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{souffliert} Heft 3 / 2013 KREAkTIV Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg

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{souffliert} Heft 3 / 2013

KREAkTIV

Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg

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Kalender:

15. November / 16. November / 18. November / 19. November 2013

3. Studienjahr SchauspielAntigone / Sophokles

Leitung: Hermann Schein

6. Dezember / 7. Dezember / 9. Dezember / 10. Dezember 2013

3. Studienjahr SchauspielDer Zerbrochne Krug / Heinrich von Kleist

Leitung: Albrecht Hirche

13. Dezember / 14. Dezember / 15. Dezember 2013

3. Studienjahr RegieBiografische Projekte

Daniel Foerster, Sven Hartlep

24. Januar / 25. Januar / 27. Januar / 28. Januar 2014

4. Studienjahr RegieBachelorinszenierung

Regie: Amélie Tambour

14. Februar / 15. Februar / 17. Februar / 18. Februar 2014

4. Studienjahr RegieBachelorinszenierung

Regie: Verena Nagel

14. März / 15. März / 16. März 2014

3. Studienjahr Regie / 1. Studienjahr Dramaturgie

Werkstattinszenierungen zum Thema:

Der Lange Schatten des 19. Jahrhunderts

Regie: Daniel Foerster, Sven HartlepDramaturgie: Katharina Berndt,Jeffrey Döring, Benjamin Große,Mona Rieken

Redaktion: Annabelle Leschke, Otto A. Thoß, Lena Fritschle, Dr. Kerstin Retemeyer / Gestaltung: www.sorn-daubner.deRedaktionsschluss: 10.07.2013

Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg, Akademiehof 1, 71638 Ludwigsburg, [email protected]

Künstlerischer Direktor und Geschäftsführer: Prof. Hans-Jürgen Drescher

weitere Informationen unter: www.adk-bw.de

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So beständig wie der Duft ihres Parfüms und so beweglich wie ihr federnder

Swopper-Hocker: Studentensekretärin und Assistentin der Geschäftsleitung Claudia Valet ist Schnittstelle, Organisa-tionstalent und Mensch.

Am Campus angekommen ist sie schon Ende 2002. Als Assistentin des damaligen Direktors der Filmakademie koordinierte sie dort unter anderem die Internationalen Austauschprogramme und den Förderver-ein. Als 2008 ein kleines Team zusammen-gestellt wurde, um die geplante Akademie für Darstellende Kunst zu realisieren, war sie sofort dabei. Der Reiz der Mög-lichkeiten des Theaters hat sie gelockt. Gemeinsam mit Wolfgang Bergmann, dem

damaligen Direktor, Marika Köpf, Ver-waltungsleiterin, Kai Festersen, Studien-gangskoordinator und Stefan Schumacher, Technischer Leiter wurde Pionierarbeit geleistet. Und das noch bevor das markan-te Gebäude der Akademie errichtet wurde. Obwohl die Jobbezeichnung "Studenten-sekretariat/Assistenz der Geschäftsleitung" überschaubar klingt, stellt sich schon auf den zweiten Blick heraus, dass das Aufgabengebiet riesig ist: Claudia organi-siert alle Aufnahmeprüfungen, kümmert sich um alle Bewerber_innen und natürlich auch um alle Studierenden, Studierenden-ausweise, Abrechnungen, Auszahlungen,

Termine. Alle Exkursionen werden von ihr geplant, genauso wie sämtliche Hotel-übernachtungen aller Dozierenden. Quasi nebenbei schmeißt sie noch die Öffentlich-keitsarbeit der Akademie und wäscht die Wäsche des akademieeigenen Gästeap-partements. Dazu kommen Reisekosten-abrechnungen und viele viele Absprachen mit dem Team der Akademie, wie zum Beispiel den Studiengangskoordina-tor_innen. Zusätzlich füttert sie die Homepage mit Inhalten und protokolliert alle Dienst-beratungen. In den letzten 5 Jahren sind so ca. 600 Proto-kolle entstanden. Entscheidend sind die Morgenstunden, denn

da ist noch Ruhe im Haus. "Später kommt gefühlt alle 5 Sekunden jemand mit einem Anliegen," berichtet Claudia. Selbstverständlich organisiert sie auch alle Termine des jeweiligen Direktors. Ohne aus ihrem Büro herauszukommen, kennt Claudia somit wirklich alle. Und alle ist hier keine Übertreibung! "Die Arbeit am Campus ist seit 10 Jahren ein Teil meines Lebens. Da steckt richtig Herzblut drin." Gerade die Vielfältigkeit des Jobs reizen Claudia jeden Tag. Auch wenn es manchmal nicht einfach ist auf-tretende Reibungen auszuhalten. "Es men-schelt eben überall." Dann sind schnelle,

{ Personen }

„ES giBt viELE FoRMEN voN KREAtivität“

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praktische Lösungen gefragt. "Kreativität bedeutet für mich gut vernetzt zu sein, um Rat und Hilfe von vielen zu holen. Zu wis-sen, wen man fragen kann. Es gibt eben viele Formen davon."Verwunderlich ist, dass Claudia es schafft ein wirkliches Privatleben zu haben.

"Klavier spielen ist meine Leidenschaft. Da kann ich so richtig entspannen. Und natürlich gehe ich schwimmen und fahre viel Fahrrad, um „in shape“ zu bleiben.“Studiert hat Claudia Sprachen, kann flies-send Englisch, Französisch und Spanisch. Viele Jahre hat sie im In- und Ausland im Export gearbeitet. Ihr eigentliches Metier hinter sich zu lassen, hat sich aber gelohnt. "Ich habe einen Geschäftsgegenstand gesucht, der mich interessiert. Und Theater fasziniert, bewegt, berührt." Auch wenn Claudia keine großen Weltreisen mehr unternimmt, ist ihr Leben und gerade ihr Job nie langweilig. "Nichts hat mich je so gefesselt."

Sie freut sich besonders, einen ansprechba-ren Direktor vor Ort zu haben und wünscht sich "Konsolidierung in diesem Bereich". Auch wenn Claudia sich nicht für unersetz-bar hält, sehen wir das anders. Übrigens: Das Parfüm heißt Molecule.

Das Gespräch führte Otto A. Thoß, Student im Studiengang Dramaturgie.

{Personen: Claudia Valet}

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tREFFPuNKt: StuDiENALLtAg

{ Ort }

Essensmarkenautomat:Mal ehrlich: Wer denkt beim Gang zum Bankomaten schon daran, ne-ben dem Ziehen von Barem, seine Chipkarte aufzuladen? Zu blöd, das der Essensmarkenautomat schleckig ist und weder Scheine noch Münzen frisst. Alltäglich ertönt entsprechend vielstimmig die Frage ”Hat wer ‘ne Essens-marke?“. Und natürlich hat keiner eine Essensmarke übrig. Und natürlich hat auch niemand Geld auf der Karte. Und natürlich wird der Hunger größer. Also geht man entweder zur nächsten Bank oder man fragt auch Studierende abseits des eigenen Tisches. Bei Letzterem ist jedoch meistens Kreativität gefragt…

Tür ADKZu spät, die Tür ist zu und alle ADK-Studierenden natürlich be-reits im Seminar! Mist! Filmaka-demiestudierende stehen in diesem Falle vor der kniffligen Frage: Wie komm‘ ich jetzt in den Unterricht? Auch wenn das System der Tür-schlösser, die sich nur durch den Studentenausweis öffnen lassen, sich gegen Einbrecher bewährt hat – so beschwor es doch bereits mehrmals Situationen herauf, in denen Ausgesperrten spontane Kreativität abverlangt wurde.

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{ Treffpunkt: Studienalltag }

Fotos: Lena Fritschle, Studentin im Studiengang DramaturgieText: Marcel Durer, Student der Filmakademie, Interaktive Medien

Blauer Engel Ganz ehrlich: Ein guter Tropfen beflügelt gelegentlich ungemein.Kein Wunder also, dass viele Team-Besprechungen der Akade-mie-Studierenden auf der Terrasse des Blauen Engels stattfinden. Manch Theaterproduktion, Lang-spielfilm oder andere Studenten-projekte wären ohne ein kreatives Spinnen bei einem kühlen Blonden mit Sicherheit nie entstanden.

WieseEin gemütlicher Abend auf der Campus-Wiese kann sich schnell zu einer kreativen Improvisations-aufgabe entwickeln. Zum Beispiel können Kommiliton_innen plötz-lich mit einem Grill und Kohle, aber ohne jeglichen Grillanzünder oder Grillbesteck vor einem stehen und um Hilfe bitten. Stolz klopft sich da der Urmensch auf die Brust und grunzt nach getaner Arbeit: „Ich hab‘ Feuer gemacht!“.

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8:30 Der Wecker hat gesiegt. Nun heißt es - parallel zum Kaffee kochen - dringend checken, ob alle Materialien und Bücher gepackt sind, denn der Tag wird lang.

9:00 Treffpunkt Bahnhof. Heute Vor-mittag geht es nach Stuttgart. Gemeinsam mit den Bühnen- und Kostümbildstudie-renden und unseren Regie-Kommilitonin-nen stehen die Kurzprojekte an. In den Räumen der staatlichen Akademie der Bildenden Künste entwickeln gemisch-te Gruppen unter der Anleitung von Dr. Helga Utz in kürzester Zeit Installationen, Ausstellungen, Szenische Einrichtungen oder Performances. Alles gemeinsam aus einzelnen, vorgegebenen Passagen aus Verdis "Macbeth"-Oper generiert. Vorher hat meist keiner eine Vorstellung, was da alles Kreatives und Spannendes bei raus kommen kann.

15:00 Mittag gegessen wird heute un-terwegs und nicht wie üblich im "Blauen Engel". Dort kann man sonst direkt am Campus viele Kommiliton_innen treffen und Besprechungen beim Mittagessen halten, um wertvolle Zeit zu sparen.

15:30 Auf dem Rückweg nach Lud-wigsburg gehen wir die Lektüre für das Wochenendseminar "Theater- und Medienkritik" durch. Der Berliner Kritiker und Mitbegründer von nachtkritik.de, Dirk Pilz, kommt extra nur wegen uns beiden nach Ludwigsburg. Na hoffentlich kritisiert er unsere selbst verfassten Theaterkritiken nicht zu sehr...

16:00 Da wir an der Filmakademie auch den Drehbuch-Unterricht belegen, muss jetzt jeder zu einem Einzelgespräch, in dem der Autor Matthias Pacht ganz individuell mit uns an unseren Spielfilm-Exposees weiterarbeitet.

16:30 Unsere Studiengangskoordi-natorin und Mentorin Dr. Kerstin Retemeyer ruft an: Nächste Woche sollen wir unbedingt in das Seminar "finding ideas" gehen. Auch wenn sich das mit Filmanayse bei Fred van der Koij überschneidet. Kein Einzelfall. Das müssen wir dann wohl nachholen, schließlich steht da eine Klausur an. Aber "finding ideas" mit einem schwedischen Fernsehmacher, Inga von Staden und den Kommiliton_innen der Interaktiven Medien zu verpassen, wäre schade.

17:00 Neben Theaterbesuchen haben wir am letzten Wochenende das Seminar über Performancetheorien bei Dr. Eleonore Kalisch vom Institut für Medienwissen-schaft der Humboldt-Universität zu Berlin vorbereitet. Der Einstieg gestern war super und wir sind gespannt, wie es heute wei-tergeht. Frau Kalisch hat viele praktische

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{ Zeit }

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Beispiele, was bei so einem langen Tag sehr hilft, die Konzentration zu halten.

21:00 Weil es oft schwer ist die ver-schiedenen Studierenden, die an einem Projekt zusammenarbeiten, an einen Tisch zu holen, ist es normal, dass wir uns oft spät noch treffen. Unser selbst entwickel-tes Stadtprojekt [sub]text* stellt uns vor große Herausforderungen. Zwei Regiestu-dentinnen und wir planen in Kooperation mit der Stadt Ludwigsburg eine Massen-lesung. Dazu muss eine ganze Menge organisiert, gestaltet und geplant werden. Hoffentlich geht das nicht in die Hose.

22:00 Die Feierabend-Weinschorle in der kleinen Studentenkneipe "Joannas Bä-rentempel" scheint nun mehr als verdient. Achso, müssen wir noch etwas für mor-gen besprechen? Wer übernimmt welches Vortragsthema für das Theatergeschichte-Seminar bei unserem Studiengangsleiter Dr. Jörg Bochow? Und sollten wir nicht Ideen sammeln für das Adaptionsseminar bei Andres Veil? Daran denken wir nach diesem 12 Stunden-Marathon zwischen den Akademien und den verschiedensten Studienschwerpunkten lieber nicht mehr.

Auch die Kreativen brauchen mal eine Pau-se. Morgen ist ja auch noch ein Tag.

Otto A. Thoß

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{ Zeit: Unser Tag als Dramaturgiestudierende }

Amélie Tambour (Regiestudentin), Annabelle Leschke und Otto A. Thoß bei einem Interview für das Projekt [sub]text*

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KREAktivität2: DiE PotENZ DES tEAMS

Vor ein paar Jahren beklagte eine führende Ölgesellschaft, dass es einigen Mitarbeitern im Bereich Forschung und Entwicklung an Kreativität mangele. Die Firmenleitung setzte ein Psychologenteam ein. Es sollte herausfinden, worin sich die wenig kreati-ven Mitarbeiter von den Kreativen unter-schieden. Nach drei Monaten kamen die Psychologen zu dem Ergebnis: der Haup-tunterschied zwischen den kreativen und den weniger kreativen Mitarbeitern besteht schlicht darin, dass die kreativen Leute sich selbst als kreativ einschätzen, und die weni-ger kreativen genau das nicht tun.(Richard L. Weaver, amerik. Hochschul-lehrer)

Wer bestimmt eigentlich mein kreatives Potenzial? Und warum heißt es über-

haupt Potenzial? Was hat das eigentlich mit der Potenz, also der Macht zu tun? Als ob die Kreativen in unserer Gesellschaft die Mächtigsten wären. Obwohl - viele Dikta-toren müssen ein hohes Maß an Kreativität beweisen, um an der Macht zu bleiben, wie die aktuellen Ereignisse in Ägypten zeigen. Kreativität kommt von dem lateinischen Begriff „creare“, was so viel wie „schöp-fen“ bedeutet. Sehr gut, denn der kreative Prozess, den wir alle so sehr schätzen, soll ja etwas herstellen, was uns wiederum als „besonders“ auszeichnet. Also doch eine gewisse Form von Macht?Die Vormachtstellung als Leitmedium hat das Theater längst abgegeben und koexis-tiert in einer Vielfalt neben Film, Fernsehen und verschiedenen interaktiven Formaten. Hat sich das Bewusstsein für diese Ver-änderung in der älteren Generation von Theatermacher_innen, die momentan noch die Leitungspositionen besetzen, überhaupt durchgesetzt? Wir sollten eine Generation sein, die sich von den wenigen Mächtigen,

{ Prolog }

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die die Kreativität anderer bewerten, frei macht und die neue Formen der Zusam-menarbeit, des Denkens und der Kommu-nikation entdeckt. Jedoch ist unsere Gene-ration noch in ihren Startlöchern.

Kann es sein, dass man an einer kreativen Institution studiert, aber nicht zu deren kreativem Potenzial gezählt wird? Warum setzen sich Machtstrukturen durch und leben von Generation zu Generation in derselben Weise fort? Selbst an innova-tiven Ausbildungsstätten scheinen sich Charaktere zu bilden, die sich mühelos in die bestehenden Strukturen einfügen. Geschieht dies aus reiner Bequemlichkeit? Auch wenn eine Systemveränderung im deutschsprachigen Theaterraum fast undenkbar erscheint, so müssen wir uns dennoch immer wieder vergegenwärtigen, dass Kreativität nicht Stillstand, sondern Bewegung bedeutet. In der kreativen Geste steckt auch immer ein Stück Hybris. Zum einem die Annahme kreativ zu sein, die für uns überlebens-wichtig ist. Zum anderen der Glauben, auf gesellschaftliche Probleme unserer Welt durch den künstlerischen Akt nicht nur aufmerksam zu machen, sondern diese auch lösen zu können. Leider sehen dann Realitäten oft anders aus als ihre Abbilder, die bloß selbstreferentiell sind. Die Gren-zen sind klar – eine Inszenierung kann Themen aufarbeiten, manchmal wird sie aber bloß eine Fußnote in der Diskussion bleiben. Da das Ergebnis allerdings wieder von den Kreativen beurteilt wird, tut das dem Kreativsein keinen Abbruch.

Kreativität bedeutet Probleme zu lösen. Möglichst schnell, möglichst effektiv. Dazu muss das Problem natürlich erkannt werden und die Lösung sollte ein ganzes Team überzeugen können. Dazu kommt, dass das kreative Potenzial heute nur in einem Team, in dem jeder das tut, was er am besten kann, funktioniert. Ein

gutes Beispiel für diese Art des kreativen Workflows ist die Arbeit der Dramatur-gen_innen. Als teambewusste Strategen sind wir viel-fältig einsetzbar, fördern das Miteinander und finden und erfinden wichtige Verbin-dungen über das Medium hinaus. Längst beschränken wir uns nicht mehr nur auf das Theater, sondern haben zahlreiche Be-reiche gefunden, die nicht nur Kreativität, sondern vor allem Aktivität fordern. Diese besteht darin, sich immer auf etwas Neues einzulassen, Grenzen zu sprengen und alle Gedanken eines Teams einzubringen.Allerdings fördert das Theater immer wie-der die altmodischen Strukturen, obwohl es sich als zeitaktuelles Medium darstellt. Und so versuchen immer noch einige auf ihrer einsamen Insel des Egopotenzials zu überleben. Dass dies meistens nicht funk-tioniert, merken sie nicht, denn sie befeh-ligen letztendlich oft einen großen Stab an Kreativen, die Bühnen- und Kostümbild-ner_innen, Licht- und Tontechniker_innen, Schauspieler_innen und Produzenten_in-nen... An diesen Strukturen müssen vor allem die öffentlich subventionierten Insti-tutionen noch arbeiten. Schließlich wollen sie ja die Zukunft kreativ mitbestimmen.In dieser Ausgabe wollen wir uns mit den neuen Formen und Erscheinungen der Kreativität auseinandersetzen und einen Teil des vielseitigen Po-tenzials vorstellen.

Annabelle Leschke, Studentin im Studien-gang Dramaturgie

souffliert – [flüsternd vorsprechen].

Der Studiengang Dramaturgie will Stichworte zur Auseinandersetzung geben, um aktiv einzugreifen: Mit {souffliert} wollen wir das kreative Potential der ADK vorstellen und darüber hinaus Diskurse anregen, die uns bewegen, Theater zu ma-chen.

Lena Fritschle, Annabelle Leschke, Otto A. Thoß, Kerstin Retemeyer

{ Das KREAkTIVE Potenzial }

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In den Veranstaltungen und Projekten des Studiengangs Interaktive Medien wird großer Wert auf interdisziplinäre Arbeit gelegt. In Euren Projekten fordert ihr nachdrücklich dazu auf, in Teams zu arbeiten? Was interessiert Dich an dieser Form der Arbeit?Grundsätzlich bedeutet die Arbeit in den Medien interdisziplinär zu arbeiten. Darüber hinaus stehen wir heute vor der Herausforderung in der Medienkonver-genz durch die Menschen aufeinander-treffen, die fachlich nicht dieselbe Sprache sprechen oder auch nicht aus derselben „Schule“ kommen, das heißt ganz andere Herangehensweisen und Voraussetzungen mitbringen. Damit wird die Zusammenar-beit zur Herausforderung. Beispielsweise hat sich die Stoffentwicklung in den letz-ten Jahren grundlegend geändert. Heute kann man kaum mehr allein in linearen Prozessen arbeiten. Die Stoffentwicklung geschieht gemeinsam, denn sie steht in

direkter Abhängigkeit zu den sich ständig weiter entwickelnden, techni-schen Möglichkeiten. Das hat man auch schon früher gemacht. Ein Beispiel dafür ist Steven Spielberg. Das Kreativ-team entwickelt gemein-sam eine Welt. Dann erst fängt der Autor an das Drehbuch zum Film zu erarbeiten.

Was ist aus Deiner Sicht notwendig, um Kreativität entstehen zu lassen und auf-rechtzuerhalten? Ich denke, in erster Linie muss man sich gegenseitig in der Unterschiedlichkeit der krea-tiven Sprachen respektieren. Kreatives Arbeiten im Team setzt Respekt und Achtung vor der Kreativität des Ande-ren voraus. Nicht nur Dreh-buchautor oder Regisseur sind kreativ, auch der technical lead beispielsweise ist kreativ, hat seine eigene Sprache. Letztendlich geht es darum, gemeinsam die beste Um-setzung für eine Projektidee zu finden. Selbstverständlich hat nach wie vor auch der Autorenfilm seinen Platz und vielleicht noch mehr als früher, wenn man Youtube betrachtet. Natürlich kann man auch weiterhin alleine oder in linearen Prozes-sen arbeiten. Aber ich denke, dass die sich sehr schnell verändernden Bedingungen und die technische Komplexität größerer Projekte ein kollaboratives Arbeiten zuneh-mend notwendig machen. Es steht also nicht mehr ein Dirigent im Vordergrund, der das Orchester durch seine Interpreta-tion einer Partitur führt. Das Kreativteam ist wie ein Jazzensemble, das basierend auf einem gemeinsamen Grundverständnis eine Komposition entstehen lässt. Damit meine ich jedoch nicht so etwas wie Im-provisationstheater.

{ Thema }

DEN StoFF gEMEiNSAM ENtwicKELN

E in Gespräch mit Inga von Staden, Dozentin, Media Architect, Coach in der kreativen Wirtschaft, Leiterin des 4-Jahres-Programmes Interaktive

Medien an der Filmakademie Baden-Württemberg, mit Schwerpunkt auf Entwicklung und Produktion transmedialer Inhalte und der Beschäftigung mit dem Einfluß digitaler Technologien auf Wirtschaft und Gesellschaft

souffliert – [flüsternd vorsprechen].

Der Studiengang Dramaturgie will Stichworte zur Auseinandersetzung geben, um aktiv einzugreifen: Mit {souffliert} wollen wir das kreative Potential der ADK vorstellen und darüber hinaus Diskurse anregen, die uns bewegen, Theater zu ma-chen.

Lena Fritschle, Annabelle Leschke, Otto A. Thoß, Kerstin Retemeyer

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Was heißt für Dich Improvisation? Ich mache einen Unterschied zwischen einem im Team entwickelten Inhalt, der eine klare künstlerische Aussage hat, und einem gemeinsam mit dem Publikum oder

einer Community entwickelten Stoffkom-plex. Das sind zwei verschiedene Sachen. Mich interessiert in erster Linie der künst-lerische Prozess im Team und an zweiter Stelle der sogenannte User Generated Content, der auf Grund eines redaktionel-len Impulses entstanden ist.

Welche Erfahrungen habt ihr im Studien-gang bei der Begegnung mit den Studie-renden der Dramaturgie gemacht? Die Dramaturgiestudierenden können unsere Studenten und Studentinnen der Interaktiven Medien zum Beispiel bei der Ausformulierung der Inhalte ihrer Projekte unterstützen, damit diese zielgerichtet auf den Rezipienten wirken können, ob kogni-

tiv oder emotional. Transmedia- / Game Directors haben die Zwitterfunktion von Autor und Regisseur. Sie sind zwar den kreativen Diskurs mit Künstlern für die audiovisuelle und mit den Pro-

grammierern für die technische Umsetzung gewohnt, aber verlieren manchmal den Blick für das Publikum. Hier kann die Zusammenarbeit mit ei-nem Dramaturgen oder einer Dramaturgin sehr hilfreich sein. Und die findet inzwi-schen vermehrt statt, was mich sehr freut.

Vielen Dank!

Das Gespräch führte Kers-tin Retemeyer, Dozentin im Studiengang Dramaturgie

{ Thema: Den Stoff gemeinsam entwickeln }

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wHo iS youR gENiuS?

Sprechen wir über Kreativität, denn hier liegt aktuell ein gesellschaftliches

Missverständnis begraben: Zeitschriften und andere Medien suggerieren auf allen Kanälen das Hohelied der individuellen Selbstverwirklichung. Aber was ist das, Kreativität? Sie ist Chaos, Zufall, Spannung und manchmal auch ein bisschen Magie. Und sie ist ein fragiles Konstrukt.

Der gesellschaftliche Versuch, dieses magische Chaos zu systematisieren, es mit Techniken messbar machen zu wollen, ist in vielen Fällen gleichbedeutend mit der Nivellierung des kreativen Ausdrucks. Es entstehen künstlerische Werke, die nach Anerkennung streben, nach gesellschaftli-chem Konsens, die sich, den Gesetzen des Marktes konform, auch verkaufen lassen. Nun könnte man diesen Gedanken mit der Aussage entkräften, dass künstlerische Werke immer das Spiegelbild der jeweili-gen Gesellschaft sind, aus deren Schoß sie entspringen.

Spannend ist hierbei, wie sich die beschrie-benen Umstände auf die Kreativen selbst auswirken. Hier ist von Leistungsdruck die Rede, von der Angst, das kreative Niveau nicht halten zu können und zu versa-gen. Die letzten zwei Jahrhunderte sind gepflastert von depressiven, drogensüch-tigen Künstlern, die an der gesellschaft-lichen Erwartungshaltung scheiterten, das nächste „Opus magnum“ abliefern zu müssen. Kreativ sein, so könnte man sagen, ist gleichzusetzen mit individuellem Leid. Sicher, die großen Kunstwerke der letzten Jahrhunderte sind gerade aufgrund gesellschaftlicher und individueller Krisen entstanden. Aber muss das einhergehen mit dem Zerbrechen des kreativen Indivi-duums?

Die alten Griechen wie auch die Römer haben zu ihrer Zeit einen interessanten „Trick“ angewandt. Für beide Kulturen war der Künstler nur ein Werkzeug einer größeren göttlichen Einheit, die - im bes-ten Fall - dem Schöpfer einen göttlichen, magischen Funken im Schaffensprozess des Werkes übertragen haben. Bei den Griechen hießen diese göttliche Einheiten Dämonen, bei den Römern Genies. Das Interessante ist dabei die Distanz, welche zwischen dem kreativen Schöpfer und seinem Werk geschaffen wurde. Hatte das göttliche Genie keinen guten Tag, war das Werk eben auch mittelmäßig und der kreative Mensch musste demzufolge darauf warten, dass die Gottheit beim nächsten Werk besser drauf sein würde. Diese Distanz zwischen Künstler und Werk haben wir Dank des rationalen Humanis-mus über die letzten Jahrhunderte leider fast vollständig verloren. Nun gut, nicht ganz: ironischerweise stattet der Apple-Konzern seine Kundendienst-Mitarbeiter in den Filialen mit T-Shirts aus, auf denen steht: „Hi, I‘m your Genius!“.

Sebastian Uhlig, Dipl. Transmedia- / Game Director (Absolvent der Filmakademie)

{ Thema }

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KREADicHt

1Ich bin das KardiogrammIm Meer in meinem Kopf.Wild und kreatiefUnd halte ich den Kopf mal schief,dann – tropf.Weil ich nicht ganz dicht bin. 2Das Kreawicht auf meinen SchulternTrägt das Meer und seinen Strand.Das Kardiogramm ist feiner SandVerstand gepaart mit Herz und Hand.Und das ist (und ich betone, dass es sich hierbeiNur um das und um sonst nichts handelt –Sie werden mir bestimmt zustimmen)Von höchster Kreawichtigkeit. 3Auf Kopf und SchulterFolgt das Ohr.Man hebt es explizit hervor.Das and’re auch (es handelt sichum einen Gehörgang, denke ich)und mit Gefühlist Kreativität im Spiel. EpilogSchultern locker,Kopf gerade,Ohren auf.Das Meer bricht jeden DammUnd wellenförmig sieht man dannDas Herzkardiogramm.

Christoph Steiner, Student im Studiengang Schauspiel

Mit mehr als 40 Auftritten hat der ursprünglich aus Graz stammende junge Schauspieler und Dichter ein gewisse Routine im Poetry Slam. Diese hilft ihm offensichtlich auch in regionalen Wettstreiten, wie im Juli beim Künzelsauer Stadtfest, zu bestehen und zu gewinnen.

{ Szene }

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wiR ALLE HiER Zu HocH HiNAuS: EiN PRoJEKt.

{ Szene }

AngelaErikMajaFilip

Die Handlung spielt in einer Großstadt unserer Zeit.

Angela: Die Stelle war gut besetzt. Wer denkt denn Mutter und Sohn, geht

das gut? Das geht gut, das ging sehr gut. Bis er gegangen ist. Wir haben uns nicht gestrit-ten. Er hat gesagt, ich mache jetzt Pause, ich habe Hunger und ist gegangen. Und nicht wieder gekommen. Ich habe gewartet, ich war wütend, so sauer, hab auf seinem Handy angerufen, wir hatten eine Konferenz, die Konferenz ist gut, ich habe den Auftrag, das ist was nachhaltiges, ein Generationenhaus, das ist mehr… Wir gehen ins Büro, ich zeichne weiter an den Plänen, der Kunde will sie morgen früh um zehn, ich stelle das Telefon aus, immer noch wütend, ich arbeite bis drei Uhr nachts, ich schlafe zwei Stunden im Büro, ich arbeite weiter, der Kunde ist da, ich präsentiere den Plan, meinen Plan, es klopft an der Tür, jemand will mich dringend sprechen, Erik ist am Telefon, Erik stört meinen Plan.

Alle glauben ich breche zusammen, alle glauben ich werde wahnsinnig. Ich habe nicht geschrien, nicht als Erik anrief, nicht als wir alle Freunde und Nachbarn durch hatten, nicht als wir bei der Polizei waren, nicht als wir einfach nur warteten. Ich habe geschrien als mein Chef mich zwang Urlaub zu nehmen, als die Freunde helfen wollten, als die Polizei die Wälder durchkämmt hatte, als Erik mir vorschlug in die Kur zu gehen. Da habe ich geschrien. Ich werde nicht mehr schrei-en. Ich werde nicht wahnsinnig. Ich werde nicht zusammenbrechen. Ich werde ar-beiten. Ich muss arbeiten. Muss arbeiten. Arbeiten. Ich muss weiter planen, weiter zeichnen. Erik versteht das nicht. Erik kann suchen, er kann alles durchsuchen, er kann im tiefsten Schlammloch wühlen und er wird ihn nicht finden. Das weiß ich. Ich kenne ihn....

Ausschnitt aus dem Stück: “Wir alle hier zu hoch hinaus: Ein Projekt.”, von Annabelle Leschke

Zum Inhalt:Wie kommt man klar, wenn man das Wichtigste im Leben verliert? Wie geht man um mit Freunden, Bekannten, seinem Liebsten? Dieses Stück liefert keine Antworten, sondern zeichnet ein schonungsloses und unerbittliches Bild einer Beziehung, der die gemeinsame Basis entzogen wurde.

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ALLES wAS icH DiR ScHoN iMMER SAgEN woLLtE

I ch schreibe dir einen Brief, es ist der längste Brief der WeltDu wirst ihn nie erhalten, er ist unendlich

Er hört nie auf, ich höre nie auf, ich werde nicht fertig mit dirHörst duIch höre nie aufIch setze einen Brief auf an dich es ist der längste Brief der Welt du wirst ihn nie erhalten er ist unendlich er hört nie auf er nimmt einfach kein Ende vielleicht muss es mit mir zu Ende gehen vorherIch setze einen Brief auf an dich es ist der schönste Brief der Welt du wirst ihn nie erhalten ich habe ihn nie abgeschickt er war auch nie für dich bestimmt eigentlich hab ich ihn für mich geschrieben und in ein paar Jahren werde ich ihn wiederfinden und lesen und laut lachen den ganzen langen Tag draußen scheint dann die Sonne (Ich schreibe dir einen Brief und ich stecke ihn in ein Kuvert und klebe eine Marke darauf ich finde den Weg zum Postkasten ich werfe ihn ein er kommt bei dir an du öffnest ihn und und formulierst direkt eine Antwort an mich du sagst: voll schön, ich hab auch echt total geheult, aber das reicht nicht Es reicht einfach nicht)(Du schreibst mir also zurück, plötzlich und endlich und knapp)Du findest keine Wörter für mich, du findest keine(Nur Liebe Grüße hängst du noch an und ich kann nichts mehr entgegnen, nichts ant-worten auf deine Antwort, die knappe, so formuliert, dass man hier aufhören muss und nur noch dasitzen kann und denken und grübeln,) wie es so weit kommen konnte, wie du so hart werden konntest und ich immer weicher, ich werde immer weicher wie ein Stück Butter in der Sonne und irgendwann bin ich weg, hoffentlich hinterlasse icheinen Fleck und du rutschst darin aus

{ Szene }

Ausschnitt aus dem Stück: „Alles was ich Dir schon immer sagen wollte“, von Stefan Hornbach, Student im im Studiengang Schauspiel

Zum Inhalt:Der Titel ist zugleich Motto; eine Art Brief, der Versuch einer Kontaktaufnahme: ein Ich spricht zu einem Du, das nicht da ist. Das Ich ist aber da und manchmal ein Gespenst. Das Gespenst sieht ein bisschen aus wie das Du. Eigentlich sehen alle ein bisschen aus wie das Du, auch das Ich. Und dann sind da noch diese Beulen, unter der Haut, dieses fremdartige Tier, dieses seltene Obst. Das Ich schält sich aus sei-nen alten Häuten, um immer wieder neu zu sein.