Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine...

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Mit Ostpreußenblatt Nr. 42 – 17. Oktober 2009 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt D er Napoleon von der Saar schäumt und redet von „Wahlfälschung“. Was ist pas- siert? Anders als Oskar Lafon- taine erwartet hatte, sind die Grünen im Saarland nun doch nicht zu einer rot-rot-grünen Koalition bereit. Dort wird es eine Jamaika-Koalition unter dem alten und neuen Minister- präsidenten Peter Müller (CDU) geben. Das enttäuscht natür- lich einen Mann wie Lafontai- ne zutiefst, zumal er gerade verkündet hatte, nicht mehr für den Fraktionsvorsitz im Ber- liner Reichstag zu kandidieren zu wollen. Nun warten in Saarbrücken die harten Bänke der Opposi- tion auf einen Mann, der sich für die vielleicht letzten vier Jahre seiner politischen Karrie- re etwas anderes vorgestellt hatte. Im Wahlkampf hatte der Jesuitenschüler von einem Poli- tikwechsel mit einer linken Mehrheit gepredigt, am Wahl- abend sich noch als Sieger ge- fühlt. Jetzt hat seine Partei nur noch die Hoffnung auf eine Re- gierungsbeteiligung in Bran- denburg. Wer Lafontaines politischen Weg in den letzten 20 Jahren zurückverfolgt, findet eine Rei- he solcher Fehleinschätzungen bei diesem mit so viel Intelli- genz und Genialität ausgestat- teten Mann. Aber scheinbar leidet der Saar-Napoleon eben- so wie der echte Napoleon un- ter Selbstüberschätzung und öfters auch an fatalen Fehlein- schätzungen. Sein Wahlkampf 1991 gegen Helmut Kohl im Zeichen der aufgehenden sozi- alistischen Sonne ist ebenso unvergessen wie sein plötz- licher Abgang als Finanzmini- ster unter Gerhard Schröder. Nun haben wir hoffentlich sei- ne letzte (verlorene) Schlacht erlebt. Sein Rückzugsort heißt nicht Elba oder St. Helena, son- dern Saarbrücken. HINRICH E. BUES: Oskar retour Immer verwaschener Die CDU will an der Saar eine »Jamaika«-Koalition testen – Risiko für das Profil Nach der dreifachen Landtags- wahl Ende August standen zwei CDU-geführte Landesregierungen wochenlang auf der Kippe. Nun können sie sich wohl behaupten. Der Preis ist ein Dreierbündnis in Saarbrücken, das der CDU noch viele Sorgen machen könnte. Aus der Rückschau von sieben Wochen kann die CDU von Glück reden: Trotz massiver Stimmen- verluste in Thüringen und im Saarland verteidigt sie in beiden Ländern das Amt des Regierungs- chefs. In Thüringen, weil die Spit- zenleute von SPD und Linker sich dermaßen blockierten, bis sich SPD-Chef Matschie dazu ent- schied, lieber im Bündnis mit der CDU zu regieren. Dass dort mit Christine Lieberknecht eine neue Ministerpräsidentin antritt, hat der SPD die Entscheidung sicher leichter gemacht. Im Saarland kam die Rettung für Ministerpräsident Peter Mül- ler in letzter Minute und fast schon unerwartet. Ein entschei- dender Grünen-Parteitag stand bevor, doch kurz zuvor sickerte durch, dass Oskar Lafontaine nicht länger Fraktionschef der Linken im Bundestag sein, sondern lieber in seiner Heimat bei einer rot-rot-grü- nen Veranstal- tung in Saarbrük- ken ein bestim- mendes Wort mitreden wollte. Für die Grünen war es das Signal, die Reißleine zu ziehen. Fast schlag- artig entschieden sie sich gegen Rot-Rot-Grün und für eine schwarz-gelb-grüne Koalition. Seitdem wird in Berlin und Saar- brücken gerätselt, ob Lafontaine diese Folge seiner Entscheidung womöglich bewusst angestrebt hat, um seiner früheren SPD nochmals einen Schlag zu verset- zen (allerdings um den Preis sei- ner eigenen Bedeutungslosigkeit, denn nun ist er Oppositionschef in einem Mini-Bundesland statt im Bundestag). Oder ob seine Be- teuerungen zu- treffen, er habe den Seitenwech- sel der Grünen nicht erwartet – was allerdings seiner Urteilsfä- higkeit kein gutes Zeugnis ausstellen würde. Peter Müller kann es egal sein, er kann sich auf weitere Jahre als Ministerpräsident freuen. Doch was rein machttechnisch nach ei- nem „fehlerfreien Ritt“ der CDU- Strategen in den letzten Wochen aussieht, wirft für das Profil der Christdemokraten doch einige Probleme auf. Schon das schwarz- grüne Experiment in Hamburg er- weist sich für sie immer wieder als Herausforderung – Stichwort Schulpolitik. Ein Jamaika-Bündnis an der Saar mag auf den ersten Blick un- problematisch erscheinen, weil die CDU dort ohnehin recht weit links steht und offenbar die Ak- teure „miteinander können“. Und doch sind solche Bündnisse ein Risiko für die CDU. Ein moderater Patriotismus ist immer noch Ge- schäftsgrundlage für die CDU, für die Grünen jedoch ein Brechmit- tel. Die Kritik der Ökopartei an al- lem was mit deutscher Staatlich- keit, mit Sicherheit nach innen und außen, mit Vertretung deut- scher Interessen zusammenhängt, bleibt fundamental. Das stark ver- waschene Profil der CDU könnte auf der Reise nach Jamaika weiter verblassen. Konrad Badenheuer Zu Zugeständnissen bereit Solarbranche kämpft um Subventionen – Windstrom viel billiger D ie Förderung von Solar- Anlagen bringe Deutsch- land mehr, als sie kostet. Die behauptet zumindest der Bundesverband Solarwirtschaft und rechnet vor, dass der Staat aus direkten und indirekten Be- steuerung deutscher Photovol- taik-Unternehmen und ihrer rund 50 000 Beschäftigten im Jahr 2008 Steuereinnahmen von rund drei Milliarden verzeichnen konnte. Dagegen seien nur zwei Milliar- den Euro über die im Erneuerba- re-Energien-Gesetz (EEG) festge- schriebene Anschubfinanzierung vom Stromkunden gezahlt wor- den. Die Solarwirtschaft hofft so, die neue schwarz-gelbe Regierung von ihrer vollen Daseinsberechti- gung überzeugen zu können. Doch manchem kommt das nach ziemlicher Schönrechnerei vor. So werde jeder Job in der Photo- voltaik-Branche vom Verbraucher mit etwa 150000 Euro gefördert, kontern Kritiker. Da jede durch Solarstrom er- zeugte Kilowattstunde derzeit zum staatlich festgelegten Festpreis von 43 Cent vom Erzeuger abgekauft werden muss, bedeutet das für je- den Haushalt mit durchschnittli- chem Verbrauch, dass er die laut EEG zugesagte Einspeisung von Strom aus Sonnenenergie mit drei Euro monatlich fördert. Inzwischen sieht selbst die So- larbranche ein, dass dieser Fest- preis, auch wenn er pro Jahr auto- matisch um zehn Prozent gesenkt wird, zu hoch ist. Selbst Strom aus Windenergie wird nur mit neun Cent vergütet. „Man sollte vorhandene Spielräume nutzen, um die Vergütung für den Solar- strom weiter zu reduzieren“, sagt selbst der Gründer des deutschen Marktführers Solarworld. Er weist darauf hin, dass die Welt- marktpreise für Solaranlagen in letzter Zeit um 30 prozent gesun- ken seien. Von 32 Cent als Einstiegspreis bei Neuverträgen ist nun bereits die Rede, doch auch das wäre noch gut das Fünffache des Bör- senpreises für herkömmliche Energie (siehe Seite 7). Bel Schwieriger Ausgleich Armenien und die Türkei nähern sich zögernd an M it seinem stets dezent freundlichen Lächeln unterstreicht Ahmet Da- vutoglu gern seine friedliebende Gesinnung. Seitdem er türkischer Außenminister ist, hat sein Land die diplomatischen Beziehungen in alle Himmelsrichtungen ausge- baut. Davutoglu will sich mit allen gut verstehen, um überall mitre- den zu können. Doch dieser neue osmanische Einfluss stieß an sei- ne Grenze, als sich Hilary Clin- ton, Sergew Laworo, Bernard Koucher und Javier Solana in Zü- rich versammelt hatten, um der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien beizuwohnen. Der Grund: Armeniens Außenmini- ster Edouard Nalbandian blieb der Veranstaltung lange fern. Erst als Davutoglu seinem armeni- schen Kollegen ausrichten ließ, dass er nicht mehr auf die Räu- mung der Region Berg-Karabach bestehen würde, konnten die Ver- treter aus den USA, Russland, Frankreich und der EU sehen, wie die langjährigen Erzfeinde Türkei und Armenien ihre Unterschrift unter zwei Abkommen setzten. Ob diese jedoch je von den bei- den Parlamenten ratifiziert wer- den, steht in den Sternen. Nicht nur, dass Davutoglu mit dem Ver- zicht auf die Räumung seinem Verbündeten Aserbaidschan er- zürnte, auch im eigenen Inland wird verlangt, dass die Armenier das mehrheitlich von Armeniern bewohnte, aber zu Aserbaidschan gehörende, seit 1993 besetzte Grenzland räumen. Auch lehnt die Türkei die Forderung der Ar- menier ab, die grausame Deporta- tion der christlichen Armenier im osmanischen Reich in den Jahren 1915 und 1916 als Völkermord an- zuerkennen. Die Armenier hingegen bestehen darauf, dass damals 1,5 Millionen von ihnen ermordet wurden. Auch hält man in der Hauptstadt Eriwan nichts von der einzurichteten Hi- storikerkommission, geht man doch davon aus, dass die Türken sie dominieren werden. Und Berg- Karabach zu räumen, steht dort gar nicht erst zur Debatte. Bel Konzentrierte Schachzüge Steuersenkungen, Hartz IV, Gesundheitsfonds: In Ber- lin wird weiter verhandelt Deutschland 5 DIESE WOCHE Sind die Sudetendeutschen schuld? Klaus will die EU gegen die Vertriebenen mobilisieren Aktuell 2 Rangliste der Entwicklung Die UN versucht, Lebensstandard in Formeln zu pressen Hintergrund 4 Etappensieg für Italiens Demokratie Berlusconis Machtmonopol bröckelt Ausland 6 Tochter der Umbrüche Nobelpreis: Heimatlosigkeit und Sozialismus prägten Herta Müllers Leben und ihre Literatur Kultur Mutige Männer, tapfere Frauen Bekennende Kirche in Ostpreußen: 1937 schon 150 verhaftete Pfarrer Preußen 11 Unbekümmert feiern Berliner feiern 20 Jahre Wende Blick eines Franzosen auf ein »seltsames Land« Preußen / Berlin 3 9 Ab nach Jam ma ai ik ka a? ? D Di ie es se es s p po ol li it ti is sc ch he e S Sy ym mb bo ol lb bi il ld d i is st t v vo or r d de em m R Re ei ic ch hs st ta ag g i in n B Be er rl li in n e en nt ts st ta an nd de en n. . Bild: photothek.net Die Deportationen von 1915 wirken nach Statt 43 Cent jetzt sogar »nur« 32 Cent Die »Reise nach Jamaika« ist für die CDU riskant

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Page 1: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

Mit OstpreußenblattNr. 42 – 17. Oktober 2009 UNABHÄNGIGE WOCHENZE ITUNG FÜR DEUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Der Napoleon von der Saarschäumt und redet von

„Wahlfälschung“. Was ist pas-siert? Anders als Oskar Lafon-taine erwartet hatte, sind dieGrünen im Saarland nun dochnicht zu einer rot-rot-grünenKoalition bereit. Dort wird eseine Jamaika-Koalition unterdem alten und neuen Minister-präsidenten Peter Müller (CDU)geben. Das enttäuscht natür-lich einen Mann wie Lafontai-ne zutiefst, zumal er geradeverkündet hatte, nicht mehrfür den Fraktionsvorsitz im Ber-liner Reichstag zu kandidierenzu wollen.

Nun warten in Saarbrückendie harten Bänke der Opposi-tion auf einen Mann, der sichfür die vielleicht letzten vierJahre seiner politischen Karrie-re etwas anderes vorgestellthatte. Im Wahlkampf hatte derJesuitenschüler von einem Poli-tikwechsel mit einer linkenMehrheit gepredigt, am Wahl-abend sich noch als Sieger ge-fühlt. Jetzt hat seine Partei nurnoch die Hoffnung auf eine Re-gierungsbeteiligung in Bran-denburg.

Wer Lafontaines politischenWeg in den letzten 20 Jahrenzurückverfolgt, findet eine Rei-he solcher Fehleinschätzungenbei diesem mit so viel Intelli-genz und Genialität ausgestat-teten Mann. Aber scheinbarleidet der Saar-Napoleon eben-so wie der echte Napoleon un-ter Selbstüberschätzung undöfters auch an fatalen Fehlein-schätzungen. Sein Wahlkampf1991 gegen Helmut Kohl imZeichen der aufgehenden sozi-alistischen Sonne ist ebensounvergessen wie sein plötz-licher Abgang als Finanzmini-ster unter Gerhard Schröder.Nun haben wir hoffentlich sei-ne letzte (verlorene) Schlachterlebt. Sein Rückzugsort heißtnicht Elba oder St. Helena, son-dern Saarbrücken.

HINRICH E. BUES:

Oskar retour

Immer verwaschenerDie CDU will an der Saar eine »Jamaika«-Koalition testen – Risiko für das Profil

Nach der dreifachen Landtags-wahl Ende August standen zweiCDU-geführte Landesregierungenwochenlang auf der Kippe. Nunkönnen sie sich wohl behaupten.Der Preis ist ein Dreierbündnis inSaarbrücken, das der CDU nochviele Sorgen machen könnte.

Aus der Rückschau von siebenWochen kann die CDU von Glückreden: Trotz massiver Stimmen-verluste in Thüringen und imSaarland verteidigt sie in beidenLändern das Amt des Regierungs-chefs. In Thüringen, weil die Spit-zenleute von SPD und Linker sichdermaßen blockierten, bis sichSPD-Chef Matschie dazu ent-schied, lieber im Bündnis mit derCDU zu regieren. Dass dort mitChristine Lieberknecht eine neueMinisterpräsidentin antritt, hatder SPD die Entscheidung sicherleichter gemacht.

Im Saarland kam die Rettungfür Ministerpräsident Peter Mül-ler in letzter Minute und fastschon unerwartet. Ein entschei-dender Grünen-Parteitag standbevor, doch kurz zuvor sickertedurch, dass Oskar Lafontainenicht länger Fraktionschef derLinken imBundestag sein,sondern lieber inseiner Heimat beieiner rot-rot-grü-nen Veranstal-tung in Saarbrük-ken ein bestim-mendes Wort mitreden wollte. Fürdie Grünen war es das Signal, dieReißleine zu ziehen. Fast schlag-artig entschieden sie sich gegenRot-Rot-Grün und für eineschwarz-gelb-grüne Koalition.Seitdem wird in Berlin und Saar-brücken gerätselt, ob Lafontainediese Folge seiner Entscheidung

womöglich bewusst angestrebthat, um seiner früheren SPDnochmals einen Schlag zu verset-zen (allerdings um den Preis sei-ner eigenen Bedeutungslosigkeit,denn nun ist er Oppositionschefin einem Mini-Bundesland stattim Bundestag). Oder ob seine Be-

teuerungen zu-treffen, er habeden Seitenwech-sel der Grünennicht erwartet –was allerdingsseiner Urteilsfä-higkeit kein gutes

Zeugnis ausstellen würde.Peter Müller kann es egal sein,

er kann sich auf weitere Jahre alsMinisterpräsident freuen. Dochwas rein machttechnisch nach ei-nem „fehlerfreien Ritt“ der CDU-Strategen in den letzten Wochenaussieht, wirft für das Profil derChristdemokraten doch einige

Probleme auf. Schon das schwarz-grüne Experiment in Hamburg er-weist sich für sie immer wiederals Herausforderung – StichwortSchulpolitik.

Ein Jamaika-Bündnis an derSaar mag auf den ersten Blick un-problematisch erscheinen, weildie CDU dort ohnehin recht weitlinks steht und offenbar die Ak-teure „miteinander können“. Unddoch sind solche Bündnisse einRisiko für die CDU. Ein moderaterPatriotismus ist immer noch Ge-schäftsgrundlage für die CDU, fürdie Grünen jedoch ein Brechmit-tel. Die Kritik der Ökopartei an al-lem was mit deutscher Staatlich-keit, mit Sicherheit nach innenund außen, mit Vertretung deut-scher Interessen zusammenhängt,bleibt fundamental. Das stark ver-waschene Profil der CDU könnteauf der Reise nach Jamaika weiterverblassen. Konrad Badenheuer

Zu Zugeständnissen bereitSolarbranche kämpft um Subventionen – Windstrom viel billiger

Die Förderung von Solar-Anlagen bringe Deutsch-land mehr, als sie kostet.

Die behauptet zumindest derBundesverband Solarwirtschaftund rechnet vor, dass der Staataus direkten und indirekten Be-steuerung deutscher Photovol-taik-Unternehmen und ihrer rund50 000 Beschäftigten im Jahr 2008Steuereinnahmen von rund dreiMilliarden verzeichnen konnte.Dagegen seien nur zwei Milliar-den Euro über die im Erneuerba-re-Energien-Gesetz (EEG) festge-schriebene Anschubfinanzierungvom Stromkunden gezahlt wor-den.

Die Solarwirtschaft hofft so, dieneue schwarz-gelbe Regierungvon ihrer vollen Daseinsberechti-gung überzeugen zu können.

Doch manchem kommt das nachziemlicher Schönrechnerei vor.So werde jeder Job in der Photo-voltaik-Branche vom Verbrauchermit etwa 150 000 Euro gefördert,kontern Kritiker.

Da jede durch Solarstrom er-zeugte Kilowattstunde derzeit zumstaatlich festgelegten Festpreis von43 Cent vom Erzeuger abgekauftwerden muss, bedeutet das für je-den Haushalt mit durchschnittli-chem Verbrauch, dass er die lautEEG zugesagte Einspeisung vonStrom aus Sonnenenergie mit dreiEuro monatlich fördert.

Inzwischen sieht selbst die So-larbranche ein, dass dieser Fest-preis, auch wenn er pro Jahr auto-matisch um zehn Prozent gesenktwird, zu hoch ist. Selbst Stromaus Windenergie wird nur mitneun Cent vergütet. „Man solltevorhandene Spielräume nutzen,um die Vergütung für den Solar-strom weiter zu reduzieren“, sagtselbst der Gründer des deutschenMarktführers Solarworld. Erweist darauf hin, dass die Welt-marktpreise für Solaranlagen inletzter Zeit um 30 prozent gesun-ken seien.

Von 32 Cent als Einstiegspreisbei Neuverträgen ist nun bereitsdie Rede, doch auch das wärenoch gut das Fünffache des Bör-senpreises für herkömmlicheEnergie (siehe Seite 7). Bel

Schwieriger AusgleichArmenien und die Türkei nähern sich zögernd an

Mit seinem stets dezentfreundlichen Lächelnunterstreicht Ahmet Da-

vutoglu gern seine friedliebendeGesinnung. Seitdem er türkischerAußenminister ist, hat sein Landdie diplomatischen Beziehungenin alle Himmelsrichtungen ausge-baut. Davutoglu will sich mit allengut verstehen, um überall mitre-den zu können. Doch dieser neueosmanische Einfluss stieß an sei-ne Grenze, als sich Hilary Clin-ton, Sergew Laworo, BernardKoucher und Javier Solana in Zü-rich versammelt hatten, um derWiederaufnahme diplomatischerBeziehungen zwischen der Türkeiund Armenien beizuwohnen. DerGrund: Armeniens Außenmini-ster Edouard Nalbandian bliebder Veranstaltung lange fern. Erst

als Davutoglu seinem armeni-schen Kollegen ausrichten ließ,dass er nicht mehr auf die Räu-mung der Region Berg-Karabachbestehen würde, konnten die Ver-treter aus den USA, Russland,

Frankreich und der EU sehen, wiedie langjährigen Erzfeinde Türkeiund Armenien ihre Unterschriftunter zwei Abkommen setzten.

Ob diese jedoch je von den bei-den Parlamenten ratifiziert wer-den, steht in den Sternen. Nichtnur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinemVerbündeten Aserbaidschan er-

zürnte, auch im eigenen Inlandwird verlangt, dass die Armenierdas mehrheitlich von Armeniernbewohnte, aber zu Aserbaidschangehörende, seit 1993 besetzteGrenzland räumen. Auch lehntdie Türkei die Forderung der Ar-menier ab, die grausame Deporta-tion der christlichen Armenier imosmanischen Reich in den Jahren1915 und 1916 als Völkermord an-zuerkennen.

Die Armenier hingegen bestehendarauf, dass damals 1,5 Millionenvon ihnen ermordet wurden. Auchhält man in der Hauptstadt Eriwannichts von der einzurichteten Hi-storikerkommission, geht mandoch davon aus, dass die Türkensie dominieren werden. Und Berg-Karabach zu räumen, steht dort garnicht erst zur Debatte. Bel

Konzentrierte SchachzügeSteuersenkungen, Hartz IV,Gesundheitsfonds: In Ber-lin wird weiter verhandelt

Deutschland

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DIESE WOCHE

Sind die Sudetendeutschenschuld?Klaus will die EU gegen dieVertriebenen mobilisieren

Aktuell

2

Rangliste der EntwicklungDie UN versucht,Lebensstandard in Formelnzu pressen

Hintergrund

4

Etappensieg fürItaliens DemokratieBerlusconisMachtmonopol bröckelt

Ausland

6

Tochter der UmbrücheNobelpreis: Heimatlosigkeitund Sozialismus prägtenHerta Müllers Lebenund ihre Literatur

Kultur

Mutige Männer,tapfere FrauenBekennende Kirche inOstpreußen: 1937 schon150 verhaftete Pfarrer

Preußen

11

Unbekümmert feiernBerliner feiern 20 Jahre Wende– Blick eines Franzosen aufein »seltsames Land«

Preußen / Berlin

3

9

Ab nach Jammaaiikkaa?? DDiieesseess ppoolliittiisscchhee SSyymmbboollbbiilldd iisstt vvoorr ddeemm RReeiicchhssttaagg iinn BBeerrlliinn eennttssttaannddeenn.. Bild: photothek.net

Die Deportationenvon 1915 wirken nach

Statt 43 Cent jetzt sogar »nur« 32 Cent

Die »Reise nach Jamaika« ist fürdie CDU riskant

Page 2: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

AKT U E L L2 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

MELDUNGEN

Die Schulden-Uhr:

Kleiner Gewinn

Vor gut einem Jahr, am 18.Oktober 2008, wurde an-

lässlich der Finanzkrise derSonderfonds Finanzmarktstabi-lisierung (Soffin) zur Stützungdes stark angeschlagenen Fi-nanzsektors von der Politik ge-schaffen. Doch der Bund stellteden Banken die Milliarden zurÜberwindung von Liquiditäts-engpässen und Bürgschaftennicht kostenlos zur Verfügung,so dass der Soffin in diesem Jahrbereits 513 Millionen Euro anGebühren eingenommen hat.Aktuell beläuft sich das gesamteVolumen der Hilfen auf 155,6Milliarden Euro. Dabei entfallen127,7 Milliarden auf die Gewäh-rung von Garantien, 21,9 Milli-arden Euro auf die Vergabe vonEigenkapital, und 5,9 MilliardenEuro auf Risikoübernahmen.Ausfälle gab es bisher keine.Allerdings muss sich der Bunddas verliehene Geld selbst lei-hen. Bel

1.624.466.849.749 €Vorwoche: 1.621.797.452.659 €Verschuldung pro Kopf: 19796 €€Vorwoche: 19764 €

(Dienstag, 13. Oktober 2009, Zahlen: www.steuerzahler.de)

Sind die Sudetendeutschen schuld?Klaus will die EU gegen die Vertriebenen mobilisieren – Grundrechtecharta soll in Tschechien nicht gelten

Das Ringen um den Lissabon-Ver-trag treibt absurde Blüten: Tsche-chiens Präsident Václav Klausfordert Garantien der EU gegenRückgabeforderungen der deut-schen Vertriebenen − und machtdamit unfreiwillig klar, dass dieseFrage offen ist. Ausgerechnet derdeutsche EU-Kommissar Verheu-gen wiederum weiß ganz genau,wer Schuld ist an der tschechi-schen Blockade: Die Sudetendeut-schen und ihre politische Schutz-macht, die CSU.

Viele Vertriebe staunten nichtschlecht, als sie vor wenigen Ta-gen die Zeitung aufschlugen: Dertschechische Staatspräsident Vác-lav Klaus begründete seinenWiderstand gegen den EU-Re-formvertrag mit der Furcht vorRückgabeforderungen der enteig-neten Sudetendeutschen. Die EU-Grundrechtecharta, die Bestand-teil des Vertrages ist, so Klaus imPrinzip durchaus schlüssig, könn-te es den Vertriebenen erlauben,tschechische Gerichte zu „umge-hen“. Deshalb fordere sein Landeine Ausnahmeklausel.

Wahr ist, dass es dem Wesender EU als Rechts- und Wertege-meinschaft zutiefst entsprechenwürde, wenn sie den vertriebenenOst- und Sudetendeutschen, dieseit über 65 Jahren auf einen Fun-ken Gerechtigkeit und Wiedergut-machung hoffen, diese Möglich-keit eröffnen würde. Tatsache istjedoch, dass eben diese Aussichtnicht nur Tschechen und Polenein Gräuel ist, sondern auch vie-len deutschen Politikern. Von da-her wurde bereits im Jahre 2004,bei der Osterweiterung derUnion, sorgfältig darauf geachtet,dass das Völkerrecht für die 14Millionen deutschen Vertriebe-nen in einigen wichtigen Punktenweiterhin suspendiert bleibt: Kei-ne Eigentumsrückgabe, keineStrafverfolgung noch lebenderVertreibungsverbrecher, keine

Aufhebung wenigstens der oftmörderischen Urteile der frühenNachkriegszeit in der Tschechos-lowakei, aber auch der Volksrepu-blik Polen gegen Deutsche. Dassdiese rigide Linie so nebenbeiauch die Rückgabe jüdischen Ei-gentums verhinderte, wurde inBrüssel und Berlin in Kauf ge-nommen, in Warschau und Praghingegen begrüßt.

Die Warnungen der Betroffe-nen, darunter Sudeten-SprecherBernd Posselt und BdV-Präsiden-tin Erika Steinbach, dass ein„Schleifenlassen“ dieser Fragesich später rächen könnte, wur-den übergangen. Posselt warntemehrfach davor, diese Problema-tik könne als eine Art politischerBlindgänger zum unpassendstenZeitpunkt doch noch detonieren,gab aber auch zu verstehen, dasser die Eigentumsfrage in der Sa-che für erledigt halte. Dagegenplädierte der Sprecher der Lands-

mannschaft Ostpreußen Wilhelmv. Gottberg für eine Politik deslangen Atems, die eine wie auchimmer geartete, sorgfältig demVölkerrecht verpflichtete Wieder-gutmachung zumindest nicht aus-schließen sollte.

Ohnehin war die Haltung derEU in dieser Frage keineswegseinseitig gegen die deutschen Ver-

triebenen gerichtet: So fordertedas Europäische Parlament 1994in einer Resolution die Rückgabenicht nur des jüdischen Eigen-tums in Ostmitteleuropa, sondernauch weiterer Enteignungen derKriegs- und Nachkriegszeit. 1999und 2000 forderte das Straßbur-

ger Parlament sogar zweimal aus-drücklich die Aufhebung der völ-kerrechtswidrigen Benesch-De-krete. In einem weiteren Be-schluss wurde die tschechischeRegierung zum Dialog mit denVertriebenen aufgefordert.

In den Folgejahren hatten Ger-hard Schröder und nicht zuletztGünther Verheugen als „Erweiter-ungskommissar“ alle Hände vollzu tun, um mit bestellten Gutach-ten und anderen Winkelzügen ei-ne EU-Erweiterung auch ohnediese völkerrechtlich dringendgebotenen Schritte durchzuset-zen. Die Frage, warum sie das ta-ten und ob es dafür Gegenleistun-gen gab, können wohl erst zu-künftige Historiker beantworten.

Verheugens Versicherungen dieser Jahre, die Benesch-Dekreteentfalteten keine Rechtswirkun-gen mehr und seien mit dem EU-Recht voll vereinbar, war schonimmer leicht als „das Gegenteil

von der Wahrheit“ erkennbar.Große Zeitungen wie die „FAZ“berichteten laufend über tschechi-sche Gerichtsurteile auf der Basisder Dekrete, in Einzelfällen wurdedamit nachträglich enteignet.

Ausgerechnet Václav Klaus hatdiese Sicht nun bestätigt: OhneAusnahme von der Grundrech-techarta sei es möglich, Rückga-beforderungen nach Enteignun-gen durch den EU-Gerichtshof zuerzwingen. Er sei besorgt, dassdie Charta den Dekreten aus denJahren 1945 und 1946 widerspre-che. Groß ist Klaus’ Angst vor ei-ner funktionierenden Justiz: Essei nicht hinnehmbar, dass etwa„EU-Richter aus Malta oder Spa-nien“ darüber entschieden, obSudetendeutsche ihr Eigentumzurückerhalten, vertraute er derpolnischen Zeitung „Rzeczpospo-lita“ an.

Während Berlin und Brüssel zudieser entlarvenden Äußerungschweigen, stellten sich linkedeutsche Europapolitiker auf dieSeite der Enteigner. Der MdEP JoLeinen (SPD) plädierte ohne Iro-nie für eine „politische Absichts-erklärung der Staats- und Regie-rungschefs“ der EU-Staaten mitder Zusicherung, „dass dieGrundrechtecharta in Tschechienkeine Anwendung findet“.

Verheugen wiederum gab derCSU eine Mitschuld an der Hänge-partie um die Lissabon-Ratifizie-rung: Klaus könne die Eigentums-ansprüche der Sudetendeutschennur deshalb instrumentalisieren,weil diese Frage „von deutscherSeite am Leben erhalten wurde“,warf er der CSU vor, sich für dasVölkerrecht einzusetzen. DerenGeneralsekretär Alexander Do-brindt sprach von einem „unglaub-lichen Vorgang“. Der Parlamentari-sche Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hart-mut Koschyk, nannte den VorstoßVerheugens einen „politischenBlindflug“. Konrad Badenheuer

Schon Konrad Adenauer be-tonte die Bedeutung desdeutsch-polnischen Ver-

hältnisses für Europa. Und so ver-dient es Anerkennung, dass die-ses steinige Feld von so vielengutwilligen Politikern und Histo-rikern geduldig beackert wird.

Die Kritik der Vertriebenen,dass es der deutschen politischenKlasse dabei oft an elementarenKenntnissen fehlt, hat nun neueNahrung bekommen. Die „Pom-mersche Zeitung“ veröffentlichtekürzlich in voller Länge eine „Stel-lungnahme junger Experten ausDeutschland und Polen“ zum 70.Jahrestag des Beginns des ZweitenWeltkrieges. Wie das Blatt berich-tete, sind diese Experten „demUmfeld der Adenauerstiftung“ zu-zurechnen. Die Initiative habe un-ter Schirmherrschaft von Wladys-law Bartoszewski, Tadeusz Maso-wiecki, Bernhard Vogel und Ri-cherd v. Weizsächer gestanden.

Doch das Dokument ist vollerUngenauigkeiten, sinnentstellen-der Weglassungen und Fehler. Sowerden hinsichtlich der Ursachendes Zweiten Weltkriegs weder dieüber eine Million deutschenFlüchtlinge und Vertriebenen ausdem Polen der Zwischenkriegszeiterwähnt, noch der bemerkenswer-te Umstand, dass in der WeimarerZeit auch die SPD nicht zur Aner-kennung der damaligen deutsch-polnischen Grenze bereit war,weil sie eben Deutschland so evi-dent benachteiligte. Es fehlt jederHinweis darauf, dass Polen ab

1926 eine Diktatur war sowie dar-auf, mit welcher Vehemenz War-schau lange vor 1933 weitere Ge-bietsgewinne im Westen anstrebte.Dass das so genannte Ostpolengarnicht legitim polnisches Staats-gebiet war, fehlt ebenso wie derleiseste Hinweis auf die Pressio-nen Polens gegen Danzig und dengrenzüberschreitenden Verkehrdurch den „Korridor“.

Dafür haben sich junge deut-sche Historiker zu folgendem Satzüber die deutsche Besatzungspoli-tik in Polen hinreißen lassen: „Dieeinheimische Bevölkerung ... sollte

mittelfristig vertrieben oder ver-nichtet werden.“ Diese Aussageschränkt das bemerkenswerte Do-kument keineswegs auf den West-teil Polens (der in der Tat komplett„eingedeutscht“ werden sollte)ein, sondern bezieht ihn auf ganzPolen – eine überaus gewagte Be-hauptung, für die man gern Belegewüsste.

Mehrfach ist die Rede davon,dass „Deutschland“ den Kriegentfesselt hätte und dafür die Ver-antwortung trüge, was zumindestungenau ist, weil nicht ganze Län-der, sondern Regierungen (undstreng genommen individuellePolitiker und weitere Entschei-

dungsträger) Kriege entfesselnund verantworten. Diese schiefeund irreführende Formulierungwäre noch irgendwie hinnehm-bar, wenn dann auch hinsichtlichder Vertreibung von der Verant-wortung „Polens“ die Rede wäre.Das ist indessen nicht der Fall –hier wird nur die „vor allem vonder Sowjetunion betriebene undmit den Siegermächten vereinbar-te Westverschiebung Polens“ an-geführt. Der Name „Benesch“ fällthier ebenso unter den Tisch wieder auch für Polen selbst so fataleGegensatz zwischen der Exilre-gierung in London und dem be-rüchtigten Lubliner Komitee.

Bezeichnenderweise bekennensich die Autoren zu Rechtstaat-lichkeit und Menschenrechten,um gleich im nächsten Satz die„Unumkehrbarkeit der nach 1945entstandenen Eigentumsregeln“zu betonen – gerade so, als wärees völkerrechtlich nicht strikt ver-boten, Enteignungen, die im Zugevon Verbrechen gegen dieMenschlichkeit geschehen sind,anzuerkennen. Die Liste der Un-richtigkeiten ließe sich fortsetzen.

Das Papier aus dem Umfeld derAdenauerstiftung besagt insofernwenig über die deutsch-polnischeGeschichte, aber viel über dasDenken und Empfinden der politi-schen Klasse in Warschau und Ber-lin. Die „Pommersche Zeitung“überschrieb ihren Kommentar zudiesem Dokument mit den Worten„Versöhnung auf dem Fundamentder Lüge“. K.B.

Auf Treibsand gegründetWie junge »Experten« die deutsch-polnische Geschichte sehen

LO-Sprecher vonGottberg für Politikdes langen Atems

Sarrazin»degradiert«

Frankfurt am Main – Die Bundes-bank hat ihrem VorstandsmitgliedThilo Sarrazin (SPD) wegen seinerÄußerungen über integrationsun-willige Türken und Araber die Zu-ständigkeit für den Bargeldumlaufentzogen. Die Entscheidung waroffenbar intern nicht unumstrit-ten, da Sarrazin weiterhin bei ge-ringerer Verantwortung die vollenVorstandsbezüge erhält. Auch warvorab gemeldet worden, Sarrazinwürde mehr Kompetenzen verlie-ren als es dann geschah. Ohnehinwird sein Interview mit zeitlichemAbstand immer differenzierter ge-sehen. Auch Kritiker bestreitennicht, dass Sarrazin zwischenunterschiedlichen Zuwanderer-gruppen genau unterschieden undviele davon positiv bewertet hat,sodass dem Interview jeder rassi-stische Einschlag fehlt. Auch wirdüberwiegend anerkannt, dass esbei manchen zugewandeten Tür-ken und Arabern sehr wohl Inte-grationsunwilligkeit gibt.

Ein gutes Stück „zurückgeru-dert“ ist der Generalsekretär desZentralrats der Juden, StephanKramer, der den SPD-Politiker zu-nächst mit Hitler verglichen hatte.Das sei ein Fehler gewesen: „Ichwollte Sarrazin nicht unterstellen,wie Hitler und Goebbels zu sein.Ich bleibe aber bei meiner Ein-schätzung, dass Sarrazins Äuße-rungen rassistisch sind.“ In der jü-dischen Gemeinschaft gibt es in-dessen auch ganz andere Stim-men. Der Schriftsteller RalphGiordano erklärte: „Diese tür-kisch dominierte muslimischeMinderheit in Deutschland wird... im Jahre 2030 soviel Kinder ge-bären, wie die nicht-muslimischeGesellschaft insgesamt. Selbstver-ständlich ist das ein Problem.“Der Historiker Michael Wolffsohnmeinte: „Gerade als Jude muss ichdankbar anerkennen, dass ThiloSarrazin die herausragenden Lei-stungen der deutschen Juden ineiner Weise gewürdigt hat undmit einer Herzenswärme, die ih-resgleichen sucht. Er sei in Sorge,so Wolffsohn, dass die grundge-setzlich garantierte Meinungsfrei-heit in Deutschland „nicht mehrin dieser Weise besteht“. K. B.

Sollten wirklich allePolen vertrieben oder

ermordet werden?

Wie in SowjetzeitenFSB schüchtert kritischen Historiker ein

Kreml-kritische Journalistenleben bekanntlich gefähr-lich in Russlands „gelenk-

ter Demokratie“. Doch auch gegenForscher schlagen Einsatzkom-mandos des russischen Inlandsge-heimdienstes FSB immer öfter zu:Ende September beschlagnahm-ten sie im Universitätsbüro und inder Privatwohnung des Histori-kers Michail Suprun in Archan-gelsk Computer, Dateien und Lite-ratur, kurz: seine gesamten For-schungsergebnisse der letzten Jah-re. Der Professor wurde verhaftet,verhört und blieb mit leeren Hän-den zurück. Die Motive der Be-hörden sind un-klar. Geht es umdie „Abschrek-kung“ kritischerWissenschaftleroder soll einmalmehr die stalinistische Vergan-genheit reingewaschen werden?

Der Fall ist brisant, berührt erdoch nicht nur die Forschungs-freiheit in einem Mitgliedslanddes Europarates, sondern auchdie deutsch-russischen Beziehun-gen. Suprun arbeitete zusammenmit dem Leiter des Informations-zentrums der Innenbehörde vonArchangelsk seit Jahren im Auf-trag des Deutschen Roten Kreuzes(DRK) an einem Gedenkbuchüber die unter der Herrschaft Sta-lins in den 1940er Jahren massivverfolgten Russlanddeutschen. ImNorden Russlands, nicht weit vonArchangelsk, starben tausendeRusslanddeutsche im Gulag, dem

System sowjetischer Arbeitslagerund Gefängnisse. Das DeutscheRote Kreuz, der Historische For-schungsverein der Deutschen ausRussland, die örtliche Universitätund die lokale Innenbehördeschlossen 2007 einen Vertrag undbetrauten Suprun damit, die For-schungen über die russlanddeut-schen Opfer zusammenzutragen.

Nun werfen die russischen Be-hörden Suprun vor, die Persönlich-keitsrechte der Opfer, über die erforschte, verletzt zu haben. Außer-dem habe er einen Staatsbeamtendazu angestiftet, ihm die Archive inunzulässiger Weise geöffnet zu ha-

ben. Suprun fin-det die Vorwürfef a d e n s ch e i n i gund klagt, sein Le-benswerk sei zer-stört. Erika Stein-

bach, menschenrechtspolitischeSprecherin der Unionsfraktion imBundestag, findet es „absolut inak-zeptabel“, das Russland „Stück fürStück die Presse-, Meinungs- undnun auch die Forschungsfreiheit defacto abschafft“.

Es bleibt abzuwarten, ob Berlinden Vorfall zur Sprache bringenoder aus diplomatischer Rück-sicht ignorieren wird. Die Peters-burger Organisation der russi-schen Menschenrechtsorganisa-tion „Memorial“ macht dem ver-folgten Wissenschaftler Mut.Auch ihnen waren Dokumentebeschlagnahmt worden. Den fol-genden Gerichtsprozess gewann„Memorial“. Jost Vielhaber

Thema: Verfolgung der Russlanddeutschen

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PR E U S S E N / BE R L I N Nr. 42 – 17. Oktober 2009 3

Deichgrafauf rotem Holzweg

Von HARALD FOURIER

Vor 20 Jahren haben Bürgerrechtlerin der DDR eine Ost-SPD gegründet.

Damit haben sie sich von der SEDemanzipiert. Sie zogen damals die eine Handaus dem Parteilogo der Kommunisten(schüttelnde Hände) hinaus, sagte MarkusMeckel, einer der Mitinitiatoren,anlässlich des Jubiläums. Der BrandenburgerMeckel warnt jetzt vor einer zu engenWiederannäherung an dieSED-Nachfolgepartei. Er fordert eineAbgrenzung von den Linken.

Auch Hubertus Knabe, der Leiter derStasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschön-hausen, warnt die SPD vor einemKuschelkurs mit der Linken. „Bei einerrot-roten Koalition in Brandenburg säßenerstmals überführte Stasi-Informantenam Kabinettstisch und würden sogar das Amtdes stellvertretenden Ministerpräsidentenbesetzen. Das wäre ein massiver Tabubruchin Deutschland“, sagte Knabe. DieseWarnungen bleiben wohl ungehört. MatthiasPlatzeck scheint wild entschlossen zu sein,zukünftig mit den Linken zu regieren.

Der brandenburgische Ministerpräsidenthat sich als „Deichgraf“ beim Oderhochwas-ser 1997 um Brandenburg verdient gemacht.Diese Meriten und seine Vergangenheit alsBürgerrechtler sind es, die ihn zumHoffnungsträger der unbelasteten, mitteldeut-schen Sozialdemokratie gemacht haben.

Mit seiner Hinwendung zur Linksparteistellt Platzeck all das in Frage. OhneNot begibt er sich auf den Pfad, den bereitssein Amtsvorgänger Manfred Stolpegegangen ist, der Brandenburg „liebevoll“als „kleine DDR“ bezeichnet hat. Stolpehielt dies für eine vorteilhafte Wertung.

Wenn Platzeck auf diesem Weg weitergeht,dann verliert die SPD endgültigihre Unschuld. In Sachsen-Anhalt,Thüringen, Mecklenburg-Vorpommernund Berlin hat sie bereits mit denPostkommunisten kooperiert – oder sie tut eszur Stunde. Nirgendwo jedoch hatten soviele Inoffizielle Stasi-Mitarbeiter eine füh-rende Position in der Partei. In ihrem Stamm-land beweist die SED, dass es nicht weit herist mit der Aufarbeitung ihrer kommunisti-schen Vergangenheit und mit der personellenErneuerung der Partei. Mit alten Kadern undStasispitzeln kann nur jemand fertig werden,der stark im Nehmen ist und hart in der Sa-che. Ansonsten droht die Regierung von denalten Genossen übernommen zu werden, unddas heißt, dass Brandenburg unweigerlichvor die Hunde gehen würde.

Platzeck war schon überfordert mit demSPD-Vorsitz. Wer versichert denBrandenburgern, dass er seine linkenKoalitionspartner unter Kontrolle hat – undnicht sie ihn?

In Berlin wird 20 Jahre Mauerfall ge-feiert, doch die Art und Weise der Festi-vitäten lässt so manches Mal den Geist,der 1989 Deutschland durchwehte, ver-missen.

In Berlin ist viel los dieser Tage. DieBerliner feiern zwei Feste: den amt-lichen Nationalfeiertag am 3. Oktober,als das geteilte Deutschland vor 19 Jah-ren offiziell wieder vereinigt wurde, undihr geheimes Nationalfest, als das Volkdie Berliner Mauer am 9. November vor20 Jahren durchbrach. Doch der 9. No-vember, dem sich das deutsche Volkemotional viel näher fühlt, darf kein of-fizieller Feiertag sein, weil der Tag, andem die Mauer fiel, zugleich der Jahres-tag eines NS-Verbrechens ist. Dabei warder 9. November 1989 doch eine Absa-ge an jede Diktatur. Genauso wie der 17.Juni 1953.

In Deutschland steht vieles auf demKopf, was auf den Beinen gehen müsste.Kein Wunder, dass Deutsche nach Mo-dellen im Ausland suchen. „Der deut-sche Nationalfeiertag muss wie Ihr 14.Juli ein Fest der Freude werden“, sagteHelmut Kohl vor Jahren dem französi-schen Autor dieser Zeilen. „Bei Ihnengibt es Musik, es wird auf der Straße ge-tanzt.“ Dagegen ist nichts einzuwenden.Der Altkanzler wollte eine gewissedeutsche Tristesse vertreiben. Die in-konsequenten Franzosen schaffen es ja,sich über ihre blutrünstige Revolutionvon 1789, die gar nicht lustig war, im

Nachhinein zu freuen. Auf jeden Fall ist„par ordre de Mufti“ das, was HelmutKohl sich wünschte, in diesem Jahr am3. Oktober in Berlin Wirklichkeit gewor-den. Die französische Truppe Royal deLuxe aus Nantes hatte einen Marsch ih-rer „Riesen“, zweier überdimensionalerMarionetten, auf den Straßen Berlinsangekündigt.

Also kamen am 3. Oktober die franzö-sischen Riesen ins Land der deutschenGartenzwerge. Schon früh morgens eiltedas Volk in Scharen, um am Fest teilzu-

nehmen. Die einstige Frontstadt Berlinist bekanntlich zur „Pop-Metropole“ Eu-ropas mutiert. Aber dieses „Event“übertraf alles Bisherige. Es lockte eineMillion Menschen. Es entstand ein un-durchdringliches Gedränge. Die Men-schen lieben es offensichtlich, wie Sar-dinen in der Dose dicht gedrängt zuwerden. Manche kletterten auf Bäumeund Straßenlaternen, um die Riesen zusehen. Aber jeder freuten sich. WeitereSpektakel dieser Art zur Belustigungder Volksmassen sind für den 9. No-vember vorgesehen.

War es aber dasselbe Volk wie dasje-nige, das damals die Mauer niederriss?War es das Volk der Heldenstadt Leip-zig? Damals haben viele DDR-Bewohner

Mut und Größe gezeigt, um ihre Iden-tität und Selbstbestimmung wieder zuerlangen. Ich war dabei, als in Hof (Bay-ern) die „Züge der Freiheit“ aus Prag an-kamen, als Zehntausende mit Kerzenauf dem Leipziger Ring demonstriertenund als eine halbe Million Menschen inHonecker-Jeans und „Proletenparkas“sich auf dem Alexanderplatz versam-melten, um ihr Recht zu behaupten, ausder Zwergrepublik DDR, in welcher dieSED sie gefangen hielt, ausbrechen zudürfen. Der Fall der Berliner Mauer war

das glücklichste Ereignis des 20. Jahr-hunderts. Ein echtes Wunder!

Was ist aus den Helden von 1989 ge-worden? Es hieß, das vereinigteDeutschland würde östlicher, protestan-tischer und linker werden. All das isteingetroffen, aber es ist auch islami-scher und selbst im Westen röter gewor-den. Ein Blick auf das Berliner Wahler-gebnis vom 27. September genügt: dieOstbezirke rot, als wäre nichts gesche-hen; die Stadtmitte grün, weil Gras dortwächst, wo keine Nutzpflanzen sind;und der Westen noch schwarz. Aber dieKommunisten sitzen im Berliner Ge-samtrathaus und verbreiten auch imWesten Deutschlands ihr rotes Spießer-tum. Die Erben der DDR machen

Deutschland weltfremd. Bloß nicht überden Tellerrand schauen.

Aber die Welt vergisst Deutschlandnicht. An die Tür klopft eine „andereRepublik“ als diejenige, die die Aufstän-dischen von 1989 wollten. Als die zweiRiesen auf dem Pariser Platz sich trafenschallte es „Vive la France“ vom Rat-hausfenster. Die „BZ“ schreibt diesenAusruf dem anwesenden französischenKulturminister Frédéric Mitterrand zu,während sich die Presseabteilung desBerliner Senats nicht mehr zu erinnernvermag. „C'est Wowereit qui les a pro-noncés, ça c'est sûr!“, meint hingegendie Pressechefin der französischen Bot-schaft. Derweil demonstrierten auf demBreitscheidplatz 150 Berliner der islam-kritischen Bürgerbewegung Pax Europagegen die Islamisierung Deutschlands.Auch wurde der ehemaliger SPD-Fi-nanzsenator, Thilo Sarrazin, zum „gei-stigen Brandstifter“ erklärt, weil er der„Political Correctness“ zum Trotz „türki-sche Wärmestuben“ kritisiert hatte.Dass er als „Sarrazene“, also als Maure,möglicherweise einen genealogischmuslimischen Hintergrund hat, machtedas Ganze noch signifikanter.

Gedankenlos wie Franzosen feiern dieDeutschen ihr Fest der Einheit in einerStadt, die von den ehemaligen Unter-drückern und von einer Partei regiertwird, dessen Spitzenfunktionäre damalsGegner der Wiedervereinigung waren.Deutschland ist wahrlich ein seltsamesLand geworden. Jean-Paul Picaper

VVoollkkssffeessttssttiimmmmuunnggbbeeiimm MMaarrsscchh ddeerr bbeeiiddeenn ffrraannzzöössiisscchheenn RRiieesseenn dduurrcchh BBeerrlliinn::ZZwwiisscchheenn ddeemm 33.. OOkkttoobbeerr uunndd 99.. NNoovveemmbbeerr wwiirrddiinn ddeerr HHaauuppttssttaaddttvviieell ddeess FFaallll ddeerr BBeerr--lliinneerr MMaauueerr vvoorr 2200JJaahhrreenn ggeeddaacchhtt..SScchhoonn HHeellmmuutt KKoohhllwwüünnsscchhttee ssiicchh ddeennNNaattiioonnaallffeeiieerrttaagg aallss„„FFeesstt ddeerr FFrreeuuddee““..

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Am 9. Oktober haben Vertre-ter des Verbandes der Op-fer des Stalinismus (VOS)

die Schilder der Karl-Marx-Alleein Berlin-Friedrichshain mit „Stra-ße der friedlichen Revolution“überklebt. „Es ist für uns unver-ständlich, dass 20 Jahre nach demfriedfertigen Aufbegehren in derDDR viele Straßen in Deutschlandnoch immer die Namen kommu-nistischer Idole tragen“, erklärteder Berliner VOS-Landesvorsitzen-de Mario Röllig. Hunderte anderenach Kommunisten wie Lenin,Thälmann oder Luxemburg be-nannte Straßen zeugen davon, dassDeutschlands kommunistischeVergangenheit noch lange nichtaufgearbeitet ist. Nur selten wirdder Opfer gedacht. Und das, ob-wohl sich Widerstand und Opposi-tion wie ein roter Faden durch dieDDR-Geschichte ziehen.

Arno Esch zum Beispiel. Der inMemel geborene Jura-Student wareines der frühen Opfer der kom-munistischen Gewaltherrschaft in

Mitteldeutschland. Sein Schicksalist typisch für das eines Regime-gegners, von denen die Kommuni-sten nach 1945 so viele massakrie-ren ließen.

Esch war aktives Mitglied der Li-beraldemokratischen Partei (LDP).Später schloss sich diese Partei mitder SED zum „antifaschistischen

Block“ zusammen und agierteebenso wie die Ost-CDU nur nochals Erfüllungsgehilfin der SED. Da-mit dies geschehen konnte, mus-sten die roten Machthaber ihreselbstbewussten Gegner in derLDP ausschalten. Im Fall Esch hießdies: liquidieren.

Am 18. Oktober 1949 begann ei-ne Verhaftungswelle in Rostock.Esch und andere wurden inhaftiertund von einem Militärtribunal derSowjets wegen Spionage und Bil-

dung einer konterrevolutionärenVereinigung angeklagt. Als Anfüh-rer wurde Esch zum Tode verur-teilt. 1951 wurde das Urteil in derMoskauer Lubjanka vollstreckt.

Andere kamen ins Straflager. „25Jahre Zwangsarbeit“ war das be-liebteste Urteil der Tribunale. Werdas überlebte und danach aus derSowjetunion abgeschoben wurde,ging oft in den Westen. Dort grün-deten die früheren Rostocker Stu-denten den „Verein ehemaliger Ro-stocker Studenten“ (Vers). So hiel-ten sie den Kontakt untereinanderjahrzehntelang aufrecht. Vers-Mit-glieder gehörten 1990 zu den er-sten, die nach Rostock zurückkehr-ten, um dort den Wiederaufbau de-mokratischer Strukturen an derUni zu begleiten. M. Schleusener

Am Sonntag, 11 Uhr, findet zu Eh-ren Eschs und seiner Kommilito-nen, die vor 60 Jahren verhaftetworden sind, eine Gedenkfeier inder Universitätskirche Rostockstatt.

Sie wollen nicht vergessenSED-Opfer gedenken derer, die die DDR nicht überlebten

Unbekümmert feiernDie Berliner feiern 20 Jahre Wende – Blick eines Franzosen auf ein »wahrlich seltsames Land«

Volksbegehren erlaubtEltern dürfen weiter Druck auf die Politik ausüben

Am 6. Oktober erklärte dasBerliner Verwaltungsge-richt Volksbegehren grund-

sätzlich für zulässig. Geklagt hattenEltern, die ein Volksbegehren zurbesseren Ausstattung von Kinder-gärten in der Stadt durchsetzenwollten. „Wir haben viel mehr be-kommen, als wir erhofft hatten“,sagte Burkhard Entrup, Vorsitzen-der des Landeselternausschusses,nach der Urteilsverkündung. DasGericht habe nicht nur eine Einzel-entscheidung getroffen, sonderneine Grundsatzentscheidung.

Im konkreten Fall ging es um dieFrage, ob das Begehren der Elternin das Haushaltsrecht des Abge-ordnetenhauses eingreift. 2450neue Erzieher und längere Betreu-ungszeiten wären letztlich die Kon-sequenz des Volksbegehrens. Auf96 Millionen Euro zusätzliche Ko-sten kommen die Initiatoren. DerSenat rechnet mit bis zu 212 Milli-onen Euro pro Jahr – zu viel für diepolitischen Verantwortlichen. Da-her hatte Innensenator Ehrhart

Körting (SPD) im August 2008 daslaufende Bürgerbegehren gestoppt,obwohl sich bis dahin bereits66200 Berliner für eine Verbesse-rung der Situation in den Kitas perUnterschrift engagiert hatten.

Doch der praktische Wert desUrteils ist fraglich, denn nach denbeiden gescheiterten Volksbefra-

gungen zum Flughafen Tempelhofund dem Religionsunterricht, diemit viel Engagement und profes-sioneller Unterstützung betriebenwurden, ist es sehr zweifelhaft, obdie Initiatoren überhaupt die ge-forderte Zahl der Unterschriftenfür die zweite Stufe und − falls ja −bei der Abstimmung das geforder-te Quorum erreichen würden.

In den beiden bisherigen Volks-abstimmungen, die vorzugsweisealte West-Berliner Klientel mobili-

sierten, waren beide Initiatorendeswegen erfolglos, weil vieleFlughafenfans den Religionsunter-richt (und umgekehrt) auch nichtunterstützt hatten. Die Gesinnung„Was geht’s mich an?“ ließ viele anjenen Abstimmungssonntagen lie-ber in den Betten bleiben. In Ber-lin, einer vergleichsweise kinder-armen Stadt, die lieber „kulturloseEvents“ feiert, werden wohl kaummehr als die betroffenen Eltern,die unter der jetzigen Situation lei-den, den Weg zur Wahlurne fin-den, obwohl das Thema diesmalkeine Ost-West-, sondern eine Fa-miliengrenze durch die Stadtzieht.

Doch vielleicht ist das Volksbe-gehren gar nicht mehr nötig, denninnerhalb der rot-roten BerlinerRegierung sind bereits einige Pro-tagonisten ihren eigenen zuständi-gen Senatoren in den Rücken gefal-len. Sie fordern im Rahmen einesKompromisspapiers die weitge-hende Erfüllung der elterlichenForderungen. Hans Lody

Arno Esch wurde1951 hingerichtet

Senat sah Haushaltzusätzlich bedroht

»Vive la France« schallt es aus dem Berliner Rathausfenster

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HI N T E RG R U N D4 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

Wer Fortschritt und Entwicklungfördern will, muss wissen, wie esdarum steht. Jedes Jahr geben dieVereinten Nationen (UN) darum ei-nen Index heraus. Er soll die wich-tigsten Anzeichen der Lebensqua-lität für jeden Weltbürger abbilden.

Die Datensammlung, bestehendaus Index und weiteren Zahlen,steht in den sogenannten HumanDevelopment Reports (HDR), aufDeutsch so viel wie „Bericht(e) zurEntwicklung der Menschheit“. DasWerk bildet die Grundlage weitererUN-Arbeit sowie für den Einsatzvon Nichtregierungsorganisatio-nen. Viel wurde an den Methodendieser nach Ländern vergleichen-der Einstufung von Menschen seitihrem ersten Erscheinen 1990 ge-ändert, beispielsweise die Gewich-tung der Einkommen. Das erklärteZiel, Entwicklung über Jahre zuverfolgen und zu vergleichen, liegtdaher in vieler Hinsicht noch fern.Dennoch gilt der HDR nach wievor als der statistische Schlüssel,der das komplexe Schloss, das effi-zientere Hilfe für den Einzelnenabblockt, öffnen kann. In dieser

UN-Rangliste gliedern sich dieStaaten der Erde in vier Kate-gorien. Die letzte Kategorie ist imaktuellen Report, mit Ausnahmevon Ost-Timor, quasi Afrika vorbe-halten. In der „mittleren“ Gruppebefinden sich unter anderem dieUkraine zusammen mit Staatenwie China oder Angola, währendsich der Libanon oder Brasilienlaut HDR-Listebereits zur hoch-e n t w i c k e l t e nStaatenklasse zäh-len dürfen.

Über 160 ein-zelne Faktorenwiegen die Auto-ren der Studie gegeneinander ab –vom Alphabetisierungsgrad derBevölkerung bis zum Jahr, in demFrauen das Wahlrecht zugespro-chen wurde. Möglicherweise er-klärt die letzte Messgröße, warumes die Schweiz nicht über Platz 9hinaus schafft. Einkommen, Le-benserwartung und Bildung liegenim Fokus der Erhebung. Schatten-einkommen oder Korruption abernicht, was die Vergleichbarkeit be-einträchtigt. Der Index hält auch

sonst einige Überraschungen pa-rat: Dass Libyen höher entwickeltsei als Rumänien, dürfte – Öl hinoder her – auch diesseits der Kar-paten für Widerspruch sorgen.Staatsformen, rechtlich garantierteFreiheiten und deren Verwirkli-chung spielen jedenfalls erkenn-bar eine untergeordnete Rolle.

Die Messgrößen des Papiers sindnicht immer ge-eignet, das ge-wünschte Krite-rium, beispiels-weise „politischeUns icherhe i t “ ,sauber zu erfas-sen.

Ein anständiger Lebensstan-dard bemisst sich zum einen amDurchschnitt der Menschen, de-nen keine verbesserten Wasser-quellen zur Verfügung stehen,zum anderen am Prozentsatz vonKindern unter fünf Jahren, dieuntergewichtig sind. Solche Ein-stufungsgrundlagen wirken will-kürlich, da massive Wasserpro-bleme auch europäische Mittel-meeranrainer oder wohlhabendeWüstenstaaten betreffen.

Staaten, die Frauen von weitenBereichen des Lebens ausschlie-ßen, können trotzdem weit nachvorne gelangen, denn die Beteili-gung beider Geschlechter an Ein-richtungen der Gemeinwesen be-rücksichtigt das Werk nicht. Migra-tion und Mobilität – im Innerenwie nach außen – heißen dagegendie Formeln, denen ein Hauptau-genmerk der Untersuchung gilt.

Das oft hohe Maß an Ungleich-heit in der jeweils untersuchtenGesellschaft spiegelt der Berichtdagegen wenig wider. So wurde inder Vergangenheit beispielsweiseBrasilia als im Dschungel gelege-ne und einst am Reißbrett geplan-te Hauptstadt Brasiliens als Orthoher Entwicklung gefeiert – dassdies allein auf die künstliche Bal-lung bezahlter Staatsdiener zu-rückzuführen ist, spielte für dieStudie keine Rolle. Als politischeRichtschnur ist die Liste daherein irreführendes Instrument,nicht zuletzt weil die heute so be-gehrte Frage der „Teilhabe“ amvermeintlich besseren Lebennicht genug Raum bekommt.

Sverre Gutschmidt

Norwegen heißt der Siegerder aktuellen Human De-velopment Reports. Wenig

überraschend, mag man angesichtsüppiger Öleinkünfte, geringer Ar-beitslosigkeit, viel Natur und vorallem hoher Preise als Zeichen fürWohlstand denken. 2001 bis 2006lag das Land der Fjorde schon aufPlatz eins der UN. Ein Bündel ver-schiedener Faktoren überzeugteauch diesmal. Das Pro-Kopf-Ein-kommen ist hoch, trägt jedochauch zur Finanzierung des europa-weit höchsten Kindergeldes bei.Oslo zählt zu den teuersten Städ-ten der Welt und die Norwegerzahlen auch Europas höchste Steu-ern – rund die Hälfte ihres Ver-dienstes. In Sachen Bildung istNorwegen zusammen mit Finnlanddas „Musterländle“ progressiv auf-tretender Politiker weltweit.

Deutschland bringt es bei deraktuellen UN-Studie nur auf Rang22. Ob das Land von Elchen undIbsen für alle Vorbild sein kann,ist jedoch keineswegs sicher. Ge-rade die Verknüpfung von Ein-kommen und Wohlstand – Haupt-argument für Norwegen – birgtSchattenseiten.

Den Deutschen, nicht nur denTouristen, sondern auch den zahl-

reichen in Norwegen arbeitendenFacharbeitern fallen neben hohenPreisen für Waren wie Dienstlei-stungen vor allem die Arbeitszei-ten auf. Die Touristen berührt dasunangenehm, denn alle öffent-lichen Einrichtungen schließen imSommer um spätestens 15 Uhr (imWinter um 16 Uhr).

Allgemein hohe Steuer- und Ab-gabenlasten machen gerade imländlichen Norwegen das Lebennicht nur bequem. Trotz hoherMaut an praktisch jeder Brückeund vor jedem Tunnel erscheintder öffentliche Nahverkehr unterfi-nanziert, Busse fahren nur ein-,zwei Mal am Tag. Importe sind zu-dem wegen hoher Zölle teuer – ab-schreckendes Beispiel stellen dieimmensen Einfuhrzölle von umge-rechnet 6000 Euro für ein Auto dar.

Auch die Freizeitgestaltung isterheblich teurer als in den meistenEuro-Staaten – trotz höherer Löh-ne. Gastronomisch ist das Land im-

mer noch ausbaufähig. Der norwe-gische Staat verfügt über hoheSteuern und Einnahmen und spartzwar nicht an der Infrastruktur,aber dafür durch hohen Rationali-sierungsdruck im Gesundheitswe-sen. Für die Zukunft fit bleiben, fürdie Zeit nach dem Nordseeöl Geldbeiseite legen, heißt die Devise derPolitik. Immerhin zeigt die politi-sche Klasse des Landes Verantwor-tungsbewusstsein für kommendeGenerationen. Soziale Investitio-nen und Prioritäten wie im staat-lichen Engagement für Kinder sinddurchaus erfolgreich. Das Land hatmit statistisch 1,83 Kindern proFrau eine höhere Geburtenrate alsdie meisten europäischen Staaten.Doch leben gerade über das Sozial-wesen Norwegens im Auslandmanche Mythen weiter. Eine pro-minente Legende ist die vom Bil-dungswunderland. 2003 war Nor-wegen laut Pisa-Studie trotz hoherAusgaben in Bildung nur mittelmä-ßig. In Naturwissenschaften hattenJugendliche besondere Probleme,auch waren sie die lautesten Schü-ler im OECD-Vergleich. Im Grundehat Norwegen also ähliche Proble-me wie andere europäische Staa-ten auch, nur sind die Menschengelassener. Sverre Gutschmidt

Zeitzeugen

Entwicklung und Wohlstand,die Hauptgegenstand der

UN-Untersuchung, lassen sichleicht mit dem Begriff Lebens-standard zusammenfassen. Le-bensqualität ist noch etwas ande-res. Über den Lebensstandard ih-rer Bürger verschafft sich bei-spielsweise die EuropäischeUnion gern einen Überblick. Mannehme den gesamten Wert allerjährlich erzeugten Waren (dasBruttoinlandsprodukt) und teilees durch die Anzahl der Einwoh-ner, so die Formel der EU. Dochbei der Bestimmung der Kauf-kraft, also dessen, was der Inhaltder Geldbörsen der Landeskin-der hergibt, ergeben sich Proble-me: Ein repräsentativer Waren-korb ist zu erstellen, also die Sa-chen und Leistungen, die in denjeweiligen Ländern häufig nach-gefragt werden. Um dieses Bündelaus Waren und Dienstleistungen

staatenübergreifend vergleichenzu können, hat die EU sogar eineArt Kunstwährung erfunden, denKaufkraftstandard. EU-Vergleichedieser Daten zeigen: Der Lebens-standard steigt europaweit.

Lebensqualität ist dagegen einweit gefasster und durch Einkom-men und Kaufkraft nur ansat-weise messbarer Begriff. AuchGesundheit, soziale Leistungen,Zugang zu den Einrichtungen desStaates gehören dazu. Der briti-sche WirtschaftswissenschaftlerArthur Cecil Pigou (1877–1959)prägte den Begriff in den 1920erJahren. Er beschrieb die Zu-sammenhänge von mehr Konsumdurch gestiegenen Wohlstand.Neben Konsum beeinflussen ge-rade die individuellen Berufs-und Bildungschancen in einerGesellschaft die Lebensqualitätder Menschen. Vereinte Nationenund EU gewichten mangels pas-sender Formel die Zusammen-hänge mit Einzelfaktoren, die be-stenfalls Indizien für Lebensqua-lität sein können. Wie solche Ein-zelerkenntnisse gegeneinanderabgewogen werden, bleibt jedochdas Geheimnis der Statistik. SV

Amartya Sen − Der indische Wirt-schaftswissenschaftler, Nobelpreis-träger (1998 für Wirtschaft) undPhilosoph, beschäftigt sich mit Fra-gen der Armut und Wohlfahrt inihren Wirkungen auf die Demokra-tie. Früh erlebte der Bengale Hun-gersnöte und soziale Verwerfungenin seiner Heimat Indien. Nach demStudium in Kalkutta wirkte er ander London School of Economicsund weiteren Elite-Universitätenwie Oxford, Cambridge und Har-vard. Er berät Organisationen wieOxfam aber auch die französischeRegierung. Sen legte mit seinenVeröffentlichungen die Grundlagefür den Human Development In-dex. In diesem Projekt arbeitete erab 1989 eng mit ul-Haq zusammen.

Mark Malloch Brown − Der 56-jährige Brite, derzeit Minister fürAfrika, Asien und die UN in derbritischen Regierung, war 1999 bis2005 Administrator des UN-Ent-wicklungsprogramms und refor-mierte als solcher den Index. Zu-vor war er bei der Weltbank tätig.Unter seiner Federführung kamein UN-Bericht speziell für diearabische Welt zustande.

Bryan Caplan − Der 38 Jahre jungeUS-Ökonom gilt als einer derschärfsten Kritiker des Human De-velopment Index. Kaufkraft undLebenserwartung der Menschenwürden beim Abwägen der zahl-reichen Faktoren in der Gesamtbe-wertung falsch gewichtet, so seinVorwurf. Jene zwei Faktoren seienvon Natur aus begrenzt, immerweitere Entwicklung nach Errei-chen einer Obergrenze unmöglich.Das werde aber nicht berücksich-tigt, lautet Caplans Kritik. Er istProfessor an der George MasonUniversity nahe Washington.

Mahbub ul-Haq − Der pakistani-sche Wirtschaftswissenschaftlerund ehemalige Weltbank-Direktor(1934−1998) gilt als einer der „Vä-ter“ des Human Development In-dex. Seine Forschungen mit demSchwerpunkt Theorien derMenschheitsentwicklung förderteder Wirtschafts- und Sozialrat derVereinten Nationen. Ab 1989 be-riet er das für den Index verant-wortliche Entwicklungsprogrammder Vereinten Nationen, dessenzentrales Anliegen die Förderungder am wenigsten entwickeltenStaaten ist. Ul-Haq hatte am Aus-bau des jährlichen Reports zu ei-nem umfangreichen Index maß-geblich Anteil.

Im Norden ist alles besserLebensstandard in Norwegen am Höchsten − Hohe Preise

Rangliste der EntwicklungDie UN versucht, Lebensstandard in Formeln zu pressen

ChefredakteurKonrad Badenheuer

(V. i. S. d. P.)

Chefin vom Dienst, Leserbriefe, Bü-cher: Rebecca Bellano; Politik, Wirt-schaft: Hans Heckel; Kultur,Lebensstil: Silke Osman; Geschichte,Ostpreußen heute: Dr. Manuel Ruoff;Heimatarbeit, IT: Florian Möbius;Ostpreußische Familie: Ruth Geede.Freie Mitarbeiter: Wilhelm v. Gott-berg, Sophia E. Gerber (Venedig),Dr. Richard G. Kerschhofer (Wien),Hans-Jürgen Mahlitz, Liselotte Mil-lauer (Los Angeles), Jean-Paul Picaper.

Verlag und Herausgeber: Landsmann-schaft Ostpreußen e.V., Anschrift vonVerlag und Redaktion: Buchtstraße 4,22087 Hamburg. Für den Anzeigenteilgilt: Preisliste Nr. 31.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Feh-marnstraße 1, 24782 Büdelsdorf. –ISSN 0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitungist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen (LO) und erscheint wö-chentlich zur Information der Mit-glieder des Förderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2006: Inland 8,30 Euro einschließlich7 Prozent Mehrwertsteuer, Ausland10,50 Euro, Luftpost 14,50 Euro. Ab-bestellungen sind mit einer Frist voneinem Monat zum Quartalsendeschriftlich an den Verlag zu richten.Konten: HSH Nordbank, BLZ 210 50000, Konto-Nr. 192 344 000. PostbankHamburg, BLZ 200 100 20, Konto-Nr.84 26-204 (für Vertrieb).Für unverlangte Einsendungen wirdnicht gehaftet.

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DAS OST P R E U S S E N B L AT T

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Der kleineUnterschied

Deutschland nur noch

auf Rang 22

Ist Libyen wirklichhöher entwickelt als Rumänien?

Lebensstandard contra Lebensqualität

Kinderarbeeiit:: LLäännddeerr,, iinn ddeenneenn ddeerr NNaacchhwwuucchhss nniicchhtt LLeesseenn uunndd SScchhrreeiibbeenn lleerrnntt,, sscchhnneeiiddeenn sscchhlleecchhtt aabb.. Bild: ddp

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DE U TS C H L A N D Nr. 42 – 17. Oktober 2009 5

MELDUNGEN

VerweigerernLeistung kürzen

Berlin – Laut Angaben vonUnions-Fraktionsvize WolfgangBosbach verweigern 40 Prozentder dazu verpflichteten Ausländerdie Teilnahme an Deutschkursen.„Viele, die verpflichtet wurden, aneinem Sprachkurs teilzunehmen,damit sich ihre Vermittlungschan-cen auf dem Arbeitsmarkt verbes-sern, kommen einfach nicht. Diekönnen nicht weiter die vollen So-zialleistungen beziehen“, erklärteder CDU-Politiker in einem Inter-view. Wer sich nicht ernsthaft be-mühe, seine Chancen auf dem Ar-beitsmarkt zu verbessern, könnenicht erwarten, dass er dauerhaftdem Steuerzahler zu Last fallenkönne, so der 57-jährige Jurist.Bosbach lehnt auch die Bestellungeines Integratiosministers ab,denn das sei Ländersache. Bel

Wenig Verlässliches dringt derzeitaus den Koalitionsverhandlungenin Berlin. Die Einhaltung der Ver-traulichkeit ist immerhin ein Hin-weis, dass die offenkundigen Kon-flikte zwischen Union und FDPbislang nicht eskaliert sind.

Da die FDP als Wahlsiegerknapp ein Drittel derMandate einer zukünfti-gen Koalition besitzt,können die Liberalen inden Verhandlungen einerhebliches Gewichteinbringen. Stimmen,die derzeit aus derUnion zu hören sind,wie die Warnungen vorSteuersenkungen bezie-hungsweise -vereinfa-chungen oder vor derAbschaffung des Ge-sundheitsfonds, darfman derzeit wohl getrostzu den Akten legen. Of-fensichtlich ist, dass An-gela Merkel sich imHintergrund hält − mitAusnahme ihrer positi-ven Stellungnahme zumGesundheitsfonds. DasGetöse überlässt sie an-deren Verhandlungsfüh-rern etwa ihrem Gene-ralsekretär Ronald Pofal-la, der sich als Kandidatfür das große Arbeits-und Sozialministeriumhandeln lässt. RolandKoch hält sich mit War-nungen vor zu hohenSteuersenkungen zu-rück, wohl um die FDP nicht allzustark zu verärgern. Koch, der imheimatlichen Hessen bei seinenParteifreunden nicht mehr allzugut gelitten ist, sucht dringendnach einer respektablen Ab-sprungsmöglichkeit nach Berlin.

Angesichts der Milliardenlö-cher, die die Ausgabenpolitik derGroßen Koalition hinterlassenhat, mögen die Warnungen vorSteuersenkungen zwar verständ-lich sein, doch die FDP wird aufjeden Fall Haushaltskonsolidie-rung und Steuersenkungen ver-langen. Beide Ziele zugleich sind

aber nur über massive Kürzungenbei den Ausgaben erreichbar. Einunbeliebtes Thema. Welche Ein-schnitte im sozialen Netz, demgrößten Ausgabeposten hier be-vorstehen, wagt noch keiner öf-fentlich zu sagen. Aber ob diejüngste Rentengarantie oder dieAusstattung von Hartz-IV-Emp-

fängern unverändert bleiben, darfbezweifelt werden.

Für Guido Westerwelle soll amEnde der Koalitionsverhandlun-gen seine Wahl zum Vizekanzlerund Minister stehen. Inwieweit esihm gelingen wird, zentrale Wahl-versprechen seiner Partei wieSteuersenkungen, Entbürokrati-sierung, Stärkung der Wirtschaftund der Bürgerrechte durchzu-bringen, wird man abwarten müs-sen. Jedenfalls zeigen die jüngstendemoskopischen Zahlen, dass dieZustimmung zu einer schwarz-gelben Regierung seit der Bundes-

tagswahl in der Bevölkerung von39 auf 46 Prozent gestiegen ist,wie das ZDF-Politbarometer mel-dete.

Als geschickter Schachzug er-scheint die FDP-Forderung nachder Abschaffung der unbeliebtenHartz-IV-Gesetze und der Einfüh-rung eines Bürgergeldes. Die

CDU/CSU-Verhandlungsführer hatdiese Forderung offenbar kalt er-wischt. Dabei könnten die Libera-

len mit dieser Idee, die schon lan-ge in ihrem Wahlprogramm stand,gleich mehrere Fliegen mit einerKlappe schlagen. Das Zusammen-fassen diverser Sozialleistungen im

Rahmen des Bürgergeldes würdedie irrsinnige Bürokratie und Kla-geflut im Gefolge von Hartz IV be-enden können. Zugleich würdenAnreize zum eigenen Geldverdie-nen und zur Sanierung des völligüberschuldeten Staatshaushaltesgegeben − und zu guter Letzt: Dendrei linken Oppositionsparteien

würde ein beliebtes Angriffszielabhanden kommen.

So sehr Sachthemen im Vorder-grund der ersten Verhandlungs-runden stehen, so sicher werdensich im Laufe des Oktobers einigeNamen für bestimmte Posten inden Vordergrund schieben. Wiebei einem Schachspiel könntendabei bestimmte „Figuren“ aller-dings unerwartet das „Spielfeld“verlassen müssen. Davon wirdaber der Bürger – jenseits vonKaffeesatzleserei, Wunschdenkenoder Spekulationen – erst kurzvor dem 9. November erfahren,

wenn die Regierungsmannschaftendgültig feststehen soll.

Bis dahin darf fleißig weiter ge-rätselt werden. Sicher ist, dass dieFDP sich nicht mit „kleinen“ Mini-sterämtern abspeisen lassen wird.Zu den zentralen Schaltstellen derMacht, wie etwa der Hoheit überdie Finanzen oder der Herrschaft

über den riesigen Sozial-und Gesundheitsetatdrängen auch die Libera-len. Der FDP-Finanz-fachmann Hermann OttoSolms ist daher ein hei-ßer Kandidat für das Fi-nanzministerium. FürRoland Koch bliebe indiesem Falle nur das Ver-teidigungsministerium,wobei der bisherige Mi-nister Franz Josef Jungdann wohl im Tauschnach Wiesbaden wech-seln würde.

Ob Ursula von derLeyen Nachfolgerin vonUlla Schmidt im Ge-sundheitsministeriumwird, darf ebenso in Fra-ge gestellt werden. Denndie FDP hat gerade unterÄrzten eine starke Klien-tel, die genug unter derÄgide von Seehofer undSchmidt gelitten hat.

Unklar bleibt auch, obWesterwelle Bundesau-ßenminister wird. Dieholprige Art und Weise,wie er auf eine englischgestellte Frage eines bri-tischen Journalisten rea-

gierte (statt einfach auf Deutsch zuantworten), hat Zweifel an seinerStatur und Souveränität auf demglatten diplomatischen Parkettaufkommen lassen, zumal er inRussland, aber auch in muslimi-sche und afrikanischen Ländernbei offiziellen Anlässen niemalszusammen mit seinem männ-lichen Lebenspartner auftretenkönnte. Daher zerbrechen sichjetzt einige den Kopf, welches ge-wichtige Ministerium für den de-signierten deutschen VizekanzlerGuido Westerwelle passend seinkönnte. Hinrich E. Bues

Besprisorny“ (unbeaufsichtigt)– ein hässliches Wort, sperrig

und seit Jahrzehnten ohne Bezugzu russischer Realität. Dennochgerade in deutschem Schrifttumein untilgbares Wort: „Besprisor-ny“, als Pluraletantum gebraucht,bezeichnete das Strandgut von Re-volution und Bürgerkrieg, die el-ternlosen, entwurzelten Kinder,die in Banden minderjähriger Die-be und Mörder das Land durch-streiften und für Lenins und Sta-lins Sowjetreich eine solche Ge-fahr bildeten, dass sie strafrecht-lich wie Erwachsene behandeltund zum Tode verurteilt wurden.

Die chronisch schönfärberischeSowjetpropaganda hat die Exi-stenz der „Besprisorny“ nie be-stritten, wohl aber ihre hohe Zahl,die das Internationale Rote KreuzEnde der 1920er Jahre mit zwölfMillionen bezifferte. Ihr setztensie die Legende vom „Weg ins Le-ben“ der „Besprisorny“ entgegen:So hieß 1931 ein im In- und Aus-land erfolgreicher Film nach demBuch „Pädagogisches Poem“ desErziehers Anton Makarenko. Derhatte sich dieser verwahrlostenKinder angenommen, und seineradikalen Erziehungsmethodenwaren bis in die 1970er Jahre ge-samtdeutscher „Kult“: Im Westen

untersuchte man Makarenkos„Kommandeurspädagogik“, in derDDR seine „Kollektiverziehung“.Dabei war notwendigerweise vielvon „Besprisorny“ die Rede.

Nach Ende des Zweiten Welt-kriegs gab es keine sowjetischen,aber „deutsche Besprisorny“, vondenen die Zeitungen 1946 berich-teten: „Es ist eine geschichtlicheErinnerung, als in Russland dieverwahrlosten Kinder und Ju-gendlichen in wilden Rudelndurchs Land streiften.“ Die russi-schen „Besprisorny“ waren zwarein Ergebnis bolschewistischerPolitik, aber ein indirektes, andem die Bolschewiken im Grundeschuldlos waren. War das so? Derprokommunistische PsychologeManes Sperber erinnerte sich,dass in seine Berliner Praxis oftehemalige hohe Sowjetfunktionä-re kamen, die ungeachtet aller De-gradierungen zu Stalins Regimestanden – weil sie als frühere Exe-kutoren des stalinistischen Terrorsam Elend der „Besprisorny“schuld waren und nun Angst hat-ten: Mancher potentielle Abtrün-nige blieb loyal, weil er „im Angst-traum sein Kind in einer Bandevon Besprisorny erblickte, eltern-los, obdachlos, bis auf die Kno-chen ausgedörrt“.

Russki-Deutsch (38):

BesprisornyVon WOLF OSCHLIES

Am Dienstag hat das Ober-landesgericht Frankfurtzwei Terrorhelfer der Sau-

erlandgruppe zu Haftstrafen ver-urteilt. Hysein O., dem die Unter-stützung der Islamischen Dschi-had Union (IJU) zur Last gelegtwird, muss für ein Jahr und neunMonate hinter Gitter. Der Mitan-geklagte Omid S. hatte der Grup-pe Nachtsichtgeräte und Zielfern-rohre beschafft.Er wurde zu zweiJahren und neunMonaten Haftverurteilt.

In den letztenWochen hat die BedrohungDeutschlands durch islamistischeTerrororganisationen zugenom-men. Berlins Hauptbahnhof, derHamburger Hauptbahnhof, dasOktoberfest in München oderFrankfurt am Main sind möglicheZiele eines Anschlags. Zwei Wo-chen vor der Bundestagswahltauchten im Internet erstmalsdeutsche Video-Beiträge mit Ter-rordrohungen auf. Islamisten for-derten darin den Abzug aus Af-ghanistan und riefen deutscheMuslime zum „Heiligen Krieg“auf. Auch nach der Wahl müsseunverändert mit Terroranschlägenauf die erwähnten Ziele gerechnetwerden. Als besonders gefährdetePersonen gelten Bundesinnenmi-

nister Wolfgang Schäuble undBundesverteidigungsministerFranz-Josef Jung.

Auf den Videos sind Kampfsze-nen im pakistanischen Grenzge-biet, das Alltagsleben in den Trai-ningslagern der Islamischen Be-wegung Usbekistans (IBU) undPredigten islamistischer Führerzu sehen. Die deutschen Sicher-heitsbehörden haben mit massi-

ven Sicherheits-vorkehrungen beiden Feiern zumTag der Deut-schen Einheitund beim Mün-

chener Oktoberfest auf die Dro-hungen reagiert. An Flughäfenund Bahnhöfen patrouilliert ver-stärkt die Bundespolizei. Bei Ter-ror-Razzien in Berlin ging die Po-lizei gegen eine Gruppe von 15 Is-lamisten vor. Sie stellte belasten-des Material sicher und verhin-derte, dass Männer, die bereits als„Gefährder“ beobachtet wurden,sich ins Ausland absetzten. Inzwi-schen ist die Identität der Islami-sten auf den Terror-Videos be-kannt. Es handelt sich um einge-bürgerte Zuwanderer. HinterAbu-Askar verbirgt sich der ge-bürtige Iraner Shahab D. ausHamburg. Abu Saifyya ist der af-ghanischstämmige Khojah S. ausBonn. Manuela Rosenthal-Kappi

Konzentrierte SchachzügeSteuersenkungen, Hartz IV, Gesundheitsfonds: In Berlin wird um viel verhandelt – und geschwiegen

Jetzt wissen wir es also ganz ge-nau: Angela Merkel hat vierJahre nichts gemacht. Des-

wegen wurde sie wiederge-wählt. – Die Wiedervereinigunghaben Brandt und Bahr mit derOstpolitik vorbereitet. – Strauß wardemokratiegefährdend. – Deutsch-land ist jetzt zweigeteilt in Armund Reich zwischen Ländern wieBrandenburg und Bayern. Arm undReich werdenjetzt aufeinander-gehetzt.

An solchen undähnlich „qualifi-zierten Analysen“durfte sich das Publikum der ARDkürzlich 75 Minuten lang erfreu-en. Unter dem Motto „Linkes Le-ben und rechte Politik“ versam-melte Sandra Maischberger einwahres Panoptikum Altlinker, diediese Bühne zu einen Rundum-schlag gegen alles Nicht-Linke inder deutschen Politik, Geschichteund Gesellschaft der Nachkriegs-zeit nutzte.

Dieter Hildebrandt, Lisa Fitzund Franz Xaver Kroetz geriertensich, als stünden sie in einemKreuzzug gegen alles Bürgerliche,Konservative, Liberale undChristliche in diesem Land. Dakonnte auch der Kabarettist Ri-chard Rogler nichts ändern, derebenfalls dem linken Lager ange-

hört, aber wenigstens noch sach-lich argumentierte. Wie als kon-servatives Feigenblatt kam späternoch Autor Jan Fleischhauer da-zu, der als ehemals Linker kon-servativ wurde und auf blankesEntsetzen der linken Meinungs-schickeria traf.

Die Merkel wird ihr Konzeptdes Nichtstuns durchsetzen. Siehat ja jetzt vier Jahre lang über-

haupt nichts ge-tan und das hatsich ausgezahlt,tönte Dieter Hil-debrandt. Abge-watscht wurde in

dieser Runde das Personal derKohl-Regierungen von 1982 bis1998, als es ob sich um Politikereines Unrechtsregimes gehandelthätte, ebenso wie FDP-Chef We-sterwelle

Legale rechte Parteien wurdenkurzerhand als „kriminelle Organi-sationen“ diffamiert (Kroetz, früherDKP) und Politiker als gewissenlo-se Abzocker, alle wie einst Brutusseien („so ist die Politik“ laut Hil-de-brandt). Moderatorin Maisch-berger blieb meist passiv und wirk-te überfordert. Finanziert wurdediese Sendung zwangsweise vomGebührenzahler, der erst wenigeTage zuvor bei der Bundestagswahlgezeigt hatte, dass er ganz andersdenkt. Jürgen Henkel

Erste Erfolge15 Islamisten sind derzeit inhaftiert

Linke unter sichSehr einseitige Runde bei Maischberger

Razzien in Berlinverhinderten Flucht

Geschichtsklitterungund Dauerwahlkampf

Frankfurt am Main – Chinas Vize-staatspräsident Xi Jinping, der fürdie Nachfolge von Staats- und Par-teichef Hu Jintao ab 2012 gehan-delt wird, hat in den vergangenenTagen Europa besucht. Sein Auf-trag war, das Image seines Landeszu verbessern. Immer wieder tei-len der Staatschef und sein Vizewestlichen Medien mit, sie solltendoch mit China eine „harmoni-sche Welt“ mit „fairer Berichter-stattung“ schaffen und tun mitun-ter so, als wäre es der Westen, derein Problem mit der Meinungs-und Pressefreiheit hätte. Dass Pe-king systemkritische Autorennicht zur Frankfurter Buchmessehatte reisen lassen und sich dieAnwesenheit von Exil-Autoren inder Gegenwart chinesischer Re-gierungsvertreter verbat, wurdevon deutscher Regierungsseite to-leriert. Für eigene Kulturinstitutein über 80 Ländern, Medienpro-jekte und englischsprachige TV-Kanäle hat Chinas Staatsrat alleinin diesem Jahr 4,5 Milliarden Euroaufgewendet. Bel

China sorgt sichum sein Image

Noch halten alle dicchhtt:: DDaass EErrggeebbnniiss ddeerr KKooaalliittiioonnssvveerrhhaannddlluunnggeenn ddüürrffttee ddaahheerr ÜÜbbeerrrraasscchhuunnggeenn bbrriinnggeenn.. Bild: AP

Viele Ärzte wählenFDP, sie hassen

Ulla Schmidts Fonds

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AU S L A N D6 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

MELDUNGEN

Das italienische Verfassungsge-richt hat das Immunitätsgesetzaufgehoben, das bisher Silvio Ber-lusconi schützte, doch der Mini-sterpräsident ist nicht gewillt, dashinzunehmen. Mit seinem 70-pro-zentigen Anteil an den heimischenMedien bläst er zur publizisti-schen Attacke.

Bisher schien Berlusconi dasPrinzip der Gewaltenteilung zu ig-norieren. Die Machtbefugnisse alsRegierungschef reichten ihm nichtaus. Mit maßgeschneiderten Ge-setzen und Bestechungsversuchenmischte er sich in Gesetzgebungund Rechtssprechung ein. Jüng-stes Beispiel ist die so genannteLex Alfano, die das Parlament imletzten Jahr per Eilverfahren ver-abschiedete. Das Gesetz gewährteden vier ranghöchsten Politikerndes Landes – einschließlich desMinisterpräsidenten selbst – juri-stische Unantastbarkeit für ihregesamte Amtszeit. Die Regelungkam vor allem Berlusconi zugute,denn sie schützte ihn vor Strafver-folgung in allen gegen ihn laufen-den Verfahren. Die Vorwürfe ge-gen den 73-Jährigen reichen vonMeineid über Steuerbetrug undBilanzfälschung bis hin zur Kor-ruption. In der Vergangenheit kamder „Cavaliere“ mit Freisprüchenwegen Verjährung und aus Man-gel an Beweisen ungeschoren da-von. Besonders zwei Anklagenmachten dem Ministerpräsidentzuletzt zu schaffen. Er soll seinenehemaligen Anwalt David Millsfür Falschaussagen bezahlt haben.Zudem steht sein Media-Konzernunter Verdacht, beim Handel vonFilm- und Fernsehrechten inÜbersee Steuern hinterzogen zuhaben. Beide Prozesse wurdenwegen des Immunitätsgesetzesausgesetzt.

Anfang Oktober erklärte dasOberste Gericht in Italien die LexAlfano für verfassungswidrig. DieNorm verstoße sowohl gegen denGleichheitsgrundsatz als auch ge-gen die Vorschrift eines speziel-len Verfahrens für Verfassungsän-derungen. Berlusconi zeigte sich

empört über das Urteil und warfden Verfassungsrichtern vor,linksparteiisch zu sein. Für Salva-tore Scaduti, den Präsidenten desBerufungsgerichts von Palermo,stellen solche Bemerkungen „ei-ne Bedrohung des Prinzips derGewaltenteilung und der Freiheitder Justiz“ dar. Einen sofortigenRücktritt, wie ihn der ehemaligeStaatsanwalt Antonio Di Pietrovon der Oppositionspartei „Ita-lien der Werte“, aber auch Koali-tionspartner Umberto Bossi vonder rechtspopulistischen LegaNord fordern, lehnt der Minister-

präsident indes ab. Mit den Wor-ten „Lang lebe Italien! Lang lebeBerlusconi“ verteidigte er seinenRegierungsthron. Für Berlusconibeginnt jetzt ein Wettlauf der In-

stanzen. Um eine Wiederaufnah-me der ihm drohenden Verfahrenzu verhindern, muss er das Im-munitätsgesetz als Verfassungsre-form umschreiben und erneut

durch beide Parlamentskammernbringen.

Doch nicht allein die Justizweist den Premier in die Schran-ken. Das renommierte US-For-schungsinstitut Freedom Househat Italien im Frühjahr erstmalszu den Ländern gezählt, in denendie Presse nur noch „bedingt frei“ist. Zehntausende Menschen de-monstrierten zu Beginn des Mo-nats in Rom für die Pressefreiheit.Der Publizist und Jurist StefanoRodotà warnt vor einer „autoritä-ren Kontrolle der Information“.Schuld daran sind Berlusconis

Medienmacht – 70 Prozent desheimischen Presse- und Fernseh-marktes unterstehen seiner Kon-trolle – und der daraus entste-hende Interessenkonflikt mit sei-nem Amt als Regierungschef.Dem Staatsfernsehen Rai drohteder Ministerpräsident auf einerPressekonferenz im August: „Wirkönnen nicht mehr zulassen, dassdie Rai als einziges Fernsehen inder Welt mit dem Geld aller dieRegierung angreift.“ Prompt ließdie nach politischem Proporz be-setzte Direktion Verträge regie-rungskritischer Journalisten aus-laufen. Die linksorientierten Ta-geszeitungen „Repubblica“ und„Unità“ verklagte der Cavalierewegen ihrer Berichterstattungüber seine privaten Affären.

Auch in Deutschland betrach-tet man die Figur Berlusconi arg-wöhnisch. Vor allem dem linkenLager ist die Verquickung vonPolitik und Unternehmertumunheimlich. BundeskanzlerinAngela Merkel reagiert dagegengelassen. Sie vertraut auf Berlu-sconi als Kooperationspartner inSachen europäische Integrationund transatlantische Beziehun-gen. Gemeinsam mit Außenmini-ster Frank-Walter Steinmeier botsie ihm nach der Erdbebenkat-astrophe in den Abruzzen sofor-tige Hilfe an. Durch ihr diploma-tisches Geschick weiß die Kanz-lerin mit den Eigenarten des ita-lienischen Premiers umzugehen.Weder Berlusconis albernes Ver-steckspiel beim deutsch-italieni-schen Regierungstreffen in Triestnoch seine Dauertelefonate aufdem diesjährigen Nato-Gipfelbrachten Merkel aus der Fas-sung.

Linke Politiker üben dagegen of-fene Kritik. „Dieser Mann bieteteine Kombination von ökonomi-scher, politischer und medialerMacht, die für die Demokratie ge-fährlich ist“, warnt SPD-Europa-parlamentarier Martin Schulz,den Berlusconi im Jahr 2003 fürdie Filmrolle eines KZ-Aufsehersvorschlug.

Sophia E. Gerber

Etappensieg für Italiens DemokratieBerlusconis Machtmonopol bröckelt – Gleichheitsgrundsatz verletztDie Schweiz

bleibt hart

Der vorwöchige Staatsbe-such von König AbdallahIbn Abd-al-Aziz bei Präsi-

dent Baschar Al-Asad signalisierteine markante Wende in den bis-her schwer belasteten Beziehun-gen zwischen Saudi-Arabien undSyrien. Saudi-Arabien hatte 2003den amerikanischen Einmarschim Irak begünstigt und war dafürvon Syrien angegriffen wurden.

Im Libanon unterstützt Syriendie schiitischeHisbollah undderen Verbünde-te, die Saudisaber stehen aufSeite des sunniti-schen Hariri-Klans – der 2005 er-mordete frühere Premier RafikAl-Hariri hatte engste Geschäfts-verbindungen mit der Königsfa-milie und war sogar saudischerStaatsbürger. In Palästina wird diein Ramallah regierende Fatah vonden Saudis unterstützt, die Ha-mas erhält hingegen die Unter-stützung Syriens, und das Haupt-quartier von Hamas-Chef ChaledMaschal befindet sich in Damas-kus. Vor allem aber war und istSyrien ein enger Bündnispartnerdes Irans.

Aus diesen Konstellationenkonstruierte Saudi-Arabien eine„schiitische Einkreisung“ – wasaber an der Sache vorbeigeht,denn die Hamas ist sunnitisch.

Auch die Syrer sind zu drei Vier-teln sunnitisch, und die herr-schende Minorität der Alawitenwird zwar gerne als „schiitisch“bezeichnet, ist jedoch westlichund weltlich, hat also mit den Fa-natikern im Iran und im Iraknichts gemein.

In Wahrheit fürchten die saudi-schen Machthaber weniger dieiranische Rüstung – selber verfügtman ja über ein großes Arsenal

modernster ame-rikanischer Waf-fen –, sonderneher den sozialenSprengstoff im ei-genen Land, zu

dem man auch die unterprivile-gierte schiitische Minderheitrechnen muss.

Syrien versucht seit Jahren, ausseiner Isolation in der arabischenLiga herauszukommen, in die esdurch das Bündnis mit dem Iranund durch westlichen Druck gera-ten ist und baut dabei auf Saudi-Arabien. König Abdallah wiede-rum will eine geeinte arabischeHaltung in der Palästina-Politik,was nur mit Syrien geht – undwohl erst, wenn der diskreditierte„Palästinenser-Präsident“ Mah-mud Abbas fallen gelassen wird.Und auch im Irak wächst mit Mi-nisterpräsident Nuri Al-Maliki fürSyrer und Saudis ein gemeinsa-mes Feindbild heran. RGK

Am 31. Juli stand der franzö-sischer Präfekt Paul Girotde Langlade an der Perso-

nenkontrolle eines Pariser Flugha-fens. Nicht ganz korrekt und nichtsehr politisch kritisierte er dieschleppende Arbeit des Personalsund beklagte sich darüber, dass esan den Pariser Flughäfen so vieleAngestellte afrikanischer Abstam-mung gibt. „Es ist hier wie in Afri-ka“, sagte er. Das wurde gehört.Kritik hagelte auf den „Rassisten“herab. Er wurde zu InnenministerBrice Hortefeux bestellt, der ihnkurzerhand in den Ruhestand ver-setzte. Sein Dienstherr fragte nichteinmal nach Zeugen.

Doch im September wurde eineVideoaufnahme verbreitet, in dersich der Innenminister in derStadt Seignosse, wo er mit Partei-freunden tagte, mit einem jungenParteimitglied nordafrikanischerAbstammung unterhielt. „Wennnur einer von denen anwesend ist,dann ist das in Ordnung. Erst,wenn es viele werden, gibt es Pro-bleme“, gab er von sich. Mag sein,dass die zahlreichen Migranten inden französischen Vororten demMinister viele Probleme bereitenund dass ihn diese Problematiknicht loslässt. Dennoch war dieBemerkung in Anwesenheit einesjugendlichen Anhängers nicht be-sonders geschickt. Hortefeux ge-riet unter Beschuss und konnte

sich nur mit Mühe im Amt halten,weil der Staatspräsident sich fürihn verbürgte. Er musste vor einerVersammlung islamischer Geist-licher seinen Tritt ins Fettnäpfchenöffentlich bedauern: So generellhätte er es nicht gemeint …

Alle französischen Politikerschwingen in ihren Reden die mo-ralische Keule, als wäre die Liebezwischen allen Rassen und Kultu-ren der höchsteWert der Repu-blik. Wehe dem,der dem Gebotder multikulturel-len und multieth-nischen Republikzuwiderhandelt:Er wird gleich aus dem Kreis derAnständigen ausgeschlossen. Esfällt jedoch auf, dass dieselben Po-litiker mit der ethnischen Mi-schung in ihrem Staat leichtsinnigund sogar sarkastisch umgehen,sobald sie nicht mehr offiziell auf-treten. Doch in geschlossener Ge-sellschaft sprechen sie durchausdas ungelöste Problem der Über-flutung durch Zuwanderer aus an-deren Kontinenten an, ohne einBlatt vor den Mund zu nehmen.Dass sie sich in ihrem tiefen Inne-ren über die Zukunftschancen ih-rer gemischten Gesellschaft Sor-gen machen und sich im Freun-deskreis darüber frei äußern,scheint die unüberlegte, spontane

Äußerung des betroffenen Mini-sters zu bestätigen. In Seignossewar Hortefeux im Kreise vonGleichgesinnten und dachte wohlnicht an die Wirkung seiner Wortein den Medien.

Die französische Bevölkerungist nur begrenzt rassistisch. ImAlltag finden äußerst selten Ag-gressionen gegen Menschen ande-rer Hautfarbe oder anderer Reli-

gion statt. Verbal-injurien und Tät-lichkeiten dieserArt werden so-wieso gleich ge-ahndet. Es ist so-gar eher so, dassdie Staatsbürger

sich diesen Neubürgern aus demGefühl heraus besonders freund-lich und aufmerksam gegenüberbenehmen, weil man diese ver-meintlich Benachteiligten undVerfolgten durch betonte Höflich-keit belohnen und entwaffnenwill.

Es hat in Frankreich immerMenschen mit schwarzer Hautfar-be gegeben, viele von ihnen stam-men von den französischen Kari-bikinseln, auch wenn sie nicht sozahlreich wie heutzutage waren.Auf dem Fußballfeld und in Sta-dien verhelfen einige von ihnender Trikolore zu Ruhm. Anderer-seits jedoch kursieren über „dieseanderen“, Witze, die bezüglich der

wahren Volksmeinung ziemlichaufschlussreich sind. Es ist auffäl-lig, dass dieser manchmal ge-schmacklose Humor sich häufigergegen die Araber, also gegen dieMoslems, als gegen die Schwarz-afrikaner wendet, von denen eineganze Menge auch Moslems sind.

Dass ein Minister oder ein Prä-fekt ein Problem anspricht, worü-ber sich alle im Klaren sind, störtdie Volksstimmung jedenfallsnicht. Aber in der politischenKlasse ist der Rassismusvorwurftödlich. Der Sprecher der Soziali-stischen Partei, Benoît Hamon,griff Hortefeux‘ Unwort gleich aufund führte eine Kampagne gegendieses Mitglied der Sarkozy-Re-gierung, der die undankbare Auf-gabe hat, für Ordnung im Landezu sorgen. Unter Hortefeux‘ Ver-antwortung und unter der Leitungdes Ministers für Fragen der Ein-wanderung, Eric Besson, wurdengerade einige Hundert Immigran-ten aus einem Zelt- und Hüttenla-ger bei Ryssel (Lille) zwangseva-kuiert.

Anlass genug für Benoit Hamonund seine Partei, sich scheinheiligüber die Entgleisung des Ministersund über die Evakuierung des„Dschungels“ weiter zu entrüsten.Kein Wunder: Der Genosse Ha-mon hat neulich betont, dass es inder Bretagne „zu viele Weiße“ ge-be. Jean-Paul Picaper

Zur Liebe aller Ethnien verdonnertFrankreich: Polemik gegen Politiker nach Kritik an zu viel Zuwanderung

VersöhnungskursSyrien und Saudi-Arabien nähern sich an

Asad will aus seinerIsolation heraus

Im geschlossenenKreis reden Politiker

längst Klartext

Zürich/Bern – 700 Filmschaffendefordern seine Freilassung doch dieSchweizer Behörden bleiben (bis-her) hart: Seit bald drei Wochensitzt der Regisseur Roman Polan-ski wegen der Vergewaltigung ei-ner Minderjährigen unter Ver-wendung von Betäubungsmittelnin Auslieferungshaft. Das Verbre-chen liegt zwar lange zurück,doch die Täterschaft steht wegendes damaligen Geständnisses Po-lanskis juristisch fest. Der heute76-Jährige wusste immer, dass dieJustiz ihm noch auf den Fersen ist,seit 2005 besteht ein internationa-ler Haftbefehl gegen ihn. Wohl-weislich blieb Polanski, der 1933in Paris als Rajmund Roman Lieb-ling geboren wurde, darum imJahre 2003 seiner Oscar-Ehrungin den USA fern. Experten zufolg-te droht ihm für das Sittlichkeits-verbrechen eine Haftstrafe von biszu vier Jahren. Nach Angaben sei-nes Anwaltes befindet sich der Re-gisseur polnisch-jüdischer Her-kunft in „beunruhigender Ge-mütsverfassung“. K. B.

Am meistenMuslime in AsienWashington – Die meisten Musli-me leben nicht in arabischen Län-dern, sondern in Asien. Von denknapp 1,2 Milliarden Muslimenweltweit finden sich annähernd62 Prozent in Asien und dem pa-zifischen Raum, 20 Prozent imMittleren Osten und Nordafrika,15,3 Prozent in Afrika südlich derSahara, 2,4 Prozent in Europa und0,3 Prozent in Nord-, Mittel- undSüd-Amerika. Das geht aus einerweltweiten Untersuchung des US-amerikanischen Pew-Forschungs-instituts hervor, die jetzt in Was-hington veröffentlicht wurde. Ins-gesamt stellen die Muslime rund19 Prozent der Weltbevölkerungvon 6,8 Milliarden. Die Zahl derChristen wird auf 2,1 Milliardengeschätzt (33 Prozent). idea SSttiinnkkssaauueerr:: BBeerrlluussccoonnii bbeesstteehhtt aauuff ddiiee LLeexx AAllffaannoo uunndd sseeiinnee jjuurriissttiisscchhee UUnnaannttaassttbbaarrkkeeiitt.. Bild: Reuters

Fremde Medien mitKlagen überschüttet

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WI RTS C H A F T Nr. 42 – 17. Oktober 2009 7

MELDUNGEN

Zinsen bleibenvorerst niedrig

Venedig − Genau am Jahrestag dergroßen, weltweit koordiniertenZinssenkungsrunde vom 8. Ok-tober 2008 traf sich der EZB-Ratin der Lagunenstadt. Da querdurch Europa sinkende Infla-tionsraten und teilweise sogar sin-kende Preise gemeldet werden,halten Europas oberste Wäh-rungshüter vorerst an ihrer Nie-drigzinspolitik fest. Allerdingskündigte EZB-Chef Jean-ClaudeTrichet bereits an, dass die Noten-bank in absehbarer Zeit wieder ander Zinsschraube drehen würdeund mahnte die Politiker zurSanierung der Staatsfinanzen.Hochrangige Währungspolitikerhaben zuletzt mehrfach auf dieRisiken der massiven Geldmen-genexpansion der letzten Monatehingewiesen. Experten betonen,dass die Inflationsrate erst mit etwazwei Jahren Verzögerung auf einePolitik des „Gelddruckens“ rea-giert. Die australische Notenbankhat vor wenigen Tagen als erstegrößere Zentralbank der Welt dieZinsen wieder erhöht. K. B.

Bank, Versicherung, Bausparkasse,Fonds − alle bieten verschiedeneProdukte für die Altersvorsorgean, doch wo ist das Geld sicher?

„Rentenschock − So viel Geldkann die Krise kosten“ titelte die„Bild“-Zeitung und verwies aufeine Studie, nach der aufgrund dergeringen Lohnsteigerungen dernächsten Jahre auch die Rentesinkt. Die durch die Wirtschaftskri-se bedingten Einbußen der Arbeit-nehmer drücken die auch an dieLohnentwicklung gekoppelteRente. So muss ein Arbeitnehmermit einem Durchschnittsein-kommen, der nach 45Berufsjahren 2015 in Rentegeht, damit rechnen, statt1355 Euro nur 1263 Euromonatlich vom Staat zuerhalten. Während es für dienahende Rentengenerationnur 92 Euro weniger sind,schlagen die jetzigen Ent-wicklungen auf dem Arbeits-markt für den im Jahr 2040in Rente gehenden Durch-schnittsverdiener mit 194Euro zu Buche. Und auchdas dürfte noch optimistischgerechnet sein, da bei derdemographischen Entwick-lung immer noch von mehrGeburten ausgegangen wird,als es in den letzten Jahrender Fall war.

Laut einer Untersuchungder Deutschen Bank rechnendie meisten Bundesbürgermit einem gesetzlichen Ren-tenanspruch von 55 Prozentihres letzten Bruttogehalts,doch das sei eine gefährlicheFehleinschätzung. Jene, die2040 in Rente gehen, können„nur noch maximal 40 Pro-zent ihres letzten Bruttoge-haltes als Grundversorgung erwar-ten“, so Hans Kraus von der Deut-schen Bank. Und auch die Deut-sche Rentenversicherung hältdüstere Zahlen parat: So muss einDurchschnittsverdiener mit rund30000 Jahresbrutto 27 Jahre langBeiträge in die Rentenkasse gezahlthaben, um im Alter auch nur Sozi-alhilfe-Niveau zu erreichen. Da diebetriebliche Altersvorsorge, dieüber Jahrzehnte in Deutschland

eine feste Säule der Alterseinkünf-te war, von immer mehr Betriebeneingespart wird, bleibt also nur dieprivate Vorsorge. Doch statt dieseauszubauen, verweist die Postbankdarauf, dass laut einer aktuellenAllensbach-Studie 17 Prozent derbefragten Berufstätigen in den letz-ten Monaten die Zahlungen fürAnlageformen wie die Riester-Rente gekürzt oder Verträge sogargekündigt hätten. Jeder dritteBefragte gab sogar an, überhauptnicht privat vorzusorgen.

Ein Grund für die geringe Vor-sorge sind wirtschaftliche Engpäs-

se. Wer schon im Hier und Jetztfinanziell nicht klarkommt, denktnicht ans Alter. „Es ergibt keinenSinn, aus Schulden heraus eineAltersvorsorge zu betreiben“,betont die VerbraucherzentraleHessen gegenüber der PAZ.Zudem sollte man, bevor manüber Altersvorsorge nachdenkt,zumindest drei bis vier Nettoein-kommen als Notgroschen gesparthaben.

Auch die VerbraucherzentraleNiedersachsen verweist darauf,dass Risikoschutz vor Alter geht.Auch wüssten junge Menschennicht, was in fünf Jahren ist, daher

sollten gerade sie genau überlegen,wie sie für das Alter vorsorgen, dadie meisten Sparformen der priva-ten Altersvorsorge wenig flexibelseien.

Das sinkende Vertrauen in dieprivate Altersvorsorge sei jedochunbegründet. Man müsse sich nurzuvor über die persönliche Risiko-bereitschaft klar werden: VomAktienfonds bis zum Bankenspar-plan reicht die Angebotspalette.

Als sicherste Anlage wird abergerade jetzt nach der Bankenkrisedas Eigenheim eingeschätzt. Fastzwei Drittel der von Allensbachbefragten Berufstätigen setzen dar-

auf. Allerdings hat nur knapp dieHälfte von ihnen davon gehört,dass der Staat den Erwerb vonWohneigentum als Altersvorsorgedurch Wohn-Riester fördert.

„Entscheidender Vorteil derImmobilie: Schon mit Einzug indie eigenen vier Wände profitie-ren Wohneigentümer von ihrerAltersvorsorge. Das ist Zukunftssi-cherung mit Sofortwirkung. EineGeldrente gibt es dagegen grund-sätzlich erst bei Eintritt in denRuhestand − künftig mit 67 Jahrenoder mit deutlichen Abschlägen“,wirbt Hartwig Hamm von der LBS

für Wohneigentum. Allerdings istWohn-Riester, der nur für eigenge-nutzte Immobilien und auch nurfür den Kauf beziehungsweise Bauund nicht für den Umbau verwen-det werden darf, eher noch kom-plexer als ein normaler Riester-Vertrag bei einer Versicherung.Das führt dazu, dass 31 Prozentder von Allensbach Befragten „dasVertrauen in Informationen zurprivaten Altersvorsorge“ verloren

haben. Wer pro Jahr vier Prozentseines Bruttogehaltes, maximal2100 Euro, in einen Riester-Vertragspart, bekommt 154 Euro jährlichvom Staat dazu − jedenfalls wennman den Vertrag bis zum Endedurchzieht. Pro Kind gibt es weite-re 185 Euro, für jedes ab 2008geborene Kind sogar 300 Euro. Sogut, so schön, aber welches Unter-nehmen hat die beste Rendite beiangemessenem Risiko? Viele rech-nen die zu erwartende Rente miteiner möglichst hohen Verzinsungschön, ohne dass diese Verzinsungauch wirklich eintrifft. Bei

Lebensversicherungen istdie durchschnittliche Netto-verzinsung beispielsweisevon 4,57 auf 3,51 Prozentvon 2007 auf 2008 um übereinen Prozentpunkt gesun-ken. Bei den Rentenverträ-gen dürfte das nicht vielbesser aussehen. Und so rätdie VerbraucherzentraleNiedersachsen sogar dazu,einmal durchzurechnen, wiealt man eigentlich werdenmuss, um in den Genuss sei-nes eingezahlten Kapitals zukommen. Allerdings: Wersein Geld derzeit kurzfristigbei der Bank anlegt,bekommt rund ein ProzentZinsen für ein Jahr und wersein Geld in Aktien, Fondsoder auch Zertifikaten ange-legt hat, brauchte in denletzten Monaten starke Ner-ven und musste auch finan-zielle Verluste verschmer-zen können.

Die ideale Altersvorsorgegibt es also nicht. Sein Kapi-tal breit auf verschiedeneAnlagen zu streuen istjedoch nur ein Rat für jene,die genug Geld zum Streuen

haben. Daher gilt „Riester“ trotzbürokratischer Hürden grundsätz-lich als erster Schritt. Dass diestrotz aller gesetzlichen Regelungenzur Sicherung der Ansprüche derAnleger auch für die Finanzbran-che ein lohnendes Geschäft ist,zeigt die Forderung der Fondsbran-che an die neue Regierung, auchihre Altersvorsorgeprodukte staat-lich besser zu fördern.

Rebecca Bellano

Altersvorsorge in der KriseDer gesetzliche Rentenanspruch sinkt weiter − Fast jeder Fünfte reduziert oder kündigt Riesterzahlungen

An der Leipziger StrombörseEuropean Energy Exchange(EEX) wird zwar nur ein

Bruchteil der in Deutschland pro-duzierten Elektrizität gehandelt.Dennoch liefert dieser Handels-platz den Kosten-Richtwert für alle– so jedenfalls die Theorie. Tat-sächlich werden die an dieserBörse aktuell sehr günstigen Tarifeaber keineswegs an den Verbrau-cher weitergegeben, im Gegenteil.Thomas Hagen von der Verbrau-cherzentrale Schleswig-Holsteinkritisiert die seit Jahren gestiege-nen Preise: „Dreh- und Angel-punkt ist die Intransparenz imgesamten Energiemarkt, nicht nurbeim Strom, auch beim Gas. Jetztwird Strom sehr viel günstigerproduziert als vom Verbraucherbezahlt – angesichts dieser Intran-sparenz bei den vier großen Stro-manbietern fragt sich der Verbrau-cher, wo sein Geld bleibt.“

Viele Stadtwerke haben langfri-stige Verträge geschlossen und rei-chen ihre aus jetziger Sicht über-höhten Einkaufspreise daher anihre Kunden weiter. Doch das istnicht der einzige Grund: „DerÖffentlichkeit bleiben die zahlrei-chen Verflechtungen von Politikund Energiewirtschaft verborgen“,so Hagen. Die Liberalisierung des

Strommarktes 1998 sehen Ver-braucherschützer wie er dahernegativ: „Die Liberalisierung hatden großen vier, RWE, EnBW, Vat-tenfall und Eon mehr Machtgebracht, nicht weniger. Seitherhaben sie mit viel Geld in anderenwichtigen Bereichen der Daseins-vorsorge wie Wasserversorgung,Abwasser- und Müllentsorgung

Unternehmen gekauft – man fragtsich, mit welchem Geld.“

In den Genuss der fallendenGroßhandelspreise für Stromkommen momentan jedenfallsnur sogenannte Sondervertrags-kunden der Wirtschaft. „OttoNormalverbraucher“ muss imVergleich zum Vorjahr eine Stei-gerung seiner Ausgaben um 5,8Prozent hinnehmen, so das unab-hängige Verbraucherportal Veri-vox. Die Lösung des Problems,sagen Verbraucherschützer über-einstimmend, liegt in mehr ech-tem Wettbewerb, vor allem aber inder Offenlegung der Konzernin-

teressen und in der Aufweichungder monopolartigen Strukturenam Energiemarkt. „Mehr Transpa-renz ist gut“, sagt auch Hagen,„doch das geht nur über kartell-rechtliche Maßnahmen.“ DerStaat muss also eingreifen, wenig-stens eine Trennung der Netzevon den großen Stromkonzernenherbeiführen, auch wenn diesedann wahrscheinlich versuchenwerden, durch Tochterunterneh-men weiter Kontrolle auszuüben.„Als Gemeinschaftseinrichtungensind die Stromnetze vom Verbrau-cher ja quasi schon einmalbezahlt worden“, erinnert Tho-mas Hagen an die Vorgeschichteder Liberalisierung des deutschenStrommarktes. Die Verteilung deraktuellen Gewinne sei auch des-halb mehr als ungerecht.

Tatsächlich fragen auch Indu-strievertreter, welchen Sinn eine„Strombörse“ hat, wenn es amganzen Markt kaum Wettbewerbgibt. „Die [großen] vier Unterneh-men haben den Markt völlig unterKontrolle, treiben den Preis hochund haben Deutschland vomeuropäischen Wettbewerb abge-schottet“, so der Chef der Kupfer-hütte Norddeutsche Affinerie,Werner Marnette schon im Som-mer 2005. Sverre Gutschmidt

Aus Ungarn kam kürzlichdie Meldung, dass man beider Berechnung des Brut-

toinlands-Produkts (BIP) nun-mehr auch Prostitution und Dro-genhandel berücksichtige, die lautSchätzung etwa ein Prozent zur„Wirtschaftsleistung“ des Landesbeitragen. Das mag anrüchig klin-gen, doch wenn bereits die Römerein BIP ermittelt hätten, wären siewohl ähnlich vorgegangen: Hattenicht Kaiser Vespasian nach demMotto „Geld stinkt nicht“ eineLatrinensteuer eingeführt? UndUngarn, das die Umsätze hei-mischer Huren mit Ausländern alsExport-Erlöse rechnet, folgteigentlich nur dem Beispiel eini-ger anderer EU-Staaten.

Die Motivation für eine solcheHandlungsweise liegt auf derHand: Die „Maastricht-Kriterien“für Budget-Defizite und Staatsver-schuldung knüpfen an das BIP an,und je höher dieses ist, destomehr Schulden darf man machen.Außerdem tragen auch zahlreicheandere „Leistungen“ – zumindestauf kurze Sicht – zur Erhöhungdes BIP bei: Etwa der Konsum vonAlkohol und Tabak oder dieUmsätze von Abtreibungskliniken.Ähnlich auch echte Verkehrsun-fälle wegen der Reparaturen,

Anwaltshonorare sowie Begräb-nis- oder Heilungskosten. Und im„Idealfall“ durch die Pflege beidauernder Invalidität – doch nurwenn diese entgeltlich ist, so wieauch Erziehungs- und Pflegear-beit nur zählt, wenn sie außerhalbder Familie erfolgt. Aber selbst-verständlich wird das BIP auchdurch unrentable – und oft nur

wegen der Subventionen getätigte– Investitionen aufgebläht.

Dem Autor dieser Zeilen bliebaus dem ersten SemesterBetriebswirtschaft vor mehr als50 Jahren ein Professor in nach-haltiger Erinnerung, der mit groß-väterlichem Pathos dozierte: „DerKaufmann soll sich nicht reicherrechnen – er soll reicher werden.“Genau hier liegt auch der Kerndes Problems, denn während inder Privatwirtschaft Selbstbetrugtödlich sein kann, ist die öffentli-che Hand ein simpler Einnah-men-Ausgabenrechner, der keineVermögensbilanz legt. Statt der

Frage, ob das Land ärmer oderreicher geworden ist, sucht mandas Wahlvolk mit teils fragwürdi-gen Rechengrößen einzulullen.Das gilt für Inflationsraten, für dieVerschleierung von Belastungendurch „Ausgliederungen“ undeben auch für das BIP.

Als man in den USA im Zugeder großen Wirtschaftskrise derZwischenkriegszeit das BIPerfand, ging man davon aus, dassmehr Produktion automatischmehr Wohlstand bedeute. Dochden Ökonomen ist schon langebekannt, dass das BIP kein Maß-stab für den Wohlstand oder gardas Glück eines Volkes ist. Dennbekanntlich ist in den Industrie-ländern trotz des BIP-Wachstumsdie Arbeitslosigkeit gestiegen.Und man muss kein Öko-Fanati-ker sein um zu erkennen, dass dasgefeierte WirtschaftswachstumChinas und anderer Länder aufRaubbau beruht – letztlich sogaran der Volkssubstanz.

Die Schwierigkeit besteht darin,dass man bei Berücksichtigungvon Faktoren, die sich nicht direktin Geldeswert ausdrücken lassen,diese bewerten muss. Und damitwird erst recht wieder politischerManipulation Tür und Tor geöff-net (s. Seite 4). R.G. Kerschhofer

Monopolartige StrukturenAn der Börse sind die Strompreise gefallen – nicht für den Bürger

Fragwürdige RechnungenDas BIP taugt nur bedingt als Wohlstandsmaß – Beispiel Ungarn

Peking − Bei den aktuellen Han-delsverträgen, die China und Russ-land miteinander geschlossenhaben, war Peking eindeutig derstärkere Verhandlungspartner. Dasich Russland in der schlimmstenWirtschaftskrise seit über zehn Jah-ren befindet, dominierte China beiden Verhandlungen über Gasliefe-rungen. So erlaubte Peking demnördlichen Nachbarn ab 2014 biszu 70 Milliarden Kubikmeter Gasin das Reich der Mitte zu liefern.Beide Handelspartner waren sichjedoch darin einig, bei Geschäftenuntereinander verstärkt auf denDollar als Zahlungsmittel zu ver-zichten. Vor allem in Grenzregio-nen wolle man den Handel ver-stärkt in Yuan und Rubel abwik-keln, zitierte die in Hongkongansässige Agentur Caihua den chi-nesischen Vize-Ministerpräsiden-ten Zhang Dejiang. Bel

Gemeinsam denDollar schwächen

Die massive Kluftstört die

Verbraucherschützer

Die Suche nachAlternativenist schwierig

Erst im Hier und Jetztfinanziell klarkommen

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FO R U M8 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

Der Neutestamentler Rudolf Bult-mann (1884–1976) gehört zu deneinflussreichsten, aber auch um-strittensten evangelischen Theolo-gen des 20. Jahrhunderts. Anläss-lich seines 125. Geburtstag am 20.August erklärte die Referentin fürtheologische Grundsatzfragen derVereinigten Evangelisch-Lutheri-schen Kirche Deutschlands(VELKD), die Einschätzung derTheologie Bultmanns sei schonseit langem im Sinne einer positi-veren Sicht revidiert worden, eshabe hier einen „Bewusstseinswandel“gegeben. Allerdings gibt es gute Gründe,an der ursprünglich sehr kritischen Ein-schätzung der VELKD festzuhalten.

1. Rudolf Bultmann hat die historischeKritik nicht erfunden, sondern er steht amEnde einer über 150-jährigen Geschichtehistorisch-kritischer Leben-Jesu-For-schung. Deren Zwischenergebnis in den50er Jahren lautete, dass man von Jesus„eigentlich nichts wissen könne“. Ange-sichts dieser Situation wollte Bultmannden Glauben nicht zerstören, sondern ihn„aus dem Feuer der historischen Kritikherausretten“.

2. Das versuchte er dadurch, dass er dasFeuer dieser Kritik, wie er sagte, nicht nur„ruhig brennen“ ließ, sondern es sogar an-fachte. Den Glauben bezog er auf eineganz andere Ebene,auf welcher ihm diehistorische Kritiknichts mehr anhabensollte. Dazu entwarfer im Gespräch mitMartin Heidegger dasProgramm der exi-stentialen Interpretation. Durch diesewurde das „Eigentliche“ von Bibel undGlaube enthistorisiert. Das vermeintliche„Wesen“ des Glaubens wurde ins subjekti-ve Existenzverständnis verlagert.

3. Bultmann war um die Wissenschaft-lichkeit der Theologie besorgt. Deshalbwollte er nicht hinter die historische Kri-tik zurück. Die Auseinandersetzung mitdieser hätte allerdings auf einer ganz an-deren Ebene geschehen müssen. Denn die

Voraussetzungen der historisch-kritischenArbeit beruhen auf dem schon damalsveralteten Wissenschaftsparadigma derklassischen (Newtonschen) Physik. Derenzentrale These lautete, Naturgesetze seienstetig und die Kausalitätsreihen seien oh-ne Anfang und Ende, undurchbrechbarund prinzipiell sogar berechenbar. Daherseien Wunder unmöglich und die neute-stamentlichen Wundergeschichten seienvon der Gemeinde erfunden worden. –Allerdings hatten Quantenphysik und Re-lativitätstheorie bereits ab dem frühen 20.Jahrhundert seitens der Naturwissen-schaften ein völlig neues Verständnis vonBegriffen wie etwa Kausalität und Gleich-zeitigkeit eröffnet. Während Theologenwie Karl Heim bereits damals das Ge-spräch mit der modernen Physik führtenund so das Verhältnis zwischen bibli-

schem Glauben undNaturwissenschaftneu ausloteten, bliebBultmann – und mitihm viele andere The-ologen – zeitlebenseinem veralteten Wis-senschaftsverständnis

verhaftet. Man kann durchaus sagen, dassdie Theologie Bultmann in dieser ent-scheidenden Prämisse bereits zur Zeit ih-rer Entstehung überholt war.

4. Bultmann forderte die „Entmythologi-sierung“ von Glaubensaussagen. Sein My-thos-Begriff lautet: „Vom Unweltlichenweltlich, von den Göttern menschlich re-den.“ Das aber ist ein Gedankenkonstrukt,welches nur einen kleinen Ausschnitt desMythos-Phänomens erfasst und wegen

seiner Engführung sowohl religionsge-schichtlich als auch literarwissenschaft-lich und erst recht theologisch unzurei-chend ist. Schon Dietrich Bonhoefferschrieb in seinen Gefängnisbriefen: „Mankann nicht Gott und Wunder voneinandertrennen ... Bultmann ... verfällt daher indas typisch liberale Reduktionsverfahren(die ‚mythologischen‘ Elemente des Chri-stentums werden abgezogen und das Chri-stentum auf sein ‚Wesen‘ reduziert). Ichbin nun der Auffassung, dass die vollen In-halte einschließlich der ‚mythologischen‘Begriffe bestehen bleiben müssen – dasNeue Testament ist nicht eine mythologi-sche Einkleidung einer allgemeinen Wahr-heit!, sondern diese ,Mythologie‘ (Aufer-stehung etc.) ist die Sache selbst!“

5. In der Tat hat Bultmann seine Begrif-fe nicht zureichend geklärt. In seinem spe-ziellen Mythos-Begriff vermischt er Welt-bild (= Vorstellungen vom äußeren Aufbaudes Kosmos) und Weltanschauung (= Aus-sagen über den Sinn des Weltgeschehens).So behauptete er, die Geschichte von JesuHimmelfahrt sei ein Mythos und somit„erledigt“, weil das Stockwerk-Weltbildder Antike heute nicht mehr gelte. Bei die-sem, für seine Argumentation typischenVorgehen, schließt Bultmann methodischunkorrekt von einer Weltbildaussage aufeine Weltanschauungsaussage. Wenn manjedoch von vornherein richtig zwischenWeltbild und Weltanschauung unterschei-det, ist die Forderung nach Entmythologi-sierung unnötig und missverständlich. Sieläuft ins Leere.

6. Bultmanns Rettungsversuch ist auchdeshalb misslungen, weil die Bibel die Of-

fenbarung Gottes in der Geschichte be-zeugt. Ein enthistorisierter Glaube und ei-ne existentialistisch verengte Sicht auf dieBibel können aber die reale Existenz desMenschen in der Welt nicht mehr treffen.Der Glaube wird weltlos. Von diesem An-satz her wurde die Theologenausbildungteilweise so distanziert betrieben, als han-dele es sich um eine Art Mathematik. Diebiblischen Texte wur-den gelesen „wie jedeandere Literaturauch“. Die Bibel ver-lor ihren Rang alsMaßstab für Glaubeund Leben.

7. Über den persön-lichen Glauben Bultmanns sollte man keinUrteil fällen. In seinem Drängen auf Ent-scheidung war er geradezu „pietistisch“.Doch die Konsequenzen seines Entmytho-logisierungsprogramms waren verhee-rend. Es trug zur Entfremdung zwischenwissenschaftlicher Theologie und Ge-meinde bei. Im außerchristlichen Bereichwurde es als Eingeständnis der Unzuver-lässigkeit der Bibel durch führende Theo-logen interpretiert. Der „moderneMensch“ wurde gerade nicht erreicht,sondern im Gegenteil in seiner Bibel-fremdheit und in seinem Unglauben be-stätigt.

8. Bultmann gebührt ein Platz in derTheologiegeschichte, aber sein Denken istüberholt. Es ist auch unzureichend, seineTheologie nur als ergänzungsbedürftig zubezeichnen, wie es häufig behauptet wirdund im Mai dieses Jahres im Blick auf diehistorisch-kritische Forschung durch eine

Theologenkonferenz geschah. Die-ser Ansatz, so heißt es, sei „zu er-weitern“ um Aspekte der politi-schen oder der feministischen The-ologie oder durch psychologischeAuslegung usw. Dadurch würde je-doch alles nur verschlimmert. EinHaus, das auf nicht tragfähigen Fun-damenten errichtet wurde, wirddurch Anbauten umso schnellereinstürzen.

9. Das genaue Hinsehen auf diebiblischen Texte kann man aller-dings von Bultmann lernen. Er lehr-

te, die literarischen Formen genau zu be-achten. Und doch ist das heutzutage ver-breitete „Drüberhinweghudeln“ auch eineFernwirkung seiner Verfahrensweise. Daheißt es leichthin, dies oder jenes sei „nurzeitbedingt“, und schon ist damit eine bi-blische Aussage beiseite geschoben undfür gleichgültig erklärt, „erledigt“, wieBultmann das nannte. – In der Tat gibt es

zeitbezogene Aussa-gen in der Bibel. Doch„zeitbezogen“ ist et-was völlig anderes als„nur zeitbedingt“ unddamit „erledigt“. Esgilt, die zeitbezoge-nen Aussagen der Bi-

bel daraufhin zu prüfen, was sie den Hö-rern damals zu sagen hatten und sie dem-gemäß neu in unsere Zeit und Situationhinein sprechen zu lassen.

10. Fazit: Nicht wir sind Meister derSchrift, sondern die Heilige Schrift sollunser Meister sein. Das Urvertrauen zurBibel können wir nicht zuletzt von MartinLuther lernen, der als großer Bibeltheolo-ge in seinen letzten Worten bezeugte: „DieHeilige Schrift meine niemand hinrei-chend verstanden zu haben, er habe dennhundert Jahre lang mit den Propheten dieGemeinden regiert. Du lege nicht dieHand an diese göttliche Aenaeis, sonderntief anbetend gehe ihren Fußstapfen nach.“– Um unsere Weisheit und Wissenschaft-lichkeit können wir, wenn wir uns daranhalten, unbesorgt sein, „denn das TörichteGottes ist weiser als die Menschen unddas Schwache Gottes ist stärker als dieMenschen“ (1. Kor. 1, 25).

Gastbeitrag

Was ist nun »erledigt«:Die Bibel oder Bultmann?

Von PROF. DR. THEOL. RAINER MAYER

Bultmann ignorierte, dasslaut moderner Physik

»Wunder« möglich sind

Manche Aussagen derBibel sind zeitbezogen, aber

nicht »nur zeitbedingt«

Kenan Kolat, der Vorsitzendeder Türkischen Gemeinde in

Deutschland, hat einen muslimi-schen Feiertag im deutschenSchulkalender gefordert. Am lieb-sten wäre ihm das Zuckerfest, dassden Abschluss des FastenmonatsRamadan kennzeichnet.

Das wundert sehr, denn selbstin der Türkei nimmt die Zahl der-jenigen, die sich am Fasten betei-ligen, ab. Überhaupt nimmt manes im Mutterland der von Kolatvertretenen Interessengruppe mitden fünf Grundpflichten des Is-lams nicht mehr so genau. Das is-lamisches Glaubensbekenntnis?Fünf Mal am Tag Beten? Almosen-steuer? Fasten im Ramadan? Pil-

gerfahrt nach Mekka? Immer we-niger entsprechen diese Pflichtender Lebenswirklichkeit der Tür-ken in ihrer Heimat und inDeutschland.

Kolats Vorschläge sind nicht da-zu angetan, die Integration derTürken in Deutschland und vorallem ihre Akzeptanz bei derdeutschen Bevölkerung zu för-dern. Stattdessen werden vorhan-dene Überfremdungsängste be-feuert, wenn Kolat betont, dass ja2030 50 Prozent aller Schüler inGroßstädten einen Migrationshin-tergrund hätten. Statt Schlagzeilenzu machen, sollte Kolat lieber da-für sorgen, dass die Bildungs-chancen seiner Klientel steigen.

Am Bedarf vorbeiVon Rebecca Bellano

Polanskis ArroganzVon Gustav Böhmer

Als Vater einer neunjährigenTochter habe ich auf diese

Nachricht lange gewartet: RomanPolanski wegen Vergewaltigungfestgenommen! Die Erinnerungenan die Berichte von damals sindbei mir noch frisch. Und auch dieWut über die Arroganz, mit derder Star-Regisseur diese Tat kei-neswegs bestritt; die Wut auchüber die Tatsache, dass er sichseither unbehelligt in zahlreichenLändern aufhalten konnte, in de-nen die Vergewaltigung und derMissbrauch Minderjähriger nichtweniger als Verbrechen geahndetwerden wie in den USA. Ich habenie ein Dementi gelesen, als ihmnachgesagt wurde, er habe die„Zuträger“ der 13-Jährigen in sei-nem Team angeraunzt, er habeein Mädchen bestellt und keineOma. War die Tat wirklich einEinzelfall?

Geblieben ist auch der Zorn aufseine prominenten Fürsprecher –zurecht, wie sich jetzt zeigt: Da-mals war es neben anderen der„große“ Curd Jürgens, der im„Stern“ forderte, man müsse jetztganz fest zu Polanski halten: Heu-te sind es sogar leibhaftige Mini-ster aus Frankreich und Polen, dieungeniert Straffreiheit für einenVerbrecher fordern und damit sonebenbei zeigen, was sie von derGewaltenteilung halten.

Man kann den verantwortlichenStellen der Schweiz nur wünschen,dass sie sich davon nicht beein-drucken lassen, sondern RomanPolanski alsbald an die USA aus-liefern. Dieser Mensch, der seitmehr als 30 Jahren sehr gut gelebthat, während sein Opfer das Trau-ma bis heute nicht verarbeitenkonnte, sollte die nächsten Jahre insicherem Gewahrsam zubringen.

Vollmundig mit leeren HändenVon Hans-Jürgen Mahlitz

Linke-Geschäftsführer Diet-mar Bartsch fand starke Wor-te: Was sich da an der Saar

unter den Farben Jamaikas anbah-ne, sei „eine Koalition von Wahl-verlierern und Wahlbetrügern“. Dasprach der Fachmann – seine Par-tei ist schließlich zu wesentlichenTeilen die direkte Fortsetzung einerWahlbetrüger-Vereinigung namensSED.

Freilich geht das Wutgeheul derLinken an der Sache völlig vorbei.Die Grünen an der Saar hattensich eben nicht vorab festgelegt,ob sie links oder rechts nach Re-gierungspartnern Ausschau hal-ten würden – wo soll da der „Be-trug“ liegen?

Doch wohl eher bei Branden-burgs altem und neuem Regie-rungschef Matthias Platzeck. Derhatte noch vor Jahresfrist, an dieAdresse der Linken gerichtet, ge-

tönt: „Ihr habt dieses Land vor dieWand gefahren . . . und wenn ihrsagt, ihr seid jetzt auch mal dran –ihr seid es nicht. Mit Sicherheitnicht.“

Die Sicherheit sollte nicht langewähren. Die Art und Weise, wiePlatzeck ohne jede sachliche Be-gründung dieSondierungsge-spräche mit demlangjährigen Koa-l i t i o n s p a r t n e rCDU abbrach undauf Rot-Rot um-schwenkte, ist dieFortsetzung von Ypsilanti mit fastden gleichen Mitteln – eben das,was der künftige Partner anders-wo Betrug nennt.

So findet die Linke denn dochnoch an unverhoffter Stelle Trost.Wie anders hatte das noch amAbend des Wahltages geklungen.

Genosse Oskar in Champagner-laune – das Lafontaine-Gysi-Linkskartell wähnte sich endlichin ganz Deutschland angekom-men. Wenn schon das rot-rot-grü-ne Projekt auf Bundesebeneknapp scheiterte, so konnte mansich wenigstens in Thüringen und

Saarland realisti-schen Machtträu-men hingeben.

Doch ist dervollmundige Ju-bel über nahezuflächendeckendeStimmenzuwäch-

se nach nicht einmal drei Wochenverflogen. Lediglich der wankel-mütige Platzeck, unter den achtSPD-Chefs nach Willy Brandt ei-ne der schwächsten und traurig-sten Figuren, sorgt nun dafür,dass die Linke, die sich vor-schnell selbst zum eigentlichen

Wahlsieger erklärt hatte, nunnicht vollends mit leeren Händendasteht.

Ausschlaggebend für die über-raschenden Entwicklungen inThüringen, Brandenburg undSaarland waren offenbar wenigerprogrammatische oder ideologi-sche Unterschiede innerhalb desnoch ungewohnten Fünf-Par-teien-Systems, sondern „mensch-liche“ Kriterien.

Hier ein unzuverlässiges, un-sympathisches und an verbalerDreistigkeit kaum zu übertreffen-des Führungspersonal bei derLinken, da Landespolitiker beiSPD (Erfurt) und Grünen (Saar-brücken), die noch ein Gespür da-für haben, mit wem man sich aneinen Tisch setzt und mit wemnicht. Der Mensch, das „Mensch-liche“ als Maß aller Dinge – dassteht einer Demokratie gut an.

NNoocchh bbeeii ddeerrBBuunnddeessttaaggsswwaahhll ssaahheess ffüürr LLaaffoonnttaaiinneeuunndd sseeiinnee „„LLiinnkkee““gguutt aauuss.. DDoocchh jjeettzzttbblleeiibbtt ddeerr PPaarrtteeii nnuurrBBrraannddeennbbuurrgg.. IInnBBeerrlliinn,, SSaaaarrbbrrüücckkeennuunndd EErrffuurrtt wwuurrddee eessnniicchhttss mmiitt ddeemm eerr--hhoofffftteenn DDuurrcchhbbrruucchhzzuurr MMaacchhtt,, iimmGGeeggeenntteeiill:: ZZeerrwwüürrff--nniissssee iimm lliinnkkeenn LLaa--ggeerr ssiicchheerrnn bbüürrggeerrllii--cchhee RReeggiieerruunnggeenn..

Bild: ddp

Absurd: »Linke« rettet CDU-Regierungen in

Erfurt und Saarbrücken

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KU LT U R Nr. 42 – 17. Oktober 2009 9

FÜR SIE GELESEN

Zu Gast imSchloss

Das hätten sich die gekröntenHäupter und die Mitglieder so

mancher Adelsfamilien kaum träu-men lassen, dass ihre Schlösserund Herrenhäuser einst von „ganznormalen“ Bürgern betreten undgar genutzt würden. Die finanziel-len Mittel zum Erhalt eines großenHauses aufzubringen, ist nichtleicht und so schien es oft die besteLösung, ein solch ehrwürdigesBaudenkmal vor dem Verfall zuretten, indem man es in ein Hotelumwandelte. Heute sind dieseUnterkünfte beliebte Urlaubsziele.

Allein in Brandenburg gibt esüber 600 unter Denkmalschutz ste-hende, vielfach bereits restaurierte

Schlösser undAdelresiden-zen. Auch hierwird eineReihe mittler-weile als Hotelgenutzt. Vieletraditionsrei-che Gasthäu-

ser wurden nach der Wende um-und ausgebaut, andere wieder zumLeben erweckt.

„Ob du reisen sollst, reisen in dieMark?“, fragte der wohl berühmte-ste Tourist der Mark Brandenburg,der Dichter Theodor Fontane.„Wag’ es getrost, und du wirst esnicht bereuen. Eigentümliche Freu-den und Genüsse werden dichbegleiten ...“ Allein 60 berühmteHerbergen und Gasthäuser sind indem Band „Historische Gasthöfe inBrandenburg“ enthalten, eineraktualisierten, erweiterten undallein auf das Land Brandenburgbezogenen Auflage von „Histori-sche Gasthöfe in Berlin und Bran-denburg“ aus dem be.bra Verlag. –Ein amüsanter Gang durch dieGeschichte. os

Günter Köhler, Friedhold Birnstiel:„Historische Gasthöfe in Branden-burg“, be.bra Verlag, Berlin 2009,gebunden, 144 Seiten, 399 Farbfo-tos, 22 Euro

Eine Überraschung ist die Ent-scheidung des Nobelpreiskomi-tees für die aus Rumänien stam-mende deutsche Autorin HertaMüller nur auf den ersten Blick.Das stets auf politische Hinter-gründe bedachte Komitee ehrt mitseinem Votum für 2009 eineSchriftstellerin, die zwei großeThemen des 20. Jahrhunderts undder Gegenwart in ihren Werkennicht nur thematisiert, sondernaus eigener existenzieller Erfah-rung schildert: das persönlicheErleben und Erleiden von Diktaturund die genauso individuelle wiekollektive Wahrnehmung von Hei-matlosigkeit.

Das Dorf mit dem ungewöhn-lichen Namen Nitzkydorf ist einkleines genauso unbedeutendeswie unbekanntes Nest auf derLandkarte in Westrumänien.Schotterpisten und Gänseherden,die deutsche katholische Kirche inder Dorfmitte und Häuser, vondenen der Putz bröckelt, kenn-zeichnen dieses Dorf im BanaterKreis Temesch. Hier ist dieGeburtsheimat der neuen Nobel-preisträgerin. Das dürfte zumin-dest am Bekanntheitsgrad desOrtes etwas ändern, nicht unbe-dingt an seiner Bedeutung. Eskönnte aber dazu führen, dass inDeutschland neben den Sieben-bürger Sachsen auch die BanaterSchwaben stärker als eigenständi-ge deutsche Minderheit in Rumä-nien wahrgenommen werden,auch wenn die meisten in denletzten 30 Jahren ausgewandertsind.

Es war eine in vieler Hinsichtüber Jahrhunderte durchausgeordnete deutsche Welt, in diedie Autorin am 17. August 1953hineingeboren wurde. Die BanaterSchwaben dominierten Dörfer wieNitzkydorf bis weit ins 20. Jahr-hundert. Selbst der rumänischeOrtsname Nitchidorf erinnert andie deutsche Vergangenheit desOrtes, der 1784 erstmals erwähnt

wurde. In diese Ordnung kleinerdeutscher Minderheitendörfer fieldie Weltgeschichte mit ihrenbanalen wie brutalen Fehlentwik-klungen ein, mit ihren entschei-denden historischen Einschnittenund Wendepunkten.

Zuerst die NS-Herrschaft inDeutschland, zu deren völkischemGedankengut viele Deutsche inRumänien lange eine zu unkriti-sche Affinität entwickelten. Ihre

Familiengeschichte spiegelt über-haupt die politische Geschichte:Der Vater diente bei der Waffen-SSund arbeitete später als Lastwa-genfahrer, die Mutter wurde nachdem Zweiten Weltkrieg zu jahre-langer Zwangsarbeit in die UdSSRdeportiert, der Großvater alswohlhabender Kaufmann undBauer von den Kommunisten ent-eignet. So haben das NS-Regime,die Sowjets und die rumänischenKommunisten die Familienge-schichte gleichermaßen geprägt.

Doch besonders tiefe Spuren hatbei Herta Müller die selbst erlebteDiktatur hinterlassen: der Kom-munismus in Rumänien. Wie ihrfrüherer Ehemann, der Schriftstel-ler Richard Wagner, litt sie alsIntellektuelle unter den Zwängeneines hirnlosen wie geistfreienSystems und fasst diese Erfahrun-gen vor allem seit ihrer gemeinsa-men Auswanderung in den West-en 1987 in Prosa und Poesie. Gute

Literatur spiegelt immer dasLeben. Wenn aus existenziellenLebenserfahrungen Literatur wird,ist das für die Leser besondersspannend. In den Texten vonHerta Müller ist das der Fall.

1973 bis 1976 studierte diejunge Herta Müller Germanistikund rumänische Literatur an der„Universität des Westens“ inTemeswar. Ab 1976 arbeitete sieals Übersetzerin in einer Maschi-nenfabrik, wurde aber 1979 ent-lassen, weil sie sich weigerte, mit

dem Geheimdienst Securitatezusammenzuarbeiten. Ihr erstesBuch „Niederungen“ lag danachvier Jahre beim Verlag und durfteerst 1982 in einer zensierten Formerscheinen.

Messerscharf zeigt Müller diePerfidien und Absurditäten desSystems, aber auch die kollekti-ven und individuellen Folgen dertotalen Niederlage Deutschlandsfür die Deutschen in Rumänien.

In ihrem aktuellen Roman „Atem-schaukel“ beschreibt sie dieDeportation der Deutschen amEnde des Zweiten Weltkriegesund die Verfolgung Rumänien-deutscher unter Stalin. In „DerFuchs war damals schon derJäger“ zeichnet sie Bilder der all-gegenwärtigen Bedrohung undder Angst, der Demütigung undder Aussichtslosigkeit in der Spät-phase des damaligen Systemsnach. In „Der Mensch ist ein gro-ßer Fasan auf der Welt“ schildert

sie den Kampf um die Auswande-rung.

Nach der Auswanderung zähltMüller mit Autoren wie NormanManea und Richard Wagnerselbst zur rumänischen Exillitera-tur, die sich eben auch sehrbeklemmend in der Sprache derdeutschen Minderheit äußert.Ihre Werke werden in über zwan-zig Sprachen übersetzt. Sie ver-schafft sich mit ihren doch exklu-siven Themen Gehör in der deut-schen Literaturlandschaft undweit darüber hinaus und hatschon vor dem Literaturnobel-preis zahlreiche deutsche wieinternationale Prämien entgegen-nehmen können.

Auch im Exil kommt sie nichtwirklich zur Ruhe. Die Securitateversucht, sie als Kollaborateurinim Westen zu diskreditieren,manche Funktionäre der Lands-mannschaften greifen entspre-chende Vorwürfe auf. Doch HertaMüller zählt neben Richard Wag-ner und Eginald Schlattner heutezu den prominentesten Stimmender rumäniendeutschen Literatur,auch wenn sie jetzt seit langem inBerlin lebt.

Herta Müller sagt in ihrer Lite-ratur mehr über die Motive zurAuswanderung aus einem kom-munistischen System und dieFlucht nach vorn als manchesSachbuch. Sie bietet literarischePsychogramme der Emigration indie Freiheit und schildert Erfah-rungen dieser Grenzüberschrei-tung, die alles anders aber nichtalles besser werden lässt. AlsGrenzgängerin zwischen denWelten wird sie zu einer literari-schen Zeugin der Heimatlosigkeitder Moderne, der sie in ihremWerk besonders nachspürt. Letzt-lich hat genau dies ihren Nobel-preis möglich gemacht. Sie zeich-ne „mittels der Verdichtung derPoesie und Sachlichkeit der ProsaLandschaften der Heimatlosig-keit“, wie es in der Preisbegrün-dung heißt. Jürgen Henkel

Tochter der UmbrücheNobelpreis: Heimatlosigkeit und Sozialismus prägten Herta Müllers Leben und ihre Literatur

In der Musikgeschichte, diedarin nicht weniger ungerechtist als andere Zweige der

Historie, gibt es viele Genies, diefast vergessen werden, weil sievon anderen Genies überschattetsind, an denen man den musikali-schen Fortschritt üblicherweisefestmacht. So steht es auch mit derdeutschen romantischen Oper,die, mit dem „Freischütz“ (1821)Carl Maria von Webers richtig ein-setzend, dann durch Richard Wag-ner ab dessen „Fliegendem Hol-länder“ (1843) zu ihrem Höhe-punkt geführt wird. Einer derNamen, die historisch dazwischen

liegen, ist deutlich weniger popu-lär: Ludewig (so der Taufname,ansonsten: Louis) Spohr.

Halt, werden hier die engagier-ten Violinspieler einwerfen: DieViolinschule (1831) von LouisSpohr ist ein nach wie vor sehrgeschätztes Grundwerk dieserKunst, zu deren Kanon seine 15 (!)Violinkonzerte ebenfalls gehören.Als ein abgründiger Geigen-Dämon wie der Zeitgenosse Paga-nini ist Spohr zwar nicht überlie-fert, aber sein gefühlvolles Virtuo-sentum trug auch ihmzu Lebzeiten internationalenRuhm ein.

Aber wie steht es mit Spohrszehn Opern, deren bemerkens-werteste „Jessonda“ von 1823 ist?Die harrt durchaus noch desErweckungskusses des aktuellenRegie-Theaters.

Louis Spohr wurde 1784 inBraunschweig geboren und starbam 22. Oktober 1859 in Kassel, woer seit 1822 als Hofkapellmeisterdes Kurfürsten auf EmpfehlungCarl Maria von Webers eingestelltworden war.

Von seiner dortigen Biographieist an Äußerlichkeiten nur zu ver-melden, dass er im Revolutions-jahr 1848 dem Hofe etwas unsym-pathisch wurde, da er sich zu libe-ralen Äußerungen hatte hinreißenlassen, woraufhin er 1857 in denRuhestand entlassen wurde.

1799 war Spohr in das Musikle-ben als Kammermusiker des Her-zogs von Braunschweig eingestie-gen, mit dem Schwerpunkt Violin-spiel, worin er bald derart brillier-te, dass er schon 1805 Hof-Kon-zertmeister im Herzogtum Gothawurde. Dort heiratete er, natürlicheine Musikerin, die Harfen- undKlavierspielerin Dorette Scheidler,und trat einer Freimaurer-Logebei.

Es folgten Stellungen als Kapell-meister im „Theater an der Wien“,internationale Reisen als Virtuose,ab 1817 Kapellmeister in Frankfurtam Main, das sich als zentralerTagungsort des „Deutschen Bun-des“ auch eine gehobene musika-

lische Kulturszene schuldig war,wieder triumphale Konzertreisen,am Ende also Kassel.

Dort wirkte er ganz im Stile derZeit, auch durch Gründung einesGesangvereins für Oratorien.

Spohr komponierte selber Orato-rien, die von der Fachwelt denenMendelssohns an die Seite gestelltwerden. Allerdings merken dieMusikologen hier an, dass Spohrunbeirrt an den klassischen Vor-

bildern Mozart und Beethovenfesthielt, das heißt: Er verweigertesich den seit Schubert beliebtenVerunklarungen der in einer Parti-tur herrschenden Tonart, derchromatischen Verfremdung(Höhepunkt in dieser Hinsicht istWagners „Tristan“).

Spohrs kompositorische Frucht-barkeit (auch Kammermusik undvier Symphonien) war umsobemerkenswerter, als sie mit derWahrnehmung seiner allgemeinenMusikverwaltungspflichten inKassel einhergehen musste.

Seine „Jessonda“, damals vielumjubelt, hat ausgedehnte Tanz-einlagen. Das Vorbild ist Webers„Freischütz“, obwohl die Hand-lung in der portugiesischen Kolo-nie Goa an der Westküste Indiensangesiedelt ist.

Das Libretto ist eindeutig euro-päisch-kolonialistisch: Jessondaist die Witwe des Radscha Sound-so und soll sich nach dessen Todverbrennen lassen, wie es unterHindus nicht unüblich war. Dochsie liebt den portugiesischen See-fahrer Tristao d‘Acunha – jeman-den mit diesem Namen gab esauch im wirklichen Leben, nachihm heißt eine Insel im Süd-Atlantik. Dem Opern-Tristaogelingt es tatsächlich, Jessondavor dieser heidnischen Unsitte zuretten.

Was hat das mit Webers „Frei-schütz“ zu tun? Die Technik desLeitmotivs, zumindest embryonal,

und das Bestreben, Text, Musikund Augenweide, letztere inGestalt von folkloristischen Ballet-ten, zum romantischen Ideal des„Gesamtkunstwerkes“ zusammen-zufügen.

Auch Spohrs Oper „Faust“ seinoch beispielhaft erwähnt. Diewar 1816 im Prager Ständetheatererst als Singspiel aufgeführt wor-den, von Weber persönlich diri-giert, und kam später als durch-

komponierte Oper 1852 in Lon-don groß heraus.

Der Inhalt orientiert sich nichtam Tiefsinn von Goethes „Faust“,sondern begnügt sich mit denbunten Effekten des „Volksbuchesvom Doktor Faust“ von 1587:Faust macht sich durch Mephi-stos Zauberkunststücke die Grä-fin Kunigunde gefügig, gerade alssie eigentlich mit dem GrafenHugo Hochzeit feiert. Genau des-wegen holt ihn dann der Teufel,und Fausts reine und schnödeverlassene Geliebte Röschen gehtverzweifelt ins Wasser.

1993 wurde „Faust“ in Bielefelderstmals seit langem wiedergespielt. Es muss also nicht immerMozart, Wagner, Verdi und Puccinisein – was ist mit dem heuer fälli-gen Spohr-Jubiläum? Bernd RillDDeerr GGeeiiggeennvviirrttuuoossee uunndd KKoommppoonniisstt LLoouuiiss SSppoohhrr ((11778844–11885599))..

Weber dirigierte beider Uraufführung

Violinschule nachwie vor geschätzt

Virtuose im Schatten von Weber und WagnerDer Komponist Louis Spohr schuf über 200 Werke – Am bekanntesten sind seine Opern »Jessonda« und »Faust«

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Page 10: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

GE S C H I C H T E10 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

Verzweifeltes AufbegehrenFriede von Schönbrunn: 1809 griff der Habsburger Franz I. Napoleon an, doch der Franzose obsiegte

Sternwarte derBronzezeit

Als die Habsburger 1809 gegenNapoleons Übermacht in Europaaufbegehrten hatten sie zwar nochdie Niederlage Preußens vor Au-gen, allerdings schätzen sie ihreChancen auf einen Sieg besserein. Doch am Ende wurden sieähnlich erniedrigt wie FriedrichWilhelm III. von Preußen 1807 inTilsit.

Als sich das Kaiserhaus auf Be-treiben des Außenministers GrafStadion im Februar 1809 zumKrieg gegen Frankreich ent-schloss, konnte man sichzwar auf eine beträchtlichverstärkte Armee stützen,aber auf keinen Verbünde-ten. Sogar Zar Alexander I.trat aus sehr eigennützigenGründen auf die Seite Na-poleons. Österreich zog so-mit unter ähnlich ungünsti-gen Voraussetzungen in denKrieg wie Preußen 1806,das damals ebenfalls alleinhatte kämpfen müssen. Jetztzog es der vorsichtige Mini-ster Hardenberg in Berlinvor, neutral zu bleiben undzunächst die innere Schwä-che Preußens zu beheben.

Als die österreichischeArmee unter dem Oberbe-fehl von Erzherzog Karl am10. April die Grenze zu Bay-ern überschritt, herrschtegedämpfte Zuversicht. DochNapoleon reagierte sehrrasch, und die Hauptmachtder Österreicher musstenach der Schlacht bei Re-gensburg auf das nördlicheDonauufer ausweichen, wosie sich nach Osten zurück-zog. Napoleon aber zielte südlichder Donau geradewegs auf Wien,dessen Besatzung den Kampf ver-mied und sich mit der Haupt-macht vereinigte, die im March-feld nordöstlich von Wien günsti-ge Positionen bezog. Hier wollteErzherzog Karl den Gegner er-warten. Napoleon besetzte am13. Mai Wien und forcierte denÜbergang über die Donau und ih-

re Nebenarme, ohne von denÖsterreichern daran gehindert zuwerden. Am 21. und 22. Mai stie-ßen die beiden Heere bei Aspernund Essling aufeinander, wobeiNapoleon seine erste Niederlageerlitt. Zu den Verlusten in der Hö-he von 20 000 Mann zählte auchMarschall Jean Lannes.

Erzherzog Karl nützte diesenSieg nicht aus, da ihm einerseitsder Wagemut fehlte und andrer-seits sein Bruder, Erzherzog Jo-hann, viel zu langsam mit seinemKorps durch Westungarn heran-

marschierte. Inzwischen hatte Na-poleon Verstärkungen herangezo-gen und überschritt die Donauein zweites Mal. Den rund 110 000Österreichern standen 160 000Franzosen gegenüber, in derenReihen auch Sachsen und Bayernkämpften. Die Schlacht beiDeutsch-Wagram am 5. und 6. Julisah zunächst die tapfer kämpfen-den Österreicher im Vorteil, doch

Erzherzog Karl führte nicht kon-sequent genug, so dass Napoleondurch einen Flankenstoß den Tagentscheiden konnte. Allerdingshatte er wesentlich höhere Verlu-ste zu tragen, die auf das Kontoseiner rücksichtslosen Angriffs-taktik gingen.

Erzherzog Karl führte die Ar-mee nach Norden, wo sie sich beiZnaim am 11. Juli nochmals zurWehr setzte, um den Rückzug zudecken. Er hatte inzwischen mitBilligung von Kaiser Franz, dernach Ungarn ausgewichen war,

Waffenstillstandsverhandlungenaufgenommen, und um 17 Uhrverkündeten Parlamentäre dieWaffenruhe. Der Kaiser akzeptier-te nur widerwillig den Vertrag.Erzherzog Karl, gegen den schonseit längerer Zeit Intrigen am Hofim Gange waren, wurde unter An-spielung auf Führungsfehler vomOberbefehl entbunden. Damitendete seine militärische Karriere.

Noch trug man sich am Kaiser-hof mit dem Gedanken, den Krieg,gestützt auf die intakte Armee, zuerneuern, doch Kaiser Franz beug-te sich schließlich den widrigenUmständen, da keine Bundesge-nossen in Aussicht standen. Diewenigen spontanen Erhebungen inNorddeutschland, etwa die vonMajor Ferdinand v. Schill, scheiter-ten rasch, und Preußen besaß an-gesichts der französischen Besat-zung wenig Handlungsfreiheit.

Aus den Bestimmungen desFriedens, der am 14. Oktober in

Schloss Schönbrunn unterzeich-net wurde, sprachen Härte undUnbarmherzigkeit. Das KaisertumÖsterreich musste das erst kürz-lich erworbene Salzburg und gro-ße Teile Oberösterreichs an Bay-ern abtreten. Ganz Osttirol, TeileKärntens, das Herzogtum Krain –das heutige Slowenien – und diekroatischen Gebiete südlich derSave gingen verloren; sie bildeten

gemeinsam mit den 1805 abgetre-tenen Gebieten die „IllyrischenProvinzen“ Frankreichs. Damitverlor das Habsburgerreich denZugang zum Meer. Das Heer mus-ste auf 150 000 Mann reduziertwerden, und die sehr hohe Kon-tribution trug viel zum Staats-bankrott von 1811 und zur Verar-mung breiter Schichten bei.

Der Friedensvertrag hatte nochein tragisches Nachspiel. Franz I.,der ursprünglich gewillt war, Tirolauf keinen Fall von Österreichtrennen zu lassen, hatte sich ver-

pflichten müssen, die bishersiegreichen Tiroler unterAndreas Hofer fallen zu las-sen. Er handelte jedoch oh-ne jeden Nachdruck, umAndreas Hofer, der bereitsals Landeskommandant inInnsbruck residierte, zu be-wegen, die äußerst unbe-liebte bayrische Herrschafthinzunehmen. Denn nachdem Friedensschluss hattendie Franzosen genügendTruppen zur Verfügung, umin Tirol reinen Tisch zu ma-chen. So verlor das ge-schwächte Bauernaufgebotdie letzte Schlacht auf demBergisel. Nach der Gefan-gennahme von Andreas Ho-fer bestand Napoleon aus-drücklich auf dessen Hin-richtung.

Österreich befand sichnun in einer ähnlich prekä-ren Lage wie Preußen zweiJahre zuvor, allerdings mitdem Unterschied, dass manin Österreich die Gebiets-verluste leichter verschmer-zen konnte als in Preußen

und prozentuell eine geringereVerminderung des Heeres hinneh-men musste. Während in Preußendie inneren Reformen zielstrebigvorangetrieben wurden, hinkteÖsterreich hinterher, erhielt aberin der Person des Grafen Metter-nich einen überragenden Politiker,der schließlich erheblich zumSturz Napoleons beitragen sollte.

Heinz Magenheimer

Vom nordmakedonischen Tati-cev-kamen-Gebirge (Vater-

Stein) beim Dorf Kokino schautman weit in eine raue Landschaftan der Grenze zu Serbien. DasLand ist wenig tauglich für ländli-ches Erwerbsleben. Wer hier säenund ernten will, muss mehr Ge-schick und Mühe als anderswoaufwenden. Davor flüchten dieMenschen; in den wenigen Dör-fern sind vor allem Grenzpolizeiund Feuerwehr ansässig.

Das Mittelgebirge um Kokinowar schon zu den Anfängen derMenschheit wenig einladend,fand aber ungewöhnliche Wegezur Schadensbegrenzung. Diesehat man erst vor etwa zehn Jahrenzur beifälligen Verblüffung derinternationalen Fachwelt ent-deckt. Die Sesshaftigkeit der Ur-menschen hing mit ihren agrari-schen Aktivitäten zusammen, de-ren Effizienz an genau terminierteSaaten und Ernten gebunden war.Das galt besonders für den kaltenNorden, wovon prähistorischeObservatorien im südenglischenStonehenge, im mecklenburgi-schen Boitin und anderswo zeu-gen: Bereits im Megalithikum,4000 Jahre vor Christus, beobach-teten unsere Vorfahren den Laufder Gestirne, um so die beste Zeitfür das Ackern und Mähen zu er-mitteln. Aber wer hätte derartigeHimmelsexplorationen im wärm-sten Balkan vermutet, wo dasWetter nicht so drohte und dräng-te? Aber ein Idyll war es auch

nicht, befand 2001 Jovica Stan-kovski, Museumsdirektor in derKreisstadt Kumanovo, als er beiKokino eine prähistorische Sied-lung entdeckte, die reiche Kera-mikfunde freigab.

Aber das war nur die Dreingabezu einem weit wichtigeren Fund,den 2004 Gjore Cenev, Chef desPlanetariums in der HauptstadtSkopje, publik machte: „Wir fan-den im Taticev-kamen-Gebirgesieben Markierungen, die auf dieextremen Positionen von Sonneund Mond ausgerichtet sind, wel-che diese im Jahresverlauf ein-nehmen.“

Diese sieben Gipfelchen heißenseit jeher bei den Einwohnern„prestoli“ (Throne) und ihremenschliche Bearbeitung, die siefür praktische Himmelskundetauglich machte, begann vor exakt3815 Jahren – hat der Geologe Ce-domir Arsovski mit modernsterHochtechnologie herausgefun-den. Er und Astronom Cenev sindseither die Stars der Konferenzen„Archaeology of World MegalithicCultures“, deren südost-europäische Teilnehmer stolzsind, dass jemand aus ihrer Mittemit einer Weltsensation wie Koki-no aufwartet. Eine sehr boden-ständige Sensation, denn manfand heraus, wie das mit dem Ka-lender von Kokino so ablief:Zuerst wurden die „prestoli“ soabgerundet, dass sie wie überKimme und Korn in den Himmelpeilten. Und wenn die Peilungden optimalen Zeitpunkt fürLandarbeiten ermittelt hatte, wur-de auf dem Gipfel ein Riesenfeuerentfacht, das alle Interessierten in30 Kilometer Umkreis zur Arbeitrief. Zudem war Kokino nicht nurein Observatorium, sondern auchein Tempel für die Gottheit Son-ne, was jeder Beschäftigung dorteine doppelte Weihe verlieh.

Wolf Oschlies

Dieser Film geht auch einhalbes Jahrhundert nachseiner Entstehung jedem

unter die Haut. April 1945:Deutschland in den letztenKriegstagen. Eine Kleinstadt rü-stet sich zum Endkampf. Siebenetwa 16 Jahre alte Schüler stehenkurz vor ihrer Einberufung zurWehrmacht. Ganz im Geist derZeit erzogen, können sie es kaumerwarten, ihren Beitrag zur Vertei-digung des Vaterlandes zu leisten.Als die Einberufung schließlichkommt, sind die Jungen stolz, sichendlich wie ihre Väter, die an derFront oder bereits gefallen sind,„im Kampf bewähren“ zu können.Keiner der verzweifelten Erwach-senen traut sich, gegen den Ein-berufungsbefehl aufzubegehren.Nach einer nur eintägigen militä-rischen Ausbildung sollen dieFreunde an die nahe Front ge-schickt werden.

Auf Bitten ihres Klassenlehrerskann der Kompaniechef den Ba-taillonskommandeur dazu be-wegen, die Jungen aus demKampfgeschehen herauszuhalten.In der Annahme, dass es dort niezu einem Gefecht kommen wird,gibt er ihnen den Befehl, unterder Führung eines väterlichenUnteroffiziers eine militärischvöllig unbedeutende und ohnehinzur Sprengung vorgesehene Brük-ke in ihrem Heimatort zur Vertei-digung vorzubereiten.

Doch es kommt anders. IhrUnteroffizier, der Verpflegung or-ganisieren will, gerät mit der Feld-gendarmerie aneinander und wirderschossen. Die Jungen sind aufsich allein gestellt. Vergeblich ver-suchen vorbeikommen-de Wehrmachtsoldaten,sie dazu zu bewegen,nach Hause zu gehen.Plötzlich tauchen feindli-che Panzer an der Brük-ke auf. Obwohl sie keineChance haben, nehmendie Jungen mit dem ih-nen anerzogenen Fana-tismus den Kampf gegenden in jeder Hinsichtüberlegenen Gegner auf.Zunächst können siesich behaupten, dochdann fällt einer nachdem anderen im feind-lichen Feuer. Ein ameri-kanischer Soldat fordertsie auf, den Kampf ein-zustellen und „zurück inden Kindergarten“ zu ge-hen. Durch diese Formulierungprovoziert, schießen sie ihn nie-der, und er stirbt qualvoll vor ih-ren Augen. Schließlich ziehen sichdie Amerikaner zurück, und dieBrücke wird von einem deutschenSprengkommando planmäßig zer-stört. Nur einer der Jungen über-lebt das sinnlose Gefecht, vomgrauenvollen Erlebten schwer ge-zeichnet.

Der am 22. Oktober 1959 urauf-geführte Spielfilm „Die Brücke“ ba-siert auf dem im Vorjahr erschie-nen gleichnamigen Roman des1929 geborenen Manfred Gregor,der darin seine eigenen Kriegser-

lebnisse verarbeitet hat. Dem Re-gisseur Bernhard Wicki ist es ge-lungen, das darin geschilderte Ge-schehen mit beklemmender Ein-dringlichkeit auf die Leinwand zubringen. Die Filmkritik ist sich bisheute einig, dass er einen der kom-promisslosesten, härtesten und bit-tersten Antikriegsfilme geschaffenhat. In 105 Minuten zeigt er mit ei-ner beeindruckenden Dramaturgie

sowie stark affektiven Bildern denWahnsinn und die Realität desKrieges und die Folgen eines durchdie nationalsozialistische Erzie-hung fehlgeleiteten jugendlichenIdealismus. Dabei verzichtet er auf

jedes Moralisieren und jeglicheHeldenverklärung.

Drehort war der oberpfälzischeOrt Cham. Um dem Film einen do-kumentarischen Charakter zu ver-leihen, scheute Wicki bei der Aus-stattung weder Kosten noch Mü-hen. Seine jugendlichen Schau-spieler brachte er während dersechsmonatigen Drehzeit gelegent-lich bis an den Rand der physi-

schen und psychischen Erschöp-fung. Mit harter Hand trieb er siezu darstellerischer Perfektion undtrug so zur hohen Authentizität desFilms bei. Beispielsweise verteilteer Ohrfeigen, damit ihre Tränenecht wirkten, um sie anschließendzu loben und zu trösten.

Bernhard Wicki verschaffte derFilm mit einem Schlag internatio-nale Anerkennung. Einige derSchauspieler wie Volker Lechten-brink und Michael Hinz hatten indem Film ihre erste Rolle über-haupt. Für dieses leidenschaftlicheManifest gegen den Krieg wurdender Film und die Mitwirkendenmit allen bedeutenden nationalenFilmpreisen, dem Golden GlobeAward und einer Oscar-Nominie-rung ausgezeichnet. „Die Brücke“ist einer der meistdekoriertendeutschen Spielfilme überhaupt.

Kaum zu glauben, aber der um-triebige VergangenheitsbewältigerJan Philipp Reemtsma hat es in sei-ner polemischer Anti-Wehrmacht-Ausstellung fertiggebracht, diesenKlassiker des cineastischen Pazi-fismus der Heroisierung der Wehr-macht zu beschuldigen. ObReemtsma, der seine Millionen be-kanntlich der wirtschaftlichenKomplizenschaft seines Vaters mitden Nationalsozialisten verdankt,eigentlich weiß, dass Wicki zeit-weilig im KZ gesessen hat und ihmdieser Film ein ganz besonderesAnliegen war? Jan Heitmann

KKookkiinnoo:: BBlliicckk zzuu ddeenn GGeessttiirrnneenn

NNaappoolleeoonn ddiikkttiieerrtt ddeenn FFrriieeddeenn:: ÖÖsstteerrrreeiicchh kkoonnnnttee ddeemm FFrraannzzoosseenn iinn SScchhöönnbbrruunnnn nniicchhtt vviieell eennttggeeggeennsseettzzeenn..DDoocchh iimmmmeerrhhiinn wwuurrddeenn ddiiee GGeebbiieettssvveerrlluussttee nniicchhtt ggaannzz ssoo sscchhmmeerrzzhhaafftt wwiiee ffüürr ddiiee PPrreeuußßeenn zzuuvvoorr.. Bild: interfoto

Fehlgeleiteter IdealismusAm 22. Oktober 1959 wurde der Film »Die Brücke« uraufgeführt − Bis heute international gerühmt

SSiinnnnllooss:: DDiiee JJuuggeennddlliicchheenn kkäämmppffeenn vveerrlloorreennee SScchhllaacchhtt.. Bild: Archiv

Page 11: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

PR E U S S E N Nr. 42 – 17. Oktober 2009 11

Mutige Männer, tapfere FrauenDie Bekennende Kirche in Ostpreußen – Ende 1937 schon 150 verhaftete Pfarrer – Teil 2: Die Jahre 1933 bis 1937

Eins kann man den Begründernder Bekennenden Kirche in Ost-preußen wahrlich nicht vorwer-fen: Dass sie ihr Fähnlein nachdem Winde ausgerichtet hättenoder populistisch oder ängstlichgewesen seien. Mut, Tatkraft,Glaubensstärke und Leidensbe-reitschaft gehörten zum Alltag de-rer, die zwischen 1933 und 1936die Grundlagen für evangelischenWiderstand gegen das nationalso-zialistische Regime legten.

Dem Geist ihrer Zeit zu wider-stehen, dem die große Mehrheitdes Volkes und der evangelischenKirche zu Beginn der Hitler-Dikta-tur anhing, fiel den Begründernder Bekennenden Kirche nichtleicht. Die Opposition war schon1933/34 ein schwieriges und ge-fährliches Geschäft. Zu schnellhatte der wie ein Messias auftre-tende Adolf Hitler für Ordnunggesorgt, die bürgerkriegsähnlichenZustände beseitigt und die Ar-beitslosen nach der Wirtschafts-krise von 1929 von der Straße ge-bracht. Bald grüßten viele einan-der nicht mehr mit einem freund-lichen „Guten Morgen“ sondernmit „Heil Hitler“.

Wer diese messiasgleiche Ge-stalt kritisieren wollte, sah sichder Drohung von Gefängnis oderKonzentrationslager ausgesetzt.Viele Sozialdemokraten und Kom-munisten waren bereits inhaftiert.So fiel es den kirchlichen Kriti-kern des Regimes zunächstschwer, die Lehre der Nationalso-zialisten vom „Positiven Christen-tum“ zu enttarnen. „Gemeinnutzvor Eigennutz“ klang so ähnlichwie Nächstenliebe, und denchristlichen Kirchen schien zu-nächst ein wichtiger Part bei der„geistlichen Erneuerung“ des Vol-kes zugestanden zu werden. Docheinige Theologen in beiden gro-ßen Konfessionen ließen sich da-von nicht täuschen. Sie erkanntenschnell, dass sich hinter der Lehrevom Positiven Christentum nichtsanderes als eine sektiererischeIdeologie verbarg. Zu offenkundigwar für sie der Widerspruch zwi-schen dem „Heilsanspruch“ AdolfHitlers und dem von Jesus Chri-stus. Zudem hätte der Arierpara-graph, der sinngemäß in der Kir-

che eingeführt werden sollte, zumAusschluss vieler Kirchengliedergeführt. Und drittens planten die„Deutschen Christen“, die Bibelvon allen jüdischen Einflüssen zureinigen. Damit stand etwa 90 Pro-zent der Bibel auf der Streichliste.

Dieses Streichkonzert an der Bi-bel, das bis heute klassischerweiseeine christliche Sekte definiert,rief im östlichen Teil Deutschlandsspäter berühmt gewordene Theo-

logen und Pfarrer wie MartinNiemöller, Hans-Joachim Iwand,Julius Schniewind, Karl Barthoder Dietrich Bonhoeffer auf denPlan. Sie fühlten sich Anfang der30er Jahre allerdings noch wieeinsame Rufer in der Wüste. Derseit 1929 in Königsberg lehrendeProfessor für das Neue TestamentSchniewind beklagte, dass die „ei-gentlichen geistlichen Anliegendes Dienstes am Wort uns weithinfremd geworden, ja fremd geblie-ben sind“. Dieses Fremdsein „be-ruhe auf Säkularismus, der grund-sätzlich unser Leben beherrscht.“Damit waren Grundlinien gelegt,

die in den 20er Jahren schon KarlBarth durch seine Vorträge in Kö-nigsberg und Danzig angespro-chen hatte. Die streng an der Bibelorientierte Theologie dieser Män-ner schärfte ihren Blick für dieVerweltlichung, den Säkula-rismus, der in den zurückliegen-den Jahrzehnten tief in Leben undLehre der 28 Landeskirchen derDeutschen Evangelischen Kirche(DEK) eingedrungen war.

So protestierten sie gegen denunter Reichsbischof Müller gestar-teten Versuch, 1933/34 auch dieevangelischen Landeskirchen„gleichzuschalten“ und eine„Deutsche Reichskirche“ zu grün-den. Im „Pfarrernotbund“ unterder Leitung Martin Niemöllers or-ganisierten sich bis zu einem Drit-tel der evangelischen Pfarrer undlehnten eine Anpassung derchristlichen Verkündigung undKirchenordnung an die Pro-grammatik der „Deutschen Chri-sten“ (DC) ab. Auf Initiative vonKirchengemeinden und Pfarrernversammelten sich – unter den

Augen von Denunzianten und derGestapo – Kirchenglieder undPfarrer in Ostpreußen zu „FreienBekenntnissynoden“. Diese Syno-den sahen sich angesichts ihrerschon „zerstörten Kirchen“ für dienoch „intakten Kirchen“ in Bayernund Württemberg, Hannover undBaden in einer Vorreiterrolle. Die-se fünf Landeskirchen schlossensich am 22. April 1934 zur „Be-kenntnisgemeinschaft der DEK“ in

Ulm zusammen und erklärten sichzur „rechtmäßigen ev. Kirche inDeutschland“. Schon gut einenMonat später, auf der Bekenntnis-synode der DEK in Wuppertal-Barmen vom 29. bis 31 Mai 1934,konstituierte sich die BekennendeKirche. Als ihre geistliche Grund-lage nahmen sie die von KarlBarth formulierte „Barmer Theo-logische Erklärung“ an. JesusChristus wurde hier als das für diekirchliche Verkündigung alleinverbindliche „Wort“ festgelegt, ne-ben das nicht „noch andere Ereig-nisse und Mächte“, nicht „andereHerren“ treten dürften. Die Syno-

dalen erklärten, dass es keine Ras-senunterschiede in der „Gemein-schaft von Brüdern“ und keinevon „einem Führer“ beherrschteKirche geben dürfe.

Damit hatten sich die bekennt-nistreuen Kirchenvertreter unterBerufung auf ein „Notrecht“ vonder offiziellen Kirche getrennt. AlsLeitungsorgan fungierte ein„Reichsbruderrat der Bekenntnis-synode“. Für den Pfarrernach-

wuchs gründete man kirchlicheHochschulen und getarnte Predi-gerseminare (siehe Bild), da staat-lich Einrichtungen hinfort ver-sperrt waren. Damit war in zweifa-cher Hinsicht ein außerordentlichkonfliktreicher Weg beschritten.Innerkirchliche Konflikte auf dereinen Seite und die Verfolgungdurch die Nationalsozialisten aufder anderen Seite ließen nichtlange auf sich warten. Innerkirch-liche Konflikte zeigten sich durchdie Konfessionsunterschiede zwi-schen Lutheranern, Unierten undReformierten und durch die ver-schiedenen Traditionen der

Landstriche besonders in Ost-preußen als „eigenständiger undeigengeprägter Kirchenprovinz“,wie Pfarrer Hugo Linck bemerkte.So wurde die Barmer Theologi-sche Erklärung und der Führungs-anspruch Martin Niemöllers nichtin gleichem Maße akzeptiert wiein anderen Teilen Deutschlands.Die bekenntnistreuen Kräfte sam-melten sich in der „KirchlichenArbeitsgemeinschaft“, die schonam 9. Februar 1934 an die Stelledes ostpreußischen Pfarrernot-bundes getreten war. Am 21. Ok-tober desselben Jahres konstitu-ierte sich in Königsberg die FreieEvangelische Bekenntnis-Synodemit einem eigenen Bruderrat. 25ostpreußische Theologen und 10Laien unterzeichneten das Doku-ment, das auf die alleinige Grund-lage Bibel und Bekenntnis für daschristliche Leben hinwies undsich einreihte in „die Front beken-nender Gemeinden und deskämpfenden Luthertums“.

Als Höhepunkt dieser erstenPhase des Kampfes der Bekennen-den Kirche in Ostpreußen gilt dieII. Ostpreußiche Bekenntnissyno-de vom 2. bis 7. November 1936.Zu Ihrer Eröffnung hielt MartinNiemöller im Königsberger Domeine sehr eindrucksvolle Predigt,wie sich Zeitgenossen erinnerten.Diese Synode setzte zehn vonFranz Hildebrandt ausgearbeiteteHauptartikel christlicher Lehrefest, lehnte die staatlich kontrol-lierten Kirchenausschüsse ab undgab sich eine eigene Verfassung.

Kein halbes Jahr später wurdeHans-Joachim Iwand wegen„staatsfeindlichen Verhaltens“ ausKönigsberg ausgewiesen, MartinNiemöller verhaftet und ins Kon-zentrationslager gebracht. Die III.Ostpreußische Bekenntnissynodevom 18. bis 19. August 1937 mit130 Synodalen fand dann schonunter wesentlich verschärften Ver-hältnissen statt. Die Synode ver-langte die Freilassung der verhaf-teten Pfarrer, deren Zahl auf 70angewachsen war. Im Oktoberund November ließ die Staatspoli-zei den gesamten OstpreußischenBruderrat und 73 weitere ostpreu-ßische Pfarrer inhaftieren.

Hinrich E. BuesFortsetzung (Schluss) folgt.

MMiittgglliieeddeerr eeiinneess ggeettaarrnntteenn SSeemmiinnaarrss ddeerr BBeekkeennnneennddeenn KKiirrcchhee iimm WWiinntteerr 11993377//3388.. ZZwweeiitteerr vvoonn lliinnkkss:: DDiieettrriicchh BBoonnhhooeeffffeerr Bild: BpK

Gassenhauer-GöreClaire Waldoff: Goldene 20er waren ihre Zeit

Sie war die „Berliner Göre“schlechthin und hat sogar ei-nen Stern im „Walk of Fame

des Kabaretts“ errungen: ClaireWaldoff. Geboren wird sie am 21.Oktober 1884 unter ihrem bürger-lichen Namen Clara Wortmann alselftes von 16 Kinderneiner Gastwirtsfamilieim damals noch preußi-schen Gelsenkirchen.Nach dem Besuch desMädchengymnasiumsin Hannover besteht siedas Abitur. Ihren ei-gentlichen Berufs-wunsch, Ärztin zu wer-den, kann sie aus finan-ziellen Gründen nichtverwirklichen. So ent-schließt sie sich für die Schauspiel-laufbahn und nimmt ihren be-rühmten Künstlernamen an, derallerdings oft fälschlich als Waldorfgeschrieben wird.

Nach ersten Engagements in BadPyrmont und im oberschlesischenKattowitz kommt sie 1907 nachBerlin. Sie spielt in einigen kleine-ren Komödienrollen, wechselt baldzum Kabarett und erhält ein Enga-gement am Theater „Roland vonBerlin“. Gleich ihr erster Auftritt,bei dem sie in einem Etonboy-An-

zug auftritt, macht sie über Nachtbekannt. Sie spezialisiert sich aufGassenhauer, Schlager und Chan-sons. Den Höhepunkt ihrer Karrie-re erreicht Claire Waldoff Mitte der20er Jahre. Neben ihren Kabarett-auftritten spielt sie in Operetten

und in den beliebterwerdenden Revuen mit.Diese sind Teil einerneuartigen Unterhal-tungskultur. Mit ihrerLebensgefährtin, derDeutsch-AmerikanerinOlga von Roeder, bildetsie den Mittelpunkt derlesbischen Szene.

Nach 1933 erleidetClaire Waldoffs Karrie-re einen Einbruch.

Wegen eines Auftritts bei der kom-munistischen „Roten Hilfe“ sowieihrer sexuellen Orientierung, ihrerfrauenemanzipatorischen Liederund ihres Auftretens in maskulinerKleidung wird sie vorübergehendmit einen Auftrittsverbot belegt.Auch nach Kriegsende kann sienicht mehr an ihre alten Erfolgeanknüpfen. Am 22. Januar 1957stirbt Claire Waldoff an einemSchlaganfall. Das Marschlied „Esgibt nur ein Berlin“ ist eines ihrerbekanntesten Lieder. Jan Heitmann

Es gab im Jahre 1914 nur we-nige ausländische Offiziere,die ihre Heimat und ihre Ar-

meen verlie ßen, um aus reinemIdealismus in den deutschen Rei-hen mit zukämpfen. Wohl der profi-liertes te unter ihnen war der da-malige Rittmeister in der König-lichen Schwedischen Leibgarde zuPferde, Gilbert Graf Hamilton. Erwurde am 20. März 1869 geborenund war 1918 als Oberst der letzteKommandeur der ostpreußischenWrangel-Kürassiere.

Der Graf war der Spross einesursprünglich altschottischen Ge -schlechts, das schon 1066 in derSchlacht bei Hastings erwähntwurde. Nach ihrer Übersiedlungnach Schweden im 16. Jahrhun dertbekleideten die Hamiltons wieder-holt wesentliche Stellen in dem da-mals in hohem Ruhme stehendenschwedischen Heere. Gilbert GrafHamiltons Mutter war eine Frei-frau v. Barnekow, ein Name, derdes Öfteren in der preußischenHeeresgeschichte vorkommt, unddamit ergaben sich Beziehungenzu Deutschland. Verheiratet war ermit Marguerite v. Seume, der Toch-ter eines russischen Generals.

Im Jahre 1908 zum Rittmeisterbefördert, nahm er unmittelbar bei

Beginn des Weltkrieges seinen Ab-schied aus der schwedischen Ar-mee und wurde zunächst den Bres-lauer Leibkürassieren zuge teilt.Sehr rasch, während der Kämpfe inPolen, erkannte man seine großesoldatische Begabung, und so be-kam er bald ein Batail lon im 223.Reserve-Infanterie -Regiment. Wäh-rend der Kämpfe in den Karpatenwurde er ver wundet, ging nachHeilung wie der auf kurze Zeit zu-rück zu den Kü-rassieren und er-hielt dann 1916eine sehr selb-ständige Stel lungals Kommandeurdes Kgl. Pr. Jäger-bataillons Nr. 27,einer als hervorragend bekanntenfinni schen Einheit, die später nach1918 den Grundstock der finni -schen Armee bilden sollte. AlsFührer des Detachements nahm erunter Graf v. der Goltz erfolgreicham finnischen Freiheitskrieg teil.Zurückgekehrt, wurde der so man-nigfach bewährte Soldat 1918 Kom-mandeur des Kürassier-RegimentsGraf Wrangel (Ostpreußen) Nr. 3,das damals Sicherungsaufgaben inder wichtigen Ukraine zu erfüllenhatte.

„Vor uns stand ein Offizier“, – soschildert einer der Offiziere denneuen Kommandeur – „der jedenmit seinem Blicke durch bohrte. Al-les von ihm war beste chend, seineblendende äußere Erscheinung vorder Front wie im Sattel, seine sehreinfache Le bensführung – er aßwenig und schlief kaum – undnicht zuletzt sein unbeugsamerWille.“ Un willkürlich drängte sichder Ver gleich auf mit dem ersten

Kom mandeur, desaus den Drago-nern 1809 umfor-mierten Regi-ments, den GrafenWrangel. Er hattein vielem mit ihmÄhnlichkeit und

es wurde scherzhaft bemerkt, dassbeide das gleiche, nicht immer lu-penreine Deutsch sprachen. Undes gab beim Rückzug aus derUkraine oft sogar ähnliche Lagen,wie sie das Regiment 1814 bei Eto-ges erlebt hatte. In der Ukraine wa-ren die Kürassiere zur Bekämpfungder Partisanen eingesetzt, und GrafHamilton sah bei Poltawa das Ge-fechtsfeld wieder, auf dem vor 200Jahren sein Vorfahre unter Karl XII.gefochten hatte. Erforderten schondiese Kämpfe große Umsicht, so

wurde die Lage nach dem 11. No-vember noch weit schwieriger. Wiesollte das Regiment durch das vonParteien aufgewühlte Land den2000 Kilometer langen Rück-marsch bis in seine ostpreußischeHeimat zustande bringen? Aberdieser Rückmarsch zu Pferde an-stelle des sehr fragwürdigen Bahn-transportes quer durch das Landentsprach dem Willen aller. Es gabÜberfälle und Zerreißproben, aberes gelang dem Kommandeur doch,seine Kürassiere nach fast zweiMonaten Marsch Ende Februar1919 durch alle Revolutionen ohnegroße Verluste in voller Disziplin,mit dem Trompeterkorps und denKesselpauken an der Spitze, in Kö-nigsberg einrücken zu lassen.

Nach Kriegsende kehrte OberstGraf Hamilton mit vielen Aus -zeichnungen zu seiner schwedi -schen Leibgarde zu Pferde zurückund wurde 1921 Kommandeur desberühmten Husaren -Regiments„Smäland“. Nach der Neugliede-rung der schwedischen Armeenahm er zwar 1927 seinen Ab-schied, wur de aber noch oft in mi-litärischen Fragen zu Rate gezogen.Am 11. August 1947, im 78. Lebens-jahr, verstarb er auf dem Fami -lienbesitz. Walther Grosse

Beschwerlicher Rückzug nach

Königsberg

Einer der letzten Wrangel-KürassiereGraf Hamilton: Wieso ein schwedischer Schotte im Ersten Weltkrieg für Ostpreußen kämpfte

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Page 12: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

LE S E R F O R U M12 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muss.Von den an uns gerichteten Briefenkönnen wir nicht alle, und viele nurin Auszügen, veröffentlichen. Alleabgedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.

Zu: Warschauer Aufstand von1944

Jüngst brachten mehrere Anstal-ten des deutschen FernsehensSendungen über den sogenannten„Warschauer Aufstand“ der polni-schen Untergrundbewegung unterFührung von General Bor-Komo-rowski vom August/September1944. Dabei wurden zum Teil auchAusschnitte über den Aufstandder Bewohner des jüdischenGhettos im April/Mai 1943 einge-blendet. Die Moderation wie auchder Inhalt dieser Sendungen be-fasste sich in der Regel überwie-gend mit deutschem Terror, Mordund Brutalitäten sowie mit demHeldenmut und der Tapferkeit derAufständischen. Die filmischeDarstellung und die Moderationließen – wie üblich – kein gutesHaar an den zur Niederwerfungdes Aufstandes eingesetzten deut-schen Truppen. Das erleichtert esSach- und Geschichtskundigen,solche Sendungen als Musterbei-spiele der Manipulation durchMassenmedien auszuwerten.

Die gezielte Desinformation sol-cher Sendungen lässt sich heute

nicht mehr wie noch geraume Zeitnach dem Kriege damit entschul-digen, dass die volle Wahrheit umder Versöhnung willen verschwie-gen oder doch geschönt werdenmuss. Die Ergebnisse der jüngerenForschung sind inzwischen auchvielen einfachen Bürgern bekanntgeworden. Daher ist die Nutzungvon überholtem Filmmaterialzwar verständlich, aber doch ganzo f fe n s i ch t l i chsehr problema-tisch. Eine sorg-fältige, wissen-schaftlichen An-forderungen ge-nügende Kommentierung, bei derjede Einseitigkeit möglichst ver-mieden wird, ist eine Mindestfor-derung an solche Sendungen.

Ein Beispiel, was unter anderemgemeint ist: In einem Leserbriefan die „Süddeutsche Zeitung“vom 23. August 1994 berichtet Jo-achim von Seydlitz-Kurzbach,ehemals Angehöriger des Stabesder 9. Armee, die für den Frontab-schnitt an der Weichsel zwischenRadom und Modlin einschließlichWarschau zuständig war, über diemustergültige Hilfsaktion zur Ret-

tung und Versorgung der polni-schen Zivilbevölkerung durchTransportmittel der Wehrmachtund die Einrichtung eines Auf-fanglagers. Der damit beauftragteOberst der Wehrmacht ist nachdem Kriege auf Betreiben einerpolnischen Delegation, die inKriegsgefangenenlagern nachdeutschen Kriegsverbrechernfahndete, vorzeitig entlassen wor-

den. Bestätigt undausführlich be-handelt wird dasehrenvolle Ver-halten des jenemOberst vorgesetz-

ten kommandierenden GeneralsSmilo von Lüttwitz (1. KG des III.Korps der Bw.) in dessen Biogra-phie „Pflicht und Gehorsam“ (v.Hase & Koehler). Die gefangenenFreischärler sind übrigens nach-weislich als reguläre Kriegsgefan-gene behandelt worden. Dass diezur Niederschlagung des Aufstan-des eingesetzte, zusammengewür-felte Truppe auch Kriegsverbre-chen begangen hat, wird von nie-mandem ernsthaft bestritten. Daskann man allerdings auch von deranderen Seite sagen. Sie gesteht

ohne weiteres ein, dass SS-Ange-hörige ausnahmslos niederge-macht wurden. (Sendung PhoenixTV-Programm; Historische Ereig-nisse vom 2. August 2009, 14 Uhr):Die Desinformation liegt in derVerkündung von Teilwahrheiten,also im Verschweigen der ganzenWahrheit, so dass eine ganze Lügedaraus wird. Offensichtlich stelltdas zu fordernde Maß an Zivil-courage, wenn es um die histori-sche, nicht zeitgeistkonforme Auf-arbeitung des Zweiten Weltkriegesgeht, noch immer eine Überforde-rung der öffentlich damit befas-sten Personen dar.

Die Forderung an Darstellungender jüngeren deutschen Geschich-te, insbesondere der Ereignisse imKrieg, ist endlich die vorherr-schende Geschichtspolitik zu be-enden. Statt dessen ist möglichstdie ganze Wahrheit auf den Tischzu bringen, so wie es uns der gro-ße Historiker Leopold v. Rankebeispielhaft gelehrt hat. Das giltauch dann, wenn es Positives überdie deutsche Seite zu berichtengibt. Brigadegen. a. D.,

Reinhard Uhle-Wettler,Timmendorfer Strand

Endlich die ganzeWahrheit sagen

Unterschichtsgeburten: Deutschland verdummtZu: „Sarrazin hat Fakten genannt“(Nr. 41)

Es gibt auch das Problem, dass40 Prozent aller Geburten in derUnterschicht stattfinden. Hierwerden Trends verstärkt sichtbar,die ganz Deutschland belasten. Sodass das Niveau an den Schulenkontinuierlich sinkt, anstatt zusteigen.

Je niedriger die Schicht, umsohöher die Geburtenrate. Die Ara-ber und Türken haben einen zwei-bis dreimal höheren Anteil an den

Geburten, als es ihrem Bevölke-rungsanteil entspricht. Große Teilesind weder integrationswillig nochintegrationsfähig. Die Lösung desProblems kann nur heißen: KeinZuzug mehr, und wer heiratenwill, sollte dies im Ausland tun.Ständig werden Bräute nachgelie-fert. Meine Vorstellung wäre: Ge-nerell kein Zuzug mehr außer fürHochqualifizierte und perspekti-visch keine Transferleistungenmehr für Einwanderer.

Die Türken erobern Deutsch-land genauso, wie die Kosovaren

das Kosovo erobert haben: durcheine höhere Geburtenrate.

Wir müssen in der Familienpo-litik völlig umstellen: weg vonGeldleistungen, vor allem bei derUnterschicht. Man muss davonausgehen, dass menschliche Be-gabung zu einem Teil sozial be-dingt ist, zu einem anderen Teiljedoch erblich. Der Weg, den wirgehen, führt dazu, dass der Anteilder intelligenten Leistungsträgeraus demographischen Gründenständig fällt. Jürgen Gruhle,

Nauendorf

Merkels Verhalten erinnerte an Willy BrandtZu: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Nr.37)

Mit dem Beitrag anlässlich der70. Wiederkehr der Beschießungder Westerplatte durch ein deut-sches Kriegsschiff hat die Bundes-kanzlerin vor den Polen einenformvollendeten Kotau zelebriert.Er erinnert fatal an den Kniefalldes deutschen Bundeskanzlers inWarschau. Konrad Badenheuer hatzwar auf einige rhetorische Unge-nauigkeiten aufmerksam gemacht.Er hat jedoch Probleme zu verste-

hen, was Frau Merkel zur Vertrei-bung sagen wollte. Die Verantwor-tung hierfür muss offenbar dieNachfolgegeneration übernehmen.Was hiervon am Anfang stand, darfsich niemals wiederholen.

Auch ich kann den Sinn der Aus-führungen von Frau Merkel nichtverstehen. Eines darf man jedochkonstatieren: Frau Merkel hat wi-der besseres Wissen die Gründefür den Kriegsbeginn total ausge-blendet. Es sei nur an den Vertragvon Versailles erinnert. So machtsie sich einer Geschichtsklitterung

schuldig, die man von einerBundeskanzlerin nicht erwartendarf, auch nicht auf der Westerplat-te. Mit ihrem Kotau hat sie jeden-falls viele noch patriotisch einge-stellte Landsleute vor den Kopf ge-stoßen. Es ist ferner zu befürchten,dass die Kanzlerin die Errichtungder Gedenkstätte für Vertriebeneweiter verzögern wird. Doch darü-ber ist sie völlig erhaben. So wirddie immerwährende Verantwor-tung der Deutschen von Ewigkeitzu Ewigkeit fortgeschrieben wer-den. Walter Grubert, Hannover

Zeitzeugen gesuchtBetr.: Filmprojekt

Karl Höffkes, Autor des Filmer-folgs „Ostpreußen wie es war“,sucht für seinen neuen Ostpreu-ßenfilm Zeitzeugen, die vor derKamera aus eigener Erfahrungüber die Kurische Nehrung, dasLeben auf dem Lande oder denAlltag in der Landwirtschaft be-richten können. Für ein weiteresFilmprojekt sucht der Filmema-cher Frauen, die schildern kön-nen, wie sie den Alltag währenddes Krieges erlebt und gemeisterthaben. Kontakt: Karl Höffkes,

Schildarpstraße 10,48712 Gescher,

Telefon 02542/951313

SelbstaufgabeZu: „Teutonisch selbstbewusst“(Nr. 40)

Darf man in Deutschland nochDeutsch sprechen? Der künftigeAußenminister Westerwelle gibtkurz nach der Wahl schon Inter-views für die internationale Presse,das ist normal. Aber nun verlangter von den Fragestellern, dass manin unserem Land doch auch unse-re Sprache anwenden möge. Damitsteht er aber allein auf weiter Flur,denn die Deutschen haben sichentschieden, im eigenen Land vielEnglisch zu sprechen und zuschreiben. Es macht uns gar nichtsaus, dass dieses Englisch in der Re-gel nicht nur mangelhaft, sondernauch falsch ist, zum Teil aus ausge-dachten Wörtern besteht.

Schon in der Antike wusste man„wer die Sprache hat, der hat dieMacht“, wer seine Sprache aufgibt,gibt sich selbst auf. Haben wir dasschon vergessen? Werner Pfennig,

Neubrandenburg

Dieses Mal wurde wieder die polnische Seite verharmlostZu: Leserbrief „Hitler durch Weg-lassung von Schuld reinwaschen“(Nr. 40)

Nach den zahlreichen Berich-ten und Leserbriefen, die polni-sche Politik in der Vorkriegszeitbetreffend, war ein solcher Leser-brief von Besserwissern zu erwar-ten.

Der geschätzte Schreiber hatnun seinerseits durch Weglassungzahlreiche Tatsachen zur Vorge-schichte außer Acht gelassen oderauch nicht gekannt. Dadurch

schafft er eine neue Schieflage zuLasten Deutschlands, die nichteinfach auf Hitler zu reduzierenist.

Weiß er nicht, dass (unter zahl-reichen weiteren Beispielen) am10. April 1923 der polnische Mi-nisterpräsident Sikorski feststell-te, dass die „deutsche Gefahr“nicht eher beseitigt sei, als bis al-les deutsche Land in polnischeHände übergegangen sei?

1930 schrieb die Pilsudski-naheZeitschrift „Mocartswowiec“: „Wirsind uns bewusst, dass Krieg zwi-

schen Polen und Deutschlandnicht vermieden werden kann.Wir müssen uns energisch aufdiesen Krieg vorbereiten. In die-sem Krieg werden keine Gefange-nen genommen. Es wird keinPlatz für humane Gefühle sein.Wir werden die ganze Welt mitunserem Krieg gegen Deutsch-land überraschen.“

Polen hat unter Pilsudski ab Fe-bruar 1933 (!) drei Versucheunternommen, Frankreich zu ei-nem Angriffskrieg gegenDeutschland zu bewegen, die

polnische Wochenzeitung „Na-rod w walce“ (Volk im Krieg) for-derte am 20. Juli 1939: Danzigmuss polnisch bleiben undDeutschland muss gezwungenwerden, den ostpreußischenRaum ohne Bevölkerung an Po-len abzutreten.

Welcher souveräne Staat, ob mitoder ohne Hitler, hätte sich sol-ches neben den übrigen bekann-ten Provokationen und Men-schenrechtsverletzungen auf Dau-er bieten lassen? Günter Hagner,

München

Wertvoller Beitrag, auch wenn er manchen nicht ins Weltbild passtZu: Leserbrief „Hitler durch Weg-lassen von Schuld reingewa-schen“ (Nr. 40)

Zu dem heftigen Vorwurf desLesers, der frühere GeneralSchultze-Rhonhof habe in seinerzeitgeschichtlichen Serie über die

Vorgeschichte des letzten Welt-krieges alle erheblichen Faktenunterschlagen, die Hitlers undDeutschlands Schuld belegenwürden, kann doch nur gefragtwerden, ob dem sich so vehementbeklagenden Briefschreiber nichtbekannt ist, dass in der deutschen

Öffentlichkeit durchweg in regel-mäßiger Wiederholung stets dieVerbrechen der NS-Herrschaftpubliziert werden. Dazu mussman eigentlich nichts mehr sagen.

Die kritisierten Artikel sind je-denfalls sachlich gründlich undfaktenreich, ja dringend notwen-

dig, denn jede Seite einer nunschon fast geschichtlich geworde-nen Tragödie muss um der Wahr-heit willen ans Licht gelangen,selbst wenn es jemandem nicht indas ideologische Weltbild passt.

Dieter Neumann,Hamburg

208 Abgeordnete ohne WählerwillenZu: Bundestagswahl 2009

„Die Abgeordneten des Deut-schen Bundestages werden in all-gemeiner, unmittelbarer, freier,gleicher und geheimer Wahl ge-wählt.“ So heißt es im ersten SatzArtikel 38 des Grundgesetzes fürdie Bundesrepublik Deutschland.

Bei der Bundestagswahl 2009gab es sechs Prozent Stimmen fürdie „sonstigen“ Parteien, die wegender Fünf-Prozent-Klausel bei derVerteilung der Bundestagsmandatenicht berücksichtigt wurden. Trotz-dem kamen diese Stimmen vonWählern (sogar von sehr aufmerk-samen und bewusst zur Wahl ge-gangenen Wählern), die aus per-sönlichen Gründen einer kleinenPartei ihre Stimme gaben, wohlwissend, dass ihre Stimme für eineSplitterpartei voraussichtlichnichts bewirken wird. Dieser nichtbewertete Stimmenanteil von sechsProzent ist jedoch nicht unberück-sichtigt geblieben, er wurde denetablierten Parteien zugeschlagen.Man kann also sagen, dass bei 622Bundestagsabgeordneten abzüglich24 Überhangsmandate, das sind598 Wahlmandate, sechs Prozent

also 35 Abgeordnete ihr Mandat„nicht vom Volk“ erhalten haben,sondern im Gegenteil von denWählern dieser sechs Prozent, diebewusst für andere politischeInteressen gewählt wurden.

Man kann sogar noch einenSchritt weitergehen: Die Wahlbe-teiligung bei der Bundestagswahllag extrem niedrig bei 70,8 Pro-zent, das heißt von 62,2 MillionenWahlberechtigen sind 29 Prozentnicht zur Wahl gegangen. Aus wel-chen Gründen auch immer (Desin-teresse, bewusste Wahlenthaltung,Protest, gesundheitliche Gründe),für diese 18 Millionen Bürger gibtes keine Willensbekundung. Trotz-dem werden ihre nicht abgegebe-nen Stimmen den etablierten Par-teien zugeschlagen. Bei 29 Prozentnicht abgegebene Stimmen sinddies 173 Abgeordnete.

Berücksichtigt man beide Ereig-nisse, dann kann man bei strengerAuslegung eines demokratischenWahlprinzips sagen, dass 208 Ab-geordnete im Bundestag tätig sind,die ihr Mandat nicht dem Wähler-willen des „Volkes“ verdanken, son-dern den Bestimmungen der Wahl-ordnung. Döring v. Gottberg, Kiel

Heikles Thema nicht einseitig betrachtenZu: „Historischer Kontext“ (Nr. 36)

Außer der Besetzung verschie-dener Gebiete, die sich Polen zwi-schen den Weltkriegen leisteteund an die Hartmut Saenger inseinem Artikel erinnert, ist zu er-wähnen, dass es sich nach 1945auch Stettin unter den Nagel riss,das bekanntlich westlich der Oderliegt und ihm nicht im PotsdamerAbkommen als „unter polnischerVerwaltung liegend“ zugespro-chen wurde. Es hätte normaler-weise zur SBZ und nach Grün-dung der DDR zu ihr gehört, ei-nem „Brudervolk der Polen“.

General Schultze-Rhonhof nenntin „Der Krieg, der viele Väter hatte“den Ausspruch des israelischenBotschafters Asher ben Nathan,„dass es nicht darauf ankäme, werzuerst einen Krieg begonnen habesondern darauf, was diesem Kriege

vorausgegangen wäre.“ Warumwünschte Polen 1933 von Frank-reich einen Krieg gegen Deutsch-land, warum machte es im März1939 gegen uns mobil?

Leider wurde das, was voraus-gegangen ist, in den Medien An-fang September vergessen, näm-lich die unmenschliche Behand-lung der elf Millionen Menschenin Polen, die den Minderheitenangehörten, unter ihnen Ukrainer,Weißrussen, Juden, Deutsche un-ter anderem. Tausende beschwer-ten sich darüber beim Völkerbundin Genf, 15000 Beschwerden wa-ren es bis 1939, auf die keine Re-aktionen erfolgten.

Warum wird außer bei Schultze-Rhonhof nirgends deutlich gesagt,dass Polen es nicht verstand, mitseinen Minderheiten umzugehenund deshalb eine Mitschuld anspäteren Eskalationen zugewiesen

bekommen muss. Im „Deutsch-land-Journal“ der Staats- und Wirt-schaftspolitischen Gesellschaft e.V.Hamburg gibt er die Aussage einesfranzösischen Slawistikprofessorsaus der West-Ukraine wieder: „Eswurde erschossen, gehängt, gefol-tert, eingesperrt, beschlagnahmt.Viele ukrainische Priester wurdenhingerichtet.“

Mit Entsetzen las ich diese Zei-len und frage mich in diesem Zu-sammenhang, weshalb das Fernse-hen es zuließ, dass Polen einseitigüber ihre negativen Erfahrungenausführlich berichteten und dieSchuld am „Bromberger Blutsonn-tag“ den Deutschen zuordneten?Ein so heikles Thema muss histo-risch fundierte Aussagen enthal-ten, auch wenn sie schwer verkraft-bar sind, nicht nur für uns, auchfür andere. Marg.-Elfriede Krause,

Pattensen

Lehrer berichtete von GrausamkeitenZu: „Naumburg: KomplettesKriegsgefangenenlager wurde ver-gessen“ (Nr. 37)

Von 1949 bis 1952 bin ich in Lo-henstein (Thür) zur Berufsschulegegangen. Unser Berufsschulleh-rer (Ostpreuße) erzählte uns Be-rufsschülern, dass er während desKrieges bei der Luftwaffe und da-nach im Gefangenenlager BadKreuznach war. Er hat uns vonden Leiden und den Grausamkei-ten in diesem Lager berichtet. WirSchüler konnten uns nicht vor-stellen, dass die Amerikaner zu soetwas fähig waren. So sollen dortdie Amerikaner außerhalb desStacheldrahtzaunes große Men-gen Lebensmittel gestapelt haben.Die Gefangenen erwarteten, dassdiese an sie verteilt würden. Je-doch sollen die Amerikaner nacheiniger Lagerzeit diese Lebens-

mittel dann vor den Augen derGefangenen mit Benzin übergos-sen und angesteckt haben. Da sol-len einige durchgedreht sein undversucht haben durch den Sta-cheldrahtzaun zu gelangen, wasohnehin aussichtslos war. Diesesollen die Amerikaner dann mitMaschinengewehren abgeschos-sen haben. Viele der durchge-drehten Gefangenen sollen vonden übrigen Kameraden von demaussichtslosen Vorhaben abgehal-ten worden sein. Es wäre ihnenleider nicht bei allen gelungen.

In den letzten Jahren habe ichdas Buch von James Bacque „Dergeplante Tod − Deutsche Kriegs-gefangene in amerikanischen undfranzösischen Lagern 1945-1946“gelesen und fand darin viele Be-richte unseres Berufsschullehrersbestätigt. Erich Stanzick,

Bad Rothenfelde

Eigener FeindZu: „Deutschfeindlichkeit ist pas-sé“ (Nr. 38)

Sehr geehrte Redaktion, dieserAussage möchte ich nicht zustim-men. Lese ich Springer-Zeitun-gen, dann hat sich in den vergan-genen Jahren nichts geändert.Allerdings lässt sich Deutsch-feindlichkeit unterschiedlich aus-legen. Ich meine, dass Medienund Politik über Jahrzehnte hin-weg die Deutschen zu Feinden ih-rer eigenen Nation gemacht ha-ben, zumindest wenn man ihrVerhältnis zur jüngsten deutschenVergangenheit betrachtet. DieHetze gegen unsere Soldaten hattiefe Spuren hinterlassen. Ichwüsste keinen deutschen Politi-ker, der ein honoriges Verhältniszu unserer leider auch beflecktenVergangenheit hat. Käthe Hippe,

Siegen

Manipulation durch das deutsche Fernsehen

Page 13: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

Nr. 42 – 17. Oktober 2009

MELDUNGEN

Juden inOstpreußen

Hamburg – Der russische Journa-list Evgeny Dvoretski hält amDonnerstag, dem 22. Oktober um19 Uhr einen Vortrag zum Thema„Die Juden in Ostpreußen und imheutigen Kaliningrader Gebiet“im Raum der Liberalen JüdischenGemeinde Hamburg (LJGH), Gro-ße Johannisstraße 13, 20457Hamburg. Der Autor beleuchtetdie vielfältigen Verflechtungender jüdischen und der preußi-schen Kultur. Die Veranstaltungwird von der „Zeit“-Stiftungunterstützt, Informationen unterTelefon (040) 67928325. PAZ

Vor kurzem wurde nach um-fassenden Modernisie-rungsarbeiten die Brücke

auf der Lindenstraße (Oktjabrska-ja-Straße) wieder für den Verkehrfreigegeben. Es handelt sich umeine der weitgehend erhalten ge-bliebenen Königsberger Brücken:Die Hohe Brücke wurde in denJahren 1882 bis 1883 vom städti-schen Bauinspektor Richter er-baut. Erstmals stand an diesemOrt im Jahre 1520 eine Brücke, dieEnde des 19. Jahrhunderts ersetztwurde. Zu dieser Zeit wurde auchdas Häuschen neben der Brückeerrichtet, in dem der Mecha-nismus für die Zugvorrichtunguntergebracht war. Dieses schönekleine Gebäude im Stil der Neugo-tik steht bis heute auf der Linden-straße.

1938 wurde die Hohe Brückeentfernt und durch eine neueMetallkonstruktion ersetzt, an der

bis vor kurzem Modernisierungs-arbeiten durchgeführt wurden. Vonder alten Hohen Brücke sind nurdie steinernenPfeiler geblieben.Während der Bau-arbeiten zeigtesich, dass der Ver-schleiß der Brückeweitaus schlim-mer war als zuvora n g e n o m m e n .Viele Befestigun-gen waren ver-fault. Der Mecha-nismus, der dieBrücke öffnet undschließt, wurdevor 70 Jahren er-richtet. Seine Re-paratur steht nochaus. Die Zugvor-richtung wirdzwar nur sehr selten benutzt, aberdennoch wird sie äußerst sorgfältig

gewartet. Zum Beispiel wurde dasSchloss für die Fixierung des Zug-mechanismus ausgewechselt. Die

Brücke soll auch nach ihrer Restau-rierung eine Zugbrücke bleiben.

Während der Reparaturarbeitenwurden die alten gusseisernen Be-festigungen und Balken abmontiert

und durchneue Metall-konstruktio-nen ersetzt.

Die Bela-stung derBrücke durchden Straßen-verkehr istsehr hoch, des-halb wurdeauch der Belagerneuert. Erbesteht jetztaus schwerenStahlplatten.Um die Le-bensdauer desbefahrbarenTeils zu erhö-

hen, wurde eine in Skandinaviengebräuchliche Technik angewandt.

Die Fahrbahn besteht nun aus ei-ner Polymerdecke unter Beimi-schung von buntem Quarzsandund Korud.

Für die Reparatur der wichtigenVerkehrsverbindung und histori-schen Sehenswürdigkeit hat dieStadt rund 7 Millionen Rubel(rund 237000 Euro) aufgewendet.Die Brücke wurde inzwischenwieder für den Autoverkehr undfür die Straßenbahn freigegeben.Ihre Tragfähigkeit wurde auf dasDreifache erhöht, so dass nunLkw bis zu einem Gewicht von 30Tonnen darüber fahren können.Seit der Restaurierung hat derVerkehr deutlich zugenommen.War die Hohe Brücke früher vorallem eine Sehenswürdigkeit Kö-nigsbergs, so hat sie nun eher ei-ne praktische Bedeutung. Tausen-de Autos befahren sie täglich. Sieist für die Stadt eine wichtige Ver-kehrsader. Jurij Tschernyschew

Wieder für den Verkehr freigegebenDie Hohe Brücke wurde von Grund auf saniert – Konstruktion aus dem Jahr 1938

Jedem ist das Wort „Mode“ geläu-fig, und doch ist dieser Begriffkaum eindeutig definierbar. DieMode als Teil der zeitgenössischenKultur gewährt interessante Ein-blicke auf den Einfluss histori-scher Ereignisse auf den Alltagund die Bevorzugung des Visuel-len bei der Gestaltung des Lebens-raums.

Mit der Ausstellung „Mode inKönigsberg − Die 30er Jahre“ imMuseum „Friedländer Tor“ beginntein Zyklus, der der Mode und ih-ren Erscheinungen im Leben Kö-nigsbergs vom Ende des 19. bis zurMitte des 20. Jahrhunderts gewid-met ist. In erster Linie wird dieAusstellung Bekleidungsmode zei-gen. Mit dieser Ausstellung wirdein Zyklus vorbereitet, der sichüber mehrere Jahre erstreckensoll. Partner des Museums sindrussische und europäische Samm-ler, aber auch Bewohner des Kö-nigsberger Gebiets und Deutsch-lands, die Material, das Auskunftüber das Leben in Königsberg gibt,aufbewahrt haben. Auch einigePAZ-Leser folgten dem in Folge 31veröffentlichten Aufruf und trugendamit zum Gelingen der Ausstel-lung bei.

Zunächst wird die Periode der30er Jahre gezeigt, die viele Paral-lelen mit dem heutigen Leben hat.Die Wirtschaftskrise zu Beginn der30er Jahre veränderte Mode undLebensstil erheblich: In dieser Zeitwurde der noch heute übliche Typdes Frauenkostüms endgültig fest-gelegt, es gab bedeutende Verbes-serungen in der Massenproduk-tion von Kleidung, wodurch sichdie breite Masse erstmals gut ge-schnittene und genähte Kleidungleisten konnte. Wie zur Zeit des Er-sten Weltkriegs, dessen soziale Er-schütterungen zur ruckartigenVeränderung des Lebensstils führ-te, stellte die Krise die Frauen wie-der vor die Notwendigkeit, sich ak-tiv am wirtschaftlichen und gesell-schaftlichen Leben zu beteiligen.

Die Ausstellung wurde mit ei-nem symbolischen Spaziergangvon Modellen in Originalkleidern

dieser Epoche eröffnet. Die dama-lige Königsberger Mode traf so dasheutige Königsberg, überraschtedie Gäste der Vernissage mit uner-warteter Nähe und Aktualität.Dank der Reaktionsschnelle undUnterstützung der Sammler fami-liärer Gegenstände gibt die Aus-stellung eine umfassende Vorstel-lung von der damaligen Damen-und Herrenmode. Die Ausstellungzeigt Fotos, ein ausführliches Pa-norama der Mode in verschiede-nen Lebensbereichen: die Alltags-hektik der Stadt, Sport und Erho-lung in der Natur, Stadtfeste undbedeutende Ereignisse im privatenLeben, Schaufenster und Verkaufs-räume. Die realen GegenständeKönigsberger Bürger vervollstän-digen die Fotoausstellung und er-lauben es auch, das Thema zu „er-spüren“, das Gesehene in etwasErlebtes zu übertragen.

An der Aktualität des Projektsgibt es keine Zweifel: In jüngsterZeit gibt es in Königsberg (wieauch auf der ganzen Welt) viel

Interesse am Thema Mode und ih-rer Geschichte. Man könnte auchsagen, dass man von der Kleidungeines Menschen auf dessen Stel-lung in der Gesellschaft schließenund dann direkte Brücken zu sei-ner kollektiven Vergangenheitschlagen kann, zu sich selbst. DasErkennen des eigenen Platzes imkulturhistorischen Raum ist eine

Frage der Selbstidentifizierung,die für die Bewohner des nörd-lichen Ostpreußens in den vergan-genen Jahren besonders wichtiggeworden ist.

Für die Königsberger ist die Hin-wendung zur Geschichte der Mo-de eine neue Erfahrung, die Ihres-gleichen noch nicht hatte. Es istdas erste Projekt in Russland, dasnicht nur Kenntnisse über die Ge-schichte der Mode vermitteln, son-

dern auch Mode-Tendenzen in derWelt in Bezug auf historische Er-eignisse zeigen soll, die anhanddes Lebens in einer konkreten Re-gion vorgestellt werden.

Die Ausstellung umfasst zirkahundert Exponate: über zwei Dut-zend Fotos, Kleidungsgegenstän-de, Schmuck und Accessoires,Beispiele von Reklame und Sou-venirartikeln mit den Logos vonKönigsberger Geschäften. Ein be-sonderes Bonbon sind Gegenstän-de, die dem Schickmachen vordem Ausgehen dienten: verschie-dene Arten von Lockenscherenund Flakons für Kosmetik. Rüh-rend sehen die Beispiele fürNachtwäsche mit Perlmuttknöp-fen und eingenähten Namens-schildchen der Besitzer aus. Inder Alltagshast des Modelebensversinken Reklameangebote derGeschäfte und Zeitungsausschnit-te mit Ausverkaufsinformationenaus Zeitungen und Zeitschriften.Die Männergarderobe wird durchein vollständiges Sortiment für

die verschiedenen Lebenssitua-tionen dargestellt: von der Wä-sche bis zum Mantel aus dickemTuch, Arbeitskleidung und Reit-hosen. Ein maßgeschneiderterDreiteiler hat seine ursprünglicheEleganz nicht eingebüßt. Alle Mo-delle zeichnen sich durch hoch-wertige Stoffe und gute Verarbei-tung aus. Da sie für den Gebrauchauf Jahre hergestellt wurde, wardie Kleidung bequem, praktischund schön.

Die Frauenkleider, die noch inden Vorkriegsjahren hergestelltworden waren, überraschendurch modisches Aussehen undgeschmackvollen Stil. Die erstenrussischen Bewohnerinnen derRegion kauften diese Kleider aufdem Markt, und obwohl sie sieständig trugen, dienten sie ihnenviele Jahre und verblichen nicht.

Die originellen Beispiele vonKleidern und Accessoires vergan-gener Mode werden bis zum 26.Oktober ausgestellt.

Irina Koschewnikowa/MRK

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Mode der Dreißiger Jahre Das Museum »Friedländer Tor« zeigt eine Kollektion deutscher Kleider, Fotos und Accessoires

Weitere Ausstellungenin Planung

HHoohhee BBrrüücckkee:: SSeehheennsswwüürrddiiggkkeeiitt uunndd VVeerrkkeehhrrssaaddeerr Bild: Tschernyschew

OstpreußischerRundfunk

Düsseldorf – Auf OstpreußenTV können Interessierte imInternet neuerdings Veranstal-tungen der Landsmannschaftenin Youtube-Kurzfilmen nachver-folgen. Neben aktuellen Beiträ-gen wie der Rede der Kanzlerinzum Tag der Heimat 2009, Vide-os vom Deutschlandtreffen derOstpreußen 2008 in Berlin oderder Festrede Rudi Pawelkas vonder Landsmannschaft Schlesienbeim Ostpreußentreffen inNordrhein-Wesfalen 2008 bietetdie Seite Kontaktanschriftenund weitere Links zu Lands-mannschaften und zur PAZ. Al-le Videobeiträge der Seite sindkostenfrei für jeden abrufbar.Ostpreußen TV ist eine Einrich-tung der Landesgruppe Nord-rhein-Westfalen e. V. der Lands-mannschaft Ostpreußen unterMitwirkung des Bund JungesOstpreußen (BJO). Nähere In-formationen erteilt die Ge-schäftsstelle der LandesgruppeNRW e. V. in Brilon, Telefon(0211) 395763. Ansprechpartne-rin ist Brigitte Gomolka. PAZ

Rückkehr desLuisendenkmals

Tilsit – Zu den Wahrzeichen derStadt gehörte das Marmorbildder Königin Luise. In den Nach-kriegsjahren blieb nur das Post-ament übrig. Doch seit denFeierlichkeiten zum TilsiterFrieden wollen die heutigen Be-wohner Luise wiederhaben. An-lässlich des diesjährigen Stadt-festes war die Königin an ihremalten Standort im Park Jakobs-ruh zu bewundern, allerdingsvorerst symbolisch, dargestelltvon Künstlern des Theaters „Eli-xier“. Oberbürgermeister Smil-gin wertete die Präsentation alsverheißungsvollen Anfang undverkündete unter großem Bei-fall, dass wieder ein Luisen-denkmal her müsse. Er beriefsich auf das Magdeburger Bei-spiel. Auch dort sei das Luisen-standbild der Bilderstürmereizum Opfer gefallen, doch inzwi-schen stehe die Marmorstatuewieder an ihrem alten Platz.Bürger der Stadt hätten dafür60 000 Euro gesammelt und soein nachahmenswertes Beispielgeliefert. H. Dz.

Page 14: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

14 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

Lewe Landslied,liebe Familienfreunde,

jeder Wunsch bekommt Kinderund ein erfüllter erst recht. Da hat-te unsere Familie das Rätsel nachder unbekannten Stadt mit demachteckigen Turm – es ist das ehe-malige Dietfurt, heute Znin –schnell gelöst, schon liegt ein neu-es Foto vor, das allerdings nichtenträtselt, sondern bestätigt wer-den soll. Dieses Mal ist es eine be-schriftete Luftaufnahme aus demJahr 1940. Das aus einem Lastseg-ler DFS 230 „geschossene“ Bildsoll Neuhausen zeigen, jedenfallsbesagt das die Beschriftung. Esdürfte sich danach um die Sied-lung am Flugplatz handeln, diehellen Linien im rechten Hinter-grund könnten die Markierungender Start- und Landebahnen sein.Mit Sicherheit werden unsere Le-ser bestimmen können, ob dieAufnahme Neuhausen zeigt oderob es sich um einen anderen Ortin Ostpreußen handelt. Auf Aus-kunft wartet unser langjährigerLeser Herbert Meyer, Barthstr. 8 Bin 13465 Berlin.Nicht nur schnell sondern auchsehr ausführlich hat Herr Prof. Dr.Hans-Joachim Newiger auf den inFolge 38 geäußerten Wunsch vonHerrn Hans-Dieter Meyer aus Ha-gen nach Theater- und Konzert-programmen aus Königsberg undanderen ostpreußischen Städtenreagiert. Er übersandte HerrnMeyer seine Erinnerungen an dasGrenzlandtheater Tilsit, eine Auf-listung von 20 Aufführungen imKönigsberger Opernhaus währendder Kriegsjahre und weitere Infor-mationen über hervorragendeAufführungen und Konzerte, dieer als junger Mann besucht hatte,so auch in der Zoppoter Waldoper.Wer als 14-jähriger Tilsiter Schü-ler schon zum regelmäßigen Thea-tergänger und Konzertbesucherwurde, besitzt einen kulturellenErinnerungsschatz, der auch imAlter noch abrufbar ist. Für Mehrund Weiteres steht Herr Prof. Ne-wiger gerne unserm Leser aus Ha-gen zur Verfügung – so schreibt er,und das teilt er auch mir mit, wo-bei ich auf „Weiteres“ näher einge-hen muss, denn – ich glaube eskaum! – schon wieder wurden inmir persönliche Erinnerungen ge-weckt. Hans-Joachim Newigergeht nämlich in seiner, mir inKurzform übermittelten Familien-geschichte auch auf seine Verbin-dung zu Königsberg ein, und sostellt sich heraus, dass seine Groß-eltern gegenüber von uns in derDinterstraße gewohnt haben. Aberdas Tollste kommt noch: SeineCousine Ilse Rose, Sängerin undPianistin, war meine Klavierlehre-

rin, denn sie gab auch Klavier-unterricht. Sie war mit meinerMusiklehrerin Eva Maraun engbefreundet, und so kam es, dassich zu der kleinen Schar ausge-wählter Schüler und Schülerinnengehörte, die von ihr unterrichtetwurde – aber nur ein Jahr lang,dann schieden wir beide in schön-stem Einvernehmen. Im Gegensatzzu meinen Geschwistern hatte ichüberhaupt keine Freude am underst recht keine Begabung zumKlavierspiel, und so kam ich nurbis zum „Fröhlichen Landmann“.Wie das nach nunmehr 80 Jahrenwieder alles da ist: das Haus in derbenachbarten Wilhelmstraße, inder die so zart wirkende Pianistinwohnte, und das mir deshalb inliebevoller Erinnerung gebliebenist, weil das Treppengeländer inmeiner Fantasie durch seine läng-

liche Form und schokoladenbrau-ne Farbe zum riesigen „Liebeskno-chen“ wurde.Dieses herrliche Gebäck, das allge-mein Eclair heißt, in Ostpreußenaber so bezeichnet wurde, gab esin aufreizender Fülle und Duft inder benachbarten Bäckerei End-om. Sie wären eine süße Beloh-nung für fleißiges Üben gewesen,aber meine Etüden müssen fürFräulein Rose so schmerzhaft wieZahnweh gewesen sein, ihrem Ge-sichtsausdruck nach. Ich bitteposthum um Verzeihung! Ihnenaber, lieber Herr Professor Newi-ger, danke ich für das Erweckendieser Erinnerungen an eine wun-derbare Königsberger Kindheit.Und einen Satz aus Ihrem Briefwerde ich wohl öfters in Gebrauchnehmen, denn Sie beenden Ihr in-

formatives Schreiben an HerrnMeyer mit den ehrlichen Worten:„Irrtümer nicht ausgeschlossen!“Das kann ich ohne Weiteres aufunsere Familien-Arbeit übertra-gen, denn es gibt viele Unstimmig-keiten bei Frage und Antwort,auch in der Weitergabe (michnicht aus- sondern eingeschlos-sen), vor allem wenn die angege-benen Fakten auf mündlicherÜberlieferung beruhen. Die ver-mutet auch Frau Ludwig in Bezugauf den Fall Ullendorf, den wir inFolge 38 noch einmal behandel-ten. Frau Hannemarie Bremserhatte uns mitgeteilt, dass nachneueren Erkenntnissen ihre väter-liche Familie in Launa, Krs. Heils-berg, ansässig gewesen sei. Hierzumeldete sich Frau Eve-Maria Lud-wig aus Hamburg, die sofort mitihrer aus Launa stammenden

Freundin den Fall aufgriff, und bei-de stellten fest: Unseres Wissenshat es keine Familie Ullendorf inLauna gegeben. Könnte hier eineVerwechslung vorliegen und derebenfalls in jenem Teil des KreisesHeilsberg gelegene Ort Rauna ge-meint sein? Dies nur als Beispielfür „Irrtümer nicht ausgeschlos-sen“.Also lieber gleich Fragezeichensetzen wie Frau Gertrud Bischof,die einen sehr seltsamen Such-wunsch erhielt, der sie „über sie-ben Ecken“ erreichte und nun beimir landete. Es handelt sich umden Auszug aus einer Familien-Chronik, die wohl Anhang einerBibel war, denn sie wird mit einemBibelspruch eingeleitet. Darunterstehen die Namen einer FamiliePotrafke, die laut Eintragung am1. November 1889 von Deutsch-land nach Amerika ausgewandertist. Die Namensliste beginnt mitFerdinand Potrafke, * 12. August

1861, und Auguste,* 12. August1867, geboren in Ostpreußen. Esfolgen weitere Personen mit die-sem Nachnamen, wahrscheinlichdie Kinder des Ehepaares: Pauline,* 1890, Johanna, * 1892, Her-mann,* 1894, Eduard, * 1896, Lou-ise,* 1897, Emma, * 1899, Flora, *1900, Heinrich, * 1902, Anna, *

1903, und Walter, * 1907. Ob derName eines Albert, * 1905, der un-ter dem Einwanderungsdatumsteht, auch zu dieser Kinderschargehört, ist wahrscheinlich, er wur-de sichtlich bei der Auflistung ver-gessen – na ja, bei dem Kinderse-gen ist das durchaus verständlich.Zumal die Eintragungen anschei-nend von einer Frau – der Mutter?– nach längerem Aufenthalt inAmerika gemacht wurden, wie diefehlerhafte deutsche Schrift ver-muten lässt. Wahrscheinlich hat

das junge Paar nochin der Heimat gehei-ratet, die erste Geburterfolgte am neuenWohnort. Aber wo-her kam diese Fami-lie – wohin ist sie ge-zogen? Als Her-kunftsland ist ledig-lich „Ostpreußen“angegeben, es sindweder Wohnsitz nochGeburtsort verzeich-net. Es könnte auchsein, dass der Nameursprünglich Potrafkalautete. Da uns nurdie Kopie dieser zweiSeiten vorliegt, kön-nen wir auch nichtsNäheres zu der Bibelsagen, der sie ent-nommen wurden.Weil nach Angehöri-gen gesucht wird,

müssen wir nun den Gaul vomSchwanz her aufzäumen und fra-gen: Gibt es heute noch Familiendes Namens Potrafke(a), die ausOstpreußen – wahrscheinlich ausMasuren – stammen, die wissen,dass vor 120 Jahren ein aus ihrerFamilie stammendes Ehepaar nachAmerika ausgewandert ist unddarüber nähere Angaben machenkönnen? Gewöhnlich standen dieAuswanderer noch lange mit ihrenAngehörigen in Verbindung. Aberzwei Kriege und Vertreibung kön-nen natürlich alle Spuren ver-wischt haben. Trotzdem: Wir ha-ben es versucht. ( Gertrud Bischof,Richard-Strauß-Str. 3a in 90455Nürnberg,)Übrigens: Frau Bischof hat mitFreude die Erinnerungen vonHerrn Bernd Dauskardt an Ed-mund Schmatloch und WilfriedStahl gelesen, die in der Heimatverstarben, und möchte dem Ver-fasser dafür danken. Die Witwe

Anna Schmatloch wohnt noch im-mer in dem Haus der FamilieSchawaller, die dort befindlicheGedenktafel an die Heimatschrift-stellerin Toni Schawaller ist unver-ändert geblieben. Für den gebore-nen Oberschlesier EdmundSchmatloch hat Frau Bischof an-lässlich seines ersten Todesjahresin dessen Taufkirche in Ruda eineGedenkmesse bestellt. „Das sindwir ihm schuldig“,sagt die trotz ihreshohen Alters immerfür die Heimat tätigeOstpreußin.Ja, die Heimat! Essind im Augenblicknicht die großenSuchfragen, die anunsere Ostpreußi-sche Familie gerich-tet werden, sondernes ist einfach derWunsch, sich einmalmitteilen zu können,sich von der Seelezu reden, was mansonst verschweigt.Und dazu gehört dieverlorene Heimatund damit auch dasHeimweh. Da nimmtman dann ein Bild,ein paar Zeilen,manchmal nur einen Namen, denman liest, zum Anlass, zur Federzu greifen. Für Frau Gisela Huberaus Traunstein war es ein Bild vomSchlossplatz in Pr. Holland, das inihr Erinnerungen weckte, denn esist ihre Geburtsstadt. Sie ist nun,wie sie schreibt, „die Letzte vomStamm der Eisenblätter“ aus Pr.Holland, denn ihr Vater Otto Gu-stav Eisenblätter, Beamter beimLandratsamt, wie der GroßvaterEduard Eisenblätter, Rendant beider Stadt, waren Einzelsöhne. ObUrgroßvater Ernst Eisenblätter,Schuhmacher in Pr. Holland, Ge-schwister hatte, von denen esNachkommen geben könnte, istnicht bekannt. Jedenfalls mit demMaler Friedrich Wilhelm Eisen-blätter dürfte sie nicht verwandtsein, denn dieser wurde 1866 inDuisburg geboren. Der naturver-bundene Künstler kam 1899 nachKönigsberg, um als Bühnenmaleram Stadttheater zu wirken, ehe ersich ganz der Landschaftsmalereiwidmete, für die ihm Ostpreußendie schönsten Motive bot. Der be-kannte Maler verstarb 1934 in Kö-nigsberg. Dies als gewünschte In-formation, liebe Frau Huber, dennSie sind ja, wie die letzten ZeilenIhres Briefes beweisen, mit 87 Jah-ren immer auf Erinnerungsreise inder Heimat. „Die glückliche Kind-heit ist immer gegenwärtig. Leidergibt es keine Gesprächspartnermehr, und so freue ich mich jede

Woche auf die Heimatzeitung undträume dann von dem Himmelund den weißen Wolken in meinerostpreußischen Heimat.“ (GiselaHuber, Bachmayerstr. 14 in 83278Traunstein, Telefon: 0861 / 69463 )Mit Ostpreußen und vor allem mitunserer Dichterin Agnes Miegelfühlte sich Herr Helmut Heinrich,Schulrat in Villingen, so verbun-den, dass er ein kleines Kunstwerk

schuf. Der Sohnunserer LeserinFrau ElfriedeBaumgartner ausBrigachtal ent-deckte es und er-warb es sofort.Seine Mutter wardavon so begei-stert, dass siemich anrief undmir dies mitteilte:Herr Heinrich hatdas Gedicht vonAgnes Miegel„Die Frauen vonNidden“ auf ein-zelne Kartonblät-ter in gotischerSchrift geschrie-ben, Vers für Vers,und sie mitZeichnungen ver-sehen, die zu

dem jeweiligen Inhalt passen. Soist die Eingangszeile „Die Frauenvon Nidden standen am Strand…“mit den Gestalten der wartendenFischerfrauen illustriert, die Bootemit ihren schwarzen Wimpeln ver-künden die Pest. Die Erzählkraftder Ballade wird durch die Zeich-nungen verdeutlicht, es entstandein graphisch wunderbar gestalte-tes Kunstwerk, in dem die Vereh-rung des Villinger Schulrats fürAgnes Miegel wie seine Liebe zudem Dünenland zwischen Haffund See zum Ausdruck kommt.Frau Baumgartner und ihr Sohnwären bereit, dieses Unikat in an-dere Hände zu geben Die „badi-sche Ostpreußin“, die sich schonöfters an unserer Familien-Arbeitbeteiligt hat, teilte mir dies telefo-nisch mit. (Irrtümer bitte diesmalausgeschlossen!) Wer sich für die-ses Kunstwerk interessiert, wendesich bitte an Frau Elfriede Baum-gartner, Bondelstr. 25 in 78086Brigachtal, Telefon: 077721 /22306.

Eure

Ruth Geede

AU S D E N HE I M AT R E G I O N E N

Wenn von deutschen Gemeindenin Rumänien die Rede ist, denktman zuerst an die traditionsrei-chen evangelischen SiebenbürgerSachsen und die katholischen Ba-nater Schwaben. Kaum jemandweiß, dass es im Banat auch deut-sche evangelische Gemeinden gibt.

Manchmal weiß Walter Sinn ausSemlak im Banat selbst nicht mehrso genau, was er ist: Pfarrer oderFahrer. Wenn der 50-jährige Geist-liche der Evangelischen KircheAugsburgischen Bekenntnisses inRumänien zu seinen Gemeindenfährt, um dort Gottesdienste zuhalten, dann kommen schon ein-mal drei Gottesdienste und 380 Ki-lometer an einem Sonntag zusam-men. Der engagierte Seelsorger be-treut rund 200 evangelische Deut-sche im Banat, jener Region, in de-ren Metropole Temeschwar 1989die Revolution gegen Diktator Ce-aucescu ihren Ausgang nahm.

Was sich auf den ersten Blick wieeine traumhafte Zahl an Seelen pro

Pfarrer anhört, erweist sich bei nä-herem Hinsehen als Flickentep-pich. Die Gemeinden erstreckensich von Semlak an der rumänisch-ungarischen Grenze über das hal-be Banat. Dazu gehören die OrteEngelsbrunn, Liebling, Birda, Klo-podia und Kleinschemlak. Die an-deren Gemeinden im BanaterBergland betreut Amtsbruder EgonWonner von Reschitz aus. ZumVergleich: Die Orthodoxe Kirchehat in diesem Gebiet vier Bistümer.

Die Geschichte des 20. Jahrhun-derts hat in den Gemeinden ihreSpuren hinterlassen. 1940 zähltedie Gemeinde Liebling noch über4000 Seelen, im September 1944flohen binnen weniger Stundenüber 2000 Deutsche vor der anrük-kenden Roten Armee nachDeutschland. Die Lebensbedingun-gen der Diktatur unter Ceaucescuführten dazu, dass ab den 70er Jah-ren auch noch die restlichen Ge-meindeglieder fast vollständig aus-gewandert sind. Nach einem Ge-heimabkommen des Diktators mit

Bundeskanzler Schmidt zahlteBonn dem Regime ein Kopfgeldvon 8000 D-Mark pro Auswande-rer. Die Freiheit nach 1989 nutztendie meisten noch Verbliebenen zurAuswanderung. Heute zählt dieGemeinde nur noch 30 Seelen.

Seit 1985 ist Pfarrer Walter Sinnnun in Semlak, einem gemütlichenOrt mit 4000 Einwohnern. Gab es1940 dort 1483 Gemeindeglieder,so waren es 1985 nur noch 537. Da-von wanderten allein 1990 und1991 rund 300 aus. Heute hat derPfarrer 120 Seelen im Ort zu be-treuen, rund 80 in den anderenGemeinden. Wobei die Situationnicht überall so endzeitlich ist wiein Engelsbrunn, wo mit ElisabethMüller und Maria Krumbacher ge-rade noch zwei alte Frauen leben,beide weit über 70 Jahre alt.

Bis zur Wende gab es immer vierbis sechs evangelische Pfarrer imBanat. Die meisten sind ebenfallsausgewandert, sehr zum Kummerder Gemeindeglieder. Pfarrer Sinnhat sich bewusst zum Bleiben ent-

schlossen und dient seinen Ge-meinden hier zu einem Bruchteildes Gehalts, das er heute als Pfar-rer oder mit einer anderen Arbeitin Deutschland verdienen würde.

Das Gemeindeleben ist völlig an-ders geprägt als in Deutschland. Esgibt kaum Kinder und Jugendliche,der Pfarrer hält mangels „Kund-schaft“ keinen Religions- und Kon-firmandenunterricht. Alle zweioder drei Jahre gibt es eine Taufeoder Trauung, dann meist schonaus Mischehen. Bei Trauerfällenwird der Tote im Haus aufgebahrtund zwei Tage Totenwache gehal-ten. Leichen- und Hochzeitszügeführen bis heute durch das Dorf.

Über Arbeitsmangel braucht sichder Pfarrer trotz der niedrigen See-lenzahlen nicht zu beklagen. Er istnicht nur Prediger, Seelsorger undFahrer, sondern auch Handwerker,denn die finanzielle Lage der Ge-meinden, die mit niedrigen Kir-chenbeiträgen zurechtkommenmüssen, erlaubt es selten, Firmenzu beauftragen. Jürgen Henkel

„Unsere Familie“ auch im Internet-Archiv

unter www.preussische-allgemeine.de

Ruth Geede Foto: Pawlik

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Vergessene MinderheitEvangelische Deutsche im Banat: 200 Gläubige in einem Umkreis von über 100 Kilometern verstreut

Page 15: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

GL Ü C K W Ü N S C H E Nr. 42 – 17. Oktober 2009 15

ZUM 103. GEBURTSTAG

Kalinkat, Martha, geb. Hopp,aus Bredauen, Kreis Ebenro-de, jetzt Erbhaistraße 2a,37441 Bad-Sachsa, am 10.Oktober

ZUM 100. GEBURTSTAG

Michalzik, Diakonissin Marie,aus Arys, Kreis Johannisburg,jetzt Lötzener Straße 14,49610 Quakenbrück, am 24.Oktober

ZUM 99. GEBURTSTAG

Klein, Helene, geb. Sneikus, ausEbenrode, jetzt Amtsmühlen-weg 84, 39261 Zerbst/Anhalt,am 15. Oktober

Krzakiewitz, Erika, aus Sentken,Kreis Lyck, jetzt Kreuzstraße14, 06901 Kernberg, am 25.Oktober

Voutta, Martha, geb. Schwaller,aus Ebenrode, jetzt Auf derBurg 18, 35066 Frankenberg,am 14. Oktober

Wedtke, Frieda, geb. Klein, ausPonarth/Perwilten, Kreis Kö-nigsberg/Heiligenbeil, jetztSandfeld 1, 23626 Rathekau,am 24. Oktober

ZUM 98. GEBURTSTAG

Hoyer, Erich, aus Torffelde,Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt Fried -richhöher Straße 5, 31737Rinteln, am 19. Oktober

Karwatzki, Johannes, aus Eben-rode, jetzt Otto-Garber-Weg 3,23879 Mölln, am 6. Oktober

ZUM 96. GEBURTSTAG

Fouquet, Erwin, aus Eydtkuh-nen, Kreis Ebenrode, jetztEnzianstraße 39, 32105 BadSalz uflen, am 7. Oktober

ZUM 95. GEBURTSTAG

Schade, Gerhard, aus Fischhau-sen, Kreis Samland, jetztBuchstraße 11, 76751 Jock-grim, am 25. Oktober

ZUM 94. GEBURTSTAG

Borkowski, Minna, geb. Hurtig,aus Klimmen, Kreis Ebenrode,jetzt Birkenstraße 15, 84051Essenbach, am 23. Oktober

Erwin, Max, aus Grimmendorf,Kreis Neidenburg, jetzt LangeReihe 15, 25786 Dellstedt, am25. Oktober

ZUM 93. GEBURTSTAG

Blendiger, Gertrud, geb. Bratz,aus Eydtkau, Kreis Ebenrode,jetzt Ringstraße 17, 91792 El-lingen, am 28. Oktober

Gribel, Arthur-F., fr. Grzibinski,aus Asoldau, Kreis Neiden-burg, jetzt Sterling Hts. MI48312-4405 35178 MoravianDr., am 23. Oktober

Heinrich, Ulla-Helene, geb.Woell warth, aus Kelchendorf,Kreis Lyck, jetzt Hauptstraße29, bei Hans-Jürgen Heinrich,69117 Heidelberg, am 23. Ok -tober

Milewski, Richard, aus Treu-burg, Markt 18/19, jetzt Lahn-straße 6, 53332 Bornheim, am20. Oktober

Rudolf, Helene, aus Walden,Kreis Lyck, jetzt Goeterstraße30, 41747 Viersen, am 22. Ok -tober

Trautmann, Hildegard, geb.

Reuter, aus Eydtkuhnen, KreisEbenrode, jetzt Elsa-Brand-ström-Straße 3, 50226 Fre-chen, am 16. Oktober

ZUM 92. GEBURTSTAG

Fisch, Charlotte, geb. Reinhardt,aus Eydtkuhnen, Kreis Eben-rode, jetzt Heinrich-Heine-Straße 18, 65201 Wiesbaden,am 10. Oktober

Hübner, Gertrud, geb. Bacher,aus Kattenau, Kreis Ebenrode,jetzt Dörpfeld 19, 30419 Han-nover, am 11. Oktober

Lange, Erwin, aus Wolittnick,Kreis Heiligenbeil, jetztDuschweg 33, 22769 Ham-burg, am 21. Oktober

ZUM 91. GEBURTSTAG

Bartschat, Fritz, aus Kreuzingen,Kreis Elchniederung, jetzt Blu-menstraße 13b, 45476Mülheim an der Ruhr, am 19.Ok tober

Günther, Elfriede, geb. Schulz,aus Eydtkuhnen, Kreis Eben-rode, jetzt Kohlfahrtstraße 31,76689 Kalrsdorf-Neuth, am 14.Oktober

Heinig, Meta, geb. Batschkus,aus Rautenberg, Kreis Elchnie-derung, jetzt Mühlenstraße 9,22880 Wedel, am 25. Oktober

Heise, Herta, geb. Kliese, ausGroß Hanswalde/Morthalen,Kreis Mohrungen, jetzt Guten-bergstraße 20, 31319 Sende,am 23. Oktober

Hoppe, Gerda, aus Eichkamp,Kreis Ebenrode, jetzt Dorn-breite 5, Altenheim, 23556 Lü-beck, am 16. Oktober

Kossack, Ursula, geb. Opitz, ausFuchsberg, Kreis Samland,jetzt 38173 Dettum, am 24.Oktober

Neubauer, Martha, geb. Kühn,aus Kalkhöfen, Kreis Ebenro-de, jetzt Auf dem Berg 2,Heim, 27607 Langen, am 14.Oktober

Preusker, Wilhelm, aus Willen-berg, Kreis Ortelsburg, jetztBuchenhain 20, 51491 Ove-rath, am 25. Oktober

ZUM 90. GEBURTSTAG

Bendokat, Else, geb. Tilch, ausEbenrode, jetzt Missionsweg 5,24306 Bösdorf-Ruhlebe, am16. Oktober

Drescher, Heinz, aus Deeden,Kreis Ebenrode, jetzt August-Bebel-Straße 2f, 39221 Biere,am 31. Oktober

Fiedler, Walther, aus OstseebadCranz, Kreis Samland, jetztKlaus-Groth-Straße 12, 23936Grevesmühlen, am 19. Ok -tober

Grüneberg, Charlotte, geb. Mas-sat, aus Lengfriede, KreisEbenrode, jetzt Müllerweg 47,64850 Schaafheim, am 29.Oktober

Hiller, Liesbeth, geb. Jeglinski,verw. Tepke, aus Seedranken,Kreis Treuburg, jetzt Waldstra-ße 44, 37574 Einbeck, am 19.Oktober

Hoffmann, Herta, geb. Tar-schinsky, aus Parschwitz,Kreis Samland, jetzt Ihringhei-mer Straße 51, 77694 Kehl, am23. Oktober

Kaiser, Hans-Joachim, ausSchlesien jetzt Mergelteich-straße 31, 44225 Dortmund,am 19. Oktober

Karrasch, Kurt, aus Lyck, Blü-cherstraße 2, jetzt Lessingstra-ße 2b, 26131 Oldenburg am 21.Oktober

Kießlich, Frieda, geb. Rinau, ausTeichacker, Kreis Ebenrode, jetztWeinhübler Straße 8, 02829Kunnerwitz, am 25. Oktober

Kolbinger, Gerda, geb. Fernitz,aus Sorgenau, Kreis Samland,jetzt Dreilinienweg 34, 27751Delmenhorst, am 19. Oktober

Mingels, Frieda, geb. Borkowski,aus Ebenfelde, Kreis Lyck, jetztFusternberger Straße 41,46485 Wesel, am 24. Oktober

Nagaitschik, Rudolf, aus Köl-mersdorf, Kreis Lyck, jetztSiedlung 21, 38300 Wolfenbüt-tel, am 22. Oktober

Naumann, Ilse, geb. Fritz, ausHainau, Kreis Ebenrode, jetztHausbrucher Straße 74, 21147Hamburg, am 29. Oktober

Neujahr, Elly, geb. David, ausSchaaksvitte, Kreis Samland,jetzt Thomas-Mann-Straße 29,24937 Flensburg, am 19. Ok -tober

Saffran, Johannes, aus Mohrun-gen, Abbau, jetzt In der Holle47, 32791 Lage/Lippe, am 23.Oktober

Schwaiger, Lori, aus Pobethen,Kreis Samland, jetzt HaardterStraße 6, 67433Neustadt/Weinstraße, am 25.Ok tober

Schwarzin, Hildegard, aus Lyck,jetzt Rather Broich 155, 40472Düsseldorf, am 20. Oktober

Sowa, Otto, aus Jesken, KreisTreuburg, jetzt Schultwete 3,38173 Sickte-Hötzum, am 24.Oktober

ZUM 85. GEBURTSTAG

Banser, Gisela, geb. Mehl, ausEydtkau, Kreis Ebenrode, jetztAn der Schelmengasse 2,78048 Villingen-Schwennin-gen, am 19. Oktober

Biehmelt, Karl Heinz, aus Lyck,Yorkplatz 6, jetzt Pommernweg3, 30916 Isernhagen, am 19.Oktober

Böhm, Margarete, geb. Dziersk,aus Fröhlichshof, Kreis Ortels-burg, jetzt Buchenweg 9, 21521Dassendorf, am 19. Oktober

Bondzio, Joachim, aus Langsee,Kreis Lyck, jetzt Raiffeisenstra-ße 5, 84571 Reischach, am 20.Oktober

Böttcher, Martha, aus Neuhau-sen, Kreis Samland, jetzt Blitz-straße 22, 24143 Kiel, am 23.Oktober

Brückner, Anna, geb. Tschujan,aus Schanzenort, Kreis Eben-rode, jetzt Kefersteinstraße 26,98527 Suhl, am 17. Oktober

Embke, Eva, geb. Daugsch, ausKlein Friedrichsgraben, KreisElchniederung, jetzt Schulstra-ße 34, 24783 Osterrönfeld, am19. Oktober

Gildemeister, Hilde, geb. Klein,aus Lank, Kreis Heiligenbeil,jetzt Am Markt 7, 18246 Bü-low, am 22. Oktober

Goritzki, Klaus, aus Lötzen, jetztFriesenstraße 1, 26506 Nor-den, am 24. Oktober

Grau, Erwin, aus Bodenhausen,Kreis Goldap, jetzt Wilhelm-Külz-Straße 16, 98574 Schmal-kalde, am 28. September

Grocke, Marianne, geb. Pod-schull, aus Eydtkau, KreisEbenrode, jetzt Reichstraße34, 14052 Berlin, am 23. Ok -tober

Groß, Helmut, aus Taplaken,Kreis Samland, jetzt Holthau-ser Straße 37, 45527 Hattingen,am 24. Oktober

Hasenpusch, Erwin, aus Pörsch-ken, Kreis Heiligenbeil, jetztStenderup, Busch 8, 24885Sieverstedt am 19. Oktober

Jablonka, Hugo, aus Grammen,Kreis Ortelsburg, jetzt Aro-serallee 185, 13407 Berlin, am20. Oktober

Konietzko, Willi, aus Lyck, jetztJägerstraße 54, 49808 Lingen,am 19. Oktober

Kröger, Willi, aus Wagenfeld,

Kreis Ortelsburg, jetzt Turm-straße 43, 54294 Trier-Zewen,am 22. Oktober

Lühr, Gerda, geb. MMakowski, ausMerunen, Kreis Treuburg, jetztBahnhofstraße 50, 55457 Gen-singen, am 19. Oktober

Malinka, Helmut, aus Schareiken,Kreis Treuburg, jetzt Amelungs-hof 5a, 30519 Hannover, am 20.Oktober

Manschmidt, Franz, aus Bruchhö-fen, Kreis Ebenrode, jetzt Gar-tenstraße 13, 29451 Dannen-berg, am 29. Oktober

Masuhr, Alfred, aus Lindenfließ,Kreis Lyck, jetzt ReinickendorferStraße 43a, 22149 Hamburg, am24. Oktober

MMoosseerr, Herta, geb. ZZiimmmmeerrmmaannnn,,aus Absteinen, Kreis Ebenrode,jetzt Seniorenresidenz, Georgi-platz 3, 94486 Osterhofen, am17. Oktober

Nitt, Hans, aus Freiwalde, jetztKirchweg 11, 29331 Lachendorf,am 25. Oktober

Packhäuser, Hertha, aus Dippel-see, Kreis Lyck, jetzt Bahnhof-straße 77, 06536 Berga, am 24.Oktober

Sachs, Hilde, geb. Völkner, ausBladiau, Kreis Heiligenbeil, jetztLindenstraße 2, 89155 Erbach,am 22. Oktober

Schlösser, Margarete, geb. Sal-ecker, aus Preußenwall, KreisEbenrode, jetzt Farnweg 54,53721 Siegburg, am 22. Oktober

Schwoy, Franz, aus Disselberg,Kreis Ebenrode, jetzt SteinraderMühlenweg 16, 23556 Lübeck,am 22. Oktober

Seidel, Ilse, aus Bunhausen, KreisLyck, jetzt Brunhildenweg 2,30455 Hannover, am 22. Ok -tober

Skibba, Marianne, aus Lötzen,jetzt Drosselweg 1, 34233 Fulda-tal, am 22. Oktober

Soth, Irmgard, geb. Kukowski, ausLyck, Bismarckstraße 57, jetztBonhoefferstraße 20, 99427Weimar, am 23. Oktober

Steffan, Ursula, aus Lyck, jetztAschebrock 52, 44625 Herne,am 19. Oktober

Storck, Leni, aus Walden, KreisLyck, jetzt Beckmesserstraße 19,45307 Essen. am 21. Oktober

Sturm, Charlotte, aus Schnecken-walde, Kreis Elchniederung,jetzt Nachtigallenweg 19, 55546Frei Laubrsheim, am 20. Ok -tober

Welge, Irma, geb. Alltrock, ausAuersberg, Kreis Lyck, jetzt Ro-thestraße 15, 22765 Hamburg,am 22. Oktober

ZUM 80. GEBURTSTAG

Albrecht, Erika, geb. Jakobeit, ausTrutenau, Kreis Samland, jetztSchneise 1, 23570 Travemünde,am 13. Oktober

Avdic, Margarete, geb. Kilimann,aus Ortelsburg, jetzt Coseler-straße 58, 90473 Nürnberg, am22. Oktober

Bartling, Dora, geb. Keller, aus Pe-terswalde, Kreis Elchniederung,jetzt Geschwister-Scholl-Straße20, 17192 Waren, am 21. Ok -tober

Berger, Ursel, geb. Ballo, aus Au-glitten, Kreis Lyck, jetzt Motter-straße 126/i, 90451 Nürnberg,am 25. Oktober

Birnbacher, Günter, aus Stadtfel-de, Kreis Ebenrode, jetzt Hein-rich-Heine-Straße 31c, 19348Perleberg, am 11. Oktober

Brack, Erich, aus Reiffenrode,Kreis Lyck, jetzt Hauptstraße 80,23611 Bad Schwartau, am 22.Oktober

Engelin, Irmgard, geb. Meyer, ausKahlholz, Kreis Heiligenbeil,jetzt Detlev-von-Liliencron-Stra-ße 3c, 22851 Norderstedt, am25. Oktober

Freistädt, Ursel, geb. Mehlfeld, ausFinken, Kreis Samland, jetztEschenweg 60, 13587 Berlin, am19. Oktober

Fuhrmann, Marianne, geb. Petro-witz, aus Prostker Vorstadt,Kreis Lyck, jetztHacketäuerstraße 31, 51063Köln, am 22. Ok tober

Gaeding, Bernhard, aus Eydtkau,Kreis Ebenrode, jetzt Hermann-Hammerschmidt-Straße 43,03042 Cottbus, am 25. Oktober

Hampel, Edith, geb. Buttgereit, ausHohlmühlen, Kreis Ebenrode,jetzt Starenstraße 36, 48599Gronau, am 15. Oktober

Herrmann, Irene, geb. Polenz, ausKassuben, Kreis Ebenrode, jetztDrosselweg 21, 35282 Rau-schenberg, am 23. Oktober

JJeeddaammzziikk, Heinz, aus Lyck, jetztTalstraße 11, 09306 Döhlen, am24. Oktober

Kerkau, Helmut, aus Tilsit, jetztBahnhofstraße 24, 61476 Kron-berg, am 25. Oktober

Kleber, Ilse, geb. Schimkat, ausSchönwiese, Kreis Elchniede-rung, jetzt Mühlenstraße 5,18528 Bergen/Rügen, am 21.Oktober

Laberschautzki, Heinz, aus Eben-rode, jetzt Danziger Straße 2,26419 Schortens, am 17. Ok -tober

Maarrkkoowwsskkii, Gerda, geb. NNaaggeell,,aus Ebenrode, jetzt Behaim-straße 10, 10585 Berlin, am 27.Oktober

Menger, Werner, aus Neidenburg,jetzt Eschenhofplatz 5a, 21039Hamburg, am 20. Oktober

Narten, Helga, geb. Skubisch, ausWaldwerder, Kreis Lyck, jetztBekassinenau 124a, 22147 Ham-burg, am 25. Oktober

Petersen, Edith, geb. Frenkler, ausGründann, Kreis Elchniederung,jetzt Westerlilienstraße 24,25840 Friedrichstadt, am 20.Oktober

Pichlo, Artur, aus Herzogskirchen,Kreis Treuburg, jetzt PolsumerStraße 156a, 45896 Gelsenkir-chen, am 19. Oktober

Quaschlik, Gerda, aus Hansbruch,Kreis Lyck, jetzt Emondsstraße1, 41238 Mönchengladbach, am24. Oktober

RReeiinnkkee, Alfred, aus Eydtkuhnen,Kreis Ebenrode, jetzt Im Eck 14,55777 Münster, am 16. Oktober

RRiieeddeell, Ghita, aus Lyck, jetztHauptstraße 3a, 25788 Delve,am 20. Oktober

Rogalla, Hans-Jürgen, aus Selig-gen, Kreis Lyck, jetzt Am Wein-berge 15, 37120 Bovenden, am19. Oktober

Sbrzesny, Christel, geb. Gawehns,aus Lesgewangen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt Eutiner Straße 14,19057 Schwerin, am 19. Ok -tober

Scherreik, Horst, aus Groß Fried -richsdorf, Kreis Elchniederung,jetzt Philipp-Scheidmann-Stra-ße 5d, 67071 Ludwigshafen, am25. Oktober

Seyfarth, Dorothea, geb. Schulz,aus Jägerhöh, Kreis Elchniede-rung, jetzt Collis 15, 07554 Gera,am 19. Oktober

Simon, Hannelore, geb. Sprengel,aus Groß Kuhren, Kreis Sam-land, jetzt Hamburger Straße 23,26419 Schortens, am 21. Ok -tober

Struppek, Horst, aus Jesken, KreisTreuburg, jetzt Von-Stauffen-berg-Straße 16, 53757 Men-den/Sankt Augustin, am 21.Oktober

Vetter, Helga, geb. Haak, ausEydtkau, Kreis Ebenrode, jetztAbelbecker Weg 17, 29614 Sol-tau-Harber, am 25. Oktober

»Wir gratulieren« auch im Internet-Archiv

unter www.preussische-allgemeine.de

Sonnabend, 17. Oktober, 21.10Uhr, n-tv: History – Hightech-Nazijagd.

Sonnabend, 17. Oktober, 22.03Uhr, n-tv: n-tv History – Hit-lers verherrende Offensive.

Sonntag, 18. Oktober, 9.20 Uhr,WDR 5: Alte und Neue Hei-mat.

Sonntag, 18. Oktober, 23.30 Uhr,ZDF: Einmal Freiheit und zu-rück – Die Geschichte derDDR-Rückkehrer.

Montag, 19. Oktober, 22 Uhr,WDR: Die teuerste Ampel derWelt – Entwicklungshilfe.

Dienstag, 20. Oktober, 21 Uhr,Arte: Erst handeln – Dann

denken? Die Hintergründe derSchweinegrippe-Panikmache.

Dienstag, 20. Oktober, 22.05Uhr, N24: Auf der Suche nachHitlers Leichnam.

Mittwoch, 21. Oktober, 20.15Uhr, Phoenix: Nazi-Diploma-tie intern – Das AuswärtigeAmt in der Ära Ribbentrop.

Mittwoch, 21. Oktober, 21 Uhr,Arte: 1946, Herbst in Deutsch-land.

Mittwoch, 21. Oktober, 23.30Uhr, ARD: Der große Crash –Die Weltwirtschaftskrise 1929in Deutschland.

Freitag, 23. Oktober, 20.15 Uhr,3sat: Hitlers Reiseagentur KdF.

HÖRFUNK & FERNSEHEN

Ihren 80. Geburtstag

begeht am 17. Oktober 2009

Maria Krinkegeb. Bartsch

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Es gratulieren von HerzenGeschwister Bartsch mit Anhang

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Hamburg – „Mein Lied – Mein Land. Lieder der Ost- und Westpreu-ßen“. Das ost- und westpreußische Liederheft „Mein Lied – MeinLand“ (Zusammenstellung und Sätze: Herbert Wilhelmi) ist ab sofortwieder lieferbar. Das Büchlein umfaßt ca. 150 Seiten und wird gegeneine Schutzgebühr von 5 Euro / Stück zuzüglich Verpackungs- undVersandkosten abgegeben. Nachdruck der Broschüre „Die Prußen“ –Auf vielfachen Wunsch hat die Landsmannschaft Ostpreußen dieBroschüre „Die Prußen“ von Walter Görlitz nachdrucken lassen. DasHeft umfaßt 40 Seiten und wird gegen eine Schutzgebühr von 2 Eu-ro / Stück zuzüglich Verpackungs- und Versandkosten abgegeben. Bei Abnahme von mindestens zehn Heften werden Verpackung undVersand nicht in Rechnung gestellt. Bestellungen nimmt die Bundes-geschäftsstelle der Landsmannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4,22087 Hamburg, Telefon (040) 41400820, Fax (040) 41400819, gerneentgegen.

Heimatliteratur

Page 16: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

Buchen – Sonnabend, 17. Ok-tober, 14 Uhr, Erntedankfest mitTombola in der Pfarrscheune, Bu-chen-Hainstadt. Wolfgang Holtwird seinen Film „Reise durch dieBaltischen Länder“ vorführen. Ei-ne gemütliche Kaffeetafel mit Ku-chenspenden und danachSchmandhering mit Pellkartoffelnwerden die Besucher erfreuen. –Montag, 26. bis Donnerstag, 29.Oktober, Fahrt in das herbstbunteSaaletal, Bad Kösen. Dort sind dieReiseteilnehmer in einer hüb-schen Jugendstil-Villa unterge-bracht. Ein abwechslungsreichesProgramm mit vielen Besichti-gungen von Burgen, Sekt- undWeinkellern, eine Schiffsfahrt so-wie Besuch des Käthe-Kruse-Mu-seums – unter anderem – wirddie Teilnehmer erfreuen. Aus-künfte unter Telefon (06281) 8137.

Esslingen – Sonntag, 18. Ok-tober, 14 Uhr, Treffen der Gruppeim Saal des „Waldheims“ auf demZollberg. Saalöffnung und Kaffee-tafel um 13.30 Uhr. Im Mittel-punkt steht der Auftritt der Folk-loregruppe Wandersleben mitBrauchtum, Gesang und Volks-tanz.

Ludwigsburg – Donnerstag, 29.Oktober, 15 Uhr, Feierstundezum Gedenken an die Gründungder Gruppe in der GaststätteKrauthof, Beihinger Straße 27,Ludwigsburg-Hoheneck. Anmel-dung erforderlich.

Reutlingen – Mittwoch, 21. Ok-tober, Herbstausflug der Frauen-gruppe nach St. Johann zumSchlachtfest. Treffpunkt Busbahn-hof. Es ist eine kurze Wanderungvorgesehen.

Schwäbisch Hall – Sonnabend,21. November, 15 Uhr, Treffen derGruppe zum traditionellen Grütz-wurstessen in der Seniorenanlage„Im Lindach“, Schwäbisch Hall.Elfi Dominik zeigt ein Video vonden letzten zehn Reisen nachPommern, Ost- und Westpreußensowie Schlesien. Das Grützwurst-essen beginnt um 17.30 Uhr. Baldi-ge Anmeldungen an Elfi Dominik,Telefon (0791) 72553.

Ulm / Neu-Ulm – Sonnabend,17. Oktober, 14.30 Uhr, Schabber-nachmittag in den „Ulmer Stu-ben.“

Ansbach – Sonnabend, 17.Oktober, 15 Uhr, Treffen in der„Orangerie“ zum gemütlichenBeisammensein bei Kaffee undKuchen. Helmut Schatz hält ei-nen Vortrag: „Die Barberina –Tänzerin, Äbtissin, Gräfin amHof Friedrich des Großen“.

Bamberg – Mittwoch, 21. Ok-tober, 15 Uhr, Treffen der Grup-pe im „Tambosi“, Promenade,zum Erntedank.

Fürstenfeldbruck – Dienstag,20. Oktober, 14 Uhr, Treffen derGruppe in der „Insel“.

Hof – Sonnabend, 24. Oktober,

10.30 Uhr, „Tag der Heimat“,Feier im Jugendzentrum „Q“,Hof. – Nach der Sommerpausetraf sich die Gruppe zu ihrermonatlichen Zusammenkunft.Erster Vorsitzender Christian Jo-achim begrüßte herzlich diestattliche Anzahl von Mitglie-dern und Gästen und gratuliertetraditionsgemäß im Nachhineinden gewesenen Geburtstagskin-dern mit den besten Wünschen.Anschließend erinnerte Hilde-gard Drogomir an den Historikerund Journalisten Joachim Fer-nau. Er wurde am 11. September1909 in Bromberg (Posen) gebo-ren und starb am 24. November1988 in seiner Wahlheimat Flo-renz. Beigesetzt wurde er inMünchen auf dem Alten Bogen-hausener Friedhof. Jutta Starostaverlas einige seiner sinnigen Zi-tate, über die man heute nochschmunzeln kann. Mit gemein-sam gesungenen Liedern undkleinen Vorträgen ging derNachmittag schnell vorüber.

Ingolstadt – Sonntag, 18. Ok-tober, 14.30 Uhr, Treffen derGruppe im Gasthaus Bonschab,Münchner Straße 8, Ingolstadt,

Landshut – Sonntag, 18. Ok-tober, Tag der Heimat in Lands-hut.

Memmingen – Mittwoch, 21.Oktober, 15 Uhr, Treffen derGruppe im Hotel Weißes Roß.

München Nord / Süd – Freitag,16. Oktober, 14 Uhr, Treffen derFrauengruppe im Haus desDeutschen Ostens, Am Lilien-berg 5, 81669 München.

Weißenburg-Gunzenhausen –Freitag, 30. Oktober, 19 Uhr, ge-meinsames Abendessen (Heringmit Pellkartoffel) im GasthausEngel-Stuben, Bahnhofstraße,Gunzenhausen. Dazu gibt es„Neue Bilder und Berichte ausDanzig, Westpreußen und Pom-mern“ aktuelle Berichte der Teil-nehmer der Danzig-Reise.

Tilsit-Stadt – Sonn-abend, 17. Oktober,15 Uhr, Ratskeller,Rathaus Charlot-tenburg, Otto-Suhr-

Allee 102. Anfragen: Heinz-Günther Meyer, Telefon2751825.

Tilsit-Ragnit –Sonnabend, 17.Oktober, 15 Uhr,Ratskeller, RathausCharlottenburg,

Otto-Suhr-Allee 102. An-fragen:

Pillkallen – Mon-tag, 19. Oktober, 13Uhr, „Haus des Äl-teren Bürgers“,Erntedank, Wer-

bellinstraße 42, 12063 Berlin.Anfragen: Helga Rieck, Telefon(030) 6596822.

Stallupönen –Montag, 19. Ok-tober, 13 Uhr,„Haus des ÄlterenBürgers“, Ernte-

dank, Werbellinstraße 42, 12063Berlin. Anfragen: Günter Kropp,Telefon (030) 3312590.

Bremerhaven – Freitag, 23. Ok-tober, 14.30 Uhr, 83. Stiftungsfestim „Barlach-Haus“. Preis für Kaf-fee und Kuchen und ein Getränk:5 Euro pro Person. Umgehend an-melden unter Telefon 86176. – Am28. September 2009 verstarb Wer-ner Wedell im 85. Lebensjahr. Trä-ger des Goldenen Ehrenzeichensder Westpreußen. Er war derGruppe fast 40 Jahre – bis zum To-de – treu verbunden. Davon 20Jahre im Vorstand aktiv und 15Jahre als stellvertretender Vorsit-zender tätig. Die Gruppe wird sichseiner dankbar erinnern.

LANDESGRUPPEMittwoch, 21. Oktober, 15 Uhr,

Gruppenleitertreffen im Haus derHeimat, Teilfeld 8, Hamburg.

HEIMATKREISGRUPPENInsterburg – Mitt-woch, 4. November,13 Uhr, Treffen derGruppe im HotelZum Zeppelin, Froh-

mestraße 123-125. Im grauen Mo-nat November gibt es einen Dich-ter- oder Videovortrag. Nähere In-formationen sind bei Manfred Sa-mel, Telefon und Fax (040)587585, zu bekommen.

Sensburg – Sonntag,8. November, 15 Uhr,Treffen der Gruppezum gemütlichenBeisammensein im

Polizeisportheim, Sternschanze 4,20357 Hamburg. Gäste sind herz-lich willkommen.

BEZIRKSGRUPPEBillstedt – Dienstag, 3. Novem-

ber, 14.30 Uhr, Treffen der Gruppeim Café Winter, Möllner Landstra-ße 202, 22120 Hamburg. Kultur-veranstaltung nahe Bahnstation

U3 Steinfurter Allee. Gäste sindherzlich willkommen. Nähere In-formationen bei Amelie Papiz, Te-lefon (040) 73926017.

Hamburg/Wilhelmsburg – Mon-tag, 26. Oktober, 12 Uhr, Heimat-nachmittag im Gasthaus Wald-quelle, Höpenstraße 88, Meckel-feld (mit dem Bus 443 bis Wald-quelle). Es gibt ein Schmandschin-ken-Essen mit buntem Programm.Anmeldungen unter Telefon (040)7545878.

Darmstadt – Sonnabend, 17.Oktober, 15 Uhr, Treffen der Grup-pe im Luise-Büchner-Haus / Bür-gerhaus Am See, Grundstraße 10(EKZ), Darmstadt-Neu-Kranich-stein. Nach der Kaffeetafel Ernte-dank mit dem Weiterstädter Se-niorensingkreis.

Braunschweig – Mittwoch, 28.Oktober, 16 Uhr, Treffen der Grup-pe im Stadtparkrestaurant, Jas-perallee. Es gibt einen buntenHerbstabend mit Kaffee und Ku-chen. Zur Unterhaltung wird umfröhliche Beiträge gebeten. – Beider letzten Zusammenkunft führteFriedel Ehlert mit ihrem Vortragdurch ihre ostpreußische Heimatmit dem Titel „Von meiner Heimathabe ich geträumt“. In leicht ver-ständlicher Mundart trug sie Ge-dichte und Geschichten vor, er-zählte von ihrer Kindheit, dem Le-ben auf dem Lande, der Schule,dem Essen und Trinken und derGastfreundschaft, wie es früher

HE I M ATA R B E I T16 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

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Erben gesucht!Die Erben der am 26.10.1920 in Königsberg geb. und am22.05.2008 in Hamburg verstorbenen Ursula Ilse Vera Gene-ral werden gesucht!

A) Der Vater der Erblasserin war Erich Friedrich WilhelmGeneral, geb. am 16.01.1893 in Königsberg, verst. am08.06.1973 in Hamburg. Es werden seine Geschwister bzw.deren Abkömmlinge gesucht.

B) Die Mutter der Erblasserin war Ella Friederike General,geb. Neumann, geb. am 27.02.1894 in Domnau, verst. am13.02.1975 in Hamburg. Sie soll 6 Geschwister gehabthaben. Es werden ihre Geschwister bzw. deren Abkömmlin-ge gesucht.

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Bad Pyrmont – Vom 30. November bis 7. Dezember 2009 findet imOstheim wieder die alljährliche Adventsfreizeit statt. In dieser vor-weihnachtlichen Zeit wollen wir zusammen ein Stück auf die Weih-nachtszeit zugehen. Die Angebote reichen vom morgendlichen Sin-gen, der Seniorengymnastik, Dia- und Videoabenden, Lesungen ausWerken ostpreußischer Dichter und Schriftsteller, Spaziergängen,Museumsbesuchen und einem Halbtagesausflug bis zur heimat-lichen Speisekarte am Mittag und Abend. Der unlängst als „Schön-ster Kurpark Deutschlands“ ausgezeichnete Kurpark lädt zu einemBummel ein. Bei den täglichen Kurkonzerten finden Sie angenehmeEntspannung und Unterhaltung. In der Hufeland-Therme könnenSie die Meersalzgrotte genießen, in verschiedenen Saunen schwitzenoder das Wasser in unterschiedlichen Formen auf den Körper wir-ken lassen. Bad Pyrmont selbst lädt mit seinen Sehenswürdigkeiten,Einkaufsmöglichkeiten, Cafés, Kulturangeboten und dem Weih-nachtsmarkt zum Bummeln und Genießen ein. Am letzten Abendstimmen wir uns mit einem „Adventsabend“ auf das kommendeWeihnachtsfest ein. Für diese siebentägige Adventsfreizeit stehennoch Einzelzimmer zum Preis von 337 Euro und Doppelzimmerzum Preis von 291,50 Euro pro Person zur Verfügung. Die Inklusiv-preise beinhalten Vollpension, die Gästebetreuung und eine Halbta-gesfahrt. Die Kurtaxe wird vom Staatsbad Bad Pyrmont separat er-hoben.

Anfragen und Anmeldungen, diese bitte nur schriftlich, richten Siean: Ostheim – Jugendbildungs- und Tagungsstätte, Parkstraße 14,31812 Bad Pyrmont, Telefon (05281) 93610, Fax: (05281) 936111,E-Mail: [email protected]

Adventsfreizeit für Senioren

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LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT

LANDESGRUPPEN

Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (0711) 854093, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Tel. und Fax (0711) 6336980.

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

BAYERN

Die Seiten der »Heimatarbeit« finden Sie

auch im Internet-Archiv unter

www.preussische-allgemeine.de

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch,Geschäftsstelle: Stresemannstra-ße 90, 10963 Berlin, Zimmer 440,Telefon (030) 2547345, E-Mail:b d v b e r l i n @c i t y w e b . d e .Geschäftszeit: Donnerstag von 13Uhr bis 16 Uhr Außerhalb derGeschäftszeit: Marianne Becker,Telefon (030) 7712354.

BERLIN

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Te-lefon (0421) 250929, Fax (0421)250188, Hodenberger Straße 39b, 28355 Bremen. Geschäftsfüh-rer: Günter Högemann, Am Heit-berg 32, 28865 Lilienthal Telefon(04298) 3712, Fax (04298)468222.

BREMEN

Erster Vorsitzender: HartmutKlingbeutel, Kippingstr. 13, 20144Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mo-biltelefon (0170) 3102815. 2. Vor-sitzender: Hans Günter Schatt-ling, Helgolandstr. 27, 22846Norderstedt, Telefon (040)5224379.

HAMBURG

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 17

Vorsitzende: Margot Noll, geb.Schimanski, Am Storksberg 2,63589 Linsengericht, Telefon(06051) 73669.

HESSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Gerhard Schulz, Bahnhofstraße30b, 31275 Lehrte, Telefon(05132) 4920. Bezirksgruppe Lü-neburg: Manfred Kirrinnis, Wit-tinger Straße 122, 29223 Celle,Telefon (05141) 931770. Bezirks-gruppe Braunschweig: Fritz Fol-ger, Sommerlust 26, 38118 Braun-schweig, Telefon (0531) 2 509377.Bezirksgruppe Weser-Ems: Ottov. Below, Neuen Kamp 22, 49584Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

Page 17: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

war. Alle Teilnehmer hörten ge-spannt zu und fühlten sich in ihreKindheit versetzt und hätten nochlänger den Geschichten lauschenkönnen. Da alle so nette Zuhörerwaren, schenkte die Referentin je-dem zum Abschluss ein selbst ge-basteltes Lesezeichen zur Erinne-rung an diesen Nachmittag. Allebedankten sich mit einem herz-lichen Applaus und einem Danke-schön.

Buxtehude – Freitag, 23. Ok-tober, 19.30 Uhr, Panorama-Dia-vortrag: „Sahara – Porträt einergroßen Wüste“ in der Halepag-henbühne, Konopka-Straße, Bux-tehude. Helfried Weyer stellt diegrößte Wüste der Erde mit sechsProjektoren auf einer großen Pa-noramaleinwand vor. Karten gibtes im Vorverkauf bei Foto-Köpke,am Rathaus und bei Allerleibuch,Torfweg 6.

Celle – Die Gruppe besuchtewährend ihrer Halbtagesfahrt dasOtterzentrum in Hankensbüttel.Der Erste Vorsitzende, ManfredKirrinnis, begrüßte dazu insge-samt 38 Teilnehmer. Die Organisa-tion und Reiseleitung lag wiederbeim Zweiten Vorsitzenden, UweJäckel. Nach einer kurzen Einfüh-rung in die Thematik, durch Mit-arbeiter des Otterzentrums, wurdedie Reisegruppe in zwei Gruppenaufgeteilt, um das 60000 Quadrat-meter große und mit einem Wege-netz von drei Kilometern LängeFreigelände am Isenhagener Seeerkundigt. Zugesehen werdenkonnte bei der Schaufütterungvon Iltissen, Ottern, Hermelinenund Dachsen. Das OtterzentrumHankensbüttel ist ein Projekt derAktion Otterschutz e. V., die 1979in Braunlage/Harz gegründet wur-de. Sie hat sich die Rettung des inDeutschland vom Aussterben be-drohten Fischotters und die Erhal-tung der natürlichen Lebensräu-me zum Ziel gesetzt. Nach Stär-kung mit Kaffee und Kuchen imRestaurant des Otterzentrumsging es wieder auf zur Heimfahrtnach Celle.

Helmstedt – Donnerstag, 15.Oktober, 8.30 Uhr, Treffen derGruppe zur wöchentlichen Was-sergymnastik im Hallenbad. Wei-tere Auskünfte erteilt Helga An-ders, Telefon (05351) 9111. –Don-nerstag, 22. Oktober, 8.30 Uhr,Treffen der Gruppe zur wöchent-lichen Wassergymnastik im Hal-lenbad. Weitere Auskünfte erteiltHelga Anders, Telefon (05351)9111.

Holzminden – Freitag, 23. Ok-tober, 17 Uhr, Treffen der Gruppeim „Felsenkeller“. Hans Henkehält einen Diavortrag über seinekürzlich unternommene Reise insnördliche Ostpreußen. Im Vorder-grund steht der Aufbau des Jagd-schlosses Pait. Mitglieder undGäste sind natürlich herzlich will-kommen.

Osnabrück – Freitag, 16. Ok-tober, 15 Uhr, Treffen der Frauen-gruppe in der Gaststätte Bürger-bräu, Blumenhaller Weg 43. –Dienstag, 27. Oktober, 16.45 Uhr,Kegeln im Hotel Ibis, Blumenhal-ler Weg 152. – Donnerstag, 29.Oktober, 15 Uhr, Literaturkreis imHotel Bürgerbräu, BlumenhallerWeg 43.

Landesgruppe – Sonnabend, 24.Oktober, 10 Uhr, findet die dies-jährige Herbsttagung der Landes-gruppe in Oberhausen statt. Der

Vorstand der Landesgruppe lädtLandsleute, Jugend und FreundeOstpreußens sehr herzlich einund hofft auch bei dieser Tagungauf regen Besuch wie in den Jah-ren zuvor. Mit Freude teilt derLandesvorstand mit, dass auf die-ser Tagung der Publizist undWDR-Moderator, Hubert Maessen,einen informativen Vortrag „60Jahre Vertriebenenverbände – Ar-beit für Recht und Freiheit“ haltenwird. Trotz seiner vielen Verpflich-tungen hat es Bodo Rückert, Vor-sitzender der KreisgemeinschaftMarienburg, möglich gemacht,über die Geschehnisse in Marien-burg zu informieren.

Bonn – Freitag, 23. Oktober, 18Uhr, „Ostpreußischer Filmabend“eine Sonderveranstaltung derGruppe im „Oxford Club“, Ade-nauer Allee 7.

Dortmund – Montag, 19. Ok-tober, 14.30 Uhr, Treffen der Grup-pe in der Landgrafenschule, EckeMärkische Straße.

Düsseldorf – Freitag, 16. Ok-tober, 9 Uhr, Vorlesung von Dr.Winfrid Halder: „Preußen 1701–1947 – Eine deutsche Geschichte“in der Heinrich-Heine-UniversitätDüsseldorf. – Montag, 19. Ok-tober, 15 Uhr, Kinemathek: „BerlinAlexanderplatz – Deutschland1931“ im Konferenzraum, GHH. –Dienstag, 20. Oktober, 15 Uhr,Treffen der Frauengruppe mit Ur-sula Schubert, Ostpreußenzimmer(Raum 412), GHH. – Sonntag, 25.Oktober, 11 Uhr, Messe für Hei-matvertriebene und Aussiedler, St.Antonius-Kirche, Fürstenplatz. –Montag, 26. Oktober, 19 Uhr, Mi-nisterpräsident Prof. Dr. BernhardVogel im Gespräch mit Dr. JoachimSobotta: „Deutschland Ost undWest – 20 Jahre nach dem Fall derMauer – Eine vorläufige Bilanz“,Eichendorff-Saal, GHH. – Mitt-woch, 28. Oktober, 18 Uhr, Aus-stellungseröffnung „Die vergesse-ne Front – Der Maler Ludwig Dett-mann und der Erste Weltkrieg inOstpreußen 1914/1915“, Foyer, Ei-chendorff-Saal (I. Etage), GHH. –Freitag, 30. Oktober, 19 Uhr, Kon-zert des „Archaeus-Ensemble“ ausBukarest, Eichendorff-Saal, GHH.– Sonnabend, 31. Oktober, 15 Uhr,Erntedankfest mit der WeslerVolkstanzgruppe „Silesia“, derDüsseldorfer Chorgemeinschaftund der Musikkapelle „Freundeder Volksmusik“ im Eichendorf-Saal, I. Etage, GHH. Eintritt 8 Eu-ro.

Essen – Freitag, 16. Oktober, 15Uhr, Erntedankfest der Gruppe.

Gevelsberg – Freitag, 16. Ok-tober, 16.15 Uhr, Treffen der Grup-pe zum Erntedankfest mit Verlo-sung und gemütlichem Beisam-mensein mit Musik im „Kegler-heim“, Hagenerstraße 78, Gevels-berg.

Gütersloh – Montag, 19. Ok-tober, 15 Uhr, Treffen vom Ost-preußischen Singkreis in der Elly-Heuss-Knapp-Schule, Moltkestra-ße 13. Kontakt und Informationenbei Ursula Witt, Telefon (05241)37343. – Montag, 26. Oktober, 15Uhr, Treffen vom OstpreußischenSingkreis in der Elly-Heuss-Knapp-Schule, Moltkestraße 13.Kontakt und Informationen beiUrsula Witt, Telefon (05241)37343.

Witten – Donnerstag, 22. Ok-tober, 15.30 Uhr, Treffen der Grup-pe. Es gibt Lieder und Gedichtezum Erntedank, Ideen zum Bas-teln (Zeit der Gedenktage).

Mainz – Freitag, 16. Oktober, 13Uhr, Treffen der Gruppe zum Kar-tenspielen im Café Oase, Schön-bornstraße 16, 55116 Mainz. –Donnerstag, 22. Oktober, 12.30Uhr, Busfahrt ins Blaue mit Ein-kehr, Abfahrt ab HauptbahnhofMainz, Treffen am Bahnhofsplatzum 12.30 Uhr. Der Fahrpreis be-

trägt pro Person 10 Euro (Mit-glied) und 13 Euro (Nichtmit-glied). Anmeldung bei Lm. Za-chau, Telefon (06146) 5727, oderbei Fam. Freitag, Telefon (06131)331347. – Freitag, 23. Oktober, 13Uhr, Treffen der Gruppe zum Kar-tenspielen im Café Oase, Schön-bornstraße 16, 55116 Mainz.

Neustadt an der Weinstraße –Sonnabend, 24. Oktober, 15 Uhr,Treffen der Gruppe in der Hei-matstube, Fröbelstraße 26. Unterder Leitung von Otto Waschkows-ki wird „Plachandert wie to Hus“.Eigene Beiträge können vorgetra-gen werden.

Landesgruppe – Sonnabend, 31.Oktober, 10.30 Uhr, Neuwahl desLandesvorstandes im Chemnitzer„Platner Hof“, Platnerstraße 35.Alle Delegierten sind recht herz-lich eingeladen.

Limbach-Oberfrohna – Sonn-abend, 24. Oktober, 14 Uhr, Tref-fen im Esche-Museum zum Ern-tedankfest. Ein kleines Programmwird passend zum Erntedank an-geboten. Es gibt wieder hausge-machte Wurst im Angebot. AlleLandsleute sind herzlich eingela-den.

Aschersleben – Mittwoch, 28.Oktober, 14 Uhr, Treffen der Frau-engruppe im „Bestehornhaus“,Hecknerstraße 6, Aschersleben.

Halle – Sonnabend, 17. Oktober,14 Uhr, Treffen der Gruppe zumErntedankfest. Gäste sind herz-lich willkommen. Wer die Mög-lichkeit hat wird gebeten, etwasfür die Gestaltung der Erntetafelmitzubringen.

Magdeburg – Dienstag, 20. Ok-tober, 15 Uhr, Bowling im Lems-dorfer Weg.

Nortorf – Anlässlich des 60-jäh-rigen Bestehens der Gruppe fan-den sich rund 100 Mitglieder undGäste zu einem geselligen Bei-sammensein im Hotel Holsteini-sches Haus ein. Darunter sieben(!) Mitglieder aus dem Grün-dungsjahr 1949, die mit einer Ur-kunde und einem Blumenstraußgeehrt wurden sowie weiterelangjährige und verdienstvolleMitglieder des Vereins. Als Gast-redner war der Landesvorsitzen-de Edmund Ferner eingeladen,der nach der gemeinsamen Kaf-feetafel das Wort ergriff. Er hieltRückblick auf die über 700-jähri-ge Geschichte der deutschen Ost-provinzen mit ihren bedeutungs-vollen Kulturstätten und berühm-ten Dichtern und Denkern. Er er-innerte an Flucht und Vertrei-bung, die Entstehung der Lands-mannschaften und das Engage-ment der Heimatvertriebenenbeim Wiederaufbau Deutsch-lands. Er bat die Anwesendensich auch künftig ihre nationale

HE I M ATA R B E I T Nr. 42 – 17. Oktober 2009 17

Stiftung derLandsmannschaft Ostpreußen e.V.

„Zukunft für Ostpreußen“

Liebe Landsleute, verehrte Leserinnen und Leser derPreußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt,

die Landsmannschaft Ostpreußen hat eine Stiftung ins Leben gerufen, um die Erinnerung anOstpreußen und seine Menschen dauerhaft zu bewahren und nachfolgenden Generationenein Bild dieser großartigen europäischen Kulturlandschaft zu vermitteln.Ihr Name ist: Stiftung „Zukunft für Ostpreußen“.

Welche Zwecke verfolgt die Stiftung?Zu ihren wesentlichen Aufgaben zählen die Förderung von Forschung und Wissenschaft im Hinblick auf die ostpreußische Geistes-, Siedlungs- und Kulturgeschichte als Teil der deutschen und europäi-schen Geschichte sowie die Unterstützung der in der Heimat verbliebenen Deutschen und ihrerNachkommen bei dem Bemühen, ihre Identität zu wahren. Großes Gewicht wird dabei derVerständigung mit den östlichen Nachbarstaaten eingeräumt.

Wie hilft die Stiftung?� Vergabe von Forschungsaufträgen und Auslandsstipendien,

� Veröffentlichung und Mitfinanzierung von Publikationen,

� Durchführung von kulturellen Veranstaltungen und Seminaren,

� Förderung des Jugendaustausches mit Litauen, Polen und Russland,

� Unterstützung der deutschen Minderheit in Ostpreußen, z. B. durch Förderung

des deutschen Sprachunterrichts,

� Restaurierung von Bauwerken und Gedenkstätten in Ostpreußen.

Was können Sie tun?Sie können die Arbeit der Stiftung „Zukunft für Ostpreußen“ durch Zustiftungen oder Spenden(Zuwendungen) unterstützen.

ZustiftungenMit einer Zustiftung fördern Sie die Arbeit der Stiftung auf Dauer. Ihr Beitrag wird Teil desGrundstockvermögens und nur die Zinserträge werden für die Arbeit der Stiftung eingesetzt.Zustiftungen ab 5.000 Euro werden in unserem Stiftungsbuch erfasst, damit der Name der Stifterund ihr Einsatz für Ostpreußen der Nachwelt erhalten bleibt.

ErbschaftenMit der Errichtung der Stiftung „Zukunft für Ostpreußen“ wird auch dem Wunsch vieler MenschenRechnung getragen, mit ihrem Erbe dauerhafte Spuren zu hinterlassen. Wenn Sie sicher sein wollen,dass Ihr Erbe ausschließlich für gemeinnützige Zwecke eingesetzt wird, ist die Stiftung das geeigne-te Instrument. Bekunden Sie Ihren Willen zu einer Zustiftung in Ihrem Testament. Oder machen Sieeine Teilstiftung zu Lebzeiten und verfügen testamentarisch eine Erhöhung dieses Betrages. So erle-ben Sie noch persönlich, welche Früchte Ihre Zustiftung trägt. Mit einem Vermächtnis können Sieder Stiftung auch Sachwerte zukommen lassen – etwa Immobilien.

Spenden (Zuwendungen)Spenden an die Stiftung fließen nicht in das Stiftungskapital ein. Die Gelder werden zeitnah zurVerwirklichung der Stiftungsprojekte verwendet.

Steuerliche BegünstigungIhr Engagement für einen guten Zweck kann mit erheblichen steuerlichen Vorteilen verbunden sein.2007 hat der Bundesrat das „Gesetz zur weiteren Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements“verabschiedet, womit die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen für Stifter und Stiftungen erheblichverbessert wurden. Als gemeinnützige Organisation ist die Stiftung „Zukunft für Ostpreußen“ vonder Erbschaftssteuer befreit.

Ob Sie die Arbeit der Stiftung „Zukunft für Ostpreußen“ durch eine Zustiftung, einen Nachlass, eineSchenkung oder Spende unterstützen, entscheiden Sie. Jeder Beitrag hilft, Ostpreußen eine Zukunftzu geben. Stiftungsrat und Stiftungsvorstand sichern Ihnen eine effiziente Verwendung derStiftungsmittel zu.

Sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an den Vorsitzenden des Stiftungsvorstands,Dr. Sebastian Husen, [email protected] oder Tel. 040 - 41 40 08-23.

Wirken Sie mit an der Stiftung „Zukunft für Ostpreußen“!

Wilhelm v. GottbergSprecher der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Vorsitzender des Stiftungsrates

Dr. Sebastian HusenBundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Vorsitzender des Stiftungsvorstands

Stiftungskonten:

Bitte vermerken Sie bei Ihrer Überweisung unter dem Verwendungszweck, ob es sich um eine Spendeoder eine Zustiftung handelt. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Zuwendungsbestätigung aus.

Fürst Fugger PrivatbankKonto-Nr.: 1001834983BLZ: 720 300 14

Berenberg BankKonto-Nr.: 0056941016BLZ: 201 200 00

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Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 16

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 18

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Ge-schäftsstelle: Werstener Dorfstr.187, 40591 Düsseldorf, Tel. (02 11)39 57 63. Postanschrift: Buchen-ring 21, 59929 Brilon, Tel. (02964)1037, Fax (02964) 945459, E-Mail:[email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Worm-ser Straße 22, 55276 Oppenheim.

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender: Erwin Kühnap-pel, Gahlenzer Straße 19,09569 Oederan, Telefon(037292) 22035, Fax (037292)21826.

SACHSEN

Vors.: Bruno Trimkowski, Hans-Löscher-Straße 28, 39108 Magde-burg, Telefon (0391) 7331129.

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner. Geschäfts-stelle: Telefon (0431) 553811, Wil-helminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Page 18: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

Eindeutiges Vertrauen für dieFührungsspitze – In Anwesenheitvon Landrat Hermann Luttmannund zahlreicher polnischer Gästeaus Wegorzewo (Angerburg), un-ter anderem BürgermeisterKrzysztof Piwowarczyk und Kreis-tagspräsident Oberst a.D. WieslawPietrzak fand die diesjährige Dele-giertentagung der Kreisgemein-schaft Angerburg (KGA) im gro-ßen Sitzungssaal des RotenburgerKreishauses statt. Nach den Gruß-worten der Gäste standen Vor-standswahlen, Berichte über dieEntwicklung der KGA im letztenJahr, die Finanzsituation und Eh-rungen verdienter Mitarbeiter imMittelpunkt. Die 25 Delegiertenwaren mit der Arbeit des Vorstan-des offenbar sehr zufrieden undbestätigten die Führungsspitze mitKurt-Werner Sadowski. Ihm zurSeite stehen nach wie vor Brigitte

Junker, die sich wie bisher um dieFinanzen kümmern wird, und Al-fred Nehrenheim. Susanne Hagenwird auch künftig die sehr wichti-ge Aufgabe einer Schriftleiterinfür den Angerburger Heimatbriefübernehmen. Neu in den Vorstandwurden gewählt: Erich Kerwien,Arno Rosin und Eberhard Steinke.Nicht wieder zur Wahl stelltensich altersbedingt oder aus ge-sundheitlichen Gründen: HorstBieber, Horst Labusch und HorstPreuße. Zu Kassenprüfern wurdenGünther Büttner und Georg Malzgewählt. Harry Michalzik stelltesich aus gesundheitlichen Grün-den nicht mehr zur Verfügung.Insgesamt blickte der Vorstand aufein sehr arbeitsreiches Jahr zu-rück, da die Geschäftsstelle derKGA in Rotenburg (Wümme) län-gere Zeit unbesetzt war. Inzwi-schen ist Ludmilla Mischok alsNachfolgerin von Bärbel Lehmannebenfalls als Teilzeitkraft für dieAngerburger, aber auch für denVerein der Freunde des Archivsfür Heimatforschung Rotenburg(Wümme) zuständig. Insbesonde-re der Kreisvertreter war in denletzten zwölf Monaten sehr gefor-dert, da der Verkauf des Grund-stücks Am Schloßberg 6 (Institut)in Rotenburg (Wümme) durch denHeimatbund an einen Investor die

KGA vor große Probleme stellte.Der Landkreis Rotenburg (Wüm-me) hat die Angerburger abernicht im Regen stehen lassen undfür eine Unterbringung unsererGeschäftsstelle mit Archiv in Ro-tenburg (Wümme) unter Übernah-me der Kosten für den Umzug undeine Zwischenunterbringung ge-sorgt. Der Umzug mit einerZwischenunterbringung in unsvom Landkreis Rotenburg (Wüm-me) zur Verfügung gestellten Räu-men wird Ende Oktober 2009 vor-genommen. In rund zwölf Mona-ten, sofern die Wetterverhältnissegünstig sind, erhalten wir nach ei-nem Um-/ Neubau eines kreisei-genen Gebäudes am WeichelerDamm neue Räume. Dafür stelltder Landkreis Rotenburg (Wüm-me) erhebliche Haushaltsmittelzur Verfügung. Dieses große Enga-gement unseres Patenschaftsträ-gers ist nicht selbstverständlichund dafür haben die Kreisverwal-tung, insbesondere Landrat Her-mann Luttmann und Erster Kreis-rat Dr. Torsten Lühring sowie diepolitisch Verantwortlichen eingroßes Dankeschön verdient.

Über einen positiven Kassenab-schluss für das Jahr 2008 berich-tete Brigitte Junker, wenn auch diedringend notwendigen Spendenleicht rückläufig waren. So konntesowohl der Schatzmeisterin als-auch den übrigen Vorstandsmit-gliedern die uneingeschränkteEntlastung erteilt werden. Mitdem Silbernen Ehrenzeichen derLandsmannschaft Ostpreußenwurden Pfarrer i.R. Gerhard Mör-chel und Norbert Skowron ausge-zeichnet. Damit wurde das lang-jährige Wirken von Gerhard Mör-chel für die Angerburger und Ost-preußen gewürdigt. Mit großemEngagement hat sich seit 2003Norbert Skowron trotz großer be-ruflicher Beanspruchung, auf vie-len Gebieten in der KGA betätigt.So ist auf seine Initiative im Mai2009 im Selbstverlag der KGA derhistorische Roman „Der KaufherrThomas Anderson“ erschienen.Einige Exemplare sind über unse-re Rotenburger Geschäftsstellezum Preis von 19,90 Euro nochlieferbar. Das Engagement vonGerhard Mörchel und NorbertSkowron ist vorbildlich und solljüngere Angerburger veranlassen,in der KGA aktiv mitzuarbeiten.Insgesamt verlief die Delegierten-tagung sachlich und harmonischund ohne spektakuläre Höhe-punkte.

Ostpreußenveranstaltung – Zudem 33. Gesamtdeutschen Hei-mattreffen des RegierungsbezirkesGumbinnen / Ostpreußen insSpornitzer Landhotel erschienen88 Teilnehmer, unter ihnen Ver-triebene aus Ostpreußen, erwar-tungsgemäß zumeist aus dem Re-gierungsbezirk Gumbinnen, aberauch aus Memel, dem Samland,Pommern und Schlesien. Sie fan-den in Brandenburg, Berlin, Ham-burg, Niedersachsen, SchleswigHolstein und Mecklenburg ihre

neue Heimat. Der älteste Ange-reiste war 87 Jahre alt, unser Foto-graf Lm. Paul Wohlgemuth, derjüngste, ein Nachkomme von Ost-preußen, war acht Jahre alt, wobeidas Durchschnittsalter 67 Jahrebetrug. Der auf das Frühjahr aus-gerichtete Festsaal bot allen Teil-nehmern reichlich Platz. Herr Dr.Hahn begrüßte die Anwesenden,unter ihnen Ehrengäste wiePropst Labesius und das ehemali-ge Redaktionsmitglied des Gum-binner Heimatbriefes KarlfritzHoff. Er richtete Grüße Verhinder-ter aus und gedachte der Verstor-benen des letzten Jahres. An-schließend spielte die Jagdhorn-bläsergruppe „Waidmannsheil e.V.Eldenburg/ Lübz“ unter der Lei-tung von Reinhard Mielenz diedritte Strophe des Deutschlandlie-des und das Ostpreußenlied.Propst Labesius sprach dann inseiner Kurzandacht über das La-chen, die Hoffnung und das Schla-fen in Anbetracht des bevorste-henden Totensonntags. Das Vor-mittagsprogramm gestalteten dieTeilnehmer wie bisher selbst. Vorund zwischen den Beiträgen spiel-te die Bläsergruppe die Ostpreu-ßenlieder „Wo de Haffeswellen ...“und „Es dunkelt schon in der Hei-de ...“, aber auch die allgemein be-kannten Frühlingslieder „Nun willder Lenz uns grüßen ...“ und „Gehaus mein Herz ...“. Die LandsleuteHilde Jonuscheit, Dr. Willy Lemke,Günter Press, Paul Wohlgemuthsowie die Schriftstellerin IngeWunsch gestalteten mit ihren Bei-trägen recht unterschiedlichen In-halts und rezitierten Gedichtenaus der Heimat, teils im ostpreußi-schen Platt und teils auf hoch-deutsch vorgetragen, das recht ab-wechslungsreiche Programmmaßgeblich. Sie erhielten hierfürvon den Anwesenden reichlichenBeifall. Exemplare der Preußi-schen Allgemeinen Zeitung / DasOstpreußenblatt und des Mittei-lungsblattes „Der Gumbinner“wurden ausgelegt und stießen aufreges Interesse. Gegen 12.30 Uhrendete das Vormittagsprogramm.Zu einem am 28. November 2009im gleichen Hotel folgenden Tref-fen erging eine Einladung an dieTeilnehmer. Nach Einnahme desMittagsessens wurde Interessier-ten der Film „Unser Ostpreußen“vorgeführt, der das frühere land-schaftlich herrliche Ostpreußennochmalig zur Gegenwart werdenließ.

Hauptkreistreffen der Kreisge-meinschaft Mohrungen e. V. am29. und 30. August 2009 in Gie-ßen-Kleinlinden – Das Programmwar interessant und liebevoll zu-sammengestellt worden. DieMohrunger, die nach Gießen-Kleinlinden in das gemütlicheBürgerhaus kamen, waren zwarnoch nicht an einer Hand abzu-zählen, aber sehr überschaubar.Mitglieder des Vereins der Deut-schen Bevölkerung „Herder“,

kurz Herdergruppe genannt, wa-ren pünktlich und fröhlich schonam Freitag aus dem heutigen Mo-rag angereist. Wie immer in denletzten Jahren hatte die Kreisge-meinschaft die Kosten für Unter-kunft und Verpflegung übernom-men. Ebenfalls am Freitag hattenzuerst der Kreisausschuss unddann der Kreistag getagt. DieseTagungen vor dem eigentlichenHeimatkreis-Treffen haben sichbewährt, weil sie den Teilneh-mern des Heimattreffens als An-sprechpartner zur Verfügung ste-hen und selbst mit alten oderneuen Heimatfreunden Kontakteaufnehmen können.

Sonnabend, 29. August: DiesesMal gestaltete die Herdergruppeim Foyer eine Ausstellung. Els-bieta, die Tochter der Vorsitzen-den Urszula Manka, und Elisa-beth Krahn sprachen die Eröff-nungsworte, nachdem der neueKreisvertreter Wolfgang Warnatdie Besucher begrüßt hatte. AnStellwänden konnte man auf Fo-tos über das Leben des Vereinseinen guten Einblick erhalten.Dazu gab es auf Schrifttafeln ge-naue Auskünfte über den Werde-gang und die aktuellen Tätigkei-ten dieses Vereins in Mohrungen,das heute Morag heißt. Er wurde1992 gegründet. Viele Veranstal-tungen finden über das Jahr ver-teilt großen Anklang. Jeden zwei-ten Donnerstag findet ein Mit-gliedertreffen statt. Es gibt aucheinen Kindergarten, in dem seit2008 auch Deutschunterricht ge-geben wird. Leider existiert dieJohanniter-Sozialstation nichtmehr, die von 1996 an gute Hilfegeleistet hatte. Sie wird heute un-ter anderer Leitung und anderenZielen von der Stadtverwaltungweitergeführt. 2004 wurde eineJugendgruppe gegründet, die seitdrei Jahren eigene Projekte reali-siert hat. Im Foyer wurden auchBernsteinschmuck und Heimatli-teratur angeboten. Das Ehrenmit-glied Gerhard Janzen gab an ei-nem Tisch Einblick in seine unddie von Wolf-Rüdiger von Hal-fern umfangreiche Fotosamm-lung von ihren zahlreichen Hei-matreisen. Für die nächste Fahrtin die alte Heimat im Juni 2010konnte man bereits Prospekte er-halten. Da es seit 2008 einenneuen Kreistag gibt, der mit 15Mitgliedern bereits am Freitaggetagt hatte, sollten die teilneh-menden Landsleute wissen, werdiese Arbeit tut. Alle anwesen-den Kreistagsmitglieder stelltensich kurz vor. Es fehlten ent-schuldigt Holger Feddrich undGisela Harder. Auch der neueGeschäftsführer Lothar Gräf ausEnnepetal, der noch kein Kreis-tagsmitglied ist, aber dem Kreis-ausschuss angehört, berichteteebenfalls kurz von sich. DieStadtführung durch die GießenerInnenstadt war insofern sehrinteressant, weil der Stadtführerals Architekt alle Sehenswürdig-keiten uns in ihren Bauweisensehr gut erklären konnte. Wiederim Bürgerhaus zurück, ließ esder Oberbürgermeister von Gie-ßen, Herr Haumann, sich nichtnehmen, die Teilnehmer zu be-grüßen, um sich dann mit uns fo-tografieren zu lassen. Leidermusste er anschließend gleichweiter. Nach dem Mittagessengabe es Filmvorführungen. Karl-Heinz Baasner und Joachim Bergerinnerten an frühere Heimat-treffen, besonders an das bisher

einzige Treffen 2007 in Mohrun-gen und zeigten auch Filme vonBusreisen in die alte Heimat.Dann folgte die Mitgliederver-sammlung. Der neue Kreisvertre-ter berichtete den Teilnehmernvon den Tätigkeiten der Kreisge-meinschaft seit dem letzten Hei-mattreffen in Bad Nenndorf. DerBunte Abend begann mit einemQuiz. Neben den rein geschicht-lichen Fragen, sollte man auchostpreußische Begriffe (Seeger,Koß, dreibastig, Gissel, Busche-bau, greinen, nackte Jungs, Farin)raten. Was wissen Sie davon auchnoch? Anlässlich unserer Jubi-läumsveranstaltung hatte der be-kannte Heimatmaler GerhardHahn fünf Bilder mit Heimatmo-tiven als Preise gestiftet. DieKreisgemeinschaft war darübersehr erfreut und dankt HerrnHahn nochmals besonders dafür.Das Quiz und alle Gewinne stell-te Ingrid Tkacz, unsere neue 2.Vorsitzende, zusammen. Ihr unddem gesamten Orga-Team desHeimatkreistreffens soll nocheinmal für den reibungslosenAblauf des Treffens gedankt wer-den. Der letzte „Schlaue“, unserneuer Schatzmeister Frank Pan-ke, musste vor dem Empfang sei-nes Preises, einer bunten Tüte,noch ein Gedicht über denMeschkinnes vortragen. Die Ein-mann-Kapelle „Der Pohlheimer“spielte zum Tanz auf. Helmut Feyhatte 1500 Lieder auf Lager, sodass fast jeder Wunsch erfülltwerden konnte. Eine Überra-schung war der Herdergruppegelungen. Drei Frauen in bunterTracht sangen Lieder aus derdeutschen und polnischen Volks-musik. Dem Antonowski-Trio wä-re ein Auftritt bei einem Festivalanzuraten, denn sie sangen pro-fessionell mit Pfiff und Pep. Wirwaren begeistert. Als „GuteNacht Geschichte“ trug ElisabethKrahn die Geschichte von denColestrinchen in ostpreußischerMundart vor. Dann aber wurdebis Mitternacht weitergetanzt.

Sonntag, 30. August : Am Moh-runger Mahnmal in der Wieseck-eraue in Gießen erinnerte HerrWarnat an die Flucht und die Op-fer vor mehr als 64 Jahren. DerKulturreferent und Beauftragtefür Städtepartnerschaften derStadt Gießen Harald Scherer ge-dachte der Einweihung diesesMahnmals am 12. Mai 1985. Bei-de Redner richteten auch denBlick nach vorne. So soll wegender Landesgartenschau 2012 dasMahnmal einen neuen Platz inder Innenstadt erhalten undauch restauriert werden. DieFeierstunde wurde vom Chor„Eintracht Kleinlinden“ festlichumrahmt. Zur Eröffnung wurde„Morgenrot“ von Robert Prachtgesungen. Danach sangen alledas Ostpreußenlied „Land derdunklen Wälder“. Die Klavier-einstimmung sorgte für Harmo-nie. Der Kreisvertreter berichtetüber Aktivitäten aus der Vergan-genheit und was die Zukunftbringen wird. Wir werden für un-ser Archiv neue Räume erhalten.In seinem Grußwort hatte sichder Vertreter der Stadt Gießen,Harald Scherer, das Thema „55Jahre Patenschaft mit der Moh-runger Kreisgemeinschaft“ ge-wählt, in der er auch der uns

HE I M ATA R B E I T18 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

Das kostbarste Vermächtnis eines Menschen ist die Spur, die seine Liebe in unseren Herzen zurücklässt.

Ein sehr lieber Mensch ist von uns gegangen.

Eva Tyburzygeb. Lask

* 16. 7. 1926 † 6. 10. 2009Brennen, 59387 Ascheberg-Herbern

Kr. Johannisburg

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir AbschiedHans-Ludwig und Margretmit Tanja und Tobias

59387 Ascheberg, Rankenstraße 54

Am 12. September 2009 verstarbim Alter von 90 Jahren

Ilse KleinfeldIhr Leben lang hat sie der ostpreußischen Heimat

die Treue gehalten.

Es trauert um sieIhre Schwester und die Familie

Einschlafen dürfen, wenn man müde ist,und eine Last fallen lassen dürfen,

die man lange getragen hat,ist eine wundersame Sache.

(Hermann Hesse)

Wir trauern um meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter und Oma

Erika Binschgeb. Rautenberg

* 25. 10. 1920 † 3. 10. 2009

In Liebe und DankbarkeitHans Binsch

Karin und Klaus JoostHans, Renate und Christian Binsch

Hamburg – Der Bund Junges Ostpreußen (BJO) als Nachwuchsver-band der Landsmannschaft Ostpreußen führt wieder sein traditio-nelles „Herbstseminar zur historischen, kulturellen und politischenBildung“ durch. Unter dem Thema „Betrachtungen zur Zeitgeschich-te“ befassen sich die Referenten Götz Kubitschek, Frank Dombrowski,Hartmut Gassner, Hans Joachim von Leesen und Dr. Hannes Kasch-kat mit Joachim Fernaus 100. Geburtstag, den Fortschritten und Pro-blemen der deutsch-polnischen Nachbarschaft, einem Rückblick aufdie Vertriebenenpolitik seit Kriegsende, dem 70. Jahrestag der Eska-lation an der deutsch-polnischen Grenze und der Analyse des EU-Vertrages von Lissabon. (Teilnahme bis 40 Jahre) Näheres unterwww.ostpreussen-info.de. Tagungsort: Jugendherberge, Hans-Geiger-Straße 27, 67434 Neustadt an der Weinstraße.

Herbstseminar Bund Junges Ostpreußen

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und kulturelle Identität zu be-wahren. Grußworte der StadtNortorf überbrachte anschlie-ßend der stellvertretende Bür-germeister Hans-Detlef Wom-melsdorf. Aus eigener Anschau-ung erinnerte er an die schwieri-gen Anfänge der Flüchtlinge infremder Umgebung, deren Kin-der und Enkelkinder nun jedochhier ihre Wurzeln geschlagen

haben. Viel Beifall erhielt dieMemelländer Trachtengruppeaus Kellinghusen für ihre frisch-fröhlich aufgeführten Volkstän-ze. Den Abschluss des Nachmit-tags gestaltete der NortorferMännergesangsverein.

Pinneberg – Sonnabend, 17.Oktober, 11 Uhr, „Preußische Ta-felrunde“ im VfL-Heim, Fahlts-kamp 53, Pinneberg. Herr Neu-mann hält einen Vortrag „Wiekamen die Salzburger nach Ost-preußen“. Für 12.30 Uhr ist eingemeinsames Essen vorgesehen.

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 17

AUS DEN HEIMATKREISEN

Die Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift.Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben.

Kreisvertreter: Kurt-Werner Sa-dowski. Geschäftsstelle und Ar-chiv: Am Schloßberg 6, 27356Rotenburg (Wümme), Telefon(04261) 8014.

ANGERBURG

Kreisvertreter: Eckard Steiner,Schöne Aussicht 35, 65510 Id-stein / Taunus, Telefon (06126)4173, E-Mail: [email protected], Internet: www.kreis-gumbinnen.de.

GUMBINNEN

Kreisvertreter: Wolfgang Warnat,Silcherstraße 5, 35415 Pohlheim,Telefon (06403) 6099009, Fax(06403) 6099007, E-Mail: [email protected] StellvertretendeKReisvertreterin: Gisela Harder,Moorfleeter Deich 395, 22113Hamburg, Telefon (040) 7373220.

MOHRUNGEN

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 19

Page 19: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

noch immer verbundenen FrauTrude Rendel gedachte, die maß-geblich 1954 an dem Zustande-kommen des Patenschaftsver-trags beteiligt war. Herr Schererbestätigte das neue Archiv in derRodheimer Straße und das Inter-esse einer direkten Partnerschaftzwischen Gießen und Morag,dem heutigen Mohrungen. DerChor sang dann „Füllt mit Schal-le“ von Gluck und alle sangen zuBeginn der Kurzandacht „Nundanket alle Gott“. Pfarrer i.R. Jo-hannes Haese sprach über denSinn, den das „Vater Unser“ füruns heute haben sollte. Zwei Sät-ze sollten uns wichtig sein. Ein-mal „Unser täglich Brot gib unsheute“, in dem er von der Orga-nisation „Die Tafel“ berichtete,wo er selbst mithilft. Hier werdenArme mit Lebensmitteln ver-sorgt, die kurz vor dem Ablaufder Haltbarkeit sind. In Wirklich-keit sparen die Supermärkte dieKosten, die sie mit der Entsor-gung hätten. Zum anderen „Ver-gib uns unsere Schuld, wie wirvergeben unseren Schuldigern“.Heute ist das ein politischesSchlagwort geworden. Er wolltees erweitert wissen: Vergib mirmeine Schuld und hilf mit zuvergeben. Aber, so schloss er sei-ne Kurzandacht ab, wir solltenniemals vergessen, was anSchuld und Unrecht gewesen ist.Das gemeinsame Lied mit demersten Vers „Großer Gott, wir lo-ben Dich“ bildete einen würdi-gen Abschluss. Danach hielt Eli-sabeth Krahn die Totenehrung.Dieses Mal war ihr Leitthema:Wir vergessen nicht...! Die Eh-rung der verdienten Landsleutekonnten leider nicht alle ent-gegennehmen. Das Goldene Eh-renzeichen der Kreisgemein-schaft erhielt Siegfried Krausefür seine langjährigen Verdienste.Er wird auch ab sofort die Home-page der Kreisgemeinschaft aufeinem aktuellen Stand halten.Fritz Sankowski erhielt das Eh-renzeichen in Silber der LO. Erist ein Urgestein der Kreisge-meinschaft, für die er seit über20 Jahren die Heimatkreis-Tref-fen vorbildlich organisiert hat. Erbekam statt einem Präsentkorbeine Kurzreise (München oderHamburg) geschenkt. Nachdemer in einer Dankesrede seineFlucht geschildert hatte, ent-schied er sich für Hamburg. Dieanderen entschuldigt fehlendenzu Ehrenden erhalten ihre Eh-

renzeichen später. Gisela Harder,ebenfalls Zweite Vorsitzende derKreisgemeinschaft, bekommt fürihren unermüdlichen ehrenamt-lichen Einsatz das Goldene Eh-renzeichen der Kreisgemein-schaft und das Ehrenzeichen inSilber der LO. Leider mussteGünter Dombrowski aus gesund-heitlichen Gründen in diesemJahr von seinem Posten als Kreis-vertreter zurücktreten. Ihm wur-de für seine in den letzten Jahrenaufopferungsvolle Tätigkeit ge-dankt, Er erhält dafür als Aner-kennung das Goldene Ehrenzei-chen der Kreisgemeinschaft.(Fortsetzung folgt in Folge 43,PAZ/OB)

Ehrenzeichen für Herbert Kal-wa – Der 1932 in Roggen imKreis Neidenburg geboreneLandsmann war lange Zeit Mit-arbeiter eines großen HamburgerVerlagshauses. Nichts Bessereskonnte geschehen, als diesenFachmann als Schriftleiter fürunseren Heimatbrief zu gewin-nen, den er von 1994 bis 2002verantwortlich gestaltet hat.Quantität und Qualität waren dasErgebnis seiner akribischen Ar-beit. Als hervorragender Kennerder Geschichte Ostpreußens, wiePreußens, hat er beispielhafteArbeit für unsere Kreisgemein-schaft geleistet. Verschiedene Pu-blikationen sind aufgrund seinerInitiative entstanden. Hier sei nureinmal die „Kleine Chronik desDorfes Roggen“, seiner Heimat-ortschaft genannt. Auch nach Be-endigung seiner Amtszeit hat erdankenswerterweise immer wie-der für unseren Heimatbrief Arti-kel verfasst. In den letzten dreiJahrzehnten hat Lm. Kalwa kei-nes der großen Ostpreußentref-fen und Neidenburger Heimat-treffen versäumt. Nun verlieh dieLandsmannschaft Ostpreußenauf Initiative der Kreisgemein-schaft Herbert Kalwa in Würdi-gung des langjährigen Einsatzesfür Heimat und Vaterland ihr Eh-renzeichen. Im Namen des Vor-standes übergab KreisvertreterSzepanek die Urkunde und Eh-rennadel mit allen guten Wün-schen für Gesundheit und Zufrie-denheit.

Hauptkreistreffen der Ortels-burger – Über 900 Ortelsburge-rinnen und Ortelsburger ausStadt und Land waren zum dies-jährigen Hauptkreistreffen indas Kulturzentrum der StadtHerne am dritten Sonntag imSeptember gekommen, eine er-freulich große Anzahl. Mit vielBeifall wurde die Zusicherungdes Herner OberbürgermeistersHorst Schiereck bedacht: „Hernewird als Patenstadt auch in Zu-kunft den Ortelsburgern zur Sei-te stehen und sie unterstützen.“Positiv hob Ingrid Fischbach,Mitglied des Bundestages, dieLeistungen der Flüchtlinge undVertriebenen für die bundes-deutsche Gesellschaft hervor.Unter großem Applaus richtetesie die persönlichen Grüße derBundeskanzlerin Angela Merkelan alle Mitglieder der Kreisge-meinschaft aus. Der stellvertre-tende Bürgermeister der StadtHerten Winfried Kunert über-brachte die guten Wünsche desFreundeskreises Herten-Szczyt-no. Ergänzt wurde der Kreis derpolitischen Vertreter durch dieEuropaabgeordnete Renate Som-mer. Herbert John, stellvertre-tender Vorsitzender der Kreisge-meinschaft, gedachte in seinerTotenehrung beispielhaft desverstorbenen LandsmannesEwald Grzanna, der über vieleJahre hinweg am Aufbau und Er-halt der Kreisgemeinschaft mit-gewirkt hat. Für einen anspre-chenden und anspruchsvollenmusikalischen Rahmen sorgteder Evangelische PosaunenchorResse.

Dieter Chilla stand zum erstenMal als neu gewählter Vorsitzen-der der Kreisgemeinschaft amMikrophon. Ausdrücklich be-tonte er die Verdienste seinesVorgängers Edelfried Baginski,der 16 Jahre lang den Vorsitz derKreisgemeinschaft ausübte. Eswar ihm in seinem Amt gelun-gen, den Zusammenhalt derMitglieder zu fördern und zahl-reiche Projekte im In- und Aus-

land umzusetzen. Dieter Chilla,Mitglied der Bekenntnisgenera-tion, betonte, dass er an dieserTradition anknüpfen und aufdem Fundament aufbauen wer-de. Unter Bezug auf die Studie„Der lange Abschied“ von Astridvon Friesen wies er darauf hin,dass auch Angehörige der zwei-ten und dritten Generation vonVertriebenen ähnlich traumati-siert sein können wie die Nach-fahren von Holocaust-Opfern.Das Buch „Flucht und Vertrei-bung“ könne noch nicht ge-schlossen werden: „Gut ist Man-ches nur auf den ersten Blick.“Gleichzeitig wies er auf die Ver-änderungen hin, die sich beimÜbergang von der Erlebnis- zurBekenntnisgeneration vollzie-hen: „Wer heute nach Masurenreist, hat gelegentlich noch dasGlück, einer alten ostpreußi-schen Großmutter zu begegnen,die Mohnkuchen gebacken hat,mit der man stundenlang pla-chandern kann. Dies wird bald

vorbei sein – mit dem Ablebender letzten Zeitzeugen deut-scher Geschichte in Ostpreußen.Und dann: Werden wir uns dannmit dem Konservieren von Er-innerungen und der Pflege vonArchivalien begnügen?“ Dies al-lein darf nicht ausreichen. Indiesem Zusammenhang wiesDieter Chilla auf den „Ortelsbur-ger Dialog-Kreis“ mit jüngerenMitgliedern unter der Federfüh-rung von Renate Szczepanskihin, der sich gezielt den Men-schen und dem Leben im heuti-gen Ostpreußen zuwendet undeinen Beitrag zur Völkerverstän-digung leisten will. Dieter Chilla:„Dazu gibt es keine Alternative.“Der „Ortelsburger Dialog-Kreis“bearbeitete am Nachmittag in ei-ner Arbeitsgemeinschaft unterder Leitung von Marc Plessa ge-nealogische und familienge-schichtliche Fragen.

Bedauert wurde, dass die jetzi-ge Bürgermeisterin – von Ortels-burg (Szczytno) Danuta Gorska

und Landrat Matlach nicht er-schienen waren. Großen Beifallerntete der Inhaber des HotelsKrystyna und Ratsmitglied Dar-iusz Malinowski: „Ich bin immerwieder gerne unter den Men-schen aus Ortelsburg. Hier habeich meine Freunde.“

Die Goldene Ehrennadel derKreisgemeinschaft – Ortelsburgwurde an Ilse Masuch verliehen.Gemeinsam mit ihrem verstor-benen Landsmann Walter Tuttashat sie über viele Jahre hinwegmit großem organisatorischem,zeitlichem und finanziellemAufwand sowie mit menschli-chem Engagement die Renovie-rung der Kirchen in Ortelsburg,Passenheim und Rheinsweinunterstützt. Ebenfalls die Golde-ne Ehrennadel ging an OskarKendziorra. Vor allem auf seineInitiative ist es zurückzuführen,dass die Seelenlisten Mensguthsin akribischer Kleinarbeit in ei-nem zeitlichen Aufwand vonsieben Jahren erstellt wurden.

HE I M ATA R B E I T Nr. 42 – 17. Oktober 2009 19

Prämie 1:Renaissance-LeuchtglobusDas Renaissance-Kartenbild. Im unbeleuchteten Zustand fallen zuerst die pergamentfarbenen Ozeane auf,die Länder mit typischem Randkolorit auf Pergamentfond, die Darstellungen von Fregatten, Seeschlangenund einer Windrose.Beleuchtet sind die Entdeckerrouten von Christoph Kolumbus bis Magellan zu sehen.Dieses Kartenbild wurde nach Originalkarten aus dem 16. Jahrhundert gestaltet, zeigt dabei dennoch dieaktuellen politischen Staatsgebiete. Gesamthöhe ca. 34 cm

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Der international bekannte Vortragskünstler Hel-fried Weyer aus Königsberg zeigt seine Heimat

Ostpreußen in einer neuen Dimension am Dienstag,20. Oktober, Theater am Aegi, Hannover, 20 Uhr, undam Dienstag, 27. Oktober, „Stadeum“ Stade, 19.45Uhr. „Ostpreußen – Land der dunklen Wälder undkristall’nen Seen“ wird auf einer über 70 Quadrat-meter großen Leinwand in allen Facetten erscheinen:das Ermland, Masuren, Königsberg und – natürlich –

die Kurische Nehrung. Ein weiterer Höhepunkt istdie Nachbildung des Bernsteinzimmers in St. Peters-burg, das Weyer in Originalgröße zeigt.

Die Besucher hören Orgelmusik aus dem Dom vonFrauenburg und aus Heiligenlinde, sie hören die un-vergessene Dichterin Agnes Miegel, die zwei Balla-den vorträgt: „Die Frauen von Nidden“ und „Es warein Land“. Marion Gräfin Dönhoff kommt ebenso zuWort wie Arno Surminski. Schöner wurde Ostpreu-

ßen noch nicht fotografiert undgroßartiger nicht präsentiert.

Der Autor des Vortrages HelfriedWeyer wurde in Königsberg gebo-ren und 1945 aus Elbing vertrie-ben. Er wurde Berufsfotograf undhat zusammen mit seiner Frau Re-nate die ganze Welt bereist undseine Vorträge einem breitem Pu-blikum auf allen Kontinenten ge-zeigt.

Eintrittskarten erhältlich unter: fürHannover, Telefon (0511)12123174; für Stade, Telefon(04141) 409140. Der Vortrag wirdebenfalls gezeigt – allerdings aufeiner kleineren Leinwand – amSonnabend, 24. Oktober; 16 Uhr,Mauritius-Schule, Ebstorf bei Lü-neburg, Telefon (05822) 3238. EB

Ein Augenblick HeimatHelfried Weyer zeigt »Ostpreußen – Land der dunklen Wälder«

GGeehhllaannddsseeee iinn MMaassuurreenn:: DDeerr HHeeiimmaatt iinnss HHeerrzz ggeesscchhaauutt.. Bild: Weyer

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 20

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 18

Kreisvertreter: Jürgen Szepanek,Nachtigallenweg 43, 46459 Rees-Haldern, Tel. / Fax (02850) 1017.

NEIDENBURG

Kreisvertreter: Dieter Chilla, Bus-sardweg 11, 48565 Steinfurt, Tele-fon (02552) 3895, E-Mail:[email protected]. Ge-schäftsführer: Hans Napierski, Te-lefon (0209) 357391, E-Mail:[email protected]: www.kreis-ortelsburg.de

ORTELSBURG

Die Seiten der »Heimatarbeit«

finden Sie auch im Internet-Archiv unter www.preussische-allgemeine.de

Page 20: Mit Ostpreußenblatt - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz4209.pdf · nur, dass Davutoglu mit dem Ver-zicht auf die Räumung seinem Verbündeten

Mit dem Silbernen Ehrenzei-chen der Landsmannschaft Ost-preußen wurde Manfred Katz-marzik ausgezeichnet, der überviele Jahre hinweg der Kreisge-meinschaft als Geschäftsführertreue Dienste leistete. Er wurdeim Frühjahr durch Hans Na-pierski abgelöst, der im Vorfeldder Feier großes organisatori-sches Talent bewies. Nach demoffiziellen Teil erstreckte sich dieVeranstaltung noch weit in denNachmittag hinein. Es machtHoffnung, dass sich unter diezahlreichen älteren Menschenauch immer wieder „neue“Interessenten der jüngeren undmittleren Generation mischen.

Nachruf für Emil Drockner –Emil Drockner, ein ostpreußi-sches Urgestein, hat uns im 90.Lebensjahr verlassen. Geb. am 2.April 1920 verstorben am 19.September 2009. Wir als Kreisge-meinschaft Tilsit-Ragnit e.V. ha-ben einen aufrechten und kriti-schen Ostpreußen und Kreistags-mitglied verloren. Emil Drocknerwurde am 2. April 1920 in Neu-Argeningken (Argenbrück) gebo-ren, erlernte den Beruf das Huf-beschlag- und Wagenbauers undwar anschließend als Schiffsbau-er tätig. Von Oktober 1940 bis zurKapitulation nahm er an mehre-ren Fronten als Soldat teil und ge-riet anschließend in sowjetische

Kriegsgefangenschaft. Nach sei-ner Entlassung suchte er seineFamilie. Die er in Berlin wieder-fand. Mit Energie ging Emil anden Aufbau einer neuen Existenz,wie wir alle Ostpreußen. 1949schloss er sich den Nachbarkrei-sen Tilsit-Stadt und Elchniede-rung und Tilsit-Ragnit an, die sichzu einer Gemeinschaft zu-sammengeschlossen hatten. Mitganzer Kraft setzte er sich für sei-ne Heimat Ostpreußen und Tilsit-Ragniter Landsleute ein und warzunächst als Kassierer der Kreis-gruppe Berlin tätig. Das Vertrau-en, das er bei seinen Landsleutenbesaß, zeigte sich 1960, als er ein-stimmig zum Kreisbetreuer unse-res Heimatkreises gewählt wurde.Unermüdlich war Emil für seinenHeimatkreis tätig und unterhieltengen Kontakt zu seinen Lands-leuten. Emil Drockner organisier-te alljährlich im Oktober ein Ern-tedankfest, für die Durchführungwar die Kreisgruppe Tilsit-Ragnitverantwortlich und viel Beifallund Anerkennung fand. Emil warnicht nur innerhalb seiner Kreis-gruppe, auch als Kirchspielver-treter von Argenbrück beliebt,sondern auch bei den Heimat-kreisen Tilsit-Stadt und Elchnie-derung, mit denen die monat-lichen Heimattreffen seit 1949 inBerlin gemeinsam durchgeführtwerden. Auch innerhalb derLandsmannschaft Ostpreußen inBerlin hatte er sich Achtung er-worben.

Für die beständige Treue zurostpreußischen Heimat, bewiesendurch das unermüdliche Wirkenfür unsere Landsleute, und denselbstlosen Einsatz für die Zieleder Landsmannschaft Ostpreu-ßen wurde Emil Drockner imFrühjahr 1975 vom Ersten Vorsit-zenden das Ehrenzeichen derLandesgruppe Berlin in Gold ver-liehen. Außerdem wurde er fürseine Verdienste um die Heimat-vertriebenen durch den Bund derVertriebenen mit der silbernenEhrennadel ausgezeichnet Am18. Mai 2006 wurde Emil Drock-ner mit dem Goldenen Ehrenzei-chen der Landsmannschaft Ost-preußen durch den Kreisvorsit-zenden ausgezeichnet. HartmutPreuss

HE I M ATA R B E I T20 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

in Warte-stellung(auf ...)

Lese-,Schreib-gerät(EDV)

Betreue-rin, Für-sorgerin

diplomat.Vertre-ter einesStaates

Kloster-frau

ohneFehler

Stadt inder Lüne-burgerHeide

Staatin Süd-amerika

Burg-,Kloster-saal

Stadt amTeuto-burgerWald

schott.Stam-mes-verband

Loch-vor-stecher,Pfriem

verloren,ver-schwun-den

Falsch-spieler,Betrüger

täu-schen,irre-führen

franzö-sischerKompo-nist

Erzähl-weise

kurzerStrumpf

Auf-ständi-scher

Kochsalzenthal-tendesWasser

ständig,stets

stramm,straffgespannt

Heils-botschaftChristi

störend

RomanvonÉmileZola

kaumhörbar,fastlautlos

europ.Staat am Polar-kreis

Kzw. fürJugend-liche(r)

Wind-stille

lang-samesMusik-stück

eitel undgeziert(ugs.)

Raub-fisch Schluss

Teil derDamen-garde-robe

Zeit-,Tätig-keits-wort

ein Be-wohnerBelgiens

Ehe-schlie-ßung,Trauung

haltbargemachtesNahrungs-mittel

gegerbteTierhaut

däni-scherSee-fahrer

Ver-fügung,Befehl

feier-licheAmts-tracht

GemahlinLohen-grins

Pampas-strauß

österrei-chischesBundes-land

Fenster-vorhang Wundmal

chem.Zeichenfür Lute-tium

ital.Mittel-meer-insel

grob ge-mahleneGetreide-körner

hasten GatteBürde,Drücken-des

russ.-sibir.Wald-gebiet

Haupt-stadt vonTibet

BalladevonBürger

übersichergehenlassen

Fibel,Schmuck-spange

waage-rechteReihe

Brett-spiel

Renn-bahn

rechterNeben-fluss desMains

Stadt inIsrael

als Ge-spenstumgehen

sehrfeucht

zukeinerZeit

Vorsilbe:gegen(griech.)

Bestand,tatsäch-licherVorrat

landwirt-schaft-lichesGerät

BelegAugen-flüssig-keit

Zimmer-winkel

Hand-mäh-gerät

eineOsteuro-päerin

netz-artigesGewebe

von dortnach hier

Fädchen,Fiber

süd-franzö-sischeStadt

Leiterin,Vor-gesetzte

Nicht-fach-mann

Bericht-erstatter;Sachbe-arbeiter

spa-nisch:Fluss

persönl.Fürwort(zweitePerson)

Feuer-kröte

regsamundwendig

griechi-scherLiebes-gott

Abk. fürMittel-alter

Schiffs-fahrt

von einerForm Um-schlos-senes

Hahnen-fuß-gewächs

Nutz-fisch,Kaviar-lieferant

Arbeits-entgelt

edleBlume

APGMPBAFBLUFFENAUBERICHFORM

PRALLSOCKEREBELLROUUEVANGELIUMLAESTIG

AFFIGNNLZTEENOMLWENDELEISEFFLAME

HEIRATKONSERVELEDERGARDINELSLELSAAR

IKNARBEANORDNUNGKEILENRBTAIGA

ERDULDENLENOREIBHALMADIRNAZARETHSPUKEN

EGGEMANTIISTRINASSSENSE

BALTINAETZNREFERENTCHEFIN

WFAUNKEAGILSEEREISEEROSMA

IINHALTAKELEISTOERLOHNROSE

KreisketteDie Wörter beginnen im Pfeilfeld und laufen in Pfeilrichtung um das Zahlen-feld herum. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, nennen die elf Felder in der oberen Figurenhälfte ein anderes Wort für empfindsam, rührselig.

1 Fluss zur Oder, 2 im Toto oder Lotto wetten, 3 Nelkenpfeffer, 4 ein Schiff stürmen, 5 verborgen

DiagonalrätselWenn Sie die Wörter nachstehender Bedeutungen waagerecht in das Dia-gramm eingetragen haben, ergeben die beiden Diagonalen zwei Pilze.

1 aromatisches Harz, Linderungsmittel 2 amerikanische Währung 3 Dienstkleidung 4 Ichmensch 5 Grund, Ursache 6 nochmals

So ist’srichtig:

SudokuLösen Sie das japanische Zahlenrätsel: Füllen Sie die Felder so aus, dass jede waagerechte Zeile, jede senk rechte Spalte und jedes Quadrat aus 3 mal 3 Kästchen die Zahlen 1 bis 9 nur je ein-mal enthält. Es gibt nur eine richtige Lösung!

1 3 5 92 1 9 4

7 43 5 2 6

6 57 8 3 4

4 19 2 5 8

8 4 1 7

143628579572139468986754231391542786468917352725863914237481695619275843854396127

Diagonalrätsel: 1. Balsam, 2. Dollar, 3.Livree,4.Egoist,5.Anlass,6.erneut–Bovist,Marone

Kreiskette:1.Neisse,2.tippen,3.Piment,4.entern,5.latent–sentimental

Sudoku:

Am 23. September 2009starb Albert Wylengows-ki, der Vorsitzende der

Deutschen Minderheit in Nei-denburg.

Er wurde 1929 in Struben ge-boren. Seine Kind- und Schul-zeit in der ostpreußischen Hei-mat verliefen weitgehend nor-mal, doch im Ja-nuar 1945 fanddieser eher be-schauliche Le-bensabschni ttein abruptes En-de. Entbehrungs-reiche undschwere Jahre lagen vor dem da-mals erst 15-Jährigen, der sichzum Verbleib in der Heimat ent-schied. Auf sich alleingestellt,musste er seinen Weg durch dieWirren der damaligen Zeit fin-den.

Sein angeborenes Organisa-tionstalent und sein Gespür fürdie Realität seines Umfeldes ha-

ben sich schon damals bewährt.1950 heiratete er Emma Wlodzkiaus Krokau. Aus dieser Ehe gin-gen drei Söhne und drei Töchterhervor. Mit Stolz konnte AlbertWylengowski auf neun Enkelund den ersten Urenkel blicken.In Heidemühle fand die Familieschließlich einen festen Anker-

platz.Guter Freund

und Ratgeberwar Walter An-grik, der umge-hend nach demFall des EisernenVorhangs mit

dem Aufbau der DeutschenMinderheit in Allenstein be-gann und Albert Wylengowskizur Gründung eines vergleich-baren Vereins in Neidenburganregte. Große Schwierigkeitenwaren zu überwinden. Auf allenSeiten gab es unrealistische Vor-stellungen und überzogene Er-wartungen. Albert Wylengowski

hat sein Schiff sicher und mitAugenmaß durch die Wirrender Anfänge gesteuert. Sein Be-streben, mit dem Verein selbst-ständig zu bleiben und ihn ausden Querelen der anderen Ver-eine herauszuhalten, hat sich alsrichtig erwiesen. Der unerwartetfrühe Tod von Walter Angrikund Ausein-andersetzungenum dessenNachfolge führ-ten zu erheb-lichen Schwie-rigkeiten. AlbertWy l e n g o w s k iging seinen Weg und fuhr selbstnach Schlesien, um die Mittel-zuweisung sicherzustellen.

Großzügig hat er der Minder-heit auch seine privaten Räumezur Verfügung gestellt und aufseinem Anwesen die jährlichenSommerfeste organisiert. ImLaufe der Jahre wurden in derAlten Mühle eigene Räume für

die Minderheit ausgebaut. Sei-ner Familie und besonders sei-ner Frau hat er manches Opferdabei abverlangt. Der ersteDeutschunterricht fand in sei-nem Wohnzimmer statt. Wer indie Heimat reiste, fand immerein offenes und gastfreundlichesHaus.

Mit der Kreis-gemeinschaft er-gab sich bald ei-ne vertrauens-volle Zu-sammenarbeit.Durch seine Teil-nahme an den

Heimattreffen sorgte er für dieAufrechterhaltung des Kontakteszu unserer Heimat. Bei der Pa-tenstadt Bochum hatte er großesAnsehen. Er war Mittler zwi-schen ihr und dem heutigen pol-nischen Stadtrat.

Die LO trauert um einen ver-dienten Landsmann.

Albert Wylengowski †Sein Anliegen waren immer die Heimat und die Verständigung

Liebe Frau Wylengowski,liebe Familie Wylengowski,

liebe Trauergemeinde,

ich bin beauftragt, Ihnen allen im Namender Kreisgemeinschaft Neidenburg unser

tief empfundenes Mitgefühl zu übermitteln.Es ist für Sie und uns alle ein herber Ver-

lust, dass Albert Wylengowskinicht mehr unter uns ist.

Auch wir, die Kreisgemeinschaft Neiden-burg, haben einen hervorragenden Mit-

streiter für die Sache verloren.Im Jahre 1990 war Albert Wylengowski, ge-meinsam mit Walter Angrik, einer der er-sten, der bereit war, sich zu seinen deut-schen Wurzeln zu bekennen, und achtete

das Land in dem er lebte, Polen, selbstver-ständlich gleichermaßen.

Albert Wylengowski gründete in Allensteineinen deutschen Verein mit einer Nieder-lassung in Neidenburg. Im Jahre 1994, vor

15 Jahren, konnte die Neidenburger Gesell-schaft der Deutschen Minderheit dann froh

feststellen, dass sie nun selbstständig waren.Schon in den Jahren vor 1994 hatte bereitsin Heidemühle der Deutschunterricht be-gonnen. Er fand damals im Wohnzimmer

der Familie statt. Die Deutsche Minderheitwuchs, es entstand ein Chor, eine Kinder-

gruppe, eine Seniorengruppe.All das war, es geschah meist im Hinter-

grund, mit viel Arbeit verbunden. Es mus-sten manche Widrigkeiten überwundenwerden, Albert Wylengowski schaffte es

immer. Er ließ sich nicht entmutigen. Beialler Arbeit, die dieses Ehrenamt mit sich

brachte, er fuhr zu Seminaren nachDeutschland, zu Heimattreffen nach Hanno-ver oder Bochum, bei all dieser Arbeit wur-

de er immer tatkräftig von seiner Familieunterstützt. Ohne diese Mithilfe wäre seinArbeitseinsatz nicht zu schaffen gewesen.Trotz dieser Arbeitsbelastung veränderte

Heidemühle durch Umbauten das Gesicht.Viele heimattreue Gäste aus dem In- und

Ausland fanden in Heidemühle immer eingastliches Haus und sehr häufig klang fro-

hes Gelächter durch die Räume. Dies istbesonders den Teilnehmern aus Deutsch-land, die an dem Heimattreffen 1997 inNeidenburg / Heidemühle teilnahmen,

noch heute in lebhafter Erinnerung.Ich selber habe mit Albert Wylengowskizwölf Jahre lang mehr als vertrauensvoll

zusammengearbeitet, sei es beim Einrich-ten einer Apotheke, die allen Menschen

offen stand, sei es bei der Kleiderkammer,den Weihnachtsfeiern für alt und jung. Ichkönnte diese Liste noch endlos erweitern.Es fällt mir schwer, das Unbegreifliche zuakzeptieren. Aber das Leben eines jeden

von uns liegt in Gottes Hand.Albert Wylengowski hat sich um seine

Heimat und seine Menschensehr verdient gemacht.

Ich verneige mich in tiefer Ehrfurcht undDankbarkeit vor Albert Wylengowski.

Traueransprache der ehemaligen Kreisver-treterin der Kreisgemeinschaft Neiden-burg, Marion Haedge

Mit Augenmaßdurch die

Wirren der Anfänge

Immer ein offenesHaus der

Gastfreundschaft

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 19

Kreisvertreter: Hartmut Preuß,Hordenbachstraße 9, 42369 Wup-pertal, Telefon (0202) 4600234,Fax (0202) 4966981. Geschäfts-stelle: Eva Lüders, Telefon/Fax(04342) 5335, Kührenerstraße 1b, 24211 Preetz.

TILSIT-RAGNIT

Die Seiten der »Heimatarbeit« finden Sie

auch im Internet-Archiv unter

www.preussische-allgemeine.de

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LE B E N S ST I L Nr. 42 – 17. Oktober 2009 21

Musik vondrei deutschen

Legenden

Die älteren unserer Leser wer-den sich noch an die Zeiten

erinnern, als Swingmusik verächt-lich als „Negermusik“ beschimpftwurde und die jungen Leute, diesie dennoch hörten und sogarnach den flotten Rhythmen tanz-ten, als „Swingheinis“ oder„Swingbubis“ verschrien waren.Als es nach dem Zweiten Welt-krieg offiziell erlaubt war, Swing-musik zu hören, nahm sie ihrenSiegeszug auch in Deutschlandund Österreich auf. Die drei „gro-ßen Herren des Swing“, PaulKuhn, Hugo Strasser und MaxGreger, feierten ihre ersten Erfolge.Bei zahlreichen gemeinsamen

Auftritten wurden die Vollblutmu-siker von ihren begeisterten Fansstürmisch gefeiert. Jetzt kann mansich den unverwechselbarenSound „Swing made in Germany“auch nach Hause holen. Swing,Dixie und Boogie-Woogie bis hinzu moderner Tanzmusik erklingenauf dieser exquisiten CD-Samm-lung. Und das so schwungvoll,dass selbst ein Tanzmuffel mit denFüßen zu wippen beginnt. Dendrei Vollblutmusikern gelingt esauch heute noch mit Klavier, Saxo-phon und Klarinette ihr Publikumzu begeistern.

Silke Osman

Paul Kuhn, Hugo Strasser, MaxGreger: „Drei deutsche Swing-Legenden“, Reader’s Digest Verlag,4 CDs mit 92 Titeln und 4 ½ Stun-den Spielzeit inklusive einer farbi-gen Broschüre mit vielen Informa-tionen zu den Stars, 49,90 Euro.

Balzplatz Internet: Mehr als 2500Dating-Portale, Singlebörsen undPartnervermittler bieten onlineihre Dienste an. Das Angebotwächst beinahe täglich, denn dieSehnsucht nach der großen Liebelockt immer mehr Singles insweltweite Netz.

Für Christine kam das Liebes-glück per Mausklick. Die 27-jähri-ge Versicherungsfachfrau lernteihren Mann Robert im Internetkennen. „Schon die ersten Zeilen,die er mir schickte, haben michtotal angesprochen“, erzählt sie.„Anfangs haben wir uns E-Mailsgeschrieben, dann haben wir dieTelefonnummern ausgetauschtund uns kurze Zeit später auchschon getroffen – seitdem sindwir zusammen.“

Die Liebe fürs Leben, die ausder Cyber-Romanze entsteht:Eine solche oder ähnlicheGeschichten hat mittlerweile

wohl jeder schon gehört. Die Part-nersuche übers Internet ist zueinem modernen Mythos gewor-den, der mit dem Film „E-Mail fürdich“ seinen Weg sogar bis nachHollywood fand.

Was noch vor ein paar Jahrenbelächelt wurde und als peinlichgalt, wundert heute keinen mehr –es ist normal geworden, onlineanzubandeln. Weit mehr als 40Prozent aller Singles haben sichbereits im Internet nach einempassenden Gegenstück umgese-hen. Über 6,3 Millionen Deutschenutzen monatlich eines der zahl-reichen Dating-Portale, schätzt derBranchenverband Bitkom. Jedeselfte Paar in Deutschland lerntsich hiernach bereits im Internetkennen. „Das Internet wird gernegenutzt, weil es einfach und prak-tisch ist“, erklärt Diplom-Psycho-login Sabine Wery v. Limont. Beider Online-Partnersuche sind alleGenerationen vertreten, „am

aktivsten zeigen sich aber die 30-bis 55-Jährigen und immer öfterauch die über 60-Jährigen ... Hier-bei teilt es sich in Erstbeziehun-gen mit dem Wunsch nach Fami-liengründung und Zweitbeziehun-gen nach Beendigung langer Part-nerschaften mit dem Wunsch,nicht allein alt zu werden“, weiß v.Limont, die als Beraterin fürAlleinstehende (Neudeutsch:„Single-Coach“) bei einem Part-nervermittler tätig war.

„Viele Leute haben auch keineLust oder keine Zeit mehr, sichnach der Arbeit in Schale zu wer-

fen und auszugehen“, meint diePädagogin Ramona Weil, die inder Volkshochschule Flirt-Kurseanbietet, „man setzt sich dann lie-ber vor den Computer und guckt,was das Internet so bietet, Liefe-rung frei Haus, so zu sagen.“ Einweiterer Vorteil: „Man bleibt imInternet erst mal anonym undbewegt sich auf sicherem Terrain;die Wahrscheinlichkeit, dass mandadurch als Person wahrgenom-

men wird, ist viel größer“, glaubtWery v. Limont, „denn beim Bag-gern in der Bar wird man allzuschnell bewertet und in eineSchublade geschoben.“

Flirtwilligen bietet das Internetgenügend Möglichkeiten der Kon-taktanbahnung – die große Reich-weite verspricht gute Erfolgschan-cen für Singles: Während es ineinem 500-Seelen-Dorf mitunterschwierig ist, auf das passendeGegenstück zu treffen, erhöht sichbei weltweit mehr als 300 Millio-nen Internetnutzern die Wahr-scheinlichkeit schon um einiges.

Wie aber finden die Kontaktsu-chenden im Internet Anschluss?Das weltweite Netz ist an sichkeine interaktive Angelegenheit.Deshalb bedient man sichbestimmter Programme undDienste, die mehr Leben in dieOnline-Welt bringen, wie etwaDating-Portale oder Singlebörsen,bei denen man sein Gesuch auf-geben kann. Über sich selbsterstellt man ein Profil, das heißt,

man nennt wie bei einer Kontakt-anzeige bestimmte Eckdaten,zum Beispiel Alter, Größe,Augen- und Haarfarbe, Hobbysund Interessengebiete, Sternzei-chen und ähnliches; gegebenen-falls werden Fotos hinterlegt, dievon Interessenten angesehenwerden können.

Derartige Kontaktanzeigenerfreuen sich einer ungebroche-nen Popularität. Dass bei dieserForm der Kontaktanbahnung dasPotenzial noch immer nicht aus-geschöpft ist, sondern im Gegen-teil wächst, zeigen Partnertreffs

wie das „Dating Café“ oder „Kon-takt“.

Spezielle Lebensweisen, Orien-tierungen oder Vorlieben findenin eigenen Online-PlattformenRaum: So gibt es welche fürAlleinerziehende, für Berufsgrup-pen sämtlicher Sparten, für Chri-sten, für Menschen mit Behinde-rung, für Vegetarier und Veganer.

Sehr viel direkter als in derbeschriebenen Weise läuft der

Flirt in Chat-Foren, in denenüberhaupt erst der Live-Aus-tausch, das heißt elektronischeKommunikation in Echtzeit, mög-lich wird. Die Vorteile liegendabei auf der Hand: Da man nurüber Text miteinander kommuni-ziert, fällt das Ansprechen leich-ter als im wirklichen Leben.Zudem kann man im Internetbeliebig an seiner Identität feilen:Wer sich für zu schmächtig hält,wählt sich als „Herkules“ ein, unddas Mauerblümchen kann kurzer-hand als Domina auftreten. Obdas bei der Kontaktanbahnunghilfreich ist, darf bezweifelt wer-den, auf alle Fälle hilft das Rollen-spiel aber, seine Phantasien undWunschvorstellungen auszuleben.

Partnervermittler wie „be2“,„eDarling“ oder „Paarship“, dieonline ihre Dienste anbieten,haben gegenüber klassischen Ver-mittlungsinstituten drei großeVorteile: Der gesamte Prozesswird automatisiert über das Inter-net abgewickelt, ist somit beque-mer, kostengünstiger und vielver-sprechender, da sich mehr Mit-glieder für die Kartei registrierenlassen. Und dann geht’s los: DerPartnersuchende meldet sich an,beschreibt sich selbst und denWunschpartner, führt einen Per-sönlichkeitstest durch. MittelsComputer erfolgt dann ein Mat-ching, das heißt, es werden zuein-ander passende Singles ermittelt;der Partnersuchende erhält danndie Profile der entsprechendenPersonen und kann per E-MailKontakt mit diesen aufnehmen.

Die Partnersuche im Internetkostet ab 4,90 Euro im Monat auf-wärts, je nach Umfang dergewünschten Leistung. Wer län-ger dabei bleibt, kommt günstigerweg. Bei einigen Anbietern ist dieMitgliedschaft für Frauen unent-geltlich.

Vor enttäuschten Erwartungenund Zurückweisungen ist manjedoch auch im Internet nichtgefeit. Wiederum hat das WorldWide Web Lösungen parat: eigenseingerichtete Foren, in denen mansich online über seinen Liebes-kummer austauschen kann.

Corinna Weinert

Liebe auf den ersten KlickImmer mehr Menschen finden einen Partner im Internet − Boomender Markt

Er selbst hält sich für einenAutisten, wird aber vonMillionen Kindern weltweit

heiß und innig geliebt: Die Redeist von Janosch, Maler, Illustrator,Schriftsteller – und eben auchKinderbuchautor. Als HorstEckert, 1931 im oberschlesischenHindenburg geboren, floh er nachKriegsende mit seiner Familie inden Westen und begann 1953 inMünchen ein Kunststudium, wel-ches er wegen „mangelnder Bega-bung“ abbrechen musste. Dafürerschien bereits 1960 unter sei-nem Künstlernamen Janosch seinerstes Kinderbuch „Die Geschich-te von Valek, dem Pferd“.

Weltruhm erlangte der heute78-Jährige mit seinen Büchernvom „Bär und dem Tiger“ und„Oh, wie schön ist Panama“.Janosch ist bekannt für seineAblehnung gegenüber Interviews.Dennoch traf sich der Geschich-tenerzähler allererster Güte zueiner heiteren Plauderei mit derPAZ.

PAZ: Herr Janosch, laut Goe-the-Institut wurden Ihre rund 300Bücher in mehr als 70 Sprachenweltweit übersetzt. Das sind über14 Prozent aller geschriebenenSprachen. Welche sprechen Sie?

Janosch: Keine so richtig, etwasSpanisch zur Verständigung, Pol-nisch, Russisch, Italienisch, Fran-zösisch, Englisch – aber alle nurzur Verständigung.

PAZ: Aber nach den 29 Jahren,die Sie nun schon auf Teneriffaleben, ist Ihr Spanisch bestimmtganz gut.

Janosch: Nein, wirklich nicht.Meine Braut hindert mich daran −damit ich von ihr abhängig bin(lacht). Und ich denke bereits seit30 Jahren, dass es sich jetzt dochnicht mehr lohnt zu lernen, weilich gar nicht mehr so lange lebe.

PAZ: Auch in Panama wirdSpanisch gesprochen ...

Janosch: ... ja, das ist schön, daverstehe ich die Sprache auch.

PAZ: ... aber woher wussten Sie,wie schön es dort ist?

Janosch: Durch ein Trinkgelage,da habe ich dann immer hellsehe-rische Fähigkeiten. Nein, imErnst, ich wollte damals keinBuch mehr machen, nur noch einletztes, als eine Art Rache. Unddas musste ein Thema haben, soblöd wie nur möglich: Der kleineBär macht eine Reise. Das war einganz historischer Augenblick inmeinem Leben, ich saß auf einemgeliehenen Stuhl, hatte einengetrunken, dachte an Rache, fing

mit der Reise an und dachte dann:Nein, ich mache es doch nicht.Und dann fuhr ich nach Ibiza, umdort weiter zu trinken.

Ich war nie besoffen, nie, nie,nie, nur ganz früher mal, aberdann trank ich einen Cuba Libre

und wusste, wie das Buch weiter-geht.

PAZ: Zuletzt waren Sie 1999 inPanama, als Sie dort mit demOrden de Manuel Amador Guer-rero geehrt wurden.

Janosch: Das war auch das ersteMal, dass ich in Pan-ama war.

PAZ: Ihre Braut,wie Sie Ihre Lebens-gefährtin Ines nen-nen, ist Spanierin?

Janosch: (lacht)Nein, nein. Aberjetzt.

PAZ: Ines klang fürmich so spanisch ...

Janosch: Ja, das istreine Magie. Siebekam einen spani-schen Namen, dassdas Schicksal unsz u s a m m e n f ü h r t .Aber sonst ist siedeutsch.

PAZ: Reisen Siegern?

Janosch: Ach,heute nicht mehr sosehr. Ich fliege nichtgern. Aber ich bingern in fremdenStädten, nur das Hin-kommen ist mir zu

mühsam. Aber ich war schon inNord- und Südamerika.

PAZ: Ihre Lieblingsbücher ausKindertagen sollen „RobinsonCrusoe“ und „Winnetou“ gewesensein. Welcher „Held“ gefiel Ihnenbesser?

Janosch: „Winnetou“, der ist derewige Sieger, und ich will auchSieger sein. „Robinson Crusoe“musste sich schon ein bisschenquälen mit dem Leben. Aber ichbin auch Sieger, wenn ich Verlie-rer bin. Das ist bloß ein Gefühl.

PAZ: Neid und Stolz sind auchGefühle. Sie sagten mal, dassdiese Ihnen fremd sind. Auch„Winnetou“ war ein stolzer Krie-ger.

Janosch: Ich bin stolz darauf,dass ich nicht stolz bin. Stolzkann ich nicht verstehen. Stolz isteine erbärmliche Überlegenheits-behauptung.

PAZ: Aber eitel sind Sie schon?Janosch: Klar, schauen Sie sich

nur meine Hosen an. Voll zerknit-tert, ich kaufe nur die schlechte-sten Hosen. Und dann die Frisur,ich war seit Jahren nicht mehrbeim Friseur, das muss so ausse-hen, wie es aussieht.

PAZ: Stimmt es, dass die Faul-heit eine Ihrer Kardinaltugendenist?

Janosch: Ja, denn ich lernefreiwillig nie, nie, nie im Leben,außer wenn ich in einer Gesell-schaft von mehreren Leuten bin,das kann ich nicht aushalten.Faulheit ist die Verweigerungvon Arbeit.

PAZ: Und was machen Sie amliebsten, wenn Sie faul sind?

Janosch: Kochen, denn Essenist meine Lieblingsbeschäfti-gung. Ich will auch noch einKochbuch machen, wenn icheinen Verleger hätte. Mit einfa-chen Mitteln kochen, denn diemeisten Kochbücher kranken jadaran, dass man mindestens 20verschiedene Dinge braucht.Und ich kann das, weil meineGroßmutter Marktfrau war undwir haben immer die Restegekocht. Ein Koch- und Kunst-buch, mit genauen Anweisun-gen, was kann ich machen mitden Sachen, die ich zu Hausehabe. Und dann schöne Zeich-nungen dazu, die nichts mitKochen zu tun haben.

Corinna Streng/Ricore

Bilder von Janosch sind vom8. November bis 24. Januar2010 im Ludwig Museum inDeutschherrenhaus Koblenz,Danziger Freiheit 7, zu sehen.

JJaannoosscchh aalliiaass HHoorrsstt EEcckkeerrtt:: EErrffoollggrreeiicchh aallssKKiinnddeerrbbuucchhaauuttoorr Bild: Internet

»Eitel? Ich kaufe nur die schlechtesten Hosen!«PAZ-Interview mit dem oberschlesischen Kinderbuchautor Horst Eckert alias Janosch – Zur Abwechslung mal ein Kochbuch?

FÜR SIE GEHÖRT

Im Netz: Niicchhtt nnuurr jjuunnggee FFrraauueenn sscchhäättzzeenn ddiiee AAnnoonnyymmiittäätt,, ddiiee ddaass IInntteerrnneett bbiieetteett.. Bild: Internet

Jedes elfte Paar lernte sich über das

Internet kennen

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NE U E BÜ C H E R22 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

HalbschwesterBarbarossas

Historischer Krimi

Seelische AbgründeRechtsanwalt von Schirach über spektakuläre Straftaten und die Täter dahinter

W e rnach Best-sellern wie„Die Säu-

len der Erde“ von Ken Follett oder„Die Wanderhure“ von Iny Lo-rentz festgestellt hat, dass histori-sche Roman durchaus packendund spannend sein können, darfsich auf Juliane Korelskis Roman„Die Bastardin“ freuen.

Die schöne Stauferin Agnes vonWaibling, uneheliche Tochter ei-nes Herzogs und Halbschwestervon Barbarossa, wird im Jahre1147 eines Nachts aus den trautenMauern des Klosters Frauen-chiemsee von fremden Reiternabgeholt und in die Stadt Regens-burg gebracht. Sie soll dort aufGeheiß ihres Onkels König Kon-rad III. gegen ih-ren Willen mitdem deutlich äl-teren Grafen vonOrtenburg ver-heiratet werden.

In Agnes Bemühen, die Ränkebei Hof und das Streben nachLand und Macht zu verstehen,lernt sie nicht nur ihren Halbbru-der Friedrich I. (Barbarossa), son-dern auch dessen besten Freund,den Welfenherzog Heinrich denLöwen, kennen und lieben.

Der hitzköpfige Heinrich unddie temperamentvolle Agnes ver-lieben sich ineinander, doch dieihr bevorstehende Hochzeit mitdem Ortenburger Grafen wiegt zuschwer, als dass sie ihr neu gefun-denes Glück genießen könnten.

Nach einer gemeinsam an derDonau durchwachten Nacht, derNacht vor Agnes Hochzeit, ge-schieht jedoch etwas Furchtbares,was sofort den Verdacht auf denoffenbar verliebten Heinrichlenkt. Der alte Graf von Ortenburgwird eben an der Stelle, an derHeinrich und Agnes die letzteNacht verbrachten, erstochen auf-gefunden.

Der König beauftragt AgnesHalbbruder Friedrich mit derAufklärung des Mordes, wohlwissend, dass Agnes und Hein-rich einander sehr zugetan sind.

Die spannende Suche nach demMörder, von der Agnes und Hein-richs gemeinsames Glück ab-hängt, beginnt. Doch nicht nurFriedrich und Heinrich machensich auf die gefahrvolle Suche,sondern auch die mutige Agnesstellt, sehr zur Besorgnis der bei-den Männer, eigene Ermittlungenan.

„,Wir reiten zur Schenke an derSteinernen Brücke‘, bestimmte Ag-nes. Roland verzog das Gesicht.,Das ist keine gute Gegend für eineedle Dame wie Euch, Frau Agnes.‘,Dafür habe ich Euch an meinerSeite, nicht wahr?‘ Sie duldete kei-nen Widerspruch mehr. Wenn siesich schon nicht allein in der Stadtbewegen durfte, so wünschte siedoch, frei wählen zu dürfen, wohin

es als Nächstesging. Allerdingssollte sie schonbald allen Grundhaben, ihre Ent-scheidung zu be-

reuen. Sie hatte sich unter einerSchenke am Hafen wohl eine dun-kle, kleine Kaschemme vorgestellt,doch sie hatte nicht mit so vielSchmutz gerechnet, mit so vielLärm und so vielen Männern, dieauf kleinstem Raum beisammensa-ßen und nichts anderes taten, alsdem Schankmädchen in den Hin-tern zu kneifen und die Würfelkreisen zu lassen. Und natürlich zutrinken, was die Weinkannen her-gaben …“

In dem historischen Roman „DieBastardin“ vereint die ehemaligeBuchhändlerin und 1979 geboreneGeschichtsstudentin Juliane Ko-relski geschichtliche Ereignisse,große Gefühle und Krimi zu einerMischung. Der Roman bestichtdurch facettenreiche Charaktere,das detailgetreu beschriebenemittelalterliche Umfeld und dieaufrichtige, nahezu kitschfreie Lie-be zwischen Heinrich dem Löwenund Barbarossas HalbschwesterAgnes. A. Ney

Juliane Korelski: „Die Bastardin“,Piper Verlag, München 2009, bro-schiert, 348 Seiten, 8,95 Euro

„ D i em e i s t e nLeute, dieK r i m i ss c h r e i -ben, erle-ben keine

Krimis, sondern sitzen in Prenz-lauer Berg bei einem Cappuccinound denken sich die Welt aus …Ich hab’ da einfach Glück. Ichhab’ einfach diese Geschichten“,erzählt Ferdinand von Schirachin einem Interview. Und was fürGeschichten der prominenteRechtsanwalt – Politbüro-Mit-glied Günter Schabowski undBND-Spion Norbert Jurtzko sa-ßen schon in seiner Kanzlei –und Enkel des ehemaligenReichsjugendführers Baldur vonSchirach in seinem Debüt „Ver-brechen“ schildert.

Da ist der freundliche pensio-nierte Zahnarzt, der nach 40 Jah-ren Ehe seine Frau mit einer Axterschlägt. Merkwürdige Gestal-ten vom jungen Mann, der Scha-fe umbringt und ihnen die Au-gen aussticht, über den Mu-seumswärter, der fremden Men-schen Reißzwecken in die Schu-

he steckt, bis hin zum Bankräu-ber, der sich nicht bereichernwill, und der Schwester, die ih-ren geliebten Bruder in der Ba-dewanne ertränkt. Bei all diesenVerbrechen rückt Schirach je-doch weniger deren Grausam-keit als viel mehr die Beweg-gründe des Täters in den Vorder-grund. Dazu holt der Anwalt sei-ne ehemaligen Mandanten noch

einmal literarisch auf diePsychologencouch. Mit unbe-dingter Loyalität und Empathieforscht er in den seelischen Ab-gründen seiner Klienten, die ausEifersucht, Enttäuschung, Rache,Liebe, Verzweiflung und Not-wehr handelten.

Der Axtmörder etwa hatte sei-ner Gattin am Hochzeitstag ge-schworen, sie nie zu verlassen.Die Ehefrau, eine moderne Xan-tippe, machte ihm jedoch das Le-ben mit Beleidigungen und Vor-würfen zur Hölle. Irgendwann ra-

stete er aus und hackte zu. DankSchirachs Plädoyer kommt dergeständige Mann mit drei Jahrenim offenen Vollzug davon: „SeinVersprechen war ernsthaft. Eshatte ihn sein ganzes Leben ge-bunden, mehr noch: Er wurdezum Gefangenen. Der Mann habesich nicht befreien können, daswäre Verrat gewesen. Die Gewalt-eruption war das Bersten des

Druckbehälters, in den er lebens-lang durch seinen Eid einge-sperrt war.“

Wie viel Wahrheit und wie vielFiktion in den geschilderten Fäl-len steckt, darüber lässt sich nurspekulieren. Schirach unterliegtals Anwalt der Schweigepflicht.Seine gutbürgerlichen Leichen-zerstückler, grausam ermordeteDrogenhändler, von Skin-heads bedrohten Profikiller undMenschenfresser sind als Täteroder Opfer meist so aufsehener-regend, dass ein paar geänderte

Namen und Details sie kaumanonymisieren können. Der ei-gentliche Clou Schirachs sindseine Randbeschreibungen desRechtsalltags. Bei lauwarmemFilterkaffee aus Maschinen miteingebrannten Wärmeplatten,Helit-Stifteköchern aus hellgrü-nem Plastik und rahmenlosenGlashaltern mit selbstfotografier-ten Sonnenuntergängen an derWand entsteht vor dem geistigenAuge des Lesers sofort ein ty-pisch deutsches Polizeirevier.

Genauso präzise beschreibt derAutor den Hauptkommissar als„Mann für Geständnisse“, derErstvernehmungen hasst undden jüngeren Kollegen überlässt,oder den mürrischen Ermitt-lungsrichter mit Norwegerpulliund zu niedrigem Blutdruck.

Schirachs Kurzgeschichten inklarer, einfacher Prosa sind malerschreckend brutal, mal abstruskomisch und mal abgrundtieftraurig. Sophia E. Gerber

Ferdinand von Schirach: „Ver-brechen“, Piper Verlag, München2009, gebunden, 208 Seiten,16,95 Euro

E i ngroßfor-m a t i g e rBildbandmit dem

Titel „Deutschland in frühen Farb-fotografien“ ist im Kölner KometVerlag erschienen, enthalten sind380 Farbaufnahmen aus den Jah-ren 1902 bis 1939 aus dem Gebietdes wiedervereinigten Deutsch-lands. Die den 16 Bundesländernzugeordneten historischen Farb-aufnahmen von hohem dokumen-tarischem Wert vermitteln in ihrerGesamtheit ein überraschend an-deres, ein opulenteres Bild des vonden Kriegszerstörungen noch nichtheimgesuchten Deutschen Reichsals die seinerzeit üblichen, häufigunscharfen Schwarzweißansichten.Selbst unscharfe Farbbilder, dieman in dieser Sammlung auch fin-det, sind ästhetisch reizvoll undkomplettieren den Eindruck voneiner Lebenswelt, die bald daraufunterging. Bei dieser Auswahl han-delt es sich ganz überwiegend umDokumentationen städtischer Ar-

chitektur. Neben Ansichten vonkunsthistorisch wichtigen Bauwer-ken in den Großstädten, die bisheute erhalten sind, finden sichBeispiele untergegangener früh-neuzeitlicher Bebauung aus Alt-städten sowie aus kleinen Ort-schaften, darunter verwunscheneWinkel und romantische Häuser-zeilen an Flussläufen. Einen Gutteildieser historischen Bebauung gäbees sicherlich auch ohne die Zerstö-rungen während des Zweiten Welt-kriegs längst nicht mehr. Manchesfiel dem Bagger bereits in den 30erJahren zum Opfer, so die Häuser-zeile „Am Krögel“ in Alt-Berlin, diedem Bau der Reichsmünze wei-chen musste. Gezeigt werden aucheindrucksvolle Ansichten der sorg-sam gepflegten großbürgerlichenHäuser in Frankfurt am AltenMarkt und am Römerberg von1939 sowie Ensembles aus ande-ren, im Krieg fast komplett zerstör-ten Altstädten, so aus Köln undLeipzig. Die Ruinen der 1944 zer-störten Frankfurter Altstadt sindauf zwei zeitgenössischen Fotos zu

sehen; der Anblick ruft Wehmuthervor. Das Ausmaß der Kriegsver-luste wird durch diesen opulentenBand nochmals eindringlich vorAugen geführt.

Der Herausgeber Peter Waltherkonnte aus einem reichen Fundusschöpfen. Er bezieht sich in seinemVorwort unter anderem auf dieReihe „Deutschland in frühen

Farbfotografien“, die 1912 bis 1930in 13 Bänden bei der „Berliner Ver-lagsanstalt für Farbenfotografie“von Carl Weller erschien, des wei-teren auf Publikumszeitschriftenwie „Westermanns Monatshefte“und auf die ab 1904 erschienenenStollwerck-Sammelbildchen, wo-bei es sich um Farbaufnahmen desdeutschen Pioniers der Farbfoto-grafie, Adolf Miethe, handelt. Nichtselten sind es die frühesten Zeug-nisse dieser Art von den betreffen-

den Ortschaften. In der vorliegen-den Zusammenstellung werdenviele Farbfotografien der Vor-kriegszeit erstmals erneut veröf-fentlicht. Bei der Auswahl wurdedarauf verzichtet, die Provenienzder einzelnen Fotos anzuzeigen, daeinige immer wieder abgedrucktwurden, so dass die Herkunft indiesen Fällen nicht mehr gesichertist. Nur der Name des Fotografenwurde jeweils vermerkt. Ein Gut-teil der Aufnahmen stammt vonHans Hillenbrand (1870–1957)und Julius Hollos (1888–nach1943). In der Einführung wird zu-dem ein Überblick über die Ent-wicklung der Farbfotografie seit ih-ren Anfängen in den 1860er Jahrengegeben. Wegen des aufwendigenDreifarben-Verfahrens wurde dieTechnik bis zur Einführung dermassentauglichen Diafarbfilme,die ab 1936 als Kodachrome bezie-hungsweise Agfacolor erhältlichwaren, nur selten eingesetzt.

Nicht Vieles ist den Fotografenseinerzeit zufällig ins Bild geraten,was auf die Konzeption der Auf-

traggeber zurückzuführen ist.Auch die wenigen Landschaftsfo-tos zeigen unberührte oder in un-berührten Ausschnitten gezeigteNatur. Dazu Peter Walther: „Aufden frühen Bildern ist kaum ein-mal ein rauchender Schornstein,ein Bahnhof oder eine Elektrolei-tung zu sehen – die Aufnahmenwirken wie Genrebilder aus dem19. Jahrhundert. Festgehalten wer-den sollte das ‚Überzeitliche‘, eingültiges Abbild von Land undLeuten. Sicher geht man nichtfehl, diese Romantisierung als Re-flex auf die industrielle Umgestal-tung der Lebenswelt in der Grün-derzeit zu sehen.“ So gesehenwurde Deutschland vor 60 oder100 Jahren als „musealer Schau-platz“ abgelichtet, was jedoch denganz eigenen Reiz dieser Bilderausmacht. Dagmar Jestrzemski

Peter Walther (Hrsg.): „Deutsch-land in frühen Farbfotografien“,Komet Verlag GmbH, Köln 2009,geb., 224 Seiten, 380 authentischeFarbfotografien, 14,95 Euro

Meta Groß: „Heckenrosen – EineFrau in den Kriegswirren in Ost-preußen“, Wiku, Duisburg/Köln2009, broschiert, 271 Seiten, 12,70Euro

Rosemarie Jauer: „Meine närri-schen Onkel – Heitere Familienge-schichten“, Schardt Verlag, Olden-burg 2009, broschiert, 143 Seiten,10,80 Euro

Hans-Joachim Kroschewsky: „Kö-nigsberg/Ostpreußen: Wir wolltennur leben“, Wagner Verlag, Geln-hausen 2009, broschiert, 621 Sei-ten, 24,90 Euro

Mathias Messenhöller: „Ständi-sche Modernisierung – Der kur-ländische Ritterschaftsadel 1760bis 1830 − Elitenwandel in derMorderne“, Akademie Verlag, Ber-lin 2009, geb., 612 Seiten, 59,80Euro

Lars Seidensticker: „Nicht ganz(Ge)dicht? – Gedichte für alle, dielesen können“, bod, Norderstedt2009, broschiert, 66 Seiten, 7,70Euro

WeitereNeuerscheinungenVon Bomben und Baggern zerstört

Historische Farbfotografien zeigen Stadtansichten − Wie Genrebilder aus dem 19. Jahrhundert

Aufnahmen sind zumTeil über 100 Jahre alt

Alle Bücher sind über den PMD, Mendelssohnstraße 12,04109 Leipzig, Telefon (03 41) 6 04 97 11,

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Der kit-s c h i g -süßlicheT i t e l„ W i l d eR o s e n ,

weites Land – Eine Liebe in Ost-preußen“ lässt Schlimmes ahnen.Schöne Menschen die in einernoch schöneren Landschaft in tie-fer Leidenschaft entflammen …schon tausend Mal gehabt. Dochhalt, das Buch ist von Maja Schul-ze-Lackner, die vor einigen Jahrenmit „Und Wunder gibt es doch –Das Schicksal einer ostpreußi-schen Familie“ einen ansprechen-den Roman abgeliefert hat. Daringing es um die Kinder des Ehe-paares Lackner, ihren Großeltern,die nach der tödlichen Kohlen-monoxidvergiftung der Eltern imJahr 1900 auseinandergerissenwerden. Und siehe da, auch „Wil-de Rosen, weites Land“ entpupptsich als durchaus als differenzier-ter, als der Titel vermuten lässt.

Maria von Berg wächst in Berlinauf. Die junge Frau wird von ihrenEltern geliebt, auch wenn derenEhe nur noch auf dem Papier be-steht. Als Magnus von Berg seinerTochter zum 16. Geburtstag einPferd schenkt, reist der Sohn desGestütsinhabers von Goelder mitan, um das edleTier persönlichzu übergeben. So-fort ist er angetanvon der jungenFrau, die nach ei-nigen Monaten seinem Werbennachgibt. Doch der Wechsel vonder Großstadt des späten 19. Jahr-hunderts in das Weite Ostpreu-ßen, wird für die junge Frau zumKulturschock. Zwar hat ihre besteFreundin nach Insterburg geheira-tet und ist daher nicht weit ent-fernt, doch vor allem der eisigeWinter und die Lust der Ostpreu-ßen am Essen und Trinken sindfür die Berlinerin gewöhnungsbe-dürftig.

Schulze-Lackner setzt ihrenSchwerpunkt keineswegs auf dieLiebe zwischen Maria und ihremMann Carl, sondern auf ihre Er-lebnisse in Ostpreußen und denMenschen dort. Zwar raubt dertragische Tod ihrer Eltern der jun-gen Mutter Maria für kurze Zeit

ihre Lebensfreu-de, doch Familieund Freunde ge-ben ihr Halt. Zuden Freundenzählt auch die Fa-

milie Lackner, die dann 1900ebenfalls tragisch aus dem Lebenscheidet. Aber auch sonst ist derTod immer wieder gegenwärtig,doch die Fröhlichkeit der Men-schen und Klatsch und Tratsch er-leichtern das Leben. So reitet eineFreundin der Familie, Feodora vonHarden, nach einer Wette nacktdurch Königsberg. Die Autorin be-hauptet, dass dieser Skandal sichwahrlich so ereignet habe. (Hat einPAZ-Leser davon gehört?)

Nie wird „Wilde Rosen, weitesLand“ langweilig. Mit kleinenHinweisen auf den weiteren Ver-lauf hält die Autorin ihre Leserstets bei der Stange. „,Vielleichthat sich bis dahin ja auch alleszum Guten gewendet‘, sagte Carlhoffnungsvoll. Seine Hoffnungsollte sich nicht erfüllen. ImGegenteil, es sollte noch vielschlimmer kommen.“

Neben einer abwechslungsrei-chen, eher auf kleinen Ereignis-sen beruhenden Handlung über-zeugt Schulze-Lackner auchdurch Atmosphäre. Gegen Endehat man jedoch ein wenig denEindruck, als wolle die Autorinschnell das Buch abschließen. DieHandlung des Romans endet1918. Rebecca Bellano

Maja Schulze-Lackner: „WildeRosen, weites Land – Eine Liebein Ostpreußen“, Bastei Lübbe,Bergisch Gladbach 2009, bro-schiert, 364 Seiten, 7,95 Euro

Berlinerin erobert OstpreußenAtmosphärischer Frauenroman mit weniger Herz-Schmerz als befürchtet

Verkehrte Welt: GutbürgerlicheLeichenzerstückler und bedrohte Profikiller

Nackt durchKönigsberg geritten

Bräutigam wird vorHochzeit ermordet

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zu hören. Mit ihrem Gedicht „Es war ein Land“ gabsie dem Zauber der Erinnerung an das „Land derdunklen Wälder und kristallnen Seen“ den wohlschönsten lyrischen Ton.

So finden auf dieser CD Musik undWort zu einer klanglichen Einheit, dieheimatliches Erinnern und Bewahrenverbinden und auch den Nachgebore-nen Freude am Neuentdecken der ost-preußischen Kultur geben möchte.Aus dem Inhalt: Land der dunklen Wäl-der – Ostpreußenlied (Brust/Hannigho-fer), Bergedorfer Kammerchor, 1:50,

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PA N O R A M A24 Nr. 42 – 17. Oktober 2009

MELDUNGEN ZITATE

Hol Dir den NobelpreisWarum die Nordmänner für Obama schwärmen / Wie mit dem Mehrfachmandat zu spa-

ren ist / Was Thilo Sarrazin falsch macht / Der Wochenrückblick mit Klaus J. Groth

Die Römer, das ist dem gebil-deten Menschen seit Asterixbekannt, die Römer, die spin-

nen. Aber die Norweger! Wer be-hauptete so etwas von den Norwe-gern? Gut, ja, früher, als sie sichnoch mit Doppelzopf und Vollbartschmückten, da mögen sie vielleichtetwas einfältige Haudraufs gewesensein, die ihre Nachbarn über die Seekommend überfielen und ausraub-ten. Aber das ist lange her. Dochheute? Da gelten die Nordmännerallenfalls als ein wenig tranig, weilihr Land so lang und weilig ist.

Das mit den Überfällen jeden-falls ist vorbei. Haben wir gedacht.Bis sie uns überfallen haben mitder Ankündigung: Nobelpreis fürBarack Obama! Donnerwetter, ha-ben wir gedacht, dass die etwasangetrockneten Herren vom nor-wegischen Nobelkomitee zu sol-chen Späßen in der Lage sind.Und das auch noch auf Kosten ih-res Preises! Toll, wie locker die dasmachen, echt cool. Bis wir, immernoch von Zweifel getrieben, merk-ten: Die machen ja gar keinenSpaß, die meinen es ernst.

Da fiel uns zum Glück wiederder Gallier Asterix ein. Von demwissen wir nämlich nicht nur, dassdie Römer spinnen, von dem ha-ben wir auch erfahren, dass dieNordmänner fürchterlich viel Metsaufen. Mehr als gut für sie ist. Da-rum gibt es ja auch in einigennorddeutschen Städten nahe derGrenze und Fährhäfen ein paarEinkaufsmärkte, die zu wesent-lichen Teilen aus einer Schnapsab-teilung bestehen. Dort fallen dieNordmänner und auch ihre Weiberin Scharen ein und schleppen Ki-sten voller Schnaps heraus, so wiesie einst bei Asterix Gold und Jung-frauen abschleppten. Und wennsich die Schnapskisten im Kombistapeln, dass die Achse kracht,dann sind Nordmann und Nord-weib so recht von Herzen froh undvergnügt.

Könnte es also nicht auch so ge-wesen sein: Die Herren vom No-belkomitee wollten sich mal wasgönnen, schleppten die Schnaps-kisten, bestiegen die Fähre nachOslo, probierten schon mal kräf-tig, was sie da eingesackt hatten,wurden dabei immer fröhlicher –und als sie Oslo erreichten, da wa-ren sie alle ein bisschen obama.

Und nun hat Präsident BarackObama ein Problem damit, weil

die Jungs vom Nobelkomitee sohemmungslos gepichelt haben.

Armer Obama. Erst zu Lebzei-ten vorzeitig selig gesprochenerHeilandverschnitt (was in der Rei-henfolge eigentlich auch nichtgeht). Dann, kaum dass der politi-sche Alltag ihn in Richtung Nor-malmaß zurückstutzt, entmannt,politisch entmannt, selbstver-ständlich. Wie soll einer mit demFriedensnobelpreis am Hals malordentlich auf den Tisch hauen,wenn es erforderlich ist? All diekleinen Stänkerer im Süden Ame-rikas und im Nahen Osten, diedürfen sich besonders über diesePreisverleihung freuen.

Wenn einmal alle auf Schaumgeschlagen Vor-wände für dieZ u e r ke n n u n gder Auszeich-nung wie Ei-schnee auf ihreSubstanz zu-sammenfallen,dann bleibtnichts außer An-künd igungen .Das genügt nicht. Es sei denn, dasNobelkomitee will die Vorausset-zungen für die Vergabe generelländern, ohne das zuvor kundzu-tun. Der Zeitgeist lebt schon eini-ge Zeit von der großspurigen An-kündigung. Wird diesem Trendentsprochen, dann genügt dem-nächst die Ankündigung, nun-mehr die Pille für das ewige Le-ben entwickeln zu wollen undschon ist man Aspirant auf denNobelpreis.

Dankenswerterweise unddurchaus noch etwas altmodisch,lieferte Barack Obama bereitszwei Tage später eine möglicheBegründung, warum er die Aus-zeichnung doch verdient. Erwiederholte sein schon im Wahl-kampf gegebenes Versprechen, dieDiskriminierung von Schwulenund Lesben in den Streitkräftender USA zu beseitigen. Das istdoch was. Die armen Schwulenund Lesben, sollte man meinen,werden von rüden Heteros perma-nent gepisakt, da muss man siedoch schützen. Nun hat der Kan-didat für den Friedensnobelpreisversprochen, die Sache zu ändern.Was braucht es mehr für einenFriedensnobelpreis?

Wer nichts macht, der machtbekanntlich nichts verkehrt. Die-

sen Vorwurf kann man Oskar La-fontaine nun wirklich nicht ma-chen. Im Gegenteil, den Manntreibt eine geradezu manischeÄmterhäufung. Der Mann sam-melt Ämter, von denen man garnicht wusste, dass sie in eine ge-meinsame Sammlung passen.Zum Bespiel die Sache mit denMandaten. Bundestagsabgeordne-te vermitteln gerne den Eindruck,sich Tag und Nacht – und überdas erträgliche Maß hinaus – fürVolk und Vaterland abzurackern.Landtagsabgeordnete greifennicht ganz so hoch, nehmen aberauch für ihr Amt keine Rücksichtauf die Gesundheit. Allenfallsnoch ein kleiner Nebenverdienst

als Anwalt oderso, zu mehrbleibt keine Zeit.

Ach, was sinddas für Stümper,unorganis ier tund leistungs-schwach. OskarLafontaine hatein Mandat fürden Bundestag

in Berlin und eines für den Land-tag in Saarbrücken. Und Gemein-derat? Wäre doch auch ganzinteressant. Vor allem ließe sichmit solchen politischen Reisek-adern viel Geld sparen. Dop-pelmandate müssen ja nichtgleich das Doppelte kosten. Dadarf man von den Mehrfach-Mandatsträgern durchaus etwasMengenrabatt erwarten. Dafürdürfen sie auch überall hin, wo esHäppchen und Schampus gibt.Jeweils in wechselnden Funktio-nen.

Allerdings besteht bei solchenMehrfachmandaten immer dieGefahr, dass der Überblick abhan-den kommt. Oder sollte Oskar La-fontaine gerade deshalb seinenüberraschenden Umzug nachSaarbrücken angekündigt haben,damit seiner Partei das Regierendort erspart bleibt? Dem Mannwäre das zuzutrauen.

Besonders gut für Mehrfach-mandate sind Leute geeignet, diea) gar nichts sagen, b) immer wie-der das Selbe von sich geben, weiles erprobt und nichtssagend ist, c)es sozialistisch verklärt ist. Be-reits aus dieser knappen Aufstel-lung ergibt sich: Thilo Sarrazin,Vorstand der Bundesbank, wärekeinesfalls für ein Mehrfachman-

dat geeignet. Es gibt Leute, die be-haupten, er ist für gar kein Man-dat geeignet, weshalb er auch denschönen Job bei der Bundesbankabgeben sollte. Dabei war ThiloSarrazin auch mal Finanzsenatorin Berlin und als solcher ein inti-mer Kenner der dortigen sozialenVerhältnisse. Die gefallen ihmnicht, und das sagte er. Allerdingsfalsch. Hätte er gesagt, Berlin hatzu viele Leute mit Antriebshem-mungen, zu hohe Geburtenratenbei Bildungsfernen und mit Mi-grationshintergrund, und hättedann noch Gutscheine für Min-derbegabte vorgeschlagen, die Sa-che wäre in Ordnung gewesen. Sosagt man das. Wahrscheinlich wä-re Sarrazin noch gelobt worden.

Aber das hat er nicht gesagt. Erhat vom Leder gezogen, als habeer noch niemals etwas PolitischerKorrektheit gehört. Er diagnosti-ziert für Berlin einen „Schlamp-faktor“ und eine „68er-Tradition“,er stellte fest, eine große Zahl derAraber und Türken in Berlin er-fülle „keine produktive Funktion,außer für den Obst- und Gemüse-handel“. Und dann setzt er nocheins drauf: „Die Türken erobernDeutschland genau so, wie dieKosovaren das Kosovo erobert ha-ben: durch eine höhere Geburten-rate.“ Und schließlich diese Unge-heuerlichkeit: „Ich muss nieman-den anerkennen, der vom Staatlebt, diesen Staat ablehnt, für dieAusbildung seiner Kinder nichtvernünftig sorgt und ständig neuekleine Kopftuchmädchen produ-ziert.“

Irgendwie kommt einem das al-les bekannt vor, irgendwo hatman das schon gehört. Oder viel-leicht selbst gedacht. Und danndämmert allmählich der Verdacht,dass das gar nicht so falsch ist.Nur sagen tut das niemand. Je-denfalls kein Politiker und keinFunktionär. Warum eigentlichnicht? Vielleicht wünscht sich derBürger gelegentlich statt einerWeichspülung etwas mehr Klar-text. Beim Volk jedenfalls fandSarrazin überwiegend Zustim-mung. Das muss Ursachen haben.Vielleicht unterscheidet sich dieWahrnehmung des Volkes ent-schieden von jener der Volksver-treter. Gut ist das überhaupt nicht.

Hinweis: Hans Heckel ist biszum 26. Oktober im Urlaub.

Genügt demnächstdie Absichtserklärung,

die Pille für dasewige Leben erfinden

zu wollen?

Rätselhafte Raterei

Was „raten“ zu bedeuten hat,begreift man früh im Leben:Mit Pech geht’s schief, mit Glückgeht’s glatt −es heißt „nix wissen“ eben.

Geraten wird beim Spracherwerbzunächst auch mit den Formen,und auf Gedeih und auf Verderbersinnt man eigne Normen.

Man bildet „ratet“ ungeniertund „ratete“, „geratet“,grad wie man „watet“ produziertund „watete“, „gewatet“.

Letztendlich kriegt man’s in denKopf:Es läuft nicht so wie „waten“,vielmehr entstammt’s demselbenTopfwie „braten“, „briet“, „gebraten“.

Seit ein paar Jahren aber kannman oft „geratet“ lesen −da fängt man leicht zu zweifeln an:Ist’s früher falsch gewesen?

Doch noch ein Wort fällt auf dabeiund lässt Gewissheit schwinden:Wer „ratet“, treibt nicht Raterei −nein, „Rating“ ist zu finden!

Und ausgeübt wird sowas nurvon elitären Leutenin einer „Rating-Agentur“ −wie soll man das wohl deuten?

Dann funkt’s: Des Rätsels Lösungsinddie vielen Kummerfaltenvon jenen, die das „Rating“ blindfür guten Rat gehalten!

Pannonicus

ZUR PERSON

EhrgeizigerEKD-Vordenker

Die Stimmung zwischen Katho-liken und Protestanten in

Deutschland war schon besser. ZuWochenbeginn sagten die katholi-schen Bischöfe ein Gespräch ab,nachdem ein EKD-internes Papierdurchgesickert war, dass sich ab-fällig über die Glaubensbrüdergeäußert hatte. Autor des Papiersist der 1956 in Hamburg geboreneOberkirchenrat Dr. Thies Gund-lach. Der für die Beziehung zurkatholischen Kirche Zuständigetrat der „Schwesterkirche“ gewal-tig vor das Schienbein. Papst Be-nedikt löse „irritierende Grund-gefühle“ aus; den Freiburger Erz-bischof Robert Zollitsch bezeich-nete Gundlach als „umstrittenenund geschwächten Kandidaten“bei seiner Wahl zum Vorsitzendender Deutschen Bischofskonferenz.Von Zollitsch gehe „keine orien-tierende und prägende Kraft“ aus.

Auf der Inter-netseite derEKD beschreibtsich Gundlachals „klassischenMittelfeldspie-ler“. Diese müs-sten viel laufen,mal Angriff, malVe r te i d i g u n g

spielen und Eigentore vermeiden;außerdem hätten sie die Aufgabe,Vorlagen für die Stürmer (Ratoder Kirchenkonferenz) zu geben.Das ist Gundlach dieses Mal nichtgeglückt: Im Juli lehnte der Ratder EKD sein sechsseitiges Papierab, heute ist der „ökumenischenFlurschaden“ offenkundig.

Gundlach gilt als ambitionierterVordenker in der EKD. In dieserEigenschaft hat er im Jahr 2006das Konzeptpapier „Kirche derFreiheit“ maßgeblich mitgeschrie-ben. Viele haben seitdem diesePläne als zu technokratisch undwirklichkeitsfremd kritisiert. Esdarf bezweifelt werden, ob Gund-lach Nachfolger von EKD-Kir-chenamtspräsident HermannBarth wird, der nächsten Jahr inden Ruhestand tritt. H. E. Bues

Der „Focus“ vom 5. Oktober be-nennt klar, wer die ÄußerungenThilo Sarrazins nicht mag:

„Als Thilo Sarrazin, 64, im Aprilnach sieben Jahren als SPD-Fi-nanzsenator abtrat, um in den Vor-stand der Bundesbank zu wech-seln, ging ein Aufatmen nicht nurdurch die Reihen der wirklich Be-nachteiligten, sondern auch durchdie der Besitzstandswahrer, Gut-menschen, Berufsbetroffenen undderer, die das soziale Netz gern alsHängematte nutzen. Viele Berlineraber, die überhaupt noch Steuernzahlen, freuten sich über Sarrazinspolitische Unkorrektheiten.“

Im „Stern“ (Nr. 41) erklärt der is-raelische Historiker Moshe Zuk-kermann, warum die israelischenSiedler auch für MinisterpräsidentBenjamin Netanjahu ein Problemdarstellen. Im Falle der von inter-nationalen Gemeinschaft verlang-ten Räumung der Siedlungen kämees zu bürgerkriegsähnlichen Zu-ständen:

„Diese Leute sind israelischeFundamentalfaschisten, die ohneWeiteres bereit wären, ethnischeSäuberungen in den besetzten Ge-bieten durchzuführen ... In Israelwollen sie einen Gottesstaat errich-ten. Das könnte genau die Bedro-hung für den Staat sein, an derauch der Friedensprozess scheitert... Wenn Juden auf Juden schießen,werden all die Brüche zutage tre-ten, die unter der Oberflächeschlummern: zwischen Religiösenund Säkularen, zwischen Linkenund Rechten und auch zwischenethnischen Gruppen in Israel ...“

Kenan Kolat, Bundesvorsitzen-der der Türkischen Gemeinde inDeutschland, plädiert dafür, allenSchülern an einem muslimischenFeiertag schulfrei zu geben. Zudem:

„Manche Lehrer insbesondereaus dem Ostteil Berlins müsstensich zum Beispiel mehr interkultu-relle Kompetenz aneignen, um bes-ser auf die migrantischen Schülereingehen zu können.“

New York – Schon jetzt fragen sichdie Bauern in den USA und Euro-pa, wohin mit ihren Milchüber-schüssen. In den USA werden zu-dem nach Einführung des gesextenRinderspermas 2006 fast nur nochweibliche Kälber geboren. DieMöglichkeit, das Geschlecht desJungtieres zu bestimmen, hat zuüber 200 000 zusätzlichen Milch-kühen geführt. In Deutschland istdiese Trenntechnik aus Kosten-gründen kaum verbreitet. Bel

Düsseldorf – Der Droste-Verlag hatden Krimi „Wem Ehre gebührt“von Gabriele Brinkmann aus demProgramm genommen. In demBuch ermittelt die Kriminalkom-missarin Thea Zinck einen „Ehren-mord“. Im Fall einer Veröffentli-chung sieht Verleger Felix Droste„die Sicherheit seiner Familie unddie seiner Mitarbeiter gefährdet“.Die türkischstämmige Rechtsan-wältin Gülsen Celebi hatte in ei-nem Gutachten im Auftrag des Ver-lags einige Passagen als „kritisch“eingestuft. Grundsätzlich begrüßtesie es jedoch, dass der Verlag einenKrimi zum Thema Ehrenmord ver-öffentlichen möchte. idea

»Ehrenmord«gefährdet Verlag

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