Kontrollierte Dermabrasion mit einem neuartigen Erbium-YAG-Lasersystem Vorläufiger...

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A K T U E L L E K U R Z M I T T E I L U N G Hautarzt (1996) 47: 530–532 C Springer-Verlag 1996 Zusammenfassung Die Gründe für die Entwicklung gepulster Lasersysteme sowie Un- terschiede gegenüber Dauer- strich-Lasern werden aufgezeigt und die wesentlichen Vor- und Nachteile sowie die entsprechen- den Indikationen genannt. Weiter- hin wird der ERBIUM-YAG-LA- SER dem ultragepulsten CO 2 -LA- SER in seiner Wirkungsweise ge- genübergestellt. Schließlich wer- den 2 dokumentierte Behand- lungsergebnisse mit dem ER- BIUM-YAG-LASER kommentiert. Schlüsselwörter Erbium-Yag-Laser Dermabra- sion – Aktinische Elastose Kontrollierte Dermabrasion mit einem neuartigen Erbium- YAG-Lasersystem Vorläufiger Erfahrungsbericht Gabriele Teikemeier 1 und Ernst Stein 2 1 Düsseldorf 2 Ludwigshafen am Rhein In den letzten Jahren wurden gepulste Lasersysteme mit großem Erfolg bei der Behandlung vaskulärer Läsionen und bei der Entfernung bestimmter Hautpigmentierungen, insbesondere von Tätowierungen eingesetzt [1, 6, 7, 9]. Wachsendes Interesse besteht in der Dermatologie und plastischen Chirurgie insbesondere für Metho- den, die eine möglichst präzise und kontrollierte Feinstdermabrasion oh- ne thermische Nebenwirkungen er- möglichen [13]. Die Anwendung von Dauerstrich (cw5contineous wave) – Lasern (z.B. CO 2 -Lasersysteme) hatte bisher keinen grundsätzlich neuen Therapieansatz geboten. Infolge Ge- webekarbonisierung und Koagulation ergab sich durch diese thermische Dermabrasion kein entscheidender Vorteil gegenüber der mechanischen Dermabrasion; diese Verfahren waren eher mit einem noch größeren Nar- benrisiko belastet. Voraussetzung für die feine Abla- tion oberflächlicher Hautschichten sind Lasersysteme, die eine kontrol- lierte Abtragung mit minimalstem thermischen Schädigungsrisiko5Nar- benbildung verbinden. In diesem Zu- sammenhang wurde in der letzten Zeit vermehrt über ultragepulste CO 2 -La- sersysteme berichtet. Mit diesen Sy- stemen war es erstmals gelungen, das Risiko der thermischen Schädigung zu reduzieren, so daß diese Systeme erfolgreich beim sog. „Skin-Resurfa- cing“ oder als „Antifaltenlaser“ ein- gesetzt werden. Wir berichten über die ersten eige- nen klinischen Erfahrungen mit ei- nem neuartigen Lasertyp, der im Ver- gleich zu den ultragepulsten CO 2 -Sy- stemen aufgrund seiner physikali- schen Eigenschaften (hohe spezifi- sche Absorption der Laserenergie im Gewebewasser, kurze Pulsdauer un- terhalb der thermischen Relaxations- zeit des Gewebes, kontrollierte Abtra- gung von ca. 40 mm Gewebedicke) ei- ne sog. „kalte“ Ablation von Gewebe ermöglicht. Experimentelle Studien mit diesem System, die von Kaufmann und Hibst durchgeführt wurden, zeigten, daß aufgrund der speziellen physikali- schen Eigenschaften dieses Lasers neben einer feinsten, kontrollierten Abtragung auch das Risiko von thermischen Nebenwirkungen (Nar- benbildungyRötung) und von Schmerzen deutlich reduziert ist [2, 3, 5, 8]. Mit dem Ziel, zunächst ausrei- chend Erfahrung mit diesem neuen System zu gewinnen, erfolgten – aus Vergleichsgründen getrennte – eigene experimentelle Studien an Hautlap- pen frisch geschlachteter Schweine, die den Literatur-Angaben gemäß verliefen. Im Rahmen einer klinischen Studie wurde sodann der Erbium-YAG-Laser bisher bei 200 Fällen (Teikemeier) und 46 Fällen (Stein) mit verschieden- sten Indikationen eingesetzt, über de- Dr. G. Teikemeier, Vohwinkelallee 2a, D- 40229 Düsseldorf 530

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A K T U E L L E K U R Z M I T T E I L U N G

Hautarzt (1996) 47: 530–532C Springer-Verlag 1996Zusammenfassung

Die Gründe für die Entwicklunggepulster Lasersysteme sowie Un-terschiede gegenüber Dauer-strich-Lasern werden aufgezeigtund die wesentlichen Vor- undNachteile sowie die entsprechen-den Indikationen genannt. Weiter-hin wird der ERBIUM-YAG-LA-SER dem ultragepulsten CO2-LA-SER in seiner Wirkungsweise ge-genübergestellt. Schließlich wer-den 2 dokumentierte Behand-lungsergebnisse mit dem ER-BIUM-YAG-LASER kommentiert.

Schlüsselwörter

Erbium-Yag-Laser – Dermabra-sion – Aktinische Elastose

Kontrollierte Dermabrasionmit einem neuartigen Erbium-YAG-Lasersystem

Vorläufiger Erfahrungsbericht

Gabriele Teikemeier1 und Ernst Stein21 Düsseldorf2 Ludwigshafen am Rhein

In den letzten Jahren wurden gepulsteLasersysteme mit großem Erfolg beider Behandlung vaskulärer Läsionenund bei der Entfernung bestimmterHautpigmentierungen, insbesonderevon Tätowierungen eingesetzt [1, 6,7, 9].

Wachsendes Interesse besteht inder Dermatologie undplastischenChirurgie insbesondere für Metho-den, die eine möglichst präzise undkontrollierte Feinstdermabrasion oh-ne thermische Nebenwirkungen er-möglichen [13]. Die Anwendung vonDauerstrich (cw5contineous wave) –Lasern (z.B. CO2-Lasersysteme) hattebisher keinen grundsätzlich neuenTherapieansatz geboten. Infolge Ge-webekarbonisierung und Koagulationergab sich durch diese thermischeDermabrasion kein entscheidenderVorteil gegenüber der mechanischenDermabrasion; diese Verfahren wareneher mit einem noch größeren Nar-benrisiko belastet.

Voraussetzung für die feine Abla-tion oberflächlicher Hautschichtensind Lasersysteme, die eine kontrol-lierte Abtragung mit minimalstemthermischen Schädigungsrisiko5Nar-benbildung verbinden. In diesem Zu-sammenhang wurde in der letzten Zeitvermehrt über ultragepulste CO2-La-sersysteme berichtet. Mit diesen Sy-stemen war es erstmals gelungen, dasRisiko der thermischen Schädigungzu reduzieren, so daß diese Systeme

erfolgreich beim sog. „Skin-Resurfa-cing“ oder als „Antifaltenlaser“ ein-gesetzt werden.

Wir berichten über die ersten eige-nen klinischen Erfahrungen mit ei-nem neuartigen Lasertyp, der im Ver-gleich zu den ultragepulsten CO2-Sy-stemen aufgrund seiner physikali-schen Eigenschaften (hohe spezifi-sche Absorption der Laserenergie imGewebewasser, kurze Pulsdauer un-terhalb der thermischen Relaxations-zeit des Gewebes, kontrollierte Abtra-gung von ca. 40mm Gewebedicke) ei-ne sog. „kalte“ Ablation von Gewebeermöglicht.

Experimentelle Studien mit diesemSystem, die von Kaufmann und Hibstdurchgeführt wurden, zeigten, daßaufgrund der speziellen physikali-schen Eigenschaften dieses Lasersneben einer feinsten, kontrolliertenAbtragung auch das Risiko vonthermischen Nebenwirkungen (Nar-benbildungyRötung) und vonSchmerzen deutlich reduziert ist [2, 3,5, 8].

Mit dem Ziel, zunächst ausrei-chend Erfahrung mit diesem neuenSystem zu gewinnen, erfolgten – ausVergleichsgründen getrennte – eigeneexperimentelle Studien an Hautlap-pen frisch geschlachteter Schweine,die den Literatur-Angaben gemäßverliefen.

Im Rahmen einer klinischen Studiewurde sodann der Erbium-YAG-Laserbisher bei 200 Fällen (Teikemeier)und 46 Fällen (Stein) mit verschieden-sten Indikationen eingesetzt, über de-

Dr. G. Teikemeier, Vohwinkelallee 2a, D-40229 Düsseldorf

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ren Ergebnisse demnächst berichtetwerden soll.

Nachfolgend sollen zwei erste kli-nische Ergebnisse vorgestellt und undjeweils kurz kommentiert werden.

Methode

Die Behandlung wurde ausgeführt mit ei-nem gepulsten Erbium-YAG-Laser der Fa.Conbio. Wellenlänge: 2,94mm. EinstellbareImpulsenergie: 100–1700 mJ. Impulsfolge-rate: 5–12 Imp.ys. Maximale Leistung: 20Watt. Spottgrößen: 1; 2,5; 7 mm.

Kasuistik

1. Patientin (Teikemeier)

Anamnese.47jährige Frau mit ausgeprägteraktinischer Elastose der Gesichtshaut undtiefen, ausgeprägten Oberlippenfalten (Abb.1). Kein Herpes simplex bekannt.

Therapiemaßnahmen.Laserung der einzel-nen Falten. 60 min zuvor Auftragen von Em-la-Salbe als Okklusivverband. Vor BeginnHautdesinfektion mit Betaisodona-Lösung.

Behandlungsparameter.Der Eingriff erfolg-te mit einer Energie von 400–500 mJyEin-zelpuls und Frequenz von 10 Iysec; Spotgrö-ße 2,5 mm.

Nachbehandlung.Versorgung der an einzel-nen Stellen punktförmig blutenden Läsionmit Hydrokolloid-Verbänden.

Verlauf. Unmittelbar nach der BehandlungRötung und Anschwellung der behandeltenBereiche. Bei Wiedervorstellung (WV) nach3 Tagen leichte, z.T. hämorrhagische Kru-stenbildungen, die innerhalb von 7 Tagen ab-gefallen waren (Abb. 2). Bei WV nach 4 Wo-chen waren die äußeren Radiärfalten nichtmehr erkennbar (Abb. 1, 3), die tiefere, in-nenliegende Falte ist deutlich abgeflacht undverbessert.

Hautarzt (1996) 47: 530–532C Springer-Verlag 1996

Depth-controlled dermabra-sion with a newly developederbium-yag laser. Preliminaryreport

G. Teikemeier and E. Stein

Summary

The reasons for the development ofpulsed lasers, as well as the differ-ences between them and continu-ous lasers are discussed. Both theadvantages and disadvantages ofsuch lasers, as well as the indica-tions are presented. Furthermore,the erbium-yag laser is contrastedto the ultra-pulsed CO2 laser. Twocase reports demonstrate the effec-tiveness of the erbium-yag laser.

Key words

ERBIUM-YAG laser – Skin abla-tion – Skin resurfacing – Actinicelastosis

Abb. 1. Patientin 1 (Teigemeier) Hautbild vor der Behandlung

Abb. 2. Die gleiche Patientin, wie Abb. 1, 7 Tage nach der Behandlung

Abb. 3. Gleiche Patientin wie Abb. 1 und 2, 4 Wochen danach

Abb. 4. Patientin 1 (Stein) Hautbild vor der Behandlung

Abb. 5. Die gleiche Patientin wie Abb. 4 unmittelbar nach der Laserbehandlung

Abb. 6. Gleiche Patientin wie Abb. 4 und 5, 3 Wochen danach

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Kommentar zum Behandlungsergebnis.Eshandelt sich bei dieser Patientin um die ersteLaserung, so daß uns das Ergebnis diesesersten Eingriffs überzeugte. Nach den vor-liegenden Erfahrungen erweist es sich alsgünstig, zuerst eine Laserung des Gesamtbe-handlungsareales mit nachfolgender Abtra-gung einzelner Stellen (Faltenschulter) miteiner Laserleistung zwischen 4–7 Watt (ent-spricht 400–700 mJyEinzelplus) durchzu-führen. Im Gegensatz zu anderen mit demErbium-YAG-Laser durchführbaren Abtra-gungstechniken hat es sich als vorteilhaft er-wiesen, beim sog. „Skin-Resurfacing“ mitniedrigeren Ausgangsleistungen (4–6 Watt)zu beginnen und im Verlauf der Abtragungdie Laserparameter auf die deutlich erkenn-bare Gewebereaktion abzustimmen.

Die abgeflachte, noch erkennbare Ra-diärfalte wird frühestens nach 3–4 Monaten,falls erforderlich, nachbehandelt. Nach denuns vorliegenden Beobachtungen ist im Ver-lauf der nächsten Monate mit einer weiterenVerbesserung zu rechnen.

2. Patientin (Stein)

Anamnese.52jährige Frau mit ausgeprägtensog. Krähenfüßen bds. (Abb. 4). Kein Her-pes simplex bekannt.

Therapiemaßnahmen.Laserung des linkenlateralen Augenwinkelbereiches. 45 min zu-vor wurde Emla-Salbe mit Okklusionsfolieaufgetragen. Zur Desinfektion kam Kodanzur Anwendung.

Behandlungsparameter.Der Eingriff erfolg-te bei einer Leistung von 4 Watt, (Impulsfol-gerate: 10 Iysec; Energie: 0,4 Joule) mit derSpotgröße 2,5 mm.

Nachbehandlung.Versorgung der nicht blu-tenden Läsion zunächst mit einer Erythro-mycin-haltigen, hautfarbenen Creme. An-schließend Kryopackungen in 2tägigen In-tervallen.

Verlauf.Unmittelbar nach dem Eingriff Rö-tung und entzündliche Anschwellung des be-handelten Areals (Abb. 5). Bei WV nach 48h Krustenbildungen erkennbar, die 3 Wo-chen danach abgefallen waren und eine weit-gehend unauffällige Haut im Behandlungs-bereich erkennen ließen (Abb. 6).

Kommentar zum Behandlungsergebnis.Daes sich im vorliegenden Falle um bereitsdeutlich eingekerbte Faltenbildungen han-delte, erscheint uns das Ergebnis nach die-sem ersten, etwa 10 min dauernden Eingriffüberzeugend.

Unserer bisherigen Erfahrung gemäß, er-weist es sich beim „Skin-Resurfacing“ alsgünstiger, mit einer eher geringeren Lei-stung (4–5 Watt), und höheren Rate (9–10Iysec) die betreffenden Hautbereiche, demvorliegenden Hautrelief entsprechend,mehrfach hintereinander in der gleichen Sit-zung zu lasern.

Die noch verbliebene waagerecht verlau-fende Hautfalte im Augenwinkel, soll in ei-ner zweiten Sitzung beseitigt werden.

Literatur

1. Anderson RR, Parrish JA (1983) Selec-tive photothermolysis: precise micro-surgery by selective absorption of pulsedradiation. Science 524–527

2. Freemont AJ, Charlton A, Wannof NM,Dickinson MR, King TA (1992) Post-op-erative healing of erbium YAG laser inci-sions. Lasers Med Sci 7: 449–453

3. Hibst R, Kaufmann R (1955) Vergleichverschiedener Mittelinfrarot-Laser fürdie Ablation der Haut. In: Lasermedizin11. Fischer, pp 19–26

4. Hobbs ER, Bailin PL, Wheeland RG,Raatz JL (1987) Superpulsed lasers:minimizing thermal dammage with shortduration, high irridiance pulses. J Der-matol Surg Omcol 13: 955–964

5. Kaufmann R, Hartmann A, Hibst R(1994) Cutting and skin-ablative proper-ties of pulsed mid-infrared laser surgery.J Dermatol Surg Oncol 20: 112–118

6. Stein E (1954) Rubinlaser zur Pig-mententfernung. TW Dermatologie 5:270

7. Stein E (1994) Mit neuem Laserverblassen Feuermale ohne Narben.Ärztl Praxis 96: 22

8. Stein E (1996) Erbium-Yag-Laser. Aufsanfte Art frei von Falten. Ärztl Praxis40: 3

9. Strempel H, Klein G (1995) SelektiveLasertherapie des Feuermals. Thera-piewoche 1: 40–43

10. Teikemeier G (1996) Erbium-Yag Laser:clinical applications. Berichtsband Cu-taneous laser course. Skin Laser Centerof NJ Feb 18–19

11. Teikemeier G (1996) Erbium-Yag Laser:Ästhetic applications. Vortrag bei Pulsedlasers: Ästhetic and medical cutaneousapplications. Massaschusetts GeneralHospital Dermatology Laser CenteryDept of Cont Education; Harvard Medi-cal School; Maui Hawaii March 25–29

12. Teikemeier G, Semjonov I (1996) Erbi-um-YAG Lasers in Dermatology – a clin-ical case study (in press)

13. Wheeland RG (1995) Clinical use oflasers in dermatology. Las Surg Med16: 2–23

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