Konferenz LOGIK DES IMAGINÄREN Diagonale · PDF fileCaillois’ Spieltheorie Les jeux...

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Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften Abteilung für Kunstgeschichte und Kunsttheorie Kollegiumgasse 2 A 4010 Linz | Austria T: +43 (0) 732 7898 412 [email protected] Konferenz LOGIK DES IMAGINÄREN Diagonale Wissenschaft nach Roger Caillois --------------------------------------------------------------------------------------- Fr 12.10.2012 | 10:00-18:00 Uhr Sa 13.10.2012 | 10:00-14:30 Uhr Kunstuniversität Linz Institut für bildende Kunst und Kulturwissenschaften Kollegiumgasse 2 | A-4010 Linz | Audimax (1. OG)

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Konferenz

LOGIK DES IMAGINÄREN Diagonale Wissenschaft nach Roger Caillois --------------------------------------------------------------------------------------- Fr 12.10.2012 | 10:00-18:00 Uhr Sa 13.10.2012 | 10:00-14:30 Uhr Kunstuniversität Linz Institut für bildende Kunst und Kulturwissenschaften Kollegiumgasse 2 | A-4010 Linz | Audimax (1. OG)

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LOGIK DES IMAGINÄREN Diagonale Wissenschaft nach Roger Caillois Der französische Soziologe, Literaturkritiker und Philosoph Roger Caillois (1913-1978) besetzt in der Kulturgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts eine so zentrale wie originäre Position. Auf der Basis seiner jugendlichen Affinität zum Surrealismus galt sein Interesse bereits seit den 1930er-Jahren jener »allgemeinen Phänomenologie der Imagination«, die er – im regen Austausch mit zahlreichen prominenten Künstlern, Literaten und Theoretikern wie André Breton, Georges Bataille, Michel Leiris, Gaston Bachelard, Jacques Lacan oder Jorge Luis Borges – bis an sein Lebensende quer durch alle möglichen Disziplinen verfolgte: angefangen von der Kultur-, Literatur- und Spieltheorie über die Soziologie und Religionswissenschaft bis hin zur Biologie und zur Mineralogie. Entgegen der weitgehend unhinterfragten Idee, dass verschiedene Phänomene in die Zuständigkeit verschiedener Wissenschaften fallen, ging es Caillois stets um eine Offenlegung universeller Zusammenhänge im Sinne eines polyvalenten Wissens, welches sich eindeutigen, rationalen oder kausalen Zuordnungen notwendig entzieht. Die Logik des Imaginären, so könnte man Caillois paraphrasieren, ist bestenfalls eine mehrdeutige, vielwertige Logik, die entsprechend den »transversalen Vorgehensweisen der Natur« selbst den abwegigsten Zusammenhängen Rechnung zu tragen vermag. Im Sinne einer theoretischen Untermauerung dieses Ansatzes entwickelte Caillois seit den 1950er-Jahren sein Modell der »Diagonalen Wissenschaften«, mit dem er seine transdisziplinäre wissenschaftliche Methode gleichsam als Entwurf einer Kulturwissenschaft avant la lettre profilierte. Ausgehend vom Modell der »Diagonalen Wissenschaften« thematisiert die Konferenz Caillois’ vielschichtiges Oeuvre im Spannungsfeld zwischen Kunst- und Wissenschaftskritik, um einerseits einer differenzierten Auseinandersetzung und kritischen Analyse Vorschub zu leisten, die noch weitgehend aussteht, und andererseits eine neuerliche Diskussion über die historischen Wurzeln und möglichen Perspektiven und Grenzen kulturwissenschaftlicher Forschung anzuregen. mit Beiträgen von Peter Berz (ZfL Berlin), Mark Butler (Universität Potsdam), Lena Däuker (München), Knut Ebeling (Kunsthochschule Berlin-Weißensee), Peter Geble (Humboldt-Universität zu Berlin), Rosa Eidelpes (ZfL Berlin), Eva Johach (Universität Konstanz), Ulrike Kadi (Universitäten Wien/Klagenfurt), Georg Tscholl (Wien) veranstaltet von Prof. Dr. Anne von der Heiden und Univ. Ass. Mag. Sarah Kolb

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PROGRAMM: Freitag, 12. Oktober 2012 10:00h Anne von der Heiden & Sarah Kolb (Kunstuniversität Linz): Begrüßung und Einführung VERSUCHUNGEN DURCH DIE NATUR: Mimikry & Mythologie Moderation: Sarah Kolb 11:00h Rosa Eidelpes (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin): »La mythologie à l’état de

naissance. Natürliche Ästhetik und empirische Imagination in Caillois’ Frühwerk« 12:00h Peter Berz (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin): »Tier Blatt Flügel Herbst« 13:00h Mittagspause VERSUCHUNGEN DURCH DIE KULTUR: Spieltheorie & Topologie Moderation: Anne von der Heiden 14:30h Knut Ebeling (Kunsthochschule Berlin-Weißensee): »Caillois’ surrealistische Spieltheorie« 15:30h Mark Butler (Universität Potsdam): »Rahmung und Rausch. Zur Versuchung durch den (digitalen)

Spielraum« 16:30h Kaffee & Tee 17:00h Ulrike Kadi (Universitäten Wien/Klagenfurt): »Höllenfahrt in dunkle Räume« Samstag, 13. Oktober 2012 VERSUCHUNGEN DURCH DIE IMAGINATION: Wissenschaftskritik & Poetologie Moderation: Peter Berz 10:00h Lena Däuker (München): »Das poetische Ferment. Roger Caillois’ Legitimierung der Poesie durch die

›Wissenschaft‹  des  Imaginären« 11:00h Georg Tscholl (Wien): »Im Labyrinth der Tatsachen: Georges Bataille, Roger Caillois«

12:00h Kaffee & Tee

12:30h Eva Johach (Universität Konstanz): »Exkursionen ins soziale Imaginäre. Bergson, Caillois und die Gesellschaften der Insekten«

13:30h Peter Geble (Humboldt-Universität zu Berlin): »Caillois und seine Zeitschriften«

14:30h Ausklang

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Peter Berz (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin) »Tier Blatt Flügel Herbst« Die Biologie spielt in Roger Caillois’ diagonaler Wissenschaft von Anfang an eine tragende Rolle. Ihr Einsatz steht in der langen und ereignisreichen Geschichte des französischen Lamarckismus, angefangen von seinem Gründer bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Von den vielen, auch universitär verankerten Lamarckisten Frankreichs vor und nach dem Ersten Weltkrieg (Yves Delages, Étienne Rabaud, Félix LeDantec oder Eugène Louis Bouvier, um nur einige zu nennen) sind es vor allem die in den 30er Jahren entstehenden Arbeiten des Biologen Paul Vignon, die Caillois’ surrealistische Biologie inspirieren. Berühmt wurde Vignon, der am Institut Catholique de Paris unterrichtet, durch die erste physikalisch-chemische Theorie des Turiner Grabtuchs mit dem Ganzkörperbild des, angeblich, Jesus von Nazaret. Seine biologischen Arbeiten über eine Gattung südamerikanischer Laubheuschrecken, die Tettigoníidae, und ihre spektakulären Mimikryformen prägen Caillois’ biologisches Denken tief. Vignons eingehende Studien an morphologischen Details der Tettigoníidae verwandeln den Diskurs der systematischen Biologie in Kunsttheorie, in eine gestische Theorie des Verhaltens und aristotelische Philosophie. Seine diagonalen, nachgerade dekonstruktivistischen Lektüren von Insektenflügeln sind Etüden über Form und Sinn, an deren Ende die Erkenntnis steht: »Insekten sind Künstler!« Peter Berz ist Kultur- und Medienwissenschaftler, unterrichtet in Berlin und Wien und forscht seit 2010 am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin über die molekulare Kybernetik Jacques Monods und seine Naturphilosophie. Forschungsschwerpunkte: Lamarckismus, Morphogenese, Pythagoräismus und die Frage: Was sind und was tun Landmächte? Jüngere Veröffentlichungen: »Contenant Contenu. Anordnungen des Enthaltens« (2012), »Die Einzeller und die Lust. Boelsche Freud Ferenczi« (2012), »L’imaginaire animal« (2011), »Versuch über die Wölbung« (2011), Nachwort zur Wiederauflage von Arthur Koestler: Der Krötenküsser. Der Fall des Biologen Paul Kammerer, mit Klaus Taschwer (2010), »Die Lebewesen und ihre Medien« (2009), »The eyes of the olms« (2009), »Biologische Ästhetik: Die Erscheinung des Bauplans« (2008), »Die Kommunikation der Täuschung. Eine Medientheorie der Mimikry« (2008), Programm und Umgebung (Habilitationsschrift, 2006).

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Mark Butler (Universität Potsdam) »Rahmung und Rausch. Zur Versuchung durch den (digitalen) Spielraum« In diesem Beitrag wird Roger Caillois’ Arbeit zum Spiel – ein bis in die Gegenwart aktuell gebliebener Meilenstein der kulturwissenschaftlichen Spieltheorie – im Kontext ihres gedanklichen Umfelds kritisch beleuchtet. Anhand der Frage nach der Verführungskraft, die Caillois dem Spielraum zuschreibt, wird eine Verbindung zwischen seiner Spieltheorie und seinen früheren Überlegungen zur Mimese und der legendären Psychasthenie sowie seiner Arbeit zum Heiligen gezogen. Für ihn ist die begrenzende Rahmung des Spielraums ein konstituierendes und ein notwendiges Kriterium des Spiels. Einerseits entsteht seine verführerische Wirkung erst durch das Abstecken eines besonderen Raums, der nach einem Spieler verlangt. Andererseits ist diese rahmende Grenze notwendig, um eine »Korruption« der berauschenden Spielleidenschaft und der Entfesselung ihrer pathogenen Potenz zu vermeiden. Auch wenn sich die strikte räumliche Rahmung des Spiels, die Caillois postuliert, als unhaltbar erweist, sind seine Ausführungen für die Kultur der fortgeschrittenen Moderne erhellend, in der eine expansive Entgrenzung des Spielraums im digitalen Medium zu verzeichnen ist, was anhand von paradigmatischen Spielformen der Gegenwart und der ihnen inhärenten Logik des Imaginären gezeigt werden wird. Mark Butler, Kulturwissenschaftler und Futurologe, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Europäische Medienwissenschaft am Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam. Die Veröffentlichung seiner Dissertation Das Spiel mit sich. Populäre Techniken des Selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist in Arbeit. Als Mitarbeiter der Science & Technology Research Group der Daimler AG hat er mehrere Jahre im Feld der neuen Medien und der Mensch-Maschine-Interaktion geforscht sowie zukunftsorientierte Studien und Szenarien erstellt. Mitgründer und -herausgeber von ilinx. Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft. Publikationen (Auswahl): »Virtuelle Rollen. Zur Simulation des Selbst im Computerspiel«, in: Rollenbilder – Rollenspiele (2011); »On Reality and Simulation in an Extra-Moral Sense. The Playful Logic of Life and Death in Liberty City«, in: Logic and Structure of the Computer Game (2010); »Das Rauschen der Fetische. Populäre Stilisierungen des Selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts«, in: Der Code der Leidenschaften (2010); »Im Auge des Zyklons. Vom chemischen Rausch und dem psychotropen Spiel mit sich«, in: ilinx. Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft. Wirbel, Ströme, Turbulenzen (2009); Would you Like to Play a Game? Die Kultur des Computerspielens (2006).

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Lena Däuker (München) »Das poetische Ferment. Roger Caillois’ Legitimierung  der  Poesie  durch  die  ›Wissenschaft‹ des Imaginären« Roger Caillois verfolgt mit seinem in Méduse et Cie

(1960) formulierten Ansatz einer diagonalen Wissenschaft eine sich vorrangig am Visuellen orientierende Verknüpfungsarbeit, die die durch den begrenzten Formenschatz des Imaginären entstehenden Analogien zwischen den verschiedenen stofflichen und imaginativen Bereichen der Welt sichtbar machen soll. In ihrer Realisierung führt Caillois die in der Bezeichnung suggerierte Wissenschaftlichkeit jedoch ad absurdum, da er seine eigenen »diagonalen« Texte, in ihrem Aufzeigen von analogen Strukturen und sich überlagernden Phänomenen, weniger einem transzendentalen und empirischen Wissenschaftsbegriff verpflichtet als einer Performanz seiner eigenen Prämisse des Imaginären als autopoetischem kosmologischen Schöpfungsprinzip. Seine im Rahmen der diagonalen Methode entstehenden Arbeiten generieren so eine spezifische Form der Wissenschaftsfiktion – zu nennen sind hier vor allem Méduse et Cie

, »Fantastique naturel« und Récurrences dérobées –, die sich durch eine Mischung aus wissenschaftlichem Gestus, kühner Themenwahl und poetischer Sprache auszeichnet. Durch ihre primär poetische Verfahrensweise stellen die Wissenschaftsfiktionen für Caillois die Möglichkeit eines eigenen (neuen) Zugangs zur Literatur und vor allem zur Poesie dar. Vor allem seine eigene späte Lyrik reiht sich in die Idee einer diagonalen Wissenschaft insofern ein, als Caillois in ihr den Versuch anstellt, den ersten Ausformungen des Imaginären – der Welt der Mineralien – einen poetischen Ausdruck zu verleihen. Dies vollzieht sich vorrangig in einer quasi mystischen Diffusion zwischen der Härte des Steins und der »pensée agile« (Récurrences dérobées) des lyrischen Ichs und erscheint so wie das durch die diagonale Methode legitimierte anonyme literarische »Ideogramm« (im Anschluss an dessen Bestimmungen in den frühen, semiautobiografischen Texten La Nécessité d’esprit und »La mante religieuse«) der eigenen Kosmogonie. Lena Däuker, geboren 1982 in Saarbrücken, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Französisch in Berlin und Aix-en-Provence. Sie arbeitete u.a. zur Todespoetik bei Thomas Bernhard und Maurice Blanchot, zu Gustave Flaubert, Marguerite Yourcenar, Gilles Deleuze und dem Collège de Sociologie. 2009 schloss sie ihr Studium mit einer Arbeit über Roger Caillois’ Poetik des Imaginären ab (Titel: Das Imaginäre im Werk Roger Caillois’. Manifestationen einer kosmologischen Poetik). Zurzeit arbeitet sie im Lektorat für fremdsprachige Literatur des Carl Hanser Verlags in München.

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Knut Ebeling (Kunsthochschule Berlin-Weißensee) »Caillois’ surrealistische Spieltheorie« Caillois’ Spieltheorie Les jeux et les hommes erklärte 1958 Phänomene am Rand des Erklärbaren und erläuterte den merkwürdigen Hang zu Zufall und Willkür, Kontingenz und Chaos. Im Anschluss an Huizingas Homo Ludens treibt Caillois die kulturwissenschaftliche Spieltheorie auf die Spitze und radikalisiert das Buch zu einer postsurrealistischen Spieltheorie: Wer nach Caillois spielt, steht nicht auf der Seite des Erklärbaren und der Vernunft, die von ihm beobachteten Rituale und Verfahren des Spiels logieren näher an magischen Praktiken als an philosophischen Definitionen. Daher treiben die Spieler unter den Theoretikern der Philosophie den Schweiß auf die Stirn. Knut Ebeling, Professor für Medientheorie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und Lecturer an der Stanford University Berlin. Zahlreiche Publikationen zu zeitgenössischer Kunst, Theorie und Ästhetik, zuletzt: Das Archiv brennt, Berlin 2007 (mit Georges Didi-Huberman); Stadien. Eine künstlerisch-wissenschaftliche Raumforschung, Berlin 2008 (mit Kai Schiemenz); Archivologie. Theorien des Archivs in Philosophie, Medien und Künsten (mit Stephan Günzel), Berlin 2009; Wilde Archäologien. Theorien der materiellen Kultur von Kant bis Kittler, Berlin 2012.

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Rosa Eidelpes (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin) »La mythologie à l’état de naissance. Natürliche Ästhetik und empirische Imagination in Caillois’ Frühwerk« Der Vortrag widmet sich der  ›empirischen‹  bzw.  ›biologischen‹ Erkenntnistheorie Roger Caillois’. In seinen frühen Arbeiten, u.a. den Schriften zur Mythologie der Insekten, zeigen sich nicht nur bereits die Anfänge seiner science diagonale, die sich methodisch und thematisch quer durch verschiedene wissenschaftliche Disziplinen ansiedelt. Mit dem Begriff und Konzept der »empirischen Einbildungskraft« wird zudem auch eine Theorie der Ästhetik und »Fantastik« der Natur eingeführt, auf deren Grundlage Caillois später bspw. die »Poesie der Steine« (1975) oder das Imaginäre im Leben der Tintenfische (1973) untersuchte. Der Mythos steht dabei im Mittelpunkt seiner frühen Studien: Caillois betrachtete ihn als »Kristallisationspunkt der Imagination« und machte ihn zum privilegierten Einsatzpunkt für sein Projekt einer »allgemeinen Phänomenologie der Einbildungskraft«. Dabei verlässt er das Terrain kulturwissenschaftlicher Mythosforschung, verbindet Fragen der Ästhetik und Poetik mit lebenswissenschaftlichen bzw. evolutionsbiologischen Erklärungsansätzen und verschränkt das Studium menschlicher Mythologie mit Insektenkunde – zum Zwecke einer »biologischen Grundlagenforschung« des Mythos. Rosa Eidelpes studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Soziologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin und der Université Paris 8. Seit 2011 Arbeit an einem Promotionsprojekt zum Thema Sakrale Ökonomien. Konzeptionen des Tragischen im »Collège de Sociologie« (1937-1939). Doktorandin am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin und Stipendiatin im Doktorandenprogramm des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin. Publikationen (Auswahl): »Lebendes Geld. Pierre Klossowskis anthropomorphe Ökonomie«, in: ilinx. Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft, Nr. 3 – Ökonomische Praktiken (Oktober 2012); »La  mythologie  à  l’état  de  naissance. Roger Caillois, the biology of myth, and the myth of biology«, in: Anthropology + Materialism. A Journal of Social Research, Nr. 2 – Myth (Januar 2013); Übersetzung (gemeinsam mit Kevin Kennedy): »Michel Foucault, The Stage of Philosophy (La scène de la philosophie). A conversation between Michel Foucault and Moriaki Watanabe«, in: New York Magazine of Contemporary Art and Theory, Heft 1.5 – Scenes of Knowledge, April 2011.

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Peter Geble (Humboldt-Universität zu Berlin) »Caillois und seine Zeitschriften« Caillois war Zeit seines Lebens an Zeitschriftenprojekten beteiligt, sein Lebensprojekt in dieser Hinsicht war aber sicherlich die UNESCO-Zeitschrift Diogène, die er zwischen 1953 und 1978, seinem Todesjahr, als rédacteur en chef leitete. Hier propagierte und erprobte er unablässig das Konzept der Diagonalen Wissenschaften. Der Beitrag hat drei Teile: Im ersten Teil werden die Hintergründe erörtert, die zur Gründung der Zeitschrift führten, im zweiten Teil wird die Zeitschrift selbst als Versuch einer Umsetzung der Diagonalen Wissenschaft vorgestellt, der dritte Teil ist der Versuch, Caillois’ Buch Der Mensch und die Spiele in diesem Kontext zu situieren. Peter Geble studierte Romanistik, Germanistik und Politische Wissenschaften in München, Berlin und Paris. Er arbeitet als freier Übersetzer und Sekretär am Lehrstuhl für Wissens- und Kulturgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Letzte Übersetzungen: Jesper Svenbro: Phrasikleia. Anthropologie des Lesens im alten Griechenland, München 2005; Roger Caillois: Méduse & Cie

, Berlin 2007; Alexandre Kojève: Kaiser Julian und seine Kunst des Schreibens, Berlin 2009. Letzte eigene Veröffentlichung: »Der Mimese-Komplex«, in: ilinx – Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft, Heft 2 – Mimesen, 2011, S. 185-195.

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Eva Johach (Universität Konstanz) »Exkursionen ins soziale Imaginäre. Bergson, Caillois und die Gesellschaften der Insekten« Der Vortrag wird von Bergsons Modell einer »divergenten Entwicklung« ausgehen, das er in seiner Évolution créatice einführt. Dort werden menschliche und Insektengesellschaften als zwei Gipfelpunkte in der Entstehung von Gesellschaft vorgestellt, die sich als Verzweigungen aus dem ursprünglichen élan vital begreifen lassen. Auf diese Weise entsteht  eine  eigenartige  ›Verwandtschaft‹  zwischen  den  beiden  so  grundverschiedenen Formen von Gesellschaften, obwohl phylogenetisch keinerlei Verbindung zwischen beiden zu ziehen ist. Dieses Grundmodell findet sich, wie ich zeigen möchte, auch bei Caillois wieder. Zeigen möchte ich zudem, dass sein Modell der diagonalen Wissenschaften sehr weitgehend von den Insekten aus entwickelt wird – wobei  die  eigentlich  ›sozialen‹  Insekten  eine  eigenartige  Fehlstelle  darstellen.  (Ein  Vortrag,  den Caillois vor dem Collège über Tiergesellschaften hielt, ist nur in einer rudimentären Mitschrift Batailles erhalten.) Dennoch lässt sich die Funktionsstelle von Insektengesellschaften bei Caillois etwas näher erschließen – und dabei die Frage stellen, in welches Verhältnis die Konzepte von Instinkt, Intelligenz, Phantasie/Imagination und Phantasma hier gebracht werden, um die Gesellschaftstheorie auf eine neue Grundlage zu stellen. Eva Johach studierte Biologie, Chemie und Kulturwissenschaften in Erlangen-Nürnberg, Lüneburg und Berlin. 2001-2002 war sie Assistentin im Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag. 2002-2005 Promotionsstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung, 2004 Research Fellow am Centre for the History of Science, Technology and Medicine (CHSTM), University of Manchester, UK. 2006 Promotion in Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit über medizinisch-politische Krebsmetaphorik im 19. Jahrhundert. Anschließend Postdoktorandin im DFG-Graduiertenkolleg »Geschlecht als Wissenskategorie« der Humboldt-Universität zu Berlin und 2007-2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. 2009-2010 Postdoc-Stipendium am Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum (HKFZ) der Universität Trier. 2010-2012 Forschungsstipendiatin der DFG an der Professur für Wissenschaftsforschung an der ETH. Publikationen (Auswahl): (Hg.) Übertragungsräume. Medienarchäologische Perspektiven auf die Raumvorstellungen der Moderne, Wiesbaden 2012 (mit Diethard Sawicki); (Hg.) ilinx - Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft, Heft 2 – Mimesen, Hamburg 2011 (mit Jasmin Mersmann und Evke Rulffes); (Hg.) Das Unbewusste. Krisis und Kapital der Wissenschaften. Bielefeld 2009 (mit Christina von Braun und Dorothea Dornhof); Krebszelle und Zellenstaat. Zur medizinischen-politischen Metaphorik in der Zellularpathologie Rudolf Virchows, Freiburg i. Br. 2008.

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Ulrike Kadi (Universität Wien) »Höllenfahrt in dunkle Räume« Caillois’ Überlegungen zur psychopathologischen Bedeutung des Raums werden in ihren Bezügen zu Eugène Minkowski und in ihren Übernahmen durch Jacques Lacan dargestellt. In einem Vergleich mit Paul Schilders zeitgenössischem Raumkonzept werden phantasmatische und triebhafte Aspekte dieser Raumvorstellung untersucht. Ulrike Kadi, Universitätsassistentin an der Klinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien, Fachärztin für Psychiatrie, Ärztin für Allgemeinmedizin, externe Lehrbeauftragte für Philosophie an den Universitäten Wien und Klagenfurt, Mitglied der Forschungsgruppe Psychoanalyse stuzzicadenti, der Neuen Wiener Gruppe (Lacan-Schule) sowie der Gruppe Phänomenologie. Arbeitsschwerpunkte: Strukturale Psychoanalyse, Theorien des Körpers. Publikationen (Auswahl): Wahn. Philosophische, psychoanalytische und kulturwissenschaftliche Perspektiven, Wien 2012 (mit Gerhard Unterthurner); texte. psychoanalyse. ästhetik. kulturkritik (Mithg. seit 2008); Normalität, Normalisierung, Normativität. Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst, Heft 1+2, 2006 (mit Gerhard Unterthurner); sinn macht unbewusstes. unbewusstes macht sinn, Würzburg 2005 (mit Gerhard Unterthurner); Traum, Logik, Geld. Freud, Husserl und Simmel zum Denken der Moderne, Tübingen 2001 (mit Brigitta Keintzel und Helmuth Vetter); Journal Phänomenologie (Mithg. 1997ff.).

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Georg Tscholl (Wien) »Im Labyrinth der Tatsachen: Georges Bataille, Roger Caillois, Jan Potocki« »Wenn die Poesie möglich ist« (Der Krake), dann hat auch diagonales Wissenschaften einen Stein im Brett derer, die sonst eines vor dem Kopf haben. Wenn die Poesie möglich ist, dann haben auch ungewöhnliche Verknüpfungen, überraschende Bezüge, waghalsige Assoziationen eine Chance. Wenn es Poesie gibt, dann gibt es auch – oder wenigstens diagonale – Wissenschaft. Man kann Caillois dabei zusehen (in Der Mensch und das Heilige, im Kraken, den Steinen, bei Méduse & Cie

), wie er Poesie, wie er Wissenschaft betreibt (beide unterschied er rigoros voneinander), wenn er auch im Unterschied zu Bataille und Potocki die Türen zu seiner Werkstatt regelmäßig abschloss. Die Art poétique von 1958 ist keine Ausnahme dieser allzu lässig formulierten  Regel:  Sie  ist  die  Werkstatt  selbst,  das  Atelier  als  Kunst  (Brian  O’Doherty).  Umgekehrt  konnte  Bataille nicht aufhören, sich seiner Mittel wegen zu bemitleiden. Sie waren es, die ihn voran- und gleichzeitig vom Weg abbringen mussten. Die Begegnungen der eigenen Art, phantastisch noch sie, werden zum fixen Zubehör seiner Auseinandersetzungen zu rechnen sein. Mit einem Maximum an Verstandes-, an Geisteskraft. Darin der dämonologischen Handschrift von Saragossa (1803–1815) verpflichtet, dem von Caillois rekonstruierten und euphorisch kommentierten Roman, der die Bauanleitung, Jan Potockis Poetologie, miterzählte. Mit den etablierten Tatsachen unzufrieden bzw. misstrauisch gegenüber den Automatismen des Denkens, seinen unaufgeklärten Voraussetzungen, haben diagonale Wissenschaftler es nicht von Haus aus auf Abwegiges abgesehen. Das ergibt sich aufgrund ihrer Heiterkeit und ihres Ernstes, mit denen sie bei der Sache, den Sachen waren, von alleine. Sie waren bedacht darauf, dass die Höhenflüge, das sogenannte Phantastische, Substanz hatte, dass den Ansichten und Anschauungen Beobachtungen vorausgingen, Untersuchungen des Eigenen und der anderen. Ihre Texte sind fundiert, es sind die Arbeiten von Gelehrten, das gilt selbstverständlich und gerade auch für Potocki. Dass alle drei methodologische Fragen stellten, erschütterte das eigene Fundament; das Defundierte wurde zum Argument einer Politik der Flucht nach vorne. Ausgang ungewiss: Denn auf dem Boden der Tatsachen waren sie die Architekten eines Labyrinths, in dem sie sich – zu unseren Gunsten – verirren konnten. Georg Tscholl, geboren in Zürich, lebt und arbeitet in Wien. Langjähriger Mitarbeiter und Leiter des Verlags Filmarchiv Austria und Lehrbeauftragter an der Universität Wien am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft. 2003 Promotion ebendort, die Dissertation (Krumme Geschäfte. Kleist, die Schrift, das Geld und das Theater) wird 2005 publiziert. Erschienen sind ein Aufsatz zu Brian de Palma (»Peep-Art: vom Beobachten im Quadrat«, 2006) und einer zu Ernst Lubitsch (»Die Mechanik des Glücks«, 2009), »Die Zeichen der Zeit« (in: Kunstschule, 365/2011). Herausgeber der Buchreihen TaschenKino (6 Bände, 2011) und der Biografie Filmen für Hitler. Die Karriere des NS-Starregisseurs Hans Steinhoff von Horst Claus (2012/2013).

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Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften Abteilung für Kunstgeschichte und Kunsttheorie

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Zu den Veranstalterinnen: Anne von der Heiden leitet die Abteilung für Kunstgeschichte und Kunsttheorie an der Kunstuniversität Linz; zuvor war sie Professorin für Kunst- und Medienwissenschaft an der Hochschule München (2009-2010) und Vertretungsprofessorin für Kultur- und Medienwissenschaft an der KHM Köln (2008). Sie promovierte an der Universität Bochum (Der Jude als Medium. »Jud Süß«),  war  Assistentin  von  Slavoj  Žižek  am  Kulturwissenschaftlichen Institut NRW, Fellow am Kolleg Friedrich Nietzsche (Weimar), Post-Doc-Stipendiatin am Graduiertenkolleg »Bild Körper Medium« der HfG Karlsruhe, Wissenschaftliche Kuratorin des Forschungsprojekts »The Post-Communist Condition« am ZKM Karlsruhe, Leiterin der Forschungsgruppe »Das Leben schreiben. Medientechnologie und die Wissenschaften vom Leben« an der Universität Weimar, Dozentin (in Vertretung der Professur für Medienästhetik) am IfM der Universität Basel und Koordinatorin des Graduiertenprogramms »Art & Science« an der Universität Zürich. Publikationen (Auswahl): Vom Sinn der Feindschaft, Berlin 2002 (mit Christian Geulen und Burkhard Liebsch); Privatisierungen. Zeitgenössische Kunst aus Osteuropa, Frankfurt a. M. 2004; Der Jude als Medium. »Jud Süß«, Zürich/Berlin 2005; Die Neue Menschheit. Biopolitische Utopien im Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Frankfurt a. M. 2005 (mit Boris Groys und Michael Hagemeister); Zurück aus der Zukunft. Osteuropäische Kulturen im Zeitalter des Postkommunismus, Frankfurt a. M. 2005 (mit Boris Groys und Peter Weibel); Blickzähmung und Augentäuschung. Zu Jacques Lacans Bildtheorie, Zürich/Berlin 2005 (mit Claudia Blümle); per imaginem. Bildlichkeit und Souveränität, Zürich/Berlin 2005; Privatisations. Contemporary Art from Eastern Europe, Frankfurt a. M. 2005; Ideologische Mechanismen der Gewalt, Weimar 2006; Politische Zoologie, Zürich/Berlin 2007 (mit Joseph Vogl); Medias in res, Bielefeld 2011 (mit Till Heilmann und Anna Tuschling); Autorität des Wissens, Zürich/Berlin 2012 (mit Nina Zschocke); Fort – Da. Religion und Imagination, Publikation im Erscheinen. Sarah Kolb, Kunsttheoretikerin und Kuratorin, promoviert an der Akademie der bildenden Künste Wien zu Henri Bergson und Marcel Duchamp. Nach ihrem Studium der Philosophie, Kunstgeschichte, Psychologie, Physik, u.a. an der Universität Wien war sie 2005-2006 Junior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) Wien, 2006-2007 IFK Abroad Fellow am Kulturwissenschaftlichen Forschungskolleg »Medien und kulturelle Kommunikation« an der Universität zu Köln, 2007-2008 Kuratorin in der Wiener Secession und 2011-2012 Stipendiatin am Duchamp-Forschungszentrum des Staatlichen Museums Schwerin. Seit 2011 ist sie Universitätsassistentin für Kunstgeschichte und Kunsttheorie an der Kunstuniversität Linz. Publikationen (Auswahl): »»Verzögerung in Glas«. Perspektiven zur Kunst der Verschleierung«, in: Anne von der Heiden (Hg.): Fort – Da. Religion und Imagination, Zürich 2012 (im Erscheinen); »Dem Werden auf die Pelle rücken. Bildtopologie bei Bergson, Duchamp und Lacan«, in: Ilka Becker, Michael Cuntz, Michael Wetzel (Hg.): Just not in time: Inframedialität und non-lineare Zeitlichkeiten in Kunst, Film, Literatur und Philosophie, München 2011, S. 135-157; »Punk Funk, der Funke und das Funkeln der Poesie«, in: Kurt Rudolf: DON’T PANIC, Wien 2009, S. 6-9; »Präzisionsmalerei und Indifferenzschönheit: Bergson, Duchamp und der Topos der Intuition«, in: ST/A/R. Städteplanung, Architektur, Religion, Nr. 15 (Oktober 2007), S. 75-78; »Living rooms«, in: Alexandra Berlinger, Wolfgang Fiel: tat ort. INWENDIG, Wien/New York 2007, S. 56-57; »NEU/ZEIT/WELT/ALL/SCHAU. Zur utopologischen Verfassung des Menschen«, in: Jutta Strohmaier: Im Dickicht, Graz 2005, S. 19-21; »Virtualität ist eine Frage der Faltung. Über Windungen, Gedächtnislücken und Gedankensprünge«, in: Lucas Gehrmann (Hg.): Lebt und arbeitet in Wien, Wien 2005, S. 169-171; »Aufmerksamkeit für sich allein ist ein Vergrößerungsglas«, in: Fabian Seiz: O. T., Wien 2005.