A V A L

E E R T R A G A B S T I E GK R A D O E H R F R O H R E S

R E I N A N T I A S S PF E Z D E K A D E C H I C T E

I N S E R A T T R E U H O U RN E U E N E T T O H A U S E R

L E I D P U M A M A N G R O V E

Lösung November 2010: SOLIDARITAET

»Ja, er ists, aber bitte keine zu großen Erwartungen!«

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42 | kompakt | Dezember 2010

> MEIN ARBEITSPLATZ

Fenstern ein Profi l geben»Klar denkt man bei ›Kunststoff‹

erst einmal an Joghurtbecher,

PC-Tastatur und Müllsack. Tür-

und Fensterrahmen gehören aber auch

dazu. Ob morgens mit dem Griff zum

Lüften oder – wie bei mir – im Job als

Verfahrensmechaniker für Kunststoff-

technik. Das ist ganz klar ein Beruf mit

Zukunft, denn alle Welt spricht von Ge-

bäudedämmung und CO2-Einsparung.

Da kommen unsere bis zu 88 Millimeter

dicken Kunststoffprofile gerade recht.

Sie isolieren prima und halten das Zu-

hause schön warm. Vor allem jetzt im

Winter. Rund 2000 solcher Profilarten

und -typen stellen wir her. Ich steuere

deren Produktion – vom feinen Kunst-

stoffpulver bis hin zum fertigen Kunst-

stoffprofil. Dazu muss ich alle Parame-

ter wie Pulvergemisch, Temperatur und

Wandstärke genau kennen und in die

Anlage eingeben. Bei der Kontrolle der

fertigen Profile achte ich auf Passgenauig-

keit und einwandfreie Optik. Profile mit

Rillen sortiere ich aus, denn sie geben

unseren Kunden Grund, zu reklamie-

ren. Oder wenn die Profile auf einmal

nicht mehr so glänzen und strahlen wie

sonst. Das kam einmal vor, als wir

aus Umweltschutzgründen Blei aus der

Produktion verbannt haben. Dieses An-

fangsproblem konnten meine Kollegen

aus dem Forschungsteam aber schnell

lösen. Noch nicht ganz so hundertpro-

zentig gelöst habe ich meinen weiteren

beruflichen Werdegang. Denn mit mei-

nem Industrie-Meister Kunststofftech-

nik, zu dem mir nur noch eine Prüfung

fehlt, gibt es viele Einsatz- und Entwick-

lungsmöglichkeiten. Entweder hier bei

uns in Pirmasens oder in einem unserer

Werke in Spanien, Italien oder Alabama.

Ganz unrealistisch ist ein Leben

im Ausland für mich jedenfalls

nicht.

Aufgezeichnet von Axel Stefan Sonntag

Bestandteil vieler Fensterrahmen: Kunststoffprofi le aus Pirmasens.

Foto

: Tho

mas

Sch

inde

l

Verfahrensmechaniker/-in für Kunststoff- und Kautschuktechnik ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Die dreijährige Ausbildung ist in Bereichen wie Verpackungsfolien, Schaumstoffe und Kunststofffenster möglich.Mehr unter: www.igbce-jugend.de

»Alle Welt redet von Klimaschutz.

Gut isolierte Fenster sind die Basis.««

CHRISTIAN NICKOLA (31) ist Verfahrensmechaniker bei Profi ne in Pirmasens.

Page 58: kompakt Dezember 2010

Auf Kurs zu wunder-schönen Sonnenzielen

MS Artania Kabinenbeispiel

Kreuzfahrt

Reisetelefon: 01805 – 944 223(Festnetzpreis 0,14 €/Min., höchstens 0,42 €/Min. aus Mobilfunknetzen)

Telefonisch erreichbar: Täglich von 8.00 – 22.00 Uhr

Änderungen vorbehalten, maßgeblich ist die Reisebestätigung, die Sie nach Buchung erhalten. Daraufhinwird eine Anzahlung von 30 % (mind. 25,– €) auf den Reisepreis fällig. Restzahlung 30 Tage vor Reisean-tritt, anschließend erhalten Sie Ihre Reiseunterlagen.Reiseveranstalter: DGB-Reisen GmbH · 44137 Dortmund

www.dgb-reisen.de

Begeben Sie sich mit MS Artania auf eine herrlicheSonnenroute Richtung Atlantik. Erkunden Sie Lon-don oder das südenglische Leben an der Küste. Ent-lang der europäischen Küstenlinie steuert MS Arta-nia La Coruña und Lissabon an, bevor Sie die Kanari-sche Inselwelt besuchen: Lanzarote und Gran Canaria.

Ihr Schiff: Komfortschiff MS Artania

MS Artania verbindet modernen, höchsten Komfort mitden Eigenschaften klassischer Kreuzfahrttradition. MS Ar-tania bietet auf neun Decks vielfältige Lounges und Bars,geschmackvolle Einrichtung, eine über zwei Ebenen of-

fene Lobby, Internetcafé, Bibliothek, Kartenspielzimmer,Kino/ Theater, eine Show-Lounge, zwei gleichwertige Res-taurants, ein Lido-Buffet-Restaurant mit Terrasse, Bou-tiquen, Beautysalon und Spa. Zwei lichtdurchflutete In-nenpromenaden, sechs Fahrstühle und mehrere Treppen-häuser stehen zur Verfügung. Die Außendecks bietenviele geschützte Liegeplätze, drei Poolbereiche, ein klas-sisches Terrassen-Heck sowie eine Rundum-Promenade.

Ihre Kabine: Alle Kabinen auf MS Artania liegen außen. Siesind geräumig und komfortabel ausgestattet, verfügenüber ein Studiobett, welches tagsüber als Couch genutztwird und ein weiteres, einklappbares Bett. Zur Ausstat-tung gehören SAT-TV, Radio, individuell regulierbare Kli-maanlage, Telefon, Kühlschrank/ Minibar, Safe, Fön und Ba-demantel.

Verpflegung an Bord: Die Vollpension beinhaltet dasFrühstücksbuffet, 11-Uhr-Bouillon, Menüwahl zu Mittag-

IG BCE-Mitgliederreisen

• Vollpension inkl. Tischwein• Nur Außenkabinen• DGB-Reisen Extra: 60,– € Bordguthaben pro Person• DGB-Reisen Extra: Busanreise nach Hamburg und Rück-

flug nach Frankfurt, Düsseldorf, Berlin, Hamburg oderMünchen

3 % Rabatt für Mitglieder und deren Mitreisende

9 Nächte Kreuzfahrt

ab E1.599,–p. P./DK

und Abendessen mit Tischwein, nachmittags, Tee und Kaffee mit Gebäck und einen Mitternachtsimbiss.

Inklusivleistungen pro Person

• Kreuzfahrt gemäß Reiseverlauf• 9 Übernachtungen in der gebuchten Kabinen -

kategorie• Vollpension & Tischwein zu Mittag- und Abendessen

an Bord • DGB-Reisen Extra: 60,– € Bordguthaben• DGB-Reisen Extra: Busanreise nach Hamburg und

Rückflug ab Las Palmas nach Hamburg, Berlin,Frankfurt, Düsseldorf oder München

• Ein- und Ausschiffungsgebühren• Hafentaxen• Deutschsprachige Reiseleitung an Bord• Reisepreis-Sicherungsschein

Ihre Reiseroute

Termin und Preise 2011 pro Person in €Mit MS Artania zu wunderschönen SonnenzielenKabinenkategorie 14.07. – 23.07.11Kat. HS, 2-Bett außen Saturndeck 1.599,–Kat. HO, 2- Bett außen Oriondeck 1.625,–Kat. I, 2- Bett außen, Glückskabine 1.749,–Kat. J, 2-Bett außen, Neptundeck 1.799,–Kat. K, 2-Bett außen, Saturndeck 1.835,–Kat. M, 2-Bett außen, Oriondeck 1.885,–Kat. R, 2-Bett außen/ Balkon, Jupiterdeck 2.399,–Kat. L, Einzel außen, Saturndeck 2.265,–Kennziffer: 55556 Buchungscode: Z8N001Zusätzliche Kosten: Ausflüge (an Bord buchbar). Busabfahrtsorte: Bonn, Berlin, Bremen, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Frankfurt/M., Hamburg, Hannover,Heidelberg, Kassel, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Leverkusen, Magdeburg, München, Münster, Nürnberg, Stuttgart und Würzburg. Weitere Informationen: Die Bordsprache ist deutsch. Die offizielle Bordwährung ist EURO. Visa-, Master- und deutsche EC-Karten werden akzeptiert, Abrechnung in Euro. Reisebestim-mungen für deutsche Staatsangehörige: Für alle Reisen ist ein noch mind. 6 Monate nach Reiseende gültiger, bordeauxroter, maschinenlesbarer Reise-pass erforderlich. Bitte beachten Sie, dass sich die Einreisebestimmungen ständig ändern können. Aktuelle Informationen finden Sie auf www.auswaertiges-amt.de. Staatsangehörige anderer Länder wenden sich bitte an die zuständige Botschaft.

Ihr Reisetermin:14.07. – 23.07.2011

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Wir wünschen schöne Weihnachten

und ein erfolgreiches neues Jahr . . .

Foto: Frank Rogner