Risiko Atomkraft - Greenpeace · Wenn heute von einer Renaissance der Atomkraft in einigen Ländern...

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Hintergrund Atomkraft Warum der Ausstieg aus der Atomkraft der einzig richtige Weg ist Risiko Atomkraft

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Warum der Ausstieg aus der Atomkraft

der einzig richtige Weg ist

Risiko Atomkraft

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Karte: Atomland Deutschland

Seite 4

Atomkraft –

Energie ohne Zukunft

Seite 5

Uran: endlicher Rohstoff,

unendliche Probleme

Seite 6

Versorgungsrisiko

Atomkraft

Seite 8

Ein Atomkraftwerk

in Betrieb

Seite 10

Bedrohung durch

Atomreaktoren

Seite 11

Der Super-GAU von

Tschernobyl

Seite 12

Radioaktive Stoffe

gefährden den Menschen

Seite 14

Karte: Strahlendes Europa

Seite 16

Risiko Terrorismus

Seite 18

Risiko Atomtransporte

Seite 19

Der Weg zur Atombombe

Seite 20

Atommüll:

Entsorgung ungelöst

Seite 22

Atomenergie – keine

Rettung für das Klima

Seite 24

Atomausstieg jetzt!

ImpressumSeite 25

Greenpeace-Aktionen

und Erfolge

Seite 26

Inhalt

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Es gibt mehr als genug ungelöste Probleme,die gegen die Atomkraft sprechen: Reaktor-unfälle, gefährliche Transporte, wachsendestrahlende Müllberge, die Weiterverbreitungder Atombombentechnologie sowie dieGefahr terroristischer Anschläge. Die Atom-konzerne setzen jedoch stur weiter auf dieveraltete Technik.

Technisch und wirtschaftlich ist dieAtomenergie weltweit ein Auslaufmodell,Uran ein begrenzter Rohstoff wie Öl undGas. Wenn heute von einer Renaissance derAtomkraft in einigen Ländern die Rede ist,wird gern verschwiegen, dass das nur mitstaatlicher Unterstützung in Märkten, indenen kaum Wettbewerb herrscht, oder mitDumpingpreisen funktioniert.

RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall betrei-ben 17 Atomkraftwerke und die meistenKohlekraftwerke in Deutschland. Die Ener-giekonzerne interessiert weder das Risikoder Atomkraft, noch kümmern sie sich umsaubere, zukunftsfähige Alternativen zuUran und Kohle. Es wird höchste Zeit, dassdie Politik ihnen Einhalt gebietet, um die

dringend gebotene Energiewende zu be-schleunigen.

Greenpeace engagiert sich schon seit den1980er Jahren gegen die gefährliche Atom-energie und weiß dabei die Mehrheit derBevölkerung hinter sich. Eine Emnid-Umfrageim August 2005 hat ergeben, dass 75 Prozentder Bevölkerung kein Atomkraftwerk inihrer Nachbarschaft will, 70 Prozent sindsogar gegen Atomkraft unabhängig vomStandort. Abschalten so schnell wie tech-nisch möglich ist die einzige verantwortlicheAntwort auf die Expansionsgelüste der Ener-giekonzerne und den zögerlichen Ausstiegs-versuch der Politik.

Die Liberalisierung des Strommarktesbietet heute den Vorteil, dass jeder Privat-haushalt und Betrieb seinen Stromanbieterfrei wählen kann. Mit dem Wechsel zu einemÖkostromanbieter, der keinen Atomstrom imAngebot hat, können die Verbraucher ihremWunsch nach einer umweltschonenden Ener-gieform Ausdruck verleihen. Wechseln auchSie zu einem Ökostromanbieter wie beispiels-weise Greenpeace energy.

Greenpeace projiziert im

September 2006 seine Forde-

rung auf das Atomkraftwerk

Biblis, den ältesten Meiler

in Deutschland. Je länger

AKWs laufen, umso größer

ist die Gefahr eines Unfalls.

Atomkraft – Energie ohne Zukunft 5

Atomkraft – Energie ohne Zukunft

Klimakollaps, Versorgungsnotstand bei Öl und Gas, steigende Energiepreise – all das

kommt der AtomIobby sehr gelegen, um die Atomkraft als vorteilhaft anpreisen zu

können. Die zahlreichen Risiken dieser Energieform, für die ihre Betreiber noch nie die

Verantwortung übernommen haben, sowie das Entsorgungsproblem werden dabei

tunlichst verschwiegen.

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Uran wird überwiegend im Tagebau oder inBergwerken abgebaut. Dabei wachsen umdas Bergwerk gigantische Abraumhalden, dieUmgebung gleicht einer Mondlandschaft.Große Mengen Sickerwasser mit radioaktivenund giftigen Inhaltsstoffen fließen in Flüsseund Seen. Über die Belüftung der Bergwerkegelangt radioaktiver Staub und Radon-Gas indie Umwelt. Die Gesundheitsbelastungen sindenorm. Von den 59.000 in einer Studie unter-suchten Bergarbeitern der Uranerzbergbau-gebiete in Sachsen und Thüringen werdenmehr als 7.000 an Lungenkrebs sterben.

Auch im weiteren Verarbeitungsprozessentstehen radioaktive und toxische Abfälle,die aufwändig und teuer entsorgt werdenmüssen.

Bei der Aufbereitung des Natururans zuUrankonzentrat bleiben Rückstände – so ge-nannte Tailings – zurück. Die Umwandlungdes Konzentrats in gasförmiges Uranhexa-fluorid verursacht zusätzliche radioaktiveAbfälle, und bei der Urananreicherung fälltabgereichertes Uran in so großen Mengenan, dass die zu RWE und E.ON gehörendeFirma Urenco diese Abfallberge zur Bearbei-

6 Uran: endlicher Rohstoff, unendliche Probleme

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Uranerzbau in Wismut: Der

Abbau von Uran, Rohstoff für

die Atomreaktoren, bringt

massive Umweltzerstörung

mit sich.

Uran: endlicher Rohstoff, unendliche Probleme

Allein der Uranbergbau liefert schon mehr als genug Argumente, die Atomkraft weltweit

abzuschaffen. Uran wird unter erheblicher Umweltzerstörung gewonnen, und durch den

Abbau werden vielerorts Menschenrechte massiv verletzt.

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Uran: endlicher Rohstoff, unendliche Probleme 7

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In Gebieten, wo Uran abge-

baut wird, besteht ein erhöh-

tes Gesundheitsrisiko durch

entweichende Radioaktivität.

Für die Arbeiter im Uran-

bergbau besteht die große

Gefahr, an Lungenkrebs zu

erkranken.

tung nach Russland verfrachtet. Der größteTeil dieses Atommülls verbleibt in Russland.

Zunahme der Umweltzerstörung

Nur ein kleiner Teil aller Uranvorräte liegt insogenannten Reicherz-Lagerstätten, die einenrelativ hohen Urananteil aufweisen. Dergrößte Teil ist in Armerz-Lagerstätten einge-schlossen, das heißt, das Erz enthält einenUrananteil von unter 0,1 Prozent. Für dieGewinnung der gleichen Menge Uran wieaus Reicherz-Vorkommen wird die Umweltungleich stärker zerstört.

Zur Ausbeutung niedriggradiger Lager-stätten wird Uran im Lösungsbergbau (in-situ-leaching) abgebaut. Dabei wird basischeoder saure Lösung durch Bohrlöcher in eineunterirdische Uranlagerstätte gepumpt undanschließend die uranhaltige Lösung wiederan die Oberfläche befördert. Diese Form derUrangewinnung gefährdet das Grundwasserdurch austretende Lösungsflüssigkeit. Es ent-stehen kontaminierte Schlämme, die inBecken gelagert oder wieder in den Bodenzurückgepresst werden. Nach Beendigungder Arbeiten ist es unmöglich, den ursprüng-lichen Zustand wiederherzustellen.

Aufbereitungsrückstände

Das im konventionellen Bergbau gewonneneUranerz wird in einer Aufbereitungsanlagegebrochen und gemahlen. Das Uran wirddann in einem chemischen Prozess heraus-gelöst. Zurück bleibt strahlender Gift-schlamm. Diese Rückstände enthalten nochetwa 85 Prozent der ursprünglich vorhande-nen Radioaktivität sowie Schwermetalle,schädliche Stoffe wie Arsen und chemischeZusatzstoffe aus der Aufbereitung. Das Mate-rial wird durch mechanische und chemischeProzesse in eine Form gebracht, in der dieSchadstoffe mobiler sind und leichter in dieUmwelt gelangen können. Bei der immerwieder vorgeschlagenen Lagerung in Berg-werkshohlräumen kämen sie nach Abschal-tung der Wasserpumpen direkt in Kontaktmit dem Grundwasser.

Deswegen verbietet sich das Verfahren.Aufbereitungsrückstände geben beständigRadon an die Umwelt ab. Die aus diesenRückständen stammende Gammastrahlung

(elektromagnetische Strahlung sehr kurzerWellenlänge) übertrifft die normalerweisean der Oberfläche über der Lagerstätte auf-tretende Strahlung um den Faktor 20 bis 100.Der Wind verteilt feine Sande von aus-getrockneten Deponien in der Umgebung. In den Dörfern um die Anlagen der FirmaWismut in Thüringen beispielsweise wurdenerhöhte Radium- und Arsenwerte im Haus-staub gemessen. Dies führt zu einem erhöhtenGesundheitsrisiko in der jeweiligen Region.Anwohner nehmen über das Trinkwasseroder durch den Verzehr von Fischen aus derRegion Arsen und Uran zu sich, die ausSickerwässern stammen.

Mehr Informationen finden Sie unterwww.greenpeace.de/uranreport.

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Versorgungs(un)sicherheit

Die Bundesregierung versteht unter Versor-gungssicherheit unter anderem:

1. jederzeit ein ausreichendes Angebot anEnergieträgern sicherzustellen,

2. durch einen breiten Energiemix die Abhängigkeit von einzelnen Energieträgernzu reduzieren,

3. die Abhängigkeit von einzelnen Liefe-ranten zu minimieren,

4. Energie sparsamer und rationeller zunutzen.

Atomkraft: Versagen auf ganzer Linie

1. Uran ist keine heimische Ressource, son-dern muss importiert werden. Die wichtigs-ten Absatzmärkte für Uran sind die USA,Frankreich und Japan. Zukünftig werdenauch Indien und China verstärkt um denknappen Rohstoff Uran konkurrieren. Voneiner langfristigen Sicherung des Energieträ-gers Uran kann also keine Rede sein.

2. Die Abhängigkeit Deutschlands vomEnergieträger Uran ist enorm. Im Jahre 2005betrug der Anteil der Atomenergie an der

Stromversorgung mehr als 25 Prozent. DerSuper-GAU in einem AKW würde vermutlichdie Abschaltung anderer AKWs nach sichziehen. Italien beispielsweise ist nach demUnfall in Tschernobyl konsequent aus derAtomkraft ausgestiegen.

3. Durch die Abhängigkeit von einzelnenLieferanten sitzt Deutschland doppelt in derFalle. Die vier großen Atom- und Kohle-stromproduzenten RWE, E.ON, Vattenfallund EnBW kontrollieren 80 Prozent derdeutschen Kraftwerkskapazität. Mit dieserSchieflage macht sich die Bundesregierungerpressbar, was die Konzerne ausnutzen.Denkt beispielsweise die Bundesregierungüber ordnungspolitische Maßnahmen zurErhöhung des Wettbewerbs auf dem deut-schen Strommarkt nach, droht Vattenfall miteinem Investitionsstopp, wie 2006 gesche-hen. Darüber hinaus kontrollieren fünf Län-der, nämlich Kanada, Australien, Russland,Kasachstan und Niger drei Viertel derWelturanreserven.

4. Auch beim vierten Punkt versagt dieAtomkraft. Atomkraftwerke sind nicht aufsparsame und rationelle Energienutzungausgelegt. Sie müssen aufgrund der hohenInvestitionskosten rund um die Uhr arbei-ten. Das führt mancherorts zu ökonomischund ökologisch unsinnigen Nutzungen wiedem Einsatz von Nachtspeicherheizungen inDeutschland oder der nächtlichen Beleuch-tung von Autobahnen in Belgien.

8 Versorgungsrisiko Atomkraft

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Uranerzbau in Tschechien:

Uran ist keine heimische

Ressource, sondern muss

importiert werden. Die Vor-

räte gehen weltweit langsam

zur Neige.

Versorgungsrisiko Atomkraft

Die Atomkraft hält der Prüfung der Bundesregierung zur Versorgungssicherheit nicht

stand. Ganz im Gegenteil, der Betrieb von Atomkraftwerken birgt enorme Versorgungs-

risiken. Die Abhängigkeit Deutschlands vom Energieträger Uran ist extrem groß.

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Uranreichweite

Die heute bekannten Uranvorräte könneneinen steigenden Bedarf nicht decken. Nachverschiedenen Szenarien zur weltweiten Ent-wicklung des Atomkraftwerkbestandes rei-chen die Uranvorräte noch 20 bis knapp 70Jahre. Diese Prognose (nach OECD-Zahlen)beinhaltet bereits sekundäre Ressourcen wiedie vorhandenen Uranlagerbestände undden Einsatz von Mischoxydbrennelementen(MOX) aus Uran und Plutonium. Ausgehenddavon, dass Atomkraft – von Ausbaubemü-hungen weniger Länder abgesehen – tenden-ziell rückläufig ist, werden die wirtschaftlicherschließbaren Vorräte auch nach Einschät-zung der Bundesregierung nur noch 60 bis70 Jahre reichen, also kaum länger als Erdöl.

Durch diese Verknappung des Brenn-stoffs für Atomkraftwerke schießt der Uran-preis in die Höhe. Allein von Oktober 2001bis Oktober 2006 hat sich der Preis für Uranin der Form U-308 von 9,45 $ auf 60 $ je ame-rikanisches Pfund (ca. 454 g) mehr als ver-sechsfacht. Bei fortschreitender Verknap-pung ist mit weiter steigenden Preisen zurechnen. Uran bietet anders als Wind undSonne keine verlässliche Kalkulationsbasis.

Fazit

Atomkraft bietet nicht nur keine Versor-gungssicherheit, sondern zementiert imGegenteil Deutschlands Abhängigkeit vonEnergieimporten und blockiert darüber hin-aus den Ausbau von Erneuerbaren Energien,denn das Stromnetz ist auf die riesigen,schlecht regulierbaren Reaktorblöcke aus-gelegt, die sich mit den modernen und flexiblen Anlagen der Erneuerbaren Techno-logien nicht „vertragen“. Erneuerbare Ener-giequellen wie Erdwärme, Sonne, Wind und Wasser sind unendlich vorhanden und„heimische“ Ressourcen. Sie bieten als einzi-ge eine nachhaltige Versorgungssicherheit.Deutschland wäre unabhängig von Energie-importen und die vier großen Atom- undKohlestromproduzenten könnten mit ihrenGewinninteressen nicht mehr die deutscheEnergiepolitik dominieren.

Mehr Informationen dazu unter www.greenpeace.de/schwarzbuchversorgungssicherheit.

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Versorgungssicherheit im

Einklang mit der Natur bieten

vor allem die Erneuerbaren

Energien Wind und Sonne.

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Die Brennstäbe im Reaktorkern enthaltenTabletten, sogenannte Pellets, aus angerei-chertem Uran. Durch Beschuss mit Neutro-nen, den elektrisch neutralen Bausteinen desAtomkerns, werden die Urankerne zur Spal-tung angeregt. Dabei entstehen bis zu dreineue Neutronen, die ihrerseits wiederumAtomkerne spalten können. Durch diese Ket-tenreaktion wird in kurzer Zeit viel Wärmefreigesetzt.

Es gibt verschiedene Reaktortypen. BeiLeichtwasserreaktoren werden die Brennstä-be mit Wasser gekühlt und die anfangs sehrschnellen Neutronen abgebremst (moderiert).Die Leistung des Reaktors wird über Steuer-stäbe reguliert. Sie verändern die Neutronen-menge, die für die Spaltung notwendig ist.Beim Anfahren des Reaktors werden dieSteuerstäbe aus dem Reaktorkern zurückge-zogen, zum Abschalten werden sie vollstän-dig hineingefahren.

Ein Atomkraftwerk in Betrieb

Atomkraftwerke (AKWs) nutzen ähnlich wie Kohlekraftwerke die Energie von Wasser-

dampf, um an Stromgeneratoren gekoppelte Turbinen anzutreiben. Der Reaktor spielt

dabei die Rolle des mit Kohle befeuerten Kessels. Die Wärme entsteht durch die Spaltung

von Atomkernen.

10 Ein Atomkraftwerk in Betrieb

In Deutschland sind vor allem

Druckwasserreaktoren in

Betrieb. Durch die Trennung

von Primär- und Sekundär-

kreislauf sollen Wasserdampf

und Turbinen frei von Radio-

aktivität sein.

In Deutschland sind vor allem Druck-wasserreaktoren wie Biblis und Brokdorf inBetrieb. Solche Reaktoren haben einenPrimär- und einen Sekundärkreislauf. DerBetriebsdruck ist so hoch, dass das Wassertrotz Hitze im Primärkreislauf nicht ver-dampft, sondern seine Wärme über einenDampferzeuger an den Sekundärkreislaufabgibt. Hier steht das Wasser unter niedrige-rem Druck, wird in Dampf umgewandelt undaus dem Reaktordruckgefäß abgeleitet, umTurbine und Generator anzutreiben.

Bei den sogenannten Siedewasserreakto-ren wie etwa Brunsbüttel oder Gundremmin-gen verdampft das Kühlwasser beim Durch-fluss durch den Reaktorkern. Der Dampfwird direkt über die Turbinen geleitet.Anders als beim Druckwasserreaktor ist derDampf radioaktiv, deshalb können Dampf-leitungen, Turbinen und Generatoren radio-aktive Ablagerungen enthalten.

So arbeitet ein Druckwasserreaktor

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Alle derzeit laufenden Atomreaktoren welt-weit haben konstruktionsbedingte Sicher-heitsprobleme, die sich nicht durch Nachbes-serungen beheben lassen. Es gibt bekannte,aber immer auch nicht erkannte Risiken, dieerst bei einem Unfall offensichtlich werden.Ein Beispiel hierfür ist der Fast-Super-GAUim schwedischen Atomkraftwerk Forsmarkim Juli 2006.

Ein Super-GAU in einem Atomreaktorkann zur Freisetzung einer riesigen Mengean Radioaktivität führen, größer als nach derReaktorkatastrophe von Tschernobyl undtausendmal so groß wie bei einer Atombom-benexplosion. Die Folge wären im dichtbesiedelten Europa neben unzähligen direktBetroffenen tausende Krebstote und dieZwangsumsiedlung der Bevölkerung in Ge-bieten von bis zu 100.000 Quadratkilometern.

Die Bundesregierung hat den Verfassungs-auftrag, Schaden von der Bevölkerung abzu-halten und die gesundheitliche Unversehrt-heit der Bevölkerung zu gewährleisten. Mitder Erlaubnis, Atomkraftwerke zu betreiben,setzt eine Regierung ihre Bevölkerung, ent-gegen dem Verfassungsauftrag, unkalkulier-baren Risiken aus.

Die Sicherheitsprobleme in Atomkraft-werken führen zu immer neuen Störfällenund zu unzähligen meldepflichtigen Ereig-nissen. Da eine unfallfreie Atomkraftnut-zung nicht möglich ist, bleibt nur der welt-weite Ausstieg aus der Atomkraft.

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Bei dem Atomunfall im

japanischen Tokaimura 1999

werden hunderte Menschen

verstrahlt.

29. September 1957, UdSSR

Atomkomplex Majak beiTscheljabinsk: Ein Fehler imKühlsystem führt zur chemi-schen Explosion. Große Mengen Radioaktivität werdenfreigesetzt und verseuchenganze Landstriche.

8. Oktober 1957, Großbritannien

Windscale (heute Sellafield):Großbrand im Atomreaktor zurPlutoniumproduktion. GroßeMengen radioaktiven Materialsgelangen in die Umwelt.

30. November 1975, UdSSR

AKW Sosnowi Bor nahe St.Petersburg: Das Durchschmel-zen einiger Brennelemente zerstört einen Teil der aktivenReaktorzone.

28. März 1979, USA

AKW Three Mile Island, Harrisburg in Pennsylvania:Teilschmelze des Reaktorkerns– der bislang schwersteAtomunfall in den USA.

13. März 1980, Frankreich

AKW Saint-Laurent-des-Eaux:Reaktorkernkühlung wirddurch abgelöstes Metallteilbehindert, Brennelemente verschmelzen.

26. April 1986, UdSSR

AKW Tschernobyl in der Ukraine:Reaktorblock 4 explodiert – derbisher schwerste Atomunfall.Teile Europas sind bis heuteradioaktiv kontaminiert.

30. September 1999, Japan

Urankonversionsanlage Tokai-mura in der Präfektur Ibaraki:Es kommt zu einer spontanenKettenreaktionen wegen Missachtung von Sicherheits-bestimmungen, hunderte Menschen werden verstrahlt.

10. April 2003, Ungarn

AKW Paks 2: Überhitzung und Beschädigung von Brenn-elementen. Radioaktive Gasegelangen in die Umgebung.

22. April 2005, Großbritannien

WAA Sellafield (früher Wind-scale): Hochradioaktive Flüssigkeit läuft über Monate in eine Stahlkammer. DieWarnanzeige wurde ignoriert.

25. Juli 2006, Schweden

AKW Forsmark: Nach einemKurzschluss fällt die Notstrom-versorgung teilweise aus, eineelektronische Überwachungdes Reaktors ist etwa 20 Minu-ten lang nicht gewährleistet.

Schwere Störfälle*

* Auszug aus dem Kalender „365 Gründe gegen Atomkraft“, vollständige Version unterwww.greenpeace.de/atomunfälle

Bedrohung durch Atomreaktoren

Atomkraftwerke können nicht sicher betrieben werden. Bis heute ist das Risiko eines

Super-GAUs (GAU = größter anzunehmender Unfall) nicht auszuschließen. Die Technologie

ist viel zu komplex, als dass für alle denkbaren Störfallszenarien Vorkehrungen getroffen

werden könnten. Darüber hinaus stehen die Betreiber RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW

beständig unter wirtschaftlichem Druck, was häufig zu Entscheidungen führt, bei denen

die Wirtschaftlichkeit statt der Sicherheit im Vordergrund steht.

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Der ehemalige Generalsekretär der VereintenNationen, Kofi Annan, mahnt, dass „mehr alssieben Millionen Menschen nicht den Luxushaben, Tschernobyl vergessen zu können“.Weißrussland erklärt nach der Reaktorkata-strophe eine Fläche von 7000 Quadratkilo-metern zur Sperrzone. Etwa 23 Prozent desStaatsgebiets und rund 40 Prozent der land-wirtschaftlichen Nutzfläche sind stark ver-strahlt. In den betroffenen Gebieten lebenzur Zeit des Unfalls 2,2 Millionen Menschen,135.000 werden umgesiedelt. Heute lebenimmer noch 1,5 Millionen Menschen in denkontaminierten Regionen. Schätzungen zu-folge werden die wirtschaftlichen Schädenbis zum Jahr 2015 insgesamt 235 MilliardenUS-Dollar betragen, das ist mehr als dasZehnfache des weißrussischen Bruttoinlands-produkts im Jahr 2004.

In der Ukraine werden 1000 Quadratkilo-meter zur Sperrzone. Etwa fünf Prozent desStaatsgebietes sind stark verstrahlt. In den be-troffenen Gebieten leben zum Zeitpunkt desUnglücks 2,6 Millionen Menschen, 160.000werden umgesiedelt. Laut Schätzungen wer-den die wirtschaftlichen Schäden bis zumJahr 2015 auf insgesamt 201 Milliarden US-Dollar anwachsen.

12 Der Super-GAU von Tschernobyl

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Hunderttausende Arbeiter

wurden in Tschernobyl bei

Aufräumarbeiten eingesetzt,

oft ohne ausreichende

Schutzkleidung.

Der Super-GAU vonTschernobylAm 26. April 1986 widerlegte sich das

Konzept der „friedlichen Nutzung der

Atomenergie“ auf tragische Weise

selbst. Der Super-GAU von Tschernobyl

brachte die weiträumige und anhaltende

Verseuchung von Mensch und Natur.

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In Russland sind 1,5 Prozent der Landes-fläche kontaminiert. 50.000 Menschen wer-den umgesiedelt. In ganz Europa werdenmehr als 45.000 Quadratkilometer kontami-niert.

Was passierte?

AKW Tschernobyl, Block 4, 26. April 1986,1:23:58 Uhr: Bei einem Test zur Notfall-beherrschung gerät die nukleare Kettenreak-tion außer Kontrolle.

Zwei Explosionen zerstören den Reaktorund das Reaktorgebäude.

Teile des Kernbrennstoffs werden weit indie Umgebung geschleudert.

Durch den zehntägigen Brand gelangenradioaktive Stoffe in eine Höhe von bis zu1000 Metern und verteilen sich großräumigüber die ganze nördliche Erdhalbkugel.

Der nach dem Unfall unter extremenBedingungen hastig gebaute Sarkophag, derden Unfallreaktor sicher einschließen sollte,ist undicht und einsturzgefährdet. Eine neueSchutzhülle, die quasi über den zerstörtenReaktor gefahren werden soll, wird in derPlanung immer teurer. Aber auch sie wärewieder nur eine Übergangslösung. DieMenschheit ist nicht in der Lage, mit den Fol-gen eines Atomunfalls umzugehen. Alleindarum gehören weltweit alle Atomreaktorenabgeschaltet.

Gesundheitsfolgen

Die Geschichte von Tschernobyl ist eineGeschichte von Vertuschung, Geheimhaltungund gezielter Fehlinformation. Die Interna-tionale Atomenergieorganisation (IAEO) zu-sammen mit der Weltgesundheitsorganisati-on (WHO) verbreitete 2006, dass bislang„nur“ 58 Menschen an den Folgen vonTschernobyl gestorben und künftig höchs-tens 4000 Krebstote unter den am meistenbelasteten Menschengruppen zu befürchtenseien. Die Russische Akademie der Wissen-schaften kommt zu anderen Zahlen: Sie gehtvon 270.000 zusätzlichen Krebserkrankun-gen aus, von denen voraussichtlich 93.000tödlich enden werden.

Vier Personengruppen haben am stärks-ten unter den Folgen von Tschernobyl zu lei-den: die bei den Aufräumarbeiten eingesetz-

ten Frauen und Männer („Liquidatoren“), dieevakuierten Menschen aus der extrem ver-seuchten 30-Kilometer-Zone um den Reaktor,die nicht evakuierten Bewohner der ebenfallsstark kontaminierten Gebiete außerhalb der30-Kilometer-Zone und die Kinder aus Fami-lien, die einer der drei vorgenannten Grup-pen angehören.

Krebserkrankungen

Heute ist klar, dass die von Tschernobyl aus-gehende Kontamination tatsächlich einensprunghaften Anstieg der Krebserkrankun-gen verursacht hat, vor allem bei den obengenannten stark radioaktiv belasteten Grup-pen. Beispielsweise ist infolge der massivenFreisetzung von radioaktivem Jod in denbetroffenen Gebieten die Zahl der Fälle vonSchilddrüsenkrebs dramatisch angestiegen.Davon sind insbesondere Kinder betroffen,die zum Zeitpunkt der Explosion bis zu vierJahre alt waren.

Andere Erkrankungen

Trotz der Schwierigkeiten bei der Ableitungabsoluter Ursache/Wirkungsbeziehungen istdavon auszugehen, dass zahlreiche andereKrankheitsbilder durch die Reaktorkatastro-phe vermehrt auftreten. Unter anderem gehtman davon aus, dass die radioaktive Belas-tung zu Erkrankungen von Atemwegs- undVerdauungssystemen geführt hat. Darüberhinaus gibt es Auffälligkeiten bei Blutgefäß-erkrankungen, Beschwerden des Skelettmus-kelsystems, hormonelle Störungen, Anoma-lien des Immunsystems, genetische Anoma-lien und Chromosomen-Mutationen. Hinzukommen vorzeitige Alterung und Schädigun-gen der Sinnesorgane.

Die globalen gesundheitlichen Auswir-kungen des Super-GAUs in Tschernobyl sindbis heute nicht richtig verstanden und unter-sucht. Es ist aber notwendig, die Folgen zuerfassen und zu verstehen, damit die Men-schen in den betroffenen Gebieten endlichumfassende Hilfe bekommen können. Drin-gend notwendige Konsequenz: der Ausstiegaus der Atomkraft.

Mehr Informationen im Internet unterwww.greenpeace.de/gesundheitsreport.

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Der Super-GAU von Tschernobyl 13

Galina Miroschnitschenko

(34) leidet unter Schilddrüsen-

krebs.

Opfer der Katastrophe von

Tschernobyl: Wadim Selicha-

now (14) hat ein Prostata-

Sarkom.

Nastja Jeremenko (9) erkrank-

te schon mit drei Jahren an

Gebärmutterkrebs, Metasta-

sen in der Lunge kamen hinzu.

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14 Radioaktive Stoffe gefährden den Menschen

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Radioaktive Stoffe gefährden den Menschen

Sie verbreiten sich über die Luft und natür-liche Stoffkreisläufe, sie wirken von außenauf den Menschen ein und finden, eingeat-met oder mit Trinkwasser und Nahrung auf-genommen, ihren Weg in den menschlichenKörper.

Die beim radioaktiven Zerfall entstehen-de, energiereiche Strahlung schädigt Zell-strukturen – wie stark, hängt von vielen Fak-toren ab.

Hohe Strahlendosen führen zu einer töd-

lichen Strahlenkrankheit. Bei geringerenDosen macht sich die negative Wirkung ofterst nach Jahren bemerkbar: Chronische Ent-zündungen, Krebs und genetische Schädenbei nachfolgenden Generationen können dieFolge sein.

Die Verbreitung unterschiedlicher Radio-nuklide in der Umwelt und ihre Wirkung imOrganismus ist ausgesprochen komplex, bei-des ist in den folgenden Grafiken beispiel-haft und sehr vereinfacht dargestellt.

Radioaktive Stoffe zählen zu den gefährlichsten Stoffen, die der Mensch jemals in die

Umwelt entlassen hat. Seit den 1950er Jahren gelangen durch Störfälle, Abluft und

Abwasser von Atomanlagen, Atomwaffentests und Uranabbau immer mehr radioaktive

Stoffe in die Umwelt.

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Im Herzstück des Atomkraftwerkes, demReaktor, befinden sich große Mengen hoch-radioaktiver Stoffe sowie diverse Sicherheits-einrichtungen. Die Reaktorgebäude der deut-schen AKWs weisen sehr unterschiedlicheStandards auf. Die ältesten Anlagen habenkeinen speziellen Schutz gegen Flugzeug-abstürze. Ihre 60 Zentimeter dicken Stahl-betonwände reichen allenfalls aus, dem Auf-prall eines zehn Tonnen schweren Sportflug-zeugs bei einer Geschwindigkeit von unter300 Kilometern pro Stunde standzuhalten.Einige Anlagen mit Wänden von 80 bis 100Zentimetern Dicke sind besser geschützt. Sietrotzen auch noch Starfightern mit Tiefflug-geschwindigkeiten von 650 Kilometern proStunde. Die zehn neuesten AKWs sind auchgegen den Absturz eines schwereren unbe-waffneten Militärflugzeugs ausgelegt. Aberauch diese würden dem Absturz einesgroßen Verkehrsflugzeugs keineswegs stand-halten.

Von den 17 heute laufenden Atomkraft-werken in Deutschland könnten Biblis A,

Brunsbüttel und Philippsburg 1 allenfallsden Absturz eines Sportflugzeuges, Biblis B,Neckarwestheim 1, Unterweser und Isar 1 denEinschlag eines unbewaffneten Starfightersverkraften. Alle übrigen Reaktoren sindgegen den Aufprall eines unbewaffnetenPhantomjägers ausgelegt.

Folgen eines Absturzes bei laufendem

Reaktor

Wird die äußere Stahlbetonstruktur zerstört,nützt auch die innere Stahlhülle (Contain-ment) nichts mehr. Das Containment istgegen Einwirkungen von innen, etwa denBruch von Rohrleitungen, ausgelegt, hältaber Außeneinwirkungen nur ungenügendstand. Wenn beim Einschlag Kühlkreislaufund Sicherheitssysteme Schaden nehmen,führt dies innerhalb einer Stunde zumSchmelzen des Reaktorkerns. Die freigesetz-ten Mengen radioaktiver Schadstoffe könn-ten die des Reaktorunfalls von Tschernobylweit übertreffen.

Vernebelte Sicherheitsdebatte

Die Möglichkeiten, AKWs gegen gezielteAbstürze von Verkehrsflugzeugen durchtechnische Nachrüstung zu schützen, sindaußerordentlich begrenzt. Das gilt auch fürdie Technik der Vernebelung, deren ur-sprüngliches Prinzip es ist, dass sich daspotenzielle Ziel im Nebel von seinem Stand-ort entfernt und dadurch nicht mehr getrof-fen werden kann. Dies ist bei einem AKWnaturgemäß nicht möglich. Der einzig wirk-same Schutz eines Atommeilers vor Terroris-mus ist seine Stilllegung.

Mehr Informationen dazu im Internetunter www.greenpeace.de/akwundterror.

18 Risiko Terrorismus

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Atomkraftwerk Biblis: Kein

deutsches Atomkraftwerk

könnte dem Absturz eines

Verkehrsflugzeugs stand-

halten.

Risiko Terrorismus

Der Absturz eines Flugzeugs auf ein Atomkraftwerk galt vor dem 11. September 2001

als extrem unwahrscheinlich. Mit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York

hat sich das über Nacht geändert. Experten und Verantwortliche stellen sich seitdem die

Frage, was passieren kann, wenn ein Flugzeug auf ein AKW stürzt – ob infolge eines

Unfalls oder eines Terrorangriffs.

Page 17: Risiko Atomkraft - Greenpeace · Wenn heute von einer Renaissance der Atomkraft in einigen Ländern die Rede ist, wird gern verschwiegen, dass das nur mit staatlicher Unterstützung

Die Transporte der brisanten Fracht querdurch die europäischen Ballungsgebiete istunverantwortlich, denn das Risiko für dieBevölkerung ist immens. Einige der beiTransporten verwendeten Behältertypenhaben keine den gesetzlichen Anforderun-gen entsprechenden Sicherheitstests durch-laufen, oder die simulierten Unfallszenarienentsprachen nicht der Realität: Der Feuertestsieht beispielsweise vor, dass ein Atommüll-behälter 30 Minuten lang einer Temperaturvon 800 Grad Celsius ausgesetzt wird. BeiZugunfällen mit leicht entflammbaren Stof-fen wie Benzin oder Propangas werden aller-dings Temperaturen von bis zu 2000 GradCelsius erreicht, außerdem lassen sich nichtalle Brände innerhalb von 30 Minutenlöschen. Zugunsten der Interessen der AKW-Betreiber wird die Sicherheit von Bahnarbei-tern, Polizei und Anwohnern der Transport-strecke leichtfertig aufs Spiel gesetzt.

1998 fanden Behörden außen an einigenAtommüllbehältern radioaktive Partikel. DieBehälter hatten jahrelang den zulässigen

Grenzwert um das bis zu 3500-Fache über-schritten. Daraufhin verhängte die damaligeUmweltministerin Angela Merkel einensofortigen Transportstopp und versprach,vor der vollständigen Ursachenklärung keineweiteren Transporte zu genehmigen.

Im Januar 2000 gab die (rot-grüne) Bun-desregierung jedoch wieder grünes Licht fürAtomtransporte. Und das weiterhin ohne dieversprochene Klärung. Auch können dieBetreiber der Atomkraftwerke weiterhinnicht garantieren, dass die Behälter zukünf-tig frei von Strahlenspuren sind.

Gern wird außer Acht gelassen, dass dienicht ausreichend gesicherten Atomtrans-porte in die Hände von Terroristen gelangenkönnten. Sobald sich Atommüll auf Reisenbefindet, ist er ein relativ leichtes Ziel fürTerrorattacken.

Seit Juli 2005 gehen keine Atomtransportemehr in die WiederaufarbeitungsanlagenSellafield (England) und La Hague (Frank-reich), ein Erfolg von Greenpeace und anderenUmweltschützern.©

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Bei Rangierarbeiten entgleis-

ten 1997 bei Apach, Frank-

reich, drei mit Atommüll

beladene Spezialwaggons

auf dem Weg in die britische

Wiederaufbereitungsanlage

Sellafield.

Castor-Transport 2006 ins

Zwischenlager Gorleben,

Wendland.

Risiko Atomtransporte

Bis heute gibt es kein einziges sicheres Lager für hochradioaktiven Müll. Stattdessen

wird die gefährliche Altlast zwischengelagert, ins Ausland verschoben und wieder

zurück nach Deutschland transportiert.

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der pakistanischen Atombombe“ erwarb seinRüstzeug bei der Urenco. Wer die entspre-chende Technologie besitzt, kann Uransowohl für Atomkraftwerke als auch fürAtombomben anreichern.

Es bedarf aber gar keiner Urananreiche-rungsanlage, um Atombomben zu bauen:Dafür genügen ein ganz normales Atomkraft-werk (AKW) und eine sogenannte Wieder-aufarbeitungsanlage (WAA), in der das durchdie Kernspaltung im Reaktor entstandenePlutonium chemisch aus den abgebranntenBrennstäben abgetrennt werden kann. Diemeisten Atommächte nutzen dies für ihreAtombomben, weil Plutonium seine verhee-rende Wirkung schon beim Einsatz viel klei-nerer Mengen als Uran entfaltet. Für denAtombombenbau wird das Isotop Plutonium239 (Pu-239) bevorzugt. Die Qualität des Plu-toniums aus Atomreaktoren hängt einzigdavon ab, wie lange die Uranbrennstäbe imReaktor bestrahlt wurden. Je kürzer dieBrennstäbe im Reaktor waren, desto höherist der Anteil des für den Atombombenbaubegehrten Isotops 239. Waren die Brenn-stäbe länger im Reaktor, ist der Anteil vonPu-239 geringer und der Anteil anderer Plu-toniumisotope höher, für den Atombomben-bau reicht er aber trotzdem aus.

Sechs Kilogramm für eine Bombe

Rund sechs Kilogramm Plutonium werdenfür den Bau einer Atombombe benötigt.Allein in deutschen Atomkraftwerken fallendavon jährlich ca. 4.000 Kilogramm an. Dasiranische Atomkraftwerk Busheer würde,einmal in Betrieb genommen, pro Jahr etwa300 Kilogramm Plutonium erzeugen. Welt-weit laufen derzeit 442 Atomkraftwerke.

Fakt ist: Jedes Land, das über Atomtech-nologie verfügt, ist über kurz oder lang auchin der Lage, Atombomben zu bauen.Deutschland und Japan haben längst das ©

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Im Atomreaktor entstehen verschiedene Iso-tope der radioaktiven Stoffe. Natururanbesteht überwiegend aus dem Uranisotop U-238 (Isotope: Atome eines Elements, diesich nur durch die unterschiedliche Anzahlvon Neutronen im Kern unterscheiden). Fürdie Stromerzeugung und den Bau von Atom-bomben wird jedoch das spaltbare UranisotopU-235 benötigt. Natururan enthält davonaber nur etwa 0,7 Prozent. Im Anreiche-rungsverfahren wird der Anteil von U-235erhöht: auf 3,5 bis 6 Prozent für den Brenn-stoff in Atomkraftwerken und auf 90 Prozentfür die Herstellung von Atomwaffen. Bei die-sem Konzentrationsprozess bleiben großeMengen Atommüll in Form von abgereicher-tem Uran zurück.

Die größten Urananreicherungsanlagenstehen in den USA, Frankreich und Russ-land, weitere in China, Pakistan und Japan.Die deutschen Energiekonzerne RWE undE.ON sowie Großbritannien und die Nieder-lande halten Anteile an der Firma Urenco, dieAnreicherungsanlagen in Gronau (Deutsch-land), Almelo (Niederlande) und Capenhurst(Großbritannien) betreibt. Wie eng der Zu-sammenhang zwischen ziviler und mili-tärischer Nutzung der Atomkraft ist, zeigtder Fall Abdul Quadeer Khan. Der „Vater

„Atompilz“ nach der Zün-

dung einer 11-Megatonnen-

Bombe auf dem Bikini-Atoll

im Pazifik 1954 durch franzö-

sisches Militär. Die radio-

aktive Verseuchung von

Mensch und Umwelt wird

in Kauf genommen.

Atomtests zwischen 1946

und 1958 bringen großes

Leiden auf die Insel Ronge-

lap, Pazifik. Viele Insel-

bewohner werden danach

mit Missbildungen geboren.

Der Weg zur Atombombe

Atomkraft und Atombombe sind nicht voneinander zu trennen. Wer die Technologie

zur Urananreicherung besitzt, kann Uran sowohl für Atomkraftwerke als auch für Atom-

bomben anreichern. Die Technologie ist die gleiche, nur der Grad der Anreicherung

unterscheidet sich. Aber wer alleine schon AKWs betreibt, gelangt in den Besitz des

Bombenstoffs Plutonium.

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technische Know-how und den Zugang zumBombenstoff. China, die USA, Großbritanni-en, Russland und Frankreich gehören zu denUnterzeichnern des Atomwaffensperrver-trags (Non Proliferation Treaty, NPT) undverfügen über Atomwaffen. Indien, Pakistanund Israel haben den Vertrag nicht unter-zeichnet und verfügen heute ebenfalls überAtomwaffen. Nordkorea ist dem Vertrag1985 beigetreten, wollte 2003 wieder austre-ten und verfügt heute nach eigenen Angabenebenfalls über Atombomben.

Die Unmöglichkeit der Trennung vonziviler und militärischer Nutzung von Atom-kraft macht auch das Dilemma der Interna-tionalen Atomenergie-Organisation (IAEO)aus. Einerseits soll die Organisation verhin-dern, dass mehr Staaten Atombomben bauenkönnen, andererseits soll sie die „friedliche“Atomenergie weltweit fördern. Sie versuchtquasi, ein Feuer mit Benzin zu löschen.

Immer mehr Länder mit Atomwaffen

Dass ihr das nicht gelingt, zeigt, dass seit derGründung der IAEO Pakistan, Indien, Israel,Nordkorea und Südafrika zum exklusivenKlub der Atommächte hinzugestoßen sind.Einzig Südafrika hat seine Atombombenwieder aufgegeben. Der Chef der IAEO,Dr. Mohammed El-Baradei, hat selbst kapitu-liert, als er 2006 verkündete, dass zusätzlichzu den neun Atomwaffenstaaten bis zu 30Staaten in der Lage seien, in kürzester ZeitAtomwaffen zu bauen.

Deshalb ist es an der Zeit, die Doppelrolleder IAEO zu beenden und ihr einen klarenAuftrag für die Zukunft zu erteilen: die För-derung des weltweiten Ausstiegs aus derAtomtechnologie kritisch zu begleiten unddie atomare Abrüstung der Atomwaffenstaa-ten zu überwachen.

Der Weg zur Atombombe 21

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Iranisches Propagandabild:

Studentin, die im Sommer

2005 für die Atomkraft

demonstriert.

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In scheunenähnlichen Hallen

wird in Gorleben seit Jahren

Atommüll oberirdisch „zwi-

schengelagert“. Jetzt soll der

Salzstock bei Gorleben zu

einem Endlager umfunktio-

niert werden.

Das ehemalige Salzbergwerk

Morsleben ist undicht und

damit für Atommüll völlig

ungeeignet.

Dilemma Entsorgung

Über 60 Jahre nach Beginn der Nutzung derAtomkraft gibt es noch immer kein Endlager,das den gefährlichen, hochgiftigen Atom-müll sicher für Jahrmillionen von der Bio-sphäre isolieren könnte. Plutonium beispiels-weise bleibt für Hunderttausende von Jahrenein tödliches Umweltgift. Wer nur ein milli-onstel Gramm davon einatmet, kann an Lun-genkrebs erkranken.

400 Tonnen hochradioaktiven Atommüllswerden allein in Deutschland jedes Jahr pro-duziert. Bis zum Abschalten des letztenAtomkraftwerks 2022 wird dieser Berg auf14.000 Tonnen angewachsen sein. Auf der

22 Atommüll: Entsorgung ungelöst

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Atommüll: Entsorgung ungelöst

Über 400 Atomkraftwerke weltweit produzieren jedes Jahr tausende Tonnen hochradio-

aktiven Atommülls. Doch bis heute weiß niemand, wie die brisanten Abfälle auf Dauer

– das heißt für einen Zeitraum von bis zu einer Million Jahre – zuverlässig vom Kreislauf

des Lebens abgeschirmt werden können. Die Atomtechnik gleicht einem Flugzeug, das

gestartet ist, obwohl es noch keine sichere Landebahn gibt.

Suche nach einem Endlager wird in Deutsch-land aber seit fast 30 Jahren nur in eine Rich-tung gedacht: Die hochradioaktiven Abfällesollen tiefengeologisch „endgelagert“, d. h.ohne Rückholmöglichkeit mehrere HundertMeter tief unter der Erde versenkt werden.

Gorleben taugt nicht als Endlager

Der Salzstock bei Gorleben im NordwestenDeutschlands soll als Endlager herhalten,obwohl er Kontakt mit dem Grundwasserhat. Ein für die Endlagerung von Atommüllzwingend notwendiges wasserdichtes Deck-gebirge über dem Salzstock ist in Gorlebennicht vorhanden. Die ehemaligen Salzberg-werke Morsleben in Sachsen-Anhalt und Assein Niedersachsen mussten bereits wegen man-gelnder Eignung als Endlager für schwach-und mittelradioaktiven Atommüll verworfenwerden. Doch die tagtägliche Produktion vonAtommüll geht unterdessen weiter.

Bis heute hat keine Regierung die wissen-schaftlich fragwürdige und aus rein politi-schen Gründen getroffene Standortentschei-dung für Gorleben als Atommüll-Endlagerrevidiert. Parallel zum Bau des Endlagerswurde dort 1995 eine oberirdische Zwischen-lagerhalle eröffnet. Seitdem rollen Castorenmit Atommüll nach Gorleben.

Page 21: Risiko Atomkraft - Greenpeace · Wenn heute von einer Renaissance der Atomkraft in einigen Ländern die Rede ist, wird gern verschwiegen, dass das nur mit staatlicher Unterstützung

Gorleben – kein sicheres Endlager

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Hauptverursacher für die Aufheizung desKlimas, für schmelzende Gletscher, denAnstieg des Meeresspiegels und immer häu-figer auftretende Dürren, Orkane und Über-schwemmungen sind die Treibhausgase,allen voran das Kohlendioxid (CO2). Wannimmer der Mensch fossile Energieträger wieKohle, Öl und Gas verbrennt, wird CO2 in dieErdatmosphäre freigesetzt. Um das Klima zuschützen, hat sich die Bundesregierung imRahmen des Kyoto-Protokolls dazu verpflich-tet, bis 2012 den Ausstoß der wichtigstenTreibhausgase gegenüber dem Stand von1990 um 21 Prozent zu reduzieren.

Kann Atomkraft das Klimaproblem

langfristig lösen?

Was häufig verschwiegen wird: Die Atom-kraft kann gar nicht dauerhaft aus der Klima-katastrophe helfen. Ebenso wie bei fossilenEnergien geht auch hier der Brennstoff zurNeige. Die IAEO schätzt, dass die Uranvor-räte bei heutigen Marktbedingungen undFörderraten noch 65 Jahre reichen – und dasist eines der optimistischeren Szenarien.

Klimaschutz als Vorwand

Die vier großen Energiekonzerne RWE,E.ON, Vattenfall und EnBW wollen an deraktuellen, für sie profitablen Struktur derStromversorgung festhalten. Wenn die Kon-zerne fordern, die Laufzeit ihrer AKWs zu

verlängern, hat das wenig mit Klimaschutzzu tun. Besonders unglaubwürdig wirkt dieangebliche Sorge bei den RWE- und Vatten-fall-Managern: Beide Unternehmen erzeugenviel Strom in klimaschädlichen Braunkohle-kraftwerken.

Atomkraft – völlig CO2-frei?

Preist die Atomlobby ihre Reaktoren für denKlimaschutz an, führt sie meist eine Zahl von170 Millionen Tonnen CO2-Ersparnis inDeutschland ins Feld, doch das ist einegeschönte Rechnung. Sie basiert auf derAnnahme, die AKWs würden nach ihrerAbschaltung durch klimaschädliche Kohle-kraftwerke ersetzt. Wählt man bei Neubau-ten in Europa aber die üblichen modernenerdgasbefeuerten Gas- und Dampfturbinen-kraftwerke, reduziert sich die CO2-Vermei-dung durch AKWs auf rund 70 MillionenTonnen. Spart man die Strommenge gar einoder ersetzt sie durch Erneuerbare Energien,sinkt der behauptete CO2-Vorteil der Atom-kraft quasi auf null.

Außerdem wird auch bei der Nutzung derAtomenergie Kohlendioxid freigesetzt: beimBau von AKWs, bei der Förderung des Uransund bei verschiedenen Arbeitsschrittenwährend der Brennelementeherstellung. Ins-gesamt liegt die Atomkraft mit ca. 31 GrammCO2/Kilowattstunde (kWh) über der Wind-energie mit 19 Gramm CO2/kWh. ©

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Atomenergie – keine Rettung für das Klima

Die Atomindustrie preist ihre Reaktoren als klimafreundliche Alternative zu fossilen

Brennstoffen an – doch als Mittel gegen den Treibhauseffekt ist die Risikotechnologie

ungeeignet, denn dauerhaft ist sie gar nicht einsetzbar.

Der optimale Klimaschutz ist

die verstärkte Nutzung rege-

nerativer Energiequellen.

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Das können Sie tun:

Unterstützen Sie Greenpeace!

Eine langfristig ökologisch verträgliche Strom-wirtschaft muss auf folgenden Säulen stehen:

Energieeinsparung: Es gibt viel Energie,die sich einfach und billig einsparen lässt,z. B. Abschaltung von Stand-by.

Effizienz: Energie muss effizienter verwen-det werden. Im Gegensatz zu nuklear undfossil befeuerten Kraftwerken können Kraft-

Atomausstieg jetzt! 25

Steigen Sie persönlich aus der Atomenergieaus! Wechseln Sie zu einem Anbieter für sau-beren Strom, z. B. Greenpeace energy eG.

Sparen Sie Energie! Das geht ganz leichtund ohne Komfortverlust.

Achten Sie beim Kauf von Haushaltsgerätenauf deren Energieverbrauch. Minimieren Sieden Stand-by-Verbrauch Ihrer Elektrogeräte.Investieren Sie beim Hausneubau oder Reno-

Wärme-Kopplungsanlagen den eingesetztenBrennstoff fast vollständig in Nutzenergieumsetzen.

Erneuerbare Energien (wie Wind, Sonne,Wasser, Biomasse, Geothermie) kommen fastohne Klimaemissionen aus. Sie sind uner-schöpflich und auf lange Sicht die einzigeLösung, den „Energiehunger“ der Menschenzu stillen.

vieren in bessere Wärmedämmung und zumBeispiel Dach-Solaranlagen zur Stromerzeu-gung oder Warmwasserbereitung.

Mischen Sie sich ein! Geben Sie sich nichtzufrieden mit dem Stillhalteabkommen zwi-schen Regierung und Atomindustrie. Protes-tieren Sie beim Bundeskanzleramt (rechts)gegen alte Atomkraftwerke, neue Atommüll-lager und gefährliche Atomtransporte. Nut-zen Sie Postkarte, Telefon, Fax oder E-Mail.

Impressum: Herausgeber: Greenpeace e.V., Große Elbstraße 39, 22767 Hamburg, Tel. 040/30618-0, Fax: 040/30618-100, E-Mail: [email protected]; Politische Vertretung Berlin, Marienstr. 19–20, 10117 Berlin, Tel. 030/30 88 99-0; Internet: www.greenpeace.de; Autoren: Alexandra Boehlke, Thomas Breuer,Anja Oeck, Heinz Smital; Redaktion: Kerstin Eitner, Anja Oeck; Bildredaktion: Conny Böttger; Produktion: Birgit Matyssek; Gestaltung: Johannes GrohtKommunikationsdesign, Hamburg; Titelfoto: Daniel Rosenthal/Greenpeace; V.i.S.d.P. Thomas Breuer; Druck: Druckzentrum Harry Jung, Am Sophienhof 9,24941 Flensburg; Auflage 20.000 Exemplare; Stand 1/2007. Gedruckt auf 100%-Recyclingpapier. Zur Deckung der Herstellungskosten bitten wir um eine Spende: Postbank Hamburg, BLZ 200 100 20, Konto-Nr. 97 338-207

Alternativen zur Atomenergie:

Bundeskanzleramt

Willy-Brandt-Straße 111012 BerlinTel. 030/40 00 0Fax 030/40 00 23 57E-Mail [email protected]. der Bundesregierung0180/272 00 00

Atomausstieg jetzt!

Über weitere Möglichkeiten, wie Sie unsere Arbeit für die Energiewende etwa als Förder-

mitglied oder durch ehrenamtliche Mitarbeit unterstützen können, informieren wir Sie

gern: Tel. 040/306 18-0. Auch wenn Sie mehr über Greenpeace wissen möchten, senden

wir Ihnen gern Broschüren zu.

Mehr Informationen finden Sie auch unter www.greenpeace.de.

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Greenpeace-Aktionen und Erfolge 27

Greenpeace-Aktionen und Erfolge

26 Greenpeace-Aktionen und Erfolge

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1983Aus Protest gegen Atom-

tests in Ost und West über-

queren zwei Aktivisten im

August 1983 mit einem

Ballon von Westberlin aus

die Mauer. Sie landen in der

DDR, wo sie kurze Zeit fest-

genommen werden.

1986Sitzblockade an der geplanten

Wiederaufarbeitungsanlage

Wackersdorf im November.

Nach dem Super-GAU von

Tschernobyl wird die Kritik an

der Atomkraft immer lauter.

1993Erste Proteste von Green-

peace gegen das geplante

Endlager Morsleben (großes

Bild). Im Salzbergwerk droht

ein Wassereinbruch. Das Aus

für Morsleben kommt 1998.

1997Greenpeace-Taucher nehmen

Proben am Abflussrohr der

französischen Wiederauf-

arbeitungsanlage La Hague

und weisen eine radioaktive

Verseuchung des Meeres nach.

2001Aktivisten besetzen eine

Eisenbahnbrücke über der

Jeetzel, um gegen einen

Atommülltransport ins

Zwischenlager Gorleben

zu protestieren. Über ein

Dutzend Schlauchboote

sind im Einsatz.

2003Greenpeace besetzt einen

der Fördertürme im geplan-

ten Endlager in Gorleben

und fordert dazu auf, den

Standort aufzugeben, weil

ansonsten das Trinkwasser

der Region gefährdet wird.

2004Greenpeace engagiert sich

gegen den geplanten Export

der Hanauer Plutoniumfabrik

nach China. Die Bundesregie-

rung legt die Pläne ad acta.

2005Etappenziel erreicht:

Seit Juli gibt es keine Atom-

müll-Transporte mehr aus

Deutschland in die Wieder-

aufarbeitungsanlagen in

Frankreich und England.

2006Greenpeace nimmt in der

Nähe von La Hague Wasser-

proben, deren Tritiumwerte

von 750 Becquerel pro Liter

die europäischen Grenzwer-

te um das Siebenfache über-

steigen.

2006Greenpeace fordert Georg

W. Bush bei seinem Besuch

in Stralsund auf, seinen

geplanten Atom-Deal mit

Indien fallen zu lassen.

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Greenpeace e.V. 22745 Hamburg Tel. 040/306 18-0; Fax 040/306 18-100E-Mail: mail @ greenpeace.de; Politische Vertretung Berlin, Marienstraße 19–20, 10117 Berlin,

Tel. 030 /30 88 99 - 0, Fax 030/30 88 99 -30 Internet: www. greenpeace.de

Greenpeace Österreich / Zentral- & Osteuropa, Siebenbrunnengasse 44, A–1050 Wien; E-Mail: [email protected]

Greenpeace Schweiz, Heinrichstraße 147, CH–8005 Zürich; E-Mail: [email protected]

Greenpeace fordert:

Atomkraftwerke müssen so schnell wie technisch möglich abgeschaltet werden.

Die Betreiber müssen ihre Atomkraftwerke ausreichend versichern.

Rückstellungen für den Rückbau von Atomkraftwerken und für die Entsorgung von Atommüll sind in unabhängig verwaltete Fonds einzuzahlen.

Stromnetzbetreiber müssen de facto von Energieversorgungsunternehmen getrennt werden, um freien Wettbewerb auf dem Strommarkt zu garantieren.

Die Bundesregierung muss den unsicheren Salzstock in Gorleben als

Endlagerstandort aufgeben.

Es muss eine Suche nach einem Endlager für Atommüll in Deutschland gestartet werden. Diese muss nach wissenschaftlich nachvollziehbaren Kriterien erfolgen.

Atomtechnologieexporte müssen eingestellt werden, um eine Weiterverbreitung von Atombombentechnologie zu verhindern.

Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) muss zu einer Organisation umgebaut werden, die den weltweiten Ausstieg aus der Atomkraft und die weltweite Abrüstung von Atombomben kritisch begleitet.

Die internationale Gemeinschaft muss den Auftrag der IAEO, Atomtechnologie weltweit zu verbreiten, streichen.