KONSERVIERUNG RESTAURIERUNG … · schlüsse zu ihrer Herkunft bringen. Konservatorische und...

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Fachbereich Wandmalerei Spätmittelalterliche Wandbilder im Franziskanerkreuzgang in Schwaz, 1. Viertel 16. Jh. Im September 2016 fand eine restauratorische Zustandserhebung an den bedeutenden spätmittelalterlichen Wandbildern im Kreuzgang des Franziskanerklosters in Schwaz statt. Dargestellt sind 22 Szenen aus der Passion Christi sowie zwei Szenen aus der Stigmatisation des hl. Franz von Assisi. Der Zyklus wurde vom Franziskaner Wilhelm von Schwaben wohl mit Gehilfen um 1526 fertig gestellt. Die auf einer Kalktünche ausgeführte Malerei stellt hinsichtlich ihrer Werktechnik in der Wandmalereigeschichte eine Besonderheit dar, weil sie durch eine sehr detailliert und fein ausgeführte Unterzeichnung vorbereitet worden ist. Heute ist nur mehr diese erhalten und zeigt eine außer- gewöhnlich hohe künstlerische Qualität. Die Restauriergeschichte erzählt von massiven Interventionen, angefangen von einer barocken Übermalung, einer ›Stil-Restaurierung‹ und mehreren ›Entrestaurie- rungen‹, die letztlich zu massiven Substanzverlusten der Malschicht geführt haben. Die bisherige Auswertung der Zustandserhebung zeigt ein gemischtes Bild und akuten Handlungsbedarf, die konservatori- sche Maßnahmen und ein weiteres Monitoring erforderlich machen. RestauratorInnen: Dipl. Rest. Jörg Riedel, Mag. a Magdalena Schindler Fachbereich Archäologie Merkur aus Frauenberg bei Leibnitz, 1. Jh. n. Chr. Der Tempelbezirk auf dem Frauenberg bei Leibnitz gehört zu den wichtigsten provinzialrömischen Fundstellen der Steiermark. Die leicht unterlebensgroße Marmorstatue des Gottes Merkur stammt aus der Verfüllung einer Grube im kaiserzeitlichen Heiligtum. Sechs Bruchstücke, darunter der abgebildete Torso, das linke Bein mit einem Widder als Stützfigur sowie weitere Fragmente wurden in den Jahren 2015 und 2016 geborgen. Die Bedeutung des Merkur im Tem- pelbezirk auf dem Frauenberg wird durch diesen Neufund deutlich, der gemeinsam mit einem Altar in einer Aedicula (einer Art Kapelle) im Heiligtum aufgestellt gewesen sein muss. Innerhalb der Provinz Noricum zählt dieser Neufund mit Sicherheit zu den qualitätvolls- ten seiner Art. Neben einer typologischen Untersuchung der Statue werden naturwissenschaftliche Untersuchungen des Marmors Auf- schlüsse zu ihrer Herkunft bringen. Konservatorische und restaurato- rische Maßnahmen umfassen eine Reinigung unter Berücksichtigung des Alterswerts sowie die Erarbeitung eines Präsentationskonzepts der Fragmente. Kooperation: Tempelmuseum Frauenberg, Archäologie ARGE, Universität Leoben Kontaktadresse Abteilung für Konservierung und Restaurierung Bundesdenkmalamt 1030 Wien, Arsenal, Objekt 15, Tor 4 T: +43 1 798 21 46 F: +43 1 798 21 46–49 E: [email protected] www.bda.at Leitung Dr. Bernd Euler-Rolle Die Tätigkeit der Abteilung für Konservierung und Res- taurierung ist inhaltlich und strategisch ausgerichtet. Das Aufgabenprofil zielt auf die Verknüpfung der Denk- malwerte mit den konservatorisch-restauratorischen Bedingungen und Möglichkeiten der praktischen Um- setzung. Die Forschungsstrategie ist in Programme, Quer- schnittsthemen und Einzelprojekte gegliedert, die aus denkmalpflegerisch-restauratorischen Grundfragen abgeleitet sind. Die Bündelung von verschiedensten Fachkompetenzen bei gleichzeitiger Abdeckung des gesamten Spektrums der Restaurierung in der Denkmalpflege ist ein Allein- stellungsmerkmal für die Abteilung. Durch die wissen- schaftliche Arbeitsweise und naturwissenschaftliche Analytik in dem angeschlossenen Labor des Bundesdenk- malamtes entsteht ein Wissenspool in den Material-, Kunst- und Konservierungstechnologien mit österreich- weitem Überblick. Die Forschungs- und Konservierungsprojekte der Abtei- lung schaffen Lösungsmodelle für hochwertige und komplexe Objekte ebenso wie für denkmalpflegerisch- restauratorische Alltagsfragen. Die Leitprojekte sind die Basis für die Richtlinienkompetenz der Abteilung für die Restaurierungen in der Denkmalpflege in Öster- reich. Durch Untersuchungen und Konzepterstellun- gen sowie durch Probe-, Muster- und Modellarbeiten werden Grundlagen für eine denkmalgerechte Vorgangs- weise geschaffen. Die Tätigkeit der Abteilung zählt zu den Kernaufgaben des Bundesdenkmalamtes, weil sie durch die Beurteilung und Qualitätssicherung von res- tauratorischen Maßnahmen an der Vollziehung des Denkmalschutzgesetzes direkt mitwirkt. Abteilung für KONSERVIERUNG und RESTAURIERUNG Naturwissenschaftliches Labor Polychromie auf Stein – Das Bildnis des Meisters Anton Pilgram von St. Stephan, dat. 1513 Bereits seit vielen Jahren bildet die Erforschung von Polychromie auf Stein einen der vielen Arbeitsschwerpunkte des Naturwissenschaft- lichen Labors. Durch die systematische Befundung entstand ein Wissenspool, der bereits viele Fragen sowohl zu Schadensprozessen als auch zur Kunsttechnologie oder zur Restaurier- und Objekt- geschichte beantworten konnte. Erst dieses Wissen erschließt das Objekt in seinem gesamten historischen Kontext und ermöglicht dadurch eine denkmalfachlich argumentierbare Definition eines Restaurierziels. Beispielgebend für die zahlreichen befundeten Skulp- turen und Kleindenkmäler wird das Bildnis Meister Anton Pilgrams aus dem Wiener Stephansdom vorgestellt. Die Bildhauerarbeit reprä- sentiert ein herausragendes Dokument des spätmittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Künstlerselbstverständnisses. Die naturwissen- schaftlichen Untersuchungen konnten bis zu vier Fassungen nach- weisen, die dem Werk auch heute noch ein sehr lebensnahes Aus- sehen verleihen. Kooperation: Dombauhütte St. Stephan Restauratorin: Gertrud Zowa Fachbereich Textil Projektentwicklung für die Reliquiensammlung der Stadtpfarrkirche Hall in Tirol Im nördlichen Seitenschiff der Stadtpfarrkirche von Hall in Tirol, der so genannten Waldaufkapelle, befindet sich die aus dem 15. Jahr- hundert stammende Reliquiensammlung. Das heutige Erscheinungs- bild ist von barocken und späteren Montierungen mit Textilien und Klosterarbeiten geprägt. Die Aufstellung erfolgte in barocken ver- glasten Schränken. Im Rahmen der Innenrestaurierung der Pfarr- kirche wurden auch für die Reliquien eine Erfassung der Erhaltungs- zustände und die Erstellung der darauf abgestimmten Maßnahmen- konzepte vorgesehen, wozu eine für den Erhaltungszustand repräsen- tative Kopfreliquie ausgewählt wurde. Parallel zur Untersuchung und Musterrestaurierung an dieser Reliquie werden die Reliquienkästen begutachtet und der für eine Konservierung und Restaurierung not- wendige Aufwand erhoben. Die Materialvielfalt der Objekte erfordert eine fächerübergreifende Zusammenarbeit von RestauratorInnen für Textil, Holz, Metall und Glas. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse kann das anzustrebende Restaurierziel definiert, das darauf abge- stimmte Maßnahmenkonzept entwickelt und das entsprechende Leistungsverzeichnis erstellt werden. Fachbereich Gemälde Depotfähigkeit für das Fastentuch der Stadtpfarre Linz, 17. Jh. Das aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammende monumentale Fastentuch der Stadtpfarre Linz ist auf Grund seines schlechten Erhal- tungszustandes außer Gebrauch geraten. Materialtechnische Belas- tungen haben im Bereich der Malerei zur Versprödung des Träger- gewebes und in der Folge zu umfangreichen Brüchen und Verlusten geführt. Eine zusätzliche Schadensursache begründet sich in einer unsachgemäßen Deponierung, bei der das mit der Bildseite nach innen auf einer Holzstange mit nur 6 cm Durchmesser aufgerollte Gemälde bei ungünstigen Umfeldbedingungen gelagert worden ist. Da die Pfarre ein weiteres, bereits 2016 in den Gebrauch zurückgeführ- tes Fastentuch besitzt, wurde für dieses Tuch die gesicherte Verwah- rung auf einer geeigneten Depotrolle angestrebt. Dazu wurden im unteren Bildabschnitt die ausgeprägten Deformierungen niedergelegt, die unzähligen Risse ausgerichtet, zusammengeführt und temporär gesichert. Die Maßnahmen beschränkten sich auf Bestandssicherung und Erreichung einer möglichst belastungsfreien Verwahrung. Kooperation: Heeresgeschichtliches Museum – Gemälderestaurierung Restauratorinnen: Mag. a Doris Burgstaller-Rogers, Mag. a Christiane Rieder Abteilung für KONSERVIERUNG und RESTAURIERUNG 2017

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Fachbereich Wandmalerei

Spätmittelalterliche Wandbilder im Franziskanerkreuzgang in Schwaz, 1. Viertel 16. Jh.

Im September 2016 fand eine restauratorische Zustandserhebung an den bedeutenden spätmittelalterlichen Wandbildern im Kreuzgang des Franziskanerklosters in Schwaz statt. Dargestellt sind 22 Szenen aus der Passion Christi sowie zwei Szenen aus der Stigmatisation des hl. Franz von Assisi. Der Zyklus wurde vom Franziskaner Wilhelm von Schwaben wohl mit Gehilfen um 1526 fertig gestellt. Die auf einer Kalktünche ausgeführte Malerei stellt hinsichtlich ihrer Werktechnik in der Wandmalereigeschichte eine Besonderheit dar, weil sie durch eine sehr detailliert und fein ausgeführte Unterzeichnung vorbereitet worden ist. Heute ist nur mehr diese erhalten und zeigt eine außer-gewöhnlich hohe künstlerische Qualität. Die Restauriergeschichte erzählt von massiven Interventionen, angefangen von einer barocken Übermalung, einer ›Stil-Restaurierung‹ und mehreren ›Entrestaurie-rungen‹, die letztlich zu massiven Substanzverlusten der Malschicht geführt haben. Die bisherige Auswertung der Zustands erhebung zeigt ein gemischtes Bild und akuten Handlungsbedarf, die konservatori-sche Maßnahmen und ein weiteres Monitoring erforderlich machen.

RestauratorInnen: Dipl. Rest. Jörg Riedel, Mag.a Magdalena Schindler

 Fachbereich Archäologie

Merkur aus Frauenberg bei Leibnitz, 1. Jh. n. Chr.

Der Tempelbezirk auf dem Frauenberg bei Leibnitz gehört zu den wichtigsten provinzialrömischen Fundstellen der Steiermark. Die leicht unterlebensgroße Marmorstatue des Gottes Merkur stammt aus der Verfüllung einer Grube im kaiserzeitlichen Heiligtum. Sechs Bruchstücke, darunter der abgebildete Torso, das linke Bein mit einem Widder als Stützfigur sowie weitere Fragmente wurden in den Jahren 2015 und 2016 geborgen. Die Bedeutung des Merkur im Tem-pelbezirk auf dem Frauenberg wird durch diesen Neufund deutlich, der gemeinsam mit einem Altar in einer Aedicula (einer Art Kapelle) im Heiligtum aufgestellt gewesen sein muss. Innerhalb der Provinz Noricum zählt dieser Neufund mit Sicherheit zu den qualitätvolls-ten seiner Art. Neben einer typologischen Untersuchung der Statue werden naturwissenschaftliche Untersuchungen des Marmors Auf-schlüsse zu ihrer Herkunft bringen. Konservatorische und restaurato-rische Maßnahmen umfassen eine Reinigung unter Berücksichtigung des Alterswerts sowie die Erarbeitung eines Präsentationskonzepts der Fragmente.

Kooperation: Tempelmuseum Frauenberg, Archäologie ARGE, Universität Leoben

KontaktadresseAbteilung für Konservierung und RestaurierungBundesdenkmalamt1030 Wien, Arsenal, Objekt 15, Tor 4T: +43 1 798 21 46F: +43 1 798 21 46–49E: [email protected]

LeitungDr. Bernd Euler-Rolle

Die Tätigkeit der Abteilung für Konservierung und Res - taurierung ist inhaltlich und strategisch ausgerichtet. Das Aufgabenprofil zielt auf die Verknüpfung der Denk-malwerte mit den konservatorisch-restauratorischen Bedingungen und Möglichkeiten der praktischen Um - setzung. Die Forschungsstrategie ist in Programme, Quer-schnittsthemen und Einzelprojekte gegliedert, die aus denkmalpflegerisch-restauratorischen Grund fragen abgeleitet sind.

Die Bündelung von verschiedensten Fachkompetenzen bei gleichzeitiger Abdeckung des gesamten Spektrums der Restaurierung in der Denkmalpflege ist ein Allein-stellungsmerkmal für die Abteilung. Durch die wissen-schaftliche Arbeitsweise und naturwissenschaftliche Analytik in dem angeschlossenen Labor des Bundesdenk-malamtes entsteht ein Wissenspool in den Material-, Kunst- und Konservierungstechnologien mit österreich-weitem Überblick.

Die Forschungs- und Konservierungsprojekte der Abtei - lung schaffen Lösungsmodelle für hochwertige und komplexe Objekte ebenso wie für denkmalpflegerisch- restauratorische Alltagsfragen. Die Leitprojekte sind die Basis für die Richtlinienkompetenz der Abteilung für die Restaurierungen in der Denkmalpflege in Öster - reich. Durch Unter suchungen und Konzepterstellun - gen sowie durch Probe-, Muster- und Modellarbeiten werden Grundlagen für eine denkmalgerechte Vorgangs-weise geschaffen. Die Tätigkeit der Abteilung zählt zu den Kernauf gaben des Bundes denkmalamtes, weil sie durch die Be urteilung und Qualitätssicherung von res-tauratori schen Maß nahmen an der Vollziehung des Denkmalschutzgesetzes direkt mitwirkt.

Abteilung für KONSERVIERUNG und RESTAURIERUNG

Naturwissenschaftliches Labor

Polychromie auf Stein – Das Bildnis des Meisters Anton Pilgram von St. Stephan, dat. 1513

Bereits seit vielen Jahren bildet die Erforschung von Polychromie auf Stein einen der vielen Arbeitsschwerpunkte des Naturwissenschaft-lichen Labors. Durch die systematische Befundung entstand ein Wissens pool, der bereits viele Fragen sowohl zu Schadens prozessen als auch zur Kunsttechnologie oder zur Restaurier- und Objekt-geschichte beantworten konnte. Erst dieses Wissen erschließt das Objekt in seinem gesamten historischen Kontext und ermöglicht dadurch eine denkmalfachlich argumentierbare Definition eines Restaurierziels. Beispielgebend für die zahlreichen befundeten Skulp-turen und Kleindenkmäler wird das Bildnis Meister Anton Pilgrams aus dem Wiener Stephansdom vorgestellt. Die Bildhauerarbeit reprä-sentiert ein herausragendes Dokument des spätmittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Künstlerselbstverständnisses. Die naturwissen-schaftlichen Untersuchungen konnten bis zu vier Fassungen nach-weisen, die dem Werk auch heute noch ein sehr lebensnahes Aus-sehen verleihen.

Kooperation: Dombauhütte St. StephanRestauratorin: Gertrud Zowa

 Fachbereich Textil

Projektentwicklung für die Reliquien sammlung der Stadtpfarrkirche Hall in Tirol

Im nördlichen Seitenschiff der Stadtpfarrkirche von Hall in Tirol, der so genannten Waldaufkapelle, befindet sich die aus dem 15. Jahr-hundert stammende Reliquiensammlung. Das heutige Erscheinungs-bild ist von barocken und späteren Montierungen mit Textilien und Kloster arbeiten geprägt. Die Aufstellung erfolgte in barocken ver-glasten Schränken. Im Rahmen der Innenrestaurierung der Pfarr-kirche wurden auch für die Reliquien eine Erfassung der Erhaltungs-zustände und die Erstellung der darauf abgestimmten Maßnahmen-konzepte vorgesehen, wozu eine für den Erhaltungszustand repräsen-tative Kopfreliquie ausgewählt wurde. Parallel zur Untersuchung und Musterrestaurierung an dieser Reliquie werden die Reliquienkästen begutachtet und der für eine Konservierung und Restaurierung not-wendige Aufwand erhoben. Die Materialvielfalt der Objekte erfordert eine fächerübergreifende Zusammenarbeit von RestauratorInnen für Textil, Holz, Metall und Glas. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse kann das anzustrebende Restaurierziel definiert, das darauf abge-stimmte Maßnahmenkonzept entwickelt und das entsprechende Leistungsverzeichnis erstellt werden.

 Fachbereich Gemälde

Depotfähigkeit für das Fastentuch der Stadtpfarre Linz, 17. Jh.

Das aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammende monumentale Fastentuch der Stadtpfarre Linz ist auf Grund seines schlechten Erhal-tungszustandes außer Gebrauch geraten. Materialtechnische Belas-tungen haben im Bereich der Malerei zur Versprödung des Träger-gewebes und in der Folge zu umfangreichen Brüchen und Verlusten geführt. Eine zusätzliche Schadensursache begründet sich in einer unsachgemäßen Deponierung, bei der das mit der Bildseite nach innen auf einer Holzstange mit nur 6 cm Durchmesser auf gerollte Gemälde bei ungünstigen Umfeldbedingungen gelagert worden ist. Da die Pfarre ein weiteres, bereits 2016 in den Gebrauch zurückgeführ-tes Fastentuch besitzt, wurde für dieses Tuch die gesicherte Verwah-rung auf einer geeigneten Depotrolle angestrebt. Dazu wurden im unteren Bildabschnitt die ausgeprägten Deformierungen nieder gelegt, die unzähligen Risse ausgerichtet, zusammengeführt und temporär gesichert. Die Maßnahmen beschränkten sich auf Bestands sicherung und Erreichung einer möglichst belastungsfreien Verwahrung.

Kooperation: Heeresgeschichtliches Museum – GemälderestaurierungRestauratorinnen: Mag.a Doris Burgstaller-Rogers, Mag.a Christiane Rieder

 Abteilung für KONSERVIERUNG und RESTAURIERUNG

2017

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Impressum:Für den Inhalt verantwortlich: BundesdenkmalamtAbteilung für Konservierung und Restaurierung Fotos: Irene Dworak, Petra Laubenstein, Bettina Neubauer-Pregl Grafische Gestaltung: Labsal Grafik Design Druck: Samson Druck GmbH

Abteilung für KONSERVIERUNG und RESTAURIERUNG  Fachbereich Skulptur | Holz

›Doppelmadonna‹ aus der Pfarrkirche Kleinhain, 1. H. 16. Jh.

Bei der doppelseitigen spätgotischen Strahlenkranzmadonna handelt es sich um eine der wenigen heute noch im sakralen Umfeld erhalte-nen Exemplare dieses Madonnentypus in Österreich. Die polychrom gefasste Holzskulptur – aus zwei nahezu identischen Hälften zusam-mengesetzt – zeigte durch klimatische Einflüsse verursachte Schäden und negativ gealterte Restaurierungsmaßnahmen. Die exponierte Auf-stellung des Objekts im Kirchenraum – unmittelbar im Bereich der Türöffnungen – führte unter anderem dazu, dass belastende klima-tische Verhältnisse direkt auf das Objekt einwirken konnten, die zu teilweise ausgeprägten Haftungsverlusten an der Substanz führten. Das Restaurierziel umfasste primär die Substanzsicherung sowie die Abnahme bzw. Integration früherer Interventionen. Durch die Neupräsentation im Mittelschiff (›hängende‹ Montage) konnten eine Verbesserung des klimatischen Umfeldes und ein erhöhter Diebstahl-schutz für das Objekt erreicht werden. Um eine langfristige Verbes-serung der Umfeldbedingungen zu erreichen, wird in Zusammen-arbeit mit der Pfarre ein kontrolliertes Lüftungsverhalten angestrebt.

RestauratorInnen: Konservierung: Ing.in Mag.a Isabella GmeindlKonzept und Montage: Mag.a Julia Amann, Wolfgang Martin

Fachgespräch

In guter VerFassung – Drei gotische Madonnen aus Stein auf ihrem Weg durch die Zeit

Am 18. Februar 2016 lud die Abteilung für Konservierung und Res-taurierung eine interessierte Kollegenschaft aus dem In- und Aus-land zu einem Fachgespräch zum Thema der Konservierung und Restaurierung von Fassung auf Stein. Grundlage für dieses Kollo-quium bildeten die kürzlich abgeschlossenen Restaurierungen von drei polychrom gefassten Madonnen aus dem frühen 14. Jahrhun-dert. Die ›Minoritenmadonna‹, die ›Salesianerinnenmadonna‹ und die ›Friesacher Madonna‹ repräsentieren Höhepunkte österreichischer Bildhauerkunst des Mittelalters, zeigen jedoch stark unterschied-liche Erhaltungszustände, die vor allem von einer durch Sehnsucht nach Authentizität geprägten Wertvorstellung vom ursprünglichen Original zustand dominiert sind. Schwerpunkte der Vorträge bilde-ten die mittelalterliche Fassungsgeschichte der Skulpturen mit ihren Konsequenzen für Bedeutungsgehalt, Ansichtigkeit und Rezeption sowie der Umgang mit den Vorgängerrestaurierungen.

Publikation

Markus SantnerBild versus Substanz:Die Restaurierung mittelalterlicher Wandmalerei im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis (1850–1970)

Das Buch beleuchtet die spannenden Zusammenhänge zwischen den Sichtweisen der (Künstler-)Restauratoren, der Kunsthistoriker, der Konservatoren und der Denkmalpfleger anhand der Geschichte der Restaurierung von mittelalterlicher Wandmalerei in Österreich von 1850 bis 1970. Die durch Freilegungen und Restaurierungen belasteten Zustände wurden dahingehend untersucht, in welchem Verhältnis Substanzerhaltung und Bildwirkung jeweils zueinander stehen und den heute überlieferten Zustand prägen. Durch ein Ausbalancieren wurden Restaurierziele festgelegt, die im Spannungsverhältnis von restauratorischem Handeln, denkmalpflegerischen Leitlinien sowie kunsthistorischen Vorstellungen standen. Ein Fundus an Quellen und zahlreiche Fallbeispiele, namentlich aus Kärnten mit seinem überaus reichen Bestand an mittelalterlichen Wandmalereien, sind die Grundlage für die Forschungsleistung dieses Buchs.

Herausgeber: Bundesdenkmalamt

  Fachbereich Papier

Zwangsarbeiterakten der NS-Zeit aus dem Feuerleitturm im Wiener Arenbergpark

Die 2012 im Feuerleitturm im Wiener Augarten geborgenen Doku-mente zählen zu den wenigen Originaldokumenten, die den Ein-satz der überwiegend italienischen Zwangsarbeiter beim Bau der NS-Wehranlagen belegen. Beim Versuch, diese erschreckend minu-ziös geführten Aufzeichnungen bei Kriegsende durch Verbrennung zu vernichten, wurden diese Zeitdokumente zu einem erheblichen Teil zerstört. Das geborgene, sichergestellte und nach einer Erstver-sorgung provisorisch deponierte Fundmaterial benötigte eine rasche Umsetzung weiterer konservatorischer Maßnahmen zur Bestands-sicherung. Daher wurde im Rahmen eines Pilotprojekts an ausge-wählten, für den Erhaltungszustand repräsentativen Artefakten ein Maßnahmenkonzept entwickelt. Auf Basis der gewonnenen Erkennt-nisse konnte dann im Sommer 2016 an ca. 600 Dokumenten das Kon-zept zur Konservierung umgesetzt werden. Die weitere Zielsetzung beinhaltet eine zur Nutzung geeignete Archivierung der Daten und eine gesicherte Deponierung der Artefakte.

Kooperation: iFAG – interdisziplinäres Forschungszentrum Architektur und Geschichte, Akademie der bildenden Künste Wien – Institut für Konservierung und RestaurierungRestauratorInnen: Mag.a Dr.in Sigrid Eyb-Green, Mag.a Doris Hess, Studierende der Akademie der bildenden Künste

Fachbereich Stein

Verkündigungsengel aus dem Stephansdom, 15. Jh.

Der Verkündigungsengel ist eine von über 100 Pfeilerfiguren aus dem Langhaus des Wiener Stephansdoms. Die überlebensgroße Skulptur wurde in den 1940er Jahren restauratorisch stark überarbeitet, wobei damals die im 19. Jahrhundert erneuerte und dem Stil der damali-gen Zeit entsprechende Neufassung als störend und ver fälschend empfunden und abgenommen worden ist. Nur wenige Spuren der mittelalterlichen Polychromie haben sich fragmentarisch erhalten. Kopf und Rumpf sind aus zwei Steinblöcken gearbeitet, wobei natur-wissenschaftliche Untersuchungen die Frage nach der ursprüng-lichen Komposition zu klären versuchen werden. Sowohl Haftungs-verluste an den wenigen noch bestehenden Fassungsresten als auch Schäden an dem weichen Breitenbrunner Kalksandstein erfordern eine konservatorische Intervention. Die Arbeiten bilden eine kon-zeptionelle Grundlage für eine konservatorische Behandlung aller Pfeilerfiguren von St. Stephan.

Kooperation: Dombauhütte St. StephanRestauratorin: Gertrud Zowa

Außenarbeit

Römersteinwand von Schloss Seggau

Die zahlreichen, vorwiegend von den Gräberfeldern der einstigen Römerstadt Flavia Solva stammenden Grabsteine wurden 1831 als stän-dige museale Präsentation im Schloss Seggau an einer Außenwand eingebaut. Aufgrund witterungsbedingter Einwirkungen stehen die Marmorsteine unter permanenter Belastung und benötigen dringend Erhaltungsmaßnahmen. Dazu wurden nach den Befund erhebungen von 1993 und 2009 im Juni 2016 Probe- und Musterarbeiten für eine konservatorische Versorgung der Objekte durchgeführt. Weiters wird ein Gesamtkonzept erarbeitet, das neben der nachhaltigen Konser-vierung der geschädigten Steine auch ein verbessertes Monitoring enthält. Dadurch soll wiederum eine Verbesserung des Schutzes gegenüber Witterungseinflüssen erreicht werden. Neben den kon-servatorischen Maßnahmen soll auch eine dem historischen Erschei-nungsbild entsprechende Präsentation der Steinsammlung erarbeitet werden, die eine bessere Integration der Spolien in den Fassadenputz ermöglichen soll.

RestauratorInnen: Mag.a Susanne Sandner, Murat Yasar, BA, Mag. Johann Nimmrichter