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Das Ostpreußenblatt C 5524 PVST. Gebühr bezahlt Jahrgang 55 – Folge 46 13. November 2004 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND Abgesang Ist »Multikulti« tot? Charme und Pistole Wohl die erste ihrer Art Im Nivellierungswahn verfällt die EU in ein neues Stadium, gestaltet Europa zur „gelenkten Demokra- tie“ um. Wie Parlamente und Bür- ger ausgehebelt werden. Seite 3 In den Niederlanden hinterläßt der politsche Mord an dem Filmema- cher van Gogh tiefe Zweifel an Sinn und Zukunft der allseits toleranten Zuwanderungsgesellschaft. Seite 6 Seit Anfang der 70er Jahre tauchen auf dem Bildschirm vermehrt Kri- mi-Kommissarinnen auf. Eine Aus- stellung zeigt die Kluft zwischen Realität und Fiktion. Seite 11 Die Stadtgemeinschaft Allenstein hat sowohl mit der Paten- als auch mit der Heimatstadt eine „Verein- barung zur partnerschaftlichen Zu- sammenarbeit“ geschlossen. S. 13 K aum war die Diskussion um den 3. Oktober als gesetzlicher Feiertag – in Wirklichkeit ein von Gerhard Schröder und Hans Eichel in würdeloser Weise losgetreter Streit – durch massive öffentliche Proteste und ein Machtwort des Bundespräsidenten (vorläufig) be- endet, da nahte der nächste Ge- denktag, und mit ihm erneuter Streit: Wäre vielleicht der 9. No- vember, also der Tag, an dem vor 15 Jahren die Mauer fiel, als Natio- nalfeiertag der Deutschen besser geeignet? Oder ist dieses Datum durch andere Ereignisse in der deutschen Geschichte des 20. Jahr- hunderts dermaßen negativ be- setzt, daß man es besser ganz aus dem Kalender streichen sollte? Eigentlich wäre die eine Diskus- sion so überflüssig wie die andere. Ein Datum, das ausschließlich freu- dige Erinnerungen zu wecken ver- mag, wird man unter den 365 Ta- ges des Jahres ebenso wenig finden wie eines, das nur Trauer, Scham oder Ärger auslöst. Bleiben wir zunächst beim 9. No- vember. Daß ausgerechnet an die- sem Tag Günter Schabowski mit mißverständlichen, womöglich gar nicht so gemeinten Äußerungen in einer Pressekonferenz die erste Bresche in Honeckers „antifaschi- stischen Schutzwall“ schlug, war zwar reiner Zufall. Das Ereignis als solches aber war überfällig, und die Erinnerung daran würde auch an jedem anderen Tag pure Freude bringen. Freilich gibt es – in Ost und West – auch Menschen, die daran gar nichts Erfreuliches finden, sondern am liebsten die vor 15 Jahren erst- mals durchlöcherte Mauer wieder errichten würden, möglichst noch ein Stück höher als zu DDR-Zeiten. Und es gibt jene, die sich an diesem 9. November schon deshalb über nichts freuen können, weil es da doch auch noch andere Erinnerun- gen gibt: an 1938 (sogenannte Reichskristallnacht), an 1923 (Hit- lers Marsch zur Feldherrnhalle), an 1918 (Ende der Monarchie in Deutschland). So unterschiedlich die Motive dieser Freudenfeier-Verweigerer auch sein mögen, in einem sind sie sich alle gleich: in der Unfähigkeit, sich zu freuen. Dies – und nicht die von der Frankfurter Schule be- hauptete „Unfähigkeit zu trauern“ – scheint mir eine in unserem Lan- de weitverbreitete, insofern „ty- pisch deutsche“ Eigenschaft zu sein: „Jammern auf hohem Ni- veau“, „zum Lachen in den Keller gehen“, „in jeder Suppe ein Haar finden“! Warum eigentlich darf in Deutschland ein Freudentag nicht auch dann ein Freudentag bleiben, wenn er – was doch ganz normal und natürlich ist – zugleich auch an Unerfreuliches erinnert? An den Fall der Mauer kann sich nur der freudig erinnern, der auch trau- ernd daran denkt, daß dieses Schandwerk 28 Jahre zuvor gebaut wurde und in dieser Zeitspanne zahlreiche Opfer gefordert hat. Ähnliches gilt für den 3. Okto- ber: Zur Freude über die „kleine“ Wiedervereinigung und das Ende der kommunistischen Diktatur gesellt sich der Schmerz, daß an diesem Tag im Jahre 1990 die gewaltsame Abtrennung des deutschen Ostens – Ost- und West- preußens, Pommerns, Schlesiens – staatsrechlich besiegelt wurde. Dies sollte aber doch kein Grund sein, sich der Schnapsidee Schrö- ders und Eichels anzuschließen (von der ich übrigens vermute, daß sie keineswegs für alle Zeiten vom Tisch ist, sondern uns bei anderer, günstiger erscheinender Gelegen- heit erneut präsentiert wird). In wenigen Monaten steht der 60. Jahrestag der Kapitulation der deutschen Wehrmacht an. Voraus- sichtlich wird erneut gestritten: War der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung oder ein Tag der Nieder- lage, des Untergangs? Oder war er beides? Daran, wie wir Deutschen mit diesem sensiblen Datum umge- hen, wird sich zeigen, wie weit wir auf dem mühsamen Weg zur gei- stigen und moralischen Normalisie- rung gekommen sind. Hans-Jürgen MAHLITZ: Fünfzehn Jahre danach E s war die teuerste Material- schlacht aller Zeiten, die Wahl mit dem weltweit höchsten Auf- merksamkeitsgrad – und in den Pa- pierkörben deutscher Redaktions- stuben hinterließ sie den größten Makulaturberg: Entgegen allen Pro- gnosen und allem Wunschdenken fuhr George W. Bush einen klaren und ungefährdeten Sieg nach Hause. Die langen Gesichter, die man seit den frühen Morgenstunden des 3. November auf den Bildschirmen bewundern durfte, waren geprägt von tiefster Enttäuschung: Der Prä- sident der USA wird gewählt in Amerika, von Amerikanern, und nicht in Deutschland, von deut- schen Journalisten! Welch bittere und „überraschende“ Erkenntnis – „das hätte man uns doch vorher sa- gen müssen! Blamiert waren am Ende neben den Meinungsmachern vor allem die „Experten“ und „Parteienfor- scher“, die im Talkshow-Wanderzir- kus herumtingeln und auf allen Ka- nälen verkündetet hatten, warum nur Kerry gewinnen „darf“. Sie la- gen mit ihren Prognosen gründlich daneben, und das werden sie Bush und überhaupt den Amerikanern so schnell nicht verzeihen. Vielleicht tröstet es sie ja: Die Prognose, daß Bush beim nächstenmal nicht ge- winnen wird, ist sicher. (S. Seite 7) In der Ausstiegsfalle... Weltweit zeichnet sich eine Renaissance der Kernenergienutzung ab D eutschland in der Ausstiegs- falle: Die rot-grünen Koali- tionäre bleiben – teils wider besseres Wissen – stur bei ihrer Be- hauptung, der Niedergang Deutsch- lands habe rein gar nichts mit den rasant steigenden Energiekosten als Folge verfehlter Energiepolitik zu tun. Der harte Kern der Kernkraft- gegner sah auch in dem tragischen Unfall auf der französischen Etappe des Castor-Zuges keinen Anlaß, we- nigstens auf Blockaden des Schie- nenweges zu verzichten. Im Gegen- teil: Mit Transparenten wie „Todes- zug“ wurde das Unglück sogar noch instrumentalisiert. Derweilen kün- digt die Opposition bereits an, im Falle eines Sieges bei der nächsten Bundestagswahl aus dem Ausstieg aus der Kernenergie auszusteigen. Weltweit deutet ohnehin alles auf ei- ne Renaissance der Atomkraft- nutzung hin. Und auch in der deutschen Energieversorgungswirt- schaft, die sich allzu widerstandslos dem Ausstiegsdiktat gebeugt hatte, beginnt man umzudenken. Deutschland leidet unter extrem hohen Energiepreisen, die jeden Hauch von Aufschwung sofort wie- der ersticken. Ursache sind aber nicht nur die hohen Rohölpreise – die sind schließlich für alle Indu- strieländer gleich. Hier wirkt sich auch aus, daß wir unsere als be- sonders sicher geltenden, preisgün- stig arbeitenden Kernkraftwerke herunterfahren und abschalten; so müssen wir mehr Strom im Ausland kaufen – teurer und aus unsicheren Atommeilern stammend. Einen möglichen Ausweg aus der selbstgestellten Falle bieten jetzt ausgerechnet die auf dem Strom- markt mit Deutschland heftig kon- kurrierenden Franzosen. Sie wollen einen neu entwickelten Reaktortyp (EPR) installieren, ein Milliarden- projekt, das sie allein nicht schul- tern können. Auf der internationa- len Partnersuche haben sie mehrere deutsche Energieversorger ange- sprochen. Damit würde der deut- sche Ausstieg dann endgültig zur Farce geraten. Deutsche Hochtechnologie, die im eigenen Lande nicht geschätzt wurde, kommt nun im fernen China zu Ehren. Dort will man den gigan- tischen Energiebedarf des Riesen- reichs mit Hochtemperatur-Reakto- ren (THTR) decken. Diese als besonders sicher geltende Baulinie war in den 70er Jahren an der Kern- forschungsanlage Jülich entwickelt worden. Zu mehr als einer betriebs- bereiten, aber an ideologischen Ge- nehmigungshürden gescheiterten „Milliardenruine“ im westfälischen Hamm haben wir Deutschen es aber nie gebracht. H.J.M. M uhammad Abd al-Ra’uf Arafat al-Quadwa al-Husaini, wie der Palästinenserpräsident mit vollem Namen heißt, ist die Verkörperung des totalen Widerspruchs: als Al-Fa- tah- und PLO-Chef für zahlreiche Terroraktionen verantwortlich und zugleich Friedensnobelpreisträger, Held der verarmten Massen in den Flüchtlingslagern und zugleich ei- ner der reichsten Männer der Welt, in den Tagen seines irdischen Da- seins klinisch tot und zugleich poli- tisch lebendig (in diesem Schwebe- zustand jedenfalls noch bei Redak- tionsschluß dieser Folge). Voll entbrannt ist derweilen der Kampf um sein Erbe – und nicht nur um das politische. Arafat verfügt über ein Vermögen von mehreren hundert Millionen US-Dollar. Allein zwischen 1995 und 2000 soll fast ei- ne Milliarde aus öffentlichen Kassen Palästinas auf seine Privatkonten umgebucht worden sein. Die EU- Betrugsbekämpfungsbehörde „Olaf“ hat Belege, daß ein Großteil dieses Geldes aus Brüssel kam, und davon wiederum ein zwei- bis dreistelliger Millionenbetrag aus deutschen Steuermitteln. Ein Teil dieser Gelder landete auf Schweizer Nummern- konten. Frau Arafat, die seit vier Jah- ren in einer Suite des Pariser Hotels Bristol logiert, „bescheidet“ sich mit monatlich 100.000 US-Dollar aus der Palästinenserkasse. M.S. US-Wahl: Voll daneben Lange Gesichter bei deutschen Meinungsmachern Preußischer Mediendienst Wir erfüllen alle Literatur-, Musik- & Filmwünsche. Parkallee 86 20144 Hamburg Telefax: 040 / 41 40 08 58 www.preussischer-mediendienst.de PMD Arafat: Tod auf Raten Streit um das politische und finanzielle Erbe Unbelehrbar: Trotz des tödlichen Unfalls in Frankreich wollten die deutschen Anti-Atom-Aktivisten nicht auf Gleis- blockaden in der Nähe des Zwischenlagers Gorleben verzichten. Foto: pa 01_PAZ46 09.11.2004 17:17 Uhr Seite 1

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Das OstpreußenblattC 5524

PVST. Gebühr bezahltJahrgang 55 – Folge 4613. November 2004 U N A B H Ä N G I G E WO C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U TS C H L A N D

Abgesang Ist »Multikulti« tot? Charme und Pistole Wohl die erste ihrer ArtIm Nivellierungswahn verfällt dieEU in ein neues Stadium, gestaltetEuropa zur „gelenkten Demokra-tie“ um. Wie Parlamente und Bür-ger ausgehebelt werden. SSeeiittee 33

In den Niederlanden hinterläßt derpolitsche Mord an dem Filmema-cher van Gogh tiefe Zweifel an Sinnund Zukunft der allseits tolerantenZuwanderungsgesellschaft. SSeeiittee 66

Seit Anfang der 70er Jahre tauchenauf dem Bildschirm vermehrt Kri-mi-Kommissarinnen auf. Eine Aus-stellung zeigt die Kluft zwischenRealität und Fiktion. SSeeiittee 1111

Die Stadtgemeinschaft Allensteinhat sowohl mit der Paten- als auchmit der Heimatstadt eine „Verein-barung zur partnerschaftlichen Zu-sammenarbeit“ geschlossen. SS.. 1133

Kaum war die Diskussion um den3. Oktober als gesetzlicher

Feiertag – in Wirklichkeit ein vonGerhard Schröder und Hans Eichelin würdeloser Weise losgetreterStreit – durch massive öffentlicheProteste und ein Machtwort desBundespräsidenten (vorläufig) be-endet, da nahte der nächste Ge-denktag, und mit ihm erneuterStreit: Wäre vielleicht der 9. No-vember, also der Tag, an dem vor15 Jahren die Mauer fiel, als Natio-nalfeiertag der Deutschen bessergeeignet? Oder ist dieses Datumdurch andere Ereignisse in derdeutschen Geschichte des 20. Jahr-hunderts dermaßen negativ be-setzt, daß man es besser ganz ausdem Kalender streichen sollte?

Eigentlich wäre die eine Diskus-sion so überflüssig wie die andere.Ein Datum, das ausschließlich freu-dige Erinnerungen zu wecken ver-mag, wird man unter den 365 Ta-ges des Jahres ebenso wenigfinden wie eines, das nur Trauer,Scham oder Ärger auslöst.

Bleiben wir zunächst beim 9. No-vember. Daß ausgerechnet an die-sem Tag Günter Schabowski mitmißverständlichen, womöglich garnicht so gemeinten Äußerungen ineiner Pressekonferenz die ersteBresche in Honeckers „antifaschi-stischen Schutzwall“ schlug, warzwar reiner Zufall. Das Ereignis alssolches aber war überfällig, unddie Erinnerung daran würde auchan jedem anderen Tag pure Freudebringen.

Freilich gibt es – in Ost und West– auch Menschen, die daran garnichts Erfreuliches finden, sondernam liebsten die vor 15 Jahren erst-mals durchlöcherte Mauer wiedererrichten würden, möglichst nochein Stück höher als zu DDR-Zeiten.Und es gibt jene, die sich an diesem9. November schon deshalb übernichts freuen können, weil es dadoch auch noch andere Erinnerun-gen gibt: an 1938 (sogenannteReichskristallnacht), an 1923 (Hit-lers Marsch zur Feldherrnhalle), an1918 (Ende der Monarchie inDeutschland).

So unterschiedlich die Motivedieser Freudenfeier-Verweigererauch sein mögen, in einem sind siesich alle gleich: in der Unfähigkeit,sich zu freuen. Dies – und nicht dievon der Frankfurter Schule be-hauptete „Unfähigkeit zu trauern“– scheint mir eine in unserem Lan-de weitverbreitete, insofern „ty-pisch deutsche“ Eigenschaft zusein: „Jammern auf hohem Ni-veau“, „zum Lachen in den Kellergehen“, „in jeder Suppe ein Haarfinden“!

Warum eigentlich darf inDeutschland ein Freudentag nichtauch dann ein Freudentag bleiben,wenn er – was doch ganz normalund natürlich ist – zugleich auch anUnerfreuliches erinnert? An denFall der Mauer kann sich nur derfreudig erinnern, der auch trau-ernd daran denkt, daß diesesSchandwerk 28 Jahre zuvor gebautwurde und in dieser Zeitspannezahlreiche Opfer gefordert hat.

Ähnliches gilt für den 3. Okto-ber: Zur Freude über die „kleine“ Wiedervereinigung unddas Ende der kommunistischenDiktatur gesellt sich der Schmerz,daß an diesem Tag im Jahre 1990die gewaltsame Abtrennung desdeutschen Ostens – Ost- und West-preußens, Pommerns, Schlesiens –staatsrechlich besiegelt wurde.Dies sollte aber doch kein Grundsein, sich der Schnapsidee Schrö-ders und Eichels anzuschließen(von der ich übrigens vermute, daßsie keineswegs für alle Zeiten vomTisch ist, sondern uns bei anderer,günstiger erscheinender Gelegen-heit erneut präsentiert wird).

In wenigen Monaten steht der60. Jahrestag der Kapitulation derdeutschen Wehrmacht an. Voraus-sichtlich wird erneut gestritten:War der 8. Mai 1945 ein Tag derBefreiung oder ein Tag der Nieder-lage, des Untergangs? Oder war erbeides? Daran, wie wir Deutschenmit diesem sensiblen Datum umge-hen, wird sich zeigen, wie weit wirauf dem mühsamen Weg zur gei-stigen und moralischen Normalisie-rung gekommen sind.

Hans-Jürgen MAHLITZ:

Fünfzehn Jahre danach

Es war die teuerste Material-schlacht aller Zeiten, die Wahl

mit dem weltweit höchsten Auf-merksamkeitsgrad – und in den Pa-pierkörben deutscher Redaktions-stuben hinterließ sie den größtenMakulaturberg: Entgegen allen Pro-gnosen und allem Wunschdenkenfuhr George W. Bush einen klarenund ungefährdeten Sieg nach Hause.

Die langen Gesichter, die man seitden frühen Morgenstunden des 3. November auf den Bildschirmenbewundern durfte, waren geprägtvon tiefster Enttäuschung: Der Prä-sident der USA wird gewählt inAmerika, von Amerikanern, undnicht in Deutschland, von deut-

schen Journalisten! Welch bittereund „überraschende“ Erkenntnis –„das hätte man uns doch vorher sa-gen müssen!

Blamiert waren am Ende nebenden Meinungsmachern vor allemdie „Experten“ und „Parteienfor-scher“, die im Talkshow-Wanderzir-kus herumtingeln und auf allen Ka-nälen verkündetet hatten, warumnur Kerry gewinnen „darf“. Sie la-gen mit ihren Prognosen gründlichdaneben, und das werden sie Bushund überhaupt den Amerikanern soschnell nicht verzeihen. Vielleichttröstet es sie ja: Die Prognose, daßBush beim nächstenmal nicht ge-winnen wird, ist sicher. ((SS.. SSeeiittee 77))

In der Ausstiegsfalle . . .Weltweit zeichnet sich eine Renaissance der Kernenergienutzung ab

Deutschland in der Ausstiegs-falle: Die rot-grünen Koali-tionäre bleiben – teils wider

besseres Wissen – stur bei ihrer Be-hauptung, der Niedergang Deutsch-lands habe rein gar nichts mit denrasant steigenden Energiekosten alsFolge verfehlter Energiepolitik zutun. Der harte Kern der Kernkraft-gegner sah auch in dem tragischenUnfall auf der französischen Etappedes Castor-Zuges keinen Anlaß, we-nigstens auf Blockaden des Schie-nenweges zu verzichten. Im Gegen-teil: Mit Transparenten wie „Todes-zug“ wurde das Unglück sogar nochinstrumentalisiert. Derweilen kün-digt die Opposition bereits an, imFalle eines Sieges bei der nächstenBundestagswahl aus dem Ausstiegaus der Kernenergie auszusteigen.Weltweit deutet ohnehin alles auf ei-ne Renaissance der Atomkraft-nutzung hin. Und auch in der deutschen Energieversorgungswirt-

schaft, die sich allzu widerstandslosdem Ausstiegsdiktat gebeugt hatte,beginnt man umzudenken.

Deutschland leidet unter extremhohen Energiepreisen, die jedenHauch von Aufschwung sofort wie-der ersticken. Ursache sind abernicht nur die hohen Rohölpreise –die sind schließlich für alle Indu-strieländer gleich. Hier wirkt sichauch aus, daß wir unsere als be-sonders sicher geltenden, preisgün-stig arbeitenden Kernkraftwerkeherunterfahren und abschalten; somüssen wir mehr Strom im Auslandkaufen – teurer und aus unsicherenAtommeilern stammend.

Einen möglichen Ausweg aus derselbstgestellten Falle bieten jetztausgerechnet die auf dem Strom-markt mit Deutschland heftig kon-kurrierenden Franzosen. Sie wolleneinen neu entwickelten Reaktortyp

(EPR) installieren, ein Milliarden-projekt, das sie allein nicht schul-tern können. Auf der internationa-len Partnersuche haben sie mehreredeutsche Energieversorger ange-sprochen. Damit würde der deut-sche Ausstieg dann endgültig zurFarce geraten.

Deutsche Hochtechnologie, dieim eigenen Lande nicht geschätztwurde, kommt nun im fernen Chinazu Ehren. Dort will man den gigan-tischen Energiebedarf des Riesen-reichs mit Hochtemperatur-Reakto-ren (THTR) decken. Diese alsbesonders sicher geltende Bauliniewar in den 70er Jahren an der Kern-forschungsanlage Jülich entwickeltworden. Zu mehr als einer betriebs-bereiten, aber an ideologischen Ge-nehmigungshürden gescheiterten„Milliardenruine“ im westfälischenHamm haben wir Deutschen es abernie gebracht. HH.. JJ..MM..

Muhammad Abd al-Ra’uf Arafatal-Quadwa al-Husaini, wie der

Palästinenserpräsident mit vollemNamen heißt, ist die Verkörperungdes totalen Widerspruchs: als Al-Fa-tah- und PLO-Chef für zahlreicheTerroraktionen verantwortlich undzugleich Friedensnobelpreisträger,Held der verarmten Massen in denFlüchtlingslagern und zugleich ei-ner der reichsten Männer der Welt,in den Tagen seines irdischen Da-seins klinisch tot und zugleich poli-tisch lebendig (in diesem Schwebe-zustand jedenfalls noch bei Redak-tionsschluß dieser Folge).

Voll entbrannt ist derweilen derKampf um sein Erbe – und nicht nur

um das politische. Arafat verfügtüber ein Vermögen von mehrerenhundert Millionen US-Dollar. Alleinzwischen 1995 und 2000 soll fast ei-ne Milliarde aus öffentlichen KassenPalästinas auf seine Privatkontenumgebucht worden sein. Die EU-Betrugsbekämpfungsbehörde „Olaf“hat Belege, daß ein Großteil diesesGeldes aus Brüssel kam, und davonwiederum ein zwei- bis dreistelligerMillionenbetrag aus deutschenSteuermitteln. Ein Teil dieser Gelderlandete auf Schweizer Nummern-konten. Frau Arafat, die seit vier Jah-ren in einer Suite des Pariser HotelsBristol logiert, „bescheidet“ sich mitmonatlich 100.000 US-Dollar ausder Palästinenserkasse. MM..SS..

US-Wahl: Voll danebenLange Gesichter bei deutschen Meinungsmachern

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PMDArafat: Tod auf Raten

Streit um das politische und finanzielle Erbe

Unbelehrbar: Trotz des tödlichen Unfalls in Frankreich wollten die deutschen Anti-Atom-Aktivisten nicht auf Gleis-blockaden in der Nähe des Zwischenlagers Gorleben verzichten. Foto: pa

01_PAZ46 09.11.2004 17:17 Uhr Seite 1

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2 P O L I T I KFolge 46 – 13. November 2004

Mehr „Flexibilität“

Deutschland und Spanien wol-len gemeinsam den EU-Stabili-

tätspakt neu, sprich großzügig defi-nieren: Es müsse gestattet sein,diesen „flexibler“ auszulegen, sagteder spanische MinisterpräsidentJosé Luis Rodriguez Zapatero aufeinem Gipfeltreffen mit dem deut-schen Bundeskanzler in León.Auch Gerhard Schröder verwiesdarauf, daß „flexible Regeln“ not-wendig seien, da nur sie ein Wirt-schaftswachstum ermöglichten, daser wiederum als Hauptmotor einerKonsolidierung der öffentlichenHaushalte ausmachte. Auch in derAußenpolitik wolle man verstärktzusammenarbeiten. Kommt alsobald eine Schuldenachse Madrid-Berlin? EB

Bleiente

Fast jeder vierte Deutsche über14 Jahren kann sich gar nicht

oder nur mit größter Müheschwimmend über Wasser halten.Zu diesem Ergebnis kam eine re-präsentative Umfrage des Mei-nungsforschungsinstituts Emnid,die von der Deutschen Lebensret-tungsgesellschaft (DLRG) in Auftraggegeben wurde. DLRG-PräsidentKlaus Wilkens macht die Schlie-ßungen zahlreicher öffentlicherSchwimmhallen sowie die vielenAusfälle und gravierenden Kürzun-gen beim Sportunterricht an denSchulen für die Misere verantwort-lich. SV

Die Schulden-Uhr:

Böseverschätzt

Die offizielle Steuerschätzungdes Bundes für November of-

fenbart im Vergleich zur letztenSchätzung (vom Mai) 3,5 Milliar-den Euro weniger Einnahmen für2005. Geld, das verplant ist undnun über neue Schulden zur Ver-fügung gestellt werden muß. Mithöheren Arbeitsmarktkosten unddem „Risiko beim Bundesbank-gewinn“ (sprich ebenfalls geringe-ren Einnahmen) kommen alleindeswegen 10 Milliarden Neu-schulden zusammen. Bei diesenHiobsbotschaften aus Hans Ei-chels Ministerium hilft keinSchönreden und Konjunkturhof-fen mehr. Auch steht noch ein Ne-gativrekord an: Die Pro-Kopf-Ver-schuldung aller Einwohner wirderstmals die 17.000-Euro-Markeüberschreiten. Legte man nur diearbeitende Bevölkerung zugrunde,käme man auf über 40.000 Euro –ein durchschnittliches Jahresein-kommen. (SV)

Staatsverschuldung in Deutschland:

1.401.779.914.316 €(eine Billion vierhundertundeinsMilliarden siebenhundertneun-undsiebzig Millionen neunhun-dertvierzehntausend und dreihun-dertsechzehn)

Vorwoche: 1.400.220.928.216 €Verschuldung pro Kopf: 16.984 € Vorwoche: 16.965 €

(Stand: Montag, 8. November2004, 12.00 Uhr.Zahlen: www.steuerzahler.de)

Neuer Bundesvorstand der Landsmannschaft Ostpreußen: (v.l.n.r.) Uwe Jurgsties, Bundesschatzmeister Friedrich-Wil-helm Böld, Brigitte Stramm, Stellv. Sprecher Dr. Wolfgang Thüne, Gottfried Hufenbach, Uta Lüttich, Stellv. SprecherBernd Hinz, Sprecher Wilhelm v. Gottberg, Rüdiger Stolle, Dr. Jürgen Danowski und Bundesgeschäftsführer Dr. Se-bastian Husen Foto: LO

Mit breiter Mehrheit hat die Ost-preußische Landesvertretung

(OLV) am letzten Wochenende denSprecher der Landsmannschaft Ost-preußen (LO), Wilhelm v. Gottberg,für drei weitere Jahre wiedergewählt.Auch die beiden StellvertretendenSprecher, Bernd Hinz und Dr. Wolf-gang Thüne, der Schatzmeister Frie-drich-Wilhelm Böld sowie die Beisit-zer Uta Lüttich, Dr. Jürgen Danowskiund Uwe Jurgsties wurden in ihrenÄmtern bestätigt. Neu in den Bun-desvorstand gewählt wurden BrigitteStramm und Gottfried Hufenbach so-wie Rüdiger Stolle als Vertreter der

Ostpreußischen Jugend. Zuvor hattedas oberste Beschlußorgan derLandsmannschaft mit einer einstim-mig verabschiedeten Ehrenerklärungden Weg für eine neue Amtszeit desSprechers geebnet. Wilhelm v. Gott-berg war in den letzten Jahren Ziel ei-ner Verleumdungskampagne gewe-sen, die sich inzwischen als absoluthaltlos erwiesen hat. Die staatsanwalt-schaftlichen Ermittlungen waren imMärz dieses Jahres aufgrund erwiese-ner Unschuld eingestellt worden.

Mit den Personalentscheidungensowie weiteren Beschlüssen und

Satzungsänderungen hat die OLVdie Weichen zur Zukunftssicherungder Landsmannschaft Ostpreußengestellt. Ferner wurde im Rahmender zweitägigen Veranstaltung imOstheim in Bad Pyrmont erstmalsder Gierschke-Dornburg-Preis ver-liehen. Dr. Mario Glauert wurde fürseine unter dem Titel „Das Domka-pitel von Pomesanien (1284–1527)“publizierte Dissertation ausgezeich-net, Dr. Axel Walter für seine um-fangreichen Forschungen zur Kö-nigsberger Buch- und Bibliotheks-geschichte (ausführlicher Berichtfolgt). H.-J. Mahlitz

Wilhelm v. Gottberg als LO-Sprecher bestätigt

Eine Frage der EhreDeutscher Presserat mißt konsequent mit zweierlei Maß

Kontrollierte ToleranzSarkozy will in Frankreich eigene Moscheen bauen

Der Kulturkampf geht weiter.Die Hetzkampagne gegenButtiglione war nur die erste

Etappe. Aber es ist ein Kulturkampfmit zwei Fronten. An der ersten, so-zusagen der Heimatfront, stehen dieBataillone der Beliebigkeit, die Jün-ger des Pilatus, die keine Wahrheitanerkennen wollen, dem Häufleinderjenigen gegenüber, die eine Ord-nung in der Natur des Menschen se-hen und damit auch einen Schöpferdieser Natur. An der anderen Frontlauern die Gefahren des Terrors, dieimmer mehr Europäer mit demIslam identifizieren. Hier hat nun derstarke Mann in Frankreich, NicolasSarkozy, eine Begradigung vorge-nommen. In seinem jetzt erschiene-nen Interview-Buch „Die Republik,die Religionen und die Hoffnung“zeigt er einen Weg, wie Europa indiesem Kulturkampf bestehen könn-te.

Sarkozy will die strikte Neutralitätdes Staates, den religionsfeindlichenLaizismus, aufbrechen. Der Staat sollKultbauten – Kirchen und Moscheen– finanzieren können, was er nachdem Gesetz von 1905 nicht kann.Das wäre besser als eine Finanzie-rung von außen, sprich von Saudi-Arabien, mit den entsprechendenAuflagen eines radikalen Islam.

Der ehemalige Innenminister magdabei auch an eine bessere Kontrol-lierbarkeit denken, jedenfalls wärendie großen Moscheen leichter zukontrollieren als die unzähligen klei-nen Räume und Garagen, in denensich heute die radikalen Islamistentreffen. Sarkozy glaubt an einen„französischen Islam“ und fordert dieislamischen Führer in Frankreich auf,dafür Sorge zu tragen, daß der Unter-richt islamischer Lehrer mit denGrundsätzen der Republik vereinbarist.

Ähnlich wie es der Westen vor 30Jahren im sogenannten Helsinki-Pro-zeß mit dem Kommunismus tat, willSarkozy den radikal-islamistischenIdeologen mit ihren Welteroberungs-gelüsten die Spitze abbrechen, in-dem er die Religion den Menschen-rechten und damit der Freiheitunterordnet.

Ob diese Integrationsstrategie ge-lingt, ist natürlich eine Frage, die sichzuallererst an die Muslime richtet.Zwar räumt jede Religion - auch dasChristentum – der Wahrheit den Vor-rang vor der Freiheit ein, „die Wahr-heit wird euch frei machen“, heißt esbei Paulus, aber anders als der radi-kale Islam versuchen selbst funda-mentalistische Christen heute eineBekehrung oder Mission nur mit derÜberzeugungskraft der Argumente,ohne Waffengewalt, und schließen indie Menschenrechte selbstverständ-lich auch die Frau ein.

Sarkozy selbst bekennt sich klar„zur katholischen Kultur, Traditionund Konfession“, ohne sich aller-dings als regelmäßig praktizierenderKatholik zu definieren. Ihm geht esum die kulturelle Identität Frank-reichs und Europas. In ihr habe derIslam einen Platz, wenn und soweiter sich integriere. Diesen Platz kannman ihm unter diesen Bedingungenin der Tat nicht absprechen.

Eher sollte man sich fragen, ob dieNicht-Gläubigen mit ihrer Intole-ranz in das künftige Europa gehören.Denn ihre Meinungsdiktatur, die inder Hetzkampagne gegen Buttiglio-ne offen zum Ausdruck kam, paßtnicht in ein Europa gleichberechtig-ter Bürger. Die Kirchenhasser inStraßburg werden auch mit Sarkozyund seiner eigentlich alten Men-schenrechtsdoktrin ihre Problemebekommen. Martine Le Noxaïc

Bitte beachten Sie die Beilage

vom Verlag für

Arbeit und Wirtschaft oHG

Eigentlich sollte man aufhö-ren, sich über die Entschei-dungen des Deutschen Pres-

serates zu wundern, doch einigeseiner kürzlich getroffenen Ent-scheidungen lassen gar keine ande-re Reaktion zu.

Nachdem imMärz dieses Jahresder 14. Zivilsenatdes Oberlandes-gerichtes in Frank-furt am Main demDruck- und Ver-lagshaus Gruner + Jahr untersagthatte, „wörtlich oder sinngemäß dieBehauptung aufzustellen, derBundestagsabgeordnete MartinHohmann habe in seiner Rede vom3. Oktober 2003, die ,Juden als Tä-tervolk’ bezeichnet“, wandte sichder Kardinal-von-Galen-Kreis dies-bezüglich an den Deutschen Pres-serat.

Die in Münster ansässige Ak-tionsgruppe für christlich-konser-vative Ziele bat den DeutschenPresserat, gegenüber der Illustrier-ten Stern eine Rüge auszuspre-chen.

Grund für diese Bitte war der am13. November 2003 im Stern er-schienene Artikel „LupenreinerGoebbels“, in dem die umstrittenenÄußerungen von Martin Hohmannin einen zweifelhaften Zusammen-hang gebracht wurden. Der Kardi-nal-von-Galen-Kreis begründeteseine Bitte damit, daß der Stern mitdiesem Artikel „einen offensicht-lichen Verstoß gegen die Wahrungder Menschenwürde (PressekodexZiffer 1)“ begangen habe, „zumalder aggressive Vorwurf sogar in derÜberschrift erscheint. Darüber hin-aus verstößt der Titel gegen Ziffer 2(Sorgfaltspflicht, Wahrheitsgehalt)

sowie gegen Ziffer 9 (Ehrverlet-zung).“

Fünf Monate später geruhte derDeutsche Presserat, Stellung zu derihm angetragenen Bitte zu nehmen,

die er darin vollerUnverständnis ab-lehnte. So sei dieBeschwerdekam-mer zu dem Er-gebnis gekommen,daß eine Verlet-zung von Ziffer 9des Pressekodex

(Ehrverletzung) nicht vorläge.

„Bei der Überschrift, auf derenBewertung sich der Presserat beiseiner Prüfung beschränkt hat, han-delt es sich nicht um eine unmittel-bare Gleichsetzung Martin Hoh-manns mit Joseph Goebbels.“Vielmehr verwende der Stern denHinweis als Vergleich der Rhetorikbeider Personen und nehme damiteine kommentierende Bewertungvor.

„Darüber hinaus“, so der Presse-rat weiter, „enthält der Beschlußdes Oberlandesgerichts Frankfurtvom 10. März 2004 keine juristi-sche Rehabilitie-rung von MartinHohmann im Hin-blick auf dessenRede vom 3. Okt-ober 2003. Nachden vielfältigengerichtlichen Aus-einandersetzun-gen zwischen Martin Hohmannund der Zeitschrift Stern ist diesemim Ergebnis nicht die Äußerunguntersagt, Hohmann habe die Ju-den als Tätervolk bezeichnet. DieZeitschrift muß bei einer künftigenWiederholung lediglich deutlichmachen, daß es sich dabei um eine

Bewertung der Rede handelt. Nachalledem liegt kein Verstoß gegendie publizistischen Grundsätze desDeutschen Presserates vor, so daßdie Kammer die Beschwerde fürunbegründet erklärte.“

Vielleicht hätte sich der Kardinal-von-Galen-Kreis ja mit dieser Ant-wort abfinden können, wenn ernicht gewußt hätte, daß der Deut-sche Presserat schon bei erheblichgeringeren Verstößen von seinemRecht, einen „Hinweis“ (Stufe 1)eine „Mißbilligung“ (Stufe 2) odereine „Rüge“ (Stufe 3) auszuspre-chen, Gebrauch gemacht hätte.

So wurde beispielsweise im Jahr2000 eine Mißbilligung gegenübereiner Lokalzeitung ausgesprochen,weil sie in einem Leserbrief unterder Überschrift „Spendenaffäre“folgende Formulierung zugelassenhatte: „Schon einmal hat ein Bart-träger Parteivermögen verein-nahmt. Scheinbar legal – er ließ dieParteien vorher verbieten (22. Juni1933). Wiederum scheinbar legal(Parteiengesetz) wird diesmal dieCDU durch BundespräsidentThierse geschröpft.“

Nach Ansichtdes Presserats ver-letzte dieser Ver-gleich mit demnamentlich nichtgenannten Hitlerdie Ehre des Bun-destagspräsiden-ten und damit Zif-

fer 9 des Pressekodex.

Ohne diese Entscheidung desDeutschen Presserates zu beurtei-len, fragt man sich jedoch, worander Presserat festmacht, wer eineverletzbare Ehre hat und wer nicht.Vielleicht am Parteibuch? E. D.

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Nur ein Vergleich derRhetorik Hohmanns mit

der von Goebbels?

Wolfgang Thierses Ehre wurde in einem

Leserbrief verletzt

02_PAZ46 09.11.2004 17:15 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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3H I N T E R G R U N D Folge 46 – 13. November 2004

Der Abgesang der liberalen Demokratie

Was ist das für eine ge-schwächte, eine kranke De-mokratie, in der das Parla-

ment über so kapitale Ent-scheidungen wie die Türkei-Erweite-rung nicht abstimmen darf?“ Sosprach vor kurzem in der französi-schen Nationalversammlung der Vor-sitzende der christlich-demokrati-schen Partei UDF‚ Francois Bayrou,die selbst Mitglied des Regierungsla-gers ist. In der Präsidialverfassung derFranzosen ist die Außenpolitik – unddamit auch der EU-Beitritt der Türkei– als „domaine reservée“ dem Präsi-denten vorbehalten. Und Chirac, wiewir ihn kennen, wird mit allen Tricksim Interesse der großen französischenKonzerne dafür sorgen, daß die Tür-kei möglichst bald Mitglied wird. Beiuns berufen sich Chiracs laizistischeGesinnungsgenossen von Rot-Grün inder Beitrittsfrage darauf, daß dasGrundgesetz nun einmal keine Volks-abstimmungen kenne. Auch sie ge-hen, entgegen ihrem Anspruch, diebesseren Demokraten zu sein, kalt-schnäuzig darüber hinweg, daß dieMehrheit der Deutschen den EU-Bei-tritt der Türkei aus guten Gründennicht will, und versuchen mit allenMitteln, diese Mehrheit eines Besse-ren zu belehren, etwa mit den Ver-lockungen eines gigantischen neuenMarktes oder größerer Sicherheit (alsob die militärisch schwache EU dieNato ersetzen könnte, deren Mitglieddie Türkei doch schon sei einem hal-ben Jahrhundert ist), auch mit derHoffnung, dort werde sich ein moder-ner „Euro-Islam“ herausbilden, deruns dann vor dem islamistischen Ter-rorismus schützen werde – eine jenerUtopien und Illusionen der Linken,die wir bereits bei den Wunschträu-men unserer 68er vom „Eurokommu-nismus“ kennengelernt hatten.

Immer deutlicher wird der türki-sche EU-Beitritt zur Nagelprobe aufdas Demokratieverständnis der heutein Europa herrschenden Kommando-höhen in Wirtschaft, Medien und Po-litik. Seit dem Zusammenbruch desSowjetkommunismus sind hier neueHerrschaftsallianzen entstanden, diemit der herkömmlichen liberalen De-mokratie des deutschen Grundgeset-zes von 1949 nicht mehr allzu viel imSinn haben. Wir haben es mit demZusammenspiel der großen Wirt-schaftsinteressen der Weltkonzerne,der global players, mit einem „moder-nen“, oft linksliberal agierenden „So-zialismus“ zu tun, das die bisherigendemokratischen Prinzipien der Volks-souveränität, Gewaltenteilung undpersonalen Freiheitssicherung zurMakulatur werden läßt beziehungs-weise sie umformt zu Fassaden einer„gelenkten Demokratie“. Die zentraleFrage an diese neuartige Verfassungs-wirklichkeit wird also lauten müssen:Wer regiert uns eigentlich? Und die

Antwort darauf ist deutlich: Offen-sichtlich nur noch sehr begrenzt diegewählten Parlamente und Regie-rungsrepräsentanten, sondern demo-kratisch nicht legitimierte Mächte imHintergrund, die sich aus den globa-len Wirtschafts- und Medieninteres-sen rekrutieren und hinter dem Para-vent formal-demokratischer Proze-duren agieren. Für diese neuen Elitensind etwa sozialpolitische Umvertei-lungen inzwischen weit wenigerwichtig als die Kontrolle über Ideen,Meinungen und die öffentliche Debat-te mittels der berüchtigten PoliticalCorrectness bis hin zu neuartigen Ge-sinnungsstrafen gegen „Rassismus“,„Fremdenfeindlichkeit“ und „Ge-schichtsrevisionismus“. In diesem

Sinne sprechen heute auch amerika-nische Sozialwissenschaftler vomzeitgenössischen „therapeutischenStaat“ mit seiner fundamentalen Kon-ditionierung des Verhaltens und Ur-teilens der Menschen in der moder-nen Massen- und Konsumgesellschaftim Interesse der genannten globalenHerrschaftsallianzen. Man könnte –in Fortführung des einst von der Lin-ken geprägten Begriffs des „indu-striell-militärischen Komplexes“ –von einem neuartigen „ökonomisch-ideologisch-politischen Komplex“ derHerrschaft in der atlantischen Weltsprechen, der sich durch folgendeGrundtendenzen kennzeichnet: a) dieUnterwerfung des Staates unter dieglobal agierenden ökonomischenInteressen, also die Auflösung staat-licher Politik in einem globalenMarkt, dem nahezu die Rolle einerneuen „göttlichen Vorsehung“ zuge-wiesen wird; b) infolgedessen dieprinzipielle Aufhebung der politi-schen Grenzen durch eine globaleGrenzenlosigkeit, die als unaufhaltsa-mer, „alternativloser“ Fortschritt ge-priesen wird; c) als Voraussetzungdessen die systematische Umpflügungund Einebnung des geschichtlich Ge-wachsenen, die Zertrümmerung vonKulturen, Ethnien, Religionen, Tradi-tionen zugunsten einer universalenEinheitskultur amerikanisch-westeu-ropäischen Zuschnitts; d) die Durch-setzung eines entsprechenden Ver-ständnisses der „Menschenrechte“ alsneuer universaler „Zivilreligion“, indessen säkularistischer Begründungdas global-ökonomische Interesse aneiner einzigen Welt von Konsumentenund Produzenten mit der ideologisch-pädagogischen Programmierung derMassen im Sinne einer einseitig pro-gressiv-„antifaschistischen Vergan-

genheitsbewältigung“ und Ge-schichtszerstörung zusammenwirken.

Vor dem Hintergrund dieses Ge-samtbildes gewinnen aktuelle Vorgän-ge wie der Versuch eines Großteilsder ökonomisch-politischen Klassenin Europa, den EU-Beitritt der Türkeigegen den Mehrheitswillen der Euro-päer auf Biegen und Brechen durch-zupeitschen, einen völlig neuen Wert.Auch der Streit um Rocco Buttiglioneals EU-Kommissar paßt in diesenRahmen. In beiden Fällen geht es umdie gravierende Frage, ob die Europä-ische Gemeinschaft Teil einer einge-ebneten globalen Industrie- und Kon-sumzivilisation werden oder ihregeschichtlich-kulturelle Physiogno-mie und Eigengestalt auch unter denBedingungen unserer Zeit behaltensoll und kann. Man hat mit Recht dar-auf aufmerksam gemacht, daß diesesEuropa 1945 aus den Ruinen der tota-litären Katastrophe vor allem durchchristliche Politiker wie Konrad Ade-nauer, Robert Schumann, Alcide deGasperi herausgeführt worden ist.Nach dem Schock der Katastrophefüllten sich die Kirchen in Europa füreinige Jahre wieder, um sich im Zei-chen des Wirtschaftswunders baldwieder zu leeren. Es war ein schlech-tes Omen, wie rasch die Bestände derReligion, Tradition und Nation zu-nächst im Zeichen des „Wohlstandsfür alle“ und dann von der 68er-Be-wegung abgeräumt werden konnten.Heute kann man sich nun nicht genugtun zu bekunden – auch in den soge-nannten christlichen Parteien –, daßdie Europäische Union ja kein „christ-licher Club“ sei und insofern demBeitritt der islamischen Türkei jeden-falls nichts Wesentliches entgegenste-he. „Europas Identität besteht (heute)in einer Mischung aus Hedonismusund Säkularität, nach Geschmack gar-niert mit etwas mehr Markt oder et-was mehr Sozialstaat“ (KarlheinzWeißmann). Und wer hier nicht mit-spielt, wird rasch zum Spielverderberund Außenseiter, der „nicht mehrtragbar“ ist (wie es im „Wörterbuchdes Unmenschen“ schon der Natio-nalsozialisten hieß), also ausgegrenztwerden muß. Die „Fälle“ Hohmannund Buttiglione lassen grüßen, auchdas Freimaurer-Credo der „Zauberflö-te“. „Wen diese Lehren nicht erfreun,verdienet nicht ein Mensch zu sein“.Zentrum dieser gelenkten Demokra-tie wurde eine „öffentliche Verurtei-lungskultur“, wie Martin Walser sie sotreffend nennt, mit fortgesetzten Ge-wissensprüfungen durch „straflüster-ne Moralgiganten“.

Es erscheint an der Zeit, diesenTransformationsprozeß von der frei-heitlich-liberalen zur gelenkten undmanipulativen Demokratie, in demwir mittendrin stehen, uneinge-schüchtert zu diagnostizieren unddaraus Schlußfolgerungen zu ziehen.Hier liegen jedenfalls die Ursachenfür den sich vertiefenden Graben zwi-schen Regierenden und Regierten,dem pays legal und dem pays réel,den Kommandohöhen und dem Insti-tutionenpersonal auf der einen Seitesowie dem realen Volke auf der ande-ren; für die Tatsache, daß heute alleParteien unter einem programmati-schen und normativen Orientierungs-verlust leiden, der sich auch in einemrapiden Rückgang der Mitgliederzah-len und der Wahlbeteiligung äußert.Wenn die sozialdemokratische Präsi-dentschaftskandidatin dieses Som-mers, Gesine Schwan, von der knappgewordenen „Ressource Vertrauen“zumal in der deutschen Politik, aber

nicht nur hier, gesprochen hat, istdem nichts hinzuzufügen.

Kehren wir noch einmal zum an-fangs gezeichneten Gesamtbild derheutigen atlantisch-europäischenWelt zurück. Als die dringendste gei-stige Aufgabe unserer Zeit erweistsich dann, zu erkennen (um keinenGeringeren als Immanuel Kant zu zi-tieren), „daß die Vermischung derStämme nach und nach die Charak-tere auslöscht (und) dem Menschen-geschlecht alles vorgeblichen Philan-tropismus (Menschenfreundlichkeit)ungeachtet nicht zuträglich ist“. Mitanderen Worten: Es geht um die Ver-ortung der Menschen und ihre Me-moria, um ihr Bewußtsein des eige-nen kulturellen Standorts auf dieserErde und seine geschichtlichen Vor-aussetzungen, und dies nicht zuletztim Hinblick auf „unser“ Europa, dieWurzeln seiner Humanität, der Per-sonalität und substantiellen Freiheitdes Menschen samt deren irdischerDauer in der Res Publica. Es gilt,über die wesentlichen Ursachen derkatastrophischen Lage unserer Weltam Beginn des neuen Jahrhundertsso gründlich wie möglich nachzu-denken, die im Prozeß der Entwur-zelung der jahrtausendealten großenWeltkulturen zu suchen sind, diesich nach dem Traum vieler Intellek-tuellen, und Ökonomen in einemgroßen Global Village nach dem Mo-dell der jetzigen atlantisch-europäi-schen Welt auflösen sollen, einTraum der Ort- und Grenzenlosig-keit, der nach Kants Wort „dem Men-schengeschlecht nicht zuträglich“ istund nur in Katastrophen mündenkann, die ja bereits begonnen haben.

Angesichts dieser „großen, oft-mals grausamen Entwurzelung“(Harald Seubert), die bereits mit denbeiden totalitären Experimenten des20. Jahrhunderts im Zeichen des Po-litischen Messianismus eingesetzthatte und nun offensichtlich fortge-setzt werden soll in „des Kaisersneuen Kleidern“ eines universali-stisch-säkularistischen Credo wirddie Neubegründung personalerFreiheit und einer freiheitlichen ResPublica eine Aufgabe erster Prio-rität. Wir sehen, daß die Idee undPraxis der Weltgesellschaft und ih-res Weltstaates weder den Anspruchauf globale gleiche Wohlfahrt nochden auf gegründete Freiheit undFrieden zu erfüllen vermag, imGegenteil der nicht verortete undgeschichtslose Mensch im „globalenNetz“ zum „leichten Beutegut und

Treibsand jedweder Gewalt“ (HaraldSeubert) wird. Die Erneuerung einerfreiheitlich-demokratischen Grund-ordnung beginnt mit dem entschie-denen Widerstand gegen die „Besin-nungslosigkeit des vernetzten Welt-dorfes“, in dem die geschichts- undgewissenlosen „Jakobiner und Chi-cago-Boys in einem“ die Herrschaftbeanspruchen. Der hier gemeinteWi-derstand und die entsprechen-den Kräfte der Erneuerung gehenvon der eindrücklichen Erfahrungaus, „daß es so nicht weitergehenkann, wie zuerst die Ökologen ein-drucksvoll hervorgerufen und es miteinigem Erfolg uns ins Bewußtseingeschärft haben“ (Botho Strauß).Nun geht es um die Übersetzungdieser Grenzerkenntnis „ins Politi-sche, ins Sittliche und gewiß auchins Sozialökonomische. Die Gren-zen der Freiheit scheinen im Ange-richteten deutlich hervorzutreten“(Strauß). Solche Renovation (nichtRestauration) wird auf breiter Frontund in strategischer Tiefe vorzutra-gen sein. An die Stelle der heute sobeliebten, ewig wiederholten Be-schwörung der „Gespenster der Ge-schichtswiederholung“ und ihresSlogans „Wehret den Anfängen!“,die schon deshalb nicht „immuni-siert“, weil sie nichts zu erklärenund zu verstehen und daher auchnichts zu „verhindern“ vermag, solldie Setzung eines neuen Anfangstreten, der sich auf die Weisheit von3.000 Jahren europäischer Ge-schichte, Erfahrung, Kultur undPhilosophie gründet.

Dieses unermeßlich reiche Schatz-haus des europäischen Erbes reichtvon Platon über Aristoteles bis in un-sere Tage und ist zentriert um dieGrundfrage der rechten Freiheit undihres Mißbrauchs als des „schönenund herrlichen Anfangs, aus dem dieTyrranei hervorwächst“, wie wir beiPlaton lesen. Dieses Zentrum allerpolitischen Weisheit im europäisch-abendländischen Sinn ist in unsererGegenwart von höchster Aktualität.Sie sei hier in Sätzen des großen en-glischen Staatsphilosophen EdmundBurke zusammengefaßt: „Die Men-schen sind für die politische Freiheitbefähigt im genauen Verhältnis zuihrer Bereitschaft, ihren Begierdenmoralische Ketten anzulegen; imVerhältnis, wie ihre Liebe zur Ge-rechtigkeit ihre Raubsucht über-steigt; im Verhältnis wie die Richtig-keit und Nüchternheit ihres Urteilshöher als ihre Anmaßung ist; im Ver-hältnis, wie sie eher geneigt sind,den Ratschlägen der Weisen und Gu-ten als den Schmeichelnden vonSchelmen zu folgen. Es ist in der ewi-gen Verfassung der Dinge angelegt,daß Menschen mit ungezügeltemGeist nicht frei sein können. Die Lei-denschaften schmieden ihre Fes-seln.“ �

Falsche Klientel: In der Türkei ist man dem EU-Kommissar Günter Verheugenwegen seines engagierten Einsatz für einen EU-Beitritt des islamischen Lan-des sehr dankbar. Ein Großteil der Europäer, der Menschen deren InteressenVerheugen eigentlich vertritt beziehungsweise vertreten sollte, beobachtetsein Streben jedoch mit sehr gemischten Gefühlen. Foto: pa

Zerschlagung von Ethnien,Kulturen und Religionen

als ein Garant für Frieden?

Weltstaat erzeugt keineswegs Freiheit und

gleiche Wohlfahrt

Wie Europa unter der Europäi-schen Union immer mehr zur »ge-lenkten Demokratie« verfällt undder geplante EU-Beitritt der Türkei

sich allmählich zur echten Nagel-probe auf das Demokratieverständ-nis der heute in der EuropäischenUnion Herrschenden auswächst.

Von Klaus HORNUNG

Im neuen Zuwanderungsgesetzwird die verstärkte Integration

als eines der wichtigsten Ziele ge-nannt. Wie ernst es der Bundes-regierung damit wirklich ist, lehrtein Blick in den Haushaltsplan2005: Die Mittel für die Integrationvon Spätaussiedlern und Auslän-dern sollen drastisch gekürzt wer-den, von 28 auf 21 Millionen Euro.Staatssekretär Körper vom Bun-desinnenministerium umschreibtdas als „Anpassung“ und „neue

Schwerpunktsetzung“, die CDU-Abgeordneten Marschewski undGrindel hingegen sprechen von„Kahlschlagpolitik“: In den letztenJahren hätten die Schwierigkeitenbei der Integration von Ausländernund Aussiedlern zugenommen, da-her sei statt der Kürzung eineAnhebung dieses Etatpostens um3,5 Millionen Euro geboten, umdiesen wichtigen Aspekt des Zu-wanderungsgesetzes nicht zu ge-fährden. EEBB

Rot-grüne »Kahlschlagpolitik«Scharfe Kritik an Kürzung von Mitteln für Integration

03_PAZ46 09.11.2004 12:56 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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4 P R E U S S E N / B E R L I NFolge 46 – 13. November 2004

Am 6. Oktober wurde dererste Spatenstich für dieneue US-Botschaft am

Pariser Platz in Berlin gefeiert.Inzwischen sind die Schachtar-beiten im vollen Gange. AlleBeteiligten sind froh, daß dasGezerre um das Gebäude, dasdurch den rigiden Sicherheits-bedarf der Amerikaner ausge-löst wurde, ein Ende hat.

Der ehemalige RegierendeBürgermeister Eberhard Diep-gen (CDU), sonst nicht geradefür emotionale Aufwallungenbekannt, hatte sich seinerzeitzur der Äußerung hinreißen las-sen, es wäre am besten, wenndie USA eine McDonalds-Filialeerrichteten. Ursprünglich hattendie Amerikaner eine „Botschaftzum Anfassen“ geplant, gabendieses Konzept wegen der Ter-rorgefahr aber rasch auf. Diederzeitige Botschaft in der Neu-städtischen Kirchstraße in Ber-lin-Mitte gleicht einer abge-schirmten Festung.

Das neue, kompakte Gebäudeam Brandenburger Tor soll voneinem bis zu 2,50 Meter hohenZaun und von festen und ver-senkbaren Pollern geschütztwerden. Zum Pariser Platz hin

wird es ein durchbruchsicheresGitter und Polizeikontrollen ge-ben. Für einen zusätzlichen,insgesamt 25 Meter breiten Si-cherheitsstreifen mußte sogareine Straße verlegt werden. Dieneue US-Botschaft tritt an dieStelle des im Krieg zerstörtenund 1957 abgerissenen PalaisBlücher, das die USA 1931 für1,8 Millionen Reichsmark er-worben hatten.

Der Name verwies auf seinenalten Besitzer, den Feldmar-schall Gebhard Leberecht Blü-cher („Marschall Vorwärts“),der das Palais vom Preußenkö-nig Friedrich Wilhelm III. alsGeschenk erhalten hatte. Kurznachdem die Amerikaner dasGebäude erworben hatten, ge-riet es in Brand. Die Sanierungzog sich hin. Das hatte außer fi-nanziellen auch politischeGründe. US-Präsident Roose-velt war das nationalsozialisti-sche Deutschland zutiefst un-sympathisch. Diese Abneigungspiegelt sich auch in den Tage-büchern seines BotschaftersWilliam E. Dodd wider, denRoosevelt selber ausgewählthatte und der bis 1937 amtierte.Dodd, ein Liberaler und vonBeruf Historiker, war 1900 in

Leipzig als Doktor der Philoso-phie promoviert worden. SeineTochter Martha hingegen konn-te sich für schneidige SS- undSA-Männer begeistern. Sie sollsie gleich reihenweise konsu-miert haben. Dann verliebte siesich in einen jungen russischenBotschaftssekretär, für den sieauch Spionageaufträge über-nahm. Ihre Spitzeleien setztesie in den USA fort. Als ihr inden 50er Jahren der Prozeß ge-macht werden sollte, floh sienach Prag, wo sie 1990 starb.

Dodds Nachfolger Hugh Ro-bert Wilson wurde nach denantijüdischen Ausschreitungenvom 9. November 1938 zur Be-richterstattung nach Washing-ton zurückgerufen. Nominellblieb er bis Januar 1940 aufdem Posten, kehrte aber nichtmehr nach Berlin zurück. Da-nach wurde die US-Vertretungnur noch von Geschäftsträgerngeführt. Erst im April 1939 wur-de das Blücher-Palais bezogen.Zu dieser Zeit begannen diedeutsch-amerikanischen Bezie-hungen dem Gefrierpunkt zu-zustreben. 1940 schlugen imGarten englische Fliegerbom-ben ein. Am 11. Dezember 1941endeten die diplomatischen Be-

ziehungen durch Hitlers Kriegs-erklärung an die USA, das Hauswurde geschlossen. Eine Chan-ce, zum Zentrum geselligen Di-plomatenlebens zu werden, hat-te es nie gehabt.

1993 wurde hier eine Erinne-rungstafel enthüllt. Die US-Re-gierung erklärte ihre Absicht,daß sie an den prominentenStandort zurückkehren wolle.Zu den vehementesten Verfech-tern zählte der damalige Bot-schafter John Kornblum. Der le-gendäre Satz, den US-PräsidentRonald Reagan 1987 am Bran-denburger Tor ausgerufen hatte:„Herr Gorbatschow, öffnen Siedieses Tor!“, war in Wahrheitvon ihm. Kornblum hatdeutsch-jüdische Vorfahren, dieaus Ostpreußen stammen.

Auf dem Dach der neuen Bot-schaft soll ein gläserner Konfe-renzsaal installiert werden, derbei Dunkelheit beleuchtet ist.Damit soll dem Gebäude einwenig von seiner befürchtetenSchwere genommen werden.Die Botschaft enthält die Büro-räume und die Kanzlei für denPublikumsverkehr. Die Resi-denz des US-Botschafters befin-det sich in Dahlem. �

Was sich zur Zeit in Berlin-Mitte abspielt, ist mehr alseine Hauptstadtposse, es

geht um Geschichtspolitik. Alexan-dra Hildebrandt, 43, die Witwe deslangjährigen Leiters des Mauermu-seums am Checkpoint Charlie, Rai-ner Hildebrandt, hat an der Kreu-zung Ecke Friedrichstraße/ Zimmer-straße eine Brachfläche gepachtet.Hier, in der Nähe des früherenGrenzübergangs „Checkpoint Char-lie“ stehen seit dem 31. Oktober 120Originalsegmente der Mauer und1.065 Holzkreuze – eines für jedenGrenz- und Mauertoten. Das Projektsorgt parteiübergreifend für Aufre-gung, Hildebrandt hat in ein We-spennest gestochen.

Die StadtentwicklungssenatorinIngeborg Junge-Reyer (SPD) kriti-sierte, die Anordnung der Kreuzewürde an das Holocaust-Denkmalerinnern. Sie drohte sogar mit ge-richtlichen Schritten, sollte das Ge-lände nicht termingerecht zum Jah-resende wieder geräumt werden.Von Runge-Meyer ist nicht bekannt,daß sie sich je Gedanken gemacht

hat, wie man die Teilung Berlins unddie Mauertoten im öffentlichenRaum thematisieren soll. Die Heftig-keit ihrer Reaktion zeigt, daß ihr dieganze Richtung nicht paßt. Gleichestrifft auf Kultursenator ThomasFlierl (PDS) zu. Öffentlich bemän-gelte er aber nur die private und„kommerzielle“ Aneignung des The-mas, was aber im Gegensatz zu sei-ner Vision einer „Bürgergesellschaft“steht, wo privates Engagement denklammen Staat entlasten soll. Ber-lins CDU-Vorsitzendem JoachimZeller, der auch Bezirksbürgermei-ster von Berlin-Mitte ist, fiel eben-falls nichts besseres ein, als die Aus-schlachtung historischer Orte fürprivate Zwecke zu monieren.Immerhin mahnt er ein Mauer-Ge-denk-Konzept an. Diesen Kritikernhält Alexandra Hildebrandt entge-gen: „Die, die gar nichts tun, sollengefälligst schweigen.“

Recht hat sie! Die Unlust, sich mitdem Mauer-Thema zu beschäftigten,ist in Berlin mit Händen zu greifen.Sehr zum Erstaunen der ausländi-schen Besucher, die nach Überre-

sten jenes Bauwerks suchen, das 28Jahre lang das Symbol des KaltenKrieges war. Die Gedenkkreuze fürdie Mauertoten am Reichstag wur-den bei der Neugestaltung des Par-laments entfernt, einige davon andas Absperrgitter am Ufer desSpreebogens angebracht, aber so,daß man sie nur von der Wassersei-te aus identifizieren kann. Hilde-brandts Privatmuseum am „Check-point Charlie“ kann das Defizitnicht füllen. Die Gestaltung ist cha-otisch, der Eintritt teuer (9,50 Euro).Andererseits ist zu bedenken, daßes sich selbst finanzieren muß.

Zwar gibt es noch einige weitereGedenkorte für die Opfer der SED-Diktatur. In der Zimmerstraße stehteine Gedenkstele für Peter Fechter,der 1962 an der Mauer verblutetwar. Ein Mauer-Museum gibt es inder Bernauer Straße. Hier wurdeauch ein Stück Grenz- und Hinter-landmauer wiedererrichtet. Aller-dings wirkt das Objekt viel zu ge-künstelt, um den Schrecken zuvermitteln, den die Mauer auslöste.Im Invalidenpark, nahe beim

Bundeswirtschaftsministerium,steht seit 1997 eine „Sinkende Mau-er“, die sieben Meter hoch aus ei-nem Wasserbecken hervorragt undüber eine Steg begehbar ist. An ihrfließt Wasser herab. Manchmal wirddas Wasser abgestellt. Dann machensich Graffitimaler zu schaffen, undman kann sich wie auf einer Müll-kippe fühlen. An der BornholmerStraße, wo am 9. November 1989die ersten Bilder vom massenhaftenGrenzübertritt entstanden, existiertein kleiner Gedenkstein. Es gibtnoch mehr Beispiele, die alle einesgemeinsam haben: Sie liegen weitabdes großen Publikumsverkehrs odersie sind auffällig unauffällig.

Hildebrandt möchte das Gelände,auf dem sich die Holzkreuze befin-den, kaufen, um Platz für eine Dau-erpräsentation zu haben. Ihr Argu-ment klingt bekannt: Sie will gegendie Verharmlosung der Geschichteprotestieren! Ungewohnt ist nur,daß es hier um die rote statt um diebraune Diktatur geht. Das schmecktdem Wowereit-Senat offenbar ganzund gar nicht. �

Endlich kommen die BaggerNach jahrelangem Gezerre hat der Bau der US-Botschaft begonnen / Von Thorsten HINZ

Rot-Rot will Mauer-Gedenken verhindernSogar Berlins CDU sperrt sich gegen Holzkreuze am »Checkpoint Charlie« / Von Annegret KÜHNEL

Deutsche raus?Von Ronald GLÄSER

Befürchtete Schwere:

Zwischen Pariser Platz(oben rechts) und den2.700 Stelen desHolocaustmahnmals(vorn) entsteht die neueUS-Botschaft in Berlin

Foto: pa

Jürgen Koglin ist Kommunalpolitiker. InNeukölln. Da führt er die SPD-Fraktion, die

auch den Bezirksbürgermeister stellt undgemeinsam mit Grünen und PDS dieGeschicke des Bezirks kontrolliert. DerStadtteil ist wegen seiner Armut deutsch-landweit als sozialer Brennpunkt bekannt.Man könnte also sagen, Jürgen Koglin ist einwichtiger Mann. Trotzdem ist er nurKommunalpolitiker. So ein Bezirksverordnetermacht wichtige Sachen. Mal empfängt er eineReisegruppe aus dem Neckar-Odenwald-Kreis.Mal nimmt er an der Allgemeinen Jungtier-schau eines Kleintierzucht-Vereins teil.

Die sozialen Probleme seines Bezirksbezeichnet Koglin selbst als so schlimm wiedie in ganz Baden-Württemberg zusammenge-nommen. 320.000 Einwohner hat Neukölln,und nirgendwo in Berlin ist der Anteil vonAusländern, Arbeitslosen und Sozialhilfe-Empfängern höher. Die Probleme sieht auchKoglin, aber die Ursachen interessieren ihnweniger. Der Realitätsverlust bei den Genos-sen liest sich auf der Internetseite der SPD-Arbeitsgemeinschaft „Migration“ so: „DieGeschichte Berlins ist wesentlich durchZuwanderung geprägt. Früher war es dieinländische Zuwanderung, die das Stadt-wachstum ermöglichte. Heute ist es die inter-nationale Zuwanderung, die Gegenden, wieden Norden Neuköllns in seinem kulturellenReichtum unverwechselbar machen. Die zuge-wanderten Menschen sind zu einem unver-zichtbaren Teil der Gesellschaft geworden.“

Reichtum? Unverzichtbar? Dem gewöhn-lichen Hauptstädter, der mangels Türkisch-kenntnissen keinen Kontakt mehr zu seinenNachbarn hat und dessen Kinder auf eineSchule gehen, in der 90 Prozent der Erstkläß-ler nicht-deutscher Herkunft sind, dürftendazu andere, weniger prunkvolle Vokabelneinfallen. Auch „Integration“ erscheint hierwie ein Versprechen von Leuten, denen jed-weder Wirklichkeitsbezug verlorengegangenist. Der Anteil der Fremden ist so stark gestie-gen, daß sich regelrechte Ghettos bilden.

Doch Jürgen Koglin ficht das nicht an.Deswegen hat er folgenden Antrag gestellt,um die „Integration“ zu fördern: Das Bezirks-amt Neukölln soll künftig 20 Prozent Auslän-der einstellen. Was sagt SPD-Genosse Koglineigentlich arbeitslosen jungen deutschenSchulabgängern, die gerne eine Ausbildungim Bezirksamt machen würden? „Geht nicht,Sie sind Deutscher“, müßte er dem Bewerberdann antworten. Und daß, obwohl im Grund-gesetz steht, jeder Deutsche habe das Rechtauf gleichen Zugang zum öffentlichen Dienst.Da sollte man mal reingeschaut haben, auchwenn man nur Kommunalpolitiker ist.

Gebürtige TürkinCDU-Spitzenfrau

Die gebürtige Türkin EmineDemirbüken soll künftig die

Berliner CDU im Bundesvor-stand der Christdemokraten ver-treten. Darauf haben sich nachPresseinformationen CDU-Lan-deschef Joachim Zeller und ein-flußreiche Kreise der Partei umden früheren FraktionschefFrank Steffel geeinigt. Die 43jäh-rige gilt als Ziehkind von FrankSteffel, der 2001 bei der letztenBerliner Landtagswahl eine ver-nichtende Niederlage gegenSPD-Bürgermeister Klaus Wo-wereit einstecken mußte. Derbisherige Berliner im CDU-Bundesvorstand, der im Dezem-ber in Düsseldorf gewählt wird,Christoph Stölzl, soll angesichtsder innerparteilichen Über-macht von einer weiteren Kan-didatur abgesehen haben.Demirbüken ist derzeit Auslän-derbeauftragte in Tempelhof-Schöneberg. Da sie die „doppel-te Quote“ – Eingewandert undFrau – erfüllt, werden ihr sehrgute Chancen zum Aufrücken indie CDU-Führung prophezeit.

PAZ 4604 Seite 4 09.11.2004 7:09 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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5D E U T S C H L A N D Folge 46 – 13. November 2004

Die nur von vergleichsweisewenigen Bundestagsabgeord-neten genutzte Debatte über

ein Gesamtkonzept zur würdigen Er-innerung an die Opfer der DDR-Dik-tatur scheiterte kläglich wegen un-überbrückbarer Gegensätze unterden Volksvertretern. Der von Uni-onsvertretern eingebrachte Antrag,passend zum 51. Jahrestag des Volks-aufstandes 1953 in Mitteldeutsch-land, zielte darauf ab, die Geschichteder SED-Diktatur und ihrer Opfer inder bundesrepublikanischen Erinne-rungskultur präsent zu halten. NachAnsicht des Abgeordneten Nookeund seiner Unterstützer gehört dasGedenken an die Opfer der beidenDiktaturen des 20. Jahrhunderts zuden konstitutiven Elementen eineswiedervereinigten Restdeutschland.Nooke, selbst Opfer des Regimes,wußte seinen Antrag gut zu begrün-den, ohne allerdings den verbisse-nen ideologischen Widerstand vonGrünen, PDS und Sozialdemokratenzu brechen. SED-Opfer werden nichtgeliebt. Sie konfrontieren nicht weni-ge der Bundestagsabgeordneten mitihrer eigenen Feigheit.

Irgendwie schien die Beschlußvor-lage der CDU/CSU-Fraktion unterkeinem guten Stern zu stehen. Mehr-fach zuvor hatten diverse Ereignisse

die Einbringung in den Bundestagverhindert, zusätzliche Umformulie-rungen, Streichungen erforderlichgemacht. Als im Januar 2004 derStreit über das sächsische Gedenk-stätten-Gesetz unerwartet eskalierte,auf den sich der obige Antrag aus-drücklich bezog, begannen verschie-

dene Unionsabgeordnete den pro-grammierten Rückzug. DerZentralrat der Juden hatte zuvor sei-ne Mitarbeit in der „Stiftung sächsi-sche Gedenkstätten“ mit dem Hin-weis auf eine angeblicheRelativierung von NS-Verbrechenund Gleichsetzung mit denen in derDDR die Mitarbeit aufgekündigt. DerZentralrat der Juden und die üb-lichen Bedenkenträger glaubten eineGefahr darin zu sehen, daß die an-geblich „fundamentalen Unterschie-de zwischen den Verbrechen der Na-tionalsozialisten mit europäischerDimension und den Untaten aus derWillkürherrschaft des Kommu-nismus / Sozialismus in der DDR mit

nur nationaler Dimension“ verwischtwerden könnten. Bei den Opfern leg-te man auf Unterscheidung aller-größten Wert. Daß auf eine Verharm-losung der Verbrechen im National-sozialismus weder von den Antrags-stellern noch vom Text zu schließenist, werden alle bestätigen, die denAntragstext aufmerksam gelesen ha-ben.

Mangels nachvollziehbarer eigenerArgumente griffen die Antragsgegnerim Bundestag die obige Gegenposi-tion gierig auf. Die – so die Grünen-Vertreterin Roth die PDS – von ihnenbeobachtete Wiederbelebung einesdeutschen Opfermythos zwinge ge-radezu zur Ablehnung der von Uni-onsabgeordneten eingereichten Be-schlußvorlage. Die aus demUnionsantrag angeblich zu entneh-mende platte Totalitarismusdoktrin,nach der Nationalsozialismus undSED-Diktatur weitestgehend gleich-gesetzt würden, paßt verständlicher-weise denen nicht ins „heile“ Kon-zept, die die Verbrechen in der DDRteilweise befördert, weitgehendübersehen haben, sie frech leugnen,vertuschen oder gar entschuldigen.Hätte man, wie im ursprünglichenAntrag vorgesehen, auch die Millio-nen Opfer von Krieg und Vertreibungsowie die zivilen Opfer der alliierten

Luftangriffe in das Erinnern mitein-geschlossen, wäre der Streit über einwürdiges Gedenken aller Opfer derNS-Diktatur erst richtig entbrannt.Die Aufarbeitung der lange tabuisier-ten Verbrechen an Deutschen bleibtdie Herausforderung für andere.

Die schon lange in den Machteta-gen der Republik angelangten 68erund ihre ideologischen Ziehväterhaben bei ihrem erfolgreichen Ein-zug in Parlamente, Regierungen, Ge-richte bewußt jene Tugenden, Tradi-tionen, Werte beschädigt, ohne dieder beispiellose Wiederaufbau un-seres Landes nach dem Krieg nichtmöglich gewesen wäre (siehe auchProf. Alexander Schuller, FAZ vom

9. Mai 2004). Das von ihnen und ih-ren Handlangern vermittelte einsei-tige Geschichtsbild mit seiner Fixie-rung auf das Dritte Reich, mit demGemisch aus nationalen Selbsthaß,permanenter Selbstzerknirschung,allseitigen Kollektivschuldbekennt-

nissen und Kriminalisierung unse-rer Eltern- und Großelterngenera-tion wird den Opfern nicht gerecht.Wer die Deutschen fast täglich aufdie Rolle des einzigen Schurken derWeltgeschichte reduziert, Vater-landsliebe, Patriotismus, Selbstach-tung und Stolz auf die unbestreitbarguten und erfolgreichen Teile ihrer1.200jährigen Geschichte ausklam-mert, wie das bei anderen Völkernganz undenkbar wäre, darf sichnicht wundern, wenn in diesemLand Gemeinschaftsgeist, Verant-wortungsbewußtsein, Leistungs-und Opferbereitschaft, Zivilcourageund Zuversicht schwinden. Das ver-zerrte Geschichtsbild der 68er, dasheißt einflußreicher heutigerMachtträger wird den Opfern desKommunismus, des Bombenkrieges,von Krieg und Vertreibung – soweitsie oder ihre Angehörigen noch le-ben – nicht zu vermitteln sein, weilsie im Unterschied zu den „Gut-menschen“ die Wirklichkeit kennenoder selbst schmerzlich erfahrenmußten. Belehrungen pubertieren-der Zwerge bedürfen sie nicht. DaßOpfer politischer Gewalt inDeutschland weiterhin unterschied-lich gewürdigt werden, ist allgemeinbekannt. Ob man damit allen Op-fern gerecht wird, mag bezweifeltwerden. �

Gedanken zur Zeit:

Die Angst vor einem deutschen »Opfermythos«Von Gottfried LOECK

Zentralrat der Judenspricht von Relativierung

von NS-Verbrechen

Die Deutschenals einzige Schurken der

Weltgeschichte

Als leidenschaftlicher Libera-ler schließt Focus-Chef Hel-mut Markwort sein im ersten

Teil zitiertes Editorial mit den Sät-zen: „Das linke Gesinnungspolizi-sten Andersgläubige jagen, ist keineÜberraschung. Daß aber Liberale– auch Deutsche – die Meinungs-freiheit und Denkfreiheit mißach-ten, ist ein peinliches Erlebnis. Siesollten über die Fundamente des Li-beralismus nachdenken, und siesollten nachlesen, was ImmanuelKant über den Unterschied zwi-schen Recht und Moral geschriebenhat.“ Markworts Text ist insofernMakulatur, als aus dem Konjunktivim Fall Buttiglione inzwischen einIndikativ geworden ist.

Die Hetze eines Volksfront-Bünd-nisses aus den erwähnten Parteiengegen einen bekennenden Konser-vativen und Christen war, im Vereinmit den Medien, wie wir wissen,erfolgreich. Barroso zog seinenKommissionsvorschlag in letzterSekunde zurück; Buttiglione gabwenig später, nicht zuletzt aufDruck seines Ministerpräsidenten,der den Unterzeichnungsakt derneuen EU-Verfassung in Rom nichtbelasten wollte, auf. Er bleibt in derEwigen Stadt als Europaministerseines Landes, dessen Regierung –neben der österreichischen – dasbevorzugte Haßobjekt aller Linkendes Kontinents ist.

Besonders hervorgetan hat sich indiesem Fall von Gesinnungsterrorein weiteres Mal der deutsche Abge-ordnete Martin Schulz, Fraktionschefder 200 Sozialdemokraten im EU-Parlament. Schulz, lange eine sinistreHinterbänklerfigur, hat sich für dieLinke unsterbliche Meriten mit sei-ner böswilligen At-tacke auf SilvioBerlusconi erwor-ben, als er ihn nachdessen Rede vordem EU-Parlamentmit inquisitori-schen Fragen nichtetwa zu kritisieren,sondern zu provozieren und zu be-leidigen versuchte. Berlusconi,schlagfertig und mit scharfem Sar-

kasmus, hatte den Deutschen voll-kommen zu recht als einen potentiel-len Lager-Kapo erkannt und ihm ei-ne entsprechende Rolle in einerseiner Filmproduktionen angeboten.Der tödliche Beleidiger war nun sel-ber tödlich beleidigt, und seine deut-

schen Medienhelfer sahen in ihm einOpfer des gehaßten Italieners.

Auch deshalb war der „Fall“ Butti-glione für Martin Schulz ein hoch-willkommener; erneut konnte ersich vor und hinter den Kulissen inSzene setzen: Ersatz-St.Just und -Ro-bespierre in einem. Die Häme aufseinem Gesicht, als Barroso seinenRückzug vor dem Parlament be-kanntgab, reichte ihm nicht; er legte– in direkter Rede an den Gedemü-tigten – noch nach und bescheinigte

ihm, er sei „in denletzten Monatenauf dem Wege ge-wesen, ein Stückdes Kredits aufsSpiel zu setzen“,aber mit „der Ent-scheidung vonheute“ sei er dabei,

„den Kredit wieder zurückzuholen“.In Ton und Gestik kopierte Schulzdabei niemand anderes als jene NS-

Größen, die während der Debattezum Ermächtigungsgesetz 1933 imReichstag zynisch Hohn über dieGeschlagenen ausgossen.

Gekrönt allerdings wurde dasganze niederträchtige Schauspiel

ausgerechnet und doch nicht wirk-lich überraschend durch den Chefder Konservativen im EU-Parla-ment, den deutschen CDU-PolitikerPöttering, der imschon erwähntenFocus noch perInterview bekräf-tigt hatte, mitsamtseiner EVP-Frak-tion hinter Barrosound Buttiglione, zustehen und seineHoffnung, daß die Kommissiondurchkommen könne, mit dem nai-ven Hinweis unterstrich, schließlichhätten die Konservativen 1999 jaauch für eine „linkslastige Kommis-sion gestimmt“ – Pöttering hieltnach der Totalniederlage nicht etwaein Plädoyer für Meinungs- und Ge-sinnungsfreiheit, sondern faselte insEU-Parlamentsplenum etwas voneinem „Prozeß der Parlamentarisie-rung“, dem man sich gewiß nichtentgegenstellen wolle. Das Gesicht,

das er dabei machte, sprach aller-dings Bände. So jedenfalls müssendie Gesichter jener bürgerlichenAbgeordneten des DeutschenReichstages ausgesehen haben, dieseinerzeit dem Ermächtigungsge-setz Hitlers zugestimmt haben.

Im ZDF-Mittagsmagazin sprachunterdessen der Brüssel-Korrespon-dent des Senders von einem eindeu-tigen „Sieg der Demokratie“. Aber

wenn das ein „Siegder Demokratie“war, dann ist derVatikan, desseneben veröffentlich-ter Sozialkate-chismus die theo-logische SichtButtigliones auf

die Homosexualität ausdrücklichbestätigt, offenbar ein feindlichesObjekt.

In Österreich wären die linkenEU-Armeen fast einmarschiert, weilihnen die konservative Regierungs-koalition zutiefst mißfiel, obwohl sieAusdruck des demokratisch zustan-degekommenen Wählerwillens war.Der Vatikan ist eine absolute Monar-chie. Wann, bitte, beschließt das EU-Parlament seine Eroberung? �

Angriff auf Christentum und GewissenDer »Fall« Buttiglione schwächt die Konservativen (Teil II) / Von Ulrich SCHACHT

Zweifelhaftes Engagement:Seit langer Zeit mal wiedersorgten zweideutsche Abgeordnete imEU-Parlament für Wirbel. Der Grüne DanielCohn-Bendit (l.) und der SPD-Poli-tiker MartinSchulz (r.) kämpften entschlossen gegen die Einset-zung des italieni-schen Konservati-ven RoccoButtiglione alsEU-Kommissar.

Foto: AFP

Martin Schulz hatteschon einmal Ärger mit

Berlusconi

CDU-Politiker Pöttering erwies sich als

Wendehals

Michels Stammtisch:

Vaterlandsverrat

„Ich werde einen Deubel tun, ei-nen neuen Vorschlag zu machen“,sagte Bundesfinanzminister HansEichel, als sein Vorschlag zur Mani-pulation des 3. Oktobers als deut-scher Nationalfeiertag abgeschmet-tert worden war. Das solltenvielmehr diejenigen tun, die denRegierungsvorschlag abgelehnt hät-ten, maulte Eichel verärgert. AmStammtisch im Deutschen Haushandelte er sich dafür bittere Kom-mentare ein, die von „Vaterlands-verrat“ bis „Schnapsidee“ reichten.

Die gesamte Spitzenmannschaftder SPD sei blamiert, hieß es amStammtisch. Hatten doch KanzlerSchröder, Wirtschaftsminister Cle-ment und die Gesundheitsministe-rin Schmidt mit dem SPD-Partei-vorsitzenden Müntefering den Planabgesprochen, den Eichel voll-strecken sollte. Doch selbst die Grü-nen wollten dabei nicht mitmachen.Schröder hatte vergessen, sie zu in-formieren, und deswegen waren siebeleidigt, meinte der Stammtisch.Am 9. November 1989, als in Berlindie Mauer fiel und im DeutschenBundestag spontan die National-hymne anstimmt wurde, waren esAbgeordnete der Grünen gewesen,die aus dem Plenarsaal liefen.

Grundsätzlich zeigte sich bei die-sem in anderen Ländern unvorstell-baren Umgang mit dem National-feiertag, daß die Alt-68er in der SPDein gestörtes Verhältnis zur Wieder-vereinigung hatten und haben. Ei-chel, so wußte der Stammtisch, ließals Vorsitzender der hessischenSPD noch im März 1990 in Erfurtdie Parole verbreiten, wer die Ein-heit wolle, sei ein Brandstifter.

Der Stammtisch zog seineSchlußfolgerung: Was jetzt mit dem3. Oktober geschehen sollte, warkein Ausrutscher oder organisatori-sches Mißgeschick, sondern Aus-druck des Denkens und Fühlens ei-ner ganzen SPD-Generation.

05_PAZ46 09.11.2004 12:22 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

Page 6: Foto: pa In der Ausstiegsfalle - Preußische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2004/paz4604.pdf · 2011-12-23 · ne Renaissance der Atomkraft-nutzung hin. Und auch

6 Folge 46 – 13. November 2004 A U S A L L E R W E L T

Die Niederlande stehen unterSchock. Am selben Morgen,als aus den USA die Nach-

richt vom Bush-Wahlsieg über denAtlantik kam, erschoß und (!) erstachein 26jähriger marokkanischer Isla-mist mit niederländischem Paß den47jährigen Filmemacher Theo vanGogh in Amsterdamauf offener Straße.Anschließend ramm-te er dem Opfer miteinem Messer einBekennerschreibenin den Bauch.

Van Gogh galt alsder „politisch inkor-rekte Michael Mooreder Niederlande“.Obwohl selber ausdem linken Milieustammend, warendem Berufsprovoka-teur die immer sicht-barer werdendenSchattenseiten dergrenzenlosen Duld-samkeit gegenüberbestimmten Einwan-derergruppen nichtverborgen geblieben.In seinem jüngstenFilm „Submission“( U n t e r o r d n u n g )prangerte er mit dra-stischen Bildern dieUnterdrückung derFrau im Islam an. Da-für mußte er jetztsterben.

Van Gogh steht in einer Reihe mitdem kometenhaft aufgestiegenen Po-litneuling Pim Fortuyn, der im Mai2002 von einem Linksradikalen vordem Fernsehstudio in Hilversum er-schossen wordenwar. Auch Fortuyn,ein bekennenderHomosexuel ler,hatte lautstark dar-auf hingewiesen,wie die niederlän-dische Toleranz ge-rade jenen Kräftendas Feld bereite, die die Freiheit nurnutzten, um sie zu beseitigen, allenvoran religiös fanatische Einwande-rer. In Amsterdam mit seinem rund40prozentigen Ausländeranteil ge-hen auf zahlreiche Schulen nur noch„Schwarze“. In gewisse Stadtteiletraut sich selbst die Polizei nichtmehr hinein, weiße Niederländerkönnen die Gegenden kaum nochbetreten. Die multikultibegeisterte,

tonangebende Politschickeria igno-rierte die fatale Entwicklung eisern,doch im Volk rumorte es schon län-ger. Statt respektvoll von „unserenMitbürgern ausländischer Herkunft“zu sprechen, wurden die besondersgefürchteten arabischen Zuwanderertuschelnd mit Schimpfwörtern be-

legt wie „Sandneger“ oder „Rif-Rat-ten“ (nach dem nordwestafrikani-schen Gebirgszug). Den verkniffenen„Doppelsprech“ von öffentlicherSchönrednerei und heimlicherFurcht und Verachtung durchbrach

Filmemacher vanGogh mit Verveund bewußterFrechheit.

Der bestialischeMord traf die Hol-länder ins Mark –aber längst nicht

nur sie, galten die Niederlande dochder europaweiten Linken als Vorbildan Toleranz und Offenheit. Drogen-freigabe, freizügige Einwanderungs-politik und eine geradezu unendli-che Akzeptanz gegenüber jedwederRandgruppe mit Ausnahme vonKonservativen oder Rechten mach-ten das kleine Land jahrzehntelangzum Schnee-Ei linksbürgerlicher Zu-kunftsträume, als real gewordene Vi-

sion des bunten, fröhlichen Mitein-anders der unterschiedlichsten Kul-turen, das alle die Lügen strafte, dievor „Überfremdung“ warnten undauf das latente Konfliktpotential vonVielvölkergesellschaften hinwiesen.Jetzt dämmert – blutverschmiert –die späte Erkenntnis, daß die Kassan-

dras recht gehabt haben könnten.Damit wird nicht bloß die Grundlageeines ganz eigenen niederländischenNationalbewußtseins erschüttert. Esgeht längst um die Frage, ob die bis-lang praktizierte Gleichmütigkeitgegenüber der Ausbreitung des Islamin Europa womöglich Folgen zeitigt,die unsere liberalen Gesellschafteninsgesamt erschüttern. Eine Bot-schaft, die weit über das Land derDeiche und Grachten hinausweist.

Nach dem Mord an van Goghmußten Hundert-schaften berittenerPolizei rechte De-monstrationen imsonst so fried-lichen Amsterdamauflösen, wurdedas für gewöhnlichfrei zugänglicheRegierungsviertel hermetisch abge-schirmt und werden Moscheen unterstrenge Bewachung gestellt. „Ist das

multikulturelle Zusammenleben ge-scheitert?“ fragen sich die niederlän-dischen Medien quer durch alle po-litischen Lager. Bezeichnenderweiserichtet sich die Furcht der politi-schen, intellektuellen und medialenEliten indes nicht etwa vor allem aufweitere islamistische Attentate, son-

dern auf möglicheReaktionen der Ur-Holländer. Die spon-tanen Wut-Demosauf AmsterdamsStraßen werden alsböses Zeichen einesheraufdämmernden„Rassismus“ gedeu-tet. Die eingeübtenReflexe funktionie-ren also noch.

Doch sind auch bi-zarre Reaktionen zuvermerken, die dasAusmaß der Verwir-rung im linken Milieu begreifbarmachen. Aufge-schreckte Intellek-tuelle schmieden öf-fentlich Auswande-r u n g s p l ä n e .Meistgenanntes Zielist ausgerechnetDeutschland, dabeigehörte es gerade imd o m i n i e r e n d e nlinksliberalen Lagerder Niederlande seitjeher zum „guten“Ton, sich besonders

antideutsch zu gebärden und auf die„Moffen“ arrogant einzudreschen,weil sie nicht so tolerant seien wiedie Niederländer und im Grunde ge-nommen alle verkappte Nazis. DerAntigermanismus gilt in Holland alsdie einzig „erlaubte“ Form von Ras-sismus.

Überdies stammen die vermeint-lichen Flüchtlinge weitgehend ausjenen Kreisen, die die „multikultu-relle Gesellschaft“ besonders ei-fernd propagiert hatten und jeden

Abweichler unterFaschismusver-dacht stellten. DieZauberlehrlingehaben es nun mitder Angst zu tunbekommen undlassen die ge-wöhnlichen Hol-

länder mit ihrem gescheiterten„gesellschaftlichen Experiment“ al-lein. Hans Heckel

Das Ende von »Multikulti« Die Niederlande befinden sich nach dem Mord an Theo van Gogh in einer tiefen Identitätskrise

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Holland in Aufruhr: Der brutale Mord an dem Filmemacher van Gogh hat in der Niederlanden eine lange ge-sellschaftlich unterdrückte Debatte zum Thema Einwanderung eröffnet. Foto: AFP

Fortuyns Äußerung zum Thema übertriebene

Toleranz war tödlich

Prediger unbedingterToleranz bekommen esmit der Angst zu tun

Die Koalition der Willigen imIrakkrieg zerfällt weiter – spä-

testens nach dem Ablauf der ge-planten Wahlen im Irak gegen En-de März 2005 will Ungarn seineTruppen – ein 300köpfiges Trans-portkontingent – zurückziehen. Sowill es der sozialistische Regie-rungschef Ferenc Gyurcsány. Deroppositionelle Bürgerbund lehntdas Vorhaben ab, möchte sogarnoch früher die Soldaten nachHause holen – vorzugsweise zumJahresende. Kleinere Oppositions-parteien wie die MDF fordernschon lange das Ende des Iraken-gagements. Das Mandat des unga-rischen Parlaments für die Trup-penentsendung läuft EndeDezember ab – eine Verlängerungist somit ausgeschlossen. SV

Sicher ist sicher

Die Ostsee soll sicherer wer-den. Nicht nur nach dem

Willen der Anrainerstaaten, son-dern auch nach dem Willen dergroßen Erdölgesellschaften. Schonjetzt sind auf vielen Schiffen Lot-sen im Einsatz. Tanker der BP sol-len sogar schon ab Anfang 2005für Transporte auf der Ostsee nurnoch mit Doppelhülle zum Einsatzkommen. Die doppelten Wändesollen im Falle einer Havarie dasAuslaufen von Öl und die darausresultierenden massiven Umwelt-schäden verhindern. Auch die Lot-sen dienen der Risikominimie-rung. Offiziell verpflichtet zumEinsatz der neuen Schiffe undschärferer Sicherheitsmaßnahmensind die Reeder erst ab 2010. Al-lein BP will bis 2006 46 Doppel-hüllentanker anschaffen. Dennochwerden Sicherheitsfragen nochlange auf der Tagesordnung blei-ben, denn nur 20 Prozent aller Un-fälle gehen auf technisches Versa-gen, 80 Prozent auf menschlicheszurück. Im Zweifelsfall soll danndie „zweite Haut“ das Schlimmsteverhindern. A.S.

Vom Süden lernen

Ungarns Unternehmer sehnensich offenbar nach einem

Wandel im Steuerwesen des für siewichtigen HandelspartnersDeutschland. Ungarische Berater-firmen informieren ihre Klientenneuerdings ausführlich über dasals komplex empfundene deutscheModell. Gemeinsames Fazit: Wür-den die Deutschen doch von Bos-nien oder Kroatien lernen – dortgibt es eine Einfachsteuer. EB

Unwillige Koalition

06_PAZ46 09.11.2004 14:56 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

Page 7: Foto: pa In der Ausstiegsfalle - Preußische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2004/paz4604.pdf · 2011-12-23 · ne Renaissance der Atomkraft-nutzung hin. Und auch

7A U S A L L E R W E L T Folge 46 – 13. November 2004

Eine »Absage an die Demokratie« In Zeiten des Terrors gestattet sich Rußlands Präsident einen massiven Ausbau seiner Macht

Als Wladimir Putin für eineweitere Präsidentschaftspe-riode gewählt wurde, hätte er

sich für die Weiterführung seinerAmtsgeschäfte sicher einen ruhige-ren Fortgang der Ereignisse ge-wünscht. Die Anschläge auf die Mo-skauer Metro und zwei Flugzeugesowie zuletzt das Geiseldrama vonBeslan haben die russische Demo-kratie tief erschüttert. Die tschet-schenische Problematik ist zum Ta-gesthema geworden, das Thema„Innere Sicherheit“, das schwinden-de Vertrauen der Bevölkerung in dieFähigkeit der Regierung, für ihrenSchutz zu sorgen, steht auf der Ta-gesordnung des politischen Alltags.Die russischen Metropolen Moskauund St. Petersburg besuchten seitAugust 30 Prozent weniger Touri-sten.

Nun rüstet der Kreml auf. In sei-ner Rede nach Beslan sprach Putindavon, daß Rußland sich im Kriegbefindet. Als Feinde werden abstraktTerroristen oder Tschetschenen ge-nannt, indirekt sind nach Meinungrussischer Politologen auch die USAund ihre westlichen Verbündeten ge-meint, die die Reformen des Präsi-denten nicht befürworteten, weil sieeigene Interessen im Kaukasus ver-folgten und deshalb die tschetsche-nischen Terroristen unterstützten.Kritiker meinen, daß Putin zur Rhe-torik Stalins zurückkehre, wenn ervon der Front in jedem Haus und aufallen Straßen spreche. Nun werdedeutlich, daß mit Putin Militärs undBürokraten an die Macht gekommenseien, die sich dazu berufen fühlten,nach Perestrojka und dem Chaos derJelzin-Ära die Ordnung wiederher-zustellen, wobei sie sich auf ihre ei-genen, auf marxistischer Ideologiebasierenden Ideale stützten. Für Li-berale sei in der Duma kein Platz,und alle Andersdenkenden rangier-ten als innere Feinde.

Für eine solche Sicht spricht dieMaßnahme des Präsidenten, in Zu-kunft die Gouver-neure russischerRegionen selbst zubestimmen. FSBund andere Si-cherhei tskräf tesollen umstruktu-riert und vomStaatsoberhauptstärker kontrolliert werden. Es sollder Staatsduma sogar ein Antrag aufeine Gesetzesänderung vorliegen,derzufolge die Bewegungsfreiheitder Bürger nach sowjetischer Praxiseingeschränkt würde.

Die Gesetze zum Tragen von Waf-fen sollen liberalisiert werden. Schonheute bewaffnen sich viele Russen,die das Vertrauen in ihre Obrigkeitverloren haben. Sie kaufen leicht zu-gängliche Jagdge-wehre und Selbst-ve r te i d i g u n g s -waffen. Diejenigen,die ohnehin mitRechtsstaatlichkeitnichts anzufangenwußten, hattensich schon auf demSchwarzmarkt ver-sorgt. Ein Moskau-er Waffenhändlererzählte der Zei-tung Argumenteund Fakten, beiihm gingen täglichzwei bis drei Jagd-gewehre über dieLadentheke, fürdie eine Lizenznotwendig sei. Die-se Lizenz ist inRußland problem-los zu bekommen.Normalerweisedauert es nach An-tragstellung einigeWochen, bis maneine Lizenz erhält,für 150–200 US-Dollar bekommtman sie sofort. Ko-pien von Kala-schnikows und Remingtons gehörenzu den Rennern auf dem Schwarz-markt.

Nach dem Geiseldrama wurden inBeslan Waffenkontrollen durchge-führt. Seit Sommer dieses Jahreskonnte die Polizei in der Nordkauka-sus-Republik bereits 35 Maschinen-gewehre, 600 Granaten, 480 KiloSprengstoff sowie anderes, aus Mili-tärbeständen stammendes Kriegsma-terial sicherstellen.

Konflikte nationaler Gruppen spit-zen sich derweil zu. In der russi-

schen Hauptstadtkam es zu einemVorfall in der Me-tro, bei dem vierMänner schwerverletzt wurden.Eine Gruppe von20 bis 40 Skin-heads drang in ei-

nen Waggon ein, ergriff die Männermit kaukasischem und asiatischemÄußeren, begann mit dem Ausruf„Das ist für die Anschläge“ sie zumißhandeln. Als die Männer sichzur Wehr setzen wollten, wurden sie

mit Messern attackiert und zum Teillebensgefährlich verletzt. EinigeSkinheads konnten festgenommenwerden. Es waren zwei Schüler undein Student.

Über ihre Motive wurde nichts ge-schrieben. Tschetschenen als FeindeRußlands und per se als Verbrecherzu bezeichnen, pflegt auch die offi-zielle Seite. Interfax verbreitete dieMeldung, für die Ermordung Paul Chlebnikows (Chefredakteur der rus-sischen Ausgabe des Magazins For-bes) seien zwei Tschetschenen ver-antwortlich gewesen, die jetzt gefaßtwerden konnten.

Zu den von Präsident Putin in Er-wägung gezogenen Maßnahmen zurStärkung der staatlichen Autorität ga-ben seine Vorgänger Gorbatschowund Jelzin der Moskauer News Inter-views. Gorbatschow kritisierte zu-nächst die Sicherheitsdienste, weilsie weder den Terrorakt selbst nochseinen blutigen Ausgang verhindernkonnten, und forderte personelleKonsequenzen. Die Verantwortlichengehören seiner Meinung nach abge-setzt. Den Kampf gegen Korruptionmüsse die Regierung vorantreiben,sich aber auch um die sozialen Pro-bleme im Nordkaukasus kümmern.

Putins neuerliches Machtgebarenlehnte Gorbatschow entschieden ab.

„Das ist in Wahrheit eine Absage andie Demokratie.“ Mit Gewalt sei Ter-rorismus nicht zu bekämpfen. Ersieht die Terroranschläge der vergan-genen Monaten als direkte Folge von

Kriegshandlungenim Kaukasus undpräferiert eine po-litische Lösung.Hierzu sei es hilf-reich, Gesprächemit gemäßigtenKämpfern zu füh-ren und sie vonExtremisten zutrennen.

Er empfiehlt derRegierung, sich beiihren Handlungenstärker an der Ge-sellschaft zu orien-tieren. Korruptionsei ohne ein nor-males Parlamentund ohne Presse-freiheit, das heißtohne Kontrolle derGesellschaft, nichtzu verhindern.Beim derzeitigenRegierungskurs ge-schehe das Gegen-teil: Die Losung„Kampf dem Terro-rismus“ als Recht-fertigung nutzend,würden die demo-

kratische Freiheit beschnitten, Mei-nungsfreiheit und freie Wahlenunterbunden. Heute gebe es ohnehinnur noch „Geldsack“-Parteien, die zuallem „Ja“ und „Amen“ sagten. Er ap-pellierte an die Vernunft der Politiker,Wähler und des Präsidenten, sich fürden Erhalt der mühsam erlangtenDemokratie einzusetzen.

Im Tenor ähnlich äußerte sich Jel-zin. Nach Beslan müsse er an die Ver-nunft der Verantwortlichen appellie-ren, sich an die Verfassung zu halten.Nach der Tragödie sei deutlich ge-worden, daß man sich das Maß anSiechtum, Verantwortungs- undSorglosigkeit nicht mehr leisten kön-ne. Die Regierung müsse schnell undhart handeln. Jedoch zielten die Maß-nahmen, die bisher von der Führunggetroffen wurden, nur darauf ab, diedemokratischen Freiheiten in Kettenzu legen. Eine Rücknahme demokra-tischer Freiheiten und der Abbau de-mokratischer Rechte sei als Sieg derTerroristen zu werten. Nur ein demo-kratisches Land könne dem Terro-rismus entgegentreten und auf dieUnterstützung zivilisierter Länderhoffen. M. Rosenthal-Kappi

Das am vergangenen Sonntag inMakedonien abgehaltene Refe-

rendum ist gescheitert, weil statt dererforderlichen Beteiligung von min-destens 50 Prozent nur knapp überein Viertel der Stimmberechtigtenan die Urnen ging. Das Volksbegeh-ren war von slawisch-nationalisti-schen Parteien initialisiert wordenund sollte die unter EU-Ägide aus-gehandelte „Regionalisierung“ desLandes verhindern. Bei der Neure-gelung sind vor allem zwei PunkteAnlaß zu Irritationen: Durch Einge-meindung von umliegenden Dör-fern erhalten zwei westmakedoni-sche Städte eine albanischeMehrheit. Und in der HauptstadtSkopje wird Zweisprachigkeit einge-führt, was ebenfalls die Albaner be-günstigt. Denn unter dem Zwangder Slawisierung hatten zwar die Al-baner Makedonisch, die Slawenaber nicht Albanisch gelernt.

Somit würden bei der Rekrutie-rung von zweisprachigen Beamtendie Albaner klar im Vorteil liegen.

Wenn sich die Regierung und die„Europäer“ durch die Ablehnungdes Begehrens nun bestätigt fühlen,grenzt dies allerdings an Selbstbe-trug. Denn daß die Albaner nichtteilnehmen würden, war ohnehinklar. Und das Interesse an Wahlenund Abstimmungen wird allgemeinimmer geringer. Mißstände und na-tionale Spannungen aber bleibenund werden sich früher oder späterin neuen Gewaltausbrüchen be-merkbar machen.

Die USA können sich immerhinüber eine wahre Amerika-Euphorieunter den Makedoniern freuen,nachdem Washington den Namen„Makedonien“ anerkannte. Völker-rechtlich heißt dieses Zerfallspro-dukt Tito-Jugoslawiens nämlich im-mer noch „FYROM“, was für„Former Yugoslav Republic of Ma-kedonia“ steht. Bei den Griechenallerdings, die den Namen „Make-donien“ bisher erfolgreich verhin-dern konnten, wächst dementspre-chend die US-Feindlichkleit. RGK

Polens FavoritDas Bush-Land Europas

In vielen polnischen Kreisen undHaushalten knallten die Sektkor-

ken, als klar war, daß George W. Bushabermals US-Präsident wurde. „Po-len ist das Bush-Land auf dem euro-päischen Kontinent“, jubelte ein pol-nischer Sender. Die halbamtlicheRzeczpospolita (Die Republik) veröf-fentliche auf Seite 1 eine von ihr inAuftrag gegebene Umfrage, nach derGeorge W. Bush in Polen überall mit41,1 zu 31,9 Prozent für John F. Kerrynahezu flächendeckend in allen Woi-wodschaften gewählt worden wäre,auch in der Woiwodschaft Oppeln,aus der Kerrys Vorfahren stammen.

Bush-Fans, das seien die Spitzennahezu aller Parteien, auch der Ex-kommunisten und Liberalen. Fernerdie Kirchen, das Offizierscorps, dieWirtschaft, die Arbeiterschaft unddie Bauern. Und Professor ZbigniewLewicki, Direktor des polnischen„Zentrums für US-Studien“,schwärmte in der Rzeczpospolita:

„Bush als klare, entschiedene Person,der konkrete Ziele realisiert, kommtin Polen gut an“ und – „was wichtigsei“ – er widersetze sich den Aspira-tionen Frankreichs und Deutsch-lands.

In Polen schätzt man, so war invielen Gesprächen vor Ort zu erfah-ren – Bushs Beachtung der „christ-lichen Werte“ und dessen politischeund militärische Zuverlässigkeit. Zu-mal ja Polen drei Diktaturen imRücken habe: Weißrußland, dieUkraine und vor allem Rußland.

Offen gab man zu verstehen, daßweder John Kerry noch FrankreichsPräsident Chirac oder der deutscheBundeskanzler Gerhard SchröderStandfestigkeit und Zuverlässigkeitaufwiesen.

Für Polens Politik zahle sich aus,daß es nun weiter seine Position als zuverlässigster Partner der USAauf dem europäischen Kontinentausbaue. Und mit Blick auf die EU meinten sogar Polens Liberale(Freiheitsunion, UW) man werdenoch genauer hinschauen, was inBrüssel und Straßburg geschehe.Das geplante Referendum zur EU-Verfassung stehe zumindest in Polenunter einem sehr großen Fragezei-chen. J. G. Görlich

Chinareise: Putin zeigt sich trotz unterschiedlicher Interessen im Umfeld derJukos-Öllieferungen gern beim Nachbarn in Peking. Foto: Reuters

BegehrlichkeitenMakedonien und die Nutznießer der Slawisierung

Der verborgene SiegDie USA haben gewählt – was die republikanischen Mehrheiten bewirken

Weitgehend unbemerkt vollzogsich im Schatten des Sieges der

Republikaner im Kampf um das Wei-ße Haus auch eine Reihe scheinbarkleinerer Siege. Sie kündigen dieneue, konservative und stark amevangelikalen Christentum orientier-te Ausrichtung Amerikas machtvollan, lassen erahnen, wie groß derRückhalt für George W. Bush bei sei-nen Anhängern im Süden und Mitt-leren Westen, den ländlichen Regio-nen, ist.

So wurden den Wählern in 34Bundesstaaten neben der Wahl desPräsidenten insgesamt 162 Volksab-stimmungen vorgelegt. Zu den Ver-lierern zählt demnach neben JohnKerry auch die „Homo-Ehe“. Nacheiner Anzahl von Massenhochzeitenschwuler und lesbischer Paare – inSan Francisco erteilte der Bürger-meister mehr als 4.000 Paaren dieHeiratserlaubnis – äußerte nun der„Durchschnittsamerikaner“ seineMeinung, per Stimmzettel. In elfBundesstaaten stimmte er für das

Verbot der gleichgeschlechtlichenEhe – insgesamt lehnten 75 Prozentdiese Form des Jawortes ab.

Ohne starke Opposition wird fürBush die Besetzung von Richterpo-sten im bereits konservativ-republi-kanisch dominierten Obersten Ge-richt ein leichtes sein. Prüfungen auf

Verfassungskonformität politischerEntscheidungen könnten sich end-gültig zur Formsache entwickeln, zu-mal die Richter auf Lebenszeit imAmt verbleiben. In den beiden Kam-mern des Kongresses verfügt Präsi-dent Bush nun über eine Mehrheit,die ihm erlaubt, ungehindert seineGestaltungswünsche umzusetzen,Weichen zu stellen, die Amerikas po-litische Landschaft grundlegend aufviele Jahre verändern können. Im Se-

nat, vergleichbar ungefähr mit demdeutschen Bundesrat, werden zu-künftig 55 Republikaner 44 Demo-kraten mit Leichtigkeit überstimmen.Sie könnten zum Beispiel Kampfein-sätze absegnen oder eine Änderungdes umstrittenen „patriot act“, derdie Bürgerrechte zugunsten innererSicherheit einschränkt, verhindern.Das Repräsentantenhaus (vergleich-bar dem Bundestag) wird womöglichebensowenig seine für das US-Sy-stem wichtige Kontrollfunktion desPräsidenten (checks and balances)wahrnehmen, denn auch hier habenRepublikaner dazugewonnen (vierSitze, insgesamt 231 Republikaner,200 Demokraten). Beide Kammernkönnen aufgrund klarer Mehrheitenjetzt besser Gesetze koordinieren, einVeto gegen den Präsidenten (nur mitZweidrittelmehrheit) wird praktischunmöglich. Gefahr droht also nur ausden eigenen Reihen – bei möglicher-weise nötigen Steuererhöhungenoder wenn (wie üblich) Bundesstaa-teninteressen den Präsidenten zuKompromissen zwingen. SV

Terror undGegengewalt spitzen

sich zu

George Bush – Präsidentohne Hindernisse?

»Das alte Europa«bleibt unbeliebt bei der

Mehrheit der Polen

07_PAZ46 09.11.2004 14:30 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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8 Folge 46 – 13. November 2004 S E R I E

Schwenkitten ’45 Geschichte eines Tages

und einer Nacht

In der Nacht vom 25. zum 26. Ja-nuar erhielt die Geschützbriga-de vom Stab der Artillerieeinheit

die Meldung, daß unser vorgescho-benes Panzerkorps die Ostsee er-reicht hat! Das bedeutet: Ostpreu-ßen ist von Deutschland ab-geschnitten!

Abgeschnitten einstweilen nurdurch diesen langen, schmalen Keil,hinter dem die Schleppe von Trup-pen aller Waffengattungen herzie-hen wird. Aber – die Zeiten, in de-nen wir zurückwichen, sind vorbei.Ostpreußen ist abgeschnitten. Ein-gekesselt!

Das, Genossen Politarbeiter, wür-det ihr gerne als endgültigen Siegauffassen. Das muß sich in denFrontzeitungen spiegeln. Jetzt ist esnur noch ein Kat-zensprung bisBerlin. Wenn manuns auch nichtdorthin schickt.

Seit fünf Tagensind wir auf demVormarsch durchdas brennendeOstpreußen. Undes gab nicht wenigAnlaß zum Feiern.Vor elf Tagen bra-chen wir vom e r w e i t e r t e nBrückenkopf amNarew auf. FünfTage ging es durchPolen, noch unterh a r t n ä c k i g e nKämpfen. Dochjenseits der ost-p r e u ß i s c h e nGrenze war es, alssei ein Wunder-vorhang aufge-gangen: Deutsche Einheiten fielenauseinander. Vor uns öffnete sichein unversehrtes, reiches Land, dasuns geradezu in die Handschwamm. Steinerne Häuser mit ho-hen, steilen Dächern, Schlaf in wei-chen Betten, manchmal sogar mitDaunendecken; in den Kellern un-geahnte Köstlichkeiten, Eingemach-tes; außerdem unentgeltliche Trink-gelage für den, der findet.

Und wir marschierten durch Ost-preußen in halb rauschhafter Eu-phorie, büßten die Exaktheit vonBewegungen und Gedanken ein.Nun ja, nach so vielen Jahren derOpfer und Entbehrungen darf manwohl etwas locker lassen. Das Ge-fühl, Belohnung verdient zu haben,hatte alle ergriffen, bis in die aller-höchsten Offiziersränge, und erstrecht die einfachen Soldaten. Siefanden, was sie suchten, und tran-ken.

Und tranken noch mehr aus An-laß der Einkesselung Ostpreußens.

Und am Morgen des 26. Januarwaren sieben Brigadefahrer durchMethylalkohol an Krämpfen gestor-ben, Schlepper- und Lkw-Fahrer,

auch ein paar Leute von der Ge-schützbedienung. Bei anderen hattees die Augen erwischt.

So begann jener Tag in der Briga-de. Die Erblindeten brachte man insLazarett. Und Toplew mit dem kna-benhaft rundlichen Gesicht, der ge-rade vom Oberleutnant zum Haupt-mann befördert worden war, klopftean die Tür des Zimmers, in dem Ma-jor Bojew schlief, der Kommandeurder 2. Abteilung, um das Geschehe-ne zu melden.

Bojew schlief stets fest, war abersofort hellwach. Er verfügte hier überein so wundervolles Bett mit so üp-piger Daunendecke, daß er beschlos-sen hatte, sich auszuziehen. Jetztstand er in Wollsocken auf dem Tep-pich und zog die Feldbluse an. Sie

war mit Ordenübersät: zwei„ R o t b a n n e r “ ,„ A l e x a n d e rNewskij“, „Vater-ländischer Krieg“,zwei „RoterStern“. (Zum Teilhatte er die Or-den in den Kämp-fen gegen Japan1938 und im Fin-nischen Winter-krieg erworben,und er hatte auchnoch einen drit-ten Roten Stern,den letzten, derwar aber, als erverwundet wur-de, verloren ge-gangen, oder erwar ihm gestoh-len worden.) Sohing ihm die gan-ze Brust vollerOrden, er trug sie

alle, hatte sie nicht durch eine Or-densspange ersetzt: eine angenehmeLast – einzige Freude des Soldaten.

Toplew, der erst vor einem Monatzum Stabschef der Abteilung er-nannt worden war, grüßte vor-schriftsmäßig und meldete. Sein Ge-sichtchen war besorgt, die Stimmekindlich warm. Von ihrer 2. Abtei-lung waren auch zwei Leute an demGift gestorben: Podkljutschnikowund Lepetuschin.

Major Bojew war mittelgroß, hatteeinen länglichen Kopf, doch durchden akkurat kurzen Haarschnittwirkte das Gesicht wie ein in dieLänge gezogenes Viereck mit Win-keln am Scheitel und am Kiefer. DieBrauen waren ungleichmäßig unddie Nase ein ganz klein wenig zu ei-ner tiefen Wangenfalte gewendet, alssei er in ständiger Anspannung.

Mit dieser Anspannung hörte erdie Meldung an und sagte nach ei-ner Weile bitter: „O-och, so wasDummes!“

Bei all den Beschüssen, all denBombardierungen sind sie unver-sehrt geblieben, bei so vielen Über-

gängen, an so vielen Brückenköpfen– um sich in Deutschland am Spiri-tus zu verschlucken.

Und wo soll man sie beerdigen?Sie haben sich selbst den Ort ausge-sucht.

Als sie Allenstein passierte, wardie Brigade in Gefechtsstellung ge-gangen; es war zwar nicht vorgese-hen, zu schießen, einfach der Ord-nung halber. „Nicht auf demdeutschen Friedhof. Wir werden siebei der Feuerstellung begraben.“

Lepetuschin, das war so einer:redselig, diensteifrig, sanftmütig.Und Podkljutschnikow? Groß, ge-beugt. Ein ernster Mushik. Aber hat-te sich dennoch verlocken lassen.

Die Erde war hart gefroren undsteinig, man konnte nicht tief gra-ben.

Die Särge zimmerte rasch und ge-schickt unser aus Mari gebürtigerTischler Sortow aus hiesigen, aufbe-reiteten Brettern.

Fahne aufstellen? Niemand hattejemals unsere Fahnen gesehen, au-ßer bei Paraden, wenn die Brigadeeine Auszeichnung erhielt. Für ge-wöhnlich bewahrte man sie irgend-wo in der Intendantur auf, in derdritten Staffel, um sie nicht zu ge-fährden.

Podkijutschnikow hatte zur 5. Bat-terie gehört, Lepetuschin zur 6. DieAnsprache hielt Gubajdulin, derPartorg. Er war Gegenstand des Ge-spötts für die ganze Abteilung. Heu-te war er schon seit dem Morgen be-trunken und lallte seine ewigenPhrasen von dem heiligen Vaterlandund der Höhle des Untiers, in diewir jetzt eindringen, um Rache zunehmen.

Der Führer des Ge-schützzuges der 6.Batterie, der nochsehr junge, aber kräf-tige Leutnant OlegGussew, sah peinlichberührt und angewi-dert zu. Ist Gubajdulin Partorg ge-worden, weil politische Ränge soleicht zu durchlaufen waren? Oderdank des übermäßigen Wohlwollensdes Brigadekommissars? Vor allerAugen war er im Laufe von einein-halb Jahren vom Unteroffizier zumOberleutnant befördert worden.Und jetzt belehrt er alle Welt.

Oleg Gusscew war 18 Jahre altund seit einem Jahr Leutnant an derFront, der jüngste Offizier in derBrigade. Er hatte so sehr an dieFront gedrängt, daß sein Vater, derGeneral, dem noch nicht Volljähri-gen zur Teilnahme an den Schnell-kursen für Offiziersanwärter verhalf.

Jedem nach seinem Geschick. Ne-ben Gussew stand Wanja Ostanin,ein kluger Kopf, er könnte einen Be-schuß genauso gut befehligen wie

ein Offizier. Dochin den Stalingra-der Tagen 1942wurde aus derMilitärschule, inder er sich be-fand, jeder dritteKursant an dieFront geschickt.Die Kaderabtei-lung hatte Ostanin ausgesucht, weilseine Personalakte einen „Kratzer“aufwies: „Zugehörigkeit zur Familieeines unbelehrbaren Einzelbauern“.Jetzt trug dieser 22jährige – eigent-lich Offizier – die Schulterstücke ei-nes Oberfeldwebels.

Der Partorg hatte geendet. Gussewzog es zu den Särgen zwei Schrittvor. Es sollte so nicht enden, sonicht, ach! Aber eine Rede gelangihm nicht. Mit zugeschnürter Kehlebrachte er nur heraus „Weshalbdenn so, Brüder, weshalb?“

Die Särge wurden geschlossen.Zugenagelt. An Stricken hinunterge-lassen. Mit fremder Erde zugeschüt-tet.

Gussew mußte an die Bombardie-rung durch Junkersmaschinen beiRetschiza denken: Da war niemandverwundet worden und kaum etwasbeschädigt, nur in den Verpfle-gungswagen war ein Splitter ge-drungen und hatte eine Dreiliterfla-sche Wodka auslaufen lassen. Wiedas die Jungs schmerzte! Kaum we-niger als eine Verwundung. Die so-wjetischen Soldaten wurden mit Al-kohol nicht verwöhnt …

In die Grabhügel wurden Pfosteneingerammt, vorerst ungestrichen.

Und wer wird sich um die Gräberkümmern? In Polen gab es deutscheKriegsgräber aus dem Jahr 1915.

Ischtschukow, der Nachrichtenchef,hat die Kreuze am Narew ausgrabenlassen und zerstört. Rache ... Undniemand sagte einen Ton. Denn beiihnen stand Larin, der Mann vomSmersch.

Gussew ging an dem bedrücktenSoldatenhäufchen vorbei und hörte,wie einer aus seinem Zug von derdritten Geschützbedienung, zu derLepetuschin gehört hatte, der klei-ne, lebhafte Jursch, kläglich sagte:„Aber wie soll das denn gehen –sich beim Spiritus zurückhalten,Leute?“

Wie man sich zurückhalten soll?Darin liegt eben die Qual – mandenkt, es wird schon nichts passie-ren. Es war, als habe ein grauer Flü-gel die Gesichter gestreift. Alle wa-ren bedrückt. Der Geschützführer

Nikolajew, auch einer aus Mari,blickte äußerst mißbilligend mit zu-sammengekniffenen Augen. Er rühr-te Wodka überhaupt nicht an.

Und das Leben läuft weiter, for-dert. Hauptmann Toplew ging inden Brigadestab, um zu erfahren,wie die Todesnachricht abgefaßtwerden sollte.

Der magere, hochaufgeschosseneStabschef Oberstleutnant Weresso-woj antwortete im Gehen: „Hat derKommissar schon festgelegt: ‚Starbfür die Verteidigung des Vaterlandesden Tod der Tapferen.‘“ Selbst zer-brach er sich den Kopf, wen er jetztan das Lenkrad der Wagen setzensollte, wenn wir aufbrechen.

Der überwältigend rasche Durch-bruch unserer Panzer zur Ostseeveränderte das ganze Bild unsererostpreußischen Operation. Und dieSchwere Artillerieabteilung brauch-te nirgendwohin zu eilen, wurdeheute oder morgen von niemandembenötigt.

Der Brigadekommandeur hinkteseit einiger Zeit. Er hatte einen Ab-szeß am Knie, und der Brigadearzthatte ihm geraten, die Sache nichtzu verschleppen, sondern heute insLazarett zu gehen und sich operie-ren zu lassen. Daher war der Briga-dekommandeur abgefahren undhatte seinen Stabschef Weressowojstatt seiner zurückgelassen.

Von nirgendwoherBeschuß, auch nichtaus der Luft. Wederbei uns noch bei denDeutschen. Es war,als sei der Krieg zuEnde.

Der Tag war nicht kalt, dicht be-wölkt, trübe. Einstweilen wurdendie Abteilungen aus ihren festgeleg-ten Feuerstellungen abkommandiertund alle drei beim Brigadestab zu-sammengezogen.

Leise schlich die Dämmerungherauf. Beim Vordringen in Europarechneten wir immer noch mit Mos-kauer Zeit. Es wurde daher gegenneun Uhr hell und dunkelte gegensechs Uhr.

Da kam plötzlich aus dem Stabder Artillerieeinheit der chiffrierteFunkbefehl, alle drei Abteilungennach Norden in Bewegung zu set-zen, nach Liebstadt, und bei Eintref-fen entsprechend Feuerstellung sie-ben bis acht Kilometer östlich zubeziehen. Mit Hauptrichtungswin-kel 1.500. Fortsetzung folgt

Ostpreußen 1945 – Der Nobelpreisträger be-richtet in seiner autobiographischen Erzäh-lung „Schwenkitten ’45“ erstmals über seineKriegserfahrungen. Die Verteidigung der Hei-mat bei Kursk im Sommer 1943 und der Vor-stoß nach Ostpreußen im Winter 1945 sindThema dieser deutschen Erstveröffentli-chung. Alexander Solschenizyn, im ZweitenWeltkrieg Kommandeur einer Schallmeßbat-terie, macht die Tapferkeit der Soldaten, dieUnfähigkeit der Politchargen und die Not derZivilbevölkerung zu seinem Thema. Schick-

salhafte Ereignisse für Solschenizyn: Noch inOstpreußen, kurz nach den geschilderten Er-eignissen, wurde er verhaftet und in die stali-nistische Welt des Massenterrors, in den „Ar-chipel GULag“, deportiert. Mit dieser Erzäh-lung, die nun erstmals in deutscher Sprachevorliegt, knüpft der Literaturnobelpreisträgeran die großartige Prosa seines „Ein Tag im Le-ben des Iwan Denissowitsch“ an. Ab dieser Folge druckt die Preußische Allgemeine Zei-tung Solschenizyns neueste, bei Langen-Müllererschienene Veröffentlichung auszugsweise ab.

Alexander Solschenizyn: Der 1918 geborene russischeSchriftsteller gilt als einer der glaubwürdigsten und un-ermüdlichsten Kritiker der Menschenrechtsverletzungenim ehemaligen Sowjetreich. Foto: Archiv

Alexander Solschenizyn: „Schwen-kitten ’45“, Langen Müller, München2004, geb., 205 Seiten, 19.90 Euro

Das Freudenfest über den Einmarsch in Ostpreußen endete mit mehreren tödlichen

Methylalkoholvergiftungen

08_PAZ46 09.11.2004 15:20 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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Gewöhnlich sind Friedhöfegärtnerische Anlagen; wuch-tige Tannen, Ulmen, Eschen

werfen Schatten, grellfarbiges flora-les Blühen, so weit das Auge blickt,hin und wieder ein verwildertes,von Gräsern überwachsenes Grab.Unzähliges Denkmalgestein, funkel-nagelneu oder bereits abgesunken,säumt Wege und Winkel. Nichts der-gleichen findet sich auf dem „Ge-sandtenfriedhof“ in Regensburg. Erist im Wortsinn ein „Straßenfried-hof“, der südlich und östlich mitzwei schmalen Gassen die „Dreiei-nigkeitskirche“ einrahmt. Man wan-dert auf Steinpflaster – Vorsicht,nicht stolpern – an den eng anein-andergereihten, hohen Monument-Grabmälern der in Regensburg wäh-rend ihrer Amtszeit verstorbenenDiplomaten entlang. Alle erzähleneine Lebensgeschichte, die hier ihrEnde fand.

Angelegt wurde der Friedhof im16. Jahrhundert inmitten der heutehistorischen Altstadt. Er war not-wendig geworden, weil seit 1594 al-le Reichstage vom jeweiligen Kaisernach Regensburg einberufen wur-den. Anno 1663 erhielt er den Na-men „Immerwährender Reichstag“,und so blieb es bis zum Ende des„Alten Deutschen Reiches“ 1806.Ursprünglich erschienen nur Län-

derfürsten, Kurfürsten zu den Bera-tungen, später wurden Grafen undFreiherren zugelassen. Bis zu 70 Ge-sandtschaften verschiedener Staa-ten siedelten in Regensburg, sozusa-gen ein erstes Europa-Parlament.Getagt wurde im „Alten Rathaus“,im prachtvollen „Reichssaal“.

In ihrer Gesamtheit prägten dieStaatenvertreter das gesellschaftli-che Leben der Stadt, Prunk undPomp feierten Triumphe. Die Ge-sandten lebten mehr oder wenigerisoliert, bildeten einen Cercle, blie-ben also in ihrem Dasein unter sich– und eben auch im Tode. Kam es zuBegegnungen mit der Bevölkerung,so wurde diese Ehre ranghohen, rei-chen oder mit Ansehen bedachtenBürgern zuteil. Schönheit jedoch hatüberall Zutritt. So verdankt Regens-burg der Gürtlerstochter BarbaraBlomberg eine weit über die Stadthinaus wirkende Liebesgeschichte,die ohne den „ImmerwährendenReichstag“ nicht möglich gewesenwäre. Zunächst aber wandern wirdurch die Gräbergassen des Ge-sandtenfriedhofs.

Wolkengrauer Himmel, Regen nie-selt. Vereinsamter kann man sichnicht fühlen, lebensentfremdeterauch nicht. Je länger man durch die Gassenschläuche streift, je auf-

merksamer man Totendenkmalfür Totendenk-mal ins Augefaßt, um so öfter blickt mansich um. KeinMensch in derNähe, niemand,der mit einemBlumengebindeunterwegs ist.An welchemGrab sollte manes niederlegen?Die Beerdigtensind längst ver-gessen, existie-ren lediglich alshistorische Ge-stalten und sindals solche derE r i n n e r u n gwürdig. In derFerne schleichteine Katze überdas Pflaster, ver-schwindet. Ein-zig von Lebenzeugt hier die„Dreieinigkeits-kirche“. Obwohlsich ihr um die-se frühe Tages-zeit und bei unwir t l i chem

Wetter kein menschliches Wesen nä-hert, vermitteln ihre Mauern dochdiesseitige Vertrautheit.

Wieder stockt der Fuß. Diesmalvor dem Grabmal des 1710 verstor-benen Barons Johann Christoph vonLimbach. Aus loderndem Flammen-zauber erhebt sich der Vogel Phö-nix, ewiges Auferstehungssymbol.Ein großflächiges Medaillon amGrabmal des Braunschweig-Lüne-burgischen Gesandten Christophvon Schrader zeigt sein Halbporträt,neben ihm eine Dame, vermutlichdie Gattin. Seltsam berührt verweiltman vor der Ruhestatt des kursäch-sischen Gesandten Anton Schott. Erstarb 1685. Ein Jahr später verschiedsein Sohn Anton. Dessen Medail-lonbildnis reicht ein Putto dem sichaus einem Oval in der Höhe heraus-beugenden Vater hinauf. SteinerneEwige Lichte, Totenschädel, Ran-kenverflechtungen und musizieren-de Putti bilden den im Barock ver-schwenderisch gehandhabten Dekorder Grabmäler. Buchstäblich sprach-los steht man am Skulpturgrab desköniglich-dänischen Ministers Esai-as von Puffendorf. Zwischen zweiSäulen verharrt er, lebensgroß dar-gestellt, in heldischer Pose auf ei-nem Podest. Er trägt eine Ritterrü-stung aus mittelalterlicher Zeit,dazu eine Allongeperücke, die zuPuffendorfs Epoche Mode war.Wahrscheinlich ist er selber der He-ros. Diese Form von Selbstdarstel-lung war auf europäischen Friedhö-fen früherer Jahrhunderte keineSeltenheit, wurde vielfach zur Kul-tur erhoben. So in Italien auf dem„Cimetero di Staglieno“ bei Genua.Unwillkürlich schreckt der Gedan-ke, Puffendorf würde herabsteigenund einem folgen. Aber das wäreauf dem Steinpflaster zu hören.

Ohne die „Dreieinigkeitskirche“wäre der Straßenfriedhof verödet,vielleicht würde er nicht einmal

mehr existieren. Das den Friedhofdominierende Gotteshaus wurde inden Stilelementen der ausgehendenRenaissance und des beginnendenFrühbarocks 1627 bis 1631 errichtet.Es gewinnt besondere Bedeutungdurch die Tatsache, daß es der ersterein evangelische Kirchenbau in Re-gensburg war und somit eine der äl-testen evangelischen Kirchen inganz Bayern. Historische Ursachewar der Übertritt der Stadt zum Pro-testantismus 1542. Des weiterenmachten auch die zuströmendenExulanten aus der Oberpfalz undÖsterreich ein Gotteshaus ihres Glaubensbekenntnisses notwendig.Fortan lebten Katholiken und Prote-stanten gemeinsam in der Stadt,mußten miteinander auskommen.Und siehe da: Wenn Dogmatikersich nicht einmischen, klappt eszwischen Menschen freundlichenWillens.

Die Predigt zur Einweihung derDreieinigkeitskirche am 5. Dezem-ber 1631 stellte Superintendent Sa-lomon Lenz unter das Thema: „Herr,deinem Haus gebührt Herrlichkeitfür alle Zeiten.“ Und herrlich ist dasKircheninnere. Blickfang bildet dieSonnenscheibe an der Langhaus-decke. Sie trägt die Inschrift: „Sanc-tae Trinitati sacrum“ („Ein Heiligtumfür die Heilige Dreifaltigkeit“). Altar,Kanzel, Orgel, Empore, das prächti-ge Gestühl verleihen der Kirche denRang „eines der besten Meister-stücke in Teutschland“, äußerte 1718Leonhard Chr. Sturm. Man verläßtdie Kirche und steht wieder auf demPflaster des Gesandtenfriedhofs.

Höchster „Gesandter“, Personagrata des Reichstages 1546, warKaiser Karl V. Anläßlich einesFestaktes, zu dem vermutlich insRathaus eingeladen wurde, erreg-te ein junges Mädchen des KaisersAufmerksamkeit. Er ließ sie sichvorstellen. An der Hand ihres Va-

ters trat Barbara Blomberg zu ihm,knickste tief. Der Kaiser lächelteihr zu. „Ihr seid sehr schön“, sagteer. Erneut knickste Barbara, er-neut lächelte der Kaiser. „Ichmöchte Euch wiedersehen.“Schweigen im Kreis. Barbarasuchte den Blick ihres Vaters. Derantwortete: „Der Wunsch EurerMajestät ist große Ehre.“ Erleich-tertes Aufatmen der Ratsherrenund Gäste.

Für die Zeit des Aufenthaltes inRegensburg schenkte der KaiserBarbara Blomberg sein alterndesHerz; daß sie Protestantin war,nahm er in Kauf. Sie haben sichnie wiedergesehen. Ihren Sohn ge-bar Barbara am 24. Februar 1547in der elterlichen Wohnung im im-posanten Hausturm der Tändler-gasse 1. Ein Schild weist das Er-eignis aus. Den Knaben ließ derKaiser an den spanischen Hof ho-len und zusammen mit seinem le-gitimen Sohn, dem ThronfolgerPhilipp, erziehen. Die von Karl mitreicher Apanage und dem offiziel-lem Titel „Erlauchte Mutter deserlauchtesten Don Juan d’ Austria“versehene Barbara begegnete ih-rem Sohn nur noch ein einzigesMal. Da war er der gefeierte Siegerüber die Türken in der See-schlacht von Lepanto 1571. „RetterEuropas“ lautete sein Beiname.

Noch einen letzten Blick in dieGräbergasse auf die Denkmäler.Mehrere Jahrhunderte versahenGesandte den diplomatischenDienst, und wer nicht in sein Hei-matland zurückkehrte, fand aufdem Gesandtenfriedhof letzteBleibe. So blieben sie im Lebenwie auch im Tode unter sich.

Diesen Regensburger „Straßen-friedhof“ umwebt Melancholie.Aber das ist nicht selten bei eigen-tümlichen Kulturdenkmälern. �

Es war ihm zu einer dringen-den Gewohnheit geworden –

alljährlich zu seinem Geburtstagam 21. Juli malte der OstpreußeLovis Corinth ein großes Selbst-porträt. In den umfassenden Re-trospektiven, die namhafte Mu-seen dem Schaffen des Malerswidmeten, wurden auch immerdiese Selbstbildnisse gezeigt. Nunaber hat die Hamburger Kunsthal-le diesem Thema eine eigeneAusstellung gewidmet. Im Huber-tus-Wald-Forum werden vom 19.November 2004 bis zum 6. Febru-ar 2005 neben vielen Aquarellen,Zeichnungen und druckgraphi-schen Blättern etwa 30 der ur-sprünglich 42 gemalten Selbst-bildnisse ausgestellt. Sie zeigeneinmal mehr die Entwicklungdieses Künstlers, der mit seinerMalerei die Moderne in Deutsch-land vorbereitet hat. Ein ausführ-licher Bericht folgt. ooss

9K U L T U R Folge 46 – 13. November 2004

Im Tod unter sichVon Esther KNORR-ANDERS

Straßenfriedhofin Regensburg:

Hier fanden Diplomaten

ihre letzte Ruhestätte.

Fotos (2): Peter Ferstel /

Stadt Regensburg

Heldenpose: Skulpturgrab des dänischen Ministers Esaiasv. Puffendorf

Unbeeinflußt durch die heutigenStrömungen, Kubismus, Futu-

rismus usw., kämpft sie für einemenschliche Kultur, die der Bodeneiner wirklichen Kunst ist“, schriebErnst Ludwig Kirchner 1912/13 inder Chronik über die Künstlerverei-nigung „Brücke“. – Es war derSchwanengesang für die Gruppe,denn als der Text erschien, warendie so unterschiedlichen Charakterebereits auseinandergegangen. Na-hezu zehn Jahre hatten Kirchner,Erich Heckel, Hermann Max Pech-stein, Karl Schmidt-Rottluff gemein-same Vorstellungen von Kunst ver-treten. Fritz Bleyl, Otto Mueller undEmil Nolde gehörten eine zeitlangebenfalls zu dieser Künstlergemein-schaft, die heute als die engste undfruchtbarste ihrer Art gilt und zuden einfluß- und folgenreichstendeutschen Künstlervereinigungendes frühen 20. Jahrhunderts zählt.

Als Gründungsdatum gilt gemein-hin der 7. Juni 1905. Nun aber hatProf. Heinz Spielmann, künstleri-scher Leiter des Bucerius Kunst Fo-rums in Hamburg, herausgefunden,daß entscheidende Aktivitäten be-reits im Sommer und Herbst 1904stattfanden. Daraus resultierendlautet der Titel einer Ausstellungzum 100jährigen Bestehen derKünstlergruppe nun auch „DieBrücke und die Moderne1904–1914“ (Bucerius Kunst Forum,Rathausmarkt 2, Hamburg, bis 23.Januar 2005, täglich 11 bis 19 Uhr).Gezeigt werden neben Werken der„Brücke“-Künstler auch solche, diesie beeinflußten. Zu sehen sind et-wa 45 Gemälde, 100 Zeichnungenund Holzschnitte sowie Skizzenbü-cher, Plakate, Anzeigen und Druck-sachen, die Einblick geben in diekünstlerische Zusammenarbeit.Werke von Edvard Munch, Vincent

van Gogh, Paul Gauguin, Pablo Pi-casso und Ferdinand Hodler sinderstmals neben denen der „Brücke“-Künstler ausgestellt. Aber auch Bei-spiele der sächsischen Freilichtma-lerei, des Wiener und MünchnerJugendstils, japanische Holzschnitteund afrikanische Skulpturen zeigen,wo Einflüsse von außen auf dieKünstler wirkten.

„Begriffe wie ,Vision‘ und ,Sym-bol‘, die Gauguin bei der Erläute-rung seines Schaffens mehrfach gebrauchte, wurden von den Künst-lern der ,Brücke‘ aufgegriffen undauf ihre Weise ausgelegt“, erläuterteHorst Jähner in seiner Monographie„Künstlergruppe Brücke“ (Berlin,1984). „Doch hatte ein nur schwerfaßbarer Ausdruck wie ,symbolisch‘oder ,visionär‘ für jeden ,Brücke‘-Künstler einen anderen Klang ... wä-re es ein Fehler, aus dem Gebrauch

solcher Worte bei den Künstlern der,Brücke‘ auf Lebensferne zu schlie-ßen, weil das allein schon ihr Wol-len widerlegt. Kirchner und seineFreunde wiesen immer wieder aufdas Vorbild der Natur hin, auf Anre-gungen durch die Wirklichkeit, ausder sie die Impulse für ihr Schaffenzogen und der sie in jeder Hinsichtauch verpflichtet blieben ...“

Im Mittelpunkt der HamburgerAusstellung stehen Gemälde, Gra-phik und Dokumente aus derSammlung des Würzburgers Her-mann Gerlinger; andere Exponatesind Leihgaben aus Hamburger Mu-seen, aus Seebüll, Davos, Bern oderDresden. Entstanden ist eine durch-aus „konzentrierte Auswahl“, diedeutlich macht, „daß es sich bei der,Brücke‘ um ein europäisches Phä-nomen handelt“ (Spielmann).

SSiillkkee OOssmmaann

Ein europäisches PhänomenAusstellung in Hamburg zeigt Werke der »Brücke«-Künstler und ihrer Wahlverwandten

SelbstporträtsCorinth in Hamburg

09_PAZ46 05.11.2004 7:29 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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10 U N T E R H A L T U N GFolge 46 – 13. November 2004

Der verkehrte Glaube

Von Gabriele LINS

Ich habe noch nicht einmal meinTestament gemacht.“ Lutz Berger

rieb verzweifelt die Hände, „und ei-ne Patientenverfügung auch nicht.“

„Red keinen Unsinn, Lutz!“ Mar-lene, seine Frau, strich dem Krankenberuhigend über die Wange. „Duwirst sehen, nach der Operation bistdu wieder richtig fit. Dann fahrenwir an die See und erholen uns. Da-nach kannst du dir Gedanken überTestament und Patientenverfügungund solche Dinge machen.“

Ihr Mann lächelte gequält. „Ichwerde schon morgen operiert. DerChefarzt teilte es mir eben mit.“ –„Na und? Dann hast du es bald hin-ter dir“, sagte Marlene und schenkteihm ein optimistisches Lächeln.

„Eben“, war die kurze Antwort aufihren ungewollt zweideutigen Satz.Jetzt regte sie sich auf: „An einerBlinddarmoperation muß man dochnicht sterben.“

„Ich schon“, sagte Lutz Berger lei-se, „morgen ist nämlich Freitag.“

„Na und“, fragte sie noch einmal,„was ist so schlimm daran?“

Der Kranke seufzte. „Morgen istFreitag, der 13., und diesen Tag wer-de ich nicht überleben!“

Seine Frau hielt den Atem an. Oje,das war allerdings schlimm. Siewußte ja, wie abergläubisch ihrMann war. Wie oft hatte sie schonerlebt, daß er wieder ins Haus zu-rückging, wenn ihm eine schwarzeKatze von links nach rechts überden Weg gelaufen war. Bei jedemUnwetter klopfte er auf Holz. Erglaubte sogar an Vampire, die aufdas Blut der Menschen aus sind undseiner Ansicht nach auf Friedhöfenhausten. Daß er nun ausgerechnetmorgen operiert werden sollte, wareine Katastrophe. Wie sollte sie dieverhindern? Aber wenn man beimChefarzt auf der Operationslistestand, war nichts mehr zu ändern,das wußte sie aus eigener Erfah-rung.

Dennoch versuchte sie ihm dieAngst auszureden: „Einer meinerSchulkameraden hat mal an einemsolchen Freitag eine schwierigeBergtour gewagt“, sie lachte auf-munternd, „und was ist passiert?Gar nichts! Putzmunter trank erabends mit seinem Bergführer einenWein.“ Sie sagte noch viel an diesemAbend, merkte aber, daß sie ihrenMann nicht überzeugen konnte. Als

sie ging, waren seine Augen naß,und er drückte sie an sich, als obdies ein Abschied für immer sei.

Am nächsten Tag stand sie schonfrüh vor dem Krankenzimmer. IhrMann wurde gerade herausgefah-ren. Sie drückte ihm die Hände.„Viel Glück, Lutz!“ Sein verzweifel-ter Blick traf sie tief. „Wird schon,Frau Berger!“ Eine der beidenSchwestern zwinkerte ihr zu. „Soein Appendix ist wirklich nicht dieWelt.“

Unruhig ging sie auf den Gang,nahm sich eine der herumliegendenZeitschriften und setzte sich auf dasBesuchersofa. Aber die Zeilen ver-schwammen vor ihren Augen. „Vaterunser ...“, betete sie und wußteplötzlich nicht weiter.

Es war nicht einmal eine halbeStunde vergangen, als Dr. Brunnerschon wieder vor ihr stand. Siesprang auf. Ihr Herz machte ein paarschnelle Sprünge, denn der Arzt sahsehr ernst aus. Offensichtlich suchteer nach Worten, schließlich sagte erschnell: „Es tut mir leid, Frau Berger,Ihr Mann ist ...“ Wieder hielt er inne,hustete, sprach leise weiter: „Er istschon bei der Vorbereitung zurOperation verstorben. Wir wolltengerade beginnen, da sahen wir, daßer tot war. Sein Herz hat versagt. Eswar ein großer Schock für uns.“

Sie atmete tief durch. „Ich kenneden Grund, Herr Doktor“, sagte sie,„heute ist Freitag, der 13., und meinMann war abergläubisch. Er war derabergläubischste Mensch, den ichkenne. Gestern redete er nur nochvon seinem bevorstehenden Tod.“Jetzt konnte sie die Tränen nichtmehr zurückhalten.

„Wenn ich das nur gewußt hätte“,sagte der Arzt und schüttelte immerwieder den Kopf. „Warum haben Siedenn kein Wort gesagt?“ Sieschneuzte sich. „Ja, hätten Sie dieOperation dann verschoben?“ –„Aber sicher!“ Der Arzt strich sichüber die Stirn, die vor Schweißglänzte. „Wir wissen doch, daß Kör-per und Seele zusammen gehören,und daß ein Kranker fest an seineGenesung glauben muß. In dieserKlinik nimmt man Rücksicht dar-auf.“

Langsam ging sie zu ihrem Autozurück. „Tiefer Glaube kann Bergeversetzen, Lutz“, sagte sie, als sei ihrMann noch bei ihr, „aber du hattestden verkehrten Glauben. Du hättestnoch nicht sterben müssen.“ �

Eine Hiobsbotschaft und ihre FolgenVon Werner HASSLER

Diese Hiobsbotschaft brachteBetriebsleiter Fischer nun

gänzlich aus der Fassung. Er rangnach Luft und riß sich schweißge-badet die Krawatte vom Hals. Die-ses Fax vor ihm auf dem Tisch offenbarte die unheilvolle Nach-richt: Konzernchef Direktor Beerkündigte für den nächsten Tag sei-ne Inspektion an!

Nun wäre diese Inspektion bei-leibe kein weltbewegendes Ereig-nis gewesen, wenn sich DirektorBeer für die Bilanzen des Unter-nehmens interessiert hätte. Diesewaren nämlich in tadellosem Zu-stand. Nein, dieser Direktor Beerwar ein Ordnungs- und Sauberkeitsfanatiker von aller-höchstem Rang!

„Frau Uhlen“, rief BetriebsleiterFischer mit heiserer Stimme sei-ner Vorzimmerdame zu, „alle Bü-roleiter haben sich in fünf Minu-ten im Besprechungszimmereinzufinden!“

Sichtliche Unruhe breitete sichim Besprechungszimmer aus,nachdem Herr Fischer den Besuchdes Direktors verkündet hatte. Inallen Hinterstübchen läuteten dieAlarmglocken.

„Meine Herren, ich hoffe, Siesind sich der Lage bewußt! Wiegewöhnlich wird Herr DirektorBeer nur einen einzigen Raum in-spizieren. Wir alle können unsnoch nachhaltig daran erinnern,als er im vergangenen Jahr einige

leere Getränkeflaschen auf derFensterbank des Planungsbürosentdeckte, oder vor zwei Jahren,als in einem anderen Raum derPapierkorb durch Regenschirmezweckentfremdet war. Diese fürihn unverzeihlichen Widrigkeits-delikte ließen ihn förmlich explo-dieren. Meine Herren, wir habenuns also verstanden und Sie sindsich der Situation bewußt!“

Mit zusammengekniffenen Au-gen blickte Herr Fischer in dieRunde.

„Ich glaube, da gibt es ein Pro-blem“, wagte Herr Meinrad einenleisen Einwand. „Das Archiv inder untersten Etage. Durch die Sy-stemumstellung ist dort seit Mo-

naten nicht mehr aufgeräumt wor-den. Ganz gelinde gesagt, es siehtdort wie in einer Räuberhöhleaus! Und dieser Umstand ist auchbis morgen unmöglich zu beseiti-gen!“

Betriebsleiter Fischer sackte inseinem Sessel zusammen. „HerrMeinrad“, flüsterte er mit weiner-licher Stimme, „sollte DirektorBeer das Archiv inspizieren, dann...“ Mitten im Satz brach er ab.

In der Nacht hatte Herr Fischernicht eine Mütze Schlaf gefunden.Und als Direktor Beer doch tat-sächlich ankündigte, sich auf dieunterste Etage zu beschränken,hätte er sich am liebsten an denNordpol gewünscht.

Mit Herrn Fischer und all sei-nen Büroleitern im Schlepprauschte Direktor Beer durch denFlur der untersten Etage. Nurnoch wenige Schritte bis zum Ar-chiv.

Als nun Herr Beer stehenblieb,drohte das gleiche mit Herrn Fi-schers Herz zu passieren. DochDirektor Beer stutzte – und gingweiter. Auch Herr Fischers Herzentschloß sich zum Weiterschla-gen. Dann blickte Herr Fischer aufdie Tür zum Archiv. Auf dem sil-bernen Schild stand unüberseh-bar: „Damen“.

Er sah zu Herrn Meinrad, derihm schmunzelnd ein listiges Au-genzwinkern zuwarf. �

Einkaufsbummel: Form und Farbe müssen stimmen bei der Auswahl neuer Mode. Foto: Archiv

Farbenfrohe Mode-MoniVon Willi WEGNER

Ich traf meinen Freund Bruno. Erwar total am Boden zerstört. „Was

ist los?“ fragte ich.

Bruno berichtete: „Sie heißt Mo-nika. Wir hatten uns unter der Nor-maluhr verabredet, und Moni warsogar pünktlich. Also alles in Ord-nung soweit. Doch dann unterliefmir der erste Fehler. Ich lobte ihrenwunderschönen gelben Mantel. Mo-ni jedoch verbesserte mich sofort.Ich sei ein Narr, denn das sei keinMantel, sondern eine sogenannteWende-Jacke in der neu-esten Modefarbe zwi-schen Messing und Ho-nig!

Als ich auf ihren ent-zückenden, erdbeerro-ten Hut zu sprechenkam, unterbrach siemich sogleich. Das sei kein erdbeer-roter Hut, sondern ein krebsfarbe-ner Melusinen-Filz! Darauf versuch-te ich es mit ihren Schuhen. Ichbezeichnete das verwirrende Perl-grau als wirklich apart. Monika sahmich strafend an. Das sei Pfeffer,sagte sie. Zwischen pfefferfarbig undraupengrau!

Mit der Farbe ihrer Handtasche“,erzählte Bruno weiter, „konnte siemich jedoch nicht aufs Kreuz legen.So hoffte ich jedenfalls. Sie istKirsch, nicht wahr? fragte ich. OderOleander? Nein, Granat! sagte Moni.Mit einem Hauch in Richtung Fla-mingo! Sie hat mich total verrücktgemacht“, sagte Bruno, „mit ihremblödsinnigen Modefarben-Tick!“

„Hoffentlich hast du sie in einesandfarbene Wüste geschickt!“ sagteich.

„Iwo!“ erwiderte mein Freund.„Sie wollte unbedingt noch in eineBar. Dort tanzten wir bei bordeaux-rotem Licht, schlürften ein roggen-blondes Getränk und träumten voneiner fleischfarbenen Zukunft.Plötzlich, während des Tanzens,machte ich schon wieder einen Feh-ler. Ich sagte, daß mir ihr veilchen-blaues Kleid so gut gefalle. Daraufblieb Monika mitten auf der Tanzflä-che stehen und hatte beängstigendeFalten auf der Stirn. Es sei ein Mo-hair-Loop-Ensemble, korrigierte sie

mich, und es sei nicht Veilchen, son-dern Lagune.“

„Immerhin, Bruno“, sagte ich,„sind ja tatsächlich fünf Prozent derMänner farbenblind. Vielleicht ge-hörst du zu diesen Fünf von Hun-dert.“

„Das meinte Moni auch. Sie er-kundigte sich bei mir nach der Far-be meiner Krawatte, und als ich sagte, das sei so zwischen postkut-schengelb und senffarben, belehrtesie mich eines Besseren. Das sei ei-ne Mischung aus Mango und Kana-rienvogel, stellte sie fest und fragtegleichzeitig nach der Farbe meinernoch vorhandenen Haare.

Blond! sagte ich. Aber sie wider-sprach abermals. Kieselfarbig, sagtesie. Zwischen Asche und Stroh! Wassagt du dazu?“ lachte Bruno gequält.

Was sollte ich darauf sagen? Ichkannte diese Monika ja nicht.Aber ich kannte meinen FreundBruno. Ich fragte: „Und wie gingdiese farbenfrohe Geschichteaus?“

„Nun“, sagte Bruno. „Ich brachteMoni sehr bald nach Hause. Aberanschließend genehmigte ich mirin einer noch offenen Imbißbudeein Paar khakibraune Würstchen.Es war ein sehr anstrengenderAbend gewesen, und ich war so

durcheinander, daßich bei Purpurrotüber die Straße lief,statt auf Schnitt-lauchgrün oder zu-mindest doch aufPuddinggelb zuwarten.“

„Das kann ich durchaus verste-hen“, sagte ich. „Ich an deinerStelle hätte mir noch mächtig ei-nen hinter die Binde gegossen, umden Ärger mit dieser Mode-Monihinunter zu spülen. Hatte dennunser Stammlokal nicht mehr ge-öffnet?“

„Da war ich ja!“ erwiderte Bru-no. „Worauf du dich verlassenkannst, denn ich hatte es wirklichdringend nötig. Aber ich habenicht viel getrunken. Nur sechsschwefelfarbene Schnäpse undvier superoxydblonde Biere.“

„Na ja, dann warst du sicher amEnde kornblumenblau? “ fragteich.

„Natürlich!“ lachte mein FreundBruno. „So zwischen Preußisch-Blau und Äther ...“ �

Fünf Prozent aller Männer sollen farbenblind sein. Gehörte Bruno

vielleicht auch dazu?

10_PAZ46 05.11.2004 7:30 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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11L E B E N H E U T E Folge 46 – 13. November 2004

Hilfe aus der NaturMiese Stimmung im November?

Viele Menschen fürchten sichgeradezu vor ihr, träumen von

anderen Gefilden, wo es nichtschon um fünf Uhr nachmittagsdunkel wird, wo milde Temperatu-ren es erlauben, auch solche Wo-chen unbeschwert draußen zu ver-bringen. In unseren Breiten jedochsteht die dunkle Jahreszeit vor derTür; Weihnachten ist noch weitund somit auch die trostreiche Er-kenntnis, daß es wieder aufwärtsgeht. Schlechte Laune macht sichbreit bei wetterfühligen Menschen.Der ewig graue Himmel, der Nie-selregen, mancher Herbststurmläßt sie verzagen. Sie sind müdeund abgeschlagen, haben keinenrechten Mumm etwas zu unterneh-men. Die Medizi-ner sprechen vonWinterdepres-sion oder neu-deutsch vom No-vemberblues.

Durch denMangel an Son-nenlicht produziert der Körper zuwenig Seratonin, ein Hormon, dasfür gute Laune und Schwung sorgt.Stattdessen wird im Körper mehrMelantonin gebildet, das für denSchlaf- und Wachrhythmus zustän-dig ist. Müdigkeit und Antriebs-schwäche sind die Folge.

Man sollte dieses Unbehagen,das sich durchaus zu einer ernstenDepression auswachsen kann,nicht auf die leichte Schulter neh-men. Allerdings gleich mit derChemiekeule zuzuschlagen, istnicht ratsam. Mutter Natur hält vie-le Mittel parat, die zumindest inleichten Fällen sehr hilfreich seinkönnen. Ein ausgiebiger Spazier-gang – bei jedem Wetter! – sorgt fürdie notwendige Bewegung und füranregende Lichtreize. Auch leich-ter Sport beeinflußt die Stimmungpositiv.

Wer nicht auf die gute Linie ach-ten muß, der kann gute Laune auchnaschen. Durch süße Snacks, Scho-koriegel oder Desserts wird der In-sulinspiegel im Blut erhöht. Der Ei-weißbaustein Tryptophan, einVorläufer des Serotonins gelangt in

größerer Menge als sonst ins Ge-hirn und trägt zur Bildung desstimmungsaufhellenden Boten-stoffs Serotonin bei.

Aus der Naturapotheke bietetsich ein altes Hausmittel an, dasdie Stimmung nachweislich positivbeeinflußt: Johanniskraut. Als Tee,Saft oder auch als Kapsel ist es freiverkäuflich und macht, imGegensatz zu den üblichen Antide-pressiva, nicht abhängig. BeimSonnenbaden muß man allerdingsaufpassen, denn die Haut wirddurch Johanniskraut lichtempfind-licher. Schon die alten Griechenwußten um seine Wirkung. ImMittelalter glaubte man gar, das Jo-

hanniskraut kön-ne Hexen undDämonen ver-treiben. Auch er-zählte man, daßaus dem Blut Jo-hannes des Täu-fers, das bei des-sen Enthauptung

auf den Boden tropfte, die Pflanzezu sprießen begann.

Der Herbst bringt für viele Men-schen nicht nur eine gedrückteStimmung, auch Erkältungskrank-heiten sind wieder im Anmarsch.Bei Schnupfen, Ohrenschmerzen,Fieber helfen oft auch Hausmittelaus der Naturapotheke. Rote-Beete-Saft und geriebener Meer-rettich schwemmen die Bakterieneiner Nebenhöhlenentzündungaus, während die ätherischen Öleund Flavonoide einer gehacktenZwiebel, die in einem Tuch auf einschmerzendes Ohr gelegt wird,eben diese Schmerzen lindern.Thymian, Linde und Kamille als Tee helfen bei Fieber, ein Teeaus Weidenrinde ist wirkungsvoll bei den typischen Erkältungsbe-schwerden. Und Großmutters hei-ßer Holundersaft hilft auch heutenoch bei Schüttelfrost.

Gerade in Zeiten von Kostenex-plosionen im Gesundheitswesenist der Schritt zur Natur kein Rück-, sondern eher ein Fortschritt.Der Körper wird es dankbar auf-nehmen. hhsstt

Alte Hausmittel haben sich in vielen

Fällen bewährt

Mehr als Mode Designer-Brillen fanden den Weg ins Museum

Die Brille als optisches Präzisions-instrument ist doch eine viel zu

ernste Angelegenheit, als daß mansie durch derartige Mätzchen gleichOhrringen und Armbändern zu Mo-deartikeln macht“, las man vor 80Jahren in der Deutschen OptischenWochenschrift. Wie sehr haben sichdie Zeiten doch gewandelt. Längst istaus dem guten alten „Nasenfahrrad“ein Modeartikel geworden. Wer etwasauf sich hält und das nötige Kleingeldhat, trägt sogar eine Designerbrille.Wenn Spötter einst frotzelten: „Meinletzter Wille – eine Frau mit Brille“,so gibt es heute sogar Männer, dieBrillen auf der Nase ihrer Liebstengeradezu erotisch finden. Noch 1953irrte Marilyn Monroe, das Sexsymbolohnegleichen, als Fotomodell Pola indem Film „Wie angelt man sich einenMillionär“ ohne Sehhilfe halbblinddurch das turbulente Geschehen, ausAngst, eine Brille könnte sie entstel-len. Und in der Tat: 60 Prozent allerBrillenträgerinnen halten sich selbstmit Brille für nicht attraktiv. Schonder große Johann Wolfgang von Goe-the stöhnte: „So oft ich durch eineBrille sehe, bin ich ein andererMensch und gefalle mir nicht.“

Prominente Fehlsichtige unsererZeit haben mittlerweile allerdingsden Mut, zu ihrem kleinen „Makel“zu stehen. Allen voran die griechi-

sche Sängerin Nana Mouskouri, diebereits seit Jahrzehnten mit ihrerschwarzgerandeten Brille auftritt.Brille ist wieder „in“: die PopikoneAnastacia, Elton John oder auch Har-ry Potter tragen sie selbstbewußt,unterstreichen damit gar ihre Persön-lichkeit.

Bis ins 18. Jahrhundert haben Hi-storiker zurückverfolgt, daß Brillenohne medizinische Notwendigkeit alsreine Modeerscheinung getragenwurden. Kein Wunder also, wennBrillen sogar den Weg ins Museumfanden. So kann das GermanischeNationalmuseum in Nürnberg vierDesigner-Damenbrillen aus den 80erJahren als Neuzugänge verzeichnen:eine Brille stammt von der Hambur-ger Modemacherin Jil Sander, eineSonnenbrille vom Genueser Brillen-macher Patrizio Sabbadini und zweivon Cazal.

Vergleicht man das moderne De-sign mit historischen Brillengestellen,kann man sich heute durchaus glück-lich schätzen. Schließlich kennt mandie jetzt übliche Befestigung mit Nasenauflage und Bügeln hinter demOhr erst seit dem frühen 20. Jahr-hundert. Einst zwickte man die Brilleauf die Nase, klemmte sie an einenHut oder gar an die Augenbrauen.Welch eine Qual! SSiiSS

Mit Charme und PistoleBerliner Ausstellung ist den Kommissarinnen im Fernsehen gewidmet

Das schafft die doch nie! Un-möglich, ‘ne Frau als Kommis-

sarin. Was soll die denn gegen Ver-brecher ausrichten! Schau doch nurmal, wie die mit ihrem engen Rockund den hochhackigen Schuhendurch die Landschaft eiert ...“ Dasmännliche Publikum war kaum an-getan, als auf dem bundesdeut-schen Bildschirm die ersten Frauenals Krimi-Kommissarinnen erschie-nen. Man traute ihnen einfach nichtviel zu, von der Spannung gar nichtzu reden.

Die Skeptiker mußten sich aller-dings bald geschlagen geben. Während Nicole Heesters als ersteweibliche Ermittlerin 1977 im west-deutschen „Tatort“ noch um Aner-kennung ringen mußte – SigridGöhler sorgte schon seit 1971 im„Polizeiruf 110“ des DDR-Fernse-hens für Recht und Ordnung –, sohatten es ihre Nachfolgerinnendurchaus leichter. Seit den 90erJahren gibt es geradezu eine Hoch-konjunktur an Kommissarinnen auffast allen Kanälen. In einem, aller-dings gemischten, Doppelpack istMaja Maranow in „Ein starkesTeam“ zu sehen. Auch Iris Berben,Senta Berger, Hannelore Hoger, Ul-rike Folkerts, Sabine Postel, MariaFurtwängler, Andrea Sawatzki, So-phie Rois, Eva Mattes kämpfen al-lein (oder mit Unterstützung einesallzu oft hilflosen Assistenten) ge-gen das Böse in der Welt – und dasmeist erfolgreich. Hannelore Elsnerwar als Lea Sommer sogar derarterfolgreich, daß ihre Serie „DieKommissarin“ vom Vorabendpro-gramm auf einen Sendeplatz imHauptprogramm rutschte. Dieweiblichen Protagonisten wurdendarüber hinaus auch mit diversenFernseh- und Publikumspreisenwie Goldene Kamera, Bambi oderTelestar ausgezeichnet.

Diese Frauenrollen haben offen-sichtlich den Nerv der Zeit getrof-fen. Ohne als „Emanze“ abge-stempelt zu werden, agieren sie

se lbs tbewußt ,zeigen dennochihre Verwund-barkeit und ihreSchwächen. Siesind meist Singleoder alleinerzie-hende Mütter;bei einigen fin-det gar kein Pri-vatleben statt,während anderehin und wiederdoch die Schul-ter eines starkenMannes brau-chen, um denStreß im Berufzu bewältigen. Essind diese Rol-len, die beim Zu-schauer positivaufgenommenwerden, lebens-echt und reali-tätsnah. Das magauch daran lie-gen, daß dieSchauspielerin-nen vermehrtEinfluß nehmenauf ihre Rolle.Hannelore Els-ner und Iris Berben zum Beispielentwickeln die Figur gemeinsammit den Produzenten und Dreh-buchautoren.

Das Berliner Filmmuseum, Pots-damer Straße 2, Filmhaus SonyCenter, stellt noch bis zum 8. März2005 in einer Ausstellung die ver-schiedenen Frauentypen im Fern-sehkrimi und ihre Lebensentwürfevor (dienstags bis sonntags 10–18Uhr, donnerstags bis 20 Uhr). Aufeiner Gesamtfläche von 600 Qua-dratmetern werden in zwei Räumendie Geschichten starker Frauen undihrer Gegenspieler erzählt. Gibt eseine Kluft zwischen gesellschaft-licher Wirklichkeit und Fernsehfik-tion? fragen die Kuratoren der Aus-stellung Gerlinde Waz und PeterPaul Kubitz. Welche Kriminalfälle

lösen die Kommissarinnen? Wie le-ben und was denken sie? Wie siehtihr Privat- und Berufsleben aus?Ähnelt es dem ihrer männlichenKollegen, oder setzen sie als weibli-che Akteure neue Akzente? Exklu-siv für die Ausstellung hat die be-kannte Fotografin Herlinde Koelbl14 fiktive Kommissarinnen und ei-ne reale porträtiert, die in einer Ga-lerie gezeigt werden. AkustischeBeispiele, Inseln mit Filmausschnit-ten, Interviews und sogenannten„Making offs“ (also Filme über dieHerstellung des Films) runden dasBild ab. Es ist nunmehr die dritteFernsehausstellung im BerlinerFilmmuseum, in der die Veranstal-ter politische und gesellschaftlicheVeränderungen mit Hilfe des Fern-sehkrimis beschreiben und reflek-tieren wollen. SSiillkkee OOssmmaann

Iris Berben: Als Rosa Roth jagt sie Verbrecher.Foto: Koelbl / Musueum

Stinkdill mit guter EigenschaftKoriander: Ein beliebtes Gewürz nicht nur für die Weihnachtsbäckerei

Als Gewürz wird Koriandervor allem für die Weihnachts-

bäckerei genutzt, wenn der Leb-kuchenteig vorbereitet wird undauch Honig, Kardamom, Zimt,Muskat, Zitronat, Succade, Rosi-nen auf dem Rezept stehen. DochKoriander würzt auch Brot, Apfel-kuchen und Liköre ganz ausge-zeichnet, gibt Kohl- und Kartoffel-gerichten einen interessantenGeschmack, Salami und Brüh-wurst werden oft mit Koriandergewürzt, ebenso Fisch- undFleischgerichte, für die man auchKnoblauch schätzt. Zur Herstel-lung von Curry ist Koriander un-erläßlich. In der indischen Küchespielt dieses Gewürz eine ganzgroße Rolle. Das reine ätherischeÖl (Linalol) der Pflanze ist einwertvoller Parfümbestandteil.

Die Heimat des Korianders istdas östliche Mittelmeergebiet, sei-ne Spuren lassen sich bis 1000Jahre vor der Christgeburt verfol-gen. Inzwischen aber wächst die-se Pflanze in ganz Europa, siewird auch in Thüringen und Fran-ken flächenmäßig angebaut. ImSamenhandel kann man das Saat-gut erwerben und auch im eige-nen Garten im Frühling in lockereErde geben.

Das Kraut ähnelt der schlichtenPetersilie, wird circa 60 Zentime-ter hoch und blüht im Juni. Derverzweigte Blütenstand endet in

mehreren Doppeldolden. Die vie-len weißen oder rosa Einzelblütenhaben – wie die ganze Pflanze –einen eigentümlichen Duft.

Wir Heutigen wissen kaumnoch, wie Wanzen stinken. Der rö-mische Schriftsteller Plinius Se-cundus verglich in seiner Enzy-klopädie der Naturgeschichte denGeruch des Korianders mit dem

Gestank von „koros“ (Wanzen).Darum trägt die Pflanze seitherdiesen Namen = wissenschaftlichCoriandrum sativum, und derdeutsche Volksmund nennt sie„Stinkdill“, „Wanzenkraut“ oder„Wanzendill“.

Der unangenehme Geruch ver-liert sich, sobald die kugeligenFrüchte reifen. Man soll die Sa-menköpfe gut beobachten, unddie Zweige in einer Papiertüte amStrauch bergen, sobald ihre Farbevon Grün nach Strohgelb bisHellbraun wechselt. Denn ur-plötzlich entspringen die reifenSamen mit einem Durchmesservon etwa drei Zentimeter ihrenKapseln. Dann schmeicheln sie

unseren Nasen mit ihrem Orange-Duft. Gewürz und Droge sind dasKorianderöl und die getrocknetenreifen Früchte. Koriander mit wei-ßem Brot oder Gerstenmehl istgut bei „Antoniusfeuer!“ hieß esim Mittelalter. So nannte man dieVergiftung durch Mutterkorn. DieMedizin hielt es auch für wirksambei Milzbrand und Schweinerot-lauf.

In China soll noch der Glaubeverbreitet sein, daß der Genußvon Koriander unsterblich macht.Die asiatische Medizin wendet dieDroge an bei Erbrechen, Hämor-rhoiden, Masern, Rachenkrank-heiten, Ruhr und Verdauungsstö-rungen.

Auch europäische Wissen-schaftler konnten beweisen, daßdie Wirkstoffe Coriandrol, Borne-ol, Campfer, Geraniol, Limonen,alpha-Pinen und die den „wan-zenartigen Geruch“ bedingendenFettsäuren Appetitlosigkeit behe-ben können und bei Oberbauch-beschwerden helfen, vor allem beiBlähungen. Auch die antibakte-rielle Wirkung ist bewiesen.

Koriander ist als tassenfertigerTee und auch als Tinktur im Han-del. Die zermörserte Droge istzum Einnehmen und auch zurVerwendung in der Küche be-gehrt. Nebenwirkungen sind nichtzu befürchten. AAnnnnee BBaahhrrss

Die weißen und rosa Blüten verströmen einen

eigenartigen Duft

11_PAZ46 05.11.2004 7:31 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

Page 12: Foto: pa In der Ausstiegsfalle - Preußische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2004/paz4604.pdf · 2011-12-23 · ne Renaissance der Atomkraft-nutzung hin. Und auch

12 L E S E R B R I E F EFolge 46 – 13. November 2004

Anspruch und Wirklichkeit:Immer mehr zeigt sich, daß Angela Merkelnicht die dynamische, dieUnion einendeKandidatin für dasKanzleramt ist, die einen Regie-rungswechsel2006 durchsetzenkönnte. Doch eine Alternativeist nicht in Sicht.

Foto: CDU

Die Kollektivschuldthese ist keine RechtfertigungDarf Schröder unser Land verkaufen?Betr.: Leserbrief „RücksichtsloseKampfführung der Deutschen“(Folge 43)

Den „Erinnerungen“ des finni-schen Feldmarschalls Mannerheimzufolge haben die Soldaten derWehrmacht im September / Okt-ober 1944 durch ihre „rücksichtslo-se Kampfführung“ ganz Lapplandverwüstet. Dieses harte Urteil Man-nerheims hat der Schreiber desoben genannten Leserbriefes „imgeschichtlichen Interesse“ zitiert.

Ich frage mich, in wessen ge-schichtlichem Interesse wir Deut-schen die unrühmlich erscheinen-den Seiten unserer Geschichteaufzeigen müssen – nie aber diewirklich heldenmütigen und glor-reichen, wie dies unsere alliierten„Befreier“ so tun? Oder haben diesewomöglich nichts Negatives zu be-kennen – im „geschichtlichen Inter-esse“?

Hierzu eine persönliche Erfah-rung. Während meines mehrwöchi-gen Verwandtenbesuches in Kalifor-

nien interessierte ich mich auch fürFriedhöfe; denn bekanntlich kannman ja die Kultur von Völkern auchdaran beurteilen, wie sie ihre Totenbestatten (beziehungsweise derenGrabstätten gestalten). Dabei begeg-nete mir beim Lesen zahlreicherGrabinschriften häufig der Hinweis,daß der Verstorbene „aktiver Teil-nehmer am Zweiten Weltkrieg“ war,und unverkennbar stolz klang die-ser Hinweis, wenn es sich dabeinoch um einen ehemaligen Ange-hörigen der „US Air Force“ handel-te.

Ich bekenne, daß ich ein gewissesungutes Gefühl nicht ganz unter-drücken konnte bei dem Gedanken,daß der hier Bestattete Air-Force-Kämpfer mit seinen Bomben undBordwaffen womöglich Krieg ge-führt hat gegen wehrlose Frauen,Kinder und Senioren. Das Kräftever-hältnis der Deutschen Luftwaffe zuder der Alliierten war ja dermaßenungleich, daß die amerikanischenLuftwaffenhelden rein quantitativkaum adäquate Gegner für einen rit-terlichen Luftkampf fanden.

Die Konsequenz kennen wir:„Ganz Deutschland wurde verwü-stet.“ Und manchmal möchten ei-nem kraftlos die Arme sinken,wenn man uns heute sagt, daß diesalles zu unserer „Befreiung“ gesche-hen sei. Der Schuldverweis, „daßwir ja ...“ greift schon deshalb nicht,weil zumindest die vielen Hundert-tausende im sogenannten Luftkrieggetöteten deutschen Kinder be-stimmt keinen Krieg angefangenhaben. Dieses Argument zeugt nurvon einem primitiven Rechtsemp-finden.

Mein Trost ist der, daß wenn der-einst der Allmächtige Gott das gro-ße Weltgericht halten und den„Nürnberger Prozeß“ neu aufrollenwird (Joachim Fernau), dieMenschheit staunen wird, welch„ehrenwerte“ Persönlichkeitendann einem A. H. in der vorderstenReihe der Täter Gesellschaft leistenwerden. Vorher wird es wohl keinewahre Gerechtigkeit auf dieser Er-de geben.

Wilfried Sprenger, Neuenbürg

Betr.: „Ankara und das Ende Euro-pas“ (Folge 41)

Für mich ist es unfaßbar, wieGerhard Schröder und sein Brüsse-ler Handlanger Günter Verheugenmit der Zukunft unseres Landesumgehen, wie sie jede Vernunftund jedes Verantwortungsgefühlvermissen lassen und auch jede Er-fahrung mit dem türkischen Mini-sterpräsidenten Erdogan mißach-ten.

Sicher kann Schröder auf dieWählerstimmen der Türkei inDeutschland bauen. Aber darf erum ihretwillen unser Land verkau-fen? Was wird die CDU/CSU tun?Wird sie endlich einmal einig seinund geschlossen gegen den Beitrittder Türkei zur EU votieren und vorallem alles daran setzen, damit auchder letzte Deutsche weiß, welcheKonsequenzen dieser Beitritt füruns hat? Konstantin Görzer,

München

Nicht Aufgabe des BundeskanzlersBetr.: „Polnische Retourkutsche“(Folge 38)

Ich habe vor wenigen Wochen dieForderungen der preußischen Treu-hand an den „Bundeskanzler“ gele-sen, die er in Polen stellen sollte. Ichweiß heute, diese Forderungen be-stehen zu Recht! Aber dieses Pro-blem kann kein „Bundeskanzler“ lö-sen ..., da er Repräsentant der „BRD“ist. Die „BRD“ jedoch hat keine Ge-bietsforderungen, keinen Einfluß

auf einen Friedensvertrag. So sagenes die Alliierten, das „Verfassungsge-richt“ in Karlsruhe und das GG inArtikel 146. Das Volk, die Betroffe-nen, wir, sind gefragt!

Wie bekomme ich Kontakt zuLeuten, die sich ehrlich und real fürdiese Vertriebenen- beziehungs-weise deutschen (Bürger-)Interesseneinsetzen? Wann setzen wir uns da-für ein? Reinhart Hofert,

Bielefeld

Ihr fehlt allesBetr.: „Ab in die rechte Ecke“ (Fol-ge 39)

Seit fast zwei Jahren bin ichAbonnent Ihrer ausgezeichnetenZeitung und freue mich über Ihresachliche und doch couragierte Art,zum Zeitgeschehen Stellung zu neh-men. Aufgrund der seit 1968 erfolg-ten Entwicklung ist mir folgenderErsatz unseres derzeitigen Grundge-setzes eingefallen:

§ 1: Alle Meinungsbildung undGewalt geht von den Medien alleinaus. Zugelassen sind nur noch ab-solut politisch korrekte Meinun-gen.

§ 2: Die Deutsche Geschichte be-ginnt ab 1933.

§ 3: Alle Deutschland betreffen-den Entscheidungen trifft die Euro-päische Union.

§ 4: Alle Regierungsämter dienennur dem äußeren Schein und derVersorgung verdienter Parteipoliti-ker, vorausgesetzt, sie verhalten sichmedienkonform und politisch kor-rekt.

§ 5: Im Falle von Abweichungengelten die Paragraphen 1 bis 4.

Roland Hagen, Achterwehr

Betr.: „Kanzlerin Merkel – neindanke“ (Folge 43)

Ich habe mir Frau Merkel nie alsKanzlerin vorstellen können, nichtweil ich gegen einen weiblichenKanzler wäre, sondern weil dieserFrau alles fehlt, was die Mehrzahlunserer Bürgerinnen und Bürgerfür sie einnehmen könnte.

Da sich inzwischen herumgespro-chen hat, daß die CDU/CSU außerinneren Streitigkeiten nichts zu bie-ten hat, sinken ihre Umfragewertewie die Wertschätzung für FrauMerkel.

Sie, die Union, ist nicht wetterbe-ständig, hat keine Grundsatztreueund steht nicht auf dem nationalenBoden, der ihr die Kraft gebenmüßte, die Interessen der Deut-schen zu schützen und zu bewah-ren.

Ja, was sind für sie wohl die Inter-essen der Deutschen? Ich weiß esnicht und vermag es nicht zu erken-nen. Helga Maria Freisitzer,

Springe/Deister

Konservative verlassen UnionBetr.: „Jämmerlich eingeknickt“(Folge 43)

Jämmerlich, jämmerlicher, AngelaMerkel? Nein, ganz so hart sollteman nicht sein, denn was dieCDU/CSU uns an Jämmerlichkeitbietet, hat ja viele Mütter und Väter,selbst die, die auf ihre Zukunft hof-fen wie Koch und Wulff, nutzen sichschon heute ab. Mit dem Rückzugvon der Unterschriftenaktion gegen

den Beitritt der Türkei zur EU hatdie CDU/CSU die Deutschen imStich gelassen, die nun völlig wehr-los den Plänen Schröders und Fi-schers ausgeliefert sind. Mut, Natio-nalbewußtsein, Charakterstärke,Glaubwürdigkeit, wo sind sie in derCDU/CSU geblieben. Die Konserva-tiven gehen ihr in Scharen von derFahne. Ich sehe niemanden, der siezurückholen könnte.

Konrad Märker, Hamburg

Von den zahlreichen an uns ge-richteten Leserbriefen können wirnur wenige, und diese oft nur insinnwahrend gekürzten Auszü-gen, veröffentlichen. Die Leser-briefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder Meinung der Redaktion zudecken braucht. Anonyme oderanonym bleiben wollende Zu-schriften werden nicht berück-sichtigt.

Betr.: „Als der rote TerrorDeutschland erreichte“ (Folge 42)

Anläßlich des 60. Jahrestages desMassakers in Nemmersdorf hat unse-re Tageszeitung einen Artikel veröf-

fentlicht, der uns eigentlich weh tut.Unter anderem wird darin auch derHistoriker Bernhard Fisch als ernst-hafte Quelle zitiert und es ist die Re-de von der Roten Armee in die „Schu-he geschobenen Grausamkeiten“.

Als gebürtige Ostpreußen sindwir daran interessiert, daß die Greu-el der Vergangenheit nicht unterden Teppich gekehrt werden dürfen.

Rainer und Jutta Boden, Dresden

Betr.: Hoffnung auf ein deutschesLeben (Folge 35)

Aus meiner Kenntnis heißt dasCredo der Rußlanddeutschen:„Deutschland geben Wohnung undGeld, kennen wir gut leben!“ So lau-tete auch die Antwort auf meineFragen an Rußlanddeutsche unter-schiedlichen Alters, wie es ihnenhier in Deutschland ginge.

Ich befragte sie in einem häufigbesuchten russischen Geschäft. Obsie Russen wären, weil sie ja alleund immer nur Russisch sprächen?Die prompte Antwort: Nei, nei, wirauch Deutsche.

Meinen Einwand, daß Deutscheaber Deutsch sprechen, sowieFranzosen Französisch und RussenRussisch – wie sie; beschwichtig-

ten sie läppisch: Nu ja, wir so ge-wehnt.

Ich argwöhnte weiter: „Da ihrRussisch sprecht, denkt und fühltihr auch russisch? Darauf die unver-hohlene Antwort: „Ja, mit Herz fieh-len wir russisch, mit Kopf deutsch!“

Ist das nicht erstaunlich und viel-sagend? Folglich geht es nicht um

Hoffnung auf ein deutsches Leben,sondern um ein Leben in Deutsch-land!

Einer Förderung des Deutsch-tums wirkt das „Russische Zen-trum“ effektiv entgegen. Es ist derTreffpunkt russischer Kommunika-tion, Lebensart und Sprache.

Franz Schubert, Köln-Seeberg

Greuel nicht unter den Teppich kehren!Eine steingewordene ErinnerungBetr.: „Als der rote TerrorDeutschland erreichte“ (Folge 42)

Ohne jeden Zweifel gehört es zuden originären Aufgaben der PAZ /Das Ostpreußenblatt, an die Massa-ker und Tragödien, verübt beim Ein-marsch der Roten Armee 1944/45,in Ostpreußen zu erinnern. Sie kön-nen es mir glauben, es ist mir völligegal, ob sich jemand der heutigenherrschenden Clique daran stößtoder nicht. Diese aufgezwungeneGeschichtslosigkeit, besonders zuden Themen Zweiter Weltkrieg,Flucht und Vertreibung sowie denOder-Neiße-Gebieten, wird sich inspäteren Zeiten, wenn wir längstnicht mehr sind, bitter rächen.

Des weiteren ist die Hervorhe-bung der fremden Toten und die Ne-gierung unserer ein Zustand, dendie jetzige Regierung unter den Her-

ren Schröder und Fischer zu verant-worten hat. Diese Geschichtslosig-keit hat ja schon lächerliche Zügeangenommen, daß man sich lang-sam fragt, wie soll das weitergehen?!

Was unsere Toten von Nemmers-dorf angeht, so werden sie nie derVergessenheit anheimfallen. Sie ru-hen in der Obhut unseres allmächti-gen und barmherzigen Gottes – fürimmer und für alle Zeiten.

Das werden die Herren Schröderund Fischer oder ein sonstiger linkerSpinner nie verhindern. Daher mußdas Zentrum gegen Vertreibungennach Berlin: als zentrale Gedächtnis-stätte auch für unsere Toten aus denVertreibungsgebieten. Eine steinge-wordene Erinnerung für alle und umzu zeigen, zu was der Mensch fähigist. Volker Neumann,

Warstein

Ostdeutsche RedensartenBetr.: Bücherempfehlungen

Sicherlich werden Sie zu Weih-nachten in Ihrer Zeitung wieder ei-ne Bücherliste herausgeben! EinRestbestand ist noch von meinenbeiden Büchern vorhanden: 1. Wör-terbuch Hochdeutsch-Neumärkischzum Preis von 7 Euro mit Versand.

2. Erläuternde Redensarten mitBildern und Belegen aus dem frühe-ren Ostdeutschland zum Preis von16 Euro mit Versand. Zu bestellenunter: Hans Hühnerfuß, Philoso-phenweg 8, 14712 Rathenow, Telefon(0 33 85) 51 48 82.

Hans Hühnerfuß, Rathenow

»Mit Herz fiehlen wir russisch, mit Kopf deutsch!»

Wo sind die aufrechten Deutschen?Betr.: „Befehl des Gewissens“ (Fol-ge 40/03)

Den hervorragenden Artikel „Be-fehl des Gewissens“ von RüdigerRuhnau vom 4. Oktober 2003 habeich mir besonders aufgehoben undauch entsprechend weitergeleitet.Er paßt so gut in die heutige Zeit alsBeispiel für Reformen und grundle-gende Erneuerungen.

Wo sind die aufrechten Deut-schen, die Deutschland wie damals

vom und zum Stein, Scharnhorstund Wilhelm Humboldt und vieleandere aus der erlittenen Erniedri-gung durch Napoleon wieder starkmachen?

Es ist wirklich höchste Zeit, daßwir noch im Kant-Erinnerungsjahrnach seinem Leitsatz vom „bestirn-ten Himmel und dem moralischenGesetz“ leben und ihn befolgen.

Wir haben es bitter nötig. Fritz Groß, Hannover

Die Krise gewähltBetr.: Präsidentenwahl in Amerika

Wenn das amerikanische VolkHerrn Bush wieder zum Präsiden-ten wählt, ist es kränker als dasdeutsche Volk bei der Wahl 1933.

Wir wußten damals noch nicht,wen wir wählen! Die Amerikanerwissen aber jetzt schon, wen siewählen, denn Herr Bush hat denWeltterror weiter entfacht und dieganze Welt in eine Krise gestürzt.

Willi Fladda, Bochum

Ergänzungsvorschlag zum GG

12_PAZ46 05.11.2004 11:04 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

Page 13: Foto: pa In der Ausstiegsfalle - Preußische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2004/paz4604.pdf · 2011-12-23 · ne Renaissance der Atomkraft-nutzung hin. Und auch

Für nicht wenige Besucher derjährlichen Heimattreffen istdas Wichtigste, daß sie ihre

Erinnerungen und Gedanken mitanderen austauschen, selbst einmalreden und „schabbern“ können. Dashaben mitunter auch schon offiziel-le Redner, Sänger und Musikantenwährend ihrer Vorträge erfahrenmüssen. Beim letzten Jahrestreffender Stadtgemeinschaft Allenstein inGelsenkirchen stand jedoch ein Er-eignis im Mittelpunkt, das lautlosüber die Bühne ging: die Unter-zeichnung einer Vereinbarung, diewohl die erste dieser Art war. DieStadtgemeinschaft Allenstein hat eserreicht, sowohl mit ihrer Heimat-stadt als auch mit ihrer formell zwarnur ehemaligen, aber de facto nochaktuellen Patenstadt Gelsenkircheneine „Vereinbarung zur partner-schaftlichen Zusammenarbeit“ zutreffen, die ihrer Bedeutung entspre-chend im „Goldenen Buch der StadtAllenstein“ eingetragen und zumAbschluß der Feierstunde unter-zeichnet wurde von Oliver Wittke,Oberbürgermeister der Stadt Gel-senkirchen, Gottfried Hufenbach,Vorsitzender der Stadtgemeinschaftund Zbigniew Karpowicz, stellver-tretender Stadtpräsident von Allen-stein.

Im Jahre 1953 – 600 Jahre nachder Gründung der Stadt an der Alle– hatte die Stadt Gelsenkirchen diePatenschaft für die Allensteinerübernommen. Diese Patenschaftführte im Jahre 1992 zu einer Part-nerschaft zwischen den beidenStädten. Zum 50. Jahrestag der feier-lichen Übergabe der Patenschaftsur-kunde an die Bürger der Stadt ander Alle bekräftigen die Stadt Gel-senkirchen, die StadtgemeinschaftAllenstein und die Stadt Allensteinihren Willen, die gute Zusammenar-beit der vergangenen Jahre fortzu-setzen und die partnerschaftlichenBeziehungen weiter zu vertiefen.

Neben gemeinsamen Projektenauf kommunaler Ebene sollen vorallem Begegnungen zwischen deut-schen und polnischen Jugendlichengefördert werden, um eine dauer-hafte Basis für das Zusammenwach-sen beider Völker in dem nun ver-einigten Europa zu legen.

Diese Vereinbarung fixiert die Be-ziehungen der Stadtgemeinschaft zuPatenstadt und Heimatstadt, diezwar auch bisher schon gut waren,aber keine schriftliche oder rechtli-che Grundlage hatten. Die vor 50Jahren erklärte Patenschaft derStadt Gelsenkirchen für die StadtAllenstein und ihre Bürger war vorzwölf Jahren abgelöst worden durchdie Partnerschaft zwischen den jet-zigen Städten Gelsenkirchen undAllenstein, und die Allensteinerblieben gewissermaßen außen vor.Sie waren davonabhängig, daß defacto die gutenBeziehungen zuGelsenkirchen,wie sie nament-lich in der Über-lassung vonRäumlichkeitenfür die Geschäftsstelle und das Hei-matmuseum sowie in der Unterstüt-zung der Jahrestreffen in Gelsenkir-chen zum Ausdruck kamen,aufrechterhalten blieben und vonden Vertretern der Stadt weiterhinbekundet wurden. Das ist glückli-cherweise oft geschehen, zuletztauch in dem Rückblick des Ober-bürgermeisters Wittke auf 50 JahrePatenschaft (siehe Folge 38).

Die Stadtgemeinschaft Allensteinihrerseits ist in Bezug auf beideStädte nicht untätig gewesen. Ab-stimmende Gespräche und Veran-staltungen in Gelsenkirchen, Reisennach Allenstein und finanzielle

Unterstützung von Kirchenausbau-ten, Denkmalserneuerungen, aberauch von bedürftigen Bewohnernund nicht zuletzt durch den Erwerbund den mit Hilfe der „AllensteinerGesellschaft Deutscher Minderheit“(AGDM) gesicherten Betrieb des Ko-pernikushauses als Stätte deutsch-polnischer Begegnung haben auchdie Anerkennung der beiden Städtegefunden. Die bisherige Zusammen-arbeit und ihre Bedeutung für dieweitere Entwicklung wurden auchin den Reden betont, die die Unter-zeichner der Vereinbarung un-mittelbar vor dem feierlichen Aktgehalten haben.

Gottfried Hufenbach, Vorsitzen-der der Stadtgemeinschaft Allen-stein, ging nach der Begrüßung derGäste und Ehrengäste noch einmalauf die Geschich-te der 50jährigenPatenschaft undihre Entstehungein. Es sei keinZufall gewesen,daß Gelsenkir-chen Patenstadtfür Allensteinwurde, denn im 19. Jahrhundertseien viele Ostpreußen auf der Su-che nach Arbeit ins Ruhrgebiet ge-kommen und nicht weniger als17.000 Menschen aus dem Raum Al-lenstein seien von 1880 bis 1904 inGelsenkirchen seßhaft gewordenund hätten zur Entwicklung dieserStadt beigetragen. Auch die Vereins-geschichte des FC Schalke 04 unddie Namen seiner Spieler seien einBeleg für die zahlreichen Bande.7.000 Allensteiner seien 1954 inGelsenkirchen zusammengekom-

men, um das 600jährige Bestehenihrer Heimatstadt und die Übernah-me der Patenschaft durch die StadtGelsenkirchen zu feiern. Ihre Ent-wicklung, auch bei den gesondertenPatenschaften im schulischen undsportlichen Bereich, sei ausgezeich-net verlaufen und habe die Allen-steiner in ihrer Patenstadt ein neuesZuhause finden lassen.

Die 1992 formell an die Stelle derPatenschaft getretene Städtepartner-schaft zwischen Gelsenkirchen undAllenstein habe dem guten Verhält-nis keinen Abbruch getan. Auch dieStadtgemeinschaft habe nach derpolitischen Wende ihr Augenmerk

auf das heutige Allenstein gelegt.Als Beispiel vielfältiger Unterstüt-zung hob Gottfried Hufenbach denErwerb des Kopernikushauses her-vor, das mit weiteren Zuwendungender Stiftung für deutsch-polnischeZusammenarbeit und des Freistaa-tes Bayern sich zum Mittelpunkt derdeutschen Bevölkerung im süd-lichen Ostpreußen und zu einemOrt deutsch-polnischer Begegnungentwickelt hat.

Für die langjährige Unterstützungder Stadtgemeinschaft durch dieStadt Gelsenkirchen, auch als Gast-geber für die jährlichen Heimattref-fen, sprach der Vorsitzende seinenDank aus und überreichte demOberbürgermeister ein gerahmtesPlakat des Architekten Erich Men-delsohn, einem berühmten Sohn

der Heimatstadt. Das Bild der Burgund die Inschrift „Allenstein – Ost-preußens Gartenstadt – HerrlicheWälder und Seen“ trifft auch auf dasheutige Allenstein zu und soll eben-falls ein Zeichen der Verbundenheitmit der Stadt und ihren Bewohnernsein.

Oliver Wittke erinnerte als Ober-bürgermeister von Gelsenkirchendaran, daß bei Übernahme der Pa-tenschaft vor 50 Jahren erst wenigeJahre seit Kriegsende vergangen

und die Folgendes Krieges mitZerstörungen, To-ten und Verletz-ten auch für seineStadt noch fühl-bar waren. Den-noch sei man be-reit gewesen, den

noch härter betroffenen, ihrer Hei-mat verlustig gewordenen Allenstei-nern zu helfen. Man habe ihnenzwar keine neue Heimat geben kön-nen, aber doch ein neues Zuhause.Viele Gelsenkirchener, auch der ei-gene Großvater, seien ja selbst vorlängerer Zeit von Ostpreußen hier-her gekommen.

Die spätere Partnerschaft zwi-schen Gelsenkirchen und Allensteinsei ein Zeichen für ein neues Euro-pa gewesen. Dabei gelte der Dankauch der Stadtgemeinschaft Allen-stein, denn sie habe diese Partner-schaft mit Leben erfüllt. Die ver-mehrten Reisen nach Allenstein und

die persönlichen Kontakte seien da-bei besonders zu nennen, und so seies auch kein Zufall gewesen, daßsich die Regierungschefs vonDeutschland und Polen in Gelsen-kirchen getroffen hätten.

50 Jahre Patenschaft würden nunin dem Jahr gefeiert, in dem PolenMitglied der Europäischen Uniongeworden sei. Nach Patenschaft undPartnerschaft folge jetzt der dritteSchritt zu einem dreifachen Abkom-men zwischen Gelsenkirchen, Al-lenstein und der Stadtgemeinschaft.Mit ihm werde auch ein Zeichen ge-setzt für die Zukunft Europas, dasaus der Vergangenheit gelernt habe.Ihre Fehler und schrecklichen Fol-gen dürften sich nicht wiederholenund dafür sei entscheidend, daß dieMenschen zusammenkommen undeinen gemeinsamen Weg in einemfriedlichen Europa gehen. Die Stadt-gemeinschaft Allenstein habe durchihre Kontakte und Aktivitäten trotzVerlust der Heimat einen wichtigenBeitrag geleistet. Sie solle in Gelsen-kirchen auch im nächsten Jahrzehntein Zuhause haben und dafür rufeer ein herzliches Glück auf!

Der stellvertretende Stadtpräsi-dent von Allenstein, Zbigniew Kar-powicz, begrüßte die „lieben Be-wohner der Stadt Gelsenkirchenund die lieben deutschen Allenstei-ner“ auch im Namen der polnischenEinwohner von Allenstein mit einerRede, in der er seiner Freude da-rüber Ausdruck gab, bei der Unter-zeichnung des Vertrags dabeizusein,und diesen wie folgt charakterisier-te:

„Über diesem Vertrag schwebtder Geist der Geschichte, die auf ei-ne besondere Art und Weise dieehemaligen und heutigen Bewoh-ner unserer Städte vereinigt hat.Der heutige Vertrag hat eine mehr-fache Aussage, vor allem für uns Po-len. Er ist ein gutes Beispiel für die

gegenseitigen Be-ziehungen zwi-schen unserenVölkern.

Polnische unddeutsche Allen-steiner zeigen ge-meinsam mit den

Bewohnern der Stadt Gelsenkirchenseit Jahren ihren Landsleuten, aberauch Europa und der ganzen Welt,wie die deutsch-polnische Versöh-nung aussehen kann und soll. Ichdarf hier an die Begegnung desdeutschen Bundeskanzlers Schrö-der mit dem polnischen Premiermi-nister Miller erinnern, die dank derZusammenarbeit unserer Städtehier, in Gelsenkirchen, stattgefun-den hat.

Uns freut die Tatsache, daß unsereKontakte frei von politischen Ein-flüssen und rücksichtslosen Spiel-chen sind, in welche die Opfer desZweiten Weltkrieges einbezogenwerden. Wir sind stolz auf die bis-herige Zusammenarbeit, die alsAusdruck des beidseitigen Willenszu verstehen ist, die hellen Seitender Geschichte unserer Stadt zu be-wahren und zu pflegen.

Während der letzten 50 Jahre ha-ben wir an einem gemeinsamenKulturgut gearbeitet, Gedanken, Er-fahrungen und Ideen ausgetauscht.

Die größte Freude empfinde ichbeim Blick auf den erfolgreichendeutsch-polnischen Jugendaus-tausch. Die im Rahmen dieser Be-gegnungen geschlossenen Bekannt-schaften haben sich in vielen Fällenzu Freundschaften entwickelt. Las-sen Sie mich daher die 50 Jahre un-serer Kontakte in folgende Wortenschließen: Vergangenheit für die Zu-kunft!“ Ernst Jahnke

13Folge 46 – 13. November 2004

»Vergangenheit für die Zukunft«Die Stadtgemeinschaft Allenstein vereinbart Zusammenarbeit mit der Paten- und der Heimatstadt

Haus für Proben

Lehrermangel

Nach 17 Jahren Proben in ver-schiedenen Räumlichkeiten derStadt – mal im Theater, mal im gro-ßen Saal des Druck- und Verlags-hauses „Jantarnyj Skas“ – hat dasKönigsberger Sinfonieorchester un-ter der Leitung des Dirigenten undKomponisten Arkadij Feldman nunendlich ein eigenes Haus erhalten.Das Bürgermeisteramt hat dem Or-chester das bisherige Kulturhaus„Oktjabrski“ zur Nutzung überlas-sen. Allerdings befindet sich das Ge-bäude noch in einem baufälligenund verwahrlosten Zustand. DieMusiker müssen sich um die Reno-vierung selber kümmern.

Arkadij Feldman sieht hierin keinProblem. Neben seinem musikali-schen Talent verfügt er auch überwirtschaftliches und handwerkli-ches Geschick. Für den Transportder Orchesterinstrumente hatte erschon seit langem einen Kleinbusorganisiert, den er selber fährt. Ge-meinsam mit dem OrchesterbläserWassilij Popow trägt er Baumaterialaufs Dach, entrümpelt die Räumevom Müll, bestellt Bauarbeiter undElektriker, hat einen Betonmischergekauft, um die Kosten möglichstniedrig zu halten.

Das Geld für die Arbeiten stammtaus Gagen, die das Orchester beiGastspielen verdient hat. EinigeSachspenden wie Farbe hat er ausder Bundesrepublik Deutschlanderhalten. Ein Zuschuß aus der Stadt-kasse wurde ihm für das kommendeJahr in Aussicht gestellt.

Neben den großen Sälen im Erd-geschoß für Proben und einem Re-staurant im Obergeschoß wird dasHaus einen Raum mit Spiegeln fürdie Choreographiegruppe, die auchbisher schon im Kulturhaus ihr Do-mizil hatte, und eine Theaterbühneerhalten. Die Bibliothek und der Ju-gendclub, die bisher schon hieruntergebracht waren, sollen bleiben.Möglicherweise wird sich sogar ei-ne Zusammenarbeit zwischen denClub- und den Orchestermitglie-dern ergeben.

Für den Sommer planen die Mu-siker die Gestaltung der Außenanla-ge, einschließlich eines Konzertplat-zes im Freien. Dann könnte dasSinfonieorchester in den Sommer-monaten Konzerte unter freiemHimmel geben. MRK

An den Schulen im südlichen Ost-preußen herrscht weiterhin Fremd-sprachenlehrermangel. 200 neuePädagogen könnten in diesen Fä-chern sofort die Arbeit aufnehmen.Gut sieht der Arbeitsmarkt auch fürMathematiker, Physiker und Geo-grafen aus. Schlecht bestellt ist esweiterhin um Absolventen der pol-nischen Philologie, der Geschichteund der Biologie sowie angehendeGrundschullehrer. Grundsätzlichkönnen, so der Vizekurator für Bil-dung Waldemar Zakowski, Absol-venten jener Fachrichtungen amehesten Arbeit finden, die an derErmländisch-Masurischen Univer-sität in Allenstein nicht gelehrt wer-den. In diesem Jahr sind an allenSchulen des südlichen Ostpreußenetwa 22.000 Lehrer tätig. �

Unterzeichnung der trilateralen Vereinbarung: Allensteins Kreisvertreter,Gottfried Hufenbach (Mitte) mit dem stellvertretetenden Stadtpräsidentender Heimatstadt, Zbigniew Karpowicz, (links) und dem Oberbürgermeisterder Patenstadt, Oliver Wittke Foto: Jutta Jahnke

Im Jahre 1992 schlossen die Patenstadtund die Heimatstadt der Kreisgemeinschaft

Allenstein eine Städtepartnerschaft

Im Jahre 1953 – 600 Jahre nach der Gründungder Stadt an der Alle – hat die Stadt Gelsenkirchendie Patenschaft für die Allensteiner übernommen

StromschlagEinen tödlichen Stromschlag er-

hielt der 58jährige Alexander G., alser in der Wohnung seiner Mutter inRichtfelde, Kreis Insterburg gegenein Uhr nachts das Licht ausschal-ten wollte, um sich schlafen zu le-gen. Wie sich nachträglich heraus-stellte, ragte anstelle eines Schalterseine nicht isolierte Stromleitung ausder Wand. Der Mann erlag noch vordem Eintreffen des Arztes seinenVerletzungen. JJ

PAZ 46/13 05.11.2004 7:20 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

Page 14: Foto: pa In der Ausstiegsfalle - Preußische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2004/paz4604.pdf · 2011-12-23 · ne Renaissance der Atomkraft-nutzung hin. Und auch

14 O S T P R E U S S E N H E U T EFolge 46 – 13. November 2004

Lewe Landslied und Familienfreunde,

„wie gut, daß es die OstpreußischeFamilie mit ihrer Familienmuttergibt, deren Pungel immer aufnahme-fähig ist“, schreibt unsere Leserin Jo-hanna Bartel. Na ja, nicht immer,manchmal ist er auch so voll, dakannst nuscht mehr reinpremsen.Aber in der letzten Ausgabe habenwir ja wieder eine stattliche Fami-lienkolumne gehabt, so ist wiederPlatz, und der Suchwunsch von FrauBartel braucht nicht lange zu war-ten.

Sie fragt auch nicht in eigener Sa-che, sondern vermittelt den Wunschvon Eveline Bauer aus Köln, für die,seit sie mit zwei Ostpreußinnen ausder Kölner LO-Gruppe Kontakt hat,nun wieder die Zeit ihrer Evakuie-rung lebendig geworden ist.Die damals neunjährige Eveli-ne Esser wurde Anfang 1942mit ihrer Mutter und drei Ge-schwistern aus Köln in denKreis Gumbinnen evakuiert.Die Familie wurde auf ver-schiedene Orte verteilt. Sokam die Mutter Hedwig Essermit ihrem einjährigen SohnPaul und Tochter Johanna zudem bereits pensionierten LehrerMöller nach Steffensfelde (Rudstan-nen). Dieser hatte eine Adoptivtoch-ter, die damals Junglehrerin war.Sohn Felix, mit 14 Jahren der Älteste,wurde von der Familie eines Ober-försters aufgenommen. Der Name istFrau Bauer nicht mehr ganz geläufig(Stegemann, Stegewald?), auch nichtder Ortsname, den sie mit Freien-waldau oder Freienwalde angibt. Na-türlich haben sich ihre eigenen Er-innerungen am stärksten eingeprägt,und die führen zu der Landwirtsfa-milie Speer in Birkenried (Uschbal-len). Mit der Tochter, der etwagleichaltrigen Irmgard Speer, istEveline zur Schule gegangen. Siehatte noch eine ältere Schwester Hil-de (Brunhilde oder Hildegard). FrauBauer hat sich Zeit ihres Lebens im-mer wieder gefragt, was wohl ausden ostpreußischen Gastfamilien ge-

worden ist, ob sie Flucht und Ver-treibung überlebt haben. Nun wurdeihr also der Weg gewiesen, der wohlder gangbarste ist. Verständlich, daßdie Kölnerin jetzt sehr gespannt ist.Zuschriften an Eveline Bauer, Gra-seggerstraße 6 in 50735 Köln. Anru-fe nimmt Johanna Bartel für die Su-chende entgegen. (Telefon / Fax 0 2171 / 4 98 27.)

In das Gebiet um Gumbinnenführt auch die Frage von AndreasJanka, dem für seine Ahnenfor-schung noch Informationen über diemütterlichen Vorfahren fehlen. Eshandelt sich um die Familien Sternund Braun, die im östlichen Grenz-gebiet gelebt haben. Sein GroßvaterErich Wilhelm Stern, * 1. Juli 1903,vermutlich in Stallupönen, warHolzkaufmann und Sägewerksbesit-zer, er verstarb 1952 in Aue. Dessen

Vater Wilhelm Stern war Gestütsver-walter / -pächter in Gumbinnenoder Stallupönen. Geburtsdatumund -ort sind unbekannt, es gibtauch keine Sterbedaten. Das trifftauch auf seine Ehefrau Hedwig (?),eine geborene Braun, zu. Sie mußaus einer töchterreichen Familiestammen, denn Frau Janka besitztein altes Foto, das von dem FotografEigner in Stallupönen – gegenüberCabalzars Hotel – aufgenommenwurde. Es zeigt die Braun-Schwe-stern Hedwig (?) Stern, Cela Wissult(oder ähnlich), Meta Braun und Cla-ra Degenhardt geborene Braun, letz-tere damals 17 Jahre jung. Gibt esNachfahren dieser Genannten? Werkann etwas über die Familie Braunsagen, die in oder um Stallupönengewohnt haben muß. Frau Jankameint, es könnte eine Verwandt-schaft zu einem der ehemaligen Re-

gierungspräsidenten von Gumbin-nen oder zu Magnus Freiherr vonBraun-Neucken, bestehen, auch zudem Raketenforscher Wernher vonBraun wird vermutet – so jedenfallsein Familiengerücht. Aber Gerüchtist eben Gerücht, und Herr Jankawünscht sich so sehr konkrete Anga-ben über diese Familienzweige. Erist für jede Information dankbar.(Andreas Janka, Am Fritzenberg 19in 36167 Nüsttal, Telefon 0 66 52 / 724 06, E-Mail: [email protected].)

Sicher geht es Ihnen auch so, liebeLeserinnen und Leser! Da taucht inunserer Kolumne ein Name auf, undsofort ist eine Erinnerung da, ob-gleich ja so ein altes Haupt wie dasmeine ganz schön strapaziert wurdeund wird. Aber immer noch nicht„Koppche wie Siebche“, oder jeden-falls so feinmaschig, daß immer et-

was darin hängen bleibt. Wiebeim Lesen des Briefes vonHerrn Janka. „Cabalzars Ho-tel“ – wie oft hat meine Muttervon diesem Haus erzählt, dasvor allem vor dem ErstenWeltkrieg den Ruf einer her-vorragenden Küche hatte, sodaß auch die russischen Offi-ziere aus der GrenzgarnisonKybarty bei Cabalzar speisten.

Meine Mutter erlernte dort die „fei-ne Küche“ – lediglich für den eige-nen Haushalt, aber das war damalsso üblich. Wie habe ich mich ge-schüttelt, wenn sie mir vom„Schnepfenbrot“ erzählte – das beimBraten des nicht ausgenommenenVogels die herausquellenden Inne-reien auffing und als Delikatesse galt– oder von den Aalen, die lebend ineinen Eimer getan und mit kochen-dem Essigwasser übergossen wur-den. Dann schnell zugedeckt unddraufgesetzt, daß sich die Aale nichtherausschlängelten. Ich habe nie ge-kochten Aal essen wollen!

Eure

Ruth Geede

Tournee um die OstseeDie Dittchenbühne veranstaltete zehn Aufführungen in sechs Staaten

Das Ensemble der Dittchen-bühne hat eine Tournee umdie Ostsee gemacht. Anders

als in den vorausgegangenen Jahrengab es für die Elmshorner Theater-leute diesmal wegen der EU-Erweite-rung kaum Grenzprobleme. Nur anden Grenzen der Russischen Födera-tion in Ostpreußen und Karelienfühlte man sich an die frühere Zo-nengrenze erinnert. Es gab zehn Auf-führungen in sechs Staaten mit über2.000 größtenteils jugendlichen Be-suchern. Die Schauspieler ernteten

viel Applaus und wurden mit vielenBlumensträußen geehrt.

In Stettin, dem ersten Spielort aufdieser Reise, waren auch 40 Jugend-liche aus der Elmshorner Partner-stadt Stargard unter den Zuschauern,die teilweise die Dittchenbühneschon in Elmshorn besucht hatten.Das Schauspiel „Die Reise nach Til-sit“ wurde auch am Schauplatz desGeschehens gespielt. Am darauffol-genden Tag konnte das Ensembleden Leuchtturm von Windenburg be-

gutachten, an dem das Theaterstückendet.

Im Rahmen des Freizeitprogram-mes wurden eine Ausfahrt auf dieKurische Nehrung bis nach Niddenunternommen sowie die SchlösserRuhental in Lettland und Puschkin –einschließlich des neuen Bernstein-zimmers – besichtigt. Von St. Peters-burg zeigten sich alle unter den Elms-horner Theaterleuten fasziniert. ÜberFinnland, Schweden und Dänemarkging es zurück nach Elmshorn. EB

Tourtenerfolgreich

um dieOstsee:

Ensemble derDittchenbühne

mit Sitz inElmshorn

Foto:Dittchenbühne

NNNNOOOOTTTTIIIIEEEERRRRTTTTDer seit zehn Jahren bestehende

innerostpreußische GrenzübergangGoldap soll für 2,2 Millionen Euromodernisiert und ausgebaut wer-den, um die Zahl der Kraftfahrzeug-abfertigungen erhöhen zu können.Möglich wird das Ganze dank EU-Mitteln. Mit der Ausführung wurdedas in Bielsk Podlaski ansässigeUnternehmen Unibud beauftragt,das sich gegen sechs Konkurrentendurchsetzen konnte und ein JahrBauzeit veranschlagt. Doch selbst,wenn die Planungen eingehaltenwerden können, wird der Grenz-übergang auch in einem Jahr nochnicht von Lastkraftwagen mit einemGewicht von über 7,5 Tonnen be-nutzt werden können. Erst nach derdritten Etappe des Ausbaues, die inzwei Jahren beginnen soll, wird derÜbergang auch Schwerlastern offen-stehen. �

Eine Delegation des Kreises Allen-stein hat Niedersachsen einen Be-such abgestattet, nachdem sie zuvoreinen Termin mit dem Bundestags-präsidenten Wolfgang Thierse ge-habt hatte. Hintergrund ist die seitsechs Jahren bestehende enge Zu-sammenarbeit zwischen dem ost-preußischen Kreis und dem nieder-sächsischen Kreis Osnabrück.Sowohl Allenstein als auch Jonken-dorf, Dietrichswalde und das zumKreis Heilsberg gehörende Heiligen-thal knüpften in dieser Zeit Kontak-te zu bundesdeutschen Partnern.Die Zusammenarbeit umfaßt dieLandwirtschaft ebenso wie das Ge-sundheitswesen, die Bildung unddie innere Sicherheit. �

Die polnische Staatsbahn PKP hatmehrere historische Dampflokomo-tiven aus dem Eisenbahnmuseumder Kreisstadt Lyck für ungefähr3.000 Zloty (rund 700 Euro) ver-kauft, obwohl alleine der Schrott-wert mehrere hunderttausend Zlotybeträgt. Warum das Staatseigentumderart eklatant unter Marktwert ver-äußert wurde, konnte bis jetzt nochnicht ermittelt werden. Während-dessen will die Lycker Kreisverwal-tung, die das Einsenbahnmuseumübernehmen will, mit dem neuenEigentümer in Verhandlungen ein-treten mit dem Ziel, daß die Loko-motiven in Lyck bleiben. �

Roman Witkowski, Eisenbahn-freund aus der BundesrepublikDeutschland, wird möglicherweisedie Eisenbahnlinie von Rastenburgnach Angerburg pachten. Die polni-schen Behörden in Rastenburg undAngerburg haben bereits zuge-stimmt. Um den Investor zu ermuti-gen, ist man von Seiten Angerburgssogar bereit, auf einen Pachtzins zuverzichten. Auf der Linie könntenwährend der Ferienzeit Nostalgiezü-ge verkehren. Und die Forstverwal-tung hat bereits grundsätzlichesInteresse an der Nutzung der Strek-ke für Holztransporte signalisiert. �

Die Ermländisch-Masurische Uni-versität hat mit Sozialwissenschaf-ten und Kunst eine neue Fakultät er-halten. Diese setzt sich zusammenaus den Bereichen Pädagogik, Poli-tologie, Soziologie, sowie Kunster-ziehung auf dem Gebiete der Musikund der plastischen Kunst. Da die-ses Jahr Politologie und Soziologiedie meisten Studienbewerber hat-ten, hat die neue Fakultät gute Aus-sichten, die zahlenmäßig stärkste zuwerden. Noch in diesem Jahr erhältdie Pädagogik als erste humanisti-sche Disziplin das Recht zu habili-tieren. �

Radio Allenstein hat die Frage auf-geworfen, ob die im staatlichen Ar-chiv Allensteins aufbewahrtenGrundbücher Grundlage für zukünf-tige deutsche Vermögensansprüchesein könnten. Vom Sender hieraufangesprochen, antwortete der Stell-vertretende Archivdirektor, Francis-zek Sokolowski, daß diese Frage dieJuristen beantworten müßten. �

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14_PAZ46 09.11.2004 9:51 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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So., 21. November, Rastenburg, 15Uhr, Stammhaus in Siemensstadt,Rohrdamm 24 B, 13629 Berlin. An-fragen: Herbert Brosch, Telefon 801 44 18.

So., 28. November, Heilsberg, Rößel,15 Uhr, Clubhaus Lankwitz, Ge-meindepark, Gallwitzallee 53. Ni-kolausfeier mit Bescherung. Anfra-gen Heilsberg; Benno Boese,Telefon 7 21 55 70, Rößel: ErnstMichutta, Telefon (0 56 24) 66 00.

LANDESGRUPPESonnabend, 13. November, und

Sonntag, 14. November, 10 bis 17 Uhr,ostdeutscher Weihnachtsmarkt imHaus der Heimat, Vor dem Holstentor2, U2-Bahnstation Messehallen. DieBesucher erwartet ein reichhaltigesAngebot an heimatlichen Spezialitäten,Büchern und Zeitschriften. Die Lan-desgruppe ist mit einem Ostpreußen-stand im 1. Stock (Raum 21) vertreten.

– Jeden 1. Mittwoch im Monat, von 15bis 17 Uhr, wird im Haus der Heimat,Vor dem Holstentor 2, der Raum Nr. 13für Interessierte geöffnet sein.

BEZIRKSGRUPPENBillstedt – Jeden 1. Dienstag im Mo-

nat, von 15 bis 18 Uhr, trifft sich dieGruppe im Café Winter, Möllner Land-straße 202, gegenüber der Sporthalle,U-Bahnstation Steinfurter Allee. DieGestaltung der Treffen beinhaltet The-men wie: Heimatkunde, Kultur, Singen,Ausflüge, Filmvorführungen und Ta-gesereignisse. Gäste sind herzlich will-kommen. Nähere Informationen beiAnnelie Papiz, Telefon 73 92 60 17.

Harburg/Wilhelmsburg – Montag,29. November, 15 Uhr, Heimatnachmit-tag im Gasthaus „Waldquelle“, Höpen-straße 88, Meckelfeld (mit dem Bus443 bis Waldquelle). Lm. Gustmann er-zählt von seinen Reisen nach Ostpreu-ßen und zeigt dazu einen Videofilm.

HEIMATKREISGRUPPENElchniederung – Mittwoch, 1. De-

zember, 15 Uhr, vorweihnachtlicher

Nachmittag in den ETV-Stuben,Bundesstraße 96, Ecke Hohe Weide,U-Bahnstation Christuskirche. MitMusik, Liedern zur Jahreszeit undVorträgen soll Advent gefeiert werden.der Eintritt ist frei aber bitte das Päck-chen für dem Julklapp nicht verges-sen.

Gumbinnen – Sonnabend, 4. De-zember, 14 Uhr, vorweihnachtlichesTreffen im Haus der Heimat, Vor demHolstentor 2, 22355 Hamburg. AlleLandsleute und Gäste sind herzlicheingeladen. Nähere Informationen er-teilt Mathilde Rau, Saseler Mühlen-weg 60, 22395 Hamburg, Telefon (040) 6 01 64 60.

Heiligenbeil – Sonntag, 28. Novem-ber, 14 Uhr, Weihnachtsfeier im Senio-rentreff, Am Gojenboom 30. Mit eini-gen besinnlichen Stunden, Liedernund Geschichten soll gemeinsam dererste Advent gefeiert werden. Kosten-beitrag für Kaffee und Kuchen 3 Euro.Gäste sind herzlich willkommen. An-meldungen an Lm. K. Wien, Telefon (041 08) 49 08 60. – Zum Ostpreußen-treffen in Berlin (21. und 22. Mai

2005) fährt die Gruppe am 20. Mai, 8Uhr, ab Hamburg ZOB. Landsleuteaus allen Heimatkreisen können teil-nehmen. Fahrpreis beträgt 135 Euroim DZ/HP (Einzelzimmerzuschlag 30Euro). 20. Mai, Fahrt nach Berlin, inBerlin große Stadtrundfahrt. 21./22.Mai, Besuch des Treffens. Am 22. Mai,gegen 16 Uhr, Rückreise. Anmeldun-gen bei K. Wien, Telefon (0 41 08) 4908 60, ab 18 Uhr. Anmeldungen biszum 1. Dezember.

Insterburg – Montag, 6. Dezember,14.30 Uhr, Weihnachtsfeier in der„Postkutsche“, Horner Landstraße208. Am Nikolaustag soll eingestimmtwerden auf Weihnachten, durch Lie-der- und Gedichtvorträge, sowie dermundartlichen Weihnachtsgeschich-ten der Mitglieder.

Osterode – Sonnabend, 27. Novem-ber, 15 Uhr, Weihnachtsfeier in denETV-Stuben, 1. Stock, Bundesstraße96, nähe U-Bahnhof Schlump (Chri-stuskirche). Die Feier wird umrahmtmit musikalischer Begleitung. Jul-klapp-Päckchen können mitgebrachtwerden. Für die Kinder erscheint der

15H E I M A T A R B E I T Folge 46 – 13. November 2004

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEITLANDESGRUPPEN

ZZUUMM 110000.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGJJeelliinnkksskkii,, Ida, geb. Jankowski, aus Kle-

schen, Kreis Treuburg, jetzt Rotkopf-weg 25, 12107 Berlin, am 20. No-vember

ZZUUMM 9999.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGKKuummmmeettzz,, Helene, geb. Jodexnus, aus

Rautenburg, Kreis Elchniederung,jetzt Jungfruvägen 8 A, 13550 Tyre-sö, Schweden, am 20. November

ZZUUMM 9988.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGLLeennttzz,, Hedwig, geb. Brozio, aus Lyck,

jetzt Mecklenburger Weg 4, 25524Itzehoe, am 16. November

ZZUUMM 9977.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGKKöönniigg,, Magda, geb. Kirstein, aus Hein-

richswalde, Kreis Elchniederung,jetzt Bothmerstraße 18, 30519 Han-nover, am 20. November

ZZUUMM 9966.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGFFrrööhhlliiaann,, Anna, geb. Rohmann, aus

Lyck, Morgenstraße 13, jetzt Dorf-straße 33, 17111 Glendelin, am 17.November

WWoollffff,, Gerda, aus Guben, jetzt Schöne-becker Feld 24, 28757 Bremen, am20. November

ZZUUMM 9955.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGBBööhhmm,, Else, geb. Dörr, aus Satticken,

Kreis Treuburg, Grünstraße 19,58095 Hagen, am 19. November

FFeehhrr,, Erna, aus Prostken, Kreis Lyck,jetzt Berner Chaussee 41, Georg-Flieder-Haus, 22175 Hamburg, am20. November

KKoozziinnoowwsskkii,, Paul, aus Lyck, Bismark-kstraße 9, jetzt Tübinger Straße 11 b,26125 Oldenburg, am 17. November

ZZUUMM 9944.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGDDyybbaallllaa,, Margarete, geb. Kretschmann,

aus Freiwalde, Kreis Mohrungen,jetzt Telefon 02814/36 94 30, am 21.November

MMiilleewwsskkii,, Elfriede, geb. Kerlies, ausRehfeld, Kreis Treuburg, Am Forst-garten 16, 49214 Bad Rothenfelde,am 16. November

SSttaannkkeewwiittzz,, Emma, geb. Waldhof, ausLenzendorf, Kreis Lyck, jetzt Am Vo-gelsang 20, 50170 Kerpen, am 20.November

ZZUUMM 9933.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGAAsscchheennbbrreennnneerr,, Helene, geb. Koreik,

aus Brittanien, Kreis Elchniederung,jetzt Föhrenstraße 2, 29345 Unter-lüß, am 19. November

ZZUUMM 9922.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGBBllaasskk,, Gertrud, geb. Skopnik, aus Löt-

zen, jetzt Dammweg 1, 59558 Lipp-stadt, am 16. November

DDaauuggsscchh,, Ernst, aus Neufrost, KreisElchniederung, jetzt WilhelmshöherStraße 53, 58256 Ennepetal, am 18.November

LLeeiissnneerr,, Emilie, geb. Mallek, aus Illo-wo, Kreis Neidenburg, jetzt Tannen-weg 27, 72654 Neckartenzlingen, am16. November

MMeecckkeellbbuurrgg,, Christel, aus OstseebadCranz, Kreis Samland, jetzt Königs-

berg Allee 4-6, 88400 Biberach, am20. November

SScchheennkk,, Kurt, aus Perwilten, Kreis Hei-ligenbeil, jetzt Fuchstanzstraße 145,60489 Frankfurt am Main, am 14.November

ZZUUMM 9911.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGBBeeiillkkee,, Anna, geb. Hewisch, Kassuben,

Kreis Ebenrode, jetzt Bismarckstra-ße 14 a, 26122 Oldenburg, am 16.November

BBuuddddrruuss,, Franz, aus Kuckerneese,Kreis Elchniederung, jetzt Heidehof-weg 10, 25499 Tangstedt, am 17. No-vember

BBuussssee,, Gerda, geb. Bohl, aus Bladiau,Kreis Heiligenbeil, jetzt Montanstra-ße 8, 42799 Leichlingen, am 19. No-vember

DDiiggnnaassss,, Frieda, geb. Kattanke, ausSamplatten, Kreis Ortelsburg, jetztSteeg 10, 41366 Schwalmtal, am 18.November

MMaattzzkkeewwiittzz,, Gerda, geb. Fleckenstein,aus Wehlau, Kleine Vorstadt, KreisWehlau, jetzt Neidenburger Straße24, 31141 Hildesheim, am 17. No-vember

KKuurrsscchhaatt,, Hugo, aus Tewellen, KreisElchniederung, jetzt Reichenaustra-ße 224, 78467 Konstanz, am 19. No-vember

PPeetteerrssmmaannnn,, Martha, geb. Dorka, ausGroß Schiemanen, Kreis Ortelsburg,jetzt Leibnizstraße 38, 46240 Bot-trop, am 19. November

SSoommmmeerrffeelldd,, Herbert, aus Lyck, Hin-denburgstraße, jetzt Hinter der Kir-che 1 a, 19406 Sternberg, am 17. No-vember

ZZUUMM 9900.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGGGiippnneerr,, Luise, geb. Sommerfeld, aus

Lyck, jetzt In der Mersbach 28, beiKlein, 53757 Sankt Augustin, am 18.November

GGnnoossaa,, Erna, geb. Dudek, aus Kalgen-dorf, Kreis Lyck, jetzt Auf der Gold-breite 35, 44379 Dortmund, am 18.November

HHeeiisseerr,, Margareta, geb. Willenberg,aus Kuckerneese, Kreis Elchniede-rung, jetzt Malchower Straße 16,13089 Berlin, am 18. November

HHeeyyeerr,, Anne-Liese, geb. Kruschinski,aus Lyck, jetzt Bornweg 32, 49152Bad Essen, am 15. November

HHeeyynn,, Hildegard, aus Lyck, jetzt Born-straße 10, bei Ruehmann, 20146Hamburg, am 15. November

KKuurrrreecckk,, Friedrich, früher Reichau,Liebstadt, Schnellwalde, Himmelf-orth, Kreis Mohrungen, jetzt Liebig-straße 25, 63069 Offenbach amMain, am 19. November

MMaarrqquuaarrtt,, Lotte, geb. Petzkowski, ausNareythen, Kreis Ortelsburg, jetztAltstadtstraße 65a, 51379 Leverku-sen, am 15. November

NNeeiiddhhaarrddtt,, Ernst, aus Balga, Kreis Hei-ligenbeil, jetzt Immanuel-Kant-Stra-ße 11, 22926 Ahrensburg, am 16.November

PPaattzz,, Auguste, geb. Gacioch, aus Au-erswalde, Kreis Ortelsburg, jetzt Sie-gerstraße 5, 57072 Siegen, am 21.November

RRaasszzaawwiittzz,, Eugen, aus Rehwalde, KreisElchniederung, jetzt Postillionseck2, 21271 Hanstedt, am 16. November

RReeiinnhhoolldd,, Max, aus Ebenfeld, KreisLyck, jetzt Mulmshorner Weg 12,27356 Rotenburg/Wümme, am 17.November

SSeeiibbiicckkee,, Elsbeth, geb. Speidel, ausLötzen, jetzt Lisztstraße 16, 29223Celle, am 20. November

SSkkooppnniikk,, Ernst, aus Gr. Stürlack, KreisLötzen, jetzt Lerchenstraße 12,24589 Nortorf, am 19. November

ZZeehhrrtt,, Luise, geb. Baltrusch, aus KleinFriedrichsgraben, Kreis Elchniede-rung, jetzt Pastor-Kittel-Straße 3,29221 Celle, am 20. November

ZZUUMM 8855.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGGAAnnnnuußß, Gustav, aus Kukukswalde,

Kreis Ortelsburg, jetzt Wagnerstraße5, 37574 Einbeck, am 18. November

BBooeecckk,, Marianne, aus Neidenburg,jetzt Bussardstraße 22/II, 82008Unterhaching, am 20. November

BBoohhllsseenn,, Elisabeth, geb. Milewski, ausReinkental, Kreis Treuburg, jetztPastor-Löh-Straße 32, 51399 Bur-scheid, am 15. November

BBoonnkkoowwsskkii,, Gerhard, aus Osterode,jetzt Grüner Wall 20, 14089 Berlin,am 8. November

CCrruussiiuuss,, Ilse, geb. Grabowski, aus Po-bethen, Kreis Samland, jetzt Wil-helm-Leuschner-Straße 2, 28329Bremen, am 17. November

DDaallcchhooww,, Herbert, aus Eiserwagen,Kreis Wehlau; jetzt DortmunderStraße 19, 22419 Hamburg, am 15.November

GGaayykk,, Otto, aus Deutschheide, KreisOrtelsburg, jetzt BruchermühlenStraße 11, 51399 Burscheid-Hilgen,am 20. November

GGrraabboowwsskkii,, Charlotte, geb. Kasmekat,aus Kahlholz, Kreis Heiligenbeil,jetzt Woltersdorfer Weg 9, 23968 Gä-gelow, am 16. November

HHeeiinnrriicchh,, Margarete, geb. Pfeffer, ausPregelswalde, Kreis Wehlau, jetztRottenweg 9, 31191 Algermissen, am17. November

KKaattzzeennsskkii,, Erna, geb. Labusch, ausFreudengrund, Kreis Lortelsburg,jetzt Am Osthof 3, 59556 Lippstadt,am 20. November

KKoollppaakk,, Walter, aus Wiesenhöhe, KreisTreuburg, jetzt Droste-Hülshoff-Straße 44, 59227 Ahlen, am 18. No-vember

KKoonnooppkkaa,, Friedrich, aus Grignau,Kreis Lyck, jetzt Hauptstraße 22,39517 Birkholz, am 16. November

KKuucchhaarrsskkii,, Barbara, aus Lötzen, jetztEckener Straße 7, 22045 Hamburg,am 18. November

PPaauullss,, Erich, aus Kurwensee, KreisElchniederung, jetzt HartefelderHeideweg 4, 47608 Geldern, am 19.November

RRaammmmiinnggeenn,, Martha, geb. Modzel, ausKlein Dankheim, Kreis Ortelsburg,jetzt Emmastraße 7, 45879 Gelsen-kirchen, am 19. November

SScchheeiikkee,, Christel, geb. Sokolowski, ausOrtelsburg, jetzt Max-von-Seubert-Straße 72, 68259 Mannheim, am 19.November

SScchhmmiiddtt,, Emma, geb. Gallmeister, ausHerzogskirchen, Kreis Treuburg,jetzt Aderdamm 4, 40221 Düssel-dorf, am 16. November

SSpprriinnggeerr,, Helmut, aus Schönwalde,Kreis Heiligenbeil, jetzt Feldstraße15, 14776 Brandenburg/Havel, am19. November

SSzzcczzeeppaannsskkaa,, Gertrud, geb. Meier, ul.

Asnyka 18, PL 14-300 Morag/Moh-rungen, am 16. November

WWaallkkaa,, Walter, aus Sköpen, Kreis Elch-niederung, jetzt Geibelstraße 16,31303 Burgdorf, am 21. November

WWaasscchhuulleewwsskkii,, Ernst, aus Schützen-dorf, Kreis Ortelsburg, jetzt Lilien-cronring 2, 22889 Tangstedt, am 21.November

WWeeiißßmmaannnn,, Frieda, geb. Dibowkski,aus Lindenort, Kreis Ortelsburg,jetzt Jansonstraße 17, 07745 Jena, am18. November

ZZUUMM 8800.. GGEEBBUURRTTSSTTAAGG

AAlleexx,, Gerhard, aus Schneckenmoor,Kreis Elchniederung, jetzt Beetho-venstraße 47, 74074 Heilbronn, am18. November

AAlllliieess,, Emil, aus Seckenburg, KreisElchniederung, jetzt Schillerstraße4, 21762 Otterndorf, am 17. Novem-ber

BBeerrnnaarrddss,, Helene, geb. Schwermer,aus Bieberswalde, Hassenhügel,Kreis Wehlau, jetzt Solmitzstraße 47,23569 Lübeck, am 19. November

BBrrooddoowwsskkii,, Hilda, geb. Janz, aus Vier-brücken, Kreis Lyck, jetzt SprottauerStraße 4, 22043 Hamburg, am 21.November

GGrrääffiinn RReennaattee BBüüllooww vvoonn DDeennnneewwiittzz,geb. Grünhoff, jetzt Weserstraße 12,34399 Oedelsheim, am 21. Novem-ber

DDiirrkkss,, Frieda, geb. Köslind, aus Wolfs-hagen, Kreis Rastenburg, jetzt Uthal-merstraße 41, 25826 St. Peter Or-ding, am 19. November

DDrreewwkkee,, Gerda, geb. Skottke, aus Bla-diau, Kreis Heiligenblut, jetzt Bego-nienweg 1, 21755 Hechthausen, am5. November

DDuullzz,, Margarete, aus Königsberg,Vorderroßgarten 43/44, jetzt Pfalz-Grona-Breite 29, 37081 Göttingen,am 5. November

EEiicchheell,, Elfriede, aus Lyck, jetzt Röhrig-straße 38, 22763 Hamburg, am 18.November

EEwweerrtt,, Edith, geb. Krüger, aus Aßlak-ken, Kreis Wehlau, jetzt Todtenhem-mer Weg 721, 25764 Wesselburen,am 20. November

FFaacckkeerrtt,, Heinz, aus Groß Hoppen-bruch, Kreis Heiligenbeil, jetzt Kö-nigsberger Straße 11, 51399 Bur-scheide, am 2. November

HHaarraabbiinn,, Emmy, geb. Nowosadtko, ausReuß, Kreis Treuburg, jetzt Rudolf-Klug-Weg 9, 22455 Hamburg, am 16.November

HHööttttlleerr,, Christel, geb. Lask, aus Kalk-hof, Kreis Treuburg, jetzt Flötzstraße

9, 44799 Bochum, am 17. NovemberHHooffffmmaannnn,, Elli, geb. Gay, aus Gr. Jauer,

Kreis Lötzen, jetzt Rappoldstraße48, 33611 Bielefeld, am 15. Novem-ber

HHooffffmmaannnn,, Gerda, geb. Steppat, ausWehlau, Klosterplatz, jetzt Mahlo-wer Weg 1 A, 14979 Kleinbeeren,am 16. November

KKlleeiinn,, Gerhard Gustav, aus Gerdauen,jetzt Schnuckenweide 27, 29640Schneverdingen, am 2. November

KKoonnooppkkaa,, Friedrich, aus Geigenau,Kreis Lyck, jetzt Hauptstraße 22,39517 Birkholz, am 16. November

KKuummuuttaatt,, Käte, aus Skören, Kreis Elch-niederung, jetzt Bahnhofstraße 55,24783 Osterrönfeld, am 21. Novem-ber

LLaannggeerr,, Willi, aus Forsthaus Burgs-dorff/Pentlack, Kreis Gerdauen, jetzt

Zur Egge 34, 34431 Marsberg, am15. November

MMaaeerrzz,, Helene, aus Wittenwalde, KreisLyck, jetzt Saarwerdenstraße 4,47906 Kempen, am 15. November

MMaattuusszzaakk,, Erna, aus Laukeninkat,Kreis Elchniederung, jetzt Mühlen-straße 81, 45701 Herten, am 19. No-vember

MMüülllleerr,, Traute, geb. Dommick, aus Ta-piau, Landsturmweg, Kreis Wehlau,jetzt Schwaikheimer Straße 39,71642 Ludwigsburg, am 18. Novem-ber

NNeeuuttzz, Ruth, geb. Baumann, aus Eben-dorf, Kreis Ortelsburg, jetzt Linden-weg 14, 56323 Waldesch, am 16. No-vember

NNiieessggooddddaa,, Ernst, aus Dreimühlen,Kreis Lyck, jetzt Pastorsberge 3,59519 Möhnesee, am 18. November

OOkkssaass,, Ida, geb. Olbrisch, aus Höhen-werder, Kreis Ortelsburg, jetztHauptstraße 15, 78187 Geisingen,am 19. November

PPootttteell,, Reinhold, aus Tapiau, Pruzzen-wall, Kreis Wehlau, jetzt Wittenber-ger Straße 11, 06749 Bitterfeld, am15. November

RRaaeeddeerr,, Helga, geb. Segatz, aus Schön-hofen, Kreis Treuburg, jetzt Ratten-berger Straße 30, 81373 München,am 16. November

RReehhbbeerrgg,, Willi, aus Balga, Kreis Heili-genbeil, jetzt Bringhäuser Straße 4,37671 Höxter, am 16. November

SScchhöönn,, Gerhard, aus Münchenfelde,Kreis Lötzen, jetzt AngerburgerStraße 6, 31789 Hameln, am 20. No-vember

SScchhuubbeerrtt,, Helene, geb. Koriath, ausNeidenburg, Wiesenweg, jetzt Band-heider Weg 33, 21337 Lüneburg, am18. November

SScchhuucchhnnaa,, Rosemarie, geb. Wieczorek,aus Wappendorf Kreis Ortelsburg,jetzt Trinenkamp 43, 45889 Gelsen-kirchen, am 21. November

SScchhwweennzzffeeiieerr,, Frieda, geb. Jorzig, ausBarten, Kreis Rastenburg, jetzt Goe-thestraße 56, 42489 Wülfrath, am18. November

SScchhwweerrddttffeeggeerr,, Monika, geb. Siep-mann, aus Eichen, Gubehnen, KreisWehlau, jetzt Parchimer Straße 62,22143 Hamburg, am 18. November

SSiieeggeell,, Christel, geb. Schwarz, ausGedwangen, Kreis Neidenburg, jetztHudegrund 11, 58638 Iserlohn, am20. November

SSookkoolloowwsskkii,, Edith, aus Fließdorf,Kreis Lyck, jetzt Arndtstraße 33,33615 Bielefeld, am 20. November

WWaaggnneerr,, Eva, geb. Teike, aus Wittin-gen, Kreis Lyck, jetzt Wichernstraße28, 01445 Radebeul, am 16. Novem-ber

WWiinnkklleerr,, Elfriede, geb. Punkewitz, ausJürkendorf, Kreis Heiligenbeil, jetztHermann-Dunker-Straße 6, 06886Wittenberg, am 18. November

WWüürrggeerr,, Erika, geb. Waga, aus Langen-wiese, Kreis Lötzen, jetzt Bruckner-straße 13, 27474 Cuxhaven, am 16.November

ZZUURR GGOOLLDDEENNEENN HHOOCCHHZZEEIITTKKuubbbbiilluunn,, Gerhard, aus Martinsort,

Kreis Ebenrode, und Frau Liesbeth,geb. Schwabe, aus Damerau, KreisEbenrode, jetzt Ewartsweg 34,52441 Linnich, am 6. November

WWeeddttkkee,, Helmut, aus Kreis Heiligen-beil, und Frau Ulla, aus Leisunen-Bladiau, Kreis Heiligenbeil, jetztSandfeld 1, 23626 Ratekau, am 10.November �

BERLIN

Vors.: Hans-Joachim Wolf,Telefon (03 37 01) 5 76 56,Habichtweg 8, 14979 Groß-beeren, Geschäftsführung:Telefon (0 30) 23 00 53 51,

Deutschlandhaus, Stresemannstraße 90,10963 Berlin

HAMBURG

Vors.: Hartmut Klingbeutel,Kippingstraße 13, 20144Hamburg, Telefon (0 40) 4449 93, Mobiltelefon (01 70)3 10 28 15. Stellvertreter:

Walter Bridszuhn, Friedrich-Ebert-Damm 10, 22049 Hamburg, Tel./Fax. (040) 6 93 35 20.

15_18_PAZ46 09.11.2004 13:50 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

Page 16: Foto: pa In der Ausstiegsfalle - Preußische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2004/paz4604.pdf · 2011-12-23 · ne Renaissance der Atomkraft-nutzung hin. Und auch

Kirchspiel Kleinlautersee – DieKirchspielgemeinschaft traf sichzum wiederholten Mal in Handeloh(Lüneburger Heide). Erfreulicher-weise nahmen deutlich mehr jün-gere (Nicht-Erlebnisgeneration) amTreffen teil als zuvor. Es zeigt, daßdie Heimatverbundenheit auchüber die Generationen hinwegreicht. Nach der Totenehrung undder Begrüßung gab Lothar Kaptein-at einen Rückblick über die Zeitnach 1993, dem Bestehen derKirchspielgemeinschaft. Was hatman nicht alles gemeinsam gese-hen, erlebt und kennengelernt: sie-ben Kirchspieltreffen, fünf Fahrten

in die Heimat und fünfmal gemein-samer Urlaub. Bei allen den Fahr-ten und Veranstaltungen warenauch immer viele nach der Vertrei-bung Geborene dabei. Weiter be-richtete er über festgestellte Verän-derungen bei der letzten Fahrt nachKleinlautersee. Die Gemeinde hateinen neuen Pfarrer. Es ist bereitsder dritte den man kennenlernte.Der vorherige, der den Gottesdienstauch immer in deutsch hielt, hatdie Pfarrstelle in Benkheim über-nommen. Der jetzige Pfarrer hatuns auch sehr herzlich empfangen.Der Wittbach ist bei Kremp wiederaufgestaut und es ist wieder einkleiner See entstanden. Zum Mau-soleum der von Fahrenheits führtjetzt ein fester Weg. Der Eingang istzugemauert und die Fenster sindgesichert. Es soll ein Anziehungs-punkt für Touristen werden. Dieunbewohnten Häuser verfallen im-mer mehr, aber die Landschaft ist

immer noch schön. Ehrungen – be-sonders treue Landsleute wurdenfür zahlreiche Teilnahmen an den15 durchgeführten Veranstaltungendes Kirchspiels geehrt: LotharKapteinat nahm an allen 15 teil,Waltraud Liedtke an 14, HerbertPauluhn an 14, Edith und HeinzTaudor an 13, Edith Ranglack an 13,Ursula Hilmer, Thea und HeinzPohl an 12. Resi Ohm nahm an al-len Kirchspieltreffen teil. Die älte-sten Teilnehmer waren Resi Ohmund Siegfried Drewello. Am spätenNachmittag erlebte man noch ein-mal, durch einen Videofilm, das ge-samte Kirchspiel mit Aufnahmenaus der Zeit vor der Vertreibung.Nach dem Abendessen vergnügteman sich beim gemütlichen Bei-sammensein mit Liedern und Ge-dichten in Mundart. Am Sonntagnahm man, durch einen Videofilman einer Predigt, gehalten von HansSteinke, in der Kleinlauterseer Kir-che teil. Danach machte die Gruppeeinen ausgiebigen Herbstspazier-gang. Nach dem Mittagessen wurdenoch viel geschabbert. Dann hießes Abschied nehmen – mit derFreude auf ein baldiges Wiederse-hen.

Unser Kreistreffen in Burgdorf –Bereits am Freitag trafen sich unserePaten und Vertreter der Kreisgemein-schaft zum Patenabend. Dieser Abendbei Matjeshering und auch etwas Bä-renfang konnte das Verhältnis zu un-seren Paten intensivieren, das gegen-seitige Verstehen vertiefen. AmSonnabend fand um 11 Uhr im feier-lichen Rahmen die Gedenkminuteund die Blumenniederlegung am Ge-denkstein in Burgdorf statt. Anschlie-ßend wurde im Stadtmuseum Burg-dorf die Sonderausstellung „DieKirchen im Kreis Heiligenbeil“ eröff-net, die auf reges Interesse stieß undwohl jeden sehr beeindruckte. Schonab 9 Uhr war aber das Veranstaltungs-zentrum für die Besucher aus nah undfern geöffnet. Hier fand nun erstmaligunser Treffen statt. Und um es kurzvorweg zu nehmen, es war ein vollerErfolg. Mit rund 710 Besuchern ist dieBesucherzahl wieder steigend. Da war

vielleicht ein Leben in den Räumen.Der Büchertisch, der Bernsteinstandund besonders die Bücher der Kreis-gemeinschaft waren sehr gefragt. Vonder Kreistagssitzung/Mitgliederver-sammlung wurde bereits berichtet.Sie fand im Veranstaltungszentrum ineinem harmonischen Rahmen statt.Jetzt wurden auch die Sondertreffender Gemeinde Schwengels, des Kirch-spiels Bladiau und des KirchspielsDeutsch-Thierau durchgeführt. Ichdenke, das wichtigste bei allem Pro-gramm aber blieb das Wiedersehenmit den lieben Menschen, die man oftseit Kindesbeinen kennt. Am Nach-mittag zeigte dann Georg Jenkner sei-ne Dias „Die Reise durch den KreisHeiligenbeil im Mai 2004“. Der Saalwar außerordentlich gut gefüllt. DieDias waren sehr interessant. So hatwohl so mancher gewünscht, er wärebei der Reise dabei gewesen. Ab 18Uhr fand dann der „Bunte Abend“statt. Und der war schön. LandsmannKlaus König sorgte für das Gelingendes Abends. Der Shanty-Chor „GrafLuckner“ sang Seemannslieder, eineShowtanztruppe mit reizenden jun-gen Damen, ein Alleinunterhalter undein Zauberer sorgten für die richtigeAtmosphäre. Landsmann ChristianPerbandt leitete das gemeinsame Sin-gen von Heimatliedern. Aber auch fürviele Gespräche und Tanz bis in denspäteren Abend war Raum. Ich denke,so schön war es schon lange nichtmehr. Am Sonntag dann ging es ab 9Uhr so richtig schön weiter. Ein Höhe-punkt war die Feierstunde, die wiedersehr gut besucht war. Vorstandsmit-glied Horst Neumann hielt die würdi-ge Totenehrung. Kreisvertreter Sieg-fried Dreher begrüßte die Gäste undHella Zugehör trug das Gedicht „Nubleib“ doch noch“ vor. Regionspräsi-dent der Region Hanno-ver, Dr. Arndt,war trotz einer Unfallverletzung ange-reist und übermittelte seine Grüßeund sein Einvernehmen mit uns Heili-

16 H E I M A T A R B E I TFolge 46 – 13. November 2004

AUS DEN HEIMATKREISENDie Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift.

Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel. Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

WOCHENZEITUNG FÜRDEUTSCHLAND

DAS OSTPREUSSENBLATTChefredakteur:

Hans-Jürgen Mahlitz(Verantwortlich f. d. redaktionellen Teil)

Chef vom Dienst, Leserbriefe, Bü-cher: Rebecca Bellano; Politik, Pa-norama, Preußen/Berlin: HansHeckel; Kultur, Unterhaltung, Lebenheute: Silke Osman; Geschichte,Landeskunde, Ostpreußen heute:Dr. Manuel Ruoff; Heimatarbeit,Aktuelles: Florian Möbius; Ostpreu-ßische Familie: Ruth Geede.Freie Mitarbeiter: Wilfried Böhm,Dr. Richard G. Kerschhofer (Wien),Hans-Joachim von Leesen, Jürgen Li-minski.Verantwortlich für den Anzeigen-teil: Knut Bantow.Anschrift für alle: Parkallee 84/86,20144 Hamburg. Verlag: Landsmann-schaft Ostpreußen e.V., Parkallee 86,20144 Hamburg. Preußische Allge-meine Zeitung/Das Ostpreußenblattist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen und erscheint wöchent-lich zur Information der Mitgliederdes Förderkreises der Landsmann-schaft Ostpreußen. – Ab 1. 1. 2003Bezugspreis Inland 7,55 € monatlicheinschließlich 7 Prozent Mehrwert-steuer, Ausland 9,50 € monatlich,Luftpost 13,20 € monatlich. Ab-bestellungen sind mit einer Frist voneinem Monat zum Quartalsendeschriftlich an den Verlag zu richten.Konten: HSH Nordbank, BLZ 210 50000, Konto-Nr. 192 344 000. PostbankHamburg, BLZ 200 100 20, Konto-Nr.84 26-204 (für Vertrieb); Konto-Nr.907 00-207 (für Anzeigen). – Für un-verlangte Einsendungen wird nichtgehaftet. Rücksendung erfolgt nur,wenn Porto beiliegt. Für Anzeigen giltPreisliste Nr. 26. Druck: RautenbergDruck GmbH, 26787 Leer (Ostfries-land). – ISSN 0947-9597.

Telefon (040) 41 40 08-0Telefon Redaktion (040) 41 40 08-32Fax Redaktion (040) 41 40 08-50

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Weihnachtsmann. Anmeldungen er-beten an Marie-Louise Stanke, Dorf-straße 40, 22889 Tangstedt, Telefon (041 09) 90 14.

Sensburg – Sonntag, 14. November,15 Uhr, Treffen der Gruppe im Polizei-sportheim, Sternschanze 4, 20357Hamburg. Lm. Budszuhn hält einenDiavortrag über eine Baltikumreise.

FRAUENGRUPPELandesgruppe – Freitag, 26. Novem-

ber, 15 Uhr, Treffen der Frauengruppeim Sozialen Zentrum, Ludwig-Rosen-berg-Ring 47, Hamburg-Bergedorf. Di-avortrag von Horst Wilmer über eineOstpreußenreise 2004 und festlichesAdventskaffeetrinken. Gruppenleite-rin Gisela Harder, Telefon (0 40) 7 3732 20.

SALZBURGER VEREINSonnabend, 4. Dezember, 13 Uhr,

Adventsfeier im Hotel St. Raphael,Adenauerallee 41, zwischen Haupt-bahnhof und Bahnhof Berliner Tor.

Landesgruppe – Durch einen Über-tragungsfehler wurde versehentlich ei-ne Veranstaltung der Vortragsreihe„Winterlesung 2004“ vertauscht. Dernächste Vortrag findet am Mittwoch,24. November, 19 Uhr im Haus der Hei-mat in Stuttgart statt. Carsten Eichen-berger, wissenschaftlicher Mitarbeiterim Haus der Heimat, referiert in einemmultivisuellen Vortrag über zwei großeOstpreußen. Richard Schirmann, denVater der Jugendherbergen und OttoNikolai, das Universaltalent in SachenMusik vor. Alle sind herzlich eingela-den, der Eintritt ist kostenlos.

Esslingen – Donnerstag, 18. Novem-ber, 15 Uhr, Treffen der Gruppe im„Waldheim“ auf dem Zollberg. Nach derKaffeetafel folgt der Videofilm „EineHerbstreise durch Westpreußen“.

Ludwigsburg – Dienstag, 23. Novem-ber, 15 Uhr, Stammtisch in den „Kro-nenstuben“ beim Marstall-Center.

Schwenningen – Sonnabend, 27. No-vember, 14.30 Uhr, Adventsfeier im Ge-meindesaal der evangelische Johannes-kirche. Vorgesehen ist die Ehrungverdienstvoller Mitglieder sowie Kin-derbescherung.

Gunzenhausen – Freitag, 26. No-vember, 19 Uhr, Adventlicher Abend

mit gemeinsamen Essen in der„Jagdklause“ im Jagdschlößchen.

Ingolstadt – Sonntag, 21. Novem-ber, 15 Uhr, Treffen der Gruppe imGasthaus „Bonschab“, MünchnerStraße 8.

Kempten – Sonnabend, 27. No-vember, 15 Uhr, Weihnachtsfeier im„Peterhof“, Lindauer/Ecke Salzstra-ße.

Memmingen – Mittwoch, 17. No-vember, 15 Uhr, Treffen im „WeißenRoß“.

Bremen – Dienstag, 23. November,20 Uhr, Lesung und Diskussionsver-anstaltung mit Prof. Dr. Peter Glotzüber „Die Vertreibung – Böhmen alsLehrstück“ und das „Zentrum gegenVertreibung – Ziele und Argumente“im Festsaal der Bremischen Bürger-schaft. Der Eintritt ist frei. Die Ge-schäftsstelle der Gruppe ist zu errei-chen in der Parkstraße 4, 28209Bremen, Telefon (04 21) 3 46 97 18.

Bremerhaven – Freitag, 19. No-vember, 14 Uhr, Kulturnachmittagim „Barlach-Haus“. – Donnerstag,25. November, 14 Uhr, Basar des Ba-stelkreises im „Barlach-Haus“.

Wiesbaden – Sonnabend, 20. No-vember, 9 Uhr, Ostdeutscher Weihn-achtsmarkt im Haus der Heimat,Großer Saal, Friedrichstraße 35. –Freitag, 26. November, 18.30 Uhr,Stammtisch im Restaurant Kleinfeld-chen, Hollerbornstraße 9. Es gibt einfestliches Wildessen. Bitte unbedingtanmelden bei der Familie Schetat,Telefon (0 61 22) 1 53 58.

Bad Bevensen – Sonnabend, 27.

November, 9 bis 17 Uhr, Weih-nachtsbasar in der Begegnungsstät-te an der Dreikönigskirche. Es wer-den abwechslungsreiche Stundengeboten bei: Kaffee und selbstge-backenem Kuchen, weihnachtlicheHandarbeiten aus eigener Ferti-gung, Königsberger Marzipan, defti-ge Erbsensuppe, ost- und westpreu-ßische Literatur sowie gutenGesprächen mit netten Menschen.

Braunschweig – Mittwoch, 24.November, 17 Uhr, Treffen derGruppe im Stadtparkrestaurant.Martin Holland wird einen Diavor-trag über „Westpreußen, das Landan der Unteren Weichsel“ halten.

Aachen – Sonnabend, 27. Novem-ber, 15 Uhr, Weihnachtsfeier derGruppe im HdO, Franzstraße 74, imSaal des Restaurants Zum Griechen.Alle Vertriebenen, die Nachbarnund Freunde sind herzlich eingela-den.

Bielefeld – Donnerstag, 25. No-vember, 16 Uhr, Literaturkreis inder Wilhelmstraße 13, 6. Stock. –Sonntag, 28. November, 15 Uhr, Ad-ventsfeier im Wohnstift Salzburg,Memeler Straße 35, Bielefeld.

Düsseldorf – Montag, 22. Novem-ber, 18 Uhr, Klöppeln im Zwischen-geschoß, GHH. – Donnerstag, 25.November, 14 Uhr, „KönigsbergerMarzipanbacken“ im Zwischenge-schoß mit Uschi und Jürgen Pietsch,Kostenbeitrag: 7 Euro. Anmeldun-gen bis zum 15. November, Zimmer411a, GHH. – Freitag, 26. November,14 Uhr, „Königsberger Marzipan-backen“ im Zwischengeschoß,GHH.

Essen – Freitag, 19. November, 15Uhr, Treffen der Gruppe im Stamm-lokal „Stern Quelle“, Schäferstraße17, 45128 Essen (nähe RWE-Turms).Erika Kanschick hält einen Diavor-trag „Jordanien – unbekanntes Rei-seland“.

Gevelsberg – Sonnabend, 13. No-vember, 16.30 Uhr, Kultureller Hei-matabend in der Gaststätte Kegler-heim, Hagenerstraße 78, mitLiedern, Vorträgen und Geschich-ten aus der Heimat. Anschließendgemütliches Beisammensein.

Witten – Donnerstag, 25. Novem-ber, 15.30 Uhr, Kultureller Heimat-nachmittag.

Mainz – Sonnabend, 27. Novem-ber, 14.30 Uhr, Adventsfeier imBlindenzentrum, Untere Zahlba-cher Str. 68, 55131 Main. Um Spen-den für die Tombola wird gebeten.

Limbach-Oberfrohna – Für das kom-mende Jahre laufen Vorbereitungen fürfolgende Reisen: 19. bis 29. Mai, Ha-vel/Berlin; 25. Juli bis 7. August, Reiseins Königsberger Gebiet; 14. bis 27. Au-gust, Reise ins Königsberger Gebiet; 5.bis 10. September, Reise in den west-lichen Harz. Alle Freunde sind zu denVeranstaltungen und Reisen recht herz-lich eingeladen.

Dessau – Mittwoch, 24. Dezember,14.30 Uhr, Treffen der Frauengruppe inder Saarstraße 52.

Gardelegen – Freitag, 26. November,14 Uhr, Plachandernachmittag im Ro-sen-Center. Bei Kaffee und Kuchen gibtes Geschichten und Gedichte aus derHeimat.

Magdeburg – Dienstag, 23. November,13 Uhr, Treffen der „Stickerchen“ in derImmermannstraße 19. – Freitag, 26. No-vember, 16 Uhr, Treffen des Singekreisim TUS Neustadt.

Osterburg – Es war noch dunkel, alsder Bus Arendsee verließ. Der Wunschan dieser Fahrt teilzunehmen war sogroß, daß nicht alle mitfahren konnten.Nach der Begrüßung und der Bekannt-gabe des Tagesablaufes startete dieGruppe in Richtung Leipzig, es war be-reits die vierte Fahrt in diesem Jahr. Er-stes Ziel war der MDR Leipzig, dortwurde erklärt wie eine Sendung ent-steht und man konnte die unterschied-lichsten Räume wie zum Beispiel dieder Maske besichtigen. bei einer Stadt-rundfahrt wurden viele neue Eindrückegewonnen. Das Rathaus, Völkerschlacht-denkmal und der neue Bahnhof vonLeipzig machten auf alle Teilnehmer derFahrt großen Eindruck. Nach der Rück-fahrt zum Heimatort wurde von allenbestätigt, daß dies wieder eine schöneund erlebnisreiche Fahrt gewesen war.

Bad Schwartau – Insgesamt 55 Mit-glieder und Gäste kamen zu IngridKoch. Erinnerungen an Erntedank, anviele kleine Begebenheiten in der Hei-mat und diesen Tag herum – das war dasThema, das Ingrid Koch mit ihren Er-zählungen und Gedichten mitbrachte.Aber auch einige Erlebnisse aus ihremLeben flossen mit hinein. Ein runderNachmittag, der eine heimatliche Atmo-sphäre durch ihren warmen, ostpreußi-schen Dialekt aufkommen ließ. �

Landsmannschaftliche ArbeitFortsetzung von Seite 15

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vors.: Uta Lüttich, Feuerba-cher Weg 108, 70192 Stutt-gart, Telefon und Fax (0711) 85 40 93, Geschäftsstel-le: Haus der Heimat,

Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart, Telefonund Fax (07 11) 6 33 69 80

BAYERN

Vors.: Friedrich-WilhelmBöld, Tel. (08 21) 51 78 26,Fax (08 21) 3 45 14 25, Hei-lig-Grab-Gasse 3, 86150Augsburg, E-Mail: info@

low-bayern.de, Internet: www.low-bay-ern.de

BREMEN

Vors.: Helmut Gutzeit, Tel.(04 21) 25 06 68, Fax (04 21)25 09 29, HodenbergerStraße 39 b, 28355 Bremen.Geschäftsführer: Bernhard

Heitger, Telefon (04 21) 51 06 03, Heil-bronner Straße 19, 28816 Stuhr

HESSEN

Vors.: Anneliese Franz, geb.Wlottkowski, Telefon undFax (0 27 71) 26 12 22, Hohl38, 35683 Dillenburg

NIEDERSACHSEN

Vors.: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335Lüneburg, Telefon (0 41 31)4 26 84. Schriftführer undSchatzmeister: Gerhard

Schulz, Bahnhofstraße 30 b, 31275 Lehr-te, Telefon (0 51 32) 49 20. BezirksgruppeLüneburg: Manfred Kirrinnis, WittingerStraße 122, 29223 Celle, Telefon (0 51 41)93 17 70. Bezirksgruppe Braunschweig:Fritz Folger, Sommerlust 26, 38118Braunschweig, Telefon (05 31) 2 50 93 77.Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto von Be-low, Neuen Kamp 22, 49584 Fürstenau,Telefon (0 59 01) 29 68. BezirksgruppeHannover: Christine Gawronski, Zilleweg104, 31303 Burgdorf, Telefon (0 51 36) 4384

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Dr. Dr. EhrenfriedMathiak. Geschäftsstelle:Werstener Dorfstraße 187,40591 Düsseldorf, Tel. (0211) 39 57 63. Postanschrift:

Buchenring 21, 59929 Brilon, Tel. (0 2964) 10 37, Fax (0 29 64) 94 54 59

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne,Wormser Straße 22, 55276Oppenheim

SACHSEN

Vors.: Erwin Kühnappel.Geschäftsstelle: ChristineAltermann, Telefon und Fax(03 71) 5 21 24 83, Trütz-schlerstraße 8, 09117

Chemnitz. Sprechstunden Dienstag undDonnerstag, 9 bis 16 Uhr

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Bruno Trimkowski,Hans-Löscher-Straße 28,39108 Magdeburg, Telefon(03 91) 7 33 11 29

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vors.: Günter Petersdorf.Geschäftsstelle: Telefon (0431) 55 38 11, Wilhelmi-nenstr. 47/49, 24103 Kiel

ANGERAPP (DARKEHMEN)

Kreisvertreter: Fritz Pau-luhn, Osterbruchweg 3,30966 Hemmingen, Telefonund Fax (0 51 01) 29 34

HEILIGENBEIL

Kreisvertreter: SiegfriedDreher, Telefon (0 41 02) 613 15, Fax (0 41 02) 69 7794, Papenwisch 11, 22927Großhansdorf

15_18_PAZ46 09.11.2004 13:51 Uhr Seite 2 (Schwarz/Process Black Auszug)

Page 17: Foto: pa In der Ausstiegsfalle - Preußische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2004/paz4604.pdf · 2011-12-23 · ne Renaissance der Atomkraft-nutzung hin. Und auch

genbeilern. Der Festvortrag über „Dasdreigeteilte Ostpreußen in Geschichteund Gegenwart“ begeisterte durchBrillanz und Sachkompetenz. DieFeierstunde wurde mit dem gemein-samen Gesang des Deutschlandliedes(3. Strophe) abgeschlossen. Ab 14 Uhrfand dann noch als besonderes Ereig-nis eine Diamantene Konfirmation fürLandsleute aus dem ganzen Kreisge-biet statt. Auch dies war ein einmali-ges Erlebnis! Insgesamt war es ein er-eignisreiches und harmonischesTreffen und scheint in vielerlei Hin-sicht eine nochmals deutliche Verbes-serung zu den letzten Treffen im Zeltzu sein. Wir freuen uns schon auf dasnächste Treffen: am 10. und 11. Sep-tember 2005 im Veranstaltungszen-trum Burgdorf.

Aktueller Stand der Zusammenset-zung des Kreisausschusses (engererVorstand) – Nachdem in Burgdorf inder Kreistagssitzung am 11. Septem-ber 2004 anläßlich des KreistreffensErgänzungswahlen notwendig gewor-den waren, bilden folgende achtLandsleute den Kreisausschuß. Ge-schäftsführender Vorstand: Kreisver-treter (1. Vorsitzender): Dreher, Sieg-fried, geb. 11. Mai 1937, Zinten/Ostpr.,jetzt: Papenwisch 11, 22927 Groß-hansdorf, Telefon (0 41 02) 6 13 15,Fax (0 41 02) 69 77 94, E-Mail:[email protected]; 1. stellv.Kreisvertreter (2. Vorsitzender): Jen-kner, Georg, geb. 19. April 1951, in Ol-denburg/Holstein, jetzt: Lenauweg 37,32758 Detmold, Telefon (0 52 32) 8 8826, Fax (0 52 32) 69 87 99, E-Mail:[email protected]; 2. stellv.Kreisvertreter (3. Vorsitzender): König,Klaus, geb. 4. Mai 1941, Schönwal-de/Ostpr., jetzt: Kasernenstraße 5,17235 Neustrelitz, Telefon: (0 39 81)25 65 67; Kassenwart: Böck, Peter, geb.20. Juni 1943, in Kempten/Allgäu,jetzt: Emskämpe 7, 48499 Salzbergen,Telefon (0 59 76) 25 12; weitere Vor-standsmitglieder Beisitzer (Nennun-gen erfolgen alphabetisch): Neumann,Horst, geb. 27. März 1933, Lauter-bach/Ostpr., jetzt: Bielshövensand 36,25761 Büsum, Telefon (0 48 34) 10 65;Perbandt, Christian, geb. 26. Oktober1960, in Berlin., jetzt: Im Stegefeld 1,31275 Lehrte, Telefon (0 51 32) 5 7052, Fax (0 51 32) 58 86 95, E-Mail:[email protected]; Springer, Ort-win, geb. 11. April 1941, Deutsch-Bah-nau/Ostpr., jetzt: Langebrügger Straße31, 26655 Westerstede, Telefon (0 4488) 16 04; Woike, Kurt, geb. 23. Juli1940, ehem. Arnstein/Ostpr., jetzt:Graue-Burg-Straße 117, 53332 Born-heim, Telefon (0 22 27) 90 85 70, Fax(0 22 27) 45 05, E-Mail:[email protected]. Die Wahlperiodeläuft laut Satzung noch bis zum Früh-jahr 2006.

Nachlese Kreistreffen 2004 in Ot-terndorf (Fortsetzung) – Der 2. Tag un-seres Kreistreffens in Otterndorf be-gann mit der Niederlegung einesBlumenbuketts am Labiauer Gedenk-stein gegenüber dem Torhaus mit derSammlung Labiau/Ostpreußen. Derstellvertretende Kreisvertreter HorstPotz hielt eine kurze Ansprache, derBürgermeister der Stadt Otterndorf,Hermann Gerken ließ es sich auchnicht nehmen, Grußworte zu spre-chen. Feierlich umrahmt wurde dasZeremoniell von den FahnenträgernEva-Maria Feyand und Klaus-ArnoLemke. Traditionsgemäß wurde dasOstpreußenlied gesungen. Um 11 Uhrbegann die Feierstunde in der Stadt-halle. Die Kreisvertreterin begrüßtedie Teilnehmer aufs herzlichste undhielt einen Kurzabriß über die Verän-derungen im Heimatkreis, die positi-ven wie auch die negativen. Aus demPatenkreis konnten wir mit großerFreude den Stellvertretenden LandratHans-Volker Feldmann, den Samtgem-eindebürgermeister Harald Zahrte,den Otterndorfer Bürgermeister Her-mann Gerken, unsere Freunde Han-nelore und Robert Brüning undKriemhilde Winter von der Ostpreu-ßengruppe Cuxhaven begrüßen. Siehatten es sich nicht nehmen lassen zuunserer Veranstaltung zu kommen,

obwohl an diesem Wochenende eineganze Reihe von Jubiläen stattfand.Der langjährige Oberkreisdirektor Dr.Johannes Höppner, der noch vor zweiJahren die viel beachtete und unver-gessene Festrede anläßlich des Paten-schaftsjubiläums hielt, schickte unseine Grußbotschaft, da er in Urlaubwar. Anläßlich der Totenehrung, stell-vertretend für zwei Landsleute ge-dachten wir auch der kleinen Levkeaus Cuxhaven, deren sinnloser undgrausamer Tod nur wenige Tage zuvortraurige Gewißheit wurde. Unser Mit-gefühl gilt den Familien. Die nachfol-genden Grußworte der Ehrengästespiegelten die langjährige gute undfruchtbare Gemeinschaft mit unseremPatenkreis wider, die auch für die Zu-kunft bekräftigt wurde. Der stellver-tretende Landrat Hans-Volker Feld-mann betonte, daß die Zukunft desKönigsberger Gebiets im Dialog, inder Verständigung und Aussöhnungliegt, um damit die Chance zu geben,sich in Europa zu integrieren, vor al-lem muß dafür gesorgt werden, daßdas bedeutende Kulturerbe Ostpreu-ßens nicht weiter zerstört wird. Bür-germeister Hermann Gerken appel-lierte an die Jugend, sich mehr zuengagieren.

Ehrungen – Jetzt wurde eine Eh-rung vorgenommen, Gerhard Fischeraus Zanderlacken, jetzt Rostock, wur-de für seine Verdienste mit der Golde-nen Nadel der Stadt Labiau geehrt.Die Auszeichnung ist unser Dank fürseinen jahrelangen unermüdlichenEinsatz zum Wohle unserer Gemein-schaft. Er hat durch seine Ausstellun-gen und Publikationen auch das An-sehen unser Gemeinschaft gestärktund wichtige Impulse gesetzt. DenFestvortrag hielt Dr. Henning von Lö-wis of Menar, Redakteur beimDeutschlandfunk und Kenner undFreund Ostpreußens, der auch einebesondere Beziehung zu Otterndorfhat, war sein Vater doch vor 50 JahrenRedakteur der Niederdeutschen Zei-tung, der Vorgängerin der NiederelbeZeitung Otterndorf. Er selbst wurde inFreiburg an der Elbe geboren. Dr. vonLöwis ging in seinem Vortrag schwer-punktmäßig auf das im nächsten Jahrstattfindende 750-jährige Jubiläumder Hauptstadt Ostpreußens, Königs-berg ein, was auf politisch-staatlicherEbene eher ignoriert werde. Dafürbauen aber die Menschen Brücken. Erverwies auf die Realität in Ostpreu-ßen: Ostpreußenland ist abgebrannt,entstellt und abgewirtschaftet. Die So-wjetherrschaft hat tiefe Spuren hinter-lassen. Tausende Dörfer sind spurlosvon der Landkarte verschwunden.Ostpreußen ist kein untergegangenesLand, es ist eine untergegangene Welt.Für den “Bauplatz Ostpreußen” seiZukunftsgestaltung wichtiger als Ver-gangenheitsbewältigung. Doch in derdeutschen Öffentlichkeit werde gera-de in Bezug auf das heutige Königs-berg ein Zerrbild präsentiert, das mitder Realität nur wenig gemein habe.Der längst begonnene Aufbruch wer-de nicht wahrgenommen. Königsbergoder Kaliningrad sei eine faszinieren-de Stadt, der deutsche Politiker aller-dings nicht die geringste Aufmerk-samkeit widmeten. Eine Verdrän-gungspolitik in Kontinuität von Ade-nauer bis Schröder habe die Stadt ab-geschrieben, sie ihrem Schicksalüberlassen. Und doch: Königsberg istda, ist angekommen als Akteur auf derpolitischen Bühne Europas. Verhin-dern wollten das jene “Mauerbauer”die ganz Ostpreußen im sich neu for-mierenden Europa am liebsten einze-mentieren wollen. Jedoch die Ge-schichte läßt sich nicht einmauern. Dr.von Löwis forderte zu mehr Offenheitim Umgang mit der “Königsbergfrage”auf. Es habe nichts mit Revanchismuszu tun, wenn man sich damit beschäf-tige. Das heutige Königsberg sei eineStadt im Wartesaal der Geschichte, dienur darauf warte, vom Westen, ganzspeziell von Deutschland wahrgenom-men zu werden. Die Bewohner blik-ken nach Westen, Moskau rückt in im-mer weitere Ferne. Soweit inKurzform der Festvortrag. Dieses bri-sante Thema ließ unserem Festredneretwas die Zeit davon eilen, sodaß An-neliese Todt und Gerda Kern ihre vor-bereiteten ostpreußischen Vertellkesnicht mehr vorbringen konnten. Zuunserer aller Freude spielte unser“Wikkie” Christian Lemke auf seinemAkkordeon ostpreußische Lieder, diezum Mitsingen animierten. Große Be-achtung fand die Ausstellung vonManfred Zink: Labiauer Firmenge-

schichten und Schulen. Nachmittagszeigte die Legitter Gruppe noch imkleinen Kreis ein Video von der Ein-weihung der Kirche in Gr. Legitten.Gegen 16 Uhr war dann das Treffenbeendet, unser Dank gilt allen, diezum Gelingen beigetragen haben. Aufein Wiedersehen 2005 in Bad Nenn-dorf!

Reisetermine für 2005:: Fahrt 1 Sus-semilker Tage vom 29. April bis 8. Mai10 Tage 680 Euro. Fahrt 2 Nordost-preußen – Masuren – Danzig 10. bis27. Juni 10 Tage 845 Euro. 3. KurischeN e h r u n g / N o r d o s t p r e u ß e n ,Bus/Schiffsreise 23. Juli bis 1. August10 Tage 998 Euro 4. Rauschen und La-biau 19. bis 28. August 10 Tage 830Euro. Zum Deutschlandtreffen am21./22. Mai 2005 in Berlin wird beiausreichender Teilnahme ein Bus abHeide/Holstein eingesetzt mit AbfahrtFreitag, Rückfahrt Sonntag. Für alleFahrten bitte detaillierte Info anfor-dern bei Brigitte Stramm, Adresse sie-he oben.

(Fortsetzung aus Folge 45)1.5.1 Hirschfeld ist 700 Jahre alt –

Hirschfeld wird am 6. Mai 1304 erst-mals als Hirsefeld urkundlich er-wähnt. In Hirschfeld/Jelonki wurdeim Mai dieses Jahres das 700jährigeDorfjubiläum gefeiert. Aus diesemAnlaß wurde ein umfangreicher Arti-kel in der in Pr. Holland erscheinen-den Zeitung „Glos Pasleka“ unter demTitel: „Jelonki/Hirschfeld – 700 Jahre,die verpflichten“ veröffentlicht. DerGermanistikstudent Jacek Zoltowskihatte diesen Aufsatz verfaßt und einedeutsche Übersetzung angefertigt, dievon der Geschäftsführerin der Kreis-gemeinschaft, Gudrun Collmann, ver-lesen wurde. Danuta Zoltowska, dieMutter von Jacek, hatte die Jubiläums-feierlichkeiten in Hirschfeld bestensorganisiert und war aus diesem Grun-de von der Kreisgemeinschaft Pr. Hol-land zum Kreistreffen eingeladenworden. Kreisvertreter Bernd Hinzhatte eine Grußadresse zur Jubiläums-feier in Hirschfeld übermittelt.

1.5.2 Das Kirchdorf Marienfelde istoder wird 700 Jahre alt – Aus der Er-neuerungsurkunde vom 6. März 1334geht hervor, daß bereits der ElbingerKomtur Heinrich von Gera eineHandfeste für Marienfelde ausgestellthat. Leider wird das Ausstellungsda-tum nicht erwähnt. Da der ElbingerKomtur sein Amt von 1304 bis 1312innehatte, ist auch in dieser Zeit dieerste Dorfgründungsurkunde ausge-stellt worden. Die heutigen Bewohnerhaben das erste mögliche Jahr derHandfestenausstellung zum Anlaß ge-nommen, eine 700-Jahrfeier zu veran-stalten. Bedauerlicherweise wurde dieKreisgemeinschaft Pr. Holland zu kei-nem Zeitpunkt über das Vorhabenunterrichtet. Im nachhinein war zu er-fahren, daß bewußt keine Einladun-gen an deutsche Gäste ausgesprochenworden sind.

2. Besichtigung des „Hauses derHeimat“ – Die Möglichkeit zur Besich-tigung des „Hauses der Heimat“ wur-de im Anschluß an die Kreisaus-schußsitzung von vielen Inter-essierten gern angenommen. Einenicht unerhebliche Zahl von Lands-leuten hat das Haus schon mehrmalsgesehen, kommt aber immer wiederallein wegen der Schönheit des histo-rischen Gebäudes – und das gilt so-wohl für außen wie auch für innen.

3. Musikalischer Heimatabend –Die Volkstanzgruppe der Landsmann-schaft Ost- und Westpreußen aus Kel-linghusen erfreut mit flotten Tanzdar-bietungen in ihren schönenostpreußischen Trachten die Besucherdes musikalischen Heimatabends nunschon seit Jahren. Siggi Tornado ver-stand es vorzüglich, das Publikum mitUnterhaltungsmusik bei Laune zuhalten und lotste mit seiner Tanzmu-sik auch die „älteren Semester“ aufdie Tanzfläche. Mit der musikalischenFrage, ob denn der alte Holzmichelnoch lebt, brachte er die Stimmungauf den Höhepunkt. Dazwischen kamdas Plachandern nicht zu kurz.

4. Kranzniederlegung am EhrenmalLanger Peter/Brunnenstraße – DerSonntag begann traditionsgemäß um10 Uhr mit der Kranzniederlegung am

Ehrenmal, an dem auch ein Stein andie Opfer von Flucht und Vertreibungerinnert. Bürgervorsteher HeinzKöhnke sprach Worte des Gedenkens.

5. Festveranstaltung im Saal des Ho-tel-Restaurants „Klosterbrunnen“ –Zur Festveranstaltung am Sonntag um11 Uhr fanden längst nicht alle Lands-leute im Saal des Hotel-Restaurants„Klosterbrunnen“ einen Platz. DerNebenraum, der an die Lautspre-cheranlage angeschlossen war, warebenfalls besetzt und weitere Besu-cher fanden im Kaminzimmer sowieim Restaurant eine Sitzgelegenheit.

5.1 Musikalische Einleitung durchden Männergesangverein Sude – DieVeranstaltung wurde eingeleitetdurch einige Volkslieder des Män-nergesangvereins Sude unter derLeitung von Adalbert Becker. Zwi-schen den einzelnen Programm-punkten folgten weitere Liedvorträ-ge, unter anderem dasPreußisch-Holland-Lied.

5.2 Begrüßung durch Kreisvertre-ter Bernd Hinz – Neben den zahlrei-chen Landsleuten und der Delega-tion des Deutschen Vereins aus Pr.Holland konnte Kreisvertreter BerndHinz wieder Persönlichkeiten ausder Landes- und Kommunalpolitikbegrüßen. Anwesend waren: Hans-Jörn Arp, MdL (CDU), als Festredner,Heinz Köhnke, Bürgervorsteher so-wie der polnische Bürgermeister derSamtgemeinde Reichenbach, HenrykMilewski. (Fortsetzung folgt)

Kreisvertreter Ernst Grunwald wird80 Jahre alt – Am 12. November wirdunser Kreisvertreter 80 Jahre alt. Zudiesem Geburtstagsfest gratuliert dieKreisgemeinschaft (KG) ihrem Kreis-vertreter recht herzlich. Geboren 1924in Krausen (Kreis Rößel) wurde ErnstGrunwald nach Schulbesuch und

Berufsausbildung im März 1942 zumReichsarbeitsdienst eingezogen undkam als Soldat an die Ostfront. Nachschwerer Erkrankung und zweischweren Verletzungen kam er 1945bei einem Genesungsurlaub in seinemHeimatort Krausen in russischeKriegsgefangenschaft. Nach fast fünf-jähriger Gefangenschaft in Rußland,wurde er im Dezember 1949 nachKiel entlassen. Dort lernte er seineFrau Irene kennen. Sie heirateten 1951und haben drei Kinder. Nach Aufstel-lung der Bundeswehr, meldete sichErnst Grunwald freiwillig und wurde1956 zur Infanterieschule nach Ham-melbug einberufen. Es folgten in denJahren 1961: Heeresoffizierschule inHamburg, 1968: Heeresamt in Kölnund 1970 Führungsstab der Bundes-wehr auf der Hardthöhe in Bonn. Seitseiner Pensionierung im Jahre 1978widmet er sich mit ganzer Hingabeund vollem Einsatz dem Heimatge-danken seiner ostpreußischen Hei-mat. 1979 fuhr er das erste Mal nachdem Krieg in die Heimat und besuch-te seinen Heimatort. Seit 1984 organi-siert Ernst Grunwald Busfahrten indie Heimat, anfangs oft sogar zwei- bisdreimal im Jahr. Jeder der mit ihmeinmal eine Busfahrt in die Heimatmitgemacht hat, weiß, wie gut dieseFahrten organisiert und durchgeführtsind und wie viele wertvolle Informa-tionen man von ihm über die Heimatauf diesen Fahrten erfahren kann. Mitganzer Hingabe widmet sich ErnstGrunwald der Betreuung und Unter-stützung der Landsleute aus demKreis Rößel in der Heimat. Auf seineInitiative hin, konnte 1994 ein Ge-denkstein an der Kirche in Groß Köllnfür die Verstorbenen des Kirchspielseingeweiht werden. Es folgten: 1997 –die Wiederherrichtung und Einwei-hung einer Gedenkstätte in GroßKölln für die Landsleute aus demKreis Rößel, die durch Flucht, Vertrei-bung und Deportation ums Leben ka-men; 1998 – Einweihung eines Ge-denksteins an der Kirche inFreudenberg für die Verstorbenen ausdiesem Kirchspiel und zu guter letztim Jahre 2002 – Neugestaltung undEinweihung einer Grabstätte in Neu-dims, wo fünf Zivilisten und drei Sol-

17H E I M A T A R B E I T Folge 46 – 13. November 2004

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Kreisvertreterin: BrigitteStramm, Hoper Str. 16,25693 St. Michaelisdonn/Holstein, Tel. (0 48 53) 5 62,Fax (0 48 53) 7 01. Ge-

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Page 18: Foto: pa In der Ausstiegsfalle - Preußische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2004/paz4604.pdf · 2011-12-23 · ne Renaissance der Atomkraft-nutzung hin. Und auch

daten liegen, die 1945 beim Ein-marsch der Russen ums Leben ka-men und mehr oder weniger am We-gesrand verscharrt wurden, da sienicht würdevoll bestattet werdenkonnten. Hinzu kommen die Betreu-ung der Bruderhilfe, enge Kontakteund Hilfestellung bei den DeutschenVereinen im Kreis Rößel, Heimattref-fen in Mitteldeutschland, Planungund Durchführung der Tage der „of-fenen Tür“ und der jährlichenHauptkreistreffen in Neuss, sowiedie Unterstützung bei der Errichtungdes Glockenspiels in Neuss, – sindnur Einige seiner vielfältig und gutorganisierten Tätigkeiten. Hinzukommen die Teilnahme an Tagungenund Konferenzen der LO, Tagungendes „Ost- und West-Forums“, Teil-nahme an Schriftleitertagungen undnicht zuletzt die vielfachen Gesprä-che und Verhandlungen mit dem Pa-tenkreis Neuss. Ernst Grunwald istnach dem verstorbenen Aloys Som-merfeld, der dieses Amt 13 Jahre ver-sah, der Einzige seit 1953 amtieren-de Kreisvertreter, der dieses Amt nunschon seit elf Jahren mit großem per-sönlichen Einsatz und Engagementversieht. Die Kreisgemeinschaft Rö-ßel wünscht Ernst Grunwald zu sei-nem Geburtstagsfest alles Gute, Ge-sundheit und Wohlergehen, sowieGottes reichen Segen auf seinemweiteren Lebensweg.

10tägige Heimatreisen der Kreisge-meinschaft 2005 – Reise vom 18. bis27. Juni 2005 in den Kreis Tilsit-Rag-nit und zur Mittsommernacht/Johan-nesnacht auf der Kurischen Nehrungin Nidden (Reiseleiter Klaus-DieterMetschulat). Den Reisenden erwarteteine Fülle einzigartiger Sehenswür-digkeiten und einmalige Naturland-schaften. Folgende Fahrtstrecke istvorgesehen: Die Busreise beginnt inMönchengladbach/Rheydt, Zusteig-möglichkeiten: unter anderem Bo-chum, Raststätte bei Bielefeld, Han-nover, Raststätte Magdeburger Bördeund Berlin. Weiterfahrt durch Pom-mern zur Hotelübernachtung nachSchneidemühl. Am nächsten Taggeht es über Marienburg, Elbing zumpolnisch/russischen Grenzübergangund zu den Hotels nach Insterburgbeziehungsweise Ragnit und Tilsit.An den nächsten Tagen besteht dieMöglichkeit, seine Heimatorte zu be-suchen; dafür können Taxis mitdeutschsprachigen Führern ver-mittelt werden. Oder man kann anden Ausflugs- und Besichtigungstou-

ren teilnehmen. An den zwei Tagenist folgendes Beabsichtigt: Besuchdes ostpreußischen Heimatmuseumsin Breitenstein – eine Stadtbesichti-gung Insterburgs und des dortigenSoldatenfriedhofs – Besichtigung desPferdegestüts Georgenburg – eineStadtbesichtigung Tilsits – eineSchiffsfahrt auf den Wasserstraßender Elchniederung – oder anstelledieses Ausflugs: Fahrt durch denTrappöner Forst nach Trakehnen undGumbinnen. Am 22. Juni reisen wirweiter über die „Königin-Luisen-Brücke“ ins Litauische durch dasMemelland zur Stadt Memel. Nacheiner Stadtbesichtigung setzt der Busmit Fähre auf die Kurische Nehrungüber. Nidden wird das Hotelquartierfür drei Nächte. Uns erwartet dortunter anderem eine Fahrt aufs Kuri-sche Haff, die „Hohe Düne“, dasThomas-Mann-Haus, ein Bernstein-museum, Ausflug nach Schwarzortmit Wanderung über den Hexenberg,Bernsteinsuchen am Ostseestrandund die Mittsommernachtsfeier derLitauer am 23./24. Juni. Am 25. Junireisen wir weiter nach Danzig.Unterwegs besuchen wir die Vogel-warte Rossitten, das Ostseebad Rau-schen, den Königsberger Dom, Frau-enburg. Ehe wir am nächsten Tag zurletzten Übernachtung nach Stettinaufbrechen, bekommen wir eineStadtführung durch die alte Hanse-stadt. Am nächsten Tag erfolgt dieRückreise. Buchungen, Abfahrtzei-ten und Preise erfragen Sie bitte beiGreif Reisen Manthey, Rübezahlstra-ße 7, 58455 Witten, Telefon (0 23 02)2 40 44, Fax (0 23 02) 2 50 50. Weite-re Informationen gibt es auch beiKlaus-Dieter Metschulat, Hildstraße26, 41239 Mönchengladbach, Telefon(0 21 66) 34 00 29.

2. Reise vom 31. Juli bis 9. August2005 in den Kreis Tilsit-Ragnit undnach Königsberg zu den Feierlichkei-ten „750 Jahre Königsberg“ (Reiselei-ter Hartmut Preuß) – FolgendenFahrtstrecke ist vorgesehen: Die Bus-reise beginnt in Bochum, Raststättebei Bielefeld, Hannover, RaststätteMagdeburger Börde und Berlin.Weiterfahrt durch Pommern zur Ho-telübernachtung nach Schneide-mühl. Am nächsten Tag geht es überMarienburg, Elbing zum polnisch/russischen Grenzübergang zu denHotels nach Insterburg beziehungs-weise Ragnit und Tilsit. An dennächsten Tagen besteht die Möglich-keit, seine Heimatorte zu besuchen;dafür können Taxis mit deutschspra-chigen Führern vermittelt werden.Oder man kann an den Ausflugs-und Besichtigungstouren teilneh-men. An den zwei Tagen ist folgen-des Beabsichtigt: Besuch des ost-preußische Heimatmuseums inBreitenstein – Fahrt nach Hohensalz-burg, Gaistanden und Untereißeln, –zum Pferdegestüt Georgenburg –nach Insterburg mit Stadtbesichti-gung und Besuch des von der deut-

schen Kriegsgräberfürsorge abgeleg-ten Soldatenfriedhof – nach Gum-binnen, Trakehnen zum Picknick indie Rominter Heide, eine Schiffsfahrtauf den Wasserstraße der Elchniede-rung. Am 5. August: Ausflug auf dieKurische Nehrung zur VogelwarteRossitten. Weiterreise über Cranz insHotel nach Königsberg. Am 6. AugustStadtrundfahrt mit Dombesichtigungund anschließend nach Rauschenund Palmnicken. Abends Teilnahmean der Jubiläumsfeierlichkeiten. Am7. August eventuell Besuch der evan-gelischen Kirche und wieder dieMöglichkeit an den Jubiläumsfeier-lichkeiten teilzunehmen, alternativsteht der Tag zur freien Verfügung.Am nächsten Tag Rückreise über El-bing, Danzig zur Übernachtung nachStettin. 9. August – Heimreise. Bu-chungen, Abfahrtzeiten und Preiseerfragen Sie bitte bei Greif ReisenManthey, Rübezahlstraße 7, 58455Witten, Telefon (0 23 02) 2 40 44, Fax(0 23 02) 2 50 50. Weitere Informa-tionen gibt es auch bei HartmutPreuß, Hordenbachstraße 9, 42369Wuppertal, Telefon (02 02) 4 60 0234.

Die Sitzung des Wehlauer Kreista-ges 2004 – In der im Sommer diesesJahres erschienenen Folge 71 desWehlauer Heimatbriefes wurde diejetzt gültige Satzung der Kreisge-meinschaft Wehlau veröffentlicht,die im Vereinsregister eingetragenworden ist. Der Kreistag ist „dasoberste Beschluß- und Aufsichtsor-gan der Kreisgemeinschaft“, so stehtes in der Satzung: er soll mindestenseinmal jährlich tagen. Die Einberu-fung erfolgte schriftlich und recht-zeitig durch den Kreisvertreter nachSyke, der Patenstadt von Wehlau.Der Tagungsort war wieder WesselsHotel. Die Tagesordnung umfaßte 18Punkte. Erschienen waren 17 Mit-glieder des Kreistages. Am Sonntag-Morgen kam Hauke-Hermann Eg-gert direkt aus dem HeimatkreisWehlau angereist. Wie so oft, hatte erwieder rußlanddeutsche Bauern be-raten und ihnen Hilfen gegeben. Dierestlichen Mandatsträger hatten sichentschuldigt. Edgar Lössmann teilteuns mit, daß er bedauert, seine Mit-gliedschaft im Kreistag aus beruf-lichen Gründen niederlegen zu müs-sen. Der Kreisvertreter eröffnete dieSitzung und stellte die Beschlußfä-higkeit fest. Das Protokoll der letztenSitzung und die heutige Tagesord-nung wurden einstimmig genehmigt.Es folgten die Berichte des Kreisver-treters, des Schatzmeisters und derRevisoren. Auf deren Antrag wurde

dem Vorstand einstimmig Entla-stung erteilt, bei Enthaltung der Vor-standsmitglieder. Der SchatzmeisterHans Peter Mintel legte den Wirt-schaftsplan für 2005 vor und erläu-terte ihn ausführlich. Er wurde ein-stimmig genehmigt. Der 1.Stellvertreter des Vorsitzenden,Hans Schlender, gab seinen Berichtüber den Stand des Heimatbriefes,dessen Redakteur er ist, über dieHeimatkreisdatei und für den ver-hinderten Harry Schlisio über dieOrtsplanarbeit. Einstimmig be-schlossen wurde die Herausgabe ei-nes Sonderheimatbriefes „60 JahreVertreibung“, der Ende Februar 2005erscheinen soll. Dringend erforder-lich ist die Mitarbeit aller. UnserVorstandsmitglied Klaus Schröterberichtete über seine Arbeit imWehlauer Heimatmuseum und überdie neuen Archivräume. Danachwurden die in diesem Jahr stattge-fundenen Heimattreffen in derRückschau kritisch betrachtet undmögliche Verbesserungen angeregt.Nach dem Abendessen wurde derSonnabend mit ausführlichen Über-legungen und der Planung einerMitarbeitertagung Ende Februar2005 im Ostheim in Bad Pyrmontunter der Überschrift „Zukunftssi-cherung“ abgeschlossen. Der Sonn-tag begann mit der traditionellenmorgendlichen Besinnung am Weh-lauer Stein im großen Rund des Sy-ker Kreishauses, die Klaus Schrötergestaltete. Anschließend begabensich die Kreistagsmitglieder unterseiner Leitung in den historischenTeil des Kreishauses, in dessen Tief-parterre unsere neuen Archivräumeliegen und besichtigten diese. Zu-rück im Sitzungssaal stand der näch-ste Tagesordnungspunkt „Die Treffenim Jahr 2005“ zur Verhandlung an.Termine und sonstige Einzelheitensind der Folge 72 des Heimatbriefeszu entnehmen. Der nächste Tages-ordnungspunkt war Reisen in denHeimatkreis. Der Kreisvertreter be-richtete über seine dabei gemachten

Erfahrungen. Seinen ausführlichenBericht können sie in der Folge 72des Heimatbriefes lesen. Über dieReise im kommenden Jahr vom 29.Juni bis 8. Juli 2005, die auch diemögliche Teilnahme an der Jubi-läumsfeier in Allenburg zur Einwei-hung der dortigen Kirche am 3. Juli2005 vorsieht, wurde sehr ausführ-lich debattiert. Der letzte Tagesord-nungspunkt umfaßte die Aktivitätenim Heimatkreis. Über den Vereinund das Geschehen im Haus „Sam-land“ in Tapiau und über die Einwei-hung des „Geschichtszimmers“ inder Wehlauer Mittelschule am 1.September berichteten Sieglindeund Heinrich Kenzler, die der Kreis-vertreter als Berichterstatter extrageladen hatte. KreistagsmitgliedWerner Hamann, der seinen Wohn-sitz fast ständig in Königsberg hat,sprach über den Verein „Rat undTat“, deren Vorsitzender er ist undüber die Gründung einer Spar- undLeihkasse in Königsberg, dessenAufsichtsratsvorsitzender er gewor-den ist. Er schilderte ausführlich diesich dort ergebenden Aktivitätenund Zukunftsperspektiven. Hauke-Hermann Eggert, der sich speziellmit Hilfen für die Landwirtschaftder Rußlanddeutschen im Gebietbefaßt, berichtete auch über das Ge-schehen um die Bauern in Patershof.Alle Vorgenannten ergänzten ihreErlebnisse und Erfahrungen, so daßsich den übrigen Mandatsträgerndoch ein anschauliches Bild vomGeschehen in der Heimat bot. DerAbschluß der Sitzung war ein Be-richt von Werner Hamann über daskürzlich erfolgte Erdbeben im Kö-nigsberger Gebiet, das einige be-achtliche Schäden angerichtet hatte.Zu Beginn der Sitzung hatte derKreisvertreter Joachim Rudat unse-ren Werner Hamann für seinenständigen vielfältigen Einsatz fürunsere Heimat im Namen des Spre-chers mit dem Verdienstabzeichender Landsmannschaft Ostpreußenausgezeichnet. �

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gradbriefe“. Im Internet: www.nb.radiotreff.de/live. Sonntag, 14. November, 19.30 Uhr, ZDF: Sphinx – Die letzte Schlacht der Kel-

ten.Montag, 15. November, 21.45 Uhr, ARD: Damals in der DDR.Montag, 15. November, 22.45 Uhr, Arte: Die Sprache lügt nicht – Die Tagebü-

cher von Victor Klemperer (1933–1945).Montag, 15. November, 22.45 Uhr, Bayern: Wissenschaft und Hakenkreuz.Dienstag, 16. November, 20.15 Uhr, ZDF: Hitlers Manager (1/5).Dienstag, 16. November, 22.15 Uhr, NDR: Die Enteignung der Bauern in der

DDR.Mittwoch, 17. November, 20.15 Uhr, Arte: Wie Gott in Frankreich? Der Wein

und der Zweite Weltkrieg.Sonntag, 21. November, 9.20 Uhr, WDR 5: Alte und Neue Heimat.

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18 H E I M A T A R B E I TFolge 46 – 13. November 2004

15_18_PAZ46 09.11.2004 13:55 Uhr Seite 4 (Schwarz/Process Black Auszug)

Page 19: Foto: pa In der Ausstiegsfalle - Preußische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2004/paz4604.pdf · 2011-12-23 · ne Renaissance der Atomkraft-nutzung hin. Und auch

19Folge 46 – 13. November 2004A N Z E I G E N

Fürchte dich nicht,denn ich habe dich erlöst;ich habe dich bei deinem Namen gerufen;du bist mein!

Jesaja 43, 1

Ilse Neumanngeb. v. Pelchrzim

* 21. 9. 1921 † 21. 10. 2004Greifswald

Gott hat unsere liebe Mutter nach einem erfüllten Leben und kurzer,schwerer Krankheit zu sich berufen.

In tiefer, stiller TrauerSabine und Peter Neumann

Am Dohlberg 9, 63654 BüchingenDie Trauerfeier mit anschließender Beisetzung fand am Dienstag, dem 26. Okto-ber 2004, um 14.00 Uhr von der Remigiuskirche in Büdingen aus statt.

Und meine Seele spannteweit ihre Flügel ausflog durch die stillen Landeals flöge sie nach Haus.

Wir trauern um unsere langjährige, liebe Kollegin

Dorothea Sahmelgeb. Kock

* 2. 3. 1931 † 30. 10. 2004Elbing Hamburg

Unser aufrichtiges Mitgefühl begleitet ihre Angehörigen.

Die Kollegen aus der Parkallee

Nach langer, schwerer Krankheit entschlief unsere liebe Schwesterund Tante

Dorothea Sahmelgeb. Kock

geboren am 2. März 1931 in Elbing (Westpreußen)gestorben am 30. Oktober 2004 in Hamburg-Borgfelde

In stiller TrauerAlfred und Franz Kocksowie deren Kinder

Traueranschrift: Franz Kock, Großheidestraße 15, 22303 HamburgDie Trauerfeier fand am 10. November 2004 auf dem OhlsdorferFriedhof statt.

Mich läßt der Gedanke an den Todin völliger Ruhe. Ist es doch wie mitder Sonne: Wir sehen sie am Horizontuntergehen, aber wir wissen, daß sie„drüben“ weiterscheint.

(Goethe)

Heinz Grigat* 4. Februar 1928 † 11. Oktober 2004

Kurschen, Kr. Darkehmen

Sein Leben war geprägt durch tiefen Glauben anGott, durch selbstlose Sorge für seine Familieund Hilfsbereitschaft für seine Mitmenschen.

Gerda GrigatHeike

Rita und ManfredBenjaminSebastian

Florian und Sandra

Wiedepohl 3, 48291 TelgteDie Beisetzung fand am Donnerstag, dem 14. Oktober 2004,

um 14.30 Uhr auf dem Friedhof Westbevern statt. Dasanschließende Seelenamt wurde in der Pfarrkirche St. Cornelius

und Cyprian begangen.

Von guten Mächten wunderbar geborgenerwarten wir getrost, was kommen mag.Gott ist mit uns, am Abend wie am Morgen,und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Bonhoeffer

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied vonmeiner lieben Mutter, Schwiegermutter, unserer Omaund Tante

Helene Kappichgeb. Cznottka

* 1. 2. 1923 † 31. 10. 2004Altensiedel, Kreis Sensburg Celle

In stiller TrauerLotharFriederikemit Oliver und Franziskaund alle, die sie lieb hatten

Traueranschrift: Lothar Kappich, Radekoppel 13, 22397 HamburgDie Beerdigung hat im Familienkreis stattgefunden.

Ich bin die Auferstehung und das Leben.Wer an mich glaubt, der wird leben,ob er gleich stürbe.

Johannes 11, 25

Wir nehmen Abschied von meiner lieben Mutter, Oma,Uroma, Schwägerin, Tante und Cousine

Herta Marquardtgeb. Mertins

* 19. 1. 1917 † 19. 10. 2004Seckenburg, Kr. Elchniederung Halle (Westf.)Deutschendorf, Kr. Pr. Holland Jauerstr. 6

In stiller TrauerHerbert MarquardtBirgit MarquardtDieter und Sabine Martschin, geb. Marquardtmit Fredericund alle Angehörigen

Jauerstraße 6, 33790 Halle (Westf.)

Jesus Christus spricht:Ich bin die Auferste-hung und das Leben,wer an mich glaubt,

wird leben,auch wenn er stirbt.

Joh. 11,25

Am 16. November 2004 feiert

Heinz Ullrichaus Brahetal/Trempen(heute: Gildelauserweg 178, 48529 Nordhornund Dorfstraße 3, 19357 Wittmoor)

seinen 80. GeburtstagEs gratulieren von ganzem Herzen

und wünschen Gesundheit und Gottes SegenDie NeumünsteranerRosi, Bernhard,

Monika, Peter und Birgit mit Familien

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20 A K T U E L L E SFolge 46 – 13. November 2004

Düsseldorf – Die Herbstausstel-lung des Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Hauses war dem The-ma „Porträts und Landschaften“gewidmet. Zu sehen waren Male-reien, Druckgrafiken und Original-handzeichnungen von renommier-ten Künstlern aus den deutschenOstgebieten. Die Arbeiten stam-men aus den Be-ständen der um-f a n g r e i c h e nKunstsammlungder Stiftung.

Zu den inter-essantesten Ex-ponaten aus derArtothek gehör-te neben deneindrucksvollenPorträts GerhartHauptmanns –die von seinem Sohn Ivo und vonEmil Orlik geschaffen wurden –die Selbstbildnisse von Käthe Koll-witz, Lovis Corinth, Hans Fischerund Ludwig Meidner aber auchBilder bekannter Persönlichkeitendes kulturellen und wirtschaft-lichen Lebens in den deutschenOstgebieten. Als Besonderheit gel-

ten die Arbeiten, in denen sichKünstler gegenseitig porträtierten,wie etwa Hermann Struck, der Lo-vis Corinth zeichnete und dieserwiederum Struck.

Besonders schwer war die Aus-wahl der Exponate beziehungs-weise der Künstler, die Landschaf-

ten in Ost-preußen, Schle-sien, dem Sude-tenland, Sieben-bürgen undUngarn festge-halten haben.Kunstwerke wie„OstpreußischeLandschaft“ (Ölauf Leinwand,1962) von Al-fred Partikelund „Blick auf

das Haff“ (Kaltnadelradierung1920) von Arthur Degner sindebenso eindrucksvoll wie „Land-schaft in Masuren“ (Mischtechnik)von Otto Schliwinski oder „Dünen-kiefer von der Kurischen Nehrung“(Original Holzschnitt auf Japanpa-pier) von Daniel Staschus.Foto/Text: D.G.

Einige Helfer sind schon 15 Mi-nuten vor der Saalöffnung da,

denn es soll, bevor die Gäste eintref-fen, noch einiges für die Veranstal-tung vorbereitet werden. Bevor dergroße Schwung Besucher zu diesem4. Regionaltreffen der Gumbinner inHamburg kommt, soll nach Mög-lichkeit alles fix und fertig parat ste-hen. Ab und zu ertönen jetzt grelleQuietsch- und Pfeiftöne von derBühne her – die Mikrophonanlagewird installiert.

„Möchten Sie etwas trinken?“fragt eine aufmerksame junge Kell-nerin. Der Tisch steht neben demzweiten der beiden Eingänge. Vondiesem Platz kann man gut den stär-ker werdende Zustrom von Neuan-kömmlingen beobachten. Eine Da-me tritt heran. „Darf ich an derVeranstaltung teilnehmen? Ich binzwar keine Gumbinnerin, stammeaus dem Kreis Angerapp, würdeaber gern die Gelegenheit, mal wie-der unter Ostpreußen zu sein, wahr-nehmen, zumal auch Frau Geedeauftreten wird, wie ich in der PAZgelesen habe, die ich gerne sehenund hören möchte.“ Natürlich darfsie das, „Gäste sind herzlich will-kommen“ steht extra auf den Einla-dungen.

Sie kommen aus den unterschied-lichsten Gründen zur Veranstaltung.Ihnen gefällt die heimatliche Atmo-sphäre der Treffen hier. Man ist

eben unter Ostpreußen, schon ander Sprache erkennt man, woher dieMenschen stammen. Kein originalesPlatt, aber unverkennbar schwingtdieser unverwechselbare Ton desostpreußischen Dialekts, der etwasbreite Klang der Wörter, in den Ge-sprächen mit. Auch wenn manch-mal etwas feiner hingehört werdenmuß, um diese sprachlichen Nuan-cen zu erkennen. Es ist nicht so, daßman seine Sprache verloren hätte,aber seit Jahrzehnten in einem an-deren sprachlichen Umfeld lebend,hat sich die heimatliche Sprech-weise einerseits etwas abgeschliffenund andrerseits der sprachlichenUmgebung sachte angeglichen. Eini-ge Heimatkreise, so erfährt man,

veranstalten in der Hamburger Um-gebung keine Treffen, da gehen sieeben zu den Gumbinnern. Anderewiederum, wie Gertrud Asmussenaus dem Kreis Angerapp, schätzendas kulturelle Angebot und den Ge-dankenaustausch mit anderenLandsleuten. Egal aus welchemGrunde die Besucher da sind – ei-nes haben sie gemein, den Wunsch„Ostpreußenluft zu schnuppern“und das Hoffen auf ein Wiedersehenmit alten Freunden und Bekannten.

Endlich geht es los, kurze Begrü-ßung durch die Vorsitzende, Mathil-de Rau, dann ist Harald Tanck ander Reihe. Er informiert über dieTätigkeit des Gumbinner Schulver-

eins, verweist auf den vom Vereingestifteten „Gumbinner Heimat-preis“. Die Zeit vergeht mit Begrü-ßen und Plachandern. Nach derMittagspause treten zwei Musik-clowns auf. Keine Zeit für einen „to-ten Punkt“. Auf ihren Quetschkom-moden spiele Günter Schattling undHeinz Grawitter alte Gassenhauer.Alles lacht über ihre drolligen Dar-bietungen und singt begeistert mit.Nun geht es Schlag auf Schlag. RuthGeede, die schon vor 1945 am da-maligen Reichssender Königsberganspruchsvolle Programme gestaltethat, zieht die Zuhörer durch Kost-proben aus ihren überwiegend hei-ter-besinnlichen Erzählungen in ih-ren Bann. Was soll man mehrbewundern – die sprachliche Dichteihrer Texte, ihre Vortragskunst oderihre Persönlichkeit? Nach Ruth Gee-de bleibt es weiter literarisch. Gro-ßen Beifall erntet ein Sketch, beidem ein Schauspieler vergeblichversucht, einer in Fragen der Büh-nenkunst reichlich unbedarftenSchönen, literarische Zusammen-hänge zu erklären. Den Abschlußdieses abwechslungsreichen undunterhaltsamen Programms bildetder Auftritt des LAB-Chores Fühls-büttel unter der Leitung von DieterDziobaka.

Nun ist die Veranstaltung vorbeiund man rüstet allgemein zum Auf-bruch, steht beieinander undspricht letzte Abschiedsworte. D.D.

»Man ist eben unter Ostpreußen« Die Regionaltreffen in Hamburg entwickeln sich zu einer gern besuchten Tradition

Erste Früchte wirtschaftlicher Zu-sammenarbeit: Im Landkreis Al-

lenstein (Olsztyn) gründeten die In-haber der Firma KML ausWallenhorst, Heinz und Gisela Kra-mer, gemeinsam mit polnischenPartnern jetzt die Firma „KML Pols-ka“. Die Initiative dazu entstand,nachdem der Landkreis Osnabrückfür das Jahr 2004 die Wirtschaftsför-derung als einen der Schwerpunktein der Partnerschaftsarbeit mit demLandkreis Allenstein (Olsztyn) ge-setzt hat.

Erste Kontakte zu den neuen Ge-schäftspartnern konnten Kramersbereits im vergangenen Jahr anläß-lich einer Fahrt mit der Landtagsab-geordneten Irmgard Vogelsang her-stellen. Nachdem es, auch aufgrundsprachlicher Probleme, zunächst et-was mühsam war, diese Kontakte zuvertiefen, erfolgten die wesentlichenSchritte zur Gründung der neuenGesellschaft innerhalb von drei Mo-naten. Bei mehreren Treffen mit denpolnischen Partnern in Wallenhorstwurden die Grundzüge der neuenFirma abgesteckt. Die Gründung derGesellschaft erfolgte dann in Polen,nach einem arbeitsintensiven Wo-chenende, bei dem der letzte Fein-schliff an den Verträgen vorgenom-men wurde.

„Die Firma trägt den Namen KMLPolska“, verkündete die Notarin, inderen Anwesenheit die Gesell-schafterverträge unterzeichnet wur-den. Der Landrat des Kreises Allen-stein (Olsztyn), Adam Sierz-putowski, sowie Bürgermeister JanOmelan aus Groß Purden (Purda),der Gemeinde die Sitz des neuenUnternehmens wird, nahmen an deranschließenden Feier teil. „Wir freu-en uns über jeden einzelnen Ar-beitsplatz, der in unserem Land-kreis geschaffenen wird,“ soSierzputowski. Beide Vertreterwünschten der Firma KML Polskaein gutes Gelingen. „Die Unterstüt-zung, die wir geben können, werdenwir den Geschäftspartnern anbie-ten.“ In einer Region mit einerdurchschnittlichen Arbeitslosigkeit

von rund 30 Prozent, sei die Schaf-fung von voraussichtlich acht neuenArbeitsplätzen ein wichtiger Schritt.

„Die gute Partnerschaft der Land-kreise Osnabrück und Allenstein(Olsztyn) ist eines der Auswahlkrite-rien für den Standort gewesen,“ sag-te Heinz Kramer. Mit dieser Uner-stützung aus Politik und Verwaltungsei vieles beim Aufbau in einem un-bekannten Land einfacher. „Wichtigist, daß wir und unsere Partnergleichwertige Partner sind, die dasgleiche Risiko aber auch den glei-chen Gewinn an dem Unternehmenhaben werden.“ Für die Firma KMLbedeute die neue Gesellschaft einenWettbewerbsvorteil. „Wir könnenjetzt auch große und lohnintensive

Aufträge ausführen und haben vonder Preisgestaltung eine Chance ge-gen die Konkurrenz aus Tschechienund der Türkei.“ Die Neugründungsichere die Arbeitsplätze am Stand-ort Wallenhorst und schaffe auchdort vielleicht in Zukunft neue, soKramer.

Auch Irmgard Vogelsang zeigtesich mit der neuen Gesellschaft zu-frieden: „Aktive Partnerschaftsar-beit bedeutet nicht nur Jugendaus-tausch und gegenseitige Besuche.Kontakte der Wirtschaft untereinan-der, die Schaffung neuer Geschäfts-felder und Möglichkeiten sind imzusammenwachsenden Europawichtige Merkmale funktionieren-der Partnerschaften.“ Gerd Braksiek

Wirtschaftliche ZusammenarbeitFirma aus Wallenhorst gründet ein Unternehmen in Allenstein/OstpreußenBad Pyrmont – Nach vierjähriger Pause veranstaltet das Ostheim nun das

vierte Treffen der „Ostpreußischen Familie“ mit der Schriftstellerin undJournalistin Ruth Geede unter der gleichnamigen Rubrik der PAZ als Ad-ventsseminar vom 26. bis 28. November 2004 im Ostheim in Bad Pyrmont.Als weitere Referenten konnten Hans-Jürgen Preuß („Es leuchten tausendSeen in meinem Heimatland“), Dr. Arntzen, („Die Rettung des kleinen Man-tas“, ein Beispiel für erfolgreiche Eigeninitiative), W. Wagner (Familienge-schichte ostpreußischer Gutshäuser) und Hans-Egon von Skopnik (Die Ge-sellschaft Deutsch-Russische-Freundschaft als Faktor bei der Aufklärungungeklärter Schicksale). Wie immer wird ein reger Gedanken- und Erfah-rungsaustausch das gesamte Seminar begleiten. Der „Adventsabend“ mitPunsch und Gebäck am Sonnabend bietet allen Teilnehmern die Möglich-keit sich mit lustigen und besinnlichen Beiträgen in diesen Abend einzu-bringen. Während des gesamten Seminars gibt es wieder einen Bücherba-sar des Ostheims.

Das Seminar beginnt am Freitag, dem 26. November 2004 mit demAbendessen und endet am Sonntag, dem 28. November 2004 nach demMittagessen. Die Seminargebühr beträgt, einschließlich Unterkunft undVerpflegung 100 Euro die Unterbringung erfolgt in DZ. Einzelzimmer ste-hen nur in sehr begrenztem Umfang zur Verfügung und werden nach An-meldungseingang vergeben, der Einzelzimmerzuschlag beträgt 12 Euro. DasAnmeldeformular zum Seminar fordern Sie bitte ausschließlich an beimOstheim, Parkstraße 14, 31812 Bad Pyrmont, Telefon (05281) 9 36 10, Fax (052 81) 93 61 11, E-Mail: [email protected]. �

Erste Früchte der Zusammenarbeit: Die Unterzeichner der Gesellschaftsver-träge Foto: GB

Mainz – Einen interessanten Vortrag über „Immanuel Kant – Weltbürgeraus Königsberg i. Pr.“ hält Lorenz Grimoni, Leiter des Museums Stadt Kö-nigsberg in Duisburg, am 13. November, 18 Uhr, im VDST-Haus-Königsberg-Mainz, Am Judensand 3, Telefon (0 61 31) 38 13 77. Im Anschluß findet ei-ne Besprechung zur Vorbereitung der Jubiläumsfeier „120 Jahre VdStKönigsberg“ vom 21. bis 22. Mai 2005 in Mainz am Rhein statt.

Hamburg – Sein Weihnachtskonzert gibt, unter der Leitung von KarinSchmutzler, der Ostpreußenchor am Sonntag, 28. November, 14 Uhr, in derSimeonkirche, am Stühm Süd 85, Hamburg-Bramfeld. Der Eintritt ist frei.Nähere Informationen bei Ilse Schmidt, Telefon (0 40) 2 54 39 35. �

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Hamburg – Die Schauspielerin,Buch- und Rundfunkautorin IngridHüffel liest aus „Mein wunderbaresLeben“ am Montag, 6. Dezember, so-wie am Mittwoch, 15. Dezember, je-weils um 19 Uhr, in den HamburgerKammerspielen, Logensaal, Hart-ungstraße 9-11, Hamburg. Der Ein-tritt beträgt 6 Euro (ermäßigt 5 Euro).

Lüneburg – Das OstpreußischeLandesmuseum kündigt für den No-vember folgende Veranstaltungen an:Noch bis zum 30. Januar 2005 läuftdie Kabinettausstellung „Die Mär-chenwelt des Eugen Weidenbaum“.Am Montag, 15. November 2004, 20Uhr, hält Ralph Ludwig (NDR-Kultur)einen Vortrag über „Dr. Horst Berko-witz – Ein jüdisches Anwaltslebenaus Königsberg“. Von Sonnabend, 27.November 2004 bis zum 27. Februar2005 läuft die Sonderausstellung„Kleine Bahn auf großer Fahrt – Tin-Plate Spur 0 kennt keine Grenzen“(Sammlung Ulrich Stade). Diese Aus-stellung wird Freitag, 26. November2004, 19:30 Uhr, eröffnet.

Ostpreußisches Landesmuseum,Ritterstraße 10, 21335 Lüneburg, Te-lefon (0 41 31) 75 99 50, Fax (0 41 31)7 59 95 11, Internet: www.ostpreussi-sches-landesmuseum.de, E-Mail: [email protected], Öffnungszeiten: Dienstagbis Sonntag, 10 bis 17 Uhr. �

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„Don Carlos“ mal ganz anders: Günter Schattling und Ellenore Waldeck, Mit-glieder des LAB-Chor, bei ihrem Sketch. Foto: Dieter Dziobaka

20_PAZ46 08.11.2004 7:14 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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Am 13. November des Jahres1907 fand nahe dem nordfran-

zösischen Lisieux in Coquainvillesder erste bemannte Freiflug mit ei-nem Hubschrauber statt. Der Kon-strukteur des Fluggerätes war derfranzösische Fahrradfabrikant undIngenieur Paul Cornu. Der Pilot,entweder Paul Cornu selber odersein Bruder, konnte das Gefährt un-gefähr 20 bis 30 Sekunden in einerHöhe von 30 Zentimetern in derLuft halten. Als Antrieb des 260 Ki-logramm schweren und auf vier Rä-

dern stehenden sogenannten flie-genden Fahrrades diente ein bei1.200 Umdrehungen in der Minute24 PS leistender wassergekühlterAntoinette-Benzinmotor. Der Motorwar in einem offenen V-Rahmenmontiert, in dem auch der Piloten-sitz und der Kraftstofftank unterge-bracht waren. Über Riemen mit ei-

ner Gesamtlänge von etwa 20 Me-tern trieb das Aggregat zwei hinter-einander auf Auslegern horizontaldrehbar gelagerte Drahtspeichenrä-der an. Auf diesen sich im Flugzweimal pro Sekunde drehendenRädern waren paddelförmig ausge-legte und mit gummiimprägnierterSeide bespannte Tandemrotoren

mit sechs Metern Spannweite undsieben Quadratmetern Gesamtflä-che montiert. Durch Steuerruderim Rotorabwind und die Verstell-barkeit des Anstellwinkels der Ro-toren zeigte die Maschine eine aus-reichende Stabilität, um nicht vonHilfskräften geführt werden zubrauchen.

Bei späteren Versuchen konnteCornu die erreichte Höhe zwarnoch bis auf fast zwei Meter stei-gern, aber der durchschlagende Er-folg blieb ihm verwehrt. Hierfür warder Lenkeffekt der von den Rotorennach unten auf die Steuerruder ge-blasenen Luftströmungen zu gering,das Transmissionssystem zu unzu-verlässig und das gesamte Gerippezu wenig stabil. Schließlich sah sichPaul Cornu aus Geldmangel ge-zwungen, die Weiterentwicklungaufzugeben. Manuel Ruoff

Viele werden sich noch an die un-seligen Vorgänge um die Verwei-

gerung eines Gedenkgottesdienstesfür die Gefallenen des Krieges in derFlensburger Marienkirche im Jahr1964 erinnern. Während sich die da-maligen Auseinandersetzungen vor-wiegend in der Bundesrepublik ab-spielten, eskalierte der Besuch desUS-amerikanischen Präsidenten Ro-nald Reagan auf dem Soldatenfried-hof in Bitburg zur internationalen Af-färe. Im Zeitalter der gezieltenDesinformation seitens zahlreicherMedienleute scheint es hilfreich, sichder damaligen Vorgänge zu erinnern.

Am 8. Mai 1985, dem 40. Jahres-tag der bedingungslosen deutschenKapitulation, wollte der amerikani-sche Präsident dort auf der Kolmes-höhe zum Zeichen der Versöhnungeinen Kranz niederlegen.Vieles sprach für Bitburg. Eslag nicht nur günstig, son-dern dort befand sich aucheine große US-amerikani-sche Wohnsiedlung. In Bit-burg wurden rund 16.000amerikanische Kinder ge-boren und etwa 6.000deutsch-amerikanische Ehen ge-schlossen.

Seit 1959 legte alljährlich amVolkstrauertag eine deutsch-ameri-kanisch-französische Soldatenab-

ordnung gemeinsam mit dem Bür-germeister und den Stadtvätern dorteinen Kranz nieder. Niemals nahmjemand hieran Anstoß, obwohl allenbekannt war, daß sich unter den2.000 Gefallenen auch die Gedenk-steine für 49 Angehörige der Waf-fen-SS befinden.

Mit den SS-Runen verbinden sichzwar die Erinnerungen an diefurchtbarsten Verbrechen, die je indeutschem Namen begangen wur-den, doch der fabrikmäßige Mas-senmord wurde nicht von denkämpfenden Einheiten, sondern vonden Totenkopfverbänden und derVerfügungstruppe begangen.

Ein Blick auf die Grabsteine zeigt,daß es sich in Bitburg um jungeMenschen handelt, die zum Teil

noch nicht einmal volljährig waren.Sie dürften ebenso wenig wie diemeisten deutschen Soldaten er-kannt haben, daß ihr Idealismusschändlich mißbraucht wurde, wiees im ergreifenden Dialog des Gene-

ral Harras mit Leutnant Hartmannin Carl Zuckmayers „Des Teufels Ge-neral“ zum Ausdruck kommt.

Aus Erfahrung ist mir bekannt,daß selbst viele alte Soldaten nichtwissen, daß ab dem Jahr 1944 mehrals 60 Prozent zwangsweisezur Waffen-SS eingezogenwurden. Es handelte sich al-so keineswegs um jungeMenschen, die freiwillig zurSS gingen. In diesem Sinnhatte Präsident Reagandurchaus recht, wenn erauch diese jungen Men-schen „Opfer des Nationalsozia-lismus“ nannte.

1989 kam es dann in Costermano,dem größten deutschen Soldaten-friedhof Norditaliens, zu einem er-

neuten Eklat. Am Volkstrau-ertag weigerte sich derbundesdeutsche General-konsul in Mailand, dort ei-nen Kranz niederzulegen,weil sich unter 21.930 Ge-fallenen auch einige Ange-hörige der Waffen-SS befan-den. Der bundesdeutsche

amtliche Vertreter ließ es nicht nuran diplomatischem Gespür, sondernauch an menschlichem Empfindenfehlen. Die Bronzestatue eines jun-gen Mannes in der Ehrenhalle ruftin Erinnerung, daß es sehr oft noch

eigentliche Knaben waren, die sofrüh ihr Leben hingeben mußten.

Von der Haltung des bundesdeut-schen Generalkonsuls heben sich er-freulich die ökumenischen Gottes-dienste ab, die seit Jahr und Tag dort

von April bis Oktober allwöchent-lich begangen werden. Ich selberkonnte dort ein Jahr nach dem be-schämenden Vorfall mit dem bun-desdeutschen Generalkonsul unterzahlreicher Beteiligung meist jungerDeutscher einen Gottesdienst feiern.Mit dem Gedenken an die Gefalle-nen verbinden die deutschen Grup-pen das Gebet um den Frieden. KeinGeringerer als Papst JohannesPaul II. führte bei einem Gedächtnis-gottesdienst für die Gefallenen dasWort des Herrn an: „Eine größereLiebe hat niemand, als wer sein Le-ben hingibt für seine Freunde.“

Am Volkstrauertag gedenken wirnicht nur der Gefallenen, sondernauch der Opfer des Bombenkriegssowie aller, die als politische Häft-

linge der Rache des Tyrannen erla-gen oder in den Wirren der Nach-kriegszeit von aufgehetztem, entfes-seltem Mob gemordet wurden.

Sie alle, auch jene, gegen die sieeinst kämpften, wollen wir in unsere

Fürbittgebete aufnehmen,denn der Tod hat dieSchranken, die sie einst von-einander trennten, hinweg-gefegt und erkennen lassen,daß sie alle Kinder deshimmlischen Vaters sind,daß Christus für sie alle inden Tod gegangen ist, um ih-

nen ewiges Leben zu erwerben.

Sollten wir uns nicht alle darumbemühen, daß nach dem bisherfurchtbarsten aller Kriege, in einerZeit, da viele Länder von den Furiender Zerstörung und des Terrorsheimgesucht werden, keine neuenGräben zwischen den Völkern auf-gerissen werden? Das Gedächtnisder Gefallenen, der Bombenopferund der Greuel in den Konzentra-tionslagern und bei den „ethnischenSäuberungen“ sollte alle Menschenguten Willens mahnen, alles in ihrerKraft Stehende zu tun, daß sich sol-che Schlächtereien nicht wiederho-len und das Blut der Gefallenen undaller Opfer von Krieg und Gewaltzur Versöhnung über den Gräbernwerde. �

21G E S C H I C H T E Folge 46 – 13. November 2004

»Eine größere Liebe hat niemand …«Wie die bundesdeutsche Politik es mit den Gedenken an die Kriegsopfer hält / Von Pater Lothar GROPPE SJ

Unbekannt ist der Verbleibdes bis 1934 in der Königs-berger Loge zum Totenkopf

und Phönix befindlichen Ölgemäl-des von Immanuel Kant, das 1791der Maler und Kupferstecher Gott-lieb (Theophil) Doebler (geborenum 1762, nachweisbar bis 1810) ge-schaffen hat. Von Doebler (auchDoepler, Doeppler), der auf der Ber-liner Akademie vermutlich einSchüler des zwischen 1781 und1784 nach Berlin gekommenenschottischen Malers Edward FrancisCunningham war, wurden auf denBerliner Akademie-Ausstellungen1786 bis 1789 Ölgemälde und Sti-che, darunter auch Porträts von Kö-nig Friedrich II. und König FriedrichWilhelm II., gezeigt. Ein Ölporträtdes letzteren Monarchen hing 1861im Berliner Schloß.

Doch tauchte 1955 die Zweitaus-führung dieses unterlebensgroßenOriginal-Porträts, das Kant seinemSchüler und Freund JohannGottfried Carl Christian Kie-sewetter (1766–1819), der1789/90 auf Wunsch seinesLehrers den Berliner Verle-ger François Théodore de laGarde als „Corrector“ beimDruck der „Kritik der Ur-teilskraft“ (1790) assistierte,in Berlin schenkte, in München wie-der auf. Hier wurde es „von ameri-kanischer Seite“ der BayerischenStaatsgemäldesammlung zum Kaufangeboten, dann aber beschlag-nahmt. 1963 erwarb das Ölporträt,bei dem es sich nicht, wie etwa noch

Fritz Gauses ergänzter Auflage sei-nes Werks „Die Geschichte der StadtKönigsberg in Preußen“ von 1996 zuentnehmen ist, um das aus der Logezum Totenkopf und Phönix handelt,die Stadt Duisburg von Julius Baer inNew York für 10.000 D-Mark. Wosich das Kant-Gemälde aus demehemaligen Besitz von Kiesewetter,der 1793 zum Professor der Philoso-phie und 1798 zum ordentlichenProfessor der Logik avancierte undals Kantianer maßgeblich zur Ver-breitung der Lehre Kants beitrug, inBerlin vor und um 1945 befand, wä-re noch zu recherchieren. Im Künst-lerlexikon Thieme-Becker von 1913wird es „auf der Jahrhundert-Aus-stellung in Berlin 1906“ erwähnt.

Wie das Gemälde in der Königs-berger Loge ist die „Kopie von Pet-zenburg“ im Kant-Museum in Kö-nigsberg verschollen oder vernich-tet. Bei dem Bild in einem Ausstel-lungssaal des russischen Kant-Mu-

seums im Dom handelt es sich umeine Reproduktion aus den 1990erJahren.

Möglicherweise ist aber aus demKönigsberger Kant-Museum einKant-Porträt nach Doebler erhalten

geblieben. 2000 erwarb das MuseumStadt Königsberg in Duisburg auf ei-ner Auktion ein Ölgemälde mit demBrustbild Kants. Im Katalog zurDuisburger Ausstellung anläßlichdes 200. Todestages des Philosophen2004 heißt es dazu: „Künstler unbe-kannt, 19. Jh. (Heydeck?)“ und „Pro-venienz Neuenburg / Schweiz“, alsoaus dem ehemals preußischen Neu-chatel (1707–1857) stammend, sowie„Maler und Provenienz noch nichtganz geklärt“. Während der KopistKants Kopf genau vom Vorbild „ab-genommen“ hat, sind der flüchtigergemalte Oberkörper und die Armeund Hände verändert. Der Philosophsitzt hier vor Papieren an einemnicht sichtbaren Schreibtisch, hält inder Rechten die Schreibfeder undlüftet mit der Linken die Ecke einesBlattes.

Nun hat Eduard Anderson in sei-nem Führer „Das Kantzimmer imStadtgeschichtlichen Museum“ von

1936 ein Bild verzeichnet,aber nicht abgebildet, dessenBeschreibung dem neu auf-getauchten zu entsprechenscheint: „Kantbildnis, Brust-bild von Johannes Heydeck.Kant am Schreibtisch. DasGemälde ist um 1870 ent-standen. Der Künstler hat

seiner Arbeit das Doeblersche Werkzugrunde gelegt. Ölgemälde aufLeinwand. ... oval. Besitzer: Kunst-sammlungen der Stadt.“ Letztere be-fanden sich seit 1924 im Königsber-ger Schloß. Auch in Gauses Faltblatt„Führer durch das Kant-Museum“

von 1938 wirddas Kant-Bildaufgeführt: „Kant.Ölgemälde vonHeydeck (um1870).“

Im Katalog des„Stadtmuseumszu Königsberg“von 1919, wo sichdamals noch dieGemäldesamm-lung in einemProvisorium inder Junkerstraße6 befand, ist das„Oelgemälde aufLeinwand“ vonHeydeck mit dergenauen Jahres-zahl „1872“ er-wähnt. Die imDuisburger Kata-log angegebenen Maße „62 x 58,5cm“ stimmen zwar nicht ganz mitden 1912 und 1936 genannten „65?“mal „62?“ beziehungsweise „60 x 67“Zentimeter überein, aber vielleichterklärt sich die „Differenz der Maße“,so Lorenz Grimoni vom MuseumStadt Königsberg in Duisburg, „miteiner neuen Rahmung [oder einemneuen Passepartout] ... Leider liegtuns bis heute keine Wiedergabe desHeydeckschen Ölgemäldes vor, umdurch einen Vergleich unsere Vermu-tung bestätigt zu bekommen. Viel-leicht kann uns ein Leser helfen?“

Der 1835 in Sakuthen im Regie-rungsbezirk Königsberg geborene

und 1910 in der ostpreußischenHauptstadt verstorbene Historien-,Architektur- und Bildnismaler Jo-hannes Wilhelm Heydeck (1835–1900) war von 1869 bis 1900 Pro-fessor der Perspektive und Archi-tektur an der Königsberger Kunst-akademie. Von dem Mitglied derBerliner Akademie – „das zuerst1887 in Berlin ausgestellte Gemäl-de ,Königin Luise auf der Fluchtnach Memel im Januar 1807‘ mach-te Heydeck weithin bekannt“ –hing im Kant-Museum auch dieseit 1945 verschollene Kreide-zeichnung von der Ausgrabung derGebeine Kants in der Grabkapelle1880. �

Rätselraten um Kant-Porträts Was die Forschung inzwischen ermitteln konnte und was nicht / Von Heinrich LANGE

Welcher Leser hat eine Wiedergabedes Kant-Gemäldes von

Johannes Heydeck aus dem Jahre 1872?

Ölgemälde von Immanuel Kant: Ob es sich um das Ge-mälde von Johannes Heydeck aus dem Jahre 1872 nachdem berühmten Porträt von Gottlieb Doebler von 1791handelt, ist unbekannt. Foto: Museum Stadt Königsberg

Das »fliegende Fahrrad«Das historische Kalenderblatt: 13. November 1907 – Der erste bemannte Freiflug mit einem Hubschrauber

Viele Soldatenfriedhöfe werdengemieden, weil auf ihnen auch

Angehörige der Waffen-SS liegen

Ab dem Jahr 1944 wurdenmehr als 60 Prozent zwangsweise

zur Waffen-SS eingezogen

21_PAZ46 09.11.2004 12:24 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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22 B Ü C H E RFolge 46 – 13. November 2004

Ich hörei m m e rU n t e r -

gang“, könnteman fast sa-gen. Krisen,Kriege undKatastrophen

haben Konjunktur. Als Sinnbild undMenetekel des kulturgeschicht-lichen Niederbruchs schwebt seitlangem der „Fall“ Roms über unse-ren Köpfen. Historiker und ZDF-Journalisten verfaßten dieses inter-essante, reich bebilderte, sehr gutlesbare Buch „Imperium – Vom Auf-stieg und Fall großer Reiche“, dasder gleichnamigen Fernsehreihezugrunde liegt, primär für Laien.

Ägypten, Persien, Karthago undRom, vier antike Imperien, die ent-weder abrupt und fast spurlos ver-sanken oder im Laufe von Jahrhun-derten qualvoll ihr Dasein aus-hauchten. Die Geschichte jeder die-ser Kulturen stellen die Autorenknapp vor und betrachten dann diejeweilige „Sterbephase“.

Als spiritus rector des Buches fun-giert der Althistoriker AlexanderDemandt; er verficht einen extremerkenntnistheoretischen Relati-vismus. „Historiker“, meinen die Au-toren, „haben zwar den Anspruch zu

ergründen, was geschehen ist, aberviel mehr noch erfinden sie Ge-schichte“. Warum arbeiten die Histo-riker dann nicht in Kirmeszelten?Wie Briefmarken hat Demandt 1984geschlagene 210 Theorien betreffsdes Untergangs Roms gesammelt,ohne jedoch eine Synthese zu wa-gen. Lohnt es eigentlich, die Vergan-genheit zu erforschen, wenn dabeiallenfalls das eigene Ego bespiegeltwird? Am Ende bleibt Demandt nurdie melancholische Geste des ge-lehrten Nichtwissens.

Zum Glück streifen die VerfasserDemandts sonderbare Scheuklap-pen ab. In „Tod am Nil“ legt Hans-Christian Huf dar, wie der theokra-tische Grundzug des Pharaonen-staats die Ägypter unflexibel undstatisch machte. Das Land der Pyra-miden stand und fiel mit seinenGottkönigen. Ohne starken Monar-chen zerbröckelte das Staatsgebäu-de. Solange keine Invasoren vor derTür lauerten, war das Schlimmstezu vermeiden, doch seit der Ram-ses-Ära kamen immer neue Frem-de, denen die unselbständigenÄgypter, die regelmäßig Söldnerengagierten, nichts entgegensetzenkonnten.

Karthago scheiterte, weil es Han-nibal nicht gelang, die politisch gut

konstruierte römische Republik zudestabilisieren. Trotz der vielen mi-litärischen Triumphe, die Hannibalerrang, hielten die meisten italieni-schen Bundesgenossen Rom dieStange. Umgekehrt erlag Karthagossteife Handelsoligarchie, die ihreVerbündeten schroff unterdrückte,schon nach wenigen Niederlagendem römischen Erzrivalen.

Analytisch wenig zu bieten hatder Beitrag von Mathias Unterburgüber das gigantische Perserreich.Nach zwei verlorenen Schlachtengegen Alexander den Großen brachdas persische Ungetüm wie ein Kar-tenhaus zusammen. Spekulationendarüber, ob die Achämeniden wei-ter geherrscht hätten, wäre Alexan-der nicht gekommen, nützen wenigangesichts der viel wichtigeren Fra-ge, ob dem „multikulturellen“ Impe-rium jegliches „Staatsbürgerbewußt-sein“ fehlte. Nicht zufällig operierteauch der letzte Perserkönig Dare-ios III. mit Söldnerheeren.

Eigentlich fällt der Kollaps desweströmischen Reiches mitnichtenaus dem historischen Rahmen; keinantikes Imperium existierte ewig.Seine Brisanz verdankt das EndeRoms der Tatsache, daß in der Völ-kerwanderungszeit eine ganz neuehistorische Epoche, das Mittelalter,

begann. Viele Theorien, die überden Untergang Roms zirkulieren, al-len voran die wohlfeile Dekadenz-Theorie, erklären diese Zäsur nicht.

Günther Klein erinnert richtiger-weise daran, daß schon im frühenPrincipat Erscheinungen der „Deka-denz“ auftraten, ohne daß diesePhänomene Rom gefährdeten. Daerscheint es plausibler, wenn Kleindie Erhebung des katholischenChristentums zur Staatsreligion als„Revolution“ deutet, die ein neuesZeitalter herbeiführte.

Leider haben die Autoren keineSynthese ihrer Beiträge erstellt.Liegt ein wichtiger Aspekt des Ge-schehens darin begründet, daßnicht „Laster“, sondern „Tugenden“die Völker und Reiche verderben?Der römische Wille zur totalen Si-cherheit verlängerte die Grenzendes Reiches derart, daß völlige Unsi-cherheit folgte, und die enorme In-tegrationskraft der Römer mündetein völlige Desintegration. Die glei-chen Ursachen, die den Aufstieg ei-nes Reiches ermöglichen, stürzen esoft auch in den Ruin. Rolf Helfert

Hans-Christian Huf (Hrsg.): „Impe-rium – Vom Aufstieg und Fall gro-ßer Reiche“, Econ-Ullstein, Mün-chen 2004, 400 Seiten, 25 Euro

Christentum schuf neues ZeitalterVom glorreichen Aufstieg zum endgültigen Fall großer Imperien

Das Berliner Landgericht hattekürzlich wieder Arbeit. Vier frü-

here Stabsoffiziere der DDR-Grenz-truppen Nord waren wegen Beihilfezum Totschlag angeklagt. Ihnen wur-de die Mitschuld am Tod von vierjungen Menschen zur Last gelegt, diezwischen 1974 und 1984 durch dieSplittermine SM 70 bei dem Versuch,in den Westen zu fliehen, ums Lebenkamen. Was hat es mit der Splitter-mine, die vielfach als Selbstschußan-lage bezeichnet wurde, auf sich? Diewenigsten wissen, wie dieses tod-bringende Gerät funktionierte undwo und von wem es entwickelt wur-de. Einer weiß es schon seit der Wen-de, und er hat nach mehrfachen ver-geblichen Versuchen nun dieMöglichkeit bekommen, sein Wissenin Buchform zu präsentieren. Es istJoachim Specht, ein aus Dessaustammender und lange Jahre in Au-stralien beheimateter Schriftsteller,der es obzwar mit vielen Veröffentli-chungen auf dem Buchmarkt immerabgelehnt hat, staatskonforme Litera-tur abzuliefern.

Specht hat lange und gründlich re-cherchiert, bis er seinen Roman„Knalltrauma“ vorlegen konnte. Alsdas frühere Muna-Werk in Dessaustillgelegt werden sollte und aus derbenachbarten Kaserne die russi-schen Einheiten abgezogen wurden,schnüffelte er in Akten, Anlagen undden Gedächtnissen der schnell ver-stummten verantwortlichen Kader.Mit Mut, List und Beharrlichkeit hater alles herausgebracht. Das Geheim-nis um die Herstellung chemischerKampfstoffe und – besonders brisant– die „Erfindung und das Verderben“der Selbstschußanlagen, die ab 1970an der innerdeutschen Grenze in-stalliert waren. Er hat in seinemBuch die ursprünglich absolut gehei-men Konstruktionspläne abgedruckt,die Funktionsweise dargestellt undnatürlich auch eine Fotografie derTodesmaschine vorgelegt.

Das Interesse bei den Menschenist da, mag die PDS auch behaupten,die Verbrechen der DDR-Führungwürden heute niemanden interessie-ren. Denn wiewohl die Zeit manchesverharmlost und beschönigt, bleibendoch die Toten tot und die Trauerhält in den Herzen der Hinterbliebe-nen an. Ebenso bleiben die körper-lichen Schäden, bleibt das „Verder-ben“, das diese Sprengkörper ver-ursacht haben. G. D.

Joachim Specht. „Knalltrauma – Er-findung und Verderben der Selbst-schußanlagen SM – 70“, First minu-te, Emsdetten 2004, 170 Seiten,14,90 Euro

Für die Mauertoten

Recherchen zur Splittermine

Als stehe die Zeit stillNeuauflage einer emotionsbeladenen Liebesgeschichte der Nobelpreisträgerin Deledda

Der in einerNeuauflage

e r s c h i e n e n eRoman „Mari-anna Sirca“ derLiteraturnobel-preis träger in

von 1926, Grazia Deledda, erzähltvon der leidenschaftlichen Liebezwischen einem jungen Mädchenaus gutem Hause und dem stolzenBanditen Simone Sole. „Und da kamer auch schon angeritten. Seine gro-ßen schwarzen, sehr lebhaften Au-gen, die sein trauriges Antlitz auf-hellten, suchten sofort Marianna.Kaum war er vor ihr, die sichschweigend erhoben hatte, behendevom Pferd gestiegen, als er ihr denArm um die Schultern legte und sie,da sie etwas größer war als er, vonunten halb vertraulich, halb spöt-tisch ansah.“

Simone Sole, der einst als Kind aufdem Hof von Mariannas Eltern ge-dient hat, kehrt eines Tages als schö-

ner erwachsener junger Mann zu-rück. Über all die Jahre hat er seineehemalige Dienstherrin nicht ver-gessen können! Marianna, die in ih-rem Leben noch nie die Liebe einesMannes erfahren hat, begegnet denGefühlen Simones ihr gegenüber zu-nächst recht mißtrauisch. Doch be-eindruckt und hingerissen von derHeftigkeit seiner Leidenschaft, be-ginnt sie bald seine Liebe zu erwi-dern. Doch um mit Simone glücklichwerden zu können, verlangt Marian-na von ihm seine Schuld, die er alsRäuber und Dieb auf sich geladenhat, im Gefängnis abzubüßen. Simo-ne schwört ihr die Treue und gelobtnach erfolgter Buße zu ihr zurück-zukehren, um sie zu ehelichen.

In seiner Abwesenheit unterrichtetMarianna ihren gestrengen Vater vonihrem Plan, den ehemaligen Knechtdes Gutes zu heiraten. „,Vater‘, sagtesie tonlos, ohne ihn anzusehen, ,esist tatsächlich ein Bandit, den ich insHaus gelassen habe und den ich hei-

raten will. Und um gleich alles zu sa-gen: Es ist Simone Sole.‘ Die Händezwischen den Knien gefaltet, schiender alte Mann sich zunächst demütigzu fügen und die vollendete Tatsachehinzunehmen. Doch der Schlag trafihn so hart, daß er ihm fast den Atemnahm. Schließlich hob er die Augenflehentlich auf, ohne dem Blick sei-ner Tochter zu begegnen.“ Doch dasWarten auf die Rückkehr Simonesfällt Marianna mit jedem vergehen-den Tag schwerer.

Die 1875 auf Sardinien geboreneund 1936 in Rom gestorbene Autorinbeschreibt, wie die empfindsameMarianna unter der Abwesenheit lei-det und wie ihr ihr eigenes Lebenohne den leidenschaftlichen, wennauch etwas theatralisch angehauch-ten Simone immer sinnloser und lee-rer erscheint.

Deledda beschwört in diesemBuch eine leichte Melancholie her-auf, die direkt auf den Leser über-

geht und ihn eine nachdenklicheStimmung versetzt.

Da die Handlung eher langsam vor-anschreitet, wird das Gefühl erweckt,als ob die Zeit stillstehen würde.

Ein Gefühlsdrama vom Feinsten ei-ner zu Lebzeiten hoch gelobten Auto-rin, das durch ein tragisches Ereigniszu einem emotionsbewegenden undvöllig unerwarteten Ende finden wird.Ein Sturm von Gefühlen, für einen ge-mütlichen Herbstabend bei Kerzen-licht genau das richtige. A. Ney

Grazia Deledda: „Marianna Sirca“,Patmos Verlagshaus, Artemis &Winkler Verlag, Düsseldorf 2004,geb., 224 Seiten, 19,90 Euro

Bewegendes FrauenbildUneheliche Tochter erkämpft sich in den 30er Jahren ihr Recht

JubiläumsjahrKalenderbuch 2005 über Ostpreußen

So unschein-bar „Das

Bücherzimmer“der österreichi-schen AutorinR o s e m a r i eMarschner von

außen auch wirken mag, der Romanist von ganz besonderer Güte.

Gerade 14 Jahre alt wird das Dorf-kind Marie Zweisam von ihrer al-leinerziehenden Mutter nach Linz inDienst geschickt. Da die Kleine un-ehelich ist, stehen ihre Chancen aufeine angesehne Ehe schlecht, beruf-lich sind die Möglichkeiten für eineFrau Anfang der 30er Jahre sehr be-grenzt. In Linz fügt sich das jungeMädchen schnell in die Arbeit einesDienstmädchens, doch die einzigenStunden am Tag, an dem sie glück-lich ist, sind jene Stunden, an demsie dem greisen Vater ihrer Chefinaus den Tageszeitungen vorliest. Deralte Notar weist Marie schon früh auf

die bürgerkriegsartigen Zustände inÖsterreich und die sich vrstärkendeEinflußnahme seitens des DeutschenReiches hin. Als Maries Mutter anKrebs erkrankt, muß sie jedoch dieinzwischen liebgewonnene Stadtverlassen und wieder zurück auf dasDorf, wo sie ihre junge Mutter bis zuderen frühem Tod pflegt. Völlig ver-einsamt und isoliert lebt Marie indem kleinen geerbten Haus ihrerMutter, bis eines Tages Franz Janus,ein guter Bekannter aus Linz, vor derTür steht und sie anfleht, seine Frauzu werden. Da Marie ihn mag undkeinen anderen Ausweg weiß, willigtsie ein, obwohl ihr Herz einem ande-ren gehört. Schon früh macht ihr ih-re Schwiegermutter Emmi Janus klar,was sie von einem Bastard alsSchwiegertochter hält. Die Ehe stehtso unter keinem guten Stern, undMarie vergräbt sich in die Arbeit inder Großbäckerei der angesehenenLinzer Familie Janus. Doch ihre dor-tigen Aufgaben füllen die Bildungs-

hungrige nicht aus. Als dann auchÖsterreich Bestandteil des DrittenReiches wird, klagt Emmi Janus dieihr längst überdrüssige Schwieger-tochter auch noch wegen hitlerfeind-licher Äußerungen an.

Auch wenn die Geschichte, die Ro-semarie Marschner in ihrem neue-sten Roman erzählt, an sich nicht be-sonders spektakulär ist, so ist ihrdoch die Verknüpfung von Fiktionund Realität besonders gelungen.Auch die Charaktere sind einfühlsamund nachvollziehbar gezeichnet, ihreGefühle und Empfindungen sind freivon Klischees. Vor allem jedoch be-sticht die melodisch bewegendeSprache der Autorin. Ein bewegen-des Frauenbild vor dem Hintergrundeiner widrigen Zeit! R. Bellano

Rosemarie Marschner: „Das Bücher-zimmer“, dtv premium, München2004, Hardcover, 414 Seiten, 14 Eu-ro

Ein großesE r e i g n i s

wirft seineSchatten vor-aus: Im Jahr2005 wirdman des 750.

Gründungsjahres der HauptstadtOstpreußens gedenken. Schließlichwurde dereinst auf dem Tuwangste,einem Hügel am Pregel, bei einemKreuzzug in das Samland vom Deut-schen Ritterorden eine Burg errich-tet, die man nach dem mächtigstenund vornehmsten Kreuzfahrer, demBöhmenkönig Ottokar II, Königsbergnannte. 750 Jahre Königsberg – keinWunder, daß dieses Ereignis auch inder neuen Ausgabe des Kalender-buchs „Der redliche Ostpreuße“ sei-nen Niederschlag findet. Handel undWandel zur Deutschen Ostmesse, Le-ben und Wirken großer Künstler,Dichter und Denker werden im 56. /169. Jahrgang gewürdigt. „Sie allesind die Steinchen, die sich zu einem

bunten Mosaik zusammenfügen, zueinem Bild von Ostpreußen wie eseinst war“, heißt es treffend im Vor-wort. Die Herausgeberin Silke Os-man hat aber auch eine bunte Viel-falt an Geschichten und Erinnerun-gen zusammengetragen, die vom Le-ben der einfachen Menschen erzäh-len. Mit den Augen der Dichterin Ag-nes Miegel sieht man den blühendenSchloßteich, mit Hannelore Patzelt-Hennig erlebt man das Johannisfeu-er. Hildegard Rauschenbach berich-tet von einem Mord in ihrem Dorf,und Ruth Geede lüftet das Geheim-nis um ein Feuerhorn. Entstanden isteine Rundreise durch die verschie-denen Landschaften Ostpreußens,aber auch durch die Jahrhunderte.Eine kurzweilige Lektüre für jedenFreund Ostpreußens. hst

Silke Osman (Hrsg,): „Der redlicheOstpreuße, Ein Kalenderbuch für2005“, 128 Seiten, mit zahlreichensw. Abb., broschiert, 9,95 Euro

Alle Bücher sind über denPMD, Parkallee 84/86,

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22_PAZ46 08.11.2004 8:59 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)

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46/2004

Menge

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jugend, Berlin mit dem Brandenbur-ger Tor, Berghof in Berchtesgaden,»Legion Condor«, Flughafen Tempel-hof, Budapest, u.v.m.DVD, Ländercode 2, Laufzeit: ca. 90Min. Freigegeben ab 16 Jahren gem.§ 7 JÖSchG FSKBest.Nr.: 3591 25,80 €

Peenemünde;DVDHitlers geheimeWaffenschmiede,Dieser Film schil-dert in beeindru-ckenden Filmauf-nahmen und inspannenden In-terviews mit Zeit-

zeugen die Entwicklungsarbeit inPeenemünde und das Leben derMänner und Frauen um Wernher vonBraun und Walter Dornberger.Ländercode 0, Laufzeit: ca. 70 Min.+ 25 Min. Bonusmaterial. Freigege-ben ab 16 Jahren gem. § 7 JÖSchG FSKBest.Nr.: 3586 25,80 €

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Hürtgenwaldes begangen.Geb., 320 S. mit 450 Fotos und 26 ganz-seitigen KartenBest.Nr.: 4198 41,00 €

TöbbickeReiseführerHürtgen-waldDieser Reisefüh-rer „Hürtgen-wald“ betreibt„Spurensuche“,beschreibt dieGeschehnisseund dokumen-tiert sie ausführ-lich. Er bietetRouten- und

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Hürtgenwald, ein Name, den ameri-kanische Soldaten einem sich über 140Quadratkilometer hinziehendenWaldgebiet, südlich von Aachen, ga-ben. Die Forste Merode, Wenau, Hürt-gen und Roetgen mit dichten, schwerzu durchdringenden Wäldern, unbe-waldeten Hügeln, tiefen Taleinschnit-ten und dünner Besiedlung warenCharakteristika dieses Landstrichs.Sein natürlicher Verteidigungswertwurde durch den 1938/39 errichtetenWestwall mit einer Vielzahl von Befes-tigungen nur noch erhöht. Ausgerech-net dieses für motorisierte Truppenvöllig ungeeignete Terrain wählten dieAmerikaner im Herbst 1944 für ihrenAngriff auf das Reichsgebiet – für dieDeutschen eine unerwartete und nichterklärbare Operation. Waren es an-fangs erst drei US-Divisionen, die imSeptember 1944 dort angriffen, so ka-men im Hürtgenwald bis zum Ab-schluss der Kämpfe im Februar 1945acht weitere amerikanische Divisionenzum Einsatz.Geb., 187 Seiten mit Abb.Best.Nr.: 3946 23,50 €

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24P A N O R A M A

Folge 46 – 13. November 2004

Nicht ablenken lassen!Hilfreiches zum Thema »Dialog« / Der Wochenrückblick mit Hans HECKEL

Das paßte jetzt aber gar nicht: Al-le namhaften (also regelmäßig

zu Talkshows eingeladenen) Intel-lektuellen Europas hatten die Weltfür den Fall eines Bush-Siegs längstin zwei Blöcke zerteilt: Dort diedumpfen Amis, die schnurstracks zuFaschismus und Rassismus zu-rückkehren und hier wir, die Zivili-sierten, die alle geschmacklichenVerschiedenheiten der Welt, vor al-lem die mit dem Islam, im fried-lichen „Dialog“ lösen. Nach der Er-mordung des niederländischenFilmemachers Theo van Gogh durcheinen marokkanischen Islamistensteckt diesem „Dialog“ nun einehäßliche Kugel im Kopf. Ausgerech-net jetzt.

Und das, nachdem wir unsereHerzen, Grenzen und Sozialkassengeöffnet haben für Millionen vonMenschen aus dem Orient. Europa,das haben wir uns doch als die gi-gantischste Begegnungsstätte desGlobus ausgemalt, eine riesige Ku-schelecke, in der sich alle Religio-nen der Welt und ihre unterschied-lichsten Anhänger vorurteilsfreibegegnen und knuddeln können,ohne vom Ballast europäischer„Leitkulturen“ beeinträchtigt zuwerden. Ganz anders als diese mar-tialischen Amerikaner, die jedemNeuankömmling einen Fahneneidabnötigen und sogar Patriotismusfordern.

Dieses Europa des multikulturel-len Lichts, das wir dem finste-

ren Bushistan jenseits des Atlantikgegenüberstellen wollten, hat inAmsterdam einen empfindlichenSchlag erhalten. Nun gut, dieser vanGogh war den Fortschrittlichen un-ter den Holländern schon länger ko-misch aufgefallen. Er kannte die ent-scheidenden Unterschiede nichtund zog deshalb den Unbill der ra-dikalmuslimischen Mitbürger/in-nen selbst auf sich. Es ist schließlichgesellschaftlicher Konsens, daß derSatz „Ich will als Moslem in Hollandunter Moslems leben“ ein simplesMenschenrecht ausdrückt, währenddie Parole „Ich will als Holländer inHolland unter Holländern leben“bei den Zuwanderern berechtigteÄngste auslöst. Van Gogh wollte daspartout nicht einsehen.

Rechte Provokateure stichelnjetzt herum, daß sich die musli-

mischen Gemeinden Hollands undEuropas noch immer nicht ge-schlossen und vernehmlich gegenTerror und Fundamentalismus aus-gesprochen hätten. Wie sollen siedenn auch – bei all den Frechheiten,die ihnen von der „Mehrheitsgesell-schaft“ täglich entgegengeschleu-

dert werden? In Rotterdam pinselteein sogenannter Künstler an seineHauswand, die genau gegenüber ei-ner Moschee liegt, den dreistenKampfspruch fundamentalistischerChristen „Du sollst nicht töten“, ver-ziert noch mit einer Taube. Der Emirder Moschee fühlte sich zutiefst inseinen Gefühlen verletzt und ver-ständigte die Polizei, die das Mach-werk natürlich umgehend entfernte.Die Niederlande sind eine offeneGesellschaft – aber alles geht nunauch nicht.

Man muß die Dinge differenziertbetrachten, um nicht zum Fa-

schisten zu entarten in diesenschwierigen Zeiten. Der Anschlagauf die Zwillingstürme, die Madri-der U-Bahn, auf die Schule in Bes-lan oder den dialogstörenden hol-ländischen Filmemacher dürfen, jakönnen nur aus dem gesellschaft-

lichen Zusammenhang gesehenwerden. Die Unterdrückung der is-lamisch-arabischen Welt trägt dieeigentliche Schuld an diesen Ereig-nissen, wir müssen halt noch vielmehr Verständnis aufbringen.

Wenn jetzt Horden von Hollän-dern durch die Straßen ziehen undgar auf Moscheen und Koranschu-len losgehen, dann ist das hingegennicht mehr als der Ausdruck einestiefsitzenden Rassismus, der mitStumpf und Stil auszumerzen ist. Dasoll sich niemand herausreden, daßes ja auch hier eine „Vorgeschichte“gebe. Wer Opfer und wer Täter ist,weiß in einer fortschrittlichen, auf-geklärten Gesellschaft jeder – ohnesich in Einzelheiten zu verstricken,die nur ablenken. Selbst wenn echtepolitische Extremisten beider Lageraufeinandertreffen, muß genauunterschieden werden. Die Gewerk-schaft der Polizei (GdP) warnte jetztdaher vor einer Gewalteskalationbei den NPD-Aufmärschen. Prü-gelnde braune Horden, ja das hattenwir schon! Schickt die Berittene!Tja, als wenn das so einfach wäre.Laut GdP ist alles viel komplizierter.Die Nazis üben demnach nämlichgar keine direkte Gewalt aus, son-dern marschieren bloß, um dieLinksextremen zur Gewalt zu pro-vozieren, und deshalb seien diesebraunen Aufmärsche so gefährlich.Aha, so ist das: Die Nazi-Krakeeler

üben zwar keine Gewalt aus, sindaber gerade deshalb um so gewalttä-tiger, weil sie die Linken, die ja ei-gentlich gar nicht so recht wollen,zum Zuschlagen regelrecht nötigen.Das Prinzip gilt selbstverständlichnicht allein für echte Nazis. ImGrunde genommen birgt alles, wasdie extreme Linke für faschistischerklärt hat, ein enormes Gewaltpo-tential, weil die Antifa, sobald sie ei-nes ihrer Feindbilder ausgemachthat, gar nicht anders kann als loszu-prügeln. Und wenn gar keine politi-schen Gegner da sind, dann ist daimmerhin noch das „provozierendeAuftreten der Polizei“ selbst, dasdem antifaschistischen Kämpferkeine Wahl läßt, als nach dem Steinzu greifen.

Im internationalen Maßstab lassensich Gut und Böse noch leichter

ermitteln als auf der Straße: DieAntwort auf die Frage: Wie stehendie zu den Deutschen? sagt alles.Prodeutsch ist verdächtig, eine „kri-tische“ bis schroff ablehnende Hal-tung gegenüber diesem Volk dage-gen deutet auf „tiefsitzende Lehrenaus der Geschichte“ hin, die spon-tan sympathisch machen. Anfangder 90er Jahre empfahl ein Radio-sender einmal, deutsche Wirt-schaftshilfe nicht mehr nach D-Mark, sondern nach „Schimpf“ zuberechnen. Ein „Schimpf“ bringthundert Millionen aus Deutschland.Je mehr einer auf dieses Landschimpft, desto mehr kriegt er. Undes funktioniert: Die Herero warenüber Jahrzehnte äußerst deutsch-freundlich, weshalb die Bonner Po-litik sie peinlich berührt ignorierteund all ihren Segen auf die Herero-Gegner von der „Swapo“ niederge-hen ließ. Jetzt haben die Herero be-griffen. Seitdem sie schimpfen, fließtendlich Kohle aus Berlin.

Die Niederländer müssen sichhingegen auf Ungemach gefaßt

machen, auch wenn sie nie Geld ausDeutschland wollten. Nicht allein,daß ihre einst vorbildliche multikul-turelle Gesinnung wegen der jüng-sten Ereignisse bedenklich zu wan-ken beginnt. Das wäre zu verkraften.Es ist viel schlimmer: Das Bundes-presseamt hat eine Umfrage in Auf-trag gegeben, die in elf Ländern denRuf der Deutschen erkunden sollte.Auf die Holländer war bei solchenUntersuchungen bislang Verlaß,doch laut dieser Befragung warendie Deutschen plötzlich nirgendsbeliebter als – erschrecken Sie nicht– in den Niederlanden und denUSA. Mit den Amerikanern habenwir ja bereits vorsorglich gebrochen.Wird Zeit, auch unser Holland-Bildneu zu justieren. �

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Mehr deutsch-deutsche Ehen

Moslems: FünfProzent Radikale? Zeichnung: Götz Wiedenroth»»ZZiitttteerrtt rruuhhiigg sscchhnneelllleerr,, GGeennoosssseenn …… aabbeerr wwiirr mmüüsssseenn ddaa rreeiinn!!««

»Schluß mit derfalschen Toleranz«

Von 1991 und 2003 hat die Zahlder Eheschließungen zwischen

Westdeutschen und Bewohnern der„Neuen Bundesländer“ um 28 Pro-zent zugenommen, meldet derMitteldeutsche Rundfunk (MDR).Interessant: Waren es 1991 vor allemWestmänner, die Frauen aus der Ex-DDR heirateten, so habe sich dasVerhältnis der Geschlechter heuteausgeglichen. Männer und Frauenaus beiden Teilen halten sich in etwadie Waage. Nicht Statussymbole son-dern „Bodenständigkeit und Ehrlich-keit“ schätzten Westfrauen an denMännern von jenseits der Werra.

Nach Angaben der niederländi-schen Sicherheitsbehörden

sind etwa fünf Prozent der gut eineMillion Moslems in den Niederlan-den als radikal zu bezeichnen, alsorund 50.000. Legt man für die etwa3,5 Millionen Moslems in Deutsch-land den gleichen Prozentsatz Radi-kaler zugrunde, so wäre hierzulandemit rund 175.000 radikalen Musli-men zu rechnen. Das entspräche ei-nem Drittel der Mitgliederzahl derVolkspartei CDU und überträfe dieMitgliedermengen aller deutschenradikalen Gruppen und Parteienlinks- und rechtsaußen zusammen.

Nach der Er-m o r d u n g

des niederländi-schen Filmema-chers Theo vanGogh scheint ihrLeben mehr dennje in Gefahr zusein: Ayaan HirsiAli ist die Reizfi-

gur radikaler Moslems in Holland.Zusammen mit van Gogh hatte sieden Film „Submission“ produziert,der die Unterdrückung muslimi-scher Frauen mit drastischen Bil-dern anprangert. Die heute 35jähri-ge wurde als Tochter einessomalischen Politikers 1969 in Mo-gadischu geboren. Nach einemStaatsstreich im selben Jahr mußteder Vater das Land verlassen undließ sich schließlich in Kenia nieder.Dort verheiratete er Ayaan mit ei-nem entfernten Verwandten in Ka-nada. Vor dieser Ehe floh die damals22jährige über Deutschland nachHolland. Nach schweren Anfängenkonnte sie ein Studium aufnehmenund arbeitete schließlich für eineStiftung der sozialdemokratischen„Partij van de Arbeid“ (PvdA).Wegen ihrer lauten Kritik an der„falschen Toleranz“ gegenüber frei-heitsfeindlichen Haltungen von Ein-wanderern und deren Unwillen zurIntegration in die niederländischeGesellschaft überwarf sie sich je-doch mit den Sozialdemokraten.

Auf der Flucht vor radikalen hol-ländischen Islamisten mußte sie da-nach für einige Zeit in den USAuntertauchen. 2002 kehrte sie zu-rück und trat zur rechtsliberalenPartei VVD über und ist unterdessenstets in Begleitung von Leibwäch-tern. Für die VVD sitzt sie seit 2002im Parlament, wo sie kein Blatt vorden Mund nimmt: „Schluß mit die-ser falschen Toleranz, die in Wahr-heit Ignoranz ist und sogar Feig-heit“, lautet ihr kämpferischesBekenntnis. Das brachte sie in dieNähe des Filmemachers van Gogh,der sein Engagement mit dem Le-ben bezahlte.

Manche Sätze lösen beiZuwanderern eben

berechtigte Ängste aus –und dann knallt’s

Der CDU-Bundestagsabgeordne-te Günter Nooke urteilte über deninzwischen fallengelassenen Vor-schlag, den 3. Oktober als Feiertagabzuschaffen:

„Man hat den Eindruck, wir wer-den von Vaterlandsverrätern regiert.“

Der Mord an dem FilmemacherTheo van Gogh durch einen marok-kanischen Islamisten (siehe auchSeite 6) hat die Niederlande zutiefsterschüttert. Vor allem das vorherr-schende, linksliberale Milieu derMultikulturalisten steht vor einemScherbenhaufen, konstatiert dieFrankfurter Allgemeine am 4. No-vember:

„Aus ihrer lärmigen Provo-Welt derschrillen Happenings, des höherenSpaßes der Autorenfehden, derschockierenden Filme sind die soaufgeklärten und spielerischen Intel-lektuellen Amsterdams unversehensin einen realen Kugelhagel, in archai-sche Ritualgewalt geraten. Und vielefragen sich, ob es nicht der Schlaf ih-rer eigenen Vernunft war, der diesesMonster gebar.“

Die Süddeutsche Zeitung vom 4.November zitiert den bekanntenniederländischen Schriftsteller HarryMulisch:

„Was hier passiert, das ist Ge-schichte. Dieser Mord wird unserEU-Europa stärker verändern, alswir ahnen … Die Politiker, die allesschönreden, haben jetzt Angst. Eswird gefährlich, denn die Ur-Hollän-der werden zurückschlagen …“

Schon im Jahre 2000 hatte derniederländische Publizist Paul Schef-fer im NRC Handelsblad vor dem Falleiner Eskalation der ethnischenGegensätze in seinem Land gewarnt:

„Das multikulturelle Drama, dassich bei uns dann abspielt, könntedie größte Bedrohnung für den ge-sellschaftlichen Frieden werden.“

Der Volkswirtschaftsprofessor Joa-chim Starbatty wirft der rot-grünenBundesregierung und den Gewerk-schaften im Focus vom 8. Novembervor, bei den Reformen nur die Ar-beitslosen zu belasten, während sieihrer eigenen Klientel auch ange-sichts der Pleite noch großzügige Zu-geständnisse machten:

„Es trifft diejenigen, die bereits aufder Schattenseite stehen – die Ar-beitslosen. Sie haben Kürzungenhinzunehmen, die bis ins privat Er-sparte hineinreichen. Wie einseitigdie Bundesregierung handelt, kannman daran erkennen, daß ihr zuvorder aggressiv auftretende Verdi-Vor-sitzende Bsirske für den öffentlichenDienst Lohnsteigerungen in Höhevon 2,4 Prozent hat abpressen kön-nen. Denen, die einen sicheren Ar-beitsplatz haben, wird noch gegeben– bei leeren öffentlichen Kassen.“

Zweierlei MaßMan berichtet gern und fleißigvon dem ominösen Jahrneunzehnhundertdreiunddreißigund der Wahl, die damals war:

Alle hätten’s wissen müssen,heißt's im Brustton der Moral,und die Schuld nach solchen Schlüssenlastet ewig und pauschal.

Andre Länder, andre Sitten:Nicht wie einst nur Minderheithat die Mehrheit unbestritten– trotz vier Jahren Probezeit –

dort in Wahlen klar entschiedenund den Auftrag prolongiert!Heißt in Klartext Krieg statt Frieden –doch die Welt, sie gratuliert ...

PPaannnnoonniiccuuss

24_PAZ46 09.11.2004 17:14 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Auszug)