Kompetenznetze in Der Medizin

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BMBF PUBLIK Forschung für den Menschen Kompetenznetze in der Medizin

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Kompetenznetzen

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Forschung für den Menschen

Kompetenznetze in der Medizin

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Impressum

HerausgeberBundesministerium für Bildung und Forschung(BMBF)Referat Öffentlichkeitsarbeit53170 BonnE-Mail: [email protected]: http://www.bmbf.de

RedaktionDeutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)Projektträger Gesundheitsforschung des BMBF

AutorenUlf Steder-NeukammDr. Michael ApelDr. Ute BergerAntje SchüttDr. Ralf HeroldDr. G. Jan JungehülsingDr. Andreas SchneiderMaike ZanderAnja BaumannManuela NeumannDr. Bodo R. Tigges

LayoutStefanie Naumann, Köln Michaela Richter, Reichshof-Nosbach

DruckereiSiebel Druck & Grafik, Lindlargedruckt auf Recyclingpapier

StandApril 2002

Diese Broschüre wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erstellt. Die Autoren tragen die Verantwortung für die Inhalte.

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Rheuma Seite 10 – 13

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen Seite 6 – 9

Akute und chronische Leukämie Seite 14 – 17

Maligne Lymphome Seite 18 – 21

Pädiatrische Onkologie und Hämatologie Seite 22 – 25

Schlaganfall Seite 26 – 29

Parkinson-Syndrom Seite 30 – 33

Depression Seite 34 – 37

Schizophrenie Seite 38 – 41

Brain-Net Seite 42 – 45

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Die Kompetenznetze in der Medizin

Die medizinische Forschung unddie Versorgung von Patienten haben inDeutschland anerkanntermaßen ein ho-hes Niveau. Um Krankheiten optimalvorbeugen, heilen oder lindern zu kön-nen, muss die in den Forschungsein-richtungen vorhandene wissenschaft-liche Kompetenz jedoch besser genutztwerden. Das Problem liegt in den Struk-turen der deutschen Forschung, die ver-streut sowohl an Hochschulen als auchan außeruniversitären Forschungsein-richtungen angesiedelt ist.

Da geeignete Kooperationsstrukturenfehlen, ist der Wissenstransfer aus derGrundlagenforschung in die anwen-dungsnahe Forschung und die Industrienicht optimal. Aktuelle Forschungser-gebnisse werden vielfach nur mit erheb-licher zeitlicher Verzögerung in der medi-zinischen Breitenversorgung angewen-det. Und: Forschungsrelevante Themendes medizinischen Alltags werden nichtin ausreichendem Umfang in die For-schung eingebracht.

Um diese Defizite zu beheben, unter-stützt das Bundesministerium für Bil-dung und Forschung den Aufbau überre-gional angelegter medizinischer Netz-werke zu definierten Krankheitsbildern,die durch eine hohe Erkrankungshäufig-keit oder Sterblichkeit gekennzeichnetsind bzw. einen erheblichen Kosten-faktor darstellen. In diese „Kompetenz-netze in der Medizin“ bringen die be-sten Einrichtungen in Forschung undVersorgung ihre Kompetenz und Infra-struktur ein. Auf der Grundlage einschlä-giger Vorleistungen, die die Netzwerk-partner in dem jeweiligen Krankheitsfeldbereits erbracht haben, gilt es, eine effi-ziente Kommunikationsstruktur und eineinterdisziplinäre Arbeitskultur aufzubau-en. Ziel der Zusammenarbeit ist die Ver-besserung der Qualität und der Ergeb-nisorientierung von Forschung, der ärzt-lichen Aus- und Weiterbildung sowie dieBeschleunigung des Transfers der For-schungsergebnisse in die Gesundheits-versorgung.

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Im September 1997 wurde der Wettbe-werb „Kompetenznetzwerke für dieMedizin“ öffentlich ausgeschrieben. Voninsgesamt 160 Bewerbern wählte eineinternationale Jury im Januar 1999 die er-sten neun Kompetenznetze aus: ZweiKompetenznetze in der Medizin befas-sen sich mit der Erforschung chronisch-entzündlicher Erkrankungen (Chronischentzündliche Darmerkrankungen undRheuma), drei Kompetenznetze erfor-schen Krebserkrankungen (Maligne Lym-phome, Akute und chronische Leukä-mien sowie Pädiatrische Onkologie) undfünf Kompetenznetze befassen sich mitneurologischen und psychiatrischen Er-krankungen (Parkinson, Schlaganfall,Schizophrenie und Depression; dasBrain-Net wurde zusätzlich eingerichtetals zentrale Gewebedatenbank). DreiKompetenznetze zu Infektionserkran-kungen (Hepatitis, Ambulant erworbenePneumonie und HIV/AIDS) sowie eineszu Demenzen laufen im Jahr 2002 an, inVorbereitung befinden sich drei weitereKompetenznetze zu Herz-Kreislauf-Er-krankungen.

Die einzelnen Kompetenznetze erhaltenvom BMBF über einen Zeitraum von biszu fünf Jahren eine Anschubfinanzierungvon maximal 2,5 Millionen Euro pro Jahr.

Die geförderten Kompetenznetze orien-tieren sich an bestimmten Leitzielen: Soschließen sich die wichtigsten, qualitativbesten und innovativsten Forschungs-einrichtungen eines spezifischen Krank-heitsbereiches zusammen, um neue me-dizinische Problemlösungen schnellerund effizienter zu entwickeln (horizonta-le Vernetzung). Um die Zeitspanne bis zurUmsetzung von Forschungsergebnissenin die Praxis, die derzeit bis zu zehnJahre dauert, zu verkürzen, soll der Aus-tausch zwischen Forschung und medizi-nischem Alltag verbessert werden (verti-kale Vernetzung). Außerdem werdenMethoden zur Evaluation und Qualitäts-sicherung der klinischen Forschung undmedizinischen Versorgung entwickeltsowie Abstimmungsverfahren etabliert.

Ziel ist es, in den jeweiligen Krankheits-bereichen eine Kompetenz aufzubauen,die sowohl für die Öffentlichkeit als auchfür die Fachwelt erkennbar und nutzbarist.

Schon jetzt, nach zweijähriger Laufzeit,lässt sich feststellen, dass die Kompe-tenznetze eine wichtige Lücke in derGesundheitsforschung schließen. Dieexplizite Förderung einer bundesweitausgerichteten Kommunikationskulturund -struktur zu definierten Krankheits-bereichen stellt einen erfolgreichen An-satz dar. Bestehende Defizite und Verzö-gerungen beim Ergebnistransfer in dieVersorgungspraxis und bei der Zusam-menarbeit mit der Wirtschaft werdenüberwunden. Und schließlich ist die zen-trale Informationsmöglichkeit durch dieKompetenznetze über klinische Studienund über neue Therapieansätze einewichtige Unterstützung für die betroffe-nen Menschen.

Weitere Informationen zu den einzelnenKompetenznetzwerken, ihren Zielen,Standorten und Ansprechpartnern:

www.kompetenznetze-medizin.de

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Morbus Crohn und Colitis ulcerosasind chronische Krankheitsbilder, die inverschiedener Art und Weise und mitganz unterschiedlicher Ausdehnung denVerdauungstrakt betreffen können. Essind entzündliche Erkrankungen, welchedie Betroffenen über Jahrzehnte beglei-ten, und die vom Grundsatz her – weilbislang nicht heilbar – sogar lebenslangbestehen bleiben.

Starke Beeinträchtigung und hohe FolgekostenOft verlaufen diese chronisch entzündli-chen Darmerkrankungen (CED) in weit-gehend unberechenbaren Schüben.Überwiegend treten die Erkrankungs-zeichen erstmalig bei Jugendlichen oderbei jungen Erwachsenen im Alter von 20bis 30 Jahren auf. Neuerdings nimmtaber auch die Zahl betroffener Kinder zu.In den industrialisierten Ländern sinddurchschnittlich etwa 30 bis 40 von100.000 Einwohnern betroffen. Mangeht davon aus, dass es in Deutschlandzur Zeit etwa 300.000 an Morbus Crohnoder Colitis ulcerosa Erkrankte gibt.

Die Patienten erleiden eine deutlicheMinderung der Lebensqualität und Leis-tungsfähigkeit aufgrund des chroni-schen und in Schüben verlaufendenCharakters der Erkrankung. Insbesonde-re die häufigen Durchfälle, aber auch ty-pische Symptome, wie starke Bauch-schmerzen, deutliche Gewichtsabnah-me, Fieber usw., führen zu starken Be-einträchtigungen der Betroffenen. Häufi-ge Arbeitsausfälle sind eine möglicheFolge.

Beide Erkrankungen sind vom Prinzipher noch nicht heilbar. Wohl lassen sichlängere beschwerdefreie Intervalle errei-chen. Dadurch, dass ein erheblicher Teilder Erkrankten vorzeitig in Rente geht,und angesichts der schwierigen und auf-wendigen medizinischen Behandlungs-ansätze haben die chronisch entzündli-chen Darmerkrankungen eine großevolkswirtschaftliche Bedeutung.

Bündelung der Erfahrungund Entwicklung neuerBehandlungsmethodenDie unterschiedlichen Krankheitsver-läufe von Morbus Crohn und Colitis ul-cerosa lassen sich hinsichtlich ihrerUrsachen und des immer wiederkehren-den Aufflammens von Entzündungen nurweiter erforschen, wenn moderne mole-kularbiologische und molekulargeneti-sche Untersuchungsmethoden mit breitangelegten klinischen Studien zusam-mengeführt werden. Auf diese Weiselassen sich verschiedene Verlaufsformenunterscheiden und schlüssig beschrei-ben. So wird eine genaue Unterschei-dung von Varianten der Erkrankungenauf molekularer wie auch auf klinischerBasis erreicht. Ziel der Forschung istletztlich, dass sich die Ergebnisse diesergenauen Beschreibungen in der Ent-wicklung neuer Behandlungsmethodenund einer dadurch grundlegend verbes-serten Versorgung der Patienten nieder-schlagen.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Computergestütze Röntgen-

aufnahme des Dickdarms

(mit freundlicher Genehmi-

gung des Instituts für Mathe-

matik und Datenverarbeitung

in der Medizin (IMDM),

Universitätsklinikum

Hamburg-Eppendorf (UKE)

1 Die Begriffe „Patient“ und

„Patienten“, die in dieser

Broschüre aus Platzgründen

ausschließlich in der masku-

linen Form verwendet wer-

den, schließen jeweils

Männer und Frauen ein.

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Durch die Zusammenarbeit der speziali-sierten Zentren im Kompetenznetz Darm-erkrankungen wird es möglich, brauch-bare Daten zum Nutzen von Therapie-verfahren zu gewinnen. Daran knüpftsich auch die Erwartung, dass langfristig

unter Einbeziehung der beteiligten phar-mazeutischen Unternehmen, therapeuti-sche Fortschritte zu erzielen sind, die dieLebensqualität der Betroffenen verbes-sern und die ggf. auch die Kosten be-grenzen.

Die Ziele des Kompetenznetzes Darmerkrankungen sind:■ einen Orientierungsrahmen für Diagnostik und Therapie zu entwickeln und

festzulegen, um eine Verbesserung der Breitenversorgung zu erreichen;

■ neue Methoden medizinischer Behandlung zu entwickeln und gemeinsam mit Betroffenen zu überprüfen;

■ molekulare Marker für die Vorhersage von Therapieverläufen und Therapie-erfolgen zu definieren;

■ molekulargenetische und -immunologische Grundlagen von Beobachtungen zur Krankheitshäufigkeit und zu verschiedenen Verlaufsformen zu erforschen;

■ Erkenntnisse über die Bedeutung von Regulatormolekülen für eine gezielte Beeinflussung des Entzündungsgeschehens zu sammeln;

■ die Barrierefunktion der Darmschleimhaut und das körperfremde Milieu des Darms zu untersuchen;

■ Patienten gezielt aufzuklären und zu „schulen“, um mit einer Verbesserung des Gesundheitsverhaltens auch eine Verbesserung der Lebensqualität zu ermöglichen;

■ Methoden zur systematischen und vorausschauenden Sammlung von krankheitsbezogenen Daten zu entwickeln;

■ Workshops, Konsensuskonferenzen, Trainingskurse und Schulungen für Ärzte, Pflegepersonal, Betroffene und ihre Angehörigen zum Informations-austausch durchzuführen;

■ Informationen über eine gemeinsame Homepage für Betroffene, Angehörige, Ärzte und Wissenschaftler zugänglich zu machen.

In Bildmitte ein Epithe-

loidzellgranulom beim

M. Crohn. Im Vergleich

dazu normales Drüsen-

gewebe (im Bild rechts

unten)

Abszessbildung in

den Drüsenöffnungen

bei Colitis ulcerosa

(sog. Kryptenabszesse)

Deutliche Ausbildung eines

Geschwürs beim M. Crohn

Identifizierung derKrankheitsgene ermöglichtgenauere PrognoseSchon oft ist versucht worden, die Ur-sachen der chronisch entzündlichenDarmerkrankungen (CED) zu klären.Nach bisherigem Verständnis geht manvon einem Modell aus, in dem krankheits-ermöglichende Gene und bestimmte Um-welteinflüsse zusammenwirken. Die be-günstigenden Umwelteinflüsse sind inden Lebensbedingungen westlicher In-dustriegesellschaften anscheinend häu-figer anzutreffen als in der übrigen Welt.

Familiäre Häufung und die beobachtetenVererbungsmuster deuten auf einen sogenannten polygenen Hintergrund hin,bei dem verschiedene Krankheitsgenezusammen wirken und bestimmteäußere Einflüsse die Rolle von Erkran-kungsauslösern haben. Um nunmehr diefür die Krankheit verantwortlichen An-teile im Erbgut zu identifizieren und be-stimmten Verlaufsformen zuzuordnen,sind die Arbeitsbereiche für molekulareForschung innerhalb der klinischenFachrichtung Gastroenterologie unter-einander vernetzt und an das DeutscheHumangenom-Projekt angeschlossen.Gleichzeitig werden molekulare Verfah-ren entwickelt, um die Krankheitsver-läufe und ihr Ansprechen auf die Thera-pie besser als bisher vorhersagen zukönnen.

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Durch die umfassende Analyse desmenschlichen Erbguts im Humangenom-projekt erhoffen sich die Wissenschaftler,ein grundlegendes Verständnis derFunktionsweise des menschlichen Orga-nismus zu erhalten. Hiermit wird in derFolge auch die Medizin in die Lage ver-setzt, Krankheiten aufgrund der Kennt-nisse über deren molekulare Ursachengezielter zu diagnostizieren und zu the-rapieren.

Entzündungsprozess durchgestörtes immunologischesGleichgewichtDas eigentliche Krankheitsgeschehen inder Darmschleimhaut ist bisher nur inTeilbereichen geklärt. Eine wesentlicheBedeutung scheinen die vermehrte Aus-schüttung entzündungsfördernder Bo-tenstoffe und ein gestörtes Gleichge-wicht mit den entzündungshemmendenGegenspielern zu haben. Die weitereAufklärung solcher immunologischerProzesse erfordert Untersuchungen angrößeren und gut klinisch beschriebe-nen Gruppen von Patienten. Abzusehenist, dass dies zur Entwicklung neuer Be-handlungsformen führen wird.

Die detaillierte Untersuchung des Krank-heitsgeschehens ist ebenso wie dieAnwendung neu entwickelter Behand-lungsmöglichkeiten am Menschen ausethischen Gründen nur in sehr einge-schränktem Ausmaß möglich. Für dieverschiedenen Forschungsmodelle aufder Basis von Laboruntersuchungen mitZelllinien oder Tierversuchen, die zurErforschung der Krankheitsmechanis-men verwendet werden, gibt es derzeitnoch keine Alternativen. Durch die engeZusammenarbeit der beteiligten For-schungszentren können molekulargene-tische Hinweise auf neue Behandlungensicher und frühzeitig auf ihr Potential hinuntersucht werden.

BehandlungszieleBeschwerdefreiheit und BerufsfähigkeitKlinische Studien haben gezeigt, dass eszwischen Patienten große Unterschiedebezüglich der Wirksamkeit von Behand-lungen gibt. Künftig kann durch die be-teiligten Forschungseinrichtungen dieEinteilung der Erkrankung in klar defi-nierte Erscheinungsformen und paralleldazu auch in genetisch-immunologischdefinierte Untergruppen zu einer ge-naueren Diagnostik und einer geziel-teren Therapie führen. Manche der selte-neren Folgeerscheinungen und Begleit-erkrankungen der CED können nur an-hand großer Patientenkollektive inMultizenterstudien sinnvoll untersuchtwerden.

Die Ziele in der Behandlung chronischentzündlicher Darmerkrankungen orien-tieren sich an den offensichtlichenKrankheitssymptomen wie Gewichtsver-lust, Durchfall, Fieber, aber auch Fistel-bildung und entzündliche Darmvereng-ungen. Die Zusammenhänge zwischendiesen Krankheitssymptomen und derLebensqualität der Patienten werdenebenso wie die Folgen der verschiede-nen Behandlungsansätze genau doku-mentiert und ausgewertet.

„Modellerkrankung“ für chronische EntzündungskrankheitenDie Ergebnisse aus dem KompetenznetzDarmerkrankungen lassen sich teilweiseauf die Erforschung und Behandlung vonRheuma, Multiple Sklerose, Asthmabronchiale sowie auch Neurodermitisund Psoriasis übertragen. Es handeltsich hierbei um Erkrankungen, die ver-mutlich ähnliche Krankheitsursachenund -auslöser haben.

M. Crohn

Dieses endoskopische

Bild zeigt entzündliche

Veränderungen der

Schleimhaut mit tiefen

Geschwüren.

Entzündlicher Befall

bei Colitis ulcerosa (Die

Entzündung ist meist auf

den Dickdarm beschränkt.)

Endoskopisches Bild des

normalen Dickdarms mit

entzündungsfreier Schleim-

haut und deutlichen Quer-

falten (Haustrierung).

Endoskopisches Bild

einer Colitis ulcerosa mit

entzündlicher Verengung,

hochgradig entzündeter,

blutiger Schleimhaut und

Geschwüren

Entzündlicher Befall bei

M. Crohn (Vorzugsweiser

Befall des Übergangs zwi-

schen Dünn- und Dickdarm

sowie weiterer Abschnitte

des Magen-Darm-Trakts)

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Eine weitere Gemeinsamkeit bestehtdarin, dass ihr erblicher Anteil nicht aufein einzelnes „Krankheitsgen“ zurückge-führt werden kann. Das Krankheitsge-schehen der chronischen Entzündungs-krankheiten ist vielschichtig und beziehtein breites Spektrum körpereigener ent-zündungsfördernder Botenstoffe ein.Auslösende Faktoren für die genanntenEntzündungskrankheiten werden imLebensstil westlicher Industriegesell-schaften vermutet. Sie konnten jedochbisher im Einzelnen noch nicht eindeutigidentifiziert werden.

Entnahme von Gewebe-proben wenig belastendDie chronisch entzündlichen Darmerkran-kungen sind für eine wissenschaftlicheHerangehensweise besonders gut ge-eignet, weil die verschiedenen Formenund Ausprägungen klar zu definierensind und das betroffene Organ – derDarm – durch die Endoskopie leicht zu-gänglich ist. Mit vertretbarem Aufwandund mit einer relativ geringen Belastungder Betroffenen können endoskopischGewebeproben entnommen werden.

Darüber hinaus sind viele der Patientenjung, interessiert und bereit, sich zu be-teiligen. Die Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung e.V. (DCCV)ermöglicht als Kooperationspartner imKompetenznetz Darmerkrankungen denKontakt zu nahezu 15.000 betroffenenMitgliedern. Damit wird die erforderlicheForschung durch eine ausreichende Zahlzur Unterstützung bereiter Betroffenerauf eine breite Basis gestellt.

Patientennutzen und gezielter Einsatz von RessourcenÜber die primären Ziele des Kompetenz-netzes CED hinaus gehen auch Projektezur Lebensqualität der Patienten undzum sinnvollen Einsatz von Medikamen-ten (Pharmaökonomie). So profitierennicht nur die Mitglieder des Kompetenz-netzes Darmerkrankungen von der Ver-netzung, sondern auch andere medizini-sche Bereiche. Daran knüpft sich dieErwartung, dass in Zukunft die medizini-sche Versorgung der Patienten mit chro-nischen Erkrankungen auf breiter Ebeneerheblich verbessert werden kann.

Die gleichzeitige Betrachtung des kör-perlichen Zustandes der Patienten undihres sozialen und psychischen Bezug-rahmens trägt dazu bei, die Aussage-kraft klinischer Forschung durch einenoptimalen Nutzen für Betroffene undGesellschaft gleichermaßen zu unter-mauern.

Kontakt:Prof. Dr. U. R. FölschSprecher des KompetenznetzesChronisch entzündliche DarmerkrankungenKlinik für Allgemeine Innere Medizin desUniversitätsklinikums KielSchittenhelmstraße 1224105 Kiel

Tel.: 04 31/5 97-12 71Fax: 04 31/5 97-13 02E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie unter: www.kompetenznetz-ced.de

Im Vergleich dazu eine Auf-

nahme eines Dickdarmes

von einem Patienten mit

Colitis ulcerosa: Eine Fälte-

lung (Haustrierung) des

Darmes ist praktisch nicht

mehr vorhanden (sog. „Fahr-

radschlauchphänomen“).

Röntgenaufnahme eines

gesunden Dickdarmes im

Doppelkontrastverfahren

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Etwa 1,3 Millionen Menschen inDeutschland müssen mit einer entzünd-lich-rheumatischen Systemerkrankungleben. Unter diesem Sammelbegriff wirdeine Gruppe von unterschiedlichenKrankheitsbildern zusammengefasst, diemit chronischen Entzündungen an Ge-lenken, Geweben, der Wirbelsäule oderinneren Organen einhergehen. Die Er-krankungen sind mit starken Schmer-zen, einem beeinträchtigten Allgemein-befinden und zunehmender Einschrän-kung der Beweglichkeit verbunden, diebis zur Invalidität führen können.

Entzündlich-rheumatische Krankheitenbeginnen vorwiegend im mittlerenLebensalter, aber auch Kinder könnenbereits daran erkranken. Sie sind oft fürihr ganzes Leben durch die Krankheit ge-zeichnet. Die moderne Medizin kann –richtig und früh genug eingesetzt – vie-les tun, um die Schmerzen zu lindern,das Leben mit der Krankheit erträglichzu machen und schlimme Folgen zu ver-hüten. Mit den heutigen Mitteln könnendie meisten dieser Krankheiten jedochschon deshalb nicht geheilt werden, weildie Ursachen bislang unbekannt sind.

Intensivierung vonForschung und TherapieUm Fortschritte auf dem Gebiet derRheumabekämpfung zu erreichen, sindzwei Dinge entscheidend: die frühzeitigeund sachverständige Behandlung unterAnwendung aller zur Verfügung stehen-den Möglichkeiten sowie verstärkteForschungsanstrengungen, um den Ur-sachen der Erkrankungen auf die Spurzu kommen und in der Folge bessereBehandlungsmöglichkeiten anzubieten.In dem vom Bundesministerium fürBildung und Forschung gefördertenKompetenznetz Rheuma haben sichForscher und Kliniker zusammenge-schlossen, um folgende Ziele zu errei-chen:

■ Ursachenforschung durch Zusammenschluss aller aktiven Forschungszentren

■ Rasche Umsetzung der Forschungs-ergebnisse in die Praxis durch enge Kooperation von Forschung und Versorgung

■ Unterstützung der Patienten und ihrer Hausärzte durch aktuelle Informationen zu Entwicklungen in der Forschung und zum regionalen Behandlungs- und Beratungs-angebot

■ Nutzung des Internets über die gemeinsame Webseite des RHEUMANET www.rheumanet.org als Informations- und Diskussions-plattform für Forscher, Ärzte, Patienten und Interessierte

Krankheitsmechanismenverstehen und gezielt eingreifenDie entzündlich-rheumatischen System-erkrankungen sind schwere chronischeAllgemeinerkrankungen, denen Störun-gen des Immunsystems zugrunde liegen.Sie können durch Infektionen oder bis-her unbekannte Ereignisse ausgelöstwerden, haben aber auch genetischeKomponenten. Die wichtigsten Krank-heitsbilder sind

■ rheumatoide Arthritis, eine chronische Gelenkentzündung,

■ Spondylarthropathien, die vor allem die Wirbelsäule betreffen, und

■ Immunvaskulitiden (immunologisch bedingte Gefäßerkrankungen), die innere Organe, Gefäße und Binde-gewebe in Mitleidenschaft ziehen.

Fortschritte auf den Gebieten der Mole-kular- und Zellbiologie, der Immunolo-gie, Genetik und Biochemie lassen hof-fen, diese Krankheiten in absehbarer Zeitmolekular verstehen und auch heilen zukönnen.

Ein Teil der Forschungsprojekte im Kom-petenznetz Rheuma schlüsselt derzeitdie zahlreichen, an der Entstehung einerrheumatoiden Arthritis (Gelenkrheuma)beteiligten Faktoren auf und setzt siewie ein Puzzle zu einem Gesamtbild zu-sammen. Weitere Projekte sind Erregernauf der Spur, die Erkrankungen derWirbelsäule (Spondylarthropathien) aus-lösen. Hier gibt es mittlerweile Hinweisedarauf, dass die Identifikation der „Übel-täter“ und ihre frühzeitige, gezielte Be-kämpfung die Entwicklung einer chroni-schen Krankheit abwenden können.

Entzündlich-rheumatischeSystemerkrankungen

Der griechische Tempel

symbolisiert die Zusam-

menarbeit der fünf Arbeits-

bereiche im Kompetenznetz

Rheuma: Die Grundlagen-

forschung bildet die Basis,

aus der die drei Krankheits-

gruppen wie Säulen auf-

ragen, überdacht von der

Versorgungsforschung als

gemeinsamer Klammer.

Im Giebel das Ziel aller Be-

mühungen – die Patienten.

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Eine dritte Gruppe von Forschungspro-jekten widmet sich der weiteren Ver-besserung bereits verfügbarer, zum Teilaber noch sehr nebenwirkungsreicherTherapien. Erste Ergebnisse dieserUntersuchungen zeigen beispielsweise,dass die Überlebenschancen von Patien-ten mit schweren immunologisch be-dingten Gefäßerkrankungen (Immunvas-kulitiden) gesteigert werden können.Selbst in bisher aussichtslosen Fällenstehen neu entwickelte Therapiemög-lichkeiten zur Verfügung, die derzeit angrößeren Gruppen von Patienten auf ih-re Wirksamkeit hin untersucht werden.

Forschung im Netzwerk und Zentren für ortsnahePatientenversorgungBereits seit längerer Zeit bestehen inDeutschland Forschungszentren, welchedie verschiedenen Aspekte der Entsteh-ung und des Verlaufs entzündlich-rheu-matischer Erkrankungen untersuchen.Diese bündeln nunmehr ihre Erfahrun-gen im Kompetenznetz Rheuma zu einemkoordinierten Vorgehen. Durch die Ver-netzung der Grundlagenforschung undder Kliniken sollen neue Ansätze derDiagnostik, Prognose und Therapie raschEingang in die klinische Erprobung fin-den. Gleichzeitig werden auf diese Weiseexperimentellen Forschern die Problemeder klinischen Praxis näher gebracht.

In der Patientenbehandlung erforderndie Diagnostik und Therapie der ent-zündlich-rheumatischen Systemerkran-kungen wegen der Vieldeutigkeit der an-fänglichen Symptome und der Komplexi-tät der heute empfohlenen Therapie-schemata die Einbindung von Spezialis-ten – den internistischen Rheumatologen.Um die Versorgung der Rheumakrankenzu verbessern, haben sich bereits vor ei-nigen Jahren in ganz Deutschland Regio-nale Kooperative Rheumazentren gebil-det.

In diesen Einrichtungen kooperierenrheumatologische Kliniken und nieder-gelassene rheumatologische Fachärzte.Letztere sind die kompetenten An-sprechpartner in den Wohnregionen derKranken und arbeiten eng mit Allge-meinmedizinern, Internisten und Ortho-päden, aber auch Krankengymnasten,Ergotherapeuten oder Selbsthilfegrup-pen zusammen. Die Regionalen Koope-rativen Rheumazentren ergänzen dasVersorgungsangebot und bilden dieBasis des Kompetenznetzes Rheuma aufder Ebene der Patientenversorgung.

Neue Forschungsergebnisse rascher nutzbar machenDas zentrale Ziel des KompetenznetzesRheuma ist die Verbindung von For-schung und Krankenversorgung. ImMittelpunkt steht der Rheumakranke,der durch leicht zugängliche und gutaufbereitete Information in die Lage ver-setzt wird, sein Schicksal stärker als bis-her selbst in die Hand zu nehmen. Umdies zu erreichen, kann der Patient sichüber die für ihn in Frage kommenden Be-handlungsmöglichkeiten, neue Entwick-lungen auf dem Gebiet der experimen-tellen und der klinischen Forschung so-wie auch nichtärztliche Angebote undSelbsthilfegruppen unkompliziert undrasch relevante Information beschaffen.

Die 25 Regionalen Koopera-

tiven Rheumazentren bilden

die Basis des Kompetenz-

netzes Rheuma auf der

Versorgungsebene. In der

sog. Kerndokumentation

werden die Daten der in

diesen Zentren behandelten

Patienten erfasst und kön-

nen so u. a. zur Qualitäts-

sicherung der medizinischen

Versorgung genutzt werden.

Die rheumatoide Arthritis ist

die häufigste entzündlich-

rheumatische Systemer-

krankung. Sie befällt vor-

wiegend die kleinen Gelenke

an Händen und Füßen.

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Die Vernetzung erfolgt über eine speziel-le Internetplattform, das RHEUMANET(www.rheumanet.org). Es bietet Patien-ten, Hausärzten, Rheumatologen, Grund-lagenforschern und anderen Interessier-ten die Möglichkeit, miteinander zukommunizieren. Auf diese Weise sindEinblicke in die Fragestellungen undProbleme der jeweils anderen Ebenen zuerhalten. Der Austausch ist bereits in-tensiv angelaufen: Derzeit greifen proMonat mehr als 6.000 Menschen auf dieInternetseiten des RHEUMANET zu. Min-destens ein Drittel davon sind Patienten.Circa 250 Suchanfragen werden jedeWoche an das RHEUMANET-Team ge-richtet, und jeden Monat beantwortenExperten ausführlich ca. 300 medizini-sche E-Mail-Anfragen.

Die Vernetzung findet auf unterschied-lichen Ebenen statt. Zu den wichtigstenMaßnahmen zählen

■ die umfassende Vernetzung durch die Weiterentwicklung des RHEUMANET;

■ die Bereitstellung professionell aufbereiteter Informationen für Therapeuten und Betroffene im RHEUMANET einschließlich der Möglichkeit für Anfragende, mit dem Netzwerk direkten Kontakt aufzunehmen;

■ die Bündelung von Expertenwissen zu einzelnen Krankheitsbildern unter Federführung des jeweils kompetentesten Rheuma-Zentrums;

■ die „Rotation“ von Ärzten zwischen Klinik und Labor oder zwischen peripherer Praxis und Universitäts-klinik mit Hilfe von Stipendien-programmen, um Expertenwissen zwischen Forschung und Versor-gung auszutauschen;

■ die Entwicklung und Pflege eines dauerhaften Dialogs der experimen-tellen Forscher untereinander (im „Forum experimentelle Rheuma-tologie“) und mit Klinikern durch gemeinsame Veranstaltungen und Workshops;

■ der Aufbau und die Beobachtung großer Patientenkollektive zu den genannten Krankheiten mit der Möglichkeit, dass klinische und experimentelle Forscher auf die gewonnenen Daten und Materialien zugreifen können;

■ die flächendeckende Qualitäts-sicherung und Bewertung der medizinischen Versorgung durch die Kerndokumentation;

■ die Entwicklung von Diagnose- und Therapieleitlinien.

Aktueller Kenntnisstand und neue VerfahrenRheumatische Erkrankungen werdenwahrscheinlich durch Fehlreaktionen vonZellen des Immunsystems gegen körper-eigene Moleküle ausgelöst. Diese so ge-nannten Autoantigene werden im Kom-petenznetz Rheuma identifiziert. Diekrankheitsauslösenden, fehlgesteuer-ten Zellen werden genau charakterisiert.Auf diese Weise können langfristig neueMethoden zur Diagnose, Therapie undPrognosestellung des einzelnen Patien-ten entwickelt werden.

Einige innovative Therapiekonzepte wur-den aus den Vorarbeiten der beteiligtenZentren entwickelt und werden derzeitim Kompetenznetz Rheuma weiter er-probt, so z. B. der Einsatz von aufgerei-nigten körpereigenen Stammzellen zumAufbau eines neuen, gesunden Immun-systems. Dieses Verfahren hat bereits ineinzelnen Fällen bei Patienten mitschwersten entzündlich-rheumatischenSystemerkrankungen die Krankheit be-seitigen können. Bei anderen Patientenwiederum konnte durch die Behandlungvorübergehend eine Besserung erreichtwerden, an die sich dann allerdings einRückfall anschloss.

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Die vielen Einzelprojekte werden in ei-nem Netzwerk von experimentellen, kli-nischen und versorgungsbezogenen For-schungsvorhaben koordiniert. Deren ge-meinsames Ziel ist ein besseres Ver-ständnis der zellulären und molekularenUrsachen und des Verlaufs entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Dadurchkann Rheuma künftig in sehr frühen Sta-dien besser als bisher diagnostiziertwerden. Dem schließt sich eine vielfacherprobte Therapie an, die sehr genau amKrankheitsverlauf und an der zu erwar-tenden Gefährlichkeit des individuellenKrankheitsbildes ausgerichtet ist.

Kerndokumentation von Patientenschicksalenund Folgekosten In der bundesweiten Kerndokumenta-tion werden jährlich die Daten von mehrals 30.000 Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen aus denRegionalen Kooperativen Rheumazen-tren dokumentiert. Diese Datenbankwird zentral am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum in Berlin geführtund regelmäßig ausgewertet.

Die Ergebnisse ermöglichen den Ver-gleich unterschiedlicher Versorgungs-konzepte, zeigen Trends im Therapie-verhalten auf und liefern exakte Zahlenüber direkte und indirekte Kosten ent-zündlich-rheumatischer Krankheiten.Diese statistischen Zahlen werden zurQualitätssicherung, zur gesundheitspo-litischen Bewertung und für Entschei-dungen der Kostenträger benötigt. Mitihrer Hilfe lassen sich in bestimmtenBereichen bestehende Defizite aufzeigenund beheben.

Die Kerndokumentation belegt nach-drücklich die Notwendigkeit einer quali-fizierten rheumatologischen Fachbetreu-ung der Patienten. Wo diese Fachbetreu-ung fehlt, steigen auch die gesellschaft-lichen Kosten durch Krankenbehandlungund Folgekosten über das erforderlicheMaß an. Somit ist das Kompetenznetzein wichtiger Faktor für die Qualitätssich-erung der medizinischen Versorgung.

Kontakt:Prof. Dr. Henning ZeidlerSprecher des Kompetenznetzes RheumaMedizinische Hochschule HannoverAbteilung für RheumatologieCarl-Neuberg-Straße 130625 Hannover

Tel.: 05 11/5 32-21 90Fax: 05 11/5 32-58 41E-Mail: [email protected]

Geschäftsstelle Kompetenznetz Rheuma:Dr. Michael ApelDeutsches Rheuma-ForschungszentrumSchumannstraße 21/2210117 Berlin

Tel.: 0 30/2 84 60-6 30Fax: 0 30/2 84 60-6 31E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie unter: www.rheumanet.org

Fehlreaktionen von Zellen

des Immunsystems sind

wahrscheinlich die Ursache

rheumatischer Erkrankun-

gen. Ziel der Forschung im

Kompetenznetz Rheuma ist

die Entwicklung neuer

Methoden zur Diagnose,

Prognose und Therapie.

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Rund 11.000 Menschen aus allenAltersgruppen erkranken in Deutschlandjährlich an Leukämie. Leukämien sind ei-ne Gruppe sehr unterschiedlich ausge-prägter Erkrankungen, denen Reifungs-störungen des blutbildenden Gewebesim Knochenmark zugrunde liegen unddie in der Regel schwerwiegende Krank-heitsverläufe aufweisen, z.T. mit tödli-chem Ausgang. Man unterscheidet jenach Verlauf akute oder chronische For-men. Trotz jüngster Fortschritte in derDiagnostik und Therapie stagnieren dieÜberlebensraten. Nur etwa ein Drittel al-ler erwachsenen Leukämiepatientenwerden tatsächlich geheilt. Ehe neuewissenschaftliche Erkenntnisse aus demLabor letztendlich den Patienten zugutekommen, dauert es in der Regel einJahrzehnt.

GesundheitspolitischeBrisanzModerne Behandlungsstrategien sindkomplex, aufwändig und für den Patien-ten oft mit mehrmonatigen Krankenhaus-aufenthalten verbunden. Zur optimalenVersorgung und Behandlung ist ein ho-hes Maß an Zusammenarbeit von hoch-spezialisierten Expertengruppen erfor-derlich. Dies führt zu erheblichen volks-wirtschaftlichen Kosten: Nach vorsichti-gen Schätzungen auf der Basis interna-tional publizierter Rechenmodelle be-laufen sich die Behandlungskosten nurfür die innerhalb eines Jahres inDeutschland neuerkrankten Leukämie-patienten, die sich einer intensivenChemotherapie mit oder ohne zusätzli-cher Knochenmarktransplantation unter-ziehen, auf ca. 500 Millionen Euro. Die

neuerkrankten Patienten repräsentierenallerdings weniger als die Hälfte aller Leukämiepatienten, so dass die jährli-chen Gesamtkosten erheblich höher lie-gen. Die Behandlung und Heilung derLeukämie bedeuten aufgrund der vielenEinzelschicksale und der volkswirt-schaftlichen Kosten eine große gesell-schaftliche Herausforderung.

Bessere Therapien für LeukämiepatientenMit dem Kompetenznetz Akute und chro-nische Leukämien wurde ein im interna-tionalen Vergleich einmaliges Leukämie-netz aufgebaut, welches das Ziel ver-folgt, die Heilungschancen und Thera-piebedingungen für erwachsene Leukä-miepatienten durch engere Zusammen-arbeit und schnelleren Wissenstransferzwischen Therapie und Forschung zuverbessern. Der behandelnde Arzt sollsich schnell und unkompliziert über dieErgebnisse der Arbeiten seiner Kollegenin der Forschung informieren, aber auchseine Erfahrungen in die Forschungs-arbeiten einbringen können.

Im Rahmen des Kompetenznetzes habensich alle größeren Studiengruppen zu-sammengeschlossen, die sich inDeutschland mit der Diagnose undTherapie der akuten und chronischenmyeloischen Leukämien (AML und CML),der akuten lymphatischen Leukämie(ALL), den Myelodysplasien (MDS) undden chronischen myeloproliferativenErkrankungen (CMPE) befassen. Kern-stück der wissenschaftlichen Arbeit istdie Durchführung klinischer Studien zurTherapieoptimierung. So wurden bei-

Akute und chronische Leukämien

Knochenmark eines

Patienten mit akuter

lymphatischer Leukämie,

Pappenheimfärbung

Seeblauer Histiozyt im

Knochenmarkaspirat bei

chronischer myeloischer

Leukämie,

Pappenheimfärbung

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spielsweise seit Mitte 1999 in Deutsch-land mehr als 1.000 Leukämiepatientenim Rahmen internationaler Studien zurklinischen Erprobung eines neuartigen,hochaktiven und selektiv wirksamenMedikamentes (Imatinib, STI571) behan-delt. Dabei wurden z.B. in der fortge-schrittenen Phase der CML eindrucksvol-le, bislang nicht annähernd erreichteAnsprechraten erzielt.

Für Patienten, bei denen die zugelasse-nen Medikamente nicht wirken oder mitunzumutbaren Nebenwirkungen verbun-den sind, bedeutet die Behandlung imRahmen dieser Studien oftmals eine Ver-besserung der Lebensqualität und/odereine Lebensverlängerung. Ohne dieseNetzstruktur wäre es nicht möglich ge-wesen, in dieser kurzen Zeit so viele Pa-tienten in die Studien einzubinden unddamit die Therapie mit dem neuen Medi-kament zu ermöglichen.

Akute myeloische Leukämie (AML)Die meisten erwachsenen Leukämie-patienten leiden an akuter myeloischerLeukämie. Im Rahmen des Netzes ist esgelungen, fünf größere deutsche AML-Studiengruppen, die bis dahin getrenntPatienten mit AML behandelt hatten, zuvernetzen (German AML-Intergroup) unddurch ein gemeinsames standardisiertesBehandlungsverfahren vergleichbar zumachen. Dadurch sind die Studiener-gebnisse besser und somit schneller fürdie Entwicklung neuer Therapien ver-wendbar, die insbesondere Patientenmit seltenen Leukämieformen zugutekommen.

Chronische myeloische Leukämie (CML)Im Rahmen der Deutschen CML-Studien-gruppe wurden während der vergange-nen 18 Jahre etwa 2.300 CML-Patientenin klinischen Studien behandelt. ImKompetenznetz ist diese Studiengruppemit zwei Projekten zur Optimierung derTherapie und zur Erforschung der Prog-nose bei CML vertreten. So überprüft dielaufende Studie zur Therapieoptimie-rung den Stellenwert der Knochen-

marktransplantation – eine Therapie mitAussicht auf Langzeitheilung – im Ver-gleich zur interferonbasierten Standard-therapie, die ein Überleben für längereZeit, jedoch keine Heilung ermöglicht.

Akute lymphatischeLeukämie (ALL)Die Deutsche ALL-Studiengruppe be-steht seit 1980 und hat mit mehr als3.400 Patienten derzeit weltweit dasgrößte Patientenkollektiv an Erwachse-nen mit akuter lymphatischer Leukämie.Im Rahmen der Therapieoptimierungs-studien werden Patienten nach genauerEinschätzung und Überwachung des in-dividuellen Risikos Gruppen mit jeweilsunterschiedlicher Prognose zugeordnet.Das Studienkonzept wird unterstütztdurch Anwendung neuester Labormetho-den, die Rückschlüsse auf den genauenGehalt an Leukämiezellen während undnach Abschluss der Behandlung erlau-ben. Dieses Vorgehen ermöglicht es, einerseits die Intensität der Behandlungdem jeweiligen Verlauf und Schwere-grad optimal anzupassen. Andererseitswerden die für den Patienten belasten-den Nebenwirkungen, die mit der Thera-pie unweigerlich einhergehen, auf einMindestmaß reduziert.

Innere und

äußere Vernetzung

Kooperierende

Netzwerkteilnehmer

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Myelodysplasien (MDS)Die Deutsche MDS-Studiengruppe unter-sucht in so genannten multizentrischen,d.h. zentrumsübergreifenden Studiendie Wirksamkeit neuartiger Substanzen,die in das Zellwachstum und das Immun-system eingreifen. In einem Teilprojektder Westdeutschen MDS-Studiengruppewerden die Krankheitsverläufe von Mye-lodysplasie-Patienten fortlaufend erfasstund die Patienten der Studie nach ihremindividuellen Krankheitsrisiko zugeord-net, das zuvor nach einem einheitlichenSchema der WHO bestimmt wird. Hier-durch soll den betroffenen Patienten einemaßgeschneiderte Therapie ermöglichtwerden.

Qualitätsentwicklung in Forschung und VersorgungIm Netz ist eine eigene Arbeitsgruppe fürImmuntherapie und Stammzelltrans-plantation vertreten. In ihr arbeiten imWesentlichen alle großen Transplanta-tionszentren Deutschlands zusammen.In dieser Arbeitsgruppe wird der Stellen-wert der Knochenmarktransplantation inmultizentrischen Studien untersucht.Ein Hauptaugenmerk liegt dabei aufdem Einsatz von Immunzellen zur geziel-ten Bekämpfung einzelner Leukämie-formen.

Insgesamt sind 26 Teilprojekte mit wis-senschaftlichen Fragestellungen imKompetenznetz vertreten. Weitere For-schungsprojekte befassen sich mit derQualitätssicherung diagnostischer La-bormethoden (morphologische Beurtei-lung von Knochenmarkausstrichen, Zy-togenetik, Immunphänotypisierung undmolekularbiologische Verfahren) odermit strukturellen Problemen der univer-sellen Datenerfassung zur Therapie- undPrognoseforschung. Außerdem werdenFragen zur ganzheitlichen Betreuungvon Leukämiekranken und zur Integra-tion der anwendungsorientierten Grund-lagenforschung behandelt sowie einInformationsdienst für Forscher, Ärzteund Patienten herausgegeben.

Hilfen für Ärzte undBetroffeneEines der wichtigsten Instrumente desNetzes ist das Informationszentrum mitSitz in Frankfurt. Es stellt kontinuierlichaktuelle Informationen zu akuten undchronischen Leukämien bereit. Ärzte fin-den auf der Homepage www.kompe-tenznetz-leukaemie.de Detailinforma-tionen zu den großen Therapiestudien.Diese werden ergänzt durch Richtlinienzu therapieunterstützenden Maßnahmenund Hintergrundinformationen zu neuenTherapieansätzen.

Ein großer Teil der Homepage ist für Pa-tienten und Angehörige eingerichtet. ImMittelpunkt steht dabei das Angebot vonInformationen, die aus ärztlicher Sichtfür Patienten relevant sind.

Knochenmark eines

Patienten mit einer spezifi-

schen Form einer akuten

myeloischen Leukämie

(AML M4 Eo)

Insbesondere wird hier auf Fragen einge-gangen, die von Patienten immer wiederan ihre behandelnden Ärzte gerichtetwerden, z. B.:

■ Wo findet man qualifizierte Behandlungsmöglichkeiten für Leukämieerkrankungen?

■ Was sind Leukämien, welche Formen gibt es und wie werden sie behandelt?

■ Was sind Therapiestudien? Pro und Contra?

■ Was sollten Leukämiepatienten beachten?

■ Wo sind weitere Informationen erhältlich?

Betroffene und Interessierte finden hierneben Informationen über einzelneKrankheitsbilder und verschiedene The-rapieverfahren auch Hinweise zu dengroßen Studiengruppen und Kontakt-adressen von Selbsthilfegruppen. Damitsoll das vorhandene Informationsange-bot von Patientenorganisationen in sinn-voller Weise ergänzt werden.

Zytogenetischer Befund

bei einem CML-Patienten

mit typischer Philadelphia-

Translokation

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Wissensmanagement als Schlüssel zum ErfolgDie Zentrale des KompetenznetzesAkute und chronische Leukämien inMannheim arbeitet mit allen Studien-,Experten- und Forschergruppen eng zu-sammen und koordiniert die Vernetzungder Projekte. Außerdem ist sie gemein-sam mit dem Informationszentrum für dieÖffentlichkeitsarbeit zuständig. Nebenden jährlichen Symposien organisiert sieauch die weiteren Veranstaltungen desNetzwerkes, wie z. B. Symposien imRahmen medizinischer Fachtagungen.

Schon vor Aufnahme der Arbeit desKompetenznetzes bildeten die großenStudiengruppen mit ihren Kommunika-tionsstrukturen, ihrer interdisziplinärenZusammenarbeit und ihrem flächen-deckenden Ansatz mit mehr als 1.000Ärzten und Wissenschaftlern in 320Zentren wie Universitätskliniken, kom-munalen Krankenhäusern, Arztpraxenund wissenschaftlichen Instituten ausDeutschland, aber auch aus der Schweiz,Österreich, Tschechien und Polen gutetablierte Teilnetze. Ihr Zusammen-schluss zu einem übergreifenden Kom-petenznetz hat sie dem gemeinsamenZiel näher gebracht, den Gang derForschung in effizienter Weise zu be-schleunigen und somit Heilungschancenund Therapiebedingungen von Leukä-miepatienten weiter zu verbessern.

Kontakt:Prof. Dr. R. HehlmannKoordinator des KompetenznetzesAkute und chronische Leukämien

Dr. Ute BergerKompetenznetzzentrale

III. Medizinische Universitätsklinik Fakultät für Klinische MedizinMannheim der Ruprecht-Karls-Universität HeidelbergWiesbadener Straße 7-1168305 Mannheim

Tel.: 06 21/3 83-42 34Fax: 06 21/3 83-42 39E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie unter: www.kompetenznetz-leukaemie.de

Verschiedene diagnostische

Verfahren bei Leukämien

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Maligne Lymphome sind Erkran-kungen des lymphatischen Systems, dieetwa fünf Prozent aller bösartigen Er-krankungen ausmachen – vergleichbarden Blutgefäßen durchzieht das lympha-tische System als engmaschiges Netzden gesamten Körper. Es umfasst nebenden Lymphknoten und den Lymphgefä-ßen unter anderem auch die Organe Milzund Thymus. Zu den malignen Lympho-men zählen die Hodgkin- und die Non-Hodgkin-Lymphome sowie die chroni-sche lymphatische Leukämie. Die Krank-heitszeichen eines malignen Lymphomssind oft unspezifisch. Symptome könnenvergrößerte Lymphknoten oder eineMilzschwellung, Fieber, Nachtschweiß,unfreiwilliger Gewichtsverlust oder aucheine allgemeine Abwehrschwäche sein.An malignen Lymphomen erkranken der-zeit in Deutschland ca. 20.000 Menschenjährlich mit steigender Tendenz. DieKrankheitsursachen sind bis heute nochnicht hinreichend erklärt.

Fortschritt für den PatientenDie malignen Lymphome lassen sichheutzutage wesentlich besser behandelnals noch vor wenigen Jahrzehnten. Diedeutschen Lymphom-Studiengruppenhaben maßgeblich zu diesem Fortschrittbeigetragen – zum Teil blicken sie schonauf eine mehr als zwanzigjährige Arbeitzurück.

Die großen Lymphom-Studiengruppenhaben sich 1999 zum KompetenznetzMaligne Lymphome zusammengeschlos-sen mit dem Ziel, den Austausch zwi-schen Ärzten, Wissenschaftlern und Be-troffenen zu fördern. Neue Erkenntnisseaus der Forschung der beteiligten Pro-jektpartner fließen seither schneller indie Patientenversorgung ein. Das Kom-petenznetz erfüllt damit die Kernauf-gabe, vorhandenes und neu hinzukom-mendes Wissen über Diagnostik undTherapie der malignen Lymphome zubündeln, praxisgerecht aufzubereitenund den behandelnden Fachgruppen ineinem permanenten Informationsflusszur Verfügung zu stellen.

Interdisziplinäres Team von ArbeitsgruppenDieser stete Informationsfluss wird da-durch ermöglicht, dass Arbeitsgruppenaus allen beteiligten Fachbereichen indas Netzwerk eingebunden sind. Nebenden Lymphom-Studiengruppen sind diesHämato-Onkologen und Strahlenthera-peuten in Klinik und Praxis sowie Patho-logen, welche die Diagnose stellen. Da-rüber hinaus sind Spezialisten aus dermedizinischen Grundlagenforschung,Biometriker und Informatiker daran be-teiligt. Eine Schlüsselposition im Netz-werk nehmen die niedergelassenen Hä-mato-Onkologen ein, die sich mit einemeigenen Projekt innerhalb des Kompe-tenznetzes zusammengeschlossen ha-ben.

Das Kompetenznetz Maligne Lymphome verbindet damit bundesweit

■ die deutschen Lymphom-Studiengruppen,

■ die Fachgruppen aus den Bereichen Hämato-Onkologie, Strahlen-therapie, Pathologie, Biometrie und Informatik,

■ Kliniken und hämato-onkologische Praxen sowie

■ Patientenverbände und Selbsthilfegruppen.

Die Basis des Netzwerkes bilden diedeutschen Lymphom-Studiengruppen.Deren Standards für ärztliche Behand-lungskonzepte sowie ihre Heilungserfol-ge gelten als modellhaft für die gesamteKrebsforschung.

Maligne Lymphome

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Auf der Grundlage dieser erfolgreichenVorarbeit wurden für das Kompetenz-netz Projektpartner ausgewählt, derenForschungen als übergreifende Zielezum Inhalt haben:

■ Aufbau von Informations- und Kommunikationsstrukturen,

■ Qualitätsmanagement und systematische Recherche und Bewertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse (Evidenz) in der Medizin

■ Bewertung der Therapie mit wissen-schaftlicher Methodik (Evaluation) und Weiterentwicklung der therapeutischen Möglichkeiten

Fragen der Versorgungs-forschung und Absicherungneuer TherapiekonzepteWie viele Patienten erkranken jährlich anmalignen Lymphomen? Wie und wo wer-den Lymphom-Patienten bisher behan-delt? Wie effizient ist die derzeitige Ver-sorgung im Hinblick auf ihren Nutzenund ihre Kosten? Eines der Koopera-tionsprojekte versucht diese und weite-re Fragen zu klären. In einem jeweils in-dividuellen Patientenbuch dokumentie-ren die beteiligten Pathologen, behan-delnden Ärzte und betroffenen PatientenDaten zur Diagnostik, Therapie, Nach-sorge, Lebensqualität und Gesundheits-ökonomie. Diese Daten werden dann ei-ner langfristigen Verbesserung derPatientenversorgung zugrunde gelegt.

Die hochdosierte Chemotherapie mitnachfolgender Stammzelltransplanta-tion kann sich zukünftig unter bestimm-ten Voraussetzungen als sehr erfolgver-sprechend erweisen. Gleich zwei Pro-jektpartner innerhalb des Kompetenz-netzes untersuchen den Stellenwert die-ser Therapie und versuchen, die Fragevon Langzeitkomplikationen des Verfah-rens zu klären. In einem experimentellenStadium befindet sich ein weiteresProjekt, das die Möglichkeit einerImpfung mit tumorspezifischen Antige-nen untersucht, um aus diesem Ver-fahren zukünftig ein Behandlungskon-zept für Patienten zu entwickeln undnutzbar zu machen.

Das Patientenbuch,

in dem der Verlauf der

Behandlung dokumentiert

wird, begleitet den

Patienten während der

gesamten Behandlungszeit.

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Qualitätssicherung durch ZweitdiagnoseBei der Begutachtung von Lymphknoten-gewebe ist die Diagnose häufig nichteindeutig zu stellen. Deshalb sollte dieErstdiagnose durch einen weiteren Ex-perten überprüft und gegebenenfallsbestätigt werden. Für diese Zweitdiag-nose stehen den Lymphom-Studien-gruppen sechs ausgewählte pathologi-sche Institute zur Verfügung, die sich zueinem so genannten Referenzpanel zu-sammengeschlossen haben.

Diese Institute legen die Standards fürdie Diagnose der Lymphomerkrankun-gen fest und überprüfen darüber hinausin regelmäßigen Abständen gegenseitigdie Qualität ihrer Diagnosestellungen.Auf diese Weise werden die Diagnosenreproduzierbar, und gleichzeitig werdenobjektive Kriterien für Gewebebegutach-tung und Prognoseabschätzung be-stimmt und eingehalten. Diese qualitäts-sichernde Zusammenarbeit wird durchdie neuen elektronischen Kommunika-tionswege erheblich beschleunigt undvereinfacht.

Expertenaustausch im virtuellen RaumAuch die strahlentherapeutische Be-handlung maligner Lymphome erfordertneben einem hohen technischen Stan-dard große Erfahrung und eine therapie-begleitende Qualitätssicherung. Im Kom-petenznetz werden dazu telemedizini-sche Konferenzmöglichkeiten eingerich-tet und ein elektronischer Bilddaten-transfer zwischen Praxen, Kliniken undReferenzzentren aufgebaut. Die neuenKommunikationsstrukturen erlauben ei-nen beschleunigten und verbessertenInformationsaustausch. RadiologischeBilder können auf diese Weise ohneZeitverzögerung einem Expertenteamvorgelegt werden, um die Diagnose ab-zusichern und einen optimalen Behand-lungsplan zu erstellen.

Aus Erfahrung gut: Evidenz in der MedizinDie Behandlung von Patienten mit mali-gnen Lymphomen muss auf gesichertemmedizinischen Wissen aufbauen. Dazumuss das vorhandene medizinische Wis-sen systematisch recherchiert und be-wertet werden. Neue wissenschaftlicheErgebnisse werden jedoch ständig inderartigem Umfang publiziert, dass esdem behandelnden Arzt in Klinik undPraxis schwer fällt, sich stets auf demneuesten Stand zu halten.

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Hier können systematische Übersichts-arbeiten zu den aktuellen Fachpublika-tionen weiterhelfen, welche durch die in-ternational kooperierende „CochraneHaematological Malignancies Group“ er-stellt werden. Die so genannten CochraneReviews bieten dem behandelnden Arztund dem Patienten eine Hilfe bei derEntscheidung über den Einsatz einerTherapie. In den Begutachtungsprozesswerden neben Fachleuten auch Patien-ten eingebunden.

Informierte Patienten alsPartner in der TherapieAktuelle Entwicklungen in Diagnostikund Therapie der malignen Lymphomewerden für Ärzte und auch für Patientenonline über die Website des Kompe-tenznetzes bereit gestellt. Interessiertefinden im Internet unter www.kompetenz-netz-lymphome.de Informationen überdie Grundlagen der Erkrankungen undihre Behandlung, zu Neuentwicklungenin Therapie und Forschung sowie zu lau-fenden Therapiestudien.

In einem separaten Bereich der Websitesind die teilweise sehr komplexen Fach-informationen für Patienten allgemein-verständlich dargestellt. Adressen vonSelbsthilfegruppen und Krebsgesell-schaften sowie Hinweise auf möglichetherapeutische Beratung und Hilfen zurBewältigung des Krankheitsprozessesrunden das Angebot ab. Ziel dieses Infor-mationsangebotes ist es, den Patientenals mündigen und verantwortlichen Part-ner in den Behandlungsprozess optimaleinzubinden. Hierdurch soll eine hoheTherapietreue (Compliance) des Patien-ten auch in belastenden Phasen der Be-handlung erreicht und damit das The-rapieergebnis weiter verbessert werden.

Kontakt:Prof. Dr. Volker DiehlSprecher des Kompetenznetzes Maligne Lymphome

Geschäftsstelle:Klinik I für Innere MedizinUniversität zu KölnJoseph-Stelzmann-Straße 950924 Köln

Tel.: 02 21/4 78-74 00Fax: 02 21/4 78-74 06E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie unter: www.kompetenznetz-lymphome.de

Page 22: Kompetenznetze in Der Medizin

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Krebserkrankungen bei Kindernsind eine der großen Herausforderungenin der Medizin. Jedes Jahr wird inDeutschland bei etwa 2.000 Kindern die-se Diagnose gestellt. Der Kampf gegendie lebensbedrohliche Krankheit wird al-lerdings immer erfolgreicher: Die durch-schnittlichen Überlebensraten konntenin den letzten dreißig Jahren – je nach Artder Erkrankung – von anfangs nur 10 bis20 Prozent auf nunmehr 75 Prozent ge-steigert werden.

Erfolg der PädiatrischenOnkologie beruht auf drei Säulen Durch die Einführung und die schrittweiseIntensivierung der Chemotherapie wur-den geradezu sprunghafte Fortschritteerreicht. Die bessere Kenntnis über Wir-kungen und Nebenwirkungen der Medi-kamente eröffnet die Möglichkeit, dieSubstanzen gezielter einzusetzen unddamit die Behandlungsrisiken zu verrin-gern.

Durch intensive Forschungsarbeiten inzahlreichen Laboratorien ist es gelungen,wesentliche neue Einsichten in die Bio-logie und die Entstehungsmechanismenvon Krebs bei Kindern und Jugendlichenzu gewinnen. Behandlungen lassen sichindividueller als zuvor gestalten und pla-nen. Mit molekulargenetischen Untersu-chungen können heute sogar einzelne

Leukämie- oder Krebszellen gezieltnachgewiesen werden. Dies eröffnet dieMöglichkeit, einen mit herkömmlichenMethoden noch nicht diagnostizierbarenRückfall eines Kindes frühzeitig zu er-kennen und möglicherweise erfolgrei-cher zu behandeln.

Die dritte Säule des Erfolges ist die Kli-nische Forschung, d.h. die einheitlicheBehandlung im Rahmen von Studiennach dem neuesten Stand des Wissens.Diese wissenschaftlich begleitete Thera-pie ist verbunden mit einem laufendenInformationsaustausch zwischen denEinrichtungen in Deutschland, in denenkrebskranke Kinder und Jugendliche be-handelt werden. Abgesichert wird dieTherapie durch die systematische undsorgfältige Auswertung des Behand-lungsverlaufs und des Behandlungser-gebnisses eines jeden einzelnen Kindes.

Bildung eines vernetztenForschungsverbundesDie Gesellschaft für Pädiatrische Onko-logie und Hämatologie (GPOH) hat inden letzten Jahrzehnten Verbindungenzwischen Kliniken und Forschungsein-richtungen geknüpft und damit demDaten- und Erfahrungsaustausch eineStruktur gegeben. Mittlerweile werdenüber 90 Prozent aller betroffenen Kinderim Rahmen von gemeinsamen multizen-trischen Studien zur Therapieoptimie-rung behandelt.

Pädiatrische Onkologie und Hämatologie

Das Neuroblastom, eine der häufigsten Tumorerkrankun-

gen bei Kindern, zeigt zum Teil Veränderungen des Erb-

guts, die spezifisch und prognostisch bedeutsam sind.

Das auch beim Gesunden vorhandene Protoonkogen

n-myc auf dem Chromosom 2 (grüne Fluoreszenzpunkte)

ist prognostisch ungünstig, wenn es vervielfacht ist und

bandförmig erscheint (grüne, homogen gefärbte Region).

Entwicklung der Zwei-Jahres-Überlebensraten bei Kindern und Jugendlichen. Zunächst

konnte der Krebs nur lokal, vorzugsweise operativ und später auch mit Strahlentherapie

angegangen werden. Seit den sechziger Jahren wurde die Chemotherapie mit zunehmen-

dem Erfolg eingesetzt. Eine Verbesserung der Heilungsraten wurde durch die multimodale

und dann zunehmend auch intensivere Therapie seit den achtziger Jahren erreicht. Da mit

den bisher zur Verfügung stehenden Methoden wohl keine wesentlichen Verbesserungen

mehr möglich sind, müssen innovative Ansätze u.a. aus der Immun- und Gentherapie oder

der molekularen Pharmakodynamik entwickelt werden. Das vorangegangene Prinzip

„mehr ist besser“ ist teilweise ausgereizt.

Morbus Hodgkin

WilmstumorAkute lymphoblastische Leuk�mie

Osteosarkom

Neuroblastom

Akute myeloische Leuk�mie

Non-Hodgkin-Lymphom

1940 1950 1960 1970 1980 1990 20000

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100%

Einheitliche Ablaufpläne mit qualitätsge-sicherten Vorgehensweisen sind inzwi-schen für die Gesundheitsversorgungkrebskranker Kinder unter Kinderonko-logen selbstverständlich. Im Ergebnisbedeutet dies: Die enge Kooperation un-tereinander und mit den Forschungsein-richtungen hat dazu geführt, dass inDeutschland die Heilungsraten fürKrebserkrankungen im Kindes- undJugendalter zu den höchsten der Indus-trieländer gehören.

Um diesen Standard auszubauen, aberauch um die breite Öffentlichkeit besserzu erreichen, hat die GPOH im Jahr 1999das Kompetenznetz Pädiatrische Onko-logie und Hämatologie gegründet. Dasvom Bundesministerium für Bildung undForschung geförderte Netzwerk soll fürmehr Wissen, besseres Verstehen undgezielteres Behandeln der Erkrankungensorgen. Von multizentrisch kooperieren-den Einrichtungen werden insgesamt elfspezifische Aufgabenstellungen bear-beitet, die im Folgenden kurz vorgestelltwerden.

Page 23: Kompetenznetze in Der Medizin

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Zentrale Organisation und AusbildungDie Zentrale des KompetenznetzesPädiatrische Onkologie koordiniert dieProjekte der Arbeitsgruppen und führt dieEinsatzplanung sowie die Ausbildungvon Forschungs- und Studienassistentenin fast 30 großen pädiatrisch-onkologi-schen Zentren durch. Die Koordinations-zentrale unterstützt damit die diagnosti-sche und therapeutische Qualitäts-sicherung und die klinische Forschung.

Zu den Aufgaben gehört weiterhin einZertifizierungs- und ein übergreifendesEvaluierungsprogramm, um den Erfolgdes Netzwerkes später messen zu kön-nen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Öf-fentlichkeitsarbeit, die sich an Patientenund Hausärzte wendet, unter anderemmit einem Internet-Angebot strukturier-ter Fachinformationen (www.kompetenz-netz-paed-onkologie.de).

Einsatz rechnergestützterSystemeEin rechnerbasiertes Anwendungssys-tem für die Therapieplanung und Doku-mentation wurde entwickelt, um das in-terdisziplinäre Behandlerteam bei seinertäglichen Arbeit in den Kliniken zu unter-stützen. Das „Dokumentationssystem fürdie Pädiatrische Onkologie“ (DOSPO)wurde als erfolgreichste Telematik-An-wendung 2000 ausgezeichnet. Es er-fasst alle Krankheitsverläufe einheitlichund enthält umfassende Daten der indi-viduellen Therapie. Zusätzlich wird eineoptimale Therapieplanung für jedes ein-zelne Kind möglich.

Parallel dazu werden in dem Projekt„Datenschutz und Datensicherheit“ dieDaten der betroffenen Patienten sicherverschlüsselt und für den elektronischenAustausch vorbereitet. In Zusammenar-beit mit anderen Kompetenznetzen wirdan einer angemessenen Zugangsmög-lichkeit für die verschiedenen Forschungs-gruppen gearbeitet, um einen unkompli-zierten, aber nach den Regeln desDatenschutzes abgesicherten Datenaus-tausch zu ermöglichen. In einem zentra-len Wissensserver werden Neuigkeiten,Laien- und Fachinformationen zusam-mengeführt. Wichtig ist dies insbeson-dere für niedergelassene Ärzte, dieSpezialinformationen für die weitereBehandlung der Kinder benötigen.

Bildaustausch zurReferenzbeurteilungDie Experten sind sich darüber einig,dass diese und andere informations-technische „Wissensspeicher“ miteinan-der verbunden werden müssen, um er-folgreicher damit zu arbeiten. Das trifftim Besonderen auf die Telemedizin zu,die einen raschen elektronischen Aus-tausch von Patienten-Bildmaterial zwi-schen der klinischen Forschung und derRoutinearbeit ermöglicht.

Die Telemedizin wurde begonnen alsPilotprojekt an fünf großen Pädiatrisch-Onkologischen Zentren. Sie ermöglichtes nunmehr, Bilder – z. B. Röntgenauf-nahmen und Tomografien – bei onkologi-schen Erkrankungen, wie dem MorbusHodgkin, den Wilmstumoren und denHirntumoren, auszutauschen. Das ersteZiel ist die Verbesserung der Kommuni-kation unter den Experten, um durchvergleichende Beurteilung sichere Diag-nosen stellen und eine gezielte Therapieplanen zu können.

Das Berufsbild der Forschungs- und Studienassistenten

(FSA) wurde eigens für das Kompetenznetz geschaffen.

Die FSA sind verantwortlich für die medizinische Doku-

mentation und die Logistik innerhalb der multizentrischen

Therapieoptimierungsstudien. Sie leisten so einen wesent-

lichen Beitrag zur Qualitätssicherung.

Kommunikation und Absprache im interdisziplinären Be-

handlerteam sind zur Versorgung der Patienten und zur

Umsetzung der komplexen Behandlungspläne notwendig.

Relevante Daten werden zunehmend mit Hilfe rechner-

basierter Anwendungssysteme erzeugt und festgehalten.

Therapiepläne und die Dokumentation gehen mehr und

mehr von der Patientenakte aus Papier über zur Daten-

bank, und in ähnlicher Weise gewinnen auch telemedizini-

sche Verfahren für die Bildübertragung an Bedeutung.

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Erforschung von Resistenzen und Krankheitsvorstufen Das Projekt „Molekulare Parameter derZytostatikaresistenz“ untersucht dieFrage: Wie empfindlich reagieren welcheZellen auf welche Medikamente? Dies istfür die Chemotherapie von großer Be-deutung und sollte möglichst frühzeitiggeklärt werden. Eine weitere grund-sätzliche Fragestellung lautet: Wo liegendie Ursachen für Leukämien? Der Beant-wortung möchten die Experten im Pro-jekt „Charakterisierung präleukämischerKnochenmarkerkrankungen“ näher kom-men. Hinweise zur Klärung der Frage willman durch Untersuchungen an Wachs-tumsfaktor-Systemen und Onkogenengewinnen. Auch rücken in diesem Zu-sammenhang einige Formen von Blut-bildungsstörungen ins Blickfeld, weil siein das Krankheitsbild Leukämie mündenkönnen.

Neue Parameter erlauben genauere PrognoseEbenfalls mit den Methoden der Mole-kulargenetik können selbst kleinsteMengen noch im Körper befindlicherLeukämie- oder Tumorzellen entdecktwerden. Für den weiteren Verlauf derKrankheit ist es entscheidend, diese

Zellen frühzeitig erkennen und quantifi-zieren zu können. Denn selbst kleinsteMengen der Krebszellen können sichprinzipiell jederzeit erneut vermehrenund damit die Erkrankung erneut auslö-sen.

Das Projekt ermöglicht es, diese soge-nannte „Minimale Resterkrankung“ ge-nau einzustufen mit dem Ziel, das Be-handlungsergebnis bei Leukämien undLymphomen besser als in der Ver-gangenheit vorherzusagen. Das Projektsoll Erkenntnisse über die am besten ge-eignete Methode und die optimalen Un-tersuchungszeitpunkte ermitteln. Erstewertvolle Ergebnisse stehen bereits jetztfür Kinder und Jugendliche mit Leukämiezur Verfügung und ermöglichen noch ge-zieltere Kontrollen und – wenn notwen-dig – eine frühere Verstärkung der Be-handlung.

Im Projekt zur „klinischen Relevanz mo-lekularer Veränderungen bei embryona-len Tumoren“ erfolgt eine systematischeMaterialsammlung für zellbiologischeund molekulargenetische Untersuchun-gen, mit denen die Krankheitsmechanis-men dieser höchst bösartigen Tumorenerforscht werden. Hierzu wurden dreiTumorzellbanken, eine zentrale Daten-bank aufgebaut sowie eine spezielleTumorbox als Transportsystem ent-

Der individuelle Krankheitsverlauf während der Behand-

lung einer Leukämie wird mit Hilfe bestimmter Labor-

methoden verfolgt, die sich jeweils durch ihre Nachweis-

grenzen unterscheiden. Günstig ist ein rasches Ansprechen

auf die Behandlung. Im Verlauf der Therapie sollte die Zahl

der Leukämiezellen nicht wieder ansteigen. Patienten mit

verzögertem Ansprechen benötigen eine intensivere und

entsprechend risikoreiche Therapie.

Beidseitige Blutungen im Bereich der Lider treten bei

Metastasen in den Augenhöhlen auf , die von einem

Neuroblastom beispielsweise im Bauchraum ausgehen.

Dass die Ausbreitung im Körper ebenso wie die vielfache

n-myc–Amplifikation (grün, Fluoreszenz-in situ-Hybridi-

sierung) prognostisch sehr ungünstig ist, ist bereits

bekannt und wird in den Therapieplänen entsprechend

berücksichtigt. Darüber hinaus wird bei diesem und

anderen embryonalen Tumoren (Hepato-, Nephro- und

Medulloblastom) nach weiteren molekularen Ver-

änderungen gesucht, die für die Prognose und die

Behandlung der höchst bösartigen Tumoren von

Bedeutung sind.

rot ungenügendes Ansprechen auf die Therapie

orange mittelschnelles Ansprechen auf die Therapie

grün sehr schnelles Ansprechen auf die Therapie

––––– Krankheitsverlauf positiv-------- Krankheitsverlauf ungünstig

wickelt. Durch die anschließende Einla-gerung der Tumorzellen werden dieseund ähnliche Aufgaben- und Fragestel-lungen in Zukunft einfacher und rascherbeantwortet werden können.

Experimentelle Anwendunggen- und immuntherapeu-tischer VerfahrenDas Projekt zur Immun- und Gentherapieist auf der Suche nach gezielter wirksa-men und nebenwirkungsärmeren Thera-pien. Getestet werden die neuen Ver-fahren – weil bisher noch nicht sichereinsetzbar – an Kindern und Jugendli-chen, die mit konventioneller Therapienicht (mehr) geheilt werden können. Indieser Situation greifen Behandlungenallein mit Chemo- und Strahlentherapieoder durch Operation nach aller Erfah-rung ins Leere . Dass gerade bei derarti-gen Behandlungen rechtliche und ethi-sche Fragestellungen diskutiert werden,liegt in der Natur der Sache. Die drän-genden übergeordneten Probleme desEinsatzes innovativer Behandlungsme-thoden in der Krebstherapie, wie z.B.Finanzierungs-, arzneimittelrechtlicheoder Patentierungs-Fragen, werden eben-falls durch Netzwerk-Aktivitäten öffent-lich diskutiert.

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Erfassung von Lebens-qualität und SpätfolgenEin weiterer Projektansatz geht davonaus, dass sich der Austausch vonInformationen nicht auf die akute Phaseder Krankheit beschränken darf. Dennim Erwachsenenalter sehen die meistender ehemals an Krebs Erkrankten ihreKinderärzte nicht wieder. Es sind, je nachErkrankung, andere Ärzte zuständig. DieSchnittstelle zum Pädiatrischen Onkolo-gen und damit wertvolle Informationengehen dadurch verloren.

Es gilt also, mehr über die Spätfolgender Behandlung zu erfahren, damit dieTherapie von vorn herein hierauf abge-stimmt und die zukünftige Lebensquali-tät der Patienten verbessert werdenkann. Um ihre somatischen und intellek-tuell-kognitiven Spätfolgen messen zukönnen, wurden Standards entwickelt,die flächendeckend gleiche Beurteilungs-kriterien zugrunde legen und eine besse-re Bewertung ermöglichen.

Risiko für Zweiterkrankun-gen reduzierenBis zum 15. Lebensjahr ist das Risiko,nach einer Krebserkrankung im Kindes-oder Jugendalter erneut einen Tumor zubekommen, auf das 13fache bis 25facheerhöht. Diese so genannten Sekundär-malignome nach Krebserkrankungen imKindesalter stehen im Fokus eines weite-ren Projektes des Kompetenznetzes.Nach dem Bericht des Kinderkrebsregis-ters, das an Umfang und Vollständigkeitvon keinem anderen Krebsregister derWelt übertroffen wird, sind mehr als22.000 Fälle von Langzeitüberlebendenin Deutschland nach einer Krebserkran-kung im Kindesalter bekannt.

Anders betrachtet bedeutet dies: Es sind22.000 Krankheitsverläufe mit einerVielzahl von Informationen auszuwer-ten, die nachfolgend Betroffenen helfenkönnen. Dabei sind die Heilungschancenbei Zweiterkrankungen deutlich schlech-ter als bei Ersterkrankungen. Die syste-matische Erfassung und Dokumentationist daher vordringlich, um Grundlagenfür künftige Therapiestrategien und

Nachsorgeprogramme zu entwickeln,welche die Risiken der Entstehung vonSekundärmalignomen so weit wie mög-lich reduzieren sollen.

Krebskranke Kinder: mehrWissen, besseres Verstehenund gezielteres BehandelnDas Kompetenznetz Pädiatrische Onko-logie und Hämatologie besteht seit1999. Seit dieser Zeit sind deutlicheErfolge erzielt worden: Verglichen mitden bisher zur Verfügung stehendenVerfahren ließen sich der Austausch unddie Standardisierung von Methoden undder Transfer von Wissen zwischen denKliniken und Laboratorien deutlich ver-bessern.

Deutschland spielt nicht nur bei der Er-forschung von Krebserkrankungen beiKindern und Jugendlichen, sondern auchbei der Steigerung der Heilungsraten be-troffener Kinder eine führende Rolle.Diese Position wird durch das Kompe-tenznetz Pädiatrische Onkologie undHämatologie weiter ausgebaut.

Kontakt:Prof. Dr. med. Dr. h.c. Günter HenzeSprecher des KompetenznetzesPädiatrische OnkologieCharité Campus Virchow-Klinikum Klinik für Pädiatrie mit SchwerpunktOnkologie/HämatologieAugustenburger Platz 113353 Berlin

Tel.: 0 30/4 50 56 6-0 32Fax: 0 30/4 50 56 6-9 06E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie unter: www.kompetenznetz-paed-onkologie.de

Die akute lymphoblastische

Leukämie (mikroskopisches

Bild) tritt im Kindes- und

Jugendalter über 600 Mal

pro Jahr auf. Als neues

Medikament wurde STI571

(grau) im Labor entwickelt,

um spezifisch die Aktivität

des Bcr-Abl-Onkoproteins

(grün/braun) zu blockieren,

die zur fortwährenden

Vermehrung bestimmter

Leukämiezellen führt.

Innovative Behandlungs-

ansätze, die zugleich hoch-

wirksam und verträglich

sind, werden jetzt benötigt,

um die Ergebnisse der

Krebstherapie weiter zu

verbessern.

Es gibt Krebskrankheiten wie den Morbus Hodgkin, die

meisten Leukämien oder den Wilmstumor, bei denen die

Chancen zu überleben 90 Prozent oder sogar höher sind.

Selbst bei Krankheiten, die nur mit intensiver und risiko-

behafteter Therapie behandelt werden können, haben sich

die Erfolgsaussichten in den letzten Jahren deutlich verbes-

sert. Hierzu zählen die akute myeloische Leukämie, Hirn-

tumoren und Neuroblastome. 2010 wird jeder 250. junge

Erwachsene Überlebender einer Krebskrankheit im Kindes-

alter sein – die gesundheitsbezogene Lebensqualität und

die Spätfolgen werden immer wichtiger.

Foto: P. Habermehl

Page 26: Kompetenznetze in Der Medizin

26

Der Schlaganfall ist in Deutschlandeine der häufigsten Erkrankungen unddie dritthäufigste Todesursache. JedesJahr erleiden in der Bundesrepublik etwa250.000 Menschen einen Schlaganfall,ca. 75.000 davon versterben bereits in-nerhalb des ersten Monats. Die Patien-ten, die den Schlaganfall überleben,müssen häufig mit bleibenden Behinde-rungen, wie z. B. Halbseitenlähmungoder Sprachstörungen, und vor allemauch mit den sozialen Folgen desSchlaganfalls leben.

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnissezeigen, dass ein großer Teil von Schlag-anfällen verhindert werden kann. Dazuist erforderlich, dass

■ bekannte Risikofaktoren konsequent vermieden bzw. behandelt werden,

■ Risikogruppen (Gene für Schlag-anfall bzw. für entsprechende Risikofaktoren sind bekannt) identifiziert werden,

■ Warnzeichen oder Symptome (z.B. so genannte Transitorische Ischämische Attacken = TIAs) im Vorfeld besser erkannt und behandelt werden,

■ die Diagnostik insgesamt verbessert wird.

Darüber hinaus ist nachgewiesen, dassder akute Schlaganfall sehr effektiv be-handelt werden kann. Würden all dieseMöglichkeiten in der Praxis genutzt,könnten die teilweise schwerwiegendenFolgeschäden gelindert oder auch ganzvermieden werden.

Defizite in der Aufklärungund in der Patienten-versorgungDie meisten Menschen wissen noch vielzu wenig über Risikofaktoren, Sympto-me und Folgen eines Schlaganfalls. Sowerden beispielsweise die Symptomehäufig bagatellisiert, weil ein Schlag-anfall – anders als der Herzinfarkt – nichtweh tut. Andererseits ist der Schlagan-fall in der Bevölkerung stigmatisiert.Viele sind der Meinung: „Wer einenHerzinfarkt hinter sich hat, hat es ge-schafft – ist ein echter Manager-Typ.“Wer aber einen Schlaganfall hatte, musshäufig mit für alle sichtbaren Behinde-rungen leben. Unter anderem wegen sol-cher Probleme erkennen die Patientenden Schlaganfall und seine Symptomeentweder gar nicht oder zu spät, oder sieverweigern sich einer schnellen und ef-fektiven Behandlung.

Innerhalb der Rettungskette gibt esebenfalls Verzögerungen. In vielen Kran-kenhäusern Deutschlands werden längstnoch nicht alle effektiven Maßnahmenbei der Akutbehandlung eingesetzt.Sogar sehr einfache so genannte Basis-maßnahmen, wie beispielsweise denBlutzucker und die Körpertemperatur zuregulieren oder in der Akutphase denBlutdruck hoch zu halten und nicht ab-zusenken, werden häufig nicht prakti-ziert. Das vom Bundesministerium fürBildung und Forschung geförderte Kom-petenznetz Schlaganfall leistet einenBeitrag, dass die erforderlichen Kennt-nisse vermehrt in die Behandlungspraxiseinfließen. Dazu ist es wichtig,

■ regionale und überregionale infrastrukturelle Probleme in der Schlaganfallversorgung exempla-risch zu erkennen und zu lösen;

■ international anerkannte Leistungen in Forschung und Wissenschaft auf-zubereiten und für die Praxis nutz-bar zu machen;

■ Strukturen zu schaffen, damit die neuen Erkenntnisse und Therapien in der Medizin den Patienten direkt und schneller erreichen.

Schlaganfall

Wie ensteht einSchlaganfall?

Der Schlaganfall ist eine Erkran-kung der Blutgefäße des Gehirns.

Ein Verschluss oder ein Zerreißeneines Blutgefäßes führt zu einerakuten Durchblutungsstörung(„ischämischer Schlaganfall“) bzw. zu einer Blutung („hämorr-hagischer Schlaganfall“).

Dadurch kommt es zum Sauer-stoff- und Energiemangel undschließlich zum Absterben des betroffenen Gehirngewebes.

Page 27: Kompetenznetze in Der Medizin

27

Bundesweiter Austausch imKompetenznetz SchlaganfallDas Kompetenznetz Schlaganfall ist einbundesweites Netzwerk von Ärzten, Wis-senschaftlern, Selbsthilfeverbänden undanderen Organisationen. Ziel des Kom-petenznetzes ist es, durch eine engereKooperation und Vernetzung auf allenEbenen der Versorgung und der For-schung weitere Fortschritte bei derBekämpfung des Schlaganfalls zu erzie-len. Dies umfasst insbesondere folgendeBereiche der Schlaganfallbehandlung:

■ Risikoerkennung und Vorsorge■ Erkennen des Schlaganfalls

und Therapie in der Akutphase■ Nachsorge und Rehabilitation

nach einem Schlaganfall

Neben einer engen Vernetzung bietetdas Kompetenznetz eine bundesweitePlattform zum Austausch und zur Infor-mation über den Schlaganfall für alleBeteiligten und fachlich Interessierten.

Wachsender Wissenspooldurch fachlichen AustauschDas Kompetenznetz Schlaganfall ist einoffenes Netz. Es steht damit allenInteressierten zur Verfügung, insbeson-dere Teilnehmern, die Kompetenz zumSchlaganfall einbringen oder davon pro-fitieren möchten. So werden für Klinikerund niedergelassene Ärzte Richtlinienzur Behandlung des Schlaganfalls, neueErgebnisse der Forschung und anderewesentliche Informationen zur Verfü-gung gestellt.

Horizontale Vernetzung und damit dieMöglichkeit sehr viel engerer Koopera-tionen – z.B. durch gemeinsam gepflegteDatenbanken – finden sich in allen Berei-chen der Grundlagen- und klinischenForschung sowie in bundesweiten

Versorgungsprojekten. Die angestrebteBündelung von Kompetenz wird erstdurch die Kombination der Einbindung in das digitale Netzwerk mit der „persönli-chen“ horizontalen Vernetzung eines je-den Arztes in seinem fachlichen Umfeldgarantiert. Ein weiteres zentrales Prinzipdes Netzes ist das der vertikalen Vernet-zung. Damit wird erreicht, dass neuewissenschaftliche Erkenntnisse zur Be-handlung des Schlaganfalls rasch ihrenWeg aus der Forschung zum Patientenfinden.

Forschungsprojekte imKompetenznetz SchlaganfallDas Forschungsvorhaben ist in Teilpro-jekte aufgegliedert. Im Einzelnen sinddies:

■ Genetik des Schlaganfalls■ Schlaganfall-Prädisposition■ Grundlagen zur Pathophysiologie

und Akuttherapie des Schlaganfalls■ Diagnostik zur Optimierung der

Akuttherapie des Schlaganfalls■ Plastizität des Gehirns und Reha-

bilitation nach einem Schlaganfall■ Versorgungsprojekte und epidemio-

logische Studien■ Schlaganfall-Datenbank

Ein Teil der wissenschaft-

lichen Projekte im Kompe-

tenznetz Schlaganfall be-

schäftigt sich mit der

Erforschung genetischer

Faktoren, die das

Schlaganfallrisiko

beeinflussen.

Beeinflussbare Risikofaktoren für einen Schlaganfallsind unter anderem erhöhter Blutdruck, Rauchen undÜbergewicht. Risikofaktoren zu erkennen und zu vermei-den, heißt dem Schlaganfall zuvor zu kommen.

Page 28: Kompetenznetze in Der Medizin

28

Im Wesentlichen lassen sich die ver-schiedenen Teilprojekte in folgendenGruppen zusammenfassen:

Risikoerkennung und PräventionDer Schlaganfall entsteht durch das Zu-sammenwirken von angeborenen Fakto-ren und Umweltfaktoren. Neben Genen,die das Schlaganfallrisiko erhöhen kön-nen, sind vielfältige beeinflussbare Risi-kofaktoren bekannt, wie z.B. Rauchen,hoher Blutdruck und mangelnde körper-liche Bewegung.

Im Kompetenznetz Schlaganfall werdenUntersuchungen durchgeführt, in denensystematisch die Grundlagen der geneti-schen Disposition für den Schlaganfallgeklärt werden sollen. Zum anderen wirdin grundlegenden Studien überprüft, wiesich bestimmte beeinflussbare Faktorenauf die Blutgefäße des Gehirns und da-mit auf das Schlaganfallrisiko auswir-ken. Es soll geklärt werden, wie dieseAuswirkungen vermieden bzw. behan-delt werden können.

Zielsetzung für die praktische klinischeArbeit ist, Konsensus-Richtlinien zurSchlaganfallprophylaxe zu formulieren.Das Netzwerk versucht darüber hinaus,durch eine Zusammenarbeit von Allge-meinärzten, Patientengruppen undKrankenkassen Verhaltensänderungender Bevölkerung zu bewirken. Dies ge-schieht unter Einbindung neuer Informa-tionswege, wie beispielsweise Experten-systeme und des Internets, sowie inZusammenarbeit mit etablierten Fach-und Publikumsmedien.

Verbesserung der AkuttherapieDie Akutbehandlung des Schlaganfallsin Deutschland ist noch weit gehend un-befriedigend. Jedoch zeigen umfangrei-che Studien, dass beispielsweise eingroßer Teil von Patienten mit einem frisch aufgetretenen ischämischen Schlagan-fall von einer so genannten Lysetherapieprofitieren kann. Dabei handelt es sichum die medikamentöse Auflösung desthrombotischen Gefäßverschlusses.

Darüber hinaus hat sich die Behandlung der so genannten Basisparameter –Temperatur, Blutdruck, Blutzucker undPuls – in der Akutphase und die flächen-deckende Einrichtung von speziellenSchlaganfallstationen, den „strokeunits“, positiv auf die Ergebnisse derSchlaganfallbehandlung ausgewirkt.

Im Kompetenznetz Schlaganfall wirddaran gearbeitet, die medikamentöseSchlaganfallbehandlung weiter zu ver-bessern. Dies geschieht u.a. durch eineOptimierung der Thrombolyse insbeson-dere um die Nebenwirkungen dieser Be-handlung zu verringern. Zum anderensollen die Gehirnzellen durch zusätzlicheMaßnahmen, wie z.B. die Kühlung desHirngewebes, geschützt werden. Zusätz-lich soll die Behandlung durch neuefunktionelle Diagnostik besser gesteu-ert und damit effektiver werden.

Das Ziel ist, die Verbesserungen in derSchlaganfallbehandlung einer größerenAnzahl von Patienten zugute kommen zulassen. Dies kann langfristig nur erreichtwerden, wenn für jede Region ein an denörtlichen Gegebenheiten orientiertesKonzept der Schlaganfallversorgung ent-wickelt wird. Insbesondere das Intervallzwischen dem Beginn der Symptome ei-nes Schlaganfalls und dem Beginn derTherapie muss verringert werden („timeis brain“). Neue Therapien müssen mög-lichst vielen Patienten zur Verfügung ste-hen. Die Bevölkerung sollte Frühzeichendes Schlaganfalls erkennen und die rich-tigen Sofortmaßnahmen einleiten kön-nen. Alle an der Akuttherapie beteiligtenPersonen (Allgemeinärzte, Notärzte,Aufnahmeärzte, Neurologen, Internis-ten, Stroke Units, Neuroradiologen, Neu-rochirurgen) werden dabei in eine abge-stimmte „nahtlose“ Behandlungsketteintegriert.

Die Abbildung zeigt die

Durchblutung des Gehirns,

wie sie bei einem Patienten

nach einem Schlaganfall

vor (links) und nach

(rechts) einer Thrombolyse

gemessen wurde.

Die mit dem Pfeil markierte

Zone (blau) stellt die Durch-

blutungsstörung dar. Das-

selbe Gebiet stellt sich nach

der Behandlung (rechts)

wieder normal durchblutet

(rot) dar.

Page 29: Kompetenznetze in Der Medizin

29

Auswirkungen einer

Durchblutungsstörung

(Ischämie) auf das Gehirn.

Der Pfeil kennzeichnet ein

großes Gebiet (weiß),

in dem Gehirngewebe

zugrundegegangen ist.

Verbesserung derRehabilitation und der NachsorgeAuch in der Nachbehandlung desSchlaganfalls gibt es relevante neue wis-senschaftliche Erkenntnisse und klini-sche Fortschritte. Man weiß heute, dassauch das Gehirn des Erwachsenen ge-störte Funktionen wieder herstellenkann. Diese Umorganisationsvorgängekönnen sowohl durch bestimmte Trai-ningsprogramme als auch durch spezifi-sche Medikamente gezielt gefördertwerden. Im Kompetenznetz Schlaganfallwerden neue wissenschaftlich fundierteBehandlungsprotokolle in klinischenPilotstudien überprüft und bei Erfolg inRehabilitationsprogramme umgesetzt.Bei der klinischen Umsetzung ist es not-wendig, alle Träger der Rehabilitation –Physiotherapeuten, Ergotherapeuten,Neuropsychologen etc. – in einem inte-grierten Behandlungskonzept zu verbin-den. Ein wichtiges Ziel ist es, denPatienten nach einem Schlaganfall nichtnur bei ihrer „körperlichen“ Wiederher-stellung zu helfen, sondern darüber hin-aus ihre soziale Wiedereingliederungwirkungsvoll zu unterstützen.

Qualitätsgesicherte Therapie und ReintegrationInsgesamt versucht das KompetenznetzSchlaganfall den Optimismus, der der-zeit in Forschung und Versorgung auf-kommt, auf alle Bereiche des klinischenSchlaganfallmanagements zu übertra-gen. Dies geschieht vor dem Hinter-grund, dass der Schlaganfall bislang vonÄrzten und Patienten als nicht beeinfluss-barer „Schicksalsschlag“ angesehenwurde und Schlaganfallkranke vielfachstigmatisiert wurden. Dieser überholtenSichtweise entsprach in der Klinik nichtselten ein fataler „therapeutischer Nihi-lismus“, der in weit gehender Untätig-keit gipfelte. Über das Kompetenznetzwird den Menschen und den sie betreu-enden Ärzten vermittelt, dass durch ei-genes aktives Zutun ein Schlaganfallwirksam verhindert werden kann. Pa-tienten nach einem Schlaganfall sind alsMitglieder der Gesellschaft voll zu re-spektieren. Und die verbreitete Untätig-keit in der Behandlung des Schlaganfallswird systematisch durch wissenschaft-lich fundiertes Handeln ersetzt.

Kontakt:Kompetenznetz Schlaganfall Klinik und Poliklinik für Neurologie Virchow Klinikum, Charité Augustenburger Platz 113353 Berlin

Tel.: 0 30/4 50 56 00 34Fax: 0 30/4 50 56 09 01E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie unter: www.kompetenznetz-schlaganfall.de

Page 30: Kompetenznetze in Der Medizin

30

Am Parkinson-Syndrom leiden inDeutschland 150.000 bis 200.000 Men-schen. Das idiopathische Parkinson-Syndrom – die so genannte Parkinson-Krankheit – ist die häufigste Erkrankungder Basalganglien des menschlichenHirns. Unter Basalganglien werden eineReihe von Kerngebieten des ZentralenNervensystems (ZNS) zusammengefasst,die für den flüssigen Ablauf willkürlicherund unwillkürlicher Bewegungen ent-scheidend sind.

Bereits im Jahre 1960 wurde die Ursacheder Erkrankung bei Parkinson-Patientennachgewiesen: Es handelt sich um eineSchädigung der Nervenzellen in einembestimmten Bereich des Gehirns, derSubstantia nigra. Dadurch kommt es zueinem Mangel der ÜberträgersubstanzDopamin in einer weiteren zentralenHirnstruktur, dem Striatum. Der Auslöserfür diese Nervenschädigung ist bei derüberwiegenden Zahl der Parkinson Pa-tienten unbekannt.

Die Hauptsymptome des Parkinson-Syndroms sind eine Verlangsamung desBewegungsablaufes verbunden mit ei-nem Zittern in Ruhe und einer Muskel-versteifung. Viele der Patienten leidenan depressiver Verstimmung, langfristigan einer Demenz und an medikamenten-bedingten Psychosen. Jüngere Patientenwerden bereits nach wenigen Jahren be-rufsunfähig. Mit zunehmender Dauer derKrankheit steigt die Sterblichkeit an. Miteinem Prozent der über 65-Jährigen istdas Parkinson-Syndrom eine der häufig-sten neurologischen Erkrankungen desAlters.

Forschungsrückstand aufarbeiten und Therapie-möglichkeiten verbessernDie Voraussetzungen für fundierte gene-tische Studien und biochemische Unter-suchungen an Gehirnmaterial von Ver-storbenen sowie das Anlegen von Gewe-bebanken sind in Deutschland – gemes-sen an internationalen Standards – nochnicht ausreichend. Das vorhandene Ex-pertenwissen ist zersplittert und für nie-dergelassene Ärzte nur schwer zugäng-lich. Darüber hinaus bestehen Defizite inder Diagnostik und Therapie. Mit der Förderung des Bundesministeriums fürBildung und Forschung bündelt dasKompetenznetz Parkinson nunmehr dasbundesweit vorhandene Expertenwissenund behebt damit einen Teil der ange-führten Defizite.

Parkinson

Schematische

Darstellung der

Substantia nigra (violett)

und des Striatums (rot)

Die Aufgaben des KompetenznetzesParkinson sind im Einzelnen:

■ Verbesserung der Patientenversorgung

■ Optimierung und Koordinierung der Forschung

■ Vernetzung von Forschung und Ver-sorgung einschließlich schnellem Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis und umgekehrt

■ Fort- und Weiterbildungen unter Einsatz neuer Medien

■ Forum für Diagnose- und Therapie-leitlinien und für Öffentlichkeits-arbeit

■ Dezentrale Datenbanken der Forschungsprojekte mit Methoden und Ergebnissen

■ Zentrale Datenbank für Patienten-daten, für Kosten- und Versorgungs-forschung unter Einsatz einheit-licher Dokumentationsstandards

■ Aufbau von Gewebesammlungen (DNA-Bank, Hirnbank in Zusammen-arbeit mit dem Brain-Net)

Page 31: Kompetenznetze in Der Medizin

31

Im Rahmen dieser Aufgabenstellungenwerden im Kompetenznetz Parkinsoninsgesamt neun Forschungsprojektedurchgeführt:

DNA-BankDie Neurologische UniversitätsklinikBonn ist ausführendes Zentrum desTeilprojektes „Genbank ParkinsonscheKrankheit Deutschland“ (GEPARD). Es istwahrscheinlich, dass genetische Fakto-ren zur Entstehung der ParkinsonschenKrankheit beitragen. Deshalb sollen nunin Studien diese komplexen genetischenZusammenhänge aufgeklärt werden. InGEPARD werden DNA-Proben und Zell-Linien von Patienten mit dem Parkinson-Syndrom und anderen zentralen Bewe-gungsstörungen, deren Verwandten so-wie gesunden Kontrollpersonen gesam-melt. Ziel dieser Forschung sind zuver-lässige Aussagen über das erblicheErkrankungsrisiko für die ParkinsonscheKrankheit.

HirngewebebankIn Zusammenarbeit mit dem Brain-Net(s. Seite 42) soll eine dezentrale Hirn-bank eingerichtet werden. Das Brain-Nethat den Aufbau einer Hirngewebebankzur Verbesserung der neuropathologi-schen Diagnostik und zur Bereitstellungvon Hirngewebe für die biomedizinischeForschung zum Ziel. Es ist ein Netzwerkvon 10 universitären Einrichtungen mitverschiedenen Schwerpunkten in Diag-nostik und Forschung.

Basalganglien-StimulationIm Rahmen einer kontrollierten Langzeit-studie wird die Wirksamkeit der Tiefen-hirnstimulation (Nucleus subthalami-cus-Stimulation) mit der konventionel-len medikamentösen Therapie vergli-chen. Die Patienten werden dazu in zweiGruppen aufgeteilt, eine Gruppe wirdzum üblichen Zeitpunkt im Rahmen dernormalen Warteliste, d.h. nach ca. 6 Mo-naten, operiert und in der Zwischenzeitweiterhin medikamentös therapiert,während die Patienten der zweitenGruppe vorgezogen und innerhalb von 4-6 Wochen operiert werden. Währendder Studie werden zu verschiedenen

Zeitpunkten klinische Untersuchungendurchgeführt, außerdem füllen die Pa-tienten Fragebögen aus, die insbesonde-re zur Einschätzung der Lebensqualitätdienen. Als Ergebnis der Untersuchun-gen werden wichtige Aussagen zur Thera-pieverbesserung erwartet.

Früh- und Differential-diagnostikErstes Ziel dieses Projektes ist die Ent-wicklung eines einfachen und flächen-deckend anzuwendenden Screening-Verfahrens zur Diagnose und Differen-tialdiagnose (d.h. die diagnostische Ab-grenzung von ähnlichen Krankheiten) ei-nes Parkinson-Syndroms. Hierzu wurdeein zweistufiger Fragebogen entwickeltund optimiert, der in Allgemeinarzt-praxen und anderen Einrichtungen ange-wendet werden kann. Der erste Teil die-ses Fragebogens ermöglicht die verläss-liche Früherkennung eines Parkinson-Syndroms, der zweite Teil erlaubt eineerste differentialdiagnostische Einord-nung. Das Screening-Verfahren kann inden Praxen effektiv und mit geringemZeitaufwand durchgeführt werden. Daszweite Ziel dieses Teilprojektes ist, einemöglichst hohe Zahl von Patienten mitParkinson-Syndromen unterschiedlicherUrsachen im Frühstadium der Erkrankungzu erfassen, diese differentialdiagno-stisch einzuordnen und weiterführendenUntersuchungen beispielsweise in ande-ren Teilprojekten zuzuleiten. Das gesam-te Projekt erarbeitet damit Möglichkei-ten, die Parkinson-Krankheit früher undzuverlässiger als bisher in der Praxis desniedergelassenen Arztes zu diagnosti-zieren und einer Behandlung zuzu-führen.

Bildgebende DiagnostikDie Klinik und Poliklinik für Nuklear-medizin der Ludwig-Maximilians-Univer-sität München leitet im KompetenznetzParkinson das Teilprojekt „Funktionellebildgebende Diagnostik bei Parkinson-Syndromen“. In Kooperation mit weite-ren Kliniken wird eine standardisierteVorgehensweise zur detaillierten Unter-suchung des Überträgersubstanzensys-tems im ZNS entwickelt. Dies geschieht

Page 32: Kompetenznetze in Der Medizin

32

A

B

Nuklearmedizinische Dar-

stellung der dopaminergen

Nervenenden in einem ge-

sunden Gehirn (A) und bei

einem Patienten mit Hemi-

Parkinson-Syndrom (B).

Eingesetzte Methode:

Dopamin-Transporter-SPECT

mit speziellen Untersuchungen, die einedifferenzialdiagnostische Unterschei-dung des Parkinson-Syndroms von be-nachbarten Krankheitsbildern erlauben.Die Ergebnisse der Untersuchungen wer-den in einer SPECT-Datenbank zusam-mengeführt. Diese Datenbank dient alsGrundlage für die Durchführung weitererwissenschaftlicher Projekte wie z.B. zurVerbesserung der Frühdiagnostik desMorbus Parkinson sowie der Differential-diagnostik der verschiedenen Parkinson-Syndrome und von Studien zur Erfor-schung der Krankheitsentwicklung.

Multizenter-TherapiestudieZur Prüfung der klinischen Wirksamkeitvon Parkinson-Medikamenten sind Mul-tizenterstudien (Studien, die an mehre-ren Zentren durchgeführt werden) mitgroßen Patientenzahlen erforderlich.Entsprechende Studiendesigns orientie-ren sich bisher nur an eher kommerziel-len, wie zulassungs- und indikationsre-levanten Kriterien, da sie derzeit aus-schließlich von den jeweiligen Her-stellern finanziert und durchgeführt wer-den. Mit dem Projekt soll nunmehr er-reicht werden, dass sich das Kompetenz-netz Parkinson als Institution zur Durch-führung zukünftiger klinisch-pharmako-logischer Multizenterstudien für die Indi-kation Parkinson-Syndrom qualifiziert.Es gilt die Vorzüge aufzuzeigen, die dasKompetenznetz Parkinson als Mediumfür moderne Internet-basierte Multi-zenterstudien gegenüber herkömmli-chen Methoden auszeichnet.

Medikamentös induziertePsychosen bei Parkinson-PatientenEtwa 10 bis 30 Prozent der Parkinson-Pa-tienten erleiden im Laufe ihrer Erkran-kung medikamentös ausgelöste Psycho-sen. Die hiermit verbundene Beeinträch-tigung erfordert häufig eine zusätzlicheKrankenhauseinweisung, die mit einerdrastischen Verteuerung der Behand-lungskosten verknüpft ist. BesonderesInteresse gilt zunächst der Überprüfungder Zuverlässigkeit (Evaluation) einesneuen Screening-Verfahrens zur Diagno-se der medikamentösen Psychosen. In

einem weiteren Schritt sollen die aktuel-len Therapiestrategien zur Behandlungder medikamentösen Psychosen im nie-dergelassen Bereich (bei Hausärzten,Neurologen etc.) und im stationären Be-reich (in geriatrischen Abteilungen,Fachkliniken etc.) in einer Beispielregionerfasst werden. Ziel dieses Projektes istdie frühe Erkennung und ausreichendeTherapie von Psychosen bei Parkinson-Patienten.

Ökonomische Analyse des idiopathischen Parkinson-SyndromsUm Aussagen über die ökonomische Be-deutung des Parkinson-Syndroms zu er-halten, wird eine dreijährige multizentri-sche Längsschnittuntersuchung durch-geführt. In deren Verlauf werden bei ei-ner Stichprobe von ca. 200 bis 300Patienten mit spontan aufgetretenem(idiopathischem) Parkinson-Syndrom re-levante Daten zur Erfassung der Kostenfortlaufend gesammelt. Durch die drei-jährige Beobachtungszeit ist es erstmalsmöglich, das Fortschreiten der Erkran-kung und die damit zusammenhängen-den ökonomischen Konsequenzen imZusammenhang zu dokumentieren. Aufder Basis der gewonnenen Daten soll einVoraussagemodell für die durch dasidiopathische Parkinson-Syndrom anfal-lenden Kosten entworfen werden. Dieseröffnet die Möglichkeit für verbessertegesundheitspolitische Planungen, diewiederum den betroffenen Patienten zu-gute kommen.

A

B

Page 33: Kompetenznetze in Der Medizin

33

Hier geht es insbesondere um denTransfer von Wissen aus den Universi-täten in die Praxen. Ebenso werden neueIdeen aus der Primärversorgung in denUniversitätskliniken aufgegriffen undzum Forschungsgegenstand.

Im Netzwerkssekretariat laufen die ein-zelnen Aktivitäten zusammen, außer-dem dient es als Vermittlungsstelle zwi-schen horizontalem und vertikalemNetz. Zusammen mit der zentralen Kon-sensuskonferenz ist das Sekretariat fürdie inhaltliche und technische Qualitäts-sicherung verantwortlich und für dieOrganisation der Nachwuchsförderung .

Das Parkinson-Netz bietet auf drei Ebe-nen eine intensive Aus-, Fort- undWeiterbildung an:

■ Netzinterne Fortbildungen für Ärzte, Pflegeberufe und andere nicht-medizinische Berufe (z.B. Physio-therapeuten) im vertikalen Netz

■ Rückkopplungen vom Versorgungs-netz ins Forschungsnetz

■ Foren für Studenten, AIP’ler und PJ’ler, sowie interessierte Ärzte, die nicht im Kompetenznetz Parkinson organisiert sind

Neben den Fortbildungsaktivitäten istdie Entwicklung von Leitlinien der zweiteessenzielle Aspekt für einen zügigenTransfer von Ergebnissen aus dem hori-zontalen in das vertikale Netz. Als we-sentliche Bausteine dienen hierbei Diag-noseleitlinien, Therapieleitlinien undDokumentationsstandards.

Erwarteter Nutzen durch dasKompetenznetz ParkinsonAustausch und Kooperationen innerhalbdes Netzes versprechen in vielen Detailseinen Gewinn für alle Beteiligten: Vor-handenes Synergiepotenzial in der For-schung wird freigesetzt. Methoden wer-den gemeinsam entwickelt und ausge-tauscht. Neue Forschungsansätze wer-den durch ein einheitlich erfasstesgroßes Patientenkollektiv, eine engeKommunikation sowie die Einrichtungvon DNA- und Gewebebanken verfolgt.Die Forschungsergebnisse werdenschneller als bisher zur allgemeinen Ver-wertung zur Verfügung gestellt. DieFörderung großer, gemeinsamer undkompetenzübergreifender Studien wirdermöglicht durch die enge Verknüpfungder Teilnehmer. Doppelanträge oderDoppelförderung werden auf dieseWeise vermieden.

Neue Erkenntnisse in Grundlagenfor-schung, Diagnostik und Therapie wer-den regelmäßig der Öffentlichkeit vorge-stellt. Auf diese Weise können denBetroffenen Ängste genommen, Kennt-nisse über ihr Krankheitsbild vermitteltund die Akzeptanz für neue Behand-lungsverfahren erhöht werden. Patien-ten und Angehörige werden im Rahmendieser Aufgabenstellung mit präzisen,praxisrelevanten und pragmatischenInformationen versorgt. Die intensiveKooperation mit der SelbsthilfegruppeDeutsche Parkinsonvereinigung e.V. run-det das Hilfsangebot für Patienten undAngehörige ab.

Kontakt:Prof. Dr. Wolfgang H. Oertel Sprecher des Kompetenznetzes ParkinsonKlinik für NeurologieMZ für Nervenheilkunde Philipps-Universität MarburgRudolf-Bultmann-Straße 835039 Marburg

Tel.: 0 64 21/ 2 86-62 79Fax: 0 64 21/ 2 86-89 55E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie unter: www.kompetenznetz-parkinson.de

EpidemiologieDie Klinik für Neurologie des Universi-tätsklinikums Lübeck ist ausführendesZentrum des Teilprojekts „FamiliäreLewy-Körper-Krankheit – Eine prospekti-ve klinisch-genetische Kohortenstudie“.Die Rolle genetischer Faktoren undeventueller Umwelteinflüsse ist für dieMehrzahl der Patienten mit Parkinson-scher Erkrankung unklar. Das Teilprojektermittelt die Häufigkeit der manifestenErkrankung, aber auch möglicher Früh-und Minimalsymptome bei Familienan-gehörigen von Parkinson-Patienten überzwei Jahre. Es untersucht ferner, welcheneurologischen und nicht-neurologi-schen Erkrankungen die Angehörigenaufweisen und in wie weit sie relevantenkrankheitsauslösenden Faktoren ausge-setzt sind.

In weiteren Projekten der zentralen Kon-sensus-Konferenz werden einheitlicheDokumentationsstandards entwickeltsowie Foren für Diagnose- und Therapie-leitlinien, für die Öffentlichkeitsarbeitwie auch für die Fort- und Weiterbildungeingerichtet. Um durchgehend zuverläs-sige und aussagekräftige Medizindatenzu gewinnen und einwandfrei auszuwer-ten, wurde als weiteres Projekt die bio-metrische Betreuung durch das hieraufspezialisierte Studienkoordinierungs-zentrum Hessen eingerichtet.

Koordination,Qualitätssicherung und NachwuchsförderungDas horizontale Forschungsnetz umfasstdie neun genannten Forschungsprojekteaus den vier Bereichen Grundlagenfor-schung, Diagnose, Therapie und Quer-schnittsprojekte. Das vertikale Versor-gungsnetz organisiert die versorgendenEinrichtungen. Es umfasst Teilnehmeraus Universitätskliniken, StädtischenKliniken, Rehabilitationseinrichtungen,Fachärzte, Allgemeinärzte und Regional-gruppen der Patienten-SelbsthilfegruppeDeutsche Parkinsonvereinigung e.V.Auch Vertreter der Kostenträger undIndustrie sind vertreten. Schwerpunktesind die Versorgungsforschung sowiedie Grundlagen- und klinische Forschung.

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Etwa vier Millionen Menschen inDeutschland leiden unter Depression.Anzeichen einer depressiven Störungkönnen gedrückte Stimmung, Interes-sensverlust, Freudlosigkeit, Schwung-losigkeit, Schlafstörungen und häufigauch multiple körperliche Beschwerdensein, wenn sie länger als zwei Wochenandauern. Depressive Erkrankungenverlaufen meist episodenhaft. Trotz ihrerHäufigkeit wird diese Krankheit in ihrerSchwere unterschätzt, und die Leidender Betroffenen werden oftmals ver-harmlost. Untersuchungen der Weltge-sundheitsorganisation (WHO) und derWeltbank unterstreichen die herausra-gende Bedeutung depressiver Störun-gen. Gemessen mit einem Indikator, dersowohl die Schwere als auch die Dauervon Erkrankungen in einer Bevölke-rungsgruppe berücksichtigt, kommt derDepression in den Industrieländern diegrößte Bedeutung zu – mit großem Ab-stand vor allen anderen körperlichenund psychiatrischen Volkskrankheiten.

Depression gehört zu den lebensbedroh-lichen Erkrankungen, da der Leidens-druck in einer depressiven Phase sehrgroß ist: 15 Prozent aller Patienten mitschweren depressiven Störungen ster-ben durch Selbsttötung (Suizid). Dabeiist besonders hervorzuheben, dass diemeisten Suizide und Suizidversuche imRahmen von behandelbaren Depressio-nen erfolgen.

In Deutschland nahmen sich im Jahr1999 rund 11.000 Menschen das Leben,wobei von einer hohen Dunkelziffer aus-gegangen wird. Die tatsächliche Zahl derSuizide liegt Schätzungen zufolge er-heblich höher. In der Altersgruppe der15- bis 35-Jährigen steht der Suizid nachUnfällen an zweiter Stelle aller Todesur-sachen. Pro Jahr werden rund 250.000Patienten aufgrund von Selbstmordver-suchen in Krankenhäuser eingewiesen.

Ungefähr zwei Prozent der Bevölkerungbegehen in ihrem Leben mindestens ei-nen Suizidversuch. Auch weitere De-pressionsfolgen, wie z. B. verminderteFlüssigkeits- und Nahrungsaufnahmebei altersdepressiven Patienten, tragenzu einer erhöhten Sterblichkeit bei. EinSchwerpunkt des Kompetenznetzes De-pression, Suizidalität liegt deshalb aufder Suizidprävention.

Qualitätsmanagement in Diagnostik, Therapie und ForschungDas Kompetenznetz Depression, Suizi-dalität hat sich die Verbesserung derHilfsangebote bei depressiven Erkran-kungen zum Ziel gesetzt, wobei dies aufdrei Wegen erreicht werden soll:

1. Verbesserungen der Diagnostik: Hausärzte spielen bei der Versorgungvon Menschen mit Depression einewichtige Rolle. Die Mehrzahl der Be-troffenen wendet sich mit Beschwerdenzuerst an ihren Hausarzt, der aber imstatistischen Mittel gesehen jede zweiteDepression nicht erkennt. Durch eine en-ge Kooperation und durch Fortbildungenfür diese Ärztegruppe sollen Verbes-serungen in der Diagnostik erreicht wer-den.

2. Verbesserungen der Therapie: Etwa 70 bis 80 Prozent der depressivenErkrankungen sind heute erfolgreich be-handelbar. Hausärzte wenden aber beimehr als 50 Prozent der richtig diagno-stizierten Patienten ungeeignete Behand-lungsstrategien an (zu kurz, zu niedrig,individuell nicht angepasst oder mitSubstanzen ohne antidepressiven Wirk-samkeitsnachweis). Qualitätsstandardsund Leitlinien für die Behandlung sinddeshalb erforderlich.

Depression, Suizidalität

Foto: Bernd Kleinheisterkamp

3. Verbesserungen der Forschung: Forschungsfragen aus dem ambulantenBereich wurden bisher nur selten aufge-griffen. So ist die optimale Behandlungvon leichteren depressiven Syndromennoch wenig erforscht. Dies gilt auch fürdie Behandlung von chronischen undtherapieresistenten schweren Depres-sionen. Für eine gezielte Behandlungund bessere Verlaufsprognose ist dieKlärung der Krankheitsursachen vonDepression und Suizidalität entschei-dend. Das Kompetenznetz Depression,Suizidalität hat sich zum Ziel gesetzt,diesen Forschungsfragen nachzugehenund den Betroffenen mit Hilfe der ge-wonnenen Ergebnisse eine verbesserteBehandlung zu ermöglichen.

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Forschungsschwerpunkteund ProjekteDas gesamte Netzwerk stützt sich aufsechs Themenbereiche, die in Einzelpro-jekte untergliedert sind. Zentrale Frage-stellungen der Forschungsschwerpunktesind:

1. Wie können Suizide als Folge einer Depression verhindert werden?

2. Wie können schwer zu diagnostizie-rende (subdiagnostische) und leich-te depressive Störungen behandelt werden?

3. Welche qualitätsverbessernden Maßnahmen im ambulanten und stationären Bereich sind wirksam?

4. Wie sind die biologischen Wirk-mechanismen antidepressiver Medikamente und anderer Behand-lungen?

5. Gibt es genetische Faktoren, die Menschen anfälliger für Depres-sionen machen?

6. Warum verläuft eine Depression manchmal chronisch? Warum schlägt in einigen Fällen keine Therapie an?

SuizidpräventionZiel des Forschungsschwerpunktes istes, suizidpräventive Maßnahmen im Zu-sammenhang mit depressiven Erkran-kungen zu evaluieren. Dabei baut einTeilprojekt, das „Nürnberger Bündnisgegen Depression“, auf der so genann-ten Gotland-Studie auf.

In dieser Studie haben schwedischeWissenschaftler gezeigt, dass eine Schu-lung von Allgemeinärzten die Suizidrateinnerhalb von drei Jahren um die Hälftereduziert. Für Nürnberg wurde das skan-dinavische Konzept erweitert. Geschultwerden nicht nur Ärzte, sondern auchMultiplikatoren wie Pfarrer, Altenpflege-kräfte, Lehrer oder die Mitarbeiter vonBeratungsstellen. Darüber hinaus infor-mieren Plakate, Kinospots und öffentli-che Veranstaltungen die Nürnberger Be-völkerung über die Krankheit Depres-sion. Auch Selbsthilfe-Aktivitäten spie-len im Aktionsprogramm eine wichtigeRolle: Insgesamt acht Gruppen zu De-pression haben sich im Großraum Nürn-berg gebildet. Änderungen in der Versor-gungsqualität werden im Vergleich miteiner Kontrollregion z. B. anhand derZahlen von Suiziden und Suizidver-suchen gemessen.

Ein weiteres Teilprojekt versucht erst-mals, den möglichen suizidpräventivenEffekt einer Lithiummedikation nachzu-weisen. Weitere Projekte beschäftigensich u.a. mit biologischen Aspekten derSuizidalität, wie z. B. möglichen geneti-schen Faktoren und mit neurobiologi-schen Veränderungen, auf die es Hin-weise insbesondere bei Suiziden gibt,die mit sehr hoher selbstzerstörerischerEnergie durchgeführt werden.

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Behandlung leichter depressiver Syndrome In einer kontrollierten Studie wird unter-sucht, ob Antidepressiva, Psychothera-pie oder eine Kombinationsbehandlungbei Patienten mit leichteren Depres-sionen wirksam sind. Durch weite Ein-schlusskriterien werden auch Patientenmit diagnostisch nur schwer klassifizier-baren depressiven Bildern erfasst. DiesePatientengruppe ist in der Hausarzt-praxis sehr häufig vertreten.

Qualitätsmanagement derDepressionsbehandlungUm die Versorgung depressiver Patien-ten mit wissenschaftlicher Methodik(Evaluation) zu bewerten und zu verbes-sern, werden u.a. Leitlinien sowie Fort-und Weiterbildungsmaterialien ent-wickelt und bei Hausärzten etabliert.Weitere Aspekte des Teilprojekts sinddas Qualitätsmanagement im ambulan-ten und stationären Bereich und auchdie Evaluation der Beobachtung vonKonzentrationsverläufen und Ausschei-dungsmengen der Medikamente (thera-peutisches Drug-Monitoring) im ambu-lanten Bereich.

Biologische Wirk-mechanismen anti-depressiver TherapienIn komplementären Projekten zu denbisher bekannten biologischen Wirk-mechanismen antidepressiver Behand-lungen sollen neue Interventionspunktefür antidepressive Behandlungen u.a.durch den Einsatz molekularbiologischerMethoden gefunden werden. Dabei wer-den genetische Parameter in Beziehungzu klinischen Variablen, wie beispiels-weise dem Ansprechen auf die Behand-lung, gesetzt. So wird in einem Teilpro-jekt untersucht, ob es genetisch beding-te Varianten der zentralen Signalverar-beitung gibt, die das Ansprechen auf un-terschiedliche Antidepressiva beeinflus-sen. Letztlich soll als Ergebnis dieserProjekte ein zielgenauerer Einsatz anti-depressiver Medikamente erreicht wer-den können.

Genetische Faktoren, die Depressionen begünstigen könnenDie Wissenschaftler suchen nach mögli-chen Genorten, die Menschen anfälligerfür Depressionen machen können (Vul-nerabilität). Das Kompetenznetz bietetdurch seine Vernetzung die Möglichkeit,mit einheitlichen methodischen Instru-menten die notwendige Anzahl vonPatienten und deren Familien, die fürmolekulargenetische und pharmakoge-netische Untersuchungen erforderlichist, zu untersuchen.

Chronizität, Therapie-resistenz, Prädiktion Im Rahmen des Teilprojektes spielt einenaturalistische mehrdimensionale Ver-laufsstudie eine wichtige Rolle. Dazuwerden Patienten in den beteiligten Uni-versitätszentren und Bezirkskranken-häusern zentral ausgewählt. In dieStudie aufgenommen werden solche de-pressiven Patienten, die entweder unterbesonders schweren Depressionen lei-den oder aufgrund des mangelndenErfolges einer ambulanten Therapie aneine Klinik überwiesen wurden. ImRahmen der Basisstudie werden um-fangreiche Fragestellungen zu biologi-schen oder psychosozialen Faktoren un-tersucht. Die Ergebnisse werden mit denEinzelverläufen der Erkrankung über vierJahre in Beziehung gesetzt. Ziel ist esu.a., bessere Prognosemöglichkeitenund Bedingungsfaktoren für den chroni-schen Verlauf bzw. die Rückfallhäufig-keit der Erkrankung zu erhalten.

Darüber hinaus sind mehrere Unter-suchungen, die den Zusammenhangzwischen einer Maßnahme, Behand-lung, Intervention, einem Programm (all-gemein: Treatment) und den Konse-quenzen des Treatments überprüfen,(Interventionsstudien) Teil des Projek-tes. Sie beschäftigen sich z. B. mit neuenpsychopharmakologischen Therapie-prinzipien sowie mit dem Einfluss vonPsychoedukation auf die Therapietreue(Compliance) des Patienten und seinenKrankheitsverlauf.

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Struktur desForschungsprojektesIm Rahmen des Netzwerkes spielt dieKooperation zwischen Forschungszen-tren und niedergelassenen Ärzten einezentrale Rolle. Hier liegen die größtenOptimierungsspielräume, wie die skan-dinavische Gotland-Studie belegt. Inner-halb des Netzwerkes können die For-schungszentren ihre Aktivitäten bündelnund aufeinander abstimmen, um da-durch Synergieeffekte zu erzielen.Darüber hinaus sind am KompetenznetzDepression, Suizidalität alle Institutio-nen und Gruppen beteiligt, die für dieVersorgung depressiv erkrankter Men-schen wichtig sind:

Neben den genannten Forschungspro-jekten ist die dauerhafte Verbesserungder Kommunikation auf allen Ebenen einzentrales Anliegen. Eine wichtige Rollespielt hierbei das Internet. Unterwww.kompetenznetz-depression.de er-halten Betroffene und deren Angehöri-ge, aber auch Fachleute wissenschaft-lich fundierte Informationen zur Krank-heit Depression und ihren Behandlungs-möglichkeiten.

Kontakt:Prof. Dr. Ulrich HegerlSprecher des KompetenznetzesDepression, SuizidalitätPsychiatrische Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität MünchenNussbaumstraße 780336 München

Tel.: 0 89/51 60-55 40Fax: 0 89/51 60-55 42E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie unter:www.kompetenznetz-depression.de

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Schizophrenie zählt zu den zehnKrankheiten mit der größten Anzahl vondurch Behinderung verlorenen Lebens-jahren. Die Erkrankung, deren Ursachenerst teilweise bekannt sind, verläuftmeist schubförmig in mehreren Episo-den. Die Hauptsymptome der Schizo-phrenie – Realitätsverlust mit Wahn-ideen und Halluzinationen, Denkstörun-gen, sozialer Rückzug – verdeutlichenbereits Art und Schwere dieser psychi-schen Störung.

Etwa 800.000 Bundesbürger erkrankenmindestens einmal im Leben an einerSchizophrenie, erstmals überwiegendzwischen dem 18. und 35. Lebensjahr.Zwei Drittel der Betroffenen erkrankenmehrmals. Bei vielen kommt es zu blei-benden Beeinträchtigungen, oft verbun-den mit sozialem Abstieg. SchizophreneErkrankungen bringen erhebliches Leidüber die Betroffenen und ihre Angehö-rigen. Über 50 Prozent der Angehörigensind selbst psychisch belastet oder psy-chiatrisch erkrankt. Etwa 10 Prozent derBetroffenen nehmen sich innerhalb derersten zehn Jahre nach Krankheitsaus-bruch das Leben.

Schizophrenie zählt auch zu den teuer-sten psychischen Erkrankungen. Diejährlichen Kosten für das Gesundheits-und Sozialsystem werden in Deutsch-land auf 3,5 Mrd. Euro geschätzt. AlsFolge der Erkrankung sind ca. 250.000Menschen bereits in jungen Jahren er-werbsunfähig.

Die Behandlung beginnt oft zu spätDas Vollbild einer schizophrenen Stö-rung kann heute mit sehr hoherSicherheit diagnostiziert werden. In ei-nem ganzen Bündel möglicher Krank-heitsursachen gilt der Einfluss geneti-scher Faktoren sowie feiner Verände-rungen der Hirnstruktur als gesichert.Diese hirnbiologischen Veränderungen,die schon in der Kindheit diskrete Ver-haltensauffälligkeiten hervorrufen kön-nen, werden als erste Anzeichen für dieAnfälligkeit angesehen. Im frühen Er-wachsenenalter können sich daraus zu-sammen mit noch unbekannten biologi-schen Auslösern und unter dem Einflussvon psychosozialem Stress die typischenKrankheitssymptome entwickeln. Ob-wohl das Wissen über die genauen Zu-sammenhänge noch unvollständig ist,werden die Therapie der akuten Krank-heitsepisode – mit den Möglichkeiten ei-ner wirksamen medikamentösen undpsychologischen Behandlung und Reha-bilitation – wie auch die Rückfallprophy-laxe mit einer vergleichsweise hohenErfolgsquote praktiziert.

Trotz der modernen Versorgungsbedin-gungen kommen an Schizophrenie er-krankte Menschen allerdings im Durch-schnitt erst fünf bis sechs Jahre nachdem Beginn erster Verhaltensauffällig-keiten und Beschwerden in Behandlung,weil frühe Symptome nicht erkannt oderfalsch eingeschätzt werden. Vorauslau-fende und frühe Symptome der Erkran-kung vor der ersten wie auch vor späte-ren psychotischen Episoden eröffnengrundsätzlich bereits Möglichkeiten,Früherkennung und Frühbehandlung zubetreiben. Um diese Möglichkeiten vollentwickeln und nutzen zu können, sindzunächst entsprechende Erfassungs-methoden erforderlich. Derzeit wird einwissenschaftlich abgesichertes Testsys-tem für Früherkennung entwickelt, mitdem das individuelle Risiko jedes einzel-nen Patienten möglichst genau vorher-gesagt und frühe Krankheitsstadien er-kannt werden können.

Schizophrenie

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Mit diesem „Früherkennungsinventar“wird das zentrale Ziel verfolgt, die Erst-und auch die Wiedererkrankungeneinschließlich der Krankheitsfolgen zuverhindern bzw. den Krankheitsverlaufgünstig zu beeinflussen.

Das Kompetenznetz Schizophrenie hatsich folgende Ziele gesetzt, die durch eineintensive Vernetzung von Forschungs-und Versorgungseinrichtungen derzeitrealisiert werden:

■ Verbesserte Diagnostik und Prognose bei Risikopersonen durch Entwicklung und Erfolgsprüfung (Validierung) eines Früherkennungsinventars

■ Verhinderung oder Abmilderung von Erstmanifestationen durch psycho-logische und pharmakologische Frühbehandlung bei Risikopersonen

■ Optimierung der Akut- und Lang-zeitbehandlung schizophrener Ersterkrankungen

■ Rückfallprophylaxe durch verbesserte Rückfallvorhersage und Frühintervention

■ Verbesserte Versorgungsqualität durch Einsatz von Leitlinien für die ambulante und stationäre Behandlungspraxis

■ Verhinderung von Chronifizierung durch gezielte Rehabilitation

■ Erforschung der hirnbiologischen und genetischen Grundlagen der Erkrankung

■ Umsetzung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die Versorgungspraxis

■ Kosten-Nutzenanalyse innovativer Behandlungsverfahren

■ Verbesserung von Aufklärung und Information für Laien, Angehörige und Experten durch gezielten Wissenstransfer

Neue Methoden lindern LeidensdruckDas Kompetenznetz Schizophrenie opti-miert neben dem Erkennen von Früh-stadien der Erkrankung auch die vorhan-denen Behandlungsstrategien. In derAkuttherapie, der Rückfallprophylaxewie auch in der Prävention und Behand-lung ungünstiger Verläufe werden For-schungsergebnisse in die Praxis umge-setzt und neue Therapiemöglichkeitenerprobt. In Projektschwerpunkten wer-den beispielsweise an ersterkranktenschizophrenen Patienten verschiedeneinnovative Therapiestrategien miteinan-der verglichen, die biologischen undpsychosozialen Bedingungen der Pa-tienten analysiert sowie die Grundlagenzur Manifestation und zum Verlauf derKrankheit erforscht.

Das Kompetenznetz Schizophrenie istentsprechend der Krankheitsentwicklungin zwei grundlegenden Projektverbündenorganisiert: Früherkennung und Früh-intervention sowie Behandlung und Re-habilitation. Übergreifendes Ziel dieserVernetzung ist es, durch eine verbesser-te Kooperation von Forschung und Ver-sorgung die Prävention, Behandlung undRehabilitation der Erkrankung zu opti-mieren.

Früh erkennen und intervenierenDa die Krankheit schleichend beginnt, istes oftmals schwierig, die Diagnose früh-zeitig zu stellen. Die ersten unspezifi-schen Anzeichen sind Konzentrations-störungen, sozialer Rückzug, Verlust derschulischen und beruflichen Leistungs-fähigkeit und depressive Verstimmun-gen. Je länger die Krankheit unbehandeltbleibt, um so ungünstiger ist dies fürden weiteren Verlauf. In diesem unge-nutzten Zeitraum können bereits dauer-hafte kognitive und emotionale Beein-trächtigungen mit sozialen Folgen ent-stehen.

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Hier knüpft das Forschungsprogrammdes Kompetenznetzes an. In Mannheimsind die Instrumente zur Früherkennungentwickelt worden und wird ihreAnwendung auf Gültigkeit geprüft. InKöln, Bonn, Düsseldorf und Münchensind Früherkennungszentren eingerich-tet worden. In Zusammenarbeit mitSchulen, Beratungsstellen, niedergelas-senen Ärzten und Gesundheitsämternsollen Risikopersonen rechtzeitig er-kannt werden. Hierzu wird als diagnosti-sches Werkzeug das neu entwickelteFrüherkennungsinventar angewandt. Jenach Vorliegen psychoseferner oder psy-chosenaher Vorzeichen können die Risi-kopersonen mit ihrem Einverständnis ei-ne speziell entwickelte psychologischeoder kombinierte psychologisch-phar-makologische Frühbehandlung erhalten.Hiervon wird nicht nur eine deutlicheBesserung der aktuellen Beschwerdenerwartet. Vorrangiges Ziel ist es, denAusbruch der Krankheit bei einemgroßen Teil der Betroffenen zu verhin-dern, zu verzögern oder abzumildern, sodass die schwerwiegenden Folgen einerverspäteten Behandlung vermieden wer-den.

Behandlung undRehabilitation optimierenHat sich die Erkrankung erstmals mani-festiert, ist oberstes Behandlungsziel,durch geeignete Prävention einen Rück-fall und eine Chronifizierung zu verhin-dern. Es gilt, die Lebensqualität der Be-troffenen zu verbessern und gleichzeitigdie erheblichen Krankheitskosten, diedenen von Volkskrankheiten wie Dia-betes oder Herzerkrankungen in nichtsnachstehen, zu reduzieren. Deshalb istdie Verbesserung der Therapie bei be-reits eingetretener Erkrankung ebensowichtig wie die Früherkennung und Früh-intervention. In den dazu konzipiertenTherapieoptimierungsstudien arbeitenuniversitäre Forschungszentren mit am-bulanten (Allgemeinärzte, Nervenärzte,Ambulanzen) und stationären Versor-gungseinrichtungen eng zusammen. Beizum ersten Mal erkrankten Patienten

werden derzeit beispielsweise Möglich-keiten untersucht, die Akut- wie auch dieLangzeitbehandlung durch neue medi-kamentöse und psychosoziale Interven-tionsstrategien zu verbessern.

Fließen die gewonnenen Ergebnisse indie alltägliche Versorgungspraxis ein,wird dies nach den bisherigen Erfah-rungen mit einer deutlich verbessertenPrävention von Rückfällen, einer günsti-geren sozialen Anpassung und Integra-tion sowie einer höheren Therapietreuedes Patienten belohnt. In weiterenUntersuchungen rücken die bislang un-zureichend verstandenen Mechanismender Entstehung dauerhafter Spätfolgender Erkrankung, wie beispielsweiseChronifizierung und soziale Behinde-rung, verstärkt ins Blickfeld.

Das Forschungsziel bei der Entwicklungeiner wiederholt auftretenden (rezidivie-renden) Symptomatik ist insbesonderedie pharmakologische Therapie weiterzu verfeinern. Bei bereits eingetretenenVerläufen mit wieder auftretendenKrankheitsphasen soll durch spezifischepsychologische Interventionen die so-ziale Wiedereingliederung der Betroff-enen verbessert werden. Behandlungs-leitlinien vor allem für Allgemeinärzteund Nervenärzte sowie ein reibungslo-ser Informationstransfer zwischen For-schung und Versorgung tragen dazu bei,die Qualität der ambulanten Versorgungvon Patienten zu verbessern.

Erforschung neuro-biologischer GrundlagenEine verbesserte Diagnostik, Verlaufs-vorhersage und Therapie schizophrenerErkrankungen soll durch die Zusammen-arbeit von Grundlagenforschung undPatientenversorgung geschaffen wer-den. Im Vordergrund steht dabei dieAufklärung der hirnstrukturellen undfunktionellen Grundlagen von Früh-symptomatik, Krankheitsrückfällen undder so genannten Negativsymptomatik,wie emotionale Gefühlsverarmung, so-zialer Rückzug, Aufmerksamkeitsdefiziteund Konzentrationsschwierigkeiten. Mo-derne bildgebende Verfahren ermögli-chen z.B. die Identifizierung hirnfunktio-

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neller Störungen, die mit emotionalenVeränderungen und sozialem Rückzugassoziiert sind. Hieraus ergeben sichwiederum neue Untersuchungsansätzein der Ursachen- und Therapieforschung,deren Ergebnisse voraussichtlich einehohe praktische Bedeutung für die Pa-tientenversorgung haben werden.

Zur Erkrankung Schizophrenie tragenmehrere Gene bei, ohne dass bis heuteeines dieser Gene sicher identifiziertwerden konnte. Ziel des speziellen Pro-jektverbunds Molekulargenetik ist es,die zur Schizophrenie bereits vorhande-nen molekularbiologischen Untersuch-ungsmethoden entsprechend ihrer Ver-sorgungsrelevanz für alle Forschungs-projekte nutzbar zu machen. So könntendiese Verfahren beispielsweise auch zurIdentifizierung von Patienten mit hohemRisiko, zur Vorausbestimmung des indi-viduellen Erkrankungsrisikos sowie zurErmittlung der Verlaufsprognose unddes Therapieerfolges einschließlichpharmakogenetischer Fragestellungengenutzt werden. Auch für andere For-schungsvorhaben stellen die zu erwar-tenden umfassenden Beschreibungender verschiedenen Krankheitsbilder an-hand ihrer Erscheinungsform (Phäno-typcharakterisierungen) eine wichtigeForschungsgrundlage dar.

Ein ursprünglich vorgesehener Projekt-verbund zur Hirnmorphologie und For-schung an Hirngewebe von Verstor-benen hat zwischenzeitlich eine eigeneFörderung durch das Bundesministe-rium für Bildung und Forschung im Rah-men eines übergreifenden Netzwerks zuErkrankungen des ZNS erfahren, zu demnunmehr eine enge Kooperation be-steht. Durch den Aufbau von Hirnbankenwerden in dem parallel arbeitendenBrain-Net (s. S. 42) die feingeweblichenund neurobiochemischen Ursachen derErkrankung erforscht.

Gezielte Information der ÖffentlichkeitDie Aufklärung der Bevölkerung ist einfür den Gesamterfolg des NetzwerksSchizophrenie wesentliches Ziel. Dazusind Informations- und Schulungsmaß-nahmen – auch für Hausärzte – ent-wickelt worden, in denen auf die typi-schen Krankheitssymptome aufmerk-sam gemacht wird, um damit eine früh-zeitige diagnostische Abklärung zu er-möglichen. Zur Verringerung von Stig-matisierung und Diskriminierung schizo-phren erkrankter Menschen trägt fernerein auf bestimmte Zielgruppen der Ge-sellschaft zugeschnittenes Aufklärungs-programm bei, das vom Weltverband fürPsychiatrie gemeinsam mit Teilnehmerndes Kompetenznetzes Schizophrenieentwickelt wurde.

Im Internet unter www.kompetenznetz-schizophrenie.de können sich sowohl in-teressierte Laien, Betroffene und derenAngehörige als auch professionell Tätigeüber Behandlungsmöglichkeiten, Ver-sorgungsangebote und neue For-schungsergebnisse informieren sowie anDiskussionsforen teilnehmen. Weitereaktuelle Informationen aus dem Kompe-tenznetz erscheinen vierteljährlich in ei-nem kostenlos zu abonnierenden Inter-net-Nachrichtendienst (Newsletter).

Um das Angebot abzurunden, ist eineTelefon-Hotline zum Ortstarif für Fragenzur Schizophrenie jeden Mittwoch von12.00 bis 14.00 Uhr unter der Ruf-nummer 0 18 01/72 44 96 (= 0 18 01-SCHIZO) geschaltet.

Kontakt:Prof. Dr. med. Wolfgang GaebelSprecher des KompetenznetzesSchizophreniePsychiatrische Klinik der Heinrich-Heine-Universität DüsseldorfBergische Landstraße 240629 Düsseldorf

Tel.: 02 11/9 22-20 00E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie unter: www.kompetenznetz-schizophrenie.de

Ventrikelerweiterung (A)

und Hippcampusatrophie

(B) im MRT bei zwei

schizophrenen Patienten

A

B

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Eine sichere Diagnose kann bei denmeisten Gehirnerkrankungen – wie z.B.der Parkinson-Krankheit und der Alzhei-mer-Krankheit – derzeit nur durch einefeingewebliche Untersuchung des Ge-hirns nach dem Tode gestellt werden.Der Anteil der klinischen Fehldiagnosenbei diesen Erkrankungen kann selbst inSpezialkliniken über 20 Prozent betra-gen, d.h. es wird nicht selten eine Par-kinson-Erkrankung bzw. eine Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert, obwohl eineandere Erkrankung vorliegt.

Da die richtige Diagnose natürlich zuLebzeiten für den Patienten entschei-dend ist, werden mehr und mehr zusätz-liche Tests und Untersuchungen für eineverbesserte Diagnostik entwickelt undauch eingesetzt. Der Wert und Nutzendieser weiteren Untersuchungen kannletztendlich aber nur beurteilt werden,wenn die Ergebnisse neuer Untersuch-ungsverfahren und die Diagnose durchden behandelnden Arzt mit der gesicher-ten neuropathologischen Diagnose ver-glichen werden kann.

Aufbau einer „Brain-Bank“zur HirnforschungDas Brain-Net – seit Oktober 1999 vomBundesministerium für Bildung und For-schung gefördert – ist das Deutsche Re-ferenzzentrum für Erkrankungen desZentralen Nervensystems (ZNS). Bereitsvor seiner Gründung existierten Kompe-tenznetze im neurologisch-psychiatri-schen Fachgebiet zu den Krankheitsbil-dern Parkinson, Depression, Schizophre-nie und Schlaganfall. Um diese Einzel-initiativen zu bündeln, wurde das Brain-Net als Querschnittsprojekt und alsServiceeinrichtung zur Sammlung undBereitstellung von Hirngewebe etabliert.Im Brain-Net ist eine Hirn- und Gewebe-Bank aufgebaut worden, in der Gehirne von verstorbenen Patienten mit Erkran-kungen des Zentralen Nervensystemssowie von entsprechenden Kontroll-personen der Wissenschaft zugänglichgemacht und aufbewahrt werden. Diessetzt in jedem Einzelfall das Einverstän-dnis der Gewebespender voraus. Dienach einheitlichen Maßstäben aufbe-reiteten Gewebeproben werden For-schungseinrichtungen auf deren Anfragehin für aussichtsreiche neurowissen-schaftliche Forschungsprojekte zur Ver-fügung gestellt. Beteiligt sind derzeitzehn universitäre Einrichtungen, die vomBrain-Net-Sekretariat am Institut fürNeuropathologie der Universität Mün-chen koordiniert werden.

Brain-Net

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Internationale Erfahrungenweisen den WegIn vielen anderen Staaten, wie z.B. inEngland, den Niederlanden, Österreich,Frankreich und den Vereinigten Staaten,hat die Einrichtung solcher Gehirn-banken bereits eine langjährige Tradi-tion. Die Erfahrungen in diesen Ländernhaben gezeigt, dass durch wissenschaft-liche Untersuchungen an Hirngewebeentscheidende Fortschritte für das Ver-ständnis zur Krankheitsentstehung er-zielt werden können.

Dies gilt ebenso für die Diagnose unddie Therapie vieler Erkrankungen desZNS. Als stark erschwerender Faktor fürdie neurologische Forschung hat sichherausgestellt, dass bei einer seit Jahrenständig sinkenden Zahl von Obduktio-nen dauerhaft keine ausreichende An-zahl von Gehirnen für Forschungszweckezur Verfügung steht. Hier versucht dasBrain-Net nunmehr für Abhilfe zu sor-gen.

Ziele des Brain-Net sind die■ Durchführung von Obduktionen

und standardisierte Entnahme von Gewebe,

■ standardisierte neuropathologische Diagnostik,

■ Qualitätssicherung und Validierung klinischer Verfahren,

■ Bereitstellung von Gewebeproben für aussichtsreiche neurowissen-schaftliche Forschungsvorhaben.

Beispiel Parkinson:Erforschung derKrankheitsmechanismen Die Ursachen zahlreicher Erkrankungendes Gehirns sind bislang noch immer un-bekannt. Durch biochemische und mole-kularbiologische Untersuchungen amHirngewebe von Verstorbenen konntenbereits entscheidende Fortschritte imVerständnis und bei den Therapie-möglichkeiten vieler Erkrankungen desGehirns erzielt werden. Dies soll im Fol-genden kurz am Beispiel der Parkinson-Krankheit verdeutlicht werden.

Die Entwicklung des bislang wichtigstenWirkstoffs in der Parkinson-Therapie (L-DOPA) beruhte unmittelbar auf Unter-suchungsbefunden an Hirngewebe vonverstorbenen Parkinson-Patienten. DieUntersuchungen hatten gezeigt, dass esim Verlauf der Erkrankung zu einem mas-siven Absterben von Nervenzellen in ei-nem zentralen Hirnbereich – der Sub-stantia nigra – kommt. Dieser Zellunter-gang hat unmittelbar eine Reduktion desBotenstoffes Dopamin im Gehirn zurFolge. Durch den Wirkstoff L-DOPA kanndem Mangel an Dopamin entgegenge-wirkt werden, was für den Patienten zueiner deutlichen Verbesserung seinerBeweglichkeit und motorischen Fähig-keiten führt.

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Eine entscheidende Rolle am Untergangder Nervenzellen bei der Parkinson-Krankheit konnte kürzlich für das Protein�-Synuclein aufgezeigt werden. Im Ver-lauf der Erkrankung kommt es zu einerUmwandlung des Proteins in eine unlös-liche Form, die als schädliche Ablagerun-gen, in Form so genannter Lewy-Körper-chen, in Gehirnen von Parkinson-Patien-ten zu finden sind und möglicherweisezum Absterben von Nervenzellen führen.Die Kenntnis dieses Prozesses bietet nundie Möglichkeit zur Entwicklung neuerMedikamente, die diese Umwandlungverlangsamen oder sogar verhindernkönnen.

Die Themenschwerpunkte im Brain-Net sind■ Morbus Alzheimer und andere

Formen der Demenzerkrankungen

■ Morbus Parkinson und andere Parkinson-Syndrome

■ Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

■ Amyotrophe Lateralsklerose (Systemerkrankung des Rückenmarks)

■ Neurotrauma

■ Gefäß-Erkrankungen

■ Multiple Sklerose

■ Epilepsie

■ Hirntumor

■ Suchterkrankungen

■ Schizophrenie

■ Depression

■ Plötzlicher Säuglingstod

Breitere Wissensbasis eröffnet Behandlungs-möglichkeitenEine weitere Erforschung der Krank-heitsprozesse ist bei den Erkrankungendes ZNS dringend erforderlich. Denn jemehr über die Ursachen einer Erkran-kung bekannt ist, um so besser könnengezielte Therapiemöglichkeiten ent-wickelt werden.

Es ist daher für viele Zweige der klini-schen und molekularen Neurowissen-schaften wichtig, dass möglichst vielePatienten oder deren Angehörige in eineUntersuchung des Gehirns nach demTode einwilligen. Um Vorurteile bei denBetroffenen abzubauen, wird daran ge-arbeitet, die Bedeutung des Brain-Netfür die neurowissenschaftliche For-schung – die wiederum direkt den Pa-tienten zugute kommt – einer breiten Öf-fentlichkeit zu vermitteln.

Kontakt:Prof. Dr. Hans A. KretzschmarSprecher des Brain-NetInstitut für Neuropathologie der LMU MünchenMarchioninistr. 1781377 München

Tel.: 0 89/70 95 49 00Fax: 0 89/70 95 49 03E-Mail:

Weitere Informationen finden Sie unter: www.brain-net.net

[email protected]

Lewy-Körperchen bei

M. Parkinson, dargestellt

in einer Immunreaktion

mit einem Antikörper

gegen �-Synuclein

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www.kompetenznetze-medizin.de

www.kompetenznetz-ced.de

www.rheumanet.org

www.kompetenznetz-leukaemie.de

www.kompetenznetz-lymphome.de

www.kompetenznetz-paed-onkologie.de

www.kompetenznetz-schlaganfall.de

www.kompetenznetz-parkinson.de

www.kompetenznetz-depression.de

www.kompetenznetz-schizophrenie.de

www.brain-net.net

Internetadressen der Kompetenznetze:

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