Kriegspropaganda nach 3 4 Sie müssen wieder...

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S chon wieder eine kleine Mel- dung, die den Niedergang des freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens anschaulicher beschreibt als jeder Bericht über gewalttätige Krawalle von Ex- tremisten auf unseren Straßen: Das Hannoveraner „Congress Hotel“ hat mehreren Delegier- ten des AfD-Bundesparteitags am vergangenen Wochenende die Zimmerbuchungen stor- niert. Begründung: Bei linken Anti-AfD-Demonstrationen vor dem angeschlossenen Kongress- zentrum könne es zu Ausschrei- tungen kommen. Die möchte man vom Hotel weitestmöglich fernhalten. Vor zwei Jahrhunderten klärte der Franzose Alexis de Tocqueville in seinem Buch über die Demokratie auf, dass gesetzlich garantierte Frei- heitsrechte auch in einer De- mokratie wenig wert seien, wenn sie einem von den Mit- bürgern in der Praxis streitig gemacht würden. Dies bedeu- tet, dass unsere Freiheit trotz Grundgesetz zum Teufel geht, wenn die Bürger sie nicht selbst verinnerlicht haben, gegensei- tig achten und verteidigen. Immer öfter aber erleben wir, wie sei es aus Intoleranz, sei es aus Feigheit die Bürger selbst die Freiheitsrechte mit Füßen treten. Sie scheinen dabei nicht einmal zu merken, welche Tragweite ihr Fehlver- halten hat, dass es die Wurzel unserer Ordnung unterminiert. Ihnen ist auch nicht bewusst, dass das, was sie beim anderen zerstören, auch ihnen selbst verlorengeht. Denn irgend- wann schlägt die Zerstörung der Freiheit auf sie zurück. So könnten wir dereinst auf die bittere Erkenntnis zurück- geworfen werden, die am Ende von Weimar stand: „Demokra- tie ohne Demokraten“ das geht nicht lange gut. HANS HECKEL: Demokraten Sie müssen wieder gehen Wo Integration aussichtslos ist, bleibt Rückwanderung die einzige Lösung CDU-Vizechefin Julia Klöckner for- dert „Integrationspflicht“ und Burka-Verbot. Das ist lobenswert, wird aber nicht viel helfen. Äußerungen hochrangiger Politi- ker zur Asylfrage zeigen deutliche Zeichen einer wachsenden Verun- sicherung. Selbst in den Medien, die noch vor Monaten beinahe ein- hellig den „Willkommens“-Kurs der Kanzlerin unterstützten, nehmen kritische Stimmen immer breiteren Raum ein. Das hat seinen Grund: Bisher abgestrittene Wahrheiten können angesichts ihrer Offensichtlichkeit kaum mehr geleugnet werden, wie dies unlängst noch möglich schien. Wer seinerzeit angesichts der Asylflut von „Invasion“ sprach, die Massen gar als „strategische Waffe“ gegen Deutschland und Europa deutete, wurde rabiat in die Rechtsaußen-Ecke verbannt. Nachdem die Türkei die EU er- folgreich mit weiterer Zuwande- rung erpresst hat, ist die strategische Rolle der Asylmassen offenkundig geworden. Erdogan wird Milliarden und Visa-Erleich- terung bekommen und sogar die Perspektive einer EU-Mitglied- schaft der Türkei tritt wieder auf die Tagesordnung. Ankara feiert die Demütigung der Europäer, der Deutschen zumal, als Triumph, der erst durch Merkels Politik des Hereinlassens „ohne Obergrenze“ möglich wurde. Auch hinsichtlich der Spätfol- gen dieser Politik wächst die Ner- vosität in dem Maße, wie die Verantwortlichen ahnen, dass sie eine soziale und kulturelle Zeit- bombe ins Land gelassen haben. CDU-Vizechefin Julia Klöckner fordert eine schriftliche Verpflich- tung der Zuwanderer zur Integra- tion, zum Vorrang des Grundgesetzes vor der Scharia, zur Gleichberechtigung der Frau und zum Respekt vor Homosexu- ellen und ähnlichem. Gleichzeitig verlangt Klöckner ein Burka-Verbot. Aus diesen For- derungen spricht die realistische Sorge, dass ein weiteres Anwach- sen abgeschotte- ter muslimisch-orientalischer Gegengesellschaften das Land zer- reißen könnte. Dennoch ist die da- hinterstehende Hilflosigkeit nicht zu übersehen. Auch Klöckner wird kaum glauben, dass man eine in Jahrhunderten gewachsene kultu- rell-religiöse Kluft per Dekret un- schädlich machen kann. Das begrüßenswerte Burka-Verbot ist in Belgien und Frankreich längst gültig, und doch hat es dort das Aufkeimen abgekoppelter, explosi- ver Gegengesellschaften offen- sichtlich nicht verhindern können. Das Resümee ist so einfach wie hart: Wenn nicht integrierbare Trä- ger von Kulturen und Wertvorstel- lungen, die mit unseren nicht vereinbar sind, in zu großer Zahl einwandern, ist Ghettobildung un- vermeidlich, mit allen riskanten Folgen. Da helfen auch gutge- meinte Vorschläge wie die Klöck- ners nicht viel. Stattdessen müssen der Zustrom massiv reduziert, Wege der Rückwanderung für nicht Integrierbare geöffnet und deren Rückwanderung nachhaltig gefördert werden. Eine Bleibe-Per- spektive darf es nur für Zuwande- rer geben, die integrationsfähig und -willig sind, um eines Tages Deutsche zu werden. Hans Heckel Viele kommen als Quartiermacher Allein ziehende »Flücht- lingskinder« in Berlin Preußen / Berlin 5 DIESE WOCHE Zu alt und zu männlich Chinas KP hat reagiert und von der Ein- zur Zwei- Kind-Politik umgeschwenkt Aktuell 2 Streit um den Wolf Gefahr oder Bereicherung: Die Rückkehr des Raubtiers spaltet die Nation Hintergrund 4 Nato unter Zugzwang Die Folgen des türkischen Flugzeugabschusses Ausland 6 Preußens Aushängeschild in der Malerei Friedrich von Menzel Kultur Die Stunde der Tastatur-Generäle Kriegspropaganda nach den Anschlägen von Paris Deutschland 3 9 Manche Kluft kann nicht per Dekret überwunden werden Einzelverkaufspreis: 2,50 Euro Nr. 49 – 4. Dezember 2015 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt Ein Meister der Heiratspolitik Belgiens erster König Geschichte 10 Nervosität wächst: Spätfolgen der aktuellen Asylflut treten zunehmend ins Bewusstsein Bild: ddp images Was treibt Juncker? EU-weite Kontensicherung soll plötzlich über Nacht kommen Mit oder ohne Assad Anti-IS-Koalition uneinig über Schicksal des syrischen Präsidenten B undesbank und Bundesre- gierung wehren sich ent- schieden gegen den überraschenden Vorschlag von EU-Kommissionspräsident Jean- Claude Juncker, so schnell wie möglich ein EU-weites Einheitssy- stem zur Sicherung von Sparkon- ten einzuführen. Damit würden deutsche Steuerbürger die Mithaf- tung für alle Sparkonten in der EU im Falle eines Banken-Zusammen- bruchs in irgendeinem Mitglied- staat übernehmen. Für die Deutschen ein in jeder Hinsicht schlechtes Geschäft. Sparkonten in Deutschland sind schon heute so gut abgesichert wie in kaum einem anderen EU-Land. Seit der Einführung des Einlagen- sicherungsfonds Mitte der 70er Jahre kam es zu 30 Schadensfällen. In keinem haben Sparer Geld ver- loren. Die Hälfte der EU-Staaten verfügt bislang hingegen über gar keinen auch nur annähernd ver- gleichbaren Schutzschirm. In der Praxis wären die Deutschen also ausschließlich Zahler. Ursprünglich war vorgesehen, einen EU-Sicherungsfonds erst einzurichten, wenn alle Mitglied- staaten einen nationalen Fonds nach einheitlichen Mindeststan- dards aufgebaut haben. Zudem sollten deutsche Sparkassen und Volksbanken wegen ihrer guten Ei- gensicherung vom europäischen Fonds ausgenommen bleiben. Dies soll laut Juncker nun nicht mehr gelten. Beides, der Wegfall der Ausnahmeregelung und die plötzliche Hast in Brüssel, lassen düstere Ahnungen sprießen. Als früherer luxemburgischer Mini- sterpräsident ist Juncker gut mit dem Bankenwesen vernetzt. Weiß der EU-Kommissionschef von aku- ten Gefahren im europäischen Bankensystem, von denen die Öf- fentlichkeit noch nichts mitbekom- men hat? Die plötzliche Eile des Luxemburgers lässt jedenfalls auf nichts Gutes schließen. H.H. N ach den Anschlägen in Paris ist sich die westliche Welt einig darüber, dass der „Islamische Staat“ bekämpft wer- den muss, um das heimtückische Morden und eine Ausbreitung der Terrormiliz zu beenden. Sie ist sich auch einig darüber, dass dies nicht ohne Russland geht. Während Frankreich sich aktiv an den Luftattacken beteiligen will und dabei eine Koalition mit Russ- land im Blick hat, zögern die Nato- Partner noch, das Feindbild Putin zu revidieren und den russischen Präsidenten wieder als Gesprächs- partner zu akzeptieren. Seit dem Abschuss des russischen Kampfjets durch den Bündnispartner Türkei über syrischem Territorium steht die Nato unter Zugzwang. Einerseits ist sie verpflichtet, ihrem Mitglied Türkei beizustehen, andererseits wurde schnell klar, dass die Darstel- lung der Ereignisse seitens der tür- kischen Regierung erhebliche Zweifel zulässt und eher dazu ge- eignet ist, zu vermuten, dass die Türken aus politischem Kalkül be- wusst ein Störfeuer gegen eine französisch-russische Anit-IS-Alli- anz legen wollten. Wladimir Putin wirft Recep Tayyip Erdogan vor, den IS, der sich mit Ölverkäufen finanziert, aktiv zu unterstützen, Erdogan kündigte seinen Rücktritt an, falls die Russen Beweise für ihre Anschuldigungen vorlegen könnten. Erdogan stellt die Türkei vor eine Zerreißprobe. Eine Frage, die alle umtreibt, lau- tet: IS-Bekämpfung mit oder ohne Assad? Dem IS ist ohne den Einsatz von Bodentruppen kaum beizu- kommen. Diese Erkenntnis teilen nach den erfolglosen Einsätzen der USA viele Militärkundige. Da aber alle am Konflikt beteiligten Par- teien erklärt haben, keine Boden- truppen entsenden zu wollen, bleibt nur, Assads Armee zu unter- stützen, um die Terroristen zurück- zudrängen. M. Rosenthal-Kappi (siehe auch Seite 6) Die Hast deutet auf akute Gefahren hin Türkei bringt Nato in Zugzwang Kriegspropaganda nach Anschlägen von Paris Seite 3 Das Ostpreußenblatt

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Schon wieder eine kleine Mel-dung, die den Niedergang

des freiheitlich-demokratischenGemeinwesens anschaulicherbeschreibt als jeder Bericht übergewalttätige Krawalle von Ex-tremisten auf unseren Straßen:Das Hannoveraner „CongressHotel“ hat mehreren Delegier-ten des AfD-Bundesparteitagsam vergangenen Wochenendedie Zimmerbuchungen stor-niert. Begründung: Bei linkenAnti-AfD-Demonstrationen vordem angeschlossenen Kongress-zentrum könne es zu Ausschrei-tungen kommen. Die möchteman vom Hotel weitestmöglichfernhalten.Vor zwei Jahrhunderten

klärte der Franzose Alexis deTocqueville in seinem Buchüber die Demokratie auf, dassgesetzlich garantierte Frei-heitsrechte auch in einer De-mokratie wenig wert seien,wenn sie einem von den Mit-bürgern in der Praxis streitiggemacht würden. Dies bedeu-tet, dass unsere Freiheit trotzGrundgesetz zum Teufel geht,wenn die Bürger sie nicht selbstverinnerlicht haben, gegensei-tig achten und verteidigen.Immer öfter aber erleben wir,

wie – sei es aus Intoleranz, seies aus Feigheit – die Bürgerselbst die Freiheitsrechte mitFüßen treten. Sie scheinendabei nicht einmal zu merken,welche Tragweite ihr Fehlver-halten hat, dass es die Wurzelunserer Ordnung unterminiert.Ihnen ist auch nicht bewusst,dass das, was sie beim anderenzerstören, auch ihnen selbstverlorengeht. Denn irgend-wann schlägt die Zerstörungder Freiheit auf sie zurück. So könnten wir dereinst auf

die bittere Erkenntnis zurück-geworfen werden, die am Endevon Weimar stand: „Demokra-tie ohne Demokraten“ – dasgeht nicht lange gut.

HANS HECKEL:

Demokraten

Sie müssen wieder gehenWo Integration aussichtslos ist, bleibt Rückwanderung die einzige Lösung

CDU-Vizechefin Julia Klöckner for-dert „Integrationspflicht“ undBurka-Verbot. Das ist lobenswert,wird aber nicht viel helfen.

Äußerungen hochrangiger Politi-ker zur Asylfrage zeigen deutlicheZeichen einer wachsenden Verun-sicherung. Selbst in den Medien,die noch vor Monaten beinahe ein-hellig den „Willkommens“-Kurs derKanzlerin unterstützten, nehmenkritische Stimmen immer breiterenRaum ein.Das hat seinen Grund: Bisher

abgestrittene Wahrheiten könnenangesichts ihrer Offensichtlichkeitkaum mehr geleugnet werden, wiedies unlängst noch möglichschien. Wer seinerzeit angesichtsder Asylflut von „Invasion“ sprach,die Massen gar als „strategischeWaffe“ gegen Deutschland undEuropa deutete, wurde rabiat indie Rechtsaußen-Ecke verbannt.

Nachdem die Türkei die EU er-folgreich mit weiterer Zuwande-rung erpresst hat, ist diestrategische Rolle der Asylmassenoffenkundig geworden. Erdoganwird Milliarden und Visa-Erleich-terung bekommen und sogar diePerspektive einer EU-Mitglied-schaft der Türkeitritt wieder aufdie Tagesordnung.Ankara feiert dieDemütigung derEuropäer, derDeutschen zumal,als Triumph, dererst durch Merkels Politik desHereinlassens „ohne Obergrenze“möglich wurde.Auch hinsichtlich der Spätfol-

gen dieser Politik wächst die Ner-vosität in dem Maße, wie dieVerantwortlichen ahnen, dass sieeine soziale und kulturelle Zeit-bombe ins Land gelassen haben.

CDU-Vizechefin Julia Klöcknerfordert eine schriftliche Verpflich-tung der Zuwanderer zur Integra-tion, zum Vorrang desGrundgesetzes vor der Scharia,zur Gleichberechtigung der Frauund zum Respekt vor Homosexu-ellen und ähnlichem. Gleichzeitig

verlangt Klöcknerein Burka-Verbot.Aus diesen For-

derungen sprichtdie realistischeSorge, dass einweiteres Anwach-sen abgeschotte-

ter muslimisch-orientalischerGegengesellschaften das Land zer-reißen könnte. Dennoch ist die da-hinterstehende Hilflosigkeit nichtzu übersehen. Auch Klöckner wirdkaum glauben, dass man eine inJahrhunderten gewachsene kultu-rell-religiöse Kluft per Dekret un-schädlich machen kann. Das

begrüßenswerte Burka-Verbot istin Belgien und Frankreich längstgültig, und doch hat es dort dasAufkeimen abgekoppelter, explosi-ver Gegengesellschaften offen-sichtlich nicht verhindern können.Das Resümee ist so einfach wie

hart: Wenn nicht integrierbare Trä-ger von Kulturen und Wertvorstel-lungen, die mit unseren nichtvereinbar sind, in zu großer Zahleinwandern, ist Ghettobildung un-vermeidlich, mit allen riskantenFolgen. Da helfen auch gutge-meinte Vorschläge wie die Klöck-ners nicht viel. Stattdessen müssender Zustrom massiv reduziert,Wege der Rückwanderung fürnicht Integrierbare geöffnet undderen Rückwanderung nachhaltiggefördert werden. Eine Bleibe-Per-spektive darf es nur für Zuwande-rer geben, die integrationsfähigund -willig sind, um eines TagesDeutsche zu werden. Hans Heckel

Viele kommen als QuartiermacherAllein ziehende »Flücht-lingskinder« in Berlin

Preußen /Berlin

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DIESE WOCHE

Zu alt und zu männlichChinas KP hat reagiert undvon der Ein- zur Zwei-Kind-Politik umgeschwenkt

Aktuell

2

Streit um den WolfGefahr oder Bereicherung:Die Rückkehr des Raubtiersspaltet die Nation

Hintergrund

4

Nato unter ZugzwangDie Folgen des türkischenFlugzeugabschusses

Ausland

6

Preußens Aushängeschildin der MalereiFriedrich von Menzel

Kultur

Die Stunde der Tastatur-GeneräleKriegspropaganda nachden Anschlägen von Paris

Deutschland

3

9 Manche Kluft kannnicht per Dekret

überwunden werden

Einzelverkaufspreis: 2,50 Euro

Nr. 49 – 4. Dezember 2015 U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Ein Meister der HeiratspolitikBelgiens erster König

Geschichte

10

Nervosität wächst: Spätfolgen der aktuellen Asylflut treten zunehmend ins Bewusstsein Bild: ddp images

Was treibt Juncker?EU-weite Kontensicherung soll plötzlich über Nacht kommen

Mit oder ohne AssadAnti-IS-Koalition uneinig über Schicksal des syrischen Präsidenten

Bundesbank und Bundesre-gierung wehren sich ent-schieden gegen den

überraschenden Vorschlag vonEU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, so schnell wiemöglich ein EU-weites Einheitssy-stem zur Sicherung von Sparkon-ten einzuführen. Damit würdendeutsche Steuerbürger die Mithaf-tung für alle Sparkonten in der EUim Falle eines Banken-Zusammen-bruchs in irgendeinem Mitglied-staat übernehmen.Für die Deutschen ein in jeder

Hinsicht schlechtes Geschäft.Sparkonten in Deutschland sindschon heute so gut abgesichert wiein kaum einem anderen EU-Land.Seit der Einführung des Einlagen-

sicherungsfonds Mitte der 70erJahre kam es zu 30 Schadensfällen.In keinem haben Sparer Geld ver-loren. Die Hälfte der EU-Staatenverfügt bislang hingegen über gar

keinen auch nur annähernd ver-gleichbaren Schutzschirm. In derPraxis wären die Deutschen alsoausschließlich Zahler.Ursprünglich war vorgesehen,

einen EU-Sicherungsfonds ersteinzurichten, wenn alle Mitglied-staaten einen nationalen Fondsnach einheitlichen Mindeststan-

dards aufgebaut haben. Zudemsollten deutsche Sparkassen undVolksbanken wegen ihrer guten Ei-gensicherung vom europäischenFonds ausgenommen bleiben.Dies soll laut Juncker nun nicht

mehr gelten. Beides, der Wegfallder Ausnahmeregelung und dieplötzliche Hast in Brüssel, lassendüstere Ahnungen sprießen. Alsfrüherer luxemburgischer Mini-sterpräsident ist Juncker gut mitdem Bankenwesen vernetzt. Weißder EU-Kommissionschef von aku-ten Gefahren im europäischenBankensystem, von denen die Öf-fentlichkeit noch nichts mitbekom-men hat? Die plötzliche Eile desLuxemburgers lässt jedenfalls aufnichts Gutes schließen. H.H.

Nach den Anschlägen inParis ist sich die westlicheWelt einig darüber, dass der

„Islamische Staat“ bekämpft wer-den muss, um das heimtückischeMorden und eine Ausbreitung derTerrormiliz zu beenden. Sie ist sichauch einig darüber, dass dies nichtohne Russland geht.Während Frankreich sich aktiv

an den Luftattacken beteiligen willund dabei eine Koalition mit Russ-land im Blick hat, zögern die Nato-Partner noch, das Feindbild Putinzu revidieren und den russischenPräsidenten wieder als Gesprächs-partner zu akzeptieren. Seit demAbschuss des russischen Kampfjetsdurch den Bündnispartner Türkeiüber syrischem Territorium steht

die Nato unter Zugzwang. Einerseitsist sie verpflichtet, ihrem MitgliedTürkei beizustehen, andererseitswurde schnell klar, dass die Darstel-lung der Ereignisse seitens der tür-

kischen Regierung erheblicheZweifel zulässt und eher dazu ge-eignet ist, zu vermuten, dass dieTürken aus politischem Kalkül be-wusst ein Störfeuer gegen einefranzösisch-russische Anit-IS-Alli-anz legen wollten. Wladimir Putin wirft Recep

Tayyip Erdogan vor, den IS, der sich

mit Ölverkäufen finanziert, aktiv zuunterstützen, Erdogan kündigteseinen Rücktritt an, falls die RussenBeweise für ihre Anschuldigungenvorlegen könnten. Erdogan stelltdie Türkei vor eine Zerreißprobe. Eine Frage, die alle umtreibt, lau-

tet: IS-Bekämpfung mit oder ohneAssad? Dem IS ist ohne den Einsatzvon Bodentruppen kaum beizu-kommen. Diese Erkenntnis teilennach den erfolglosen Einsätzen derUSA viele Militärkundige. Da aberalle am Konflikt beteiligten Par-teien erklärt haben, keine Boden-truppen entsenden zu wollen,bleibt nur, Assads Armee zu unter-stützen, um die Terroristen zurück-zudrängen. M. Rosenthal-Kappi

(siehe auch Seite 6)

Die Hast deutet aufakute Gefahren hin

Türkei bringt Nato in Zugzwang

Kriegspropaganda nach

Anschlägen von Paris Seite 3

Das Ostpreußenblatt

AKTUELL2 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

MELDUNGEN

Gemeinden an BelastungsgrenzeDüsseldorf – Rund 40 Städte undGemeinden in Nordrhein-Westfa-len haben ihren jeweiligen Be-zirksverwaltungen mitgeteilt, dasssie vorerst keine weiteren Asylbe-werber mehr aufnehmen könn-ten. Dies berichtet die „Welt“ un-ter Berufung auf den Landes-Hauptgeschäftsführer des Städte-und Gemeindebundes, BerndSchneider. Die Gemeinden for-dern mehr Zeit, um Unterbrin-gungseinrichtungen bereit zu stel-len. Bundesinnenminister Thomasde Maizière (CDU) hat derweilgegenüber dem Wiener „Stan-dard“ beklagt, dass immer mehrAsylsucher selbst entscheidenwollten, wo sie wohnen, statt derstaatlichen Zuweisung Folge zuleisten. Anfangs seien die „Flücht-linge“ noch glücklich gewesen, inSicherheit zu sein, und seien dort-hin gegangen, wohin man sie ge-schickt habe. Heute wollten mehrund mehr in attraktiven Ballungs-räumen wohnen, die sie sichselbst aussuchen. H.H.

Zu alt und zu männlichChinas KP hat reagiert: Schwenk und von der Ein- zur Zwei-Kind-Politik

Wenn nach dem kürzlich erfolg-ten Beschluss des Zentralkomi-tees der Kommunistischen ParteiChinas jetzt Ehepaare zwei Kin-der bekommen dürfen, so sollteman diesen Schritt nicht als allge-mei ne Liberalisierung des Regi-mes werten, sondern als ein drin-gend erforderliches Ende der bis-herigen Ein-Kind-Politik Pekingssehen; westliche China-Expertenprognostizierten dies bereits voretlichen Jahren.

Der einst vonMao Tse-tungüberaus geförder-te Bevölkerungs-zuwachs ließ dieZahl der Chine-sen von 582Millionen Men-schen bis aufheute 1,4 Milliar-den an steigen.Bereits 1979 hattedie chinesischeFührung befoh-len, dass Familiennicht mehr als einKind haben dürf-ten. Zwangssteri-lisierungen, ex-trem hohe Geld-strafen bis zur Be-schlagnahme al-len Eigentumswaren in jenenJahren an der Ta-gesordnung. Zur Begrün-

dung hieß es spä-ter offiziell, nurauf diese Weisehabe die Bevölke-rung um 400Millionen abge-nommen und seider Wirtschafts-aufschwung der Volksrepubliküberhaupt erst ermöglicht wor-den. Seitdem jedenfalls wurdenlediglich rund 218 Millionen Kin-der geboren. Betrug der Anteilder Kinder (bis 14 Jahren) an derGesamtbevölkerung 1982 noch

knapp 34 Prozent, so fiel er in-zwischen auf jetzt rund 15. MuGuangzong, Professor am Institutfür Bevölkerungs-Forschung an derUniversität Pe-king, meinte voreiniger Zeit sehroffen, in den ver-gangenen 13 Jahren hätte die Ge-burtenrate in China offiziell 2,1betragen, tatsächlich aber habe sie

unter 1,6 gelegen. Seine wissen-schaftliche Schlussfolgerung istdüster: „Der Rückgang der Bevöl-kerung im arbeitsfähigen Alterstellt eine Bedrohung für ChinasWirtschaft wie für die nationaleVerteidigung dar.“

Zugleich aber sind heute über221 Millionen Menschen im Ren-tenalter. Das ist fast jeder sechste

Chinese. In den nächsten zehnJahren kommen knapp 100 Milli-onen dazu. In rund 30 Jahren

dürften 430 Millionen über 60 Jahre alt sein, also jeder Dritte.Ein weitaus größeres Problem

besteht in dem krassen, in derWelt einzigartigen Missverhältniszwischen den Geschlechtern: Warwährend jener Ein-Kind-Politik

das Neugeborene ein Mädchen,wurde es zumeist abgetriebenoder getötet, sehen die schät-

zungsweise 700Millionen chine-sischen Bauerndoch in einemSohn ihre Alters-versorgung. Das

angeblich sozialistische Chinawird sich angesichts dieser Di-mension selbst bei stärkerem

Wirtschaftswachstum keine allge-meine Altersversorgung leistenkönnen. Gegenwärtig kommen indem Riesenreich auf knapp 120Jungen lediglich 100 Mädchen. Esgibt heute 33 Millionen mehrMänner als Frauen; bereits in fünf

Jahren werden bis zu 40 Millio-nen Heiratsfähige keine Ehefraufinden und keine Familie grün-den können. Heiraten mit den Ui-guren im chinesischen Sinkiang-Gebiet sind aus religiösen, neuer-dings ebenfalls aus politischenGründen äußerst schwierig. Ehe-schließungen mit indischen Mäd-chen wird es geben, sie sind in-des problematisch. Wiederholtwurden Vietnamesinnen entführt

und dann in Chi-na regelrecht anHe i rat sw i l l i geverkauft. Offensichtlich

ist Pekings Füh-rung Opfer ihrereigenen Propa-ganda geworden.Denn inzwischenist es in ChinaMode geworden,dass die Men-schen später alsin früheren Jah-ren heiraten undspäter Kinder be-kommen; für einzweites Kind istman dann nichtselten zu alt. Vordrei Jahren sahsich die Volksre-publik erstmalseiner Abnahmeder berufstätigenJahrgänge gegen-über, als die Zahlder Menschen imAlter zwischen15 und 59 Jahrenum 3,45 Millio-nen fiel. Dass Da-ten aus neuerenJahren nicht be-kannt wurden, istgewiss kein Zu-

fall. Dass diese Problematik in all

ihrer Vielschichtigkeit ohne tief-greifende Spannungen innerhalbChinas bleiben wird, muss be-zweifelt werden.Friedrich-Wilhelm Schlomann

Neumärker istInterimsdirektorBerlin – Die Stiftung Flucht, Ver-treibung, Versöhnung hat auf derSitzung des Stiftungsrats am 30. November den 35-jährigen Hi-storiker und Publizisten UweNeumärker, der bisher Direktorder Stiftung Denkmal für die er-mordeten Juden Europas war,zum Interims-Leiter der Stiftungernannt. Damit ist die lange va-kant gebliebene Leitung der Stif-tung nach dem Ausscheiden desersten Direktors Manfred Kittelbis zur Wahl eines neuen Direk-tors gesichert. Die Stiftungsrats-vorsitzende, Kulturstaatsministe-rin Monika Grütters (CDU), teilteder Presse mit, dass Einigkeit dar-über bestanden habe, zügig eineLösung für den Direktorenpostenzu finden. Der Stiftungsrat be-schloss, eine Findungskommis-sion unter ihrer Führung einzu-setzen. Neumärker hat die Aufga-be, die Stiftung konzeptionell brei-ter aufzustellen. MRK

Afrikas Staaten machen Front gegen die BurkaDer Vollschleier gilt als unafrikanisch und wurde von Terroristen zur Tarnung genutzt

In einigen Ländern Westafri-kas wurden islamische Frau-enkleider genutzt, um Terror -

akte auszuführen. Jetzt werden inimmer mehr Staaten Burkas alsunafrikanisch gesetzlich verbo-ten.So wie fundamentalistische

Eiferer den Vollschleier zumreligiösen Symbol miss-braucht haben (siehe Kasten),so wurden in diesem Jahrmehr und mehr Burkas zurAusübung von Terroraktenmissbraucht. In verschiede-nen afrikanischen Ländernhaben sich Boko-Haram-Ter-roristen in Burka-Umhängenin die Luft gesprengt oderversucht, in einer solchenAufmachung Sprengmittel zutransportieren. Die Burka istin vielen afrikanischen Län-dern, in denen sie bislang garnicht bekannt war, zur gefähr-lichen Terrorwaffe geworden. Als erster Staat hat am

17. Juni, einen Tag vor Beginndes Ramadan, der vorwie-gend muslimische TschadBurkas und andere das Ge-sicht bedeckende Kleidungs-stücke landesweit verboten.Der Gesetzesvorschlag droht beiZuwiderhandlung mit unverzüg-licher Haft. Kamerun und Gabunsind dem Beispiel des Tschad ge-folgt, nachdem auch dort Burkaszur Vorbereitung oder Durchfüh-rung von Terroranschlägen miss-

braucht wurden. Wütende Reak-tionen blieben weitgehend aus,weil die meisten Menschen dortwirksame Maßnahmen gegenden Terror von Boko Haram be-fürworten.

Es ist wie eine Ironie der Ge-schichte; Boko-Haram-Kämpferwollten eigentlich die Mehrheitder Muslime zu einem strengerenIslam bekehren. Aber ihre Bruta-lität und Gottlosigkeit hat jetztdazu geführt, dass sie immer

mehr Staaten mit muslimischenMehrheiten dazu bringen, einstriktes Schleierverbot zu verhän-gen, ohne dass sich jemand be-schwert.Als vorerst letztes westafrikani-sches Land hat Senegal diemuslimische Vollverschleie-rung für Frauen verboten. DerSenegal ist zu 95 Prozent vongemäßigten Muslimen be-wohnt und vom Terror derBoko Haram bislang ver-schont geblieben. „Wir kön-nen nicht akzeptieren, dassman uns fremde Bekleidungs-vorschriften auferlegt“, sagteStaatschef Macky Sall. Burka-verbote aus Sicherheitsgrün-den gab es bereits in Ägypten,Tunesien und Syrien, allesamtLänder mit langjähriger Ter-rorbedrohung.Das erste Land in der Euro-

päischen Union, das ein Bur-kaverbot verabschiedete, warim April 2010 Belgien. Spa-nien zog im Juni 2010 nach.Ab April 2011 trat auch inFrankreich und ab Januar2012 in den Niederlanden einentsprechendes Gesetz inKraft. Im Schweizer Kanton

Tessin stimmte die Bevölkerungbei einer Volksabstimmung 2013für ein Verhüllungsverbot. Betrof-fen von den Regelungen sindauch Sportfans, Demonstrantenund Karnevalisten, die ihr Ge-sicht verhüllen. Gesetzesverstöße

werden künftig mit Geldstrafenvon 100 bis 10000 Franken be-straft. Der französisch-muslimi-sche ImmobilienunternehmerRachid Neqqaz kündigte danachan, er werde alle Geldstrafen, diewegen des Tragens von Burkaund Niqab verhängt werden, er-statten. In Frankreich soll Neqqazbereits fast 1000 Bußzahlungenübernommen haben. In Deutsch-land ist das Tragen des Gesichts-schleiers nur in Bayern, und dortauch nur in Schulen, verboten. Diskutiert werden Burkaverbo-

te infolge der Terroranschlägevon Paris in Luxemburg und im

Baltikum. Obwohl der Europäi-sche Gerichtshof für Menschen-rechte vergangenes Jahr das inFrankreich bestehende gesetzli-che Verbot der Vollverschleierungin der Öffentlichkeit gebilligt hat,scheiterte eine Initiative in Öster-reich, es Frankreich gleichzutun.Dabei erlaubt Artikel 9 der Euro-päischen Menschenrechtskon-vention, die Religionsfreiheit „imInteresse der öffentlichen Moral“gesetzlich zu beschränken. Bis-lang ist nicht bekannt, ob auch inEuropa Burkaträger zur Verübungvon Terrorakten genutzt wurden.

Bodo Bost

PAZ: NeuePreise ab 2016

Drei Jahre lang hat die PreußischeAllgemeine Zeitung den Preis ihresAbonnements stabil gehalten. Nunzwingen uns steigende Kosten trotzstrikter Ausgabendisziplin leiderzur Anpassung der Bezugspreise.Zudem wird die PAZ im Abonne-ment seit kurzem im sogenanntenSchnellläufernetz der Post beför-dert und befindet sich bereits abDonnerstag in der Zustellung. Dasist zwar mit zusätzlichen Kostenverbunden, gewährleistet aber,dass die Abonnenten ihre Zeitungstets pünktlich erhalten.Unser Inlands-Abopreis steigt ab1. Januar 2016 von zehn auf elf Eu-ro im Monat, also 132 Euro im Jahr.Der Bezugspreis im Ausland steigtauf 13,50 Euro monatlich (17,50Euro bei Versand per Luftpost). AmKiosk kostet die Preußische Allge-meine Zeitung künftig 2,70 Euro.Der Preis für das Online-Abo be-trägt künftig 7,25 Euro, als E-Paperkostet die PAZ dann 1,10 Euro imMonat.Soweit keine Einzugsermächtigungbesteht, bitten wir unsere Abon-nenten um rechtzeitige Anpassungvon Daueraufträgen.Auch nach dieser moderaten Preis-anpassung bleibt die PreußischeAllgemeine Zeitung die mit Ab-stand günstigste Wochenzeitungmit vergleichbarem journalisti-schen Angebot.

»Eine Bedrohung für Chinas Wirtschaft wie für die nationale Verteidigung«

Chinas aktuelle Idealfamilie: Vater, Mutter und zwei Kinder nicht nur männlichen Geschlechts Bild: Colourbox

Die im Sehbereich vergitterteBurka oder der Niqab mit Seh-schlitz sind keine traditionell is-lamischen Kleidungsstücke fürFrauen. Weder vom Koran nochvon der Sunna sind sie gefordert.Erst unter dem erzreaktionärenosmanischen Sultan Abdülha-mid, der selbst an die 30 Frauenund Sklavinnen hatte, wurde seitEnde des 19. Jahrhunderts vonder Türkei aus ein fatales Men-schenbild in der islamischenWelt verbreitet, das aus Männerntriebhafte Wesen machte, diebeim kleinsten Anblick einesweiblichen Körperteils zu zügel-losen Lüstlingen mutieren. Frau-

en wurden nach demselbenMenschenbild auf Sexualobjektereduziert, deren teuflische Ver-führungskünste nur durch völli-ge Verhüllung gebannt werdenkönnen. Wie der Mehrheitsislamsich zurzeit die Agenda derDschihadisten oktroyieren lässt,so haben fundamentalistische Ei-ferer aus den Harems des unter-gehenden Osmanischen Reicheseinst die Geschlechtertrennungdem Islam aufgezwungen. Siewollten aus dem Vollschleier einreligiöses Symbol des an Symbo-len armen Islam machen, dabeiist er ein Symbol für den Miss-brauch dieser Religion. B.B.

Wie islamisch ist die Burka?

Umstrittene Verschleierung Bild: Colourbox

DEUTSCHLAND Nr. 49 – 4. Dezember 2015 3

MELDUNGEN

Grün-Rot ohneMehrheit

Stuttgart – Gut drei Monate vorder Landtagswahl in Baden-Würt-temberg muss die bisher regieren-de Koalition aus Grünen und SPDum ihre Mehrheit bangen. DieGrünen von MinisterpräsidentWinfried Kretschmann erreichenin einer aktuellen Umfrage derForschungsgrupe Wahlen 27, dieSPD 18 Prozent. Für die CDUwollen demnach 37 Prozent votie-ren, sechs Prozent für die AfDund fünf Prozent für die FDP, dieLinkspartei wäre mit drei Prozentnicht im Landtag vertreten. Da-nach ergibt sich weder für Grün-Rot noch für eine bürgerliche Re-gierung eine parlamentarischeMehrheit, solange die CDU, wasrecht sicher scheint, eine Zu-sammenarbeit mit der AfD aus-schließt. Schwarz-Grün oder eineGroße Koalition wären die einzi-gen Möglichkeiten. H.H.

Die passende Antwort auf die An-schläge in Paris ist, jetzt die Er-mittler und Strafrichter ihre Arbeitmachen zu lassen. Wir benötigenkeine neuen Gesetze, keine Verfas-sungsänderungen, und auch keineschlauen Ideen aus dem Kreis derTastatur-Generäle.

Eigentlich müsste man mit füh-renden Politikern und profiliertenMeinungsbildnern Mitgefühl ha-ben. Wenn eine Katastrophe wiedie in Paris passiert, können sieauch nicht viel mehrtun als die Normal-bürger. Ihr Arbeitsall-tag eignet sich über-wiegend nicht fürspektakuläre Bilder.Wenn man wie derfranzösische Präsi-dent einen Flugzeug-träger in den Einsatzschicken kann, ist dasschon viel wert – essieht nämlich gut undwuchtig aus.

Aber auch der Re-gierungschef einesLandes ohne Flug-zeugträger oder ohneinterventionistischeTradition muss denEindruck vermitteln,die Lage überblicktund verstanden zuhaben. Die Nähe zumLeitartikler, der mitseiner Meinung Geldverdient und sonst sogar nichts anstoßenkann, ist daher groß.Mit dabei sind alle,die Experten für Au-ßen- oder Verteidi-gungspolitik sindoder einfach nurdurch ihr Amt einehoffentlich fundierteMeinung vertreten müssen.

Es ist die Stunde der Tastatur-Generäle. Sie haben alle eines ge-meinsam: Sie werden laut undvergesslich. So schrieb kurz nachden Anschlägen Jan Fleischhauerauf „Spiegel online“, es sei keinProblem, mit dem deutschenKommando Spezialkräfte (KSK)

oder der französischen Fremden-legion gegen die „bärtigen Zausel“vom IS vorzugehen. Und er mein-te, die deutsche Bevölkerung seidurch die Erfah-rung der Nieder-lage im ZweitenWeltkrieg zu ver-schüchtert. Ma-thias Döpfner sahin der „Welt“ Staat, Ordnung undSicherheit im Kern getroffen undden Westen als Verlierer in einemKulturkampf gegen die virilen und

entschlossenen, nichtdemokrati-schen Regimes dieser Welt. Döpf-ner bezeichnete den Dialog unddie Suche nach Kompromissen alsSchwäche und forderte die aktiveVerteidigung abendländischerWerte.

Starker Tobak. Es gibt nochmehr solche Stimmen. Viele, nicht

nur Jan Fleischhauer, sind für diedeutschen Beteiligung an eineminternationalen Feldzug. Der Vor-sitzende des Bundeswehrverban-

des will, wenig überraschend, dieWehrpflicht wieder einführen.Und wieder einmal sollen Polizeiund Geheimdienste mehr Kompe-

tenzen bekommen. Jeder hat haltso seine Ideen. Da ist Bundeskanz-lerin Angela Merkel mit ihrerüberwiegend ruhigen Art sogar ei-ne rühmliche Ausnahme.

Aber offenbar haben alle verges-sen, dass die Blitzkriege des We-stens im Krisenbogen von Nord-afrika bis Mittelasien Fehlschläge

waren. Irak, Libyen und Afghani-stan sind faktisch ohne staatlicheOrdnung. Eine internationaleIntervention in den syrischen Bür-

gerkrieg stündemehr als einergroßen Kriegs-partei gegenüber.Der IS bestehtnicht aus „bärti-

gen Zauseln“, sondern aus Vetera-nen anderer Kriege und von Sad-dam Husseins alter Armee. DasAssad-Regime kämpft gegen den

IS, die Kurden und andere Oppo-sitionsgruppen. Die syrische Op-position besteht aus elf verschie-denen Gruppierungen, die auchuntereinander Krieg führen. Auchdie Kurden haben keine einheitli-che Organisation bilden können.Die Menschenrechte spielen keinegroße Rolle. Mit anderen Worten:

Jeder gegen Jeden. Es gibt keineGuten.

Und die Interventionsmächte?Die Türkei toleriert den illegalenÖlhandel des IS und bekämpft dieKurden. Sie unterstützt auch diesyrische Opposition und spezielldie turkmenische Minderheit. Sau-di-Arabien hat wahrscheinlich erstden IS gefördert und steht nun auf-seiten von Kurden und syrischerOpposition. Russland unterstütztden eigentlichen Verursacher Ba-schar al-Assad und ist im Konflikt

mit der Türkei. DieUSA schicken Geldund werfen Bomben,während sich Saudisund die Golfstaatenweitgehend zurück -gezogen haben. DieSaudis scheinen eherdarauf zu spekulie-ren, dass ihnen derWesten abermals lä-stige Konkurrentenvom Leib hält. Mitden Menschenrech-ten tun sich geradedie Akteure in der Re-gion schwer.

Nein, eine sinnvolleAntwort auf die At-tentate von Paris siehtanders aus. MathiasDöpfner hat verges-sen, was unsere Werteausmacht. Diese Wer-te vertritt man nichtdadurch, dass mansie einzäunt und Po-sten aufstellt. Sie sindein dauerndes Ver-sprechen, dass geradein Krisenzeiten im-mer wieder neu ein-gelöst werden muss.Das zu tun ist keinZeichen von Feigheit,sondern von Mut und

Rückgrat. Die meisten Menschenverstehen das. Daher gibt es in derkurzen Geschichte der Bundesre-publik mittlerweile genug Beispie-le für dieses besonnene Verhalten.Auch die Bundeswehr hat bewie-sen, dass sie kämpfen kann, auchdann, wenn ihr eigentlich die rich-tigen Mittel fehlen. Friedrich List

Die Stunde der Tastatur-GeneräleWie deutsche Meinungsbildner versuchen, die Bundeswehr in den Syrienkonflikt zu verwickeln

Migranten gegenAsylsuchende

Berlin – Laut einer Umfrage desMeinungsforschungsinstitust You-Gov im Auftrag der „Welt amSonntag“ sind 40 Prozent derDeutschen mit Migrationshinter-grund der Meinung, dass Deutsch-land weniger „Flüchtlinge“ auf-nehmen solle als bisher. 24 Prozent sind sogar der Auffas-sung, es sollten gar keine „Flücht-linge“ ins Land gelassen werden.Die Zahlen unterscheiden sichkaum von denen der übrigen Be-völkerung, von der 45 Prozent dieZuwanderung begrenzen und 25Prozent gar keine Flüchtlinge insLand lassen wollen. Lediglich achtProzent der Immigranten undsechs Prozent derjenigen ohneMigrationshintergrund sind dafür,mehr Asylsuchende aufzuneh-men. Als Grund für ihre Skepsisgaben die Befragten ähnlich wiedie Mehrheit der Deutschen an,dass sie nicht unbedingt teilenwollten, was sie sich in Jahrzehn-ten erarbeitet haben. MRK

Bereits seit Längerem se-hen sich soziale Internet-dienste wie Facebook von

Bundesjustizminister HeikoMaas (SPD) dem Vorwurf ausge-setzt, nur halbherzig gegen aus-länderfeindliche Hetz- undHasskommentare von Nutzernvorzugehen. BekanntgewordeneBeispiele von Kommentaren aufFacebook, aber auch die Be -richt erstattung der etabliertenMedien über die islamkritischePegida-Bewegung oder die AfD,den Neuling im bundesdeut-schen Parteiensystem, scheinendie Sichtweise von Justizmini-ster Maas zu bestätigen. NebenAnhängern, die sich ganz offen-kundig nur schlecht artikulierenkönnen, wird in der Darstellungvieler Medien auch gern aufgrenzwertige Äußerung oderganz offenkundig fremdenfeind-liche Hetze zurückgegriffen.

Umso kritikloser und leiserreagieren Leitmedien wie etab -lierte Parteien, wenn menschen-verachtende oder demokratie-feindliche Äußerungen aus demeigenen politischen Lager lautwerden. So war im öffentlich-rechtlichen Südwestrundfunk(SWR) unlängst vom MainzerPolitikwissenschaftler GerdMielke in einem Interview fol-gende Äußerung zu hören:

„These: Wenn sich die Mengenvon rechtsaffinen Kleinbürgernin Dresden in einem dreistündi-gen Polizeikessel erst alle mal indie Hose gepinkelt haben undabschließend mit Wasserwer-fern traktiert wurden, dann ha-ben sie für eine geraume Weilegenug vom Demonstrieren“, sodie Antwort auf die ebenfallskritisch zu sehende Frage vonSeiten des SWR, ob nicht „Staat,Polizei und Justiz stärker repres-siv gegen Rechtspopulisten und

ihr Umfeld vorgehen“ sollten.Das Problem dabei ist nicht nur,dass hier ein Politikwissen-schaftler mit dem Demonstra-tionsrecht ein Grundrecht jederdemokratischen Ordnung inFrage stellt. Vom Moderatorweitgehend unkommentiertwurde auch ein Plädoyer für ei-ne gezielte Kriminalisierung ei-ner politischen Bewegung undden Missbrauch des staatlichenGewaltmonopols gehalten.

Mit welchem Doppelmaß ge-rade die öffentlich-rechtlichen

Rundfunkanstalten agieren,wird auch im Umgang mit Kom-mentaren von Mediennutzerndeutlich. Wie mittlerweile invielen Zeitungen, Zeitschriftenund Sendern üblich, werdendie Möglichkeit zum Kommen-tieren immer öfter von vornher-ein einschränkt. Besteht dieMöglichkeit zum Kommentie-ren, sehen sich Nutzer mit kriti-schen Kommentaren schnelleinmal gesperrt und wegzen-siert, wenn die Verantwort-lichen glauben, einen Fall vonfremdenfeindlicher Hetze aus-gemacht zu haben.

Ganz offensichtlich demokra-tiefeindliche Äußerungen unteranderen Vorzeichen werdenallerdings toleriert, wie etwaein Nutzerkommentar beimInternetauftritt der ARD-„Tages-schau“: „man sollte das systemder geheimen wahlen insofernaussetzen das menschen wel-che in ihrer verblendung afd,npd und andere rechte parteienwählen dieses veröffentlichtwird! sei es im internet oder lo-kale tageszeitungen.“ Zu be-fürchten ist, dass eine derartigeDoppelmoral von Medien undPolitik langfristig eine still-schweigende Akzeptanz fürlinksextreme Gewalt den Wegbereitet. Norman Hanert

Zweierlei MaßWas bei Rechten als Hetze gilt, wird bei Linken toleriert

Doppelmoral vor allem bei den

Staatssendern

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Viele sind für die deutsche Beteiligung an einem internationalen Feldzug

Rasselt wie manch anderer mit dem Säbel: Der Journalist und Autor Jan Fleischhauer Bild: action press

WÖLFE4 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

Diese Augen! Bernsteinfar-ben sind sie zumeist – undauf jeden Fall magisch.

Wolfsaugen scheinen einem di-rekt in die Seele zu blicken undvielleicht sogar ein kleines Stück-chen weiter. Dorthin, wo das Ur-gründige lauert, wo steinzeitlicheÄngste und Triebe schlummern.Wölfe sind faszinierend. Für

Esoteriker sind es „Krafttiere,lautlose Jäger der Mondnächte“.Die Germanen verehrten sie alsstreitbare Begleiter ihres Kriegs-gottes Odin. Die antiken Römerverdanken einer Wölfin laut Sagedie Gründung ihrer Stadt. DasTier säugte die ausgesetzten Göt-terkinder Romulus und Remus,die später die grandiose Metropo-le am Tiber gründeten. Nicht an den Tiber, sondern an

die Neiße, die Spree, die Elbe unddie Weser hat es die Wölfe nunzurückgeführt. Vor 15 Jahren sie-delten sich die ersten Tiere auf ei-

nem Truppenübungsplatz in derOberlausitz an. Heute sollen nachSchätzungen 35 Rudel und insge-samt 300 Tiere in Deutschland le-ben. Die Fraktion der Wolfsskepti-ker geht eher von 600 aus. Aberwer mag denen schon glauben?Deutschland ist im Wolfstaumel.„Ahuuu – willkommen Wolf“, ju-belt der Nabu, der Naturschutz-bund Deutsch-land, auf seinerI n t e r n e t s e i t e .Weiter heißt es:„Der Wolf kommtnach Hause.Kümmern wiruns gemeinsamdarum, dass er in Deutschland ei-ne sichere Heimat findet.“ Der Nabu hat besonders gut ju-

beln, denn er hat eine potentenGeldgeber im Hintergrund. DerVolkswagenkonzern unterstütztdie „Wolfs-Willkommenkultur“der Naturschutzbündler. Der

Autohersteller mit – nomen estomen – Sitz in Wolfsburg hat er-kannt, was für ein prächtigerImage-Botschafter der vierbeinigeZuwanderer ist. Der Mythos vom Schurkentier,

das alleinstehende Seniorinnenverspeist und käppchentragen-den, weiblichen Heranwachsen-den auflauert, ist nahtlos in ei-

nen anderenübergegangen.Der Wolf ist zurÖko-Ikone ge-worden, ein ed-ler Jäger, der dieheimische Naturmit seiner Anwe-

senheit adelt und auf geheimnis-volle Weise den Menschengegenüber freundlich gesonnenist. Im Gegensatz zu allen ande-ren Säugern, die seinen Wegkreuzen. Dabei ist Canis Lupus, so der

lateinische Name, natürlich we-

der das eine noch das andere. Erist laut Systematik ein bis zu 80Kilo schwerer Beutegreifer ausder Familie der Hunde. Er ist einTier, das seinen Instinkten folgt.Ist er müde, schläft er. Hat erDurst, sucht er eine Wasserstelleund wenn ihn der Hunger quält,schaut er nach Beute aus. Immeröfter fällt sein Blick dabei aufSchafe, Rinder und sogar Pferde.Mittlerweile haben Wölfe nach-gewiesenermaßen hunderte vonHaustieren gerissen. Die Dunkel-ziffer dürfte deutlich höher lie-gen. Einen Wolfsriss nachzuwei-sen ist nicht leicht. In der Regelmuss am getöteten Tier Wolfs-DNA machgewiesen werden,aber die zersetzt sich schnell. Diesogenannten Wolfsberater, die fürdie Proben zuständig sind, lassensich oft viel Zeit, bis sie vor Orterscheinen. Als eine Art Wolfs-Anwälte haben sie natürlich we-nig Interesse daran, ihre Klienteneiner Bluttat zu überführen. Sokommt es seit Auftauchen derWölfe zu einem seltsamen Phä-nomen: Es wimmelt in Deutsch-land plötzlich anscheinend nurso von wildernden Hunden, dieüber Nutztiere herfallen. Der Wolf nimmt unterdessen

auch eine mögliche zweibeinigeBeute immer stärker ins Visier.Die Tiere verfolgen Reiter undJogger, sie umringen Jugendliche,die mit ihrem Hund spazieren ge-hen oder ziehen mitten durch dieDörfer. Das sind alarmierendeZeichen: Der kanadische Verhal-tensforscher Valerius Geist, einemeritierter Professor der Univer-sität in Calgary, nennt sieben Pha-sen der Annäherung an den Men-schen, bis es zu einem ernstenAngriff kommt. In Phase fünf wer-den Haustiere in unmittelbarerNähe von menschlichen Behau-sungen getötet. Außerdem wer-den, – wie bereits in Deutschland– Reiter, Radfahrer und Joggernverfolgt. Als nächstes gibt es zö-gernde, fast spielerische Angriffe,die meist eher ungeschickt ver-laufen. Wenn die Wölfe dann Ernst ma-

chen, tun sie es mit dem ganzenWissen, das sie vorher erworbenhaben. Ihr Opfer wird wenigChancen haben. Frank Horns

Oben sind es 20 Stück, unten22. Mit 42 bis zu sechsein-halb Zentimeter langen

Zähnen reißt ein Wolf seine Beute.Dabei entwickelt er zweimal so vielBeißkraft wie jeder Hund. DieseKraft reicht aus, einem lebendenReh mit einem einzigem Biss dasBein abzutrennen. Eine effektiveMethode, um es am Fortrennen zuhindern. Schmerzlos ist der Tod,den der Wolf bringt, meist nicht.Der sogenannte Drosselbiss, der

gezielte und sekundenschnelle Tö-tungsbiss in die Kehle, ist ein My-thos. Wölfe haben kein Anatomie-buch dabei, wenn sie auf die Jagdgehen. Ethische Gesichtspunkte lei-ten sie ebenso wenig. Einzig derHunger ist es, der sie treibt und derWunsch bei der Jagd nicht verletztzu werden. Ist ein großes Beutetiergestellt, reißen sie ihm zuweilenauch einfach nur große Fleisch-stücke aus dem Körper. Der Blut-verlust lässt es dann schwächer undschwächer werden. Hirsche, Elche und in den USA

Bisons werden so erlegt. Der Wolfist einer der wenigen Säuger, diebis zu 15-mal größere Beutetierezur Strecke bringen. Die Jagd imRudel macht dies möglich. Beimeuropäischen Wolf besteht so ein

Verband meist aus fünf bis zehnTieren. Ein komplexes Sozialver-halten regelt das Miteinander. Wöl-fe sind schlau. Von allen Arten ausder Familie der Canidae, der Hun-de, haben sie das am höchsten ent-wickelte Gehirn. Füchse, Schakale,Koyoten und Haushunde gehörenzu den Canidae. Die Wölfe sind ih-

re größten Vertreter. Der europäi-sche Wolf erreicht eine Schulterhö-he von bis zu 90 Zentimetern. Dasmacht ihn zu einer imposanten Er-scheinung. Zum Vergleich: EinSchäferhund erreicht nur eineSchulterhöhe von bis zu 65 Zenti-metern, die Deutsche Dogge einevon 86 Zentimetern. Wölfe sind dabei echte Muskel-

pakete, die bis zu 65 Stundenkilo-meter schnell werden können.Ausdauernd sind sie zudem. Beijungen Tieren, die mit einem Hals-band versehen wurden, stelltenBiologen fest, dass sie in wenigenWochen eine mehr als 1000 Kilo-meter lange Strecke zurücklegten.In der Regel aber sind Wölfe

ortstreu. Jedes Rudel beanspruchtein eigenes Territorium, Es mussüber eine Wasserquelle verfügen,ausreichend Rückzugsmöglichkei-ten bieten und natürlich über einegeeignete Nahrungsgrundlage ver-fügen. Etwa zwei Kilo Nahrungbraucht ein Wolf täglich. Wähle-risch ist er nicht. Er frisst auchAas, Kleinsäuger, Insekten und so-gar reife Beeren und Früchte (sie-he PAZ 45, Seite 21). Seine Tö-tungsinstinkte dürften Brombee-ren, Äpfel und Pflaumen allerdingskaum befriedigen. Rätselhaft ist nach wie vor das

sogenannte „Surplus Killing“, dasübermäßige Töten. Wenn Wölfebeispielsweise über eine HerdeSchafe herfallen, richten sie oftein regelrechtes Blutbad an. Siebringen viel mehr Tiere um, alssie eigentlich fressen können.Manche Forscher wähnen siedann sozusagen in einer Endlos-schleife im Tötungsmodus gefan-gen. Wolfsfans bejubeln den mör-derischen Rausch. Da Tierkadaverals Eiablageplätze für verschiede-ne Insekten wichtig sind, sei auchdas Surplus Killing von großerökologischer Bedeutung, schwär-men sie. Schäfer dürften da ande-rer Meinung sein. FH

Zeitzeugen

Kenton Joel Carnegie hat sichtapfer gewehrt, stellte die

Untersuchungsbeamtin am Tatortspäter fest. Die blutgetränktenSpuren – über mehrere Quadrat-meter verteilt – zeugen von sei-nem Kampf gegen die vier Wölfe,die den 22-jährigen Geologie-Stu-denten im Februar 2005 am Wol-laston Lake im kanadischen Sas-katchewan töteten. Zuerst hattensie den einsamen Spaziergängertrickreich vom Camp der Minen-arbeiter, in dem er wohnte, ge-trennt und dann immer weiter indie Enge getrieben. Als der Such-trupp die Leiche fand, war siehalb aufgefressen. Bei Candice Berner ging es

schnell. Die 32-jährige Lehrerinwurde im März 2010 beim Joggenknapp drei Kilometer außerhalbvon Chignik Lake auf dem süd-lichen Teil der Alaska-Halbinselgetötet. Dreimal wurde sie vondem Rudel zu Boden gerissen.Zweimal kam sie wieder hoch,beim dritten Mal blieb sie unten,verrieten die Spuren. „Hier inAlaska ist alles größer und gefähr-licher als anderswo. Man mussimmer wachsam sein, was um ei-nen passiert“, hatte sie einemFreund kurz vorher noch erzählt.Wachsamkeit vor Wölfen ist tat-

sächlich noch in vielen anderenWeltgegenden angebracht. AusIndien, Israel, Russland, Spanien,der Türkei und anderen Ländernliegen beispielsweise glaubwür-dige Berichte von Attacken gegenMenschen vor. Und was ist ei-gentlich so ungewöhnlich daran?Die Wölfe folgen nur ihrer Natur.Als Beutegreifer testen sie in-stinktiv Nahrungsalternativenoder folgen einfach ihrem Jagd-trieb, wenn ein Säugetier in Beu-tegröße ihren Weg kreuzt. Daswusste niemand besser als unse-re Vorfahren. „Allzu zahlreichsind die Berichte, allzu stark istdie Angst vor dem Wolf und demWald, allzu dominant der Wolf inder Mythologie, als dass die Vor-stellung vom menschenfressen-den Wolf einer realen Grundlageentbehren kann“, hat schon ErikZimen erkannt. Der deutscheVerhaltensforscher gilt auchzwölf Jahre nach seinem Tod im-mer noch als einer der bedeu-tendsten Wolfsexperten. FH

Farley McGill Mowat – 1963 er-schien sein Buch „Ein Sommermit Wölfen“. Es wurde – vor al-lem, als es von den Disney-Stu-dios verfilmt wurde – ein interna-tionaler Erfolg und prägte beiTausenden das Bild vom noblen,liebenswerten Tier, das in der Na-tur eine Art Polizeifunktion über-nimmt. Von Wissenschaftlernwurde Mowat (1921–2014) fürsein Buch stark kritisiert. Sie war-fen ihm Wunschdenken und Un-wahrheiten vor. Es ist wahr-scheinlich, das Centon Joel Car-negie (siehe oben) das Buchkannte. In Kanada gehört es zurallgemeinen Schullektüre

Johann Friedrich von Flemming –Der kursächsische „Oberförst-und Wildmeister“ (1670–1733)verfass-te das zweibändige enzy-klopädische Werk „Der Vollkom-mene Teutsche Jäger“. Flemmingwar ein weitgereister Jäger undGutsverwalter. Seine sachlichenund genauen Beobachtungen gel-ten auch nach modernen Stan-dards als besonders glaubwürdig.Auf Wölfe geht er besonders de-tailliert ein. Für ihn sind sie eine„von Gott gesendete Strafe“. Erbeschreibt, wie scheu sie sind,aber auch, wie es trotzdem immerwieder zu Angriffen auf Men-schen, vor allem Kinder, kommt.Flemmings Buch gilt Volkskund-lern auch als realer Hintergrundfür das Rotkäppchen-Märchen.

Eric Zimen – Der deutsche Ver-haltensforscher (1941–2003) undSchüler von Konrad Lorenz giltals einer der bedeutensten Wolfs-experten. Sein Buch „Der Wolf –Verhalten, Ökologie und Mythos“zählt auch heute noch zu denStandardwerken. Im NationalparkBayerischer Wald und in den Ab-ruzzen betreute er Forschungs-projekte mit Wölfen. Eine vonZiemens Aussagen ist, dass exten-sive Weidehaltung und freileben-de Wölfe auf Dauer nicht zusam-men passen.

Centon Joel Carnegie – Der 22-jährige Geologie-Student wurdeim Februar 2005 in Kanada vonWölfen getötet. Aus vielen ande-ren Ländern werden ebenfallsAngriffe auf Menschen gemeldet.Besonders oft sind Kinder betrof-fen. Wölfe sind schlau und erken-nen zum Beispiel, ob eine poten-zielle menschliche Beute ein Ge-wehr bei sich trägt oder nicht.

Möderischer RauschWölfe sind erstaunliche Tiere – und furchterregende Räuber

Schurkentier und Öko-IkoneSeit 15 Jahren gibt es wieder Wölfe in Deutschland – Jetzt häufen sich die Probleme

Chefredakteur:Dr. Jan Heitmann

Verantwortliche Redakteure: Politik,Wirtschaft, Berlin: Hans Heckel; Kul-tur, Lebensstil, Leserbriefe: HaraldTews; Geschichte, Preußen: Dr. Ma-nuel Ruoff; Bildredaktion, Ost -preußen heute: Manuela Rosenthal-Kappi; Buchseite, Heimatarbeit:Frank Horns; Ostpreußische Familie:Ruth Geede.Korrespondenten: Norman Hanert(Berlin), Edyta Gladkowska (Allen-stein), Jurij Tschernyschew (Königs-berg).Verlag und Herausgeber: Lands-mannschaft Ostpreußen e. V., An-schrift von Verlag und Redaktion:Buchtstraße 4, 22087 Hamburg.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Feh-marnstraße 1, 24782 Büdelsdorf. –ISSN 0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitungist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen (LO) und erscheint wö-chentlich zur Information der Mit-glieder des Förderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2013: Inland 10 Euro einschließlich 7Prozent Mehrwertsteuer, Ausland12,50 Euro, Luftpost 16,50 Euro. Ab-bestellungen sind mit einer Frist voneinem Monat zum Quartals endeschriftlich an den Verlag zu richten.Für den Anzeigenteil gilt: PreislisteNr. 32.Konten: HSH Nordbank, IBAN: DE632105 0000 0192 3440 00, BIC:HSHNDEHH oder Postbank Ham-burg, IBAN: DE44 2001 0020 00084262 04, BIC: PBNKDEFF (für Ver-trieb).

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Größer noch als Deutsche Doggen

PREUSSEN / BERL IN Nr. 49 – 4. Dezember 2015 5

Wird Henkel zumHemmschuh?Von THEO MAASS

Schon seit einem halben Jahr stagniertder Umfragewert der Berliner CDU umden Prozentsatz, den die Partei bei den

letzten Wahlen zum Abgeordnetenhaus erzielthat. Am 18. Sep tem ber 2011 schaffte sie einErgebnis von 23,4 Prozent. Seither regiert die Partei als Juniorpartner

der SPD mit. Anfangs schien es, als würdediese Konstellation ihrer Popularität guttun.Umfrageergebnisse, die an die 30-Prozent-Marke reichten, ließen bei den Hauptstadt-Christdemokraten Phantasien keimen von derWieder-Übernahme des Bürgermeisteramtes.Schwarz-Grün lautete die unausgesprocheneZauberformel auf dem Weg zu diesem Ziel. Um sich für dieses neue Bündnis zu

schmücken, wollten sich die amtierendenFunktionäre sogar für die Homo-Ehe engagie-ren. Allerdings scheiterte das Bemühen dannkrachend am Widerstand der (unvorsichtiger-weise) befragten Parteibasis. Der Landesvorsitzende und Innensenator

Frank Henkel folgte dennoch weiter demKurs nach links Richtung Schwarz-Grün. An-gesichts der Besetzung des Kreuzberger Ora-nienplatzes durch Asylbewerber brachte ernichts Verwertbares zustande. Beim Reizthe-ma Asylflut versagt er vollständig, denn abge-lehnte Asylbewerber in der Stadt müssenschon sehr viel Pech haben, wenn sie dochaußer Landes geschafft werden. Haben dafür23,4 Prozent der Berliner CDU gewählt, dasssie nun einen Innensenator haben, der ge-nauso gut von den Grünen kommen könnte? Henkels Problem (und das seines General-

sekretärs Kai Wegner) ist, dass die Partei zurErlangung des Postens des Regierenden Bür-germeisters keinen „B-Plan“ zu Schwarz-Grünhat. Mit ohnmächtiger Wut beobachtet dieBerliner CDU daher den Aufstieg der AfD.Statt (wie es die SPD mit ihren Konkurrentenvon links, den Grünen und den „Linken“ tat)die neue Partei als Chance zur bürgerlichenMehrheitsbildung zu begreifen, attackiert derGeneralsekretär die AfD lieber auf einer De-monstration und stört sich offenbar auchnicht daran, dass er sich damit mit den links-extremen Antifa-Schlägern gemein macht. Doch es rumort: Die CDU-Landtagsparla-

mentarier Stefan Schlede und Kurt Wansnerhaben öffentlich Zweifel bekundet, ob Henkelnoch der richtige Spitzenkandidat für 2016 ist.Das ist sicherlich noch keine offene Revolte.Wenn der Innensenator jetzt aber nicht rea-giert, kann es eine werden. Die Partei verzeihtfast alles – auch das Aufgeben von inhalt-lichen Positionen –, nur Erfolglosigkeit kanndie CDU nicht vertragen. Wenn sich dieRegierungsbeteiligung und die weichgespülteÜbernahme rot-grüner Positionen alsVerhinderung eines Wahlerfolgs herausstellensollten, dann wird sich die Berliner CDUwohl anders positionieren als derzeit.

Das drohende Scheitern des zweitenAsylpakets droht das Land Berlin vorunlösbare Probleme zu stellen. Von derBundesregierung ursprünglich geplantwar nämlich, den Familiennachzug für„Minderjährige unbegleitete Flücht-lingskinder“ – im Behördendeutsch„MuFl“ genannt – zu unterbinden.Während eine Umsetzung der in derRegierungskoalition vereinbarten Maß-nahmen auf sich warten lässt, wächstdie Zahl der unbegleiteten Kinder, dienach Berlin kommen, immer mehr an.

Derzeit kommen in einem einzigenMonat beinahe genauso viele wie imGesamtjahr 2014. Hält die bisherigeEntwicklung an, könnten in diesemJahr mehr als 4000 „Minderjährige un-begleitete Flüchtlingskinder“ nach Ber-lin kommen, so eine Einschätzung desSprechers der Senatsjugendverwal-tung, Ilja Koschembar. Zu befürchten ist inzwischen, dass

sich Deutschlands „Hartz-IV-Haupt-stadt“ an der drohenden Belastungdurch den Zustrom von „Flüchtlings-kindern“ verhebt. Die Probleme um dieunbegleiteten Minderjährigen habensich nämlich schon in der Vergangen-heit, bei weit niedrigeren Zahlen, alsnahezu unlösbar erwiesen. Extrem sind zum einen die Kosten.

So wird eine Summe von 25000 Eurogenannt, die allein für die Betreuungeines einzelnen Jugendlichen pro Jahranfällt. Eine Ursache dafür ist der Um-stand, dass die Betreuung eine extrempersonalintensive Angelegenheit ist.

Pro Fall sind über Sozialarbeiter, The-rapeuten und Juristen bis zu siebenFachleute involviert. Auf der anderen Seite wird in Berlin

aber auch ein Mangel deutlich: LautGesetz haben die Jugendlichen näm-lich einen Anspruch auf einen Vor-mund, der sich beispielsweise um Be-hördentermine, den Schulbesuch oderandere Angelegenheiten des Kindeskümmert. Aufgrund der massiv gestie-genen Zahlen lassen sich allerdings inBerlin mittlerweile für die Vormund-schaft gar nicht mehr genug geeigneteMenschen finden. Ein weiteres Pro-

blem: Nach den bishe-rigen Erfahrungentaucht ein Teil derKinder und Jugend-lichen nach ihrer An-kunft in Deutschlandeinfach unter. Sie las-sen sich weder bei den Behörden regi-strieren, noch erhalten sie eine Betreu-ung oder Sozialhilfe. Die Folgen sind mittlerweile immer

deutlicher an der Kriminalitätsstatistikablesbar. So war beispielsweise bereitsim vergangenen Jahr bekannt gewor-den, dass es sich bei rund einem Vier-tel der 115 schwerkriminellen jugend-lichen Intensivtäter in Hamburg um so-genannte minderjährige unbegleiteteFlüchtlinge handelt. Nach den bisheri-gen Erfahrungen ist damit für einen be-achtlichen Teil der „Flüchtlingskinder“eine weitere kriminelle Karriere beina-he programmiert.

Da sie vom Alter her strafunmündigsind, fehlen wirksame Sanktionsmög-lichkeiten. Eine Rückführung zu ihrenFamilien in die jeweiligen Heimatlän-der gilt nach bisheriger Rechtslage fak-tisch als unmöglich. Als Problem erwiesen haben sich

allerdings auch diejenigen Minderjäh-rigen, die sich bei den Behörden offi-ziell registrieren lassen. Deren Motiva-tion ist oftmals die Erwartung, über ei-ne Familienzusammenführung Ange-hörige nachkommen zu lassen. Geradein Berlin müssen einem Medienberichtzufolge Rechtsexperten und der Berli-

ner Senat die Erfah-rung machen, dassvon den Familienmittlerweile immerjüngere Kinder gezieltals Vorhut für eine er-hoffte Familienzusam-menführung nach

Deutschland geschickt werden. Gerade dieses Phänomen zeigt, wie

fragwürdig das Vorgehen der deut-schen Behörden in Sachen der auf dieReise geschickten Kinder ist: Offenkun-dig ist etwa, dass es sich bei den Ju-gendlichen nicht um politisch Verfolgtehandelt, für die das Asylrecht eigent-lich gedacht war. Naheliegend ist ebenso die Frage,

ob nicht letztlich eine massive Ver-letzung der Fürsorgepflicht vonsei-ten der jeweilige Familien vorliegt,wenn sie ihre Kinder quasi als„Quartiermacher“ über weite Entfer-nungen hinweg unbetreut und unge-

schützt Richtung Deutschland los-schicken. Eine Familienzusammenführung auf

deutschem Boden ist noch aus einemanderen Grund kritisch zu sehen: Beiden „Flüchtlingskindern“ greift erneuteine Art Sonderrecht. Wie bei Kindernaus EU-Ländern üblich, könnte näm-lich auch bei den unbegleiteten„Flüchtlingskindern“ durchaus über ei-ne Familienzusammenführung auf demBoden ihres jeweiligen Heimatlandesnachgedacht werden. Betroffen von den steigenden Bela-

stungen durch die unbegleiteten Kin-der ist indessen nicht nur das LandBerlin. Wie die „Frankfurter Allgemei-ne Zeitung“ unter Berufung auf eineAufstellung der Bundesländer berich-tet, sind bis zum 19. November 57376unbegleitete Jugendliche nachDeutschland gekommen. Seit Ende Au-gust hat sich demzufolge ihre Zahlmehr als verdoppelt. Unklar ist bislang, wie die Politik auf

die immer größere Herausforderungdurch die „unbegleiteten Flüchtlings-kinder“ reagieren wird. Eigentlich vor-gesehen war, im Zuge des zweitenAsylpakets der Bundesregierung, unteranderem eine „Wartezeit“ für den Fami-liennachzug einzuführen. Sowohl die-sen Vorhaben als auch der Einführungvon Asylschnellverfahren für Antrag-steller aus sicheren Drittstaaten drohtMedienberichten zufolge das Scheiterndurch eine faktische Blockadehaltungder SPD innerhalb der Regierungskoa-lition. Norman Hanert

UnbegleiteteminderjährigeAsylbewerberstellen für deut-sche Einrichtungenein besonderesProblem dar, dasobendrein rasantwächst:JugendlicheAsylbewerberim Gespräch mitBetreuern

Bild: pa

Touristen, welche die preu-ßischen Gärten und Schlös-ser in Potsdam besuchen

wollen, könnten 2016 enttäuschtwerden. Ab Ostern werden derDamenflügel im Schloss Sanssou-ci, der Normannische Turm amRuinenberg, das Belvedere aufdem Klausberg, die Moschee inder Breiten Straße (Dampfmaschi-nenhaus), das Casino Glienickeauf der Berliner Seite des Jung-fernsees sowie die Pesne-Galerieim Neuen Palais geschlossen. Hartmut Dorgerloh, Generaldi-

rektor der Stiftung PreußischeSchlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, erklärt den hartenSchritt: „Wir müssen kürzer tre-ten.“ So will die Stiftung insgesamteine Million Euro einsparen, um2016 einen ausgeglichenen Haus-halt zu erreichen. „Die Besucherzahlen sind dort

so gering, dass die Öffnung ohne-hin an der Grenze der Wirtschaft-lichkeit liegt“, erklärt Dorgerloh.Außerdem sind zurzeit nicht alle

Sehenswürdigkeiten zugänglich.Das Schloss Cecilienhof in Pots-dam ist seit Mai 2014 eine Bau-stelle und wird erst 2017 wiederöffnen. Auswirkungen auf den Touri-

stenzuspruch soll es (angeblich)nicht geben. „Die Leute besuchen

Brandenburg nicht wegen einzel-ner Gebäude, sondern vor allemwegen Sanssouci insgesamt“,glaubt Birgit Kunkel von Tou-rismus Mark Brandenburg undweiß sich mit dem brandenburgi-schen Wirtschaftsministerium ei-nig. „Das ist bedauerlich, wirddem Tourismusmagnet Potsdamaber keinen Abbruch tun“, hofftMinisteriumssprecherin AndreaBeyerlein.

Auch Berlin ist betroffen. DieOrangerie und der Theatersaal desSchlosses Charlottenburg werden2016 saniert und bleiben daherdicht. So fällt in jenem Jahr dortauch die Möglichkeit weg, durchVermietung der Objekte zusätzli-che Einnahmen zu erzielen. Dasgleiche Problem hat die Stiftungmit der Baustelle Cecilienhof, weildas dortige Hotel zurzeit keineGäste beherbergen kann. DieseDefizite sollen durch die vorüber-gehende Schließung weiterer Se-henswürdigkeiten ausgeglichenwerden. 2016/17 sollen 160 Millionen

Euro und ab 2019 400 MillionenEuro aus dem Landes- undBundeshaushalt der Stiftung fürRenovierungsarbeiten zufließen.Im Rahmen des ersten Programmserfolgt zurzeit die Erneuerung desmaroden Dachs des Neuen Palaisund der Fassade des Schlosses Ba-belsberg. Babelsberg soll laut Planschon Ende 2015 wieder für Besu-cher geöffnet werden. H.L.

Schlösser werden saniertPotsdam: Einige Sehenswürdigkeiten müssen zeitweise schließen

»MuFl« überfordern BerlinAllein ziehende »Flüchtlingskinder« kommen als Quartiermacher – andere tauchen unter

KaDeWe gibt nachIsraelische Kritik zeigt Wirkung

Nach heftiger Kritik von IsraelsMinisterpräsident Benjamin

Netanjahu hat das Berliner Kauf-haus des Westens (KaDeWe) ange-kündigt, aus dem Verkauf genom-mene Siedlerprodukte wieder an-zubieten. Im Einklang mit einemBeschluss der EU-Kommissionvom 11. November hatte das Ber-liner Nobelkauf-haus zunächstacht israelischeWeine aus demVerkauf genom-men, die von is-raelischen Siedlern im von Israelnach EU-Sicht bloß annektiertenWestjordanland stammen, aberals israelische Produkte ausge-wiesen waren. Für Netanjahu war die Ent-

scheidung Anlass, die Bundesre-gierung zum Eingreifen „in dieserschwerwiegenden Sache“ aufzu-fordern. Unter anderem auch mitHinweis darauf, dass sich dasKaufhaus in jüdischem Besitz be-funden hat, bevor die Besitzer von

den Nationalsozialisten enteignetworden waren, hatte Netanjahusogar von einem „echten Boykott“israelischer Waren gesprochen. Beobachter in Berlin halten den

Boykott-Vorwurf im vorliegendenFall für übertrieben. So hatte dasKaufhaus darauf hingewiesen,dass die Produkte selbstverständ-

lich wieder insSortiment aufge-nommen würden,sobald der Im-porteur der Wei-ne deren Her-

kunft gemäß dem Beschluss derEU-Kommission kennzeichne. Wie das KaDeWe auf seiner

Facebook-Seite unterdessen mit-geteilt hat, wurden die acht israe-lischen Weine wieder ins Sorti-ment übernommen. „In diesemFall – es ging um eine Empfehlungder Europäischen Union – isthausintern zu rasch und unsensi-bel gehandelt worden.“, bittet dasKaDeWe um Entschuldigung fürdie Entfernung. N.H.

Verantwortlichehoffen, dass Touristentrotzdem kommen

Kosten weit höherals bei erwachsenenAsylbewerbern

Es geht um Weine ausdem Westjordanland

Volkswille wirdübergangen

Berlins Senat will auf demFlugfeld des früheren Flugha-

fens Tempelhof mehrere tausendAsylbewerber unterbringen.Stadtentwicklungssenator Andre-as Geisel (SPD) beabsichtigt, amRand der riesigen Freifläche Trag-lufthallen aufzubauen. „Wir wol-len Tempelhof zu einem Willkom-menszentrum ausbauen: Wirbrauchen Beschulung, Gemein-schaftsräume, professionelle Be-treuung.“ Die Grünen sträubensich, Fraktionschefin Antje Kapekschimpft: „Mit dem Volk und miteinem Gesetz kann man so nichtumgehen.“ Piraten-FraktionschefMartin Delius fürchtet, Massen-unterkünfte führten unweigerlichzu Sicherheitsrisiken für die In-sassen. Der eigentliche Knack -punkt ist, dass eine Mehrheit derBerliner dem Senat in einerVolksabstimmung eine Bebauungdes Flugfeldes untersagt hatte.„Wozu soll man noch wählen ge-hen, wenn sich der Senat über al-les hinwegsetzt?", fragt daher Ma-reike Witt von der Initiative Tem-pelhofer Feld. H.L.

AUSLAND6 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

MELDUNGEN

Kein Gas ohne Geld

Moskau/Kiew – Weil die Ukraineseit Anfang November die lautVereinbarung fälligen Vorauszah-lungen für russisches Gas nichtgeleistet hat und Kiew die vonMoskau geforderten Gaspreisenicht akzeptieren will, hat Gaz-prom vorerst seine Lieferungen indie Ukraine gestoppt. Dies soll lautGazprom-Chef Alexej Miller solange so bleiben, bis neue Zahlun-gen eingehen. Die ukrainische Re-gierung sieht den Gaslieferstoppjedoch als eine Reaktion auf dieEnstellung der Warenlieferungenvon der Ukraine auf die Krim. Dazur Zeit die Gaslager noch gut ge-füllt sind, befürchtet Kiew keinenEngpass. Im Dezember werde wie-der russisches Gas strömen. MRK

Der Abschuss eines russischenKampfjets über syrischem Territo-rium hat nicht nur für ernstzuneh-mende Spannungen zwischenRussland und der Türkei gesorgt,er setzt auch die Nato unter Zug-zwang und legt tiefsitzende geopo-litische Konflikte frei.

Nach eigenen Angaben warendie Russen dabei, die Öltransitrou-te des IS zu zerstören, als ihrKampfjet von türkischem Militärabgeschossen wurde. Schon langeist bekannt, dass die Hauptfinanz-quelle des IS im Ölexport liegt unddass er seine Geschäfte mit Lkwsüber türkisches Territorium abwik-kelt. Wladimir Putin wirft seinemtürkischen Amtskollegen RecepTayyip Erdogan vor, mit dem IS Ge-schäfte zu machen, anstatt ihn zubekämpfen, und eine radikale Isla-misierung der Türkei zu betreiben.Damit spricht Putin als ersterStaatschef aus, was auch westlichePartner der Türkei wohl denken,aber aus Rücksicht auf bestehendeBündnisse nicht offen auszuspre-chen wagen. Auffällig ist, dass der

nach dem Vorfall einberufene Na-to-Rat nur zögerlich Stellung zuder türkischen Darstellung der Er-eignisse nehmen wollte und Ob-ama erstaunlich schnell zugab,dass die Türken die Unwahrheitgesagt hatten.Wenn Erdogan beabsichtigte,

den Bündnisfall zu provozieren, istsein Vorhaben danebengegangen.An einem militärischen Konfliktmit Russland hat die Nato trotz Sä-belrasselns keinen Bedarf. Die Er-fahrung, dass geopolitische Inter-essen über denen eines Einzelstaa-tes liegen, durfte der damalige ge-orgische Staatschef Michail Saaka-schwili 2008 machen, als er sich imAlleingang auf einen Krieg mitRussland einließ und die ihm ver-

meintlich wohlgesonnene Natoihn im Regen stehen ließ.Offenbar hat Erdogan die Folgen

des Abschusses unterschätzt.Selbst wenn er die EU und insbe-sondere Deutschland zu Zuge-ständnissen wegen des Asylpro-blems erpressen kann, so ist er fürdie Nato zu einem unsicheren Part-ner geworden. Die jüng-sten Verhandlungenzwischen Frank-reich undR u s s l a n düber einegemeinsa-me Be-kämpfungdes IS ma-chen deut-lich, dassFr a n ç o i sHo l l andeeher aufPutin alsP a r t n e rsetzt. Putin zeigt

Erdogan auchnach dessenBeteuerung, denVorfall zu bedau-ern, die kalteSchulter. Die ange-kündigten Sanktionendürften die Türkeischmerzlich treffen. Russlanderwägt Strafmaßnahmenbeim Handel, Einschrän-kungen für türkischeUnternehmen undArbeitnehmer so-wie für den Tourismus. Russland ist nach

Deutschland der wichtigste Han-delspartner der Türkei, die vonden EU-Sanktionen deutlich profi-tieren konnte. 2014 reisten vierMillionen Russen an türkischeStrände, was Einnahmen in Höhevon zirka 9,4 Milliarden Euro ein-brachte. Mehr als 67000 Türkenarbeiten 2015 in Russland, vor al-lem auf Baustellen. Russische Rei-seagenturen haben auf Rat ihrerRegierung Türkeireisen aus ihremAngebot genommen. Investitions-projekte wie der Bau des ersten

türkischen Kernkraftwerks könn-ten auf Eis gelegt werden. In derrussischen Öffentlichkeit werdenFeindbilder, die aus der Zeit derKriege auf der Krim, dem Kauka-sus und dem Balkan zwischen Rus-sischem und Osmanischem Reichseit dem 16. Jahrhundert bestan-

den, wieder bemüht.

Was Ankara noch härter treffendürfte, wäre ein Stopp der russi-schen Gaslieferungen. Im vergan-genen Jahr hat die Türkei 54 Pro-zent ihrer Gasimporte aus Russ-land bezogen. Ob die gerade erstauf dem G20-Gipfel zwischen Er-dogan und Putin bekräftigte Part-nerschaft beim Bau der TurkstreamPipeline in Gefahr ist, wollte Mos-kau bislang nicht kommentieren.Da das Gasgeschäft für beide Sei-ten lukrativ ist, wäre ein Stoppauch für die Russen von Nachteil.

Arbeiten beide Länder wirt-schaftlich bereits länger zusam-men, so trennt Russland und dieTürkei in ihrer Nahostpolitik mehrals sie eint. Baschar al-Assad, denPutin als Verbündeten an derMacht halten will, betrachtet Erdo-gan als Erzfeind, was vor allem re-

l i g i ö s eGrün-

de hat. Der Alawit Assad – eine derschiitischen Auslegung des Islamnahestehende Glaubensrichtung –steht Erdogans Allmachtstraumvon einem sunnitischen Reich un-ter türkischer Vormacht ebenso imWege wie die Unterstützung As-sads durch den schiitischen Iran.Im Grenzland zu Syrien leben

neben den Kurden, die Syrien imKampf gegen den IS unterstützen,auch Turkmenen, die Erdogan als„Brüder“ und „Verwandte“ be-zeichnet. Diese wiederum bekämp-

fen Assads Armee. Sie leben süd-lich der Provinz Hatai, einemLandstrich, den sowohl Syrien alsauch die Türkei beanspruchen.Nach dem Zusammenbruch des Os-manischen Reiches erhielt Frank-reich nach dem Sykes-Picot-Ab-kommen von 1916 (siehe Seite 10)1922 ein Völkerbundmandat fürden Libanon, Syrien und Hatai. DieHerrschaft der Franzosen dauertebis 1946, als Syrien unabhängigwurde. Obwohl Hatai als selbst-ständiges Gebiet verwaltet wurdeund die Türkei 1923 im Vertragvon Lausanne anerkannt hatte,dass Hatai syrisches Gebiet ist,erhob sie Ansprüche darauf.Da Russland die Kurdenaus taktischen Gründen mi-litärisch ausrüsten und siein ihrem Bestreben, einenKurdenstaat zu errichten,stärken könnte, darf der Ab-schuss der Su-24 als geziel-tes Störfeuer sowohl gegenRussland als auch gegen dieAnti-IS-Koalition mit Frank-reich verstanden werden. Derrussische Turkologe WladimirAwatow vermutet einen Macht-

kampf zwischen Erdoganund seinem Premiermi-nister Achmed Davu-toglu. Möglicher-

weise steckeLet z te re r,der für eng-ere Bezie-hungen mitden USAs t e h e ,h i n t e rdem Ab-

schuss. Erdogan habe entwedernichts davon gewusst oder ihnnicht verhindern können. Wie dem auch sei: Es zeichnet

sich ab, dass der Vorfall Putin mehrgenützt hat als Erdogan. Der russi-sche Präsident ist als Verhand-lungspartner von Nato und EUwieder gefragt. Der Westen musserkennen, dass die Syrien- und da-mit auch die Asylkrise weder ohnePutin noch ohne Assad in den Griffzu bekommen ist.

Manuela Rosenthal-Kappi

Störfeuer gegen Anti-IS-KoalitionSpannungen zwischen der Türkei und Russland mit weitreichenden Folgen – Hollande setzt auf Putin

Kein US-Visumnach Irak-ReiseWashington – Nach der Anschlag-serie von Paris wollen die USA ih-re ohnehin strengen Einreisebe-stimmungen verschärfen. Galt bis-her nach den Regeln des „Visa Wai-ver“-Programms (VWP), an demneben Deutschland 37 weitereLänder teilnehmen, eine visum-freise Einreise bis zu 90 Tagen fürBesucher der teilnehmenden Län-der, so fordern einige Kongressmit-glieder jetzt, Länder auszuschlie-ßen, die nicht eng genug mit US-Behörden kooperieren. Der Grund:Weißes Haus und Kongress be-fürchten, dass Terroristen Schlupf -löcher in den Einreisebestimmun-gen nutzen könnten. Künftig musseine elektronische Einreiseerlaub-nis Angaben zu Reisen in Länderenthalten, die Terroristen Unter-schlupf gewähren. Wer in den ver-gangenen fünf Jahren Reisen nachSyrien oder in den Irak unternom-men hat, muss damit rechnen, vomVWP ausgeschlossen zu werden.Die Tourismusindustrie befürchtet,dass das ohnehin aufwendigeEinreiseverfahren der USA zukompliziert wird. MRK

Frankreich hat historisches Interesse

an Syrien

Am 22. November vollzogsich bei den Präsident-schaftswahlen in Argenti-

nien mit dem noch vor Monatenundenkbaren Triumph von Mauri-cio Macri, dem amtierenden Bür-germeister von Buenos Aires undBewerber des als konservativ ein-gestuften Oppositionsbündnisses„Lasst uns wechseln“, ein histori-scher Machtwechsel im zweit-größten Staat Lateinamerikas. Daniel Scioli, Gouverneur der

Provinz Buenos Aires, Mitgliedder Rechtschaffenheitspartei undKandidat der regierenden linksli-beralen Parteienallianz „Sieges-front“, verlor die erste Stichwahlin der Geschichte des Landes mit48,6 zu 51,4 Prozent. Damit endete ziemlich abrupt

das sozialistisch angehauchte Ge-sellschaftsprojekt des sogenann-ten Kirchnerismus, benannt nachdem von 2003 bis 2007 regieren-den und 2010 verstorbenen Präsi-denten Néstor Kirchner. DessenFrau Cristina beerbte ihn in die-sem Amt, durfte diesmal abernicht mehr kandidieren.Ihr schweres Erbe sind riesige

wirtschaftliche Probleme: Die dra-matische Inflation der letztenzwölf Jahre hat Waren des täg-lichen Gebrauchs wie Mate-Teeund Rindfleisch um rund 2000Prozent verteuert. Zwar wurdediese Teuerungsrate durch eine

staatliche Anhebung des Mindest-einkommens und die Einführungeiner Rente auch für Nichtbei-tragszahler mehr als ausgeglichen.Doch die Erhöhung der Geldmen-ge führte gleichzeitig zu einemriesigen Haushaltsdefizit, weshalbMacri bereits eine Reduktionder öffentlichen Ausgaben undSubventionen ankündigte, insbe-sondere im Energiebereich.Die Wirtschaft stagniert seit Jah-

ren, und für 2015 geht man von ei-nem Wachstum von nur 0,5 Pro-

zent aus. Daher sollen die seit2011 geltenden Devisenbeschrän-kungen aufgehoben und die Ex-portsteuern gesenkt werden, umnach vier Jahren endlich wiederArbeitsplätze in der Privatwirt-schaft zu schaffen und ausländi-sche Investoren anzulocken.Der Stand der Devisenreserven

ist extrem niedrig. Die neue Regie-rung will Vertrauen schaffen, umdie privat gehorteten US-Dollarwieder in den Geldkreislauf zu in-tegrieren. Die hohen Auslands-schulden konnte man zwar zwi-schen 2005 und 2010 erfolgreich

umstrukturieren, doch der Kon-flikt mit sogenannten Hedgefondsbrachte 2014 den erneuten Staats-bankrott und einen Ausschlussvom internationalen Finanzmarktmit sich. Ohne sich mit den Fondszu einigen, wird man nicht wiederkreditwürdig sein.Außenpolitisch ist von einer

Wiederannäherung an die Verei -nig ten Staaten und die Europäi-sche Union sowie einer strategi-schen Allianz mit Brasilien auszu-gehen. Abrücken möchte man vonVenezuela und unterstützt vor dendortigen Parlamentswahlen in die-sem Monat offen die Opposition.Auch die Beziehungen zu Boliviendürften sich abkühlen, nachdemsich Präsident Evo Morales in denargentinischen Wahlkampf einge-mischt hatte. Die Annäherung anden Iran wird unter Macri eben-falls keinen Bestand haben. Ob sich dieser „Rechtsruck“,

wie von manchen vorhergesagt, inanderen Ländern des Subkonti-nents wie Brasilien, Ecuador undUruguay fortsetzt, bleibt abzuwar-ten. Für Argentinien jedenfalls istes der Beginn einer neuen Ärajenseits der beiden traditionellenpolitischen Kräfte, der Peronistenund der Radikalen. Als erfolgrei-cher Unternehmer muss Macrinun beweisen, dass er auch einenStaat solide führen kann.

Markus Matthes

Fast genau ein Jahr nach sei-nem überraschenden Wahl-sieg konnte Rumäniens

deutschstämmiger Präsident KlausJohannis am 17. November mit derRegierung des Agrarspezialistenund Parteilosen Dacian Ciolos (46)erstmals eine Regierung vereidi-gen, die sein Vertrauen genießt.Das von Ciolos aufgestellte Exper-tenkabinett war vom Parlament mitbreiter Mehrheit bestätigt worden.Insgesamt sprachen 389 Abgeord-nete der neuen Exekutive ihr Ver-trauen aus, 115 stimmten dagegen. Als Leitideen seiner Regierung

erklärte Ciolos Transparenz undÖffnung. Er wolle sich bemühen,das durch jahrzehntelange Kor-ruption vor allem auch unter sei-nem Vorgänger Victor Ponta ver-spielte Vertrauen der Menschenzurückzugewinnen. Eine Demo-kratie, „der die Bürger nicht ver-trauen“, habe keine Zukunft, sagteCiolos, mit den alten Parteien wol-le er aber einen „stetigen Dialog“aufrechterhalten.Zu den Prioritäten von Ciolos’

Regierungsprogramm gehört dieOrganisation fairer Wahlen imkommenden Jahr. Dazu möchteder neue Premierminister dieWahlgesetzgebung ändern, ermöchte eine Wiedereinführungzweier Wahlgänge bei den Lokal-wahlen. Das wird weder der sozi-aldemokratischen PSD noch der li-

beraldemokratischen PNLschmecken, die nach dem Verlustihrer Macht in Bukarest zumindestauf lokaler Ebene ihre Macht ver-teidigen wollen. Mit einem neuenWahlgesetz könnten andere Par-teien oder Bewegungen die Mög-lichkeit erhalten, die Bürgermei-ster zu stellen, welche die Refor-mer brauchen, um auch auf lokalerEbene an die Macht zu kommen.Auch Präsident Johannis war alsVertreter der Minipartei der deut-schen Minderheit viele Jahre Bür-

germeister, bevor er Präsidentwurde. Weitere Prioritäten der neuen

Regierung sind „die bedingungslo-se Stützung einer unabhängigenJustiz und die Korruptionsbe-kämpfung“. Dutzende ehemaligerMinister, hohe Staatsbeamte undGeschäftsleute sitzen in Rumänienwegen Korruption in Haft. Auchgegen den vorherigen Regierungs-chef Ponta und gegen Ex-Staats-chef Traian Basescu wird derzeitermittelt. Fast die Hälfte der neuen Mini-

ster hatte bis zu ihrer Berufung ins

rumänische Kabinett bei europäi-schen Institutionen gearbeitet, wieauch der neue Premier, der EU-Kommissar für Landwirtschaft war.Die neue Finanzministerin, AncaDragu Paliu, hatte vorher bei derGeneraldirektion Wirtschaft undFinanzen der EU-Kommission ge-arbeitet und war davor für denInternationalen Währungsfonds(IWF) tätig gewesen. Die Ministerinfür Europäische Fonds, Aura Radu-cu, bringt jahrelange Erfahrung alsExpertin bei der EuropäischenBank für Wiederaufbau und Ent-wicklung sowie bei der Generaldi-rektion Regio der EU-Kommissionmit. Raluca Pruna, die neue Justiz-ministerin, war seit 2007 in unter-schiedlichen Funktionen im Appa-rat der EU-Kommission tätig undzwischen 2000 und 2004 für Justiz,Inneres und Korruptionsbekämp-fung bei der EU-Delegation in Bu-karest zuständig. Rumäniens ehemaliger Botschaf-

ter in London, Mihnea Motoc, wirdVerteidigungsminister. ZumAußenminister wurde Lazar Com-anescu, der bisherige Präsidialbe-rater für Außenpolitik und vorma-liger Botschafter von Rumänien inDeutschland ernannt. Sieben der22 Kabinettsposten gehen an Frau-en. Die meisten Kandidaten sindvergleichsweise jung. Außenmini-ster Comanescu ist mit 66 Jahrender älteste im Kabinett. Bodo Bost

Ciolos’ Kabinett hatdas Vertrauen vonPräsident Johannis

Transparenz und ÖffnungRumäniens neue Regierung hat der Korruption den Kampf angesagt

Ende des KichnerismusArgentinien wählte mit Macri einen erfolgreichen Unternehmer

Erwartet werdenmehr Marktwirtschaft

und US-Nähe

Beginn einer Eiszeit? Ein militärischer Konflikt in Syrien nützt weder Erdogan (l.) noch Putin (r.)

Bild: Getty

Nr. 49 – 4. Dezember 2015 7

MELDUNGEN

Hilfsarbeiterstatt Fachkräfte

Verarmte Britentreibt’s zu Aldi

München – Laut einer Untersu-chung des Münchener ifo-Insti-tuts können sich 41 Prozent derdeutschen Firmen „Flüchtlinge“derzeit nur als Hilfsarbeiter vor-stellen, 59 Prozent nicht einmaldas. Nur 37 Prozent glauben, dassdie Asylsucher das Potenzial füreine Ausbildung in ihrem Betriebhätten, 63 Prozent meinen dasnicht. „Flüchtlinge“ als Facharbei-ter in ihrer Branche können sichvon den befragten Unternehmennur 22 Prozent vorstellen, 78 Pro-zent nicht. 92 Prozent führenmangelnde Sprachgrenze als Hür-de an, 71 Prozent attestieren denAsylsuchern mangelnde Qualifi-kation. H.H.

London – Aldi und Lidl sind inEngland erfolgreich wie nie zu-vor. Lidl steigerte seinen Umsatzin den letzten zwölf Wochen um19 Prozent, Aldi um 17 Prozent.Beide Supermarktketten gewan-nen im letzten Jahr eine Millionenglischer Kunden hinzu. Exper-ten machen die zunehmendeVerarmung des britischen Mittel-standes dafür verantwortlich.Die „Aldi-Mum“, die Mutter, dieaus finanzieller Not nur noch beiAldi einkaufen kann, gilt vielenals Sinnbild dieser Krise. FH

Frankreich schwächelt weiter,selbst China zeigt bedenklicheWirtschaftsdaten, jüngste Zahlenzeigen einen dramatischen Ein-bruch des Welthandels. Wird 2016zum Jahr des Schreckens für dieWeltwirtschaft?

Wer nur einmal hinblickt, ver-steht die Welt nicht. Seit Monatenraunen Experten von immer dun-kleren Wolken am Horizont derWeltwirtschaft. Chinas Industrie-produktion breche ein, der Welt-handel schrumpfe dramatisch, dieverzweifelten Versuche der No-tenbanken, mit immer neuen, ausdem Nichts geschaffenen Milliar-densummen die Konjunktur inSchwung zu bringen, verpufftenallesamt.Finsternis allüberall, doch dann

das: Die 30 größten Unternehmenan der deutschen Börse, die Dax-Konzerne, verzeichnen für dasSommerquartal (Juli bis Septem-

ber) Rekordumsätze. Die robusteKonjunktur und entsprechendsteigende Gehälter ermöglichen2016 vermutlich eine Erhöhungder gesetzlichen Renten um imSchnitt mehr als 4,5 Prozent, soviel wie seit Jahrzehnten nicht.Wie passt das zusammen? Ist

Deutschland abermals die „Inselder Stabilität“, als die es sichschon während des vorerst letztenHöhepunkts der Euro-Krise 2012vorkam?Im Euro steckt zumindest ein

Teil der Erklärung für den deut-schen Sonderweg. Allerdings istes eine, die für die weitere Zu-kunft nicht Gutes erwarten lässt.Die Wirtschaftsprüfer von Ernst &Young wollen errechnet haben,dass in jenem Sommerquartalmehr als die Hälfte des deutschenUmsatzzuwachses im Ausland al-lein auf den eingebrochenen Eu-ro-Kurs zurückzuführen ist. So

notierte die Einheitswährung imSommer 2014 noch bei rund 1,25US-Dollar, ein Jahr später warenes nur noch 1,10 Dollar. KeinWunder also, dass über 50 Pro-zent des Umsatzzuwachses perExport in Nordamerika erzieltwurden, vermutlich aufgrund desgünstigen Wechselkurses also,nicht originärer deutscher Stärke.In Asien seien die deutschen Um-sätze denn auch gar nicht gestie-gen, sondern sogar um drei Pro-zent zurückgegangen.

An diesen Zahlen entzündensich ernsthafte Zweifel, wie trag-fähig das deutsche „Exportwun-der“ überhaupt ist. Das BeispielFrankreichs erlaubt einen Blick indie Zukunft. Der Nachbar hatstets darauf gesetzt, mit einerschwachen Währung seinen Ex-port zu beflügeln. Was auf kurzeSicht durchaus Vorteile brachte,ließ die französische Wirtschaft,die Industrie vor allem, aber im-mer weiter zurückfallen. Verführtvon leichten Gewinnen durch die

billige Währung, die beim ExportPreisvorteile bescherte, fiel dietatsächliche Wettbewerbsfähigkeitstetig zurück. Daher kann Frankreich jetzt

auch nicht mehr vom billigen Eu-ro profitieren: Es hat die Vorteileder Weichwährung längst überGebühr ausgekostet. Dies dürfteDeutschland eines Tages auch be-vorstehen. Die seit Jahren sinken-den Investitionsausgaben derdeutschen Industrie lassen be-fürchten, dass viele Unternehmen

bequem werden von dem per Bil-ligwährung leicht verdienten Geldim Euro-Ausland.Derweil arbeitet die Europäi-

sche Zentralbank (EZB) emsig aneiner weiteren Schwächung desEuro. Sie pumpt per AnleihekaufMonat für Monat Milliarden anInflationsgeld in den Markt. Woso viel Geld hereinfließt, sinktsein Marktwert, also der Zins. Erist für Sparer bei nahe Null ange-langt und auch Firmenkreditesind günstig wie nie. Das billige

Geld verleitet Unternehmen nichtbloß zur Nachlässigkeit bei derWettbewerbsfähigkeit. Es verlockt Investoren über-

dies zu leichtsinnigen Entschei-dungen auf Kredit. Da es auchdie anderen großen Notenban-ken der EZB gleichtun in einemperversen Abwertungswettlauf,warnen Experten vor einer glo-balen Pleitewelle, denn selbstbei niedrigsten Zinsen muss sichjede Investition irgendwannrechnen.

Diese Pleitewelle scheint nunanzurollen: Zahllosen Rohstoff-unternehmen, etwa Förderernvon Öl oder Industriemetallenwie Kupfer, Eisen oder Nickel,steht das Wasser schon bis zumHals. Hier wird ein Massenster-ben erwartet. Insbesondere dieschwächelnde chinesische Indu-strie gilt als Auslöser der Proble-me, die ohne das viele billige No-tenbankgeld jedoch nie diese Di-mensionen erreicht hätten. DieProfite der Handelsschifffahrt be-

finden sich, wie Kennziffern bele-gen, teilweise auf dem niedrigstenStand seit Jahrzehnten. Das istauch ein Anzeichen dafür, dassChina immer weniger ausführt,weil seine Industrie die Produk-tion zurückfahren muss, und da-her auch immer weniger Indu-strierohstoffe einführt.Eine solche Pleitewelle be-

sonders schwacher Marktteilneh-mer dürfte sich schnell auf weite-re Bereiche ausdehnen. Durch dieZinsen nahe Null haben sich An-

leger, darunter vor al-lem Banken und Ver-sicherer, gezwungengesehen, in riskanteAnlagen zu investie-ren, weil sichere Inve-stitionen, etwa in sta-bile Zinspapiere,nichts mehr abwerfen.Damit steckt ihr Geldnun in Firmen, diemit maximalem Risi-ko belastet sind undso bei jeder konjunk-turellen Delle kolla-bieren können.So provoziert die

„lockere Geldpolitik“der Notenbanken amEnde das Gegenteildessen, was sie angeb-lich erreichen sollte.Ziel sei es gewesen,der Weltwirtschaftnach der Weltfinanz-krise per Geldspritzenwieder auf die Beinezu helfen.Stattdessen haben

die Notenbanken einMonstrum aus wacke-

ligen Krediten für windige Inve-stitionen geschaffen, in das bis-lang vorsichtige Anleger ihr Geldstecken mussten, weil es sonstüberhaupt keine Rendite mehrgegeben hätte – wegen der Zins-politik der Notenbanken.Nun, da sich die Konjunkturda-

ten rund um den Erdball einzu-trüben beginnen, könnte der ge-samte faule Zauber in die Luft ge-hen – womit das Geld von Aber-millionen von Sparern in Gefahrgeriete. Hans Heckel

Das Finanzmonstrum wanktDie Weltwirtschaft zeigt Anzeichen eines bevorstehenden Absturzes – Jetzt wird die Geldblase gefährlich

Deutscher Boomsteht auf

tönernen Füßen

Ein ernüchterndes Bild derfinanziellen Situation vielerDeutscher liefert der kürz-

lich vorgelegte „European Consu-mer Payment Report 2015“. Lautdieser Untersuchung des Credit-Management- und Inkassodienst-leistungen in ganz Europa anbie-tenden Unternehmens „Intrum Ju-stitia“ mit Sitz in Stockholm be-schreiben zwar 25 Prozent von1200 Befragten ihre wirtschaftli-che Situation als gut, vier Prozentsogar als sehr gut, nur 18 Prozentsagen, dass es ihnen wirtschaftlichschlecht gehe. Nicht ganz zu die-ser Selbsteinschätzung passt aller-dings eine weitere ermittelte Zahl:28 Prozent der Deutschen sindnicht in der finanziellen Lage, un-vorhergesehene Ausgaben wie et-wa eine Waschmaschinenrepara-tur oder Ähnliches zu bezahlen.Alarmierend ist auch ein ande-

rer Befund. Demnach befürchten23 Prozent der Menschen inDeutschland, dass ihr Geld biszum Monatsende nicht reiche,wenn alle Rechnungen bezahltseien. Laut Jürgen Sonder, Ge-schäftsführer von „Intrum Justi-tia“, kämpfen viele Haushalte je-den Monat darum, ihr Konto nichtweiter zu überziehen. Die Haupt-ursache für finanzielle Schwierig-keiten sind nach Ansicht der Be-fragten vor allem die Benzin- und

Energiepreise in Deutschland. Dasich diese wegen der gesunkenenRohölpreise derzeit auf einemvergleichsweise niedrigen Niveaubewegen, ist bei einer Normalisie-rung des Ölpreises mit einer ganzmassiven Verschlechterung derZahlungsfähigkeit in Deutschlandzu rechnen. Wie dramatisch die Lage für

Deutschlands Arme bereits heuteist, zeigen aktuelle Zahlen des Sta-tistischen Bundesamts. Im vergan-genen Jahr hatten rund 35 Prozent

der Erwerbslosen hierzulandeSchwierigkeiten, sich mindestensjeden zweiten Tag eine vollwertigeMahlzeit leisten zu können, so Be-richte der Funke Mediengruppeunter Berufung auf Daten desBundesamtes. Gut jeder fünfte Er-werbslose hatte demnach Proble-me, die Miete oder Rechnungenfür Versorgungsleistungen recht-zeitig zu zahlen. Von 2013 bis 2014habe sich die Zahl der Betroffenenum 62000 auf 590000 erhöht. Nach Angaben des Deutschen

Paritätischen Wohlfahrtsverbands

hat auch die Zahl der Stromab-schaltungen in deutschen Haus-halten ein neues Rekordniveau er-reicht. So seien wegen unbezahl-ter Rechnungen gut 352000 Haus-halte 2014 von Stromabschaltun-gen betroffen gewesen. Der Spit-zenverband der Freien Wohl-fahrtspflege Deutschlands siehtdie Bundessozialministerin An-drea Nahles (SPD) in der Pflicht,umgehend in den Haushalten, dievon Hartz IV oder einer Alters-grundsicherung leben, für dieÜbernahme der tatsächlich anfal-lenden Stromkosten zu sorgen. Für viele Bedürftige waren bis-

lang die sogenannten Tafeln, dieLebensmittel an Bedürftige abge-ben, ein Rettungsanker, der wenig-sten vor dem Hungern bewahrte.Der massive Zustrom von Asylbe-werbern stellt die Tafeln nun aller-dings vor beinahe unlösbare Pro-bleme. Bisher haben die Lebens-mitteltafeln eine Million Bedürftigein Deutschland versorgt. Die Asyl-krise hat nun dafür gesorgt, dassinnerhalb weniger Monate dieZahl der Bedürftigen um 150000nach oben geschnellt ist. JochenBrühl, der Chef des Bundesver-bands der „Tafeln“, macht daraufaufmerksam, dass die 60000 Hel-fer der Organisation immer öfterHungrige wegschicken müssen.

Norman Hanert

Bei der 21. UN-Weltklima-konferenz in Paris habensich die deutschen Vertre-

ter einige peinliche Fragen gefal-len lassen müssen. Zwar hatweltweit kaum ein Land derartemotional über den Klimawandelund seine Konsequenzen disku-tiert und eine derartige Unmengean Geld in die Entwick lung Er-neuerbarer Energien gesteckt.Auf der anderen Seite gilt dieBundesrepublik aber immernoch als Subventionsweltmeister,was die Förderung von Braun-kohle angeht, die seit Jahren alsKlimasünder Nummer eins gilt. „Deutschland ist Weltmeister

beim Ausbaggern und Verbren-nen von Braunkohle, wenn mandie Mengen betrachtet. Nochdeutlich vor China und Russ-land“, kritisierte die frühere grü-ne nordrhein-westfälische Um-weltministerin Bärbel Höhn ge -genüber der Deutschen Presse-Agentur: „Wenn man die deut-schen Klimaschutzziele errei-chen will, muss die Braunkohle-nutzung in den nächsten 20 Jah-ren auslaufen.“Unter dem Motto „Ist meine

Bank ein Klima-Killer?“ hat „Ur-gewald“, ein gemeinnütziger Ver-ein mit Sitz in Sassenberg, dersich seit 1992 für Umweltschutzund Menschenrechte einsetzt,

kürzlich eine Studie zu denBraunkohle-Investments unteranderem der Deutschen Bankund der Commerzbank präsen-tiert. Darin weist die Umwelt-schutzorganisation darauf hin,dass deutsche Banken in großemStil die Braunkohleförderung fi-nanzieren. Die Deutsche Bankhat demnach in den vergangenenfünf Jahren mehr als 3,3 Milliar-den Euro in die europäischeBraunkohleindustrie gesteckt.Und mit rund 3,1 Millionen Euro

an Investitionen war auch dieCommerzbank vorne dabei. „Ur-gewald“ hat von den Finanzinsti-tuten einen Strategiewechsel ge-fordert: „Die Abkehr von fossilenEnergien kann nicht allein vonder Politik kommen.“Aber noch immer gilt die För-

derung als lukratives Geschäft.Die 200 größten Energiekonzerneverfügen über Reserven, derenAusbeutung zum Ausstoß von555 Gigatonnen Kohlendioxidführen würde und das, wo in Pa-ris noch einmal festgestellt wur-

de, dass bis zur Jahrhundertmittegerade einmal zehn Gigatonnenverbrannt werden dürften, wenndie Erderwärmung auf zwei Gradbegrenzt bleiben soll. Der Bundesverband Braunkoh-

le, der Branchenverband derdeutschen Braunkohlenwirt-schaft, beklagt eine Hetzkampag-ne gegen die Branche und ver-weist auf mehr als 21000 Ar-beitsplätze und 1400 qualifizier-ten Ausbildungsplätze in derBundesrepublik. „Außerdembleibe die Braunkohle Deutsch-lands letzte subventionsfreie hei-mische Energiequelle, wenn dasLand aus der Atomkraft ausge-stiegen ist und Ende 2018 dieletzten Steinkohlekraftwerkeschließen“, heißt es in einer Mit-teilung. Doch die Umweltlobbyisten er-

höhen den Druck und die Lobby-Arbeit der Ökologen scheintFrüchte zu tragen. Der Versiche-rungskonzern Allianz hat in dervergangenen Woche seinen Aus-stieg aus der Braunkohleförde-rung bekannt gegeben. Man wer-de nicht mehr in Unternehmeninvestieren, die mehr als 30 Pro-zent ihres Umsatzes durch Kohle-abbau oder mehr als 30 Prozentihrer Energie aus Kohle gewin-nen, erklärte der Vorstandsvorsit-zende Oliver Bäte. Peter Entinger

Starkes Engagementder Deutschen undder Commerzbank

Allianz knickt einDie Versicherung zieht sich aus der Braunkohleförderung zurück

Ärmer als ihr RufNeue Untersuchung zur finanziellen Situation der Deutschen

Masseneinwanderungverschärft das Problem

Die Schulden-Uhr:

Gesamtverschuldung:2.027.347.137.464 €Vorwoche: 2.027.246.578.816 €

Verschuldung pro Kopf:25.004 €Vorwoche: 25.003 €

(Dienstag, 1. Dezember 2015, Zahlen: www.steuerzahler.de)

WIRTSCHAFT

Saat der Notenbanken geht auf: Windige Kredite aus billigem Geld gefährden die Weltwirtschaft Bild: Mauritius

FORUM8 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

Als ich vor fast 20 Jahren zumersten Mal öffentlich überdie Ursachen des Geburten-

rückgangs in Deutschland disku-tierte, ahnte ich nicht, um welchbedeutungsvolles Thema es sichfür die zukünftige Weltlage handel-te. Zu jener Zeit war ich noch derAnsicht, dass wir mit einem ver-nünftigen, politischen Programmdiese nicht unbedeutende Human-krise wohl in den Griff bekommenmüssten. Doch weit gefehlt. Dennwas mir nicht bekannt war: Ein An-stieg der Geburten in Deutschland undEuropa war offenbar weder vorgesehennoch beabsichtigt. Der Geburtenschwund,eingeleitet durch einen aggressiven Femi-nismus schon Ende der 60er Jahre in ganzEuropa, dürfte vielmehr, wie jetzt bekanntwurde, Teil einesweltweiten Bevölke-rungsaustauschpro-gramms der Verein-ten Nationen sein.Den anderen Teilstellt der beeindruk-kende Einwande-rungsstrom dar, der seit Monaten in dieeuropäischen Länder quillt. Wie dies zu-sammen gehört? Ganz einfach: „Bevölke-rungsaustausch“ heißt das Zauberwort. Esist dem Journalistenkollegen Udo Ulfkottezu danken, dass er für den Kopp-Verlagein UN-Papier von 2001 ausfindig ge-macht hat, in dem das sogenannte Flücht-lingschaos, das derzeit zunehmend Rechtund Gesetz hierzulande aushebelt, durch-aus vorsätzlich geplant, angekündigt wird.Im Lichte dieses Szenarios wundert esdann auch nicht mehr, dass es die UNselbst war, die vielen Millionen Flüchtlin-gen im Libanon, in Jordanien, der Türkeiund so weiter im letzten Sommer die fi-nanziellen Hilfszuwendungen um mehrals die Hälfte gekürzt hatten, sodass dieMassen von Menschen, deren Überlebendamit plötzlich aufs Äußerste gefährdetwurde, aufbrachen, um sich auf den Wegin eine bessere Welt zu machen.

Doch zunächst zurück zu DeutschlandsGeburtenschwund. Es ist nicht sonder-lich schwierig, die Zusammenhänge her-zustellen zwischen der feministischenIdeologie, dass eine jede Frau sich unab-hängig vom Mann durch eigene Erwerbs-

tätigkeit machen solle,und dem grassieren-den Geburtenrück-gang. In zahllosenFernseh-Diskussions-sendungen hatte ichdazu Stellung genom-men, nachdem ich

über Jahre die Ursachen mit Expertenund Wissenschaftlern geprüft hatte. Eswar doch alles so leicht zu verstehen:Wenn eine Gesellschaft durch ihre politi-schen Programme die Arbeit einer Mut-ter nicht mehr würdigen und wertschät-zen will, stattdessen die Erwerbstätigkeitder Frau glorifiziert, stattdessen auch diekleinen Kinder, manchmal noch Säuglin-ge, in die Fremdbetreuung gibt, entgegenjeglichem besseren Wissen über die Na-tur des Menschen, dann verschieben sichdie Wertvorstellungen; außerdem wird ei-ne ganze Gesellschaft durch derartigeProgramme umerzogen. Der Wunschnach eigenen Kindern tritt bei der vonPolitik und Medien im öffentlichen Bildneu gezimmerten „Karrierefrau“ zuneh-mend in den Hintergrund, da nur in derbezahlten Erwerbstätigkeit die Frau über-haupt noch gewertschätzt wird, sowohlgesellschaftlich als eben auch monetär.

Dem durch den Feminismus zudem tiefgedemütigten Mann vergeht seit Langemschon jeglicher Familiensinn, da zahlrei-che Paarbeziehungen eher zu Konkur-renz-Schlachtfeldern denn zu einer har-monischen Einheit sich verbildet haben.Das fortdauernde Sichentfernen morali-scher Grundwerte, hervorgerufen durchHedonismus und Ichbezogenheit derAgierenden, tut sein Letztes, um die Ge-burtenrate nachhaltig zu schwächen. Mitanderen Worten: Ein Volk schafft sich ab!Meine Beobachtungen waren erschüt-ternd: Während die Bürger im Land zu-nehmend unter dieser Umerziehung lit-ten, Frauen wie Männer verzweifelten,Kinder bindungslos dahinwuchsen, po-saunten dressierte Politik- und Medien-vertreter nahezu unisono das Bild derneuen Weltordnung in den Äther, unddas über Jahrzehnte. Andersdenkende,die ihren Widerspruch öffentlich mach-ten, wurden zunehmend diffamiert, aus-gegrenzt. Zur rechtlichen Verpflichtungnahezu weltweit wurde der Wahnsinn ge-macht, als die Vereinten Nationen 1995bei der Weltfrauenkonferenz in Pekingdas größte Umerziehungsprogramm derMenschheit, namentlich als GenderMainstreaming bekannt, ausriefen. Über120 Länder übernahmen das Programm,viele als rechtlich verpflichtend, in ihreVerfassungen. Darunter auch Deutsch-land. Die Gender-Ideologie: Nach Aussa-ge hochbezahlter „Experten“ existierenunter anderem die beiden Geschlechter

von Mann und Frau zum Zeitpunkt derGeburt eines Menschen gar nicht, ledig-lich das soziale Umfeld wie Mutter, Vateret cetera „ernennt“ das Geschlecht desNeugeborenen und erzieht das Kind indiesem Sinne. Ziel von Gender ist es, dassjeder Mensch sein Geschlecht, das jetztGender heißt, mehrmals im Laufe seinesLebens wechseln können soll. Allerdingssind es nicht zwei, sondern gleich mehre-re Dutzend Arten von Geschlechtern be-ziehungsweise sexuellen Orientierungen,zwischen denen der Mensch wählenkann, darunter auch Sodomie, Nekrophi-lie und Pädophilie. Auf diese Weise wirdübrigens der alte Traum der GrünenWirklichkeit: Die Pädophilie wird überdiese Hintertür straf-frei. Alle diese Fakto-ren dienen letztlichdem einen Ziel: Ver-wirrung zu stiften,und möglichst weni-ge Kinder in die Weltzu setzen.Zurück zum derzeitigen „Flüchtlings-

chaos“: Die offiziellen Erklärungen von-seiten der Politik und Medien über dieNotwendigkeit der Einwanderungsströmenach Europa gehen seit geraumer Zeitauffällig in Richtung des Geburten-schwundes und der damit verbundenenSchwächung der Wirtschaftskraft. Nurdurch die „Flüchtlinge“ sei der Bevölke-rungsniedergang Europas noch aufzuhal-ten, heißt es immer öfter aus den Mün-

dern eilfertiger Ergebener der Poli-tischen Korrektheit sowie aushöchsten Ämtern der UN- und EU-Gremien. Wer hingegen warnt,dass damit eine Auflösung der ei-genen Nation und Kultur, auch desWertegerüstes des christlichenAbendlandes, einhergehe, wirdscharf angegriffen und als „rechts-extrem“ gebrandmarkt. Warumdiese Heftigkeit? Nun, man hat imLaufe der letzten 70 Jahre mit die-sem Hebel noch jeden zumSchweigen gebracht, um die bei

der Bevölkerung oft unbeliebten, unna-türlichen Politikprogramme durchzuset-zen. Es ist eine Form von schmerzender,unsichtbarer Gewalt, die von den Men-schen nun erkannt wird, die diese jedochzu paralysieren scheint. Udo Ulfkotte schreibt: „In dem erst jetzt

bekannt gewordenen Bericht der Bevöl-kerungsabteilung der UN aus dem Jahr2001 wird die Öffnung Deutschlands für11,4 Millionen Migranten gefordert, auchwenn das innerhalb Deutschlands zu so-zialen Spannungen („rise to social ten-sions“) führen werde.“ Weiter heißt es:„Auch Jim Yong Kim, Präsident der zurUN gehörenden Weltbank, hat im Ok -tober 2015 verkündet, dass der ,Bevölke-

rungsaustausch‘ inEuropa ein ,Motordes Wirtschafts-wachstums‘ werde,um mit allen Mittelnim Sinne der Welt-wirtschaft den demo-grafischen Wandel zu

bekämpfen.“ Die Bundesregierung habevor wenigen Tagen bei einem vertrau-lichen Treffen in St. Augustin bei Bonn in-tern klargemacht, worauf sich die Mini-sterien künftig einstellen müssten: „Manerwartet bis Ende 2016 in Deutschlandbis zu zehn (!) Millionen Asylanten.“ Werdie Einwanderungsströme betrachtet,kann sich schon mal daran gewöhnen: Sosieht Deutschland demnächst aus. Die al-te Zeit ist vorbei!

Die Kolumne: Zwei streitbare Publizisten redenKlartext. Immer abwechselnd, immer ohne Scheu-klappen, immer exklusiv in der PAZ. „Momentmal“, fordert Journalisten-Legende Klaus RainerRöhl. „Frei gedacht“ hat Deutschlands berühmte-

ste Querdenkerin Eva Herman.

Die Autorin: Eva Hermans Buch »Das Eva-Prinzip« erreichte 2006 hunderttausende Leser.

Weitere Bestseller über Medien, Familie, Mutterschaft und Spiritualität folgten. Die

ehemalige ARD-Moderatorin, die 1958 in Emdengeboren wurde, lebt in Hamburg.

Das Abstimmungsfiasko um dieOlympia-Bewerbung Ham-

burgs hat deutlich gemacht, dassdie Bürger fast niemandem mehrtrauen können: nicht den Lokalpo-litikern, die eine breite Koalitionfür Olympia geschmiedet hatten;nicht den Medien, die beinaheschon eine Kampagne für dieSpiele gefahren haben; nicht ein-mal den Prognosen, die noch kurzvor Abstimmungsschluss eineknappe Mehrheit für die Bewer-bung vorhergesagt hatten. Umsomehr muss es allen Olympia-Be-fürwortern wie ein Genickschussvorgekommen sein, als am Endeeine Mehrheit von 51,6 Prozentgegen die Bewerbung votierte unddamit den Traum von Olympia inHamburg jäh und unerwartet plat-zen ließ.Das Ergebnis zeigt, wie groß die

Diskrepanz von Bürger- und Politi-ker-Meinung so-wie von öffent-licher und veröf-fentlichter Mei-nung inzwischengeworden ist. DieRealität scheint sich nicht mehr inden Parlamenten, in den Schlag-zeilen der Zeitungen oder in denUmfragen widerzuspiegeln. Wäredie Hamburger Bürgerschaft einAbbild ihrer Stadtbevölkerung,dann hätte es eigentlich eine Zu-stimmung von fast 90 Prozent ge-ben müssen. Denn außer den „Lin-ken“, die bei den Wahlen im Fe-bruar dieses Jahres im Stadtparla-ment elf der 121 Sitze erlangten,haben alle übrigen in der Bürger-schaft vertretenen Parteien kräftigfür Olympia getrommelt – auchdie Grünen und die AfD. Sie allehaben eine Politik an der Meinungder meisten ihrer Wähler vorbeibetrieben.Und auch die führenden lokalen

Medien müssen sich fragen, wa-rum sie sich zum Erfüllungsgehil-fen der Politik gemacht haben.Statt kritisch und distanziert zu

berichten, wie es sich für eine un-abhängige Presse gehört (siehePAZ vom 20. November), machtendas „Hamburger Abendblatt“, die„Bild“-Zeitung oder der NDR sei-tenlange beziehungsweise abend-füllende Werbung für Olympia, dieman als redaktionelle Beiträge ka-schierte. Wenn sich die Medien-welt weiterhin auf diese Weise mitder Politik gemein macht, ist eskein Wunder, dass viele Menschendas Vertrauen in die vierte Machtim Staat verlieren.Blamiert haben sich auch die

Meinungsforschungsinstitute mitihren falschen Umfragen zu Olym-pia. Wenn sie dabei schon versa-gen, kann man dann ihren mage-ren bundesweiten Umfragewertenzur AfD noch trauen?Das Hamburger Fiasko zeigt im

Kleinen, was sich im Großen un-merklich schon vollzogen hat: Die

Parlamente unddie Medien dek-ken nicht mehrdie Wahrheit imLand ab. Hätte eszu den EU-Hil-

fen für Griechenland oder zurAsylpolitik ähnliche Volksbefra-gungen gegeben, dann würde heu-te vieles anders laufen – vielleichtnicht besser, aber wenigstens nichtso teuer erkauft.In Hamburg ist man inzwischen

froh, dass es kein Referendum zumBau der Elbphilharmonie gab. Wiedas ausgegangen wäre, kann mansich ausmalen, nachdem sich da-mals lokale Politiker und Mediendarum ebenso verschworen hattenwie jüngst bei Olympia. Wäre die-ser Prestigebau der Politiker fürHamburg ein großer Verlust ge-worden, wenn er nicht gebautworden wäre? Wer weiß. Auf jedenFall hätte es nicht zu einem sol-chen Autoritäts- und Vertrauens-verlust geführt, wie ihn jetzt nachdem Olympia-Debakel das Parla-ment, die Redaktionen und dieUmfrageinstitute erleben müssen.

VertrauensverlustVon Harald Tews

Fortschritt in den RückschrittVon Wolfgang Thüne

Paris gleicht derzeit einerWallfahrtsstätte. Etwa50000 Klimajünger, darun-

ter 150 Regierungschefs, sindzum 21. Weltklimagipfel gereist,um dem Klimagott zu huldigenund ihn um Gnade anzuflehen. Ermöge uns unsere Klimasündenverzeihen und die Klimakatastro-phe noch abwenden. Wir bereuenunseren Konsumrausch, wollenBuße tun und künftig auf die Nut-zung von fossilen Rohstoffenzwecks Gewinnung von Stromund Wärme verzichten. Es solldie Wirtschaft, unser ganzes Le-ben dekarbonisiert werden, umdas Treibhaus Erde nicht weiteraufzuheizen und zur Hölle zumachen. Zudem soll die Sintflutabgewendet werden. Als Mittelaus der Klimamisere wird die„Große Transformation“ propa-giert.

Nach 20 erfolglosen Weltklima-gipfeln wurde als letzter AuswegParis gewählt. Hier fand 1789 dieFranzösische Revolution statt, dieden sozialistischen Gleichheits-wahn brachte,der den Sozia-lismus gebar unddie kommunisti-schen Revolutio-nen beförderte.Die „GroßeTransformation“wird, weil global, um Größenord-nungen schlimmer sein. Das istkein Schritt vor in eine post-indu-strielle, sondern in eine prä-indu-strielle Gesellschaft, ein Rück -schritt vor den Beginn der „Indu-striellen Revolution“. Die Wahrheit ist: Vom Weltklima

geht nicht die geringste Gefahraus, da es nur fiktiver Natur ist.Klima ist ein vom Menschen er-

fundenes und vom Wetter abgelei-tetes Konstrukt, ein Abstraktum,nach Immanuel Kant ein „Ding ansich“, ohne Existenz. Über den Wettergöttern steht

kein Klimapapst!Das Wetter emp-fängt seine Ener-gie von der Son-ne. Es handeltautark und auto-nom, über unse-re Köpfe hinweg.

Der Wettervielfalt auf der Erdeverdanken wir die Klimavielfaltund die Artenvielfalt. „Das Wetterist ungerecht, aber darin liegt sei-ne größte Gerechtigkeit“, sagendie Chinesen. Wer als Politiker„Klimagerechtigkeit“ anstrebt,den hat die Machtsucht blind fürdie Wirklichkeit gemacht. Dasewige Wechselspiel von Sommerzu Winter auf den beiden Erd-

halbkugeln ist Ausdruck des Sin-nes für Gerechtigkeit wie derWeisheit des Schöpfers. Gleich was in Paris beschwo-

ren, beschlossen und unterschrie-ben wird, das Wetter wird davonabsolut keine Kenntnis nehmen.Der Wetterwandel wird wie seitUrzeiten weitergehen. Ihm müs-sen wir uns anpassen. Der Klima-wandel wird als statistischesHündchen brav dem Wetterwan-del folgen. Es ist allerhöchste Zeitzu rebellieren. Wenn die „hohePolitik“ das CO2 zuerst reduzie-ren und dann aus der Luft elimi-nieren will, dann legt sie die Axtan die Existenz allen Lebens. Werden „grünen Pflanzen“ ihrGrundnahrungsmittel CO2 ent-zieht, beraubt auch dem Menschdie Existenzbasis. Da ist Notwehrangesagt, zum Selbsterhalt undzum Erhalt der Schöpfung!

Windkraft soll esrichten: Vermeintlich saubere Energiegegen die vermeintlich baldige Klimaerwär-mung

Bild: Colourbox

Nach 20 erfolglosenWeltklimagipfeln

wurde Paris gewählt

Frei gedacht

Deutschland wird ausgewechselt

Von EVA HERMAN

Olympia-Blamage fürPolitik und Medien

KULTUR Nr. 49 – 4. Dezember 2015 9

Kinotipp

So leben wir in der Zukunft

Seit ihren Komödienerfolgen„Greenberg“ und „Francis Ha“

wird Greta Gerwig als „weiblicherWoody Allen“ bezeichnet. Als Stadt-neurotikerin, die sich mit Witz undCharme durch New York schlägt, istdie Schauspielerin mit deutschenWurzeln vom 10. Dezember an mit„Mistress America“ in den Kinos zusehen. Sie spielt eine unreife Frau inden Dreißigern, die sich recht plan-los den amerikanischen Traum vonErfolg und Freiheit erfüllen will. Tat-sächlich bringt erst ihre von LolaKirke gespielte jüngere Stiefschwe-ster in spe Ordnung in ihr chaoti-sches Leben. Wie in den früherenFilmen führte Noah BaumbachRegie in dieser beschwingten Komö-die über das Erwachsenwerden. tws

Er war Chronist eines Dreiviertel-jahrhunderts preußischer Ge -schichte. Zeuge des aufstrebendenBerlins und wirkte als nahezubesessener Maler: Adolph vonMenzel. Am 8. Dezember jährtsich sein Geburtstag zum 200. Mal.

Nein, freundlich schaute ernicht in die Kamera. Eher verbit-tert. Frühe Fotoaufnahmen des indie Jahre gekommenen Malerszeigen ihn mit zusammengepres-sten Lippen und ernstem Ge -sichtsausdruck wie ein vom Le -ben Enttäuschter. Als frauenfeind-lich und abweisend wird er be-schrieben und als Einsamer Zeitseines Lebens. Häufig entdecktman in der Literatur Hinweisedarauf, dass Menzel den körper-lichen Mangel der Kleinwüchsig-keit durch Fleiß und Erfolg auszu-gleichen versuchte. Dass der Hof-narr, als der er sich selber sah,durch unermüdliche Selbstbe-hauptung der Welt be weisen woll-te, was in ihm steckte. Geboren in Schlesiens Haupt-

stadt Breslau am 8. De zember1815, machte die Gestalt des Her-anwachsenden den Eltern Sorgen.Mit sehr großem Kopf, zeitweiligunter epileptischen Anfällen lei-dend, erreichte der Junge nureine Körpergröße von 1,40 Meter.Was ihm an Körperlänge fehlte,zeigte sich früh an anderer Stelleüberreich. In ihm schlummertegroßes Zeichentalent. Schon mit13 Jahren wurde eine seinerZeichnungen in der BreslauerAlten Börse ausgestellt. In einerautobiografischen Notiz von 1865schrieb er: „Zur Zeit meiner frü-hesten Kindheit war mein VaterVorsteher einer Mädchenschule,welchen Beruf er nachmals auf-gab, um eine lithographischeAnstalt zu begründen“.So folgten Lehrjahre in der

Werkstatt des Vaters. Um demSohn eine bessere Ausbildung zuermöglichen, zog die Familie 1830nach Berlin. Mit dabei die beidenjüngeren Geschwister. Zwei Jahrelang bearbeitete er mit dem Vater,auch Autodidakt, unzählige Auf-träge von Kunstverlegern. Oftdurchstreifte der Junge die Stadtund zeichnete mit gespitztemBleistift die prächtigen Gebäude.1832 starb überraschend der

Vater. Menzel war 16 Jahre alt,musste die Werkstatt alleineweiterführen und die Familieernähren. 1833 besuchte er kurz

die Gipsklasse der Akademie,meldete sich aber enttäuscht wie-der ab. Er blieb Autodidakt. DerVerlag Sachse trug ihm den Auf-trag zu, elf Lithografien zu „Goe-thes Erdenwallen“ anzufertigen.Ob wohl Menzel keinen Hang zuGoethes Gedichten ver spürte,führte er denA u f t r a gbestens aus.Akademiedi-rektor JohannG o t t f r i e dS c h a d o wwurde auf ihnaufmerksamund lobte dieIllustrationen.Menzel wurde1834 in den„Verein derj ü n g e r e nKünstler Ber-lins“ aufge-nommen, ar -beitete uner-müdlich. Vonder Glück -wunschkarteüber Briefköp-fe, Ti telblätterbis zur Buchil-

lustration reichte sein Repertoire.Nebenher studierte er noch Male-reien vergangener Jahrhunderte. 1836 entstand sein erstes Ölbild

„Schachpartie“. Noch war es fürihn ungewöhnlich, mit Ölfarbenzu hantieren. Er wohnte mit sei-nen Geschwistern und der Mutter

zusammen. Als diese 1839 starb,erteilte ihm der Leipziger VerlegerJohann Jakob Weber einen fürMenzels weiteres Schaffen weit-reichenden Auftrag. Er sollteFranz Kuglers „Geschichte Frie-drich des Großen“ illustrieren. Bis1842 entstanden 400 Ar beiten. In

gründlichsterR e c h e r c h evertiefte ersich in die ZeitFried richs desGroßen. SeinRuf als Vertre-ter des „Berli-nischen Rea-lismus“ laghierin be -gründet. 436Federlithogra-fien für „DieArmee Fried -richs des Gro-ßen in ihrerUn i f o rm i e -rung“ folgten.Es entstandenKontakte zumPreußischenHof FriedrichWilhelms IV.In Ölskiz-

zen, die Men-zel im Ateliervor der Öf -fen t l i chke i tv e r b o r g e nhielt, ließ erwahre Mei-sterwerke ent-stehen. Wie

zum Beispiel das „Balkonzimmer“.Alles Studien, Bildnisse der Fami-lie, Blicke aus dem Fenster, nichtfür fremde Augen gedacht undviele erst nach seinem Tod imNachlass entdeckt. Darunter zün-dende Ideen für ei nen deutschenImpressionismus. Er selber war

sich dessenwe nig be -wusst. 1849 be -

gann er ohneAuftrag mitden Gemälden„Tafelrunde inS a n s s o u c i “und dem be -rühmten „Flö-t e n ko n z e r tFried richs desGroßen inSans souc i “ .Bis heute stelltsich der Be -trachter einKonzert amHofe des Preu-ßenkönigs ge -nau so vorund vergisstdabei, dass erdie Ära Fried -

richs durch die Au gen Menzelsbe trachtet. Dass diese Darstellungeines Flötenkonzertes in Sanssou-ci nur der Phantasie eines genia-len Malers entsprang. 1853 wählteman ihn zum Mitglied der König-lichen Akademie der Künste inBerlin, später sogar zum Professor.Eine Partnerschaft schien sich

für Menzel nicht zu ergeben. Viel-leicht als Ausgleich, reiste er jähr-lich im Sommer in den deutsch-sprachigen Süden. Oft begleitetvon seiner Schwester und ihrerFamilie. 1861 erhielt er den Auf-trag, die „Krönung Wilhelms I.“ inKönigsberg zu malen und bezogdafür ein Atelier im Schloss. VierJahre sollte es dauern, alle Por-träts zu malen. Der Künstlerzeichnete ohne Unterlass, hattestets in acht Jackentaschen Stifteund Papier dabei und hielt allesfest, was ihm vors Auge kam.Sogar sterbende Soldaten, die erwährend des Deutschen Kriegesin Königgrätz im Lazarett auf-suchte.Als einer der ersten Künstler

stellte er 1875 im Gemälde „DasEisenwalzwerk“ die aufkommen-de Industriearbeit in Oberschle-sien dar. Zahlreiche Ausstellun-gen, darunter 1885 in Paris, bestä-tigen ihn als einen der internatio-nal anerkanntesten Künstler.Seine Kunstauffassung deckte sichmit der Wilhelms II. Den Impres-sionismus lehnten beide als„Kunst der Faulheit“ ab. 1898wurde Menzel von Wilhelm zumRitter des Hohen Ordens vomSchwarzen Adler und in denerblichen Adelsstand erhoben.Als Menzel am 9. Februar 1905

starb, ordnete Wilhelm II. einStaatsbegräbnis an. Die Trauer-feier fand in der Rotunde desAlten Museums statt. Der Kaiserbe gleitete den Sarg zu Fuß bis aufden Dreifaltigkeitsfriedhof. Nochim selben Jahr eröffnete die Na -tionalgalerie eine Gedenkausstel-lung mit Menzels Nachlass. Erst-mals waren auch viele Skizzen derÖffentlichkeit zugänglich. Wer war dieser von den Berli-

nern ehrfürchtig als „KleineExzellenz“ bezeichnete Menscheigentlich? Historienmaler, Weg-bereiter des Impressionismus,Realist, Zeichner, Graphiker, Men-schenfeind? „Menzel ist sehr vie-les. Um nicht zu sagen alles“,schrieb Theodor Fontane in einemGedicht zu des Malers 70. Ge -burtstag. Silvia Friedrich

So stellte sich Menzel den Alten Fritz vor: „Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci“ von 1852

Finnland erlebte 1899 einenmusikalischen Aufstand. ImSchwedischen Theater von

Helsinki kam eine sechsteiligeSuite des jungen KomponistenJean Sibelius zur Aufführung,deren letzter Teil „Finnlanderwacht“ ein ebenso program -matischer wie hymnischer natio-nalistischer Weckruf bedeutete.Sibelius ließ seine Komposition

im Rahmen einer „Pressefeier“ auf-führen, die sich gegen die Zensurund Russifizierung im Land richte-te. 1899 wurde in Finnland, dasseit 1809 unter der Knute Russ-lands stand, mit dem sogenanntenFebruarmanifest des Zaren nichtnur die Pressefreiheit und Autono-miebestrebung eingeschränkt, son-dern auch Russisch als offizielleLandessprache eingeführt. Darauf-hin formierte sich ein Protest, derseinen musikalischen Ausdruck in„Finnland erwacht“ fand. Von derBegeisterung bei der Uraufführungangespornt, schrieb Sibelius dasStück um und ließ es als separate,etwa neunminütige Fassung 1900

auch bei der Weltausstellung inParis aufführen. Als „Finlandia“wurde es zu Sibelius’ bekanntesterKomposition, die bis heute welt-weit auf den Konzertbühnen zuhören ist. Nach den heftigen Cre-scendi und Fanfaren zu Beginnendet das Stück in einer Apotheo-se an die Heimatmit einer hymnen-artigen Melodie, dieviele Finnen alsheimliche Hymneihres Landes feiern.Offiziell ist aber das1848 komponierte„Maamme“ („Vater-land“) die finnischeNationalhymne. Von Haus aus war

der am 8. Dezem-ber 1865 als JohanJulius Christian Si -belius geboreneKom ponist keinParteigänger der Nationalisten. Ergehörte der Oberschicht an, derenMuttersprache Schwedisch war,da Finnland bis zum Schwedisch-

Russischen Krieg von 1808/09 zurschwedischen Krone gehört hatte,ehe es Teil Russlands wurde. Erstdie Ehe mit der Tochter eines fin-nischen Generals ließ Siebelius’Nationalgefühl erwachen. So be -diente er sich in seinen frühenWerken wie „Kul lervo“, „En Sa ga“,

„Karelia Suite“ oderdem schwermüti-gen „Schwan vonTuonela“ folkloristi-scher Themen so -wie Motiven ausdem großen finni-schen Na tionalepos„Kalevala“.Ausgebildet unter

anderem in Berlinstand Sibelius ander Schwelle zwi-schen Spätromantikund Moderne.Brahms prophezei-te: „Sibelius, aus

dem wird mal was!“, und der fastgleichaltrige Richard Strauss ließwissen: „Ich kann zwar mehr, aberer ist der Größere von uns beiden.“

Während Strauss schon zu Leb-zeiten eine Legende war, entdeck teman Sibelius als Sinfoniker erst abden 1960er Jahren. Sein Violinkon-zert zählt heute neben denen vonBeethoven, Mendelssohn oderTschaikowski zu den am meistenaufgeführten Konzerten. Seine sie-ben Sinfonien finden regelmäßigEingang in die Konzertprogramme.An einer achten Sinfonie soll er biszum Lebensende gefeilt haben. Tat-sächlich vollendete er seit der Ton-dichtung „Tapiola“ von 1926 bis zuseinem Tod am 20. September1957 keine Komposition mehr. Mitder Unabhängigkeit Finnlands, die1917 errungen war, schien seinLebenswerk erreicht zu sein. Nach„Finlandia“ hätte nicht Größeresmehr folgen können. Harald Tews

Zum 150. Geburtstag von Sibeliushaben die Berliner Philharmoni-ker unter Sir Simon Rattle dieSinfonien 1 bis 7 eingespielt: Ber-liner-Philharmoniker-Recordings,4-CD-Box und ein Video Blu-ray,ca. 70 Euro, EAN 4260306180714

Ludwigshafen am Rhein − Mitüber 300 Werken von mehr als100 Kunstschaffenden aus denBereichen bildende Kunst, Archi-tektur und Design eröffnet dasWilhelm-Hack-Museum in Lud-wigshafen am 5. Dezember dieambitionierte Ausstellung „Wieleben? Zukunftsbilder von Male-witsch bis Fujimoto“. Gezeigtwerden bedeutende Lebensent-würfe und Visionen des 20. Jahr-hunderts und der Gegenwart.Anhand von 20 thematischenSchwerpunkten werden bedeu-tende Beispiele aus der Kunst-,Kultur- und Industriegeschichtezusammengeführt. Das Wilhelm-Hack-Museum in der BerlinerStraße 23 in 67059 Ludwigshafenist dienstags, mittwochs und frei-tags von 11 bis 18 Uhr geöffnet,donnerstags bis 20 Uhr, sonn -abends und sonntags 10 bis 18Uhr, montags geschlossen. Ein-tritt: 7 Euro. Internet: www.wieleben-ludwigshafen.de tws

Sibelius 1885 Bild: Archiv

Beste Freundinnen: Greta Ger-wig (r.) und Lola Kirke

Musikalischer WeckruferZum 150. Geburtstag von Jean Sibelius − Seine »Finlandia« ist heimliche Nationalhymne

Anlässlich von Menzels 200. Geburtstag ist imMärkischen Museum, das zum Stiftungsbereich

des Stadtmuseums Berlin zählt, seitDonnerstag die Ausstellung „Ich.Menzel“ für Besucher geöffnet. Wieder Titel es andeutet, richtet sichdas Augenmerk der Präsentationnicht in erster Linie auf das künstle-rische Schaffen, sondern auf diePerson Adolph Menzels. So zählenzu den Ausstellungsstücken nebenBeispielen aus Malerei, Lithografieund Zeichnung auch persönlicheGe genstände. Dazu gehören restau-rierte Briefe, eine originale Maler-Palette sowie ein Stuhl aus dem per-sönlichen Besitz Menzels, der auf-grund seiner geringen Körpergrößeauf Stühle oder Leitern stieg, umden Objekten seiner Kunst auf

Augenhöhe zu begegnen. Ein Höhepunkt der Aus-stellung ist eine Lithografie-Werkstatt, die in öffent-

lichen Vorführungen Menzelblätterreproduziert. So entstehen vor denAugen der Besucher Lithografien,wie sie den körperlich kleinen,künstlerisch aber großen Menzelberühmt gemacht haben. „Ich. Menzel“ läuft im Märki-

schen Museum, Am KöllnischenPark 5, 10179 Berlin, bis zum28. März nächsten Jahres und istgeöffnet dienstags bis sonntags 10bis 18 Uhr. An Menzels Geburtstag,dem 8. De zember, findet dort eineLesung mit der Schauspielerin NinaHerting statt. Sie liest um 15 und 16Uhr aus Briefen und autobiografi-schen Schriften des Meisters. Inter-net: www.stadtmuseum.de H. Tews

Ausstellung »Ich. Menzel« in Berlin

Selbstbildnis 1853 Bild: Museum

Meldung

Preußens Aushängeschild in der MalereiVor 200 Jahren kam Friedrich von Menzel zur Welt − Seine Historiengemälde prägen das Bild Friedrichs des Großen bis heute

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GESCHICHTE10 Nr. 49 – 5. Dezember 2015

Ein Meister der HeiratspolitikBelgiens erster König Leopold I. – Der Metternich-Verehrer regierte einen der modernsten Staaten Europas

Rückkehr einerKolonialmacht

Fast wäre Leopold I. Prinzgemahldes Vereinigten Königreiches ge-worden. Aber ein Unglück verhin-derte dies. Er wurde dafür aberimmerhin Belgiens erster König.Vor 225 Jahren, am 16. Dezember1790, kam er auf Schloss Ehren-burg in Coburg zur Welt. Er starbvor 150 Jahren, am 10. Dezember1865, in Laken.

Leopold Georg Christian Fried r -ich war der jüngste Sohn des Her-zogs Franz Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld und dessen Ehe-frau Auguste. Obwohl das Herzog-tum dem von Napoleon gegründe-ten Rheinbund beitrat und imVierten Koalitionskrieg neutralblieb, wurde es in eben diesemKrieg von französischen Truppenbesetzt. Zusam-men mit seinemälteren BruderErnst, der nachdem Tod des Va-ters 1806 im Her-zogtum die Regie-rung übernom-men hatte, be-mühte er sich1807 bei Napole-on um eine Ent-schädigung. Dastaten die beidenvergebens. Statt-dessen bot Bona-parte Leopolddem Posten einesAdjutanten an,was dieser ab-lehnte. Stattdessen trat

Leopold nach demScheitern von Na-poleons Russland-feldzug Ende 1812in die Dienste desZaren. Erleichtertwurde ihm diesesdadurch, dass sei-ne Schwester Juli-ane mit einemrussischen Groß-fürsten verheiratetwar und er des-halb bereits seit1801 den Rang ei-nes Obersten derrussischen Armeebekleidete. Die Entschei-

dung Leopolds ge-gen Frankreichund für Russlandwar insofern be-zeichnend, alsihm die Ideale derFranzösischen Re-volution fremdblieben. Er warkein Liberaler,sondern ein Kon-servativer. SeinVorbild war derösterreichischeStaatskanzler Cle-mens von Metter-nich, wie er einKonservativer mitgroßem diplomati-schen Geschick.Im Gefolge des

Zaren besuchte Leopold 1814 Lon-don. Dort lernte er die PrinzessinCharlotte Augusta kennen. 1816heirateten die beiden. Da sie die äl-teste Tochter des britischen Kron-prinzen und Prinzregenten Georgwar, schien es mehr als wahr-scheinlich, dass sie nach dem Toddes Königs und ihres Vaters Köni-gin und er Prinzgemahl würde.Doch es kam anders. Charlotte Au-gusta von Wales, die er wohl wirk-lich liebte, starb bereits 1817 nachder Geburt ihres ersten Kindes, dastot zur Welt kam. Der Traum vomPrinzgemahl war damit geplatzt. Es spricht für Leopolds politi-

sche Fähigkeiten, dass er weiterhinein wichtiges Mitglied des Hofesund gefragter Berater blieb. Seineund die Position seiner Familiestärkte er zusätzlich dadurch, dass

er die Hochzeit seiner SchwesterVictoire mit dem Duke of Kent andStrathearn, Georgs Bruder EdwardAugustus, arrangierte. Aus dieser1818 geschlossenen Ehe ging alseinziges Kind 1819 Victoria hervor. Außer Georg hatte Edward Au-

gustus mit Friedrich August undWilhelm noch zwei weitere ältereBrüder, da diese aber wie Georgkeine legitimen Nachkommenzeugten, schien absehbar, dass dieKrone irgendwann Victoria zufal-len würde. Nach dem frühen Todevon Edward Augustus im Jahre1820 unterstützte Leopold seineSchwester bei der Erziehung sei-ner Nichte und wurde ihr väter-licher Freund. Nach dem Tode von Georg, Frie-

drich August und Wilhelm wurde

Leopolds Nichte 1837 tatsächlichKönigin. Hinter ihrer 1840 ge-schlossene Ehe mit Albert vonSachsen-Coburg und Gotha, einemSohn von Leopolds Bruder Ernst,steckte Leopold ebenso wie hinterder 1836 geschlossenen Ehe seinesNeffen Ferdinand von Sachsen-Co-burg und Gotha mit der por tu gie -sischen Königin Maria II. Da warLeopold übrigens schon seit eini-gen Jahren selber König.Nach der Niederlage Napoleons

hatte Frankreich seine sogenann-ten alten Grenzen zurückerhalten,die weitgehend mit den heutigenübereinstimmen. In Frankreichwird jedoch traditionell nebenden Pyrenäen auch der Rhein alssogenannte natürliche Grenze be-ansprucht. Von daher war daslinksrheinische Gebiet zwischen

Frankreichs „alten“ und seinen„natürlichen“ Grenzen besondersvom französischen Expansions-drang bedroht und deren Siche-rung den Siegern über Napoleonein besonderes Anliegen. Aus die-sem Grunde wurde auf dem Wie-ner Kongress der deutsche Teil desumstrittenen Ge-bietes dem neu-g e s c h a f f e n e nDeutschen Bundund der anderedem neugeschaf-fenen Königreich der VereinigtenNiederlande zugeschlagen. DieGefahr, dass dieses Königreich un-ter französischen Einfluss geriet,schien gering, denn es war durchdie Zusammenlegung der vormali-gen Generalstaaten mit den vor-

maligen Österreichischen Nieder-lande relativ groß, seine politischeElite sprach nicht Französisch,sondern Niederländisch und dervorherrschende Glauben warnicht wie in Frankreich der Katho-lizismus, sondern der Protestan-tismus. Das Königreich

hatte allerdingsein Sicherheits-problem: einefranzösischspra-chige, katholi-sche, frankreichfreundliche Min-derheit im Süden an der Grenzezu Frankreich. In das Siedlungsge-biet dieser Minderheit sprang1830 der Funke der Julirevolutiondes Nachbarlandes Frankreichüber. Welche Rolle möglicher-weise französische Agenten bei

der Belgischen Revolution gespielthaben, ist umstritten, doch war siedefinitiv frankreichfreundlich. IhrZiel war ein eigener Staat der Süd-provinzen der Vereinigten Nieder-lande nach dem Vorbild der ausder französischen Julirevolutionhervorgegangenen Julimonarchie

des „Bürgerkönigs“ Louis-PhilippeI. Nach französischem Vorbild be-stand die Flagge des neuen Staa-tes, der in Anlehnung an eine rö-mische Provinzbezeichnung „Bel-gien“ genannt wurde, aus dreisenkrechten Streifen und erhielt

das Staatsober-haupt nicht denTitel „König vonBelgien“, sondern„König der Bel-gier“. Als Königihres neuen Staa-tes hatten die Re-volutionäre anden zweiten Sohndes Königs derFranzosen ge-dacht. Aber das war

nun den Briten zuviel der Provoka-tion. Der Zer-schlagung des alsBollwerk anFrankreichs Gren-ze geschaffenenKönigreiches derV e r e i n i g t e nNiederlande wa-ren sie noch bereitgewesen zuzu-stimmen, aber einf r a n z ö s i s c h e rPrinz auf demThron der Abspal-tung war ihnendann doch zu vielfranzösischer Ein-fluss auf die derThemsemündunggegenüberliegen-de Küste Konti-nenta leuropas .Die belgischenRevo l u t i o n ä relenkten ob derbritischen Kriegs-drohung ein undder aus der Revo-lution hervorge-gangene National-kongress trug nuneinem Prinzen diebelgische Kronean, bei dem keinbritischer Wider-stand zu erwartenwar: Leopold.Dass die Ent-

scheidung für Le-opold nicht abwe-gig war, zeigt dieTatsache, dass ihmvorher bereits einanderer junger,aus einer Revolu-tion hervorgegan-

gener Staat die Krone angetragenhatte. Das war Griechenland gewe-sen. Doch die Griechen waren Le-opold zu republikanisch und nurauf die Bajonette der Großmächte,die auf einer Monarchie bestan-den, wollte er sich nicht stützen.Statt seiner wurde dann Prinz Otto

von Bayern griechischer König,von dessen Heimatland die Grie-chen ihre Nationalfarben Weißund Blau übernommen haben. Ot-tos weiteres Schicksal – seine Re-gentschaft wurde bereits wenigeJahre später durch einen Aufstandbeendet – spricht für Leopolds

Entscheidung gegen die Annahmedes Angebotes.Anders als die griechische lehn-

te Leopold die belgische Kronenicht ab. Am 17. Juli 1831 betratLeopold sein künftiges Königreich.Dort in De Panne erinnert heutenoch ein Denkmal an dieses Ereig-

nis. Vier Tage spä-ter legte er denEid auf die Verfas-sung ab. Andersals in anderenMonarchien be-

ginnt in Belgien die Regentschafteines Königs nicht mit dem Toddes Vorgängers, sondern mit demEid auf die Verfassung. Dieses istnur ein Symptom für den ausge-sprochen liberalen Charakter desaus einer Revolution nach franzö-sischem Vorbild hervorgegange-nen Königreiches. Leopold hattedamit als Konservativer seine Pro-bleme. Ein weiteres Problem war,dass der König der Belgier, die sichja nicht zuletzt über den katholi-schen Glauben von den protestan-tischen Niederlanden abgrenzen,Protestant war. Und Volkstümlich-keit ging ihm auch ab.Dafür kam Leopold sein diplo-

matisches Geschick zupass. Aber-mals setzte er auf Heiratspolitik.Erst einige Monate auf dem Thronheiratete er 1832 die katholischeälteste Tochter des Königs derFranzosen. Damit kam er innenpo-litisch seinen katholischen undfrankophilen Mitbürgern entgegenund verminderte zumindest biszum Sturz seines Schwiegervaters1848 in der Feb ruarrevolution dieGefahr eines Angriffs durch dengroßen Nachbarn im Süden. 1839 gab endlich der Nachbar im

Norden den Versuch auf, die Ab-spaltung Belgiens mit Waffenge-walt zu revidieren. Die Niederlan-de hatten dieses nicht zuletzt aufinternationalen Druck hin getan. Leopold wusste sehr wohl um

die Bedeutung des Konzerts derMächte, der Pentarchie, der inter-nationalen Gemeinschaft für dieSicherheit und Integrität seinerkleinen sowie durch die Teilung inFlandern und Wallonen zudemheterogenen Neuschöpfung von1830. Bei der Gründung hattensich die fünf Großmächte auf einunabhängiges, neutrales König-reich geeinigt. Peinlich achtete Le-opold auf die Wahrung der Neu-tralität, um keiner Großmacht ei-nen Vorwand zu liefern, von derEinigung abzurücken. Leopoldwusste, dass der Wert der Eini-gung von der Einigkeit unter denGroßmächten abhing, und ver-suchte deshalb zwischen ihnen zuvermitteln. So versuchte er engereBande zwischen Großbritannienund Belgiens östlichem NachbarnPreußen zu knüpfen, indem er dieBeziehung zwischen der ältestenTochter von Victoria und dem äl-testen Sohn von Wilhelm, demspäteren zweiten deutschen Kai-serpaar, förderte. Ebenso wie zwi-schen Großbritannien und Preu-ßen versuchte er auch zwischenÖsterreich und Preußen zu ver-mitteln. Er wusste, dass von einerdeutschen Selbstzerfleischung derKaiser der Franzosen NapoleonIII. profitieren würde und dieserein Auge auf Belgien geworfenhatte. Und tatsächlich brach derdeutsche Bruderkrieg von 1866erst nach Leopolds Tod aus.

Wenn Leopoldauch nicht popu-lär war, so gelanges ihm doch, eineStaatsnation zuschaffen, zum Va-

ter des Vaterlandes zu werden.Und wenn es heutzutage heißt,der König sei für die Belgier iden-titätsstiftend, ja unter lauter Fla-men und Wallonen (und seit Ver-sailles auch Deutschen) der einzi-ge Belgier, dann ist das auch Leo-polds Verdienst. Manuel Ruoff

Wenn Frankreich jetzt den„Islamischen Staat“ auch

auf syrischem Boden bekämpft,kann es für das Verständnis derfranzösischen Politik und mög-licher syrischer Reaktionennicht schaden zu wissen, dassSyrien einst eine französischeKolonie war. Nach dem Eintritt des Osma-

nischen Reiches in den ErstenWeltkrieg aufseiten der Mittel-mächte riefen die Briten die imReich lebenden Araber zum be-waffneten Widerstand gegen dieOsmanen auf. Als Lohn für ih-ren Widerstand versprachen sieden „von den Türken unterdrük-kten Völkern“ die Unabhängig-keit. Dieses Versprechen hinder-te London jedoch nicht daran,1916 im geheimen Sykes-Picot-Abkommen den Nahen Ostenfür die Zeit nach dem Krieg mitParis unter sich aufzuteilen.Nach der Oktoberrevolutionwurde es für den Westen brenz-lig, weil die Bolschewisten dasAbkommen veröffentlichten, umdie Kolonialmächte zu desavou-ieren. Doch die Araber warendamals noch derart naiv undgutgläubig, dass sie den Wortender Zusage der Briten trotzdemweiterhin Glauben schenkten.Nach dem Krieg wurden sie ei-nes Besseren belehrt. So solltesich niemand wundern, dasssich die Glaubwürdigkeit desWestens in Arabien ebenso inGrenzen hält wie die Attrakti-vität seiner angeb lichen Werte.Nachdem die Araber das Ihre

zur Niederlage des Osmani-schen Reiches und der anderenMittelmächte beigetragen hat-ten, wurde 1920 auf der Konfe-renz von Sanremo der NaheOsten auf der Basis des Sykes-Picot-Abkommens aufgeteilt.

Während Großbritannien dasTerritorium der heutigen StaatenIsrael, Jordanien und Irak er-hielt, bekam Frankreich das Ge-biet der heutigen RepublikenSyrien und Libanon. Der Völker-bund hat der britisch-französi-schen Verständigung dann dieWeihen der internationalen Ge-meinschaft gegeben, indem erdie Westmächte 1922 mit denentsprechenden Völkerbunds-mandaten versah. Widerstandseitens der einheimischen Be-völkerung wurde von den fran-zösischen Kolonialherren blutigniedergeschlagen. Anders als der Erste brachte

der Zweite Weltkrieg den Ara-bern in Syrien dann tatsächlichdie Unabhängigkeit. Nach demUntergang der Dritten Republikwurde Syrien von Vichy aus re-giert. 1941 besetzten Briten undFranzosen Charles de Gaullesdas Mandatsgebiet. Nach demKrieg versuchte die Grande Na-tion, die so stolz ist auf ihre Ré-sistance gegen die deutschenBesatzer, ihre eigene Fremdherr-schaft in den während des Welt-krieges verlorenen Kolonienwiederherzustellen. Dieser Ver-such scheiterte auch in Syrien.Unter dem Druck der einheimi-schen Bevölkerung, aber auchder verbündeten Briten, musstedie Vierte Republik am 17. April1946 ihre letzten Truppen abzie-hen.Die Zukunft wird zeigen, in-

wieweit die Fünfte Republik derVersuchung widersteht, die An-schläge von Paris zu missbrau-chen, um mithilfe der Bundesre-publik und anderer Partner dieDekolonisation zumindest einStück weit zu revidieren und inder Exkolonie wieder einen Fußin die Tür zu bekommen. M.R.

Wird Frankreich die Anschläge in Parisinstrumentalisieren?

König Leopold I.: Gemälde von Franz Xaver Winterhalter im Roten Empfangszimmer vonSchloss Ehrenburg in Coburg Bild: Archiv

Der väterliche Freund Victorias arrangiertenicht nur die Ehe von ihr und ihren Eltern

Seine eigene Ehe mit Louise d’Orléans dientesowohl innen- wie außenpolitischen Zwecken

PREUSSEN Nr. 49 – 4. Dezember 2015 11

Der »rote Zar von Preußen«Der sozialdemokratische Ostpreuße Otto Braun regierte fast die gesamte Weimarer Zeit über den Freistaat

Während das brandenbur-gisch-preußische Heerzwischen 1644 und 1786

nahezu kontinuierlich wuchs,unterblieb der parallele Aufbaueiner schlagkräftigen Flotte.Schuld daran waren die begrenz-ten Ressourcen, aber auch dasmangelnde Bewusstsein für diestrategische Bedeutung von See-macht.

Die Anfänge der kurbranden-burgischen beziehungsweisepreußischen Marine liegen imJahre 1618. Ab diesem Zeitpunktgehörten die Markgrafen vonBrandenburg zu den Lehnsmän-nern des polnischen Königs Si-gismund III., was unter anderemdie Verpflichtung nach sich zog,im Polnisch-Schwedischen KriegSchiffe zu stellen. Allerdingsführte das nicht zur Schaffung ei-ner eigenen Flot-te, weil kaum Zu-gänge zum offe-nen Meer exi-stierten. DieSchweden kon-trollierten nämlich sowohl dieOdermündung als auch die Häfenan der hinterpommerschen Kü-ste. Damit kamen faktisch nurMemel und Pillau als Stützpunk-te in Frage.

Und genau dort entstand um1657 während des Zweiten Nordi-schen Krieges eine erste kurbran-

denburgische Flottille, die zumKriegsende sieben große und 23weniger beeindruckende Schiffeumfasste. Diese wurde aber sofortnach Friedensschluss wieder dra-stisch verkleinert, um Geld zusparen, das in den Aufbau des ste-henden Heeres floss, dessen Auf-stellung der Große Kurfürst Fried -rich Wilhelm im Juni 1644 be-schlossen hatte.

Allerdings erkannte derselbeLandesherr einige Zeit später,dass Brandenburg-Preußen einerichtige Marine brauchte, um denschwedischen Hegemonialbestre-bungen im Ostseeraum entgegen-zutreten – obgleich es mit See-mächten wie Dänemark verbün-det war: „Alliancen seindt zwahrgutt, aber eigene Krefte noch bes-ser, darauff kan man Sich sichererverlassen.“

Deshalb befahl der Große Kur-fürst im Juni 1675 im Hochgefühldes Triumphes nach der siegrei-chen Schlacht bei Fehrbellin, diedem nunmehrigen Schwedisch-Brandenburgischen Krieg die ent-scheidende Wendung gegebenhatte, den Bau von hochseetüchti-gen Kriegsschiffen auf den Werf-

ten von Königsberg, Pillau, Kol-berg und Havelberg. Außerdemmietete er einige Fregatten undSchaluppen aus dem Besitz desholländischen Reeders und Kauf-manns Benjamin Raule. Diese ka-men dann 1677/78 bei der Belage-rung von Stettin und Stralsund so-wie der Eroberung Rügens undder Einnahme Greifswalds zumEinsatz.

Seine Feuertaufe im Rahmen ei-nes reinen Seegefechts erlebte dasFlottenkontingent des Kurfürstendahingegen erst 1680/81 im Ka-perkrieg gegen Spanien. Die Kro-ne in Madrid schuldete FriedrichWilhelm noch 1,8 Millionen Taleran zugesagten Hilfsgeldern fürden Krieg gegen Schweden. Diesesollten nun eingetrieben werden,indem spanische Schiffe aufge-bracht und deren Ladung veräu-

ßert wurde. Undtatsächlich gelanges, vier vollbela-dene Galeonenzu kapern undsich auf diese

Weise schadlos zu halten. Dannfreilich stellte ein deutlich überle-gener Schiffsverband des Gegnersdie sechs Schiffe unter dem Kom-mando des brandenburgischenGeschwaderkommodore ThomasAlders. Hieraufhin kam es am30. September 1681 zu einemzweistündigen Kanonenduell im

Seegebiet vor Kap St. Vincent. Esendete damit, dass Alders wegendiverser Schäden an seinen Fre-gatten im neutralen portugiesi-schen Hafen Lagos Schutz suchenmusste – außerdem gab es einigeTote zu beklagen.

Drei Jahre später kaufte der Gro-ße Kurfürst alle neun Schiffe Rau-les, was ihn ge-nau 109340 Talerkostete. Das Geldstammte zum Teilaus dem Erlösvom Losschlagendes spanischen Kapergutes, vondem Friedrich Wilhelm sechs Pro-zent erhalten hatte. Damit verfüg-te Brandenburg-Preußen nun überinsgesamt 34 Kriegs- und Han-delsschiffe, was allerdings immernoch relativ wenig war. Zum Ver-gleich: Die holländische Marine,die allgemein als das große Vor-bild galt, besaß zu dieser Zeit be-reits über 16000 schwimmendeEinheiten.

Und selbst die wenig beein-druckende Miniaturflotte des Gro-ßen Kurfürsten sollte bald schonwieder Geschichte sein, denn mitdem Tode Friedrich Wilhelms ge-langte dessen Sohn Friedrich aufden Thron, der dem Bau von„Lustschiffen“, das heißt Prachtga-leeren fürs höfische Zeremoniell,den Vorrang gab. Deshalb bestanddie nunmehrige königlich-preußi-

sche Marine nach der Selbstkrö-nung von Friedrich I. nur noch auself Kriegsschiffen und wurde dann1711 endgültig aufgelöst. Ebensoführte der luxuriöse Lebensstildes Monarchen zum Personalab-bau beim Heer von 30000 auf22000 Mann. Das war dann frei-lich die letzte derartige Heeresre-

duktion, denn unter der Ägide desab 1713 regierenden Soldatenkö-nigs wuchs die preußische Armeekontinuierlich an, bis schließlich1739 um die 80000 Soldaten un-ter Waffen standen, deren Unter-halt 85 Prozent der Staatsausga-ben ausmachte. Da blieb dannkein Geld mehr für „Seesachen“.

Und auch das Interesse Fried -richs des Großen galt fast aus-schließlich dem Ausbau seinesHeeres, das bis zu seinem Tode1786 auf 193000 Mann anwuchs.Sein Credo lautete ganz klar: MitSeeschlachten gewinne man keineKriege und man tue besser daran,„das erste Landheer in Europa zuhalten als die schlechteste Flotteunter den Seemächten“. Aller-dings kamen während des Sieben-jährigen Krieges dann doch einigekleinere preußische Marinever-

bände zum Einsatz. So entstand1758 die Stettiner Flottille zumSchutz der Odermündung, die in-des schon bald von den Schwedenauf den Grund der Ostsee ge-schickt wurde. Außerdem operier-ten auch wieder zwei Kaperschif-fe, die „Prinz Ferdinand“ und die„Lissa“, im Mittelmeer sowie der

Nordsee undbrachten dort im -merhin 17 feind-liche Transporterauf.

Der Nachfolgerdes Alten Fritz, Friedrich Wil-helm II., hatte ebenfalls kein Inter-esse an der Marinerüstung undverwarf deshalb den Flottenbau-plan von Generalmajor Ernst vonRüchel, den dieser Militärreformerund Blücher-Vertraute nach demEnde des Ersten Koalitionskriegesausgearbeitet hatte. Deshalb konn-ten in den späteren militärischenAuseinandersetzungen mit Frank-reich erneut keine größerenKriegsschiffsverbände aufgebotenwerden. Es blieb, wie schon imSiebenjährigen Krieg, bei der Auf-stellung einer winzigen „König-lichen Flottille“, die vor Danzigund der Küste Ostpreußens Flaggezeigte, aber nur ganz kurz bestand.Dafür sorgten die Bestimmungendes Friedens von Tilsit nach derpreußischen Totalniederlage von1806. Wolfgang Kaufmann

Wegen der insbesondere für Wei-marer Verhältnisse auffallend lan-gen Amtszeit seines sozialdemo-kratischen MinisterpräsidentenOtto Braun wird das ReichslandPreußen gerne als „republikani-sches Bollwerk“ oder „demokrati-sche Ordnungszelle“ gelobt. Vor60 Jahren starb der am 28. Januar1872 in Königsberg geborene Wei-marer Ausnahmeregierungschefim schweizerischen Ascona.

Otto Braun war kein Salonsozia-list. Ideologische Fragen warenihm zweitrangig, rhetorisch war erschwach, seine Bildung war gering,die Familienverhältnisse, in denener aufwuchs, waren bedrückend.Kindheit und Jugend waren über-schattet vom beruflichen und sozi-alen Abstieg seines Vaters vomselbstständigen Schuhmachermei-ster zum Bahnwärter. Seine Schul-ausbildung war entsprechendkurz. Nach der Volksschule erlern-te er das Steindrucker- und Buch-druckerhandwerk.

1888 trat Braun der SPD ein undwurde schnell Parteifunktionär.1897 wurde er Vorsitzender desfür den Wahlkampf zuständigenArbeiter-Wahlvereins Königsberg,im darauffolgenden Jahr Vorsitzen-der des SPD-Bezirks Ostpreußen.1905 hatte er mit der Wahl in dieKontrollkommission die Reichs-ebene der Partei erreicht. 1911wurde er Hauptkassierer und Mit-glied des Parteivorstandes. Paralleldazu verlief die parlamentarischeKarriere. 1902 wurde er Stadtver-ordneter in Königsberg, 1913 Mit-glied des Preußischen Abgeordne-tenhauses.

Im Ersten Weltkrieg unterstützteBraun die Burgfriedenspolitik derMehrheitssozialdemokraten. Seineinziges Kind meldete sich alsFreiwilliger zu den Waffen undstarb 1915 an Diphterie. Nach derNovemberrevolution wurde erzwar in die Weimarer Nationalver-sammlung gewählt, gehörte auchanschließend dem Reichstag an,doch sein politisches Betätigungs-feld blieb Preußen. Er wurde Mit-glied des paritätisch von Mehr-

heits- und Unabhängigen Sozial-demokraten besetzten preußi-schen Rates der Volksbeauftragten.Dort übernahm er mit Adolf Hofervon den Unabhängigen Sozialde-mokraten sein Leib- und Magen-ressort. Der begei-sterte Jäger undNaturfreund ausdem Land derdunklen Wälderund der tausendSeen hatte sichfrühzeitig auf dieLandwirtschaftspezialisiert undals Gegenspielerder ostelbischenGroßgrundbesit-zer profiliert.

Braun, zu des-sen größten Stär-ken das Organi-sieren gehörte,missfielen diestellenweise anar-chischen bezie-hungsweise chao-tischen Zustände,welche die Revo-lution mit sichbrachte. Er sprachvom „Räteunwe-sen“.

Schließlich tratan die Stelle desRates der Volksbe-auftragten eine re-guläre preußischeLandesregierung,die wie dieReichsregierungvon den Parteiender Weimarer Ko-alition getragenwurde. Nach demLüttwitz-Kapp-Putsch vom13. März 1920wurde dem Mini-sterpräsidentenPaul Hirsch (siehePAZ Nr. 31) man-gelnde Energieund Wachsamkeitvorgeworfen, under trat mit seinerRegierung zurück.

Hirschs Nachfolger wurde Braun.Angeblich wurde er weggelobt.Den Großagrariern, die über diebürgerlichen Parteien einen gewis-sen Einfluss auf die Weimarer Ko-alition hatten, soll Braun als Regie-

rungschef lieber gewesen seindenn als Ressortleiter für dieLandwirtschaft.

Getragen von den Parteien derWeimarer Koalition und zeitweiseauch von der rechtsliberalen Deut-

schen Volkspartei (DVP) regiertenBraun und sein Kabinett das näch-ste Dutzend Jahre. Dabei gab eszwei Unterbrechungen, die beidemit der DVP zusammenhingen.

Nach der Landtagswahl vom Fe-bruar 1921wünschten diebeiden bürger-lichen Koalitions-partner der SPDdie Erweiterungder Weimarer Ko-alition nach rechtsum die DVP. Des-halb wurde stattdes So zial de mo -kra ten Braun am21. April derchristliche Ge-we r k s ch a f t l e rAdam Stegerwaldzum Ministerprä-sidenten gewählt.Nachdem die DVPfür eine GroßeKoalition gewon-nen war, über-nahm im Novem-ber wieder Braun.

1925 platzte dieGroße Koalition.Die DVP hatte eineweitere Erweite-rung der Koalitionnach rechts, dies-mal um die Deut-s c h n a t i o n a l eV o l k s p a r t e i(DNVP), gefordert.Als die Rechtslibe-ralen mit dieserForderung nichtdurchkamen, zo-gen sie im Januar1925 ihre Ministerab, wechselten indie Oppositionund nahmenBrauns Regierungdamit die Mehr-heit im Landtag.Braun trat darauf-hin noch im sel-ben Monat mit sei-ner Regierung zu-rück. Wohl in derHoffnung, damit

im Lager der bürgerlichen Opposi-tion wildern zu können, versuchtees die Weimarer Koalition nun miteiner durchgehend bürgerlichenRegierung unter dem vormaligenReichskanzler Wilhelm Marx vomZentrum. Der Versuch scheiterte,und im April 1925 übernahm wie-der Braun die Regierungsführung.Es gelang ihm tatsächlich, mit sei-ner Minderheitsregierung bis zuden Landtagswahlen von 1928durchzuhalten. Dann erlangte dieWeimarer Koalition wieder eine,wenn auch denkbar knappe, Mehr-heit der Parlamentssitze.

Diese ging bei der folgendenParlamentswahl vom April 1932wieder verloren. Die Regierungblieb jedoch vorerst geschäftsfüh-rend im Amt. Für Braun war derWahlkampf zu viel gewesen. Er er-litt einen körperlichen Zu-sammenbruch. Mit der Führungder Amtsgeschäfte beauftragte erseinen Kabinettskollegen HeinrichHirtsiefer vom Zentrum. Dieserführte auch die Geschäfte, als imJuli 1932 der sogenannte Preußen-schlag erfolgte. Per Notverord-nung des Reichspräsidenten gingdie Macht von Brauns Kabinett aufein Reichskommissariat über. Par-teifreunde werfen Braun vor, kei-nen gewaltsamen Widerstand ge-leistet, sondern den Rechtsweg be-schritten zu haben, indem seineLandesregierung beim Staatsge-richtshof des Reichsgerichts eineVerfassungsklage einreichte.

Auf Kritik aus den eigenen Rei-hen stieß auch seine Reaktion aufdie „Machtergreifung“ der Natio-nalsozialisten im darauffolgendenJahr. Noch vor der Neuwahl despreußischen Landtags und desReichstags setzte er sich im März1933 mit dem Auto in die Schweizab, das er von vorausgegangenenFerienaufenthalten her kannte.Viele Parteifreunde nahmen ihmseine Reaktion auf den „Preußen-schlag“ und die „Machtergreifung“als Resignation übel, und so konn-te er weder auf die Politik derExil- noch der Nachkriegs-SPD ei-nen nennenswerten Einfluss neh-men. Manuel Ruoff

»Besser das erste Landheer als die schlechteste Flotte«Im Kurfürstentum Brandenburg standen die Seestreitkräfte traditionell im Schatten der Armee

Nach dem Frieden von Tilsit wurde die »Königliche Flottille« aufgelöst

Die Personalunion mit Preußen brachte Brandenburg ein größeres Stück Ostseeküste

Mit seinem Parteifreund und vormaligen Kabinettskollegen Rudolf Breitscheid (rechts): OttoBraun im April 1932 Bild: Bundesarchiv, Bild 102-13412 / CC-BY-SA 3.0

LESERFORUM12 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

Hat eine Antwort auf alles: Da die Suren des Korans zu unterschiedlichen Zwecken ausgelegt werden, können sich auch die Terroristen vom IS auf diese heilige Schrift des Islam berufen und ihre Gewalttaten somit rechtfertigen Bild: colourbox

Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muss.Von den an uns gerichteten Briefenkönnen wir nicht alle, und viele nurin Auszügen, veröffentlichen. Alleabgedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.

Zu: CDU vor Schicksalsfrage (Nr. 46)

Die derzeitige Lage Deutsch-lands erinnert mich fatal an dasberühmte Bismarck-Zitat von um1894: Er sehe schwere Gefahrenauf Deutschland und auch auf Eu-ropa zukommen; je später alleseintreten würde, desto furchtba-rer werde es enden. Kanzlerin Merkels Aussage,

„Wir schaffen das!“, ist schon des-halb fragewürdig, weil weder sienoch irgendjemand sonst im Mo-ment sagen kann, was denn genaubewältigt werden muss. Wenn wirjetzt vor einem Berg von Proble-men stehen, dessen Spitze nochgar nicht erkennbar ist, dann ist

die Merkelsche Zuversicht zu-mindest leichtfertig, wenn nichtgar fahrlässig.Es wird eines Tages nicht mehr

die erlebte Lebensqualität meinerGeneration sein, wenn man aufSchritt und Tritt Sicherheitsüber-legungen anstellen muss, wenndrei junge Frauen nicht mehr al-leine spazieren gehen könnenoder wenn hohe Sicherheitsinve-stitionen selbst bei einem be-scheidenen Eigenheim notwendigsind. Diese Lage haben wir in Tei-len Brasiliens heute schon, wosich die Mittelschicht in einerveritablen Verteidigungshaltunggegenüber Minderheiten befin-det. Hermann-Josef Kromer,

Bad Urach

Zu: Alles das Gleiche (Nr. 46)

Ihrem Autor ist zu danken, dieSkandal-Äußerung des Direktorsdes Berliner „Instituts für empiri-sche Migrations- und Integra-tionsforschung“, Wolfgang Ka-schuba, zum Flüchtlingsthemapublik gemacht zu haben. Ichkann mich nicht entsinnen, je-mals einen solchen Schwachsinngelesen oder jemals erkannt zuhaben. Es gibt immerhin reichlichLiteratur aus dem vorigen Jahr-hundert, die das Gegenteil belegt.Überdies wird die damals „ge-

lungene Integration“ heute als Er-mutigung dafür gewertet, dass dasheute wieder gelingen könne, wasnatürlich nicht zutrifft, weil dieRandbedingungen gänzlich ande-re sind – die bereits bestehendenParallelgesellschaften sind ein Be-leg dafür. Für mich waren geradeim Westen unseres Landes die nurüber das Treppenhaus zu errei-chenden Primitivtoiletten und dieFäkalienentsorgungskutschen –lange, von Pferden gezogene Be-hälterwagen – in der Innenstadtvon Kiel eine Art Zivilisations-schock; so etwas hatte ich, obwohlschon viel herumgekommen,noch nicht erlebt. Die Äußerung Kaschubas ist an

Groteske nicht mehr steigerbarund geeignet, die Wissenschaft inVerruf zu bringen. Es lohnt sichauch nicht, auf den Unsinn einzu-gehen. Das ist nicht Wissenschaft,sondern Hetze pur. Allenthalbenwird heute gegen Diskriminie-rung, was immer man darunterversteht, angegangen – warumnicht hier? Die Erkenntnis, dass„manche“ Qualifikation in einemLand höher ist als die durch-schnittliche in einem anderen, istwirklich umwerfend. Darauf, dassein solcher Äpfel-Birnen-Ver-gleich wissenschaftlich redlichsein und deren Ansprüchenstandhalten kann, muss man erstmal kommen. Mir sind zudem bislang Formu-

lierungsschwierigkeiten bei mirnicht aufgefallen. Hier fehlen miraber die Worte. Den derzeitigen,von irgendwoher einwanderndenFlüchtlingen – die von 1945 ka-men aus ihrem eigenen und in ihreigenes Land und bleiben damitin dem, in dem sie schon vorherwaren – und der in diesem Zu-sammenhang erwarteten „Will-kommenskultur“ hat dieser „Wis-senschaftsschwachsinn“ einenBärendienst erwiesen. Während fast meines ganzen

Berufslebens war ich, damalsnoch in Duisburg wohnend, Leserder „Rheinischen Post“. Mülheimgehört nicht mehr zu ihrem Ver-breitungsgebiet. Der zitierte Er-guss wäre spontaner Anlass gewe-sen, das Abonnement mit soforti-ger Wirkung zu kündigen. Es warganz schön mutig, ihrer wohltreuesten Leserklientel so vorsSchienbein zu treten. Hat die„Rheinische Post“ etwa zu vieleLeser? Diese Frage ist nahelie-gend, wenn sie offensichtlichglaubt, sich das leisten zu können.

Dr. Hans-Joachim Kucharski,Mülheim

Einladung für falsche Götter

Zu: Der Etikettenschwindel derTerroristen (Nr. 46)

Ich erlaube mir drei kurze An-merkungen zu dem Gastbeitragvon Tahir Chaudhry.Erstens: Der Gastbeitrag be-

hauptet, der Islamische Staat (IS)kenne keine Regeln. Dagegen ha-be zum Beispiel ein AnhängerMohammeds das Fällen von Bäu-men verboten. Die Wahrheit ist je-doch, dass Mohammed von Allahin Sure 59,5 den Auftrag erhielt,die Palmen des jüdischen Stam-mes der Nadir zu fällen. AllahsOffenbarungsauftrag setzte somitsogar eine uralte Beduinentradi-tion außer Kraft. Kann man nundie Muslime des heutigen IS be-schimpfen, wenn sie doch AllahsRegel befolgen und den „Feinden“die Lebensgrundlagen vernich-ten?Zweitens: Chaudhry beginnt

seinen Beitrag mit dem Satz, dass„die Barbaren des IS Terror imNahen Osten verbreiten“. In derTat geben uns die Medien allen

Grund zu dieser Annahme. Sokonnten wir im Internet verfol-gen, dass Mitglieder des IS nichtnur Christen den Hals durch-schnitten, sondern auch Anders-denkende kreuzigten. Ich werdediese Bilder niemals vergessen!Doch auch hier sollten wir vor-sichtig sein in der Verurteilungdes IS. Warum? Die blutigen Täterkonnten und können sich nämlichnach wie vor auf Allahs Offenba-rungsauftrag in Sure 5,33 berufen.Dort steht in der deutschen Über-setzung durch muslimische Ko -ranwissenschaftler: „Der Lohn de-rer, die Krieg führen gegen Allahund seinen Gesandten und Ver-derben im Lande zu erregentrachten, soll sein, dass sie ge-kreuzigt werden oder dass ihnenHände und Füße wechselseitigabgeschlagen werden.“Wer sucht, findet leicht Gründe,

Allahs Worte in die Tat umzuset-zen. Ich möchte nun wahrhaftignicht den IS entschuldigen. Demkritischen Leser meiner Zeilenmöchte ich vielmehr ausdrück -

lich empfehlen, auch einen Blickin das aktuelle Strafgesetzbuchdes demokratischen islamischenStaates Iran zu werfen. Siehe auchbei Google unter „Islam Kreuzi-gung IGFM“. Im Iran wird demRichter und Staatsanwalt nebendem Auspeitschen und Steinigenausdrücklich die Kreuzigung alsStrafmaß gegeben. Offensichtlichhaben die schiitischen Großaya-tollahs und andere hohe muslimi-sche Universitätstheologen undJuristen des Iran den Auftrag Al-lahs in Sure 5,33 in ihre Strafge-setzgebung hinein verinnerlicht,wie es auch die Theologen undJuristen des IS taten und tun. Wie-so spricht man von den sunniti-schen Theologen und Strafrecht-lern des IS als Fundamentalistenund Barbaren, während dagegenihre schiitischen Kollegen im Iranals koranorientierte Juristen gel-ten können, welche Allahs Gesetz(Scharia) für ihre blutige Recht-sprechung ernst nehmen? Dürfenwir aus lukrativen wirtschaft-lichen Gründen nicht fragen?

Drittens: Chaudhry bezeichnetden Kalifen des IslamischenStaats, Abu Bakr Al-Bagdadi, als„Terrorchef“. Er verschweigt, dassder Kalif nach ungebildeter Ju-gend ein Studium zum Magister(1999) absolvierte. Für seine spä-tere theologische Doktorarbeitund die anschließenden münd-lichen Prüfungen (Rigorosum) er-hielt er eine hohe Auszeichnung(2007). Seine Antrittsrede zurAusrufung des Kalifats im Jahr2014 ist aus islamtheologischerSicht von hoher Qualität. Mir ist klar, dass auch hochin-

telligente Menschen große Ver-brecher sein können. KZ-Ärzteseien als furchtbare Beispiele ge-nannt. Wenn allerdings das ent-scheidende Buch einer Religionsowie die Biografie ihres Stiftersfür die dunklen Seiten der eige-nen Seele gebraucht beziehungs-weise missbraucht werden kön-nen, dann seien Grundfragen andiese Religion selbst erlaubt.

Wilfried Puhl-Schmidt,Kehl

Zu: Phrasen statt Taten (Nr. 48)

Selbstverständlich soll in Notgeratenen Menschen geholfenwerden. Die proklamierte „Will-kommenskultur“ kann man je-doch nur als ein induziertes Irre-sein bezeichnen. Dabei vertrautman auf das Zauberwort „Integra-tion“, obwohl diese doch schonseit Langem gescheitert ist, wiedie Parallelgesellschaften in unse-ren Großstädten demonstrieren.Daher stellte schon 2002 der ausSyrien stammende Politikwissen-schaftler Bassam Tibi in seinemBuch „Islamische Zuwanderung“fest: „Integration ist in Deutsch-land eine Lebenslüge!“Was soll aber auch eine Integra-

tion, wenn kürzlich bei einer Um-frage unter 900 Syrern 92 Prozentangaben, dass sie nach einer Be-ruhigung der Lage wieder in ihreHeimat zurückkehren wollen.Dies entspricht unserem Asyl-recht, das nur so lange Aufenthaltgewährt, wie die Flucht auslösen-de Ursache besteht. Unsere poli-tisch-mediale Klasse schert sichjedoch ebenso wenig darum wieum das Dublin-III-Abkommen,das Grundgesetz (Art. 16a, Abs. 2„Drittstaatenregelung“) und dieForderung des Bundesverfas-sungsgerichtes von 1987, dass dieIdentität des deutschen Volkes ge-wahrt werden muss. Oberschleuserin Merkel sagt

vielmehr voraus, dass sich dasLand durch Zuwanderung verän-dern wird. Mit Schaudern beob-achten „unsere Freunde“, von de-nen wir umzingelt sind, den vonder „Schuldkultur“ in Gang ge-setzten Auflösungsprozess inDeutschland und lehnen eineQuotenregelung ab, mit der dieserauf ganz Europa ausgedehnt wür-de. Dr. Bonifaz Ullrich,

Blieskastel

Eine »Lebenslüge«

Ziemlich einseitig

Zu: Was uns jetzt noch helfenkann (Nr. 47)

Ja, was kann uns jetzt noch hel-fen? Gegen Sprengstoffgürtel undSelbstmordattentäter kann unsnicht viel helfen. Autorin EvaHerman ist auf der richtigen Spur.Sie schaut nach oben und kommtauf den Schöpfer zu sprechen. Deshalb sollte jeder in dieser

gefährlichen Weltlage klug seinund sich an seinem Vermächtnis,dem Neuen Testament orientie-ren. Hier werden zwei Wege auf-gezeigt, nämlich Rettung oderVerlorenheit. Und wenn jetzt dieÖffentlichkeit dazu aufruft, wirsollten ein Zeichen gegen denTerror setzen, so sollte das doch

ein Zeichen zur Umkehr und einVertrauen zu dem lebendigendreieinigen Gott sein. EigeneMacht-Demonstrationen auf derStraße oder in großen Stadiensind gefährlich und nur ein Trop-fen auf einem heißen Stein.Es ist hoch-naiv, wenn die

Mehrheit der Politiker und derKirchenführer sich falsche Göttereinladen – wie zum Beispiel mitdem Spruch, der Islam gehöre zuDeutschland – und dann nichtmehr wissen, wo es langgeht. Sieverführen damit ein ganzes Volk.So müssen Pegida-Leute noch indie Bresche springen, um die Ver-irrung den Leuten bewusst zu ma-chen. Friedrich Rischmüller,

Aerzen

Forscher-Unsinn

Mit dem Koran kann alles Mögliche gerechtfertigt werden

Leserbriefe an: PAZ-Leserfo -rum, Buchtstraße 4, 22087Hamburg, Fax (040) 41400850oder per E-Mail an [email protected]

Zu: Waren’s die Nazis? (Nr. 47)

Wie immer ein sehr gut ge-schriebener Artikel, der den Le-ser zumindest zum Nachdenkenanregen sollte. Es fällt ja im heuti-gen Medienalltag oft schwer, beibestimmten Themen auch malquer zu denken und die Dingeeinfach mal von einer anderenSeite zu betrachten. Täglich ver-sucht man, unsere Gedanken ineine politisch gewollte Richtungzu lenken. Das Spiel der Politikund vieler Medien ist nicht neu.Jemand begeht eine Tat, sei es ausder linken Szene oder durch Asyl-bewerber selber, und schon stehtnach kurzer Zeit der erste Politi-ker vor der Kamera und fordert

einen stärkeren Kampf gegen al-les, was sich rechts vom linkenMainstream bewegt. Dabei wer-den bewusst AfD und Pegida mitder NPD in einen Topf geworfen. Politiker wie Stegner, Gabriel

und Fahimi sind dabei durch ihreHetze und verbalen Ergüsse allenKritikern gegenüber besondersaufgefallen. Meine Hoffnung ist,dass die Menschen anfangen, dieDinge zu hinterfragen und nichtalles ungefiltert glauben, was unsjeden Abend in den Nachrichten-sendungen eingetrichtert wird.Artikel wie der obige können

dazu beitragen, den Leser zu sen-sibilisieren und kritischer mit denMedien zu sein. Claus Reber,

Arnsberg

und 1989 sind in die deutsche Ge-schichte eingegangen. Stehen wirbald vor einer dritten sozialenUmwälzung, hin zu echter Demo-kratie, die vom Souverän undsonst niemandem bestimmt undgetragen wird? Dieter Bock,

Burgstall

Zu: Spiel mit dem Feuer (Nr. 47)

Jawohl, die Politik spielt mitdem Feuer! Die Polit-Prominenz –fest im Bunde mit Funk undMonopolpresse – hofft mit ihremuntauglichen politischen Pannen-werkzeug auf die Ruhigstellungder Bürger. Doch die Ruhe imLande ist trügerisch. Noch inter-essiert sich die Masse des Volkesnicht, wer wen im Vokabular mitNazi-Kot besudelt. Die das tun,können selbst nur aus der politi-schen Jauche kommen. Meine Ge-neration erinnert sich an die Wei-

marer Zeit, wo das Wort vomLumpenproletariat die Rundemachte. Man stürmte damalsschon die Parteilokale der Mittel-schicht wie heute die sogenannte„Antifa“. Damit erst erfuhr Hitlerdie Kraft zur Machtergreifung.Heute können Pegida und ähn-

lich orientierte Menschenaufläufefür den Staatsschutz nur nochwillkommen sein, weil die Wut-bürgerschaft damit Luft ablässt.Doch es braucht diese Versamm-lungen gar nicht, denn die Zeitrichtet die Dinge schon trefflichvon selbst. Das morsche EU-Ge-

bilde bröckelt zusehends von denRändern her.Adenauer und de Gaulle woll-

ten ein stabiles, geeintes Europader Vaterländer. Heute stellt sichdie EU als ein Monstrum natio-nalstaatlich entmachteter Länderdar – zu schwach und zu korrupt,um den politischen Forderungender Zeit mit einer Stimme zu ent-sprechen. Die Gesellschaftsphilo-sophie lehrt: Eine Ansammlungvon Quantitäten führt auf Dauerzu einer neuen, das System verän-dernden Qualität. „Das Volk stehtauf, der Sturm bricht los!“ 1813

Zu: PAZ Nr. 46

Seit Langem lese ich immerwieder in der PAZ Artikel überZuwanderer. Die Einseitigkeit undUndifferenziertheit dieser Artikelist erstens unpreußisch, stehtzweitens nicht im Einklang mitder Geschichte Preußens, dasauch durch Zuwanderer groß ge-worden ist, und unterschlägt drit-tens, dass aus Ostmitteleuropanicht nur tüchtige Deutsche, son-dern auch weniger tüchtige ver-trieben wurden und in West-deutschland das ErscheinungsbildVertriebener mitprägten. Oderglauben Sie, dass alle untüchtigenDeutschen bei der Vertreibung ih-re slawische Seele entdeckt habenund zu anderen Nationen konver-tiert sind? Friedrich Zempel,

Pesterwitz

Das morsche Gebäude bröckelt

Südamerikanische Verhältnisse Endlich wird mal hinterfragt

MELDUNGEN

7000 Ukrainer im Gebiet

Königsberg – Seit Jahresbeginnsind über 7000 Ukrainer ins Kö-nigsberger Gebiet übergesiedelt.Etwa die Hälfte von ihnen stammtaus den Kriegsgebieten der Ost-ukraine und wird im KönigsbergerGebiet formlos geduldet. Die übri-gen sind vor allem Gastarbeiteraus den mittleren und westlichenLandesteilen sowie Händler ausder Westukraine. Knapp 800 vonihnen nahmen bisher die russi-sche Staatsbürgerschaft an. T.W.W.

Jeweils zwei Wochen vor demersten Advent wird am Volks-trauertag den Toten der bei-den Weltkriege gedacht. So

auch in Allenstein. Dort hatte am15. November um 14 Uhr die Al-lensteiner Gesellschaft Deut-scher Minderheit (AGDM) zu ei-ner Gedenkfeier auf den Ehren-friedhof am Jakobsberg eingela-den. Alexander Bauknecht, der Vi-

zevorsitzende der AGDM, wies in

seiner Ansprache auf die zivilenOpfer der Kriege hin – wie auchauf jene der anderen Seite: „Wirgedenken der gegnerischen Sol-daten, die erbittert gegen die un-seren gekämpft haben. Im Todesind sie keine Feinde mehr.“ Der Schatten der Anschläge

von Paris war im geistlichen Wortvon Domherr Andre Schmeier zuspüren, der darin den Bogen vomLeiden der Menschen nach demKrieg zu heute schlug: „Wir stel-

len uns die Frage, welchen Sinnihr Tod hatte; für uns als Christenliegt die Hoffnung in Gott. Ausseiner Hand fällt niemand her-aus.“ Dann legten AlexanderBauknecht und Otto Tuschinskivom Vorstand der AGDM Blu-men am Fuße des großen Kreu-zes auf dem Ehrenfriedhof nie-der. Musikalisch umrahmt wurde

die kurze Feierstunde durch denChor „Vaterhaus“ der AGDM undden Trompeter Dariusz Gend-zierski, der wie in den Jahren zu-vor den Zapfenstreich blies sowiedas Lied „Ich hatt’� einen Kame-raden“ und zum Abschluss derVeranstaltung die ostpreußischeHymne „Land der dunklen Wäl-der“ begleitete. Uwe Hahnkamp

Die Kirche von Groß Rominten ge-nießt den Status eines Denkmalsder Geschichte und Kultur. DieserStatus allein ist noch keine Garan-tie für den Erhalt eines Gebäudes,doch im Falle der Rominter Kirchehat er sich als wirksam erwiesen.Das wiedererrichtete Gotteshausrundet das lebendige Dorfbild mitrenovierten Wohnhäusern, Dorflä-den, Kulturhaus und Museum ab.

Woher kommen diese Ruinen?Wer hat hier gelebt? Diese undähnliche Fragen von Kindern undErwachsenen hat eine Gruppe vonFreunden aus Groß Rominten[Krasnolesje] im Kreis Stallupönen2001 auf die Idee gebracht, einMuseum in ihrem Dorf einzurich-ten, das Antworten auf genau die-se Fragen gibt und darüber hinausdie Liebe zur Natur und Heimatfördern soll. Die Wystiter Höhen gaben dem

„Naturkundlich historischen Mu-seum Wystiter Höhe“ seinen Na-men. Alles begann mit Fotoausstel-lungen über die Wystiter Höheund die Rominter Heide sowie In-formationsveranstaltungen fürKinder und Erwachsene. Da dasMuseum zunächst über keine eige-nen Räume verfügte, wurden dieAusstellungen des jungen Mu-seums in anderen Museen des Ge-biets gezeigt. 2005 zog das Mu-seum in ein ehemaliges Schulge-bäude in Rominten ein. Von 2005bis 2010 gab es zwischen dem Mu-seum und der Agentur für Staats-eigentum im Königsberger Gebietauch einen Vertrag über die ko-stenlose und unbefristete Nutzungder Rominter Kirche. In dieser Zeit wurden erste Er-

haltungsmaßnahmen durchge-führt, der Innenraum der Ruinegesäubert, das Gestrüpp von Bäu-

men und Sträuchern entfernt so-wie der Ziegeldiebstahl verhin-dert. Viele Dorfbewohner undFreiwillige aus dem KönigsbergerGebiet, aber auch Helfer aus derBundesrepublik Deutschland undder Republik Polen wirkten tat-kräftig mit. 2010 hat das Museumerstmals eine Museumsnacht inder Kirchenruine durchgeführt mitdem Ziel, die Aufmerksamkeit der

Öffentlichkeit für dieses Architek-turdenkmal zu wecken. Im gleichen Jahr kündigte die

Agentur für Staatseigentum denVertrag mit dem Museum einseitigund übergab im Rahmen einer Ge-setzesänderung die Kirchenruineder Russisch-Orthodoxen Kirche(ROK) mit den gleichen Vertragsin-halten. Die Übertragung sämtlicherGotteshäuser an die ROK war im

Gebiet umstritten und führte invielen Fällen, unter anderem beider Kirche Arnau, dazu, dass be-gonnene Restaurierungsmaßnah-men teilweise behindert wurden. Die Kirche in Groß Rominten

hatte das Glück, als Denkmal „Kir-chenruine von 1873“ in das staatli-che Programm zur Wiederherstel-lung von Architekturdenkmälernaufgenommen zu werden.

Ab 2013 führten Mo-skauer Architekten Pla-nungsarbeiten durch,und im Herbst 2014 be-gann die Restaurierungdes Kirchengebäudes.Die Arbeiten gingenzügig voran, und nacheinem Jahr war die Kir-che praktisch wieder-errichtet. Der zerstörteAltarraum wurde wie-der aufgebaut, dasDach und der Turmwurden erneuert, Sa-nierungsarbeiten anden Wänden durchge-führt und Fenster ein-gesetzt. Die Kirche er-hielt ihre ursprüngli-che Gestalt von 1873bis 1880 nach Plänendes Pastors Huebnerzurück.Das Wystiter Mu-

seum hat seit 2002zahlreiche Exponategesammelt und dientauch als Informations-zentrum für Touristen.Es bietet Besuchernder Rominter Heideverschiedene Dienstean, wie Exkursionen indie Umgebung, Kursezu verschiedenen The-men, die sich der Na-tur, Geschichte und

Kultur eines besonders schönenLandstrichs Ostpreußens widmen.

Manuela Rosenthal-Kappi

Naturkundlich historisches Mu-seum Wystiter Höhe, Direktor Ale-xej Sokolow, Mobil 007 (906)2126823, Telefon 007 (40144)93340. E-Mail: [email protected],www.wyzstynez.ru. Öffnungszeitentäglich außer montags 10 bis 18 Uhr

Kirchenrettung aus Liebe zur Heimat Bürger gaben den Anstoß zum Erhalt der Kirche Groß Rominten – Staat unterstützt die Maßnahmen

Ansichten der Kirche Groß Rominten vor (u.l.) und nach (u.r.) der Wiedererrichtung: Nun schreiten die Arbeiten im Inneren voran (oben) Bilder: A. Sokolow

Deutsche Panzerüben in Arys

Arys – Auf dem Truppenübungs-platz in Arys üben seit Anfang Okt-ober 350 Panzer aus Polen undDeutschland. Die Übung soll dreiMonate dauern. An ihr nehmenPanzer-Kompanien der 21. Panzerbrigade aus Augustdorf(Westfalen) und der 15. Lötzenermechanisierten Brigade teil. OberstJan Rydz, der Führer der LötzenerEinheit, sagt, dass dies eine Mög-lichkeit zur Anknüpfung einer nä-heren Zusammenarbeit zwischenbefreundetem Nato-Militär sei.PAZ

Störungen desVerkehrs

Allenstein – Straße Nr. S7:Liebemühl [Miłomłyn], Baustelle.Straße Nr. 7: Liebemühl – Osterode[Ostróda], Baustelle; Zalusken[Załuski] – Napierken [Napierki],Baustelle. Straße Nr. 7j: Zalusken –Neidenburg [Nidzica], Baustelle.Straße Nr. 15: Balzen [Bałcyny], Bau-stelle. Straße Nr. 16: Osterode –Martenshöh [Marciniaki], Baustelle.Straße Nr. 22: Elbing [Elblag] –Fichthorst [Jegłownik], Baustelle.Straße Nr. 51: Markeim [Markajmy]– Heilsberg [Lidzbark Warminski],Baustelle; Allenstein – Pagelshof[Ameryka], Baustelle. Straße Nr. 54:Braunsberg [Braniewo] – Grunau[Gronowo], Baustelle. Straße Nr. 57:Dietrichswalde [Ciemna Wola] –Gallingen [Galiny], Randstreifenar-beiten. Straße Nr. 58: Alt Keykuth[Stare Kiejkuty], Baustelle; Nieder-see [Ruciane] – Johannisburg [Pisz]– Bialla [Biała Piska] – Woiwod-schaftsgrenze, Randstreifenarbeiten.Straße Nr. 59: Sensburg [Mragowo]– Wiersbau [Wierzbowo], Randstrei-fenarbeiten; Brödienem [Brejdyny]– Aweyden [Nawiady], Fällarbeiten.Straße Nr. 63: Biestern [Bystry] –Kampen [Kap], Baustelle. Straße Nr.65: Lyck – Herzogskirchen [Gaski],Baustelle; Stradaunen [Straduny],Erneuerung der Brücke. Straße Nr.65c: Umgehungsstraße von Treu-burg [Olecko], Baustelle. E.G.

Nr. 49 – 4. Dezember 2015

Ein neues Jahr der Kulturwurde kürzlich offiziell

eingeläutet. In der Burg inOsterode fand die offizielle Ga-la für das Kulturjahr 2015/16statt, die den Beginn einer wei-teren künstlerischen Saison imsüdlichen Ostpreußen eröffne-te.Während der Gala wurden

die Ehrenzei-chen für denkulturellen Bei-trag zur Wo-iwodschaft Erm-land-Masuren-zur polnischenKultur, der Pfle-ge von Denkmälern und auchdie humanistische Auszeich-nung der Woiwodschaft Erm-land-Masuren namens „Woj-ciech Ketrzynski“ verliehen. Bischof Julian Wojtkowski er-

hielt den humanistischen Preis.Er wurde unter anderem fürdie Untersuchung der Marien-dogmengeschichte im mittelal-terlichen Polen, die Geschichtedes Ermlands und die Überset-zung von Inkunabeln (Wiegen-drucke) gewürdigt.

Edmund Kajetanek, Bildhauerund Mitbegründer des Verban-des „Plastiker – Amateur“ inOsterode, erhielt das Haupteh-renabzeichen für die Verdiensteum die Region.Pfarrer Roman Chodzik, Do-

bromira und Zygmunt Czarnec-cy sowie Pfarrer Jan Sztygiel er-hielten das goldene Abzeichen

für die Denk-malpflege. Chodzik trug

unter anderemzur Renovierungdes Inneren derKirche in Klau-kendorf [Klew-

kach] bei. Dobromira und Zyg-munt Czarneccy sind die Besit-zer des Wasserturms aus dem 15. Jahrhundert in Frauenburg[Frombork]. Sztygiel beaufsich-tigte die Renovierungsarbeitenam kathedralen Hügel in Frau-enburg. Während der Gala in Ostero-

de wurden auch zehn Silberne-Abzeichen in dieser Kategorieund neun für verdiente Perso-nen um die polnische Kulturüberreicht. Leszek Chaburski

»Im Tode keine Feinde mehr«AGDM gedachte am Volkstrauertag der Opfer beider Weltkriege

Kulturjahr 2015/16Hohe Auszeichnungen bei Gala in Osterode

Gold- und Silber-Abzeichen für Kunst-und Denkmalpflege

Am Kreuz auf dem Ehrenfriedhof: Alexander Bauknecht und Otto Tuschinski vom Vorstand der AGDM legen Blumen nieder

Im Schatten der Anschläge von Paris

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Denkmal fürMickiewicz

Cranz – In Cranz wurde ein Ge-denkstein für den polnischen Na-tionalschriftsteller Adam Mickie-wicz aufgestellt. Mickiewicz hattesich hier 1824 auf einer Reise nachSt. Petersburg für einige Tage er-holt. T.W.W.

14 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

es weihnachtet, und ich brauchenicht den Adventskalender zu be-mühen, um mich darauf einzu-stimmen – das machen schon un-sere Leserinnen und Leser mit ih-ren Erinnerungen an die Weih -nachtsfeste ihrer Kindheit, die sienoch in der Heimat verlebten, unddie noch so ganz von dem Zaubereiner ostpreußischen Weihnachterfüllt waren, selbst als die großeFlucht schon ihre Vorboten schick-te. Über diese Feiern haben wir voreinem Jahr berichtet. Deshalb wol-len wir uns heute von einer Lese-rin auf das Fest einstimmen lassen,die als Kind eine ostpreußischeWeihnacht erst nach der Vertrei-bung erlebte, weil ihre Großmutterdie in ihrer Familie überliefertenBräuche bewahrt hatte und sie le-bendig hielt. So gehört für FrauAngelika Eybe aus Wuppertal seitihrer frühesten Kindheit eine Tä-tigkeit ihrer Großmutter untrenn-bar zu Weihnachten: die Herstel-lung von Königsberger Marzipan.Noch heute – und deshalb schriebsie nicht nur ihre Erinnerungen andiese nach strengen Regeln produ-zierte süße Köstlichkeit auf, son-dern stellte auch zugleich einenicht minder komplizierte Such-frage, von der sie meint, dass nurdie Ostpreußische Familie sie lö-sen könne. Denn sie möchte diesealte Marzipanherstellung soweiterführen, wie sie ihre Groß-mutter, die vor sechs Jahren im100. Lebensjahr verstarb, Zeit ih-res Lebens ausgeübt hatte. Vonklein auf durfte die Enkelin ihr da-bei helfen, und Angelika Eybe er-innert sich noch heute an alle Ein-zelheiten:„Anfangs durfte ich nur kindge-

rechte kleine Arbeiten verrichtenwie Mandelpuhlen oder die klei-nen Geleestückchen – rot, gelbund grün – in die noch feuchteFüllmasse drücken – und wehe, eslandeten zwei von der gleichenFarbe auf einer Füllung! Mit zu-nehmendem Alter, meinem unddem meiner Großmutter – durfteich mehr und mehr Aufgabenübernehmen und die ausgestanz-ten und gebrannten Kreis-Vier-ecks- und Herzformen füllen.Irgendwann durfte ich dann auchdas ausgerollte Marzipan stanzen,und ich merkte sehr schnell, welcheine anstrengende Arbeit das istund welche Mühe meine Groß-mutter die ganzen Jahre auf sichgenommen hat, um ihren Liebeneine Freude zu Weihnachten zu

machen. Die Stanzen liehen wiruns immer von Bekannten meinerGroßmutter aus dem „Ostpreußi-schen Kaffeekränzchen“, die sichzeitlebens einmal im Monat trafen.Sie waren aus Messing und sehrschwer und mit einer ausgeklügel-ten Stanzmechanik, die ich erstmit zunehmendem Alter verstand.Da die Stanzen nicht unsere eige-nen waren und man sie nach derMarzipanproduktion wieder zu-rückgeben musste, wurde mirauch bewusst, welche Verantwor-tung mir meine Großmutter über-trug, wenn sie mir das Stanzen

überließ. Aber sie kontrolliertedennoch die einzelnen Arbeitsab-läufe, und wenn der pitterigeSchnups in der Mitte der innerenStanze nicht richtig bemehlt warund beim Auslösen der Form kle-ben blieb, gab es schon einen lie-bevollen Rüffel. So produziertenwir im Laufe von zwei Wochenbergeweise Königsberger Marzi-pan, das dann in Dosen gut ver-packt an alle Haushalte der Fami-lie verteilt wurde.“Warum Frau Eybe diese Ge-

schichte überhaupt erzählt undwir sie so genau wiedergeben?Weil sie noch einmal Marzipan auf

diese Art herstellen möchte, abernirgends diesen seltsamen Gegen-stand auftreiben kann, den sie als„Stanze“ bezeichnet. Nun ist mirals alte Königsbergerin die Mar-zipanbäckerei von Kindheit anvertraut, auch in unserer Familiewurde für die ganze Sippe Marzi-pan fabriziert, aber das Ausste-chen der Monde, Halbmonde undHerzen erfolgte mit einfachenBlechformen. Auch in DoennigsKochbuch, nach dem in Ostpreu-ßen Generationen von Hausfrauenkochten, brieten und backten, fin-de ich nichts von einer Messing -

stanze, und selbst ein Pates-serie-Fachbuch aus dem 19.Jahrhundert empfiehlt fürdie Herstellung von echtemKönigsberger Marzipan nurAusstechformen. Nichts von„Stanzen“ also. Es könntesich um ein Spezialgerät ge-handelt haben, das für grö-ßere Produktionen bestimmtwar wie für Konditoreienund Marzipanbäckereien,aber vielleicht auch für gro-ße Haushalte. Ich glaubezwar nicht, dass wir in unse-rem Leserkreis fündig wer-den, aber lassen wir unsüberraschen. Als wir vor vie-len Jahren nach den typi-schen rundeckigen Aus-stechformen für Katharin-chen suchten, hatten wir jaErfolg gehabt, ebenso bei derSuche nach einem „Kneifer“,dieser gezackten Zange zumBemustern des Randmarzi-pans. Frau Eybe wird, selbstwenn sich keine „Stanze“findet, sicher Kontakt zu an-deren Marzipanbäckerinnenerhalten und kann dann mitihnen Erinnerungen austau-schen. (Angelika Eybe,Wupptertal, E-Mail: [email protected])Großmütter haben nun

einmal für viele ältere Menscheneinen hohen Erinnerungswert,selbst wenn sie selber längst Groß-eltern geworden sind. So auch beiHerrn Henning Raffel aus Lübeck,für den der Besuch bei seinerGroßmutter in Elbing unvergessenblieb. Der 1938 in Königsberg Ge-borene war sechs Jahre alt, als ermit seinem während der Kriegs-jahre nach Danzig verzogenen Va-ter dessen Mutter in Elbing be-suchte. Es war ein schönes, ge-pflegtes Haus, in dem Ida Raffelgeborene Kallien wohnte, auch derName der Straße, in der es lag, hat-te einen guten Klang: Herrenstraße

32. In seinen Memoiren schriebsein Vater über das Haus: „Es warein ruhiges, ja vornehmes Mehrfa-milienhaus. Wer die Hausnummervergessen hatte, schrieb einfach,Am Kastanienbaum‘, weil eine ho-he Rosskastanie vorne im Gartenstand, die mit ihren Ästen weitüber die Straße reichte.“ Auf ei-nem damals gemachten Foto, dasHerr Raffel jetzt entdeckte, ist dersechsjährige Henning mit seinerOma und einer Spielkameradin zusehen. Da es in dem großen Miets-haus sechs Familien gab, ist anzu-nehmen, dass auch das abgebilde-te Mädchen in dem Haus wohnte.„Vielleicht gibt es ja Nachgeboreneder damaligen Mieter, die bis zumZusammenbruch in Elbing bliebenund dort noch das Ende erlebt ha-ben und dies ihren Kindern undEnkeln mitteilten“, hofft Herr Raf-fel. Aber es könnte ja durchaussein, dass sich auch noch frühereBewohner melden, die damals –wie der sechsjährige Henning unddas Mädchen auf dem Foto – imKindesalter waren und sich nochan das Haus und seine Bewohnererinnern können. Einen Fixpunktfür die Erinnerungen könnte dergroße Kastanienbaum sein, dennwelches Kind hat nicht gerne Kas-tanien gesammelt? Herr Raffelwürde sich über jede Zuschriftfreuen, mit der er seine Erinnerun-gen an das Haus in Elbing, das aufihn großen Eindruck gemacht ha-ben muss, untermauern kann.(Henning Raffel, Moislinger Allee61g in 23558 Lübeck, Telefon0451/74115, E-Mail: [email protected])Das alte Gesangbuch aus Bud-

weitschen hat ja nun seinen end-gültigen Platz im Patenschaftsmu-seum Goldap in Stade gefunden,und da gehört es ja auch hin, aberwir haben ja noch ein weiteres Ge-sangbuch zu vergeben, für das sichbisher kein Interessent gefundenhat. Was erklärbar ist, denn es hatnichts mit Ostpreußen oder einemanderen Vertriebenengebiet zutun, sondern mit Amerika, denndort wurde es im Jahr 1931 vonder Evangelisch-LutherischenSynode von Wisconsin herausge-geben. Es war nicht nur für häusli-che und kirchliche Andachten be-stimmt, sondern sollte anschei-nend auch dem Religionsunter-richt in Gemeinden und kleinenSchulen dienen, denn es be-schränkt sich nicht nur auf dieTexte von fast 700 Liedern, son-dern erweist sich auch als Lehr-buch für evangelisch-lutherischeReligionsgeschichte. Der aus-schließlich in deutscher Sprachegehaltene Text zeugt von einer tie-fen Gläubigkeit der deutschen

Siedler, für die es bestimmt war.Dass keine Eintragungen über diefrüheren Besitzer in dem Buchenthalten sind – es gibt weder Na-mens- noch Ortsangaben, auchkeine Widmung –, erschwert dieSuche nach möglichen Interessen-ten. Wie und wann es in den Besitzder Ostpreußischen Familie kam,ist rätselhaft, es muss jedenfallsschon Jahrzehnte her sein. Es istnun wirklich an der Zeit, dassauch dieses sehr seltene Gesang-buch seinen endgültigen Platz fin-det, vielleicht in einer kirchlichenInstitution, es würde mich freuen.Auch bei dem nächsten Objekt

hoffen wir auf den zweiten „Auf-guss“, wobei es sich um ein ganzbesonderes Stück aus unserer „As-servatenkammer“ handelt, dasebenfalls bisher keinen adäquaten

Abnehmer gefunden hat. Was er-staunlich ist, denn ich hatte ge-hofft, als wir vor einigen Jahrennach interessierten Landsleutensuchten, dass sich sofort jemandmelden würde. Denn der ehemali-ge Besitzer blieb nicht anonym,sondern hat sich mit vollem Na-men und Wohnort buchstäblicheingeprägt – in ein Stück Metall,das wahrscheinlich einmal zu ei-nem landwirtschaftlichen Gerätgehörte, das im nördlichen Ost-preußen im Einsatz war. Es han-delt sich um eine Art Verschluss-kappe, deren Schwere verrät, dasses sich schon um eine größere Ma-schine gehandelt haben muss. Siewurde vor dem Ersten Weltkrieghergestellt, denn in der Mitte derOberseite des Deckels ist – nichtganz einwandfrei zu erkennen –ein Doppeladler mit Wappen ein-

geprägt. Klar lesbar aber der Namedes Herstellers oder Händlers:Carl Petschull, FriedrichsdorfOstpr. Dieser Gegenstand wurde uns

übersandt mit der Bitte, ihn denLeserinnen und Lesern vorzustel-len, unter dem sich vielleichtNachkommen der Familie Pet-schull befinden, die Interesse andiesem Relikt aus ihrer Familien-oder Firmengeschichte habenkönnten. Aber es gab leider keinEcho, so dass wir jetzt – angeregtdurch den Erfolg mit dem Gesang-buch – einen zweiten Versuchstarten. Aber da taucht die Frageauf: Um welches Friedrichsdorfhandelt es sich? Es gab mehrereOrtschaften dieses Namens in Ost-preußen. Da es aber ein Ort seinmuss, der bereits vor dem Ersten

Weltkrieg den Namen trug, müsstees das im Kreis Wehlau gelegeneFriedrichsdorf sein, eine südlichdes Pregels gelegene Ortschaft, dievor der sowjetischen Eroberungnur 350 Einwohner hatte undschon 1690 namentlich erwähntwurde. Vielleicht helfen diese An-gaben jetzt weiter. Falls sich wie-der niemand meldet, wollen wirdieses gut erhaltene Relikt einemMuseum oder einer Heimatstubeüberlassen. Jedes Ding sollte ebennicht nur seine Zeit, sondern auchseinen Platz haben.

Eure

Ruth Geede

OSTPREUSS ISCHE FAMIL IE

Alle in der »Ostpreußischen Familie« abgedruckten Namen und Daten werden auch ins

Internet gestellt. Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

Wer weiß etwas? Wer kennt die-sen lieben Menschen? Wer kannweiter helfen?Das schwere Schicksal der

Vertriebenen hat bei den Betrof-fenen und ihren Nachkommenunendlich viele Fragen aufge-worfen. Ruth Geede sucht in ih-rer Rubrik „Die ostpreußischeFamilie“ nach den Antworten.Die Schriftstellerin und Journali-stin wurde 1916 in Königsberggeboren. Seit 1979 ist sie die„Mutter“ der Ostpreußischen Fa-milie. Ihre Kenntnis und ihre Le-benserfahrung halfen bereitsvielen hundert Suchenden undWissbegierigen weiter. Es geht

um das Auffinden verschollenerFamilienmitglieder und Freunde,um Ahnenforschung oder wich-tige Fragen zur ostpreußischenHeimat.Anfragen an: Redaktion Preu-

ßische Allgemeine Zeitung,Buchtstraße 4, 22087 Hamburg,r e d a k t i o n@ p r e u s s i s c h e -allgemeine.de

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Der Oppelner Stadtpräsi-dent Arkadiusz Wisniews-ki hat dieser Tage ganz un-

verhohlen eine massive Einge-meindung zu Oppeln gefordert,womit der 37-Jährige besondersauf stark deutsch geprägte Dörferam Stadtrand zielt.Kaum liegt die Parlamentswahl

in Polen wenige Wochen zurück,sieht es bereits mit der Rücksichtauf die deutsche Volksgruppe imLande schlecht aus. Dabei kommtdie aktuelle Bedrohung gar nichtaus der siegreichen Partei Rechtund Gerechtigkeit (PiS). Wisnews-ki ist nämlich in der Bürgerplatt-form (PO) groß geworden, die jaeigentlich als westlich-liberal gilt.Doch ausgerechnet um Oppeln,wo die mit Abstand meisten Deut-schen in der Republik Polen le-ben, leistet sich die PO gerne anti-deutsche Attitüden. Dabei ist nachallgemeinen europäischen Stan-dards ein Angriff auf Verwaltungs-

strukturen, die Minderheitenschützen, besonders pikant.Wisniewskis begehrlicher Blick

richtet sich besonders auf dienördliche AnrainergemeindeGroß Döbern [Dobrzen Wielki], inder das Kraftwerk ein potenterSteuerzahler ist. So weit so gut.Doch von den 19 Dörfern oder Ge-meindeteilen, die Wisniewski zuOppeln eingemeinden möchte,gehören gleich 15 Dörfer zu Ge-meinden, in denen Deutsch offi-zielle Hilfssprache ist. So richtetsich Wisnewskis Blick auch aufwestlich der oberschlesischenHauptstadt gelegene Dörfer ausder Gemeinde Proskau sowie öst-lich von Oppeln gelegene Dörferder Gemeinde Chronstau. BeideGebietskörperschaften sind abso-lute Hochburgen der deutschenVolksgruppe. Aus Chronstaustammt der Vorsitzende des Be-zirksverbandes der DeutschenMinderheit, Rafal Bartek; aus Pro-

skau stammt sein Vor-gänger Norbert Rasch.Proskaus deutsche Bür-germeisterin Roza Ma-lik zeigte sich bereitsempört, dass anschei-nend prosperierendeDörfer an Oppeln ange-schlossen werden sol-len. Dabei hat die Woi -wodschaftshauptstadtin den letzten Jahrenzunehmend wirtschaft-lich den Anschluss ver-loren. Besonders Wis-niewskis Ziehvater Rys-zard Zembaczynski hat-te manchen deutschenInvestor vordergründighofiert, faktisch hinterden Kulissen aber vonOppeln ferngehalten.Westliche Investorender Oppelner Woiwod-schaft sind so mehrheit-lich zurückkehrende

deutsch-schlesische Mittelständ-ler geblieben.Mit der Gebietsreform von 1999

hatte Polen die 1975 aufgelöstenKreise neu gebildet, in Oberschle-sien oft in ähnlichem oder garidentischem Zuschnitt wie vor1945. Da in der BundesrepublikDeutschland zahlreiche Gebietsre-formen erfolgten, sind die KreisePolens häufig vom Einzugsbereichher gar nicht mehr mit Kreisen inder Bundesrepublik vergleichbar,sondern ähneln nach der Einwoh-nerzahl eher größeren kreisange-hörigen Gemeinden. Eine Staats-modernisierung wird in Polen inden nächsten Jahren vor Kommu-nalreformen gar nicht halt machenkönnen. Anders als in Bundesre-publik spielen Aspekte der Struk-turförderung in der entsprechen-den politischen Debatte kaum eineRolle. Im Grunde ist in jedem pol-nischen Kreis stets die einwohner-stärkste Gemeinde auch Kreissitz.

Polen könnte hier durchaus vonbundesdeutschen Erfahrungenzehren. Östlich von Oppeln gibt esmit den Kreisen Krappitz, GroßStrehlitz und Kandrzin-Coselgleich drei Kreise, in denen diedeutsche Volksgruppe seit 1999meist regierte oder mitregierte. EinZusammenschluss ohne ein echtesZentrum zu einem „Kreis Anna-berg“ etwa mit dezentralen Behör-den könnte der deutschen Volks-gruppe dauerhaft politischen Ein-fluss garantieren und in der Repu-blik Polen einen ganz neuen Wegweisen. Bislang ist aus der deut-schen Volksgruppe aber auch nurein Widerstand der Dorffürsten imKampf um eigene Ämter zu erken-nen. Eine großflächige Kommunal-strategie für die gesamte Regionhaben die Deutschen bislang nichterarbeitet. Vielleicht zwingt Wis-niewski die Deutschen nun zu ei-ner solchen Debatte.

Edmund Pander

ÖSTL ICH VON ODER UND NEISSE

Arkadiusz Wisniewski Bild: Pander

Angriff auf deutsche KommunenOppelns Stadtpräsident Arkadiusz Wisnewski von der Bürgerplattform will Stadtrandgemeinden schlucken

Fehlte auf keinem Weihnachtsteller:Königsberger Marzipan

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GLÜCKWÜNSCHE Nr. 49 – 4. Dezember 2015 15

201611. bis 13. März: Arbeitstagung der Kreisvertreter in Helmstedt.9. bis 10. April: Arbeitstagung der Deutschen Vereine im ostpreußischen Sensburg.

18. Juni: Ostpreußisches Sommerfest in Allenstein.21. bis 23. Oktober: 8. Deutsch-Russisches Forum „Zukunft brauchtVergangenheit“ in Berlin (geschlossener Teilnehmerkreis).

Auskünfte erhalten Sie bei der Bundesgeschäftsstelle der Lands-mannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 41400826, E-Mail: [email protected], Internet: www.ostpreussen.de

TERMINE DER LO

Am Mittwoch, 16. Dezember,um 15 Uhr geht es im nord-

rhein-westfälischen Heinsbergum ein Gemälde, das sicherlichbesonders viele Menschen mitostpreußischem Hintergrund an-spricht. Im Begas-Haus, Hochstra-ße 21, bietet der Referent Heiner J.Coenen eine spezielle Themen-führung an. „Der Empfang derSalzburger Protestanten durchKönig Friedrich Wilhelm I. undden Kronprinzen Friedrich zuPotsdam im Jahre 1732“ heißt dasberühmte Gemälde von Oscar Be-gas, dass Coenen vorstellen wird. Das Sujet dürfte vielen bekannt

sein: Friedrich Wilhelm I., der Sol-datenkönig, begrüßt in Potsdamvor dem Schloss am 29. April1732 die der Salzburger Landeverwiesenen Protestanten mitdem berühmten Satz: „Ihr sollt esgut haben, Kinder, ihr sollt es gut

bei mir haben.“ Diese Äußerungwird auch von Theodor Fontanezitiert, dessen Rezension des Ge-mäldes aus dem Jahre 1862 in dieThemenführung einfließen soll.Der Referent Heiner J. Coenen,

ist Schriftleiter von „Land an derMemel – Tilsiter Rundbrief“. DerÖkonom befasst sich seit Jahr-zehnten mit der Geschichte Ost-preußens und hat das Gebiet seit2009 sechsmal bereist. Er analy-siert das hochwertige Gemäldeformal und inhaltlich, indem erdrei weitere Realisierungen desSujets multimedial einbindet. An-meldungen sind erforderlich. Bit-te per E-Mail unter [email protected] [email protected] oder [email protected]. Telefonisch unter (02452)9776912. Eine weitere Führung istfür den 4. Juni 2016 geplant.

So sah Begas 1862 die Ankunft der Salzburger Bild: Archiv

Berühmtes GemäldeOscar Begas und die Salzburger – ein Vortrag

ZUM 102. GEBURTSTAG

Sagon, Liesbeth, geb. Rebinski,aus Ittau, Kreis Neidenburg,am 6. Dezember

ZUM 101. GEBURTSTAG

Rieck, Hildegard, aus Fischhau-sen, Kreis Samland, am 8. De-zember

ZUM 100. GEBURTSTAG

Welz, Elise, aus Pillau, KreisSamland, am 11. Dezember

ZUM 97. GEBURTSTAG

Krefting, Maria, geb. Hoffmann,aus Bärwalde, Kreis Samland,am 6. Dezember

ZUM 96. GEBURTSTAG

Brozio, Gertrud, aus Wittingen,Kreis Lyck, am 7. Dezember

Fritz, Marta, geb. Klimmek, ausHerzogsmühle, Kreis Treu-burg, am 10. Dezember

Kaukel, Frieda, geb. Kullik, ausSchönhorst, Kreis Lyck, am 6. Dezember

Kosubek, Ruth, geb. Reimann,aus Palmnicken, Kreis Sam-land, am 7. Dezember

Radke, Ilse, geb. Knischewski,aus Rhein, Kreis Lötzen, am 7. Dezember

ZUM 95. GEBURTSTAG

Brozio, Ilse, geb. Kottowski, ausKeipern, Kreis Lyck, am 5. De-zember

Gruhn, Gerda, geb. Keiluweit,aus Kuckerneese, Kreis Elch-niederung, am 7. Dezember

Meinhold, Hildegard, geb.Schröder, aus Treuburg, am11. Dezember

Palluch, Helmut, aus Barten-dorf, Kreis Lyck, am 6. Dezem-ber

Renicke, Frieda, geb. Bogdahn,aus Groß Degesen, KreisEbenrode, am 8. Dezember

Wilhelm, Liesbeth, geb. Schel-long, aus Kobulten, Kreis Or-telsburg, am 9. Dezember

Zech, Betty, geb. Worat, ausSchwentainen, Kreis Treu-burg, am 9. Dezember

ZUM 94. GEBURTSTAG

Breuer, Emma, geb. Usko, ausLindenfließ, Kreis Lyck, am 6.Dezember

Dlugokinski, Käthe, aus Schön-wiese, Kreis Neidenburg, am9. Dezember

Olschewski, Günter, aus Stein-kendorf, Kreis Lyck, am 8. De-zember

Suhr, Paul, aus Groß Kuhren,Kreis Samland, am 9. Dezem-ber

Walpuski, Heinrich, aus Roggen,Kreis Neidenburg, am 6. De-zember

ZUM 93. GEBURTSTAG

Böhm, Ilsegret, geb. Neumann,aus Insterburg und Lötzen, am7. Dezember

Olk, Edith, aus Klein Jerutten,Kreis Ortelsburg, am 5. De-zember

Pauleit, Erika, geb. Tomoschat,aus Schnecken, Kreis Elchnie-derung, am 11. Dezember

Podehl, Elisabeth, geb. Bandilla,aus Milussen, Kreis Lyck, am10. Dezember

Seifert, Elisabeth, geb. Birnba-cher, aus Bredauen, KreisEbenrode, am 10. Dezember

Stumpf, Charlotte, geb. Conrad,aus Mandtkeim, Kreis Sam-land, am 7. Dezember

Tennert, Herta, geb. Kullack,aus Mertenheim, Kreis Löt-zen, am 10. Dezember

Wolff-Olk, Christel, geb. Olk,aus Klein Jerutten, Kreis Or-telsburg, am 5. Dezember

Zarbock, Charlotte, geb. Wen-gel, aus Grunau Behlenhof,Kreis Heiligenbeil, am 9. De-zember

ZUM 92. GEBURTSTAG

Adomeit, Heinz, aus Schalteck,Kreis Elchniederung, am 5. Dezember

Blumenstein, Margarete, geb.Polixa, aus Roggenfelde, KreisTreuburg, am 6. Dezember

Borbe, Erna, geb. Neumann, ausTykrehnen, Kreis Samland, am10. Dezember

Ebert, Christel, geb. Koriat, ausWallendorf, Kreis Neidenburg,am 7. Dezember

Gollnow, Hedwig, geb. Stach,aus Ulleschen, Kreis Neiden-burg, am 11. Dezember

Gruber, Edeltraud, geb. Klipp,aus Bieberswalde, Kreis Weh-lau, am 7. Dezember

Kiesling, Erna, geb. Barkus, ausTawe, Kreis Elchniederung,am 6. Dezember

Lausat, Irmgard, geb. Rosenthal,aus Mühlen, Kreis Osterode,am 6. Dezember

Lipke, Willi, aus Rauschen,Kreis Samland, am 7. Dezem-ber

Maifeld, Else, geb. Malinowski,aus Nußdorf, Kreis Treuburg,am 11. Dezember

Nehmke, Erwin, aus Palmni-cken, Kreis Samland, am 6. Dezember

Nissen, Ingrid, geb. Liedtke, ausTawe, Kreis Elchniederung,am 10. Dezember

Petrick, Gertrud, geb. Witt, ausEbenfelde, Kreis Lyck, am 5. Dezember

Roeder, Helmuth, aus Neiden-burg, am 11. Dezember

Voigt, Helmut, aus Gilgetal,Kreis Elchniederung, am 8. Dezember

Wedewardt, Gertrud, geb. Neu-mann, aus Lyck, DanzigerStraße 15, am 5. Dezember

Werner, Erika, geb. Böhm, aus

Grünwalde und Jürkendorf,Kreis Heiligenbeil, am 11. De-zember

Westermann, Gertrud, geb. Wa-lendy, aus Nußdorf, KreisTreuburg, am 10. Dezember

ZUM 91. GEBURTSTAG

Bielak, Hildegard, geb. Frank,aus Schareiken, Kreis Treu-burg, am 8. Dezember

Kummetz, Rudolf, aus Kischen,Kreis Elchniederung, am 6. Dezember

Pabsch, Gertrud, geb. Rinka, ausFließdorf, Kreis Lyck, am 6. Dezember

Schäfer, Johanna, geb. Czernitz-ki, aus Prostken, Kreis Lyck,am 11. Dezember

Klein, Gertrud, geb. Winkler,aus Trenk, Kreis Samland, am5. Dezember

Schwill, Horst, aus Königsberg,am 6. Dezember

Spangehl, Erhardt, aus Herren-dorf, Kreis Elchniederung, am9. Dezember

Turtschin, Elsbeth, geb. Jero-min, aus Lyck, am 6. Dezem-ber

Wandrei, Else, aus Peyse, KreisSamland, am 5. Dezember

Weber, Erika, geb. Bondzio, ausHerzogskirchen, Kreis Treu-burg, am 8. Dezember

ZUM 90. GEBURTSTAG

Bardon, Marga, geb. Glitza, ausHeinrichsdorf, Kreis Neiden-burg, am 6. Dezember

Ebnöther, Rudolf, aus Bolzha-gen, Kreis Elchniederung, am6. Dezember

Felgendreher, Gerhard, ausEbenrode, am 6. Dezember

Fricke, Christel, aus Lyck, am10. Dezember

Geisselseder, Waltraud, geb.

Baumgardt, aus Pillau, KreisSamland, am 8. Dezember

Joseph, Eva, geb. Stein, aus Neu-felde, Kreis Elchniederung,am 7. Dezember

Kairies, Kurt, aus Eydtkau, KreisEbenrode, am 6. Dezember

Mildt, Ingeborg, geb. Stapel-feldt, aus Poppendorf, KreisWehlau, am 10. Dezember

Müller, Elfriede, geb. Manteuf-fel, aus Waiselhöhe, Kreis Nei-denburg, am 10. Dezember

Noack, Margarete, geb. Janows-ki, aus Arlen, Kreis Lötzen, am7. Dezember

Panneck, Willy, aus Goldenau,Kreis Lyck, am 7. Dezember

Skierlo, Christel, geb. Neumann,aus Gedwangen, Kreis Nei-denburg, am 10. Dezember

Umlauff, Ilse, aus Mulden, KreisLyck, am 7. Dezember

ZUM 85. GEBURTSTAG

Behrendt, Hildegard, geb.Stamm, aus Wappendorf,Kreis Ortelsburg, am 8. De-zember

Dietz, Helga, geb. Tolksdorf, ausRauterskirch, Kreis Elchniede-rung, am 10. Dezember

Girth, Helga geb. Purwien ausIbenhorst, Forst, Kreis Elch-niederung, am 7. Dezember

Gottowski, Horst, aus Eydtkau,Kreis Ebenrode, am 11. De-zember

Gubernatis, Marianne, geb. Ka-rau, aus Wilhelmsthal, KreisOrtelsburg, am 7. Dezember

Gutt, Erwin, aus Canditten,Kreis Preußisch Eylau, am 6. Dezember

Kerstan, Erna, aus Hellengrund,Kreis Ortelsburg, am 10. De-zember

Kruska, Horst, aus Gellen, KreisOrtelsburg, am 10. Dezember

Langhals, Christel, geb. Lork,

aus Passenheim, Kreis Ortels-burg, am 8. Dezember

Leng, Manfred, aus Warschkei-ten, Kreis Preußisch Eylau, am8. Dezember

Möhrstedt, Helene, geb. Biallas,aus Nußdorf, Kreis Treuburg,am 7. Dezember

Nötzel, Ruth, geb. Kerlies, ausHeinrichstal, Kreis Treuburg,am 7. Dezember

Oppermann, Edith, geb. Bahlo,aus Altkirchen, Kreis Ortels-burg, am 6. Dezember

Pollex, Jost, aus Oranienburg,am 10. Dezember

Prasse, Dieter, aus Schuchten,Kreis Treuburg, am 7. Dezem-ber

Reiß, Willi, aus Ebenrode, am10. Dezember

Rogowski, Anneliese, geb. Dölle,aus Lindenfließ, Kreis Lyck,am 5. Dezember

Salk, Eitel, aus Siemienau, KreisNeidenburg, am 5. Dezember

Schaack, Rudi, aus Rothenen,Kreis Samland, am 9. Dezem-ber

Schönherr, Hans-Georg, ausLötzen, am 8. Dezember

Weldt, Heinz, aus Groß Schie-manen, Kreis Ortelsburg, am 7. Dezember

Ziegner, Elfriede, geb. Dwoja-kowski, aus Deutscheck, KreisTreuburg, am 11. Dezember

ZUM 80. GEBURTSTAG

Bauer, Christel, geb. Skam-bracks, aus Doblienen, KreisElchniederung, am 10. De-zember

Baumgart, Christel, geb. Sche-min, aus Grabnick, Kreis Lyck,am 8. Dezember

Egebrecht, Christa, geb. Ka-minski, aus Stobingen, KreisWehlau, am 6. Dezember

Hildebrandt, Brigitte, geb. Tork-ler, aus Kobilinnen, KreisLyck, am 7. Dezember

Kadereit, Hans, aus Stobingen,Kreis Wehlau, am 10. Dezem-ber

Kassat, Erwin, aus Kuckerneese,Kreis Elchniederung, am 8. Dezember

Lütz, Lieselotte, geb. Fehlau, ausGroß Friedrichsdorf, KreisElchniederung, am 8. Dezem-ber

Mallwitz, Siegmar, aus Lindi-cken, Kreis Tilsit-Ragnit, am 8. Dezember

Molitor, Horst, aus Ulleschen,Kreis Neidenburg, am 10. De-zember

Reichelt, Manfred, aus Pregels-walde, Kreis Wehlau, am 8. Dezember

Rohde, Erika, geb. Schadwinkel,

aus Poppendorf, Kreis Weh-lau, am 9. Dezember

Schlüter, Luzie, geb. Schwarz,aus Groß Allendorf, KreisWehlau, am 10. Dezember

Spangenberg, Ruth, geb. Pilath,aus Ortelsburg, am 10. De-zember

Stappenbeck, Christa, geb. Neu-feld, aus Eydtkau, Kreis Eben-rode, am 10. Dezember

Steding, Ingrid, geb. Schem-mert, aus Paterswalde, KreisWehlau, am 11. Dezember

Suchalla, Ingeborg, geb. Grünke,aus Passenheim, Kreis Ortels-burg, und Ittau, Kreis Neiden-burg, am 8. Dezember

Theiling, Christa, geb. Moritz,aus Königsberg, am 5. Dezem-ber

Trzaska, Reinhard, aus Passen-heim, Kreis Ortelsburg, am 6. Dezember

Wehrheim, Christel, geb. Luft,aus Birkenmühle, Kreis Eben-rode, am 6. Dezember

Zacher, Aloysius, aus Lyck, am6. Dezember

ZUM 75. GEBURTSTAG

Bauer, Sigrid, geb. Kulessa, ausGroß Warnau, Kreis Lötzen,am 10. Dezember

Bogdal, Brigitte, geb. Skorloff,aus Erlenrode, Kreis Elchnie-derung, am 10. Dezember

Boos, Michael, aus Schirrau,Kreis Wehlau, am 9. Dezem-ber

Friedrich, Albrecht, aus Neusie-del, Kreis Tilsit-Ragnit, am 10. Dezember

Moritz, Manfred, aus Treuburg,am 8. Dezember

Müller, Dietrich, aus Soldau,Kreis Neidenburg, am 8. De-zember

Posdziech, Werner, aus Schüt-zendorf, Kreis Ortelsburg, am11. Dezember

Störp, Erika, geb. Alsdorf, ausBiothen, Kreis Wehlau, am 8. Dezember

Walka, Siegfried, aus Sköpen,Kreis Elchniederung, am 6. Dezember

Weischnur, Günter, aus Strowe,Kreis Preußisch-Eylau, am 9. Dezember

Rieck, Otto, aus Schloßberg,und Ehefrau Gerda, geb. Kurz-weg, am 3. Dezember

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

SONNABEND, 5. Dezember, 20.15Uhr, BR: Käthe Kruse. TV-Biografiedrama, D/A 2015.

SONNABEND, 5. Dezember, 21.45Uhr, ZDFinfo: Aufgedeckt:Mysterien der Geschichte(5): Das Bernsteinzimmer.Dokumentation, USA 2010.

SONNABEND, 5. Dezember, 22.05Uhr, BR: Eine Liebe für denFrieden – Bertha von Suttnerund Alfred Nobel. TV-Bio-grafiedrama, A 2014.

SONNABEND, 5. Dezember, 23.35Uhr, BR: Rosa Luxemburg.

Biografiedrama, D 1986.SONNTAG, 6. Dezember, 22.15Uhr, ARD-alpha: Adolph vonMenzel – Der unbestechli-che Blick.

MITTWOCH, 9. Dezember, 17.15Uhr, ZDFinfo: Kaiserkinder.Do ku men tation über Wil-helms II. Nachwuchs, D2015.

MITTWOCH, 9. Dezember, 20.15Uhr, NDR: Expedition insTierreich: Wildes Polen – Ta-tra, Ostsee und Masuren.Dokumentation, D 2015.

HÖRFUNK & FERNSEHEN

HEIMATARBE IT16 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

Mai 1945 in einemOrt bei Hamburg:Die 23-jährige Ge-trud Braumann, dievor einem halben

Jahr noch tief und fest in Ostpreu-ßen verwurzelt war, schreibt: „DieGedanken lassen sich nicht zwin-gen. Immer und immer wiederdenkt man an all das, was man indiesen letzten wenigen Monatenerlebt hat und daran, was uns ver-loren gegangen ist. Es verlangtmich das alles aufzuschreiben, sogut ich es kann und soweit ich esnoch in Erinnerung habe.“Gertrud Braumanns Erinnerun-

gen sind zu diesem Zeitpunkt kei-neswegs verblasst, sondern starkund detailreich. So entsteht einberührendes und beindruckendesDokument jener schrecklichenEreignisse, die nunmehr 70 Jahrezurückliegen. Zusammen mit ih-ren Eltern, Emma und Karl Da-drat, sowie dem 16-jährigen Bru-der Bruno, einem von insgesamtneun Geschwistern, flieht sie am19. Oktober 1944 vom heimi-schen Bauernhof in Thewelkeh-men bei Goldap vor der heran-brausenden Kriegsmaschinerieder Roten Armee. Getrud Braumann beschreibt

die gefahrvolle Flucht durch Ost-preußen inmitten Millionen ande-rer Verzweifelter. Es geht über dasEis des Frischens Haffs zur Neh-rung. Von dort weiter über dieOstsee nach Rügen bis zum Land-kreis Stade. Das Glück, der Zufallaber auch eigene Kraft und Stärkehelfen Familie Dadrat zu überle-

ben. Auch Gertruds Ehemann Er-win Braumann kann ihnen zeit-weise beistehen. Er ist Soldat undseine Kompanie nimmt ganz inder Nähe am Endkampf um Ost-preußen teil.

Die Aufzeichnungen enden umdie Pfingstzeit. Getrud Braumannfährt täglich zur Elbe, in der Hoff-nung unter den entlassenen Sol-daten, die dort übersetzen. ihrenEhemann und die Brüder zu fin-den. Ihr Vater kann unterdessennur mühsam davon abgebrachtwerden, zu Fuß in die ostpreußi-sche Heimat zurückzumarschie-ren. Das Heimweh ist zu groß. Der Leser ist froh, dass sich

noch ein Nachtrag anschließt.

Hier berichtet Getrud Braumann,die heute in einer Seniorenresi-denz in Stade lebt, wie es weiter-geht. Erstaunlicherweise findetdie Autorin auch so viele Jahrespäter noch genau den einfachen,klaren und kraftvollen Stil, derauch die vorangegangenen Seitenauszeichnet. Was das Büchlein zudem be-

sonders empfehlenswert macht,ist die sorgfältige Bearbeitung desTextes durch Beate-ChristineFiedler vom Staatsarchiv Stade.Ihre erklärenden Anmerkungenlassen kaum eine Frage unbeant-wortet. Fotos der Familien Dadratund Braumann, verschiedene hi-storische Dokumente, eine Kartedes Fluchtweges und eine Orts-skizze von Thewelkehmen run-den den Bericht ab. Im Jahr 2013erschien zudem bereits eine gut-gemachte DVD, in der GertrudBraumanns Fluchtbericht für denBildschirm aufbereitet wurde.

Frank Horns

Gertrud Braumann: „Flucht ausGoldap. Das Schicksal einer Ost-preußischen Familie“, Eigenverlagder Kreisgemeinschaft Goldap,Stade 2015, broschiert, 190 Seiten,11.90 Euro. Zusammen mit dergleichnamigen DVD (Einzelpreis20 Euro) liegt der Preis bei 27.50Euro. Zu bestellen sind Buch undDVD bei: PatenschaftsmuseumGoldap in Ostpreußen, Harsefel-der Straße 44a, 21680 Stade, E-Mail: [email protected], Tele-fon (04141) 7977537, mittwochsvon 13 bis 16.30 Uhr.

Klar, kraftvoll, bewegendGertrud Braumanns Bericht über ihre Flucht aus Goldap

»Es verlangt mich,alles aufzuschreiben«

AUS DEN HEIMATKREISENDie Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe,die wir hinterlassen, wenn wir ungefragt weggehenund Abschied nehmen müssen. (Albert Schweitzer)

Egon Wittke* 25. April 1937 in Zinten, Krs. Heiligenbeil

† 21. Oktober 2015 in Nordhorn

In Liebe und DankbarkeitRosemarie WittkeJürgen und MaritaAndreas

48529 Nordhorn, Virchowstraße 16

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Der letzte Groß SchwansfelderGraf hat uns am 18. November im92. Lebensjahr verlassen. Geboren am 24. Februar 1924 in

Sporwienen (Vorwerk von GroßSchwansfeld) hat er als Soldat denKrieg vor Leningrad, in der Ukrai-ne und um Königsberg überlebt,kam kurz vor Kriegsende als ver-wundeter Leutnant nach Däne-mark und übernahm später einenkleinen Bauernhof mit Tabakan-bau in Schleswig-Holstein. In derneu aufgestellten Bundeswehrwurde der Artillerist Hans v. d.Groeben in verschiedenen Trup-pen-Verwendungen 1980 aus demBND in den Ruhestand verab-schiedet.In schweren Zeiten unserer Hei-

matkreisgemeinschaft stand ervon 1992 bis 1998 als Stellvertre-ter dem Vorsitzenden ArnoldSchulz zur Seite. Immer wiederwar er gerngesehener Gast bei un-seren Heimattreffen und denDeutschlandtreffen der LO. Natür-lich nutzte er jede sich bietendeMöglichkeit, in die Heimat zu fah-ren und den Mitreisenden überseine Jugenderlebnisse vor Ort bis1945 zu berichten.Sein bescheidenes Auftreten im

Leben fand den Abschluss in derUrnenbestattung am 27. Nov. imengsten Familienkreis. Statt Blu-men und Kränzen erbat er Zuwen-dungen an das Spendenkonto von„Unser Bartenstein“, IBAN:DE78251900010176773900. Verw.-Zweck: H. v. d. Groeben.Eine ausführliche Würdigung

wird in der Osterausgabe von„UB“ erscheinen.

Mit Peter Westphal von derKreisgemeinschaft Elchniederunggeht es im Frühjahr wieder aufOstpreußentour. Eine neuntägigeBusreise führt vom 20. bis 28. Maiin die Elchniederung und nachMasuren. Zu den Reisezielen ge-hören unter anderem Danzig, Ni-

kolaiken und der Oberländer Ka-nal. Hier das Programm im Einzel-nen (Änderungen vorbehalten):

1. Tag: Fahrt ab Hannover mitZustiegsmöglichkeiten entlang derFahrtroute bis nach Polen,Zwischenübernachtung in Danzig.Da Ihr Hotel unmittelbar an derAltstadt liegt, bleibt am Abendnoch Gelegenheit, für einen erstenErkundungsspaziergang.

2. Tag: Nach dem Frühstückunternehmen Sie einen geführtenRundgang durch die sehr schönrestaurierte Danziger Altstadt.Beim Bummel über den langenMarkt sehen Sie den Artushof,den einstigen Treffpunkt der han-seatischen Kaufleute, und denNeptunbrunnen. Sie spazieren amUfer der Mottlau zum imposantenKrantor und erreichen die Ma-rienkirche, eine der größten Back-steinkirchen der Welt. Nach demgeführten Altstadtrundgang bleibtnoch etwas Zeit für eine indivi-duelle Mittagspause, bevor dieReise weiter zum polnisch-russi-schen Grenzübergang geht. Dorterwartet Sie Ihr russischer Reise-leiter, der Sie während Ihres ge-samten Aufenthaltes im nörd-lichen Ostpreußen begleiten wird.Anschließend Weiterreise bisnach Tilsit, wo Sie Ihre Zimmerim Hotel „Rossija“ beziehen.

3. Tag: Am Vormittag Möglich-keit zur Teilnahme am Gottes-dienst gemeinsam mit der evange-lischen Kirchengemeinde in Hein-richswalde. Anschließend Weiter-fahrt über Neukirch nach Rauters-kirch. Dort Empfang durch dieörtliche Bevölkerung und Besich-tigung der historischen Kirche. Inder auch mit deutschen Mittelnunterstützten Sanitätsstation istder Tisch zu einem kleinen Imbissgedeckt. Rückfahrt über Secken-burg, Groß Friedrichsdorf undKreuzingen nach Tilsit. Nach demAbendessen geführter Rundgangdurch Tilsit. Natürlich besteht andiesem Reisetag auch die Mög-lichkeit zu eigenen Unternehmun-gen. Unser bewährter Taxiservicesteht Ihnen dazu zur Verfügung.Übernachtung in Tilsit.

4. Tag: Nach dem FrühstückRundfahrt durch die Elchniede-rung, insbesondere in die Gebietenördlich der Gilge mit Besuch vonSköpen, Kuckerneese, Herdenau,Karkeln, Inse, zum JagdschlossPait, weiter über Milchhof, Alt-Dümpelkrug, Rautersdorf, Bretter-hof, Rautenburg und zurück nachTilsit. Auch an diesem Reisetagbesteht wieder die Möglichkeit zueigenen Unternehmungen.

5. Tag: Heute verlassen Sie Tilsitund erreichen im südlichen Ost-preußen das Land der großenSeen – Masuren. Bei einer Rund-fahrt erleben Sie von der Jägerhö-he bei Angerburg einen besondersschönen Ausblick über das Natur-paradies der Seenlandschaft. An-schließend erreichen Sie Rasten-burg und Lötzen, die „Sommer-

hauptstadt“ Masurens. In HeiligeLinde besuchen Sie die barockeKlosterkirche mit ihrer sehens-und hörenswerten Orgel. Abend-essen und Übernachtung in Niko-laiken.

6. Tag: Nach dem Frühstück be-ginnt Ihre heutige Masurenrund-fahrt mit einer Schiffsfahrt überdie Masurischen Seen von Niko-laiken nach Niedersee. Anschlie-ßend Weiterfahrt in Richtung Ek-kertsdorf mit Besuch des Phillipo-nenklosters. Danach erreichen Sieden wohl romantischsten FlussMasurens die Kruttinna. Bei einerStakenkahnfahrt genießen Sie Na-tur pur. Zum heutigen Abendes-sen erwartet Sie der Küchenchefzum rustikalen Grillabend amSeeufer. Übernachtung in Nikolai-ken.

7. Tag: Nach dem FrühstückWeiterreise nach Westen in dasErmland. Zunächst besuchen Siedie Hauptstadt Ermland-Masu-rens: Allenstein. Bei einer Füh-rung sehen Sie unter anderem dieBurg des ermländischen Domka-pitels. Hier residierte auch Niko-laus Kopernikus als Verwalter desKapitels. Am Nachmittag stehtsüdlich von Elbing ein besonderesErlebnis Ihrer Reise auf dem Pro-gramm: Eine Fahrt auf dem Ober-länder Kanal. Die einzigartigetechnische Anlage, bei der dieSchiffe den Höhenunterschied desGeländes durch das Aufschleppenüber die geneigten Ebenen über-winden, wurde in den vergange-nen Jahren aufwendig restauriertund kann nun nach langer Pausewieder befahren werden. Ihr heu-tiges Übernachtungshotel „An-ders“ liegt in Stare Jablonki beiOsterode malerisch hoch über ei-nem See.

8. Tag: Nach dem Frühstück fah-ren Sie zunächst nach Hohenstein.Hier erleben Sie in einem Frei-lichtmuseum ein traditionellesostpreußisches Dorf mit Gehöften,Windmühlen und Kirchen. AmNachmittag Weiterreise nachWesten vorbei an Deutsch Eylauund Graudenz bis nach Schneide-mühl zur letzten Zwischenüber-nachtung.

9. Tag: Rückreise nach Deutsch-land. Unterwegs Mittagspause aufeinem polnischen Markt an derGrenze.

Die Mindestteilnehmerzahl be-trägt 25 Personen. Gefahren wirdim modernen Fernreisebus mitKlimaanlage, WC, Kaffeekücheund Getränkeservice. Alle Steuernund Gebühren sind im Preis ent-halten, ebenso die Straßengebüh-ren in Polen Anmeldungen undweitere Informationen bei PeterWestphal, Obere Wiesenbergstra-ße 26, 38690 Goslar, Telefon undFax (05324) 798228.

Der Einladung zum mittlerweile46. Gesamtdeutschen Heimattref-fen des ehemaligen ostpreußischenRegierungsbezirks Gumbinnenfolgten 89 Landsleute – eine be-trächtliche Anzahl. Ihr hohes Alter– der älteste Teilnehmer wurde am

10. November 93 Jahre alt – hieltsie nicht davon ab, an diesem Tref-fen teilzunehmen. Danach gefragt,weshalb sie kamen, gaben sie zurAntwort, dass sie die Heimat nievergessen werden, mit ihr sich aufewig verbunden fühlen.Sie kamen nicht nur aus den

verschiedenen Kreisen des Gum-binner Regierungsbezirkes, son-dern darüber hinaus auch aus Ge-samtostpreußen, ja sogar ausWestpreußen, Pommern, Schle-sien und Danzig. Letztere warenin der Regel die begleitenden Ehe-leute der Gumbinner. Auch einigean Ostpreußen interessierte Mecklenburger waren erschienen.Die Veranstaltung stand aus ak-tuellem Anlass unter dem Motto„Flüchlingsschicksal damals 1945und heutzutage“.Das Ehepaar Mielenz der „Jagd-

hornbläsergruppe WeidmannsheilEldenburg/Lübz“ stimmte in An-betracht des bevorstehenden To-tensonntags mit dem Musikstück„Mitten wir im Leben sind mitdem Tod umfangen“ auf das nach-folgende Programm ein.Herr Hahn begrüßte die Angerei-

sten, unter ihnen als EhrengastHerr Spies aus Hagenow. Es wur-den Grüße Verhinderter über-mittelt und der im letzten Jahr Ver-storbenen mit einer Gedenkminutegedacht. Anschließend sangen dieAnwesenden stehend das Ostpreu-ßen- und Deutschlandlied. Das Blä-serehepaar begleitete hierbei musi-kalisch. Freundlicher Weise hieltder Propst Herr Labesius eine aufden Totensonntag ausgerichteteKurzandacht.Herr Hahn gab dann den Pro-

grammablauf bekannt. So wurdeunter anderem darauf aufmerk-sam gemacht, sich in die ausgeleg-ten Teilnehmerlisten einzutragen,um so im Sinne einer Suchfunk-tion zu fungieren. Er hielt dann ei-nen Rückblick auf die Ereignissedieses Jahr, aber auch auf das win-terliche Ostpreußen jener Zeit so-wie die zu Weihnachten 1944 umGumbinnen herum tobendeSchlacht, während der die Gegnerdennoch kurzfristig eine Ge-fechtspause einlegten, brennendeKerzen aufstellten und mit demgemeinsamen Singen von „Stille

Nacht, heilige Nacht“ Weihnach-ten begingen.Gerne nahmen die Anwesenden

von den ausgelegten Freiexempla-re der „Preußischen AllgemeinenZeitung“, aber auch einen Sonder-druck über die Flucht von 1945fand viel Zuspruch.Die kulturelle Gestaltung des

gegen 12 Uhr endenden Vormit-tagsprogramms lag, wie bisher, inden Händen der Teilnehmerselbst. Beiträge von H. Jonuscheit,N. Erbe, I. Grandt, S. Wicht, P.Wohlgemuth, H. Spies und E.Hahn unterschiedlicher Thematikerhielten großen Beifall. Ihnen allen lag auf ihre Art die

Erinnerung an die geliebte Hei-mat zu Grunde. Vom Bläserehe-paar zwischendurch gespielteHeimatlieder trugen dazu bei, dieErinnerung an die Heimat nochmehr zu vertiefen und zur Gegen-wart werden zu lassen. Mit demvon allen Anwesenden ange-stimmten Lied „Macht hoch dieTür, die Tor macht weit“ unter dermusikalischen Begleitung desBläserehepaars lief schließlichdas Programm aus. Es wurde Mit-tag gegessen. Gegen 13 Uhr wur-de der sehr interessante und wis-senswerte Film „Ostpreußenflie-ger“ gezeigt.Mit dem Wunsch für ein geseg-

nete Weihnacht 2015 sowie ein ge-sundes Neues Jahr 2016 verab-schiedete man sich. Für das Jahr2016 sind die nachfolgenden Ver-anstaltungen im gleichen Hotelam 12. März und am 12. Novem-ber vorgesehen. Friedel Hahn

Liebe Landsleute, das obenste-hende Foto ist das Dezemberblatt2016 unseres Ostpreußenkalen-ders. Es stellt die Bernsteinkrippedes erst kürzlich verstorbenenwohl letzten Bernsteinschleifersaus Königsberg dar. Da der Kalen-der großen Anklang fand, habenwir weitere Exemplare druckenlassen, sodass wieder Bestellun-gen aufgegeben werden können.Noch eine kleine Anmerkung:

Bald ist Weihnachten, und vieleOstpreußen und Freunde unsererHeimat würden sich sicher überden schönen Kalender freuen. DieBestellungen sind zu richten anGisela Broschei, Bleichgrabenstra-ße 91, 41063 Mönchengladbach,Telefon (02161) 895677.

Kreisvertreter: Christian v. derGroeben, Ringstraße 45, 97950Großrinderfeld, Telefon (09349)929252, Fax (09349) 929253, E-Mail: [email protected].

BARTENSTEIN

Hans Graf vonder Groeben †

Kreisvertreter: Manfred Romeike,Anselm-Feuerbach-Str. 6, 52146Würselen, Telefon/Fax (02405)73810. Geschäftsstelle: BarbaraDawideit, Telefon (034203) 33567,Am Ring 9, 04442 Zwenkau.

ELCH-NIEDERUNG

Neuntägige Busreise

Kreisvertreterin: Karin Banse,Wiesengrund 9, 29559 Wrestedt,OT Wieren, Telefon (05825) 642,E-Mail: [email protected],Internet: www.kreis-gumbin-nen.de.

GUMBINNEN

Die Heimatniemals vergessen

Bernsteinkrippe aus dem Ostpreußenkalender 2016 Bild: privat

Kreisvertreterin: Gisela Broschei,Bleichgrabenstraße 91, 41063Mönchengladbach, Telefon(02161) 895677, Fax (02161)87724. Geschäftsstelle: Im Preu-ßen-Museum, Simeonsplatz 12,32427 Minden, Telefon (0571)46297, Mi. Sa. u. So. 18-20 Uhr.

KÖNIGSBERGLAND

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 17

Ostpreußenkalender

HEIMATARBE IT Nr. 49 – 4. Dezember 2015 17

Duisburg – Um Bismarck undRussland sowie um den Refor-mator Herzog Albrecht wird esam Sonnabend, den 5. Dezem-ber, gehen. An diesem Tag lädtder Vorstand der „PRUSSIA-Ge-sellschaft für Geschichte undLandeskunde Ost- und West-preußens“ zu seiner letzten Vor-tragsveranstaltung im „MuseumStadt Königsberg“ ein. Das Mu-seum wird Ende des Jahres nachLüneburg zum OstpreußischenLandesmuseum umziehen.Ab 10 Uhr sowie in der Pause

besteht daher auch die Möglich-keit die Ausstellung des Mu-seums letztmalig zu besichtigen.Die eigentliche Veranstaltung be-ginnt um 11 Uhr mit einem Vor-trag von Dr. Walter T. Rix zumThema „Bismarck und Russland

– Möglichkeiten und Grenzen imeuropäischen Kräftespiel. Von 13bis 14 Uhr schließt sich ein ge-meinsamer Gedankenaustauschan. Dazu wird es einen kleinenImbiss geben.Um 14 Uhr setzt Lorenz Grimo-

ni, Direktor des Museums, dieVortragsveranstaltung fort. SeinThema „Der Reformator HerzogAlbrecht – Vom Hochmeister zumHerzog“. Grimoni wird auch aufdie Frage eingehen, ob die theolo-gische und politische Reform inPreußen Hand in Hand erfolgte.

Außerdem wird er einzigartigeExponate des Museums aus derReformationszeit in seinen Vor-trag mit einbeziehen. Im Anschluss besteht die

Möglichkeit zur Aussprache.Gegen 16 Uhr folgen Abschluss-diskussion, Schlussworte unddie Verabschiedung, auch voneinem nicht nur für die PRUS-SIA-Gesellschaft über Jahrzehn-te liebgewonnenen Stück Hei-mat in Duisburg, dem MuseumStadt Königsberg. Die Teilnahme ist kostenfrei,

Gäste sind willkommen. Das„Museum Stadt Königsberg“liegt am Johannes-Corputius-Platz 1, Eingang Karmelplatz 5,in 47051 Duisburg. Weitere Fra-gen: [email protected]

Abschiedsveranstaltung mit Bismarck

Wenige Tage nach seinem 85.Geburtstag, den er am 5. Novem-ber 2015 im Kreise seiner Familiebegangen hat, haben wir die trau-

rige Nachricht erhalten, dass un-ser Landsmann und langjährigesKreistags-Mitglied Martin Haeseam 16. November verstorben ist.Martin Haese hat sich um die

Kreisgemeinschaft verdient ge-macht. Er hielt ständige Kontaktezu unseren Landsleuten. Seit1998 war er Kreistags-Mitgliedund stellvertretender Kassenprü-fer. Martin Haese ist Autor desBuches „Tagebuch und Erinnerun-gen an 1945“. Mit gerade 15 Jah-ren hat er damals seine Flucht-Er-innerungen und die folgendeNachkriegszeit zusammen mitseinem Bruder Johannes Haese,festgehalten. Die Eindrücke, welche er da-

mals 1945 hatte, haben ihn so be-wegt, dass er das ganze Gesche-hen täglich notiert hat. Seine Ta-gebuch-Aufzeichnungen zeigen,dass er auch noch eine andereSeite hat; er geht den Dingen aufden Grund und denkt weiter. Hin-ter ihm liegen viele beschwerlicheZeiten – die Flucht und vielesmehr. Aber auch Zeiten der Freu-de – Kindheit, Eltern, Geschwisterund Familie. Wir alle schätztensehr seine humorvolle Art. Er

stand voll zum Kreis Mohrungenund zu Ostpreußen!Für seine ehrenamtlich gelei-

stete Arbeit sprechen wir ihm imNamen der KreisgemeinschaftMohrungen unseren Dank undAnerkennung aus. Wir werdenihm ein ehrendes Andenken be-wahren, wann immer wir uns tref-fen, wird er in Gedanken mittenunter uns sein. Ingrid Tkacz,

Kreisvertreterin

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 16

Kreisvertreterin: Ingrid Tkacz,Knicktwiete 2, 25436 Tornesch,Telefon/Fax (04122) 55079.Stellv. Kreisvertreterin; Luise-Marlene Wölk, Schwalbenweg 12,38820 Halberstadt, Telefon(03941) 623305. Stellv. Kreisver-treterin Monika Buddych, Op deDümmer 32, 45772 Marl/Westf.,Telefon (02365) 691690. Ge-schäftsstelle Horst Sommerfeld,Lübecker Straße 4, 50858 Köln,Telefon (02234) 498365.

MOHRUNGEN

Martin Haese verstorben

Zukunft braucht Vergan-genheit“– unter diesemMotto wird das 8.

Deutsch-Russische Forum derOstpreußischen Landsmann-schaft im Herbst 2016 in Berlinstattfinden. Monika Schulz-Fie-guth, Beisitzerin der LO Landes-gruppe Brandenburg, übergabdie Einladung jetzt an WladimirM. Grinin, den russischen Bot-schafter in Deutschland. Anlasswar ein Benefizkonzert in derRussischen Botschaft in Berlin:

Mit Musik von Glinka, Tschai-kowski und anderen russischenKomponisten gestalteten dieKammersänger Jochen Kowalski,das Vogler Quartett und der Pia-nist Uwe Hilprecht einen Abendfür rund 500 Unterstützer desWiederaufbaues der Garnison-kirche in Potsdam. Unter denGästen war unter anderem PrinzGeorg Friedrich von Preußen.Eingeladen hatten der russischeBotschafter Wladimir M. Grininund die Stiftung Garnisonkirche

zusammen mit den ehemaligenMinisterpräsidenten Branden-burgs, Manfred Stolpe und Ma-thias Platzek. Dieser Abend war zudem eine

gute Gelegenheit, dem Russi-schen Botschafter den von derPRUSSIA-Gesellschaft herausge-gebenen Bildband über die Kuri-sche Nehrung mit dem Titel„Melancholie einer Landschaft“von der Mitautorin MonikaSchulz-Fieguth zu übergeben(siehe PAZ Nr. 23, Seite 20).

Beim BenefizkonzertLandesgruppe Brandenburg übergibt Einladung an Botschafter

Monika Schulz-Figuth von der Landesgruppe Brandenburg übergab dem russischen BotschafterWladimir M. Grinin Einladung und Buchgeschenk. Links daneben: Brandenburgs ehemaliger Mi-nisterpräsident Manfred Stolpe Bild: privat

Landesgruppe – Sonnabend, 19.Dezember, 14.30 Uhr, GroßerSaal, Haus d. Heimat, Stuttgart:Gemeinsame Weihnachtsfeier derLM Ostpreußen und Westpreu-ßen. Wir wollen auf eine eigeneFeier in diesem Jahr verzichtenund bitten unsere Mitglieder andieser gemeinsamen Feier rechtzahlreich teilzunehmen! Gästesind herzlich eingeladen.Kitzingen – Sonnabend, 12. De-

zember, 15 Uhr, Hotel Würzbur-ger Hof: Vorweihnachtliche Feiermit Beiträgen von Mitgliedernund musikalischer Umrahmungdurch den Landsmann GünterSchmidt.Ludwigsburg – Donnerstag, 17.

Dezember, 15 Uhr, Krauthof, Bei-hinger Straße 27: Vorweihnachts-feier. Reutlingen – Sonnabend, 12.

Dezember, 14 Uhr, Treffpunkt fürÄltere, Gustav-Werner-Straße 6a:Weihnachtsfest mit Kaffee undKuchen. Es gibt Vorträge zumThema „Weihnacht zu Hause inder verlassenen Heimat“, außer-dem wird jedem Gast ein kleinesweihnachtliches Geschenk über-reicht. Mit dabei: der Posaunen-chor Wannweil unter Leitung vonHerrn Raiser. – Donnerstag, 16.Dezember, 14 Uhr, Gasthaus Edel-weiß, Sickenhäuserstraße: Treffen

der Frauengruppe. Zur gemüt-lichen Kaffeetafel stehen Weihn-achtslieder und Heimatarbeit aufdem Programm. Für den Grabbel-sack bitte Päckchen mitbringen.

– Bericht – „Verlassen, verloren, vertrieben.

Einfach so. Nur die Erinnerungensind geblieben. Aber die Liebe zurHeimat nie vergessen.“ – Dies sindnur ein paar wenige Worte aus ei-nem Gedicht von Waltraud Abra-ham, einer „Schicksalsgefährtin“,wie Ilse Hunger beim Festakt zum65-jährigen Bestehen der Kreis-gruppe Reutlingen betonte. „Wirhaben unsere Heimat auf so grau-same Weise verloren, und auchnach nun schon 70 Jahren darf un-ser Erbe Ost- und Westpreußennicht in Vergessenheit geraten“,beteuerte die Vorsitzende.Rund zwölf Millionen Men-

schen sind nach den Ausführun-gen von Uta Lüttich nach dem En-de des Zweiten Weltkriegs vor derRoten Armee in Richtung Westengeflohen. Über das ganze Bundes-gebiet verteilten sich die einstigenOst- und Westpreußen, unzähligebald darauf gegründete Ortsverei-ne zeugen noch heute davon, be-tonte die Landesvorsitzende derLandsmannschaft Ostpreußen inihrem Festvortrag.„Wer konnte damals verstehen,

wie es in uns Heimatvertriebenenaussah“, hatte Ilse Hunger in ihrerBegrüßung gefragt. Willkommenseien sie im Westen der neuen Re-publik nicht gewesen. „Es gab da-mals keine Willkommenskultur.Niemand wurde mit Kuscheltierenempfangen, geschweige denn mitwarmen Mahlzeiten versorgt. Nichteinmal Kartoffeln wurden angebo-ten, nur mit den Kartoffelschalenmusste man zufrieden sein. „DieFlüchtlinge von damals waren

Fremde im eigenen Land“, sagteAndreas Praß von der LOW Reut-lingen während der Totenehrung.Ein weiterer Unterschied zwi-

schen der damaligen Flüchtlings-bewegung und der heutigen: 1945waren es vor allem Frauen, Kin-der und Greise, heute zu zweiDrittel Männer, so Praß. Aber: „Sounverständlich es für einige klin-gen mag, die Flüchtlinge und To-ten von damals mahnen uns, dieFlüchtlinge von heute nicht gleichzu verurteilen. Man kann nicht soeinfach aufteilen zwischen echtenKriegsflüchtlingen oder „ich su-che doch nur ein besseres Le-ben“-Flüchtlingen“. Schließlichso Andreas Praß weiter, „istMenschlichkeit unteilbar“.Uta Lüttich erinnerte in ihrer

Festansprache an die 750-jährigedeutsche Geschichte Ostpreußens,das Wissen um die großen Männerund Frauen der Geisteswissen-schaften, Dichtern, Denkern undKünstlern Ost- und Westpreußensvon der Christianisierung desDeutschen Ordens bis heute. IhrFazit: „Ost- und Westpreußen ge-hören ebenso wie Schlesien zurdeutschen Identität.“Thomas Keck, Bezirksbürgermei-

ster von Betzingen und SPD-Stadt-rat, gratulierte in seinem Grußwortder LOW-Kreisgruppe zum 65-jäh-rigen Bestehen und lobte die Be-mühungen, das kulturelle Erbe die-ser Region zu bewahren. HelgaRuhnke sagte als Bezirksvorsitzen-de der Union der Vertriebenen undFlüchtlinge der CDU Nordwürt-temberg: „Unser Schicksal wiegtschwerer als das der Nicht-Vertrie-benen, denn wir haben die Heimatnicht verloren, sie wurde geopfert.“Ganz wichtig sei aber, dass aufdeutschem Boden seit 70 JahrenFrieden herrsche.

Ehrungen gab es am Sonnabendauch noch. Marianne Praß, Hele-ne Stoller und Waltraud Neu-dahm erhielten jeweils Urkunden,Blumenstrauß und das Dankab-

zeichen der Landesgruppe, in be-sonderer Würdigung der Arbeitund Verdienste für die Heimat. Ebenso bemerkenswert und

hervorzuheben waren die fleißi-gen Helfer rund um diesen Ehren-tag. So wurden, um nur ein Bei-spiel zu nennen, fast alle Kuchenfür die knapp 90 Anwesendenselbst gebacken.Dank gilt auch der Professoren-

Band der Hochschule Reutlingenunter der Leitung von Dieter Mayer.Ihre musikalische Begleitung sorgteunter anderem für die außerge-wöhnlich herzliche Atmosphärewährend des Festaktes. apoUlm/ Neu Ulm – Montag, 7. De-

zember, 14.30 Uhr, Auferste-hungskirche Böfingen: Heimat-gottesdienst. – Sonntag, 13. De-zember, 14 Uhr, Ulmer Stuben:Weih-nachtsfeier. Es werdenweihnachtliche Gedichte undTexte vorgetragen. Der BdV-Chortritt auf. Jeder Gast erhält eineweihnachtliche Leckerei. Wirfreuen uns über zahlreichen Be-such. – Donnerstag, 17. Dezember,

14 Uhr, Ulmer Stuben: Weihn-achtsfeier der Frauengruppe.Weinheim/Bergstraße – Mitt-

woch, 9. Dezember, 14.30 Uhr,Café Wolf: Treffen der Frauen-gruppe. „Nun kommt ins Land diestille Zeit“ – Unter diesem Mottowollen wir an diesem Nachmittageine besinnliche und festliche Ad-ventsfeier mit schönen Geschich-ten, Gedichten und Liedernfeiern. Besonders aber unserer ge-liebten Heimat mit ihren schönenGebräuchen gedenken.Wendlingen – Sonntag, 13. De-

zember, 14.30 Uhr, GasthausZum Lamm, Kirchheimerstraße26: Vorweihnachtliche Feier. Miteiner Kaffeetafel und heimatli-chem Gebäck wird begonnen.Worte, Singen und Musizierenumrahmen die Feier und weckenheimatliche Erinnerungen. Gästesind wie immer herzlich will-kommen.

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT

LANDESGRUPPEN

Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (0711) 854093, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Tel. und Fax (0711) 6336980.

BADEN-WÜRTTEMBERG

65-jähriges Bestehen der Kreisgruppe Reutlingen: Ein Festakt mit herzlicher Atmosphäre. Vier Teilnehmerinnen, die dazu beitru-gen, waren (v.l.) Uta Lüttich, Waltraud Neudahm, Marianne Praß, Helene Stoller und Ilse Hunger Bild: privat

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 18

nung in „Verein der heimattreuenOst- und Westpreußen“, 1948dann die Wiedergründung. Nachder Aufhebung des Versamm-lungsverbots durch die Alliiertengibt es die monatlichen Treffender Gruppe.

Der Zulauf durch Flüchtlingeund Vertriebene infolge des Zwei-ten Weltkriegs war groß, dannfolgte ein behördliches Zuzugs-verbot ins teilweise bis zu 95 Pro-zent zerstörten Wesermünde(1947 wurde es in „Bremerhaven“umbenannt). Trotzdem blieben 22Prozent der Wohnungen auch imdarauffolgenden Bauboom denOstdeutschen reserviert. Arbeitfanden die Flüchtlinge überwie-gend auf Schiffbaubetrieben (zumBeispiel bei der Schichau-Werft,die nach der Verlegung aus Elbingund Danzig 1944 nach Weser-münde hier wieder aufgebautwurde) sowie in der Fischindu-strie und in der Hochseefischerei.

Am 17. April 1950 erfolgte dieWeihung eines Holzkreuzes aufdem Geestemünder Friedhof (in-zwischen durch einen Granit-block aus Oberschlesien ersetzt).Am Totensonntag im Novembereines jeden Jahres treffen sich dieMitglieder aller vier ostdeutschenLandsmannschaften in Bremerha-ven dort auf dem Friedhof zumGedenken an die Toten in derHeimat und in hiesiger Erde so-wie an die zwei Millionen Opferder Trecks aus dem Osten nachdem Zweiten Weltkrieg.

Barbara Sandmann

Landesgruppe – Sonnabend, 5. Dezember, 14 Uhr, (Einlass ab13 Uhr), Traditionshaus Lacke-mann, Litzowstieg 8, 22041Hamburg-Wandsbek: Vorweih-nachtsfeier. Verse, Gedichte undkleine Vorträge in Bild und Tonsollen verzaubern und alle Teil-nehmer auf die schöne Advents-zeit einstimmen. Der Chor„Abendklang“ unter der Leitungvon Lilia Berschin lädt mitweihnachtlichen Liedern zumZuhören und Mitsingen ein.Durch die Veranstaltung führtSiegfried Grawitter vom Kultur-referat. Die Begrüßung wird der1. Vorsitzende der Landesgrup-pe, Hartmut Klingbeutel, über-nehmen.

Mit U1 und Bussen ist das Tra-ditionshaus Lackemann gut zuerreichen. Von U1 und Busbahn-hof Wandsbek-Markt sind es nurwenige Gehminuten. Wenn Sievon der Wandsbeker Marktstra-ße den Durchgang „HintermStern“ zwischen Quarree undHotel Tiefenthal durchgehen, se-hen Sie das Restaurant Lacke-mann. Parkmöglichkeit: Park-platz Quarree, Parkhaus P2. BeiRückfragen: Siegfried Grawitter,Evastraße 3b, 22089 Hamburg,Telefon (040) 205784.

HEIMATKREISE

Insterburg, Sens-burg – Die Heimat-kreisgruppe trifftsich jeden erstenMittwoch im Monat(außer im Januarund im Juli) zumSingen und zu ei-nem kulturellenProgramm um 12

Uhr im Hotel Zum Zeppelin,Frohmestraße 123–125, 22459Hamburg. Kontakt: Manfred Sa-mel, Friedrich-Ebert-Straße 69b,22459 Hamburg. Telefon und Fax(040) 587585, E-Mail: [email protected].

Salzburger – Sonn-abend, 5. Dezember,13 Uhr, Hotel „St.Raphael“, Adenauer-allee 41: Treffen der

Landesgruppe Hamburg /Schles-wig-Holstein/Nordniedersachsendes Salzburger Vereins (SV). Aufdem Programm steht die Lesungeines Sprechstückes von SiegfriedLenz. Außerdem wird es Texteund Lieder zur Weihnachtszeit imSalzburger Land und in Ostpreu-ßen geben. Mitglieder des SV undGäste sind herzlich willkommen.

Frauengruppe –Freitag, 11. Dezem-ber, 15 Uhr, Hausdes Begleiters, Har-ders Kamp 1:

„Wiehnachte is bald“ – Advents-und Weihnachtsgeschichten mitselbstgebackenem Kuchen.

Darmstadt/Dieburg – 6. De-zember, 15 Uhr, Luise-Büchner-Haus, Neu-Kranichstein: Froheund besinnliche Stunden bei ei-ner vorweihnachtlichen Feier mitdem Jahrgangschor von ChristianKeller aus Ober-Roden. Auch Ge-dichte und Geschichtchen kom-men zu Gehör. Ein besondererGruß gilt den Mitgliedern, die ausAlters- oder Gesundheitsgründennicht an der Veranstaltung teil-nehmen können.Wiesbaden – Sonnabend, 12.

Dezember, 15 Uhr, Großer Saal,Haus der Heimat, Friedrichstraße35: Vorweihnachtliche Feier mitKaffee und Kuchen, KönigsbergerMarzipan und Kerzenschein. Ge-schichten, Gedichten, Gesang undOboespiel sowie einer Ansprachevon Pfarrer Holger Saal gehörenzum besinnlichen Programm. ZurKostendeckung der Feier ist derKreisverband für Geldspendendankbar.

Hannover – Sonnabend, 5. De-zember, 12 Uhr, Bootshaus 84(ehemals Ihme-Blick), Roesebeck-straße 1: Adventsfeier mit ge-meinsamen Essen. Es gibt wahl-weise Ente mit Rotkohl und Klö-ßen oder Schnitzel oder Kartoffel-salat mit Würstchen. Weitere In-formationen: Kulikopski, Telefon(05101) 2530 oder Rueß, Telefon(0511) 332724.Helmstedt – Donnerstag, 10.

Dezember, 15 Uhr, Begegnungs-stätte Schützenwall 4: Advents-feier. Weitere Informationen: Hel-ga Anders, Telefon (05351) 9111.Osnabrück – Dienstag, 15. De-

zember, 16.30 Uhr, Hotel Ibis, Blu-

Euro (ermäßigter Preis für Mit-glieder: 22 Euro). Leistungen:Fahrt, Eintritt und Führung imMuseum, Mittagsbüfett. Anmel-dungen direkt bei JWD-Busreisen(Frau Venderbosch, Telefon0421/4854633).Bremen-Nord – Freitag, 11. De-

zember, 14.30 Uhr, Waldschmie-de, Beckedorf: Weihnachtsfeierder Landsmannschaft Ost- undWestpreußen. Es gibt Kaffee undKuchen. Ein Chor wird für Weih-nachtliche Stimmung sorgen.Auch die ostpreußische Mundartwird nicht zu kurz kommen. Gä-ste sind herzlich willkommen.Bremerhaven – Freitag, 18. De-

zember, 14.30 Uhr: Adventsfeierim Barlachhaus. – Freitag, 29. Ja-nuar, 12 Uhr: Wanderung mit an-schließendem Grünkohlessen.

– Kulturnachmittag –Der Kulturnachmittag im Bar-

lach-Haus der LandsmannschaftOst- und Westpreußen sowie desHeimatkreises Elbing am 20. No-vember stand unter dem Motto„Gedenken“. Zunächst an die am5. November Verstorbene StefanieFlotow geboren am 26. Dezember1940 in Königsberg. Sie war lang-jähriges Vorstandsmitglied derBremerhavener Gruppe. Die Vor-sitzende Marita Jachens-Paul wür-digte Ihr Wirken in einem kurzenLebenslauf. Ihr zu Ehren, aberauch für die verstorbenen Vorsit-zenden Heinrich Jachens und Hil-degard Jachens geborene Parake-nings aus dem Kreis Labiau, wur-de das Ostpreußenlied gesungen.

Im Laufe der Veranstaltungwurden abwechselnd Gedichteund Geschichten von verschiede-nen Ostpreußischen Autoren vor-getragen. Es wurde auf die ge-meinsame Gedenkfeier am Toten-sonntag von allen ostdeutschen

Gruppen aus Bremerhaven hinge-wiesen. Für unsere Adventfeieram 18. Dezember um 14.30 Uhrim Barlach-Haus wird um Anmel-dung bis zum 10. Dezember unterTelefon (0471) 86176 gebeten. DieKosten betragen für Mitgliedervier Euro und für Gäste fünf Euro.

Unser „Landesvater“ aus Bre-men Helmut Gutzeit und derHamburger Schauspieler und Re-zitator Herbert Tennigkeit habenIhr Kommen zugesagt. Für stim-mungsvolle musikalische Umrah-mung ist gesorgt.

– Heimatnachmittag – Die Vorsitzende Marita Jachens-

Paul begrüßte die Versammeltenzum 89. Stiftungsfest der Lands-mannschaft Ost- /Westpreußenund des Heimatkreises Elbing imBarlachhaus am Holzhafen. 32Teilnehmer waren gekommen dar-unter eine Dame, die durch einenHinweis im „Sonntags-Journal“ aufdiese Ostpreußen-Veranstaltungaufmerksam geworden ist. Es hatihr gut bei uns gefallen, bekanntesie im Nachhinein. Diese kostenlo-se Werbung im „Sonntagsjournal“soll beibehalten werden.

Den Helfern bei der herbst-lichen Ausschmückung der Ti-sche sei gedankt. Horst Till ge-bührt besonderer Dank für die je-des Jahr zu ändernde Jahreszahlauf dem großen Wandplakat beiGründungsfesten. Nach dem obli-gatorischen Kaffeetrinken mit ge-decktem Apfelkuchen hielt dieVorsitzende einen Vortrag überdie Geschichte der Landsmann-schaft in den Unterweserorten.Gegründet wurde sie am 13. Ok-tober von 13 Männern aus Ortenöstlich des 1919 geschaffenen pol-nischen Korridors als „Verein hei-mattreuer Ostpreußen“. Nach ei-nigen Jahren folgte die Umbenen-

HE IMATARBE IT18 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

Bärenfang und schlesisches Brot: Der 49. Christkindelmarkt Am 14. November veranstaltete der Landesverband der Vertriebe-nen Deutschen in Hamburg (LvD) den 49. Christkindelmarkt imHamburger Haus der Heimat. Für Willibald J.C. Piesch vom LvDAnlass, auch einmal zurückzuschauen.

Als mit viel Mühe und Durchsetzungsvermögen die Schlesierzum „Ersten Schlesischen“ Christkindelmarkt, noch im alten „Hausder Heimat“, Vor dem Holstentor 2, einluden, kamen auch unteranderem sehr viele West- und Ostpreußen, Pommern, Oberschle-sier, später auch Donauschwaben, Sudetendeutsche und Hambur-ger ins Haus der Heimat.

Neben den Vorführungen der Trachtler Rübezahl, den vorweih-nachtlich geschmückten Zimmern der Landsmannschaften und desFestsaales gab es unter anderem Selbstgebasteltes, schmackhaftesGebäck, Kaffee, Stonsdorfer, Bärenfang, Danziger Goldwasser undkulturelle Besonderheiten aus der Heimat. Jahrzehntelang als bun-te Bereicherung der Novembertage gedacht, füllten Landsleute undGäste das Haus, und die Medien berichteten im Vorfeld.

Als dann der Landesverband als Träger des Hauses bat, verant-wortlich alle mit aktiv einzubinden, kamen die Jahre als „Ostdeut-scher Weihnachtsmarkt“ ebenfalls sehr gut an. Neben den Weih-nachtsmärkten in der Hansestadt, blieb das Haus der Heimat einbeliebtes jährliches Ziel für unsere Landsleute; konnte man sichdoch mit anderen treffen, schöne Weihnachtsgeschenke einkaufenund bei Kuchen und Kaffee diskutieren und plaudern. Dann kamman doch wieder auf den historischen Begriff „Christkindelmarkt“zurück und blieb auch nach drei Umzügen dabei.

Inzwischen gibt es weder unser altes Haus der Heimat noch denhistorischen „Schlesischen Christkindmarkt, da politische Umstän-de es erzwangen. Aber, geduldig, ausdauernd und fleißig, wie nuneinmal Deutsche sind, gelang es, auch heuer, am 14. November, er-neut viele Landsleute, Besucher aus Niedersachsen, Bremen undHamburg zu gewinnen. So konnte wieder ein gutbesuchter „Christ-kindelmarkt“ durchgeführt werden. Heimatliche Weihnachtslitera-tur, handgemachter Adventsschmuck, diverse Stricksachen, haus-gebackene Schlesische Brotlaibe und vieles mehr kamen gut an. Miteinem traditionellen Schlusswort des Landesverbandsvorsitzendenund Dank an die Besucher, aber besonders an die tüchtigen Aus-steller, klang der Christkindelmarkt 2015 erfolgreich aus.

Der Oberschlesische Stand Bild: privat

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Altmühlfranken – Sonntag, 13.Dezember, 15.30 Uhr, GasthofKrone, Gunzenhausen: Weih-nachtsnachmittag mit Kaffee undKuchen, Gedichten und Ge-schichten aus dem historischenNordosten Deutschlands.Ansbach – Sonnabend, 19. De-

zember, 15 Uhr, Orangerie: Schö-ne und heimatliche Weihnachts-feier. Auf dem Gabentisch findensich heimatliche Bücher, Kalen-der, Marzipan und Getränke.Bamberg – Mittwoch, 16. De-

zember, 15 Uhr, Hotel Wilde Rose,Keßlerstraße: Weihnachtsfeier.Kitzingen – Sonnabend, 12. De-

zember, 15 Uhr, Hotel „Würzbur-ger Hof“: Vorweihnachtliche Feiermit Beiträgen von Mitgliedernund musikalischer Umrahmungdurch Landsmann GünterSchmidt. Landshut – Dienstag, 15. De-

zember, Gasthaus Zur Insel:Weihnachtsfeier.

Bartenstein – Sonn-abend, 5. Dezember,14 Uhr, Zimmer 21,Rathaus Zehlendorf,Kirchstraße 1–3,

14163 Berlin: Gemeinsames Tref-fen. Anfragen: Elfriede Fortange,Telefon (030) 4944404.

Tilsit-Ragnit, Tilsit-Stadt – Sonnabend,5. Dezember, 15Uhr, RatskellerCharlottenburg, Ot-to-Suhr-Allee 102,10585 Berlin: Ge-meinsames Treffen.Anfragen: HermannTrilus, Telefon

(03303) 403881.

Frauengruppe –Mittwoch, 9. Dezem-ber, 13.30 Uhr, Pfle-gestützpunkt, Wil-helmstraße 116–117,

10963 Berlin: Weihnachtsfeier.Anfragen: Marianne Becker, Tele-fon (030) 7712354.

Rastenburg – Sonn-tag, 13. Dezember,15 Uhr, RestaurantStammhaus, Rohr-damm 24 B, 13629

Berlin: Weihnachtsfeier. Anfragen:Martina Sontag, Telefon (033232)188826.

Gumbin-nen, Jo-hannis -b u r g ,Lö t z en ,

Sensburg – Diens-tag, 15. Dezember,13 Uhr, RestaurantMuna, Albrechtstra-ße 52, 12167 Berlin:Gemeinsames Tref-fen. Anfragen: Gum-binnen Joseph Lir-che, Telefon (030)4032681, Johannis-

burg und Sensburg: Andreas Ma-ziul, Telefon (030) 5429917, Löt-zen: Gabriele Reiß, Telefon (030)75635633.

Königsberg – 18. De-zember, 14 Uhr, Jo-hann–Georg–Stu-ben, Johann-Georg-Straße 10, 10709

Berlin-Hallensee: Weihnachts-feier. Anfragen: Elfi Fortange, Te-lefon 4944404.

Bremen – Am Mittwoch, 9. De-zember 2015, findet unsere Tages-fahrt zum neu eröffneten West-preußischen Landesmuseum inWarendorf statt. Hier das Pro-gramm: Abfahrt in Bremen – ZOB(vor dem Cinemaxx) um 8 Uhr,Ankunft in Warendorf 10.45 Uhr.Von 11 Uhr bis 12.30 Uhr Füh-rung durch das WestpreußischeLandesmuseum. Um 12.30 UhrSpaziergang zum Mittagessen(zirka 500 Meter), kein Bustrans-fer möglich. Von 13 bis 14.30 UhrMittagessen (Büfett). Danach bis16 Uhr: Zeit zur freien Verfügungim Warendorfer Weihnachtswäld-chen. Um 16 Uhr Rückfahrt nachBremen. Ankunft gegen 19 Uhr.Der Preis pro Person beträgt 42

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 17

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 19

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

BAYERN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch,Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon(030) 2547345, E-Mail:[email protected], Internet:www.ostpreussen-berlin.de. Ge-schäftszeit: Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalb derGeschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

BERLIN

Alle Seiten »Heimatarbeit«

auch im Internet

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Te-lefon (0421) 25 09 29, Fax (0421)25 01 88, Hodenberger Straße 39 b, 28355 Bremen. Stellvertren-de Vorsitzende: Marita Jachens-Paul, Ratiborer Straße 48, 27578Bremerhaven, Telefon (0471)86176. Landesgeschäftsführer:Jörg Schulz, Am Anjes Moor 4,27628 Uthlede, Telefon (04296)74 77 01.

BREMENErster Vorsitzender: HartmutKlingbeutel, Haus der Heimat,Teilfeld 8, 20459 Hamburg, Tel.:(040) 444993, Mobiltelefon(0170) 3102815. 2. Vorsitzender:Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69 b, 22459 Hamburg, Te-lefon/Fax (040) 587585, E-Mail:[email protected].

HAMBURG

Vorsitzender: Eberhard Traum,Wächtersbacherstraße 33,63636 Brachtal, Telefon (06053)708612. StellvertretenderVorsitzender Ulrich Bonk, Volta-straße 41, 60486 Frankfurt/M.,Telefon (069) 77039652, E-Mail:[email protected]

HESSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Gerhard Schulz, Bahnhofstraße30b, 31275 Lehrte, Telefon(05132) 4920. Bezirksgruppe Lü-neburg: Manfred Kirrinnis, Wit-tinger Straße 122, 29223 Celle,Telefon (05141) 931770. Bezirks-gruppe Braunschweig: Fritz Fol-ger, Sommerlust 26, 38118 Braun-schweig, Telefon (0531) 2 509377.Bezirksgruppe Weser-Ems: Ottov. Below, Neuen Kamp 22, 49584Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

HEIMATARBE IT Nr. 49 – 4. Dezember 2015 19

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JazzstilKombina-tion ausPulloveru. Jacke

Wall-fahrts-ort desIslam

Palmen-frucht

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Haut-salbe

obersterTeil desGetreide-halms

gesundmachen

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harz-reichesKiefern-holz

Schau-spiel-,Ballett-schüler

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Pfl anzen-fresser,Säuger

KantonderSchweiz

Neu-ordnung,Umge-staltung

elegant;gewitzt(engl.)

bibli-scherStamm-vater

landwirt-schaft-lichesGerät

SchüttelrätselIn diesem ungewöhnli chen Kreuzworträtsel stehen anstelle der Fragen die Buchstaben der gesuchten Wörter alphabetisch geordnet in den Fragefeldern. Zur Lösung beginnen Sie am besten mit den kurzen Wörtern (Achtung: ORT kann z. B. ORT, TOR oder auch ROT heißen).

Mittelworträtsel

Magisch

Mittelworträtsel: 1. Designer, 2. Einkommen, 3. Burgunder, 4. Repa-ratur, 5. Kruemel, 6. Schleuder, 7. Broetchen – Gourmet Magisch: 1. Avocado, 2. Schweif, 3. Admiral

O S R E E A K E K E S C H E R S W I N G T W I N S E T L A S C H M E K K A D A T T E L P I P E A N S C H A L T E N R I T U E L L F I L O U C H P Z G R A N L E G S E C H T A E H R E K R A A B E S T A R R E A D R E S S A T I N N E N O P U S E I H E I K I E N I R U T E M D E N L O C K V O G E L D K E U L E P E R L E U U E L I T E L O N D O N E R P L E N U M C D R I T Z E V N U H E T Z E R E I S U E N D E M E H R E L Y O N O R T E A E G A L A L T A I D R U E S E Y A R R G M A I N L A N D B E T R U G M N S O F E N E F E U N A G E T I E R L O R I O L L T E S S I N R E F O R M S M A R T A D A M E G G E

So ist’s richtig:

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1 MODE BRILLE

2 NETTO STEUER

3 SPAET ROT

4 AUTO KOSTEN

5 BROT ZUCKER

6 STEIN GANG

7 MOHN TEIG

Erweitern Sie die linken und rechten Wörter je weils durch ein gemeinsames Wort im Mittel block. Auf der Mittelach se ergibt sich ein anderes Wort für Genießer.

Schreiben Sie waagerecht und senk-recht dieselben Wörter in das Dia-gramm.

1 tropische Frucht

2 längerer Tierschwanz

3 Marineoffiziersrang

menhaller Weg 152: Kegeln – Frei-tag, 18. Dezember, 15 Uhr, Gast-stätte Bürgerbräu, BlumenhallerWeg 43: Treffen der Frauengruppe.

Rinteln – Donnerstag, 10. De-zember, 15 Uhr, Hotel Stadt Kas-sel, Klosterstraße 42, 31737 Rin-teln: Das Monatstreffen der Rin-telner Gruppe im Dezember wirdals „Adventliche Feierstunde“stattfinden. Angehörige undFreunde sowie interessierte Gästeaus Nah und Fern sind ebenfallsherzlich willkommen. Um Anmel-dung wird gebeten.

– Vorankündigung –Im Januar ist für die Mitglieder

am Donnerstag, den 14., um 15Uhr, die Jahreshauptversammlungvorgesehen. Da Vorstandswahlennicht anstehen, wird es nebendem Rechenschaftsbericht undweiteren Regularien hauptsäch-lich auch um Planungen für 2016gehen. Auskünfte und Informatio-nen zur landsmannschaftlichenArbeit in Rinteln gibt es beim Vor-sitzenden Joachim Rebuschat un-ter Telefon (05751) 5386 oderüber: [email protected]

Bad Godesberg – Der Stamm-tisch findet jeweils am drittenMittwoch des Monats im Erker-zimmer der Stadthalle statt. – DieFrauengruppe trifft sich jeweils amersten Mittwoch eines jeden Mo-nats um 15 Uhr im Erkerzimmer.

Bielefeld – Donnerstag, 10. De-zember, 15 Uhr, Kreisvereinigung:Weihnachtsfeier des Literaturkrei-ses und vom Plattdeutschen Ge-sprächskreis.

Düsseldorf – Jeden Mittwoch,18.30 Uhr, Eichendorff-Saal, Stif-tung Gerhart-Hauptmann-Haus

(GHH), Bismarckstraße 90: Chor-probe der Düsseldorfer Chorge-meinschaft „Ostpreußen-West-preußen-Sudetenland“ unter Lei-tung von Radostina Hristova. –Sonntag, 6. Dezember, 10 Uhr,GHH: Weihnachtsmarkt derLandsmannschaften. Dienstag, 8. Dezember, 19 Uhr, Konferenz-raum, GHH: VorweihnachtlicheLesung mit Hajo Buch. – Mitt-woch, 9. Dezember, 15 Uhr, Ei-chendorff-Saal, GHH: Filmvorfüh-rung von „Schloss Lekow – Re-naissance eines Gutes in Pom-mern“. – Donnerstag, 10. Dezem-ber, 19.30 Uhr, Raum 412, GHH:Offenes Singen mit BarbaraSchoch. – Freitag, 11. Dezember,18 Uhr, Restaurant Lauren’s, Bis-marckstraße 62: Stammtisch.Sonnabend, 12. Dezember, 18.30Uhr, Herz-Jesu-Kirche, Roßstraße,Derendorf: Gottesdienst mit derDüsseldorfer ChorgemeinschaftOstpreußen-Westpreußen-Sude-tenland. – Sonntag, 13. Dezember,13 Uhr: Busbahnhof WorringerStraße: Abfahrt zur ostdeutschenWeihnacht auf Schloss Burg. –Sonnabend, 19. Dezember, 15Uhr, Eichendorff-Saal, GHH:Weihnachtsfeier der Ostpreußen.

Ennepetal – Sonntag, 13. De-zember, 15 Uhr, Restaurant Rosi-ne: Weihnachtsfeier der Lands-mannschaft Ostpreußen. – Don-nerstag, 17. Dezember, 16 Uhr,Heimatstube, Kirchstraße 52: Mo-natsversammlung im weihnacht-lichen Rahmen.

Essen – Freitag, 11. Dezember,15 Uhr, Gastronomie St. Elisabeth,Dollendorfstraße 51, 45144 Essen:Advents- und Weihnachtsfeier.

Gütersloh – Sonnabend, 5. De-zember, 15 bis 22 Uhr, SpexarderWeihnachtsmarkt: Am Stand derLandsmannschaft Ostpreußenkönnen verschiedene selbstge-machte Spezialitäten aus Ost-preußen probiert werden: Grütz-wurst (Graupenspeise), Bigos(Sauerkrauteintopf), Barschtsch(Rote-Beete-Süppchen), Bären-fang (Honigschnaps) undSchmalz. Nähere Informationenunter Telefon (05241) 29211.

Lippe – Mittwoch, 9. Dezember,15 Uhr, Kleiner Festsaal, Stadthal-le Detmold: Adventsveranstaltungmit Gedanken zum Advent vomPfarrer im Ruhestand Gerhard

Mörchel, mit weihnachtlichenGeschichten von Christel Schrei,Dietlind Silz und Elvira Schreiber.Edeltraut und Hans-DieterSchlingmann werden musizieren.

Wesel – Sonntag, 13. Dezember,15 Uhr, Heimatstube, Kaiserring4: Weihnachtsfeier. Kaffee undKuchen werden für ein gemütli-ches Beisammensein bereitste-hen. Das Programm soll allen Gä-sten besinnliche Stunden zur Vor-weihnachtszeit bereiten. Anmel-dungen bitte bei Paul Sobotta, Te-lefon (0281) 45657.

Witten – Montag, 21. Dezember,14.30 Uhr, Versammlungsraum,Evangelisch-Lutherische Kreisge-meinde Witten, Lutherstraße 6–10: „Weihnachtsfeier im Wandelder Zeit“.

Wuppertal – Sonntag, 13. De-zember, 14 Uhr, Alte Feuerwache(Eingang große Wagenhalle). Ga-the 6, Wuppertal-Elberfeld: Ad-ventsfeier. Die Feier wird gestaltetvon den Chorfreunden Wuppertalmit ihrer Dirigentin Marharyta,der Tanzgruppe Ursula Knocks,dem Mundharmonika-Duo UllaBusch und Waltraut Bombe, RitasRasselbande sowie einem DuoKlavier und Geige. Für Kaffee undKuchen ist gesorgt. Gäste sindherzlich willkommen. Der Veranstaltungsort ist mit

den Linien 607, 620, 625, 635 und645 zu erreichen. Die Haltestelleheißt Ludwigstraße.

Limbach–Oberfrohna – Sonn-abend, 12. Dezember, 14 Uhr,Eschemuseum: Weihnachtsfeier.Dazu lädt die Landsmannschaftder Ost- und Westpreußen alleLandsleute und Gäste auf dasHerzlichste ein. Der Weihnachts-mann bereitet für alle eine kleineÜberraschung vor. Alte Sitten undBräuche zur Weihnachtszeit inOstpreußen werden an die Kind-heit erinnern. Die Kinder der

Gerhart-Hauptmann-Oberschulewerden die Teilnehmer mit ihrenBeiträgen erfreuen. Für musikali-sche Unterstützung sorgt HerrWeihe. Ein weiterer Programm-punkt: Es werden wichtige Infor-mationen für das neue Jahr be-kannt gegeben.

Dessau – Montag, 14. Dezem-ber. 14 Uhr, Krötenhof; Weih-nachtsfeier.

Gardelegen – Mittwoch, 16. De-zember, 12 Uhr, WaldgaststätteLindenthal: Weihnachtsfeier,

Magdeburg – Freitag, 11. De-zember, 15 Uhr, TuS Fortschritt,Zielitzer Straße: Treffen des Sing-kreises. – Sonntag, 13. Dezember,14 Uhr, Sportgaststätte Post,Spielhagenstraße: GemeinsamesTreffen unter dem Motto „Weih-nachten in der Heimat und jetzt“.– Dienstag, 15. Dezember, 13 Uhr,Immermannstraße: Treffen derStickerchen.

Bad Oldesloe – Nach Begrü-ßung der November-Runde derOst- und Westpreußen ging dieVorsitzende auf die Gedenktagedes Monats ein: Allerheiligen,Allerseelen, Volkstrauertag undden Ewigkeitssonntag. Dabei soll-te der Reformationstag der prote-stantischen Kirche nicht verges-sen werden. Sie schilderte auchwie sich „Halloween-Bräucherund um diesen Tag verbreitet ha-ben. Dann reichte sie die Einla-dung des Volksbundes DeutscherKriegsgräberfürsorge zur Gedenk-feier am 15. November herum.Katharina Makarowski hatte et-

was über ostpreußische Spezia-

Vor 40 Jahren wurde die Stif-tung Nordostdeutsches Kul-

turwerk in Lüneburg gegründet.Mit einer öffentlichen Vortrags-veranstaltung im Stadtarchiv solldieses Jubiläum nun gewürdigtwerden. Über „Die Bedeutungdes Deutschen Ordens für dieEntwicklung des Ostseeraumes“wird der Bonner Historiker UdoArnold am Donnerstag, den 10. Dezember, im LüneburgerStadtarchiv sprechen.

Arnold, 1940 in Nordböhmengeboren, ist Präsident der Inter-nationalen Kommission zur Er-forschung des Deutschen Or-dens. Er war viele Jahre Vorsit-zender der Historisch-landes-kundlichen Kommission für ost-und westpreußische Landesfor-schung. Der Vortrag im Stadtarchiv,

Wallstraße 4, beginnt um 17 Uhr.Weitere Informationen unter Te-lefon (0251) 1623111.

Deutscher OrdenJörg Arnold hält Vortrag in Lüneburg

litäten mitgebracht. Es ging umKönigsberger Fleck, KönigsbergerKlopse, Klunkermus und Keil-chen, um Streuselkuchen, Butter-fladen, Gründonnerstagskringelnund Raderkuchen, die in Schwei-neschmalz ausgebacken und mitPuderzucker bestreut wurden.Die Rezepte waren von Dorf zu

Dorf und von Haus zu Haus ver-schieden. Anlass für viele, sich anihre Kinder- und Jugendzeit zuerinnern und von eigenen kulina-rischen Erlebnissen zu berichten,zum Beispiel über die kleinen Lo-kale in Königsberg, in denen„Fleck“ angeboten wurde. Dazugab es ein Bier und einen Klaren(einen Kornus).Gesprochen wurde auch wieder

über die eigene Flucht und dasAnkommen im Westen Deutsch-lands. Geburtstagskinder des Mo-nats waren Katharina Makarowskiund Elfriede Storjohann, denenmit der Gratulation auch für dieAusgestaltung unserer Zu-sammenkünfte gedankt wurde.

Gisela BrauerBurg auf Fehmarn – Dienstag,

8. Dezember, 15 Uhr, Haus imStadtpark: Ostdeutsche Advents-feier. Pastor Bertholt Kark-Carl-son wird besinnliche Worte zumbevorstehenden Weihnachtsfestsprechen. Für die musikalischeUmrahmung sorgt Kathrin Karkaus Landkirchen mit ihrer Flöten-gruppe. Eine festlich geschmückteKaffeetafel, weihnachtliche Ge-schichten sowie Lieder, begleitetvon Brigitte Asbahr und Ina Nau-

jok auf dem Akkordeon, werdenaußerdem die Mitglieder und Gä-ste unterhalten.

– Bericht –Das traditionelle Königsberger-

Klopse-Essen der Landsmann-schaft Ost- Westpreußen undDanzig war auch in diesem Jahrwieder ein voller Erfolg. Vor 30Jahren wurde es von Ilse Meiskeins Leben gerufen, davon fand es27 Mal im Hotel Wisser statt. 70Mitglieder und Gäste waren er-schienen, um ein paar schöneStunden im Kreise der Gruppe zuverbringen. Als Gäste begrüßteder Vorsitzende Jochen Gawehnsunter anderem den 1. stellvertre-tenden Bürgermeister Werner Eh-lers, den Landesvorsitzenden undKulturreferenten der LO EdmundFerner, den Vorsitzenden derPommern und Schlesier ManfredHarländer und den Vorsitzendendes Heimat- und MuseumsvereinsUwe Erich. Zur Unterhaltung desAbends spielte Burkhard Donathauf dem Keyboard. Dafür, dass erbereits seit zehn Jahren dabei ist,erhielt er ein Präsent vom Vorsit-zenden. Zur Erheiterung der Gäste trug

eine Abordnung der Großenbro-der Theatergruppe bei, die einenSketch zum Besten gaben. DieseArt der Veranstaltungen zeigtdoch immer wieder, wie wichtigdie Beibehaltung von Tradition

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 18

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Ge-schäftsstelle: Buchenring 21,59929 Brilon, Tel. (02964) 1037,Fax (02964) 945459, E-Mail: [email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

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Vorsitzender: AlexanderSchulz, Willy-Reinl-Straße 2,09116 Chemnitz, E-Mail: ale-x a nd e r. s ch u l z - a g e n t u [email protected], Telefon (0371) 301616.

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Vors.: Michael Gründling, GroßeBauhausstraße 1, 06108 Halle,Telefon privat (0345) 2080680.

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Vors.: Edmund Ferner. Geschäfts-stelle: Telefon (0431) 554758, Wil-helminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 20

20 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

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unter (040) 41 40 08 42

Es sollte nicht unbeachtet vor-übergehen – das Jubiläum„60 Jahre Lötzener Heimat-

sammlung in der Patenstadt Neu-münster“. Welche ostpreußischeHeimatstube in Deutschland kannschon auf so vielfältige Aktivitätenund kulturelle Angebote in ihrenRäumen verweisen wie die der Löt-zener heute? Vorab wurde die Lokalpresse

informiert, um in ihrer Berichter-stattung den Lesern der Regional-zeitungen in Schleswig-Holsteindie jahrzehntelange Existenz desLötzener Kreisarchivs bewusst zumachen. Der eigentliche Jubi-läumstag am Sonnabend, dem 17.Oktober, wurdedann zweigeteiltbegangen. Zuersttrafen sich 32 Gä-ste im „Restau-rant am Kant-platz“. Mit großer Dankbarkeithatten die Verantwortlichen inder Betreuung von Kreisarchivund Heimatsammlung im Namender Kreisgemeinschaft Lötzendiesen Kreis von Menschen ein-geladen zu einem ostpreußischenMittagessen.Der Vortrag über Geschichte

und Gegenwart der Lötzener Hei-matsammlung, gehalten von UteEichler, war dann öffentlich. Die45 Sitzgelegenheiten reichten ge-rade aus. Exakt in der Zeitspanneeiner Schulstunde handelte dieseit acht Jahren verantwortlicheBetreuerin von Kreisarchiv undHeimatsammlung die wichtigstenStationen in der Geschichte die-ser Einrichtung ab.Sie erinnerte an Curt Diesing

(1893–1969), den ersten Geschäfts-führer der Kreisgemeinschaft, Vaterder späteren langjährigen Ge-schäftsführerin Nora Kawlath. Erbegann 1954/55 Archivalien undErinnerungsstücke in seiner Privat-wohnung in der Königsberger Stra-ße in Neumünster zu sammeln.Sie würdigte die Tätigkeit von

Kurt Gerber (1909–1992), der ab1970 die sechs kleinen Heimat-stuben und das Lötzener Archivunter dem Dach des VolkshausesTungendorf betreute. Ihm sindIdeen und Weichenstellungen zuverdanken, die sich bis heute aus-wirken. Unvergessen der Brandam 17. Februar 1978 im Mitteltraktdes Volkshauses, durch den diedamals bewahrte Sammlung ein-gelagert werden mußte.

Ein Jahr später konnte ein Provi-sorium bezogen werden; noch ein-mal aber musste wegen Abbruchdes Hauses der Sammlungsbestandeingelagert werden. Ab 1982 konn-ten Archiv und HeimatsammlungRäumlichkeiten des Caspar-von-Saldern-Hauses beziehen. DreiMänner (Erich Böhm, Erwin Horn,Paul Trinker) teilten sich die Aufga-benbereiche, die zuvor mehr als einDutzend Jahre Kurt Gerber alleininnehatte. Anschaffungen wie Mo-delle vom „Lötzener Schloss“ odervon der Burg Rhein wurden mög-lich, die heute noch im Samm-lungsbestand zu bewundern sind.Publikationen wie der Bildband

„Stadt und KreisLötzen“ (1990)und „Schöne Hei-mat rund um Löt-zen“ (1994) ent-standen, themati-

sche Ausstellungen wurden allezwei Jahre anlässlich der Kreistref-fen gezeigt.Unter Paul Trinkers Leitung

mussten 1999 Archiv und Samm-lungsbestand in die SchleswigerStraße umziehen. Die ehemaligeStadtteilbücherei Faldera bot 120Quadratmeter Fläche mit einerEmpore im Raum. Doch 2005 er-folgte der nächste Umzug. Dieneue Adresse lautete Brachenfel-der Straße 23, unweit vom Rat-haus. In einem alten Schulgebäu-de standen fast 200 Quadratmeterzur Verfügung, sechs Räume imzweiten Stock, 51 Treppenstufenführten hinauf.2007, nach 25 Jahren, legte Paul

Trinker die Verantwortung in jün-gere Hände. Monatlich (von Märzbis einschließlich November) wirdseitdem ein Öffnungstag angebo-ten, in der Regel in Kombinationmit einer Veranstaltung (jeweilsder dritte Sonnabend im Monat).Dazu gibt es mindestens zweiSonderausstellungen pro Jahr.Nach Absprache sind Archivbesu-che fast jederzeit möglich. So wur-den in den zurückliegenden achtJahren 65 Veranstaltungen durch-geführt und ein Dutzend Sonder-ausstellungen gezeigt. Die Zahl derBesucher pro Jahr hat sich kontinu-ierlich erhöht. Ohne getreue Helferund Zuarbeiter im Hintergrundwäre dies kaum zu leisten.Bereichernd hat sich ebenfalls

die gute Zusammenarbeit mit Ein-richtungen wie dem Ostpreußi-schen Landesmuseum in Lüneburg

oder dem Kulturzentrum Ostpreu-ßen in Ellingen ausgewirkt. So ent-stand 2012 die Tafelausstellung„Lötzen – die Perle Masurens. Eineillustrierte Stadtgeschichte“.Leider hat die Kreisgemeinschaft

seit 2013 monatlich nicht unerheb-liche Kosten für die Existenz vonKreisarchiv und Museum aufzu-bringen. Die Patenstadt hat sich ausder Jahrzehnte praktizierten mate-riellen Unterstützung weitestge-hend zurückgezogen.Ob der in 2013 erfolgte Umzug in

das Gebäude Sudetenlandstraße18H der letzte in der Geschichteder Heimatsammlung war? Esbleibt zu hoffen. Kreisarchiv undHeimatsammlung befinden sichheute in dem Stadtteil Neumün-sters, in dem vor sechs Jahrzehntenalles begonnen hat. Gleicher Ort,ganz unterschiedliche Gegebenhei-ten: Heute verfügt man über ein Ar-chiv, das vielen nützt, eine Heimat-sammlung, die manches bietet undeine Einrichtung, die darauf wartet,

von etlichen Menschen erst nochentdeckt zu werden. Die Vortragende endete mit dem

Goethe-Zitat: „Manches Herrlicheder Welt ist in Krieg und Streit zer-ronnen. Wer beschützet und erhält,hat das schönste Los gewonnen.“

Ute Eichler

Im Lötzener Heimatbrief Nummer118 wird eine Vorschau auf Pla-nungen des ersten Halbjahres 2016zu lesen sein. Weitere Informatio-nen: Heimatmuseum der Kreisge-meinschaft Lötzen, Sudetenland-straße 18 H (Böcklersiedlung). DerBesuch ist fast zu jeder Zeit nachVorabsprache mit Ute oder DieterEichler, Telefon (040) 6083003möglich. Von März bis einschließ-lich November findet stets an ei-nem Sonnabend des Monats „Derbesondere Tag“ statt, mit der Öff-nungszeit von 10 bis 15.30 Uhr.Veranstaltungen beginnen – wennnicht anders angegeben – um 15.30Uhr. Der Eintritt ist frei.

Außenansicht des Lötzener Heimatmuseums in Neumünster:Seit 2013 ist es hier untergebracht Bild: privat

Aufmerksame Zuhörer, volle Stuhlreihen: 65 Veranstaltungenlockten in den letzten acht Jahren viele Gäste an Bild: privat

»Wer beschützt und erhält ...«Die Lötzener Heimatsammlung feierte ihr 60-jähriges Jubiläum

HEIMATARBE IT

Alles begann in einer Privatwohnung

Nun heißt es Abschied nehmen.Die endgültig letzte Senioren-

freizeit im Ostheim in Bad Pyr-mont, die Abschieds-Adventsfrei-zeit vom 7. bis 14. Dezember, wirftihre Schatten voraus. In advent-licher Stimmung wird sich die Be-legschaft des Ostheims von ihrenjahrzehntelang treuen Freizeitgä-sten in gewohnt umsorgenderWeise verabschieden. Nach über 57Jahren wird ab 1. Januar 2016 auchdieses „Stück Ostpreußen“, wie dieGäste des Hauses oft zu sagenpflegten, fehlen. Gemeinsam wollen wir in der

Adventsfreizeit ein Stück auf dieWeihnachtszeit zugehen. Die An-gebote reichen vom morgend-lichen Singen, der Seniorengym-nastik, Dia- und Videoabenden,Lesungen aus Werken ostpreußi-scher Dichter, Spaziergängen, Mu-seumsbesuchen, bis zur heimat-lichen Speisekarte am Mittag undAbend. Bei den täglichen Kurkon-zerten finden Sie angenehme Ent-spannung und Unterhaltung. Inder Hufeland-Therme können Siedie Meersalzgrotte genießen, inverschiedenen Saunen schwitzenoder das Wasser in unterschied-lichen Formen auf den Körper wir-

ken lassen. Bad Pyrmont selbstlädt mit seinen Sehenswürdigkei-ten, Einkaufsmöglichkeiten, Cafés,Kulturangeboten und dem Weih-nachtsmarkt zum Bummeln undgenießen ein. So gastiert am 10.Dezember der Don-Kosaken Chorim Konzerthaus, und vom 11. bis 13. Dezember findet wiederdas Zar-Peter-Weihnachtswochen-ende, mit einem großen Festumzugvieler gekrönter Häupter der da-maligen Zeit, statt. Am letztenAbend stimmen wir uns mit einem„Adventsabend“ auf das kommen-de Weihnachtsfest ein und werdenAbschied nehmen.Für diese siebentägige Advents-

freizeit stehen noch Einzelzimmerzum Preis von 345 Euro und Dop-pelzimmer zum Preis von 300 Europro Person zur Verfügung. Die In-klusivpreise beinhalten Vollpen-sion und die Gästebetreuung. DieKurtaxe wird vom Staatsbad BadPyrmont separat erhoben. Anfra-gen und Anmeldungen, diese bittenur schriftlich, richten Sie an:Ostheim – Jugendbildungs- und

Tagungsstätte, Parkstraße 14, 31812Bad Pyrmont, Telefon: (05281)9361-0, Fax: (05281) 936111, E-Mail: [email protected]

Nach 57 JahrenDie letzte Adventsfreizeit im Ostheim

und Lebensgewohnheiten sind.Schon Immanuel Kant aus Kö-nigsberg hatte dieses 1798 er-kannt, indem er eine preußischeTafelrunde ins Leben rief, die viel-fach heute noch in Vereinen prak-tiziert wird. – Mit dem Fehmarn-und Ostpreußenlied endete dieserso stimmungsvolle Abend.

Brigitte ChristensenFlensburg – Mittwoch, 9. De-

zember, 15 Uhr, Gemeinschafts-raum AWO-Servicehaus, Mathil-denstraße 22, 24937 Flensburg:Adventsfeier mit Kaffee und Ku-chen, Liedern, ernsten und heite-ren Geschichten und Gedichtenzum Advent aus Ostpreußen. Ei-gene Vorträge bitte mitbringen.Anmeldungen bei Winfried Bran-des Telefon (0461) 74816.

Malente – Sonntag, 6. Dezem-ber, 15 Uhr, Lenter Kate, Bahnhof-straße 13A: Besinnliche Feierstun-de bei Kaffee und Kuchen zumAbschluss der Jahresarbeit. Jederkann mit Beiträgen auf die Weih-nachtszeit einstimmen. Angehöri-

ge sind herzlich eingeladen. FürMitglieder liegt der Kostenbeitragbei drei Euro. Anmeldungen bisMontag, den 30. November, imBlumenhaus Franck, Bahnhofstra-ße 26. Telefonische Anmeldungenunter (04523) 2659 nur in drin-genden Fällen. Allen Mitgliedern,die aus gesundheitlichen Grün-den nicht teilnehmen können,wünscht der Vorstand eine friedli-che Weihnachtszeit und ein ge-sundes neue Jahr.

Neumünster – Sonnabend, 5.Dezember, 15 Uhr, Stadthalle/Ga-lerie – am Kleinflecken: Vorweih-nachtsfeier. Im festlichen Rahmenwerden wir zwölf Mitglieder ehrenund für ihre langjährige Mitglied-schaft danken. Wir wollen besinn-liche und gemütliche Stunden ver-bringen und laden dazu Gästeauch herzlich ein. Anmeldungenbitte bis zum 29. November unterTelefon (04321) 82314.

Pinneberg – Sonntag, 13. De-zember, 15 Uhr: Adventsfeier mitLiedern und Gedichten. Gästesind herzlich willkommen. Wegender Kaffeetafel bitte vier Tage vor-her anmelden. Telefon (04101)62667 oder (04101) 73473.

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 19

LEBENSST IL Nr. 49 – 4. Dezember 2015 21

Johann Wanner ist der weltgrößteHersteller von handgefertigtemWeihnachtsschmuck. Zu seinenKunden gehören die Windsors,der Vatikan und das Weiße Haus.Momentan ist wieder Hochsaisonin seinem Geschäft in der BaslerAltstadt.

Was Davidoff für Zigarren undTiffany für Juwelen, ist JohannWanner für Weihnachtsschmuck:Der 76-jährige Basler entwirftund verkauft den schönsten Zier-rat. In der Schweiz gilt er als„Meister der Effekte und Novitä-ten“, als „Chanel de la boule“, alsModeschöpfer für Bäume. InFrankreich wird er hofiert, für die„New York Times“ ist er „FatherChristmas“ und in der Dekobran-che gilt er als weltweit wichtigsterTrendsetter im „Marktsegmentmundgeblasener Weihnachts-schmuck“. In verschiedenen Glas-bläsereien werden die Stückenach seinen Vorgaben hergestellt.Sei es nach alten nostalgischenBlasformen oder nach einemneuen Design von ihm persönlich. Alle Jahre wieder pilgern

Weihnachtssüchtige nach Basel,wandern vom Rathausplatz hochzum Spalenberg, wo sich in derschmalbrüstigen Nummer 14„Wanners Weihnachtshaus“ ver-birgt. Die Keimzelle des Firmen -imperiums wirkt bescheiden.Doch öffnet sich die Ladentür −im Dezember nimmt ein livrierterPortier Mäntel und Taschen ab –,dann wähnt sich der Besucher inAli Babas Zauberhöhle. Draußenist es nass und kalt, drinnen glit-zert und glänzt es von Wand zuWand. Überall stapeln sich kleineweiße Schachteln, voll mit Christ-baumkugeln, Zapfen, Herzen,Monden und Sternen. Die Scha-len und Etageren sind übervollmit Girlanden, Schleifen, Seiden-bändern und Engeln in den aber-witzigsten Formen und Farben.

Hier Kugeln im Stars & Stripes-Dekor, dort Orchester mit winzi-gen Geigen. Es gibt Menagerienvon Fabelwesen, ganze Schalenvoll winziger Erdbeeren ausmundgeblasenem Glas, in einerAbteilung sind Muscheln, See-pferde, Seesterne und die schil-

lerndsten Fische zu finden, ne -benan sitzen Engel auf zuckrigenWolken, bewacht von kunterbun-ten Vögeln mit Seidenschwänzen.Fast 100 verschiedene Arten hatWanner im Sortiment.In jeder Ecke gibt es etwas zu

entdecken. Am immergrünenTannenbaum hängen daumengro-ße Eulen und Enten, Pantöffel-chen und Paillettenkissen, da

guckt ein vorwitziges Krokodil,dort eine kleine Ballerina und ein„Negerli-Engel“ hervor. Kugeln in980 Farben hat Johann Wanner imSortiment. Die Formen kann kei-ner mehr zählen. Kitsch ist fürdas Basler Unikum kein Schimpf-wort. Wenn einer gern Geige

spielt, soll er sich Geigen an denChristbaum hängen, mag jemandWürstchen, hängen halt die amBaum. „Ich hänge in jeden Baumein Teufelsgesicht“, sagt Wanner.Trotz all dem Schönen und Gutenzur Weihnachtszeit solle man dasBöse nie vergessen. Er sehe demBösen lieber in die Augen, alsdass es ihn von hinten anspringe.Nur Krippenfiguren sind in seiner

Weihnachtswelt nicht zu finden.Das Christkind will der „gottgläu-bige Christ“ nicht als Dekora-tionsartikel benutzen.Natürlich hat sich längst her-

umgesprochen, dass Wanner denfürstlichen Grimaldis in Monacodie Weihnachtskugeln liefert und

den großen Weihnachtsbaum imWeißen Haus gestaltet. Zu seinenStammkunden gehören die Wind-sors und die Hohenzollern,Michael Jackson liebte den Glitterund Tand aus Basel. Für den Hei-ligen Vater, erzählt Wanner,schmückte er einst den größtenBaum: 25 Meter hoch, 753Kugeln, die größte hatte einenDurchmesser von 60 Zentimetern.

Und den schönsten? Wanner gibtsich diplomatisch: „Das ist wie beiden eigenen Kindern. Jedes istschön.“ Als Wanner in die Weihnachts-

branche einstieg, war der skandi-navische Stil en vogue: Bienen-wachskerzen, Transparentkugeln,

Strohsterne,rote Äpfel-chen. Denhandgemach-ten Weih -n a c h t s -schmuck ausseiner Kind-heit gab esnicht mehr.Bis ein Bank-direktor, deraus dem thü-r i n g i s c h e nL a u s c h astammte, miteinem Kartonvoll altemGlasschmuckim Antiquitä-tenladen derWanners auf-tauchte. DieKugeln warensofort weg,und in Wan-ner war dieLeidenschaftentfacht. Er machte

sich in Thü-ringen, imBöhmerwaldund in Polen

auf die Suche nach Menschen, dienoch die Handwerkskunst desGlasblasens beherrschten, kauftealte Bestände von Glaskugelnsowie Gussformen auf und ließdas Material in die DDR zur End-verarbeitung bringen. Mit einemAuftrag von einer halben MillionKugeln verhalf er der dort amBoden liegenden Branche zueiner Renaissance.

Damit der mundgeblaseneSchmuck überhaupt aus der DDRausgeführt werden durfte, wurdeer als Kulturgut deklariert. Nachder „Wende“ konnte Wanner sogareinen richtigen Schatz heben: Dierussische Handelsgesellschaft,über die die Geschäfte mit derDDR abgewickelt worden waren,wollte ihr Archiv mit den schön-sten Weihnachtskugeln aus fast 50Jahren wegwerfen. Für einenSchleuderpreis kaufte Wanneralles auf, orderte zwei Güterwa-gen und schickte die Schätze ansRheinknie.Die Preise für einen von Wan-

ner fürstlich aufgeputzten Christ-baum können schnell die Höhevon 4000 bis 5000 Franken errei-chen. Wer sich aber mit ganz Soli-tärem und sogar limitierten Edi-tionen ausstattet, kann für eineneinzigen extravaganten Baumauch gut und gern den Preis einesMittelklassewagens ausgeben.Aber eines gilt bei Wanner als gol-dene Regel: „Es muss immer mög-lich sein, dass bei mir auch einKind sich etwas von seinemTaschengeld kaufen kann.“ Wanner mag ein knallharter

Unternehmer sein. Aber er istauch Romantiker, der vom Weih -nachten seiner Kindheit schwärmtund behauptet, er könne sichjederzeit in Weih nachtsstimmungversetzen. Deshalb stehen in sei-nen Wohnungen über denDächern der Basler Altstadt dasganze Jahr über Christbäume.Sein Geheimnis? „Ich mache nurdas, was ich will. Und ich stehehinter dem, was ich mache“, sagt„Weihnachtsmann“ Wanner. „Ichhabe immer noch eine Freudedaran.“ Andreas Guballa

Johann Wanner Weihnachtshaus,Spalenberg 14, CH-4051 Basel,Telefon (0041) 612614826, Inter-net: www.johannwanner.chsowie: www.basel.com

Modeschöpfer der ChristbäumeDie Adventszeit ist Hochsaison bei Johann Wanner − Keiner kreiert originelleren Weihnachtsschmuck als der Basler Unternehmer

Ruhe-Oase inmitten der Weihnachtswelt: Bei Wanner lässt sich beim Einkauf entspannt ein Kaffee genießen

Ab in die PostDie Weihnachtspostfiliale von Himmelpfort hat ihre Pforten geöffnet

Sozialwissenschaftler undPädagogen haben ein Phä-nomen ausgemacht, das

sich immer deutlicher darstellt:die puppenlose Kindheit. Nachübereinstimmenden Beobachtun-gen ist die Puppe als Spielzeug inihrer klassischen Ausprägungeine aussterbende Spezies, siehtman einmal von der Barbie-Puppe ab. Dafür sprechen auchUmfrageergebnisse. Dafür hat das Kuscheltier

enorm an Bedeutung gewonnen.Die Kinderzimmer und Auslagenin den Kaufhäusern quellen übervon Kuscheltieren aller denkba-ren Variationen. Diese sehen abernicht mehr tierisch aus,sondern ähneln Babys mitihrem Kindchenschema-Gesicht. Plüschtiere vermit-teln Geborgenheit durchAnkuscheln, verringernÄngste. Im Säug lingsalterbieten sie zu gegebener ZeitErsatz für die Nähe zurMutter. Kommen späterkeine Puppen hinzu, blei-ben Kuscheltiere oft diewichtigsten Spielfiguren desKindes. Fachleute findendas besorgniserregend. Auch die Mannheimer

Kinder- und Familienthera-peutin Gabriele Pohl betont,dass die Puppe das wichtig-ste Spielzeug für Mädchenund Jungen sei, wenn auchJungen dazu neigen, sich imfrühen Kindesalter von derPuppe als Mädchenspiel-zeug abzugrenzen. Pohl

gründete 2001 in Mannheim dasKaspar Hauser Institut für heilen-de Pädagogik, Kunst und Psycho-therapie. Die Puppe sei ein Spie-gelbild des Kindes, erläuterte siein einem Interview. Sie durchlebtund erleidet alles, was das Kindbeschäftigt. Beim Spiel mit Pup-pen erproben Kinder Verhaltens-muster auf eine Art und Weise,wie es mit Stofftieren kaum mög-lich sei und im Hinblick auf psy-chische Reifungsprozesse auchweniger förderlich. Leider hättenviele Eltern heute aber andereVorstellungen. Ge mäß ihrer eige-nen Vorlieben versorgen sie ihreKinder eher mit Kuscheltieren.

Denn auch viele Erwachsenebesitzen Stoff- und Plüschtiere,zum Beispiel in Miniaturformatals Schlüsselanhänger, als Glücks-bringer, Maskottchen oder Samm-lungsobjekte. Puppen sind ein jahrtausende-

altes Kulturgut. Sie wurden fürunterschiedliche Zwecke herge-stellt, vom religiösen Bildnis bishin zum Spielzeug. Stofftieredagegen sind gerade einmal gut100 Jahre alt. Ihr Siegeszug be -gann in den 1950er Jahren. DieSiegener Psychologie-ProfessorinInsa Fooken stellt in ihrem Buch„Puppen – heimliche Menschen-flüsterer“ die These auf, dass das

Kuscheltier für eine ver-stärkte Orientierung amLustprinzip stehe und damitfür eine verstärkte Neigungzu Weinerlichkeit, Trotzver-halten und Fresslust. Dem-gegenüber würden Puppenals Träger gesellschaftlicherNormen und Werte fungie-ren. Weshalb wohl auchnicht mit einer baldigenUmkehr dieses Trends zurechnen ist. Parallel dazu schwindet in

der Welt der Erwachsenendas Interesse am Sammelnantiker Puppen. DieseSammlungen haben massivan Wert verloren. In denzahlreichen Puppen- undSpielzeugmuseen und dazu-gehörigen Magazinen fin-den die einst so begehrtenPuppen dafür einen Rück -zugsort. Dagmar Jestrzemski

Aussterbende SpeziesMädchen wünschen sich zum Fest lieber Kuscheltiere als Puppen

Auf der Fahrt durch dendunklen Wald im NordenBrandenburgs erreicht

man ein kleines Dorf namensHimmelpfort. Schon am Dorfein-gang fällt eine bunt geschmückteTanne auf. Lichtersterne hängenan den Straßenlampen. Schnell istdie kleine Post erreicht. BunteTannenbäume säumen den Ein-gang, und viele Kinder mit rotenWangen halten ihre Wunschzettelin den Händen. Wie jedes Jahrerwartete man hier ab AnfangNovember den Weih -nachtsmann, damit er dieWeihnachtspostfiliale be -zieht. Weil es recht warmwar, brauchte er keinenSchlitten, sondern kam imElektroauto, dem „StreetScooter“, vorgefahren. 27 Kinder der Fürstenber-ger Drei Seen Grundschu-le freuten sich in der Vor-Adventszeit auf ihn.Um die Zeit zu verkür-

zen, sangen sie alleWeihnachtslieder, die siemit ihrer Lehrerin einge-übt hatten. So tönte einfröhliches „Lasst uns frohund munter sein“ durchden nieseligen Herbst-morgen. Schon bald kamauf leisen Reifen derWeihnachtsmann herbei.Man konnte ihn von weither an seiner Glockehören. Prächtig war eranzuschauen in seinemroten Mantel und mit wei-ßem Rauschebart. Natür-

lich hatte er auch einen großenSack dabei mit Geschenken füralle. Bis heute sind bereits 23255Briefe in der Weihnachtspost ein-getroffen. Kinder aus aller Weltsenden ihre Weihnachtswünschenach Himmelpfort. NebenDeutsch werden die Briefe auchin 17 Fremdsprachen beantwortet.Vor 31 Jahren schrieben zwei

Kinder aus Sachsen und Berlineinen Wunschzettel und schicktenihn an den Weihnachtsmann inHimmelpfort. Die Briefe wurden

von netten Postmitarbeiterinnenbeantwortet. Nach 1990 kamen inder Weihnachtszeit 1000 bis 2000Briefe täglich hier an. Das konn-ten die netten Postmitarbeiterin-nen nicht mehr bewältigen. Sostellte die Deutsche Post 1995erstmals zwei Weihnachtsmann-helfer ein. Heute wird der Weih -nachtsmann von 20 Engeln unter-stützt, die jeden Brief hand-schriftlich beantworten.Im letzten Jahr gab es einen

Rekord: 312000 Briefe erreichtendas kleine Postamt inHimmelpfort. Davon ka -men 38000 Briefe ausdem Ausland, sogar ausJapan. Denn auch dort hates sich herumgesprochen,dass man seinen Wunsch-zettel hierher an denWeihnachtsmann sendenkann. Rund 30200 Gästeüberreichten dabei ihrenWunschzettel dem Weih -nachtsmann auch persön-lich. Denn der sitzt nunbis zum Heiligen Abend inder Post in Himmelpfortund empfängt seine Gästevon Dienstag bis Sonntag. Wer bis zum dritten

Advent „An den Weih -nachtsmann“, Weihnachts -postfiliale, 16798 Himmel-pfort schreibt, be kommtgarantiert eine Antwort.Bitte Absender nicht ver-gessen. Die drei schönstenWunschzettel werden indiesem Jahr ausgezeich-net. Silvia Friedrich

Schreibt sich bald den Finger wund: DerWeih nachtsmann von Himmelpfort Bild: Friedrich Mädchen spielen selten noch mit Puppen

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22 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

Die EU amAbgrundFinanzwirtschaft

„ W e h r tEuch, Bür-ger“, for-

dert Markus C. Kerber, Professorfür öffentliche Finanzwirtschaftund Wirtschaftspolitik an derTechnischen Universität Berlin, inseinem gleichnamigen kritischenBuch über das Treiben der Euro-päischen Zentralbank. Das lässtsich allerdings leichter empfeh-len, als in die Tat umsetzen, mö-gen die Fakten auch eindeutig da-für sprechen. Unsere Art reprä-sentativer Demokratie erschöpftsich in der Abga-be von Wahlstim-men und siehtVolksabstimmun-gen praktischnicht vor. Für unsentscheiden nach der Wahl nurnoch die Abgeordneten, diewiederum in Parteien eingebun-den und auch nicht ganz frei inihren Entscheidungen sind.Dennoch hat es dieses Buch in

sich, ist doch der Autor nicht nurein ausgewiesener Experte für Fi-nanzwirtschaft, sondern auchVerfahrensbevollmächtigter in derVerfassungsbeschwerde gegen dieBankenunion vor dem Bundes-verfassungsgericht. Der Lesermuss sich auf einen Text einstel-len, der nicht leicht zu lesen ist.Man muss sich durch das Büch-lein durcharbeiten, um es voll ge-nießen und die Tragweite ermes-sen zu können.Das Buch ist in fünf Kapitel

eingeteilt. Das erste heißt „DerAprilscherz“, das letzte stellt dieFrage „Schafft die EZB dieMarktwirtschaft ab?“ Es endetmit dem Epilog: „Ohnmächtig inRichtung Kollaps oder offensivfür die Abwicklung der EZB?“Zur Erinnerung: Vor 20 Jahrenhatten in Maastricht die Staats-chefs der EU-Staaten eine Vision.Sie wollten eine Währungsunionsouveräner Staaten schaffen undzwar mit klaren Regeln: Koordi-nierte, aber selbstständige Wirt-schaftspolitik und keine kollekti-ve Haftung! Doch genau dies istnicht eingetroffen, so dass derdeutsche Wirtschaftswissen-schaftler und Soziologe Gunnar

Heinsohn in seinem Vorwortschreibt: „Gewiss ahnungslos,aber doch mit unheimlicher Ste-tigkeit arbeiten die Schnürer allder Pakete mit den nördlichenRettungs-Billionen am Untergangder Europäischen Union.“So kommt auch Autor Kerber

zu einem klaren Urteil, wie einigeTextpassagen zeigen: „Europasteht am Scheideweg. Soll dasEinigungswerk nicht scheitern,muss der Euro schnellstens be-graben und die EZB (EuropäischeZentralbank) liquidiert werden.

Denn die Euro-päische Unionendet im Ab-grund, wenn siefür den Euro dieDemokratie op-

fert und damit die Bürger ver-liert.“ An anderer Stelle ist zu le-sen: „Die EZB ist insbesonderedurch ihre dauerhafte Nullzins-politik zu einer Quelle der Fi-nanzinstabilität geworden. DieEZB-Politik trifft also – bestensverschleiert – die Kleinen undSchwachen.“ Weiter schreibt er:„Im Niemandsland von Gleichun-gen wird der gesunde Menschen-verstand aufgelöst. Es findet eineDiskussion anhand von Modellenstatt, die sich sowohl von der Erd-oberfläche als auch von der Real-ökonomie gelöst hat.“ Kerber empfiehlt, eine Volksab-

stimmung über das Euro-Projekt,das sich zum Finanzabenteuerentwickelt hat, zu initiieren. „Je-der Tag, der ohne Bürgerent-scheid vergeht, ob Griechenlandwieder Geld bekommt, ob dieEZB weiter Anleihen zweifelhaf-ter Bonität kauft und ob Herr Jun-ker Eurobonds durch die Hinter-tür einführen darf, sei eineNiederlage für die Demokratie.Klarer und unmissverständlichergeht es wohl nicht. Ich wünschedem Büchlein weite Verbreitung,insbesondere unter Politikern!

Wolfgang Thüne

Markus C. Kerber: „Wehrt Euch,Bürger! – Wie die Europäische Zen-tralbank unser Geld zerstört“, Fi-nanzBuch Verlag, München 2015,broschiert, 100 Seiten, 9,99 Euro

Nein, eine Gute-Nacht-Lektüre ist dieses Buchnicht. Es zeigt ziemlich

überzeugend, wie wenig man derGewalt entkommen kann, einfachweil sie von Natur aus zummenschlichen „Inventar“ gehört.Der an der Berliner Humboldt-Universität lehrende HistorikerJörg Baberowski hat sich seitLängerem mit dem Thema Ge-walt befasst. Sein Buch „Ver-brannte Erde“, in dem er eine er-schreckende Analyse der Stalin-schen Gewaltherrschaft geliefert

hatte, wurde vordrei Jahren mitdem Preis derLeipziger Buch-messe ausgezeich-net. Nach der Lektüre

seines jüngsten Bu-ches „Räume derGewalt“ hat manden Eindruck, erhabe sich einmalgenerell das The-ma von der Seeleschreiben wollen,geht er doch hierweit über den Sta-linismus hinaus.Baberowski analy-siert die Gewaltnach einem kurzenRückblick auf dasMittelalter in gro-ßer Ausführlichkeitan allen nur denk-baren Erschei-nungsformen im20. Jahrhundert.Das reicht von den

Massenvernichtungen an denFronten im Ersten Weltkrieg überdie Gewaltherrschaft und Mas-sentötungen des Kommunismusund Nationalsozialismus bis zuBürgerkriegen nach dem ZweitenWeltkrieg etwa im Kongo, im ehe-maligen Jugoslawien, in Ruandaund heute zum Terror von al-Kai-da und Islamischem Staat. Baberowskis Fazit ist ebenso

eindeutig wie deprimierend: Al-len Gutmeinenden zum Trotzwird Gewalt niemals aus der Ge-schichte der Menschheit elimi-

niert werden können. Es gibt kei-nen Menschen ohne Aggressio-nen: „Gewalt ist ein Vermögen,mit dem wir zur Welt gekommensind. Sie gehört zur Grundaus-stattung des Menschen.“ Waseinmal gedacht werde, bleibe imGedächtnis und dränge – sindnur die äußeren Voraussetzun-gen dafür gegeben – auch zurTat.

Die logische Folgerung ist, dassGewalt sogar in Friedenszeitenimmer latent vorhanden ist. Ba-berowski zitiert mehrmals denbritischen Denker des 17. Jahr-hunderts Thomas Hobbes, der inseinem berühmten „Leviathan“das friedliche Zusammenlebender Menschen gerade in ihrerAngst vor Gewalt und damit infreiwilliger Unterordnung untereine notfalls auch autoritäreMacht begründet sieht.Ziemlich drastisch erteilt er

denn auch allen pädagogischenBemühungen, Gewalt zu elimi-nieren, eine Abfuhr. Gewalt kön-ne nicht überwunden werden; eskomme aber darauf an, sie zu be-herrschen, um sie in ihren Aus-wüchsen nicht zur lebensbedro-henden Gefahr für den Einzel-nen als auch für das gesellschaft-liche Zusammenleben werdenzu lassen. Gerade das 20. Jahr-hundert biete mit seinen plan-mäßig betriebenen Massenmor-

den und Gewaltexzessen vieleBeispiele. Die Beispiele, die Baberowski

bringt und denen man gar nichtwidersprechen kann, machendas Buch mit seiner deutlichpessimistischen Grundhaltungzu einer bedrückenden Lektüre.Gleichwohl sollte man sich ihrnicht verweigern, will man illu-sionslos vergangenes und aktuel-les Geschehen verstehen. Geradedie Erfahrung von Gewalt stifteOrdnung; sie komme aus derEinsicht, dass Gewalt niemalsverschwinden wird – „für denTräumer, der den ewigen Friedenherbeisehnt, ist diese Erkenntnisenttäuschend“.Aber man möchte ihm die hi-

storische Erfahrung entgegenhal-ten, dass es in der Geschichte aufextremes Verhalten immer auchGegenreaktionen gegeben hat.Friedliches Zusammenleben mussnicht gleichbedeutend mit derHobbes’schen Unterordnung sein;das Ideal der westlichen Demo-kratien zumindest kennt die Äch-tung der Gewalt und sieht im Ge-waltmonopol des Staates nichtvon vorneherein eine latente Be-drohung. Man muss auch kein„Träumer“ sein, um zu wissen,dass dieses Ideal immer wiedergefährdet ist und ständiger Bemü-hungen letztlich aller Bürger zuseiner Sicherung bedarf.

Dirk Klose

Jörg Baberowski: „Räume der Ge-walt“, S. Fischer Verlag, Frank-furt/M. 2015, gebunden, 264 Sei-ten, 19,99 Euro

W e n nW e s t -deutscheu n dWestber-liner auf

den Transitstrecken durch dieDDR unterwegs waren, bemäch-tigte sich ihrer zumeist ein unbe-stimmtes Unwohlsein. Man fühltesich immer irgendwie beobachtet,verfolgt und bedroht. Und wennman dann wieder bundesdeut-schen Boden erreicht hatte, hattedas schon etwas Befreiendes.Dass das ungute Gefühl die Tran-sitreisenden nicht trog, beschreibtPeter Joachim Lapp in seinemBuch „Rollbahnen des Klassen-feindes“. Gemeint sind damit dieTransitwege von und nach Berlin(West), die über das Territoriumder DDR führten. Diese waren

keine Korridore, auf denen dieTransitreisenden unter sich unddem Zugriff der DDR-Staatsorga-ne entzogen waren, sondern Be-standteil des normalen Verkehrs-netzes der DDR.Für die Sicher-

heitsorgane wa-ren diese Verhält-nisse höchst be-denklich, bargensie doch vielerlei Möglichkeitenzur „politisch-ideologischen Di-version“, zur „feindlichen Kontakt-tätigkeit“ und ganz allgemein zu„feindlich-negativen Handlungen“.Diesem vollkommen überzogenenSicherheitsdenken entsprechendstuften sie die Transitwege wie dasGrenzgebiet ein, was zu einer sehrpersonalintensiven Überwachungeinschließlich einer „5-Km-Tiefen-sicherung“ führte. Auf diese Weise

wurde das Grenzregime in dasLandesinnere hinein ausgedehnt,ein Aufwand, der in keinem Ver-hältnis zum Ertrag stand, wie derAutor feststellt. Unter Federfüh-

rung des Ministe-riums für Staats-sicherheit (MfS)waren viele tau-send Bediensteteder Stasi, der

Volkspolizei und des Zolls Tag undNach damit beschäftigt, aus DDR-Sicht verbotene Vorgänge wie „Re-publikfluchten“, Kontaktaufnah-men und Warenübergaben zwi-schen Bundes- und DDR-Bürgernsowie das Verlassen der Transit-strecken zu verhindern, aufzuklä-ren, zu dokumentieren und zuahnden.Der Autor, ein ehemaliger Re-

dakteur beim Deutschlandfunk

und ausgewiesener Fachmann aufdem Gebiet der bewaffneten Or-gane der DDR, beschreibt in sei-ner Studie erstmals diese ebensobreite wie dichte Überwachungim Zeitraum vonder Gründungder DDR bis zuderen Untergang.Dabei stützt ersich hauptsäch-lich auf Dokumente aus dem Be-stand des Bundesbeauftragten fürStasi-Unterlagen, Studienmaterialdes MfS sowie Abschluss- und Di-plomarbeiten der Stasi-Hoch-schule zum Thema Transit.Nach der Einführung in das

Thema beschreibt Lapp die histo-rische Rahmenlage des Berlin-Transits. Diese lässt sich im We-sentlichen in zwei Teile gliedern,nämlich den nicht vertragsgebun-

denen Interzonenverkehr und denseit Juni 1972 durch das Transitab-kommen geregelten „spezifischenTransit von und nach Westberlin“auf der Straße, der Schiene und zu

Wasser. DenHauptteil der Ar-beit bilden dieKapitel, in denenAufgaben und Tä-tigkeit der drei an

dem Transit-Grenzregime beteilig-ten Sicherheitsorgane dargestelltwerden. Eine Chronologie des Ber-lin-Transits, ein umfangreichesQuellen- und Literaturverzeichnissowie ein Fotoanhang runden dieDarstellung ab.Die Studie ist sehr nüchtern ge-

halten, detailreich und informativ.Zahlreiche Tabellen, Pläne undSkizzen ergänzen den Text aufhilfreiche Weise. Auch wenn das

Buch am Ende ein Abkürzungs-verzeichnis enthält, erschwert diehäufige Verwendung von Abkür-zungen dem weniger informiertenLeser die Lektüre. Überhaupt istdas Buch weniger als Überblicks-oder Einstiegswerk geeignet, son-dern eher etwas für denjenigen,der sein Wissen über den Über-wachungs- und Sicherheitsappa-rat der DDR um diesen speziellenAspekt erweitern oder vertiefenmöchte. In dieser Hinsicht hatLapp seinen vielen Standardwer-ken ein weiteres hinzugefügt.

Jan Heitmann

Peter Joachim Lapp: „Rollbahnendes Klassenfeindes. Die DDR-Überwachung des Berlin-Transits1949–1990“, Helios Verlag, Aachen 2015, gebunden, 162 Sei-ten, 22,80 Euro

Jeder vonuns hat je-den TagU m g a n gmit kyrilli-s c h e nB u c h s t a -ben“, sagt

PAZ-Mitarbeiter Wolf Oschliesund zückt zum Beweis einenZehn-Euroschein. Unten rechtsweist er sich dreisprachig aus:„EURO“ ist dort in lateinischerSchrift zu lesen, darunter „EYPΩ“in griechischen Buchstaben unddarunter wiederum steht slawisch-kyrillisch „EBPO“. Seit Frühjahr2013 sind die Euro-Scheine mitden drei Schriften im Umlauf,denn im EU-Mitgliedsland Bulga-rien – seit 2007 in der Europäi-

schen Union – wird die Kyrilliza,das kyrillische Alphabet, verwen-det. Das gilt ebenso bei fünf ande-ren slawischen Völkern. Dies und mehr ist in Oschlies

neuem Buch zu erfahren. „Das eu-ropäische Alphabet Kyrilliza –1100 Jahre Abenteuer einerSchrift“ heißt es, und es gibt tat-sächlich erstaunlich Spannendesüber die 38 aus mitteleuropäischerSicht so fremdartigen Buchstabenzu berichten. Da wäre zum Bei-spiel Putins Propaganda-Coup,sich ein „höfliches Alphabet“ aus-zudenken, mit dem russische Erst-klässler nun den Buchstaben P so-fort mit ihrem Staatsoberhauptverbinden. Der Politikwissen-schaftler, Publizist („Der Kosovo-Konflikt“) und Osteuropa-Experte

Oschlies (74) beschreibt aber auchden nunmehr schon jahrhunderte-langen Kampf der Slavisten undOsteuropahistoriker gegen das un-ausrottbare Vorurteil „Slavica nonlegunter“: Slawisches werde nichtgelesen. Dabei könne von einem„schweren“ kyrillischen Alphabetkeine Rede sein, meint Oschlies.Sieben kyrillische Lettern sinddem Lateinischen entnommen, dieanderen seien „nicht nur schönund dekorativ, sondern kinder-leicht zu lernen“. Dennoch geriet die Kyrilliza

mehrfach in Gefahr abgeschafft zuwerden, zum Beispiel durch Geg-ner in der frühen Sowjetzeit oderheutzutage durch lateinisch co-dierte PC. Dabei schwärmte schonder Mönch und spätere Heilige

Naum von Ohrid 893 in seinemTraktat „Über die Buchstaben“:Weil man mit griechischen Letternnicht slawisch schreiben kann, er-barmte sich Gott der Slawen undschickte ihnen Kyrill, der 38 Buch-staben für das Slawische ersann.“Warum der „Slawenapostel“ Kyrill(um 827–869) mit der Kyrilliza tat-sächlich wenig zu tun hat, ist eben-falls bei Oschlies nachzulesen. Al-les in allem vom A (auf russischebenfalls „a“) bis Z (dž� auf rus-sisch) ein empfehlenswertes Buch.

Frank Horns

Wolf Oschlies: „Das europäischeAlphabet Kyrilliza – 1100 JahreAbenteuer einer Schrift“, WieserVerlag, Klagenfurt 2015, gebun-den, 238 Seiten, 18,80 Euro

Von Mord und TotschlagEine bedrückende Lektüre und dennoch ein lesenswertes Buch über die Gewalt

Höchst bedenkliche VerhältnisseFür die DDR-Oberen waren die Transitwege von und nach Berlin ein Graus. Mit enormem Aufwand wurden sie überwacht

Schöne BuchstabenEin Buch zeigt, wie spannend die Geschichte des kyrillischen Alphabetes ist

Kein Mensch ist ohne Aggressionen

»Politiker, lest dieses Buch!«

NEUE BÜCHER

Tausende Bedienstetewaren beschäftigt

Eine detailreiche undinformative Studie

RAUTENBERG BUCHHANDLUNG Nr. 49 – 4. Dezember 2015 23

PANORAMA24 Nr. 49 – 4. Dezember 2015

MELDUNGEN MEINUNGEN

ÜberzüchtetWie die EU zum fetten, gierigen Scheusal wurde, warum das niemanden schert, undwie Antirassisten ganze Völker auslöschen / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Früher gab es nur Wölfe.Doch der Mensch hat ausdieser einen grauen Rasse

eine unübersehbare Vielzahl vonHunderassen gezüchtet. Mancheniedlich, manche elegant, manchebedrohlich und andere einfachnur ulkig. Die Züchter könnenstolz sein.Unter ihnen gibt es aber auch

schwarze Schafe, die bestimmteEigenschaften so sehr herauf-züchten, dass am Ende ein elen-des Geschöpf herauskommt, dasentweder schon als Welpe dahin-siecht oder sein Leben lang leidenmuss unter kaputten Gelenken,quälender Atemnot oder anfälli-gen Organen. Diese armen Wesensind im Grunde lebensuntauglich.Verantwortungsbewusste Züchtersind auf der Hut, um den Fanati-kern ihrer Zunft Einhalt zu gebie-ten, oder, wenn es noch geht, de-ren Fehler zu korrigieren.Solche Verantwortungsträger

wünschte man sich im Felde vonPolitik und Weltanschauungen.Denn auch hier gibt es absurdeÜberzüchtungen, die sich nichtweniger grotesk ausnehmen alsdie bemitleidenswerten Kreatu-ren durchgeknallter Hundezüch-ter. Die Resultate der fanatischenPolitik- und Weltanschauungs-züchter sind nicht weniger le-bensuntauglich als diejenigen ih-rer Gleichgesinnten aus der Tier-zucht.Ein besonders bizarres Beispiel

liefert uns die Europäische Union.Die Geschichte ihrer Ahnenreicht zurück bis in die Zeit zwi-schen den Weltkriegen. Damalslegten die Politiker Gustav Strese-mann (Deutschland) und AristideBriand (Frankreich) die Gene derGemeinschaft. Sie bestanden ausder Erkenntnis, dass Frieden inEuropa nur dauerhaft möglich sei,wenn die Völker, Deutsche undFranzosen voran, ein gemeinsa-mes Ganzes heranbilden.Daran wurde seither weiterge-

züchtet, leider nicht immer mitden besten Absichten und mit im-mer merkwürdigeren Ergebnis-sen. So kam nach dem ZweitenWeltkrieg die Dreingabe hinzu,dass die Gemeinschaft in allerHeimlichkeit auch den Zweckverfolgen solle, Deutschland andie Kette zu legen. Unter demglänzenden Fell der Eintracht ver-barg sich seitdem das Gift des hi-

storischen Betruges wie eine bös-artige Geschwulst. Die Züchtermachten eifrig weiter, von Gene-ration zu Generation wurden ihreGeschöpfe größer und größer, bissich zuletzt ein fettes, gierigesScheusal aus dem Brutkastenwälzte, das sich kaum noch be-wegen konnte wegen der allesdurchwuchernden Sklerose. Dasist die EU, die 1992 geboren wur-de als Erbin der alten EG.So schob sich das Monstrum

durch die Zeit, fraß an Ländern,Geld und Kompetenzen in sichhinein, was es es in die Klauenbekam. Es konnte nicht anders,die Züchter hatten seine Geneschon vor der Niederkunft inMaastricht sokreiert. Nun aber

wankt undschwächelt dasarme Tier, alswollte es jedenMoment in denMorast der Ge-schichte kippen.Was machen dieZüchter? Eine strenge Diät wäreangesagt, um ordentlich zu ent-schlacken, sagen kluge Ärzte.Doch die wurden von den durch-geknallten Züchtern längst desHofes verwiesen als „Feinde Euro-pas“.Nächstes Jahr schon könnte ei-

nes der größten Organe einfachabfaulen. Großbritannien, diezweitstärkste Wirtschaftsmachtder EU, steht vor einer Volksab-stimmung über den Austritt ausder Union, die nach Lage der Din-ge den Abschied der Briten ein-leiten wird. Gleichzeitg hören wir,dass Brüssel den Beitrittsprozessder vorderasiatischen Türkei wie-der in Schwung bringen will.Es ist, als säge man dem ohne-

hin geschwächten, weil genetischkranken Tier ein Bein ab, um ihmbald darauf einen schwerenPlumpsack auf den Rücken zuschnallen. Im Zivilleben würdenPerverslinge, die sowas machen,vor Gericht landen. Stattdessenbekommen sie für diesen Akt desGrauens vermutlich irgendwannden Karlspreis.Die Deutschen stört das alles

wenig, weil sie es kaum noch zurKenntnis nehmen. Vor zehn oder20 Jahren hätte das Drama umBritanniens tödlich bedrohte EU-

Mitgliedschaft hierzulande Panik-schübe ausgelöst, die Gazettenund Sender wären Woche für Wo-che voll von den neuesten Umfra-gewerten von der Insel und jederHans und Franz hätte seinen Senfdazugegeben in der Debatte zurbrandheißen Frage „Zerfällt dieEU?“ Die Nachricht, dass in Finn-land das Referendum zumAustritt aus dem Euro gerade diezweite Hürde genommen hat,schert auch niemanden mehr. Wievon Leuten mit „Nahtod-Erfah-rung“ überliefert, lässt die EU imTodesdämmern stattdessen das ei-gene Leben an ihrem inneren Au-ge vorüberziehen: Die „großeFriedensleistung“ wird beschwo-

ren, der längstverwitterte Ju-gendrausch der„Europabewe-gung“ bestaunt,und die Deut-schen staunenseelig mit, stattsich endlichSorgen zu ma-chen über den

Zustand der EU.Vielleicht rührt unser dösender

Gleichmut daher, dass unsere Ge-danken nicht minder überzüchtetsind als die beklagenswerte EU.Denn, wie oben erwähnt, auch imBereich der Weltanschauungengreifen groteske Überzüchtungenum sich.Es gab Zeiten, da sollen die Ge-

danken der Leute voll gewesensein von rassistischem Unrat. Denhat man ihnen rausgezüchtet. Lei-der aber wurde versäumt, recht-zeitig aufzuhören mit der Weiter-züchterei. Heute sind wir dahersoweit ausgeartet, dass selbst dieErwähnung von Unterschiedenund Eigenarten bestimmter Völ-ker und Kulturen Herzflattern beiden sogenannten „Antirassisten“auslöst.Der Autor Rolf Bauerdick hat

das anhand der „Antiziganismus-Forschung“ schön herausgearbei-tet. „Antiziganismus-Forscher“sind Leute, die vorgeben, denRassismus gegen Zigeuner „wis-senschaftlich“ zu ergründen.Dabei sind sie immer weiter

und weiter gegangen. Schließlichhaben sie sogar auch alle positi-ven Betrachtungen über Zigeuner,etwa die vielbesungene Zigeuner-Romantik, als Spielart des Ras-

sismus entlarvt. Am Ende blieb,wie Bauerdick ernüchtert fest-stellt, ein „Volk ohne Eigenschaf-ten“. Nur dass sie „diskriminiert“würden, das ließen die Antiziga-nismus-Forscher als kollektive Ei-genschaft der Zigeuner noch gel-ten, alles andere aber nicht, weiles rassistische Verallgemeinerungsei, ob im („scheinbar!“) Gutenoder im (offen) Bösen.Ein klassischer Fall weltan-

schaulicher Überzüchtung: In ih-rem Reinheitswahn haben dieKämpfer gegen die Zigeuner-feindlichkeit die Zigeuner als er-kennbare Gruppe gleich mit aus-gelöscht. Gut, so kann man dasnatürlich auch machen, denn woes keine Zigeuner mehr gibt, dahat auch der Antiziganismus sei-nen Gegenstand verloren. Aberein bisschen krank ist das schon,oder?Bei der Massenzuwanderung

unserer Tage fallen wir selbst aufunsere überzüchtete Weltan-schauung herein. Um keine Rassi-sten zu sein, glauben wir weder,was wir täglich sehen könnennoch, was wir eigentlich wissen.Die große Mehrheit des weib-lichen Teils der Asylantenflut gibtdurch ihre Kopftracht zu erken-nen, was sie von der Rolle derFrau als weltlich orientiertes,selbstbestimmtes Wesen haltendürfte. Wir ahnen das zumindest,wollen das aber ums Verreckennicht in unsere Gedanken lassen.Stattdessen reden wir uns ein,dass unter den Kopftüchern be-reits die durchsetzungsstarkeChefärztin, die Erfolgsunterneh-merin oder feministische Journa-listin ausgebrütet wird. Wer etwas anderes erkennen

will, der ist eben ein Rassist und„schürt Ängste“. Ängste – wovor?Vermutlich davor, dass sich unserunverstellter Verstand wiedernach oben gräbt und uns die Au-gen öffnet. Dann in der Tat drohtuns ein böses Erwachen.Schrecklich. Da dösen wir doch

lieber weiter und genießen dieschrägen Windungen unseresüberzüchteten Antirassismus, deres uns verbietet, von „fremden,mit unserer Kultur nur schwerverträglichen Kulturen“ zu reden.Zumindest solange noch, bis unsDösköppe jemand brutal ins Hierund Jetzt holt. Dieser Jemand hörtauf den Namen Wirklichkeit.

Als die Kämpfer gegenZigeunerfeindlichkeitfertig waren, hattensie die Zigeuner

gleichsam ausgetilgt

ZUR PERSON

Hilfloser ersterFlüchtlingshelfer

Zum Jahresende ist er erlöst.Dann tritt der Portugiese

António Guterres nach elf Jahrenals Hoher Flüchtlingskommissarder Vereinten Nationen ab undüberlässt das Krisenmanagementdem italienischen UN-DiplomatenFilippo Grandi. Eigentlich wollteGuterres seinen Posten schon imJuni räumen, verlängerte aberwegen der Flüchtlingskrise seineAmtszeit bis Ende dieses Monats.Ob er damit groß etwas hat be-

wirken können, darf bezweifeltwerden. Guterres fiel vor allem mitder Klage auf, dass das Flüchtlings-kommissariat notorisch unterfinan-ziert sei. Immerhin verfügte es 2015über ein Budget von sieben Milliar-den Dollar, was aber nach seinenAngaben gerade einmal ausreichte,um etwa das Syrien-Programm zu54 Prozent zu finanzieren.Obwohl Deutschland nicht zu

den zehn Ländern mit den höch-sten Zuwendungen für seine Behör-de zählt, schlug sich Guterres aufdie Seite der Kanzlerin. „Es ist inak-zeptabel, dass die meisten Flücht-linge nach Deutschland, Österreich

und Schwedenkommen. DieVerteilung ist ei-ne europäischeVerantwortung“,sagte der 66-Jäh-rige in der „Ta-gesschau“.

Der frühere sozialistische Regie-rungschef Portugals, der 2001 we -gen der politischen Folgen nach ei-nem verheerenden Brückenein-sturz abtrat, sieht sich als Spenden-eintreiber für seine Organisation –mit mäßigem Erfolg. So sah er alsAuslöser der Flüchtlingskrise, dassdas UN-Welternährungsprogrammwe gen des weltweiten Flüchtlings-anstiegs 2014 seine humanitäreHilfe in Syrien um 30 Prozent re-duzieren musste. Deshalb zogendie hungernden Flüchtlinge aus ih-ren Lagern ins reiche Europa. Undes werden mehr, prophezeite Gut-erres in der „Frankfurter Allgemei-nen“: „Wir leben in einer viel ge-fährlicheren Welt. Als ich meinAmt antrat, hatten wir 38 Millio-nen Flüchtlinge auf der Welt. Heu-te sind es 60 Millionen.“ H. Tews

CSU-Chef Seehofer rede an-gesichts der Asylflut von einer„Obergrenze“, nenne aber kei-ne. Er fordere Maßnahmen,schlage aber keine wirkungsvol-len Maßnahmen vor. Das hatMethode, vermutet der Sozial-wissenschaftler Manfred Klei-ne-Hartlage im Portal „korrekt-heiten.com“ (19. November):

„Seehofer setzt sich als ,Alter-native‘ zur Kanzlerin in Szene,ohne eine zu sein. Das seineManöver begleitende und ver-stärkende Medienecho ein-schließlich der Kritik von linksgehört zur Inszenierung undsoll ihm das sichern, was manneudeutsch street credibilitynennt: Die etwas begriffsstutzigeBasis der Unionsparteien sollglauben, wer so drastisch vonrot-grüner Seite kritisiert werde,müsse wohl ein Bannerträgerihrer Anliegen sein.“

Kommentator AlexanderMeschnig räumt im Portal „Jour-nalistenwatch“ (27. November)mit der Theorie auf, westlicheUnterdrückung, Ausbeutung unddaraus resultierende Armut hät-ten den radikalislamischen Ter-ror hervorgebracht:

„Immer sind es Armut, Unter-drückung und Ausgrenzung, dieden islamistischen Terrorismuserklären sollen. Es ist geradezuvon rührender Naivität, einensaudischen Multimillionär wieOsama bin Laden oder den an-gehenden Architekten Moham-med Atta als Benachteiligte se-hen zu wollen ... Die obligatenErklärungen für die Massen-morde, die auch jetzt wieder zuhören sind, zeigen nur den hilf-losen Versuch, einen rationalenKern für die exzessive Gewalt,einen tieferen Sinn dahinter zufinden. Es gibt aber keinen ...Was zählt, ist einzig und alleinGewalt, die Verbreitung vonAngst und Schrecken.“

Und doch, erinnert GunnarHeinsohn, gibt es einen Zu-sammenhang zwischen Per-spektivlosigkeit und Terror beimanchen anderen Tätern. Dastreffe aber vor allem bei jenenzu, die bei uns mit Sozialhilfeaufgewachsen seien, weshalb erim „Cicero“ (27. November)mahnt:

„Wer tödlichen Islamismusvermeiden will, lässt entwedernur hochqualifizierte Muslimeins Land oder setzt – wie etwain Osteuropa – die Sozialhilfe sominimal an, dass niemandkommt. Wer jedoch die Kombi-nation aus ungebildeter Einwan-derung und ihrer Versorgungfortsetzt, kann beim nächstenAnschlag seine Hände nicht inUnschuld waschen.“

Mark Rutte, Ministerpräsi-dent der Niederlande, die am1. Januar die EU-Präsidentschaftübernehmen, warnt in der „Fi-nancial Times“ die Europäer(27. November):

„Wie wir alle vom RömischenReich wissen, gehen große Im-perien unter, wenn ihre Gren-zen nicht gut geschützt sind.“

Der libanesische Patriarch Be-schara Rai spricht sich in der„Welt“ (30. November) strikt ge-gen eine Integration der Syrer inDeutschland aus:

„Es ist nicht akzeptabel, zusagen, die Leute könnten wo-anders ein neues Zuhause fin-den. Niemand hat das Recht,Menschen von ihrer Heimat,ihrer Geschichte, ihrer Kulturzu entfremden. Das Leben be-steht nicht nur aus Essen undTrinken.“

Stuttgart – Laut einem Bericht der„Stuttgarter Nachrichten“ bekla-gen sich Polizeibeamte in großerZahl darüber, dass sie Straftätern,die im Asylverfahren stecken,„fast machtlos“ gegenüberstän-den. Geldstrafen könnten ohnehinnicht bezahlt werden. Außerdemhabe eine Verurteilung fast nieAuswirkungen auf den Verlaufdes Asylverfahrens. Dies locke Tä-ter ins Land, die ausschließlichkämen, um Straftaten zu begehen,so die frustrierten Beamten. H.H.

Hannover – NiedersachsensInnenminister Boris Pistorius(SPD) will einen besonderen Ein-bruchschutz bei Neubauten zurgesetzlichen Pflicht machen.Hintergrund sind zum einen dieständig steigenden Fallzahlen.Binnen fünf Jahren ist die Scha-denssumme laut Versicherungs-wirtschaft um 35 Prozent gestie-gen. Zudem ist die Aufklärungs-quote mit 16 Prozent gering, auchweil die Polizei immer weiter aus-gedünnt wurde. H.H.

Einbruchschutz als Pflicht

Polizisten fühlen sich machtlos